1904 / 239 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Oct 1904 18:00:01 GMT) scan diff

G“ Hearannigeec betreffend Erweiterung des Fernsprechverkehrs.

Der Fernsprechverkehr zwischen Berlin und Deyelsdorf, asselfelde, Hedersleben (Bz. Magdeburg), Neuzattum, Pasfefer⸗ Priemhausen, Pritzig, Pröttlin, Sulmierzyce, Varzin, Weißholz ist eröffnet worden. Die Gebühr für ein ge⸗ wöhnliches Gespräch bis zur Dauer von 3 Minuten beträgt: im Verkehr mit sämtlichen Orten je 1 Berlin C., den 8. Oktober 1904. Kaiserliche Oberpostdirektion. Röhrig.

1““

Bekanntmachung.

Durch Entscheidung des Herrn Reichskanzlers vom 6. August 1904 ist der New-York Life Insurançe Company (Lebensversicherungsgesellschaft New⸗York) in New York bei gleichzeitiger Genehmigung ihres abgeänderten Ge⸗ schäftsplans die Erlaubnis zum Betriebe der Lebensver⸗ sicherung für den Umfang des Deutschen Reichs mit Aus⸗ nahme von Elsaß⸗Lothringen gemäß §S§ 85, 86 des Gesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen vom 12. Mai 1901 (Reichsgesetzbl. S. 139) erteilt worden. Diese Zulassung tritt mit dem 1. Januar 1905 in Wirksamkeit.

Berlin⸗Charlottenburg, den 8. Oktober 1904. Das Kaiserliche Aufsichtsamt für Privatversicherung.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen Direktor des Königlich sächsischen Ftthr. stichkabinetts, Professor Dr. phil. Max Lehrs in Dresden zum Direktor des Kupferstichkabinetts der Königlichen Museen in Berlin unter Verleihung des Charakters als Geheimer Regierungsrat zu ernennen und dem etatsmäßigen Professor der Landwirtschaftlichen Hoch⸗ chule zu Berlin Dr. Nathan Zuntz, dem ordentlichen Lehrer der Tierärztlichen Hochschule in Hannover, Professor Dr. phil. Heinrich Kaiser und dem Professor der Tierärztlichen Hoch⸗ schule zu Berlin Albert Eggeling den Charakter als Geheimer Regierungsrat zu verleihen.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.

Am Schullehrerseminar in Arnsberg ist der bisher kom⸗ missarisch an der Königlichen Präparandenanstalt in Arnsberg beschaftig. ewesene Lehrer Johannes Frese als ordentlicher

Seminarlehrer angestellt worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Beim Ministerium für Handel und Gewerbe ist der Re⸗ gierungssekretär Steinbrecher zum Geheimen Registrator ernannt worden. 3 1 8 3

Der Fesse auf großer Fahrt Wilhelm Schlaefke ist zum Lotsenkommandeur in Pillau ernannt worden.

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.⸗S. S. 152) wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kom⸗ munalabgaben einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1903/04 bei der Nauendorf⸗Gerlebogker Eisenbahn bezüglich ihrer preußischen Strecke auf

10 547 85 festgestellt worden ist. Magdeburg, den 8. Oktober 1904. Der Königliche Eisenbahnkommissar. Graaf. 113¹]; 8 Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.⸗S. S. 166) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunalabgaben einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1903/04 bei der Zschipkau⸗Finsterwalder Eisenbahn und der Zweigbahn Sallgast Lauchhammer auf 258 000 Zweihe worden ist. FHalle a. Saale, den 7. Oktober 1904. Der Königliche Eisenbahnkommissar.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister Handel und Gewerbe Möller.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 10. Oktober. 8 empfingen

Seine Majestät der Kaiser und Köni am Sonnabendmittag in Hubertusstock den Kaiserlich russischen Obersten und Flügeladjutanten, Militärattaché in Schebeka.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben Sich am Sonnabendnachmittag vom Neuen Palais nach Hubertus stock begeben

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben der Oberin des Friedrich II.⸗Stifts in Potsdam Adelheid Laacke das filberne Frauenverdienstkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht.

Berlin

8 S 11“ 8 E116“

Der Kaiserliche Geshndte in Kopenhagen von Schoen ist von dem ihm Allekhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder uͤbernommen.

Der Herzoglich braunschweigische Gesandte Freiherr von Cramm⸗Burgdorf ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Herzoglich braunschweigischen Gesandt⸗ schaft wieder übernommen.

88 Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Thetis“ am 7. Oktober von Tsingtau nach Wusung und S. M. S. „Hansa“ mit dem Zweiten Admiral des Kreuzergeschwaders am 8. Oktober von Tsingtau nach Hongkong in See ge⸗ gangen. 3 S. M. S. „Habicht“ ist am 7. Oktober in San Thomé finget cssß und geht am 12. Oktober von dort nach Kamerun in See. Der Transport der von den Schiffen des Kreuzer⸗ geschwaders abkommandierten Offiziere und Mann⸗

schaften ist mit dem Reichspostdampfer „Sachsen“ am Oktober von Schanghai nach Hongkong in See gegangen.

8.

