“ Rose: Chemische Technologie der leichten Metalle. — Repetitorium
— Reitzenste in: Römisch e. Hyp es Evitapbios. „ Stilistische Uebungen. — Henning: Vom jungen Deutschland bis zur Gegenwart. — Schiller. — Koeppel: Geschichte der englischen Literatur im 19. Jahrhundert. — Im Seminar: Mittelenglisch, Interpretation des Havelok. Jacobsthal: Geschichte der neueren Musik seit Bach. — Uebungen in der musikalischen Komposition. — Leitung des akademischen Gesangvereins. Leumann: Sanskrit⸗ Grammatik mit Uebungen. — Kälidäsas Schauspiel Mälavikägnimitra, Einführung und Lektüre. Die Hymnen des Rig⸗Veda, Inter⸗ pretation. — Päli und Prakrit, Grammatik und Lektüre. — Keil: Aischylos; Perser. — Im philologischen Seminar: Asconius. — Im philologischen Proseminar: Isocrates Philippikos. — *Im Institut für Altertumswissenschaft: Griechische Palaeographie. — „Griechische Kulturgeschichte in ausgewählten Abschnitten. — Meinecke: Geschichte des Zeitalters der französischen Revolution und der Befreiungskriege. — Uebungen im Seminar für neuere Geschichte. — Spahn: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation und der katholischen Restauration. — Uebungen zur Geschichte der neueren Zeit. — Baeumker: Logik und Einleitung in die Philo⸗ sophie. — Aesthetische Grundfragen. — Im Seminar: Psycho⸗ logische Uebungen. — Euting: Nabatäische Inschriften. — Wiegand: Paläographie des späteren Mittelalters. — Landauer: Arabisch, II. Kursus. Thrämer: Griechische Mythologie. — Römische Numismatik. — Numismatisches Kolloquium. — Spiegel⸗ berg: Aegyptisch: I. und II. Kursus. — Koptisch: Achmimische und fajumische Texte. — Archäologische Uebungen. — Ludwig: Französische Geschichte im 19. Jahrhundert. — Historische Uebungen Prosemipar) — Polaczek: Geschichte der Kunst im Elsaß. —
unstgeschichtliche Uebungen. — Holtzmann: Geschichte Jlaliens vom Ausgang der Hohenstaufen bis auf Cavour und die politische Einigung (1250 — 1870). — Rudolph: Meereskunde und Welt⸗ verkehr. — Geographisches Seminar für Anfänger. — Preuner: „Griechische Privataltertümer. — Archäologisch⸗epigraphische Uebungen. — Kiener: Papsttum und Konzile im 15. Jahrhundert. — Streck: Einführung in das Studium der babylonis assyrischen Keilinschriften. — Ueberblick über die babylonischrassyrische Literatur. — Syrische Grammatik und Lektüre von Brockelmanns syrischer Chrestomathie. — Gillot: Du réalisme au symbolisme. — Romanisches Seminar. — Praktischer Kursus für Studenten aller Fakultäten. — Bartoli: Neuitalienisch für Hörer aller Fakultäten, Kursus I und II. — Alt⸗ ttalienisch für Mikglieder des roman. Seminars. — Letteratura italiana del sec. XIX. — Ellis Williams, B. 4.: Englische
Landeskunde. — Neuenglische Uebungen. — Grammatische Uebungen für Studenten aller Fakultäten. — Karl Statsmann: Theorie und Praxis des architektonischen Zeichnens, nebst Uebungen im Auf⸗ nehmen älterer Bauwerke. 1
6) Mathematische und naturwissenschaftliche Fakul⸗ tät. — Benecke: Geologie mit Exkursionen. — Geologische und paläontologische Uebungen. Reye: Ausgewählte Kapitel der höheren synthetischen Geometrie. — Theorie der Kräfte, die nach
Newtons Gesetz wirken (Potentialtheorie). — Uebungen des mathe⸗ matischen Seminars. — Bücking: Kristallographie. — Uebungen im Bestimmen von Mineralien und Gesteinen, gemeinschaftlich mit Bruhns. — Kristallographische und mineralogische Uebungen für Anfänger. — Mineralogische und petrographische Arbeiten für Vor⸗ geschrittene. — Goette: Zoologie I. Teil (Wirbellose Tiere). — Zoologische Uebungen für Anfänger. — Leitung von Arbeiten Ge⸗ üͤbterer im zoologischen Institut. Becker: Sphärische
stronomie, insbesondere in ihrer Anwendung auf astro⸗ nomisch⸗ geographische Ortsbestimmung, mit Uebungen. —
Seminaristische Uebungen (Kolloquium). — Astronomische Beobachtungen an den Instrumenten der Sternwarte. — Graf zu Solms⸗Laubach: Grundzüge der gesamten Botanik. — Demon⸗ strationen im botanischen Garten. — Anleitung zu mikroskopischen Untersuchungen für Anfänger. — Anleitung zu botanischen Unter⸗ suchungen für Vorgeschrittene. — Schär: Pharmazeutische Chemie. — Geschichte der Pharmazie. — Uebungen und Untersuchungen im Laboratorium des pharmazeutischen Instituts. — Pharmakognostisches Praktikum (in Gemeinschaft mit Rosenthaler). — Die ätherischen Hele und Kamferarten in pharmazeut.⸗chem. Beziehung. — Weber:
Bestimmte Integrale und Einleitung in die Funktionentheorie. —
Variationsrechnung. — Uebungen des mathbematischen Oberseminars.
— Braun: Experimentalphysik, I. Teil (Mechanik, Molekularphysik,
Optik). — Phvsikalische Uebungen. — Uebersichtskursus für Mediziner. — Wissenschaftliche physikalische Arbeiten. — Pbvysikalisches Kolloquium.
