1904 / 272 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Nov 1904 18:00:01 GMT) scan diff

““ v“ höchstdenselben zu Ehren ein Frühstück gab. Bei der Tafel brachte der Lordmayor einen in den wärmsten Ausdrücken gehaltenen Toast auf den König Carlos aus. In seiner Erwiderung erinnerte der König an die Innigkeit der Bande, die England und Portugal in Krieg und Frieden seit den Tagen vereinigt hätten, wo englische Kreuz⸗ fahrer und portugiesische Krieger Schulter an Schulter gegen die Mauren gefochten hätten. Er wies auf die Tatsache hin, daß England Portugal die Königin Philippa von Lancaster geschenkt habe, die die Stammutter einer be⸗ rühmten Generation großer Fürsten geworden sei. Und diese hätten jene staunenswerte Bewegung für die Gründung überseeischer Kolonien eingeleitet, die während des 16. Jahr⸗ hunderts Portugal einen hervorragenden und unauslösch⸗ lichen Platz in der Geschichte der Völker’ gegeben habe. Portugal habe England die Königin Katharina von Braganza geschenkt, deren erhabener Name unter denjenigen der edelsten und verehrtesten Königinnen Englands verzeichnet stehe. Der König schloß: „Gestern wie vor fünf Jahrhunderten wurde zwischen den beiden Kronen in Windsor ein Vertrag unter⸗ zeichnet, und wie vor fünf Jahrhunderten ist es wiederum ein Eduard, der seine Einwilligung gab. Lassen Sie mich daher den Wunsch ausdrücken, daß dieses Bündnis, das so viele Jahrhunderte gedauert hat, neue Kraft aus der Herz⸗ lichkeit unserer Gefühle gewinnen möge für die Verteidigung unserer gemeinsamen Interessen und zur Vermehrung des Ruhmes beider Nationen. In Ihren Personen, Herr Lord⸗ mayor und meine Herren Vertreter der City von London, begrüße ich das britische Volk, unseren Verbündeten und Freund, und die freie, starke und fortschreitende Nation des ruhmreichen Großbritanniens.“

Im Verlaufe der vom Handelsamt veranstalteten Unter⸗ suchung über die Doggerbankangelegenheit sagte gestern der Bootsmann des Fischerbootes „Gull“ gleich den andern bisher vernommenen Zeugen aus, daß sich keine japanischen Fahrzeuge zwischen den Fischerbooten befunden hätten. Die russischen Kriegsschiffe hätten nur zwei bis drei Schiffslängen von der „Gull“ entfernt Halt gemacht und dann Feuer gegeben. Als er seitwärts über den Schiffsrand hinausgesehen, habe er ein Schiff bemerkt, dessen Lichter sämtlich ausgelöscht gewesen seien; er habe es zuerst für ein Torpedoboot gehalten, später habe sich gezeigt, doß es das Missionsschiff „Alpha“ gewesen sei. Auf die Frage des Vertreters der russischen Regterung, ob er sicher sei, daß es ein Missionsschiff gewesen, antwortete der Zeuge, dessen sei er nicht sicher; aber ein Torpedoboot sei es nicht gewesen.

Frankreich.

Der Prinz Georg von Griechenland stattete, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern dem Präsidenten Loubet einen Besuch ab, den dieser bald darauf erwiderte.

Die Deputiertenkammer lehnte gestern bei der Beratung des Budgets der schönen Künste, trotz der Einwendungen des Unter⸗ richtsministers Chaumié, die Kredite für die Theaterzensur mit 328 gegen 217 Stimmen ab. Die Devputierten Flayelle und Benoist interpellierten hierauf die Regierung wegen ihres Verhaltens gegenüber dem Friedensrichter Bernardin in Pont-à⸗Mousson, der dem Grand Orient Auskünfte über die Offiziere seines Bezirks geliefert habe. Der Ministerpräsident Combes erklärte, die Feinde der Regierung täuschten sich, wenn sie glaubten, daß die Regierung republikanische Beamte ihrer Rache aus⸗ zuliefern gedenke. Die Regierung wolle vielmehr die republikanische Arbeit von fünf⸗Jahren nicht verloren geben und sei entschlossen, sich auf gesetzlichem Wege mit Auskünften üder ihre Beamten zu versehen. Er erhebe sich gegen das System der Einschüchterung, das man ihm auflegen wolle. Er wolle den Republikanern Beruhigung ver⸗ schaffen und fordere die Kammer auf, ein Werk erleuchteter Ge⸗ rechtigkeit zu tun. Der Deputierte Ribot machte der Regierung den Vorwurf, daß sie den Kriegeminister habe allein gehen lassen, während sie sich doch mit ihm solidarisch erklärt habe. Schließlich verlangte der Ministerpräsident Combes, daß die Interpellation hinter die anderen vorliegenden Interpellationen zurnückgestellt werde, und die Kammer beschloß demgemäß mit 296 gegen 267 Stim Sitzung wurde hierauf geschlossen. 8

Rußland.