8 Bayern. 8

Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen und Seine Königliche Hoheit der Prinz Eitel⸗Friedrich von Preußen sind, wie „W. T. B.“ berichtet, am Sonnabendvormittag in München eingetroffen und haben nach kurzem Aufenthalte die Reise nach Bad Kreuth zum Besuche Ihrer Königlichen Hoheiten des Herzogs und der Herzogin Karl Theodor

in Bayern fortgesetzt. 1

Ueber das Befinden Seiner Majestät des Königs lagen, dem „Dresdner Journal“ zufolge, am 8. d. M. früh folgende Nachrichten vor:

Seine Majestät verbrachte auch am Freitag wieder kurze Zeit im Garten. Der Appetit war befriedigend. Die Anfälle von Beklemmung, wie ss früher beobachtet wurden, sind nicht wieder⸗ gekehrt, trotzdem aber ist eine Zunahme der Kräfte noch immer nicht

erkbar. Die Nacht zum Sonnabend verlief verhältnismäßig ruhig.

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Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sind vorgestern nachmittag in Baden⸗ Baden eingetroffen und am Bahnhofe von Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen, Ihrer Hoheit der Her zo gis Cecilie zu Mecklenburg, Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Prinzessin Wilhelm von Baden, dem preußischen Ge⸗ sandten von Eisendecher und den Spitzen der Behörden empfangen worden.

Hessen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat sich, wie die „Darmst. Ztg.“ meldet, am Sonnabend zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prin⸗ zessin Heinrich von Preußen nach Kiel begeben.

8 Hamburg.

Mit dem in der Nacht zum Sonnabend in Hamburg eingetroffenen Postdampfer „Hans Woermann“ sind 36 Rekonvaleszenten aus Deutsch⸗Südwestafrika, die während des Feldzugs gegen die Hereros verwundet wurden oder erkrankten, sowie der Oberstleutnant Chales de Beau⸗ lieu, der bisherige Generalstabschef der deutschen Truppen in Südwestafrika, in Hamburg angekommen.

Deutsche Kolonien.

MNach einer amtlichen Meldung aus Deutsch⸗Südwest⸗ afrika sind am 6. Oktober im Lazarett zu Otjimbinde der Gefreite Georg Grabantzki, geboren am 10. September 1881. zu Schwarpeln, Kreis Pillkallen, und der Reiter Johann Tomaszick, geboren am 14. Dezember 1882 zu Johannisberg bei Schwetz, Westpreußen, an Typhus gestorben.

1““ 8

SOesterreich⸗Ungarn. 8 Der Kaiser, Allerhöchstwelcher gestern in Wallsee der Taufe des neugeborenen Sohnes des Erzherzogs Franz Sal⸗ vator beigewohnt hatte, ist gestern abend, wie „W. T. B.“ meldet, wieder in Wien eingetroffen. Gestern vormittag veranstalteten die Sozialdemokraten in Prag und Brünn Straßenkundgebungen zu Gunsten des allgemeinen Wahlrechts. Sie durchzogen die Haupt⸗

straßen unter Hochrufen auf das Wahlrecht und.

Schmährufen auf dessen Gegner. Mittags gingen die An⸗ sammlungen auseinander. Zu ernsten Ruhestörungen ist es nirgends gekommen. 8

Es heißt, der ungarische Ministerpräsident Graf Tisza werde in einer der nächsten Sitzungen des Unterhauses die Einsetzung eines Ausschusses zur Aenderung der Hausordnung beantragen. Die Aenderungen sollen nach Absicht der Regierung die Sicherung der Beratung des Staatsvoranschlags innerhalb eines gewissen Zeitraums, die Verhinderung der technischen Obstruktion und die Auf⸗ rechterhaltung der Ordnung des Abgeordnetenhauses betreffen. Die Unabhängigkeitspartei beschloß in einer Ein abgehaltenen Konferenz, sich jedem Versuche, durch Abänderung der Hausordnung die Redefreiheit und Widerstandsfähigkeit des Parlaments zu beeinträchtigen, aufs nachdrücklichste zu widersetzen.

Großbritannien und Irland.

Bei der Ersaswahte Unterhause im Wahlkreise Thanet wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, der Unionist Marks mit 4041 Stimmen gewählt; sein liberaler Gegen⸗ kandidat King erhielt 3662 Stimmen. Marks ist Schutzzöllner.

11“ Frankreich. 114X“ Bei der gestern in Privas (Departement Ardéche) vor⸗ genommenen Ersatzwahl zur Deputiertenkammer wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, der ministerielle Republikaner Leroy gewählt. ““ 11“

Der Kaiser und die Kaiserin sind am Sonnabend, wie dem „W. T. B.“ mitgeteilt wird, nach Zarskoje⸗Sselo übergesiedelt und von dort mit dem Großfürsten⸗Thron⸗ folger und dem Großfürsten Alexis nach Reval ab⸗ gereist, wo Allerhöchstdieselben gestern eintrafen. Nach ihrer Ankunft begaben sich die Majestäten an Bord der Kaiserlichen Jacht „Standart“, Am Nachmittag besichtigte der Kaiser die Panzerschiffe „Osljabja“, „Orel“, „Borodino“, „Imperator Alexander III.“ und „Knjäs Suworow“; die Besichtigung

dauerte zwei Stunden. 4 Portugal.

