2 ——gn.
nehmigt wurde der Entwurf von Vorschriften
die Allgemeine
Aenderung der Grundbuchordnung, ferner die Anträge, be⸗ treffend Mehrleistungen der Versicherungsanstalten für Ober⸗ franken, Niederbayern und Schwaben und ür Be⸗
in denen Maler⸗, N. Tüncher⸗, Weiß⸗
oder Lackiererarbeiten ausgeführt werden; die Zu⸗ stimmung wurde erteilt den Ausschußanträgen, betreffend Rechnung über den Reichshaushalt für das Etatsjahr 1900, die Uebersicht der Reichs⸗Aus⸗ gaben und ⸗Einnahmen für das Rechnungsjahr 1903, die Uebersichten der Einnahmen und Ausgaben der Schutzgebiete für 1902 und des Schutzgebiets Kiautschou für 1903, die Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben des Ostafrikanischen Schutzgebiets für 1902 sowie die zu diesen Uebersichten vom Reichstage gefaßten Beschlüsse. Außerdem wurde eine Reihe von Eingaben durch Beschlußfassung erledigt. 8
1u““
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. Flußkanonen⸗ boot „Tsingtau“ am 21. Juni von Hongkong nach Canton in See gegangen.
Elsaß⸗Lothringen.
Seine Majestät der König von Sachsen besichtigte gestern, wie „W. T. B.“ aus Straßburg berichtet, die Feste Kaiser Wilhelm und fuhr dann über Schlettstadt nach der Hohkönigsburg. Abends fand bei dem Kaiserlichen Statthalter Fürsten zu Hohenloh e-Langenburg eine Tafel statt, zu der der Bischof Fritzen, der Bürgermeister Back und die Stabsoffiziere des Königlich Sächsischen Infanterieregiments
Nr. 105 „König Wilhelm II von Württemberg“ geladen waren.
Deutsche Kolonien.
Ein amtliches Telegramm aus Windhuk meldet, daß der Leutnant d. R. des Infanterieregiments Nr. 131 von Trotha im Patrouillengefecht südwestlich der kleinen Karrasberge bei Kanibes am 14. Juni d. J. gefallen sei. — Der Reiter Johann Albang, geboren am 13. 11. 83 zu Sulzbach, früher im Pionierbataillon Nr. 16, ist am 16. Juni d. J. im Lazarett Lüderitzbucht an Herzschwäche nach Typhus verstorben. Der Reiter Josef Koske, geboren am 15,. 11. 81 zu Lehn⸗ Langenau, früher im Husarenregiment Nr. 10, ist am 13. Juni d. J. in Pimolei gestorben. Todesursache noch nicht gemeldet. Der Vizewachtmeister d. R. Freiherr von Khaynach, geboren am 24. 9. 78 zu Hamm i. W., früher im Dragonerregiment Nr. 19, hat sich am 14. Juni d. J. beim Entladen seiner Pistole aus Unvorsichtigkeit durch die Brust geschossen ist bald darauf gestorben. 16 8 1
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser empfing gestern den Besuch des Königs von Rumänien. Abends fand bei Seiner Majestät Tafel
statt, an der der König und die Königin von Rumänien sowie die Erzherzogin Maria Josepha teilnahmen. Das österreichische Herrenhaus nahm gestern, wie „W. T. B.“ meldet, nach mehrstündiger Debatte den Zolltarif sowie das Zolltarisgesetz an. Sämtliche Redner sprachen die Hoffnung aus, daß es immer noch gelingen werde, die wirtschaftliche Einheit mit Ungarn aufrecht zu 885 andernfalls aber werde die Regierung rechtzeitig für die Regelung des handelspolitischen Verhältnisses zu den ausländischen Staaten unter Wahrung der Interessen der diesseitigen Reichshälfte Vorsorge treffen. Graf Auersperg warnte vor der Er⸗ haltung der wirtschaftlichen Gemeinsamkeit auf Kosten der Zertrümmerung der gemeinsamen Institution der Wehrkraft. Der Handelsminister Frei⸗ herr von Call erklärte, daß die Zweckmäßigkeit der wirtschaftlichen Gemeinschaft mit Ungarn für beide Reichsteile jahrelang erprobt sei. Es sei bedauerlich, daß seitens der anderen Reichshälfte jetzt eine Ent⸗ scheidung darüber, ob diese Vorlage Gesetz werden solle, nicht erfolgt sei. „Unsere Aufgabe“, erklärte der Minister, reicht diesmal nicht weiter, als zu prüfen, ob der vorliegende Tarif den österreichischen Forderungen genügt. Im Bewußtsein der auf ihr lastenden Verantwortung hofft die Regierung, der österreichischen Volkswirtschaft auf der erprobten bisherigen Grundlage der Zollgemeinschaft eine weitere Periode der Stabilität zu sichern, und, solange dies vom Standpunkte der pflicht⸗ mäßigen Wahrung der zsterreichischen Wirtschaftsinteressen möglich ist, eine so grundstürzende Veränderung, wie es die Lösung dieser Gemeinschaft und die Störung der die beiden Staats⸗ gebiete betreffenden zahllosen wirtschaftlichen Bedingungen sein würde, zu vermeiden. Das Haus möge aber überzeugt sein, daß die Regierung den geeigneten Zeitpunkt wahrnehmen werde, um nach der Lage der Umstände alle für den Schutz der österreichischen wirtschaftlichen Interessen erforderlichen Maßnahmen zu treffen.“ Das Herrenhaus erledigte hierauf ohne Debatte die Gesetze, betreffend die Einberufung der Gläubiger sowie über Gesellschaften mit beschränkter Haftung, und nahm die Wahl zur Quoten⸗ deputation vor. 1 Das österreichische Abgeordnetenhaus 868 gestern die erste Lesung des Budgetprovisoriums fort. er Minister⸗ präsident Freiherr von Gautsch appellierte an das Haus, das Budgetprovisorium ehestens zu erledigen. Er besprach dann noch eine Reihe politischer Fragen und teilte mit, daß die Regierung, gemäß der ihrer seinerzeit abgegebenen Erklärung, an die neue ungarische Regierung eine Reihe bestimmter Anfragen gerichtet habe, von deren Beantwortung die weiteren Schritte der Regierung abhängig sein würden. Er wiederhole jedoch, daß die Regierung unentwegt auf der Basis von 1867 stehe, daß sie aber auch im entscheidenden Momente die österreichischen Interessen mit allem Nachdruck wahren werde. Es gebe nichts in dieser Frage, was die österreichische Regierung unvorbereitet treffen könne. Bei der Be⸗ sprechung der innerpolitischen Fragen betonte der Ministerpräsident, daß die Frage der slawischen Parallelklassen an den Lehrer⸗ bildungsanstalten in Schlesien in einer alle Parteien be⸗ Fhedtgengie Weise werde gelöst werden⸗ Auf die böhmische rage übergehend, dankte der Ministerpräsident allen Faktoren, deren weiser Mäßigung es gelungen