1904 / 185 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Aug 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Deutsches Reich.

Dem mit der Vertretung des Kaiserlichen Generalkonsuls in Genua betrauten Konsul Franoux ist auf Grund des § 1 des Gesetzes vom 4. Mai 1870 für die Dauer der Vertretung die Ermächtigung erteilt worden, bürgerlich gültige Ehe⸗ chließungen zwischen Reichsangehörigen vorzunehmen und diese Heiraten zu beurkunden.

Bekanntmachung, 1“ betreffend Erweiterung des Fernsprechverkehrs.

Der Fernsprechverkehr zwischen Berlin und Brilon, Dossow (Prignitz), Iburg, Kleinbesten bei Großbesten, Machlin, Priebus, Schönhagen (Prignitz), Teetz (Prignitz), Wiedersee sowie Wiesau (Kr. Sagan) ist eröffnet worden. Die Gebühr für ein gewöhnliches Gespräch bis zur Dauer von 3 Minuten beträgt: . 8 8

1) im Verkehr mit Kleinbesten bei Großbesten 25 2,

2) im Verkehr mit Dossow (Prignitz), Schönhagen (Prignitz) und Teetz (Prignitz) je 50 2, 1

3) im Verkehr mit den übrigen Orten je 1

Berlin C., den 6. August 1901uS. 8 Kaiserliche Oberpostdirektion.

Ighn der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird eine Genehmigungs⸗ urkunde, betreffend die Ausgabe von auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibungen der Gernrode⸗ Harzgeroder Eisenbahn⸗Gesellschaft zu Ballenstedt, veröffentlicht. 8

8 Königreich Preußen. Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Graudenz getroffenen Wahl den Stadtrat Mertins daselbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Graudenz für die gesetz⸗ liche Amtsdauer von sechs Jahren zu bestätigen. 8

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Mühlenbesitzer Georg Plange in Soest, sowie den Fabrikbesitzern Eugen Coupienne in Mülheim a. d. Ruhr und August Werner in Hannover den Cha⸗ kter als Kommerzienrat zu verleihen.

1“

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten. Am IJ. Chemischen Institut der Universität Berlin ist der Assistent, Privatdozent Dr. Robert Pschorr zum Abteilungs⸗ vorsteher ernannt worden.

8

Abgereist: W Seeine Erzellenz der Präsident des Reichsbankdirektoriums, Wirkliche Geheime Rat Dr. Koch, mit Urlaub nach Schwarzburg. Angekommen:

Seine Erzellenz der Unterstaatssekretär im Justizministerium, Wirkliche Geheime Rat Dr. Küntzel, vom Urlaub;

Seine Erzellenz der Ministerialdirektor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirkliche Geheime Rat Schröder, vom Urlaub. 8

NRichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 8. August. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der

Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen hat die Gnade gehabt, an den Vorstand des Reichs⸗ komitees zu Gunsten der durch Hochwasser Ge⸗ schädigten, zu Händen des Vorsitzenden, Staatsministers, Staatssekretärs des Innern Hrafan von Posadowsky, olgendes Handschreiben zu richten: geMeit großer Freude und Befriedigung habe Ich aus dem Be⸗ richte des Vorstandes des Reichskomitees zu Gunsten der durch Hoch⸗ wasser Geschädigten ersehen, daß, nachdem die Sammlungen ihren Abschluß gefunden haben, sich ein sehr erfreuliches Resultat ergeben hat. Wenn es gelungen ist, die in den geschädigten Provinzen ver⸗ anstalteten Sammlungen so wirksam zu ergänzen, daß alle berechtigten Ansprüche auf Unterstützung erfüllt werden konnten, so ist dies wiederum ein glänzendes Zeugnis für die Opferfreudigkeit im deutschen Vater⸗ lande, welche bei dhalicen Krtzsforben, wie den Ueberschwemmungen im vorigen Jahre, nie versagt hat. Den aber, insonderheit dem Vorstande des u“ komitees zu Gunsten der durch Hochwasser Geschädigten, welche ihre Zeit und Kraft daran gesetzt haben, die Sammlungen zu organisieren, und sich weiter der schwie rigen Aufgabe unterzogen haben, nach ein⸗ gehender Prüfung der zahllosen Bittgesuche die freiwilligen Gaben in gerechter Weise zu verteilen, spreche Ich hiermit Meinen aufrichtigsten und wärmsten 12 8 t 1904 Potsdam, den 1. Augu 904. 3 b Wilhelm, Kronprinz.

Der Oberstaatsanwalt d nme Oberjustizrat Wachler hat mit mehrwöchigem Urlaub Berlin verlassen.

Der Königlich niederländische Gesandte Dr. Jonkheer van Tets van Goudriaan hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Gesandtschaftsrat Ritter pan Rappard die Geschäfte der Gesandtschaft.

schienen, wie „W. T. B.“ berichtet,

des Kammergerichts, Geheime

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Stosch“

am 6. August von Bergen nach Dartmouth in See gegangen. S. M 8. „Loreley“ 8 am 5. August in Füütolajeff ba und geht heute von dort nach dessa in See. S. M. S. „Bussard“ ist am 5. August in Bagamojo angekommen. 1 1““

8 9 Uhr, erfolgte in Hamburg, wie „W. T. B.“ berichtet, die Abfahrt des Truppen⸗ transports für Deutsch⸗Südwestafrika auf dem Dampfer „Wittekind“, der ein zahlreiches Publikum bei⸗ wohnte. Die Truppen hatten um 8 Uhr am Schuppen auf dem Landungsplatze Aufstellunggenommen. Der Kommandant von Altona, Generalleutnant von Sluyterman⸗Langeweyde hielt eine Ansprache, in der er den Soldaten, die freiwillig hinaus⸗ zögen, um für Deutschlands Ruhm und Ehre zu kämpfen, den Scheidegruß entbot und die er mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser schloß. Der Führer des Kommandos ge⸗ dachte in seiner Erwiderung der freundlichen Aufnahme in Hamburg und brachte ein Hoch auf Hamburg aus. Unter den Klängen der Musikkapelle und brausenden Abschiedsrufen verließ der Dampfer darauf den Hamburger Hafen

Deutsche Kolonien.

