zu ergreifen, obwohl Frau Bernhardt es meisterlich verstand, durch ihr
Der Roland von Berlin.
Der G’wissenswurm.
Male: Die Sturmglocke. Anfang 7 ½ Uhr.
Theater und Musik. Deutsches Theater.
Der Anzengruber⸗Zvyklus brachte in seinem weiteren Verlauf
gestern den „G'wissenswurm⸗, neben dem „Pfarrer von Kirchfeld“ wohl das in Berlin bekannteste Werk des österreichischen Volksdichters. Erst vor kurzem wurde es gelegentlich des Gastspiels von Joseph Kainz in recht guter Aufführung im Berliner Theater wieder in Erinnerung gebracht. Die gestrige Aufführung war in manchen Teilen besser, in manchen aber auch nicht so gut wie jene. Hervorragendes boten nur vier Darsteller: Thaller als Grillhofer, Martinelli als Dusterer, von Balajthy als Wastl und Hansi Niese als Horlacherlies. Thaller gab dem durch den frömmelnden, erbschleichenden Schwager geknechteten Bauern ein besonderes Gepräge, er zeichnete ihn als im Grunde liebenswürdige, der Sonnenseite des Lebens zugekehrte Natur, als einen Mann, der nur durch die künstlich genährte Gewissensangst zum Duckmäuser wird und immer daran erinnert werden muß, daß er nicht lachen und fröhlich sein dürfe. Es war eine außerordentlich fesselnde Leistung. Der Dusterer Martinellis war von jener Schlichtheit, deren ch dieser Darsteller stets befleißigt, niemals zu Gunsten einer Augen⸗ blickswirkung aufdringlich, stets dem Ganzen untergeordnet. Ein rischer, kraftvoller Wastl war Robert von Balajthy und eine Hor⸗ acherlies von urwüchsiger Eigenart Hansi Niese, der die Rolle reichliche Gelegenheit bot, sowohl ihren Uebermut wie hre warmherzige Innigkeit zu beweisen. Die anderen Mit⸗ wirkenden konnten zum Teil befriedigen, zum Teil genügten sie aber auch bescheidenen Ansprüchen nicht, sodaß einige sonst sehr wirkungs⸗ volle Szenen, wie z. B. die Episode mit der Bäuerin an der Kahlen Lehnten und diejenige des Fuhrknechts versagten. Das zahlreich an⸗ wesende Publikum wurde nicht müde, den vier Hauptdarstellern Beifall zu spenden und sie nach dem Fallen des Vorhangs immer wieder
hervorzurufen. 8 Berliner Theater.
Sarah Bernhardt trat gestern in einer neuen Rolle, als Tisbe in Vietor Hugos Drama „Angelo, der Tyrann von Pat ua“ auf. Das Stück beginnt mit einem stimmungsvollen Bilde
eiterer Lebensfreude; Damen und Herren in altitalienischer Ge⸗ wandung tanzen in duftenden, mondscheinüberfluteten Gärten eine Pavane. Nach dem ersten Aufzuge aber versinkt diese blühende Pracht; an ihre Stelle treten Gemächer mit verschlossenen Türen und eheimnisvollen Gängen; der Mondenschein kann nur in düsteren Gelassen die Umrisse kahler Fensterscheiben auf dunkle Fußböden malen. Im Einklang mit dieser Szenerie entrollt sich auf der Bühne eine Handlung voll schwülstiger Abenteuerlichkeit. Alle Schrecknisse werden aufeinander gehäuft, die eine überschwengliche Phantasie ersinnen kann; Gift, Dolch, todesähnliche Betäubungen, Verrat und Mord werden us der Rüstkammer mittelalterlicher Romantik heraufgeholt, um uf diesem schwarzen Hintergrunde die edle Seele der Tisbe um so heller leuchten zu lassen. Das Herz dieser schönen Schauspielerin erfüllen zwei Neigungen: eine schwärmerische Verehrung für die heim⸗ egangene Mutter und eine überirdische Liebe zum jungen Rodolfo, er sie verschmäht. Im zärtlichen Andenken an die tote Mutter rettet sie die Ehre und das Leben Catarinas, der Gattin des Tyrannen Angelo; die unglückliche Liebe zu Rodolfo treibt sie in den Tod, nachdem sie den Geliebten noch sterbend mit Cataring, der Dame eines Herzens, vereint hat. Die ganze ungeheuerliche Phantasterei ist och aufgeputzt durch eine maßlose Rührseligkeit der Rede nd durch eine aufdringliche theatralische Effekthascherei in der Handlung. Das Ganze klang wie ein Ton aus ferner Zeit, welcher der Gegenwart ängst fremd geworden ist und seine Kraft, zu rühren, verloren hat. An dieser Allgemeinwirkung vermochte auch die kluge Kunst der Tragödin nichts zu ändern, welche als Tisbe im Mittelpunkt der Handlung stand. Ihre Tisbe vermochte wohl zu interessieren, aber nicht
eistvolles und maßvolles Spiel auch dort eine natürliche Empfindung vorzuspiegeln, wo der Dichter nur erkünstelte Unnatur geboten hat. Sie legte Proben geistvoller Ueberlegenheit ab durch den verhaltenen Ausdruck eines tief innerlichen Gefühls, mit dem sie die maßlosen
ebertreibungen ihrer überschwenglichen Rolle zu mildern wußte. Das liebeheischende, zärtliche Weib, das demütig zu allen Opfern bis zur Selbstvernichtung bereit ist, stand im Vordergrunde ihrer Dar⸗ stellung; in der großen Szene mit ihrer glücklichen Nebenbuhlerin esselte sie durch die schönen, malenden Bewegungen der Arme, durch as lebensvolle Spiel der Hände und Augen. Dieser Leistung konnte ich nur noch die des Herrn de Max in der Rolle des Verräters Homodei mit Erfolg an die Seite stellen; jede Linie seines Wesens war voll charakteristischer Eigenart; klar umrissen klang aus seiner Rede jeder Wechsel der Empfindungen, die voll und schwer den Tiefen iner umdüsterten Seele zu entquellen schienen. Die übrigen Dar⸗ teller füllten ihre Rollen erträglich aus.