Der General Gripenberg ist gestern, wie „W. T. B.“ meldet, mit seinem Stab von Wilna nach dem Kriegsschauplatz abgereist.

I1.

Serbien.

Wie die „Frankfurter Zeitung“ aus Belgrad meldet, wird die Regierung der Skupschtina eine Vorlage über eine Anleihe von 50 Millionen Francs zur Anschaffung von Schnellfeuergeschützen und zum Eisenbahnbau unterbreiten.

Amerika. MNach einer Meldung der „Agence Havas“ hat Rio de Janeiro wieder sein gewöhnliches Aussehen angenommen. Die Militärschule ist geschlossen, und die in die Ruhestörungen verwickelten Offiziere sind verhaftet worden. Asien.

Der General Stössel hat, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird, dem Kaiser unter dem 28. Ok⸗ tober gemeldet:

Seit dem 25. Oktober beschießen die Japaner äußerst heftig unsere Forts und die Befestigungen an der Nord⸗ und Nordostfront. Am 26. Oktober machten sie einen Angriff auf die Befestigungen und eines der Forts der Nordfront, doch wurden durch unser Schrapnellfeuer ihre Reserven zersprengt, und der Angriff wurde ab⸗ geschlagen. Auf unserer Seite sind ein Offizier und gegen 70 Mann gefallen, acht Offiziere und ungefähr 400 Mann verwundet.

Unter dem 30. Oktober meldet der General Stössel:

Das Bombardement dauerte nach der Absendung des Telegtamms vom 28. Oktober mit großer Heftigkeit fort.

In einem aus Anlaß des Jahrestages der Thronbesteigung an den Kaiser gerichteten Glückwunschtelegramm vom 3. November berichtet der General Stössel:

Die in den letzten 9 Tagen von den Japanern unternommenen Sturmangriffe seien alle zurückgeschlagen worden. Er sei erfreut, daß es den Japanern nicht gelungen sei, die Festung am Tage der Thron⸗ besteigung, der gleichzeitig der Geburtstag des Kaisers von Japan sei, ihrem Schwur gemäß zu nehmen.

Der General Kuropatkin meldet unter dem 16. No⸗ vember:

Am 15 November machten gegen 8 Uhr Abends die Japaner einen Angriff gegen unsere Stellung beim Dorfe Linschiupu, wurden aber zurüͤckgeschlagen. Gegen 11 Uhr Abends eröffnete der Feind wieder ein Gewehrfeuer, das gegen 1 ½ Stunden dauerte. Auf unserer Seite sind 4 Mann verwundet. Am 15. November legten unsere Freiwilligen sich vor Sonnenaufgang in einen Hinterhalt. Von 32 Japanern wurde ein Teil getötet, ein Teil verwundet. Die Russen machten 3 Gefangene.

Die „Russische Telegraphenagentur“ berichtet aus Mukden vom 17. b. M., es verlaute daselbst, daß in Niutschwang

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N 16“ 8 . B ““ 888 1 1““ b und Pitsewo je dreißigtausend Japaner gelandet worden seien. Man erwarte, daß die Japaner die rechte russische Flanke zu umgehen suchen würden, um die russische Armee von Tieling abzuschneiden.

Der „Standard“ meldet aus Tientsin vom gestrigen Tage: Port Arthur wurde am 12. d. M. wieder stark be⸗ schossen. Es finden schwere Kämpfe statt unter langsamen Fortschritten und schweren Verlusten der Belagerungsarmee. wurde am Sonntag heftiges Feuern im Norden gehört.

Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Schanghai vom 16., der Vizekönig Tschang habe Fergusson beauftragt, die Frage bezüglich *8 Eisenbahn Kanton —Hankau zu er⸗ Die Provinzbeamten von Kwantung, Kwangsi die amerikanischen Rechte zu er⸗

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Aus Tanger meldet das „Reuter einer Meldung aus Larache sei dort gestern noch ermordet worden.

ledigen. 1 und Hunan seien bemüht, werben. 8

sche Bureau“, nach in Spanier

Auftralien.

Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Melbourne vom heutigen Tage gemeldet, eine Versammlung der Bürger Melbournes habe eine Resolution zu Gunsten des Vorzugs⸗ handels mit England angenommen. Die Regierung und das Parlament würden darin aufgefordert, die Angelegenheit sofort zu erwägen. Der Sekretär des protektionistischen Verbandes habe erklärt, es sei notwendig, die Zölle gegen das Ausland zu erhöhen und einige Zölle zu Gunsten Englands herab⸗ zusetzen. Der frühere Premierminister Deaken habe gesagt, alle Nationen schützten ihren eigenen Handel und erweiterten ihre Märkte auf Grund von Verträgen. Der beste Markt für Australien sei die Nation, mit der man vereinigt zu werden wünsche. Der Wortführer der Arbeiterpartei erklärte, daß Freihandel und Protektionismus gemeinsam für Vorzugs⸗ tarife sein könnten. Der Handel Deutschlands und der Ver⸗ einigten Staaten mit den englischen Kolonien sei in 10 Jahren von 11 ½ auf 30 Millionen gestiegen. Auch er sei für eine Herabsetzung gewisser Zölle auf englische Waren und Erhöhung anderer Zölle auf ausländische Waren.

Sechste Hauptversammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft.

A. F. Die 6. Hauptversammlung der Schiffbau⸗ technischen Gesellschaft wurde gestern vormittag um 9 Uhr in der Aula der Königlichen Technischen Hochschule zu Char⸗ lottenburg eröffnet.

Wie in früheren Jahren, beehrte auch diesmal Seine Majestät der Kaiser die überaus zahlreich besuchte Versammlung durch Aller⸗ höchstsein Erscheinen und verblieb bis zum Ende des zweiten Vortrags. Den Vorsitz führte Seine Königliche Hoheit der Großberzog von Oldenburg. Ihm zur Seite hatte der Vorstand der Gesellschaft an einer auf erhöhtem Podium errichteten Tafel Platz genommen; an der rechten Seite des hohen Ehrenpräsidenten saß der geschäftsführende Leiter der Gesellschaft, Geheimer Regierungsrat, Professor Busley.

Den ersten Vortrag hielt Dr. Fr. Ahlborn⸗Hamburg über „die Wirbelbildung im Widerstandsmechanismus Wassers und die Wirkung der Schiffsschraube auf das Wasser“. Der Vortragende, der seit Jahren mit der Erforschung der Widerstände beschäftigt ist, die im Wasser oder in der Luft bewegte Körper erfahren, zeigte einleitend, wie sich auf Grund der Bewegung der festen Körper und, von ihr verursacht, in dem Medium des Wassers oder der Luft eigenartige Gegen⸗ strömungen bilden, die in ihrer Gesamtheit den mechanischen Widerstand des Mediums darstellen. Größe und Form dieses Wider⸗ standes ist von dem Verlauf der Gegenströmungen abhängig, und diese selbst sind von der Gestalt des Körpers bedingt. Nur auf Grund ge⸗ nauer Kenntnis der Gegenströmungen ist eine richtige Grundlage für eine Widerstandstheorie zu schaffen, mit der man den praktischen Be⸗ dürfnissen von Schiffbau und Schiffahrt gerecht zu werden vermag. Es ist dem Vortragenden, dank den wesentlich verfeinerten Apparaten, deren er sich bedient, möglich geworden, nicht nur die Strömungen, Wirbelungen und Wellenbildungen im Wasserspiegel an verschiedenartigen, eingetauchten Modellen photographisch festzulegen, sondern auch im Innern der Flüssigkeit die Strömungen an Platten, Rudern, Schiffs⸗ schrauben ꝛc. körperlich darzustellen, ja zuletzt sogar die durch die Schiffeschraube im Wasser hervorgerufenen Strömungen kinemato⸗ graphisch aufzunehmen. Das Sichtbarmachen der Bewegungen im durchsichtigen Wasser erfolgt an der Oberfläche des Wassers durch Bärlappsamen, im Innern durch befonders vorbereitete, im Wasser schwebende Sägespane. Der Gang der Strömungen konnte so in seinen feinsten Einzelheiten sichtbar gemacht werden mit dem Erfolge für die Praxis, daß zunächst an Modellen, nämlich einesteils an glatten, andernteils an in verschiedenem Grade rauh gemachten schiffsförmigen Modellen, die Frage erörtert und einer präzisen Beuntwortung entgegengeführt werden konnte, unter welchen Verhältnissen der Widerstand gegen die Schiffsbewegung die geringsten Werte aufweist. Es bleibt durch Versuche in größerem Maßstabe festzustellen, inwieweit nach dem Aehnlichkeitsgesetz die am Modell ge⸗ wonnenen Ergebnisse auf große Schiffe übertragbar sind. Der zweite Teil des Vortraas behandelte die von der rotierenden Schiffs⸗ schraube im Wasser hervorgerufenen Bewegungen. Es ist durch zahlreiche, von drei verschiedenen Standpunkten aufgenommene Stereogramme gelungen, die Arbeit der Schraube von Viertel⸗ zu Viertelsekande zu verfolgen. Mit welchem wunderbaren Erfolge für die Erkenntnis der Vorgänge, das wurde am Schluß des Vortrags durch die oben bereits erwähnte kinematographische Darstellung der Schraubenbewegung bzw. der von ihr hervorgerufenen Gegenströmungen gezeigt. Zur Fortfübrung der wichtigen Untersuchungen, zu denen die Schiffbautechnische Gesellschaft sowie die Jubiläumsstiftung der deutschen Industrie namhafte Summen dankenswert beigesteuert haben, bedarf es, wenn irgend möglich, einer mit allen nötigen Hilfsmitteln ausgerüsteten Arbeitsstätte für experimentelle Hydrodynamik.