sei, in der jüngsten Landtagssession Ersprießliches zu leisten, und kündigte neuerlich für den Herbst eine Vorlage an, die beide Volksstämme einander näherbringen und ihr Verhältnis zueinander günstig gestalten solle. Was die Beamten⸗ frage anbelange, so bedauere die Regierung, daß nicht eine enügende Anzahl von deutschen Kandidaten für die zu be⸗ sependen Stellen vorhanden gewesen sei. Die Regierung werde gewiß alle Volksstämme des Landes in gleicher Weise berücksichtigen. Die Regelung der Sprachenfrage sei nur im Gesetzgebungswege möglich. Die Regierung werde zu einem geeigneten Zeitpunkte eine oder mehrere Gesetzesvorlagen einbringen, die, entsprechend den Be⸗ stimmungen der Verfassung, auf dem Gedanken der gleichen Rechts⸗ stellung beider Landessprachen fußen, auch dem Gebrauch der tschechischen Sprache im inneren Dienste in den tchechischen Bezirken Rechnung tragen werde. Der Ministerpräsident ging sodann auf die Universitäts⸗ frage über und erklärte es für notwendig, die bestehenden Hochschulen modern auszugestalten. Die Regierung werde mit einer Kreditforde⸗ rung von etwa 25 Millionen Kronen an das Haus herantreten.
Was die mährische Universitätsfrage angehe, so sei die Regierung entschlossen, in dieser Legislaturperiode dem Hause eine Gesetzesvorlage wegen Errichtung zweier Universitäten in Mähren, je einer für jeden Volksstamm, zu unterbreiten. Bezüglich des Standortes hoffe die Regierung zwischen den streitenden Parteien eine Einigung zu erzielen. Sollte bedauerlicherweise eine Einigung nicht erzielt werden, so werde die Regierung genötigt sein, selbständig An⸗ träge zu stellen, wobei sie sich jederzeit vor Augen halten werde, daß die Hochschulen nicht zu nationalen Kampfmitteln gebraucht werden dürften. Der Ministerpräsident besprach sodann das Wasserstraßen⸗ projekt, betonte, die Regierung werde bei seiner Ausführung mit der gebotenen Vorsicht vorgehen und dabei die nötige Rücksicht auf die Staats⸗ finanzen walten 1. und schloß, die Regierung werdestets bestrebt sein, in allen politischen Entschließungen taktvoll vorzugehen. Er bitte das Haus, überzeugt zu sein, daß die Regierung ihre Erklärungen nicht im Sinne irgend eines Parteidiktats abgebe. Hierauf erging sich der Abg. Graf Sternberg in überaus heftigen Angriffen gegen die Regierung, weshalb ihm, nachdem ihm wiederholt der Ordnungsruf erteilt worden war, das Wort entzogen wurde.
Im ungarischen Unterhause wurden gestern die Mit⸗ glieder des neuen Kabinetts bei ihrem Erscheinen im Saale mit Zeichen des Mißfallens empfangen. Der Ministerpräsident Baron Féjérvary überreichte dem räsidenten das König⸗ liche Handschreiben, in dem dem Reichstage die Ernennung des neuen Kabinetts mitgeteilt wird, und verlas dann eine Erklärung über die Umstände, unter denen die Ernennung des über den Parteien stehenden Kabinetts erfolgt sei. Der Ministerpräsident bezeichnete als Hauptaufgabe des Kabinetts, die Ernennung eines parlamentarischen Ministeriums zu er⸗ möglichen, das dem jetzigen baldmöglichst folgen solle, und legte dann verschiedene Gesetzentwürfe vor, betreffend die Indemnitäts⸗ bewilligung, die Rekrutierung und die Entsendung der Quotendeputation. Der Präsident Justh erklärte hierauf, das Haus werde bezüglich der Vorlagen verfügen. In diesem Augenblick at der Ministerpräsident, ein zweites Königliches and⸗ schreiben verlesen zu dürfen. Unter den Abgeordneten ent⸗ stand eine große Aufregung, weil sie vermuteten, daß in dem zweiten Handschreiben die Vertagung des Hauses verfügt werde, und weil sie die Vertagung des Hauses solange hinauszu⸗ schieben wünschten, bis dem neuen Kabinett vom Hause ein Mißtrauensvotum erteilt sei. Der Präsident Justh erklärte, er könne das Handschreiben nicht verlesen lassen, da der vor⸗ liegende Gegenstand der Tagesordnung⸗ die Vorstellung der Minister, noch nicht erledigt sei. Graf Tisza erklärte, die Ehr⸗ furcht vor dem König verlange die sofortige Verlesung. Auch Graf Andrassy wünschte diese, erklärte aber, das Vorgehen des Ministerpräsidenten selbst habe bewirkt, daß die Verlesung des Hand⸗ schreibens Schwierigkeiten begegne. Die Sitzung wurde hierauf suspendiert. Nach deren Wiederaufnahme beschloß das Haus mit Mehrheit, daß zuerst der zur Verhandlung stehende Punkt der Tagesordnung erledigt und hierauf das Königliche Handschreiben ver⸗ lesen werde. Der Ministerpräsident Féjérvary erklärte, da dieser Beschluß dem traditionellen Herkommen widerspreche, verlasse er mit den Mitgliedern der Regierung den Saal. Hierauf beantragte Kossuth namens der koalierten Majorität das Mißtrauensvotum gegen das Kabinett, da dieses unparlamentarisch sei. Graf
isza beantragte ebenfalls ein Mißtrauensvotum im Namen der liberalen Partei, das sich von dem Kossuths darin unterscheidet, daß es den Hinweis auf die Gefahren enthält, die aus dem Gegensatz zwischen der Majorität und der Krone entständen. Sodann nahm das Haus mit großer Mehrheit den Antrag Kossuths an. Hierauf wurde das Königliche Handschreiben verlesen, durch das das Unter⸗ haus bis zum 15. September vertagt wird. Das Hand⸗ schreiben konnte in dem großen Lärm nicht zu Ende gelesen werden. Die Sitzung wurde auf kurze Zeit unterbrochen und sodann der Schluß des Handschreibens verlesen. Hierauf erhob sich BardJn Banffvyv, um im Namen der Koalition Protest gegen die Vertageng des Abgeordnetenhauses zu erheben, da diese dem gesetzlichen Rechte der freien Meinungsäußerung seitens der Nation widerspreche. Er erklärte in seinem Proteste, das Verbleiben der Regierung im Amte sei verfassungswidrig, da diese ein ZW“ votum erhalten habe. Die Regierung sei daher nicht berechtigt, Rekruten auszuheben, die Ersatzreserve einzuberufen und die aus⸗ gedienten Rekruten zurückzubehalten; sie sei auch nicht berechtigt, Steuern zu erheben oder über andelsverträge zu verhandeln.
