1904 / 267 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Nov 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Entwurf eines Verkehrssteuerge

HReiter Arno Weichelt, geb. 15./12. 82, im Lazarett Epukiro August Neubert, geb. 4./12. 75, früher Dragonerregiment 13,

Auch in Bozen fand gestern eine Kundgebung gegen ein italienisches Vereinslokal statt, das ein Volkshaufe

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 11. November.

Seine Majestät der Kaiser und König trafen nachmittag 4 Uhr, wie „W. T. B.“ meldet, mit Ge⸗ olge in Königswusterhausen ein und besichtigten zunächst das

Blindenheim. Abends wurde im Schlosse ein Tabakskollegium

abgehalten. Heute morgen 9 Uhr begaben Seine Majestät Allerhöchstsich mit Gefolge nach der Dubrow, wo Treibjagd auf wilde Schweine und Hirsche stattfinden h11““

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In der am 10. November unter dem Vorsitz des Königlich bayerischen Gesandten, Staatsrats Grafen von Lerchenfeld⸗ Köfering abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde die Vorlage, betreffend ein Anschreiben der Fürstlich schaumburg⸗lippischen und der Fürstlich lippischen Re⸗ gierung wegen schiedsgerichtlicher Erledigung des Thronstreits nach Maßgabe eines zwischen den Regierungen abgeschlossenen Schiedsvertrags, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Das nämliche geschah mit den Gesetzentwürfen, betreffend die Feststellung je eines zweiten Nachtrags zum Haushaltsetat für 1904 und zum Haushaltsetat für die Schutzgebiete auf das Rechnungsjahr 1904, ferner die Feststellung des Reichs⸗ haushaltsetats für 1905 und des Haushaltsetats für die Schutzgebiete auf das Rechnungsjahr 1905. Die Zustimmung fanden ein Antrag des Königreichs Sachsen, die Prägung von Denkmünzen zur Erinnerung an den Todestag des Königs Georg von Sachsen, ferner der Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Kontrolle des Reichshaushalts, des Landeshaushalts von Elsaß⸗Lothringen und des Haushalts der Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1904, sowie die Ausschußanträge zur Vorlage, betreffend die Beschlüsse des Landesausschusses zum e sebes für Elsaß⸗Lothringen. Auch dem wssegis atuithche wegen Erweiterung der Leistungen der Landesversicherungsanstalt Hannover gemäß § 45 des Invalidenversicherungsgesetzes wurde die Zustimmung erteilt. Außerdem wurde über mehrere Eingaben Beschluß gefaßt.

Der auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs herausgegebene, im Marinekabinett redigierte „Nach⸗ trag zur Rangliste der Kaiserlich deutschen Marine für das Jahr 1904“ (nach dem Stande vom 1. November) ist im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn hierselbst erschienen.

8 Der Königliche Gesandte in Darmstadt Prinz zu Hohen⸗ lohe-Oehringen hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der Transport der von den Schiffen des Kreuzergeschwaders abkomman⸗ dierten Offiziere und Mannschaften mit dem Reichs⸗ postdampfer „Sachsen“ am 9. November in Genua eingetroffen und hat gestern die Reise nach Gibraltar fortgesetzt. Der Ablösungstransport für S. M. S. „Möwe“ st mit dem Reichspostdampfer „Seydlitz“ am 9. November in 8 . .““ und hat gestern die Reise nach Neapel ortgesetzt. S. M. S. „Fürst Bismard“ geht mit dem Chef des Kreuzergeschwaders am 13. November von Wusung nach Hongkong in See. S. M. S. „Hansa“ geht mit dem Zweiten Admiral es Kreuzergeschwaders am 12. November von Honkong nach Wusung in See. S. M. S. „Thetis“ ist am 10. November von Hankau nach Kiukiang am Yangtse abgegangen. 8 S. M. S. „Falke“ ist am 9. November in Punta Arenas Magellanstraße) eingetroffen und geht am 14. November von dort nach Puerto Montt (Südchile) in See.

Deutsche Kolonien

„Nach einer gestern hier eingegangenen amtlichen Meldung sind in Deutsch⸗Südwestafrika an Typhus gestorben: der Reiter Ludwig Winterle, früher Regiment 112,

m Lazarett Okahandja (Datum noch nicht bekannt) und der

Datum noch nicht bekannt). Der Trompeter, Unteroffizier

t am 6./11. 04 bei Okamungongou durch einen Schuß in

en Oberarm schwer verwundet worden. Der Reiter Arthur Christian, geb. 19./11. 81, seit dem 19. Oktober auf dem Wege Epukiro —Okahandja, wird vermißt.

Oesterreich⸗Ungarn.

In Triest fanden, „W. T. B.“ zufolge, am Mittwoch⸗ abend Kundgebungen für eine italienische Universität in Triest statt, an der sich etwa 4000 Personen beteiligten.

ie Polizei schritt ein, um Zusammenstöße mit den Personen etwa 800 an der Zahl —, die eine Gegenkundgebung ver⸗ anstalteten, zu verhindern. 12 Personen wurden leicht verletzt und 11 verhaftet.

zerstören wollte; die Polizei zerstreute die Menge.

Der Vollziehungsausschuß der national⸗frei⸗ sinnigen Partei hat in einer gestern in Prag abgehaltenen Versammlung einmütig dahin erkannt, daß zu einer Aende⸗ derung der Haltung der tschechischen Delegation gegenuͤber der Regierung kein Anlaß vorhanden sei.

Der „Neuen Freien Presse“ zufolge wird die Regierung im Reichsrate eine Vorlage über eine Anleihe von 140 Millionen Kronen zur Deckung des Militär⸗

„Im Laufe der gestrigen Sitzung des steierischen Landtags erklärte der Statthalter auf Grund Allerhöchster Ermächtigung 9. Landtag für vertagt. Die Sitzung wurde unter großer Bewegung der Abgeordneten geschlossen.

