1905 / 110 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 10 May 1905 18:00:01 GMT) scan diff

4. Vorstellung im Sonderabonnement des Richard

weil die Eltern auf alle und jede Rechte als Erzieher verzichten und sich von den unerwachsenen Kindern alles gefallen lassen. „Was wollt Ihr?“, sagte der Gewährsmann des Vortragenden, „wir sind doch die Verständigen, die Kinder die Unverständigen, laßt sie nur erst verständig werden!”“ Die Welt außerhalb Grön⸗ lands kennen zu lernen, wurde von den Eskimos abgelehnt, die Vorteile der Kultur zu genießen nur dann angenommen, wenn nicht nur einige unter ihnen, sondern alle ihrer keilhaftig würden. Ein herzliches Lachen ist diesen Menschen eigentümlich! egen den Schluß des Aufenthalts schritten die drei Reisenden noch zu anthro⸗ pologischen Messungen. Ende August waren sie wieder in Kap York, in den Niederlassungen der christlichen Eskimos zur Fortsetzung hrer kulturellen Studien. Die Lichtbilder Typen der grön⸗ Augen.

In ihrer küngst abgehaltenen Generalversammlung hat die „Kantgesellschaft“ beschlossen, den Preis für die von ihr gestellte Preisaufgabe „Kants Begriff der Erkenntnis, verglichen mit dem des Aristoteles“ von 500 auf 600 zu erhöhen und einen zweiten Preis von 400 auszusetzen. Die Bedingungen der Preisbewerbung sind von Professor Dr. Vaihinger in Halle a. S.

zu beziehen. Land⸗ und Forstwirtschaft.

In Münster fand gestern die Generalversammlung der Landschaft der Provinz Westfalen statt. Aus dem der⸗ selben erstatteten Jahresbericht für das Jahr 1904 ergibt sich, daß in diesem Jahre der Landschaft 234 neue Mitglieder mit einem Gelgihuna. von 5 957 400 beigetreten und nach Rückzahlung 67 Mitglieder mit einem Beleihungskapital von 2 671 900 ausgetreten sind. Die reine Zunahme beträgt also 167 Mitglieder mit einem Beleihungskapital von 3 285 500 ℳ, sodaß das Jahr mit einer Mitgliederzahl von 3663 und einem Beleihunaskapital von 66 118 700 abschloß. Der Reservefonds betrug am Jahresschlusse 1 150 788.45 Dem „Eigentümlichen Fonds“ wurden aus dem Ueberschuß 45 975,65 zugeführt, sodaß dessen Bestand auf 203 524,70 stieg. Eine Zwangsverwaltung oder Zwangsverkäufe haben im Berichtejahre nicht stattgefunden, jedoch mußte in 71 Fäͤllen (gegen 102 Fälle im Vorjahre) das Zwangsvollstreckungsrecht angewandt werden. Abgesehen von Fällen der Vererbung, erfolgten 357 Besitzwechsel gegen 312 im Vorjahre. Zum Zwecke der Beleihung wurden 210 Taxen gegen 170 im Vorjahre aufgenommen. Die Darlehen werden gegenwärtig fast ausschließlich in 3 ½ % igen Pfandbriefen genommen. Seit dem 1. Januar 1905 sind bis jetzt 153 neue Darlehen im Gesamtbetrage von 2 088 600 genommen worden.

1 St. Petersburg, 9. Mai. (Meldung der „St. Peters⸗ burger Telegraphenagentur“.) Im allgemeinen ist der Stand der Wintersaaten in Rußland befriedigend. Winterweizen ist besser als mittel. Roggen ist mittel. Gut ist der Stand der Saaten in den Gouvernements Kursk, Charkow und dem groͤßten Teil von Poltawa; besser als mittel in Woronesch, Orel, Minsk und Grodno; mittel in Kowno, Kaluga, Tschernigow, Saratow und Tambow; niedriger als mittel in den baltischen Gouvernements und in Wilna, Tula, Pensa und Samara.

Verkehrsanstalten.

Nächste Postverbindungen nach Swakopmund und Lüderitzbucht: 1) für Briefsendungen mit englischem Dampfer ab Southampton am 13. Mai, in Swakopmund etwa am 4. Juni, in Lüderitzbucht etwa am 9. Juni. Letzte Beförderungen am 12. Mai ab Cöln 6,1 Nachmittags, ab Oberhausen 7,84 Nachmittags, ab Berlin Schlesischer Bahnhof 11,23 Vormittags. 2) für Pakete mit dem voraussichtlich am 13. Mai von Hamburg abgehenden Reichs⸗ postdampfer „Koͤnig“, Schlußzeiten werden noch veröffentlicht werden. Nach Abgang des „König’ mit dem in der Nacht vom 16. zum 17. Mai von Hamburg abgehenden Woermanndampfer „Professor Woermann“, der in Swakopmund etwa am 9. Juni eintrifft, Sch in Hamburg am 16. Mai 3 Nachmittags. Letzte Beförderung a Berlin am 15. Mai 11,45 Nachts. Die nächste Post aus Swakopmund ist zu erwarten am 14. Mai, Abgang am 19. April.

Irkutsk, 9. Mai. (Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur“.) Die Bahn, die um den Baikal⸗See führt, ist d einen Bergrutsch auf eine Strecke gesperrt

worden. Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus.