„Neuere Metboden und Ziele der drahtlosen Tele⸗ graphie“ hieß das Thema eines darauf von Professor Dr. F. Braun⸗ Straßburg gehaltenen Vortrages, der sich zunächst mit den bisherigen Formen der von der drahtlosen Telegraphie gebrauchten Sender be⸗ schäftigte, um daran anschließend die vom Redner selbst herrührenden segenannten „gekoppelten Sender“ zu erläutern. Diese bestehben aus zwei Hauptteilen: aus einem Kreise, zusammengesetzt aus Leydener Flaschen und einer Funkenstrecke, der däzu bestimmt ist, die elek⸗ trische Energie auszuhalten und allmählich an den zweiten Be⸗ standteil, den die Wellen aussendenden Luftdraht, abzugeben. Diese Anordnung ermöglicht es, in Verbindung mit einer neuen Schaltungs⸗ weise, „Energieschaltung’ genannt, die Grenzen der verwendbaren maximalen Energie bedeutend weiter hinauszurücken. Wesen und Vorzug der Energieschaltung besteht in Zweierlei: einmal in der von ihr gegebenen Möglichkeit, die „Kreise“ als Energiequellen zu perviel⸗ fachen, weil die neue Schaltung das Mittel an die Hand gibt, mehrere Kreise zur gleichzeitigen Funkenentladung zu bringen; zum anderen in dem Vorteil, unter Anwendung der Energie⸗ schaltung in der besonderen Form der Ringschaltung bei An⸗ ordnung nur eines einzigen Energiekreises mit verhältnis mäßig niedrigen und daher praktisch leichter herstellbaren Ladespannungen arbeiten zu können. Die Aufgabe, große Kapazitäten zu laden, ist