Im Oberhaufe stellte sich gestern abend das neue Kabinett vor. Baron Féjérvary verlas dasselbe Programm wie im Unter⸗ hause. Auf Antrag des Grafen Dessewffy beschloß das Haus mit großer Majorität, der Regierung, die unparlamentarisch und ver⸗ fassungswidrig sei, das Mißtrauen zu votieren.
Die Unabhängigkeitspartei beschloß in einer gestern abgehaltenen Konferenz, in allen Gemeinden und im ganzen Lande einen passiven Widerstand gegen das unparlamentarische Regime ins Werk zu setzen. Der leitende Ausschuß der koalierten Linken beschloß, während der Dauer der Vertagung des Reichstags ununterbrochen zu tagen, um die Regierung zu kontrollieren. Die liberale Partei nahm auf Antrag des Grafen Tisza eine Resolution an, die ausspricht, daß sie die erfolgte Vertagung des Reichstages als gegen den Parlamentarismus verstoßend erachte, sie miß⸗ billige und jede Solidarität mit dieser Handlung der Re⸗ gierung verleugne.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause erklärte, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern der Premierminister Balfour, die Regierung beabsichtige, eine König⸗ liche Kommission zu ernennen, die die betrügerischen Vorkommnisse bei den Lieferungen für die südafrikanische Armee untersuchen solle. Sir Henry Campbell Bannerman erklärte sich mit der Ein⸗ setzung einer solchen Kommission einverstanden, sagte aber, die Opposition wünsche eine Gelegenheit, um die Haltung der Re⸗ gierung in dieser Frage zu erörtern. Der Premierminister Balfour erwiderte, die Opposition wünsche also erst eine Erörterung und dann eine Untersuchung. Sir Henry Campbell Bannerman entgegnete, die Opposition wolle den Premierminister hindern, hinter der Kommission Schutz zu suchen. Nach weiterer lebhafter Debatte wurde der Gegenstand verlassen. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde dem früheren Sprecher Gully, der zum Peer ernannt werden soll, mit 245 gegen 17,Stimmen eine jährliche Pension von 4000 Pfund bewilligt und dann die Beratung des Budgets für Indien be⸗ gonnen. Der Staatssekretär für Indien Brodrick teilte mit, daß die Einkünfte der indischen Regierung im letzten Rechnungsjahre größer als je zuvor gewesen seien. Die militärischen Ausgaben für das gegen⸗ wärtige Rechnungsjahr wiesen eine Steigerung um 2 440 000 Pfund Sterling auf. Der vom Feldmarschall Lord Kitchener vorgeschlagene Reformplan sehe neun Divisionen im Frieden und Kriege vor und bedeute eine Vermehrung der Feldarmee pon 80 000 auf 140 000 Mann. Der Plan treffe auch Vorkehrung für Ausrüstungen und Transportmittel zu Mobilisierungszwecken, für die Neu⸗ bewaffnung der Artillerie und neue Verteilung der Truppen, durch die sie der Nordwestgrenze näher gebracht würden. Der Staatssekretär besprach dann die Schwierigkeiten, die sich hinsichtlich der Heeresverwaltung in Indien ergeben hätten, und erklärte, die Re⸗
ierung habe beschlossen, zwei Abteilungen zu errichten, nämlich eine Heeresabteilung unter Lord Kitchener und eine Heeresversorgungs⸗ abteilung unter dem militärischen Mitgliede des Vizeköniglichen Rats. Lord Kitchener werde dem Vizekönig direkt verantwortlich sein für die Disziplin und die Truppenverteilung, die Mobilisierungspläne und die Kriegsvorbereitungen, während die Heeresversorgungs⸗ abteilung auf die Beschaffung der Vorräte und des Geschützparks und die Aufsicht über die Fabrikationszweige für das Heer beschränkt bleiben solle. Die Behauptung sei völlig unbegründet, nach der die Regierung zugegeben habe, daß die Unterhandlungen mit
Afghanistan als Ergebnis einen Fehlschlag gehabt hätten. De Regierung habe bereits erklärt, daß der Zweck der Verhandlun
gewesen sei: erstens die Erneuerung des mit dem 88 storbenen Emir getroffenen Abkom mens und zweit 1 die Führung freundschaftlicher Unterhandlungen übe eine Reihe untergeordneter Punkte. Das erste Ziel st durch das geschlossene Abkommen erreicht worden. Was das iweit Ziel angehe, so habe die indische Regierung eine durchaus freunde schaftliche Verständigung mit dem Emir über eine Anzahl unter geordneter Punkte erlangt. Der Emir habe den englischen Stand. punkt kennen gelernt und ebenso England den Standpunkt des Emimz Die Regierung habe allen Grund, mit der Haltung zufrieden zu sein die der Emir bezüglich der verschiedenen ihm vorgelegten Fragen ein⸗
genommen habe. Frankreich.
