1904 / 186 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Aug 1904 18:00:01 GMT) scan diff

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Privatdozent Dr. Quante: Landwirtschaft Ertragsanschläge, 1 stündig. Abschätzungslehre von Landgütern und Grundstücken, 2stündig.

Außerdem finden landwirtschaftliche, forstwirtschaftliche, kultur⸗ technische ꝛc. Exkursionen in die nähere Umgebung sowie in die benach⸗ barten Provinzen und in das Ausland (Belgien, Holland, Eng⸗ land) statt.

Die Aufnahmen neu eintretender Studierender be⸗ ginnen am Sonnabend, den 15. Oktober, und finden bis einschließlich Freitag, den 4. November 1904, statt. Später eintreffende Studierende haben die Genehmigung zur nachträglichen Immatrikulation bei der Universität, unter Angabe der Gründe der verspäteten Meldung, 8 schriftlich bei dem Kurator der Universität nachzusuchen.

Die Vorlesungen für Landwirte und Kulturtechniker beginnen am Montag, den 24. Oktober, für Geodäten am Mon⸗ tag, den 31. Oktober 1904. . b An der Akademie werden sowohl Landwirte wie Kultur⸗ techniker und Geodäten (Landmesser) ausgebildet. Die Land⸗ wirte können nach zweijährigem Studium eine Abgangsprüfung ablegen, welche sie zu Lehrer⸗ bezw. Direktorstellen an landwirtschaft⸗ lichen Winterschulen und Ackerbauschulen befähigt; die mit Maturitäts⸗ zeugnis versehenen Landwirte werden nach dreijährigem Studium zur Staatsprüfung für Lehrer der Landwirtschaft an Landwirtschaftsschulen zugelassen. Außerdem kann die „wissen⸗ schaftliche Prüfung für Tierzuchtinspektoren“⸗ abgelegt werden. Für Landmesser besteht an der Akademie eine Königliche Land⸗

messerprüfungskommission. Die Prüfung für Landmesser ist für alle, die sich diesem Berufe widmen wollen, obligatorisch und kann nach zweijährigem Studium abgelegt werden. Mit der Prüfung für Landmesser ist diejenige für Kulturtechniker verbunden; letztere kann aber auch getrennt von der ersteren stattfinden. Die an der Akademie aufgenommenen Studierenden werden bei der Universität Bonn immatrikuliert und genießen alle Rechte von Universitätsstudenten. 8 Neu eintretende Studierende haben bei der Meldung zur Auf⸗ nahme außer den Nachweisen über Schul⸗ und Berufsvorbildung ein Sittenzeugnis von der Polizeibehörde ihres letzten Aufenthalts⸗ ortes beizubringen, Minderjährige außerdem eine Einwilligungs⸗ erklärung des Vaters oder des Vormundes. Kommen die Stu⸗ dierenden unmittelbar von einer anderen Hochschule, so ist das Ab⸗ gangszeugnis von dieser vorzulegen und ein besonderes Sittenzeugnis nicht erforderlich.

Ein Internat ist mit der Akademie nicht verbunden. Die Aka⸗ demiker wohnen in Privathäusern in Bonn oder Poppelsdorf. Wohnungen mit und ohne Beköstigung, den verschiedensten Wünschen und Anforderungen entsprechend, sind in ausreichender Zahl vorhanden.

Die Miete für ein Zimmer beträgt monatlich etwa 20 ℳ, mit Beköstigung 60 und darüber. Mittagstisch im Restaurant kostet 60 und mehr. Die Kosten für den gesamten Unterhalt eines Studierenden stellen sich bei mittleren Ansprüchen etwa auf 100 bis 120 monatlich, also im Jahr (für 8 Studienmonate) auf rund 800 bis 1000 (ohne Studienhonorar).

Das Studienhonorar beträgt 120 für jedes Halbjahr und muß im Anfange des Semesters entrichtet werden. Bei nachgewiesener Bedürftigkeit und Würdigkeit kann das Honorar innerhalb der zulässigen Zahl von Freistellen ganz oder teilweise zurückerstattet werden. AÄuch werden an einzelne, durch Fleiß und Wohlverhalten sich auszeichnende bedürftige Studierende seitens des Ministeriums (in der Regel mit Honorarfreiheit verbundene) Stipendien gewährt.

Auf Anfragen wegen Eintritts in die Akademie ist der Unter⸗ zeichnete gern bereit, jedwede gewünschte nähere Auskunft zu erteilen.

rospekte und Stundenpläne versendet das Sekretariat der Akademie auf Ansuchen kostenfrei. Bonn⸗Poppelsdorf, im Juli 1901. Der Direktor der Königlichen Landwirtschaftlichen Akademie. Dr. Freiherr von der Goltz, Geheimer Regierungsrat und o. ö. Professor an der Universität Bonn.

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Personalverändern

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförde⸗ rungen und ö“ Im aktiven Heere. Dront⸗ heim, an Bord S. M. Jacht „Hohenzollern“, 23. Juli. Gr. v. Soden, Hauptm. und Komp. Chef im 1. Seebat., aus der Marine ausgeschieden und unter Ernennung zum diensttuenden Flügel⸗ adjutanten Seiner Maäjestät des Kaisers und Königs in der Armee angestellt.

Molde, an Bord S. M. Jacht „Hohenzollern⸗, 1. August. Frhr. v. Hammerstein⸗Loxten, Gen. der Inf. z. D., unter Be⸗ lassung à la suite des Königin Augusta Gardegren. Regts. Nr. 4, von der Stellung als Chef der Landgendarmerie enthoben und zum Gouverneur des Invalidenhauses in Berlin, v Hennigs, Gen. Lt. und Inspekteur der 2. Kav. Insp., mit der gesetzlichen Pension zur Disp. gestellt und gleichzeitig zum Chef der Landgendarmerie, er⸗ nannt. v. Tresckow, Gen. Major und Kommandeur der 7. Kav. Brig., mit Wahrnehmung der Geschäfte des Inspekteurs der 2. Kav. Insp., Schotten, Oberst und Kommandeur des 2. Rhein. Hus. Regts. Nr. 9, mit der Führung der 7. Kav. Brig., beauftragt. Gr. v. Schlieffen, Major im Generalstabe des XVIII. Armee⸗ korps, zum Kommandeur des 2. Rhein. Hus. Regts. Nr. 9 ernannt. Pohlman, Major im Großen Generalstabe, zur Vertretung des erkrankten Generalstabsoffiziers zum Gouvernement Mainz kom⸗ mandiert. v. Protzen, Lt. im Ulan. Regt. von Katzler (Schles.) 25 2, in das Ulan. Regt. Graf Haeseler (2. Brandenburg.) Nr. 11 versetzt.

Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat Juni 1904 eingetretenen Veränderungen. Durch Ver⸗ fügung des Generalstabsarztes der Armee. Mit Wahr⸗ nehmung offener Assistenzarztstellen sind beauftragt worden:

4. Juni. Loebel, einjährig⸗freiwilliger Arzt beim 1. Kurbess. Feldart. Regt. Nr. 11, unter Versetzung zum 1. Oberelsäss. Inf. Regt. Nr. 167, 8

11. Juni. Dr. Pankow, einjährig⸗freiwilliger Arzt beim Kombinierten Jägerregt. zu Pferde, unter Versetzung ium Füs. Regt. von Steinmetz (Westpreuß.) Nr. 37, diese Beiden unter gleich⸗ zeitiger Ernennung zu Unterärzten des Friedensstandes.

Kaiserliche Marine.

Merok, an Bord S. M. Jacht „Hohenzollern“, 27. Juli. v. Barsewisch, Major, Kommandeur des 1. Seebats., zum Oberstlt. mit einem Patent vom 20. Juli d. J., Hedicke, Pachten, Lts. vom

3. Seebat., zu Oberlts. mit einem Patent vom gleichen Tage,

befördert.

Abgereist:

Seine rzellenz der Staatsminister und Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten von Podbielski, nach Schleswig⸗Holstein:

Seine Exzellenz der Präsident des Reichsmilitärgerichts, General der Kavallerie von Massow, mit Urlaub nach

liche Kosten⸗ und

MNiichtamtliches. Deutsches Reich.

. Preußen. Berlin, 9. August.

Seine Majestät der Kaiser und König na heute auf See den Vortrag der Chefs des Militär⸗ und de Marinekabinetts entgegen.

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Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben der Frau Oberstabsarzt Dr. Tiburtius zu Rixdorf und der

rau Johanna Brunner, geb. Lederer, zu Magdeburg das ilberne Füa... am weißen Bande Allergnädigst zu verleihen geruht.

Der Präsident der Königlichen Eisenbahndirektion Berlin, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Kranold ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Dienstgeschäfte wieder übernommen.

Der Präsident des Kaiserlichen Aufsichtsamts für Privat⸗ versicherung Gruner ist vom Urlaub zurückgekehrt.

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Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. J. „Hohen⸗ zollern“, S. M. S. „Hamburg“ und S. M. Torpedo⸗ boot „Sleipner“ am 7. August von Bergen nach der Aal⸗ bäcker⸗Bucht (bei Skagen) in See gegangen.

S. M. S. „Seeadler“ ist am 4. August in Tsching⸗ wantau eingetroffen. 3

S. M. Flußkanonenboot „Vorwärts“ ist an demselben Tage in Hankau am Nangtse angekommen und geht am 10. d. M. von dort nach Itschang ab. .

S. M. S. „Jaguar“ ist am 6. August in Hankau ein⸗ getroffen.

S. M. S. „Thetis“ ist an demselben Tage von Tschifu nach Tschinwantau in See gegangen. 8

S. M. S. „Tiger“ ist gestern in Tsingtau eingetroffen.

S. M. S. „Ilkis“ geht am 10. d. M. von Futschau nach Amoy in See. vXX“

n der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird eine Zusammenstellung der Berichte von deutschen Fruchtmärkten für den Monat Juli 1904 veröffentlicht.

8 Bayern.

In dem gestern erschienenen Bericht über die Sitzung de Finanzausschusses der Kammer der Reichsräte vom 4. d. M., in der der Staatskbihngte! beraten wurde, wird, wie „W. T. B.“ berichtet, mitgeteilt, Seine Königliche Hoheit der Eüha Ludwig habe in längeren Ausführungen dargelegt, die Tarifmaßnahmen der preußischen Staatsbahnen beein Eußten bedeutsam den deutschen Binnenschiffahrtsverkehr, besonders auf der Elbe und der Oder, die vollständige Abgabenfreiheit auf dem Rhein⸗ strom und der Elbe wirke verkehrfördernd. Werde die Main⸗ Kanalisation bis Aschaffenburg und noch weiter durchgeführt, so sei dort eine Belebung des Verkehrs ebenso wahrscheinlich, wie daß Frankfurt a. M. dadurch begünstigt werde. Was die Donaufrage an⸗ lange, so berühre sie sich mit der Mainfrage. Wie zur Förderung der Donaudampfschiffahrt sich eine Reihe von Staaten vereinigt habe, so könne dies in ähnlicher Weise bezüglich des Mains und der westlichen Wasserstraßen geschehen. Deutsche Staaten sollten miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Ueber die Donaudampfschiffahrt habe er sich vor einigen Jahren einmal in Straubing geäußert; er habe damals wenig Zustimmung gefunden. Um so mehr freue es ihn, daß nunmehr Bavern und auch Preußen der Süddeutschen Donau⸗Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ent⸗

gegengekommen seien. Die sämtlichen anderen Donau⸗Dampfschiff⸗ fahrtsgesellschaften, die österreichische, die ungarische, die rumänische, die serbische und die russische, bezögen bedeutende Subventionen von

ihren Staaten. Einzig und allein die deutschen hätten bisher gar keine Subventionen erhalten. Er habe die Gewährung einer

solchen durch das Reich seinerzeit angeregt. Wenn man nun auch den deutschen Gesellschaften keine Unterstützung gewährt

habe, so sei man ihnen doch in anderer Weise entgegen⸗ gekommen; dies sei ja auch eine Sache der Billigkeit und liege auch im Interesse des ganzen Reichs, denn es sei wünschenswerter, daß man den Verkehr auf den Straßen zum Schwarzen Meere durch deutsche