Ueber den Zeitpunkt der Abfahrt der nach Südangola zu entsendenden portugiesischen Verstärkungen ist, wie „W. T. B.“ erfährt, noch keine Entscheidung getroffen worden. Wahrscheinlich werde der Feldzug erst nach der Zeit der Regenfälle, die in jener Gegend sehr stark seien, wieder auf⸗ genommen werden, und es würden dann neue Verstärkungen aus Europa abgehen. Die portugiesische Regierung ver⸗ füge über alle dazu nötigen Mittel, auch über die erforder⸗ lichen Kredite. Nach den letzten Berichten sei die Niederlage jenseits des Kunene noch bedeutender gewesen und die Zahl der Toten noch größer, als anfänglich bekannt geworden sei. Es verlaute, der Ministerrat werde zu einer be⸗ sonderen Beratung zusammentreten, die der Vorbereitung einer großen, aus regulären Truppen bestehenden Expedition gelten solle.

Rumänien.

Der deutsch⸗rumänische Handelsvertrag ist, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend in Bukarest unterzeichnet worden.

1 Serbien.

In Zica fand gestern vormittag, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, die Salbung des Königs statt. Um 9 Uhr begab sich der König in vollem Krönungsornate in feierlichem Zuge zur Kirche, in deren Westportal er von der Geistlichkeit er⸗ wartet wurde. Unter deren Vorantritt begab sich der König zum Thronsessel. Nach dem Hochamt und dem Evangelium, während deren der König die Königlichen Insignien abgelegt hatte, nahm der Metropolit das Gefäß mit dem heiligen Chrisam und salbte den König auf der Stirn, den Nasenflügeln, dem Munde, den Ohren, der Brust und den beiden Flächen der Hand. Nach vollzogener Salbung führte der Metropolit den König zum Altar und reichte ihm die Kommunion nach Königlicher Sitte, d. h. in beiderlei Gestalt. Danach kehrte der König zum Thronsessel zurück und legte die Insignien der Königlichen Würde wieder an, worauf ein Diakon ein Gebet sprach, in dem er den Segen Gottes für den gesalbten König erflehte. Alsdann setzte Chorgesang ein, während dessen der Metropolit dem König das Kreuz zum Kusse darreichte. In feierlichem Zuge verließ darauf der König die Kirche in vollem Krönungsornat.

Dänemark. Die Kaiserin⸗Witwe von Rußland, Allerhöchstwelche sich auf der Reise nach Kopenhagen eine starke Erkältung zu⸗ gezogen hatte, ist seit einigen Tagen unpäßlich; die Kaiserin leidet besonders an heftigen Rückenschmerzen.

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Asfsien.

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. 114 aus Mukden vom 8. d. M.

meldet, hat der General Kuropatkin am 2. d. M. einen Tagesbefehl erlassen, in dem er die Truppen auf die Schwierigkeiten hinweist, die Armee auf die nötige Stärke zu bringen, und die Notwendigkeit des bisherigen Zurückweichens betont. Er habe den Ruͤckzug nach Mukden kummervollen Herzens befohlen; er habe ihn aber be ohlen in der unerschütter⸗ lichen Ueberzeugung, daß der Rückzug nötig gewesen sei, um schließlich einen entscheidenden Sieg zu erringen. Der Kaiser sende jetzt ausreichende Streitkräfte und werde weitere Truppen⸗ massen nach Ostasien kommandieren, wenn auch diese nicht ausreichten. Es sei der unbeugsame Wille des Kaisers, den Feind zu besiegen, und dieser Wilc werde unheugsam durch⸗ gesetzt werden. Jetzt breche die von der Armee längst erwartete Zeit an, wo man vorrücken und dem Feinde seinen Willen aufzwingen könne; denn die Mandschureiarmee sei nunmehr stark genug, um zum Angriff überzugehen. Schließlich fordert der Befehl die Armee auf, sich von dem Bewußtsein der Wichtigkeit des Sieges, besonders im Hinblick auf die Enr⸗ setzung Port Arthurs, durchdringen zu lassen.

Aus Mukden vom 8. d. M. meldet das „Reutersche

Bureau“:

Der Uebergang der russischen Kavallerie über den Taitze östlich von Pensihu lasse darauf schließen, daß die Japaner in den Stellungen bei Liaujang und auf den zahl⸗ reichen Hügeln östlich von Jantai ihre Hanuptstützpunkte hätten. Sie wünschten anscheinend eine neue, entscheidende Schlacht bei Liaujang zu liefern. Nachdem die Japaner sich dem Hunfluß genähert hätten, schienen sie nur das vorher von dem General Kuroki besetzte Gebiet zu halten. Am 7. d. M. hätten die Japaner ihr Geschützfeuer auf die russische Kavallerie gerichtet Am 8. d. M. sei alles ruhig gewesen. Man nehme an, daß die zut Deckung des rechten japanischen Flügels bestimmten Truppen sehr weit vorgeschoben seien, doch hätten in der letzten Woche keine Zu⸗ sammenstöße zwischen den Kosaken und Japanern stattgefunden. Um das verlorene Gebiet zurückzugewinnen, seien die Russen genötigt, ähn⸗ liche Arbeiten auszuführen, wie die Japaner es gemußt haäͤtten, nämli Wege in bisher undurchforschten Gegenden anzulegen. Die Nordfront der Japaner dehne sich von Pensihu bis zu den Gruben von Jantai aus und bilde einen Bogen, der sich in der Mitte in nörd⸗ licher Richtung nach Hualing hinziehe.