Das ungarische Abgeordnetenhaus war, „W. T. B.“ zu⸗ folge, gestern der Schauplatz einer stürmischen Szene. Der Minister⸗ präsident Graf Tisza erhob sich, um zu sprechen. Mittlerweile war der Abg. Pe (Opposition) aufgesprungen und verlangte das Wort zur Geschäftsordnung. (Auf der Rechten stürmische Roe gegen Polonvi: Niedersetzen!) Der Präsident ermahnte 8e der Aufforderung Folge zu leisten, da der Kinister⸗ präsident sich schon früher zum Wort gemeldet abe. Hierauf forderte die äußerste Linke geschlossene Sit a⸗ Der Prä⸗ 8 wollte diese jedoch nur gestatten, nachdem der Ministerpräsident eine Rede beendet habe. Graf Tisza sprach nun unter unausgesetztem Toben und Lärmen der äußersten Linken. „Wir werden nicht ge⸗ statten“, rief er, zur äußersten Linken gewendet, „daß Sie die Bestimmungen der Hausordnung mit Füßen treten. Im weiteren Verlaufe seiner Rede erklärte Graf Tisza, er werde sein Versprechen bezüglich der Wahlreform einlösen. Alle Gerüchte, als habe er größere Verpflichtungen eingegangen, als er öffentlich zu⸗ estehe, seien unwahr. Hierauf verließ der Ministerpräsident die Sitzung. Es wurde dann geschlossene Sitzung angeordnet, in der ver⸗ schiedene Mitglieder der Opposition ihre Beschwerden über die Hand⸗ habung der Hausordnung vorbrachten.

Großbritannien und Irland.

Die vom Handelsamt eingesetzte Kommission zur Unter⸗ suchung der Huller Angelegenheit hat, „W. T. B.“ zu⸗ folge, den 15. November zur Eröffnung ihrer Sitzungen be⸗ stimmt. Die Untersuchung wird oͤffentlich geführt werden.

Frankreich.

Die Deputiertenkammer nahm, wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, gestern die Beratung des französisch⸗englischen Ueber⸗ einkommens wieder auf. Pressensé (Sozialist) billigte das Ueber⸗ einkommen und hob hervor, daß die Freundschaft Frankreichs und Englands eine Rückwirkung auf die Humanität und Zivilisation aus⸗ übten; sodann erwähnte er die Vermittelung Frankreichs aus Anlaß des Huller Zwischenfalls. Er verbreitete sich schließlich über die europäische Politik überhaupt, beklagte das mörderische Ringen im fernen Osten und gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Augenblick kommen werde, wo Frankreich, England und die anderen Mächte intervenieren und den Friedensschluß herbeiführen könnten. Der Redner trat sodann für gemeinsame Abrüstung ein, wozu Frankreich die Initiative er⸗ greifen könnte. Denys Cochin (kons.) verlangte Aufklärung über das Abkommen mit Spanien. Jaurès (Soz.) begrüßte dieses Ab⸗ kommen als eine Friedensbürgschaft und den Vorläufer eines weiter⸗ gehenden Einvernehmens. Gerade weil das Abkommen dazu bestimmt sei, den Weltfrieden zu sichern, dürfe über seine Auslegung kein Zweifel bestehen. Die Welt müsse wissen, daß das französisch⸗englische Einvernehmen gegen niemand gerichtet sei; das Abkommen dürfe in keiner Weise die Beziehungen e zu Rußland, noch die zu Deutschland be⸗ rühren. Die Frage des Bündnisses mit Rußland stehe jetzt nicht zur Erörterung, sonst könnte man sich über die Illusionen aus⸗ einandersetzen, zu denen es vielleicht Anlaß gegeben habe, und über die Gefahren, die es vielleicht in sich berge. Frankreichs Abkommen mit anderen Ländern dürften keine aggressive Spitze gegen irgend eine Macht haben. Frankreich t von Deutschland schweres Unrecht zugefügt worden und andererseits abe England die wirtschaftliche Konkurrenz Deutschlands zu fürchten; es könnte nun jemandem der Gedanke kommen, daß das englisch⸗ französische Abkommen auch diese Frage berühre. eshalb dürfe nicht zugegeben werden, daß man vermuten könne, die Abkommen

rankreichs mit anderen Mächten seien gegen irgend eine Macht gerichtet. Jaurès fuhr fort: Wir sind der deutschen Diplomatie gegenüber in keiner Weise nachgiebig gesinnt und wir fürchten, daß sie den Konflikt im äußersten Osten zu verlängern sucht, um die Arme binsichtlich der Türkei frei zu haben. Wir möchten ihr aber zu verstehen geben, daß an dem Tage, wo sie nicht mehr an ihre eigensüchtigen Berechnungen denken und aufrichtig mit an der Befestigung des Friedens arbeiten wird, Frankreich ihr keinerlei Vorfrage entgegenhalten wird. Wir sind nicht gesonnen, das von der Gewalt begangene Verbrechen mit einem anderen Verbrechen der Gewalt zu erwidern und wir wollen nicht von vornherein jede Mitarbeit am Werke der Friedensstiftung zurück⸗ weisen. Jaurès erinnerte dann an Gambetta, der selber gesagt habe, er wolle eine Annäherung an Deutschland; wenn Gambetta oft von Zurückforderungen und von Genugtuung gesprochen habe, so habe er doch niemals von Revanche gesprochen, und zwar weil er andere Arten von Genugtuung im Auge hatte. Jaurès führte dann zum Beweise seiner Behauptungen verschiedene Stellen aus Reden Gambettas an und sagte, aus dem Briefwechsel Bismarcks gehe hervor, daß Gambetta gesucht habe, direkt über eine Annäherung an Deutschland zu verhandeln, weil er den Frieden gewollt habe. Der Redner verlas darauf weitere Notizen Gambettas und erklärte, er verstehe diese so, daß Gambetta zwar die nationalen Forderungen aufrechterhalten, eine Politik des Schmollens aber zurückgewiesen und die Hoffnung auf eine Annäherung an Deutschland nicht aufgegeben habe. Jauroͤs fuhr fort, Angriffspolitik sei unmöglich und die Völker würden Femwenüen sein, Schiedsgerichtspolitik zu treiben, wenn sie nicht auf den Bankerott und aufalle möglichen Gefahren hindrängen wollten. Alle Völker müßten mit Schonung behandelt werden, selbst die im äußersten Osten, wo es auch Nationalitäten gebe. Dort könne Frankreich mit England gemeinsame Politik treiben. Jaurès kam dann auf Marokko zu sprechen und sagte, der Vertrag biete Vorteile, könne aber gefähr⸗ lich werden, weil das Recht, das er Frankreich zuerkenne, keins der Hindernisse beseitige, die sich dem friedlichen Eindringen Frankreichs in Marokko entgegenstelleen würden. Der Redner befürwortete schließ⸗ lich eine Politik vorsichtigen, methodischen und friedlichen Eindringens.

