1905 / 123 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 May 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Maße das Interesse aller Beteiligten in eea. Ebenso verlangt die große Gefährdung der öffentlichen echtssicher · heit durch die Geisteskranken die Klarstellung, wie diesem Mißstande abgeholfen werden kann. Der Bearbeitung aller dieser Fren der pfvchologischen Vertiefung des Strafrechts und dadurch der An⸗ bahnung einer Reform desselben „auf der zuverlässigen Grundlage, die allein die Wissenschaft geben kann“, will die hier angezeigte neue dienen, deren erster Jahrgang ab —— vorliegt.

edes der monatlich erscheinenden Hefte enthält mehrere größere Driginalarbeiten; in weiteren, kürzeren Beiträgen erfahren besonders wichtige Kriminalfälle von beteiligten Richtern, Anwälten oder erzten eine Darstellung und psychologische Würdigung, ebenso werden Gesetzes⸗ vorschlaͤge fachmännisch erörtert, und den Schluß eines jeden Heftes bilden Literaturbesprechungen. Nach Durchsicht des ersten Jahrgangs wird man der Zeitschrift gern das Zeugnis ausstellen, daß sie ihrer Auf⸗ gabe in vortrefflicher Weise gerecht wird; ihr reicher Inhalt gibt nach den verschiedensten Seiten hin eine Fülle von Anregungen. Dies gilt namentlich von den größeren, durchweg aus der Feder tüchtiger 258 leute stammenden Aufsätzen, von denen wir die folgenden hervorheben möchten: „Kriminalpsychologie und e „Strafvollzug an Geisteskranken“ und „Gerichtsärztliche üög bei der Revision der Strafgesetzgebung“ von Professor Dr. Gustav Af affenburg; „Zur Frage der partiellen Unzurechnungsfähigkeit“ von Primararzt Br. med. Josef Berze in Wien; „Zur Behandlung Gemeinge⸗ fährlicher“ und „Die psychologischen Kriterien der Zurechnungs⸗ unfähigkeit“ von Dr. med. Bleuler, o. Professor der Psychiatrie in „Welche medizinischen Gesichtspunkte sprechen für die Ein⸗ ührung einer bedingten Strafaussetzung und J von Dr. Cramer, o. 5. Professor der Psychiatrie und Nervenheilkunde in Göttingen; „Zum Schutz der Gesellschaft gegen gemeingefährliche Geisteskranke und vermindert Zeenn ee-. von Staatsanwalt⸗ schaftsrat Delbrück in Halle a. S.; „Ueber das Alter der Straf⸗ mündigkeit“ von Gerichtsassessor Dr. Dittenberger in Halle a. S.; „Der Zynismus bei den jugendlichen Verbrechern“ von Dr. jur. Ferriani, Staatsanwalt in Como; „Einiges aus der Abteilung für srre Verbrecher in Düren“ von Dr. med. Flügse, Oberarzt an der Provinzialirrenanstalt in Grafenberg; „Ueber den heutigen Stand der Lehre vom „geborenen Verbrecher““ von Privatdojent Dr. med. Gaupp in Heidelberg; „Die Behandlung der vermindert Zurechnungsfähigen im Vorentwurf zu einem schweizerischen Strafgesetzbuch“ von Dr. jur. Hafter, Peivat⸗ dozent in Zürich; „Die Bestimmungen des schweizerischen Strafgesetz⸗ entwurfs üͤber vermindert Zurechnungsfähige“ von Proffse, Stooß in Wien; „Ueber die hereditären Verhältnisse bei Verbrechern“ von Dr. med. Hartmann in Zürich; „Die Versorgung der geistes⸗ kranken Verbrecher“ mit Bemerkungen über die Wirksamkeit der Ge⸗ fängnisirrenabteilungen in Preußen von Dr. med. Heilbronner, ordentl Professor der Psychiatrie in Utrecht; „Die Kriminalität der Mafia“ und „Die Kriminalität in den einzelnen österreichischen Kronländern und ihr Zusammenhang mit wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen? von Dr. jur. Herz, Privatdozent in Brünn; „Die Behandlung der Minderwertigen“ von Dr. jur. Högel, Ober⸗ staatsanwalt in Wien; „Erfahrungen mit der Fürsorgeerziehung“ von Dr. Klumker in Frankfurt a. M. (aus der Zentrale für private Fürsorge); „Der Kampf der Kriminalistenschulen im Lichte des Falles Dippold“ von Dr. jur. Kohlrausch, a. o. Professor des Strafrechts in Königs⸗ berg; „Zur Pspchologie des Vatermords“ von Dr. med. Kovalevszky,

Professor der Psvychiatrie in St. Petersburg; „Zur Frage der ge⸗—

minderten Zurechnungsfähigkeit“ von Dr. med. Kräpelin, o. Professor der Psychiatrie in München; „Die Wirkung geistiger Strömungen auf“ den rechtlichen Bestand der Ehe“ von Dr. jur. Litten in Halle; „Schutz der Gesellschaft gegen gemeingefährliche Geisteskranke und vermindert Zurechnungsfähige“ von Geheimem Justizrat, Professor Dr. von Liszt in Berlin; „Die akuten Gefängnispsychosen und ihre praktische Bedeutung“ von Ober⸗ arzt Dr. Mönkemöller in Osnabrück; „Willensfreiheit und Psvycho⸗ pathologie“ von Dr. med. Mohr in Pützchen bei Bonn; „Ueber den Wert der Degenerationsteichen“ von Medizinalrat Dr. Näcke in Hubertusburg; Zur Frage der Behandlung jugendlicher Verbrecher“ von Dr. med.