Zur gestrigen Schiller⸗Gedächtnisfeier hatte das Königliche Schau⸗ pielbaus den „Wil helm Tell: neu einstudiert und szenisch glänzend ausgestattet. Die Vorstellung, die vor ausverkauftem Hause stattfand, bot eine bis in die Einzelheiten fein ausgearbeitete künstlerische Leistung oll Kraft und Feuer. Herr Matkowsky als Tell gab das Beste seiner

schen und reifen Kunst und schuf eine lebendige igur so voll Herz⸗ lichkeit und Wärme, so mitreißend in ihrer gerechten Empörung, daß der Beifall der Zuhörer einen faft tumultuarischen Charakter annahm, und der Künstler, entgegen dem Brauch des Hauses, vor der Rampe cheinen mußte. Die Darstellung des Tell durch Matkowsky war

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Teile seiner Dar⸗ szene und in jener der Anteil des Publikums aber auch die dramatischen t sich als Meister Natürlichkeit, mit der er seinen tz der eigenen Person etwas ie Liebenswürdigkeit, mit der er die Hoheit, mit der er ihn dem ließ, waren erordentlichen, temperament⸗

Morgen, Donnerstag, Abends 7 ½ Uhr,

veranstaltet der Königliche Bernhard Irrgang in

der Heiligkreuzkirche Mitwirkende sind: Fräulein Henriette Gottlieb err Ludwig Schubert

Aufgeführt werden

aus einem Guß; da ist man kaum berechtigt, einzelne stellung besonders hervorzuheben. JI in der „hohlen Gasse“ steigerte sich

zu seiner Höhe. Diese Szenen bedeuten Höhepunkte, seiner Kunst bewies die schlichte Tell, dem das Helfen unter dem E Selbstverständliches ist, einführte, ihn unter den Seinen zeichnete,

gegenübertreten falls unübertreffliche Leistungen einer auß

n der Apfelschuß Musikdirektor das 37 5. Konzert. (Sopran), Frau Dr. Gertrud (Tenor) und Herr Alexand u. a. Ciaconne von Pach

Der Eintritt ist frei.

Das bekannte und beliebte Mitglied des Berliner Theaters Wenck ist, wie biesige Blätter melden, 52 Jahre hier nach laͤngeren Leiden gestorben. Seit 1872 auf

Fischer (Alt), er Altmann (Violin

Matkowsky elbel und 94. Psalm (große Orgelsonate)

und wenn

von Reubke.

Fräulein Klara alt, vorgestern

reußis

11“ 11111““ ““

chen Staatsanzeig

Charakterisierungskunst. der Bühne tätig, war sie etwa zehn Jahre am Wallnertheater enga⸗

Berlin, Mittwoch, den 10. Mai

einschließlich die der Nebensiguren, Linie seien Herr Molenar als Geßler genannt, Tyrannenfigur überzeugend zu zeichnen wußte, Werner Attinghausen, Herr Kraußneck als Walter Fürst. rau Butze, rakteristische, neuen Dekorationen boten stimmungsvolle und fein schaftsbilder und erhöhten so die Wirkung des Stücks a Die Regie, die in den Händen des Herrn eschickt und feinsinnig. ellten ihr schwere Aufgaben, die sie aber trefflich löste. hafte Aufführung zeigte, daß das Koͤnigliche Schauspielhaus der „Tell“ einst seine Erstaufführung erlebte, bi würdigste Heimstätte geblieben ist.

Nationaltheater.

In der gestrigen Aufführung der Oper „Die F Donizetti waren drei Rollen durch Gäste b allerdings hbier nicht zum ersten Male. stimme und seine Fähigkeit, in geschmackvoll

verdienen volles Lob. In erster der eine unheimliche dann Herr Pohl als Stauffacher

ter und kehrte nach einem mehr⸗ Jahre 1897 dauernd hierher hat sie hier in

giert, kam dann ans Residenzthea jährigen Engagement in Breslau im onders im Fache der „komischen Alten“ s Jahren mebrfach Proben ihrer hervorragenden Be⸗ Für die nächste Spielzeit war sie dem Lustspielhause

als Werner Fräulein Lindne

lebensvolle

den letzten se⸗ err Zeisler gabung abgelegt.

Mannigfaltiges.

Berlin, den 10. Mai 1905.

Die deutsche Seemannsmission hat be

Schiffsjungenzent mit Freude begrüßen,

selbstlose Stelle

etönte Land⸗ ufs glücklichste. g, erwies sich als figurenreichen Volksszenen Die meister⸗

lossen, in Stettin eine an wird diesen Beschluß denn er dürfte eine wirklich zuverlässige und nvermittelung für die angehenden jungen begründen und sie vor Ausbeutung sch der Konferenz der Berufsarbeiter und in Danzig, dem Seemannspastor Münchmeyer die Einrichtung einer Schiffsjungenzentrale in Stettin zu übertragen, wurde auch vom omitee fuͤr deutsche evangelische Seemannsmission in Berlin unter⸗ stützt und dahin erweitert, daß dies ihre Tätigkeit auch auf das ganze, in Binnenland ausdehnen möchte. ersten Unterhandlungen mit allen in Frage kommenden Häfen Bremen, getan worden, Schiffsjungen, die Reihe nach Erledigung finden können. elegenheit sind zu richten an den Seemannspastor R. Münchmeyer in Stettin, Seemannsheim.

Die wildbewegten, rale einzurichten.

8 heute seine Der einmütige Beschluß v1““ reunde der Seemannsmission

prit Den König e Schiffsjungenzentrale allmählich

den Bereich des Komitees fallende Stettin aus sind bereits die irmen, Reedereien und Kapitänen in auch in Hamburg und 1— ngesuche der sich meldenden glichst frühzeitig einzusenden sind, der Alle Anfragen in dieser An⸗

sang Herr Luria, wohlklingende, ausgiebige Bariton seinem Vortrag

bekannt, ebenso aber leider seine Neigung zu Uebertreibungen.

wirkt infolgedessen oft manieriert. Die Leonore gab Madame Wyns se Stellenge Die Künstlerin, deren Erscheinung durchaus angenehm und deren Spiel, wenn auch nicht farbig genug, so doch sehr annehmbar ist, verfügt über einen umfangreichen allerdings ein wenig gepreßt, dafür tieferen Lage Wie die meisten französischen Sänger e Stimme und Terxt vorzüglich. daher auf ernsteste Beachtung Anspruch machen. fand in der schöne Höhe glänzen zu la Ensembleszenen eine ausgezeichnetes Gepräge verliehen. unter der anfeuernden und zielbewußten Leitun Erben in sehr anregender Weise. Halévysche Ope wirkten, hatte vi

von der Großen Oper in Paris.

Mezzosopran, der in der Höhe in der Mittel⸗

und Klangschönhbeit verstorbene Amtsgerichtsrat a. D.

Aachen hat durch Testament dem Aachen und dem evangelischen Kranken⸗ elbst ein Vermögen von je etwa 350 000 vermacht.