Gesellschaften, auf die man größeren Einfluß habe, bewerkstelligen

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könne, als daß man nur auf außerdeutsche Gesellschaften angewiesen sei. Er begrüße daher von Herzen diese Maßnahmen und wünsche,

daß sie nach Möglichkeit ausgedehnt würden. Es wird dann sich in Kreuzer zu verwandeln. Die englische Regierung habe daher

weiter berichtet, daß nach den Darlegungen Seiner König⸗ lichen oheit die Generaldebatte über den Eisenbahn⸗

etat geschlossen wurde. In der Spezialdebatte betonte zunächst der Verkehrsminister von Frauendorfer, daß die Einführung der

vierten Wagenklasse auf den rechtsrheinischen Bahnen Baverns un⸗

zukömmlich sei, die Ermäßigung der Personentarife in Bayern sei

besser durch Ausbildung des Vorortverkehrs herbeizuführen. Der Reichsrat Clemm emrfahl die Einführung der vierten Wagenklasse. Beim Etatskapitel „Bauanlagen“ erörterten die Reichsräte von Auer, Flemm und der Präsident Graf Lerchenfeld die Frage

der Errichtung eines eigenen bayerischen Schienenwalzwerkes.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig führte dazu

aus, die staatlichen Werke müßten unbedingt in gleicher Weise betrieben 1

werden wie die Privatunternehmungen, sonst könnten sie nicht rentieren. Die in Bayern bestehenden staatlichen Eisenwerke würden nur mit

Rücksicht auf die in den betreffenden Gegenden beschäftigten Arbeiter b e habe den Charakter eines Kompromisses. Die russische

noch fortbetrieben. Die Errichtung staatlicher Werke habe große Schwierig⸗ keiten. Abgesehen von der Arbeiter⸗ und Kostenfrage, komme auch in Betracht, daß außerordentlich schwer entsprechende Direktoren zu gewinnen sein würden. Die Direktoren würden Staatsbeamte sein. Nun könne man

wie dies seitens der Privatindustrie geschehe, weil er ja sonst besser gestellt sein würde als die höchsten Beamten des Staats; allerdings

een. Der Minister von Frauen⸗ etriebswerkstätten der bayerischen

würde er die gleiche soziale e gns wie die übrigen Staatsbeamten

haben und pragmatische Rechte genie dorfer wies darauf hin, daß die

Bahnen ebenfalls große Fabrikanlagen darstellten, die unter der be⸗ dieser Angelegenheit nichts angeregt habe, was nicht einen gangbaren Weg bedeute. Gibson Bowles gab seiner Zufriedenheit über diese Ant⸗

währten Leitung von Staatsbeamten rationell und rentabel arbeiteten.

Schließlich wurde der Bahnetat genehmigt.

In der gestrigen Sitzung der Kammer der Reichsräte sprach der Präsident Graf 282e nochmals sein Bedauern über die Differenzen zwischen den beiden Kammern aus und gab dem Wunsche Ausdruck, es möge ein friedliches und für das Wohl des Landes er⸗ sprießliches Zusammenwirken beider Kammern ermöglicht werden. Der Ministerpräsident Freiherr von Podewils schloß 8 dem Be⸗ dauern des Präsidenten über die letzte Rede des Grafen reysing und

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die gegenseitigen Angriffe der Kammern namens de Reg Gra⸗ Preysing habe die Schuld an dem Zwischenfalle der Regie⸗ rung beigemessen, weil sie über Mögliches und Unmögliches in end⸗ losen Verhandlungen Rede und Antwort gestanden und damit ein Zeichen von Schwäche gegeben habe. Dicsem Vorwurf müsse die Reglerung mit allem Nachdruck entgegentreten. Sie kenne ihre Pflichten und lasse keine Kompetenzverschiebung zu Gunsten des Land⸗ tags eintreten; sie beachte die nach Wort und Sinn, kenne genau die durch die Interessen der Monarchie und die Wahrung der Staatsautorität gezogenen Grenzen und könne daher eine objektive, billige und unparteiische politische Beurteilung ihres Tuns verlangen. Die Regierung trete selbständig hervor und verfolge unabhängig ihre Ziele. Sie müsse aber für die Etatsverhandlungen ein friedliches EFinvernehmen suchen. Die Politik sei nach dem Buche „Bismarck als Erzieher“ die Lehre vom Möglichen. Was darüber hinausgehe, sei Idealpolitik und Utopie. Die Regierung müsse nicht nur ver⸗ fassungsmäßig, sondern auch zur Aufklärung und Verteidigung Rede und Antwort stehen, wenn sie auch eine lange Etatsberatun als mißlich empfinde. Ein Beamter sollte als Abgeordneter . seine Beamtenpflicht berücksichtigen. Bei I zwischen Ministern und Abgeordneten werde er stets einen Ausgleich erstreben. Das sei keine Schwäche, wohl aber werde die Berufsfreudigkeit der Beamten und auch der Minister durch unbegründete Angriffe wie hier getrübt. Der Vizepräsident von Auer warf dem Minister⸗ räsidenten hierauf vor, die Regierung sei bei der ersten Aeußerung des Unwillens der Ersten Kammer gegen die Kammer der Abgeordneten sofort mit einer Erklärung bei der Hand gewesen; bei den gröblichsten Beleidigungen der Ersten Kammer durch Mitglieder der andern aber habe sie geschwiegen. Der Reichsrat Graf Preysing bemerkte sodann, er könne keine Silbe seiner Rede zurücknehmen. Zahllose Zuschriften hätten bewiesen, daß Hunderttausende hinter ihm ständen und seine Auffassung, die Regierung habe Schwäche gezeigt, teilten. Er hoffe, daß die Regierung künftig zu verhindern wissen werde, daß Beamte sich geheime Schriftstücke verschafften, um s zu Angriffen auf die Regierung zu benutzen. Der Ninisterpräsident Freiherr von Podewils wies darauf den Vor⸗ wurf des Vizepräsidenten von Auer zurück und erklärte, der Minister des Innern habe in der Kammer der Abgeordneten sofort gegen An⸗ griffe auf die Kammer der Reichsräte Stellung genommen. Der be⸗ treffende Passus seiner jetzt abgegebenen Erklärung sei die fast wörtliche Wiederholung der Erklärung des Ministers des Innern in der andern Kammer gewesen. Hierauf trat das Haus in die Tagesordnung ein. Die Kammer der Abgeordneten genehmigte gestern das Finanzgesetz mit 131 gegen 13 Stimmen. Sodann wurde die jährliche Gesamteinnahme der nächsten Finanzperiode auf 441 825 326 veranschlagt. Die nächste Sitzung findet morgen zur Entgegennahme der letzten Beschlüsse der Kammer der Reichsräte statt. Den Land⸗ tagsschluß wird Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent am Donnerstagvormittag, 11 Uhr, vollziehen.