Raecke, Privatdozent in Kiel (bisher Arzt der Irrenanstalt in Frank⸗

furt a M.); „Das Landstreichertum im früheren Mittelalter“ und „Das Landstreichertum seit den Kreuzzügen“ von Landgerichts⸗ direktor Rotering in Magdeburg; „Das Landstreichertum, seine Ab⸗ hilfe und Bekämpfung“ von Dr. med. Wilmanns in Heidelberg; „Aus der Praxis der vorläufigen Eatlassung“ von Oberjustizrat Schwandner in Schwäbisch⸗Hall; „Gedanken eines Verteidigers der Zweckstrafe über Zurechnungsfähigkeit“ von Strafanstaltsdirektor von Sichart in Luͤdwigsburg; Bericht über die bisher als Manuskript ge⸗ druckten „Referate und Anträge, betreffend die Reform des Irren⸗ wesens in Oesterreich’“ von Dr. med. Stransky in Wien; „Einige Bemerkungen über die Bestrafung der Sittlichkeitsverbrechen“ von Professor Dr. Zucker in Prag, o. Professor des Strafrechts in Prag.

Berdingungen im Auslande.

Spanien.

2. Juni 1905, 11 Uhr. Direktion des Zentralbureaus der Militär⸗ verwaltung in Madrid (Direccion del Establecimiento central de los Servicios administrativo-militares): Lieferung von 65 100 m Jutestoff zu Mehlsäcken. Voranschlag 39 Ctmos. das Meter. Näheres an Ort und Stelle.

12. August 1905, 12 Uhr. Generaldirektion der öffentlichen Arbeiten in Madrid (Direccion general de Obras puüblicas): , 15 einer Eisenbahn von Val de Zafan 1S. de Hijar) durch Alcaniz bis Tortosa oder San Carlos de la apita. Näheres in spanischer Sprache beim „Reichsanzeiger“ oder an Ort und Stelle.

Bulgarien.

In ungefähr 20 Tagen. Kanzlei der Bezirksfinanzverwaltung in Sofia: Neuverdingung der 20 Stück ¼ Verbund⸗Güterzuglokomo⸗ tiven samt Tendern, 3 Stück dreiachsigen Durchgangswagen I. Klasse, 10 dreiachsigen Durchgangswagen I./1II. Klasse, 20 dreia sigen Durch⸗ gangswagen III. Klasse, 10 dreiachsigen Postambulanzwagen, 20 drei⸗ achsigen Personenzuggepäckwagen, 400 15 tonnigen gedeckten Güter⸗ wagen, wovon 200 Stück mit Spindelbremse, 150 15 tonnigen offenen Güterwagen, wovon 75 mit Spindelbremse Bei der am 13. April 1905 stattgehabten Prehhe wurde ein Zuschlag nicht erteilt. Die Bedingungen sind dahin abgeändert, daß die Regierung für die Raten⸗ zahlungen von 1906 bis 1913 5 % Zinsen zahlen wird.

w“ 1“ 3 v

8 8 Berkehrsanstalten. G

In Triest begannen gestern, wie „W. T. B.“ meldet, unter dem Vorsitz des Eisenbahndirektionspräsidenten Hermann⸗Breslau die Beratungen des ostdeutsch⸗österreichischen Eisenbahn⸗ verbandes, die zwei bis drei Tage dauern dürften. Verhandlungs⸗ gegenstand sind die Tarifbeziehungen zwischen Oesterreich, Preußen, Sachsen und Bayern. .“

1

1&X““ Die Schonzeit der Rehkälber wird für den Regierungs⸗ bezirk Potsdam mit Ausnahme der Stadtkreise Charlottenburg, Schöneberg und Rixdorf für 1905 auf das ganze Jahr ausgedehnt. 8 Potsdam, den 17. Mai 1905. 8 DDer Bezirksausschuß zu Potsdam. Reich.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Freitag, als neunke Vorstellung im Sonderabonnement des Richard Wagner⸗Zyklus „Siegfried“ gegeben. Die Besetzung lautet: Siegfried: Herr Kraus; Brünnhilde: Frau Plaichinger; Mime: Herr Lieban; Wanderer: Herr Bachmann; Erda: Frau Götze; Alberich: Herr Krasa; Stimme ve Fräulein Dietrich; Fafner: Herr Knüpfer. (Anfang

hr.)

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen, Freitag, das Lustspiel „Die Journalisten’ von Gustav Freytag aufgeführt. Hauptmitwirkende sind die Herren Keßler, Christians, Grube, Ober⸗ känder, Hertzer, Arndt, Boettcher und die Damen von Mayburg und Schramm. 1

Harry Walden, dessen Kontrakt mit dem Deutschen Theater auf die Dauer seines amerikanischen Engagements aufgehoben worden war, tritt mit Anfang Juni wieder in den Verband des Deutschen Theaters zurück und wird als erste Rolle den Referendar Alexander Rauch in dem Lustspiel „Der Vielgeprüfte“ von Wilhelm Meyer⸗ Förster spielen.

Sarah Bernbardt hat ihr Gastspiel im Berliner Theater um einen Tag verlängert. Die Künstlerin tritt morgen noch einmal in der „Kameliendame“ auf.