Der am 27. Januar d. Paul Waldthausen zu

ünstlerin darf b - rauenverein zu

Herr Alberti Rolle des Fernando Gelegenheit genug, seine kraftvolle, ssen. So erfüllte das Haus manchmal in großen e schöner Tonwirkungen, die der Aufführung ein In ihrer Gesamtheit verlief sie g des Kapellmeisters uch die am Tage zuvor gegebene r „Die Jüdin“, bei der ebenfalls zwei Gäste mit⸗ 1 ele Vorzüge und lieferte den Beweis dafür, daß man auf der Bühne am Weinbergsweg bemüht ist, die Opernvorstellungen auf einen u bringen. Für den indisponierten Herrn ti als Gast die Partie des Eleazar, und b arakteristisch. Eine etwas zu flache Tongebung und einige störende Eigentümlichkeiten in der Textaussprache sind das Einzige, was an seiner fesselnden Leistung auszusetzen wäre. Herr Röseling (Kardinal), zeigte sich im Besitz einer au weichen und wohllautenden e musikalischen Sicherheit.

sich dagegen einige Ungewandtheit, die durch überwinden ist, bemerkbar. Ueberraschende Fortschritte hat gemacht, die in der Rolle der Recha nur 9 die die Wirkung ihres Gesan in lyrischer Tenor, der Gutes für die Nikow (Leopold), und als Prinzessin bew ihr bemerkenswertes gesangliches H 1 sich die verständig instenierte Aufführung auf achtbarer Höhe.

evangelischen hausverein da

Weimar, 10. Mai. (W. T. B.) Heute begann hier der Verbandstag deutscher hundert Delegierte erschienen, eutschlands vertreten.

Studentenvereine. die fast alle Universitäten und technischen 8 Den Hauptgegenstand der Ver⸗ e nicht öffentlich sind, bilden die Charlottenburger

Hochschulen bandlungen, di

möglichst hohen Stand 2

Alberti san Bern, 9. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Plenarsitzung

der Internationalen Arbeiterschu chen sich die Delegierten t Verbot Verwendung weißen Phosphors in der Zündhölzchen⸗ industrie aus, teils machten sie ihre endgültige Entscheidung entweder von weiteren Verhandlungen mit den auf der Konferenz nicht vernretenen überseeischen Konkurrenzstaaten oder von eingehenderer Aussprache in der Kommission abhän rats, betreffend Verbot der Nachtar Delegierten sehr sympathisch begrüßt.

Kansas City, 9. Mai. (W. T. B.) Ein Tornado hat ein hauptsächlich aus Privathäusern bestehendes Stadtviertel von

Man schätzt die Zahl der Getöteten utherische und die methodistische Kirche sowie das Theater mit den angrenzenden Gebäuden liegen in Trümmern. Heute früh wurden schon 24 Leichen nach der Morgue in gebracht; weiter sind 35 Verle aus der Umgegend werden gro der Toten und Verletzten ist noch nicht festgestellt.

Bombay, 10. Mai. (W. T. B.) Nach einer Meldung des ch ein heftiges Erdbeben in er etwa 200 Yards hinter der elegene Kuhgando⸗Berg sank in sich zusammen. onen sind durch einen Erdrutsch verschüttet worden. In der Stadt Benderabbas selbst schwankten die Häuser, und m Türme und Gebäude stürzten ein. wurden fünf Erdstöße beobachtet. täglich vorgekommen. wohnen in Hütten außerhalb der Stadt. westlich von Benderabbas gelegene Stadt Sarn⸗ schwer gelitten haben.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der E

Herr Lugar konferenz (vgl. Nr. 109

d. Bl.) spra ls vöͤllig zustimmend zum

Der zweite Gast, Berordentlich Baßstimme

erkennenswerten Der Vorschlag des Bundes⸗

weiteres Studium zu ¹ eit der Frauen, wurde von den

Astrid Lous anfangs jene flackernde Ton⸗ ges beeinträchtigt. ukunft verspricht, ist Herr räulein von Lichtenfels

im übrigen bewegte

bung hören ließ,

Marquette (Kansas) zerstört. auf über zwanzig. Die schwedisch⸗l

Marquette ungen bisher bekannt geworden. e Verwüstungen gemeldet. Die Anzahl

Im Königlichen Opernbause wird morgen, Donnerstag, „Die Entführung aus dem Serail“ von W. A. Mozart unter der Leitung des Kapellmeisters Dr. g (Constanze), Kauffmann (Blonde), (Osmin), Jörn (Belmonte), Lieban (Pedrillo), Krasa (S den Hauptrollen beschäftigt.

Im Königlichen S

Muck aufgeführt. die Herren Mödlinger elim) sind in

Schauspielhause wird morgen Schillers „Die Verschwörung des Fiekco zu Matkowsky als Fiesco ge

„Reuterschen Bureaus“ ereignete

Trauerspiel Benderabbas am 25. April.

Genua“ mit Herrn 1 ends von 6 bis 7 Uhr, in der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtniskirche stattfindenden Orgelkonzert werden und der Königliche Kammermusiker Die Orgel spielt Professor itet: Orgelsonate ge von H. Reimann, Arien von von H. Reimann,

Während des Nachmittags Erderschütterungen sind seitdem Die Einwohner sind von Furcht ergriffen und Wie berichtet wird, soll die Town ebenfalls

Fräulein Betsy Schot (Gesang) Paul Müller (Violine) mitwirken. Das Programm lautet: Rheinberger, Präludium und Tripelfu Bach, Lieder aus dem „Deutf Violinsonate von Locatelli.

Reimann.

chen Geistlichen Lied“ . Karten zu 50 sind bei Bote u. Bock (Leipziger Straße), bei Bernhard Siezel (Tauentzienstraße 9) und Abends an dem Haupteingang

der Kirche zu haben.