Sachsen. Seine Majestät der König beging Seinen Geburtstag estern in Pillnitz, wo Allerhöchstdemselben Vormittags

Uhr, wie das „Dresdner Journal“ meldet, im Schloßgarten

von dem Hoboistenkorps des Königlichen 1. (Leib⸗) Grenadier⸗ regiments Nr. 100, dem Hornistenkorps des Königlichen

Schützen⸗ (Füsilier⸗) Regiments Prinz Georg Nr. 108 und den Trompeterkorps des Königlichen Gardereiterregiments und

des Königlichen 1. Feldartillerieregiments Nr. 12 eine Morgen⸗ musik dargebracht wurde. Von 11 ½ Uhr ab empfing Seine Majestät behufs Entgegennahme der Glückwünsche z nächst die Herren vom Dienst und daran anschließend de kommandierenden General des XIX. (2. Königl. S Armeekorps, sodann die Staatsminister sowie je eine Ab ordnung des Rats und der Stadtverordneten, der katholisch Geistlichkeit und ferner den Generaladjutanten, General d Infanterie von Treitschke. Nachmittags 2 Uhr vereinigten sich die Mitglieder des Königlichen Hauses zur Tafel bei

Seiner Majestät. Deutsche Kolonien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Okahandja

in Deutsch⸗Südwestafrika ist der Reiter Wersich, geboren am 30. März 1883 in Großkirchen, Kreis Lüben, früher Leib⸗ kürassier in Breslau, am 2. August und der Reiter Lands⸗ mann, geboren am 5. April 1881 in Arnschwang, Kreis Cham in der Oberpfalz, früher im Feldartillerieregiment 33 zu Metz, am 3. d. M. in Otjosondu an Typhus gestorben.

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8 Großbritannien und Irland.

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Der König hat gestern in Portsmouth, wie „W. T. B.“

mitteilt, de Kommandanten des deutschen und des fran⸗ zösischen Kadettenschulschiffes, die sich jetzt in Ports⸗ mouth befinden, empfangen.

Im Unterhause stellte gestern Gibson Bowles mehrere

Anfragen, betreffend die Wegnahme des Dampfers „Malakka“,

und zwar besonders, weshalb die Regierung einer Prüfung der Ladung zugestimmt habe, die nicht durch ein kompetentes Prisengericht autorisiert gewesen sei. Der Premierminister Balfour erwiderte: der Einwand, der gegen die Wegnahme des Dampfers erboben worden sei, beruhe durchaus auf der Annahme, daß Schiffe, die aus dem Schwarzen Meere unter der Handelsflagge kämen, nicht bexechtigt seien,

bei der rufsischen Regierung nachdrückliche Vorstellungen erhoben, und

letztere habe ein bereitwilliges Entgegenkommen gezeigt. Wichtig sei es für die englische Regierung gewesen, darauf aufmerksam zu machen, daß dies ein ganz neuer Fall sei, und daß seit den Pariser und

Londoner Verträgen zum ersten Male ein derartiges Er⸗ eignis vorgekommen sei. Wenn die von der russischen Re⸗ gierung aufgestellte Behauptung richtig sei, hätten die Russen das

Recht gehabt, die „Malakka“ nach einem russischen Hafen und vor ein Prisengericht zu bringen. Wenn jedoch die englische Re⸗

gierung recht habe, gebe es keine Rechtfertigung für die Wegnahme des Schiffes. Der zweite Gesichtspunkt, den die Regierung ins Auge efaßt habe, sei der gewesen, zu verhindern, daß dieser neue Zwischen⸗ fall eine Spannung zwischen beiden Ländern verursache. Ein solcher Zu⸗ stand der Spannung hätte sich nach seiner Ansicht sehr leicht weiter ent⸗ wickeln können. Das tatsächlich getroffene Arrangement bezüglich der

Regierung habe ihre Absicht aufgegeben, die „Malakka“ nach einem russi⸗ schen Hafen vor ein Prisengericht zur Prüfung zu bringen, und auf

1 der anderen Seite habe England zugestimmt, daß die „Malakta“ nach aber unmöglich den Direktor eines solchen Werkes ebenso bezahlen, verzüglich freigelassen werden solle. Es sei au vereinbart worden, daß die beiden Schiffe der Frelwilligen Flotte nicht länger als Kreuzer

einem neutralen Hafen gebracht und nach rein formeller Prüfung un⸗

agieren sollten. Die wesentlichen Punkte der englischen Forderung seien seiner Ansicht nach zugestanden worden. Er empfinde nicht das

2 Bedauern, daß die englische Regierung ihr Möglichstes getan

abe, um der russischen Regierung entgegenzukommen, die ihrerseits in

wort des Premierministers Ausdruck, erklärte aber, es scheine, als ob das Recht zur Wegnahme des Schiffes durch die Gestattung der Prü⸗ fung zugegeben worden sei; der Premierminister Balfour bezeichnete

dies jedoch als nicht richtig. Auf eine weitere Anfrage erklärte der

remierminister Balfour, daß eine offizielle Mitteilung ber die angebliche Zurückhaltung der Papiere der „Malakka“ der Regierung nichk zugegangen sei. Gibson Bowles

erung an.