Die Deputiertenkammer setzte, wie „W. T. B.“ berichtah in der gestrigen Vormittagssitzung die Beratung des Antrags auj Erhöhung des Zolls auf rein seidene Gewebe fort. Da Deputierte Chaumet bekämpfte den Antrag, da er Revxresalie seitens der Schweiz hervorrufen würde. Der Deputierte de Ramel befürwortete den Antrag und bemerkte, er fürchte nicht, daß es n einem Bruch mit der Schweiz kommen werde; die Schweiz mise Frankreich ähnliche Zugeständnisse machen, wie sie sie Deutschland gemach habe. Der Handelsminister Dubief ersuchte die Kammer, die Be⸗ schlußfassung zu vertagen und ihm bis zum Januar 1906 volle Freü⸗ heit zu lassen, damit er inzwischen mit der Schweiz verhandeln könne Ein Bruch mit der Schweiz würde sehr schädlich sein. Weiter hbe⸗ merkte der Minister, die asiatischen Seiden seien unentbehrlich für die französische Industrie; es würde daher unklug sein, ihnen die französische Grenze zu verschließen. Die Fortsetzung der Beratung wurde dann auf nächsten Mittwoch vertagt.
In der Nachmittagssitzung nahm die Deputiertenkammern den Artikel 20 der Vorlage, betreffend die Trennung von Kirche und Staat, an, der Bestimmungen über die Verwendung der ver⸗ fügbaren Mittel der Kultusgesellschaften und Kultusvereinigungen und über die Bildung von Reservefonds enthält. “
Rußland.
Der Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch, Generab⸗ inspekteur der Kavallerie, ist, wie die St. Petersburger „Telegr.⸗Agentur“ meldet, unter Belassung in seiner Stellun als Generaladjutant, zum Vorsitzenden des Landes⸗ verteidigungsrats ernannt worden.
Ein gestern bekannt gegebener Kaiserlicher Erlaß besagt: Angesichts der Notwendigkeit, die Prüfung der Haupt⸗ fragen der Verwaltung des fernen Ostens mit der im Reiche in Geltung befindlichen allgemeinen Ordnung für die Erlede⸗ gung der Geschäfte der Gesetzgebung und der höheren Ver⸗ waltung zu vereinigen, wird die Aufhebung des Sonder⸗ komitees für den fernen Osten nebst der Kanzlei dieses Komitees befohlen. G
Aus Moskau und Twer eingegangene Telegramme berichten über den freudigen Eindruck der Worte des Kaisers an die Deputation der Semstwovertreter. Das Twersche Gouvernements⸗Semstwo beschloß, aus Anlaß des ersten unmittelbaren Empfanges von Landesvertretern beim Kaiser einé Adresse an Allerhöcht⸗ denselben zu richten. Die Vertreter der Selbfo⸗ verwaltung werden demnächst in Moskau wieder zu⸗ sammentreten. Am 28. d. M. findet ein Kongreß der Stadthäupter, am 1. Juli ein solcher der Semstwe⸗ vertreter und am 3. Juli ein Kongreß der Adels⸗ marschälle statt. Die Beratungen über die Grundlagen der Organisation der Volksvertretung in der Moskauer Stadt⸗ duma haben auf Anordnung des Stadthauptmanns mit Aus⸗ schluß der Oeffentlichkeit zu erfolgen.
Bei der gestern in Lodz erfolgten Beerdigung von fünf am Sonntag bei Zusammenstößen mit der Polizei getöteten Personen kam es, wie „W. T. B.“ erfährt, zu großen Trauer⸗ kundgebungen. Ungefähr 50 000 Personen mit roten Fahnen folgten den Leichen, ohne von der Polizei daran gehindert zu werden. Am Nachmittag wurde in den Straßen der Stadt eine große Kundgebung veranstaltet, an der sich etwe 70 000 Personen beteiligten. Die Menge zog mit 25 roten Fahnen durch die Straßen. Es wurden aufwieglerische Rede gehalten. Die bewaffnete Macht war anfänglich nicht ar⸗ wesend. Später schritt Militär ein und machte von der Waffe Gebrauch. Dabei wurden 18 Personen getötet und etwa 100 verwundet.
In Stawropol (Kaukasus) kam es hüstean in einer Kirche zu einem Streit zwischen Altgläubigen und Recht gläubigen, und letztere mußten wegen Lärmens von der Polize aus der Kirche entfernt werden. Die Rechtgläubigern sammelten sich darauf in der Straße in so großen Masfer an, daß das Militär herbeigerufen werden mußte, das einig⸗ Salven abgab. 11 Personen wurden getötet und ungefähr 4, darunter Frauen und Kinder, verwundet. Die Verwundeten blieben mehrere Stunden ohne Hilfe auf der Straße liegen, weil den herbeigeeilten Aerzten gedroht wurde, es werde auf sie geschossen werden, wenn sie den Verwundeten Hilfe leisteten
Italien.
Die Deputiertenkammer genehmigte gestern, wie „W. T. B. erfährt, in geheimer Abstimmung mit 190 gegen 48 Stimmen ki Vorlage, betreffend die Vermehrung der Ausgaben für die Kriegsmarine.
Spanien.
Der König hat, wie „W. T. B.“ meldet, Monter“n
Rios mit der Kabinettsbildung beauftragt.
Schweden und Norwegen.