123. Abonnementsvorstellung. Die Ent⸗

ührung. aus dem Serail. Oper in 3 Akten Lessingtheater. Donnerstag: Nexueinstudiert: von Wolfgang Amadeus Mozart. Text von Bretzner. Nora. Anfang 8 Uhr.

b 15 b Freitag: Elga. Regie: Herr Regisseur Braunschweig. Anfang 7 ½ Uhr. Sonne 8 e 1—

Schillertheater. o. ½ Uhr. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Neues Operntheater. Jung⸗Heidelbers. Operette Komödie in 3 Akten von Lothar Schmidt. in 3 Akten von L. Krenn und C. Lindau. Musik Freitag, Abends 8 Uhr: Die Herren Söhne. von Karl Millloͤcker. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend, Abends 3 Uhr: Das Heiratsnest. Freitag: Opernhaus. 124. Abonnementsvorstellung. H. (Friedrich Wilbelmstädtisches Theater.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Gyges und sein Ring. Eine Fas ee in 8 v,.. * reitag, Abends br: es und sein Ring. gehoben. Etwa noch Abends 8 nbens .

Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Muck.

Verschwörung des Fiesco zu Genuaäg. Ein republikanisches Trauerspiel in 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller. Regie: Herr Keßler. Anfang

Wagner⸗Zyklus. Lohengrin. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr. Dienst⸗ und Freiplätze sind vorhandene Billette bierzu werden in der bisher üblichen Weise zu gewöhnlichen Preisen verkauft.

Schauspielhaus 48. Abonnementsvorstellung. Theater des Westens. (Kantstraße 12. Bahn⸗

1 . . hof Zoologischer Garten.) Donnerstag (28. Vor⸗ zügen von Wolfgang von Goethe. Anfang 7 ½ Uhr. stellung im Abonnement): Der Bettelstudent.

Neues Operntheater. Jung⸗Heidelberg. Operette Freitag (28. Vorstellung im Abonnement): Der

Akten von 2 Krenn und C. Lindau. Musik Postillion von Longjumeau.

Millöcker. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend, Nachmittags

9 reisen: Wilhelm Tell. Abends 7 ½ Uhr: Gast⸗

Die Fleder⸗

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu balben Preisen: vr bends 78 Uhne Ber privathozent. Der Ziakunerbaron. Abends 7 ½ Uhr: Der

Iphigenie auf Tauris. Schauspiel in 5 Au

.“ Deutsches Theater. Donnerstag, Abends maus. 7 ½ Ubr: Der Privatdozent.

nabend, Aberds 8 Uhr: Der Pfarrer von Bettelstudent.

Nirchfeld.

Soantag, Abents 3 Uhr: Der Pfarrer von Nationaltheater. (Direktion: Huge Becker. 9 111““ Donnerztag:

Weinbergsweg

Berliner Theuter. Donnerstag: Alt⸗Heidel⸗

Theater. Donnerstag: Ein Sommer⸗ nachtstraum.

Freitag Die eis erne Krone. 18 3 Sonnabend: Zum ersten Male: Tata⸗Toto. Aönigliche Schauspiele. Donnerstag: Opern⸗ Sonntag: Tata⸗Toto.

Trianontheater. riedrich- und Universitätsstraße.) Donnerstag und Ihr zweiter Mann.

(Georgenstraße,

Custspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Donners⸗ tag, Abends 8 Uhr: Der Familientag.

Freitag, Abends 8 Uhr: Der Familientag.

Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Familientag.

Nrs aixasEeaixdeAaAnaHeannnxenedn-MeteneeSe e

Familiennachrichten.

Frl. Cécile von Klei

auptmann Arthur von Rhein Spandau). Frl. Martina Trefftz mit dem Kammergerichttreferendar esse Edlen von rl. Olga von Carl Hesse (Königsberg Käathe Bösenberg mit Hrn. (Leipzig⸗Schleussig Friedrichsha Frl. Elsbeth Vogel von Falckenstein mit Rittergutsbesitzer Friedrich von Risselmann (Ko N.⸗M. Görbitsch).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Major von Altrock Gestorben: Hr.

Anfang 8 Uhr.

Residenztheater. (Direktion:Richardlexander.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Herzogin Crevette. (La Duchesse des Folies-Bergère.) 1 Vorspiel und 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Bearbeitung von Benno Jacobson.

Freitag und folgende Tage,

Herzogin Crevette.

Verlobt: nsorgen mit Hrn.

(Wallnertbeater.) aben (Berlin

Schwank in

Leipzig Berlin). obloch mit Hrn. Landrat Dr. Labiau, Ostpr.). Frl. Pastor Friedrich Jäckel en bei Berlin).

Abends 8

riedrich Hebbel. (Dresdener Stra

Thaliatheater. en⸗Oper. Donnerstag und

Gastspiel der Wolzog

D ibalte. er Lelbalte folgende Tage: Die Bäder von Lucca.

Bentraltheater. Dekorationen und Kostümen: Die kleinen Lämmer. s petites brebis.) Vaudeville in 2 Akten von Louis Varney. Anfan

Freitag und folgende

Donnerstag: Dr. Eduard

Generalarzt z. D. von Fichte (Stuttgart). Hr. Kommissionsrat Wilhelm Hanke (Löwenberg i. Schl.). Hr. uptmann Bernhard Schmidmann gen. von

Zu kleinen Wuthenow (Dresden).

e: Die kleinen Lämmer. Sonntag. Nachmittags: Der Troubadour.

piel von Julius Spielmann. Abends: Die kleinen

Verantwortlicher Redakteur Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32,

Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage

Bellealliancetheater. (Bellealliancestraße 7/3 Direktion: Kren u. Schönfeld.) Donners 8 Uhr: Liebesmanöver. Kurt Kraatz und Freiherrn von Schlicht.

Freitag und folgende Tage: Liebesmanöver.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu kleinen Preisen:

um ersten Male: Haus in der Falle.

Brüder vom Steinhof. Abends 8 Uhr: Liebesmanöver.

Lustspiel in 3 Akten von

12 a 13 b.) Favoritin. Anfang 8 Uhr.

Figaros Hochzeit. onnabend: Das Glöckchen des Gremiten. berg. Anfang 7 ½ Uhr (Gastspiel von Madame Wyns.)