Nationaltheater.
Gestern abend fand das erste Gastspiel des italienischen Ver⸗ andlungsschauspielers Frizzo mit durchschlagendem Erfolge tatt. Der Gast leistet in seinem Fach als Verwandlungskünstler wohl das Beste, was seit langer Zeit gesehen worden ist. Mit ver⸗ lüffender Schnelligkeit weiß er sich die hervorragenden Merk⸗ der verschiedensten Persönlichkeiten, weiblicher sowohl männlicher, anzueignen und drastisch, jedoch ohne Uebertreibung, vorzuführen; er singt, tanzt und mimt dabei ie nach Bedarf. Die beiden Stücke, die er sich mitbrachte, sind an sich belanglos; sie sollen nur den Rahmen für seine mehr als hundert⸗
Verbandes für erste Hilfe, zu dem der größte Teil der Berliner
die Berliner Rettungsgesellschaft zusammengetreten sind, in 6124 Fällen in Anspruch genommen. Fälle, 926 innere Erkrankungen und 40 geburtshilfliche Fälle.
bezirks Koblenz durch zentrale Wasserleitungen gefördert worden. vom Beginn des Jahres 1904 bis jetzt fertiggestellt oder im Bau begriffen Bei weitem der L Teil sehr leistungsschwachen Gemeinden in Anerkennung des großen Bedürfnisses nach gutem Wasser selber getragen. Trotz des leisteten aber ist das Bedürfnis noch so wenig befriedigt, daß seitens der Gemeinden des Bezirks zur Ausführung in den nächsten Jahren bereits 133 geeignete und großenteils dringend nötige Wasserleitungs⸗ projekte eingereicht sind, mit rund 3 380 000 ℳ Ans
fachen blitzschnellen Verwandlungen abgeben. Im zweiten Teil „Eldorado“ ließ er das umfangreiche Personal einer großen Allerlei⸗ bühne in seiner Person vor den Augen der Zuschauer mit Glück vorüberziehen. Es ist eine beschränkte Kunst, der sich Frizzo widmet, aber in ihr zeigt er sich als Meister. Diesen Darbietungen voran ging die Aufführung von Offenbachs kleiner Operette „Die schöne Galathee“, leider mit schwächlichem Gelingen. Das Theater hat bis jetzt seine Zuhöͤrer an bessere Leistungen gewöhnt; offenbar ist nicht mit dem nötigen Eifer und Ernst an die Instenierung dieses kleinen Musikwerks gegangen worden.
Im Koöniglichen Opernhause geht morgen, Sonnabend, Ch. Gounods große Oper in 5 Akten „Romeo und Julia“ mit S Farrar als Julia und Herrn Naval als Romeo in Szene.
n weiteren Hauptrollen sind die Herren Hoffmann, Jörn, Knüpfer, Mödlinger, Krasa, die Damen Dietrich und Pohl beschäftigt. Im Ballett des vierten Aufzuges tanzen Fräulein dell'Era und die Solo⸗ tänzerinnen der Königlichen Oper.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Wilhelm Tell“ wiederholt.
„Im Neuen Königlichen Operntheater erlebte das lustige „Jung⸗Heidelberg“ mit der Musik Millböckers gestern die 25. Aufführung. Das Haus war voll besetzt, und die Zuschauer be⸗ fanden sich während der ganzen Vorstellung in angeregter Stimmung, sodaß diesem Jubiläum wohl noch eine Reihe von Wieder⸗ holungen folgen dürften. Wenn die etwas possenhafte Hand⸗ lung der Operette und namentlich die darin vorkommenden geradezu unmöglichen militärischen Figuren auch in ziemlich schroffem Gegensatz zu dem stimmungsvollen Meyer⸗Försterschen Vorläufer stehen, so wirkt das Gegenständliche der Handlung doch immer aufs neue anheimelnd und erheiternd. Bis auf die Rolle der de ö Mitzi Wirth trefflich dargestellten Erbprinzefsfin war die Besetzung diejenige der Erstaufführung, und gleich dieser ging auch die 25. Wieder⸗ holung mit derselben Frische und dem nämlichen Erfolge in Szene.
Im Deutschen Theater werden auf vielseitiges Ver⸗ langen am Sonntag „Die Kreuzelschreiber“ wiederholt. An diesem Abend spielt Herr Martinelli den Steinklopferhanns; gleichzeitig ist dies das letzte Auftreten des Künstlers. Am Montag, Dienstag und Mittwoch wird der „Doppelselbstmord“ aufgeführt. Herr Direktor Lautenburg beschließt die Maispiele am 1. Juni, und zwar mit dem „Pfarrer von Kirchfeld“ mit Otto Sommerstorff in der Titelrolle und Fran Teresina Geßner als Annerl, in welcher Rolle sich die beliebte Künstlerin von dem Berliner Publikum verabschiedet.