Die außerordentliche Session des schwedischen Reiche⸗ tages wurde gestern, wie „W. T. B.“ meldet, mit dem üblichen Feeefsoteeh von dem König mit einer Thronrede eröͤffme
n dieser erhebt der König zunächst Einspruch gegen die Be⸗ schuldigung, durch Verletzung der Verfassung die Maßnahmer Norwegens hervorgerufen zu haben; er habe nach besten Wissen und Gewissen gehandelt. Seine Handlungsweise se stets mit der Verfassung übereinstimmend sowie auf — Wunsche begründet gewesen, gewissenhaft für das wahre Wohh der beiden Völker zu arbeiten. Der dem Reichstage untern breitete Gesetzentwurf sehe es nicht darauf ab, dur Zwange⸗ maßregeln das von Norwegen begangene Unrecht zu a widern. Die Union sei die Opfer nicht wert, die Zwangs⸗ maßnahmen nötig machen würden. Von wenig Wert würd, für Schweden eine Vereinigung sein, zu der auf sol Weise Norwegen gezwungen werden könnte. Das schwedij Volk möge sich vom Geiste der Ruhe und Einsicht leiten lassen Gott möge ihm Kraft und Einigkeit geben, damit es 8 halb seiner eigenen Grenzen wiedergewinne, was es dc die Auflösung der Union verliere. In seiner Antwo auf die Thronrede gab der Präsident der Ersten Kamme Graf Sparr dem Willen der Kammer Ausdruck, zu⸗ en Schweden beruhigenden Lösung der in das internationg
frühestens am 26. d. M. Abends erscheinen werden, ist die
Leben tief eingreifenden Frage beizutragen, die die Ein⸗ berufung des Reichstages veranlaßt habe. Der Präsident sprach sodann die tiefe Untertänigkeit und unerschütterliche Treue der Kammer aus, brachte hierauf warme Glückwünsche für das junge Prinzliche Paar dar und sprach die Hoffnung aus, daß der König im Glücke dieses Paares Licht⸗ punkte in diesen dunklen Tagen finden möge. Der Prä⸗ sident der Zweiten Kammer Svartling erklärte darauf, mit schmerzlicher Ueberraschung habe das schwedische Volk die Botschaft empfangen, daß das wegisehe Volk das Band zerreißen wolle, das einst zum Glück beider Völker geknüpft worden sei. Diese Rechtskränkung sei dem schwedischen Volke tief zu Herzen gegangen. In der Stunde der Prüfung werde das Volk sich um den önig Oskar schließen, der bis zum Aeußersten seine Pflicht als König der Union getan habe.
Amerika.
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Washington verlautet dort in amtlichen Kreisen, daß jetzt Unterhandlungen hinsichtlich des bschlusses eines Waffenstillstands in der Mandschurei im Gange seien.
In einem Schreiben an den stellvertretenden Staats⸗ sekretär Taft verfügt der Präsident Roosevelt die Ent⸗ lassung Bowens aus dem diplomatischen Dienst und bezeichnet das Verhalten Bowens in seinem Streit mit Loomis als tadelnswert. Er, der Präsident, stimme der von Taft in seinem Bericht an ihn ausgesprochenen Ansicht zu, daß die bittere Erfahrung, die Loomis gemacht habe, diesen lehren werde, künftig keine privaten Kapitalsanlagen in einem Lande u machen, für das er akkreditiert sei. Man schließe aus iesem indirekt gegen Loomis gerichteten Tadel, daß Loomis keinen Botschafterposten, sondern einen weniger hohen Posten erhalten werde.
Asien.
Der General Linewitsch hat, wie dem „W. D. B.“ aus
St. Petses ng berichtet wird, unter dem 19. d. M. gemeldet:
eute früh 4 Uhr begannen die Japaner mit einem Vorstoß gegen unsere Front westlich der Eisenbahn. Sinlutschjuan wurde von starken japanischen Abteilungen besetzt. Vor unserer Truppe im Gebiet von Ljaujangwoping wichen die Japaner auf der ganzen Linie südwärts zurück.
Ein weiteres Telegramm des Generals Linewitsch vom 20. d. M. 8 8 ch
Laut einer Meldung vom 19. Juni Nachmittags haben die Japaner in der Richtung des Weges von Maimakai nach eZonzgin be⸗ gonnen zurückzugehen. Im Gebiet an der Eisenbahn sind die Japaner bis zur Station Schuanmiagotza gekommen und haben dann die Offensive eingestellt. In dem Bezirk von Liaujangwoping sind sie auf ihre alten Stellungen zurückgegangen. Oestlich der Eisenbahn begann japanische Infanterie früh 3 Uhr in der Richtung des nach Banlaschamyn führenden Weges vorzurücken, machte aber um 9 Uhr Vormittags halt. An der Mandarinenstraße machten die Japaner um 3 Uhr früh eine Angriffsbewegung, besonders gegen unsere linke Flanke. Gegen 9 Uhr Vormittags gingen unsere vorgeschobenen Abteilungen etwas zurück und setzten diese Bewegung fort, als die japanische Artillerie gegen 10 Uhr das Feuer eröffnete. Um Mittag besetzten die Japaner das Dorf Siaoschuschi, um 2 Uhr Pomalin.
In Tokio ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern amtlich bekannt gegeben worden:
Eine japanische Abteilung in der Gegend von Weijuanpumen besetzte am 19. Juni Lienwacheh, ohne auf Widerstand zu stoßen; ie besetzte ferner Jangmulinzu, zwanzig Meilen nordöstlich von
eipienpamen und verdrängte den Feind, der nach der nach Kirin führenden Straße zu mehr nordwärts weiterging. Eine andere Abteilung vertrieb am 19. Juni den Feind aus Jangzuling, zehn Meilen nördlich von Weijuan⸗ pumen, und besetzte die Hügel nordwestlich von Schihaiwozu, das nördlich von Jangzuling gelsses ist; sie verdrängte auch den Fein der dort Stellungen im Norden und Nordosten innehatte. n der Gegend von Tschangtu rückte eine Abteilung der Japaner egen die Eisenbahn vor, vertrieb den Feind und besetzte die Hügel föis von Suimeaozu, achtzehn Meilen nordöstlich von Tschangtu.
eide Parteien haben in diesen Kämpfen nur leichte Verluste erlitten. ö „Reutersche Bureau“ berichtet, eine weitere amtliche japanische Depesche melde:
Eine unserer Abteilungen in Nordkorea hat Kangsong am 20. Juni vollständig besetzt. Einige tausend Russen mit Artillerie zogen sich gegen das zwölf Meilen nördlich liegende Siusong zurück.
Parlamentarische Nachrichten. Da die Kommissionsberichte über die Berggesetznovellen
Tagesordnung für die auf den 27. d. M. anberaumte Sitzung des Herrenhauses aufgehoben und eine neue Tagesordnung für diese Sitzung festgesetzt, auf der Berichte der Kommission für kommunale Angelegenheiten über Petitionen stehen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Der Arbeitsmarkt im Monat Mai 1905.
