Nichtamtliches. Deutsches Reich. Berlin, 24. Mai.
Seine Majestät der Kaiser und Kön heute mittag im Königlichen Schloß zu Wie Marinekabinetis, Admirals Freiherrn von
Preußen. g nahmen — sbaden den Vortrag des Chefs des Senden⸗Bibran entgegen.
Der Ausschuß des Bundesrats für Zoll⸗ und wesen, die vereinigten Ausschüsse für das Festungen und für Rechnungswes für das Landheer und die Festungen un kehr, die vereinigten Ausschüsse für und für Rechnungs Zoll⸗ und Steuerwes e Sitzungen.
en, die vereinigten Ausschüsse
d für Handel und Ver⸗ wesen sowie die vereinigten Ausschüsse für en und für Handel und Verkehr hielten
Seiner Majestät des Kaisers und von der Königlichen Geheimen liste der Königlich Preußi⸗ des XIII. (Königlich Württem⸗ Armeekorps für 1905 nach dem Stande mit den Dienstalterslisten der Generale und der enthaltend das Reichs⸗ rigade, die Marine⸗ die Gendarmerie⸗ oeben zum Preise von 7,50 ℳ, glichen Hofbuchhandlu in, erschienen.
Königs herausgegebene und Kriegskanzlei redigierte schen Armee bergischen) vom 6. Mai Stabsoffiziere und einem Anhange, militärgericht, die Ostasiatische Besatzungsb infanterie, die Kaiserlichen Schutztruppen und die brigade in Elsaß⸗Lothringen, ist geb. 9 ℳ, i zerlage der Köni E. S. Mittler u. Sohn, Berl
— Kaiserliche Gesandte i vom Urlaub auf seinen Posten zur
Ueber das Befinden Ihrer
Wiesbaden, 24. Mai. 5 T. B.“ zu⸗
Majestät der Kaiserin und Königin ist folge heute folgender Bericht ausgegeben worden:
Schloß Wiesbaden, 24. Mai. aiserin und Königin ist an⸗
Das Befinden Ihrer Majestä Appetit und
jestät waren gestern außer Bett.
dauernd gut. ¹ 8 Puls und Temperatur normal. Bei
Schlaf waren gut. wechsel erwies sich die Wunde als völl Niedner.
Deutsche Kolonien. b Aus Deutsch⸗Südwestafrika wird, dem E. FEI zufolge, amtlich gemeldet:
Dem Hauptmann Siebert gelang es, Bandenführer eldschoendrager Hans Hendrik
ierstündigem Gefecht erfen, wo sie von der
Samuel Isaak, dessen Artilleriefeuer genommen worden waren,
am 19. Mai unweit von den Kapitän mit 150 Hottentotten nach er die englische Grenze zu iglischen Polizei entwaffnet wurden. achzügler zuletzt bei Mukorob unter scheint sich nach dem Auob in der Gegend verschiedene Gefechte anden statt, in deren Verfolg der Feind nach erhebl ücklassung von Toten 1 end nach dem Nossob, a ng Cornelius hat seine Karasberge fortgesetzt; Major Täubler und erfolgung weiteres
asuur den Morenga
schlagen und
starke Hottentotten⸗ Gewehren in nordöstlicher Rich⸗ tung, anschei Der Bethanierhäuptli Flucht in der Richtung der Kleinen Hauptmann von Koppy haben ihm bei der Vieh abgenommen.
Am 12. Mai gelang es der Ersatzkomp den sie vom Nuunibebgebir drängt hatte, bei der Verfolgung etwa bei Hudaob zum Kampfe Die Verfolgung wird von verschiedenen
2 bagnie la, den Herero⸗ apitän Andreas, ge nach dem Kuisebtal u stellen und zu schlagen. Seiten fortgesetzt.
Großbritannien und Irland.
Premierminister Balfour bei Eröffnung der
des Unterhauses den Sitzungssaal betrat, wurde er, dem „B.“ zufolge, mit lauten üßt. Campbell⸗Bannerman richtete hierauf an den Premier⸗ ister die Frage, ob er angesichts der etzten ministeriellen Erklärungen über die Fiskalpoli Gelegenheit geben wolle zur Regierung.
Montagabend Fiskalpolitik
urufen von den Ministeriellen gerwirrung, die durch die tik hervor⸗ Besprechung
Tadelsvotums
Verwirrung über ber durch die schimpfliche Szene, die „Ich habe nicht bemerkt,“ Bannerman irgend welche Schritte getan hat, um der Szene ein Ende zu machen; ich habe keine Bedenken, eine Gelegenheit zur Besprechung eines Tadelsvotums zu geben unter der Voraussetzung, daß die Debatte unter den gewö des Anstandes und der Billigkeit stattfindet.“ in die Beratung des Finanzgesetzentwurfs ein.
sich zugetragen hat,
sie seien a . 1 fuhr Balfour
daran gehindert worden. G „daß Camp
hnlichen Bedingungen arauf trat das Haus
Frankreich. 8
Im gestrigen Ministerrat machte der Ministe Auswärtigen Delcassé, wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, bekannt, daß Präsident Roosevelt auf eine Initiative der hin eine Anzahl Offiziere zu den 1 4 anövern schicken werde. — Kriegsminister wurde beauftragt, eine Vorlage zur Bildung eines mobilen Gendarmeriekorps vorzubereiten, das die Ordnung bei Ausständen aufrecht erhalten soll.
In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer richtete issien an den Marineminister Thomson eine An⸗ frage bezüglich des Motorbootrennens Algier — Toulon und aß sie einer von einer
Wettfahrt ihre Mitwirkung geliehen habe. Der Marineminister recht⸗
fertigte die Teilnahme der Schiffe der Kriegsflotte damit, daß die Versuchsfahrt für die Kriegsschiffahrt von ss
daß sie für die Teilnehmenden eine Gefahr dargeboten habe, in 2 1 Der Gegenstand wurde darauf ver⸗ lassen, die Besprechung des Gesetzentwurfs, betreffend die Trennung von Kirche und Staat, wieder aufgenommen, und zwar bei dem Artikel 5, wonach die kirchlichen Güter, auf denen mildtätige oder nicht zum Kultus gehörige Stiftungen ruhen, verschiedenen staatlichen Verwaltungszweigen zugewies
französischen Regieru nächsten großen
der Baron
Regierung, eitung veranstalteten
nteresse gewesen sei und
der sie sich bewähren konnten.
en werden sollen.