Der Generalleutnant von Trotha berichtet, d „W. T. B.“ zufolge, aus Erindi⸗Ongoahere in Deutsch⸗ Süͤdwestafrika: Durch zahlreiche Erkundungen ist festgestellt worden, daß die Hereros hauptsächlich den Westrand des Sandsteinplateaus nordwestlich von Omuweroumue und das Flußbett des Hamakari von Omuweroumue bis Hama⸗ kari, außerdem Okambukonde und Waterberg stark besetzt haben. Die Hauptmasse befindet sich anscheinend bei Hama⸗ kari. Die Nachricht über Nechales Streitkräfte bei Hoais hat sich als falsch herausgestellt. Oberleutnant Volkmann hält jetzt Otjenga besetzt und hat Verbindung mit Major von Estorff und Hauptmann von Fiedler. Oberst Deimling steht mit drei Kompagnien bei Omusema⸗Uarei und Okateitei, eine weitere Kompagnie und 1 ½ Batterien treffen nächster Tage gleichfalls dort ein. Eine Kompagnie ist infolge der Landungsschwierig⸗ keiten in Swakopmund noch weit zurück.

Vorgestern abend,

Oesterreich⸗Ungarn. Einem gestern veröffentlichten Communigué zufolge er⸗ e „T in Ausführung des Be⸗ des Vollzugsausschusses der deutschen Parteien roß und Derschatta bei dem Ministerpräsidenten von Koerber, um ihm zu er⸗ klären, die deutschen Parteien erblickten in der Er⸗ richtung slavischer Parallelklassen an den deutschen Lehrer⸗ bildungsanstalten Schlesiens eine Erfüllung unberechtigter slavischer Wünsche auf Kosten der Deutschen. Die Deutschen müßten in diesem Falle in bezug auf ihre Stellung zur Re⸗ gierung ihre Konsequenzen ziehen. Der Ministerpräsident von Koerber erklärte, seine bisherige Geschäftsführung biete ge⸗ nügend Belege für den Geundsatz der Regierung, die politische Stellung keiner Nationalität zu tangieren und tangieren zu lassen. Die Regierung könne in der Errichtung slavischer Parallelklassen eine Bedrohung der Deutschen nicht erblicken. Sie sei bemüht gewesen, die nationale Leidenschaft von der Angelegenheit fern zu halten, was sie auch die Deutschen zu tun bitte. Das Communiqué besagt schließlich, die beiden Vertreter der deutschen Parteien hätten sich darauf beschränken müssen, die Antwort des Ministerpräsidenten zur nicht befriedigenden Kenntnis zu nehmen.

schlusses die Abgeordneten

Großbritannien und Irland. Bei der vorgestern in Reading vorgenommenen Ersatz⸗

vahl zum Unterhause wurde, wie „W. T. B.“ erfährt,

Rufus Isaacs (lib.) mit 4770 Stimmen gewählt, während Keyser (kons.) 4540 Stimmen erhielt. Bei der Wahl im Jahre 1900 erhielt Palmer (lib.) 4592 Stimmen, während Keyser (kons.) 4353 Stimmen erhielt. 11u““

. Frankreich. 88 Bei der gestrigen Wahl zur Deputiertenkammer in

111“

8

Sceaux (Depart. Seine) wurde, dem „W. T. B.“ zufolge,

Deloncle (Radikal) gewählt. 1 . Die Stichwahlen für die Generalräte haben gestern stattgefunden. Gewählt wurden 67 Ministerielle, 18 Anti⸗ ministerielle und 8 Konservative. Die Ministeriellen gewannen 17 Sitze und verloren 8. V Der Dampfer „Malakka“ hat den Hafen von Algier mit der Bestimmung nach Port Said wieder verlasse Der Verkehrsminister Fürst Chilkow ist gestern, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, nach dem Baikalsee zur Inspizierung der Transbaikal⸗ und der Baikal⸗Ringbahn v Die Eröffnung der Ringbahn

soll gegen Mitte September erfolgen.

Türkei.

Nach der offiziellen Statistik des Generalinspektors für die drei mazedonischen Wilajets sind, wie das Wiener „Telegr.⸗ Korresp.⸗Bureau“ erfährt, bis jetzt rund 6000 Emigranten, das Wilajet Adrianopel nicht eingerechnet, aus Bulgarien zurückgekehrt, was über 85 Prozent der bulgarischerseits an⸗ gegebenen Gesamtzahl der Flüchtlinge ausmacht. Die Zahl der Amnestierten beträgt über 1800. Für die Rückkehr der Amnestierten ging die verlängerte Frist am 5. August zu Ende. Es wird aber wahrscheinlich eine weitere Verlängerung be⸗ willigt werden. In die Gendarmerie der drei mazedonischen Wilajets sind bereits beinahe 25 % Christen ver⸗ schiedener Nationalitäten aufgenommen worden. Dieser Prozent⸗ satz dürfte sich noch steigern, da die Sichtung der Gendarmerie von ungeeigneten Elementen durch den Kommandanten di Giorgis Pascha und die Adjoints der Großmächte noch keineswegs beendet ist. Bei Ersatz der weiteren Abgänge werden die christlichen Elemente noch mehr berücksichtigt werden; im Verwaltungs⸗, Justiz⸗ und Polhe diesf sind be⸗ reits über 300 Christen angestellt. Auch diese Zahl wird sich und nach erhöhen, da die Sichtung des gesamten Beamten⸗ personals fortgesetzt wird. Seit Beginn der Reformaktion sind über 1000 Beamte abgesetzt oder in Untersuchung gezogen worden.