Die Aufwärtsbewegung der gewerblichen Arbeitsmarktes, die im April nachgelassen hatte, setzte, wie das „Reichs⸗Arbeitsblatt“ mitteilt, im Mat erneut ein und führte in einer Reihe von Gewerbszweigen eine Besserung der wirtschaftlichen Gesamtlage herbei. Die einzelnen Industrien waren an der allgemeinen Besserung in verschiedenem Maße beteiligt. Die Arbeitslage im Steinkoblenbergbau hielt sich, von der etwas günstigeren Gestaltung der Verhältnisse im Ruhr⸗ bezirk abgesehen, etwa auf dem Stande des Vormonats, ließ aber immer noch viel zu wünschen übrig. Dagegen war die Konjunktur in der Eisen⸗ und Metallindustrie auch im Mai eine sehr günstige, die den guten Beschäͤftigungsstand des Vormonats übertraf. Die elektrische Industrie und die Textilindustrie waren durchweg zufrieden⸗ stellend beschäftigt. Für das Baugewerbe hat die günstige Kon⸗ junktur des Vormonats angehalten, ohne jedoch eine wesentliche Ver⸗ besserung erfahren zu haben. Das felbe kann von der chemischen In⸗ dustrie gesagt werden. Andererseits bestand zum Teil im Zusammenhang mit Saisonverhältnissen in einer Reihe von Gewerben nicht unbe⸗ deutende Arbeitslosigkeit. Es seien hier nur hervorgehoben die Be⸗ rufe der Buchdrucker, Buchbinder, Konditoren, Drechsler. Ueberdies machte sich auf dem Arbeitsmarkt im Mai für einzelne Berufe (Kellner, Wirtschaftspersonal) bereits der Einfluß des Beginnes der Saison in den Bädern und Kurorten geltend. Die Arbeitsverhältnisse wurden ferner in einzelnen Gegenden, besonders in Süddeutschland, durch Streiks und Aussperrungen beeinflußt.
„Der Verkehr an den Arbeitsnachweisen war lebhaft und stärker als in dem gleichen Monat des Vorjahres; die Vermittlungs⸗ ergebnisse waren im ganzen ähnliche wie im Vormongt. b
Bei den berichtenden Krankenkassen war im Mai ein Steigen
38 311 Personen bei den gleichen Kassen im Mai des Vorjahres zu ie Einnahmen aus dem Güterverkehr der deutschen Eisenb waren im Mai 1905 um 12 888 229 ℳ höher als 1ls Mai e
sind 227 ℳ oder 10,63 % mehr auf den Kilometer.
3 Zur Arbeiterbewegung.
In Bochum fand am gestrigen Mittwoch eine Bundesver⸗ sammlung des Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe in den rheinisch⸗westfälischen Füduhrlegevier . die von nahezu 400 Mitgliedern besucht war, um zu der Bau⸗ arbeiterbewegung (vgl. Nr. 144 d. Bl.) Stellung zu nehmen. Es wurde, der Rh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge, ein⸗ stimmig folgender Beschluß Belabtr . Von Montag nächster Woche an soll es den rtsverbänden, die keinen Tarif⸗ vertrag haben, gestattet sein, nichtorganisierte Arbeiter, die von außer⸗ halb des Bundesgebiets kommen, einzustellen. Die Einzustellenden haben schriftlich zu erklären, daß sie einer Organisation nicht angehören. Leute aus dem Streikgebiete sollen an ihre Herkunftsstellen verwiesen werden. Die Einstellung der Leute soll nur durch eine besondere Kommission erfolgen.“
Kunst und Wissenschaft.
Germanisches Nationalmuseum.
Am 18. Juni ist die Sammlung deutscher Volkstrachten und Bauernaltertümer im Germanischen Museum in Nürnberg dem allgemeinen Besuch zugänglich gemacht worden. Die Abteilung der bäuerlichen Altertümer, deren erster Teil, die Bauernstuben, vor 3 Jahren eröffnet wurde, ist damit vollständig ge⸗ worden. Das Museum verdankt diese neuen Teile der Sammlung fast ausschließlich der eifrigen und umsichtigen Tätigkeit eines altbewährten. Freundes und Gönners, der im Benehmen mit Geheimrat von Essenwein vor 14 Jahren seine Tätigkeit diesem Sammlungsgebiet zugewendet hat. Die modernen e. und Verkehrsverhältnisse haben auch auf die Lebens⸗ ührung der Bauern umgestaltend eingewirkt, und es ist unvermeidlich, daß nicht nur die Tracht, sondern au die Wohnung und die übrigen Lebensverhältnisse des Landvolks in nicht ferner Zukunft ganz anders sein werden, als sie in den letzten Jahrhunderten gewesen sind. Der Umwandlungsprozeß ist schon im vollen Gange; sollen die Kunstdenkmäler dieses Gebietes der Kenntnis der Nachwelt erhalten werden, so hat die letzte Stunde, sie zu sammeln, geschlagen. Vollständigkeit kann nur für beschränkte Gebiete in provinziellen Sammlungen erreicht werden. Eine Sammlung, die, wie das Germanische Museum, das ganze Gebiet der deutschen Kultur umfaßt, muß sich auf eine Auswahl beschränken. Was im Germanischen Museum vereinigt ist, bietet einen Ueberblick über die Wohnweise, das Mobiliar, Gefäße und Geräte, letztere nur in beschränktem Umfang, in großer Reichhaltigkeit dagegen die ländliche Tracht. Diese Samm⸗ lung füllt einen großen Saal vollständig und zeigt die verschiedenen Typen der Männer⸗ und der Frauentracht an 353 bekleideten Figuren, Halbfiguren und Büsten. Sie gewähren ein lebensvolles Bild von dem Reichtum und der Anmut der deutschen Volkstrachten. Die Figuren sind mit größter Sorgfalt in ihrer Haltung, wie in ihrer Kleidung bebandelt. Neben den vollständigen Kostümen sind dann noch einzelne Stücke, Hauben, Hüte, Mieder usw. in reichster Fülle auf⸗ gestellt. Eine sehr umfassende Sammllung zeigt die in den verschiedenen deutschen Landen IS Schmuckformen. In gleich reichhaltiger und glänzender Weise sind die Volkstrachten nirgends vereinigt und aufgestellt. Die Sammlung bietet nicht nur dem Forscher das reichste Studienmaterial, sondern ist ein Hauptanziehungspunkt des Germanischen Museums geworden, der jedem Besucher Genuß und Anregung bietet.
Technik.
