1904 / 204 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Aug 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Ersatz⸗ und Reservemannschaften gegenüber. Einzelne bei den einmaligen Ausgaben notwendig gewordene Ueberschreitungen werden durch größere Minderausgaben bei anderen Titeln aufgewogen. Bei der Marineverwaltung schließen die fortdauernden Ausgaben ab mit einer Mehrausgabe von 818 000 ℳ, welche hauptsächlich bei den Indiensthaltungen, bei der Naturalverpflegung, bei den Reise⸗, Marsch⸗ und Frachtkosten und beim Kapitel Artillerie⸗ und Waffenwesen entstanden ist; eine größere Ersparnis wird nachge⸗ wiesen bei der Geldverpflegung der Marineteile. Die ein⸗ maligen Ausgaben sind um 15 000 hinter dem Etatsansatz zurückgeblieben; denn den erforderlich gewordenen außer⸗ etatsmäßigen Aufwendungen von insgesamt 148 449 stehen Ersparnisse in höheren Beträgen bei anderen Titeln gegenüber. Da der Anteil der Marineverwaltung am allgemeinen Pensionsfonds mit einer Minderausgabe von 210 000 ab⸗ schließt und außerdem die Einnahmen den Etatsansatz um 94 000 übersteigen, so stellt das Gesamtergebnis bei der Marineverwaltung sich gegen den Etat um 499 000 ungünstiger. Beim Reichsschatzamt sind gegenüber dem Etatsansatze bei den eigenen Ausgabefonds 2 540 000 Mehrausgaben entstanden, welche ihre Ursache in der außeretatsmäßigen Aufwendung von 2 683 000 haben, die den Inhabern der früheren Süßstofffabriken auf Grund des 2 des Süßstoffgesetzes vom 7. Juli 1902 (Reichsgesetzblatt Seite 253) als Entschädigung zu zahlen waren. Demgegen⸗ über ist eine größere Ersparnis bei dem Fonds zur Unter⸗ haltung von im Landesverteidigungsinteresse hergestellten Eisenbahnanlagen zu erwähnen. Die Einnahmen aus dem Münzwesen sind um 3 580 000 höher, als der Etat sie vorsieht. Die Verwaltung und Verzinsung der Reichs⸗ 8. hat mit einer Mehrausgabe von 1 904 000 abge⸗ chlossen. Bei den die Zivilverwaltung betreffenden Titeln des allgemeinen Pensionsfonds sind 27 000 zu Beihilfen für ehemalige französische Militärpersonen und deren Hinterbliebene 64 000 mehr erforderlich gewesen. Unter Berücksichtigung der vorher erwähnten Ersparnisse bei der Militär⸗ und bei der Marineverwaltung und einer Mehrausgabe von 8000 beim Reichsmilitärgericht ergibt sich somit beim allgemeinen Pensionsfonds eine Gesamtminder⸗ ausgabe von 2 899 000 Beim Reichsinvaliden fonds sind infolge der verstärkten Fürsorge für die Kriegsinvaliden insgesamt 4 707 000 Mehrkosten entstanden, denen ein Minderaufwand für einzelne Ausgabezwecke in Höhe von 144 000 gegenübersteht. Da zur Deckung der sich hier⸗ nach ergebenden Mehrausgabe von 4 563000 aus Mitteln des Reichsinvalidenfonds nur 499 000 verfügbar waren, so mußten 4 064 000 zunächst aus ordentlichen Mitteln des Reichs gedeckt werden. Bei Aufstellung des Etats⸗ entwurfs für 1905 wird die nachträgliche etatsmäßige Bereit⸗ stellung der Mittel zur Deckung der Ueberschreitung beim Reichsinvalidenfonds aus diesem Fonds zur Erwägung kommen. Bei den einmaligen Ausgaben der Reichseisen bahn⸗ verwaltung ist eine Ueberschreitung von 329 000 zu er⸗ wähnen, welche durch eine außeretatsmäßige Aufwendung von 400 000 entstanden ist, die der Großherzoglich luxemburgi⸗ schen Regierung als erste Rate der seinerzeit der Wilhelm⸗ uxemburg⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft gewährten Subvention ver⸗ traglich zurückzuerstatten waren. Die einmaligen Aus⸗ gaben der Post⸗ und Telegraphenverwaltung sind um 179 000 ℳ, diejenigen der Reichs druckerei um 129 000 hinter dem Anschlage zurückgeblieben. Bei dem Fehlbetrage des Rechnungsjahres 1901 sind 1 006 000 weniger nachgewiesen, welche diesem Fonds an Einnahmen aus der Prüfung der Rechnungen, namentlich derjenigen der Militär⸗ verwaltung, zugeflossen sind. —Im ganzen werden bei den in Betracht kommenden Fonds die Minderausgaben durch die Mehrausgaben um 9 825 978,29 überschritten. -

Die Einnahmen an Zöllen und Tabaksteuer, von welcher der Reichskasse nur der Betrag von 130 000 000 verbleibt, während der Rest den Bundesstaaten zu überweisen ist, hat gegen das Etatssoll 34 677 000 mehr eingebracht Bei den den Bundesstaaten sonst noch zustehenden Steuer⸗ erträgen sind an Verbrauchsabgabe für Branntwein 5 847 000 und an Reichsstempelabgaben 6086 000 weniger aufgekommen, sodoß im ganzen ein Mehrertrag von 22 745002,49 sich ergibt. Dieser Mehrertrag war nach § 1 des Gesetzes vom 28. März 1903 (Reichsgesetzblatt