Die „Russische Telegraphen⸗Agentur“ erfährt aus Mukden vom 9. d. M., daß die Japaner nach den erfolglosen Stürmen auf Port Arthur nördlich von Asandsian Be⸗ festigungen aufgeworfen und in Inkau und anderen Punkten Kommandos aegstasßen hätten. Die japanischen Soldaten, die an Verpflegungsmitteln und Bekleidungsstücken Mangel litten, plünderten vorzugsweise chinesische Christen und Mo⸗ hammedaner aus. Der Armeeintendant General Huber habe durch den Kommissar der Provinz Mukden den Notleidenden 50 000 Bekleidungsstücke zugehen lassen. Infolge Mangels an Verpflegungsmitteln sei den Japanern der Durchbruch zu den Quellen des Liauflusses mißlungen.

Vorgestern ist, dem „W. T. B.“ zufolge, in Tokio eine Reihe von amtlichen Berichten über die Operationen gegen Port Arthur von der Schlacht bei Nanschau an bis zur tatsächlichen Einschließung von Port Arthur, die am 30. Juli ihren Anfang nahm, veröffentlicht worden. Aus den Berichten gehe hervor, daß die Russen die Vollendung der Ein⸗

. 8 1

schließung durch die Errichtung vo Befestigungen zwei Monate schliehanzgic emacht hätten und auch im Juli angriffs⸗ weise gegen die Japaner vorgegangen seien.

Die „Frankfurter Zeitung“ erfährt aus New York, der Postdampfer „Kalchas“, der von Tacoma (Washington) über Japan und China nach England fahre, sei von russischen Kriegsschiffen angehalten und nach Wladi⸗ wostok gebracht worden, wo die russischen Behörden die amerikanischen Postsäcke geöffnet und viele Briefe zurück⸗ behalten hätten, weil in ihnen zahlreiche für Japan wertvolle Nachrichten enthalten seien; die Bundesregierung sei von den Dampferagenten benachrichtigt worden.

ie das „Reutersche Bureau“ aus Melbourne erfährt, findet die Meldung, da russische Kriegsschiffe in der Torresstraße erschienen seien, keine Bestätigung; man

glaube, daß sie unbegründet sei.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten hatte der zur Vorberatung der wasserwirtschaftlichen Vorlagen eingesetzten XX. Kommission des Abgeordnetenhauses zugesagt, daß die von ihr gestellten Fragen schon acht Tage vor dem Wiederbeginn der Verhandlungen schriftlich beantwortet werden sollten. Bereits vor diesem Ftzune ist die gegebene

usage erfüllt, indem sowohl dem Vorsitzenden der Kommission, vegae Wartensleben⸗Rogäsen, als auch sämtlichen, an den Be⸗ ratungen beteiligt gewesenen Mitgliedern am 6. d. M. die

ragenbeantwortung als stattliches, mit vielen Plänen und statistischen Nachweisen versehenes Heft zugestellt worden ist.

8 Statistik und Volkswirtschaft.

Anbauflächen der hauptsächlichsten Fruchtarten im Juni 1904. 8 In dem soeben erschienenen dritten „Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs“ werden die Anbauflächen der hauptsächlichsten Fruchtarten im Juni 1904 (vorläufige Zahlen), wie folgt, nach⸗

ewiesen: 81 Der 190 4 er Anbau nahm gegen das Vorjahr ab: . bei Sommer⸗ 1 weizen. . . um 97 490 ha od. 38,2 v. H. u. stellte sich auf 157 975 ha bei Sommer⸗ 8 roggen.. um 17 563 ha od. 12,0 v. H. u. stellte sich auf 128 831 ha bei Sommer⸗ gerste .. . um 77 882 ha od. 4,6 v. H. u. stellte sich auf 1 627 430 ha bei Hr . . um 111 532 ha od. 2,6 v. H. u. stellte sich auf 4 189 535 ha bei Wiesen. um 2771 ha od. 0,05 v. H. u. stellte sich auf 5 947 407 ha

nahm gegen das Vorjahr zu: . um 203 090 ha od. 13,0 v. H. u. stellte sich auf 1 760 317 ha 1,6 v. 8. u. stellte sich auf 5 970 247 ha v. H. u. H. u.

bei Winter⸗ weizen .. bei Winter⸗ roggen.. um 91 617 ha od. bei Kartoffeln um 36 246 ha od. 1,1 v. bei Luz rne. um 1 703 ha od. 0,8 v⸗ bei Winter⸗ raps und

stellte sich auf 3 287 753 ha stellte sich auf 227 906 ha

„Rübsen um 4061 ha od. 5,1 v. H. u. stellte sch auf 84 028 ha bi Hum 1 200 ha od. 3,3 v. 3 u. stellte sichauf 37 888 ha bei Reben.. um 225 ha od. 0,2 v. H. u. stellte sich auf 119 873 ha

Die Anbaufläche von „Winterspelz, auch mit Beimischung von Roggen oder Weizen“ stellte sich auf 340 607 ha gegen 300 026 ha allein „Winterspelz“ im Jahre 1903; die Anbaufläche von „Klee, auch mit Beimischung von Gräsern“ auf 2 034 376 ha gegen 1 887 684 ha allein „Klee“ im Jahre 1903. Die Erfassung auch der Anbauflächen mit Beimischungen beruht auf einem Bundesratsbeschluß vom 11. Mai 1904.