richtete darauf an die Regierung eine Anfrage über den Fall des „Knight Commander“. Der Premierminister Balfour erwiderte, es bestehe kein Zweifel, daß das Schiff auf Veranlassung hlehr Offiziere in den Grund gebohrt worden sei, weil es sehr schwierig gewesen sein würde, das Schiff nach einem Hafen zu bringen, und weil es nach Ansicht der russischen Offiziere zweifellos Kriegs⸗ konterbande an Bord gehabt habe. Der Premierminister fuhr dann fort: „Wir halten an unserer Ansicht fest, daß diese Umstände, ob wahr oder nicht, keine hinreichende Kechtfertigung für die Versenkung eines neutralen Schiffes bieten. Wir haben unsere S in dieser Frage nicht im geringsten Grade aufgegeben.“ Auf eine andere Anfrage erklärte der Präsident des Handelsamts Gerald Balfour, die Ausfuhr an Schiffskohle habe während der ersten sieben Monate dieses Jahres nach Rußland 1 381 000 und nach Japan 87 000 t betragen. Auf eine Anfrage erklärte der Unterstaatssekretär des Auswärtigen Earl Percy, es sei zwischen England und Deutschland kein Vertrag über die Aegypten betreffenden Artikel des englisch⸗französischen Abkommens abgeschlossen worden. Deutschland. Oesterreich⸗Ungarn und Italien hätten aber nicht nur wie Rußland dem Khedivialerlaß zugestimmt, sondern sich auch ver⸗ pflichtet, das Vorgehen Englands in Aegypten nicht durch das Ver⸗ langen nach Festsetzung einer Frist für die englische Okkupation Aegyptens oder in irgend einer anderen Weise zu behindern. Diese Mächte hätten auch ihre Zustimmung dazu gegeben, daß die Ausführung des 8 Satzes der §§ 1 und 2 des Artikels 8 des Vertrags vom 29. Oktober 1883 unterbleiben solle. Anderseits habe die englische Regierung diesen Mächten die Versicherung gegeben, 8. sie ihrem Handel die Behandlung der meistbegünstigten Nationen auf 30 Jahre verbürge, und daß sie die Rechte respektieren werde, die sie auf Grund von Verträgen, Konventionen und Gewohnheitsrecht kaxfgr. Ferner sollten die Schulen der erwähnten Mächte dieselbe reiheit wie in der Vergangenheit fortdauernd haben und die Beamten dieser Nationalitäten, die gegenwärtig in ägyptischen Diensten ständen, nicht Bedingungen unterworfen werden, die weniger vorteilhaft seien als A die sich auf englische Beamte in denselben Diensten beziehen.

Die Londoner Blätter veröffentlichen ein Schreiben des Marquis of Lansdowne an einen englischen Parlamentarier. Darin heißt es, daß die englische Re⸗ gierung keine Bestätigung des Gerüchts erhalten habe, daß 9000 Armenier in den Distrikten Musch und Sassun er⸗ mordet worden seien. Es sei für die englischen Konsuln schwierig gewesen, die wirklichen Verluste an Menschenleben festzustellen, aber aus ihren Berichten gehe hervor, daß die gemeldete Zahl stark übertrieben sei.

Frankreich. 8

Nach dem nunmehr vorliegenden Gesamtergebnis der Generalratswahlen haben, wie „W. T. B.“ meldet, die Ministeriellen 109 Sitze gewonnen. Im ganzen wurden 883 Ministerielle gewählt.

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Aus Konstantinopel meldet das Wiener „Telegr.⸗ Korr.⸗Bureau“, die Pforte bereite eine Antwort auf die Er⸗ klärung der Ententebotschaften, betreffend die Ver⸗ mehrung der Gendarmerieoffiziere, vor, worin diese für unnötig erklärt werde.

Bulgarien.

Nach einer des Wiener „Telegraphen⸗Korrespon⸗ denz⸗Bureaus“ aus Sofia vom gestrigen Tage sind die mazedonischen Flüchtlinge fast saͤmtlich heimgekehrt. 5400 Flüchtlinge aus dem Wilajet Adrianopel, die in Bulgarien gepachtete Felder angebaut haben, warten die Ernte ab, um dann ebenfalls in die Heimat zurückzukehren. Nachdem aber die von der Pforte zur Rückkehr bewilligte Frist am 7. d. M. abgelaufen ist, hat Bulgarien Schritte unternommen, um von der türkischen Regierung eine Verlängerung der Frist zu erlangen.

Amerika.

Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Washington vom gestrigen Tage gemeldet: wie jetzt bekannt werde, besage die Erklärung über die Rechte der neutralen Nationen während des ostasiatischen Krieges, die der Staatssekretär daß am 10. Juni in einer Zirkulardepesche an die ameri⸗ eahee Botschafter in Europa gegeben habe, im wesentlichen olgendes:

Würde man im Prinzip zugestehen, daß Kohle, anderes Feuerungs⸗ material und Rohbaumwolle durchaus Konterbande seien, so könne dies 8.e dazu führen, daß die Neutralen überhaupt keine Artikel mehr, ie am Ende für militärische Zwecke dienstbar gemacht werden könnten, an Leute in kriegführenden Staaten verkaufen könnten. Eine solche Aus⸗ dehnung des Prinzips, Kohle, anderes Feuerungsmaterial und Roh⸗ baumwolle völlig als Konterbande zu behandeln bloß deshalb, weil sie von den Neutralen nach einem nichtblockierten Hafen der kriegführenden Parteien verschifft worden seien, würde mit den billigen, gesetzmäßigen Rechten des neutralen Handels nicht im Einklang stehen.

Der Staatssekretär Hay hat, demselben Bureau zufolge, dem türkischen Gesandten Schekib Bei gerade heraus erklärt, daß die Geduld der Regierung nahezu erschöpft sei.

Asien.

Ein Telegramm des Statthalters Alexejew aus Mukden vom 7. August an den Kaiser besagt dem „W. T. B.“ zufolge:

Der Kommandant des Geschwaders von Port Arthur meldet vom 7. d. M.: Die zur Beschießung der feindlichen Positionen aus⸗ hlauf geg Kreuzer „Bajan“, „Askold“, „Pallada“, „Nowik“ und die Kanonenboote wurden von den feindlichen Schiffen „Tschin Zen“, „Itzukuschima“, „Matzuschima“, Tschijoda“, zwei Kreuzern zweiter lasse und 30 Torpedobooten angegriffen. Ein 8, zölliges Geschoß vom Kreuzer „Bajan“ explodierte am