Im Theater des Westens findet am Sonnabend anläßlich der Feier des zweihundertjährigen Bestehens der Stadt Charlottenburg eine Festvorstellung statt. Zu Beginn wird die „Jubelouvertüre“ von C. M. von Weber vom verstärkten Orchester ausgeführt. Auf vielseitigen Wunsch wird dann die Operette „Der Zigeunerbaron“ gegeben. 1

Der Direktor des Deutschen Lustspielbauses Dr. Zickel hat mit den derzeitigen Pächtern de; Neuen Theaters einen Ver⸗ trag geschlossen, nach dem „Der Familientag“ ins Neue Theater übersiedelt und im Lustspielhause bis auf weiteres die Komödie „Biederleute“ auf dem Spielplan bleibt. Die Erstaufführung des „Familientag“ im Neuen Theater, die zugleich die 176. des Stückes in dieser Spielzeit ist, findet am Sonnabend statt.

Das 44. Jugendkonzert ist als eine patriotische Vorfeier zur Hochzeit Seiner Kaiserlichen und Ftnlich des Kronprinzen gedacht und findet am Mittwoch, den 31. d. M. Nachmittags 4 Uhr, in der Philharmonie statt; es bringt das estspiel „Hohen⸗ zollernlieder“ von Frau Professor Amberg. Den verbindenden Text spricht Ffrau Margarete Pix vom Deutschen Theater, während Frau Luise Klosseck⸗Müller die Lieder singt. Am Klavier begleitet Kar Battke, am Harmonium Karl Kämpf. Außerdem wirken der „Rheinische Männergesangverein“ und die Kapelle des Gardefüsilier⸗ regiments mit. Einlaßkarten (50 für Schüler, 1 für Er⸗ wachsene) sind im Seminar für Musik (Neue Winterfeldtstr. 48) und beim Portier der Philharmonie zu haben.

München, worden war,

g wegen schon früh im Gesang ausge t sie zum ersten Male auf, und zwar am Theater in

blieb sie dan

Hoftheater.

und nicht

großen Ruf. ihren plötzlichen

Kriegsschiffe: Nach der nach der Decko

Mittwoch,

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten

Die Hofburgschauspielerin Amalie Schönchen, die

Aufführung des „Pfarrers von Kirchfeld“

Deutschen Theater schwer erkrankte, ist, wie „W. T. B.“ meldet, wohin sie am Sonntag auf ihren Wunsch übergeführt in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch ver Sie war am 26. August 1836 als Tochter eines Kammer⸗ ebendaselbst geboren und wurde ihrer 95 musikalischen

ldet. Im Jahre

sie für eine erkrankte Sängerin als zweite „Zauberflöte“ einsprang. Als Gesangssoubrette

n in Hannover bis 1859. Von 1859 bis 1864 als Sängerin und Schauspielerin am Wiesbadener Dann kam sie nach Nürnberg, und dort ging sie als 28jährige mit größtem Erfolg ins Fach der ‚komischen Alten“ über. 24 Jahre lang war sie dann Mitglied des Gärtnerplatztheaters in Mit dem aus Darstellern dieser Bühne zusammengesetzten Ensemble unter Oesterreich, Rußland, Holland und Amerika; überall, zum wenigsten in Berlin, das die „Münchener“ oft und gern als Gaͤste sah, erregten ihre Leistungen als Traudl im „Herrgottsschnitzer“, Waberl im „Austragsstüberl, Bri⸗ itte im „Pfarrer von Kirchfeld“ u. a. dank ihrer atürlichkeit und rer humoristischen Färbung lebhaften Beifall und begründeten ihren 1893 trat sie in den Verband des Wiener Raimund⸗ theaters, 1896 wurde sie Mitglied des Hofburgtheaters, das jetzt durch Tod einen empfindlichen Verlust erleidet.

Hofpauers Leitung bereiste die Künstlerin Deutsch⸗

8

Mannigfaltiges. .—

Kiel, 24. Mai. Die Teilnehmer an der Schülersonder⸗ fahrt des Hauptausschusses für Berlin und die Mark Brandenbur mittag mit zwei Sonderzügen hier ein, wo sie von Seeoffizieren und Deckoffizieren und von der Kapelle der Ersten Matrosendivision empfangen wurden. Mit Musik ging es nach den beiden Restaurants „Wriedt“ und „Hoffnung“, wo das Mittagessen eingenommen wurde. Hierauf fand auf fünf Dampfern, die die Flagge des Deutschen Flotten⸗Vereins

ordostseekanal statt. Hieran schloß sich die Besichtigung der Linienschiff „Schwaben“, „Prinz Adalbert“, „Undine’. ckkehr an Land, die um 7 Uhr Abends erfolgte, ging es ffizierschule und den Kasernements in der Wik, wo nach dem Abendessen die Unterkunft für die Nacht stattfand. Heute, findet die Besichtigung der Kaiserlichen Werft unter Führung von Seeoffizieren und Marinebaumeistern statt. Um 12 Uhr Mittags erfolgt die Abfahrt nach Berlin. An Seine Majestät den Kaiser wurde ein Huldigungstelegramm gesandt. Dem Leiter der Fahrt, der wärmste Dan

des Deutschen Flottenvereins trafen gestern

führten, eine Fahrt in See und in den

Hauptmann Röper, wurde seitens der Teilnehmer

k für die umsichtige Führung ausgesprochen.