Rußland. 8 Nach Meldung der „Petersburger Telegr.⸗Agentur“ tele⸗
graphierte der General Lenewitsch vom 21. Mai, daß am 19. Mai eine der russischen Abteilungen das Dorf Schahotse besetzte. Am nächsten Tage wurde der Vormarsch nach Suͤden fortgesetzt. Am 19. Mai hatte eine Kolonne ein Artilleriegefecht nahe der Bahnstation Tschantufu zu bestehen und zwang die Japaner, die Station zu räumen und sich am 20. Mai nach Süden zurückzuziehen. Auch diese Kolonne setzte ihren Vormarsch nach Süden fort. Die Kolonne, die sich am 20. Mai Nanchentse genähert hatte, verbrannte den Ort an demselben Tage. — In der Nähe des Dorfes Armagan, 4 Werst westlich Kinchuantse, das von einer starken japanischen Abteilung besetzt war, fand ein Infanterie⸗ gefecht statt. 88
Wie dieselbe Agentur meldet, ist der Vizeadmiral Birilew zum Kommandierenden der Flotte im Stillen Ozean mit den Rechten des Kommandierenden einer selbständigen Armee ernannt worden. An seine bisherige Stelle tritt Vize⸗ admiral Nikonow. 3 “ 8
Das Ministerkomitee sprach sich in seiner gestrigen Sitzung, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, für die Zulassung des Deutschen als Unterrichtssprache in den baltischen Privatmittelschulen aus; die Zöglinge dieser Schulen werden, bevor sie die den Absolventen der Mittelschulen zustehenden Rechte erhalten, eine Prüfung in der russischen Sprache zu bestehen haben.
Der Mörder des Großfürsten Sergius, Kalajew, ist gestern durch den Strang hingerichtet worden.
Italien.
Der Präsident des Ministerrats Fortis ernannte, wie
W. T. B.“ aus Rom meldet, zu Vertretern Italiens bei der
„—
hevorstehenden Konferenz des Internationalen Acker⸗ bauinstituts den Minister des Aeußern Tittoni, den Schatz⸗ minister Caracano und den Ackerbauminister Rava, außerdem die Senatoren Eugenio Faina und Malvano, die Deputierten Luzzatti, Chimirri, Cappelli und Ottavi, den Generaldirektor des Ackerbaus Siemoni, den Direktor des Arbeitsbureaus Montemartini sowie den Professor Pantaleoni. Die Konferenz des Internationalen Ackerbauinstituts wird am 28. Mai in Gegenwart des Königs im Saal der Horatier und Curiatier im „Kapitol eröffnet werden und ihre Sitzungen, mit dem 29. Mai beginnend, im Palais Corsini, dem Sitze der Accademia dei Lincei, abhalten. Spanien.
Der „Agenc Havas“ wird aus Melilla gemeldet, daß der Platzkommandant, General Segura von zwölf der wichtigsten Kabylenstämme des Rif die Zustimmung dazu erhalten habe, einen Markt für die dortige Gegend zu eröffnen. Dieser Markt würde von großem Nutzen für den Absatz der spanischen Fabriken sein. Die Regierung unterstütze den Plan, der wahrscheinlich in kürzester Zeit werde verwirklicht werden.
Rumänien.
Die „Agence Pzumaine“ meldet zur endgültigen Bei⸗ legung des tülzisch⸗rumänischen Zwischenfalls: Der Wali von Janina stattete dem dortigen rumänischen Konsul am Montag aus Anlaß des rumänischen National⸗ festes einen Besuch ab, wobei er die Angelegenheit aufklärte und bat, das Mißverständnis zu vergessen. Die ausgewiesenen rumänischen Zollinspektoren werden nach Janina zurückkehren und dort ihre Tätigkeit weiter ausüben. Ein Irade des Sultans hat den kutzowalachischen Gemeinden alle bürger⸗ lichen Rechte zugestanden, die auch die andern nichtmohame⸗ danischen Gemeinden genießen, insbesondere auch das Recht, selbständig Zollinspektoren zu ernennen. Die rumänische Re⸗ gierung hat sich damit vollkommen befriedigt erklärt und den rumänischen Gesandten in Konstantinopel beauftragt, dem Sultan ihren Dank für die der kutzowalachischen Nationalität gewährten Rechte zur Kenntnis zu bringen.
Terbien.
Nach Meldung des „Wiener K. K. Telegr.⸗Korr.⸗Bureaus“ fand gestern abend in Belgrad unter dem Vorsitz des Königs eine Konferenz statt, an der der Minister⸗ präsident Paschitsch und 14 der hervorragendsten Abgeord⸗ neten aller Parteien teilnahmen. Der König forderte die Ver⸗ treter der Parteien auf, ein Einvernehmen herbeizuführen, weil er der Auflösung der Skupschtina vorzubeugen wünsche. Fast alle Teilnehmer erklärten, daß die unausbleibliche und beste Lösung der Krisis die Auflösung sei. Die Beratung war hiermit beendet. Der König hat noch keinen weiteren Ent⸗ schluß gefaßt. Die Verhandlungen werden heute fortgesetzt.
Ziokowitsch hat die Präsidentenstelle des selbständigen radikalen Klubs niedergelegt. Der Klub der gemäßigten Radikalen hat sich mit dem Beschlusse des Kabinetts Paschitsch solidarisch erklärt, wonach die Demission des Kabinetts nur unter der Bedingung zurückgezogen werden soll, daß die Skupschtina aufgelöst werde; geschieht dies nicht, so will sich der Klub an keinem Koalitionsministerium beteiligen.
Schweden und Norwegen.
Der norwegische Lagting nahm, wie „W. DB aus Christiania meldet, das Konsulargesetz an.
. Amerika.