Im Berliner Theater findet morgen die Erstaufsührung des Trauerspiels „Die Sturmglocke“ von Adolf Vogeler statt. In größeren Rollen sind die Herren Connard, Mischke, Pittschau, Rohland, Starnburg und Weigerft, die Damen Bratt, Frauen⸗ beijer 118 Hruby beschäftigt. Die Inszenierung leitet Gustav
efranek.
Mannigfaltiges. Berlin, den 26. Mai 1905.
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten war zu Ehren des Vorstehers Dr. Langerhans, der gestern seinen 85. Geburtstag beging, der Platz des Jubilars mit Blumen geschmückt. Beim Eintritt des Dr. Langerhans erhoben sich die Versammelten von den Plätzen; der Stadtv. Sg. begrüßte den Vorsteher in einer längeren Ansprache, worauf Dr. Langerhans in sichtlicher Bewegung dankte. Den folgenden geschäft⸗ lichen Teil der Sitzung leitete der Vorsteher Dr. Langerhans durch einen ehrenden Nachruf für den verstorbenen Stadtältesten Voigt ein, der sich als früherer Stadtrat und zuletzt als Direktor des städtischen Pfandbriefamts große Verdienste um die Stadt Berlin erworben habe. Der Nachruf wurde von der Versammlung stehend an⸗ gehört. — Der Ausschuß zur Vorbereitung der Vorlage, betreffend die Einrichtung von Hafen⸗, Bahn⸗ und Speicheranlagen am Stralauer Anger hat sich konstituiert und zum Vorsitzenden den Stadtv. Cassel, zum Stellvertreter den Stadtv. Kreitling gewählt. — Nach Erledigung unwesentlicher Vorlagen, die nur wenige Minuten in Anspruch nahmen, wurde die Sitzung dann geschlossen.
Im Monat April d. J. wurden die Hilfsstellen des
Sanitätswachen, die Berliner Unfallstationen vom Roten Kreuz und
Darunter befanden sich 5158 chirurgische
Die Wasserversorgung der Gemeinden des Regierungs⸗ 8 serleitungen ist unablässig Die Aufwendungen für diejenigen Anlagen, die sind, betragen nicht
weniger als 2 258 267 ℳ Hauptteil der
Kosten ist von den zum
e⸗
chlagskosten.
Charlottenburg, 25. Mai. (W. T. B.) Der Kommerzien⸗ rat, Direktor Max Steinthal hierselbst hat der Stadt Char⸗ lottenburg aus Anlaß ihrer Zweihundertjahrfeier einen Betrag von hunderttausend Mark zum Geschenk gemacht. Die Summe ist zur Errichtung von Waldschulen bestimmt.
Frankfurt a. M., 25. Mai. (W. T. B.) Die „Frankfurter Zeitung“ meldet aus St. Johann: Auf der Grube Louisen⸗ thal ist durch schlagende Wetter ein Bergmann getötet, vier andere sind durch giftige Gase schwer verletzt worden.
Minden (Westfalen), 26. Mai. (W. T. B.) In der Nacht von Donnerstag auf Freitag, Morgens 2 Uhr 30 Minuten, stie ß der Luxuszug 11 Cöln — Berlin vor dem Bahnhofe Löhne auf fünf Kohlenwagen, die von einem Güterzuge abge⸗ rissen waren und auf dem Hauptgleis standen. Das Hindernis wurde trotz Nebels vom Lokomotivführer des Luxuszuges so eceh bemerkt, das er noch bremsen konnte. Der Anprall wurde so abgeschwächt, daß keine Verletzung von Reisenden und vom Zugpersonal erfolgte. Es wurden durch die Trümmer zunächst beide Gleise gesperrt. Um 5 Uhr 30 Minuten Morgens war ein Gleis wieder geräumt. Die Untersuchung ist eingeleitet.
Stuttgart, 26. Mai. (W. T. B.) Aus Anlaß der bevor⸗ stehenden Tagung des Deutschen Flottenvereins sind gestern der Präsident des Flottenvereins Fürst zu Salm⸗Horstmar und die übrigen Mitglieder des Präsidiums bereits hier eingetroffen. Abends fand eine Hoftafel in der Spiegelgalerie des Königlichen Schlosses statt, zu der geladen waren die Mitglieder der Königlichen Familie, die Hofstaaten der Königlichen Prinzen, der preußische und bayperische Gesandte, die Mit⸗ glieder des Staatsministeriums, der Kommandierende General des XIII. Armeekorps, der Kommandant von Stuttgart, die Mitglieder des Präsidiums des Deutschen Flottenvereins sowie der geschäftsführende Ausschuß des Württembergischen Landesverbands des Deutschen Flotten⸗ vereins. Während der Tafel brachte Seine Majestät der König einen Trinkspruch aus, in dem er seiner Freude Ausdruck gab, die Vertreter des Deutschen Flottenvereins begrüßen zu können. Wie in verschiedenen deutschen Städten, so würde der Flottenverein auch eine warmherzige Aufnahme im Schwabenlande finden. Er an der Spitze heiße daher die Herren von Herzen willkommen. Der König führte des weiteren aus: „Bin ich doch so lebhaft wie einer überzeugt, daß eine starke Wehr zur See eine unausbleibliche Notwendigkeit für unser Vaterland ist. Wie sehr Seine Majestät der Kaiser von denselben Anschauungen durchdrungen ist, von dem festen Bewußtsein, daß ohne eine tatkräftige Flotte es undenkbar ist, unsere Stellung im Kreise der Mächte zu behaupten, deutschen überseeischen Unternehmungsgeist zu schützen und den Weltfrieden zu bewahren, wissen wir alle. Seine Marine ist dem Kaiser besonders fest ans Herz gewachsen.“ Der König schloß mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser.
