1905 / 57 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Mar 1905 18:00:01 GMT) scan diff

. folgten Eintritt in mann bewegt dankte.

as 90. Lebensjahr aus, wofür Herr Kenne⸗ Auf Anregung des Landtagsmarschalls wurde

beschlossen, dem ersten Landeshauptmann der Provinz Posen, jetzigem

Staatsminister Grafen von Posadowsky aus Anlaß der Verleihung des Schwarzen Adlerordens die Glückwünsche des Provinziallandtags auszusprechen. Demnächst erteilte die Versammlung einstimmig ihre Zu⸗

stimmung zu den vom Provinzialausschusse getroffenen Maßnahmen, be⸗

treffend die Darbringung einer Hochzeitsgabe,

bildet, der Quästor und die

Aussagen der vernommenen Zeugen, Attangena, der Jaunde⸗Soldaten Tanga und Sanga,

Laͤmido von Mubi, Jobdi,

3 Garua zurückkehrte, zur

ihnen böhen zu

sowie sein Gewehrträger. 1 1t varen, als sie absitzen mußten, zurückgeblieben.

Sgpitze ohne Widerhaken hatte, aber mit frif beraus und warf ihn von sich. Inzwischen waren die Buba⸗ Leute hinzugesprungen,

das Gefecht abbrechen und kehrte zu An selben Tage bereits verhielt er sich teilnahmlos. den 14. September,

3 Vom 15. Mittags ab vfalas er die Fähigkeit zu sprechen und Nahrung

dienst beim Fürsten Ferdinand kommandiert.

Unterstaatssekretär des Auswärtigen Amts

ktürkische ema n Bulgariens Tzokowmitden Mitgliedern der bulgarischen Agentur

bestehend in einem Gala⸗ wagen nebst Geschirren, zur Vermählung Seiner Kaiserlichen und König⸗

lichen Hoheit des Kronprinzen. Sumden sodann Ausschäff⸗ zur Vor⸗ beratung der vom Provinziallandtage zu erledigen

en Gegenstände ge⸗ Schriftführer ernannt und die Geschäfte auf die Ausschüsse verteilt. Nach einigen geschäftlichen Mitteilungen und der Besprechung des Arbeitsplanes beraumte der Landtagsmarschall die nächste Sitzung auf den 7. März, Vormittags 11 Uhr, an.

Deutsche Kolonien. 1 Als Ergehnis der Untersuchung über den Tod des Haupt⸗ manns Thierry im Schutzgebiet Kamerun ist, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ berichtet, nach den übereinstimmenden des farbigen es Lamido Buba von Garua und mehrerer Buba⸗Leute, des Boys des Hauptmanns Thierry, Baba Kankana, sowie seines Gewehrträgers Bauro folgendes festgestellt:“ b Während der verstorbene Hauptmann Thierry sich im Süden

seines Bezirks aufhielt, erschien in Garua der früher von Oberleutnant Radtke vertriebene Thronprätendent voön Mubi,

Jeremia Issa, und bat den Lamido Buba, sich in Garua niederlassen zu dürfen. Buba wies ihn ab mit dem Bemerken, daß er sich bei Rückkehr des Residenten an diesen wenden solle. Issa ging darauf nach Jola, wo er seinen Wohn⸗ sitz genommen hatte, zurück. Bald darauf erhielt er von einigen Fullah⸗ Großen die Aufforderung, mit Hilfe der umwohnenden Heiden den abzusetzen und sich zum Lamido zu erheben. Issa folgte dem Ruf, verband sich mit den östlich von Mubi wohnenden Windimheiden und anderen Heidenstämmen, überfiel mit diesen Mubi, tötete den einzigen Sohn des Jobdi und verwundete diesen selbst. Hauptmann Thierry, der bald darauuf aus dem Süden nach brach sofort zum Schutz von Mubi und Bestrafung der Heidenstämme nach Mubi auf. Ihm der Lamido Buba nebst Kriegsleuten an. Nach⸗ am 12. September Windim genommen war, gleichen Tage gegen die benachbarten Duda⸗Heiden, die sich ebenfalls am Ueberfall von Mubi beteiligt hatten, vor. Die Soldaten und Buba⸗Fußtruppen wurden gegen den Ort Duda in zwei Abteilungen vorgeschickt. Thierry selbst folgte mit den Fullah⸗ Häuptlingen und eitern dem einen Trupp. Als das Gelände unwegsam wurde, stieg Thierry vom Pferde ab. Er gab der vor ihm vorgehenden Truppe den Befehl, die vor liegenden und von den Duda⸗Heiden besetzten Felsen⸗ nehmen. Er selbst folgte ohne cn zu eine Strecke hinter ihm folgte cin Teil der Buba⸗Fußtruppe Die Fullahoberhäupter und die Reiter Thierry war noch nicht weit gegangen, als ihn von den Felsen herab ein Pfeilschuß in die linke Unterleibsseite traf. Thierry zog den Pfeil, der nur eine frischem Gift bestrichen war,

schloß sich dem zunaͤchst ging Thierry am

Fuß;

um ihn gegen weitere Schüsse zu decken. Nach der erhaltenen Verwundung schoß Thierry noch einige Male auf die hinter den Felsen liegenden Heiden, ließ sich von seinem Jungen die Arzneitasche holen, legte Watte auf die Wunde und kehrte dann zu dem Platz zurück, wo die Fullahhäuptlinge standen. Er ließ darauf zu Pferde nach Mubit zurück. Am Tage darauf, diktierte er noch seinem Schreiber Nsange einen Hand unterschrieb.

Brief nach Garua, den er auch noch mit zitternder

zu sich zu nehme 16.

unter schweren Leiden tember. 6

Sep⸗

Großbritannien und Irland. 8 Der Fürst Ferdinand von Bulgarien traf gestern

nachmittag, wie „W. T. B.“ berichtet, in Dover ein und

wurde dort durch des Königs Groom in waiting Sir Condie Stephen und den britischen diplomatischen Agenten

in Sofia, Generalkonsul Buchanan empfangen; am Kai war

eine Ehrenwache aufgestellt. Sir Condie Stephen ist zum Ehren⸗ Gegen 7 Uhr Abends traf der Fürst in London auf der Victoriastation ein. Zum Empfang waren der Prinz von Wales, der Earl Percy in Vertretung des Staatssekretärs Marquis of Lansdowne, der Botschafter mit Gemahlin, der diplomatische Agent

sowie eine Anzahl in London lebender Bulgaren anwesend. Nach herzlicher Begrüßung fuhren der Fürst Ferdinand und der Prinz von Wales nach dem Buckinghampalast, wo der Fürst vom König und der Königin bewillkommnet wurde. Nach dem Diner begaben sich die Majestäten mit dem Fürsten ins Theater. Fürst Ferdinand wird, soweit bis jetzt festgesetzt ist, am Freitag London wieder verlassen.