Altona, 24. Mai. (W. T. B.) Die unter dem Ehren⸗ präsidium Seiner Hoheit des Herzogs Ernst Günther zu Schleswig⸗Holstein stehende kandwirtschaftliche Pro⸗ vinzialausstellung ist heute mittag 12 Uhr durch eine Ansprache des Herzogs eröffnet worden, auf die der Minister für Landwirtschaft ꝛc. von Podbielski antwortete. An der Eröffnungsfeier nahmen u. aä. auch der Oberpräsident von Schleswig⸗Holstein Freiherr von Wilmowski sowie Vertreter des Hamburger und Lübecker Senats teil.

8 8

Kaiserslautern, 25. Mai. (W. T. B.) Auf der im Bau befindlichen Kkleinbahn Speyer Geinsheim ist heute früh ein Materialzug entgleist. Bei dem Unfall wurde eine Person

Offenbach, 25. Mai. (W. T. B) In der vergangenen Nacht brannten die Gebäude eines Fuhrgeschäfts in der Mühl⸗ gasse nieder; dabei kamen zwei Frauen und drei Kinder um;

n Feuerwehrmann erlitt schwere Verletzungen.

London, 24. Mai. (W. T. B.) Die Abendblätter enthalten ein Telegramm aus Lahore, nach welchem bei einem Gewitter in Mandeb einige der bei dem letzten Erdbeben von den Geflüchteten gebauten Huͤtten vom Blitz getroffen und 23. Personen getötet worden sind.

New York, 24. Mai. (W. T. B.) William Ziegler, d 8 sich um die Nordpolforschung durch Ausrüstung einer Expedition verdient gemacht hat, ist gestorben. X“

und Dritten Beilage.)

Theater. Sonnabend: Zum ersten Male: Die Sturm. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr:

glocke.

im Sonderabonnement des Richard Wagner⸗ Zyklus. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufge oben.

Der Ring des Nibelungen. Zweiter Abend: Lessingtheater. Freitag: Elga. Anfang 8 Uhr. EEI Siegfried. In 3 Akten von Reith Wagner. Feeemnihr Die Frau HG11“ Anfang Neues Theater. (SEvpielzeit der Direktion Kurl und Theodor Rosenfeld.)

Maustkalische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Muck. 8 Uhr.

Regie: Herr Regisseur Braunschweig. Anfang 7 Uhr. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Weber. Künstler.

Schauspielhaus 62. Abonnementsvorstellung. Die Abends 8 Uhr: Elga.

Journalisten. Lustspiel in 4 Aufzügen von Gustav Freytag. Regie: Herr Keßler. Anfang 7 ½ Uhr.

Neues Operntheater. Jung⸗Heidelberg. Operette Schillertheater 0. (Wallnerth güer)

in 3 Akten von L. Krenn und C. Lindau. Musik von Karl Millöcker. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Operahaus. 139. Abonnements⸗ Märchenposse in 3 Abteilungen und 4 Aufzügen mit

vorstellung. Romeo und Julia. Große Oper in Gesängen und Tänzen von Gustav Raeder. - 8 82 Op Abends 8 Uhr: Der artefische

5 Akten von J. Barbier und M. Carr6. Musik Sonnabend, von Ch. Gounod. Anfang 7 ½ Uhr. Brunnen.

Schauspielhaus. 63. Abo tsvorstellung. Wil⸗ Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Kabale und Liebe.

ee e vüreehei efasft⸗ a Fecbes Abends 8 Uhr: Der artesische Brunnen.

von Schiller. Anfang 7 Uhr. N. (Friedrich Wilbelmstädtisches Theater.) S Neues Operntheater. Jung⸗Heidelberg. Operette Freitag, Abends 8 Uhr: Die Herren Söhne. Sonntag, Abends 8 Uhr: Der Familientag.

in 3 Akten von L. Krenn und C. Lindau. Musik Volksstück in 3 Akten von Oskar Walther und Leo rs Fezäsbza sch

helm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von

von Karl Millöcker. Anfang 7 ½ Uhr. Stein.

Die Ausgabe der Abonnementsbillette für den Sonnabend, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Monat Juni d. J. zu 17 Opern, und 14 Schau-⸗ Die Logenbrüder. spielvorstellungen findet am Dienstag, dem 30. Mai, Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Wallensteins Tod. von 10—1 Uhr in der Königlichen Theaterhauptkasse Abends 8 Uhr: Die Logenbrüder. im Königlichen Schauspielhause, Eingang Jäger⸗ Im Garten: Großes Militärkonzert.

straße, statt.

Deutsches Theater. (Maispiele.) Freitag: Theater des Westens. (Kantstraße 12. Bahn⸗ bhof Zoologischer Garten.) Freitag (letzte Vorstellung 8 Sonnabend: Der G'wissenswurm. liim Abonnement): Gastspiel von Dr. Rudolf Proͤll. Thaliatheater. (Dresdener Straße 72/73.)

Gastspiel der Wolzogen⸗Oper.

Berliner Theater. Freitag: Letztes Gastspiel Poenn gen, n.n aen , 72 hhr. Pe inch solgene Tage: Reklame. Hierauf: Die Baber

von Sarah Bernhardt. La Dame aux erleuchtetem Hause zur Jubelfeier in Charlotten⸗ Camélias. Anfang 7 ½ Ubr. burg: Der Zigeunerbaron

Der G'wissenewurm. Anfang 8 Uhr.

Hauns Heiling.

Sonnabend: Künstler.

8

Herzogin Crevette.

von Lucra.