Der Präsident des Flottenvereins Fürst zu Salm⸗Horstmar dankte namens des Präsidiums des Flottenvereins und brachte ein Hoch auf Seine Majestät den König aus.
New York, 25. Mai. (W. T. B.) Hier eingegangenen
Meldungen zufolge soll die Ortschaft Chicago (Texas), die 200 Einwohner zählt, durch einen Sturm dem Erdboden gleich⸗ gemacht worden sein. Paris (Texas) sind mehrere Häuser umgeweht worden.
Auch in den Städten Fortworth und
Nach Schluß der Redaktion eingegangene
Depeschen. (W. T. B.)
Paris, 26. Mai.
Rothschild ist heute vormittag gestorben.
St. Petersburg, 26. Mai. (W. T. B.) Die „St.
Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ meldet aus Werchne Udinsk von gestern: Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold von Preußen traf am Donnerstagmittag aus Kiachta dort ein und wurde von der Bevölkerung herzlich begrüßt. brachte der Prin und sein Libausches Regiment aus.
Prnn nee⸗ Tschita weiter.
Bei einem von der Stadt veranstalteten ; einen Trinkspruch auf den Kaiser Nikolaus Nachmittags reiste der
achitschewan (Gouv. Eriwan), 26. Mai. (Meldung der
güre Petersburger Telegraphen⸗Agentur.“) Seit dem 23. Mai nden Armeniern und Mohammedanern steatt, die gestern einen besonders heftigen Charakter annahmen. Morgen völkerung versagt jeden Gehorsam; ganze Reihen von Buden stehen in Flammen
h““
fortwährend blutige zwischen
Factt ntft55
-A99 a— ahme Seit dem frühen ist in den Straßen geschossen worden. Die Be⸗
Aus Eriwan sind Truppen herbeigerufen
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)
4 Meere. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 139. Abonnementsvorstellung. Romeo und ulia. Große Oper in 5 Akten von J. Barbier und M. Carré Musik von Ch. Gounod. Mus;⸗ kalische Leitung: Herr Kapellmeister von Strauß. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 63. Abonnementsvorstellung. Wil⸗ helm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller. Regie: Herr Adler. Anfang 7 Uhr. Neues Operntheater. Jung⸗Heidelberg. Operette in 3 Akten von L. Krenn und C. Lindau. Musik von Karl Millöcker. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Opern haus. 140. Abonnementsvorstellung. 1 3 Oper in 4 Akten. Dichtung und Mussk, unter Benutzung des gleich⸗ namigen Romans von Wilibald Alexis, von R. Leoncavallo. Deutsch von Georg Dreescher. (Fräulein Burchardt, vom Großherzoglichen Hof⸗ theater in Schwerin, als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 64. Abonnementsvorstellung. Prinz Friedrich von Homburg. Schauspiel in 5 Auf⸗ zügen von Heinrich von Kleist. Anfang 7 ½ Uhr. Neues Operntheater. Jung⸗Heidelberg. Operette in 3 Akten von L. Krenn und C. Lindau. Musik von Karl Millöcker. Anfang 7 ½ Uhr.
Logenbrüder.
3 Uhr:
Deutsches Theater. (Maispiele.) Sonnabend:
Anfang 8 Uhr.
Martha. Sonntag: Die Kreuzelschreiber. the
Rudolf Pröll.
ö11“
Berliner Theater. Sonnabend: Zum ersten
al Undine. Sonntag: Die Sturmglocke. Mittwoch:
Montag: Weh’ dem, der lügt!
Lessingtheater. Sonnabend: Die Frau vom Anfang 8 Uhr.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Weber. — Abends 8 Uhr: Elga.
Montag: Elga.
Schillertheater. 0.
Sonnabend, Abends 8Uhr: Der artesische Brunnen. Märchenposse in 3 Abteilungen und 4 Aufzügen mit Gesängen und Tänzen von Gustay Raeder. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Kabale und Liebe. — Abends 8 Uhr: Montag, Abends 8 Uhr: Der artesische Brunnen. N. (Friedrich Wilhelmstädtisches Theater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Die Schwank in 3 Laufs und Curt Kraatz. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Wallensteins Tod. — Abends 8 Uhr: Montag, Abends 8 Uhr: Die Logenbrüder. Im Garlten: Großes Militärkonzert. 5
Theater des Westens. (Kantstraße 12. Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Sonnabend, Nachmittags Zu kleinen Preisen: Egmont. — Abenks — 7 ½ Uhr: Bei festlich erleuchtetem Hause zur Jubel⸗ feier in Charlottenburg: Der Zigeunerbaron.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: — Abends 7 ½ Uhr: Gastspiel von Dr.
Montag: Gastspiel von Ottilie Metzger und Nikolaus Rothmühl. Dienstag (letzte Vorstellung im Abonnement):
b Schüleropernaufführ des Sternschen Konservatoriums. 6
Künstler. 8 Sonntag: Künstler. Anfang 8 Uhr. 8
Nationaltheater. (Direktion: (Wallnertheater.) (Direktion
Der artesische Brunnen.
Akten von Carl
Die Logenbrüder.
Sonntag und folgende Tage, Herzogin Crevette.
folgende Tage: Reklame.
von Lucca. Hans Heiling.
Zentraltheater. Lämmer.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Lämmer. — Abends 7 ½ Uhr: Die
Montag: Die kleinen Lämmer.