Im Unterhause erklärte gestern der Premierminister Balfour, daß der Chefsekretär für Irland Wyndham seine Demission eingereicht habe. Der Hauptgrund dafür sei der Umstand, daß der neuliche Streit den Wert von Wyndhams Tätig⸗ keit als Chefsekretär Irlands bedeutend verschlechtert, wenn nicht gänzlich vernichtet habe; er (Balfour) billige mit Bedauern das De⸗ missionsgesuch. (Der von Balfour erwähnte Streit bezieht sich auf die Haltung Wyndhams und des Unterstaatssekretärs für Irland Mc. Donnell gegenüber dem sogenannten Reformprojekt, betreffend die Verwaltung Irlands, das von Lord Dunraven eingebracht war.) Der Unterstaatssekretär des Marineamts Pretyman legte sodann den Marineetat vor und führte aus: Der Plan über die Ver⸗ teilung der Flotte hänge ab von ihrer Beweglichkeit, und die Er⸗ höhung der Beweglichkeit habe die Admiralität in den Stand gesetzt, die Zahl der weniger modernen englischen Schiffe in allen Teilen der Welt herabzusetzen. Er betonte dann die Ver⸗ änderungen, die durch die Verwendung gepanzerter Kreuzer in großer Zahl und durch die Einführung der drahtlosen Telegraphie hervor⸗ gerufen worden seien, und fuhr dann fort: Der ganze Plan der Admiralität beruhe auf diesen beiden Faktoren, und erst zur gegen⸗ wärtigen Zeit habe die Admiralität schnelle Schiffe in homogenen Geschwadern konzentrieren und infolge der neuen Erleichterungen der Nachrichtenübermittelung einen schnellen gepanzerten Kreuzer nach Verlauf weniger Stunden nach einer bestimmten Stelle entsenden können, statt ein Schiff von geringerer Stärke nahe einer Stelle, wo es unerwünscht sei, stationiert zu halten. Die Entfernung von 160 Schiffen aus der ersten Schlachtlinie schließe nicht ein, daß diese Schiffe notwendigerweise für irgend welchen kriegerischen Zweck nutzlos seien. Viele von den Schiffen, die so entfernt worden seien, seien Schiffe, für die die Kriegführenden in Ostasien große Summen Geldes zahlen und die sie sehr brauchbar finden würden. Gänzlich veraltete Schiffe würden beseitigt werden, aber die dazwischenliegende Klasse von Schiffen, die in Kriegs⸗ zeiten zu Hilfszwecken oder zum Ersatz von Schiffen der ersten Schlachtlinie äußerst nützlich sein könne, werde in der Nähe der Hauptschiffswerften vor Anker gehalten werden und könne dann im

Verlauf von drei Monaten im Kriegsfalle verwendbar gemacht werden. Zum Schluß seiner Ausführungen besprach Pretyman die Frage der Unterseeboote und erklärte, der neueste Typ könne mit neun See⸗ meilen Geschwindigkeit unter Wasser fahren; er wies sodann auf die Wichtigkeit der Unterseeboote für die Verteidigung von Häfen und die moralische Wirkung hin, die sie auf den Feind ausüben würden. Das Programm für die Neubauten sei nicht das Ergebnis finanzieller Erwägungen, sondern einer Er⸗ wägung, bei der man die Leistungsfähigkeit im Auge gehabt habe, und es sei entworfen unter Hinblick auf die Flotten aller Mächte und die Erfordernisse Großbritanniens. Im Verlaufe der Beratung des Marineetats beantragte Mc. Crae llib.) eine Resolution, in der die Befriedigung über die Herabsetzung des Marinevoranschlags, aber andererseits das Bedauern darüber ausgedrückt wird, daß die Regie⸗ rung keine Schritte getan habe, um mit anderen Mächten behufs allgemeiner Herabsetzung der Flottenrüstungen in Verhandlung zu treten. Der Unterstaatssekretär Pretyman entgegnete, es sei unmöglich, den Marineetat unter Beratschlagung mit anderen Mächten aufzu⸗ stellen, aber einer von den bedeutenderen Faktoren für die Entscheidung über die Stärke der Flotte sei naturgemäß der Stand der Be⸗ ziehungen zu den fremden Mächten. Die Resolution Me. Crae wurde hierauf mit 220 gegen 164 Stimmen abgelehnt.

Frankreich.

Die Deputiertenkammer setzte gestern, wie „W. T. B.“ meldet, die Beratung des Budgets der Einnahmen feort und nahm mit 400 gegen 149 Stimmen einen vom Ministerpräsidenten Rouvier befürworteten Antrag an, demzufolge die Frage der Haus⸗ brenner aus der Budgetberatung ausgeschieden wird. Diese Frage soll sofort nach Erledigung des Budgets in besonderen Sitzungen be⸗

raten werden. Rußland.

Dem Kaiser wurden gestern, wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird, in dem Palais zu Zarskoje⸗Sselo 118 See⸗ kadetten und 32 Zöglinge der Marine⸗Ingenieurschule, die zu Offizieren befördert worden sind, vorgestellt. Der Kaiser richtete dabei an die Beförderten eine An⸗ sprache, in der er die Mahnun aussprach, daß be⸗ sonders gegenwärtig alle sich zur Verteidigung der Ehre und des Ruhmes Rußlands zusammenschließen müßten. Sie sollten deshalb, indem sie keine Schicksalsschläge fürchteten und den Mut nicht sinken ließen, dem Vaterlande und dem Kaiser treu dienen und stets bemüht bleiben, den angestrebten Erfolg zu erringen. Er hoffe, sie würden ihren älteren Kameraden nacheifern, die alles getan, was sie gekonnt hätten, und alle Kräfte aufbieten, den Ruhm der Flotte aufrecht zu erhalten.

Der Gouverneur von Estland Bellegarde ist zum Chef der Oberpreßverwaltung ernannt worden.

Amtlich ist bekannt gemacht worden, daß, da die Bildung der Kommission für die Arbeiterfragen unter dem Vorsitz des Senators Schidlowski infolge der Erklärung der Arbeiter, daß sie keine Vertreter wählen würden, in dem geplanten Bestande unmöglich sei, die Kom mission am 5. d. M. auf Kaiserlichen Befehl geschlossen worden sei.