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des

Es wurden befördert deutsche

2115 deutschen Auswanderern noch 18 202 Angehörige fremder Staaten

nach Ansicht des Redners durch die Verwendung von Resonanz. induktorien von der Elektrotechnik heute vollständig gelöst. (Alle diee Darlegungen waren durch anschauliche, wohlgelingende Experimentz begleitet. Ueber die Abstellung eines prinzipiellen Mangelz der drahtlosen Telegraphie verbreitete sich hierauf der Redner aus. führlich. Dieser Mangel besteht darin, daß man meistens nur nach einer Richtung zu sprechen wünscht, aber tatsächlich elektrische Wellen unter Kraftvergeudung nach allen Richtungen entsendet. Es ist ein; große Aufgabe, die gegenwärtig verzettelte elektrische Energie acf einzelne Raumrichtungen zu konzentrieren. Professor Dr. Braun halt die Lösung des Problems nach Analogien in der Optik nicht für un⸗ möglich, wobei er auf die bekannten Hertzschen Spiegelversuche hinmwiez. doch gelingt es vielleicht auch noch auf anderem Wege, nänlich 2 gleichzeitiger Anwendung mehrerer in Phase gegeneinander veu⸗ schobener Strahlungsquellen statt einer einzigen. Schlas seines interessanten Vortrages erörterte der no die Frage nach dem eigentlichen Wesen der Elektrizität unz deren Verhältnis zu anderen Aetherschwingungen. Er meint, mm dürfe Licht auch als elektrische Schwingung betrachten, nachdem z Professor Rubens gelungen, aus der Strahlung glühender Körper zweifellos elektrische Wellen auszusenden. Auch der Nachweis, da das sichtbare Licht als elektrische Welle aufgefaßt werden muß, ff vor kurzem gelungen, und das Mittel, womit dieser Beweis gefühn

worden, hat zugleich neue Methoden mikroskopischer Anschauung ge⸗

liefert von einer Feinheit, die weit über die bisherigen prinzipiellen Grenzen des mikroskopischen Sehens hinausreicht. Diese vom Redne herrührende Entdeckung läßt hoffen, daß von fortgesetztem, tieferen Studium der elektrischen Wellen eine heute noch gar nicht zu üben sehende Erweiterung unserer Naturerkenntnis zu erwarten ist.

Der Nachmittag brachte noch zwei Vorträge. Es sprach zunächt der Diplom⸗Ingenieur H. Föttinger⸗Stettin über „die neuesten Konstruktionen und Versuchsergebnisse von Torsions, indikatoren“. Es ist bekanntlich ein viel angewandtes Mittel, die von einem Motor gelieferte Kraft dadurch praktisch zu bo⸗ stimmen, daß man die als gleichwertig angenommene Kraft mißt, die den Motor bis zum Stillstande zu bremsen vermag. Diese Annahme der Gleichwertigkeit ist indessen nicht genau zutreffend; denn auch die stärkste Schnelldampferwelle i nicht absolut starr, sondern verwindet sich merklich im Betriebe unte der Einwirkung der Drehkräfte. Die wirklichen Drehkräfte großa Schiffsmaschinen im Verhältnis zu ihren sogenannten Bremsleistungen zu messen, ist Aufgabe des von dem Redner vor drei Jahren er⸗ fundenen, von ihm Torsionsindikator“ genannten Apparats. Der mehrfach verbesserte Apparat wird jetzt seitens des Stettiner „Vulkan“ auf dem deutschen Turbinenkreuzer „Lübeck“ zur Bestimmung der Leistung einer 10 000 pferdigen Parsons⸗Dampfturbine und auf einem Schnelldampfer der „Nordseelinie“ für die Ermittelung der Leistung einer 6000 pfer⸗ digen A E G-Turbine Verwendung finden. Erfolgreiche, längen Zeit fortgesetzte Versuche damit liegen bereits von einer 5000 pferdigen Kreuzermaschine und einer 20 000 pferdigen Maschine des Schnel⸗ dampfers „Kaiser Wilhelm II.“ vor. Sie ergaben 94 % der indizterten Leistung, woraus folgt, daß infolge des Auftretens der Torstons⸗ schwingungen die wirklichen Drehkräfte andere als bisher nach der Theorie angenommene sind.

Ueber „Arbeitsausführung im steigenden Zeitlohn“ sprach der Marinebaumeister Strache⸗Wilhelmshaven: Die bis⸗ herigen Lohnsysteme, Zeitlohn einerseits, Stücklohn anderseits, durch bessere zu ersetzen, wird seit langer Zeit versucht. Ersterer gibt den Arbeiter keinen Ansporn zu fleißigem Arbeiten, letzterer hat den Nach⸗ teil, bei allen solchen Arbeiten, die sich schwer abschätzen lassen, die daher leicht zu hoch abgeschätzt werden, auf den Fleiß ungü istig einzuwirken. Das in Amerika eingeführte gemischte Systen Zeitlohn und Prämien mildert die Nachteile des Akkordsystems, ohne sie jedoch ganz zu beseitigen. Deshalb versuchte man es dort und in England mit einem von Bowan aufstellten Lohn⸗ system, bei dem die Lohnsteigerung proportional mit der Zeitersparnis wächst, bei Ersparnis der halben Zeit um die Hälfte, also auf das 1 9fache. Dieses System ist im Maschinenbaubetrieb des Torpedoressortz in Wilhelmshaven eingeführt. Der Erfolg des 1 ½jährigen Versuchez ist Verbilligung der immer wiederkehrenden Arbeiten um etwa 3 % und Steigerung des Tagesverdienstes der Arbeiter um gleichfalls 3 %