Die Schillerfeier. 8— Zur Teilnahme an der zum hundertjährigen Todestage

Friedrich Schillers im Königlichen Opernhause ver⸗ anstalteten Gedächtnisfeier hatten Rektor und Senat der Königlichen Friedrich Wilhelm ⸗Universität für den 9. Mai, Vormittags 11 Uhr, eingeladen. Lange vor dieser Stunde waren die weiten Räume des Opernhauses von einem festlich gekleideten Publikum gefüllt. In den ersten vier Reihen des Parketts hatten die Professoren der Universität in vollem Ornat und die Privatdozenten Platz genommen, die fünfte Reihe war der Presse reserviert, der ganze Rest des Parketts gehörte, gleich dem zweiten Rang, den Damen und vielen anderen Eingeladenen, der dritte und vierte Rang aus⸗ schließlich den Studenten. Der erste Rang und seine Logen waren wie die Logen parterre von der offiziellen Welt eingenommen. In der großen Fremdenloge wohnte der Reichs⸗

kanzler Graf von Bülow mit seiner Gattin, in der Proszenium⸗ loge daneben der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten

Dr. Studt in gleicher Begleitung der Feier bei. Gleich nach 11 Uhr erschien, von Rektor und Senat empfangen, und von

der Versammlung ehrerbietig begrüßt, Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz in der großen Mittelloge.

Um 11 Uhr 7 Minuten begann die Feier. Die Bühne zeigte die Dekoration eines Prachtsaales, in dessen Mitte in einem Walde von Lorbeer sich die Danneckersche Kolossalbüste Schillers erhob.

Im Halbkreise darum standen die Mitglieder des Königlichen

Dpernchors, die Damen ausnahmslos in Weiß, während die Chargierten sämtlicher Studentenverbindungen der Universität sich mit ihren Fahnen, einen weiteren Halbkreis bildend, anschlossen.

Eine Dichtung des gefeierten Dichters, die herrliche Dithyrambe:

Nimmer, das glaubt mir, erscheinen die Götter, nimmer allein“,

röffnete das nur drei Nummern umfassende Festprogramm. lax Bruch hat diesen zu musikalischer Verwertung geradezu

herausfordernden Text komponiert. Ausgeführt von dem Chor und der Kapelle der Königlichen Oper unter Leitung des

Königlichen Kapellmeisters Dr. Muck, die Tenorsoli vorgetragen

durch den Königlichen Sänger Karl Jörn, kamen Dichtung und

Musik zu hervorragender Geltung. Es folgte die Festrede,

halten von dem Geheimen Regierungsrat, Professor Dr. rich Schmidt. Um die Rednertribüne herum hatten sich

inzwischen die Vertreter der Studentenschaft gruppiert.

In ihrer ganzen Ausführlichkeit unmöglich durch einen

kurzen Bericht zu erschöpfen, zündete die Schiller als

Dichter und Seher, als Philosophen und Geschichtsschreiber leich gerecht werdende Rede auch durch die Art, wie sie der chönen Vorbildlichkeit des Menschen Schiller gedachte, der, ob⸗ leich überzeugt davon, daß ihm nicht vergönnt sein werde, das 0. Lebensjahr zu erreichen, seinem wachsenden Siechtum zum Trotz in unbeugsamer Willenskraft und schöner Heiterkeit der

Seele bis in die letzten Tage dem von ihm als einem heiligen aufgefaßten Berufe lebte, seiner ssamiie und seinen Freunden kaum verratend, wie nahe er si klinge es zuweilen wie ein Vorwurf, meinte der Redner, Schiller sei ein Idealist gewesen. Er war es, aber in dem edelen Verstande des Wortes, daß er sich weise beschied, sich beglückt fand in seiner häuslichen und bürgerlichen Existenz: auch hierin ein seltenes Vorbild, ein tapferer, im

dem Tode wußte. Fast

Sinne weltkluger, ein durch nichts beirrbarer

Mann, ein rechter Mensch! Wir wissen seit einigen

Jahren, daß der herrliche Epilog, den Goethe dem

hingeschiedenen Freunde widmete, nur ein Glied einer für d veranstaltenden Totenfeier sein sollte. Schade, daß der

Goethe möge sich die akademische Jugend stets bewußt bleiben, was sie Schiller zu danken hat; denn „seine durch⸗ gewachten Nächte haben uns den Pfad gehellt“! Gloria

edanke nicht Ausführung gefunden hat, aber mit

in excelsis Die Rede begegnete allseitig dem größten Beifall. Als letzter Teil der Feier wurde von einem aus Studierenden gebildeten Chor unter Leitung von Professor

Dr. Friedländer das frische „Reiterlied“ aus Wallensteins Lager gesungen. Beim letzten Vers erhob sich die Versammlung und hörte ihn stehend an.

Die Universitätsfeier hatte hiermit ihr offizielles Ende

evxreicht; aber sie setzte sich alsbald durch Ausführung der in

den Wandelgängen ausgegebenen Parole fort, daß man unter Vortritt der Professoren und Studenten zum Schiller⸗ denkmal ziehen und sich der dortigen Feier noch anschließen wolle. So geschah es, und niemand hat bedauert, dieser

erhebenden öffentlichen Feier auch noch beigewohnt zu haben. Das Bild, das sich dort, von der Frühlingssonne beleuchtet, auf der

Freitreppe des Schauspielhauses entfaltete, war von über⸗ wältigender Wirkung: In der Mitte 1500 Kinder aus sämt⸗ lichen Berliner Cqq mit vor Aufregung ge⸗ röteten Wangen, die Mädchen in weißen Kleidern und rechts und links sowie auf der obersten Stufe der Treppe und auf den Treppenwangen verteilt die Studenten in ihrem bunten Wichs mit allen Fahnen. erklangen zunächst die Glocken der Neuen Kirche dem

ichter der „Glocke“ zu Ehren; dann leiteten Fanfaren der unter des Armeemusikinspizienten, Professors Roßberg Leitung stehenden vier Militärkapellen den Festakt ein, der mit Mendel⸗ sohns Festgesang n die Künstler“, ausgeführt von dem „Berliner Sängerbuünd“ (Dirigent: Professor Felix Schmidt) und der vom Srchcbster gespielten Quverture zu „Wilhelm Tell“ begann. Dann der ergreifende Chorgesang aus den 1500. jungen Kehlen: das „Lied an die Freude“ und „Das eleusische Fesgen Es folgte die Rede des Bürgermeisters Dr. Reicke, die bei der herrschenden Unruhe leider nur für die Nahe⸗ stehenden verständlich folgendermaßen lautete:

Erhabener Geist! Zu Tausenden haben wir und heute um Dein Denkmal von Stein versammelt, wir alle, ein lebendiges Denkmal Deiner zeitüberwindenden Groͤße. Wir alle haben uns hier⸗ versammelt, Dir Huldigungen zu erweisen, und Hunderttausende jauchzen im deutschen Vaterlande Dir zu. Was Du in der bedrückenden Enge Deines Ringens und in Deiner heißen Sehnsucht Dir gewünscht hast, daß einst hundert Jahre, nachdem Dein Leib in Staub zerfallen noch Menschen Pein Andenken segnen möchten: herrlicher, als Du selber je geträumt, ist es heute in Erfuͤllung gegangen. Dankbar schauen wir als be⸗ glückte Enkel zurück auf Dein Leben und Streben, dessen Spuren uns durch unser geistiges Dasein begleiten, und freudiger Stolz bebt

unsere Brust, wenn wir von unserem volkstümlichsten Dichter reden. Nicht dem schwungvollen Lyriker gilt dies Gefühl, obwohl seine Gedichte und Balladen neben der Bibel wohl das erste und allgemeinste Band sind, das über alle sozialen Trennungen hinweg die Jugend des einen mit der Jugend des anderen verbinden. Auch nicht dem gottbegnadeten Dramatiker, dessen Werke seit einem Säkulum Millionen von Herzen erschüttert und erhoben haben, und nicht dem geistreichen tser philosophischer und historischer Werke. Nein! Wir alle fühlen, daß er uns noch ein Höheres geworden ist, daß ein Größeres in unseren Seelen wenn die Gestalt dieses Genius uns vor Augen tritt. Ein Wegweiser ist er uns geworden, ein Führer und Erzieher unseres Volkes. Den Weg vom Aesthetischen zum Ethischen, von der Kunst zur Sittlich⸗ keit, vom Schönen zum Guten, hat er deutlich wie kein Anderer uns gezeigt. Er hat uns gelehrt und gepredigt, wie große, echte Kunst durch Verdoppelung der Seelen die große, echte Tugend eines Volkes zeitigt. An den Tugenden der Vorgeschlechter entzündet er die Folgezeit, so hat er selber einmal diese gedankliche Brücke geschlagen. Allein, bedarf es denn dieses Umweges über die Kunst, um zur Sittlichkeit zu gelangen? Haben nicht die großen Religions⸗ stifter aller Zeiten ihre Taten getan, ohne diese Brücke zu betreten? Gewiß, und auch heute noch gibt es wohl Stunden, da man jene Frage verneinen mag. Die eben entwickelte Seele eines jungen

Menschenkindes in all ihrer blühenden Empfänglichkeit, warum sollte

sie nicht alle Keime des Guten und Edlen willig in sich aufnehmen? Und jugendliche Völker sind solche jugendlichen Seelen. Oder wer hätte noch nicht als eine schönste Aeußerung des beglückten Herzens den beißen Drang gefühlt, allen Menschen Gutes zu tun?

Aber solche weichen Zeiten sind der Volkheit selten beschieden, und auch im Leben des Einzelnen haben sie keine bleibende Statt. Im allgemeinen schreiten wir Kinder einer schnelllebigen Zeit daher, bepackt mit den Sorgen des Alters. Pflichten und Aufgaben, Glauben und Wünsche, Kämpfe und Sorgen machen aus uns nur zu oft müde Körper und gehetzte Seelen, die das Glück nicht mehr kennen,

einer Empfindung leben. zu dürfen. So verhärtet sich selbst dem

Besten die Seele, und Unempfänglichkeit heißt unser schlimmes Erb⸗ teil. Da tritt der Dichter auf den Plan. Mit dem Pflug der Leidenschaft durchfurcht er die verhärtete Rinde, aufackert er mit der Worte und Töne Gewalt das schlummernde Volk der Gefühle, und im gelockerten Boden empfangen die geöffneten Seelen die Gefühle, die Keime guter und schöner Wahrheit. Aus solchem Grunde scheint mir, betritt Schiller die Bühne, zu solchem Ende führt er den großen Kampf der Leidenschaft in unsere Herzen. So konnte er nun selber ausgehen, ein Säemann, auszusäen die hohen Worte, von denen ein Volk lebt: die Liebe zur Freiheit, die Liebe zum Vaterlande und die Liebe zur aufrecht mannhaften Tatkraft. Vor hundert Jahrey gesät und seit hundert Jahren geerntet. Nun schauen wir zurück.

Schon einmal hat diese Stätte, auf der wir heute versammelt stehen, eine Feier gesehen, die dem en Namen galt. Es war der 10. November 1859, damals eine Zeit innigsten Sehnens nach einem geeinigten großen deutschen Vaterlande, dem noch kein glück⸗ licher Stern zu winken schien. Und heute ist es ein Menschenalter, seit jene Sehnsucht glorreich in Erfüllung ging. Ein ungeahnter Aufschwung zur Macht und Größe unseres Vaterlandes.

Mitbürger! Wie wir wissen und heute aussprechen dürfen, daß für dies eine große Ziel unser großer Schiller nicht umsonst gelebt und gelitten hat, so wollen wir, sein deutsches Volk und wollen insbesondere auch wir, die Bürger seiner größten Stadt, nicht auf⸗ hören, im Namen Schillers auch um jener anderen idealen Güter, deren Vorkämpfer er uns gewesen ist, in Selbstzucht und innerer Arbeit, wie er sie bei all seiner Begabung und all seinen Erfolgen seit Jahren und Jahren an sich geleistet hat, aber auch mit Liebe und mit Be⸗ geisterung, wie sie Krankheit und äußerer Not zum Trotz seine Feuer⸗ seele erfüllt haben, zu kämpfen und zu ringen. Dann wird dieser heilige Mann, wie ihn auch ein Stas unserer Nation genannt hat, für keinen von uns umsonst gelebt haben. Dann wird, wenn die Vor⸗ sehung unserem Volke Gesundheit beschert, auch neuer Segen und neuer Fortschritt unserem Vaterlande nicht fehlen.

Das walte Gott!