1

Zu halben Preisen:

8 8 c- Martha. Abends 7 ½ Uhr: Gastspiel von Dr. Königliche Schauspiele. Freitag: Opern. Sonntag: Die Sturmglockea. Rudolf Pröll. Haus Heiling.

haus. 138. Abonnementsvorstellung. 9. Vorstellung. Montag: Weh’ dem, der lügt! Montag: Gastspiel von Ottilie Metzger und

Nikolaus Rothmühl. Der Prophet.

Nationaltheater. (Direktion:

reitag, Abends 8 Uhr: Der artesische Brunnen. Weinbergsweg 12a 13 b.) Freitag, drche 4 fiscbe net; und Sonntag, Abends 8 Uhr: Gastspiel des berühmten

italienischen Verwandlungsschauspielers Frizzo.

Sonnabend

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Freitag,

Abends 8 Uhr: Der Familientag. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Familientag.

Residenztheater. (Direktion: Richardlexander.) Freitag, Abends 8 Uhr: Herzogin Crevette. (La Duchesse des Folies-Bergère.) Schwank in 1 Vorspiel und 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Bearbeitung von Benno Jacobson.

Sonnabend und folgende Tage, Abends 8 Uhr:

Zentraltheater. Freitag: Die Fledermaus.

Sonnabend: Die kleinen Lämmen

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die kleinen Lämmer. Abends 7 Uhr: Die Fledermaus.

Montag: Die kleinen Lmmer.

Bellealliancetheater. (Bellealliancestraße 7/8.

Direktion: Kren u. Schönfeld.) Freitag, Abends

8 Uhr: Liebesmanöver. Lustspiel in 3 Akten von

Kurt Kraatz und Freiherrn von Schlicht. Sonnabend und folgende Tage: Liebesmanöver.

Trianontheater. (Georgenstraße, zwischen Friedrich⸗ und Universitätsstraße.) Freitag: Ihr zweiter Mann. Anfanag 8 Uhr.

Sonnabend: Ihr zweiter Mann.

Familiennachrichten

Verlobt: Frl. Marie von Sydow mit Hrn. Vietor

von Zastrow⸗Palzig (Kalzig Palzig). Frl.

Asta Elsner mit Hrn. Regierungsassessor Richard

Voigtel (Groß⸗Rosenburg— Gestorben: Hr. Oberst z. D. Wilhelm Schneider

(Stadt Rehburg). Verw. Fr. Justizrat Bertha

von Chappuis, geb. Bail (Pförten).

Verantwortlicher Redakteur Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen vacbrhchehe und Verlags⸗ f 8

Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

chen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 25. Mai

Verhandlung über die Untersuchung der Beschwerd der Bergarbeiter auf der Zeche Graf Beust.

Verhandelt den 29. März 1905 zu Essen.

Anwesend: Die Mitglieder der Untersuchungskommission: Oberbergrat Kreisel aus Dortmund, Bergrat Balz, Essen, Beigeordneter Werth, Essen. Seitens der Zechenverwaltung: Grubeninspektor Henke, Betriebsführer Altenhoff. Als Belegschaftsvertreter: a. Bergmann August Plußkat, b. Bergmann Eduard Wetzel, c. Bergmann Johann Schulz. Als Zeugen: 8 Bergmann Friedri Bergmann Bergmann

Drexhage,

Jakob Grutzmocks Einfahrer Herm. Niemarckert, Reviersteiger Gustav Musch, Hilfssteiger Friedr. Hoffmann,

Steiger Jos s

Fahrhauer2

Bergmann Hermann

Anschläger Peters,

Bergmann Derksen,

Steiger Kramwinkel,

Steiger H. Humme.

Bergrevierbureau des Reviers Suüd⸗Ess begann heute die obengenannte, von den Herren Minis Handel und Gewerbe und des Innern berufene Kommission die Untersuchung der auf der Zeche Graf Beust angeblich vor⸗ handenen Mißstände.

Als Vertreter der Zechenverwaltung und der Belegschaft waren die obenbezeichneten Personen erschienen. Die Vertreter der Belegschaft gaben an, daß sie in der Belegschaftsversamm⸗ lung vom 2. Februar 1905 gewählt seien.

Sie seien, und zwar:

. 32 Jahre alt beschäftigt,

ugust Schulte,

en zu Essen

und seit 2 Jahren auf der Zeche

.30 Jahre alt und seit 7 Jahren auf der Zeche be⸗ 32 Jahre alt und seit 9 Jahren auf der Zeche beschäftigt. 8 S

Die Belegschaftsvertreter sind Reichsangehörige.

Die Legitimation der Vertreter der Zeche ist amtlich

Der Vorsitzende der Kommission erläuterte Rechte der Parteivertreter. selben zustehe, durch den Vorsitzenden an die Zeugen lässigkeit der einzelnen erner wurde bekannt gegeben, t werden dürfe, einen

unächst die Er wies darauf hin, daß es den⸗ stellen zu lassen. entscheide die Kommission. daß auch der Antrag geste unter Ausschluß der Parteivertreter zu vernehmen, fa gründeterweise angenommen werden müßte, daß der Zeuge in Gegenwart derselben mit der Wahrheit zurückhalten werde.

Nach Vernehmung eines jeden Zeugen würde sodann den Parteivertretern Gelegenheit gegeben werden, Fragen zur Ver⸗ nehmung zu stellen und sich uͤber die Auss

ständen jedoch nur

em 1. Januar 1901 erhoben werden könnten, und zunächst nur die, welche von der Siebener⸗ Kommission bei dem Königlichen Oberbergamt Dortmund geltend gemacht seien.