Die Tagesordnung der Hauptversammlung für den 18. November bringt noch vier interessante Vorträge. vember, findet ein technischer Ausflug nach Groß⸗Lichterfelde West zur Besichtigung des Königlichen Materialprüfungsamts der Technischen Hochschule statt.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung im Oktober 1904 und in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.

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davon gingen über Bremen 11 719

38 Zur Arbeiterbewegung.

Ueber die gegenwärtige Lage des Ausstands der Berlinen avierarbeiter und die Aussperrung der Tischler (ogl⸗ ö.263 d. Bl.) wurde gestern abend in vier Mitgliederversammlungen Deutschen Holzarbeiterverbandes Bericht erstattet. Von den am 3. Oktober d. J. in den Ausstand getretenen 1725 Klavierarbeitern be⸗ finden sich, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, noch ungefähr 1200 im Ausstarntd. Etwa 400 Arbeiter haben die Tätigkeit zu den neuen Bedingungen wieder aufgenommen, während 100 anderweitig eingestellt sind. Von

Tischlern snd z. Zt. 891 ausständig, 843 befinden sich in der Aus⸗ sperrung Insgesamt sind in der Holzindustrie in Berlin und in den

Vororten gegenwärtig 4000 Personen arbeitslos.

Der Betrieb der Waggonfabrik in Gotha ist, der „Frk⸗

Ztg.“ zufolge, wegen des andauernden Ausstands eingestellt (vgl. Nr. 88 d. Bl.). Die Fabrik sucht Arbeiter von auswärts an⸗

zuwerben. 4

Zur Lohnbewegung der belgischen Bergarbeiter (vgl. Nr. 271

d. Bl.) teilt dieselbe Zeitung mit, daß im Kohlengebiet von Jumer

ein erneuter Streik wegen einer fünfprozentigen Lohnerniedrigung aus⸗

gebrochen sei. Etwa 1000 Mann feiern. ö

Kunst und Wissenschaft.

Im Kunstgewerbemuseum wird die Ausstellung vosß Sitzmöbeln, die das lebhafteste Interesse gefunden hat, am 20 d. M. geschlossen werden.

Die beiden folgenden Wochen werden gebraucht werden, um eine neut Sonderausstellung einzurichten, die die Kunst im neueren Buch⸗ druck umfaßt. Den Anlaß gibt das fünfundzwanzigjährige Besteher der hiesigen Typographischen Gesellschaft. Für die Allgemeinheit wird die Ausstellung von Sonntag, den 4. Dezember, an zugänglich seir Während der vorbereitenden Arbeiten findet der Abendbesuch nicht statt.

Am Sonnabend, den 19. No⸗

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Berlin, Freitag, den 18. November

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

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Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein

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Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

Literatur.

Kurze Anzeigen neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt.

Die Organisation des Arbeitsnachweises in Deutsch⸗ land. Von der Universität Straßburg preisgekrönte Arbeit. Von Carl Conrad. 10 Leipzig, Duncker u. Humblot.

Zur Wohnungsfrage. Vorträge und Aufsätze von Carl 2 es Fuchs. Mit 28 Abbildungen und 2 Plänen. 4,60

ipzig, Duncker u. Humblot. 1“

Das gefechtsmäßige Abteilungsschießen der Infan⸗ terie und das Schießen mit Maschinengewehren. Studie von H. Rohne. 4. Aufl. Mit 7 Abbildungen. 2,25 Berlin SöW. 12. Ernst Siegfried Mittler u. Sohn.

Verdingungen im Auslande.

Oesterreich⸗Ungarn.

22. November 1904, 12 Uhr. K. K. Staatsbahndirektion Linz: Lieferung von 25 000 kg Stahlabgüsse. Näheres bei der genannten Direktion und beim „Reichsanzeiger“. 1

5. Dezember 1904, 12 Uhr. K. K. Staatsbahndirektion Villach: Ausführung der Eisenkonstruktionen für den Wagenmontierungsbau in der Station Knittelfeld. Näheres bei der genannten Direktion und beim „Reichsanzeiger“.