eite 109) zur weiteren Tilgung der durch den Reichs⸗ haushaltsetat für 1903 bewilligten Zuschußanleihe zurück⸗ zubehalten, sodaß zur Ueberweisung an die Bundesstaaten nur der etatsmäßig festgestellte Betrag verblieb. Von den dem Reich zustehenden Steuern haben Mehrerträge gebracht: die Salzsteuer 3185 000 ℳ, der Spielkartenstempel 7000 ℳ, die Statistische Gebühr 120 000 ℳ: bei der Brennsteuer, welche in der Gestalt von Vergütungen für ausgeführten oder zu gewerblichen Zwecken verwendeten Brannt⸗ wein wieder zur Verausgabung gelangt, sind ichst 358 000 mehr vereinnahmt als verausgabt worden. den Voranschlag zurückgeblieben ist die Zuckersteuer um 88 724000 ℳ, die I. steuer um 9118000 ℳ, di Brausteuer um ℳ, die Schaumweinsteuer un 856 000 und die Wechselstempelsteuer 8m 2000ℳ Pie Be⸗ triebsverwaltungen haben sämtlich höhere Ueberschüsse abgeliefert als im Etat vorgesehen waren. Das Mehr beträgt bei der Post⸗ und Telegraphenverwaltung bei einer Mehr⸗ einnahme von 8 886 300 und einer Wenigerausgabe von 959 400 = 9 846 000 ℳ, bei der Reichsdruckerei bei einer Mehreinnahme von 640 000 und einer Mehrausgabe von 353 000 287 000 ℳ, bei der Reichseisenbahn⸗ verwaltung bei einer Mehreinnahme von 9 978 000 und einer Mehrausgabe von 2630 000 = 7 348 000 Die Einnahme aus dem Bankwesen ist gegen den Etate⸗ ansatz um 2 963 000 zurückgeblieben, dag haben die Ausgleichungsbeträge fuür die nicht allen Bundesstaaten gemeinsamen Einnahmen 1 604 000 und die verschiedenen Verwaltungseinnahmen unter Einrechnung der oben bereits erwähnten Mehrerträge bei der Militärverwalt bei der Marineverwaltu n. beim Reichsschatzamt in t 5 930 000 mehr

dem Reich verbleiben, 3 481 152 56 den Etat meh aufgekommen. Da die Mehrausgaben, einschli 4 läufig aus ordentlichen Mitteln des 82288.ön schoecung beim Reichsinvalidenfonds von 4 064 000 ℳ, im 22 9 825 978,29 betragen, so ibt sich für das

echnungsjahr 1903 ein Fehlbetrag von 6 344 825,7

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Thetis“ am 26. August in Tschem ulpo Ke. und am Phtiaf von 8„ 8 8* in See gegangen.

M. S. „Seeadler“ geht am 30. nach Feniihg 82 geh ugust von Schanghai

ie aktive Schlachtflotte sowie S. M. SS. „Schwaben“, „Prinz Adalbert“, Hue „Ham⸗ burg“, „Grille“ und S. M. Tpdbte. S 59 und S 79 sind am 29. August von Kiel zu Uebungen in der Ostsee in See gegangen.

Deutsche Kolonien. Wie „W. T. B.“ berichtet, ist aus Deutsch⸗Sü⸗ 3 afrika amtlich gemeldet worden, daß Emil 88 ““ am 13. Dezember 1868 in Eis kuhlenberg, früher im Pionier⸗ bataillon Nr. 21, am 11. August bei Waterberg gefallen sei. Der Unteroffizier Hermann Gustav Helmrich, geboren in Goldberg, von der Signalabteilung Südwestafrika, sei am 26. August an Typhus gestorben. Im Gefecht bei Omatuga am 15. August gefallen: Gefreiter Ernst Ansorge, früher Regiment Nr. 47. Schwerverwundet: Gefreiter Ferdinand Weber, früher 3. Husar, Hüftschuß; Reiter Alois Kompf, früͤher 16. Dragoner, Schuß rechten Arm. Die Wunde des Hermann Friedrich Scheunemann, früher Regiment Nr. 148, sei bereits ge⸗ heilt; Scheunemann sei leicht verwundet gewesen.

Großbritannien und Irland. Die Admiralität hat, dem „W. T

8 8 8 See . geteilt, daß vier englische Kreuzer und ein englisches Kanonenboot in den südafrikanischen Gewässern auf der Suche nach den russischen Hilfskreuzern „Smolensk“ und „Petersburg“ seien. 8

Frankreich.

Der Ministerrat beschäftigte sich gestern, wie erwartet wurde, mit der Prüfung der verschiedenen Mittel, um den Ausstand der Hafenarbeiter in Marseille zu be⸗ endigen. Der Handelsminister Trouillot machte, nach einer Meldung des „W. T. B.“, von einem Briefe Mitteilung, den er an die subventionierten Schiffahrtsgesellschaften gerichtet habe, un die Erfüllung ihrer Verpflichtungen zu mahnen.

8 Rußland. Der Kaiser traf mit den Großfürst Wf Kaiser tit den en Michael Alexandrowitsch und Nikolai Nikolajewitsch gestern früh, wie „W. T. B.“ meldet, in Nowotscherkask ein und nahm über die nach dem Kriegsschauplatz abgehende 4. Di⸗ Parade ab, bei der Aller⸗ höchstderselbe den Truppen Glück wünschte und ihn A erteilte. g .“ Finem Kaiserlichen Tagesbefehl zufolge wird allen Arthur verteidigenden Militärchargen vom 1. Cin Kogt bis zur Beendigung der Belagerung ein Monat gleich —ö angerechnet. 3 estern fanden in Riga große Unruhen statt. Vor Gefängnis versammelte sc eine große Menschenmenge, die mit den Gefangenen in Verkehr treten wollte. Als die Polizei sie aufforderte auseinander zu gehen, fielen Schüsse aus ihrer Mitte. Der Polizeimeister, dessen Gehilfe und zwei Polizisten wurden verwundet. Die Menge wurde dann auseinander getrieben.

Italien. Der „Osservatore Romano“ meldet, daß ischof Osservatore Rom „daß auch der Bischo von Laval, Msgr. Geay, in Rom eingetroffen sei. 1 Spanien. Aus San Sebastian wird dem „Standard“ gemeldet,

innerhalb 24 Stunden zu verlassen, erwidert, sein Schiff habe

beten. satzung.

meindewahlen siegten, dem „W. T. B.“ zufolge fast durch⸗

das

Paraguay 8 volution Im ganzen sind an ordentlichen Einnahmen, soweit sie

der der Republik mache es

der Kommandunt des russischen Kreuzers „Don“ habe den Behörden Vigos, als sie ihn aufforderten, den Hafen

Maschinenreparatur und müsse

Die 5 Tage im Hafen bleiben.

Behörden hätten telegraphisch Weisung von Madrid er⸗ Der „Don“ hat 17 Geschütze und 400 Mann Be⸗ Türkei.—

Der frühere Sultan Murad V., am

des Thrones entsetzt, ist gestern an Diabetes längerer Zeit litt, gestorben.

an der er seit

Serbien.