Neues Theater. (Spielzeit der Direktion Karl - und Theodor Rosenfeld.) Sonnabend:
Weinbergsweg 12 a — 13 b.) Sonnabend und Sonn⸗ tag, Abends 8 Uhr: Gastspiel des berühmten italieni⸗ schen Verwandlungsschauspielers Frizzo.
Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Sonn⸗ abend, Abends 8 Uhr: Der Familientag. Sonntag, Abends 8 Uhr: Der Familientag.
Residenztheater. (Direktion: RichardAlexander.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Herzogin Crevette. (La Duchesse des Folies-Bergère.) Schwank in 1 Vorspiel und 3 Akten von Georges
deutscher Bearbeitung von Benno Jacobson.
Abends 8 Uhr:
Thaliatheater. (Dresdener Straße 72/73.) Gastspiel der ö eag; und terauf:
Die kleinen Fledermaus.
Bellealliancetheater. (Bellealliancestraße 7/8. Direktion: Kren u. Schönfeld.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Liebesmanöver. Lustspiel in 3 Akten von Kurt Kraatz und Freiherrn von Schlicht.
*
Hugo Becker. zwischen
Trianontheater. (Georgenstraße,
Friedrich⸗ und Universitätsstraße.) Sonnaben zweiter Mann. Anfang 8 Uhr. Sonntag: Ihr zweiter Mann.
Familiennachrichten.
Verlobt: Frl. Alice Theodora Mensing mit Hrn. Oberleutnant Paul von Troschke (Berlin).
Geboren: Eine Tochter: Hrn. Justizrat Dr. Eugen Wolff (Berlin).
Gestorben: Hr. General d. Inf. z. D. von Woelckern (Stuttgart). — Hr. Generalmajor a. D. und Wirklicher Geheimer v Louis von Massow (Berlin). — Hr. Leutnant Velten Oehmigke (Hofgeismar). — Hr. Amtsgerichtsrat Max Deppe (Charlottenburg). — Hr. Oberzahl⸗ meister Hermann Maaske (Berlin). — Fr. Ottonie von Wilde, geb. von Usedom (Erfurt). — Fr. Gutsbesitzer Annemarie Alexander, geb. Howitz (Müsselmow bei Brüel i. M.).
eydeau, in
Die Bäder Verantwortlicher Redakteur
Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage)
Die kleinen
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Baron Alphons
Sonntag und folgende Tage: Liebesmanöver.
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8—
A 8 8 8
Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preußischen
8
Staatsanzeiger.
1905.
124.
—q;
Verhandlung über die Untersuchung der Beschwerden der Bergarbeiter auf der Zeche Pluto, Schacht Wilhelm.
Verhandelt den 8. März 1905 zu Wanne
“ Anwesend:
1) Die Mitglieder der Untersuchungskommission: Oberbergrat Althüser als Vorsitzender, Bergmeister Wilke, Amtmann Winter, als Vertreter des Geelsenkirchen. 1““
2) Seitens der Zechenverwaltung:
Direktor Lohbeck, Betriebsführer Kracht.
3) Als Belegschaftsvertreter:
a. Bergmann Josef Patzelt, b. Bergmann Johann Wagner.
4) Als Protokollführer: Bergrevierbureauassistent Wiegand.
Im Amtshause zu Wanne begann heute die obengenannte, von den Herren Ministern für Handel und Gewerbe und des Innern berufene Kommission die Untersuchung der auf der Zeche Pluto, Schacht Wilhelm, angeblich vorhandenen Mißstände.
Als Vertreter der Zechenverwaltung und der Belegschaft waren die obenbezeichneten Personen erschienen. Die Ver⸗ treter der Belegschaft gaben an, daß sie in der Belegschafts⸗ versammlung vom 3. Februar 1905 gewählt seien.
Sie seien, und zwar a. 41 Jahre alt und seit 5 Jahren mit Unterbrechungen von 11 Monaten auf der Zeche beschäftigt, ö.29 Jahre alt und seit 8 ½ Jahren auf der Zeche be⸗ schäftigt. Belegschaftsvertreter sind Reichsangehörige.
Die Legitimation der Vertreter der Zeche ist amtlich bekannt.
Der Vorsitzende der Kommission erläuterte zunächst die Rechte der Parteivertreter. Er wies darauf hin, daß es den⸗ selben zustehe, durch den Vorsitzenden an die Zeugen G stellen zu lassen. Ueber die Zulässigkeit der einzelnen Fragen entscheide die Kommission. Ferner wurde bekannt gegeben, daß auch der Antrag gestellt werden dürfe, einen Zeugen unter Ausschluß der Parteivertreter zu vernehmen, falls begründeter Weise angenommen werden müßte, daß der Zeuge in Gegen⸗ wart derselben mit der Wahrheit zurückhalten werde.
Nach Vernehmung eines jeden Zeugen würde sodann den Parteivertretern Gelegenheit gegeben werden, Fragen zur Ver⸗ nehmung zu stellen und sich über die Aussage zu äußern.
Zur Untersuchung ständen jedoch nur Beschwerden, welche für die Zeit nach dem 1. Januar 1901 erhoben werden könnten, und zunächst nur die, welche von der Siebener⸗Kommission bei dem Königlichen Oberbergamt Dortmund geltend gemacht seien.
Landrats zu
Sache der Kommission sei es, darüber zu entscheiden, ob etwa auch andere Anträge, die alsbaldige Erledigung im Ver⸗ fahren finden könnten, zugelassen werden sollten, und ob die Untersuchung auch auf andere Beschwerdepunkte ausgedehnt werden sollte. Ausgeschlossen von der Untersichung seien solche Beschwerden, die gerichtlich bezw. strafrechtlich anhängig oder entschieden seien. Die Verhandlung trage polizeilichen Charakter und sei keine öffentliche.