eck der „Itzukuschima“, die aus der Schlachtordnung aus⸗ cheiden mußte, worauf alle feindlichen Schiffe wandten und ins offene Meer zurückfuhren. Dabei stieß der Kreuzer „Tschijoda“ auf eine unserer Verteidigungsminen und wurde leck. Mit dem Vorderteil tief im Wasser fuhr er in der Richtung auf Talienwan ab. Durch einen Sesns der Batterie Nr. 22 wurde ein japanisches Kanonenboot ge⸗ troffen. Am 27. Juli, als die Japaner einen allgemeinen Angriff zu Lande unternahmen, wurden zur Recersethc des rechten Flügels auf Bitten des Generals Stössel die Schiffe „Bajan“, „Retwisan“, Pallada“, Askold“, die Kanonenboote, Otwaschni“, „Grem⸗ jaschtschi“ und „Giliak“, der Kreuzer „Nowik“ und zwölf Torpedoboote ausgeschickt. Unter fortwährendem Schießen einiger vorausfahrenden Schiffe gelangten sie nach Lungantan und beschossen von dort die japanischen Stellungen bis 3 Uhr. Bei der mit denselben Vorsichts⸗ maßregeln unternommenen Rückfahrt auf die Reede explodierte eine Mine unter einem Baggerschiff. Der Kontreadmiral Withöft hat am 30. Juli bei Port Arthur 5 Panzerschiffe, 4 gepanzerte Kreuzer, 10 andere Kreuzer und 48 Torpedoboote des Feindes gezählt.

Aus Port Arthur in Tschifu geg russische und chinesische Flüchtlinge, die einen Teil der dreitägigen Schlacht sahen, berichten, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge:

Die Schlacht habe, je nach dem Terrain, 10 bezw. 15 Werst von den inneren Forts entfernt stattgefunden. Die Japaner seien damit

beschäftigt, ihre Verschanzungen naͤher an die Festung heran 8. legen,

der Widerstand der Russen beschränke sich darauf, die an den chanzen

durch Artillerie zu beschießen. Ein Flüchtling, eigewohnt hatte, erzählt, die dortige idigt gewesen, die auf die anstürmen⸗ eine verheerendere ehrfeuer. Auch seien durch Minen Felsstücke ein bis solche Minen seien zwei Die Flüchtlinge bei den letzten Kämpfen sehr s Wolfshügels sei mit sische Kriegsberichterstatter, die n gelangen, erzählen, ische Kriegsschiffe ge nen hätten.

phen⸗Agentur“ aus Liaujang de für den letzten Rückzug der

arbeitenden Japa der dem Kampf am Wolfshügelb Stellung sei von 4000 Russen verte den Japaner Felsblöcke hinabgeroll Wirkung ausgeübt hätten, als durch ihr Gew geschickt gelegte und zur Explosion gebrachte zwei Werst weit geschleudert worden. japanische Schwadronen aufgerieben w stätigen, daß die Verluste der J schwere gewesen seien; das Gelände unt Leichen bedeckt gewesen. Zwei franzö versuchten, auf Dschunken nach Port Art sie hätten vor der Hafeneinfahrt 24 japan die dort eine halbmondförmige Aufstellung genomr

Wie der „Russischen Telegra gemeldet wird, waren die Grün Russen folgende:

Die Abteilung des Generals Sassulitsch zog si Zurücklassung ihrer Nachhut auf den Höhen bei K die Hauptstellungen zurück.

den Feind Abteilung des Japaner zum Rückzug gezwungen worden se des Korps Sassulitsch sich ohne Deckung nun eine Umgehun ganzen Linie der Be hätten nicht angenommen, daß wir uns zurückzögen Tag über die Beschießung auf die von uns verla

t und dadurch

erhalb des

Die Truppen hielten bis zum mehrere Male Gegenangriffe Am Abend Generals Kaschtalinsky durch zwei Divisionen der sei, wodurch der linke Flügel befunden habe. ürchtet habe, sei auf der Die Japaner „und den ganzen ssenen Stellungen

sich bereits in Dagestan⸗Reiterregiment zeichnete - cke aus, die es unternahm, um ein durch die Japaner fast schon umzingeltes Bataillon zu befreien, und richtete ein furchtbares Blutbad an.

Ein Telegramm des Generalstab vom 7. d. M. besagt:

Bei der Mandschureiarmee sind bis zum Mittag des 7. August keine Veränderungen eingetreten.

Der von dem Wladiwostoker Geschwader beschlagnahmte Kalchas“ der Ocean⸗Steamships⸗Company kong adressierten

Maschinenteilen,

hat das französische wärtigen noch keine Bestätigung der Meldung von der Verhaftung des franz Konsularagenten in Niutschwang erhalten; doch halte Der Agent sei einige Tage vor apaner ernannt worden. wegen der Opportunität der

durch den Feind b

l zum Rückzug gegeben worden.

und besetzten die Stellungen, als unsere Truppen hinter Haitscheng befanden. sich durch eine glänzende Atta

Sacharow an den

englische Dampfer ist mit seiner nach Nokohama und Hon Ladung, bestehend aus Mehl, Balken un gestern in Wladiwostok eingetroffen.

Wie die „Agence Havas“ meldet, Ministerium des Aus

es die Meldung für richtig. der Besetzung Niutschwangs durch die Japan habe Einwendungen Ernennung gemacht. Nachdem aber Erklärungen zwis Gesandten Frankreichs und Japans in Peking ausgetauscht worden seien, habe der japanische Geschäftsträger anerkannt, ch volles Recht zu der Ernennung habe, und an in diesem Sinne telegraphiert. solle dann die Verhaftung erfolgt sein.

Der „Standard“ meldet aus Schanghai, hätten in Niutschwang eine Proklamatio erlassen, daß die Japaner den Krieg führten, von der russischen Tyrannei die Heimat der Dynastie, klamation schließe mit der Aufforderung die japanischen Gesetze.

daß Frankrei seine Regierung

die Japaner n des Inhalts um das Volk zu retten und die Mandschurei,

wieder freizumachen. Die Pro⸗

zum Gehorsam gegen

Aus Tanger erfährt „W. T. B.“, daß gestern La Rache 15 Gefangene aus dem Gefängnis ausgebrochen seien, nachdem sie den Torwachtposten Gewehre und Patronen Nur fünf von ihnen seien wieder fest⸗ genommen. Die übrigen, darunter die gefährlichsten, seien entkommen, nachdem sie sechs Personen getötet und zahlreiche andere verwundet hätten.

Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Tanger gemeldet, die Beamten der Pariser Bank teilten mit, daß sie nunmehr überall 60 Prozent der Zollgebühren zurückbehielten. marokkanischen Regierung werde damit ermöglicht, 15 Millionen, die in 14 Tagen in Tanger eintreffen sollten, abzuheben.

fortgenommen hätten.