Das Programm der für die Tage vom 20. bis 22. Sep⸗ tember angesetten Krönungsfeierlichkeiten ist, wie „W. T. B.“ berichtet, amtlich veröffentlicht worden. Die Krönung selbst findet am 21. September statt. Später ist großer Empfang im Königlichen Schlosse. 8

Bulgarien. G Bei den am Sonntag in Sofia vorgenommenen Ge⸗

weg die regierungsfreundlichen Kandidaten.

Schweden und Norwegen.

In der gestrigen Sitzung des norwegischen St 2

. g . rates wurde, wie dem Bege. B.“ aus Eisch e e. b geteilt wird, bestimmt, daß vom 1. September ab der Staatsrat Michelsen das Finanzdepartement und der Staatsrat Vogt Handels⸗ und Revisionsdepartement übernehmen solle Staatsräte Tildul und Schiönning treten in die Staotsratsabteilung zu Stockholm über.

D 1e Amerikn.

S85

nften.

Eine Mitteilung des Generalstab 8 hn N.naus,Ste Peserhur⸗ 882 eeichesag, vähch .August setzten die Japaner den Vormar zwischen Anschantschan und Liandiansan 85b S achbutgefechten wurden beim Rückzuge unserer Truppen General⸗ major Rutkowski und Oberstleutnant von Raaben getötet. Die Hehl der aus der Front Ausgeschiedenen ist noch nicht festgestellt en Verbandsplatz passierten ce len 400 Verwundete. Die Verluste des Gegners sind bedeutend. a den übrigen Punkten herrscht Ruhe.

Aus Liaujang vom gestrigen Ta 2 er verzars g gestrigen Tage meldet das „Reutersche Die russische Armee stehe vor Liaujang, wo Zü⸗ 2 in guter Ordnung eingetroffen e Ie Sage behn Tage gewährt. „Das japanische Heer sei mit der größten Ent⸗ sch ossenheit vorgerückt, ohne Opfer zu scheuen. So habe ein am 28. d. M. Abends bei einem Angriff in der Nähe von 8 iaolingtse seine sämtlichen Offiziere verloren. Der Troß der vier rmeekorps habe sich über die Ebene unter dem Schutze von Truppen zurückgezogen, die in ihren Stellungen geblieben seien, bis der letzte Gepäckwagen verschwunden gewesen sei. Die russische Artillerie habe andauernd mit sämtlichen Geschützen gefeuert. Trotz des regelmäßigen 8 die mit aee Präzision vorgegangen seien, saih- e Fehe altblütigkeit geschehen. Die Verbindungen seien Aus Wladiwostok wird der „Russischen T 3 9 hen Telegraphen⸗ Agentur „gemeldet, daß die Reparatur der 1 „Rossia⸗ und „Gromoboi“ rasch fortschreite und dem⸗ -ꝓ u .2 2e ferner daß sich der Statthalter llex und der General Linewi zur Zeit dort auf⸗ Rüare ewitsch zur Zeit dort auf⸗ Ein Telegramm des „Daily Telegraph“ if von besagt: 8 Nach zuverlässigen Nachrichten ist der allgemeine Angri er gege auf Port Arthur mit schweren Verlusten geschlagen worden. Die Japaner eroberten nur zwei kleine Forts wahrscheinlich die 2 Xm nordöstlich von der Stadt liegenden Forts 16 und 11. Man glaubt, daß die Japaner diese unter dem Feuer der anderen Feshs nicht würden halten können. Die Hoffnung der Japaner, die Festung jetzt sofort zu erobern, solle erschüttert sein. Es werde ge⸗ eaeh- äerer gen vorzüglich und die Verluste der Angreifer außerordentlich schwer seien; ffel EE“ r seien; der General Stössel zeige Dem „Standard“ wird aus Schan die Abrüstung des russischen Torpedobootszerstörers „Gro⸗ sovoi“ gestern erfolgt und die Abrüstung des Kreuzers „Askold“ auf heute festgesetzt sei.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Simla vom heutigen Tage verlautet dort, daß die Ver⸗ handlungen mit Tibet zu einer. befriedigenden Ver⸗ Ehbrfung geführ . Die englische Mission dürfe daher Lhassa früher verlassen, als die Regie isher er⸗ E““ j gierung bisher er⸗

gemeldet, daß

28. Wettbewerbsprüfung für Marinechronometer.

Die Deutsche Seewarte in Hamburg erläßt die folgend Aufforderung zur Beteiligu 8 L veitheHertäechene gung an der 28. Chronometer⸗ 1) Zeitpunkt der Prüfung. Die 28. Wettbewerbprüf für Marinechronometer wird in der dZeit vom 29. Verbperegne bas zum 17. April 1905 in der Abteilung IV der deutschen Seewarte abgehalten werden. Als letzter Tag für die Anmeldung von Chrono⸗ metern zum Wettbewerb ist der 22. Oktober 1904 und für die Ein⸗ lieferung der Instrumente der 27. Oktober 1904 festgesetzt worden. 2gee 1g als an den angegebenen Tagen angemeldet

e erden, können ni ü Umcaafehewrrber nicht mehr zur Wettbewerbprüfung 2) Bedingungen für die Zulassung zur Prüfun steht jedem im Gebiete des Deutschen Reiches 23 Prs 12—⸗ welcher sich als solcher durch Lehrbriefe oder Zeugnisse von Uhrmacher⸗ schulen ausweist, frei, bis zu 10 Chronometern zur Prüfung einzu⸗ liefern ohne Nachweis des Ursprungs und der Bearbeitung. Lee An⸗ nahme dieser Instrumente erfolgt indessen nur soweit als die vor⸗ handenen Prüfungseinrichtungen in der Abteilung IV der Deutschen Seewarte es gestatten. Reicht der Prüfungsraum für die Gesamtzahl Chronometer 87 aus, so tritt eine entsprechende

inderung der von jedem Einli Instru⸗ nenih g inlieferer anzunehmenden Instru „Vpon jedem Einlieferer ist bei der Anmeldung ausdrückli . klären, daß er mit den unter 6 genannten eg verstanden ist, und daß er die von ihm eingereichten Instrumente der Deutschen Serwarte so lange zur Verfügung stellt, bis die Ent⸗ scheidung des Reichsmarineamts über den Ankauf getroffen worden ist. Ferner ist bei der Anmeldung anzugeben, in welchem Jahre und Monat die Fertigstellung sowie die letzte Reinigung und Oelerneuerun bei den einzelnen Chronometern stattgefunden haben. Endlich sin Angaben (oder Skizzen) bezüglich des Baus der wesentlichen Teile (Kompensation der Unruhe, Hemmung usw.) beizufügen. Die Deutsche Seewarte behält sich vor, Chronometer, welche nicht inner⸗ --r Fa rrns 1773 vrnic⸗ ee neuem Oel versehen vorden sind, und solche, welche ülter 3 Jahre si Prmfang auszuschließen. ö1X“