8 Amerika.

s europäische Geschwader der Vereinigten Sin en 18 98 T. 89 meldet, aus ö den Befehl erhalten, nach den türkischen Gewässern abzugehen, und ist infolgedessen gestern früh von Villafranca na abgefahren.

Präsident Battle Ordonez am Sonnabend mit seiner Famile spazieren fuhr und eine Sraßenecke passierte, explodierte unter dem Wagen eine Mine, die in einem Tunnel unterhalb der Straße lag, der von einem unbewohnten Hause ausging. Das Straßenpflaster und die darüber führenden Straßenbahn⸗ schienen wurden aufgerissen, der Präsident und seine Familie blieben unverletzt; auch niemand anders kam zu Schaden.

Ueber die Urheber des Anschlags ist nichts bekannt.

Asien.

Ein Telegramm des Generals Kuropatkin an den Kaiser vom 5. d. M. besagt, dem „W. T. B. zufolge: 8

Am 4. August umfaßten die Vorposten der Japaner in der Richtung auf ilotfan⸗Haitscheng eine Strecke von 15 Werst. Nördlich von Haitscheng marschieren im Gebirge bedeutende Streit⸗ kräfte des Feindes in der Richtung auf Pahoutsai vor. Eine der feindlichen Kolonnen ist mit ihrer Hauptmacht bis Schaninwo und mit ihrer Vorhut bis Takantsi (20 Werst östlich von Haitscheng) vorgedrungen. Auf der Ostfront stand der Feind am 4. d. M. auf dem Wege nach Liaujang in der Umgegend von Kholoungou und seine Vorhut in Erdahe (5 Werst südöstlich von Liandiasianu) und auf dem Bergrücken zwischen Dan⸗ diagou und Sanpu, der im Osten an Liandiasianu heranreicht. Die Japaner haben auf dem Ufer des Taytyhe bei Bensihou bedeukende Streitkräfte zusammengezogen. Die feindliche Vorhut häl noch immer das linke Ufer des Taytyhe und die in das Tal über gehenden Bergschluchten besetzt. Der Feind hat Sigosyr geräum

und hält Tsanschau mit einer kleinen Abteilung besetzt.

Ein weiteres Telegramm des Generals Kuropatkin an den Kaiser vom 6. August berichtet:

m 5. August wurde auf der Südfront eine Rek ognoszierung E veüUnsere Geschütze beschossen und zerstörten das Dorf Gantchiuantsie, 18 Werst nordöstlich von Niutschwang, von wo der Feind in der Stärke von 2 bis 3 Schwadronen und einigen Kompagnien eilig unter Zurücklassung der Last⸗ tiere, eines Teils des Gepäcks, der Munition und der Kessel mit dem kochenden Essen floh. Die Geschütze beschossen den ab⸗ rückenden Feind. Gleichzeitig vertrieben die Kosaken die japanische Kavallerie aus dem Dorfe Denzsiakon. Auf der linken Seite verdrängte unsere Kavallerie die japanischen Feldwachen aus To⸗ luntschjaia, 5 Werst südöstlich von Gentsichuantsi. Auf der Ostfront sind keine Veränderungen eingetreten.

Ein Telegramm des Generals Stoessel an den Kaiser aus Port Arthur besagt:

Die Truppen haben in einer dreitägigen Schlacht am 26., 27. und 28. Juli alle Angriffe der Japaner mit ungeheueren Verlusten für diese zurückgeschlagen. Die Stimmung der Garnison ist eine sehr gehobene. Das Geschwader griff helfend ein, indem es den Feind in der Flanke beschoß. Unsere Verluste betragen für alle drei Kampftage an Toten und Verwundeten ungefähr 1590 Unter⸗ militärs und 40 Offiziere. Die Japaner verloren nach Nachrichten von Chinesen und Gefangenen gegen 10 000 Mann. Diese Verluste machten sich ihnen so fühlbar, daß sie nicht einmal ihre Toten und Verwundeten wegschaffen konnten.

Die „Russische Telegraphenagentur“ meldet aus Tschifu:

Nach Mitteilungen aus chinesischer Quelle hat am 5. d. M. ein heftiger Kampf bei Port Arthur stattgefunden. Die Japaner wurden mit großen Verlusten zurückgeschlagen; ihre Verluste an Toten sollen 10 000 Mann betragen, die russischen etwa 1000. General Stoessel leitete persönlich das Gefecht.

Aus Tokio vom gestrigen Tage meldet das „Reutersche Bureau“, der Admiral Togo berichte:

Am 5. d. M. Abends näherten sich zwei japanische Torpedoboots⸗ zerstörer dem Hafeneingange von Port Arthur zu Rekognoszierungs⸗ zwecken. Vierzehn russische Torpedobootszerstörer liefen daraufhin aus dem Hafen und versuchten, die japanischen Schiffe abzuschneiden. Als die Japaner durch einen weiteren Torpedobootszerstörer Ver⸗ stärkung erhielten, griffen sie die Russen scharf an; diese zogen sich hierauf in den Hafen zurück. Die Japaner hatten keine Verluste; ob die Russen unbeschädigt in den Hafen zurückkehrten, ist nicht bekannt. Das Pariser Journal „Matin“ meldet aus Tientsin: Wie ein aus Niutschwang eingetroffener Bote dem hiesigen französischen Konsul berichtet, ist der französische Konsular⸗ agent in Niutschwang am Mittwochabend von den Japanern gefangen genommen worden. Der Agent hatte von den Japanern die Freigabe von zwei unter französischem Schutz stehenden Personen verlangt, die die Japaner ungerechtfertigterweise festgenommen hatten. Als die Japaner die Freilassung verweigerten, war eine heftige Auseinandersetzung entstanden, infolge deren der Konsularagent gleichfalls festgenommen wurde. Er benachrichtigte nun den amerikanischen Konsul, der, da er selbst nicht interpenieren konnte, einen Boten an den französischen Konsul in Tientsin schickte.