der analytischen Chemie. — Brennstoffe und Heizung. — Thiele: Allgemeine Experimentalchemie, organischer Teil. — Kolloquium über organische Chemie. — Chemisches Praktikum im Universitätslabora⸗ torium für Anfänger und Fortgeschrittene. — Simon: Methodik der elementaren Arithmetik in Verbindung mit algebraischer Analysis. — Nicht⸗Euklidische Geometrie. — Cohn: Theorie der Wärme. — Be⸗ sprechung neuerer Arbeiten aus dem Gebiet der theoretischen Phvsik. — Döderlein: Ueber fossile Säugetiere. — Osteologische Uebungen. — Zoologische Exkursionen. — Jost: Physiologie der Pflanzen. — Uebungen im Untersuchen und Bestimmen von Pflanzen. — Pflanzen⸗ phvsiologische Untersuchungen. — Pflanzenbiologische Exkursionen (in Gemeinschaft mit Hannig). — Wislicenus: Theoretische Photo⸗ metrie mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse am Himmel. — Photogrammetrie. — Besprechung der neuesten literarischen Er⸗ scheinungen auf astronomischem Gebiete. — Erlenmeyer: Stereo⸗ chemie. — Chemisches Praktikum für Anfänger und Geübtere (in Gemeinschaft mit Kreutz). — Bruhns: Petrographie. — Die nutz⸗ baren Mineralien und Gesteine im Deutschen Reich. — Uebungen im Bestimmen von Mineralien und Gesteinen (gemeinschaftlich mit Bücking) — Mineralogische Erkursionen. — Tornquist: All⸗ gemeine Geologie und Berücksichtigung ihrer Anwendung auf Lösung praktischer Fragen. — Geologische und paläontologische Uebungen (gemeinschaftlich mit Benecke). — Hergesell: Ausgewählte
apitel der modernen Meteorologie in seminaristischer Be⸗ handlung. — Meteorologische Arbeiten im meteorologischen Institut. Disteli: Analytische Geometrie des Raumes. Uebungen analytischen Geometrie. — Darstellende Geometrie II. Teil. Graphische Uebungen zur darstellenden Geometrie. — Well⸗ stein: Abelsche Funktionen. — Riemannsche Flächen (Uebungen). Uebungen des mathematischen Unterseminars. — Uebungen des mathematischen Oberseminars (gemeinschaftlch mit Weber und Epstein). — Köhl: Einführung in die neuere chemische Literatur. — Kreutz: Anleitung zur Untersuchung der Nahrungs⸗ und Genuß⸗ mittel. — Bereitung von Molkereiprodukten. — Chemisches Praktikum für Anfänger und Geübtere (in Gemeinschaft mit Erlenmever). —
enneck: Die phvsikalischen Grundlagen der drahtlosen Telegraphie. —
scherich: Staaten⸗ und Gesellschaftsleben im Tierreich. — Aus⸗ gewählte Kapitel aus der Insektenbiologie. — Hannig: Uebersicht üͤber die wichtigsten einheimischen Phanerogamenfamilien. — Pflanzen⸗ biologische Exkursionen (gemeinschaftlich mit Jost). — K ohlschütter: Spezielle anorganische Chemie. — Praktikum für Gasanalyse. — Praktische Uebungen und Untersuchungen in der anorganischen Abteilung des Universitätslaboratoriums (in Gemeinschaft mit Thiele). — Epstein: Vektorenrechnung. — Uebungen des mathematischen Ober⸗ seminars (in Gemeinschaft mit Weber und Wellstein). — Breßlau: Darwinismus. — Das Tierleben des Meeres. — Wirtz: Einführung in die Theorie der Mondbewegung. — Rosenthaler: Neue Arzneimittel. — Pharmakognostisches Praktikum (in Gemein⸗ schaft mit Schär). — Krause: Ueber einheimische Pflanzen.
Straßburg i. E., den 9. Februar 1905. 8 Der Rektor. Breßlau.
zur
Denutscher Reichstag
140. Sitzung vom 12. Februar 1905, Nachmittags 1 uh . (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.) Tagesordnung: Fortsetzung der ersten Beratung de mit Italien, Belgien, Rußland, Rumänien, der Schweiz, Serbien und Oesterreich⸗Ungarn abgeschlossenen Zusatz⸗ verträge zu den Handels⸗, Zoll⸗ und Schiffahrts⸗ verträgen mit diesen Staaten und des Viehseuchenüber⸗ einkommens mit Oesterreich⸗Ungarn.
Bevollmächtigter zum Bundesrat, preußischer Finanzminister Freiherr von Rheinbaben:
Meine Herren! Der Herr Abg. Singer, der als letzter aus dem hohen Hause am Sonnabend sprach, hat sehr schwere Vorwürfe er⸗ hoben gegen die Handelsverträge und gegen die verbündeten Re⸗ gierungen, die diese Handelsverträge vorgelegt haben. Er hat die Behauptung aufgestellt, es seien die füddeutschen Bauern den ost⸗ elbischen Junkern geopfert worden; er hat die Behauptung aufgestellt, einer Handvoll Leuten würden Millionen an den Hals geworfen; es handle sich um eine Aussaugung der Bevölkerung, und die Re⸗ gierungen seien die Helfershelfer dabei. Ich hätte gern diese, wie ich glaube, unrichtigen und irreführenden Aeußerungen des Herrn Abg. Singer sofort richtiggestellt; allein als er schloß, war die siebente Stunde nahe, und die schuldige Rücksicht auf dieses hohe Haus verbot es mir, noch die Aufmerksamkeit des Hauses in Anspruch zu nehmen. Ich halte es aber für unerläßlich, diese Ausführungen des Herrn Abg. Singer richtig zu stellen, um zu verhüten, daß mit diesen unwider⸗ sprochen gebliebenen Daten nachher ein agitatorischer Gebrauch oder — Mißbrauch im Lande getrieben wird.
Meine Herren, bei der Würdigung der Handelsverträge und der in ihnen vorgesehenen Erhöhung des Schutzes der Landwirtschaft hat man sich meines Erachtens ganz sachlich und leidenschaftslos drei Fragen vorzulegen: zuerst, ob der Schutz, den die Handelsverträge vor⸗ sehen, in der Tat der Landwirtschaft im allgemeinen, insbesondere auch dem mittleren und kleinen Grundbesitz zu gute kommt, zweitens ob dieser Schutz notwendig ist für die deutsche Landwirtschaft und drittens, ob dieser Schutz verträglich ist mit den Interessen der übrigen Berufs⸗ stände unseres Vaterlandes.