3) Prüfungsordnung. Die zur Wettbewerbprüfung eingeliefert Chronpmeter werden zunachs bei Zimmertemperatur ve-. 2,F Prüfung bezüglich des Gangunterschiedes zwischen dem ersten und zweiten Gangtage unterzogen. Diejenigen Instrumente, bei welchen dieser Unterschied mehr als 1*5 betrügt, werden von der Wettbewerb⸗ prüfung ausgeschlossen und den Fabrikanten zurückgegeben. Alsdann werden die zur Wertbewerbprüfung zugelassenen Chrono⸗ meter im Prüfungsraume der Abteilung 1V der Peutschen Seewarte durch langsame Vermehrung der Temperatur zunüchst auf 30 ° Cels. gebracht hierauf werden dekadenweise die Mitteltemperaturen b 1 250 20 ° 15° 10 ⁰° 50 50 10⁰0 m15 ° 20 ° 25 ° m300 innegehalten, und zwar werden beim Uebergange von Dekade zu Dekade stert allmäühliche Temperaturveründerungen vorgenommen. Schließlich erfolgt eine Temperaturverminverung bis auf Zimmertemperatur Die wührend der Anfangs⸗ und Schlußperiode erhaltenen Gang⸗

werte werden bei der Einteilung der Chronometer in Klassen nicht in

asas gezogen. 4) Einteilung der Chronometer in Klassen. Na beendigter Prüfnng werden fämtliche Chronometer, so weit sie 89

norwegische In der argentinischen Deputiertenkamme stern, wie „W. T. B.“ berichtet, in seiner en vaes vüe Interpellation über die Neutralität Argentiniens gegen⸗ über den revolntiopnüären Bewegungen in Uruguay und der Mintster des Aeußern Terry diese Re⸗ aufs schürfste und legte dar, daß die Haltung dem Wölterrecht entspreche. Ir. 15 Ausbehnung blik mc schwierig, den Waffens n ver Aufständischen zu —— enücnage. p hinzu, es sei nötig, die Revolutionen dieser Art auszurptien; daju müöfßten alle sltvamerftantschen Nationen zusammen helsen. Chile, Uruguax, Brafälien, Paraguay, Argentinien und Bolivwien sollten sich tur Erreichung dieses Zieles zusammenschließen. Der Minister mit vohasen Beifall aufgenommen wurden, be⸗ tonte schlieflich, vuß vie Politik Argentiniens von 1 S Erhaltung des Frievens getragen sei. Sek hc xxh

dieser Mittelwerte gleich 4 gesett. Differenz

beiden

überhaupt als brauchbar für die nautische Praxis erweisen, in vier Klassen eingeoronet, für welche die § SShhs e der später zu ö Gütezahlen folgendermaßen festgesetzt worden sind: Klasse 1 I III 4+α2 B .,SO 22950 56900 6

üs 2 0.0¹0 0.016 0,025 0.050 Diese Großen 4, B und C werden berechnet aus den mittler tüglichen Gungen, welche wührend der Dekaden beobachta worden sind. Zur Bestimmung der Größe werden die bei gleichen Lemperagturen erhaltenen Gäͤnge paarweise zu einem Mittel⸗ werte vereinigt; es wied dann die größte vorgekommene Differenz 5 Zezeichnet ferner 1“ die größte Diffe der tüglichen Guͤnge von zwei aufeinander folgenden Detaben, die Differenz der Lempergtur während dieser Zeitabschnitte und die Hifferenz höchsten

IV

s niedrigsten während der Prüfung überhaupt vorgekommenen lndentemperatur, so ist B=B⸗— 5A.

in dieser Formel sind die algebraischen Vorzeichen von B“ und A zu srücksichtigen. Endlich erhält man den Wert der täglichen Be⸗ bleunigung C des täglichen Ganges, indem man die Differenz der singe bildet, welche während zweier zur Mitte der Untersuchungszeit immetrisch gelegener Dekaden beobachtet worden sind, und alsdann ese Differenz durch die Anzahl der zwischen der Mitte beider kaden liegenden Tage dividiert. Nachdem man in dieser Weise tägliche Beschleunigung aus den beiden äußersten Dekadenpaaren r räre berechnet hat, ist der Mittelwert beider Bestimmungen sch C zu setzen. sch Nmerhal der einzelnen Klassen werden die Chronometer nach

Wert der Summe A+ 2B + C. geordnet, wobei die Vor⸗ schen der Summanden nicht zu berücksichtigen sind.

5) Prämjierung der Chronometer. Seitens des Reichs⸗ arineamts sind für Chronovmeter deutscher Arbeit, welche die zegingungen der Klasse ] erfüllt haben, sechs Prämien im Betrage an 1200 ℳ, 1100 ℳ, 1000 ℳ, 900 ℳ, 800 und 700 aus⸗ setzt worden. Unter „Chronometern deutscher Arbeit“ werden solche tronometer verstanden, welche nicht nur von deutschen Chronometer⸗ oder lhrmachern zusammengesetzt und feingestellt (reguliert) sind, sondern deren gamten Teile in Deutschland gefertigt sind. Ausnahmsweise sollen bei ig diesjährigen Prüfung auch solche Chronometer zugelassen werden, gi welchen im Auslande angefertigte Palladiumspiralen, Nickelstahl⸗ nruhen, Ketten und Zugfedern verwendet worden, im übrigen aber se oben erwähnten Bedingungen erfüllt sind. Bei der Anmeldung a. Chronometer ist ausdrücklich zu erklären, daß sie mit der ntwartschaft auf Prämiierung eingeliefert werden und daß die gedingungen, welche sich auf den deutschen Ursprung beziehen, füällt sind. Außerdem ist anzu geben: 1) der Name des Verfertigers e Spiralfeder; 2) der Name des Unruhmachers; 3) der Name des berfertigers der Hemmungsfeder und des Hemmungsrades; 4) der Name g Feinstellers. Der Nachweis, daß die mit der Anwartschaft auf prämiierung eingelieferten Chronometer deutschen Ursprungs sind, ist hurch Vorlage von Arbeitsbüchern, Fakturen, Rechnungen und durch indere geeignete Beweise zu erbringen. Auch müssen sich die Ein⸗ jferer damit einverstanden erklären, daß ihre Werkstätten und lcbeitsmittel ohne besondere vorherige Benachrichtigung durch Beamte Reichsmarineamts besichtigt werden. Das Reichsmarineamt be⸗ ilt es sich ferner als Bedingung für die Zulassung vor, von dem Finlieferer erforderlichen Falls den Nachweis einer fachtechnischen Aus⸗ ldung, insbesondere bezüglich der Anfertigung und Feinstellung von Phronometern, zu verlangen, dieser Nachweis ist durch Vorlage von ehrbriefen, Zeugnissen von Uhrmacherschulen oder anerkannt tüchtigen fachleuten zu erbringen.