Nachdem Thomson (Radikaler) von den Aufgaben der an der algerisch⸗marokkanischen Grenze zu befolgenden Poliiik gesprochen,

zunächst daran, daß der in Frankreich befolgten Politik ein Bündnis als Grundlage diene, das für alle eines der mächtigsten Werkzeuge des europäischen Gleichgewichts bedeute. Der Minister rechtfertigte die Fest⸗ setzung des Beginns des Fischfangs auf Neufundland auf den 20. Oktober und verlas Mitteilungen des Marquis of Lansdowne, in denen mehrere Punkte, betreffend das Fischereirecht und das Gerät, mit dem der Fischfang zu betreiben ist, klargelegt werden. Für den Fall, daß die beiden Regierungen bezüglich der Auslegung der Kon⸗ vention nicht einig seien, führte der Minister aus, sei Schlichtung der Streitfrage durch ein Schiedsgericht vorgesehen. In dem Ver⸗ trage seien also alle Vorkehrungen dafür getroffen, daß er loyal zur Anwendung komme. Frankreich gebe nur das Recht der Trocknerei auf und behalte alle seine nationalen Rechte. Dieser Konzession stellte der Minister die Kompensationen gegenüber, die Frankreich im Sudan erlangte, und wies dabei auf die Wichtig⸗ keit der Grenzberichtigung im Sudan hin. Die Konvention beseitige eine Quelle schweren Konfliktes zwischen Cugland und Frankreich. Zwar würden darin England Opfer gebracht, wer hätte aber nach 22 Jahren von England die Räͤumung Aegyptens verlangen und Ge⸗ fahren heraufbeschwören wollen, die man damals vermeiden wollte? Frankreich habe dafür unbestreitbare Garantien für die Gläubiger der ägyptischen Staatsschuld erlangt. Er Redner habe geglaubt, mit der Unterzeichnung des Abkommens die Handelsinteressen Frankreichs Pöeegenen. Frankreichs Einfuhr nach Aegypten belaufe sich auf

8 illionen, was eine Zunahme von 30 Millionen gegenüber dem Jahre 1880 bedeute. Der Handel Frankreichs werde aus dem zu⸗ nehmenden Wohlstande Aegyptens Nutzen ziehen. Auch Frankreichs moralische Interessen seien nicht vergessen worden. Die Konvention gestehe den französischen Schulen in Aegypten die Freiheit zu, deren

kredits einbringen. Der beabsichtige die Aus⸗ gabe einer vierprozentigen Rente.

sie bedürften. Der Minister fuhr dann fort, die Existenz

ergriff der Minister des Aeußern Delcassé das Wort. Er erinnerte

ziehungen zu diesem Lande. Das Ziel der Regierung sei gewesen, in Marokko das Uebergewicht Frankreichs herzustellen und seim Stellung im Mittelmeer zu stärken, ohne die Interessen anderen Nationen zu berühren. Man habe weder Zeit noch Mühe verloren. Das mit Italien abgeschlossene Abkommen gewährleiste die Interessen der beiden Nationen im Mittelmeer. Spanien sei der nächste Nach

Marokkos, Frankreich habe daher seine rechtmäßigen Interessen und An⸗ sprüche nicht außer acht lassen können, da alles zu einem Abkommen

unterzeichnet.

„Auf einen Zwischenruf Deschanels: Wenn das alles ist, was Sie zu sagen haben, sind Ihre Ausführungen ungenügend! fuhr Delcassé fort: „Es war sodann notwendig, uns mit England ind Einvernehmen zu setzen. Man hat gesagt, England würde uns nichtz mehr geben, als wir schon hätten; aber man sagte auch in England daß es uns gebe, ohne etwas zu erhalten. Nein! Jede der beiden Nationen empfängt und gibt in gleicher Weise. Ihren Interessen wird in gleicher Weise Fenag Die Wahrheit ist, wir haben freie Hand in Marokko. enn wir vor den Schwierigkeiten zurück,

ab, sie zu vermindern. Algier und Tunis sind ermutigende Beispiele Frankreich muß Marokko überzeugen, daß es bei Frankreichs fried⸗ lichem Vorgehen nur zu gewinnen habe. Indem die marokkanischt Regierung die Hilfe Frankreichs angenommen hat, ist sie eine Ver⸗ pflichtung eingegangen, der gegenüber Frankreich hinsichtlich Marokkos eine kluge und weise Politik befolgen müsse.“ Er sei entschlossen, die Mitwirkung aller anzunehmen, er hoffe, die seit fünf Monaten erzielten Ergebnisse seien eine Gewähr für die Zukunft. Delcassé schloß, das französisch⸗englische Uebereinkommen, das für beide Länder vorteilhaft sei, werde der Sache des Friedens dienen und die Stellung Franf⸗ reichs in der Welt stärken. Es werde dazu beitragen, Eintracht

zwischen allen Nationen zu stiften, und es werde das Verdienst der

Demokratie sein, Frankreich zu diesem Ziel geführ

zu haben.

b Flierau wurde die allgemeine Beratung der Interpellation ge⸗ osse

n. Der Ministerpräsident Combes brachte dann noch die Vor⸗ age, betreffend die Trennung von Staat und Kirche, ein, in deren Begründung es u. a. heißt: Indem die Regierung Ihnen der Nachweis bringt, daß das Konkordat täglich systematisch von der religiösen Macht verletzt wird, läßt sie Sie erkennen, daß es ihr un⸗ möglich scheint, länger ein Regime zu bewahren, daß sie allein achtet, und zeigt Ihnen, in welchem Geiste und aus welchen Grundsätzen sit entschlossen war, Ihnen die Einführung eines neuen Regimes, das der Trennung, vorzuschlagen.

Der gestern vor seinem Duell mit dem Rittmeister de Geil verhaftete Deputierte Syveton wurde dem Untersuchungs⸗ richter vorgeführt und dann freigelassen, nachdem er sich verpflichtet hatte, sich jeder Zeit während des gegen ihn eingeleiteten Verfahrens ur Verfügung zu halten. Auch der Kriegsminister ndré wurde vom Untersuchungsrichter vernommen und erklärte, er halte seine Klage gegen Syveton aufrecht. André schilderte den Vorgang in der Deputiertenkammer und fügte hinzu, er leide infolge des auf ihn von Syveton verübten Angriffs an einer leichten Nervenerschütterung.