Nach Meldung des „Reuterschen Bureau“ ist in Managua am 19. Mai ein Vertrag zwischen England und Nicaragua unterzeichnet worden, der die Souveränität Nicaraguas über die Mosquitoköüste anerkennt und die Benutzung von San Juan de Nicaragua als Frei⸗ hafen aufhebt.
Asien.
Nach amtlicher Bekanntgabe aus Tokio wurden russische Kavallerietruppen, die vom rechten Ufer des Liauho aus auf Umwegen gegen Fakumen vorrückten, von der japanischen Nachhut in Letren Scharmützeln geschlagen und lagerten sich, nachdem sie auch in der Umgebung von Tufangschen einen Mißerfolg erlitten hatten, am 20. Mai mit der Hauptmacht bei Siautatzu, 26 Meilen von Fakumen. Am 21. Mai zogen sie sich auf das rechte Ufer des Malienho zurück. Mehrere Kompagnien, die auf dem linken Ufer des Flusses geblieben waren, wurden seitdem von den japanischen Truppen besiegt und zogen sich in Unordnung nach Norden zurück. Auf dem anderen Teile des Kriegsschauplatzes ist keine Veränderung eingetreten.
Die Beamten der Russisch⸗Chinesischen Bank in Port Arthur haben, wie „Reuters Bureau“ meldet, seit der Kapitulation des Platzes vergeblich versucht, von den
Japanern die Freigabe der Bücher und der Korrespond der Bank zu erlangen. 1 Arthur durch das Bombardement zerstört war, seien zur Versendung Boststücke in die
gewölbe der Bank gebracht, bis sich die nächste Gelegenheit zu ihrer Beförderung bieten würde. Da aner die schäftsbücher zurückbehalten hätten, sei die Bank nicht imstande, die schwebenden Geschäfte zu führen, bei denen es sich um Verschiffungen nach Port Art
land, England und Frankreich handele.
enthalte Rit zun 8 Dokumente für Waren, die beschlagnahmt wurden oder sonstwie
in Verlust geraten sind.
Nachdem die Postanstalt in Porl
bereiten Poststücke in die Sicherheits,
Da die Japaner die Ge⸗
ur von Amerika, Deutsch⸗ Die Korrespond Rechnungen sowie
imessen und zurückgesandte
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus
Tientsin wird die Erledigung der Boxer⸗Entschädigungs⸗ frage durch das Vorgehen der Russisch⸗Chinesischen Bank verzogert. Rußland habe sich dafür entschieden, seinen Teil der
Entschädigung in Silber zu erhalten. Die Russisch⸗Chinesische
Bank bemühe sich nun, Zahlung in Schanghai zum Londoner
Silberpreis, anstatt zu dem in Schanghai gültigen Preise, zu erhalten, um auf diese Weise gewisse Kosten zu vermeiden. Wenn China zustimmen sollte, würde sich die Bank einen Vorteil von 1 Prozent sichern. Die beteiligten Mächte hätten einen Protest dagegen eingebracht, und der Versuch der Russisch⸗ Chinesischen Bank werde wahrscheinlich erfolglos sein. „Daily Telegraph“ meldet aus Tokio: Der Bau der Eisenbahnstrecke Kirin — Chanchun ist vollendet, und eine breite Straße ist nach Süden hin angelegt zur Beförde⸗ rung von Vorräten. Die Eisenbahnverbindung von Dalny nach Mukden ist wieder hergestellt. Die japanische Armee ist verstärkt worden und jetzt wieder ebenso stark, wie sie es vor der Schlacht bei Mukden war.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Zweiten und Dritten Beilage.
— In der heutigen (191.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieber⸗ ding beiwohnte, wurde zunächst in dritter Beratung der von dem Abg. Blell (fr. Volksp.) Seee Gesetzentwurf, betreffend die Stellung der Handelsagenten in der Gewerbeordnung, ohne Debatte endgültig genehmigt.
Es folgt die Beratung des Antrages des Abg. von Treuenfels (d. kons.):
„‚die verbündeten Regierungen zu ersuchen, baldmöglicht einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen § 833 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (wird durch ein Tier ein Mensch ge⸗ totet oder der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verlest oder eine Sache beschädigt, so ist derjenige, welcher das Tier hält verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu er⸗ setzen), folgender zweiter Satz zugefügt wird: „Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Schaden durch ein Haustier verursacht wird und derjenige, welcher das Tier hält, bei dessen Beaufsichtigung die in Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet, oder wenn der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden sein würde.
Die XV. Kommission, der der Antrag überwiesen worden war, beantragt die Annahme folgender Resolution.
„Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, baldmöglichs inen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen dem § 833 des Bürgerlichen Gesetzbuchs folgender zweiter Satz hinzu⸗ gefügt wird: „Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Schaden durch ein Haustier verursacht wird, das dem Tierhalter zur Ausübung seines Berufes oder seiner Erwerbstätigkeit dient oder seinem Unterhalte zu dienen bestimmt ist, und entweder der Tierhalter bei der Beaufsichtigung des Tieres die im Verkehr forderliche Sorgfalt beobachtet oder der Schaden auch bei Arn⸗ wendung dieser Sorgfalt entstanden sein würde“. Die ei⸗ gegangenen Petitionen sollen durch den zu fassenden Beschluß fir erledigt erklärt werden.
Abg. Dr. Spahn (Zentr.): Die Kommission hat sich darauf beschränkt, eine Resolution vorzuschlagen, die die verbündeten Re⸗ gierungen auffordert, einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen der § 833 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erweitert wird. Bei der Beschlußfassung über § 833 des Bürgerlichen geg e. ist der Reichstag davon ausgegangen, daß der Richter auf Grund freien Ermessens in jedem einzelnen Falle in eine Beweiswürdigung eintrete, die eine zu weit gehende Handhabung dieses Paragrapten ausschlösse. Tatsächlich sind nun aber die richterlichen Entscheidun auch die des Reichsgerichts, in einzelnen Fällen über das hinaus⸗ gegangen, was der Reichstag beabsichtigt hat. Ich bin mit der T schlußfassung insofern einverstanden, als das Reichsjustizamt in erneute Prüfung dieser Materie eintritt.
Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieberdina: — eigenen Namen — die verbündeten Regierungen haben zu der Frage⸗ noch nicht Stellung genommen — möchte ich Sie daran erinnern daß die verbündeten Regierungen bei der Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuchs ernstliche Bedenken gegen diese Vorschrift hatten Es wäre ihnen lieber gewesen, wenn diese Vorschrift in der be⸗ schränkten Fassung in das Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen worden wäre, die der Entwurf beabsichtigte. Nun sind seitdem eine Anzabl von Entscheidungen ergangen, die nicht im Rahmen der Auffassungen liegen, welche für die gesetzgebenden Faktoren maßgebend waren Weder das Haus noch der Bundesrat hatten solche Härten beabsich⸗ tigt. Wenn nun der Antrag der Kommission eine nochmalige Prüfung der Verhältnisse wünscht, um zu einer Abänderung der Bestimmung ün gelangen, so bin ich gern bereit, in dieser Beziehung eine Zusage in machen. as Ergebnis dieser wohlwollenden Prüfung wird seine Zeit dem Hause vorgelegt werden.
Abg. Molkenbuhr (Soz.): Der Antrag hat doch eine rect merkwürdige Tendenz. Sollte das Bürgerliche Gesetzbuch im Sinz⸗ des Antrages von Treuenfels abgeändert werden, so würde eine Anzahbl von Leuten vor Ausgaben bewahrt werden, die ihnen jetzt aus dem
Bürgerlichen Gesetzbuch erwachsen, es würde sich eine Anzahl von Wohl⸗ habenden bereichern auf Kosten von Krüppeln, Witwen und Waisen.
Bei Schluß des Blattes spricht der Redner weiter.
— Auf der Tagesordnung für die heutige (188.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten stand zunächst der Be⸗ richt der Wahlprüfungskommission über die Wahl der Abgg. Junghann (nl.) und Dr. Voltz (nl.) im 5. Wahe⸗ bezirk (Tarnowitz, Beuthen, Königshütte, Zabrze, Kattowitz) des Regierungsbezirks Oppeln. Die Kommission, Berichterstatter Abg. Dr. Görck, beantragt, die Wahl, gegen welche ein Wahlprotest vom Wahlkomitee der Zentrumspartei eingegangen ist, für gültig zu erklären. 1 Ein . der Abgg. Tourneau und de Wit Sentr ; die Wahl an die Kommission zurückzuverweisen, wird abgelehnt. 1 Abg. Tourn eahn (Zentr.) wendet sich gegen die in einem den P olet der Zentrumspartei bekämpfenden Gegenprotest enthaltenen Ba haup⸗ tungen und gegen Beschimpfungen, die in einem nationalliberalen Wahlaufruf gegen das Zentrum enthalten sseien.
Ihr wählt und wen Ibr wählen sollt.
als im III. Vierteljahr 1904 geschlachtet worden.
1904 ebenfalls I. Quartal 1905 121 510 mehr als im IV. Vierteljahr 1904 ge⸗
8
Schlachtungen stets Schwankungen unterworfen sein.
werde sogar der Begriff „national“ in einen Gegensatz zum Zentrum gestellt; das Zentrum mache aber darauf Anspruch, chenso gut national gesinnt zu sein, wie jede andere Partei, wie jedes Mitglied dieses Hauses. Das sei ein unerhörter Angriff. Gerade in Oberschlesien sei es die Geistlichkeit gewesen, die das Großpolentum bekämpft habe, bis es durch den Kulturkampf und den Hakatismus gefördert worden sei. Der Redner bittet, die ganze Wahl und auch die Wahl der Wahlmänner für ungültig zu erklären; denn es seien Wahlbeeinflussungen E Art vorgekommen. Die Wahlbeeinflussungen hätten gezeigt, daß die Arbeiter von ihren Brotherren abhängig seien. Der Redner geht näher auf die einzelnen Wahlbeeinflussungen ein, die in dem Peotest behauptet werden. Der Betriebsführer der Grube „Preußen“, Obersteiser Kaliczinsky, habe z. B. zu Gunsten der von der Grubenverwaltung aufgestellten Wahlmannskandidaten zu den Arbeitern gesagt: „Nun wißt Ihr, wo Ihr wählt, in welcher Abteilung Wer so nicht wählt oder auch nur der Wahl fernbleibt, mit dem wird kurzer Prozeß gemacht.“ Die Arbeiter seien an einer anderen Stelle wie die Hammel zur Wahl geführt worden. Er beantrage, wegen aller dieser Wahlbeeinflussungen die Wahl für ungültig zu erklären.
Abg. Seydel⸗Hirschberg (nl.): Alle Einwendungen des Vor⸗
redners sind in der Kommission eingehend geprüft worden, und die Kommission hat mit großer Mehrheit entschieden, daß die Behauptungen
des Protestes entweder nicht richtig oder nicht ausschlaggebend für das Resultat der Wahl seien. Von einer Absicht der Beschimpfung in dem nationalliberalen Aufruf kann keine Rede sein. Ich bitte, dem Beschluß der Kommission möglichst einstimmig beizutreten.
Abg. de Witt (Zentr.): Ich will gern glauben, daß eine Absicht der Beschimpfung nicht vorgelegen hat; ich will jedoch nicht weiter darauf eingehen, um nicht die Session zu verlängern. Es besteht hier ein Widerspruch in der Auffassung des Reichstags und des Abgeordnetenhauses. Es liegen hier Wahlbeeinflussungen vor, wie sie dreister nicht gedacht werden können; das hat auch die
NRehrheit der Kommission anerkannt. Es ist von der Gegenseite ge⸗ fagt worden, wenn die Arbeiter truppweise zur Wahl geführt seien, so sei dies vielleicht daraus zu erklären, daß man die Arbeiter habe schneller zur Wahl führen und sie auf dem Wege in ihrem Interesse von Wirtshäusern fernhalten wollen. Ich glaube aber nicht, daß es solche Gemütsmenschen unter den Arbeitgebern geben könnte, welche die Arbeiter in deren Interesse zur Wahl führen.
(Schluß des Blattes.)
