Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten. Der Dr. phil. Wilhelm Vöge ist zum Direktorial⸗ assistenten bei den Königlichen Museen in Berlin ernannt worden. 3
Abgereist:
Seine Erzellenz der Chef⸗Präsident der Oberrechnun 8⸗ kammer und des Rechnungshofes des Deutschen Reichs, Wirkliche Geheime Rat von Magdeburg, mit Urlaub.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 17. August.
Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten haben Sich heute früh mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen Eitel⸗Friedrich und Oskar sowie der Prinzessin Viktoria Luise von Wilhelmshöhe nach Ha⸗ und Fisch⸗ beck begeben. 8
Der Königlich rumänische Gesandte Dr. Beldiman ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „See⸗ adler“ am 15. August in Tsingtau eingetroffen.
S. M. S. „Jaguar“ ist an demselben Tage in Kiukiang am Yangtse angekommen und geht am 19. d. M. wieder von dort ab.
Hameln, 17. August. Ihre Majestäten der Kaiser nd die Kaiserin sind mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen Eitel⸗Friedrich und Oskar und der Prinzessin Viktoria Luise, wie „W. FT. B.“ berichtet, um 11 Uhr hier eingetroffen und auf dem Bahnhofe von dem Oberpräsidenten Dr. Wentzel und dem Regierungspräsidenten von Philipsborn empfangen worden. Unter dem Geläute der Glocken und den begeisterten Zurufen der überaus zahlreichen Menschenmenge fuhren Ihre Majestäten in einem offenen Vierspänner mit Spitzenreitern nach dem Rathause, wo der Bürgermeister Meyer an die Majestäten eine Ansprache hielt, in der er den tiefempfundenen Dank der Bürgerschaft für den Besuch aussprach. Der Redner fuhr dann fort:
„Als Bürger einer Stadt, die an einem schiffbaren deutschen Strome liegt und deren Wohlergehen durch das Blühen von Handel und Schiffahrt bedingt wird, haben wir die landesväterliche Für⸗ sorge, die Eure ajestät diesem wichtigen Teile des Volks⸗ lebens stets erwiesen haben, mit besonders dankbarem Herzen empfunden und hoffen zuversichtlich, daß die Wünsche und Pläne Eurer Majestät sich nach dieser Richtung zum Segen des Vaterlandes erfüllen mögen. Zum ersten Male, solange diese alte Stadt steht, widerfährt heute den Bürgern Hamelns die hohe Ehre, daß sie den Majestäten eines Deutschen Kaisers und einer Deutschen Kaiserin in ihren Mauern ehrfurchtsvoll ihre Huldigung darbringen können. Daher wird der heutige Tag ein Markstein in der Geschichte Hamelns sein.“
Deer Redner legte sodann das Gelübde der unerschütter⸗ lichen Treue ab und bot Seiner Majestät dem Kaiser den Ehrentrunk dar. Seine Majestät der Kaiser er⸗ widerte darauf mit einer Ansprache. Eine Ehren⸗ jungfrau überreichte Ihrer Majestät der Kaiserin einen Blumenstrauß. Unter einem dreifachen Hurra setzte sich der Zug wieder in Bewegung zur Weserbrücke und dann zum Bahnhofe zurück. Die Majestäten begaben Sich hierauf mittels Sonderzuges nach Fischbeck zur Einweihung der neu aus⸗ gebauten Stiftskirche.
Cöln, 16. August. Für die Schutztruppe in wird zur Zeit auf dem Truppenübungsplatz des X. Armeekorps in Munster eine Verstärkung aus Pioniermannschaften zusammengestellt, aus denen drei Beleuchtungsabteilungen gebildet werden. Diese werden unter das Kommando von Ingenieurofftzieren gestellt, die eine besondere Ausbildung bei der elektrischen Abteilung des Ingenieurkomitees erhalten haben. Die Abteilungen sind zur Bedienung von elektrischen Scheinwerfern bestimmt, die vorzugsweise für die Hafenanlage in Swakopmund Ver⸗ wendung finden sollen, zumal sich die Stationierung von Kriegsschiffen nur zu elektrischen Beleuchtungszwecken als zu kostspielig herausgestellt hat. Die Ausreise der drei Beleuchtungs⸗ abteilungen ist für den 20. d. M. in Aussicht genommen und soll von Hamburg aus mit dem Dampfer „Sylvia“ erfolgen.
Die „Kölnische Zeitung“ meldet:
Deutsch-Südwestafrika
Fulda, 16. August. Zur Bischofskonferenz sind, wie „W. T. B.“ meldet, hier eingetroffen: der Kardinal⸗Fürstbischof Kopp⸗-⸗Breslau, der Kardinal, Erzbischof Fischer⸗Cöln, der Erz⸗ bischof Dr. Körber⸗Freiburg und die Bischöfe Dr. Korum⸗ Trier, Dr. Dingelstad⸗Münster, Dr. Willi⸗Limburg, Dr. Thiel⸗Ermland, Dr. Schneider⸗Paderborn, Dr. Voß⸗ Osnabrück, Dr. Rosentreter⸗Kulm, der Weihbischof Dr. Likowski⸗Posen und der Feldpropst der Armee Vollmar.
“
8 “ Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern nach⸗ mittag 2 ½ Uhr in Marienbad eingetroffen und auf dem Bahnhof von dem König von England begrüßt worden. Um 7 Uhr Abends fand im Hotel Weimar ein Festdiner statt, das der König Eduard zu Ehren des Kaisers Franz Joseph veranstaltet hatte. Während des Diners brachte der König von England einen Trinkspruch auf den Kaiser von Oester⸗ reich aus, den Allerhöchstdieser mit einem solchen auf den König von England erwiderte.
Heute früh um 9 Uhr traf der Kaiser von Marienbad in Karlsbad ein.
Gestern nachmittag fand unter dem Vorsitz des Grafen Goluchowski eine Konferenz statt, an der die Ministerpräsidenten von Körber und Graf Tisza, der
österreichische Handelsminister Freiherr von Call sowie die österreichischen und ungarischen Delegierten für die Handelsvertragsverhandlungen mit Italien teil⸗ nahmen. Es wurden in vollem Einvernehmen zwischen den beiden Regierungen die endgültigen Instruktionen für die österreichisch⸗ungarischen Delegierten festgesetzt, die sich heute nach Vallombrosa begaben.
Großbritannien und Irland.