Was den ersten Punkt betrifft, so hat der Herr Abg. Singer wie vorher der Herr Abg. Gothein die Behauptung aufgestellt, daß der erhöhte Schutz für die Landwirtschaft lediglich dem Groß⸗ grundbesitz zugute komme und nicht dem kleineren und mittleren Besitz. Ich weise darauf hin, daß die sämtlichen Vertretungen der deutschen Landwirte, und zwar auch in den Bezirken, wo mittlere und kleinere Betriebe vollkommen prävalieren, sich auf genau den entgegengesetzten Standpunkt gestellt haben. (Sehr richtig! rechts und in der Mitte.) Ich weise darauf hin, daß die Landwirtschaftskammern von Westfalen, von der Rheinprovinz, die landwirtschaftlichen Vertretungen der süddeutschen Staaten einhellig die Notwendigkeit betont haben, der Landwirtschaft einen erhöhten Zollschutz angedeihen zu lassen, und zwar auch gerade für den kleineren Besitz, und einstweilen darf ich annehmen, daß diese gesetzlichen Vertretungen der Landwirtschaft deren Interessen und Bedürfnisse besser zu beurteilen verstehen, als der Herr Abg. Gothein und der Herr Abg. Singer. (Sehr richtig! rechts und in der Mitte.)
Ich weise ferner, meine Herren, auf die sehr eindrucksvollen Reden hin, die hier bei der Beratung des Zolltarifs die Herren Abg. Dr. Heim und Nißler gehalten haben. Haben diese etwa für die ost⸗ elbischen Junker gekämpft, die auf der linken Seite so sehr verhaßt sind? Haben sie nicht vielmehr für ihre bayerischen Kleinbauern gekämpft und von ihrem Standpunkt aus die Notwendigkeit eines erhöhten Zoll⸗ schutzes betont? (Sehr richtig! rechts.) Ich erinnere ferner an die Rede, die am Sonnabend der Herr Abg. Speck gehalten hat. Auch er hat doch nicht um der schönen Augen der Ostelbier willen die Arena betreten, sondern für die kleinen bäuerlichen Besitzer in Bayern.
Nun, meine Herren, haben beide Redner, sowohl der Herr Abg. Gothein wie der Herr Abg. Singer, einen Hauptcoup zu fechten ge⸗ glaubt, indem sie den heimgegangenen Fürsten Hohenlohe gegen eine Aeußerung von mir, die ich im Abgeordnetenhause gemacht habe, aus⸗ gespielt haben. Meine Herren, ich nehme die Gelegenheit gern wahr, den Sinn jener Aeußerung, die ich im Ab⸗ geordnetenhause getan habe, klar zu stellen. Ich habe von einer Art der Agitation, wie sie damals gegen den Zolltarif inszeniert wurde, den Ausdruck „vergiftete Waffen“ gebraucht, und der Herr Abg. Gothein hat daraufhin gesagt: „Das heißt, daß wir wider besseres Wissen und mit unlauteren Mitteln diese Politik bekämpfen.“ Meine Herren, eine derartige Deutung hat mir vollkommen fern ge⸗ legen. Es hat mir vollkommen fern gelegen, auf eine sachliche Be⸗ kämpfung der Handelsverträge und auf eine sachliche Bekämpfung der Behauptung, daß die Handelsverträge den kleinen Grundbesitzern zu gute kommen, eine derartige Bemerkung anwenden zu wollen. Was ich im Auge gehabt habe, das war die Agitation, wie sie damals in einem Teil der sozialdemokratischen und der verwandten Presse getrieben wurde (Zurufe kinks),
worden durch die Erhebungen, die der Herr Graf Posadowsky ange⸗ stellt hat und welche ergeben haben, daß schon viel kleinere Befitzungen tatsächlich einen Vorteil vom Schutz des Körnerbaues haben. Ich behaupte namentlich, daß die kleineren Besitzungen inditekt einen sehr erheblichen Vorteil an den Preisen der Körner haben; denn die mangel⸗ hafte Rentabilität des Körnerbaus hat die größeren Besitzer geradezu dahin getrieben, sich anderen Gebieten zuzuwenden, namentlich der Pflege des Hackfruchtbaus und der Viehhaltung, welche bisher be⸗ sonders von den kleineren Besitzern gepflegt wurden. So ist der größere Besitzer gezwungen worden, dem kleineren Konkurrenz zu machen, was allerdings für diesen höchst unerwünscht ist. (Sehr richtig! rechts.)
Es fiel mir vor einiger Zeit der „Raiffeisenbote“ der Provinz Hessen⸗Nassau aus dem Jahre 1900 in die Hände, ein Blatt, das bei dem außerordentlich parzellierten Besitz von Hessen⸗Nassau gewiß gegen die Vermutung gefeit ist, etwa die Interessen des Großgrund⸗ besitzes vertreten zu wollen. In diesem Blatte wurde in sehr an, schaulicher Weise das ausgeführt, was ich mir kurz darzulegen erlaubt habe, das große indirekte Interesse auch des kleineren Besitzers an
der Hebung der Getreidepreise.
Dieser Artikel sagt: 8
Alles, was der Landwirt braucht in seiner Wittschaft, steigt von Tag zu Tag, steht jedenfalls in gar keinem Ver⸗ hältnis zu den Preisen, die er für seine Produkte, besonders sein Getreide erzielt. Wo soll das hinaus? fragte sich Groß⸗ und Kleinbesitz mit Sorge. Der Bote kehrt sich sonst nicht viel an Politik, selbst nicht einmal an die sogenannte Wirtschafts⸗ politik. Er überläßt das den Leuten, die mehr davon verstehen wie er. Aber manchmal wird man dazu gezwungen. In diesen Tagen stehen wieder die Handelsverträge im Vordergrund des Interesses, und die bewußten und unbewußten Gegner des Land⸗ wirts sagen wieder ihr altes Sprüchlein auf: „Dem Kleinbauer kann ein hoher Fruchtzoll nicht nur einerlei sein, sondern er schadet ihm sogar, denn er muß ja meistens noch Frucht oder Mehl kaufen.“
Wenn man es hört, scheint's einem recht vernünftig. Und der Bote hat sich in früheren Jahren zwar nicht dadurch imponieren lassen; denn er war stets der Ansicht: „Alles, was Bauer ist, vom großen Herrn im Landauer bis zum kleinen Hüttner, der 4—5 Morgen baut, gehören zusammen!“ Und das hat ihm auch das Genossenschaftswesen so lieb gemacht, weil da zum ersten Male seit Jahrhunderten die Großen und die Kleinen zusammenwirtten. „Also, imponieren ließ er sich zwar nicht durch solche Weisheit, aber seine Last hatte er doch, um in Versamm⸗ lungen solchen Geistern den Widerpart zu halten. Da belehrte ihn
nicht von Gegend war, über die Sache. Es war im Herbst und die
preise
Kartoffel⸗
tun?“ — „ber sehr viel“, sagte er; der Getreidebau noch rentierte, da bauten die Oekonomen bei Hanau und Frankfurt Frucht; aber legen sie sich auf den Kartoffelbau und fahren die nach Frankfurt und Hanau, und
großen heute
auch dem nicht Getreide bauenden Landwirt schaden di Getreidepreise. . 1“ (Sehr richtig! rechts.) Ich sehe von diesen größeren bäuerlichen Betriebe,
an der Steigerung der Getreidepreise haben, kann, in Zweifel gezogen werden. (Sehr richtig!) Wir haben solche Be⸗
Betriebe; und zwar machen diese Betriebe — und das bitte ich zu beachten — 60 % der gesamten landwirtschaftlichen Fläche unseres deutschen Vaterlandes aus.