Durchschnittsalter der Eheschließenden in Preußen 1876 bis 19 02.*)

Das Durchschnittsalter aller Neuvermählten, also einschließlich der schon verheirat gewesenen, betrug in Preußen bei den Männern bei den Frauen

11“

AI“

29,5

29,6

29,6

29,3

1876 - 1880 1881—-1885 1886 1890 1891 1895 1896 1900 1111“ 8 8

3 11G6““ hes Es ist also bei den Männern eine geringe, bei den Frauen eine etwas stärkere Abnahme des durchschnittlichen Heiratsalters in dem ange⸗ gebenen Zeitraume bemerkbar ein Zeichen behcr daß in dieser Zeit an der Zunahme der geschlossenen Ehen überhaupt überwiegend die jüngeren heiratsfähigen Altersklassen beteiligt sind.

Diese an sich Ffreulice Tatsache ist insofern auffällig, als in den wirtschaftlich besser stehenden Schichten der Bevölkerung durch den für die Berufsvorbereitung vielfach erforderlichen langen Bildungsgang sowie auch die Ueberfüllung der gelehrten und anderen Berufe die Männer erfahrungsgemäß erst spät zur Ehe schreiten können, und findet wohl nur darin ihre Erklärung, daß das im Verhältnisse zu diesen Klassen immer stärkere Anschwellen des Arbeiterstandes mit seinen frühzeitigen Ehen das Durchschnittsalter der Neuvermählten beständig herabdrückt. Der m frühe Ab⸗ schluß der Ehe ist im allgemeinen ebenso wenig wünschenswert wie der zu späte. Wenn in Preußen zur Zeit die Männer durch⸗ schnittlich etwa mit 29 und die Frauen mit 25 ½ Jahren heiraten, so E’ das als ein im ganzen gesunder gesellschaftlicher Zustand. (Stat.

ööZlur Arbeiterbewegung. 1“

„Die Abschaffung der Sonntagsschlachtungen in Berlin be⸗ schäftigte am Freitagabend im großen Börsensaale des Viehhofs eine zahlreich besuchte Versammlung von Engrosschlächter⸗ meistern und Gesellen (vgl. Nr. 234 d. Bl.). Nach langen Eröͤrterungen einigte man sich, der „Voss. Ztg.“ zufolge, dahin, daß die Abschaffung der Sonntagsarbeit auf dem Schlachthofe ein erstrebenswertes Ziel für beide Teile, Meister wie Gesellen, sei, und wählte eine Kommission von sechs Meistern und fünf Gesellen, die gemeinschaftlich alle entgegenstehenden Hindernisse, besonders wegen der Haltung des Magistrats und der Staatsbehörden, zu be⸗ seitigen versuchen soll.

Kunst und Wissenschaft.

v. A. Professor Josef Hoffmann und Professor Koloman Moser aus Wien stellen im Hohenzollerngewerbehaus, Leipziger Straße 2, kunstgewerbliche Arbeiten aus, unter der Firma: Ausstellung der Wiener Werkstätte. Von der Ausstellungs⸗ leitung ist Bemerkenswertes geleistet. Mit feinem Verständnis hat sie sich dem etwas kapriziöfen und für unser Gefühl doch oft gesuchten und raffinierten Stil der Wiener Kunst angeschlossen und den

eft 188 der aietcac Statistik“

9. Vergleiche das

tausend Dingen einen einheitlichen Rahmen

8 2*

gegeben, der sie gut Vorrgum, der zu dem Fecelchen zunächst die Stimmung vor.

8 1““ .“

zusammenschließt. Ein kleiner Ausstellungssaal führt, bereitet r Die Wände sind mit rauhem Kalkbewurf versehen und mit schwarzem Holzwerk gegliedert und abgeteilt. In zierlich eingelassenen Nischen stehen Vasen mit Blumen, während oben Glühkörper in Alpaccasilber angebracht sind. Den Boden deckt ein sehr ruhig wirkender Teppich. Der eigentliche Ausstellungsraum, ein Tonnen⸗ gewölbe, ist gleichfalls in weiß und schwarz gehalten, mit ziemlich hoch angebrachten Regalen, in denen vor allem die Silberarbeiten stehen, und mit eingelassenen Wandnischen, in denen Schmuck, Leder⸗ arbeiten, Bücher, Messer und viele andere Kleinigkeiten untergebracht sind. Der Wandschmuck besteht, ein wenig eigentümlich, aus einge⸗ rahmten Vorsatzpapieren. 8