Der Kommission stehe aber das Recht zu, auch andere Personen, welche nicht zu den Vertretern der Zeche oder Beleg⸗ schaft gehörten, zuzulassen, wenn dieselben berechtigte Interessen hierfür nachweisen könnten.
Der Vorsitzende machte sodann den Zechenvertretern die Beschwerdepunkte im einzelnen bekannt mit dem Bemerken, daß es der Verwaltung anheimgestellt werde, Gegenbeweise zu stellen.
Die Gesamtstärke der Belegschaft der Zeche Pluto, Schacht Wilhelm, betrug am 1. März 1905 1939 Mann, davon 1546 Mann unter Tage. 1
Sodann wurde in die Untersuchung der Beschwerden ein⸗ getreten.
u Beschwerde 1: Der Beschwerdeführer Wilhelm Topor⸗ grsek J Jahre alt, Bergmann der Zeche Pluto Wilhelm bis zum 1. März 1903 — die Auflösung des Arbeits⸗ verhäͤltnisses erfolgte nach vorheriger Kündigung — sagt fol⸗ gendes aus:
I. Ich war im Jahre 1901, die Sö ich nicht genauer anzugeben, im Flöze Nr. 10, Ort7 Osten, 5. Abtei⸗ lung auf der 5. Sohle als Gebingeschlegier beschäftigt. Ich hatte als solcher die im 11 heraufkommenden Berge⸗ wagen vom Korbe abzuziehen un dementsprechend beladene Kohlenwagen wieder aufzuschieben. Die Bergewagen mußten von mir 80 bis 90 m weit geschleppt und hier unterhalb Ort 7 Osten entleert werden. Als ich eines Morgens im Pfeiler war, um Kohlen von der Arbeitsbühne herunterzulassen, kam der Reviersteiger Pohle zu unserer Arbeitsstelle und schimpfte darüber, daß ich nicht mehr ; stürzte. Derselbe sagte insbesondere bei dieser Gelegen PG zu mir: .
„Verfluchter Schweinhund sofort herunterkommen, wenn Dir das nch er aich so jage ich Dich aus dem Loch “ und heute mittag kannst Du Dich bei mir melden. Als ich mich daraufhin nach Beendigung der Schicht beim Nevier⸗ steiger Pohle meldete, sagte dieser zu mir, daß ich wieder als gewöhnlicher Schlepper beschäftigt werden würde, wenn 8 nicht dafür forgte, daß in Zukunft mehr Berge gelturze würden. Die Bergewagen waren von mir unterhalb Ort 7 Osten zu entleeren. Durch die Behandlungsweise, welche mir von dem Reviersteiger Pohle zuteil geworden ist, fühle ich mich verletzt. 1
II. Kurz vor meinem Abgange von der Zeche Pluto⸗Wil⸗ helm im Jahre 1903 war ich als Leßrhauer im Flöz Nr. 8, g8 1 oder 9 Osten, 5. Abteilung auf der 5. Sohle beschäftigt. Auch
Berlin, Freitag, den 26. Mai
n nach unserer Arbeitsstelle zu V
hier hatte ich die Bergewagen tel schleppen und hier in den Pfeiler unterhalb unserer Strecke zu entleeren. Von den Vollhauern war mir gesagt worden, daß ich nur so viel Bergewagen zu kippen hätte, als ich solche mit Kohlen füllen könnte. Als nun in einer Frühschicht der Hilfssteiger Sichelschmidt zu unserer Arbeitsstelle kam und mir den direkten Befehl erteilte, Bergewagen zu kippen und dementsprechend leere Wagen auf den Korb aufzuschieben, sagte ich zu demselben, ich sei hierzu wohl nicht verpflichtet. Der Hilsssteiger Sichelschmidt fuhr mich daraufhin mit den Worten an „ich solle die Schnauze halten und das tun, was er mir befehle“. Als ich den Hilfssteiger Sichelschmidt daraufhin fragte, was ich für die Arbeit bekäme, sagte dieser zu mir „ich wäre verrückt“. Durch diese Ausdrucksweise des Steigers fühle ich mich verletzt. 1b 88 19 wic Facrschacht in dem Stapel der 5. Abteilung auf der 5. Sohle, welcher bis zum Orte 6 heraufging, war in sehr schlechter Verfassung. Der Querschnitt desselben wurde durch Wasser⸗ und Luftrohre derartig verengt, daß man sich in demselben nur schwer auf⸗ und abwärts bewegen konnte. Die Ruhebühnen in demselben waren mit Steinen und Schmutz bedeckt. Die Steine waren bis zu Fusigräße und gefährdeten durch Herabfallen die fahrende annschaft. Das Fahr⸗ überhauen im Flöze Nr. 8, wo ich während der fraglichen Zeit beschäftigt war, war in Ordnung und konnten wir dasselbe bis zur 5. Sohle benutzen. Wir benutzten aber trotzdem den Fahrschacht des Stapels bei der An⸗ und Ab⸗ fahrt, um schneller zur Sohle zu kommen und weil es in dem Fahrüberhauen des Flözes Nr. 8 zu heiß war. Ein Verbot, das Fahrtrumm des Stapels zum Fahren nicht zu benutzen, lag nicht vor. v u
Wilhelm Toporzysek.