Der „Nowoje Wremja“ wird aus Wladiwostok be⸗ richtet:

1 Das Prisengericht verhandelte am 5. August über die Ver⸗ senkung des englischen Dampfers „Knight Commander“. Es wurde dahin erkannt, daß der Dampfer nebst Ladung eine rechtmäßige Prise und die Versenkung ein dem Völkerrecht entsprechender Akt ge⸗ wesen sei. Bei der Verhandlung stellte sich heraus, daß die aus Eisen⸗ bahnmaterial bestehende Ladung über japanische Häfen nach Tschemulpo bestimmt war, wahrscheinlich für eine Bahnlinie von Söul nach der Jalumündung.

Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Lhassa: Die am 3. d. M. daselbst eingetroffene englische Tibetexpedition hat 1 ½ km von Potala in unmittelbarer Nähe der Privatgärten des Dalai Lama ein Lager bezogen. Am Vormittag des 3. d. M. bemerkten die Engländer Gruppen von Personen in glänzenden Kostümen auf den Dächern in Potala, die das Herannahen der Engländer beobachteten. Wahrscheinlich befand sich der Dalai Lama selbst darunter, der sich nach den letzten Nachrichten noch in Potala befinden soll. Der Resident von Nepal kam den Engländern ent⸗ gegen und teilte ihnen mit, standen, die geschworen hätte, eher zu sterben, als die Eng⸗ länder in die Stadt su lassen. Diese Partei habe sich aber urückgezogen, als bekannt gemacht worden sei, es sei ver⸗ oten, gegen die Engländer zu kämpfen, weil nur unter ihrem Schutze die Tibetaner stark sein würden. Als die Erpedition das Lager erreichte, erschien der chinesische Amban, von chinesischen Soldaten eskortiert, und stattete dem Younghusband einen Besuch ab. Der Eintritt Stadt ist den Truppen verboten.

Das Mitglied des Herrenhauses

Smyrna

Aus Montevideo berichtet die „Agence Havas“: als der 8

Trier 5

in Lhassa habe eine Partei be⸗

dem Obersten in die

Parlamentarische Nachrichten.

Graf von der Schulenburg⸗Angern, Landrat a. D., ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ am 6. d. M. in Angern (Bez. Magdeburg) gestorben. 8 8

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebens⸗ und

8 Futtermittel betrugen im Monat Juli 1904 in Preußen nach der „Stat. Korr.“ für 1000 kg: Weizen 172 (im Juni d. J. 169, im Juli 1903 158) ℳ, Roggen 136 (131 bezw. 133) ℳ, Gerste 134 (132 bezw. 135) ℳ, Hafer 137 (130 bezw. 137) ℳ, gelbe Erbsen zum Kochen 230 (227 bezw. 237) ℳ, weiße Speisebohnen 281. (280 bezw. 286) ℳ, Linsen 368 (366 bezw. 355) ℳ, Eßkartoffeln 64,6 (52,9 bezw. 66,3) ℳ, Richtstroh 40 (39,1 bezw. 38,5) ℳ, Heu 57 (55,1 bezw. 49,8) ℳ, Rindfleisch im Großhandel 1132 (1134 bezw. 1135) ℳ; im Kleinhandel für 1 kg: Rindfleisch von der Keule 1,43 2 ℳ, vom Bauche 1,22 (1,22 bezw. 1,21) ℳ, Schweine⸗ fleisch 1,32 (1,30 bezw. 1,37) ℳ, Kalbfleisch 1,44 (1,46 bezw. 1,41) ℳ, Hammelfleisch 1,42 (1,44 bezw. 1,42) ℳ, inländischen geräucherten Speck 1,50 (1,50 bezw. 1,62) ℳ, Eßbutter 2,23 (2,20 bezw. 2,23) ℳ, inländisches Schwei neschmalz 1,53 (1,53 bezw. 1,65) ℳ, Weizenmehl zur Speisebereitung 30 (30 bezw. 29) ₰, Roggenmehl 25 (25) ₰; für 1 Schock Eier 3,37 (3,12 bezw. 3,28) ℳ.

Die Preise der vier Getreidearten zeigen gegen den Vormonat eine nennenswerte Steigerung. Die bedeutendsten Preiserhöhungen betragen beim Weizen: in Kiel 6, in Bromberg, Gleiwitz und Cassel 4, in Danzig, Görlitz, Stralsund und Halle a. S. 3 ℳ; beim Roggen: in Gleiwitz 11, in Danzig und Bromberg 9, in Stralsund 8, in Köslin und Posen 7, in Breslau und Berlin 6, in Königsberg i. Pr., Frankfurt a. O., Stettin und Kiel 5, in Görlitz, Halle a. S., Paderborn und Neuß 4 ℳ; bei der Gerste: in Posen, Gleiwitz und Kiel 9, in Breslau und Berlin 5, in Stettin 4, in Stralsund 3 ℳ; beim Hafer: in Gleiwitz und Aachen 13, in Posen und Breslau 12, in Görlitz 10, in Berlin und Neuß 9, in Danzig, Stettin und Kiel 8, in Königsberg i. Pr. 7, in Köslin, Frankfurt a. O., Stralsund und Halle a. S. 6, in Magdeburg und

8

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber hundert Maurer haben, wie hiesige Blätter melden, auf von Siemens u. Halske am Nonnendamm die Arbeit niedergelegt; die Gründe sind darin zu suchen, daß die Maurer nicht, wie die Bauleitung forderte, Ueberstunden machen und auch nicht mit einigen auf dem Bau beschäftigten nichtorganisierten Leuten zusammenarbeiten wollten.