Auf eine brieflich an 88 gerichtete Anfrage erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Premierminister Balfour, die Re⸗ gierung habe Grund zu glauben, daß keine als Kreuzer zu verwendenden Schiffe mehr das Schwarze Meer verlassen, und daß ferner keine neutralen Schiffe mehr in Grund gebohrt werden würden. 3
Schweiz.
Der Bundesrat hat, wie „W. T. B.“ erfährt, die Er⸗ richtung einer Gesandtschaft im Haag beschlossen und den schweizerischen Gesandten in London Dr. Carlin in gleiche Eigenschaft im Haag beglaubigt.
Türkei.
Der zum Inspekteur der türkisch⸗bulgarische Demarkations⸗ linie ernannte Brigadegeneral Hamdi Pascha ist, dem „W. T. B.“ zufolge, am 15. d. M. nach seinem Bestimmungs⸗ ort abgereist.
Amerika.
Aus Buenos Aires meldet die „Agence Havas“, nach den Meldungen dortiger Blätter solle die Lage in Paraguay sich verschlimmert haben. Die Aufständischen seien Herren eines großen Teils des Landes und hielten Assuncion ein⸗ geschlossen. Der Präsident der Republik habe den Ober⸗ befehl über die Trupen übernommen.
Asien.
Der Gouverneur des Kiautschougebietes, Kaäpitän zur See Truppel, meldet, wie „W. T. B.“ berichtet, aus Tsingtau, daß am 15. d. M. Morgens die Desarmierung aller im dortigen Hafen liegenden russischen Kriegs⸗ schiffe, nämlich des Linienschiffes „Zessarewitsch“ sowie der „Bezumny“, „Bezposchtadny“ und „Bezstratschny“ erfolgt sei.
ie eine Mitteilung des russischen Generalstabes be⸗ sagt, hat der britische Botschafter in St. Petersburg folgendes Telegramm des Chefs des englischen Geschwaders in den chinesischen Gewässern aus Weihaiwei vom 12. August mitgeteilt:
Der Kommandant des Torpedoboots „Burny“ traf heute um 3 Uhr Nachmittags mit der Mannschaft, die zu Fuß von Schantung hierher gekommen ist, ein. Er meldet folgendes: „Um 2 Uhr Morgens geriet das Torpedoboot „Burny“ im Nebel in der Nähe von Schantung auf Grund. Alles wurde gerettet. Ich sprengte das Torpedoboct in die Luft. Ich befinde mich in Wei haiwei unter dem Schutze Groß⸗ britanniens.“ Der Kommandant bittet, seine Depesche der russischen Regierung mitzuteilen. Die Offiziere und die Mannschaft des „Burny“ sind auf dem „Humber' untergebracht und werden nach Hongkong befördert werden.
Nach einer weiteren Mitteilung des Generalstabes sind in der Lage der kriegführenden Armeen in der südlichen Mand⸗ schurei keine Veränderungen eingetreten. Die Bewohner klagten über Gewalttaten der Japaner und verließen deshalb die Dörfer.
Der „Russischen Telegraphen⸗Agentur“ wird aus Mukden vom heutigen Tage gemeldet: Auf unserer äußersten linken
Flanke stehen uns die Japaner in Tsiantschau gegen⸗ uͤber. Am 15. d. M. rückte eine kleine feindliche Infanterie⸗ abteilung vor und besetzte den Dapiuduschaupaß, von dem sich unsere Wachtruppen zurückzogen.
Aus Tschifu meldet das „Reutersche Bureau“, die russische Flotte sei von ihrer abermaligen Ausfahrt noch an demselben Tage Abends nach Port Arthur zurückgekehrt. 28 Zusammenstoß mit der japanischen Flotte habe nicht statt⸗ gefunden.
Dem „Matin“ zufolge hat der französische Minister des Aeußern Delcassé am Montag in Tokio die russische
rotestnote wegen der Reschitelny⸗Angelegenheit überreichen lassen. Das Blatt fügt hinzu, man habe allen Grund zu der Annahme, daß dieser Streitfall ohne ernste Schwierigkeiten auf diplomatischem Wege werde erledigt werden.
Wie das „Reutersche Bureau“ aus Lhassa berichtet, ist den Tibetanern von den Engländern der Entwurf eines Vertrages vorgelegt worden. Der Dalai⸗Lama beobachte die Ent⸗ wickelung der Dinge von einem 8 Tagemärsche von Lhassa entfernten Kloster aus, wo er sich zur Flucht bereit halte. Die Tibetaner seien vor allem gegen die Erfüllung des englischen Entschädigungsanspruchs. Im Gebirge bei Lhassa ist erste Schnee gefallen.
Afrika. 8 ““
Nach einer Meldung der „Agence Havas“ aus Oran haben 500 Marokkaner am 8. August bei der im Süden von Oran gelegenen Furt Faiti eine kleine französische Kolonne angegriffen; von den Marokkanern wurden 45 Mann getötet. Ein französisches Detachement von 200 Mann wurde nach der Furt Faiti geschickkt. 1
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Ttatistit und Volkswirtschaft
Handelsentwicklung der Hauptexportländer.
Die Vereinigten Staaten von Amerika stehen, was die Ausfuhr heimischer Produkte angeht, an der Spitze aller exportierenden Länder; ihre Ausfuhr hat außerdem im letzten Jahrzehnt ein absolut rascheres Wachstum aufzuweisen gehabt als die Ausfuhr aller konkurrieren⸗ den Staaten. Eine Tabelle, die das Stutistische Bureau des Handels⸗ und Arbeitsamtes in Washington veröffentlicht, stellt die Ausfuhr der in Betracht kommenden Hauptländer für die Jahre 1893 — 1903 einschließlich zusammen; sie zeigt, daß sich der Export der Vereinigten Staaten in der angegebenen Zeit von 854 Millionen auf 1457 Millionen Dollars gehoben hat, also um 603 Millionen Dollars oder 70 %, während Großbritannien, der stärkste Konkurrent der Vereinigten Staaten, eine Ausfuhrvermehrung von 1062 Millionen auf 1415 Millionen Dollars zu verzeichnen hatte, das heißt eine Vermehrung um nur 353 Millionen Dollars oder 33 %. Die deutsche Ausfuhr ging in den 10 Jahren von 735 Millionen auf 1185 Millionen Dollars hinauf; die Zu⸗ nahme betrug mithin 450 Millionen Dollars oder 60 %, sie kommt absolut und relativ derjenigen der Vereinigten Staaten am nächsten. Frankreich exportierte im Jahre 1893 für 624 Millionen Dollars einheimische Produfte, im Jahre 1903 für 804 Millionen oder 30 % mehr. Oesterreich⸗Ungarn zeigte eine Vermehrung der Ausfuhr von 327 auf 428 Millionen, Britisch⸗Indien eine solche von 310 auf 408 Millionen, Argentinien von 90 auf
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213, Japan von 56 auf 142 Millionen Dollars. Verhältnismäßig ist die Zunahme des Exports der beiden letztgenannten Länder weit bedeutender als die der Vereinigten Staaten; absolut genommen, reicht sie nicht an diese hinan. Für Rußland waren nur die Zahlen für ein zwei Jahre zurückliegendes Jahrzehnt, für 1891 bis 1901, zu erlangen; in dieser Zeit steigerte sich die russische Ausfuhr von 378 Milionen nur auf 392 Millionen Dollars.