Rußland.

Der General Ssacharow meldet dem Generalstab unter dem 9. d. M.: In der Nacht zum 9. November überfielen unsere Freiwilligen den südlichen Teil des Dorfes Linschinpu. Der Feind gab Feuersignale und beleuchtete die Stellungen am Schaho mit Scheinwerfern. Ein Teil der feindlichen Truppen versuchte unseren linken Flügel, gegenüber dem Dorfe Linschinpu, anzugreifen, während ein anderer aus dem Dor hervorbrach. Beide Angriffe wurden Seee Freiwilligenabteilungen beunruhigten während der Nacht auf der ganzen Front den Feind. Ueber Kämpfe am 9. November sind keine Meldungen eingelaufen.

Nach einem der „Russ. Telegr. Agentur“ zugegangenen Bericht aus Mukden vom 10. November haben die Japaner auf dem linken Ufer des Hunho die Offensive er⸗ . und die⸗ Ortschaften Utiasy, Ertansy und

ausentun besetzt; die Russen warfen dann die Gegner wieder heraus und nahmen die alten Verteidigungs linien wieder ein. Der Admiral Skrydlow ist in Mukden dingeerf Etatthaller Alexez

er Statthalter exejew ist, „W. T. B.“ zufolge, in St. Petersburg angekommen. 8 3u Mitgliedern der Untersuchungskommission für die Hull⸗Angelegenheit sind, „W. T. B.“ zufolge, ernannt: Oberstleutnant Stenger, Chef der wissenschaftlichen Abteilung im Marineministerium, Leutnant Wolkoff und der Se Dragoman bei der russischen Botschaft in Konstantinopel

kandelstam. Die Abreise des Generals Kaulbars nach Ostasien ist bis zur Rückkehr des Kaisers aufgeschoben worden. Der Oberpräsident von Ostpreußen von Moltke und der kommandierende General des I. Armeekorps, General der Infanterie von der Goltz sind nach Meldung des „W. T. B.“ in Wilna eingetroffen und haben sich von dort mit denm Kaiser Nikolaus im Kaiserlichen Hofzuge nach Suwalki begeben, wo gestern eine Truppenrevue abgehalten wurde. Nach ihr fand im Kaiserlichen Hofzuge ein Frühstück statt, zu dem die deutsche Abordnung geladen war. Die Abordnung ist heute

wieder nach Königsberg zurückgekehrt.

Serbien.

M„ DTrgovinski glasnik“ zufolge begibt sich der Finan minister mit dem Sektionschef Kukitsch und 8. Rebisoren Mintschitsch und Atanatschkowitsch zur Eröffnung von Handelsvertragsverhandlungen mit Deutschland demnächst nach Berlin. Die hierauf bezügliche Vollmacht des

Finanzministers sei bereits vom König unterzeichnet.

Amerika. „Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ werde die

Marineverwaltung vom nächsten Kongreß die Ermächtigung

zum Bau von 3 Schlachtschiffen, 5 Kreuzern, 6 Torpedobootszerstörern, 6 Torpedobooten und 2 Kohlenschiffen verlangen. Die Kosten seien auf

41 300 000 Dollars veranschlagt.

Asien. Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus

Tschifu hat den Japanern die Erstürmung des Forts

Itzschan große Verluste bereitet. Am Morgen des 5. und November seien heftige Anstürme unternommen, jeooch zurückgeschlagen. Während des zweiten Ansturms sei eine Granate von Palitschwang über andere Hügel hinweg in das Fort Itzschan geflogen und habe die Kontrollstation der Landminen zerstört und eine Minenexplosion verursacht. Die Russen, welche die Laufgräben am Rande des minierten Teils innehatten, hätten 600 bis 700 Tote und Verwundete. Die Japaner seien ohne Verluste entkommen. Sie seien an beiden Tagen in voller Stärke, wie es ihnen nur das Terrain

Algeriens hänge viel von Marokko ab und von seinen Be⸗

gestattete, vorgerückt, hätten aber lange Strecken unter dem

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riet, das diese Interessen gewährleistete und zur selben Zeit die Integrität Marokkos. Unter diesen Bedingungen sei das Abkommen

wichen, andere würden nicht davor zurückschrecken. Es hängt von uns

Feuer der russischen Maschinengewehre zurückzulegen gehabt, wodurch ihre Reihen stark gelichtet seien.

In okio verlautet, General Stössel habe die Japaner um einen Waffenstillstand ersucht, zu welchem Zweck, wird nicht angegeben. Eine Bestätigung fehlt bisher, doch hofft man in Tokio, Stössel werde kapitulieren, bevor die eigentliche Stadt eingenommen ist.

Parlamentarische Nachrichten.

Nach dem amtlichen Wahlergebnis ist bei der gestrigen Landtagsersatzwahl im Wahlkreise Frankfurta. O. 1 (Arnswalde⸗Friedeberg) der Geheime Legationsrat z. D. von Schuckmann⸗Rohrbeck (kons.) mit sämtlichen ab⸗ gegebenen 262 Stimmen gewählt.

Kunst und Wissenschaft. 8

Der Ausstellungssaal des Königlichen Kupferstich⸗ kabinetts bleibt vom 15. November d. J. ab wegen der Vor⸗ bereitung zu einer neuen Ausstellung für kurze Zeit geschlossen.

v. A. Die „Vereinigten Klubs“ zu Berlin haben im Künstlerhause ihre Herbstausstellung eröffnet. Sie bringen dieselbe ruhige und ehrliche Kunst, die schon im vergangenen Jahr erfreute; ein gelassenes Weiterstreben auf gutem Wege zeichnet sie aus, das eine Fülle sympathischer und beachtenswerter Werke zu Tage fördert. Da der „Märkische Künstlerbund“ auch zu den „Vereinigten Klubs“ ge⸗ höͤrt, so begegnen wir vielfach denselben Namen, wie in der gegen⸗ wärtigen Ausstellung bei Schulte. Achtenhagen hat eine seiner Freilichtstudien gesandt, Paul Halke einen sehr feinen und ausdrucksvollen Studienkopf, Kayser⸗Eichberg ein paar recht flüchtige Landschaftsskizzen, Fritz Geyer einen stimmungsvollen Waldteich. Auch Arthur Kampf, bei dem die meisten dieser jüngeren Künstler gelernt haben, ist mit einer Arbeit vertreten, wohl dem Hauptstück der ganzen Ausstellung. Es nennt sich „Spielpause“ und erinnert in der kühnen und leichten Technik, den eigentümlich tiefen Farben, die doch voll Luft und Licht sind, an sein berühmtes Gemälde „Die Schwestern“. In einem ärmlichen engen Raum, der durch ein schmales Fenster Licht empfängt, sitzt im Vordergrunde der Geiger mit einem höchst pfiffigen, lustigen Gesicht, das von ausdrucksvollster Charakteristik ist, ebenso wie die ungenierte Heunc. in der die Bewegung ganz frappant erscheint. Das hohe Leben, das dem Bilde eigen ist, zusammen mit der glän⸗ zenden Technik, geben ihm eine einzigartige Stellung unter den andern.