In Toulouse wurde, wie „W. T. B.“ meldet, gegen die von einem Pariser Genossen geführten streikenden Kaffeehauskellnerr Militär aufgeboten. Das Streikkomitee hat an den Ministerpräsidenten eine öö gerichtet.

n Venedig befinden sich, wie der „Voss. Ztg.“ telegraphiert wird, alle Bäckergesellen im Ausstand, da die Betriebsinhaber deren Lohnforderungen trotz des Vermittelungsversuchs des Sindaco nicht bewilligen wollen. Auch die Gondoliere sind höchst unzufrieden, da die neugegründete Kraftbootgesellschaft der auf eine Ueberlieferung von Jahrhunderten zurückblickenden Einrichtung der Gondeln Konkurrenz zu machen droht. Am Mittwoch hat sich eine Abordnung der sich in ihrer Existenz gefährdet fühlenden Bootsführer zum Bürgermeister begeben, um gegen die Einführung der „Cancie elettriche“ Einspruch zu erheben und mit dem Aus⸗ stand zu drohen. Außerdem ist noch ein Konflikt zwischen Kohlen⸗ großhändlern und Abladern ausgebrochen, der aber auf güt⸗ lichem Wege beigelegt werden dürfte.

Kunst und Wissenschaft. h Vom 9. August an bleibt die Gemäldegalerie im Alten

Museum wegen der Ueberführung der Bilder in das Kaiser Friedrich⸗ Museum für das Publikum geschlossen.

Ueber die masurische Sprache veröffentlicht O. Gerß in den „Mitteilungen der Literarischen Gesellschaft Masovia“, 9. Jahrg., einen Aufsatz, dem der „Globus“ einige interessante Angaben ent⸗ nimmt. Das heutige Masurisch ist dieselbe Sprache, die im 14. und 15. Jahrhundert die niederen Stände in den östlich und südlich vom heutigen Ostpreußen gelegenen Teilen des Königreichs Polen ge⸗ sprochen haben. Auch die südlich und südwestlich von dem heutigen Ostpreußen gelegenen Teile Polens hatten damals in den unteren Ständen dieselbe Sprache, mit den geringen Unterschieden unvermeid⸗ licher Provinzialismen. Nur in der Aussprache des Polnischen differierten Osten und Westen, und diese Differenz macht sich bis heute geltend, wobei die Grenze den Ortelsburger Kreis schneidet. Die Hauptdifferenz betrifft nach Gerß die Aussprache des 8z und cz; im nordöstlichen Masuren spricht man es wie das scharfe s und das scharfe ; aus, im übrigen Masuren wie sch und tsch. Das ¾ wird ferner im nord⸗ östlichen Masuren wie ein weiches s, im Südwesten wie ein weiches sch gesprochen, dieses in Uebereinstimmung mit der Aussprache der ge⸗ bildeten Polen. Endlich bildet noch die Aussprache des 1 eine Differenz, indem der nordöstliche Masur nicht imstande ist, diesen Konsonanten richtig auszusprechen. Jede Abweichung, jede eigentümliche Betonung wird auf das peinlichste von Geschlecht zu Geschlecht fort⸗ gepflanzt, und so hielt bei fast gänzlichem Mangel an Literatur die mündliche Tradition seit der Einwanderung, also 500 Jahre lang, die Sprache des Mittelalters unverändert aufrecht. Nur mußte bei dem Mangel an Weiterbildung und an Literatur beim Fortschreiten der Kultur die deutsche Sprache, als die offizielle Sprache der Landesregierung, aushelfend eintreten, und so kamen viele deutsche Wörter, die mit polnischen Endungen versehen wurden, in die masurische Umgangssprache hinein. Daß dieße jetzt überhaupt noch als polnisch erkennbar ist, ver⸗ dankt sie lediglich der polnischen Bibelübersetzung und dem polnischen Siaeng.h. sowie einer kleinen Zahl polnischer Andachts⸗ und Predigtbücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert, meist aus dem Deutschen. Diese Literatur ist durchweg in der Volkssprache des Mittelalters geschrieben, die bei den heutigen gebildeten Polen natürlich als gänzlich veraltet und minderwertig gilt, die unberührt geblieben ist von der Fortbildung des Polnischen im Königreich Polen durch eine reiche Literatur und große Dichter.

In Bern wurde, wie „W. T. B.“ meldet, der zweite inter⸗ nationale FerFreh be Förderung des Bebennnternttcis G . Nr. 181 d. Bl.) gestern geschlossen. Der Lenares at eschlossen, einen internationalen Verband zu schaffen, dessen Bureau seinen Sitz in Bern haben wird, in das jeder Staat drei Vertreter entsenden soll. Das Bureau soll mindestens alle zwei Jahre zusammen⸗ treten. Der nsste K ngreß findet in England statt. u 1 89 6

8 1 8. 8 Literatur. 1“

Lehrbuch des Völkerrechts für Studium und Praxis

von Henry Bonfils, Professor der Rechte an der Universität

Toulouse. Dritte Auflage, durchgesehen und ergänzt von Paul

Fauchille, Leiter der Revue générale de droit international

ublic, Mitglied des Instituts für Völkerrecht. Uebersetzt und mit

nmerkungen versehen von Dr. jur. August Grah. XVI u. 867 S. Berlin, Karl Heymanns Verlag. Geh. 14