Auf Grund ihm vom Kaiser erteilter Vollmacht hat der Verkehrsminister angeordnet, daß die Arbeiter der Werkstätten und Lokomotivendepots der Staats⸗ bachnfr Vertreter wählen sollten, durch die die Be⸗ dürfnisse dieser Arbeiter zur Kenntnis der Vorgesetzten gebracht würden.

Der General Füit⸗ Tscherkoff, der bisherige General⸗ gouverneur von Wereweu, ist gefährlich erkrankt.

Ueber die Lage im Innern des Landes berichtet „W. T. B.“:

Warschau ist ruhih. Es gehen keine Patrouillen. In Bjelostok (Gouvernement Grodno) stellten die Arbeiter zahlreiche Forderungen wirtschaftlicher Natur auf. Gestern wurde au der Straße ein Bäcker getötet, weil er sich geweigert hatte, si den Ausständigen anzuschließen. Der Unterricht in der Real⸗ schule, im Gymnasium und in der Mädchenschule steht unter militärischer Ueberwachung. Der Isprawnik, der Chef der Polizei des Bezirks, ist ermordet worden. Die Arbeiter der Fabriken in Wilgg sind gestern in den Ausstand getreten. Die Läden werden’ aus Furcht dor Ueberfällen geschlossen. Patrouillen durchziehen die Straßen. In Wjatka wird der ÜUnterricht in allen Schulen voraussichtlich bald wieder be⸗ ginnen, doch fürchten sich die Eltern der Schüler, wegen der bedroh⸗ lichen Haltung einzelner Elemente der Feholt ihre Kinder auf die Straße zu lassen. In Minsk sind alle ehranstalten wieder eröffnet worden. Nachdem der Kriegszustand über Baku ver⸗ hängt ist, ist die Ordnung wieder hergestellt. Ueberall sieht man Patrouillen; jegliche Tätigkeit in der Stadt hört um 8 Uhr Abends auf. Gestern empfing der Generalgouverneur Fürst Amilachvari das Stadthaupt und die Stadträte und erklärte ihnen, alle Maßregeln zur Erhaltung der Sicherheit in der Stadt seien getroffen; eine Wiederholung der Unruhen sei unmöglich.

Italien.

Der König konferierte gestern mit Saccchi, Guido Baccelli, Gorio, Blaserna, Rudini, Giolitti. und Fortis. Der „Agenzia Stefani“ zufolge ist Fortis mit der

8 1“

Bildung des Kabinetts beauftragt worden. 8

Schweden und Norwegen.

Das Spezialkomitee des Storthing entschied gestern, wie dem „W. T. B.“ aus Christiania mitgeteilt wird, mit 16 gegen 3 Stimmen über folgende Grundlage für die weitere Behandlung in der Konsulatsangelegenbheit: In der gegenwärtigen Storthing⸗ session soll über eine Gesetzesform Beschluß gefaßt werden, betreffend die Errichtung eines eigenen norwegischen Konsulats⸗ wesens und die Hauptzüge von dessen Organisation. Der Zeitpunkt für das Inkrafttreten des Gesetzes wird nach näͤherer Verhandlung mit der neuen Regierung festgesetzt werden, doch darf dieser Zeitpunkt nicht später als der 1. April 1906 sein. Sobald dieser Beschluß vom Storthing angenommen ist, hat die Regierung das mit Schweden gemeinsame Konsulatswesen zu kündigen. Ein Mitglied des Komitees schlug vor, daß im Laufe der Session des Storthing ein Gesetz über Er⸗ richtung eines norwegischen Konsulatswesens angenommen und für das Inkrafttreten der 1. April 1906 festgesetzt werden solle. Drei Mitglieder, darunter der Präsident des Spezialkomitees Prebensen, schlugen vor, daß die notwendigen Aenderungen des Grundgesetzes und der Reichsakte sobald wie möglich vorgeschlagen

werden sollten. 85 Almerikͤa. v Der Präsident Roosevelt hat, dem „W. T. B.“ zufolge, eine weitere Botschaft an den Senat gerichtet, in der er auf die Ratifikation des Vertrages mit San Domingo drängt. Der Präsident erklärt, der Vertrag bedeute nur einen Schutz der amerkanischen Gläubiger in San Domingo und eine Sicherheit für die Zahlung der Ansprüche, die von europäischen Gläubigern erhoben würden. Dies sei der einzige Weg, die Vereinigten Staaten der Notwendigkeit zu entheben, beständig die Monroedoktrin anzurufen gegen ein Eindringen europäischer Mächte in dominikanisches Gebiet. Der Vertrag sei daher nur ein Schutz gegen Verwickelungen mit fremden Mächte 1“ E“

Der Praͤsident Roosevelt hat alle bisherigen Mitglieder des Kabinetts in ihren Aemtern bestätigt, jedoch ist der bis⸗ herige Kabinettssekretär für Handel und Industrie Cor⸗ telyou zum Generalpostmeister ernannt worden. William Rockhill ist zum Gesandten in Peking er⸗ nannt worden an Stelle Congers, der Gesandter in Mexiko wird. Ferner sind ernannt 8 Riddle zum Gesandten für Rumänien und Serbien, der bisherige Generalkonsul in Tanger Gummeré zum Gesandten fuͤr Marokko, A. H. Thackeray zum Generalkonsul in Berlin an Stelle Masons, der zum Generalkonsul in Paris ernannt ist, und J. S. Giffney zum Generalkonsul in Dresden.

Asien.

Der General Kuropatkin meldet, wie dem „W. T. B.“ mitgeteilt wird, unter dem 5. März:

In der Front bei Mukden herrscht Ruhe. In der linken Flanke, auf dem rechten Ufer des Hunho, bei dem Dorfe Madapu, nahmen die Japaner heute morgen wieder energisch die Offensive auf; zwei Angriffe wurden zurückgeschlagen; im Norden von Madapu dauert die Schlacht mit Erfolg für uns fort. Das Zentrum hält seine Stel⸗ lungen am Schaho bis zum Dorfe Schahopu; die auf den Now⸗ gorod⸗ und Putilowhügel in der Nacht ausgeführten Angriffe wurden zurückgewiesen; am Morgen führten wir einen Gegenangriff aus und nahmen zwei Revolverkanonen. Gegen die Stellung in der Gegend von Erdagu richtet der Feind nur Artilleriefeuer. In der Nacht griffen die Japaner E an, indem sie am Schaho Geschütze und Revolverkanonen auffubren; alle Angriffe wurden zurückgewiesen. Ein gegen die Stellung von Kutuling gestern abend 11 Uhr gerichteter Angriff wurde zurückgeschlagen. Auf der äußersten linken Flanke war die Nacht ruhig.