Aufs wirksamste schloß das von der gesamten S sammlung mitgesungene „Reiterlied“ auch diese er ebende Feier. Am Schillerdenkmal selbst war eine schier unendliche

ülle von Kränzen niedergelegt worden. Der Minister der eistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Studt überbrachte einen Fe mit der Widmung: „Der preußische Unterrichts⸗ minister dem Dichter des deutschen Idealismus zum 9. Mai 1905“, der Kranz des Oberbürgermeisters Kirschner war „Dem Anndenken Friedrich Schillers“ gewidmet. Von den übrigen soien noch genannt die Kranz⸗ spenden der Königlichen Schau piele, des deutschen Ostmarken⸗ vereins, der Berliner Gymnasiallehrer, des Berliner Lehrer⸗ vereins, des Berliner Zweigvereins des Schwäͤbischen Schiller⸗ bundes, des Vereins „Berliner Presse“, der Universität, der Studenten, des „Vereins Berliner Journalisten“, der Berliner Turnerschaft usw. 5

In den Königlichen, städtischen und privaten Schulen Berlins sowie in vielen Vereinen wurde der gestrige Schillertag würdig begangen. Desgleichen liegen aus allen Teilen Deutschlands Meldungen über festliche Ver⸗ anstaltungen zum 100. Todestage Schillers vor, über Feiern und Festzüge, an denen Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden sowie alle Kreise der Bevölkerung teilnahmen. In den Theatern wurden zumeist Werke von Schiller aufgeführt. Nachstehend seien die vom „W. T. B.“ üͤbermittelten weiteren Meldungen uüͤber den Verlauf der Feier im Reiche und im Ausland verzeichnet:

Posen, 10. Mai. Bei dem gestrigen Schillerkommers erschien unvermuteter Weise der Finanzminister Freihert von Rheinbaben, von den Anwesenden mit lebhaften Zurufen begrüßt. In einer Ansprache bezeichnete der Minister Einig⸗ keit in allen nationalen Fragen zur Förderung des Lmeinsamen Ganzen als unabweisbare Pflicht aller Deutschen in der Ostmark; er schloß mit dem Rufe: „Seid einig, einig, einig!“

Wiesbaden, 9. Mai. Heute mittag wurde bier in den Kur⸗ anlagen vor dem Königlichen Theater das von Professor Uphues ent⸗ worfene Schillerdenkmal in Gegenwart des Oberpräsidenten und des Regierungspräsidenten enthüllt.

Nuüͤrnberg, 9. Mai. Im Stadtpark wurde beute vormittag in feierlicher Weise der Gru ndstein zu einem Schillerdenkmal gelegt, das ein Nürnberger Bürger, der nicht genannt sein will, ge⸗ stistet bat. 1

Stuttgart, 9. Mai. Der Festakt in der Liederhalle, der im Anschluß an die Feier vor dem Schillerdenkmal (val. Nr. 109 d. Bl.) abgehalten wurde, war von Tausenden besucht, auch Ibre Maiestäten der König und die Konigin und die anderen Mitglieder der Königlichen Familie sowie die Minister wohnten der Feier dei. Die Rede bielt der Geheime Hofrat, Professor Günther. Den Abschluß der Feier bildete der letzte Satz der 1IX Sympbonie von Beethoven unter Leitung des Hoskapellmeisters Pohlig. Einen schöͤnen Ausdruck der Be⸗

g terung und opferwilligen Wetteifers der Bevölkerung für Schiller ildete der Nachmittags von dem Bürgertum und freien Vertretungen von Landwirtschaft, Gewerbe und Handel veranstaltete Festzug, der von großer malerischer 8 war und in dem das württembergische Winzergewerbe, die Landwirtschaft, das Bau⸗ und Kunstgewerbe, so⸗ wie viele andere Zweige des Gewerbes dargestellt wurden. Die Vorbei⸗ fahrt des Zuges, bei dem sich 8, zum Teil berittene und kostümierte Musikkapellen und etwa 50 Festwagen befanden, dauerte eine volle Stunde. Am Schillerdenkmal wurde unter einer kurzen An⸗ sprache ein Lorbeerkranz niedergelegt. Den Hähepunkt der Veranstaltungen bildete eine Abends in Anwesenheit Ihrer Majestäten des Königs und der Königin, aller Mitglieder des Königlichen Hauses, sämtlicher Minister, der Spitzen der Behörden und einer großen Menschenmenge veranstaltete Feier auf dem Hof⸗ theaterplatze, wo eine von einem Tempel überragte Bühne, in deren Mitte die Büste Schillers stand, errichtet war. Die Feier gab der Trauer um den großen Toten, aber auch der alle Wehmut sieghaft überwindenden Freude Ausdruck, daß unser Volk einen Schiller sein eigen nennen darf. Eine szenische Darstellung verkörperte diese Gedanken. Die Schatten des Todes, die die lebenden Fackeln aus⸗ löschten und die Büste Schillers trauernd mit Flor bedeckten, wurden von den neun mit Blumen geschmückten Musen verdrängt. Mit jubelnden Gebärden traten dann Scharen von Jünglingen und Jungfrauen auf, die dem Dichter huldigten. Die ganze Szene war von entsprechender Musik begleitet. Plötzlich verdunkelte sich die Bühne, worauf das Geläute aller Kirchenglocken einfiel und Höhen⸗ feuer aufflammten. Ein Blick rückwärts zeigte das neue Schloß in tausend Flammen erstrahlend, während das alte Schloß in roten Farben erglühte. Die Stadt ist heute feenhaft illuminiert.

Marbach, 9. Mai. Heute vormittag wurde für die Schul⸗ jugend ein Festakt in der Turnhalle veranstaltet, an den sich ein Zug zum Denkmal auf der Schillerh öh und zu der Anlage am Withelmplatz schloß, wo eine Schillerlinde gepflanzt wurde. Mittags bewegte sich ein Huldigungszug der e mit ver schiedenen Festwagen, Landwirtschaft, Faaben und Gewerbe darstellend, durch die Straßen der Stadt nach dem Schillerdenkmal. Für den Abend ist ein Fackelzug in Aussicht genommen. Auf dem Galgen⸗ berge wird ein Höhenfeuer abgebrannt werden.