Der Reviersteiger Otto Pohle, 38 Jahre alt, seit 6 ½
Jahren Beamter auf der Zeche Pluto Wilhelm, sagt olgendes aus: 1— Der Beschwerdeführer Toporzysek leistete sowohl als ge⸗ wöhnlicher Schlepper wie auch später als Gedingeschlepper nicht das, was er mußte, sodaß seine Kameraden sich vielfach über seine Faulheit beschwerten. Ich gebe zu, daß ich den Toporzysek wegen seines Verhaltens wohl als Feutatähs ge⸗ schimpft habe, bestreite aber, ihm gegenüber den Ausdruck „verfluchter Schweinhund“gebraucht zu haben, da es nicht zu meinen Gewohnheiten gehört, mich derartiger Ausdrücke zu bedienen. 1
Das Stürzen von Bergewagen und das Füllen der ent⸗ leerten Wagen erfolgt nicht mit absoluter wechselnder Gleich⸗ mäßigkeit. Es kommt vielmehr vor, daß zeitweise Bergewagen zu stuͤrzen sind und diese nach Entleerung nach anderen Be⸗ triebspunkten gelangen. Zeitweise kommt es aber auch vor, daß leere Wagen vom Korbe abgezogen, und diese wieder mit Kohlen gefüllt werden. Es richtet sich dieses nach den gerade vorliegenden Verhältnissen. Im allgemeinen genügt es, wenn für je einen Wagen Kohlen ein Wagen mit Bergen gestürzt wird. Da an dem fraglichen Morgen eine große Anzahl be⸗ ladener Bergewagen vorhanden waren und Toporzysek in der Lage war, solche in den Pfeiler unterhalb seiner Strecke zu entleeren, forderte ich denselben hierzu auf. Es ist mir mehr⸗ fach von den Abnehmern des Bremsbergs gesagt worden, Toporzysek hätte heruntergerufen, es sollen ihm keine beladenen Bergewagen heraufgeschickt werden. Ich nehme an, daß er dieses gesagt hat, weil er zu faul war, die Bergewagen zu gebe zu, daß der Querschnitt des Fahrtrumms im Stapel etwas eng gewesen ist, bestreite aber, daß die Ruhe⸗ bühnen in demselben ständig von Dreck und Steinen von Faustgröße voll gelegen haben. Wenn verein elt auf den Bühnen etwas gelegen hat, so ist dieses da urch herbei⸗ geführt, daß die Reparaturhauer nach Ausführung der im Stapel erforderlichen Arbeiten die Bühnen nicht wieder ge⸗ nügend gereinigt haben. Die Bühnen sind alsdann aber kurze Zeit nachher wieder gereinigt worden. Das Fahrüberhauen im Flöze 8 ist bequem und wird auch von den Bergleuten zum An⸗ und Abfahren benutzt. Es trifft nicht zu, daß es in demselben außergewöhnlich heiß ist, insbesondere ist es nicht heißer als in den Betrieben des Flözes 8 selbst. Eine Tem⸗ peraturmessung habe ich zwar nicht vorgenommen, es zieht aber in dem Fahrüberhauen ein Teil der in der Grundstrecke vorbeiziehenden Wetter herauf, und wird hierdurch eine ge⸗ nügende Kühlung herbeigeführt.
v U.
G 9. Otto Pohle.
Der Hilfssteiger Rich. Sichelschmidt, 45 Jahre alt, seit 4 ⁄½ vahren Veencher der Zeche Pluto, Schacht Wilhelm, sagt olgendes aus: 8 — üüe Beschwerdeführer Toporzysek gehörte nicht zu den fleißigsten Lehrhauern. Es kommt wohl vor, daß zu Beginn der Schicht, wo die Kohlenförderung noch schwach geht, eine größere Anzahl beladener Bergewagen am Bremsberg steht, deren baldige Entleerung erwünscht ist. Selbstverständlich ge⸗ nügt es im allgemeinen, wenn fuür jeden Wagen Kohlen ein Wagen Berg gestürzt wird. Wenn es nun vereinzelt vorkommt, daß an einer Stelle mehr Bergewagen gestürzt werden, wie mit Kohlen gefüllt werden können, so kommt es ebensogut auch vor, daß auch weniger oder gar keine Bergewagen vereinzelt gestürzt werden. Von einer Schädigung des Beschwerdeführers aus diesen Gr ünden kann deshalb keine Rede sein, zumal eine stärkere Entleerung von Bergewagen regelmäßig nur zu Beginn der Schicht nötig ist, wo es an den nötigen Kohlen vor Ort vielfach noch fehlt. Die Verhältnisse sind im übrigen derart geregelt, daß die Kameradschaften ihre Kohlen im Laufe der Schicht noch ge⸗
ügend los werden können.
unge em Toporzysek war an dem betreffenden Morgen, um die Bergewagen möglichst schnell zu entleeren, ein Schlepper hierzu beigegeben. Da Toporzysek gern Widerworte zu
geben pflegte, mag es immerhin vorgekommen sein, daß ich ärgerlich geworden bin und einige Schimpfworte ihm gegen⸗ über gebraucht habe. .“ v“
v. g. 1 Rich. Sichelschmidt.