Die „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ meldet aus Mukden von gestern fruͤh 4 ¾ Uhr:

Die Angriffe der Japaner gegen verschiedene Punkte unserer Front wurden fortgesetzt, doch wurden sie überall zurückgeschlagen. Am heftigsten tobte der Kampf auf dem rechten Flügel von der Ortschaft Madapu bis zu dem am Morgen besetzten Nuesintun. Die Artillerie wechselte bis zum Abend Schüsse; von Salinpu her Pe Geschosse bis zur Ortschaft Luguantun nieder; südlich von

adapu am linken Hunhoufer griffen die Japaner gegen Abend Elcaisa an. Im Zentrum rückten die Japaner bis westlich von Sahepu vor. Unsere Truppen machten bei Gegenangriffen östlich vom Putilowhügel, gegen 100 Gefangene. Auf dem linken Flügel dauern die Angriffe auf unsere Stellungen im Ravon Kandolisa und bei der Abteilung des Generals von Rennenkampf fort. Die japanischen Kolonnen, die gegen den Kutulingpaß vorrückten, haben die Angriffe eingestellt und sich nach Süden zurückgezogen. Trotz der Kälte nimmt der am 24. Februar auf dem äußersten linken Flügel begonnene Kampf, der sich auf der ganzen, 120 Werst langen Front bis Mukden ausbreitet, einen immer hartnäckigeren Charakter an; die Japaner erleiden große Verluste; wir verloren an Verwundeten gegen 15 000 Mann.

Dieselbe Agentur meldet weiter aus Mukden vom gestrigen Tage:

Das heutige Artilleriegefecht bei Mukden dauerte bis Sonnen⸗ untergang an. Am beftigsten war das Geschützfeuer beim Dorfe Jansuntun, das in Brand geschossen wurde; tagsüber erfolgten nur hier Angriffe; auf den anderen Stellen kam es nur zum Artillerie⸗ efecht. Fast alle Verwundungen rühren von Schrapnells her. Die Heüge Schlacht ist wahrscheinlich nur eine Vorbereitung durch Ge⸗ schützfeuer. Die Nachtangriffe gegen das Zentrum und die linke Flanke der Russen wurden zurückgeschlagen. Vor dem Kutulingpaß sind 2000 Leichen von Japanern liegen geblieben.

Ein weiteres Telegramm aus Mukden von heute früh um 4 Uhr 20 Minuten besagt:

Das Hauptgefecht des gestrigen Tages wurde füdlich von Mukden in der Umgegend von Taschitschao, etwa 13 km von Mukden, an der Sinmintingbahn und in der Nähe von Jansytun geführt. Gegend Abend hielten sich beide Seiten in ihren Stellungen, nachdem sie, vorzugsweise durch Artilleriefeuer, beiderseits Verluste erlitten hatten. Im Zentrum war es verhältnis⸗ mäßig ruhig. Auf dem linken Flügel setzten die Japaner ihre An⸗ griffe im Bezirk Kandolisan und gegen die Abteilung des Generals von Rennenkampf fort. Heute wurde bei Tagesanbruch der Kampf bei Mukden erneuert. Das Artilleriefeuer nimmt große Stärke an. 1

Das „Reutersche Bureau’“ meldet aus Mukden vom

Abend des 5. März:

Die Schlacht tobte ununterbrochen während des ganzen Sonntags. Die Japaner konzentrierten ihre Kräfte gegen Madapu, südwestlich von Mukden; aber sie konnten trotz aller Tapferkeit die Russen, die sich mit äußerster Zähigkeit in ihren Werken hielten, nicht daraus ver⸗ treiben. Die japanischen Schrapnells platzten innerhalb 1 ½ Meilen der Hunho⸗Eisenbahnbrücke, 4 Werst nördlich Madapu, die ganz augenscheinlich das Ziel des japanischen hartnäckigen und ununter⸗ brochenen Artilleriekampfes war. Die Verwundeten wurden mit der Eisenbahn und auf der Chaussee zurückbefördert. In Anbetracht des fünftägigen heftigen Gefechts sind die russischen Verluste nicht übermäßig; die Japaner haben mehr gelitten. Um 4 ½ Uhr am Nachmittag wurde wieder Geschützdonner aus schweren Geschützen in der Richtung nordwestlich von der Station Mukden gehört, wo der General Kuropatkin einen Angriff gegen den äußersten linken

lügel der Japaner begann. In der Nacht zum Sonntag wieder⸗ olten die Japaner ihre Angriffe gegen Pienchia pudzei, den Kutulingpaß und Kaupayen und noch weiter östlich, aber ohne Erfolg. Die Beschießung von Erdagu, dem Nowgorod⸗ und dem Putilowhügel dauert an, aber auch ohne Erfolg.

Aus Tokio von gestern nachmittag um 3 Uhr meldet das „Reutersche Bureau“:

Nach einem vom Marschall Oyama eingegangenen Bericht vom 5. d. M. heißt es, daß die Russen in der Richtung auf Hsingking andauernd hartnäckigen Widerstand auf verschiedenen Verteidigungs⸗ linien leisteten. In der Richtung auf den Schaho habe eine japanische Abteilung am Sonnabend die nördliche Anhöhe bei Pinnuipao, das 4 Meilen östlich von Waitaoschan liegt, angegriffen. Die bei Husupaozu stehenden Japaner nahmen onntag früh eine Schanze auf einer Anhöhe nordöstlich vom Dorfe. Oestlich von der Eisenbahn besetzten die Japaner am Sonntag um 8 Uhr Liutschiangtun, drei Meilen südöstlich von Wanpaoschan, drängten einen Teil der Russen in das Zentrum des Dorfes zurück und halten sie jetzt dort eingeschlossen. Westlich von der Eisenbahn nahmen die japanischen Streitkräfte am Sonntag Hantschanopao und das in der Nähe liegende Siaosutschiapao und setzen gegen⸗ wärtig den Vormarsch sort. Die Eisenbahnstation Sutschiatun steht in Flammen. Sutschiatun ist der Ausgangspunkt der Eisen⸗ bahn, die die Russen in westlicher Richtung nach Suhupao hin erbaut hatten.

Afrika.

Der Kreuzer „Hertha“ mit dem von Preußen an Bord und der oyddampfer „Prinz Eitel⸗Friedrich“ mit dem Prinzen riedrich Leopold von Preußen an Bord trafen, laut Meldung des „W. T. B.“, gestern in Port Said ein.

e Adalbert

1 und ihnen verbittert.