Das Völkerrecht, systematisch dargestellt von Dr. von Liszt, o. 5. Professor der Rechte an der Universität Berlin. Dritte Auflage. XIV u. 466 S. Berlin, Verlag von O. Häring. Geh. 10 1 Zu der vorliegenden Uebersetzung des erstgenannten Werkes hat seesor Dr. Hübler in Berlin die Anregung gegeben. Welche An⸗ chten und Absichten ihn bierbei leiteten, hat er in einem der Ueber⸗ setzung vorausgeschickten Geleitsworte mitgeteilt: „Alle Welt inter⸗ essiert sich heute für sogenannte internationale Dinge, für Fragen des Völkerrechts und der Politik. Die enge Staatswirtschaft ist mehr und mehr zur Weltwirtschaft erwachsen. Und die internationale Politik, deren Ziele sich tausend Jahre hindurch auf Europa beschränkten, sprengt ihren engen Rahmen und reckt sich aus zu einer Weltpolitik, die den ganzen Erdkreis umspannt. Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. Infolgedessen gibt es kaum noch eine Frage des öffentlichen Lebens, die ohne Zurückgreifen auf das Völkerrecht richtig erfaßt und voll gelöst werden kann. Ist nun mit der Bedeutung des Völkerrechts und mit der Lust am Völkerrecht auch die Pflege der Völkerrechtswissenschaft und das literarische Angebot gleichen Schritt gegangen? Diese Frage wird sich für Deutschland nicht bejahen lassen. Allerdings an sogenannten Kompendien herrscht kein Mangel ... Was uns aber fehlt und was, sobald der Janustempel geöffnet wird, die große Masse der nicht fach⸗ männischen Intelligenzen vergeblich sucht, das ist ein zuverlässiges Lese⸗, Hand⸗ und Nachschlagebuch des Völkerrechts in deulscher Sprache ..Ein Buch, das. den Rechtsstoff auseinanderbreitet und an der Hand von juristischen Tatbeständen in seiner ganzen Fülle vor Augen stellt... das unter Heranziehung der gesamten Literatur den großen Meinungshader in Doktrin und Praxis der europäischen Staatenwelt unverhüllt vor Augen bringt . .. und die aufgerufenen Autoren sofort unmittelbar zu Worte kommen läßt. Diesen Forde⸗ rungen scheint mir das Völkerrecht von Bonfils in besonderem Maße zu entsprechen. Durch drei in rascher Folge erschienene Auflagen ist es schon heute, weit über Frankreich hinaus, zu einem Standard work der diplomatischen und publizistischen Kreise geworden.“ Nicht jeder deutsche Leser wird diese Ansicht Hüblers völlig teilen und der Meinung sein, daß die tatsächlich vorhandene Lücke in der deutschen Literatur über das Völkerrecht zweckmäßig durch die Uebersetzung dieses französischen Werkes ausgefüllt werde. Zwar ist es für das⸗ selbe charakteristisch, daß es den Lehrbuchton vermeidet, daß es reichen Stoff enthält, die wunden Stellen des heutigen Völker⸗ rechts aufdeckt, sich dem geltenden Rechte gegenüber über⸗ haupt kritisch verhält und die Vertreter der verschiedenen Ansichten selb“ zu Worte kommen läßt, daß es, wie übler kurz jagt, informiert und instruiert. Aber anderer⸗ eits muß doch hervorgehoben we den, daß es Deutschland gegenüber einen im höchsten Maße par⸗ciischen Standpunkt einnimmt und besonders die Ereignisse des Jahres 1870 in dem Lichte der französischen Pamphlete darstellt, wenn auch nicht verschwiegen werden soll, daß der Uebersetzer der ungerechten Beurteilung der deutschen Kriegführung von 1870/71 in Anmerkungen Widerspruch entgegen⸗ gesetzt hat. Bonfils Darstellung des Völkerrechts folgt in ihren ersten Teilen der Systematik des Privatrechts und behandelt zunnächst die ersonen oder Subjekte, die fähig sind, Rechte oder Pflichten zu be⸗ itzen (die Staaten, den Papst, den Menschen in seinen völkerrechtlichen Beziehungen), dann die Sachen (Umfang des Staatsgebiets, Erwerb und Veräußerung von Staatsgebiet, das offene Meer und die Schiffe), im dritten und vierten Abschnitt die rechtlichen Beziehungen zwischen den Personen oder das Obligationenrecht und zwar sowohl die fried⸗ lichen Beziehungen zwischen den Staaten als auch die internationalen Streitigkeiten und die Mittel, sie zu schlichten, in dem fünften, dem umfangreichsten Abschnitt des Werkes, die Rechtsschutzmittel oder das Aktionsrecht, den Krieg (Landkrieg, Seekrieg, Neutralität, Friedens⸗ verträge) und in einem kurzen sechsten Abschnitt „das Völkerrecht in der Zukunft“. Die Kritik des Verfassers ist nicht immer zutreffend, namentlich operiert er zuviel mit dem Naturrecht und mit einem Humanitätsideal, dem die Verhältnisse der modernen Kriegführung nicht entsprechen können. Auch im übrigen enthält das Werk manche Unrichtigkeiten. So ist, ganz abgesehen von geschichtlichen Irr⸗ tümern, auf Seite 92 die rechtliche Natur des Deutschen Reichs, die Stellung Preußens in ihm und sein Verhältnis zu den übrigen Gliedstaaten falsch dargestellt, auf Seite 224 der Inhalt des deutschen Reichsgesetzes über die Erwerbung und den Verlust der Reichs⸗ und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 nicht richtig wiedergegeben usw. Der Uebersetzer hat seine Hauptaufgabe darin erblickt, den Urtext des Werkes gewissenhaft zu achten und ihn ohne die geringsten Aenderungen und Zusätze wortgetreu und sinngemäß ins Deutsche zu übertragen, in den Anmerkungen aber die literarischen Nachweise unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Schriften ver⸗ vollständigt sowie auf die e und die Verträge Deutsch⸗ lands namentlich an den Stellen hingewiesen, wo Bonfils auf das französische Recht Bezug genommen. Auch hat er dem Werke ein neues, sehr eingehendes Sachregister beigegeben. Liszts treffliches Kompendium des Völkerrechts, von dessen zweiter Auflage auch eine russische Ausgabe erschienen ist, hat in der schon nach knapp zwei Jahren notwendig gewordenen dritten Auflage eine ründliche Ueberarbeitung erfahren. Manches politische Ereignis der wischenzeit ist gewürdigt, manches der völkerrechtlichen Normierung neugewonnene Gebiet eingefügt, manche literarische Leistung verwertet, sodaß die neue Auflage auch die modernsten Erscheinungsformen des Rechtslebens im Völkerverkehr berücksichtigt. Wie die Darstellung des Rechtsstoffes, deren eigenartige Systematik unverändert gelassen worden, ist auch der Urkundenanhang durch die Aufnahme der Berliner Kongoakte von 1885 (nebst dem Vertrage zwischen dem Deutschen Reich und der Kongogesellschaft von 1884) sowie der deutsch⸗japanischen Verträge vom 4. April 1896 erweitert. Unter Hinweis auf den ostasiatischen Krieg sagt der Verfasser am Schlusse seines Vorworts: „Der Krieg ist wohl der mächtigste unter den Hebeln, durch die der Gemeinsinn der Völker aus den Tiefen kurz⸗ sichtiger Leidenschaft gefördert wird. Im dreißigjährigen Krieg, nach langen und bangen Wehen, ist das moderne Völkerrecht geboren worden. Jeder große Krieg hat seitdem sein Wachstum Im Zeitalter der Weltwirtschaft wird das Völkerrecht, trotz aller Kriege, ja durch sie gestärkt, eine, neue Blütezeit erleben. Die gehört den Staaten, die diese Entwickelung verstehen und enutzen.“