Spanien.

23. November 1904, 12 ½ Uhr. Gleichzeitig vor den zu ernennenden Berdingungskommissionen in Madrid, Barcelonaund Cartagena:

Lieferung von Materialien zum Gebrauch für das Arsenal in Cartagena. Voranschlag 78 647,72 Pesetas. Bedingungen bei dem Sekretariat des Verwaltungsrats des Arsenals (Secretaria de la Junta ad- ministrativa del Arsenal) in Cartagena, bei dem zuständigen Ministerium und bei der Marinekommandantur in Barcelona. Näheres in spanischer Sprache beim „Reichsanzeiger.“

28. November 1904, 12 Uhr. Marinehospital in Cartagena (Hospital de Marina del Departamento de Cartsgena): Ersatz für die während des ersten Halbjahrs dieses Jahres ausrangierten Wäschegegenstände und Kleidungsstücke im Werte von 2773,90 Pesetas.

ie Verdingung war bereits für den 3. d. M. ausgeschrieben gewesen. (Vgl. „Reichsanzeiger“ vom 26. Oktober d. J.).

10. Januar 1905, 12 Uhr. Generaldirektion der öffentlichen Arbeiten im Ministerium für Ackerbau usw. (Direccién general de Obras públicas, Ministerio de Agricultura etc.) in Madrid: Einrichtung und Betrieb einer elektrischen Trambahn (der „Urola⸗ Bahn¹) zwischen Azevitia und Zumava (Provinz Guipuüzcoa). Näheres in spanischer Sprache beim „Reichsanzeiger“. B

Belgien.

25. November 1904, 11 Uhr. Administration des hospices et secours de la ville. Brüssel: Lieferung von Glas⸗ und Porzellanwaren, Bürsten, Schwämmen, Kohleneimern sowie sonstiger Eisenwaren für das Jahr 1905.

25. November 1904. Hospices civils, 33 Rue Chapuis, Verviers: Lieferung von Stärke, Bier, Kaffee, Zichorien, Bohnen, Erbsen, Reis, Salz, Soda, Zucker, Margarine, Verbandzeug, pharmazeutischen Artikeln, Fleisch, Bordeaux⸗ und Malagawein sowie

30. November 1904, 12 Uhr. Börse in Brüssel: Lieferung von 375 Weichenstangen und Weichenbalken aus Stahlschienen. Sicherheitsleistung 400 Fr. Avis spécial Nr. 319. Eingeschriebene Angebote zum 26. November.

30. November 1904, 12 Uhr. Ebenda: Lieferung von 1000 t Stahlschienen Profil Vignole von 52 kg das Meter. Sicherheits⸗ leistung 6800 Fr. Avis spécial Nr. 320. Eingeschriebene Angebote zum 26. November.

Demnächst. Station de Gand⸗Sud: Bau eines Ableitungs⸗ bassins sowie einer Kanalisation aus Gußeisen und Vertiefung eines Brunnens zu Cortemarck. Sicherheitsleistung 8000 Fr.

Demnächst. Station Mons: Erneuerung der Bahnhofsüber⸗ dachung zu Mons. 66 949 Fr. Sicherheitsleistung 5000 Fr.

Demnächst. Börse in Brüssel: Lieferungen für den Betrieb der Belgischen Staatsbahnen. Cahier des charges spécial No. 578. Gummischläuche und Ringe, gußeiserne Bogen, Röhren, eiserne Ringe, Gasarme usw. 7 Lose. 8

Demnächst. Ebenda: Lieferung von Schraubeneisen, Blechen, Kolben usw. für den Betrieb der Belgischen Staatseisenbahn. 12 Lose

Britisch⸗Südafrika.

4. Januar 1905. Stadtverwaltung von Johannesburg:

Lieferung von 210 t Chlorkalk in eisernen Fässern von je 112 engl.

fund netto Inhalt. Angebote in versiegeltem Umschlag sind an den Clerk in Johannesburg einzureichen. Die Vorstadt Vrededorp, woselbst die Ablieferung zu geschehen hat, liegt in der Nähe der Johannesburg, Hauptstation, und die Ablieferung von Waren inner⸗ halb dieser Vorstadt ist in den Eisenbahnfrachten von den Hafenplätzen aus eingeschlossen. Näheres beim „Reichsanzeiger“.