Jund wir werden nicht ruhen, bis dieser

keit,

Puarlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (157.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner und der Staatssekretär des⸗ Auswärtigen Amts, Staatsminister Dr. Freiherr von Richt⸗ hofen beiwohnten, wurde zunächst das Nuaomegs⸗ übereinkommen vom 28. Februar d. J. zu dem am 25. Janugr d. J. abgeschlossenen Zusatzvertrag zum Handels⸗ und Zoklvertrag mit Oesterreich⸗Ungarn vom 6. De⸗ 85 1891, nach dem der neue Vertrag statt am 15. Fe⸗ ruar erst am 1. März 1906 in Kraft tritt, in erster und zweiter Beratung ohne Debatte erledigt und vom Hause an⸗ genommen.

Darauf wurde die zweite Beratung des Reichshaus⸗ haltsetats für 1905 im Etat des Reichsamts des Innern, bei dem ersten Ausgabetitel: „Gehalt des Staats⸗ sekretärs 50 000 ℳ“, und den dazu beantragten Resolutionen fortgesetzt.

Abg. Zubeil (Soz.): Der Abg. Mertens hat gestern mit Recht darauf hingewiesen, 8 das Kinderschutzgesetz Lücken hat. Ganz anders stellte sich seine Partei zu der Sache, als meine Partei 1903 die in der Landwirtschaft zbeschäftigten Kinder dem Gesetz unterstellen wollte. Sie (nach rechts) werfen uns immer vor, daß wir den Haß schüren. Aber gerade Sie legen den Keim des Hasses in die Kinder, indem Sie sie in der Landwirtschaft zur Arbeit zwingen. Die goldenen Kinderjahre werden so den Proletarierkindern genommen 1— rt. Es bleibt ein Stachel zurück in dem kindlichen Gemüt, und es wächst der Haß gegen die ganze bürgerliche Gesellschaft. Tatsächlich ist die Ausbeutung der Kinder in der Landwirtschaft ebenso schlimm, mindestens ebenso schlimm wie in der Industrie; und immer und immer wieder werden wir darauf hinweisen, daß hier eine große Lücke in der sozialen Gesetzgebung auszufüllen bleibt, orderung seitens der gesetz⸗ gebenden Faktoren nachgekommen ist. Wir haben eine Resolution eingebracht, nach der der Reichstag den Reichskanzler ersuchen soll, ‚dem Reichstage baldigst einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den ein Arbeitgeber oder Stellvertreter eines solchen, der sich mit einem anderen Arbeitgeber oder dessen Stellvertreter verabredet oder vereinigt, um Arbeitern deshalb, weil sie an den in § 152 Gewerbe⸗ ordnung gedachten Vereinigungen teilgenommen haben oder an ihnen ferner teilnehmen wollen, ihr ferneres Fortkommen oder die Arbeitsgelegenbeit zu erschweren, sie nicht in Arbeit zu nehmen oder sie aus der Arbeit zu entlassen, mit Gefängnis bis zu 3 Monaten bedroht wird, sofern nicht nach dem allgemeinen Seefofse⸗ eine höhere Strafe eintritt, und der Versuch solcher Straftat für strafbar er⸗ llärt wird.“ Herr Pauli⸗Potsdam hat diesen Antrag in einer Weise bekämpft, daß ich nicht anders glauben kann, als daß er unseren Antrag mißverstanden hat. Wir verlangen nichts als Gerechtigkeit, nichts als gleiches Recht für alle. Entspricht es etwa der Gerechtig⸗ it, daß ein Arbeiter, der von dem ihm gesetzlich gewähr⸗ leisteten Koalitionsrecht Gebrauch macht, in ganz Deutschland durch Verabredung der Unternehmer arbeitslos gemacht werden kann? In Osnabrück hat die Arbeitgeberschaft der Tischlermeister eine solche Verrufserklärung erlassen (Redner verliest g Beim letzten Klavierarbeiterstreik hat ein Berliner Pianofa rikant in besonders schäbiger Weise einen Arbeiter unter Hinweis darauf, daß er Ausländer sei, drangsaliert, um ihn zu zwingen, die angefangene Arbeit fertig zu machen. Wir sind weit entfernt, dem Unter⸗ 3552 sein Koalitionsrecht streitig zu machen oder beschränken zu wollen; wir wollen nur, daß Licht und Schatten auf beiden Seiten gleich verteilt wird. Was das Streikpostenstehen betrifft, so hat Rixdorf vor Gericht ein Polizeibeamter bekundet, daß der Berliner Polizeipräsident angeordnet habe, es seien die Streikposten vor den Fabriken, wo gestreikt werde, festzunehmen und auf der Polizeiwache so lange festzuhalten, bis in der Fabrik Feierabend ngetreten sei und die Streikbrecher die Fabrik verlassen hätten. Das wird unter dem Vorwand einer vorbeugenden Maßregel zu verteidigen und zu entschuldigen gewagt. Die Arbeiter haben eit einer Reihe von Jahren angefangen, sich gegen die Willkür der koalierten Unternehmer zn wehren; das hat die Arbeitgeberverbände um äußersten Widerstand angespornt; sie wollen das Koalitions⸗ echt der Arbeiter völlig vernichten, ihre Arbeitsnachweise Körs⸗ Sie selbst aber wollen über dem Gesetz stehen, sie wollen auch ihre genen Kollegen, die nicht mitmachen wollen, unter Ausnahmegesetze ellen. Da zeichnet sich vor allen anderen die Organisation der Urbeitgeber im Baugewerbe aus Würde sich die Arbeiterorganisation äihnliches erlauben, sofort schritte der Staatsanwalt ein und die Ge⸗