Die Landwirtschaft und Nahrungsmittelversorgun Japans und Preußens.
Der soeben erschienene 18. Jahrgang des Résumé statistique de PEmpire du Japon (Tokio 1904) bietet lehrreiche Ziffern über die landwirtschaftlichen Feea se Japans, namentlich wenn sie mit den entsprechenden preußischen Ziffern verglichen werden. Im Durch⸗
schnitt der Jahre 1899/1902 betrugen die Flächen und Erntemengen
iind Japan ausschl. Formosa Ernte
1000 Koku 41 25 6 9633 4 162
Fläche
Roggen. Weizen.. 1 u11“ 8 573.
Ein Cho beträgt fast 1 ha (genauer 99,17 3), ein Koku 1,839 hl. Spmit hat in Japan die mit Brolgetreide bestellte Fläche (als Brotgetreide kann man für Japan außer Roggen und Weizen auch Reis ansehen) nur rund 4 Mill. ha umfaßt mit einer mittleren Gesamternte von 52,379 Mill. Koku = 69,325 Mill. hl. Rechnet man das durchschnittliche Hektolitergewicht zu 75 kg, so ergibt sich eine Bruttoernte von 72,24 Millionen Doppelzentnern an Brotgetreide. Die Aussaat wird bei der sorgfältigen Vorbereitung des Ackers, wie sie in Japan üblich ist (Verpflanzung der jungen Reispflänzchen aus den Saatbeeten in die Felder u. dolg, verhältnismäßig wenig Körner beanspruchen; immerhin wird man sie nicht unter 100 kg für das Hektar ’ können. Die Nettoernte (abzüglich der Aussaat) stellt sich alsdann auf etwa 68,2 Mill. Doppelzentner. Da nun die Bevölke⸗ rung Japans nach derselben Quelle für Ende 1900 auf 44,81, für 1901 auf 45,26 Millionen Köpfe angegeben wird, so kann man das genannte Getreidequantum zweckmäßig auf 45 Mill. verteilt denken; es kommt alsdann ein Betrag von nur 151,6 kg auf den Kopf der
Bevölkerung.
In Preußen betrug im Durchschnitt der Jahre 1899/1902 8 die Fläche die Ernte 1000 ha 1000 Tonnen mit Roggen. 4 523 6 437 „ Weizen . . . . 1 093 2 142 „ Sommergerste 919 1 716 „ Haset . 2 745 4 641 „ Kartoffeln. 2 215
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Die mittlere mit Brotgetreide (Weizen und Roggen) bebaute
Erntefläche belief sich also in Preußen 1899/1902 auf 5,616 Mill. ha, die Durchschnittsernte auf 8,579 Mill. Tonnen. Die Aussaat zu 170 kg auf das Hektar gerechnet, ergibt einen Abzug für die Saat von etwa 0,9547 Mill. Tonnen, also eine Nettoernte von 7,624 Mill. Tonnen. Da Preußen in der Mitte des genannten Zeitraums etwa rund 35 Mill. Einwohner zählte, so entspricht dies einer Eigenproduktion an Brotgetreide von 217,8 kg auf den Kopf. Die Einfuhr läßt sich für Preußen nicht genau feststellen, war aber sicher weit beträchtlicher als in Jaxan (für das Deutsche Reich betrug 1899/1902 die Mehreinfuhr an Brotgetreide gegen 50 kg auf den Kopf). Japan hat 1899/1902 im Durchschnitt für 11,1 Mill. Yen (1 Yen = 2,09 ℳ) Reis ein⸗, für 6,8 Mill. ausgeführt, also nur eine Mehreinfuhr im Betrage von 4,3 Mill. Yen gehabt, wofür bei einem Durchschnittspreise von 11,1 Yen für 1 Koku nur 300 000 Koku oder etwa 40 000 Tonnen mehr eingeführt werden konnten. Daneben sind in Japan noch für 6 Mill Yen Hülsenfrüchte eingeführt worden, die etwa ¾ Mill. Koku oder rund 100 000 Tonnen ausgemacht haben.
In Japan selbst waren 1900 1,230 Mill. Cho mit Hülsen⸗ früchten, Hirse, Buchweizen bestanden, die 11,2 Mill. Koku Ertrag lieferten, welcher Betrag etwa 1,55 Mill. Tonnen brutto oder 1,43 Mill. Tonnen netto (abzüglich der Saat) entsprochen haben mag. Wenn man nun noch die Gestegernte mit rund 1 Mill. Tonnen brutto, 0,9 Mill. netto hineinbezieht, so wird sich die gesamte Getreide⸗ ration des Japaners auf 151,6 kg (Brotgetreide) + 20 kg (Gerste) + 31,8 kg (Hülsenfrüchte, Buchweizen usw.) + 3,2 kg Einfuhr, Summe = 206,6 kg belaufen haben. Rechnet man aber in Preußen die Gersten⸗ und Haferernte hinzu, die 6,357 Mill. Tonnen brutto und etwa 4,5 Mill. netto ausgemacht hat, so ergeben sich auf den Kopf: 217,8 kg (Brotgetreide) + 128 kg (Gerste und Hafer) = 345,8 kg ohne Hülsenfrüchte und Buchweizen. Dazu kommt, daß einer Kartoffelernte von 29,3 Mill. Tonnen brutto oder etwa 26 Mill. netto in Japan nur eine Ernte von 783 Mill. Kwan = 2,943 Mill. Tonnen an Kartoffeln und Bataten entspricht. Hier also etwa 65 kg, dort 743 kg auf den Kopf!