Sache der Kommission sei es, darüber zu entscheiden, etwa solche andere Anträge, die alsbaldige Erledigung im Ver⸗ fahren finden könnten, zugelassen werden sollten, und ob die re Beschwerdepunkte ausgedehnt der Untersuchung seien solche Beschwerden, die gerichtlich bezw. strafrechtlich anhängig oder Die Verhandlung trage polizeilichen Charakter

u äußern. Zur Untersuchun werden, welche

für die Zeit nach

Untersuchung auch auf ande werden sollte. Ausgeschlossen von entschieden seien. und sei keine öffentliche.

Der Kommission stehe aber das Recht zu, Personen, welche nicht zu den Vertretern der Zeche oder Beleg⸗ schaft gehörten, zuzulassen, wenn dieselben berechtigte Interessen hierfür nachweisen

Der Vorsitzen Beschwerdepu daß es der zu stellen. fordert, sich über etwaige allgemeine Miß Zeche beständen, zu äußern.

Es wurde alsbald zur Zeugenvernehmung

1) Zeuge Friedrich Drexhage, 27 Jahre

m Juli 1903 bekam ich während Ich hatte damals wei Stunden gearbeitet. usfahrschein wurde „Die Grube sei ausfahren Am nächsten

auch andere

de machte sodann den Zechenvertretern die im einzelnen bekannt mit dem Bemerken, Verwaltung anheimgestellt werde, Gegenbeweise Sodann wurden die Belegschaftsvertreter aufge⸗ stände, die auf der

geschritten.

88 alt, evangelisch, seit 1891 auf der Zeche beschäf ur Sache: Eines Tages i beit in der Grube Leibschmerzen. Mittagsschicht und hatte ung Mein Ersuchen Steiger Musch mit dem Bemerken abgelehnt: wo man nach Belieben ein⸗ und e Schein ausgefahren. Musch die Anfahrt und ver⸗ Auf meine Beschwerde beim ich möchte mit dem Stei Am nächsten Tage

bald und ging zum Steiger Musch, ührer gewesen war, gestattete selben oder am folgenden Er bemerkte, der Drexhage sei mit zum Betriebs⸗

ihm ja tun. daß ich no

bekamen eines Tages von dem

um einen kein Taubenschlag, noch nach, soda Ich bin dann ohn Tage verweigerte mir Steiger langte ein Gesundheitsattest.

Betriebsführer sagte mir dieser,

dem Stei Den Betriebsfü Schachte, um die Anfahrt nicht der inzwischen bei dem Betriebs mir auch die Anfahrt. Tage noch vor mein Arbeitsort. gekommen und habe ihn aufgefordert, . Den Willen könne man erwiderte ihm darauf, er hätte wohl erwartet,

u versäumen.

Er kam am

führer zu gehen.

freundlich die Mütze ziehen würde, als ich ihm das ausrichtete. So wie mir vorgekommen würde, so gäbe ich auch die Antwort. Ob ich damals noch hinzugesetzt habe: auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil, weiß ich heute nicht mehr. Der Steiger entgegnete mir, es wäre am besten, wenn ich zum 15. kündigte. Das habe ich auch getan. Alsich den Betriebsführer frug, warum mir die Kündigung angeboten sei, sagte er mir, daß mir der Steiger meine Angabe, ich sei krank, nicht geglaubt habe. Seit Juli 1903 arbeite ich nicht mehr auf der Zeche. Ich bin niemals wegen willkürlichen Feierns und auch sonst nicht auf der Zeche Graf Beust bestraft worden.

g. F. Drexhage.

.

2) Steiger Josef Musch, 40 Jahre alt, katholisch.

Zur Sache: Ich erinnere mich des Vorfalls mit dem Bergmann Drexhage im Juli 1903 des näheren nicht mehr. Drexhage verlangte, soviel ich noch weiß, einen Schein für die Ausfahrt mit dem Bemerken, er sei krank. Ich hatte damals keinen Schein bei mir und konnte ihm auch keinen geben. Ueberdies habe ich seine Angabe nicht geglaubt, weil solche Fälle sehr häufig vorkommen. Möglich ist auch, daß ich ihm

esagt habe: die Grube sei kein Taubenschlag. Ob ich Drex⸗ hage die Anfahrt am nächsten Tage verweigert habe, weiß ich heute auch nicht mehr, ebenso wenig, ob ich seinetwegen mit dem Betriebsführer gesprochen habe. Ich entsinne mich auch nicht mehr, ob ich Drexhage gesagt habe, er möchte kündigen. Möglich ist, daß Drexhage mir gegenuͤber provozierend auf⸗ getreten ist und ich ihm die Kündigung empfohlen habe. Ein Bergmann Cyburra hat mir gestern abend erzählt, doß ihm ein Kamerad des Drexhage, Nekas, gesagt habe, er hätte die Angabe des Drexhage, er krank sei, ebenfalls nicht geglaubt. e.E Ich bemerke, daß ein Schein zur Ausfahrt nicht unbedingt rforderlich ist.