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Zu Beschwerde 2: Der Beschwerdeführer Christian 2 Jahre alt, bis zum 7. März 1903 2 Jahre 10 Monate auf Zeche Pluto Wilhelm beschäftigt, sagt aus: Im Oktober 1902 war ich in einer Kameradschaft be⸗ schäftigt, die aus 6 Personen bestand. In diesem Monat hatten wir zu dem bestehenden Gedinge ungefähr 180 ℳ mehr verdient, als uns am kommenden Lohntage ausgezahlt wurde. Die Zurückhaltung dieses Geldbetrages seitens der Zeche erfolgte mit unserem Einverständnisse, um hierdurch unseren Lohn, falls wir in den folgenden Monaten weniger verdienten und den Durchschnittslohn nicht erreichten, aufzu⸗ bessern. Als dieses nun im Monat Februar 1903 eintrat, ersuchte i unseren Reviersteiger Hasse um Aufbesserung unseres Lohnes mit dem zurückbehaltenen Geldbetrage. Da ich hierbei auf S wierigkeiten stieß, wandte ich mich beschwerdeführend an den Betriebsführer. Nachdem ich 4⸗ bis 5mal in dieser Beschwerdeangelegenheit bei dem Betriebs⸗ führer gewesen war, sagte dieser schließlich, eine Aufbesserung des Lohnes bis 5 ℳ zu. Meine weitere Frage, was denn mit dem verbleibenden Reste des Geldes geschehen solle, beantwortete der Betriebsführer Kracht damit, daß er mich aufforderte, meine Gezähe aus der Grube herauszuholen und abzugeben.
Unter Zahlung eines Schadenersatzes für 6 Tage wurde ich auf diese Weise entlassen, auch habe ich den auf mich ent⸗ fallenden Restbetrag des zurückbehaltenen Lohnes erhalten.
v. g. u. Christian Lehnert.
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Wieder vorgerufen gibt der Beschwerdeführer Christian Lehnert noch folgendes an: — “ Der zurückbehaltene Geldbetrag in Höhe von ungefähr 180 ℳ ist dadurch entstanden, daß meiner Kameradschaft während der Monate September, Oktober, November und Dezember 1902 owie Januar 1903 nicht die sämtliche geleistete Arbeit abgenommen wurde. Bei der Länge der Zeit vermag ich mich uͤber die Einzelheiten der in den einzelnen Monaten zurückbehaltenen Beträge nicht zu äußern. g. u. Christian Lehnert. 8
Neuer Termin wird angesetzt auf Freitag, den 10. März 1905, vormittags 9 Uhr, im Amtshause in Wanne.
Weiterverhandelt im Amtshause zu Wanne am 10. März 1905. 1“
Anwesend: dieselben Personen wie im Termine am 8. März 1905, dazu als dritter Belegschaftsvertreter der Bergmann Franz Mankowski, 33 Jahre alt und seit 9 Jahren mit Unterbrechungen von 2 Jahren auf der Zeche Pluto Wilhelm beschäftigt. 8
Der Karl Hasse, 38 Jahre alt und seit 5 Jahren Beamter auf Zeche Pluto Wilhelm, sagt aus;
Der Beschwerdeführer Lehnert ist während der Monate September, Oktober, November und Dezember 1902 und Januar 1903 in meinem Revier beschäftigt gewesen. Ich be⸗ streite es, daß der Kameradschaft des Lehnert aus vorgenannter Zeit Lohnbeträge für geleistete Arbeit zurückbehalten worden sind. Es sind vielmehr sämtliche Arbeiten, wie sie bei der Abnahme ermittelt wurden, auch zur Bezahlung gelangt. Am 5. oder 6. März 1903 wurde ich Mittags beim Schichtwechsel vom Betriebsführer Kracht wegen Lohndifferenzen mit Lehnert herangerufen. Bei dieser Gelegenheit behauptete Lehnert, da seiner Kameradschaft aus dem Monat September oder Oktober 1902 für das Durchfahren einer Störung noch 18 m. zu 12 ℳ zuständen. Nachdem ich durch Vorlegung der Bücher den Nachweis erbracht hatte, daß diese 18 m tatsächlich zur Ver⸗ rechnung und Auszahlung gekommen wären, sagte Lehnert, zur Berechnung könnte dieser Betrag immerhin gekommen sein, bezahlt wäre er nicht. Aus welchen Gründen Lehnert ent⸗ lassen worden ist, vermag ich nicht anzugeben. Weitere Vor⸗ gänge über die in Frage kommende Angelegenheit sind mir nicht in der Erinnerung.
v. U
g. Karl Hasse.
Seitens des Betriebsführers Kracht wurde sodann folgende erklärung abgegeben: 6 1 8 Anfengs März 1903 kam der Beschwerdeführer I holt zu mir, um mich um Zusetzung zu seinem im Monat Februar 1903 verdienten Lohn zu bitten. Bei der Gelegen⸗ heit sagte Lehnert zu mir, daß seiner Kameradschaft aus dem Monat September 1902 für das Durchfahren einer Störung noch 18 m zu 12 ℳ zuständen. Nachdem ich mich an der Hand des Steigerjournals von der Unrichtigkeit dieser Be⸗ hauptung überzeugt hatte und in dem Verhalten des eschwerdeführers eine beleidigende Verdächtigung des Revie steigers Hasse erblickte, habe ich Lehnert, der auch sonst noch Veranlassung zur Unzufriedenheit gab, unter Zahlung eines Schadensersatzes für sechs Tage aus der Arbeit entlassen. Weil die Kameradschaft des Beschwerdeführers im Monat Februar zu dem bestehenden Gedinge schlecht verdient hatte, habe ich eine Aufbesserung des Schichtlohnsatzes für diesen Monat auf 5 ℳ veranlaßt. Weitere Zuwendungen, ins⸗ besondere aus rückständigen Forderungen, sind dem Beschwerde⸗ führer beim Verlassen der Arbeit nicht gemacht worden.