Recht dürftig ist der japanische Viehbestand. Es gab 1901. 824 974 Kühe und 524 304 Ochsen, also auf 1000 Bewohner nur 30,0 Haupt Rindvieh, während in Preußen die entsprechende Zahl 1902 auf 10 405 769 Haupt Rindvieh, gleich etwa 300 auf 1000 Köpfe gestiegen war! Auch der Pferdebestand betrug in Japan nur 1 533 204 gleich 34,07 aufs Tausend der Bevölkerung, in Preußen 2 927 484 oder etwa 83 auf 1000 Bewohner.
Interessant ist, daß die Vorstellung von Japan als einem land⸗ wirtschaftlichen Musterlande, wie sie noch ein Justus von Liebig ge⸗ hegt hat, für die heutige Zeit nicht mehr zutrifft. Denn trotz der sorgfältigen Kultur, die die Japaner ihren Feldern angedeihen lassen, hat die mittlere Reisernte 1899/1902 nur etwa 1,455, Kokn auf 1 Tan = 26,9 hl auf das Hektar betragen, wohl kaum über 20 Doppel⸗ zentner. Die mittlere Reisernte dürfte also etwa genau einer mittleren preußischen Weizenernte entsprochen haben. Die mittlere Roggenernte brachte aber in Japan gleichzeitig nur 1,01 Koku für 1 Tan, die mittlere Weizenernte gar nur 0,88 Koku, also nur etwa 18,6 und 16,4 hl oder rund 13,9 bezw. 12,6 dz auf das Hektar (das Hektolitergewicht bei Roggen zu 75, bei Weizen zu 77 kg an⸗ genommen). In Preußen ergab die Roggenernte 1899/1902 im Durchschnitt 14,3 dz auf das Hektar. Der verhältnismäßig günstige Reisertrag erklärt sich wohl auch nur dadurch, daß die Reisfelder zum weitaus überwiegenden Teil künstlich bewässert, die anderen Getreidearten meist auf unbewässertem Boden gebaut werden. Da nur etwa 14. v. H. der 288 000 qkm umfassenden Fläche der japanischen Hauptinseln (ohne Jesso) Getreide tragen, in Preußen dagegen etwa 30 v. H., so ist klar, daß man in Japan eine piel größere Auswahl bezüglich des Bodens hat. Daß unter solchen Um⸗ ständen die Ernten nicht höher sind, erscheint um so auffallender und dürfte in der von verschiedenen europäischen Forschern festgestellten Phosphorsäurearmut des japanischen Bodens und der in Japan noch nabezu unbekannten Phosphorsäuredüngung seinen Grund haben. Die gebirgige, zerrissene Beschaffenheit des Landes allein dürfte an der geringen Ackerfläche und den verhältnismäßig nicht sehr hohen Erträgen keine Schuld tragen: weiß doch der Japaner, ebenso wie der Chinese, auch Gebirgslagen gut auszunutzen. Das japanische Gebirge ist aber in starkem Grade vulkanisch, müßte also gerade einen fruchtbaren Boden haben. Die Japaner haben mithin sicher den Boden ihres Landes noch lange nicht so ausgenutzt, wie sie es könnten. Zu erwähnen ist noch, daß die Waldfläche des eigent⸗ lichen Japan etwa 7,5 Mill ha oder etwa 23 v. H. des gesamten Stoatsgebietes beträgt, die Bewaldung also etwa derjenigen Deutsch⸗ lands entspricht. Mit Maulbeerbäumen waren in Japan 317 145 Cho bepflanzt (darunter 237 215 Felder), mit der Teestaude 49 046 Cho (Ertrag 6,9 Mill. Kwan = 26 Mill. Kilogramm). Die Röepinic⸗ Seidenausfuhr ist die größte neben der chinesischen; die Rohseiden⸗ ausfuhr betrug 1899/1902 im Durchschnitt etwa 65 Mill. Yen, die Ausfuhr an Seidengeweben ungefähr 23 Mill. Ven. (Stat. Korr.)
Zur Arbeiterbewegung. Zum Ausstand der Berliner Marmorstuckateure (vpgl.
Rr. 192 d. Bl.) teilt die „Voss. Ztg.“ mit, daß nach dem Bericht
der Ausstandskommission bis gestern abend neun Firmen die Forderungen unterschriftlich bewilligt haben, während drei Firmen sich entschieden weigern, sämtliche Forderungen an⸗ zuerkennen, und gewisse Einschränkungen des Tarifs verlangen, die von den Arbeitnehmern abgelehnt werden. — Die Verhandlungskommissionen des Verbandes der Glaferei⸗Arbeitgeber und des Zentralverbandes der Glaser (vgl. Nr. 192 d. Bl.) haben, der „Deutschen Warte“ zufolge, einen zwei Jahre geltenden Ver⸗ gleichs für die Bauglaserei — vorbehaltlich der Zustimmung der Meister⸗ und Gesellen⸗Generalversammlungen — geschlossen, sodaß voraussichtlich schon am Donnerstag die Arbeit wieder aufgenommen wird. Die Abmachungen besagen u. a.: „Neunstundentag. Ver⸗ kürzung der Arbeitszeit bei wenig Arbeit bis zu 6 Stunden. 65 ₰ Stundenlohn für Gesellen, die bei normaler Arbeit mindestens 18 qm Verglasung täglich liefern. Die Arbeitgeber legen keinen Wert auf Akkordarbeit. Maßregelungen finden nicht statt. Bei Differenzen wird binnen 3 Tagen die paritätische Schlichtungskommission in Kenntnis gesetzt, um den Streit zu entscheiden. Die Arbeitnehmer verzichten auf die Festlegung des Tarifs vor dem Gewerbegericht; der Arbeitgeberverband verpflichtet sich, auf Anerkennung des Tarifs zu wirken.“ Die beschließenden Versammlungen beider Partefen finden in kürzester Zeit statt. — Zum Ausstand der Former (vgl. Nr. 192 d. Bl.) erfährt dasselbe Blatt, daß eine Streikversammlung beschloß, die Fertigstellung oder Uebernahme der von Ausständigen oder Entlassenen verlassenen Arbeit als Streikbrecherarbeit anzusehen. Am heutigen Mittwoch sollen 15 Metallarbeiterversammlungen in Berlin und den Vororten zu dem Formerstreik Stellung nehmen. 1“ In Gerresheim bei Düsseldorf, wo die Maurer ausständig sind, haben, wie die „Rh⸗Westf. Ztg.⸗ meldet, die Bauunternehmer die Aussperrung der Ausständigen beschlossen, die bis Montag die Arbeit nicht wieder aufnehmen. 8 In einer stark besuchten Versammlung der organisierten Küfer in Mainz wurde, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, beschlossen, in eine Lohn⸗ bewegung einzutreten. Den Prinzipalen sollen folgende Forderungen unterbreitet werden: „Gesellen bis zu 18 Jahren sollen nicht unter 20 ℳ, über 18 Jahre 24 ℳ Wochenlohn erhalten. Denjenigen Küfern, die bereits 24 ℳ und höheren Lohn haben, soll eine Aufbesserung von 7 % zuteil werden. Für Aushilfs⸗ arbeiten werden 45 ₰ für die Stunde verlangt, für Ueberstunden und Sonntagsarbeiten 50 % Lohnaufschlag. Die Arbeitszeit soll nicht über zehn Stunden betragen. Der § 616 des Bürgerlichen Gesetz⸗ buchs über den Dienstvertrag soll Anwendung finden. Die Dauer des Vertrages soll auf drei Jahre festgesetzt werden z„yl.