Aber der Schutz der Landwirtschaft deckt sich durchaus nicht allein mit der Erhöhung der Zölle für Getreide. Ich weise darauf hin, daß an dem erhöhten Schutze des Kohls doch faktisch der kleine Grundbesitzer, namentlich der rheinische, allein Interesse hat, daß an dem erhöhten Zoll auf Weinmaische wiederum der kleine ländliche Besitzer allein oder überwiegend Interesse hat. Von den 344 000 Wein⸗ baubetrieben mit 126 000 ha Weinbaufläche haben überhaupt nur 6 % einen Besitz von über 1 ha, also 4 Morgen. Mithin kommt der Schutz des Weinbaus überwiegend dem kleinen Winzer zugute. Was endlich die Hauptsache ist: bei der Frage des erhöhten Schutzes für unsere Viehzucht ist der kleinere Besitzer noch erheblich stärker be⸗ teiligt als der Großgrundbesitzer. Die Viehzählung von 1895 ergab, daß von circa 5 ¼ Millionen landwirtschaftlichen Betrieben 4 700 000 Betriebe, also die ganz große Mehrheit, Nutzvieh halten und nur 800 000 keines besitzen.
8 4
eine Agitation, die dahinging, daß die einzelnen Großgrundbesitzer, sogar ein Mitglied dieses hohen Hauses, persönlich namhaft gemacht wurden und ausgerechnet wurde, wieviel Vorteile sie von dem erhöhten Zollschutz hätten, und dann der daß sie diesen wenigen Großgrundbesitzern zuliebe die ganze Bevölke⸗ rung auspovere, wie der beliebte Ausdruck lautet. Das habe ich sagen wollen, mehr nicht, und ich erkläre gern meine Worte in diesem Sinne.
Nun, meine Herren, habe ich damals schon gesagt, daß von den 5 580 000 landwirtschaftlichen Betrieben nicht weniger als 5 200 000 Betriebe nur bis 100 ha umfassen, und wir im ganzen deutschen Reiche überhaupt nur 25 000 Besitzungen über 100 ha haben, also
den Getreidezöllen haben. Ich glaube, er hätte, wenn er gegen mich polemisierte, meine Aeußerungen ganz sinngemäß wiedergeben müssen.
ein erhebliches Interesse haben. erhöhten Schutz des Körnerbaues, es umfaßt weitere Gebiete, nament⸗ lich die Viehhaltung, auf die ich nachher eingehen werde.
Abgesehen davon, daß die Aeußerung des Fürsten Hohenlohe ge⸗ fallen war bei der Beratung des Antrages Kanitz, also auf einem
ganz anderen Gebiete lag, ist sie zum Teil klar⸗ un
Staatsregierung vorgeworfen wurde,
noch nicht ½ % der ganzen landwirtschaftlichen Besitzungen. Der Herr Abg. Gothein sagt nun, gegen mich polemisierend, ich hätte be⸗- hauptet, daß diese kleinen Besitzungen einen überwiegenden Nutzen von
Ich habe im Abgeordnetenhause erklärt, daß die mittleren und kleineren Besitzer an einem erhöhten Schutzzoll für die Landwirtschaft Das deckt sich keineswegs mit dem
richtiggesteltt wollen,
Nun lassen Sie mich, bitte, in wenigen Worten darlegen, in welchem Maße der mittlere und kleinere Besitz an der Aufzucht der einzelnen Tiergattungen teilnimmt. Auf die Betriebe unter 100 ha, also auf die mittel⸗ und kleinbäuerlichen Betriebe, entfielen bei Pferden 2 700 000 Stück, auf den größeren Besitz mit über 100 ha nur 650 000. Jeder, der die Verhältnisse in Ostpreußen, Hannover, in den schleswig⸗holsteinschen Marschen kennt, weiß, wie gerade aus der Pferdezucht dem kleinbäuerlichen Besitzer eine verhältnismäßig sichere Rente zufloß, die allerdings in den letzten Jahren immer spärlicher geworden ist, seitdem der massenhafte Import fremder Pferde die Pferdezucht im Vaterlande immer mehr unrentabel macht. Also an der Preissteigerung für unsere Pferde hat der bäuerliche Besitzer ein ganz hervorragendes Interesse; in Abrede gestellt werden.
Noch stärker ist das bei Rindvieh. Die Zählung von 1895 ergab einen Bestand von 17 Millionen Stück Rindvieh im Deutschen Reich; davon entfielen nicht weniger als 15 Millionen auf den Besitz bis zu 100 ha, und nur 2 Millionen auf den Besitz über 100 ha. An Schweinen wiesen die kleinen Wirtschaften bis zu 100 ha 13 Millionen Stück auf, die Wirtschaften über 100 ha noch nicht 1 Million Stück.
(bört.
1 ’
dringend notig es ist,
ihm verstärkten Schutz und Rentabilität gerade für
“ 3
1114“*“ .“
ich glaube, das kann von keiner Seite
hört!) Jeder, der ländliche Verhältnisse kennt, weiß, welcher wertvolle Besitz für den kleinen Landmann im Schwein steckt, wie wenn wir die Lage des Kleinbesitzers bessern eine
1“
eines Tages ein ganz einfacher Kleinbauer, allerdings einer, der — Dummbach, sondern aus der intelligenten Hanauer 8
recht minimale. Da sagte ihm dieser Kleinbauer: „Ja, das haben uns auch die niedrigen Fruchtzölle gebracht“ Erstaunt sieht er ihn an: „Kartoffeln haben doch nichts mit den Getreidezöllen zu
—
„sehen Sie, früher, wo sich
Ware wir sind aufgeschmissen mit unseren Kartoffeln, die wir sonst preiswert los wurden.“ Also niedrigen
kleinsten Betrieben ab. Daß ferner die etwa von 5 ha aufwärts, auch in erheblichem Maße Getreide verkaufen und ein sehr direktes Interesse glaube ich, gar nicht
triebe über 5 ha nicht weniger als 1 280 000 gleich 23 % aller
Schweinezucht angedeihen zu lassen. in der Mitte.)