Statistik und Volkswirtschaft.

Der Allgemeine Verband der deutschen Erwerbs⸗ und Wirtschaftsgenossenschaften hält seinen diesjährigen Genossen⸗ schaftstag in der Zeit vom 24. bis 27. Die Tagesordnung weist eine Reihe wichtiger Anwalt des Allgemeinen Verbandes, Dr. Crüger, wird das Genossen⸗ von Handwerk. dan

enossenschaftstag den Bestrebungen, ssen⸗ und Depositenverkehr zu be⸗ Die Förderung von Handwerker⸗ erung sein, und zwar an Die Vertreter der Kredit⸗

August in Breslau ab. egenstände auf. schaftswesen der Vertretung besprechen;

wird Gelegenheit gegeben werden, Kreditgenossenschaften den Sparka schränken, Stellung zu nehmen. genossenschaften wird Gegenstand der Erört der Hand einer Reihe positiver Vorschläge.

genossenschaften werden über die Zinspolitik, die Fusion der Deuts mit der Dresdner Bank und über Fragen der iteren Ausgestaltung des Geschäftsverkehrs be⸗ gerichtet werden, zu unterstützen,

Genossenschaftsbank Organisation zur we ; an die Behörden soll Kreditgenossenschaften in Gewährung von Kautions

ihrem Bestreben äh kredit Handel⸗ und Gewerbetreibenden die Beteiligung an Submissionen und die Bestellung von Kautionen zu erleichtern. Auch eine Erörterung der Frage, wie sich die Genossen⸗ schaften gegen „Keller⸗ und Reitwechsel“ s Konsumvereine

ützen können, wird statt⸗ 1 werden zunächst Organisationsfragen behandeln, und dann wird ihnen Gelegenheit ge⸗ geben, die Einrichtungen des Breslauer Konsumvereins, insbesondere die Bäckerei, zu besichtigen. Auf Antrag des Anwalts soll den Konsum⸗ vereinen empfohlen werden, die Volksversi dem Allgemeinen Verband und dem A sicherungsverein in Stuttgart abgeschlossenen umfassende Tagesordnung haben die Baugenossenschaften zu erledigen, werden sich auch mit den ländlichen Baugen tigen und damit die Erörterung einer Frage herbeiführen, über die bereits auf dem Allgemeinen Genossenschaftstag beraten worden und deren Behandlung gerade für den Osten Deuts lands von großer Bedeutung ist.

rung nach einem zwischen emeinen deutschen Ver⸗ ertrage zu fördern.

ossenschaften be⸗

in Hannover

Zur Arhbeiterbewegung. z sind, wie die „Frkf. Ztg.“ arbeiter der Beleuchtungsindustrie, den Firmen Gasapparat⸗ und Gußwerk Oberdhan u. Beck, Maschmann u. Co. und Fischer gestern morgen infolge von Lohn⸗ differenzen in den Ausstan

Die Geraer Te Warte“ erfährt, eine Lo erhöhung. Der Ausstand der dortigen Maurer d. Bl.) dauert nun bereits zwei Monate.

mitteilt, die Me etwa 200 Mann, bei

d eingetreten.

ilarbeiter bereiten, wie die „Deutsche Sie verlangen 20 % Lohn⸗ I. Nr. 180 nicht anzu⸗

nbewegung vor.

Es ist au

daß er in diesem Jahr beendet wird, da beide Teile nicht nach⸗ geben.

In Wien befinden sich, dem „W. T. B.“ zufolge, seit gestern früh mehr als 1000 an dem Handelskai beschäftigte Arbeiter im Ausstand, darunter auch die Arbeiter des Lagerhauses der Stadt Wien. Die Arbeiter fordern eine Lohnerhöhung und eine geregelte Arbeitszeit.

In Paris wurde gestern, wie ebenfalls „W. T. B.“ meldet, in der Arbeitsbörse der Internationale Kongreß der Gruben⸗ arbeiter eröffnet, an dem etwa 100 Vertreter, darunter 12 aus Deutschland, teilnehmen.

Der Ausstand der Bauarbeiter in dem Schweizer Orte Chaux⸗de⸗Fonds (vgl. Nr. 180 d. Bl.) ist, wie der „Kiel. Ztg.“ telegraphiert wird, beendigt, die Arbeit wurde gestern wieder aufge⸗ nommen. Am Sonntagabend kam es zu feindseligen Kundgebungen gegen das Militär, einzelne Verhaftungen sind erfolgt. Die Truppen werden heute entlassen.

Der Ausstand in Boryslaw (vgl. Nr. 180 d. Bl.) gilt, wie „W. T. B.“ meldet, als beendet, da sich eine Anzahl Arbeiter bei den Firmen zur Wiederaufnahme der Arbeit meldeten. Gestern abend sollte das dorthin detachierte Infanterieregiment wieder abmarschieren.

In Saragossa ist, wie dasselbe Bureau mitteilt, ein all⸗ gemeiner Ausstand eingetreten. Alle Geschäfte sind geschlossen. Gendarmen und Truppen patrouillieren in den Straßen. Mehrere Ruhestörer wurden verhaftet.

Aus New York wird dem „W. T. B.“ von gestern tele⸗ graphiert: Die allgemeine Sperre gegen die Bauarbeiter⸗ vereinigungen, die kürzlich ihre Mitglieder angewiesen hatten, zu streiken, hat heute begonnen. Die Zahl der von der Aussperrung be⸗ troffenen Bauarbeiter der verschiedenen Kategorien wird auf 50 000 bis 100 000 geschätzt.

Der Ausstand der Schlächter in Chicago (vgl. Nr. 183 d. Bl.) dauert fort. Die Arbeitswilligen, die der Fleischtrust ein⸗ gestellt hat, sind zwar, wie der „Voss. Ztg.“ berichtet wird, genügend an Zahl, aber nicht gelernte Arbeiter. Der Trust hat Friedensverhandlungen mit den Ausständigen eröffnet, ohne jedoch alle ihre Forderungen bewilligen zu wollen. Die Ausständigen haben die Vorschläge zurückgewiesen, und der Ausstand wird infolge dessen jedenfalls noch die ganze nächste Woche, vielleicht noch länger andauern. Die Arbeiter hoffen bestimmt, den Sieg über die Arbeitgeber davonzutragen.