Von rühmlich bekannten Künstlern hat ferner O. H. Engel ein

aar Arbeiten geschickt: neben sehr anmutigen Bauernmädchen einige eine Landschaftsstudien, die sich durch große Frische auszeichnen und ein unablässiges Weiterarbeiten des Künstlers verraten. Er stellt sich neue Probleme und sucht immer mehr neue Ausdrucksmittel zu er⸗ werben. Daneben beharrt Karl Langhammer mehr in seiner einmal erworbenen Art. Sein „Hain der Egerig in der Campagna di Roma“ trägt wieder den großen dekorativen Zug, der all seinen Arbeiten eigen ist. Die gelbe, von Wolkenschatten be⸗ deckte Ebene, in der der sturmgepeitschte Hain der Egeria liegt, wird von großlinigen, blauschimmernden Bergen abgeschlossen, über denen mächtiger Wolkendunst aufsteigt. Ein zweites Bild des Künstlers „Frühling in Toscana“ ist nicht harmonisch durchgearbeitet. Man gewinnt nur den Eindruck des Bunten und Gehäuften. Patttng Franck, der so kräftige Landschaften malte und so ehrliche ypen alter Frauen hinstellte, enttäuscht diesmal. Seine Umrisse werden immer härter und seine Farben immer greller, darüber täuscht auch das schöne Empfinden, das etwa in dem Bilde „Brüderchen“ liegt, nicht hinweg. Franz Stassen vertritt das phantastische und das mystische Element unter den Künstlern der „Vereinigten Klubs“. Bei großer Leuchtkraft ist auch seine Farbe kühl und hart. Das Menschenpaar unter dem „Baume der Er⸗ kenntnis“ hat viel Schönes in Ausdruck und Haltung, nur die tropische märchenhafte Pracht der Umgebung stört den künstlerischen Eindruck. Auch in den „Lebensaltern“ finden sich viel treffliche Einzelheiten, das Ganze läßt kühl. Von Landschaftern ist noch Feldmann mit einer Anzahl feiner Herbstpastelle vertreten, ferner Oskar Frenzel, Alfred Oesteritz und Karl Wendel, der ein paar einfache, stimmungsvolle Landbilder ausstellt. Porträtisten sind am spärlichsten vorhanden; unter ihnen nimmt Karl Ziegler mit seinem Herrenbildnis die erste Stelle ein; es ist einfach, lebendig und kräftig. Neben ihm behauptet sich Julie Wolfthorn mit zwei sehr feinen Damenporträts. Ihre gedämpften, silbernen Farben, die wie unter einer leichten Staubdecke liegend erscheinen, erinnern an die Art von Lepsius. Wie bei diesem Künstler, gewinnt auch bei ihr das Gesicht in dieser matt getönten Umgebung ein besonders warmes und heimliches Leben. Jedenfalls spricht ein vollendeter Geschmack aus den eigenartigen Arbeiten.

Einen eigenen Saal nehmen die Graphiker ein, sie gehören zu der „Freien Vereinigung der Graphiker in Berlin“. Kappstein und Langhammer sind mit ihren Monotypen vertreten, Jahn, Reifferschmidt⸗ Kallmorgen und Eyken haben Originalradie⸗ rungen gesandt. Das Trefflichste bietet aber Franz Krüger mit seinen köstlichen Reproduktionen nach alten Bildern. Vor diesen Blättern wird es einem wieder klar, daß auch das vollendetste, mechanische Reproduktionsverfahren niemals diese Wiedergabe durch einen Künstler verdrängen wird. Martin Schauß ist mit ein paar anmutigen Plastiken vertreten. Sein weiblicher Akt „Träumerei“ wirkt besonders lieblich auch durch das Material, getöntes Wachs, das dem Körper ein warmes Leben verleiht.

Die neue Ausstellung bei Eduard Schulte, die vom 13. November bis 3. Dezember veranstaltet wird, macht den Versuch, in möglichst umfangreicher Weise einen Einblick in die Schaffenswelt einer Gruppe deutscher Künstler zu gewähren. Dieser Gruppe sind von der äͤlteren Generation, die in München anfangs der 70Oer Jahre lebte und aus deren Mitte einige unserer Besten, wie Leibl, Thoma, Trübner, Füüder. hervorgegangen sind, außer diesen zuzuzählen Th. Alt,

xud. Hirth du Frones, Ed. Kanoldt, Alb. Lang, Emil Lugo, Victor Müller, Fr. Schider, Karl Schuch, Johann Sperl, T. Stadler, Wilhelm Steinhausen. Von der jüngeren Generation

ehören zu ihnen: Chr. Conradin, Hermann Frobenius, ritz Hafner, P. Hey, Erich Kuithan, Ernst Liebermann, Matthaäus

Schiestl, Rudolf Schiestl, Konrad Spiegel, Edm. Steppes und Heinr. Werner. Sie sind sämtlich durch teilweise hervorragende Werke (Leibl allein durch zehn Arbeiten) vertreten. Die Dauer der Aus⸗ stellung ist auf die kurze Zeit von nur drei Wochen bemessen. Der mit der Eröffnung erscheinende illustrierte Katalog bringt von jedem Aussteller biographische Notizen; er ist zum Preise von 50 in der Ausstellung zu haben.

Land⸗ und Forstwirtschaft. Das deutsche Ansiedelungsdorf Gollenczewo.