Statistik und Volkswirtschaft.
achtungen im Deutschen Reiche während des jahrs 1905 im Vergleich mit denen der beiden vorhergehenden Vierteljahre.
Vor kurzem haben wir die Zahlen der während der ersten vier
Monate dieses Jahres in den öffentlichen Schlachthäusern Berlins
usammenstellung
erfolgten Schlachtungen nach einer amtlichen Gattungen von
mitgeteilt und festgestellt, daß in allen Schlachttieren eine beträchtliche Zunahme der Schlachtungen gegenüber der gleichen Zeit des Vorjabres eingetreten ist. Jetzt liegt nun auch die Statistik der Schlachtungen in ganz Deutschland für das erste Vierteljahr 1905 vor. Vergleicht man diese mit den für das dritte und vierte Quartal des Jahres 1904 er⸗ mittelten Zahlen, so ergibt sich folgendes Bild: Es haben im ganzen der Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau innerhalb des Deutschen Reiches
im III. Viertelj. IV. Viertelj. I. Viertelj. 1904 1904 1905
23 827 44 659 35 965
145 682 152 860 142 039
128 553 111 732 112 663
379 179 410 340 412 666
246 478 219 817 185 782
1 072 835 999 291 1 120 801
Schweine 3 508 461 4 400 260 3 910 952
Schafe 768 461 609 599 451 948
“ 223 136 957 107 699. Rechnet man das Großvieh, Ochsen, Bullen und Kühe, zusammen, so sind im III. Vierteljahr 1904 653 414, im IV. Vierteljahr 674 932, im I. Vierteljahr 1905 667 368 Stück Großvieh, im letztvergangenen Vierteljahr also zwar 7564 Stück weniger als in den drei Monaten Oktober bis Dezember 1904, aber immer noch 13 954 Stück mehr Aehnlich steht es it den Schweinen, deren Schlachtungen seit dem III. Vierteljahr erheblich zugenommen haben. Kälber wurden im
Pferde usw. Ochsen. Bullen. Kühe Jungrinder Kälber
schlachtet. “ Es wäre unrichtig, soweit zwischen dem IV. Vierteljahr 1904
und dem I. Vierteljahr 1905 ein Unterschied in den Schlachtungen zu
ngunsten des I. Vierteljahres 1905 vorhanden ist, diesen auf das Steigen
der Fleischpreise oder auf einen Mangel an Schlachtvieh zurückführen
u wollen. Die Höbe und die Art des Fleischgenusses sind durchaus icht gleichmäßig während des ganzen Jahres, und danach werden die Die meisten Schlachtungen von Schweinen werden z. B. stets in der Zeit von
—
Oktober bis Januar vorgenommen werden, weil in diesen Monaten
icht nur die Wurstfabrikation am stärksten ist und viele sich eue Vorräte für den Sommer anlegen, sondern auch überall uf dem Lande in dieser Zeit die für den Haushalt zu schlachtenden Schweine für die Wirtschaft eingeschlachtet werden. Deshalb weist auch die Zahl der der Tdrichinenschau
unterworfenen Schweine (nur für Preußen besonders nachgewiesen) im
IV. Vierteljahr eine noch größere Zunahme gegenüber dem III. Viertel⸗
jahr 1904 als die Anzahl der Schweine, die der allgemeinen Schlacht⸗ vieh⸗ und Fleischbeschau unterlegen haben, auf. 3 3 Hausschlachtungen, bei denen nur eine Trichinenschau stattgefunden hat,
Es ist die Zahl der im IV. Vierteljahr 1904 in Preußen um rund 300 000 Stück größer
als in dem vorhergehenden und dem folgenden Vierteljahr gewesen.
Daß, wie obige Statistik erkennen läßt, die Zahl der Schlachtungen
von Jungrindern von Vierteljahr zu Vierteljahr zurückgegangen
bezeichnet werden; zeigt das Futter ausgereicht haben Vorjahres keine außer⸗
kann als sehr erfreulich daß die Wintervorräte als die knappe Futterernte des
gewöhnliche Verringerung der Viehbestände notwendig gemacht hat.
Es ist dies für die günstige Weiterentwickelung der deutschen Vieh⸗
zucht von großer Bedeutung und läßt f ch ür die Zukunft eine „Fleischnot“ erwarten.
weder für die Gegenwart
D Gliederung der Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika nach Alter und Geschlecht und die Sterblichkeit in den einzelnen Altersklassen.
Auf Grund der Ergebnisse der letzten Volkszählung in den Ver⸗
inigten Staaten von Amerika (XII. census, 1900) sind seitens des department of commerce and labor zu Washington einige be⸗ merkenswerte Abhandlungen über das Alter und das Geschlecht der Bevölkerung veröffentlicht*), denen nachstehende Angaben entnommen sind.
Von der auf dem nordamerikanischen Festlande lebenden Ge⸗
samtbevölkerung der Vereinigten Staaten (ausschließlich Alaskas), die
m Zählungstage 75 994 575 Personen umfaßte, gehörten 51,1 %
dem männlichen, 48,9 % dem weiblichen Geschlechte an, denn es wurden 1 638 321 mehr männliche als weibliche Personen nachgewiesen.
*) Bull. 13: A discussion of age statistics; Bull. 14: Pro- ortion of the sexes in the United States. 8
Was die sonstigen Angehörigen der Vereinigten Staaten betrifft, so war auf den Philippinen und auf Portorico das weibliche Geschlecht etwas stärker vertreten, auf den Hawaii⸗Inselnund in Alaska überwog aber weitaus das männliche Geschlecht, und noch vielmehr war letzteres selbstverständlich der Fall bei den Angehörigen des Heeres und der
otte, die in obiger Zahl ebenfalls nicht einbegriffen sind. — Im
egensatze zu den Vereinigten Staaten von Amerika haben die europäischen Staaten fast durchweg mehr weibliche als männliche Bewohner, die wenigen Ausnahmen bilden hier z. B. Griechenland, die Länder der unteren Donau, Luxemburg (vgl. Stat. Jahrb. f. d. Deutsche Reich XXV. Jahrg. S. 3).