chte würden sich beeilen, die Urheber solcher Maßnahmen mit chweren Strafen zu belegen. So sehen, Herr Pauli, die harmlosen, nschuldigen Arbeitgeber aus. Die Arbeiter haben das gleiche Recht auf ie gleiche freie Ausübung ibrer gesetzlichen Rechte wie die Arbeit⸗ eber. Daß die Rechte trotzdem gegen unsere Resolution stimmen pird, haben wir vorausgeseben; sie tritt ja niemals für dieses gleiche echt ein. Herr Pauli hat auch vom Befähigungsnachweis gesprochen; r scheint ihn unter dem Gesichtspunkte aufzufassen, wie der Lehr⸗ neiser am besten die Ausbeutung des Lehrlings vornehmen kann. Beispiele dafür, daß die Meister jede Ausbeutung der Lehrlinge für laubt halten, ließen sich sehr viele anführen. Der Lehrling ist fort von seinem Eintritt in die Lehre eine Art Maschine. Die ngen Leute werden vielfach so angestrengt, daß sie durch die Ueber⸗ strengung mit Verrichtungen, die gar nichts mit ihrem Lehr⸗ erufe zu tun haben, schon in jungen Jahren den Keim zur Schwind⸗ cht davontragen. Nur selten schreitet die Behörde ein; so gegen einen Druckereibesitzer in Schwiebus, der eine große Lehrlingszucht betrieb. Durch diese Lehrlingszüchterei werden die Leistungen des Handwerks erabgedrückt. Die Innungsmeister sträuben sich auch dagegen, daß er Fortbildungsunterricht nicht nach Feierabend, sondern während Arbeitszeit erteilt wird. Sie geben unumwunden zu. daß sie h nicht mehr aufrecht erhalten können, wenn ihnen dies Recht Lehrlingszüchterei genommen wird. 19 Meister in ossen be⸗ üftigen nur 16 Gesellen, aber 52 Lehrlinge. Sollte die Aufsichtsbehörde e solche Ausbeutung nicht für die Zukunt verhüten können? In einer einen Maschinenfabrik am selben Orte sind unter 40 Arbeitern 19 Lehr⸗ ge. In anderen Orten mag es noch schlimmer sein; es müßte trüber eine umfassende Statistik aufgenommen werden. Der Obermeister Tapeziererinnung Kreß hat in einer öffentlichen Versammlung in erlin die Mißstände der Lehrlingszüchterei klargelegt. Im Sub⸗ issionswesen vertreten wir den Standpunkt, daß alle öffentlichen auten durch die Regierung selbst oder die Kommunen in eigene egie genommen werden. Das Eigentümliche ist, daß die Innungs⸗ eitter sich selbst bei den Submissionen unterbieten, wie es im vorigen ahre beim Bau des Regierungsgebäudes bei den Tischlerarbeiten in votedam geschah, an welcher Submission sich auch der Tischlermeister auli beteiligte und seine Kollegen erheblich unterbot. Es nimmt sich sehr sonderbar aus, wenn er hier sich gegen das Unwesen der Sub⸗ ssionen ausspricht. Von jener Seite wird behauptet, wenn die Sozial⸗ orm so weiter gehe, dann werde das Handwerk konkurrenzunfähig genüber dem Auslande. Den Herren wird wohl davor bange, daß vlge der neuen Handelsverträge die Arbeiter zurefehr Hastet- und Last auf die Arbeitgeber abgewälzt werden könnt

(Schluß des Blattes.) 3

1““

vnd

Nr. 5 des „Ministerialblatts für Medizinal⸗ und

medizinische Unterrichtsangelegenheiten“, herausgegeben im

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten, vom 1. März hat folgenden Inhalt: I. Personalien. II. All⸗ gemeine Verwaltungssachen: 1) Erlaß vom 30. Januar 1905. betreffend Streitigkeiten zwischen Aerzten und Krankenkassen; 2) Erlaß vom 3. Februar 1905, betreffend die Berechnung der pensions⸗ berechtigten Dienstzeit der unmittelbaren Staatsbeamten. III. Prüfungswesen: Erlaß vom 14. Februar 1905, betreffend Be⸗ fähigungszeugnisse für Hühneraugenoperateure. IV. Unterrichts⸗ wesen: der Universitätsschriften’. V. Hebammenwesen: Erlaß voni 7.

1905, betreffend die Abgabe von Sublimatpastillen an Hebammen. VI. Wasserversorgung: Erlaß vom 11. Februar 1905, betreffend die Besichtigung der Wasserwerke mit zentraler Wasserversorgung. VII. Fürsorge für Kranke und Gebrechliche: 1. Erlaß vom 11. Fe⸗ bruar 1905, betreffend die Ueberwachung des Haltekinderwesens; 2) Erteilung der Erlaubnis zum Gebrauche des Roten Kreuzes an den Zweigverein vom Roten Kreuz in Guben. VIII. Bekämpfung der Trunksucht: Erlaß vom 26. Januar 1905, betreffend Fürsorge für die Eisenbahnbediensteten. IX. Seuchenbekämpfung: Nach⸗ richten über den Stand gemeingefährlicher Krankheiten. 8

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Aktiengesellschaften in Preußen 1902/03 nach Gewerbegruppen. ¹)

Nach einer in der „Stat. Korr.“ gegebenen, unten abgedruckten Uebersicht über das Ergebnis der Tätigkeit der Aktiengesellschaften mit dem Sitz in Preußen während des Geschäftsjahres 1902/03, unter⸗ schieden nach den Gewerbegruppen und den wichtigsten Gewerbeartea, findet man die meisten Aktiengesellschaften beim Nahrungsmittel⸗ und beim Handelsgewerbe; darunter sind am zahlreichsten die Brauereien und Effektenbanken, welche letzteren rund 27 v H. des Aktienkapitals aller Gesellschaften in sich vereinigen. Recht bedeutend ist dieses auch

eröffentlichung der Promotionen in den „Jahresverzeichnissen

beim bee ferner bei der Industrie der Maschinen usw. sowie besn Verkehrsgewerbe. Was den anderen Teil des Kapitalvermögens, den Reservefonds, anlangt, so ist er beim Versicherungsgewerbe aus leicht erklärlichen Gründen nur um ungefähr drei Zehntel geringer, als das Aktienkapital; bei der chemischen und der Lederindustrie macht er über ein Viertel von diesem aus. Bei den meisten übrigen Gruppen übersteigt er den gesetzlichen Mindestbetrag oder erreicht ihn nahezu; recht niedrig ist er bei der Holzindustrie und dem Ver⸗ sohrsgewerbe. Dem gesamten Kapitalvermögen stellen wir nur die langfristigen Schulden gegenüber, als welche Obligationen, Anleihen und Hypotheken zu gelten haben. Die bedeutendste Schuldenlast be⸗ merkt man beim Beherbergungsgewerbe, wo sie das Vermögen um fast drei Zehntel übersteigt. Die verhältnismäßig recht hoben Schulden der Immobiliengesellschaften bestehen, entsprechend der Eigenschaft ihres Betriebes, zu rund 70 v. H. in Hypotheken; sehr gering sind die Schulden bei den Hypothekenbanken und dem Ver⸗ sicherungsgewerbe.