Kunst und Wissenschaft.
Die Sl; antarktische Expedition hat auch im zweiten Jahre, obwohl ihr keine Hunde mehr zur Verfügung standen, Ausflüge nach dem Binneneis unternommen. In betreff jenes Eis⸗ stroms, der mit der großen Wand endet, wurden, wie „Petermanns Mitteilungen“ berichten, zwei wichtige Tatsachen festgestellt: 1) daß er sich nach N bewegt, denn das Depot A hat sich seit seiner Anlage im Jahre 1903 um 556 m verschoben; 2) daß er wenigstens bis zu einer Entfernung von 250 km von der Winterstation auf dem Wasser schwimmt, denn seine Temperatur nimmt bis zu einer gewissen Tiefe ab und dann bis zu dem tiefsten erreichten Punkte (35 m) stetig wieder zu. Auf der westlichen Ex⸗ kursion drang Scott bis 770 59S., 146° 35/ Oe. ins Binnenland vor. Das Innere von Victorialand ist eine weite Hochfläche von ungefähr 2700 m. Seehöhe. In dem tief eingeschnittenen Gletschertal, durch das Ferrar auf der Rückkehr hinabstieg, konnte eine genaue geologische Untersuchung vorgenommen werden; er fand Pflanzenreste und Anzeichen eines früheren höheren Eisstandes. Auf der Heimreise wurde festgestellt, daß die Russel⸗Inseln nicht eristieren, fondern mit den Balleny⸗Inseln identisch sind. Damit wurde die schon von Fricker (Antarklis, S. 81) ausgesprochene Ver⸗ mutung bestätigt. — Man muß bedauern, daß Scotts vorläufiger Bericht auch diesmal wieder zu kurz ist, und daß keine Kartenskizze beigegeben ist. Besonders dürftig sind die meteorologischen Angaben; gerade in dieser Beziehung scheinen die Beobachtungen des zweiten Jahres hohes Interesse zu bieten, so z. B. das Auftreten konstanter WsW⸗Winde im Victorialand. Die Temperaturmessungen auf der „Discovery“ ergaben wegen der geschützten Lage durchweg zu hohe Werte im Vergleich mit den Temperaturen, die man 2 ½ km südlich davon beobachtete. Der Unterschied betrug selten weniger als 5 ½o. Das Minimum an dieser zweiten Station trat im Mai ein und erreichte — 55,4 °. Die barometrische Rinne wurde auf der Rückreise in der Nähe des Polarkreises überschritten. — Am 8. Juni hat die „Dis⸗ covery“, das Schiff der englischen antarklischen Expedition, von Lyttleton in Neuseeland unter Leitung von Kapitän Scott die Rück⸗ fahrt nach Europa angetreten, hoffentlich nach dem ursprünglichen Fg durch den südlichen Stillen Ozean, auf welchem Wege noch iefseeforschungen ausgeführt werden sollen. .
Die schottische antarktische Expedition auf der „Scotia“ ist am 21. Juli wohlbehalten in der Heimat eingetroffen. Aus den bisherigen Nachrichten über den Verlauf des zweiten Vorstoßes nach dem Südpol seien noch folgende Angaben zusammengestellt: Am 9. Fe⸗ bruar verließ das Schiff Port Stanley auf den Falklandinseln. Nach einwöchigem Aufenthalt auf den Südorkneys, wo Moßman
und Smith mit mehreren Argentiniern zurückblieben, um die meteo⸗
rologischen Beobachtungen ein weiteres Jahr fortzusetzen, erfolgte am 22. Februar der Aufbruch nach 80. Unter 660 8. wurde das Packeis erreicht, aber trotzdem gelang es, bis 72 ° 25⸗S., 180 W. vorzudringen, wo die Eiskante des mutmaßlichen antarktischen Kon⸗ tinents angetroffen wurde. Auf einer Strecke von 6 Längengraden wurde diese Eiswand nach W. verfolgt, bis unter 74° S., 24 ° W. das Schiff am 7. März bei einem starken Orkan vom Treibeis besetzt blieb. Glücklicherweise wurde der Expedition eine Ueberwinterung im treibenden Eise erspart; am 14. März wurde das Schiff von den es einschließenden Fesseln befreiit und kam nach hartem Kampfe am 22. März aus den Schollen heraus. Jetzt wurde nördliche Richtung eingeschlagen. Auf dem sogenannten Roß⸗Tief, wo vor 60 Jahren eine Tiefe von 4000 Faden (7300 m), ohne Grund zu er⸗ reichen, gelotet worden war, fand Bruce nur 2650 Faden (4850 m). Auf der Route nach Kapstadt wurde auf der kleinen Insel Gough südlich von Tristan da Cunha gelandet, und auf der Weiterfahrt wurden noch Tiefen von 1807 Faden (3305 m), 2600 (4750) und e (5300 m) gelotet; am 5. Mai erfolgte die Ankunft in apstadt.