Nur in zwei Altersvperioden der festländischen Gesamtbevölkerung zeigt sich auch in den Vereinigten Staaten ein Ueberschuß an weib⸗ lichen Personen, nämlich 1) unter den Bewohnern von 80 und mehr Jahren, was offenbar der größeren Langlebigkeit beim weiblichen Geschlecht zuzuschreiben ist, 2) im Alter von 15 bis 24 Jahren, was nach der Ansicht des Berichterstatters darauf beruht, daß fälschlich mehr weibliche Personen dieser Altersklasse anzugehören behaupten, als es den Tatsachen entspricht. Am meisten überwog das männliche Geschlecht auf dem Lande, denn von je 1000 Be⸗ wohnern der lündlichen Bezirke der Vereinigten Staaten gehörten 520, von je 1000 Bewohnern der Städte mit mindestens 25 000 Ein⸗ wohnern aber nur 474 dem männlichen Geschlechte an. Von den vier in den Vereinigten Staaten hauptsächlich vertretenen Menschen⸗ rassen — Weißen, Nexgern, Indianern, Mongolen — hatten nur die Neger einen Ueberschuß an weiblichen Personen; bei den Weißen und Mongolen hängt die entgegengesetzte Tatsache wohl mit der starken Einwanderung dieser beiden Rassen zu⸗ sammen. Uebrigens wird bei dieser Gelegenbeit erwähnt, daß offenbar bei den Geburtsmeldungen der Chinesen viele Falschmeldungen vorkommen; denn angeblich waren 73,9 % aller in den Vereinigten Staaten letzthin neugeborenen Chinesen männlichen Geschlechts, und der Berichterstatter meint im Hinblick auf dieses unglaubliche Ver⸗ hältnis, entweder sei das Geschlecht falsch angegeben, oder viele aus⸗ wärts (1. B. noch in der Heimat) geborene männliche Chinesenkinder seien, um später gewisse Vorteile genießen zu können, fälschlich als geborene Amerikaner gemeldet.
Die das Lebensalter der Bewohner betreffenden Zählungs⸗ ergebnisse lassen ersehen, daß die füngsten und die ältesten Alters⸗ klassen der Bevoͤlkerung auf dem Lande und in den kleineren Ort⸗ schaften weit stärker als in den Groß⸗ und Mittelstädten vertreten sind. Von den 75 793 991 Personen bekannten Alters lebten a. 14 170 385 in Grosstädten (mit mindestens 100 000 Einwohnern), b. 5 486 787 in Mittelstädten (mit 25 000 bis 100 000 Einwohnern), c. 56 136 819 in kleineren Städten und ländlichen Bezirken, es entfielen aber von je 1000 Bewohnern dieser Ortschaften ꝛc. auf das Lebensalter
b
2
bis zu 5 Jahren 106 100
von 56 lv 188
„ 15 1. 624
. 55 6 969 52
„ 65 und . 66 82 36 Dem lebenskräftigsten Alter gehörten also in den Groß⸗ und Mittelstädten mehr als 62 %, in den kleineren Ortschaften nur 54 %.
der Bewohner an.
Zur Errechnung von Sterbeziffern für die einzelnen Alters⸗ klassen konnten nur diejenigen Angaben benutzt werden, die für die Be⸗ wohner der „registration area“, d. h. für 28 807 269 Bewohner oder 37 % der festländischen Gesamtbevölkerung der Vereinigten Staaten, vorliegen. Die aus den Sterbefällen des Jahres 1900 für diesen Teil der Bevölkerung errechneten Sterbeziffern f
8 il Be m 20 ern m für männ⸗ liche, w für weibliche Personen sind:
b0 & 9 B
0
*
— 00 ◻☛ —9
im ersten Lebensjahre .. im Alter bis zu 5 Jahren (exkl.). „ von 5 bis 14 Jahren 1 2 - 25 35
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45 8 2 8 65 Jahren 91,1 Beachtenswert ist die in allen 8 Altersklassen deutlich hervortretende erheblich geringere Sterblichkeit der Angehörigen des weiblichen Ge⸗ schlechts, während nach den zum Vergleich herangezogenen Sterbetafeln anderer Länder, z. B. in Preußen, die weiblichen Personen von 8 bis 16 Jahren und von 30 bis 34 Jahren eine höhere Sterbeziffer als die gleichaltrigen männlichen Personen aufweisen.
SS.9 S⸗
1. 6
½
Zur Arbeiterbewegung.
Zur Ausstandsbewegung der Berliner Schmiedegesellen (vgl. Nr. 121 d. Bl.) teilt die „Voss. Ztg.“ mit, daß die Aus⸗ ständigen gestern in außerordentlich stark besuchter öffentlicher Ver⸗ sammlung, nach mehrstündigen lebhaften Auseinandersetzungen, die kurz vorher zwischen dem Innungsvorstande und der Kommission der Ausständigen zur Beilegung des Ausstands getroffenen Ver⸗ einbarungen mit großer Stimmenmehrheit ablehnten. Eine Mit⸗ gliederversammlung, die heute abend stattfindet, wird nun entscheiden, ob der Ausstand fortgesetzt werden soll oder nicht. — Die Rohr⸗ leger und Helfer Berlins und der Umgegend hielten nach demselben Blatte am Montagabend eine zahlreich besuchte Ver⸗ sammlung ab, um über einen neuen Lohntarif zu beraten. Der bestehende ist gekündigt worden und läuft am 31. August I“ er von der Ortsverwaltung aufgestellte und von der Versammlung angenommene Tarif enthält folgende Hauptpunkte: Tägliche Arbeitszeit 9 Stunden, Mindeststundenlohn für Rohrleger 65 ₰, für Helfer 50 ₰. Alle Rohrleger und Helfer erhalten eine Lohnjulage von 10 ₰ die Stunde, soweit dies durch obige Festsetzung der Löhne nicht bereits geschehen ist. Jeder Rohrleger und Helfer erhält für den Tag 20 ₰ Fahrgeld. Die Landzulage für Rohrleger und Helfer beträgt 3 ℳ den Tag. Akkordarbeit ist möglichst zu vermeiden oder der festgesetzte Lohn muß gesichert werden. Für Ueberstunden ein Zuschlag von 25 v. H., Nacht⸗ und Sonntagsarbeit 50 v. H. Zuschlag. Sonderverträge gegen den Sinn oder Inhalt des Tarifs sind ungültig. Der Vertrag gilt bis zum 1. September 1906. Das Bureau wurde beauftragt, den Tarif den Arbeitgebern zur Annahme zu unterbreiten.