Zur Prüfung, ob die obenerwähnten Bedingungen für die Zu⸗ gssung zur Anwartschaft auf Prämiierung erfüllt sind, wird seitens r Deutschen Seewarte Anfang November d. J. eine fachtechnische sommission zusammenberufen. Ihre Beratungen finden unter dem Porsitz des Direktors der Deutschen Seewarte statt, und das Ergebnis er Prüfung wird in einem Protokolle niedergelegt. Die Mitglieder erKommission können, falls es zweckmäßig echeinz, zur Besichtigung er Werkstätten der am Wettbewerb beteiligten Chronometermacher banger n werden. 1

6) nkauf der Chronometer. Das Reichsmarineamt chält sich das Recht und die freie Wahl des Ankaufs der ein⸗ gelieferten Chronometer zu folgenden vor:

Für ein Chronometer der Klasse I. ün. 750

8 Iöö6 5 III eder IV. 600

bei den prämiierten Chronometern wird dieser Kaufpreis außer der Prämie bezahlt.

Die Lieferanten sind anderseits verpflichtet, die von dem Reichs⸗ marineamt angekauften Chronometer sofort nach Beendigung der Fettbewerbprüfung nochmals kostenlos zu reinigen und mit neuem Del zu versehen, falls dies von der Deutschen Seewarte als not⸗ pendig erachtet wird. Ferner haben sie die Porto⸗ und Verpackungs⸗ bsten für die -⸗ der angekauften Chronometer an die Kaiser⸗ ichen Werften der Abteilung IV der Deutschen Seewarte zurück⸗ zuerstatten.

7) Zeugnisse für die untersuchten Chronometer und Peröffentlichung der Prüfungsergebnisse. Nach Beendi⸗ nung der Wettbewerbprüfung wird über jedes zur Prüfung eingelieferte Chronometer, dessen Gütezahlen die oben für die Klasse IV ange⸗ pebenen Höchstbeträge nicht überschreiten, ein amtliches Zeugnis aus⸗ istellt. Darin werden die Gangwerte während der einzelnen Dekaden, ie daraus abgeleiteten Gütezahlen sowie die Nummer der Klasse ingegeben. Ueber die Anordnung und die Ergebnisse der Prüfung wird ein eingehender Bericht in den „Annalen der Hydrographie usw.“ teröffentlicht werden, auch wird durch Verteilung von Sonderabdrücken dises Berichts dafür Sorge getragen, daß diese Ergebnisse in den sich hafür interessierenden fachwissenschaftlichen Kreisen Verbreitung finden.

8) Einlieferung der Chronometer und allgemeine Bestim mungen. Die Deutsche Seewarte richtet an die Einlieferer

bas Ersuchen, die für die Wettbewerbprüfung bestimmten Chrono⸗ meter, wenn irgend möglich, persönlich zu überbringen. Bei Sen⸗ hungen durch die Post i die Adresse „Deutsche Seewarte, Abteilung IV, hamburg 9, Stintfang“ zu benutzen. Es empfiehlt sich bei Post⸗ endungen, die Aufgabepostanstalt von der Auflieferung bereits 48 Stunden dorher in Kenntnis zu setzen und unter Angabe der Adresse sowie des Inhalts und des Zwecks der Sendung um möglichste Sorgfalt während des Transports zu bitten. α der Zug, mit welchem die Chronometer in Hamburg eintreffen, der Abteilung 1V der Deutschen Seewarte mit Bestimmtheit angegeben werden kann, wird ein Beamter die Sendung am Bahnhofe in Empfang nehmen. 1

Auf Grund der bisherigen Erfahrungen mögen noch die folgenden Vorsichtsmaßregeln für die Versendung der Chronometer in Vorschlag gebracht werden:

a. Man setze die Unruhe durch Unterschieben von Korkstückchen dder Papierstreifen fest, sodaß jede Bewegung verhindert wird

b. Man befestige die Cardanische Aufhängung durch Einschieben es Befestigungsarmes und durch scharfes Anziehen der Klemmschraube.

c. Man fülle den ganzen Raum zwischen dem Uhrgehäuse und bem hölzernen Kasten mit trockenem, staubfreiem Werg, Holzwolle dder Papierschnitzeln, um selbst bei Lockerung der Klemmschraube jede Bewegung des Gebuses zu verhindern. 1

„d. Das im Ueberkasten befindliche Chronometer ist in einem Weidenkorbe mit Hilfe von elastischem und möglichst staubfreiem Füllmaterial (Seegras, Holzwolle usw.) festzusetzen.

e. Zwei Chronomeéter können in einem Korbe verpackt werden, hoch so, daß jede unmittelbare Berührung zwischen ihnen durch das Füllmaterial verhindert wird.