Ul die kunstgewerblichen Gegenstände nun, die in diesem Raum Aufstellung gefunden haben, sind nach den Entwürfen der beiden Künstler hergestellt, jedes Stück ist Handarbeit, jeder Farbenfleck, jede Formeigentümlichkeit sind sorgfältig berechnet, aus jedem einzelnen Ding spricht hingebende Arbeit, die eine vollkommen befriedigende Lösung sucht. Leider ist gerade bei so bewußtem Schaffen, das es völlig verschmäht, aus einem überlieferten Vorrat zu schöpfen und da umzugestalten, das Gesuchte gar nicht zu vermeiden. So haben auch hier die meisten Arbeiten den Stempel des Zufälligen, des ohne Notwendigkeit Entstandenen. Gerade vor einer solchen geschlossenen Fülle eigentümlich geprägter Gegenstände tritt dieser Eindruck be⸗ sonders stark hervor und bleibt, bei aller Anerkennung des wirklich Vortrefflichen, das im einzelnen geleistet ist. Das Hauptgewicht muß in dieser Beziehung wieder, wie schon oft, auf die technische Seite gelegt werden. Die Trefflichkeit des Materials und der Arbeit, die in jedem einzelnen Falle angestrebt und erreicht ist, steht über jedem Tadel und bietet auch die beste Grundlage für die ganze zukünftige Entwickelung. Der größte Mangel dagegen beruht noch immer in der Armut an neuen, schönen Formen; hier spürt man ein fortwährendes Tasten und Suchen, ohne viel Erfolg. Das tritt um so stärker zutage, als die Künstler jedes Ornament verschmäht haben; ihre zahlreichen Silber⸗ arbeiten, meist oxydiertes Alpaccasilber, das in der Farbe von sehr angenehmer Wirkung ist, sollen nur durch Material und Form wirken. Die geraden, strengen Linien jedoch, die besonders Hoffmann bevorzugt, gehen oft bis an die Grenze des Plumpen. Koloman Moser erstrebt zierlichere Wirkungen, denen dann aber auch wieder etwas Spieherisches eigen ist. Ein merkwürdiges Fehlgreifen des Geschmacks bedeutet es auch, wenn silberne Saucieren und Terrinen mit Steinen, wie Lapis lazuli, geschmückt sind. Jedenfalls haben die Künstler auf anderen Gebieten Glücklicheres erreicht.

Besondere Erwähnung verdienen die Vorsatzpapiere, die in dem Tunk, oder Ochsengallenverfahren hergestellt sind, in denen Zufall und künstlerischer Wille eine gleich große Rolle spielen. Hier sind die zartesten und tiefsten Farbenwirkungen erzielt, und es ist als ein sehr glücklicher Gedanke zu preisen, daß die Künstler diese Muster auch auf Stoffe übertragen haben. Der auf diese Weise hergestellte Fächer ist von wirklich harmonischer Wirkung, und auch die Büchereinbände zeichnen sich durch Originalität und vornehmen Geschmack aus. Nur als Wandschmuck dürften diese Papiere doch ein wenig zu primitiv sein. Unter den Schmucksachen ist der Halsreifen von Moser, zierliche Goldarbeit mit Topasen, hervorzuheben. Sodann sei noch der keramischen Arbeiten gedacht, die, von Hoffmann und Moser entworfen, von Hoffmanns Schüler Emmel in der erst kürzlich von ihm errichteten ,Sg. Gödnig in Mähren hergestellt sind. Auch ihr Reiz besteht nur in der Farbe und der technischen Behandlung, den geschickt künstlerisch ausgenutzten Zufälligkeiten des Brandes, die Formen kommen auch hier erst in zweiter Linie. Möbel sind nur wenig vertreten. Der eingelegte Spitzenschrank wirkt bei aller Vortrefflichkeit der Arbeit durch das eigentümliche Zick⸗Zack⸗ muster unbeschreiblich unruhig. Dagegen ist der Blumenständer aus durchbrochenem, weißlackiertem Eisenblech sehr anmutig und in seiner

heitern Zierlichkeit besonders als Zimmerschmuck geeignet.

Im großen Saale des Zivilkasinos zu Cöln a. R. werden die reichen Bestände der Kunstsammlung der Gebrüder Bour⸗ geois durch die Firma J. M. Heberle in diesem Monat versteigert werden. Die Sammlung enthält viele zum Teil sehr wertvolle Ge⸗ mälde und Zeichnungen aus dem 14. bis 18. Jahrhundert und zahlreiche, zum Teil sehr seltene Kunstsachen und Altertümer aus dem 6. bis 19. Jahrhundert. Aus der Zahl der zur Versteigerung gelangenden Gemälde seien eine Madonna mit dem Kinde und Landschaft von Bellini, eine Grablegung Christi und eine Madonna von Botticelli, eine Madonna von Gerard David, ein Porträt von van Dvck, eine Landschaft von Ostade, Bildnisse der Vittoria Colonna und der Herzogin Katharina Sforza von Piombo, eine Geißelung Christi von Rembrandt, ein Jugendbildnis Walter Scotts von Reynoldt, ein heiliger Sebastian von Guido Reni, Landschaften von Ruys⸗ dael, Tierstücke von Snyders, eine Versuchung des hl. Antonius von Tenniers, ein Doppelbildnis von Velasquez, eine Flußlandschaft von van der Velde und eine Dorfhochzeit von Watteau hervorgehoben. Von neueren Meistern 99. in der Sammlung u. a. Achenbach (Stadt am Meere), Rosa Bonheur (Zugochsen und Pferdemarkt), Hildebrandt (exotische Landschaft bei Sonnenuntergang), W. Leibl (Porträt), ferner Gemälde von Ortiz, Sorolla Bastida, Stuck und Uhde sowie eine Sammlung von Zeichnungen Vautiers vertreten. Die überaus reiche und werivolle Sammlung von Kunstsachen und Altertümern enthält Steinzeug, Majoliken, Terrakotten, Ton⸗ und Fagyencegefäße und sonstige Gegenstände, Porzellan, Glas, Glasmalereien, Emailgegenstände, ferner Gegenstände des christlichen Kultus, Prunk⸗ und Tafelgefäße, Gegen⸗ stände aus Bronze, Kupfer, Messing, Zinn und Blei, Plastiken und Medaillen, Uhren, wissenschaftliche Instrumente, Bestecke und Handgerät, Waffen, Schnitzereien in Elfenbein, Buch⸗ schnitzereien, Bildwerke in Holz und Stein, Manuskripte, Bücher und Einbände, endlich Möbel und Einrichtungsgegenstände, darunter viele Gegenstände von großem Wert und erlesener Seltenheit.