U

Auf Antrag der Belegschaftsvertreter wird Zeuge Drex⸗ hage befragt, ob er sich mit einem Bergmann Cyburra schlecht vertragen habe. Zeuge Drexhage erklärt: „Cyburra war mein Fh von der Morgerschicht; ich habe mit ihm nichts gehabt.“

3) Zeuge Bergmann Friedrich Möck, 28 Jahre alt, evan⸗ gelisch, seit Juli 1904 auf Zeche Graf Beust:

Zur Sache: Im Monat Juli 1904 sind mir ausweislich der vorgelegten Lohnbücher für verlorenes Gezähe und Marken 95 ₰, im August 75 ₰, im September 1,10 ℳ, im Oktober 70 J, im November 45 ₰, im Dezember 1,25 ℳ, im Januar und Februar 1905 je 25 abgehalten worden, trotzdem ich Gezähe oder Marken niemals verloren habe. Beschwert habe ich mich dieserhalb beim Betriebsführer nicht und habe auch beim Berggewerbegericht nicht geklagt, weil jedem Ar⸗ beiter auf der Zeche solche Abzüge gemacht worden sind.

Die Vertreter der 18 bemerken hierzu, daß unter der Rubrik „Verlorene Gezähe und Marken“ die an die Arbeiter gelieferten Lampengläser, Zündstreifen, Hackenstiele, Lampen⸗ körbe, Reparaturkosten an den Lampen verrechnet würden. Das sei auch bei Möck geschehen.

Die Belegschaftsvertreter erklären hierzu, daß die vor⸗ stehende Angabe der Zechenvertreter zutreffe; das Verfahren sei nur nicht allen Arbeitern bekannt, und es entständen des⸗ halb Zweifel.

Seitens der Zechenvertreter wird bemerkt, daß den Ar⸗ beitern auf der Zeche sämtliche Reparaturkosten für Lampen in der Regel in Abzug gebracht würden. Nur wenn durch Zeugen oder eine Bescheinigung des Steigers die Schuldlosigkeit der nachgewiesen werden könnte, würden die Abzüge nicht gemacht.

Die Belegschaftsvertreter erkennen die Angaben als richtig an.

Dem Zeugen Möck wurden sodann die Lampenlisten vom Juli 1904 an vorgelegt, in welchen die Abzüge verzeichnet sind. Zeuge Möck bemerkt hierauf, daß er die Angaben der Listen nicht bemängeln könne. Wenn der Abzug für Lampen⸗ gläser, Zuͤndstreifen, Lampenreparaturen genacht worden sei, dann seien sie gerechtfertigt. Seine Beschwerde beruhe auf dem Mißverständnisse, daß die Abzüge für verlorenes Gezäh und verlorene Marken gemacht worden seien. 8

8 v. g. u. riedrich Möck. 14) Zeuge Bergmann Jakob Grutzmocks, 42 Jahre alt, evangelisch, etwa 15 Jahre auf der Zeche beschäftigt gewesen. Zur Sache: Nach dem Streik bin ich auf der Zeche nicht wieder angenommen worden und gegenwärtig ohne Arbeit. Im 1. Vierteljahr des Jahres 1904 war ich mit mehreren Kameraden auf der VI. Sohle Flöz Carl C beschäftigt. Wir Reuierzeiger Musch den Auf⸗ trag, eine Weiche einzubauen. Wir konnten dieselbe nur auf 17 ½ Zoll einnageln, weil die Seitenstücke in der Schmiede nicht ordentlich Seeg. gtet waren. Die Nägel gaben dann o ß die großen Kohlenwagen entgleisten. Der Reviersteiger Musch schob das auf unordentliche Arbeit unserer⸗ feits zurück und bestrafte uns alle mit einer halben Schicht. Zur selben Zeit hatte ich eines Tages von dem Hilfs⸗ steiger Hoffmann den Auftrag erhalten, im Flöz Carl C ein

neues Holz zu setzen. Weil ein alter Stempe noch stand, den

ich wegen des Gebirges nicht wegnehmen wollte, war es mir

und meinem Kameraden nicht möglich, den neuen Stempel

gerade zu setzen, weil er in unmittelbarer Nähe des alten gesetzt werden mußte. Nach 4 Tagen, nachdem das Gebirge sich schon gesetzt hatte, fand ich auf dem neuen Stempel die Aufschrift: „Gerade schlagen!“ Da das nicht mehr möglich war, schrieb ich auf den Stempel: „Selber gerade schlagen!“ Am folgenden Tage kam der Steiger Hoffmann an den Arbeitsort und stellte mich und meinen Kameraden zur Rede. Er versuchte,

den Stempel mit einem dicken Hammer gerade zu schlagen, das gelang ihm aber nicht. Trotzdem wurde ich mit 6 und mein Kamerad Maironnat mit 2 bestraft. Ueberdies wurde uns Kündigung angedroht.

Im Frühjahr 1904 hatte ich in einer Nachtschicht auf Flöz Magdalena im Auftrage des Reviersteigers Humme einen heruntergeschossen. Ich war Nachts gegen 1 ½ Uhr damit fertig geworden und ging zu meiner Schießkiste, um diese zu verschließen. Mein Kamerad Klieber war dort mit dem Schneiden von Kopfhölzern beschäftigt. Eben als ich zur Schießkiste gekommen war, kam der Fahrhauer Schulte und beschuldigte uns, daß wir noch nichtsgemacht hätten. Er nannte uns Faulenzer und sagte, wir ständen in der schwarzen Liste, und Steiger Humme habe sich stets über uns beschwert. Nachdem ich ihm erwidert hatte, daß ich meine letzte Arbeit bis dahin schon getan hätte, ging er ohne Antwort weg.