In der gestern in Magdeburg abgehaltenen dritten Sitzung der 46. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure hielten der Dipl.⸗Ingenieur Heilmann aus Magdeburg einen Vor⸗ trag über die Entwicklung der Lokomobilen von R. Wolf in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht und Dr. Eichberg aus Berlin einen solchen über Fortschritte auf dem Gebiete der elektrischen Zug⸗ förderung. Der Vorsitzende schloß alsdann den geschäftlichen Teil der Hauptversammlung. Abends fand ein Festessen im Saale des „Fürstenhofes“ statt, heute will die Versammlung einen gemeinsamen Ausflug nach Thale a. Harz veranstalten.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Gesundbeitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 25 vom 21. Juni 1905.)
Pest. 3
Großbritannien. In Manchester ist am 12. Juni ein töd⸗ licher Pestfall vorgekommen. Der Pestkranke war als Hilfskoch auf dem Dampfer „Hylas“ beschäftigt, welcher am 8. Juni aus Argen⸗ tinien über Hamburg in Middlesborough angekommen war. Zufolge Mitteilung der englischen Regierung sind alle Vorsichtsmaßregeln an⸗ geordnet; andere Pest⸗ oder pestverdächtige Fälle waren bis zum 16. Juni in Manchester nicht beobachtet.
Türkei. Auf der im Persischen Meerbusen gelegenen Insel Bahrein wurden bis zum 18. Mai 20 Todesfälle an der Pest fest⸗ gestellt. Zahlreiche Personen flüchteten vor der Seuche, z. T. auf Schiffen nach Buschär.
Aegypten. In der Zeit vom 3. bis 10. Juni sind 3 neue Er⸗ krankungen (und 2 Todesfälle) an der Pest zur Anzeige gelangt, und zwar 1 (1) in Alexandrien, 1 (1) in Port Said, 1 (—) in Menuf (Prov. Menufieh). — Auf dem anfangs Juni von Manila in Suez eingetroffenen, nach Marseille und Hamburg bestimmten deutschen Dampfer „Essen“ wurde ein unter pestverdächtigen Er⸗ scheinungen erkrankter europäischer Matrose vorgefunden und nach dem Lazarett an den Mosesquellen gebracht. Nach einem von dem Direktor der Quarantänestation in Suez am 7. Juni in Alexandrien ein⸗ gigansmen Telegramm hat die bakteriologische Untersuchung indes nichts von Pest ergeben. Aden. In der am 26. Mai abgelaufenen Woche wurden 2 neue Pestfälle gemeldet. Britisch⸗Ostindien. Während der beiden am 20. und 27. Mai abgelaufenen Wochen sind in der Präsidentschaft Bombay 1873 + 1080 neue Erkrankungen (und 1183 + 934 Todesfälle) an der gFt zur Anzeige gelangt, davon 647 + 539 (594 + 497) in der tadt Bombay 122 + 105 (116 + 98) im Stadt⸗ und Hafen⸗ gebiete von Karachi, 40 (26) in dem von Bhavnagar, 31 (28) in dem von Jamnagar und 44 (15) im Hafen von Porbandar. Straits Settlements. In der Provinz Wellesley ist am 11. Mai ein weiterer Pestfall vorgekommen. Niederländisch⸗ Indien. Der anfangs Mai in der Resident⸗ schaft Ostsumatra vorgekommene Pestfall betraf einen japanischen Kuli, welcher unmittelbar nach seiner zunächst als pestverdächtig er⸗ kannten Erkrankung abgesondert und im Hospital zu Kanbams⸗ Merawa behandelt worden war. Nach dem am 8. Mai erfolgten Tode wurde Pest bei der Sektion und auf bakteriologischem Wege als Todesursache festgestellt. Weitere Pestfälle waren dort bis zum 16. Mai nicht beobachtet. 1 Mauritius. Seit dem 6. April war zufolge einer Mitteilung vom 13. Mai auf der Insel kein Pestfall mehr festgestellt worden. Britisch⸗Südafrika. In der Kapkolonie sind in der am 13. Mai abgelaufenen Woche 9 Pestfälle gemeldet worden, davon 8 in
der Beschäftigungsziffer um 79 103, gegenüber einer Steigerung um
East London und 1 in Queenstown
Britisch⸗Ostindi
Cholera.
Es gelangten zur A
In Belize (Britis
worden.
(Kr. Chateau⸗Salins). noch vereinzelte Pockenfäll
getreten.
Pocken: Moskau 1
7 Erkrankungen; Rückfa
Schleswig 86, Berlin 39 Todesfälle; richtsorte 1886/95: 1,1 in den Reg.⸗Bezirken
wig 155, Wiesbaden 81, Budapest 204,
Stockholm 28, Wien 66;
holm 23, Wien 77; an Typ
Die Gesellschaft
worden ist, 3 bis 4 Tage kann. Da so alte Milch geronnen ankommen mü pasteurisiert, d. h. erhitzt.
an deren Stelle für Her Said eine ärztliche
Pest und Cholera.
Mauritius. Zufolge einer Mitteilung vom 13. M
scheid — Erkrankungen wurden
en. In Kalkutta starben in de Wod vom 7. bis 13. Mai 326 Personen an der Pest und z1 am †
Gelbfieber.
nzeige in Puerto Corte onduras 25. Mai 4 Erkrankungen (und 1 Todesfall), im 34 g ö ’ 18 tbi6 13. u“ 2 8 vom 7. April bis 3 b anama vom 30. is 13. Mai Maracaibo vom 12. Feemnber bis 4. Pril bis,33. 1“ 8 Honduras) sind zufolge ei Mitt vom 26. Mai 2 Fälle von Gelbfieber mit todlichem Aübarnsh
Pocken.
Deeutsches Reich. In der Woche vom 11. bis 17. 1 insgesamt 5 Pockenerkrankungen gemeldet, und zwar 1 in St. Funi 6 Kr. Bolchen, Lothringen) bei einem Italiener, 3 (darunter 1 bei eine
talienerin) in Fentsch (Kr. Diedenhofen⸗West) und 1 in Aulnoi
e zur Anzeige gekommen. “ Beriberi.
Angola. Einer portugiesischen Zeitungsmitteilung zufolge i in dem Gebiete von Angola die Beriberikrankheit dners s dü
Verschiedene Krankheiten.