Meine Herren, ich will Sie nicht mit allzuviel Daten aufhalten
ich glaube, die wenigen, die ich Ihnen vorgeführt habe, beweisen zu
(Lebhafte Zustimmung rechts un
Evidenz die Richtigkeit meiner Behauptungen und die Richtigkeit dessen, wovon die ganze Vorlage ausgeht: daß der erhöhte Schutz unserer Landwirtschaft nicht etwa, wie von sozialdemokratischer Seite immer behauptet wird, nur wenigen Großgrundbesitzern zu gute kommt, sondern dem Gros unserer mittleren und kleinbäuerlichen Besitzer in
ganz hervorragendem Maße. (Lebhafte Zustimmung.)
Ich komme zur zweiten Frage: ist es nötig, unserer Landwirtschaft, insbesondere der mittleren und kleinbäuerlichen, einen verstärkten Schutz angedeihen zu lassen? Meine Herren, ich habe mich, wie mein ver⸗ ehrter Herr Nachbar Graf Posadomwsky es schon kürzlich aussprach, auch gegen die Art der Agitation gewendet, die von einzelnen Seiten für die Erhöhung des landwirtschaftlichen Schutzes inszeniert worden
ist, und kann diese nach mannigfachen Richtungen hin nur bedauern Aber, meine Herren, das kann mich nicht von der Erkenntnis abhalten
daß die ganze wirtschaftliche Entwickelung der letzten Jahrzehnte zu ist und zu Un⸗
Gunsten von Handel und Industrie gegangen gunsten der Landwirtschaft (sehr richtig! rechts und bei den National
liberalen), und daß, wenn man die Erwerbsstände gegen einander ab⸗ wägt, die Landwirtschaft derjenige Stand ist, der am ersten eines ver⸗
stärkten Schutzes, einer erneuten und vermehrten Förderung bedarf (Sehr richtig! rechts und bei den Nationalliberalen.)
Der Herr Reichskanzler hat in seiner einleitenden Rede schon darauf hingewiesen, in welchem Maße die landwirtschaftliche Be⸗ Er hat darauf hingewiesen, daß im Jahre 1871 noch 64 % der Bevölkerung auf dem Lande wohnten und daß dieser Prozentsatz im Jahre 1900 auf 46 % zurückgegangen ist. Von verschiedenen Seiten, von der linken Seite ist diese Aufmachung des Herrn Reichskanzlers bemängelt worden, und in der „Freisinnigen Zeitung“ war sogar der freundliche Rat gegeben, der Herr Reichs⸗ kanzler möchte bei der Reichskanzlei ein besonderes statistisches Amt und künftighin die
völkerung zurückgegangen ist.
einrichten, um sich rechtzeitig zu informieren nicht wieder solche Fehler zu begehen. Meine Herren, Statistik, die der Herr Reichskanzler aufgemacht hat, ist vollkommen zutreffend. (Widerspruch links.) — Ich werde gleich darauf ant⸗ worten. Selbstverständlich ist jede solche Statistik mit einigen Fehlern behaftet nach oben und nach unten. Die Statistik des Herrn Reichs⸗ kanzlers geht davon aus, daß die Gemeinden unter 2000 Seelen als landwirtschaftliche gerechnet werden (Zuruf links) und die Gemeinden über 2000 Seelen als industrielle. Nun ergibt die Erfahrung, meine Herren — und das ist nicht eine willkürliche Annahme, sondern von unserem statistischen Bureau festgestellt — daß die Gemeinden bis 2000 Seelen im allgemeinen einen landwirtschaftlichen Charakter baben, wenn auch naturgemäß in ihnen sich andere Elemente finden. Ist dies also eine gewisse Fehlerquelle, so wird sie kompensiert da⸗ durch, daß auch Gemeinden über 2000 Seelen nicht ohne weiteres rein industrielle Gemeinden sind, sondern in ihnen auch landwirtschaftliche Einwohner enthalten sind. (Sehr richtig! rechts. Widerspruch links.) Wie es Gemeinden unter 2000 Seelen mit teilweis industriellem Charakter gibt, so gibt es auch Gemeinden über 2000 Seelen, in denen die landwirtschaftlichen Elemente von erheblicher Bedeutung sind. Meine Herren, in den Motiven zur Zollvorlage war ferner nachgewiesen, daß die landwirtschaftliche Bevölkerung im Jahre 1882 noch 42,5 % ausgemacht hat, 1895 auf 35,7 % zurückgegangen war. Man hat daraus den Schluß gezogen, daß der gesamte Zuwachs von 6 ½ Millionen Menschen in diesen 13 Jahren von der nichtlandwirt⸗ schaftlichen Bevölkerung aufgenommen und die Landwirtschaft darüber hinaus ¾ Millionen Köpfe verloren habe. Diese Berechnung, die der Zollvorlage beigegeben war, ist allerdings von der „Freisinnigen Zeitung“ in dem vorgenannten Artikel mit Recht als nicht ganz zutreffend beanstandet worden, weil die landwirtschaftlichen Tagelöhner und die Altenteiler im Jahre 1882 zu der Landwirtschaft zugerechnet waren, im Jahre 1895 nicht, also die Grundlagen der Berechnungen sich etwas verschoben hatten. Allein ich will auf diese Dinge nicht näher eingehen. Wer sich dafür interessiert, findet das weitere in einer ausgezeichneten Abhandlung, die der deutsche Landwirtschaftsrat über die Frage verfaßt hat, und danach kann kein Zweifel sein, daß in der beregten Periode zwar die kleinen landwirt⸗ schaftlichen Stellen zugenommen haben, aber die Zahl der landwirt⸗ schaftlichen Arbeiter außerordentlich zurückgegangen ist, und daß die Landwirtschaft in dieser Periode etwa 400 000 Köpfe einfach verloren hat. Meine Herren, wir haben in Preußen die ersten Schritte getan um dieser Abnahme der Bevölkerung im Osten entgegenzutreten und eine planmäßige Besiedelungspolitik einzuleiten. Daher haben wir uns mit diesen Bevölkerungsverhältnissen im Osten besonders be⸗ schäftigt, und es sind einige Daten so schlagend, daß ich um Erlaubnis bitte, sie Ihnen vorzutragen.