Im Dezember 1904 hatte ich mit meinem Kamcraden Kräuder im Auftrage des Reviersteigers Humme die Strecke 5 Floß Magdalena VII. Sohle in Ordnung zu halten. Wir

atten mit den Hauern vereinbart, daß sie uns Kreidezeichen

an die reparaturbedürftigen Stellen machen sollten. Am 22. Dezember war ich mit Kräuder zur Nachtschicht ange⸗ fahren. Wir holten zunächst Holz von Ort 4 nach Ort 5 herauf. Als wir eben damit fertig waren, kam der Bergmann Stöhr und forderte uns auf, ihm bei dem Transport einer Anschlagbühne zu helfen. Ich ging nebst Kräuder mit, und haben wir bis gegen 1 ½ Uhr beim Transport mitgearbeitet. Kräuder und ich revidierten sodann die Strecke V und fanden drei reparaturbedürftige Stellen; Zeichen waren aber von den Hauern nicht gemacht worden. Als Kräuder und ich berat schlagten, an welcher Stelle wir anfangen sollten, kam der Fahrhauer Schulte und beschuldigte uns, daß wir gefaulenzt hätten. Er erklärte, das würde uns eine Viertelschicht kosten, und wenn er sage eine viertel, dann sage der Steiger Humme eine halbe Schicht. Es ist uns tatsächlich eine halbe Schicht gestrichen worden, die mir jetzt im März ersetzt worden ist.

Eines Tages im Jahre 1904 frug der Einfahrer im Revier IX einen Kameraden, dessen Namen ich nicht mehr angeben kann, wie es mit der Luft sei. Auf Nr. VII hätten sie keine Luft. Der Kamerad erwiderte, er wisse das nicht, weil er erst seit 3 Tagen hier sei. Die Angabe meines Kameraden war falsch. Als ich ihn zur Rede stellte, sagte er mir, er hätte oie Wahrheit nicht gesagt, weil er sonst seine Maßregelung befürchtete.

Eines Tages im Jahre 1904 kam ein Junge vom Schacht gelaufen und frug nach dem Steiger. Er sagte uns, der Ein fahrer käme. Ich wurde dann von dem Steiger Humme be⸗ auftragt, Ort IV, V und VI von den Hauern in Ordnung bringen zu lassen. Ich habe den Bescheid überbracht. Ob der Einfahrer diese Orte befahren hat, weiß ich nicht.

Die Morgenschicht hat nach dem Anschlage Seilfahrt von 5 bis 6 Uhr. Die Nachtschicht muß jedoch fast regelmäßig bis 5 ½ Uhr und noch darüber auf die Ausfahrt warten. Daß dies Verfahren gegen die Arbeitsordnung ist, kann ich 89 behaupten. Ich meine nur, daß die Ausfahrt der Nachtschicht auf den Beginn der Seilfahrt der Morgenschicht fallen müßte. 1

Im Herbst 1904 habe ich eines Tages auf der VII. Sohle, Flöz Magdalena, einen vollen Abortkübel weggeschafft, ein neuer Kübel kam erst 2 oder 3 Tage später. Es lag das daran, daß meines Wissens keine Leute ein für allemal mit dem Wegschaffen und der Reinigung der Abortkübel bestellt waren. Bis zum nächsten Abortkübel hatten wir einen Weg von 40 m abwärts. Damals hatten wir auf den Wagen ge⸗ schrieben, daß uns ein Abortkübel fehlte.

Ein Kamerad Prati hat mir während des Streiks erzählt, daß er auf der 7. Sohle eines Tages einen Abortkübel ge⸗ sehen habe, der voll von Würmern gewesen sei. Es habe ihn so geekelt, daß er gebrochen habe, und sei er noch krank davon.

habe die Notdurft in die Kohle verrichten müssen.

Jakob Grutzmockz.

Einfahrer Hermann Niemarckert, 41 Jahre alt, katholischer Religion.

Zur Sache: Ich weiß nichts davon, daß ich im Laufe des vorigen Jahres Ort V Flöz Magdalena nach der Be⸗ wetterung gefragt und geäußert habe, auf Nr. VII hätten sie keine Luft. Wenn ich einen wesentlichen Mangel damals fest⸗ gestellt hätte, hätte ich ihn im Fahrbericht erwähnt. Ich melde mich niemals an, wenn ich eine Grube befahre, und sage auch nie vorher, welche Abteilung ich befahren werde. Daß die Leute sich gegenseitig verständigen, wenn ich einfahre, ist möglich. 1

v. g. u.

Hermann Niemarckert.

Es werden die Fahrberichte des Einfahrers Niemarckert über die Befahrung des Flözes Magdalena aus dem Jahre 1904 vorgelegt und daraus festgestellt, daß eine Bemängelung über Bewetterung darin nicht enthalten ist.

Reviersteiger Gustav Musch, 38 Jahre alt, katholisch.

Zur Sache: Im vorigen Jahre hatte ich eines Tages den Bergmann Grutzmocks beauftragt, im Flöz Carl unter eine Weiche neue Schwellen einzuwechseln. Die Weiche lag bereits an der Stelle und war nicht in der Schmiede gewesen. Während nun mindestens 6 Schwellen notwendig gewesen wären, die im Abstand von 2 Fuß liegen muͤßeng hatte Grutzmocks nur 3 Schwellen eingebaut und die bindung mit den Schienen nicht genagelt. Deshalb ich Grutzmocks mit einer halben Schicht bestrafen lassen. mir vorgelesene Aussage des Grutzmocks ist nicht richtig. Ich habe das Revier im Januar 1904 übernommen und bin mit Grutzmocks nie zufrieden gewesen. Er war m. E. faul und arbeitete unordentlich.