Das finanzielle Ergebnis des Geschäftsjahrs für die Gesamtheit der Gesellschaften findet man, wenn man von dem gesamten Rein⸗ gewinn der mit einem solchen abschließenden Aktiengesellschaften den gesamten Reinverlust der eine Unterbilanz aufweisenden abzieht. Hiernach ergibt sich ein beträchtlicher Mehrverlust beim Beherbergungsgewerbe und ein geringerer bei den „sonstigen Gesellschaften“ sosie bei der Industrie der Leuchtstoffe. Alle übrigen Gruppen haben einen Mehr⸗ gewinn erzielt, und zwar den bedeutendsten das Versicherungsgewerbe, welchem schon in weitem Abstande die chemische, die Lederindustrie nnnd von den Unterarten die Zuckerfabriken und der Kohlenbergbau olgen.

Für die Aktionäre ergab sich ein in Dividenden bestehender Rein⸗ gewinn bei der Mehrzahl der Gesellschaften aller Gewerbegruppen mit Ausnahme der Industrie der Steine und Erden, der Metall⸗ verarbeitung, der Maschinen⸗, der Holz⸗ und Schnitzstoffindustrie sowie der sonstigen Gesellschaften“. Dividendenberechtigt war aber außer in der letzten Gruppe überall der größere Teil des Aktienkapitals, dessen Verzinsung durchgehend eine höhere als die landesübliche war. Die bedeutendste Dividende bemerkt man beim Versicherungsgewerbe, sodann bei der Leder⸗ und der chemischen Industrie, bei den Zuckerfabriken und beim Kohlenbergbau.

Zahl der Gesellschaften

davon

divi⸗ denden⸗ zahlende

Millionen dert⸗ Mark

teilen 1

Kapitalvermögen

2 V Reservefonds

kapital haupt

Gewerbegruppen bezw. v. H. des Aktien⸗ kapi⸗ tals

Obligationen,

haupt Millio⸗

Mark

Mehr⸗ gewinn (+)bzw. Mehr⸗ verlust Hun⸗ dert⸗ teilen des Aktien⸗ kavitals

Schulden [Rein⸗ Rein⸗ (Anleihen, ge⸗ ver⸗ winn lust

Der dividendenzahlenden Gesellschaften

Aktien⸗ kapital

Hypotheken) Dividenden⸗

der mit einem summe

solchen ahichljehenden Gesellschaften

Millionen Mark

über⸗ über⸗ haupt 1S haupt Millio⸗ ge⸗ Millio⸗

nen „3, nen

Mark samten Mark

über⸗

ren

v. H. des vermögens berechtigten Kapitals

59,4 54,9 70,0 48,6 46,5 49,1 47,3 50,0 82,2 65,4 54,5 62,9 80,8

1218,90 727,43 418,35 234,16 137,62 789,56 300,88 464,41

-177,34

52,63 156,09 40,24 39,94

196,69 110,79 80,48 25,53 16,83 116,29 49,20° 16,4 61,10 13, 46,02 . 6,18

11,76 3,19 10,02

1,61 1 72,09

16,1 15,2 19,2 10,9 12,2 14,7

1) Bergbau, Hütten usw. davon a. Erzbergbau. b. Kohlenbergbau 2) Ind. d. Steine u. Erden 3) Metallverarbeitung . . 4) Ind. d. Maschinen usw. davon a. Maschinen. b. Elektrotechnik 5) Chemische Industrie. 6) Ind. der Leuchtstoffe. 7) Textilindustrie... 8) öö 9) Lederindustrie .. . . 10) Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe.. 41 4 11) Nahrungsmittelindustrie 69,8 davon a. Getreide⸗ 8 ü 8 68,4 b. Zucker⸗ fabriken 2).. 53,4 c. Brauereien ⁴) 80,2 12) Bekleidungsgewerbe. 70,0 13) Polygraphische Gewerbe 57,7 14) Handelsgewerbe 8 80,1 davon a. Effektenbanken 90,8 78,6

36,82 505,35

36,53 2,91

4 3 0 103,42 17,56 17,0 281,02 43,16 154 2 7 6 6 3

15,80% 1,03 22 7 2255,80 418,61 18., 1811,37 372,78 20,

214,83

204,54 79,09 765,37 25,32 63,58 6622,42

b. Hypotheken⸗ bancen n 8 c. Immobilien⸗ Jqgec sellschaften ³) 15) Versicherungsgewerbe . 16) Verkehrsgewerbe . . . 17) Beherbergung usw... 18) Sonstige Gesellschaften) zusammen..

14 105%

77 256 22 230 2554

32,90 15,

70,4 4,5 15,5 7,7 15,5

55,64 34,06 3,92 4,92 1026,61

V 0

—1, 36 ““ 84,3 2

261,85

1761,80

962,34 529,48 379,58 132,19 82,59 530,59 188,35 325,66 170,60 39,65 94,07 26,38 32,42

22,88 414,65

25,49

69,26 249,46 10,55 22,23 2043,85 1763,96

147,13

117,14 70,48 475,64 21,03 28,68 5180 82

v. H. des bezugs⸗

327,91 199,89 118,65 77,06 27,44 317,59 72,15 239,78 55,05 14,53 45,50 15,74 8,90

13,20 217,21

8,73

30,44 156,04 2,55 7,00 288,71 89,63

2,27 1

128,75 66,00 55,67 13,82

9,02 53,16 21,75 28,13 31,44

3,82

9,58

3,19

7,08

1,63 56,83

2,03

14,42 30,20 1,11 0 2,28 1, 194,78 16, 161,86 13, 17,11

13,69 29,64 33,89 1,79 2,89 3,17 3,58 584,98 105,76

22,12 17,43

98,32 49,54 42,96

9,12

6,64 36,51 14,24 20,01

dPSSSSD

DOSSÖSEÖSnoSSSGUGwbo

dDdoOoOnnSSNDSDS=ES=g

ovototo gesamten Kapital⸗

2SSScCSS

¶ꝙSSge 5 8SS. S. b0 S

22,54 16 15 6,09 1,16 4,09 3,60 1,09 0,63

0,76

5,67

C000. b0 USU,90080”EOS

SeSI S⸗ bo do bo 9

-

S.bo

2* 88 S

Q

0,25

8889

0,75 1.,99

4 0 8 2

Srgbo

bobo SSo ꝓꝗꝙ% CEDOEDOCg

-oSIdSe n] d5SODSSISdbo

7 7 1 7

00 σ22

0,02

2,29 0,99 4,24

oISUSSCnOdoSD

02 4 1SSESSSD

0

32,8 37,74 129,1 42,24 61,7 23,0

45,1 78,2

SSUü=S’ 0 2—S—-'

II†eebenn

409,88

¹) Vergl Nr. 10 des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ vom 12. Januar d. J. ²) einschl. der Brotfabriken. ²) einschl. der Zuckerraffinerien. *) einschl. der Mälzereien. ) einschl. der Baubanken.

⁴) Wohltätigkeitsanstalten, Studentenhäuser, Theater asw.