Die Versteigerung der Altertümer findet vom 19. bis 27. d. M., die der Gemälde vom 27. bis 29. d. M. statt. Zur Vor⸗ besichtigung sind die Sammlungen vom 14. bis 18. d. M. im

ivilkasino in Cöln, Augustinerplatz 7, zugänglich. Die Firma J. M. berle hat zwei reich illustrierte, wertvolle Kataloge der Sammlungen von Fachkennern ausarbeiten lassen. 16“

Im Berliner Zweigverein der Deutschen Meteoro⸗ logischen Gesellschaft, der morgen, Abends 7 ½ Uhr, im Saale des Königlichen Statistischen Bureaus (Lindenstraße 28) eine Sitzung abhält, spricht Professor Dr. Schubert über „Wald und Nieder⸗ schlag in Schlesien“ sowie über die „Feuchtigkeitsbestimmung mit dem Schleuderpsychrometer“.

In der am Mittwoch, Abends 8 ½ Uhr, im Künstlerhause statt⸗ findenden Sitzung. des Vereins für deutsches Kunstgewerbe wird der Museumsdirektor Dr. Th. Volbehr aus Magdeburg über die „Kulturgeschichte des Porträts“ einen Vortrag alken. Gäste sind willkommen.

Die Gesellschaft der Wissenschaften in Upsala ernannte, wie „W. T. B.⸗ meldet, den Professor E. Salkowski, Vorsteher des Chemischen Laboratoriums des Pathologischen Instituts in Berlin, zum ausländischen Mitgliede.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ 8 maßregeln. 8 88

Hinterindien. 8

Nach einer Kolonialregierung in Singapore

sind die für Herkünfte von kaeas.

von Hongkong a

1“ 1“

eordneten Qyarantznemaßregetn 1““ Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 9. Juli 1902 Nr. 159 und vom 13. Juni K. Nr. 181.)

Laut Telegramm aus Haäannover hat die erste eng⸗ lische Post uüber Vlissingen vom 8. d. M. Anschluß in Essen (Ruhr) und Hannover nicht erreicht; sie wurde mit Sonder⸗ zug ab Hannover um 6 Uhr weiterbefördert.

Theater und Musik.

Nationaltheater.

„Das Nationaltheater arbeitet mit Eifer und Fleiß an der Er⸗ gänzung seines Spielplans. In der vergangenen Woche wurden gleich zwei neueinstudierte Opern zum ersten Male aufgeführt, und zwar zu⸗ nächst am Freitag Verdis „Rigoletto“. Diese Oper stellt nicht geringe Ansprüche an die ausführenden Künstler, und es war daher nicht zu verwundern, wenn die Aufgabe zuweilen über die nicht genügend erprobten Kräfte des neuen Unternehmens ging. Zum Teil lag das an dem Kapellmeister Reich, der berühmten italienischen Vorbildern folgend in gar zu liebenswürdiger Weise den Sängern nachgab, wodurch arge Verschleppungen der Zeitmaße entstanden. Außerdem störte fast bei allen Sängern die bedenkliche Neigung, zu tief zu singen. Sollte das auf die hohe Stimmung der Instrumente zu schieben sein? Herr Zeitschel setzte als Herzog zwar gut ein, vermochte aber doch nicht andauernd zu fesseln; das „O wie so trügerisch“ verklang ohne den üblichen Beifall. Recht gelungen in der Charakterisierung der Titelrolle war Herr Melms, bei seinem Gesange störten aber die fortwährenden Intonationsschwankungen. Paulag von Lichtenfels tat ihr Bestes, sich mit der schwierigen Partie der Gilda abzufinden, doch reichte sie noch nicht völlig an die Größe dieser Gestalt heran, ob⸗ gleich auch sie mit ihrer vollen Sopranstimme schöne Momente hatte. Bei dem schönen Quartett des vierten Aktes wurde die Wirkung da⸗ durch beeinträchtigt, daß sich die Stimme der Altistin als viel zu schwach erwies und wohl infolgedessen auch der Tenor zurückhielt. Kräftig, voll und rein erklangen dagegen die Baßstimmen der Herren Roha (Graf von Monterone) und Wissiak (Sparafucile); die Vertreter der kleineren Partien bemühten sich, zum Gelingen des Ganzen nach besten Kräften beizutragen. Auch die Inszenierung des Herrn Tetzlaff verdient Anerkennung.