Meine Herren, nach dem Bericht des Oberpräsidenten haben in Ostpreußen 28 Landkreise von 1895 bis 1900 eine absolute Abnahme erfahren, 28 Landkreise, die große Majorität der Landkreise, und zwar um 42 000 Menschen. Während Ostpreußen nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 noch 1 502 000 Seelen hatte, ist die Be⸗ voͤlkerung am 1. Dezember 1900 auf 1 439 000 zurückgegangen, also eine absolute Abnahme in 15 Jahren um 63 000 Seelen. Nimmt man den Geburtenüberschuß über die Sterbefälle hinzu, so haben die Landgemeinden Ostpreußens in 10 Jahren nicht mehr und nicht weniger als ¼ Millionen Menschen verloren. (Hört! hört! rechts.) Und meine Herren, kürzlich ist seitens des deutschen Landwirtschaftsrats eine sehr interessante Statistik veröffentlicht worden über die Abnahme der weiblichen Arbeitskräfte in einem Landkreis, der Mitten in der Monarchie gelegen ist, im Saalekreis, mit gutem Boden ausgestattet mit guten Verkehrsverhältnissen, der also im allgemeinen gute land⸗ wirtschaftliche Verhältnisse aufweist. Bei dieser Gelegenheit hat sich berausgestellt, daß im Saalekreis 36,7 % der militärpflichtigen Jugend in die Großstadt abgewandert ist und 38 % der in Halle gemusterten militärpflichtigen Jugend vom Lande zugewandert waren — und daß -h Kreise mit allgemein günstigen landwirtschaftlichen Verhält⸗ 8 Aber, meine Herren, noch mehr als dieser Rückgang der Be⸗ veneFesgetsnes beweist, glaube ich, die Differenzierung zwischen Stadt und 8 nd binsichtlich ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit, die Notwendigkeit der andwirtschaft auf diesem Gebiete zu Hilfe zu kommen. Nach der preußischen Einkommensteuer belief sich das Veranlagungssoll der physischen Personen im Jahre 1904 in den Städten auf 133 Mil⸗
—
d und das steuerpflichtige Einkommen betrug in den Städten 6446 Mil⸗
lionen, auf dem platten Lande 2675 Millionen. Aber, meine Herr
; was am meisten beweist, das ist das Aufkommen pro Kopf der Be⸗ r völkerung. Wir haben in Preußen ein durchschnittliches Aufkommen an Einkommensteuer pro Kopf der Bevölkerung von 4,98 ℳ, also rund 5 ℳ; das steigt in den Städten auf 8,48 ℳ und sinkt dagegen auf dem Lande auf 2,20 — also auf dem Lande weit unter dem Duͤrchschnitt, in den Städten weit über dem Durchschnitt. Welche Ver⸗ hältnisse sich dabei entwickelt haben, das lehrt besonders wieder
die Statistik für unsere östlichen Landesteile. Während also sel
und in Marienwerder sogar auf 0,78 ℳ Meine Herren, das si
wiegt gegenüber dem Großgrundbesitz.
und in der Periode von 1892 bis 1903 ist es sogar gestiegen a
—. 326 Millionen im Jahre, also gegen die Vorperiode mehr als ver⸗ doppelt worden. In den letzten Jahren (1900 bis 1903) hat das Mehr an Eintragungen gegenüber den Löschungen betragen 395 Mil⸗ lionen, 401 Millionen, 395 und im Jahre 1903 sogar 444 Millionen. Dabei beträgt in Preußen der gesamte Grundsteuerreinertrag nur Also das Mehr an Hpypothekenbelastung von
409 Millionen. 444 Millionen übersteigt noch den Grundsteuerreinertrag in Preuße
entsprechende Wertsteigerung gegenüber stand.
Das ist wohl i Westen der Fall, aber keineswegs im Osten. 1
mich also eines näheren Eingehens hierauf enthalten.
haltung der großen Massen durch die erträglicher Weise verschlechtert werde, beleuchten, ob in der Tat eine
Handelsverträge in un
solche
lastet werde. Das würde doch nur richtig sein, wenn das Inland de
Deutschland, nicht nur in Rußland, Welt ab, sie hängt davon ab, sind, russisches Getreide zu beziehen, oder ob unter Uebernahme des Zolles suchen müssen, unsern Markt zu bringen.
sondern in der ob wir
die
bedauere, aufgestellt
daß hat,
der die
die gestiegen,
Herr Abg. Bernstein Getreidepreise wären
Zeit Karls des Großen und Dschingis⸗Chans beziehen können.
Stellen wir aber wirklich vergleichbare Größen, d. h. also . wickelung der letzten Jahrzehnte zusammen, und — und das ist doch das Thema probandum: — hat die Zollgesetzgebung der Jahre 1888 bis 1891 eine Preiserhöhung des Getreides hervor⸗ ö 8 8 t müssen wir die Frage auf Grund der vor⸗ egenden Statistik unbedingt verneinen;
1dc be ah ee “] en; die Getreidepreise sind nicht Meine Herren, die Getreidepreise haben betragen für
in den Jahren 1871/75 179 ℳ, und sie sind in also hauptsächlich in den Jahren, in denen wir einen erhöhten Zollschutz hatten, von 179 ℳ auf 143 ℳ gefallen, und der Weizen⸗ preis, der in den Jahren 1871/75 235 ℳ betrug, ist in den Jahren 1886/90 auf 175 ℳ gefallen. Also der Fünfmarkzoll hat eine Steigerung der Getreidepreise nicht mit sich gebracht.