Ueber den Empfang der Chronometer wird jedem Einlieferer

ne amtliche Bescheinigung zugestellt; die asban diga der Chrono⸗ mneter nach beendigter Prüfung erfolgt gegen Rückgabe dieser Be⸗ nigung. Auswärtigen Uhrmachern werden die Chronometer

uf Wunsch in obiger Weise verpackt mit der 8 rückgeschickt, doch übernimmt die Seewarke keine Verantworkung ür etwaige Beschädigung der Instrumente infolge des Fesüepfäß Die Aus agen für die Verpackun und für die Beförderung zur Post d der Abteilung IV Laclcge eit! 2 b Alle auf die Weltbewerbprü ung bezüglichen Anfragen sind an die Seewarte zu richten

s wird schließlich ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß * Versicherung der Chrogometer gegen Feuersgefaht durch die eutsche Seewarte nicht stattfindet

9) Benachrichtig ung. Es ist in Aussicht genommen worden, vom Jahre 1907 an vdor Beginn der Wett) ewerbpräfung eine Beßchtigung der eingelieferten Chrongmeter bezüglich ihrer kehaischen

anerkannt wird, werden alsdann von der Wettbewerbprüfung aus⸗ Pschlosen. Außerdem sollen, etwa vom gleichen Zeitpunkte an, nur Chronometer mit Schnecke zur Wettbewerbprüfung zugelassen werden. Hamburg, im August 1904. 1.“ Kaiserliche Marine. Deutsche Seewarte. Heri.

Kunst und Wissenschaft. .

Ueber die innerdienstliche Behandlung der Schrift⸗

stücke in der ägvptischen Staatsverwaltung der griechisch⸗

römischen Zeit entnehmen wir der mehrfach erw hnten Abhandlung über „griechische Papyrusurkunden und Bureaudienst im griechisch⸗ römischen Aegypten“ von Dr. Preisigke⸗Straßburg noch die folgenden

Mitteilungen: Verfügungen der vorgesetzten Staatsbehörden, die

auf eingegangene Berichte der unteren Behörden die Entschei⸗

dungen darstellen, ergehen heute in Form von Vorzeige⸗ oder

„Kurzer Hand⸗ (k. H.⸗) Verfügungen“ beide können „Rand⸗

verfügungen“ sein oder aber in Form von Reinschriftverfügungen. Im

griechisch⸗römischen Aegypten machte man von Randverfügungen den

weitesten Gebrauch. Der Text der Randverfügungen ist regelmäßig sehr knapp abgefaßt, dabei sind die einzelnen Worte sehr stark abgekürzt, was alles darauf hindeutet, daß man die Schreiblast zu vermindern bestrebt war. So berichtet im Jahre 114 vor Chr. der Dorfsekretär in

Kerkeosiris an den Provinzialsekretär, daß ein anderer Dorfbeamter

von Dorfbewohnern tätlich angegriffen worden sei. Unterhalb dieses

Berichts steht ein kurzer Strich, darunter liest man die Worte: „An

die zuständigen Beamten. Sorget, daß sie vorgeführt werden und die

gebührende Strafe erhalten.’ Wer die zuständigen Beamten sind, wird nicht weiter gesagt, das ist für die Beteiligten selbstverständlich.

Noch kürzere Randverfügungen sind z. B.: „Prüfen und berichten,

auch den Kostenpunkt erörtern“ (aus dem 2. Jahrhundert vor Chr.)

oder: „Pachtzins für 1 Jahr nehmen, dann frei lassen“ (aus dem Jahre 11s vor Chr., herrührend aus dem Finanzministerium). Randverfü⸗ gungen in dieser kurzen Form bewegen sich im J nfinitiv. Bei kängeren Berichten, namentlich bei Rechnungsaufstellungen, bestehen die

Randverfügungen aus verschiedenen Einzelvermerken am Rande neben

den betreffenden Zeilen, z. B. „will der Dorfsekretär die Verantwortung

übernehmen, soll er das schriftlich erklären“. Eine Randverfügung aus römischer Zeit enthält z. B. der Berliner Papyrus Nr. 614 aus dem Jahre 216 nach Chr. Es ist das die Entscheidung des in

Alexandreia residierenden Vizekönigs auf das Gesuch eines Soldaten

in privaten Vermögensangelegenheiten: „Jahr 25, am 30. des Monats

Choiak. Wenn Du irgendwie recht hast, kannst Du davon Gebrauch

machen. Band 502“. Das klingt allerdings etwas orakelhaft, jedoch

konnte der Bittsteller mit dieser vizeköniglichen Entscheidung in der

Hand vermutlich vor Gericht bessere irkung erzielen. Da das

Gesuch mit der Randverfügung an den Bittsteller zurückging, wurde

in Band 502 der vizeköniglichen Registratur jedenfalls ein Auszug

zurückbehalten. Von k. die nicht an die Absendungsstelle zurück⸗ elangten, behielt diese, wenn nötig, einen kurzen Vermerk über den

Inhalt zurück, sei es in den Akten, sei es in einem besonders hierfür

angelegten Buche (Kladde). Eine derartige antike Kladde besitzen

wir in Pap. Tebtynis I8 (um 200 vor Chr.). In diesem Papyrus

heißt es z. B.:

„den 15 ten.

An Aphrodisios. Wegen der Geld⸗, Natural⸗ und sonstigen Steuern im Gebiete von Lesbos und Thrakien gib Bericht, ob sie ein⸗ gegangen sind. Heraklitos nebst Sekretären soll abgesandt werden zur Erledigung.

An Kallimedes. Ebenso; es sollen auch Beamte aus Kal....] ab⸗

gehen. den 24 ten. 1 An Nikostratos. Man berichtet, daß die Geldsteuerpacht in Lykien für das Jahr 4 sich beläuft auf 6 Talente 1312 Drachmen 4 Obolen; in gleicher Höhe lautet das Angebot auch für die

Folgezeit.

An denselben. Wegen des Torzolls berichtet man, daß ein Minder⸗ betrag von 2 Talenten 1366 Drachmen vorgefunden sei. Sende Statistik über den durch die Stadttore eingeführten Wein für jedes Jahr, beginnend mit dem Jahre 16, damit sie dem Minderbetrage gegenübergestellt werden kann.“