In einem Reisebericht, den der Stadtrat SamterCharlottenburg

über die diesjährige Informationsreise der Zentralstelle für Arbeiter⸗ wohlfahrtseinrichtungen nach dem deutschen Osten veröffentlicht, findet sich u. a. eine ansprechende Schilderung des durch die Ansiede⸗ lungskommission in der Nähe Posens gegründeten Dorfes Gollenczewo. Sie wird von der „Sozialkorr.“ mit nur einigen Kürzungen, wie folgt, wiedergegeben:

„WMan hat in Gollenczewo zum ersten Male den Versuch gemacht ein Ansiedelungsdorf mit allen Gebäuden fertig herzustellen, ohne noch

Ansiedler dafür zu haben. Von den 43 Gebäuden sind in der Tat erst 4 bezogen. Der Versuch muß, soweit er das rein Aesthetische betrifft, als wohlgelungen bezeichnet werden. Die mit Sprüchen geschmückten Feusts Typen der verschiedenen deutschen Bauernhäuser, sind durchweg ehr hübsch. Ihre Gestaltung läßt den Geschmack des Baumeisters und die Liebe, mit der er an sein Werk gegangen, klar zu Tage treten. Wie schon erwähnt, hat man hier eine geschlossene Dorflage geschaffen. Beim Hause liegt nur der Hofplan, während die Aecker und Wiesen draußen in der Feldmark liegen. Der Allgemeinheit dienen das Schul⸗ und Gemeindehaus, der ihm gegenüberliegende Krug mit Tanzsaal und das Gemeinde⸗Wasch⸗ und Backhaus. Zwischen den Bauernhäusern liegt eine Anzahl kleinerer, aber gleichfalls hübscher Arbeiterhäuser; da ein solches Haus einzeln nicht unter 3000 herzustellen ist, hat man Zweifamilienhäuser errichtet, so jedoch, daß jeder Bewohner einen besonderen Eingang und ein Stück Garten, Hof und Stall für sich hat. Den Krug hat man sogleich gebaut wie übrigens in allen Eb —, doch fol verhütet werden, daß ein Pole die Schankkonzession nachsucht, die ihm kaum versagt werden könnte. Alle solche Krüge sind aber den Wirten nicht zu Eigentum über⸗ lassen, sondern nur verpachtet, um sie nötigenfalls wieder heraus⸗ setzen zu können. Die durchschnittlichen Herstellungskosten für ein Haus belaufen sich bei der Bauart in Gollenczewo auf 8000 ℳ, während man sonst in den Ansiedelungsdörfern nur etwa 100 Baukapital auf den Morgen Land rechnet. Nimmt man hierzu etwa 12 000 als Wert des Landes, so ergibt sich ein Betrag von 20 000 ℳ, der von dem Ansiedler verzinst werden muß. Als Rente für den Grund und Boden werden in Gollenczewo nur 2 ¼ 2 ¾ % berechnet. Die Gebäude werden sonst mit 4 % verzinst, wenn sie von der Ansiedelungskommission gebaut werden; wegen der höheren Kosten in Gollenczewo ist man aber in der Beragcangäsae die Gebäude bis auf 2 % heruntergegangen. Durch die hübsche äußere Gestaltung der Häuser und die niedrige Verzinsung hofft man die Kolonisten trotz der geschlossenen Dorflage heranzuziehen, die sicher im Interesse des Zusammenhaltens des Deutschtums vom Standpunkt der Ansiedelungskommission den Vorzug verdient. Die Eisenbahn⸗ haltestelle ist in unmittelbarer Nähe der Dorfanlage angelegt, sodaß die Ansiedler in etwa einer halben Stunde die Stadt Posen erreichen können. Die Stellen sind in der Regel so bemessen, daß sie von einer Familie bewirtschaftet werden können. Als Normalgröße hat man neuerdings etwa 52 Morgen (13 ha) an⸗ genommen. Bei allen Rentengütern gilt das Anerbenrecht, das heißt die Vererbung der Stelle an ein Kind, unter Ausschluß einer weiteren Teilung der Stelle. In der Regel gelingt es dem Anerben bei ordentlicher Wirtschaft, so viel zu erübrigen, daß er seine Geschwister auszahlen kaänn. Der Uebergang in polnische Hände wird dadurch erschwert, daß ein Verkauf nur mit Genehmigung der Ansiedelungskommission möglich ist. Wir besichtigten einige noch unbewohnte Häuser mit recht netten Zimmern, namentlich recht hübschen Oefen, und ein bereits bezogenes Bauernhaus, das ein badischer Landwirt übernommen hat, der mit Frau und Kindern wie auch mit Knecht und Magd aus der südwestlichsten Ecke von Deutschland hierher nach dem Osten gezogen ist. Die ganze Ein⸗ richtung der Wohnung mit hübschen Bildern und Möbeln, einer Reihe von gerahmten Preisdiplomen von landwirtschaftlichen Ausstellungen und sogar einem Klavier gab dem Hause einen mehr städtischen Anstrich, sodaß man den Inhaber wohl kaum noch als einen Bauer im gewöhnlichen Sinne bezeichnen darf.“

Baumwolle aus einer deutschen Kolonie in St. Louis.

Zum ersten Male ist eine deutsche Kolonie auf einer internatio⸗ nalen Ausstellung, und zwar durch eine Ausstellung des Kaiserlichen Gouvernements von Deutsch⸗Ostafrika vertreten gewesen. Von ganz besonderem Interesse ist es zu sehen, wie die Erzeugnisse dieser noch jungen Kolonie im Wettbewerb mit sämtlichen Nationen bewertet wurden. Die Kolonie hat die Probe glänzend bestanden,

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hätten, so wäre die Ernte noch erheblich besser ausgefallen. Indessen auch unter den gegenwärtigen Umständen ist die Ernte die beste gewesen, die in Neb⸗Südwales bisher eingebracht worden ist, wie die⸗ jenige des Vorjahres die schlechteste war, die man je erlebt hat. eber die Ergebnisse der Ernte ist die folgende Zusammenstellung ver⸗ öffentlicht worden: Dorch urch⸗

schnitts. Anbau⸗

ertrag n pro fläche

schnittb.