Dazu kommt, meine Herren, daß die Situation inzwischen . gunsten der Landwirtschaft noch weiter vollkommen 18. des. ist durch das Sinken der Frachten für überseeisches Getreide, ein Punkt, auf den früher Herr Graf von Kanitz, glaube ich, mit Recht hingewiesen hat. Die Seefrachten von New York nach Rotterdam und Amsterdam, die im Jahre 1892 noch 14,90 ℳ betrugen, sind im Jahre 1902 auf 5,44 ℳ gefallen. Wenn wir also jetzt der Land⸗ wirtschaft einen erhöhten Zollschutz zu geben suchen, so wird da⸗ durch nur dasjenige zum Teil paralysiert, was zu Ungunsten der Land⸗ wirtschaft durch das Sinken der Frachten von Amerika hervorgebracht ist. Wenn wir nunmehr auf Grund des neuen Zolltarifs hoffen können, daß der weitere Sturz des Getreidepreises hintangehalten wird, daß ein weiteres Abbröckeln des Getreidepreises vermieden wird, so wird dadurch schon ein wesentlicher Fortschritt für die Landwirt⸗ schaft erreicht sein. 1
Und ich frage weiter, meine Herren: hat in den letzten Jahr⸗ zehnten, und zwar auch in der Periode, während wir den Fünfmarkzoll hatten, die Lebenshaltung der städtischen Bevölkerung, namentlich auch der Arbeiterklassen, sich verbessert oder verschlechtert? — Und da hat der Herr Reichskanzler mit seiner Behauptung doch ganz unzweifelhaft recht, daß die Lebenshaltung der städtischen arbeitenden Klassen sich bedeutend und konstant gebessert. Ich ver⸗
lionen Mark, auf dem platten Lande nur auf 43 Millionen Mark,
1114“] 1“
8 8
kenne gar nicht, daß es auf dem Gebiete noch viel zu tun und viel
auf dem Lande das durchschnittliche Aufkommen noch 2,20 betrug, sinkt es auf dem Lande im Regierungsbezirk Königsberg auf 0,95, also noch nicht 1 ℳ, in Gumbinnen auf 0,85, in Danzig auf 0,95
Bezirke, in denen der kleine und mittlere Landwirt vollkommen über⸗
1 Am bedenklichsten aber, muß ich sagen, muß in dieser Bezi
1 stimmen die Verschuldung, die in immer ” e 8 ländlichen Besitz zu konstatieren ist. In den ländlichen Bezirken Preußens hat im Durchschnitt der Jahre 1886 bis 1891 das Plus an Eintragungen von Hypotheken gegenüber den Löschungen durch⸗ schnittlich 146 Millionen Mark im Jahre betragen (hört! hört!),
und man kann doch nicht behaupten, daß dem im allgemeinen eine
Meine Herren, ich gehe über zur dritten Frage, zur Beantwortung der Frage: ist der erhöhte Zollschutz, den wir für die Landwirtschaft vorgesehen haben, verträglich mit den Interessen der übrigen Berufs⸗ stände? Was die Bedeutung der Handelsverträge für die Industrie betrifft, so ist dies durch den Herrn Staatssekretär Grafen Posadowsky und seinen Unterstaatssekretär eingehend dargelegt worden, ich kann
b Aber ich muß gegenüber den Ausführungen des Herrn Abg. Singer, daß die Lebens⸗
nochmals die Frage kurz 3 8 Verschlechterung zu befürchten ist. Der Herr Abg. Singer hat davon gesprochen, daß durch die Erhöhung des Kornzolls die Nation um 500 Millionen Mark be⸗
erhöhten Kornzoll allein zu tragen hätte, eine Annahme, die voll⸗ kommen irrig ist. Ich will mich über die schwierige Frage nicht ein⸗ gehend auslassen, sie hängt von den Marktverhältnissen nicht nur in ganzen darauf angewiesen Russen C, b 6 S 1 etwa in einem konservativen oder schutzzöllnerischen Blatt, sondern in stellt, dann dürfte man doch die Ergebnisse nicht übersehen, die wir in den Jahren 1888 bis 1891 vor uns gehabt haben, in einer Periode⸗ wo der Zollschutz für das Getreide fast genau derselbe gewesen ist wie derjenige, den wir jetzt anstreben. Wären die Folgen so ezorbitant und bedenklich, wie der Herr Abg. Singer sagte, hätten diese Folgen auch in der Periode von 1888 bis 1891 eintreten müssen, und ich Behauptung Ut. während sie tatsächlich gesunken sind. Er hat sich allerdings auf das Jahr 1830 bezogen, das sind aber ganz inkommenfurable Größen. So gut, wie auf das Jahr 1830, hätte er sich auf die Getreidepreise zur kann nur gleiche Größen in Parallele stellen und nicht das 1830 mit vollkommen anderen Wirtschaftsformen, ohne Verkehrs⸗ wege, ohne Eisenbahnen mit unseren jetzigen Verhältnissen in Ver⸗ gleich stellen; das führt naturgemäß zu vollkommen irrigen Folgerungen.
nachzuholen gibt, und ich erkenne namentlich mit Herrn Gamp das Bedürfnis an, die Wohnverhältnisse der Arbeiter in den großen Städten und den Industrieorten zu bessern, und wir haben in Preußen zunächst einen Gesetzentwurf einer solchen gesetzlichen Wohnungsfürsorge aufgestellt. Aber im allgemeinen ist festzustellen daß trotz der Zölle, die wir in den letzten Jahrzehnten eingeführt haben, einmal unsere Zollbelastung auch noch eine viel geringere ist als im 1 Auslande, und trotz der Zölle die Lebenshaltun der Arbeiter beharrlich gestiegen ist. Wir haben beispiels⸗ weise in Preußen im Jahre 1892 Zensiten der unteren Klasse von 900 bis 3000 ℳ Einkommen 1 170 000 gehabt, und die Zahl dieser Zensiten ist im Jahre 1904 auf 2 261 000 Zensiten e stiegen, hat sich also fast verdoppelt, und während wir im Jahr⸗ nd 1892 auf 100 Personen der Gesamtbevölkerung 9,91 Zensiten ist diese Zahl im Jahre 1904 auf 14,32 gestiegen; vor allem aber hat sich das effektive Einkommen aus diesen Steuerstufen von 900 bis 3000 ℳ, das im Jahre 1892 19 Millionen betrug, im Jahre 190ü4 auf 34 Millionen gehoben, der beste Beweis in welchem Maße immerfort neue Elemente aus den untesg Klassen aufsteigen in diejenigen Kategorien, die schon steuerpflichtig sind, wie immer neue kleine Vermögen sich bilden, immer von neuem den arbeitenden Klassen Gelegenheit gegeben wird, in die oberen Klassen uf die 18 Steuerpflicht unterliegen, aufzusteigen. anz dasselbe ergibt sich aus der Sparkassenstatisti f di Herr Reichskanzler seiner Zeit schon “ 38 ö“ bestand der