In Frankfurt a. M. sind die Bäckerhausburschen, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, in eine Lohnbewegung eingetreten. Ihre Forde⸗ rungen lauten: Bäckerhausburschen unter 18 Jahren erhalten 20 ℳ Wochenlohn, 20 jährige 22 ℳ, ältere Leute 24 bis 27 ℳ Für Ofenheizen sind 2 ℳ besonders zu zjahlen. Die Sonntags⸗ arbeit ist zu beschränken; es darf nur von 5 bis 8 ½ Uhr gearbeitet werden. Die zweite Tour fällt weg. Kost und Logiswesen soll abgeschafft werden. Die Lohnzahlung erfolgt am Freitag. Die Kündigungsfrist beträgt 8 Tage. Diese Forderungen sollen gemeinsam mit denen der Bäcker den Meistern vorgelegt werden
In Düren sind nach der „Köln. Ztg.“ am Montag 120 Arbeiter
der Dürener Metallwerke, Aktiengesellschaft, ohne Kündigung in den Ausstand getreten. Die von dem Stuttgarter Arbeitgeberverbande schon seit einiger Zeit ins Auge gefaßte Ausspexrung der Schneider⸗ gesellen, etwa 500 an Zahl, ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern Tatsache geworden. Der erste Teil der Betriebe wurde gestern nach⸗ mittag geschlossen, der andere Teil folgt morgen nach.
In Darmstadt haben nach der „Frkf. Ztg.“ die Gießer und Former in der Herdfabrik von Gebr. Röder wegen Lohn⸗ differenzen, und da sie eine Verkürzung der Arbeitszeit anstreben, ge⸗ kündigt. Weil es der Firma unter diesen Umständen nicht möglich ist, den Betrieb aufrecht zu erhalten, sieht sie sich genötigt, die übrigen Arbeiter am Ende dieser Woche zu entlassen. Von der Arbeitsein⸗ stellung werden insgesamt 450 Arbeiter betroffen.
„In Budapest stellten gestern, wie der „Voss. Ztg.“ telegraphiert wird, sämtliche Gasarbeiter, denen erst vor kurzem verschiedene Vergünstigungen zugestanden wurden, die Arbeit ein.
Der Eisenbahnausstand im Departement Corroͤze (pgl. Nr. 121 d. Bl.) ist, wie „W. T. B.“ meldet, beendet, nachdem die Forderungen der Ausständigen teilweise bewilligt worden sind.
Zum Ausstand der Straßenreinigungsarbeiter in Stock⸗ holm (vgl. Nr. 120 d. Bl.) erfährt „W. T. B.“, daß eine Anzahl Studenten der dortigen Hochschulen der Kommunalverwaltung ihre Unterstützung während des Ausstandes angehoten haben. In der ver⸗ — Nacht haben Studenten die Straßenreinigungsarbeiten aus⸗ geführt.
Aus Bilbao übermittelt „W. T. B.“ folgende Meldung der „Agence Havas“: In Barxacaldo, wo Arbeiter den allgemeinen Ausstand durchzusetzen versuchten, ist es zu Ruhestörungen ge⸗ kommen. Zwischen den Ausständigen und den Arbeitswilligen ereignete sich ein Zusammenstoß, bei dem mehrere Personen ver⸗ letzt wurden. Größere Truppenabteilungen sind zusammen⸗ gezogen worden. Der Belagerungszustand ist erklärt. Die Eisenbahnlinie Baracaldo-— Portugalete — Bilbao ist von den Aus⸗ ständigen durch aufgeschichtete Gegenstände versperrt.
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Kuüuunft und Wissenschaft.
Große Berliner Kunstausstellung 1905. 19
Von den folgenden beiden großen Sälen 6 und 9 ist der letztere von den Düsseldorfern eingenommen, während im ersteren sich durchweg Berliner und norddeutsche Künstler befinden. Unter den spärlich ver⸗ tretenen Akten sind diejenigen von August Achterhagen zu nennen, „Waldleben“ (4) und „im Blätterschatten“ (5); ist aber beim letzteren die gesuchte Zusammenstellung und die mangelhafte Anatomie zu ladeln, so macht das Waldleben den Eindruck einer ohne allzuviel Ueberlegung zusammengestellten Komposition von Modellstudi'n. Der Hamburger Karl Albrecht sandte ein reiches, aber einseitig pedantisch ausgeführtes Stilleben (11),
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sein „aus einem alten Landhaus“ (12) macht einen etwas schwächlichen Eindruck. Karl Bennewitz von 2 bere, ti t
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oefens Bildnis d Fräulein Ella Jonas ist eine sau glatte Arbeit. Euge „Steg“ (115) wirkt sehr dekorativ, aber auch sehr überlegt. Na kann man diesem Bilde nicht vorwerfen. Fritz Burger erfreut durch zwei äußerst solide und farbenschöne Stücke: das feine, sorgfältig abgetönte Herrenbildnis (131) und ein Kinderporträt „in der Laube“ (130), in dem ein jartes Gelb und Rosa überwiegen. Unter den wenigen, von männlicher Hand ausgeführten Stilleben ist ein sehr pastos und kräftig gemaltes von Rudolf Dammeier (6) zu erwähnen. Ludwig Dettmanns „im Walde“ (157) erinnert an französische Vorbilder, reicht an Keckheit aber nicht an die überaus vergnügt durch den Wald ziehende „Familie Jernberg“ von Otto Heichert (389) heran. Fritz Donzettis „Im Park“ (6) ist so sehr im Stile Somoffs, daß erst die Signatur uns eines anderen belehren muß. Einen Mondaufgang im Spreewald (217) schildert Rich ard Eschke und läßt grünlich schimmernde Schwäne auf dem Wasser einhergleiten. Felix Eulenburgs „Tiger“ (221), eine tüchtige, durchgearbeitete Tierstudie, interessiert das große Publikum weniger als Paul Meyverheims „Tigerjagd auf Pferden“ (766), der ein gewisses spannungerregendes Element innewohnt. Die sich unter hohem Wolkenhimmel weit hin⸗ ziehenden Landstriche an der Küste der Nordsee zogen Oskar Frenzel in seinem „Wattenmeer auf Sylt⸗ (256) und in der „Sylter Marsch“ (257) an Sehr sorgfältig beobachtet und ebenso ausgeführt ist Heinrich Hellhofs Bildnis des Professors Hans Mevyer. Naturwahre Maréchal Nielrosen s Helen Iversen (514) ein. Als Point de vue des Saal