Hier haben wir Auszüge aus vier Verfügungen, von denen zwei am 15. und zwei am 24. eines Monats abgegangen sind. Sie be⸗ treffen die Steuerverhältnisse in den überseeischen Besitzungen; bei der Wichtigkeit des Gegenstandes ist zu vermuten, daß die Kladde im Finanzministerium zu Alexandreia geführt worden ist.¹) Die Eintragungen erfolgten in Peancd e fünr Folge; zwischen dem 15. und 24 nd Verfügungen nicht erlassen worden, wenigstens nicht in Sachen der überseeischen Steuern. Für Verfügungen anderer Gattung mögen andere Kladden geführt worden sein. Die zweite Verfügung an Nikostratos ist noch in anderer Be⸗ ziehung von großem Interesse. Man ersieht dargus, daß die wirk⸗ lichen Einnahmen gegenüber dem Solletat einen Minderbetrag ergeben haben und daß man in diesem Falle, um der Sache auf den Grund zu kommen, genau so verfuhr, wie die heutigen Behörden auch ver⸗ fahren: man trägt der nachgeordneten Behörde auf, für einen längeren Zeitraum eine Statistik anzufertigen und vorzulegen, um die Verkehrsschwankungen daran zu erkennen und um zu prüfen, worauf der Einnahmeausfall zurückzuführen ist. Da die Eintragungen der Kladde um das Jahr 201 vor Chr. gemacht worden sind und die Statistik vom Jahre 16 = 206 vor Chr. ab verlangt wird, so hatte diese Statistik den Zeitraum von fünf Jahren zu um⸗ fassen. Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Wie die Verfügungen der vorgesetzten Behörden, so sind auch die Berichte der nachgeordneten Behöͤrden beschaffen, nicht nur hinsichtlich der aͤußeren Anordnung, sondern auch in bezug auf den knappen, sach⸗ lichen Inhalt; Redewendungen, die auf irgend eine noch so gelinde Unterwürfigkeit hindeuten, sucht man in griechisch⸗römischer Zeit vergebens. Selbst wenn ein geringer Beamter wie der Dorsfsekretär mit einem Gesuch an den König unmittelbar sich wendet, schreibt er in Pap. Pebtynis 1 43 (18 vor Chr.) nur: „An den König Ptolemaios und die Königsschwester Kleopatra und die Königsgemahlin Kleo⸗ patra, ²) Gruß. Absender Menches, Dorssekretär von Kerkeosiris im Polemonischen Kreise des Arsinoitischen Gaues, und sein Bruder Polemon. Am 17. des Monats Hathyr des laufenden Jahres 53 erfuhren wir, daß Askleptades, ein Beamter des Provinzial⸗ Gendarmeriekommandanten, das Dorf besuchen würde, und dem Her⸗ kommen gemäß erschienen wir zum Empfange gemeinsam mit“ usw Es folgt nunmehr eine Beschwerde darüber, daß Asklepiades den Dorfsekectär nebst einigen anderen Personen wegen Verdachts in einer Mordangelegenheit gefangen gesetzt habe. Das Gesuch schließt mit dem Antrage, der König möge den Bittsteller vor Unrecht schützen und das Sesuc an den Provinzial⸗ direkto? Apoöllonios zur weiteren Behandlung überweisen, „damit ich ungehindert mein Königliches Amt verwalten kann, nachdem ich von Euch für alle Zeit Hice 88 habe. Lebt wohl.“ Darunter steht die Randverfügung aus der Königlichen Kanzlei an den Provinzial⸗ direktor: „An Nplonios. Wenn das Vorgebrachte wahr ist, soll man dafär forgen, daß sie nicht behelligt werden. Jahr 53, am 4. des

²) Der Papyrus ist zwar einer Krokodilmumie im Fayum ent⸗ nomuten worden (die Krokodile genossen in der Provinz Fapun eine hellige Verehrung und wurden daher nach ihrem Tode einhalsamiert); indessen muß man unbedenklich annehmen, 8 die Behörden in Alexandrela von Zeit zu Zelt die veralteten Akten verkauften und daß auch Makulaturhändler aus dem

Monats Pachon.“ . bericht desselben Dorfsekretärs an seinen sekretär

gegen b unde 1 t zur Stelle und traf einen Haufen Dorfbewohner, welche dem Dorf⸗ polizeibeamten Polemon erfuhr ich, daß Apollodoros und sein angegriffen hätten; Apollodoros fest gemacht worden, Provinzialdirektor Ptolemaios, gebracht. Kenntnis erhältst. 1 Der Bericht ist pünktlich, einen Tag nach dem Vorfall, abgefaßt

worden. r Gendarmen an das Landratsamt auch nicht sein“,

Dr. Preisi

Berichten der Ptolemäerzeit die Titulatur des em Beamten meistens nicht genannt; es genügt der bloße2 römischer übrigen

Bureaudienst ebenso vielseitig

Ein einfacherer Stil ist kaum denkbar. Ein Polizei⸗ Vorgesetzten, den Provinzial⸗ Am 1. des laufenden Monats

lautet: „An Horos, Gruß. Ich eilte

ie 11. Stunde entstand ein Lärm im Dorfe.

zu Hilfe geeilt waren. Auf Befragen Sohn Maron den Polemon sei entkommen, Maron aber sei ding⸗ und leters habe man am 1. vor den

at erster Klasse, zur Aburteilung zu berichten, damit Du

Ich halte es für meine Pflicht, dies Monats Mesore.“

Lebe wohl. Jahr 3, am 2. des

sachlicher kann der Bericht eines preußischen

„Schlichter und b. bemerkt dazu

ke. ie Beispiele zeigen, wird in Verfügungen und auch in fangenden ame. In die Titulaturen gewöhnlich hinzugefügt, im die alte Einfachfeit bestehen. Der Ein⸗ eines römischen Dorfsekretärs lautet 145 vom Jahre 213 nach Chr.): „An Aurelius Hierax genannt Ammonios, Provinzialdirektor des Herakleidi⸗ schen Kreises im Arsinoitischen Gau, von Phabios, Dorfsekretär in Soknopaiou Nesos“. Dann folgt der Gegenstand des Berichts. Am Schlusse steht das Datum, dahinter folgt: „ich Phabios, Dorfsekretär, habe den Bericht erstattet.“ b ““ Die Papyrusurkunden geben uns die Gewißheit, daß der vgvptüsche durchgebildet war und mit derselben fach⸗ männischen Sorgsamkeit gehandhabt wurde wie der Bureaudienst von heute; dasselbe gilt vom Kassenwesen. Die Ueberraschungen, die uns die Papyrusurkunden bringen, beruhen so zumeist in, der Erkenntnis, daß der Verwaltungsdienst wie das gesamte öffentliche und private Leben in Aegypten vor 2000 Jahren im großen und ganzen sich ebenso abspielte wie in wohlgeordneten Staaten der Neuzeit. 8

Wie

Jeit werden aber bleibt gang des Berichts z. B. (Berliner Urkunde Nr.