deutschen Sparkassen betrug im Jahre 1903/4 nicht fahsge0 als 7229 Millionen, während er vor 10 Jahren erst 3750 Millionen betragen hat, also in dieser kurzen zehnjährigen Periode hat sich der Einlagebestand der Sparkassen nahezu verdoppelt. Zutreffende n, Berechnungen über die Beteiligung der kleineren Einleger an diesem Bestande lassen sich ja nicht anstellen, weil wir nicht wissen, in welchen m Händen sich die Einlagen befinden. Man schätzt, daß 2 bis 2 ½ Milliarden sich im Besitze der unteren Klassen befinden. Die Sparkassenbücher, obwohl wir bereits auf jeden vierten Einrwohner ein Sparkassenbuch haben, sind ferner in einer steten erfreulichen Zunahme begriffen, und im Jahre 1903 wurden neu ausgegeben 1 341 263 zurückgezogen 947 000, sodaß ein Ueberschuß an neuen Büchern von rund 393 000 Stück verbleibt. Was schließlich das Ent⸗ scheidende ist für die ganze Art der Lebenshaltung: ist der Konsum der arbeitenden Klassen zurückgegangen oder nicht? Es wird in einem Blatt, das ich vor mir habe, die v⸗ Besserung der Lebenshaltung der Arbeiter ausführlich dargelegt. Es wird darauf hingewiesen, wie die Auswanderung zurückgegangen ist die Geburtenziffer gestiegen ist. An Getreide wurden im Durchschnitt 8 der Jahre 1893 bis 1902 auf den Kopf der Bevölkerung 149,7 kg 8 Roggen verbraucht gegen 116,3 in dem 15jährigen Duͤrchschnitt n vorher; beim Weizen betrug der Konsum 89,5 kg gegen 57,4, bei der Gerste 69,4 gegen 51,8, beim Hafer 111,9 gegen 82,6. Als ein er⸗ erfreuliches Zeichen der zunehmenden Wohlhabenheit ist ferner an⸗ geführt, daß der Konsum des Branntweins zurückgegangen ist, daß dagegen in erfreulicher Weise der Zuckerkonsum, der Bierkonsum und ebenso der Konsum an Kaffee, Kakao, Reis ꝛc. gestiegen ist. Und das alles finden Sie nicht etwa in einem gouvernementalen Blatt, nicht
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der „Freisinnigen Zeitung“, einem Blatte, das doch 4 — 1 82 „ das gewiß nicht ver⸗ dächtig ist, etwa die Interessen des Großgrundbesitzes zu fördern.
Meine Herren, bei dieser fortwährenden Besseru 8 8 weise der arbeitenden Klasse in den Städten, G “ die Dinge übertreiben, wenn der Abgeordnete Gothein davon spricht, daß die Vorlage der verbündeten Regierungen eine massenmörderische sei, und wenn er sogar das Wort gebraucht hat: laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind! Wäre das der Fall, so würden die verbündeten Regierungen ihrerseits niemals eine Vorlage derart dem Reichstage gemacht haben. Aber die Notwendig⸗ keit, unsere Landwirtschaft einen erhöhten Schutz zu geben, ist nach dem, was ich dargelegt habe, sehr wohl vereinbart mit den Interessen der übrigen Stände. (Sehr richtig! rechts.)
Wenn ich mich nun frage, woher es kommt mi 2 „ daß die Sozial⸗ demokratie mit dieser Leidenschaftlichkeit den mäßigen Schutz, 1 g der Landwirtschaft geben wollen, bekämpft, so kann ich die Antwort nur in politischen Rücksichten finden. Die Sozialdemokratie will ja doch aus diesem irdischen Jammertal ein Paradies machen und hat es doch angeblich auf ihre Fahne geschrieben, namentlich den keinen und kleinsten Mann zu schützen. Wie ist es nun mit dieser Tendenz vereinbar, daß die Sozialdemokratie sich über die Lebens⸗ bedürfnisse der kleinen bäuerlichen Besitzer einfach hinwegsetzt, daß sie sich weiter hinwegsetzt über Millionen landwirtschaftlicher Arbeiter, die, wie Herr Graf von Posadowsky mit Recht ausgeführt hat, doch lediglich aus einer Erhöhung der Produktivität der Landwirtschaft eine Steigerung der Löhne und eine Verbesserung der ganzen Lebens⸗ lage erwarten können? Wäre wirklich die Sozialdemokratie diejenige Instanz, die alle Notlage auf der Erde zu beseitigen willens und im⸗ stande ist, so müßte sie für diesen erhöhten Schutz des kleinen ländlichen Besitzers und des landwirtschaftlichen Tagelöhners eintreten. (Sehr richtig! rechts.) Wenn sie es nicht tut, meine Herren, so ist der Grund der, daß die Sozialdemokratie sehr wohl weiß, daß die deutsche Landwirtschaft und der deutsche Bauer das stärkste Bollwerk gegen die Fluten der Sozialdemokratie sind. (Bravo! rechts.) Des⸗ wegen sucht sie dieses Bollwerk zu unterminieren. Wir aber müssen doppelt bestrebt sein, es zu erhalten und zu verstärken; denn Deutsch⸗ land wird sein mit seinem deutschen Bauernstand, oder es wird nicht sein, und wer die deutschen Bauern schützt, schützt deshalb zugleich die Lebensinteressen unseres Vaterlandes. (Lebhaftes Bravo rechts.) Abg. Nißler (d. kons.): Mit solchen Redensarten, wie wir ge von den Herren Singer und Gothein gehört haben sind die ragen, die hier zur Entscheidung stehen, nicht zu lösen. Alles, was die Herren uns vorgetragen haben, bewies nur, daß sie Feinde der deutschen Landwirtschaft sind. Bei den Handelsverträgen trifft das Wort „Was lange währt, wird gut!“ nur sehr bedingt zu. Gewiß war über Tausende von Positionen zu verhandeln; aber die Regierung verfügt doch auch über sehr zahlreiche Hilfskräfte. Jedenfalls können wir von unserem klein⸗landwirtschaftlichen Standpunkte aus die Verträge nicht als völlig befriedigend erklären. Die Unterscheidung der Futter⸗ und Braugersteé, wozu, wie mir gesagt wird, vom Zentrum die Anregung ausgegangen sein soll, und wo guch wohl die Brestbraufr dahinter stecken, bedeutet für den bayerischen Bauernstand eine sehr starke Schädigung. Die Gewichtsgrenze von 65 kg geht viel zu weit. Die bagyerischen Gersteproduzenten werden unter dem neuen Verhältnis schlimmer daran sein, als vorher.
Graf von Posadowsky und Graf von Feilitzsch habe 8 strengste Kontrolle versprochen; es muß „Febiglch a8s strengste e.
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