Kunst und Wissenschaft.

Unter dem Vorsitz von Professor Dr. Moritz Schmidt und in Gegenwart von Abgeordneten der Berliner, Cölner und Münchener Laryngologischen Vereinigungen und des Vereins süddeutscher Laryn⸗ ologen vollzog sich, wie „W. T. T.“ meldet, gestern in rankfurt a M. die Gründung der ganz Deutsch⸗ land, die Schweiz und Deutsch⸗Oesterreich umfassenden Laryngo⸗ logischen Gesellschaft, deren erste Tagung in Heidelberg statt⸗ finden wird. Durch diese Organisation soll der Fortbestand der bis⸗ herigen engeren Vereinigungen nicht berührt werden, dagegen aber die Vertretung der Laryngologie in wissenschaftlicher und sozialer Hinsicht auch den Behörden gegenüber gefördert werden. 8

In Frankfurt a. M. ist dem „W. T. B.“ zufolge der Maler Professor Heinrich Hasselhorst am Sonntag, 79 Jahre alt, ver⸗ storben. Er war seit 1872 Lehrer am Städelschen Institut in Frank⸗ furt a. M., wo er neben von Steinle und Gaupert den Unterricht im Zeichnen nach dem Akt erteilte. Von seinen Gemälden ist das bekannteste „Die Anatomie in Frankfurt“ (Städelsche Galerie). In den letzten drei Jahrzehnten malte er außer mehreren Porträts die Bilder „Vor der Kirche“, „Archipv in Alsfeld“, „Szenen auf dem Mühlberg“, „Gottesdienst im Freien“, „Maifest“ u. a., deren lebendige Auffassung und treffliche technische Durchführung ihnen bleibenden Wert sichern.

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Ueber den Plan einer französischen Nordpolar⸗ expedition berichtet der „Globus”: Wie vor einiger Zeit mitgeteilt wurde, beabsichtigee der Fürst Albert don Monaco, eine Nordpolarexpedition zu unternehmen. Es sollte mit dem Schiff nördlich von der Bennettinsel eingesetzt und die Drift der Fram“ wiederholt werden. Wie es jetzt heißt, will der Fürst die Expedition nicht selbst leiten, sondern nur die Mittel dazu hergeben. Man spricht von 1 200 000 für zwei Schiffe. Den Plan hat der Schiffsfähnrich der Reserve Charles Bénard entworfen, der vor einigen Monaten ein umfangreiches Buch über die Geschichte der Nordpolarforschung veröffentlicht hat; er wird auch die Expedition führen. .“

Schulwesen. 84

Zur Dauer des Fortbildungsunterrichts.

Bei Einrichtung der obligatorischen Fortbildungsschule in Düssel⸗ dorf hatte man sich dort mit einer zweijährigen Schulpflicht begnügt. Die Praxis hat nun ergeben, daß diese Maßnahme sich nicht bewährt. Eine zweijährige Schulpflicht genügt nicht dazu, die jungen Leute derartig für ihren Beruf vorzubereiten, wie dies im Interesse des Erwerbslebens nötig ist. Im dritten Lehrjahre sind außerdem die Schüler sehr in der praktischen Arbeit gefördert, sodaß das Lernen in der Schule den größten Erfolg verspricht. In der Erkenntnis dieser Tatsache hatte das Kuratorium der Schule den Antrag gestellt, die Schulpflicht auf drei Jahre auszudehnen. Darauf fand im Rathause zu Düsseldorf eine Versammlung von Arbeitgebern und Arbeitern statt, die sich mit der Prüfung der Frage zu beschäf⸗ tigen hatte, und die sich einmütig mit dem Antrage einverstanden er⸗ klärte, nur unter der Voraussetzung, daß die Unterrichtsstunden des dritten Schuljahrs unter möglichster Berücksichtigung einer ununter⸗ brochenen beruflichen Arbeitszeit festgesetzt werden. Eine Anfrage bei den preußischen Städten mit mehr als 50 000 Einwohnern hat er⸗ geben, daß 19 von ihnen einen vierjährigen, 19 einen dreijährigen und nur 5 einen zweijährigen Schulzwang haben.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

In betreff der Sterblichkeit an Tuberkulose in den europäischen Staaten urteilt F. Prinzing in der „Zeitschrift für Hygiene“, Bd. 46, 19014, wie folgt: Wir sehen zwei große Gebiete mit niederen Zahlen. Das eine umfaßt den Norden Deutschlands, Dänemark, die Niederlande und England, das andere die apenninische Halbinsel. Nördlich vom erstgenannten Gebiet nimmt die Zahl der Todesfälle zu in Irland, Schottland, Norwegen wie Schweden. Sehr häufig ist die Tuberkulose in Spanien und Frankreich, von mittlerer Höhe sind die Ziffern in Westdeutschland, in der Schweiz, in den gsterreichlchen Alpenländern; die Hauptherde der Tuberkulose sind das Großherzogtum Helen. Bayern, ganz besonders aber Nieder⸗ und Oberösterreich, Böhmen, Mähren und Schlesien, wo die Tuberkulosesterbeziffern die höchste Höhe in Europa erreichen. Im gesamten Osten Europas, in ÜUngarn, Galizien, Rumänien, Rußland fordert die Tuberkulose, soweit aus den darüber vorliegenden Nachrichten geschlossen werden kann, viel mehr Opfer als in Deutschland. Man sieht, die Tuberkulose ist nicht nur da häufig, wo die Kultur . und die Industrie ent⸗ wickelt ist, oder wo die Menschen in großen Städten vereint leben, sondern auch in Gegenden, die noch auf einer verhältnismäßig niedrigen Kulturstufe stehen, wo größere Städte selten sind und fast nur Landwirtschaft getrieben wird. Ob bei Berechnung der an Tuber⸗ kulose Erkrankten dieselbe Reihenfolge wie bei der Sterblichkeit be stehen bleibt, entzieht sich jedweder Kenntnisnahme. ““

Paris, 9. August. (W. T. B.) Wie der „Gaulois“ meldet, ist nach den Beschlüssen der letzten, in Paris abgehaltenen inter⸗