Eine Untersuchung des Landhauses des Horaz wird von E. Petersen in den eben erscheinenden Mitteilungen des deutschen archäologischen Instituts, römische Abteilung, angeregt. Er schreibt darüber: Daß das Sabinum des Horaz, speziell seine Villa, nicht näher bei Rocca Giovine in höherer Lage, sondern näher bei Sicenza tiefer an der Talsohle anzusetzen sei, haben neuere Autoren dargelegt. Professor A. Döring hat kürzlich in einem Aufsatz „Ein Ausflug zum Landhaus des Horaz“ eine „Wasserkunst“ besser als seine Vorgänger beachtet und beschrieben, nicht ohne sie für die Ansetzung des Sabinum geltend zu machen. Es ist die „Cascata“ des großen Hauptquells. Das weite Halbrund, das in die Anhöhe hineingebaut ist, läßt auf seinem Boden keine regelrechte Pflasterung und an seinem unteren Ende keine Abgrenzung mehr erkennen. Doch möchte man an⸗ nehmen, daß es einmal ein Bassin bildete; denn ungefähr in der Mitte des Halbrunds fällt die Wassermasse, die in einem Kanal über eine (oder mehrere) Arkaden dahin geführt ist, ein bis zwei Meter tief in eine halbrunde Schale, über deren Rand es dann gleichmäßig nochmals etwa dreimal so hoch in das vorausgesetzte Bassin fiel. Jetzt schlägt das Wasser gegen den durch Geröll und Vegetation unförmlich verdickten und unkenntlichen Pfeiler, der die Schale trägt. Aus dem großen Bassin floß das Wasser gewiß einst in einem Kanal weiter zu einem kleineren gemanerten Halbrund. Also zweifellos eine künstliche Anlage, nur in keinem Teil antiken Ursprung verratend: darin war Professor Petersen mit seinem Begleiter, dem von der Ausgrabung Milets be⸗ kannten Baumeister Knackfuß, einig. Nicht viel weiter unterhalb liegt dann das planierte Terrain, wo die Villa selbst durch trefflich ausge⸗ führten Mosaikfußboden so gut wie sicher bestimmt ist. Sollte Italien so schließt Professor Petersen —, das die Ausgrabung der Ara Pacis in die Hand genommen hat, nicht auch den Ruhesitz des Augusteischen Friedensdichters untersuchen und freilegen zu lassen die Verpflichtung fühlen? Wie oft sind wir denn in der Lage, einem der alten Klassiker in seiner eigenen Heimstätte nahezutreten⸗

Gesundheitswesen, Tierkrunkheiten und Absperru Italien.

che Regierung hat durch

ordnung vom 25. August d. J. die am 17.

Die italienis seesanitätspolizetliche Ver⸗ Juli 1903 für Her⸗ künfte aus Valparaiso und die am 7. Apeil d. J. für Herkünfte aus dem Hafen von Antofagasta verfügten Quarantäne⸗ maßregeln aufgehoben. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 23. Puili v. I. Nr. 171, und vom 14. April d. J., Nr. 88.)

St. Petersburg, 30. August. (W. T. B.) Merw ist amtlich für choleraverseucht erklärt worden.

Verdingungen im Auslande.

Belgien.

10. September 1904. Mittags. Prison in Brugge: Lieferung von 80 000 kg Kartoffeln für die Zeit vom 1. Oktober 1904 bis 30. September 1900

16. September 1904, Mittags. Direetion du Service spécial de la Meuse in Lüttich: Aufstellung metallener Schutzgitter und Apparate zum Ableiten von Regenwasser bei den Bauten der Ourthe⸗ regulierung. 1. Los 43 100 Fr.; 2. Los 13 750 Fr Los 11 600 Fr.; 4. Los 6911 Fr.; 5. Los 2600 Fr. Sicherheitsleistungen 4300, 1400, 1150, 700. 260 Fr. Cahier des charges No. 80 und die Pläne für 80 Cts. bezw. 41 Fr, 15, Rue des Augustins, Brurelles. Eingeschriebene Angebote zum 12. September.

Oesterreich⸗-Ungarn.

Direktion der priv. österr. ungar. Staatseisenbahngesellschaft:

9. September 1904, 12 Uhr. Lieferung von Glaswaren.

20. September 1904, 12 Uhr. Lieferung von Stearinkerzen und Seife für ihre Lebensmittelmagazine. Näheres bei der Direktion (Materialwesen) der genannten Eisenbahngesellschaft Wien 1. Schwarzenbergplatz Nr. 3, III. Stock, und beim „Reichsanzeiger“.

15. September 1904, 12 Uhr. Direktion der K. K. priv. Kaiser⸗ Ferdinands⸗Nordbahn in Wien: Lieferung von Bauholz (Tannen und Fichte, Kiefer und Eiche) Näheres im Bureau der Baudirektion im Administrationsgebäude (I Nordbahnstraße) und beim „Reichs⸗ anzeiger“.

20. September 1904, 12 Uhr. K. K. Staatsbahndirektion Linz (Oberösterreich); Vergebung des Bahnhofbuchhandels in Stationen des Staatsbahndirektionsbezirks Linz. Näheres beim „Reichsanzeiger

30. September 1904, 12 Uhr. K. K. niederösterreichisches Finanz⸗ landesökonomat in Wien: Lieferung von zollämtlichen Sigillierungs⸗ drahtschnüren. Näheres im Finanzlandesökonomat Wien III. Vordere Zollamtsstraße 3, parterre, und beim „Reichsanzeiger“. ö“

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Mittwoch, eine Auffuͤhrung von W. A. Mozarts Oper in drei Akten Die Ent⸗ führung aus demn Serail“ in folgender Besetzung statt: Constanze: Frau Herzog; Belmonte: Herr Joörn; Blonde: Fräulein Dietrich;

smin: Herr Mödlinger; Pedrillo: Herr Lieban; Selim⸗Bassa: Herr Krasa. Kapellmeister von Strauß dirigiert. Vor Beginn des dritten Anffuges wird als Einlage der „Türkische Marsch’ von W. A. Mozart gespielt.

Im Deutschen Theater ist die erste Aufführung von „Lady

gusführung seitens einer Fachkommifsion porgenommen wird. Wie⸗ maigen Chronometer, deren kechnische Aüsführüng a mlnderwertio

ayum als Käufer sich einfanden. ²) Gemeinsame Röeterung des Königs Euergetes II. mit seiner Schwester und selner Gemahlin.

Windermeres Fächer“ von Sonnabend, den 3., auf Dienstag, den 8