0, Paris 5, St. Petersburg 3 Todesfäll
London (Krankenhäuser) 3, Paris 20, St. Petersburg 10, War (Krankenhäuser) 8 Erkrankungen; Seee; New Vork 141, Ichen 54 Erkrankungen; Fleckfieber: Moskau, St. Petersburg je 5, Warschau 3 Todesfälle; St. Petersburg 15, Warschau (Krankenhäuser) — Ilfieber: St. Petersburg 4 Erkrankungen; Genickstarre: Beuthen, Münster, Nürnberg je 2, New York 60 Todesfälle; Berlin, Breslau je 3, Reg⸗Bezirke Arnsberg 4, Duͤsseldorf 2, Schleswig 3, Trier 2, New York 76 Erkrankungen; Rotlauf: Budapest 22, Wien 37 Erkrankungen; epidemische Ohrspeichel⸗ drüsenentzündung: Kopenhagen 32, Wien 24 Erkrankungen; Influenza: Berlin 2, London 10, Moskau, New Pork je 3, Paris 2, St. Petersburg 5 Todesfälle; Lungenentzündung: Reg.⸗Bez. ürnberg 34 Erkrankungen; Krebs: Altona 4,
Ankylostomiasis: Reg.⸗Bez. Arnsberg
27 Erkrankungen. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorb starb an Masern und Röteln (Durchschnitt aller wö; Be⸗
5 %): in Offenbach, Osnabrück, Rem⸗ m gemeldet in Breslau 41, Königsberg 402, Posen 137, Schles⸗ 232, in 30, Hamburg Kopenhagen 134, ew York 888,
Paris 299, St. Petersburg 150, Wien 594; ferner wurden Erkran⸗ kungen angezeigt an Scharlach in Berlin 37, Budapest 45, London (Krankenhäuser) 269, New York 184, Paris 103, St. Petersburg 53,
desgl. an Diphtherie und Krupp in
Berlin 38, Hamburg 25, Budapest 23, Christiania 37, London (Kranken⸗ häuser) 89, New York 331, Paris 58, St. Petersburg 34 Stock⸗
desgl. an Keuchhusten im Reg.⸗Bez.
“ 66, in Kopenhagen 26, New York 78, Wien 111; desgl us in New York 32, St. Petersburg 98.
zur Bekämpfung der Säuglings⸗
sterblichkeit erläßt folgende Warnung: Nach dem Merkblatt der Stadt Berlin ist ein Ersatz der Mutterbrust nur frische, streng sauber gewonnene, gleich nach dem Melken abgekühlte Milch von nur gesunden Kühen. Wenn auch nicht zu bestreiten ist, daß in Dänemark die Milchwirtschaft auf einer hohen Stufe steht, und daß die dänische Milch in Dänemark selbst jeder Berliner Milch gleichwertig ist, so ist doch zu bedenken, daß die Milch, die dort, etwa in Aarhus gewonnen
alt wird, ehe sie in Berlin verzehrt werden bei der Sommerhitze trotz größter Vorsicht ßte, wird sie noch in Dänemark stark
Derart behandelte Milch ist, wenn sie
sofort verzehrt wird, nicht schädlich, sie wird aber höchst gefährlich, wenn die trotz des Pasteurisierens noch in der Milch lebend zurück⸗ bleibenden Keime Zeit haben, sich zu vermehren. Diese Keime bringen die Milch nicht mehr zum Gerinnen, sondern zum Faulen. er Fand eruch derartiger Milch kann nur durch Vermischen mit frischer Milch verdeckt werden. Die fauligen Gifte, die besonders für junge Kinder lebensgefährlich sind, verbleiben jedoch in der Milch. Gegen die Einführung derartiger Milch in Berlin muß im Interesse der Säuglingsfürsorge energisch Front gemacht werden.
Türkei.
Deer internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat die für Herkünfte von Alexandrien, Port Said und Suez angeordneten Quarantänemaßregeln wieder aufgehoben und
künfte von Alexandrien und Port Untersuchung verfügt, die im ersten
türkischen Hafen zu erfolgen hat. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 4. A il d. . 97. 1. 13. d. M, Nr. 81, 133 und 137.) 8
Verkehrsanstalten. Der Fremdenverkehr Berlins. Der Bericht der Berliner
Handelskammer für 1904 Der Fremdenverkehr
agt darüber: hat im Berichtsjahre wieder zugenommen.
In Berlin wurden 948 826 Personen polizeilich gemeldet, die leicht Unterkunft fanden. Nach Monaten verteilte sich die Zahl der
ee wie folgt: Es
wohnten in Gasthöfen, Hotels garnis,
onstigen Anstalten insgesamt:
Fannar 81 Februar.
Der Monat des stärksten Fremdenverkehrs ist also der Juli mit
600 Juli. . 101 000
b 78700 August . 95 800 März. 69 100 72000 111I1I1“ Funk. . 88 000
September. 92 600 Oktober. 72 700 November 77 400 Dezember 67 200
zusammen 948 800.
101 000 Fremden, eine Zeit, von der sonst nicht vorausgesetzt wird, daß sie zum Städtebesuch einladet. Es folgen die Sommermonate August und September, weiterhin der Juni. Dieses Sommerjahres⸗ drittel sieht in Berlin 377 400 Fremde, also ungefähr zwei Fünftel der Jahreszahl. Die kleinste Zahl Fremder hat der Januar.
Um den Anteil des Au
slandes am Berliner Fremdenverkehr im
einzelnen feststellen zu können, hat das Polizeipräsidium seit dem
1. Juni 1904 die Statistik lißten sieben Monate des ziffern aus den verschiedenen e
nach dieser Richtung hin erweitert. Die Jahres 1904 ergeben folgende Besuchs⸗ uropäischen und außereuropälschen Staaten:
aus Oesterreich⸗Ungarn 17 5 aus Spanien .. 470
der Schweiz „ Belgien.. „ Holland. „ Dänemark „ Schweden „ Norwegen „ England. „ Frankreich. „ Italien.
EWE1I6 153 1 599 Rußland .32 302 3 422 den Balkanstaaten 1 341 5 371 der Türkei. 250 5 760 ““ 526 1 107 e““; 661 6 489 Amerika . . . 11 917 1 cs Australien.... 162.
Weitaus die größte Zahl Fremder liefert also Rußland mit
32 000. Es folgen Oesterre
ich⸗Ungarn mit 18 000 und Amerika mit
ai sind nur
111