4 8 Zur Arbeiterbewegung.

Eine neue Lohnbewegung unter den Berliner Omnibus⸗ angestellten soll, wie hiesige Blätter melden, in Aussicht stehen. Als Grund dafür wird unter anderem angegeben, daß einzelne Auf⸗ sichtsbeamte in den Depots den Angestellten den Besuch gewisser Versammlungen untersagt hätten. Die Direktion hat daraufhin folgende Bekanntmachung erlassen: „Den An⸗ gestellten ist wiederholt im Auftrage der Direktion durch die In⸗ pektoren bekannt gegeben worden, daß sie mit Wünschen irgend welcher rt stets durch die seinerzeit festgeseßte Zwölferkommission an die Direktion herantreten können und be dieser stets Gehör finden werden. Es ist auch den Angestellten wiederholt anheimgestellt worden, die Zwölferkommission ergänzen oder neu wählen zu können. Wir wiederholen daher unsere Aufforderung an unsere An⸗ estellten, daß sie Beschwerden oder Wünsche durch die Zwölfer⸗ ommission der Direktion unmittelbar vorbringen können, daß wir dagegen jede Einmischung von unberufener Seite auch diesesmal wieder energisch zurückweisen werden.“

„In Barcelona hielten, wie „W. T. B.“ berichtet, die be⸗ schäftigungslosen Arbeiter am Sonntag eine Versammlung ab. Nach Schluß der Versammlung versuchten sie, den Verkehr der Trambahn zu verhindern, indem sie Steine auf sie warfen und mit Revolvern schossen. Die Polizei zerstreute die Menge und verhaftete zwölf Personen. 81

Kunst und Wissenschaft. 8

A. F. Am 24. Februar ist bekanntlich im Simplontunnel die letzte Minensprengung und der Durchschlag erfolgt und bereits 8 Tage später erfreut die Urania durch die Generalprobe des neuen Vortrags „Der Simplon und sein Gebiet“, der das soeben vollendete große Werk, dem in den letzten Monaten die Augen der Kulturwelt mit Spannung gefolgt sind, bis zu dem glücklichen Schluß in der Vorwoche begleitet. Die große Fahl der vorgeführten Lichtbilder be⸗ lehrt darüber, daß es April oder Mai des Vorjahrs gewesen ist, wo die beiden Verfasser des in zwei Teile gegliederten Vortrags an Ort Stelle weilten, um sowohl die Arbeiten am Tunnel zu. studieren, ihn zu befahren und außen wie innen viele charakte⸗ httleb⸗ Aufnahmen zu machen, als auch die alte Straße über das Gebirge, deren Verkehr durch den Tunnel schwere Einbuße erfahren wird, kennen zu lernen, ihre besonderen Reize, bevor ein Teil von ihnen verblaßt, mit kundigem Blick zu erspähen und das Bezeichnendste und Schönste davon auf die photographische Platte zu

bannen. Diese Zweiteilung war ein guter Gedanke: Professor Dr. 5. Koppe⸗Braunschweig übernahm den ischen Teil, Di Dr.

P. Schwahn die landschaftliche Schilderung. Als Frucht dieser ersprieß⸗ lichen Zusammenarbeit entstand der erste, von Professor Dr. Koppe verfaßte Teil des Vortrags „Die Alpenbahnen und der Simplontunnel“, der Technisches, Historisches und Biographisches gefällig mit Landschaftlichem wechseln läßt, und anderseits die im zweiten Teil gegebenen, von Dr. Schwahn verfaßte Schilderung einer Wanderung „über den Simplonpaß von Brig in Ober⸗ wallis bis zum Lago Maggiore“. Beide Vorträge halten Ohr und Auge unausgesetzt gefesselt. Das zu erreichen, war wenigstens für den technischen Teil der Darlegungen sicher eine schwere Aufgabe; aber Professor Koppe hat sich ihrer mit großer Liebe und ebensolchem Geschick und mit feinem Gefühl für das dem vorliegenden Zweck Angemessene entledigt. Er schenkt den Hörern nichts, was zur Ge⸗ winnung eines vollständigen Bildes der Entwickelung des Tunnel⸗ baues und im besonderen des Simplontunnels gehört; aber seine Mitteilungen wissen den Ton belehrender Unterhaltung, die nie er⸗ müdet, vorzüglich zu treffen. So empfangen die Hörer mit Hilfe der gut gewählten Lichtbilder deutliche Vorstellungen von den Durch⸗ ohrungsarbeiten, ihren unsäglichen Schwierigkeiten und Gefahren und folgen gespannt den einzelnen Phasen des gewaltigen Unter⸗ nehmens bis zum glücklichen Schluß. Doch wie eine Befreiung von dem überwältigend großen Eindruck, den die Beschreibung der mühevollen Arbeiten im Innern des Berges zurückläßt, dem zwie⸗ spältigen Eindruck der Nichrigkeit des Menschen einerseits, der Genug⸗ tuung über die hier entfaltete Beherrschung der Naturkräfte ander⸗ seits, mutet alsdann die frische Schilderung an, welche Dr. Schwahn über die Herrlichkeiten der Alpenwelt beim Aufstieg zur Paßhöhe der Simplonstraße und von da hinab nach Welschland entwirft. Man be⸗ gern aus dem im Schmuck der Baumblüte prangenden

berwallis hinauf zum Simplonhospiz, das Napoleon I., der Urheber dieser Straße, die gerade jetzt vor 100 Jahren fertig wurde, zu einem militärischen Kasernement bestimmt hatte, dann durch die romantische Gondoschlucht abwärts, nach Iselle, der Südseite des Tunnels, und weiter, bis fast plötzlich die lachenden Fruchtgärten der Lombardei sich den Blicken zeigen und man beinahe unvermittelt aus dem Hoch⸗ gebirge in der fruchtbaren Ebene anlangt. Seinen Abschluß findet der

eite Teil durch einen Besuch am Lago Maggiore und auf den Borro⸗

meischen Inseln, endlich durch einen Blick auf den herrlichen Mailänder

Dom, womit neben den technischen Wundern von Menschenhand und den Reizen der Gebirgswelt auch der künstlerischen Betätigung des Menschen in einem ihrer schönsten Werke der Zoll der Bewunderung entrichtet ist. Diese neue Darbietung der „Urania“ dürfte sich aller Wahrscheinlichkeit nach als von großer Anziehungskraft erweisen, nicht bloß ihres aktuellen Inhalts und ihrer wohldurchdachten Gliederung ch wegen der Fülle der in jeder Beziehung schön 6 116“ 8 ““

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