Auch nach dem Bericht von Dr. O. Nordenskjöld und der vorläufigen Karte über den Verlauf der schwedischen antarktischen Expedition 1901/03 (Geogr. Journ. Juli 1904) ist es schwierig, die Aufnahmen derselben mit denen von Kpt. Larsen 1893/94 zu ver⸗ einigen. Daß zwischen der Ostküste von Graham⸗Land keine Wasser⸗ verbindung nach der Westküste vorhanden, wie aus Kpt. Larsens Aufnahmen abgeleitet wurde, ist durch die zweimalige Fahrt der „Antarctic“ im Januar und November 1902 im Orléanskanal und in der Belgicastraße zur Genüge nachgewiesen; Louis⸗Philippe⸗Land im N. bildet zweifellos mit Graham⸗ Land im S. eine zusammenhängende Landmasse. Larsens Robben⸗ Inseln wurden von Dr. Nordenskjöld während seiner Schlittenreise nach S. im Oktober 1902 erreicht; nach der Nordenskjöldschen Dar⸗ stellung ist die Größe dieser Inseln wie auch der größeren Robertson⸗ Insel von Larsen entschieden überschätzt worden, ebenso scheinen die Entfernungsangaben von Larsen viel zu hoch gewesen zu sein, so daß die aus diesem abgeleiteten Positionsangaben nicht zutreffen. Nordenskijöld bezeichnet die Inseln als Nunataks (eisfreie Bergspitzen), die sich aus dem niedrigen Fuße des Binneneises er⸗ heben, das sich in einer Breite von 40 bis 50 Miles über einen Hüngengecd erstreckt. Nach Nordenskjöld hängt auch der Jason⸗ berg nicht mit dem Grahamlande zusammen, sondern erhebt sich
verschieden, doch im allgemeinen der
als Nunatak aus dem Binneneis. Von dem Nordenskjöldschen Reise⸗ werk „Antarctic, zwei Jahre im Eise des Südpols“ ist bereits die auf 30 Lieferungen berechnete erste Lieferung erschienen (Stockholm bei A. Bonnier).
Die Ansicht von Professor von Drygalski über das Nicht⸗ vorhandensein von Terminationland bekämpft der Ameri⸗ kaner E. S. Balch (National Geogr. Mag. 1904, S. 220), indem er darauf hinweist, daß weder der „Challenger“ 1874 noch der 8 1902 die Stelle passiert hat, wo Wilkes 1840 Land zu sehen glaubte, sondern nur die von Wilkes als mutmaßlich angedeutete nordwestliche Fort⸗
setzung des Landes. Wilkes sichtete das Binneneis von seiner Posi⸗
tion 64° S. und 970 37 Oe. im SW.; die Entfernung von seiner Schiffslage und dem Lande gibt er nicht an. Es ist daher nicht ausgeschlossen, daß das Terminationland etwas südlicher liegt, als Wilkes' Karte angibt, und damit würde das Terminationland mit dem hohen eisbedeckten Lande, das von Drygalski vom Gaußberge nach NO. gesehen hat, oder mit seiner östlichen Fortsetzung zu⸗ sammenfallen. Allerdings scheint gegen das Vorhandensein von Terminationland auch der Umstand zu sprechen, daß von Drygalski an der Stelle, wohin Wilkes die nordwestliche Fortsetzung des Landes verlegte, Tiefen von 3165 und 3452 m gemessen hat. Aber im SW. von diesen Positionen nimmt die Tiefe bei der Annäherung an Kaiser Wilhelm II.⸗Land ebenso schnell ab, sodaß die Möglichkeit nicht abzu⸗ sprechen ist, daß auch bei Wilkes Terminationland ein jäher Absturz nach N. stattfindet. Jedenfalls liegt kein Zwang vor, den Namen Terminationland von der Karte zu streichen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Ernteergebnisse in Rumänien.
Das Kaiserliche Konsulat in Jassy berichtet unterm 5. d. M.:
Das Wetter war während der ersten 20 Tage des Monats Juli d. J. heiß und trocken, in den letzten Tagen hat es in der oberen Moldau mehrere Male, in der mittleren nur wenig geregnet. Dem⸗ entsprechend ist die Ernte in der oberen Moldau im allgemeinen auch viel besser ausgefallen. Das Ergebnis der Weizenernte, die unter günstigen Bedingungen eingebracht worden ist, ist in den Bezirken Botoschan, Dorohoc, Sutschava, Niamtz, Bacau und Roman der Menge nach mittel, der Beschaffenheit nach über mittel. Ebenso verhält es sich mit dem Ausfall der Roggenernte. In den Bezirken ist die Ernte weit unter mittel, stellenweise ist sie verloren.
Gerste und Hafer hat eine schwache Mittelernte ergeben
Mais hat infolge der Dürre stark gelitten und läßt kaum auf
Mittel hoffen.
Ernteergebnisse und Getreidehandel in Bulgarien.
Der Kaiserliche Konsul in Varna berichtet unterm 5. d. M.:
Die Witterungsverhältnisse des Monats Juli d. J. waren wegen ihrer durchschnittlich geringen Feuchtigkeit den ausgetrockneten Getreide⸗ feldern ungünstig. Es waren zwar Ende, des Monats in einigen Gegenden des Varnaer Bezirks Niederschläge zu verzeichnen, jedoch I diese nur äußerst wenig zur Verbesserung der Sommersaaten
eitragen.
Der Mais steht infolge der anhaltenden Dürre schlecht und 5 kaum 20 % des vorjährigen Ertrages, welcher sich auf 471 577 hl be⸗ zifferte, liefern. Der letzthin niedergegangene Regen vermochte den erlittenen Schaden nicht wieder gut zu machen. In einigen Pro⸗ vinzen werden die mißratenen Maispflanzen als Viehfutter eingebracht.
Die Bohnen werden als verloren betrachtet.
Der Hafer wird voraussichtlich eine schwache Mittelernte ergeben.
Die Weiden haben durch die Trockenheit stark gelitten. Die letzten Regengüsse haben ihren Stand jedoch merklich gebessert.
Die Weizen⸗, Roggen⸗ und Gerstenernte ist in Nordostbulgarien bereits zu Ende geführt. Der Drusch ist überall in vollem Zuge.
Das Ergebnis der Weizenernte kommt der Menge nach dem vorjährigen gleich, der Güte nach ist dasselbe um 25 bis 30 % besser als sonst ausgefallen. 1 Hektoliter neuer Weizen wiegt durchschnittlich 80 kg. b Hartweizen hat in der Baltschiker und Kavarnaer Gegend bei 56 ö1“ von 82 kg pro Hektoliter einen sehr guten Ertrag
eliefert. der nur vereinzelt vorkommt, ist ebenfalls von befriedi⸗ gender Beschaffenheit und wiegt 72 — 73 kg pro Hektoliter.