Weimar, 9. Mai. Schon in den Morgenstunden hatte sich eine mehrere tausend Köpfe zählende Menge vor dem Rathause ver⸗ sammelt, um den Festzug aus Anlaß der Schillerfeier zu sehen. Um 9 Uhr setzte sich dieser unter dem Geläute Glocken nach der Fürstengruft in Bewegung, nachdem vom Balkon des Rathauses Fan⸗ faren erklungen und zwei Strophen des Schillerliedes „Freude, schöner Götterfunken“ gesungen waren. Im Zuge befanden sich u. a. die Deputation der Studentenschaft aller deutschen Universitäten, Hoch⸗ schulen und Bergakademien, Vertreter der Gemeindebehörden, Regierungsvertreter, Mitglieder der deutschen Schiller⸗Stiftung und Abordnungen literarischer Gesellschaften. In der Fürste ngruft legten das hiesige Festkomitee, Staatsminister Dr. Rothe, Oberbürgermeister Papst, Generalintendant von Vignau und der Direktor des Goethe⸗ und Schillerarchivs, Professor Dr. Suphan einen Kranz der Stadt Weimar nieder, worauf Professor Dr. Suphan im Namen des ÜUrenkels Schillers, Freiherrn von Gleichen⸗Rußwurm, und eine Ab⸗ ordnung der deutschen Studentenschaft ebenfalls Kränze im Vorüber⸗ ziehen niederlegten. Ansprachen wurden nicht gehalten.

Vom schönsten Wetter begünstigt, fand heute mittag die imposante Huldigung vor dem Hoftheater am Doppelstandbild Schillers und Goethes statt. Dem Denkmal egenüber hatte unter einem Baldachin Seine Königliche Hoheit der Großherzog Platz genommen. Außerdem waren das Staats⸗ ministerium, die süöbtischen Behörden, Vertreter der deutschen Studentenschaft, Deputationen und zahlreiches Publikum er⸗ schienen. Die Feier begann mit dem Gesange eines vom Ge⸗ heimen Staatsrat Dr. Kuhn gedichteten und vom Leipziger Kapellmeister Zöllner komponierten Hymnus. Hierauf hielt Professor Dr. Scheidemantel eine kurze, markige Ansprache, worauf die Niederlegung zahlreicher Kranzspenden am Denkmal erfolgte. Als erster wurde ein prachtvoller Kranz vom Großherzog niedergelegt. Die deutsche Studentenschaft defilierte dann am Großherzog vorüber; die Schlußverse des Kuhnschen Hymnus beschlossen die Feier. Abends wird im Hoftheater als Festvorstellung Schillers „Demetrius“ und „Das Lied von der Glocke“ in lebenden Bildern aufgeführt. Die Tell⸗Spielgesellschaft in Althof bei Uri sandte an das Festkomitee ein Telegramm, in dem sie dem Dichter ihre Huldigung darbringt. 1

Jena, 9. Mai. Nachdem gestern in der Literarischen Ge⸗ sellschaft der Universitätsprofessor Schloesser über „Schillers Beziehungen zu Jena“ gesprochen hatte, fand heute eine feier⸗ liche Bekränzung des Denkmals des Dichters im Schillergarten, durch Abordnungen der Universität, der Stu⸗ dierenden, der Stadt und anderer Körperschaften statt, wobei der Oberbürgermeister Singer eine Ansprache hielt. Vormittags zwischen 9 und 10 Uhr ertönte das Geläut aller Kirchenglocken, und es begannen die Schulfeiern. Mittags fand die Feier der Uni⸗ versität im großen Saale des Volkshauses statt. Der Universitäts⸗ professor Michels hielt den Festvortrag und gedachte dabei Schillers Bedeutung für die Universität. Abends findet eine allgemeine Festfeier im Volkshause statt, bestehend in Musikaufführungen unter Leitung Professors Naumann und Vortrag Schillerscher Dichtungen. Die Fest⸗ rede hält Professor Eucken. Im Nachbarorte Weningenjena, in dessen Kirche Schiller einst getraut wurde, ist ein Schillergedenk⸗ stein enthüllt und eine Schillerlinde gepflanzt worden. Am nächsten Freitag werden auf besonderen Befehl des Herzogs von Sachsen⸗Meiningen die Meininger Hofschauspieler im hiesigen Theater Schillers „Kabale und Liebe“ als volkstümliche Vorstellung eben.

Wien, 10. Mai. Im Festsaale der Wiener Universität wurde heute in Anwesenheit von Vertretern des Unterrichtsministeriums und anderer Behörden, der Hochschulprofessoren und der Studenten⸗ schaft unter Mitwirkung des Akademischen Gesangvereins eine Feier zu Schillers Gedächtnis veranstaltet. Aus vielen Städten Oesterreichs, namentlich aus Prag, Graz, Brünn und Czernowitz, treffen Berichte ein über weihevolle Begehung des Todestages Schillers durch Veranstaltung von Feiern in den Schulen und F estlich⸗ keiten vor den Schillerdenkmälern.

Budapest, 9. Mai. In Hermannstadt und allen von Sachsen bewohnten Städten wurden großartige Schiller⸗ feiern veranstaltet, an denen die Staatsbehörden teilnahmen. Auch in Schäßburg fand heute im sächsischen Obergvymnasium eine Feier statt, nachdem gestern im Hofe des Gymnasiums eine Schiller⸗ linde gepflanzt war. t

St. Petersburg, 9. Mai. Nach dier vorliegenden Meldungen wurden in den Ostseeprovinzen sowie in Moskau Schiller⸗ fetern veranstaltet. In den deutschen Schulen von St. Petersdurg fanden Festaufführungen statt. Auch die russischen Bühnen ehrten den deutschen Dichter durch Aufführun seiner Dramen. Die iUustrierten Zeitschriften und Zeitungsbeilagen ringen auf den Schiller⸗ gedenktag bezügliche Zeichnungen und Aufsätze.

Rom, 9. Mai. Die vom Deutschen Reich subventionierte Deutsche paritätische Schule hatte heute nachmittag auf dem Palatin zum Schillertage ein G. artenfest veranstaltet. zu dem sich von der Lancken⸗Wakenitz von der deusschen