Anbau⸗ Ertrag ertrag

flaͤche Ertrag

Acker 1I1I“ Bushel Bushel Acker Bushel Bushel 1902/03 1903/04 Weizen 1 259 812 1 561 205 1,24 1 561 079 27 334 141 8 Mais . 222 656 4 047 149 18,18 227 404 6 496 494 28,6 Gerste. 4 507 17 933 4,00 10 055 17147 173 Hafer.. 42 274 348 829 8,25 51 831 1 252 156 24,2 Roggen. 3 303 33 900 10,26 4 912 80 118 16,3 Tonnen Tonnen Tonnen Tonnen Weizenheu 320 022. 76 912 0,24 286 822 452 639 1,6 Gerstenheu 1 844 1320 0,72 1 242 1 959 1,8 Haferheu 131 725 98 948 0,75 159 594. 250 910 1,6 Luzerneheu 37 608 67 384 1,79 48 2422 111 92 28.

Die Weizenernte war am günstigsten auf den westlichen Abhängen des Hochplateaus, wo sie im mittleren Bezirke einen durchschnitt lichen Ertrag von 20,7 Bushel für den Acker erzielte. Auch die Qualität des Weizens war im allgemeinen recht zufriedenstellend. Der Wert der Weizenernte kann bei den am Jahresschluß geltenden niedrigen Weizenpreisen von 2 sh. 6 d. pro Bushel auf rund 3 416 000 Pfd. Sterling veranschlagt werden. Im Jahre 1902/03 betrug der Wert der Weizenernte trotz der etwa doppelt so hohen Preise kaum 380 000 Pfund Sterling, und mußten damals für eingeführten Weizen etw 1 500 000 Pfd. Sterl. an das Ausland gezahlt werden. Da Neu⸗ Südwales für Nahrungs⸗ und Saatzwecke etwa 10 000 000 Bushel braucht, so bleiben von der Ernte 1903/04 etwa 17 ½ Millionen Bushel oder 460 000 t zur Ausfuhr übrig. Die Maisernte war etwa doppelt so hech als im Jahre 1902/03, während die Haferernte nahezu das Vierfache des vorjährigen Ertrags brachte. Der Ge⸗ samtwert der diesjährigen Ernte wird auf rund 8 ½ Millionen Pfund geschätzt.

ie Viehzucht des Staates bat sich im Jahre 1903 ebenfalls von den verherenden Wirkungen der Dürre etwas erholt. Selbstverständ⸗ lich ist der Unterschied gegen das Vorjahr nicht so außerordentlich groß als bei den Ernteergebnissen, es macht sich überall eine Erhöhung des Viehstandes bemerkbar. Vom Regierungsdepartement für Vieh⸗ zucht werden die Viehbestände an den drei letzten Jahresschlüssen, wie folgt, angegeben: Ende e Pferde 1901 486 716 1902 450 125 1 741 226 26 649 424 193 097 1903 457 963 1880 974 28 663 983 221 570.

Demnach hat sich der Schafbestand um über 2 000 000, der Rinderbestand um rund 140 000 Stück vermehrt.

Die Milchwirtschaft nahm ebenfalls an dem allgemeinen Auf⸗ schwung teil, der im Jahre 1903 in Landwirtschaft und Viehzucht stattfand. Die Anzahl, der Milchkühe hob sich ganz bedeutend, sie betrug 1901 417 835' Stück, 1902 351 287 Stück und 1903 523 387 Stück. Die Herstellung von Butter zeigte ein ähnliches Fallen und Steigen in den Zahlen, wogegen die Produktion von Käse sich in den letzten drei Jahren gleichmäßig weiterentwickelt hat. Die Herstellung dieser Molkereiprodukte betrug:

1901/02 1902/03 1903/04 Pfund Pfund Pfund 38 930 878 29 950 977 38 727 107

Rinder 2 047 454

Schafe 41 857 099

Schweine 265 730

Butter.

und ihre Erzeugnisse haben volle Anerkennung gefunden. Trotz der starken Konkurrenz aus ganz Amerika, aus Aegypten und allen Baum⸗ wolländern der Welt erhielt die aus den Kulturversuchen des kolonial⸗ wirtschaftlichen Komitees stammende deutsch⸗ostafrikanische Baumwolle eine „Goldene Medaille“ und wurde damit den besten Produkten gleichgestellt, ebenso bewies die Prämiierung von Hanf, Kaffee und Kakao mit der „Goldenen Medaille“, daß diese Produkte ebenfalls von ganz hervorragender Qualität sind. Auch die übrigen Produkte der Kolonie, insbesondere auf den Gebieten der Forstwirtschaft und des Bergwesens, haben die Würdigung der Sach⸗ verständigen gefunden, die Granaten des Bergbaufeldes Louisenfelde wurden prämiiert, die Sammlung von Nutzhölzern erhielt den „Grand Prix“, Gummi und Gerbrinde wurden ausgezeichnet. Auf die Ausstellung von Deutsch⸗Ostafrika entfielen insgesamt 31 Preise, darunter 5 Grand Prix, 7 Goldene und 12 Silberne Medaillen, sodaß wir mit dem Ergebnis recht zufrieden sein können.

Feldbau und Viehbestand in Großbritannien im laufenden Jahre.

Die extensive Richtung, welche die englische Landwirtschaft seit Jahrzehnten eingeschlagen hat, tritt in diesem Jahre infolge der ungünstigen Witterungsverhältnisse in besonders augenfälligem Maße hervor: wiederum hat der Weizenbau einen erheb⸗ lichen Rückgang erfahren. Seine Anbaufläche hat, wie wir einem Bericht des deutschen landwirtschaftlichen Sachverständigen für Großbritannien in den „Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts⸗Gesellschaft“ entnehmen, um etwa 83 500 ha abgenommen; dabei betrug die Abnahme im Vorjahre bereits 60 000 ha. Auch bei den meisten übrsgen Früchten ist ein Rückgang eingetreten, so namentlich bei Roggen, Gerste, Erbsen und Wicken. Dazu kommt eine Zunahme der Schwarzbrache um über 33 000 ha. Gerade diese letztere Erscheinung ist für die Entwickelung der eng⸗ lischen Landwirtschaft nach der Seite der Extensivität charak⸗ teristsch. Die Abnahme bei den genannten Früchten kommt dem Hafer, den Bohnen und den Kartoffeln zugute. Hafer hat einen Zugang von über 55 000 ha und tritt mehr und mehr als hauptsächlichste Halmfrucht des Landes hervor. Die Zunahme bei Bohnen und Kartoffeln ist nicht sehr erheblich und wohl mehr auf örtliche Gründe zurückzuführen. Ganz besonders bezeichnend ist jedoch der Rückgang der Kleegrasflächen um rund 54 000 ha, während die Dauerweiden um nahezu 68 000 ha ugenommen baben; ihre Fläche beläuft sich jetzt auf rund „O50 000 ha. So entwickelt sich das eigentliche England aus⸗ esprochen zu einem Land der extensivsten Weidewirtschaft. Nach in Irland ist bei sämtlichen Körnerfrüchten die Anbau⸗ fläche erheblich geringer als im Vorjahre.