„Auf weit höherer Stufe stand am Sonnabend die Auf⸗ führung von Webers Oper „Der Freischütz“, unter der Leitung des von seiner früheren Tätigkeit am Theater des Westens in bester Erinnerung stehenden Kapellmeisters Bertrand Sänger, der schon in der Ouvertüre sein tüchtiges Können aufs neue bewährte und mit rauschendem Beifall begrüßt wurde. In den ge⸗ sanglichen Aufgaben stellte sich eine Anzahl hier bisher noch unbekannter Künstler vor, und zwar als Max zunächst Herr Classen, ein Tenorist von beachtenswerten Mitteln, dem es aber vorläufig noch an Bühnenerfahrung zu mangeln scheint; infolgedessen versagte er zuweilen, brachte aber manches wieder sehr schön zum Ausdruck. Am peinlichsten war seine Befangenheit im ge⸗ sprochenen Diaͤlog, bei dem der Souffleur bis ins Parkett hörbar wurde. Eine annehmbare, wenn auch nicht ganz einwand⸗ freie Agathe war Fräulein Grinning, ein ganz vortrefkliches Aennchen Fräulein Bella Alten, ein charakteristischer und stimmbegabter Kaspar Herr Roha. Die kleineren Partien waren mit den Herren Mantler (Kuno), Justitz (Ottokar) und Wissiak (Eremit) angemessen besetzt. Auch diese Oper hatte Herr Tetzlaff im Pnten mit Geschmack in Szene gesetzt, nur hätte man etwas mehr Bewegung des Chors bei den Volksszenen und ein intensiveres Herausarbeiten der unheimlichen Stimmung der Wolfsschlucht ge⸗ wünscht, bei der die Scioptikonbilder der wilden Jagd ihren Zweck verfehlten. Die Aufführung fand den lebhaften Beifall der zahl⸗ reichen Zuhörer.

Zentraltheater.

Die Erstaufführung der Operette E1““ (Text von Benno Jacobson und Louis Windhopp, Musik von Viktor Albert), die am Sonnabend erfolgte, ist als ein mißglücktes Experiment zu bezeichnen. Namentlich vermochte die reizlose, un⸗ beholfene, in der Instrumentierung völlig verfehlte Musik nicht einmal bescheidenen Ansprüchen zu genügen. Dem Text liegt dagegen eine an sich fruchtbare Idee zu Grunde, die aber trotz einiger witzigen Einfälle nicht voll ausgenützt ist: Eine von Grenzsoldaten umstellte Schmuggler⸗ bande rettet sich dadurch, daß sie sich mit Hilfe eines zufällig an⸗ wesenden Theaterdirektors als Schauspielertruppe ausgibt, dann auf dem Schloß des Oberzollinspektors allerlei Unfug treibt und schließlich entwischt. Der Beifall, den eine Minderheit der Zuhörer spendete, galt nur dem eifrigen, aber vergeblichen Bemühen des Kapellmeisters Moritz, des Fräuleins Mia Werber, der Herren Albes, Ander, Braun, Schulz, Loewe u. a., dem Werke Erfolg zu verschaffen.

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Dienstag, die erste Wiederholung von R. Wagners großer Oper „Rienzi“ in der neuen Einstudierung, mit Herrn Grüning in der Titelrolle, statt. Den Adriano singt Frau Goetze, die Irene Fräulein Reinl, den Colonna Herr Mödlinger, den Orsini Herr Berger, den Raimondo

rir Krasa, die Friedensboten die Damen Destinn, Rothauser, ietrich, Weitz, Pohl u. a. Dirigent ist der Kapellmeister Dr. Muck. In der Pantomime des II. Aktes sind die Damen Urbanska, Kierschner, die Herren Deleuil, Quaritzsch und Zorn beschäftigt. (Anfang 7 Uhr.)

Im Neuen Königlichen Operntheater gelangen morgen „Wallensteins Lager“ und „Die Pieccolomini“ zur Aufführung. ie Besetzung lautet: Wallenstein: Herr Molenar; Herzogin: Fräulein von Arnauld; Thekla: Fräulein Wachner; Octavio: Herr Kraußneck; Max: Herr Christians; Terzky: Herr Arndt; Gräfin: Fräulein Lindner; Illo: Herr Keßler; Isolani: Herr Vollmer; Buttler: Herr Pohl; Questenberg: Herr Ludwig.

Im Theater des Westens tritt Enrico Caruso morgen zum vorletzten Male in der Oper „Lucia von Lammermoor“ auf. Die Titelpartie der Oper wird an Stelle des erkrankten Fräuleins Mary Stöller Frau Sophie Heymann⸗Engel singen.

Mannigfaltiges. Berlin, den 10. Oktober 1904.

Der „Verein zur Förderung der Kunst“ (nicht zu ver⸗ wechseln mit dem neubegründeten „Verein für Kunst“) . seinen achten Jahresbericht, in dem er über seine Leistungen na der materiellen sowie künstlerischen Seite Aufschluß gibt. In der Einleitung wird betont, daß der Verein im Gegensatz zu anderen weder ein Künstlerverein, noch ein Unterhaltungsverein sein will, sondern daß er diejenigen um sein Banner zu scharen bestrebt ist, die aus Kunstgenießern zu Kunstverstehern werden wollen. Seine Tätigkeit umfaßt nicht so sehr die Förderung der Künstler als Personen, obwohl auch der Fürsorge für diese in ideeller, wie in materieller Weise mit ganzem Können entsprochen wird, als viel⸗ mehr die des einen großen Begriffes „Kunst“. Ein Ueberblick über die Leistungen ergibt, daß der Verein im vergangenen Jahre in 8 Intimen Abenden noch unbekannte oder nicht nach Verdienst gewürdigte Künstler einem kleinen Fee zu bringen versucht hat, und daß er in 8 größeren (sogenannten Rathausabenden) vor größerem Publikum die Klärung wichtiger Kunstfragen und die Begründung des Ansehens vollbeglaubigter Kuünstler vor seinen Mitgliedern sich angelegen sein ließ. Galten diese Veranstaltungen in erster Reihe mehr den Mit⸗ liedern des Vereins, so war ihm von seiten der Magistrate Rirdorf,

burg und Schöneberg der Auftra eworden, unter Ge