Verkehrsanstalten. 8

Lgcoondon, 6. August. (W. T. B.) Die White Star Line kündigt an, daß der Preis für die Zwischendeckpassage nach den Vereinigten Staaten auf allen ihr gehörigen Dampfern von jetzt ab zwei Pfund Sterling betrage.

Theater und Musik.

Im Neuen Königlichen Operntheater kommt am Freitag „Der Vogelhändler“, Operette in drei Akten von Karl Zeller, zur Aufführung.

Der Neubau des Thaliatheaters in der Dresdner Straße unter der Direktion Kren⸗Schönfeld ist so weit beendet, daß nun⸗ mehr die letzten Ausschmückungsarbeiten im Innern in Angriff ge⸗ nommen werden können. Gleichzeitig beginnen die Arbeiten auf der Bühne, die dem modernen Hause entsprechend ebenfalls mit den neuesten technischen Einrichtungen versehen worden ist.

Der Mustkschriftsteller Hofrat, Professor Eduard Hanslick ist, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend in Baden bei Wien gestorben. Hanslick, der am 11. September 1825 zu Prag seboren wurde, war bis 1894 rofessor der Geschichte und eessthetik der Tonkunst an der Universität Wien. Besonders bekannt wurde er als Musikkritiker der „Neuen Freien Prefse. und durch seine scharfe Opposition gegen die Schöpfungen Richard Wagners. Von seinen Schriften seien „Vom musikalisch Schönen“

(7. Aufl.) und „Geschichte des Konzertwesens in Wien“ erwähnt.

Mannigfaltiges. Berlin, den 8. August 1904.

Der Verein für Kunst hat als Geschäftsstelle die Amelangf 7 (Charlottenburg, Kantstraße 164) bestimmt. 2. 5 sind auch die Abonnements für die bereits angekündigten sechs Autoren⸗ abende, auch auf schriftliche Bestellung, zu bewirken.

Der XIV. Internationale Amerikanistenkongreß findet in den Tagen vom 18. bis 23. August d. J. in Stuttgart statt. Die Sitzungen werden im Festsaal des Königsbaues abgehalten. Das

umfaßt außer den Verhandlungen einen Begrüßungsabend a

m 17. August), veranstaltet vom Württembergischen Verein für

Handelsgeogrepbie ein von der Stadt Stuttgart gegebenes Garten⸗ est, mehrere Empfänge, einen Ausflug nach dem Schlosse Lichtenstein und eventuell noch Fahrten nach den prähistorischen Fundstätten von Schweizersbild und Keßlerloch und nach Schaffhausen (Festmahl der Stadt und Beleuchtung des Rheinfalls). Die Museen Stuttgarts sind vom 16. bis 23. August täglich von 10 bis 4 Uhr geöffnet. Für die Verhandlungen sind zahlreiche Mitteilungen über Urgeschichte und Geologie, Entdeckungs⸗ geschichte und Kolonisation, Archäologie, Anthropologie, Ethnographie und Forschungsreisen, v und Oxrnamentik, Mythologie sowie Paläographie und Linguistik angemeldet. Es sind hier alle deutschen und ausländischen namhaften Forscher auf dem Gebiet der Amerikanistik vertreten. Die Mitgliedschaft wird durch Zahlung von 12 erworben; die Mitglieder sind stimmberechtigt, können an allen gemeinsamen Veranstaltungen teilnehmen und erhalten die Veröffentlichungen unentgeltlich. Wer als Teil⸗ nehmer beizutreten wünscht, zahlt 4 ℳ; Teilnehmer sind nur zur Be⸗ teiligung an allen Sitzungen und gemeinschaftlichen Veranstaltungen berechtigt. Anmeldungen sind zu richten an Oberstudienrat Dr. Kurt Lampert, Stuttgart, Archivstraße 3, Zahlungen an Theodor G. Wanner, ebenda, Königstraße 35. 8

Bluarth i. Pomm., 8. August. (W. T. B.) Gestern abend segelten vier Perfonen, zwei Steuermannsschüler, ein Schulknabe und eine noch unbekannte Person, von Zingst ab. Heute wurde das Boot gekentert im Barther Bodden aufgefunden, alle