Die Gerste ist in diesem Jahre, wie es Probesendungen ersehen lassen, sehr gut geraten. Sie zeigt sogar hei den gewöhnlichen Sorten das seltene Gewicht von 62 kg pro Hektoliter gegen 45 — 50 kg in früheren Jahren. “
Die Getreidezufuhren in Varna sind im Verhältnis zur vor⸗ geschrittenen Jahreszeit ganz bedeutend. Baltschik und Kavarna haben an Zufuhren von diesjährigem Getreide zur Zeit nur unbedeutende Mengen aufzuweisen. Die Getreidepreise sind wegen schlechter Ernte⸗ nachrichten aus den Nachbarländern und infolge guter Beschaffenheit der neu angekommenen Ware gestiegen. Sie stellten sich gegen
Ende Juli d. J.: bei Weizen auf 14,75 — 17,50 Fr. „ Hartweizen „ 14,00 — 14,20 „ 10,90 „ Roggen „ 012,75 „ pro Doppelzentner fob Varna je nach Güte. Hafer wurde noch nicht gehandelt. Abschlüsse für Kleie erzielten bei einer Preislage von 6,80 bis 7,20 Fr. pro 100 kg — je nach dem Prozentsatz der groben und feinen Kleie — günstige Ergebnisse. Diese Produkte werden infolge Futtermangels in großen Mengen von Rumänien und Hesterreich⸗ Ungarn begehrt. 3 3 1 Die Getreideausfuhr beschränkte sich vorwiegend auf die Räumung der bereits im Frühjahr verkauften Bestände. Ausgeführt wurden im
Juli 1904: c Hamb Gerft 1ee na amburg: erste. 8 Mais. 632 t Kleie. 150 t Weizen . .3868 t Safer 2656 t MNae, 220 Gerste. 202 t Roggen . .143 t üser 898990 t Es 6769 Mais. 195 t Kleie 466 t Mehl 1118 t Kleie. 67 t Griechenland: Weizen. 292 t Mehl. vö “ „ Rumänien: Kleie. . ür die Weingärten war die Witterung im Juli d. J. sehr ünstig. Der Stand der Gärten ist zur Zeit befriedigend zu nennen. Man erwartet für dieses Jahr einen bedeutenden Rückgang der Weinpreise.
Triest : der Türkei:
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Saatenstand in der Gegend der sibirischen Eisenbahn Mitte Juni 1904. Die meteorologischen Verhältnisse des diesjährigen Fhübjaürs wenn auch in den einzelnen Gebieten der sibirischen Eisenbahn der Entwicklung der Feldfrüchte völlig günstig gewesen. Im äußersten Westen Sibiriens, in den Kreisen des Orenburger Gouvernements, machte sich im Frühjahr ein Mangel an Feuchtigkeit fühlbar, der übrigens nicht schädlich auf die Saat einwirkte; verhältnismäßig trockenes Wetter herrschte auch in den angrenzenden Kreisen der Gouvernements Tomsk und Jenisseisk; stellen⸗ weise war in diesen Gouvernements ein Ueberfluß an Feuchtigkeit, z. B. im Kainsker Kreise, Gouvernement Tomsk, im Kansker Kreise,
sind
Gouvernement FJenisseisk, im Nishneudinsker Kreise, Gouvernement Irkutsk. Die Wintersaat verspricht im allgemeinen eine Ernte über mittel, stellenweise in der Gegend der Stationen des Orenburger Gouvernements, im Kurganer Kreise des Gouvernements Tobolsk, stellenweise im Tomsker Kreise, im Atschinsker und Krassnojarsker Kreise, Gouvernement Jenisseisk eine gute Ernte. Unbefriedigend und sogar schlecht steht die Wintersaat an manchen Orten im Kainsker Kreise, Gouvernement Tomsk, im Nifhneudinsker Kreise, Gouverne⸗ ment Irkutsk, teilweise infolge der allzugroßen Feuchtigkeit, teilweise infolge der Verwendung von schlechtem Saatkorn. Has Sommer⸗ getreide ist in den Gouvernements Orenburg, Tobolsk und Tomsk größtenteils rechtzeitig oder etwas früher als gewöhnlich und meistens bei günstiger Witterung ausgesät. Im Gouvernement Jenisseisk und teilweise auch im Gouvernement Irkutsk erfolgte die Sommeraussaat später als gewöhnlich und nicht überall bei günstiger Witterung, in einigen Gegenden wurden die Feldarbeiten durch Kälte, stellenweise durch zu trockenes Wetter verzögert. Der Aufgang des Sommergetreides verspricht im allgemeinen eine Ernte über mittel. In den Gouvernements Orenburg, Tobolsk, zuweilen auch im Gouvernement Irkutsk und im Akmolinskergebiet verspricht das Sommergetreide eine gute Ernte, stellenweise auch im Kanster Kreise, Gouvernement Jenisseisk. Unbefriedi end steht das Sommergetreide an einigen Stellen im Kainsker Kreife, im Tomsker und Mariinsker Kreise, Gouvernement Tomsk. Die Aussaatfläche des Sommergetreides hat sich im allgemeinen verringert, hauptsächlich da es infolge der Einberufungen zum Heere an Arbeitskräften fehlte. Auch hat der Mangel an guter Saat diese Verringerung bedingt. “ Prom. Gaz.)
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ 8 maßregeln.
Die Pilgerfahrt nach Mekka im Jahre 1903/04. „In Camaran, der Quarantänestation der von Süden kommenden
Pilger, sind seit dem 30. September 1903, d. h. seit der Ankunft des ersten Schiffes der jüngst abgelaufenen Pilgerfahrt, bis zum 19. Fe⸗ bruar 1904, dem Tage der Abfahrt des letzten Schiffes, den „Ver⸗ öffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ zufolge im ganzen 32 452 Pilger beherbergt worden. Diese größte bisher festgestellte Zahl von Pilgern übertrifft um 664 die nächstgrößte des Jahres 1893.
Der Quarantäneanstalt zu Camaran haben diese Pilger eine Ein⸗ nahme von 1 215 362 Piastern gebracht. Die Flotte, welche den Pilgerverkehr vermittelte, setzte sich aus 49 Dampfern und 14 Seglern zusammen; von ersteren waren 38 englische, 8 holländische und 3 türkische Dampfer. Mit 30 englischen Dampfern kamen allein aus Bombay 16 651 Pilger und aus den Straits Settlement 6942, auf 7 holländischen Dampfern aus Niederländisch⸗ Indien 3552.