neu eingezogenen Scheidewand hängen die Bilder des Vorsitzenden der Ausstellungskommission Friedrich Kallmorgen, der stets dort am glücklichsten ist, wo er die Reize der Elbe und des Ham⸗ burger Hafens schildern kann. Sein „Sonnenuntergang bei Hamburg“ (559), ein prächtig durchgearbeitetes Gemälde, und das „Eistreiben in der Elbe“ (562) werden wohl die meisten Bewunderer finden. Auch die Regenstimmurg in der Straße bei der Michaclis⸗ kirche“ (563) ist vortrefflich getroffen, während das „Kirchen⸗ interieur von St. Katharinen in Hamburg“ ein wenig trocken wirkt. Ein in letzter Zeit sich häufig findendes und ursprünglich wohl aus Frankreich stammendes Kompositionsmotiv: einen lebensgroßen Wanderer, der in das weite Land hinausschaut, in den Vordergrund des Bildes zu setzen, hat sich Felix Krause in seinem „Wanderer“ (645) zunutze gemacht, ohne allerdings damit eine tiefgehende Wir⸗ kung zu erzielen. Konrad Lessing gibt in festen Umrissen, aus denen der genaue Kenner von Land und Boden spricht, die Feste Regenstein am Harz (693) wieder. Müller⸗Schönfelds Bildnis einer alten Dame (806) weist dieselbe Subtilität wie seine hier schon besprochenen Bilder auf. 6
Cornelia Paczka (841) führt sich diesmal mit einer sehr kompendiös hingelagerten Dame ein, der, abgesehen von der Stellung, ein sattes Kolorit nachzurühmen ist. Grau in grau bei trüber Regenstimmung zeigt Leonhard Sandrock die „Heimfahrt der Fischerkutter bei Curhaven“ und gibt ein einheitlich gestimmtes, gut zusammengefaßtes Bild. „Im Zwielicht allein“ sagt Fritz Wildhagen (6) von seinem sonderbaren Kauz, der auf hohem Hollzgerüst unter den Kiefern in wehmütiger Stimmung die Flöte bläst, on daß es ihm gelingt, diese Wehmut auf uns zu übertragen.
Die Düsseldorfer Maler sind wiederum in stattlicher Anzahl erschienen, sodaß in den ihnen zugewiesenen Sälen von dem löblichen Prinzip, die Bilder möglichst weiträumig zu hängen, abgewichen werden mußte. Wie es die nahe Nachbarschaft mit Belgien und Holland erklärt, finden sich viele niederländische Motive in der Landschaft und im Genrebild; auch jenes wenig erfreuliche Erbteil der alten Düssel⸗ dorfer Schule, die Neigung zum Anekdoten⸗ und Historien⸗ bild, macht sich hier und da noch bemerkbar. Wil⸗ helm Bartsch schildert in sehr harten Tönen den „Regen⸗ tag in einem flandrischen Städtchen“ (60), weicher ist er in den „Abendwolken“; Alexander Bertrand und Heinrich Böhme repräsentieren in ihren Bildern „Gen Abend“ (92) und „Spätberbst“ (108) die konventionelle Düsseldorfer Schule, äußerst effektvoll ist Eugine Duckers großer Stein „Motiv von Rügen“ (175) gemalt. Albert Engstfelds „Straße in Amster⸗ dam“ (209) steht an Feinheit hinter seinem „Kahn am Weiher“ (210) zurück. Prächtige Eichen schildert Wilbelm Fritzel an einem sonnigen „Herbsttag“ (267), allzu krasse Farben⸗ gegensätze machen sich auf Josse Goosens „Blumenwiese“ (312) bemerkbar; zarte, feine Töne erfreuen auf den Aquarellen Georg Hachers „Winterlandschaft“ (343) und „Werft in Ostende“ (344); eine gute Beobachtung der Luft zeigt sich in Wilhelm Hambüchens „Boote in der Abendsonne“ (360), den samtartigen purpurroten Schein der Glorinien (362) weiß Alma Hamel trefflich wiederzugeben, dagegen bleibt der Versuch Heinrich Hermanns, die Pracht des Barocks in der Kirche San Ignaz in Rom 464) zu schildern, diesmal erfolglos. Eines der allerbeiten Bilder der Ausstellung, von einer kräftigen und wohltuenden Harmonie der Farben ist Ernst Hardts „nach dem Regen“ (372), auch seine „Waldlichtung“ (373) ist äußerst fein empfunden. Hans Kohlscheins „Lützows Freischar vor dem Kampf“ (623), das um⸗ fangreichste Bild des Saals, macht doch durch den überpathetischen Gesichtsausdruck der Kämpfer einen allzu theatralischen Eindruck. Gute alte Bekannte sind die Rehe und Hirsche Christian Kröners, die, wie seit vielen Jahren, er auch diesmal „Zur Zeit der Ginsterblüte“ (659) und „Bei Schierke im Oberharz’ schildert. Das sehr glatt gemalte Klosterinterieur Eduard Massaus 34) gehört ebenso wie das holländische Genrebild „Naschkätzch n“ 3) Karl Mückes zu jenen charmanten Stücken, die das Pablikum
fesseln. Von pikantem, farbigem Reiz sind Hugo Mühligs
ier in der Herbstwiese“ (785), die äußerst amüsant und geist⸗
Vergl. Nr. 97, 107 und 115 1“1““