Insassen sind ertrunken. 8

Erfurt, 6. August. (W. T. B.) Bei dem gestrigen Eisen⸗

bahnunfall auf der Feldabahn zwischen Kaltennordheim

und Dermbach (vgl. Nr. 184 d. Bl.) wurden, wie amtlich festgestellt

worden ist, Personen nicht verletzt. Der Betrieb ist seit 1 Uhr Nachts wiederhergestellt worden. 8

Alfeld (Provinz Hannover), 7. August. (W. T. B.)

unweit Alfeld gelegenen Kaliwerk der Gewerkschaft mona“ entstand gestern nachmittag gegen 2 Uhr in dem in Betrieb befindlichen Förderturm auf Weise Feuer, das den Turm in kurzer Zeit einäscherte. Die Trümmer Turmes versperrten den Ausgang des Schachtes,

dem sich eine größere Anzahl Bergleute befanden. Feuerwehren, die sich auf den Schutz der benachbarten massiven Bergwerksgebäude beschränken mußten, gingen sofort ans Werk, den Ausgang des Schachtes von den Trümmern zu befreien, um die Bergleute zu retten. Ihren vereinten Anstrengungen gelang es denn auch noch, im Laufe des gestrigen Nachmittags die Trümmer fort zuränmen, sodaß die in dem 700 Meter tiefen Schacht befindlichen

25 Bergleute mittels Steigeisen aufsteigen konnten; nach

1 ½ Stunden waren alle ohne erhebliche Verletzungen ins Freie gelangt.

Seegeberg, 6. August. (W. T. B.) Ein großer Moor⸗ und Heidebrand wütet seit gestern abend bei Hasenmoor. Das Feuer hat bereits einen Umfang von 120 ha angenommen. Sämtliche benachbarten Ortschaften sohd telegraphisch um Hilfe gebeten. Auch Militär ist auf telegraphischem Wege requiriert worden.

Ilsfeld, 6. August. Seine Majestät der König von Württemberg traf heute vormittag zur Besichtigung der Brandstätte (vgl. Nr. 183 d. Bl.) hier ein. Am Nachmittag kehrte Seine Maäjestät nach Friedrichshafen zurück.

Dresden, 7. August. (W. T. B.) Am heutigen Sonntage gegen 2 Uhr Nachmittags ist der Personenzug 2627 C bei der Haltestelle Bertsdorf an der schmalspurigen Linie Zittau Oybin mit einem entgegenkommenden Leerzuge zusammengestoßen und entgleist. Hierbei sind 10 Reisende erheblich, mehrere leicht und vom Bahnpersonal 3 Personen verletzt worden. Der Verkehr zwischen. Bertsdorf und Oybin ist bis zur Beseitigung der Aufräumungsarbeiten unterbrochen.

Straßburg i. E., 8. August. (W. T. B.) In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag, gegen 11 Uhr, brach, vermutlich durch einen schadhaften Kamin, im Dachstuhl des Waisenhauses Feuer aus. Die sofort alarmierte Feuerwehr unternahm zunächst die Rettung der etwa 500 bis 600 Waisenkinder, die teilweise aus den Betten geholt werden mußten. Das Feuer lief mit großer Geschwindigkeit am Dachstuhl entlang und sprang dann zu der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Magdalenen⸗ kirche über. Es wurde Sturm geläutet. Die Feuerwehr be⸗ schränkte sich auf den Schutz der umliegenden alten Baulichkeiten und des Waisenhauses. Die Magdalenenkirche brannte voll⸗ ständig bis auf die Umfassungsmauern nieder; die alten Kirchenglasmalereien wurden vernichtet, ein wertvoller Reliquien⸗ schrein und verschiedene andere Heiligtüämer wurden geborgen. Ein Kind wurde leicht verletzt. Der Schaden wird auf 1 ½ Million geschätzt.

Budapest, 6. August. (W. T. B.) Im Magazin einer hiesigen Tabakfabrik im neunten Bezirk entstand heute nachmittag ein Prand. Der Schaden beträgt ungefähr zwei Millionen Kronen.

Paris, 7. August. (W. T. B.) Gruppen von Frei⸗ denkern versammelten sich heute nachmittag auf dem Platze vor dem Stadthause und zogen von dort vor das Denkmal Etienne Dolets. Sie sangen die Internationale und riefen: „Nieder mit der Geistlichkeit!“ Sie entfalteten drei rote Fahnen. Als diese von der Polizei weggenommen wurden, kam es jum Handgemenge. 8

Toulon, 8. August. (W. T. B.) Ein beträchtliches Feuer brach bei den Holzlagern des Arsenals aus. Marinetruppen ingen zur Pürfeletstun ab. Die ganze Bevölkerung ist auf den

einen. Ueber den Brand werden jetzt folgende Einzelheiten be⸗ kannt: Das Feuer brach gestern kurz nach Mitternacht im Haupt⸗ trakte aus, der die Räume für Zimmerarbeiten, für Werg und Fettöle, für Leder und andere Utensilien sowie! die Bureaus für die allgemeine Leitung umfaßt. Links und rechts befinden sich die Bassins für Ausbesserung der Torpedos und in geringer Entfernung die elektrischen Werke, die das Arsenal mit Licht versorgen. Militär wurde zur Hilfeleistung aufgeboten; eine Anzahl Soldaten erlitt dabei Verletzungen; der Haupttrakt ist völlig vernichtet, doch hofft

man, die weitere Ausdehnung des Brandes verhindern zu können.

Madrid, 7. August. (W. T. B.) Auf dem Bahnhofe in Leon explodierte die Maschine eines Sere wo⸗ durch eine Persan getötet und zwanzi nt ihnen vier schwer, verletzt wurden. 1.““

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