Der Viehbestand Englands zeigt im laufenden Jahre eine wesentliche Erhöhung, mit Ausnahme der Schafe; namentlich

ferde haben um über 23 000 Stück zugenommen, woran die jungen

Püüten unter 1 Jahr am stärksten beteiligt sind. Bei den Rindern findet man eine Vermehrung nur bei den Milchkühen und bei dem Jungvieh. Die Schafe nehmen auch in England ständig ab; die ahl der Schweine hat zugenommen, doch ist die geringe Zahl an Fage ger,ebace (7844 Stück mit 2 % Abnahme) immerhin ein nicht unbedenkliches Zeichen.

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Ackerbau und Viehzucht in Neu⸗Südwales

im Jahre 1903.

Auf die sieben Jahre der Dürre ist mit dem Ende des Jahres 1903 und dem Anfang von 1904 eine Zeit gefolgt, die bezüglich der Getreideernte bisher unerreicht dasteht. Die Regenschauer, die den ganzen Winter des Jahres 1903 hindurch in fast allen Gegenden des Landes, in denen Getreide gebaut wurde, fielen, gaben dem Boden diejenige Feuchtigkeit, die den Pflanzenwuchs noch ermöglicht, selbst wenn dann im Hochsomwer wochenlang kein Tropfen fällt. So war eine gute Ernte schon ziemlich frühzeitig vorauszusagen. Gute Regenmengen fielen indessen auch in den letzten Monaten des Jahres, und wenn

nicht gleich darauf Stürme und Hagelschauer viel Unheil angerichtet

EW 181888835 4 148 038 4 748 176. (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Sydney.)

Paris, 10. November. (W. T. B.) Nach den heute veröffent⸗ lichten amtlichen Ernteschäaͤtzungen für Hafer und Gerste für das Jahr 1904 wird die mit Hafer bebaute Oberfläche auf 3 834 525 ha geschätzt, deren Ertrag auf 92 069 051 hl gleich 42 759 305 Zentner. Der endgültige Ertrag 1903 war 105 898 332 hl gleich 49 979 692 Zentner. Die mit Gerste angebaute Oberfläche wird auf 704 695 ha geschätzt, der Ertrag auf 13 682 449 hl gleich 8 732 348 Zentner. Der endgültige Ertrag 1903 war 15 274 704 hl gleich 9 815 379 Zentner.

Washington, 10. November. (W. T. B.) Nach dem Bericht des Ackerbaubureaus beträgt das Durchschnittsergebnis für Mais per Aecre 26,7 Bushels. In den Händen der Farmer befinden sich 36 % der alten Ernte von Mais. Die Durchschnittsgualität der neuen Ernte wird mit 86,2 % angegeben.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Aegypten.

Der internationale Gesundheitsrat in Alexandrien hat die Vor⸗ sichtsmaßregeln, welche bei der Abfahrt der Schiffe aus dem Hafen von Alexandrien zu beobachten waren, wieder auf⸗ gehoben. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 16. April d. J., Nr. 90)

Der internationale Gesundheitsrat in Alexandrien hat beschlossen, für Herkünfte von Broach (Vorderindien) das Pestreglement in den ägyptischen Häfen zur Anwendung zu bringen.

Verkehrsanstalten.

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„Stockholms Tidningen“ meldet: In Reederkreisen Deutschlands, Dänemarks, Schwedens und Finnlands arbeitet man daran, einen Zu⸗ sam menschluß zur Wahrnehmung der gemeinschaftlichen Interessen der Segelschiffahrt auf der Ostsee zustande zu bringen. Auf einer Zusammenkunft schwedischer, dänischer und deutscher Reeder, die bereits im Frühjahr abgehalten wurde, ist eine Kommission gebildet worden, deren Aufgabe es war, die Vorarbeiten für die Organisation der Segelschiffahrt auf der Ostsee zu erledigen. Im Laufe des nächsten Monats wird abermals eine Reederzusammenkunft stattfinden, und es ist beabsichtigt, die Ver⸗ einigung in Wirksamkeit treten zu lassen, sobald hundert Schiffe an gemeldet sind.

18 Theater und Mufsik.

Schillertheater O. (Wallnertheater).

Das Schillertheater huldigte am geftrigen Geburtstage Schillers den Manen des Dichters, dessen Namen es trägt, mit einer Auf⸗ führung von „Wallensteins Lager“ und den „Piccolomini“. Schon vor Jahren war die Wallenstein⸗Trilogie in sorgfältiger Vorbereitung gegeben worden, allein der Umstand, daß seitdem die Kräfte gewechselt haben, hatte eine völlige Neueinstudierung notwendig gemacht. Von den damaligen Inhabern größerer Rollen in den tee Wraint ist eigentlich nur Herr Pategg als Wallenstein an alter Stelle verblieben, zu dessen Verkörperung er durch seine wuchtige Persönlichkeit, sein sonores Organ und seine künstlerische Intelligenz besonders geeignet erscheint. In seiner Darstellung kommt das Gebieterische des Heerführers, das Grüblerische des Mvpstikers ebensogut zur Geltung, wie der menschlich liebenswürdige Zug, der im Wesen Wallen⸗ steins nicht fehlen darf. Herr Paeschke, der sich in den früheren Aufführungen als Anfänger in einer kleinen Aufgabe versuchen durfte, ist inzwischen zum Darsteller des Max heran⸗ gereift, den er gestern mit schönen Mitteln und in edler, poesie⸗ voller Auffassung spielte. Unter den anderen Mitwirkenden sind die Herren Reimer (Oktavio), Thurner (Isolani), Rolan (Illo) mit Anerkennung zu nennen. Schwächer waren die weiblichen Rollen mit Fräulein Feldhammer (Gräfin Terzkv), Fräulein Blanche (Herzogin)

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