Der Nationalität nach befanden sich unter den Pilgern u. a. 15 855 Inder, 9166 Javaner, 2632 Malaien, 795 Perser, 682 Afghanen.
Der Gesundheitszustand der Pilger war ein vorzüglicher, auf der Reise starben im ganzen 82, in Camaran selbst 90, davon 54 an Altersschwäche oder „Schwäche“; Pest⸗ oder Cholerafälle kamen angeblich nicht vor Im Hospital fanden während der ganzen Dauer
der Pilgerfahrten nur 216 Pilger — 164 Männer und 52 Frauen — Aufnahme; 68 Pilger, darunter 41 Greise, starben dortselbst.
Paris, 17. August. (W. T. B.) Eine Mahnung der Prä⸗ fektur an die Pariser Bevölkerung, daß es sich empfehle, bis auf weiteres nur gekochtes Wasser zu trinken, wird damit begründet, daß in der unmittelbaren Nachbarschaft einer der Quellen, die Paris mit Trinkwasser versorgen, der Typhus ausgebrochen ist.
Verkehrsanstalten.
Die nächste Postverbindung nach Swakopmund ꝛc. wird hergestellt durch den Truppentransportdampfer „Silvia“, ab Hamburg am 20. August 10 Uhr Vormittags. Schluß in Hamburg am 20. August für Briefe 7 Uhr Vormittags, für Pakete 5 Uhr Vor⸗ mittags. Letzte Beförderungen ab Berlin, Lehrter Bahnhof, am 19. August für Briefe 11,43 Abends, für Pakete 1,27 Nachmittags. Ankunft in Swakopmund etwa am 12. September. 8
Der Seeverkehr der großen deutschen Häfen.
Das neueste Nauticus⸗Jahrbuch bietet u. a. eine Tabelle über den Seeverkehr in den bedeutenderen deutschen Häfen. Darin sind für das Jahr 1902 die Ankunfts⸗ und Abgangs⸗ zahlen nach Schiffszahl und Tonnage und mit Unterscheidung der Flaggen mitgeteilt. Es wurden die Häfen mit einem See⸗ verkehr von über 100 000 Tons berücksichtigt. Das sind 12 an der Ostsee: Memel, Pillau, Königsberg, Fteahtns sat (Danzig), Swinemünde, Stettin, Kratzwiek, Rostock, Wismar, Lübeck, Kiel und Scsg , 10 an der Nordsee: Altona, Hamburg, Curhafen, Bremer⸗
aven, Geestemünde, Blumenthal, Bremen, Brake, Nordenham und Emden, und endlich die beiden für Seeschiffe zugängigen Rheinhäfen Düsseldorf und Cöln.
Einen mächtigen Vorsprung allen anderen Häfen gegen⸗ über weist Hamburg mit einem Gesamtseeverkehr von 17 129 000 Tons auf. In weitem Abstande folgen Bremerhaven mit 2 962 000, Stettin mit 2 497 000, Bremen mit 2 134 000, Danzig⸗Neufahrwasser mit 1341 000, Kiel mit 1 126 000 und Lübeck mit 1 069 000 Tons. Der Seeverkehr der übrigen 17 Häfen“ reicht nicht an 1 Million Tons heran. Zusammen haben sie 7,7 Millionen Tons Verkehr, weit weniger als Hamburg mit 17,1 und auch weniger als die 6 nächstgrößten Häfen mit 11,1 Millionen. Die drei Elb⸗ häfen Hamburg, Altona und Curhaven ziehen allein mit 18,2 Millionen Tons von den 36 Millionen der 24 größeren deutschen Häfen über die Hälfte auf sich. 8 1“
Zwischen 1 und 1 Million Tons Verkehr haben Königsberg und Geestemünde, zwischen ½ und ¾ Million Emden, Curhaven, Rostock und Swinemünde, zwischen 400 000 und 500 000 Brake, Memel und Altona, zwischen 300 000 und 400 000 Flensburg, Kratzwiek und Pillau, zwischen 200 000 und 300 000 Cöln, Wismar und üsseldorf, zwischen 100 000 und 200 000 Nordenham und Blumenthal.
In allen diesen Häfen ohne Ausnahme überwiegt jetzt der Dampferverkehr die wesentlich. Die Segler machen in Hamburg über 1 ½ Million Tons aus, sonst über 100 000 Tons nur noch in Bremen 8 400 000), Bremerhaven und Kiel (über 200 000), Altona, Lübeck, Stettin und Emden, gegen 100 000 in Danzig und Flensburg.
Purchschnittlich deckt von der verkehrenden Tonnage die deutsche Nlagge etwa die Hälfte. Fast nur deutsche Schiffe verkehren in
uxhaven, Blumenthal und in den Rheinhäfen Düsseldorf und Cöln. Auch nach Bremerhaven kommen verhältnismäßig wenig fremde Schiffe. Ein nennenswertes Uebergewicht fremder Flaggen haben Lübeck und Brake. ““ Russische Schiffe verkehren in bedeutenderem Umfang in Lübeck, aamburg, Stettin, Kiel und Bremen. Die schwedische Flagge ist am Famszun in Lübeck, Stettin, Hamburg, Danzig, Königsberg, Kiel und Wismar vertreten. Norwegische Schiffe gehen hauptsächlich nach Hamburg, demnächst nach Stettin, Danzig Königsberg und Bremen. Die Dänen kommen in großer Zahl nach Stettin und Kiel, auch nach Hamburg, Rostock, Königsberg usw. Die britische Flagge ist mit Aus⸗ nahme von Düsseldorf in allen genannten Häfen vertreten gewesen, in Hamburg allein mit 6,2 Mill. Tons, mit über 100 000 außerdem noch in Bremen, Stettin, Bremerhaven, Geestemünde, Brake, Danzig, Emden und Königsberg. Niederländische Schiffe sind in Hamburg, Stettin, Danzig und Bremen, belgische nur in Hamburg häufiger zu finden. Ebenso beschränkt sich der französische Verkehr in der vee. sache auf Hamburg. Für den spanischen kommt außerdem besonders noch Emden in Betracht. Die italienische, die österreichisch⸗ungarische und andere Flaggen sind ebenfalls nur in dem universalen Hafen Hamburg mit bedeutenderen Ziffern zu beobachten. 4 11u““