1905 / 165 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Jul 1905 18:00:01 GMT) scan diff

briefinstituts für

11““

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ un Medizinalangelegenheiten.

Bekanntmachung. Im Einverständnis mit dem Königlichen Staatsministerium ist mit dem Kaiserlichen Herrn Statthalter in Elsaß⸗Lothringen eine Erweiterung der gegenseitigen Anerkennung der von den preußischen Oberrealschulen und der von den Oberrealschulen in den Reichslanden Elsaß⸗Loth⸗ ringen ausgestellten Reifezeugnisse hinsichtlich der Berechtigungen, die sie gewähren, vereinbart worden. Dem⸗ emäß werden die vorbezeichneten Reifezeugnisse unter der oraussetzung vollständiger Gegenseitigkeit fortan gleichgestellt werden in bezug auf

1) das Studium in der philosophischen Fökltät und die

Zulassung zur Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen, 8 2) die Zulafsung zu den Staatsprüfungen im Hochbau, Beauingenieur⸗ und Maschinenbaufach,

3) das Studium auf den Forstakademien und die Zu⸗ lassung zu den Prüfungen fuͤr den Königlichen Forst⸗ verwaltungsdienst, . 8

4) das Studium des Bergfaches und die Zulassung zu den Prüfungen, durch welche die Befähigung zu den technischen

Aemtern bei den Bergbehörden des Staats darzulegen ist.

3 Dabei ist jedoch vorbehalten, daß über die Zulassung der Abiturienten der Oberrealschulen in Elsaß⸗Lothringen zu dem unter 4 genannten Fache von Fall zu Fall entschieden wird.

Berlin, den 7. Juli 1905.

Der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten. Im Auftrage:

Althoff.

Dem zum Professor an der Landesschule Pforta berufenen Oberlehrer Erich Karll vom Gymnasium in Kreuznach ist die Bestätigung erteilt worden.

“4“

Das Reineinkommen der mir unterstellten Ilmebahn ist für das Rechnungsjahr 1904 auf 22 491 festgesetzt worden. Bei der Rhene⸗Diemelthal⸗Eisenb ist ein Ueberschuß für 1904 nicht erzielt. 3114““ Cassel, den 10. Juli 1905. 8 Der E

In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungsurkunde, betreffend eine Anleihe des Ostpreußischen Pfand⸗

städtische Hausgrundstücke zu Königsberg i. Pr., veröffentlicht.

Aichtamtliches. Deutsches Reich. 1 Preußzten. Berlin, 15. Juli.

Vorgestern abend fand bei Seiner Majestät dem Kaiser und König an Bord der Jacht „Hohenzollern“ vor Gefle zu Ehren Seiner Majestät des Königs v

on Schweden und Norwegen ein Diner statt.

““ 114X“

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staatsminister Dr. Freiherr von Richthofen hat einen Urlaub angetreten und wird während dessen Dauer vom Unterstaatssekretär, Wirklichen Geheimen Rat Dr. von Mühlberg vertreten.

1 Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Unterstaatssekretär im Reichsamt des Innern Wermuth ist in Berlin an⸗ gekommen.

Der Präsident des Kaiserlichen Patentamts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Hauß hat sich mit Urlaub nach Seebad Heringsdorf begeben.

Der Regierungsassessor Freiherr Marschall von Bieberstein in Hannover ist dem Königlichen Oberpräsidium daselbst zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

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Laut Meldung des „W. T. B.“ „Bussard“ am 13. Juli in Daressalam eingetroffen.

. S. M. S. „Grille“ ist am 13. Juli in Apenrade ein⸗ getroffen und gestern von dort wieder in See gegangen.

Seine Majestät der König ist gestern nachmittag, dem W. T. B.“ zufolge, mit Ihren Königlichen we vn. den Prinzen und Prinzessinnen nach Seis in Tirol abgereist.

Baden.

Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sind, wie die „Karlsruher Zeitung“ meldet, am 12. Juli nachmittag zu längerem Aufenthalt in St. Moritz

Desterreich⸗Un garn.

Das österreichische Herrenhaus hat gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, den Handels vertrag mit dem Deutschen Reich sowie das Ermächtigungsgesetz, betreffend die provisorische Rege⸗ lung der Handelsbeziehungen mit der Schweiz und Bul⸗ garien, angenommen. Das Herrenhaus nahm ferner die Vorlage, 8 herefend reditüberschreitungen beim Bau von Alpen⸗ ahnen, an.

Der österreichische Reichsrat ist, wie „W. T. B.“

Großbritannien und Irland.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ wurde bei der Er⸗ satzwahl in Carlisle (Cumberland) für Gully, den bis⸗ herigen Sprecher des Unterhauses, der Liberale Chance mit 3616 Stimmen gegen den Konservativen Sanderson, der 2586 Stimmen erhielt, zum Mitglied des Unterhauses gewählt.

Frankreich.

Der Präsident Loubet hat, wie „W. T. B.“ meldet, den Kriegsminister Berteaux ersucht, die Truppen in seinem und der Regierung Namen zu beglückwünschen. Die Republik habe ein Recht, auf ihre Armee stolz zu sein, auf die sie zur Wahrung ihrer Ehre und des Friedens rechnen könne. Nach Beendigung der Truppenschau fand gestern bei dem Präsidenten ein Frühstück statt, an dem die Minister und die Offiziere des englischen Geschwaders teilnahmen. 8

Déroulsde hat der Patriotenliga mitgeteilt, daß er es

ablehne, zurückzukehren.

Rußlandd. 16““

Der „Regierungsbote“ veröffentlicht heute, wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird, einen Gnadenerlaß für diejenigen, die wegen religiöser Vergehen bereits die ihnen zuerkannte Strafe verbüßen oder gegen die bis zur Veröffentlichung des Erlasses noch keine gerichtliche Verfolgung eingeleitet oder ein gerichtliches Erkenntnis noch nicht erfolgt ist. Die Strafzeit der wegen religiöser Vergehen zu Korrektionsstrafen, Festung, Gefängnis oder Haft Verurteilten wird um ein Drittel, die der zu Zwangsarbeit mit Rechtsverlust Verurteilten um die 8 verkürzt. Letzteres findet auch Anwendung auf die

efängnishaft der verurteilten Minderjährigen.

Sämtliche Angestellten der Warschau⸗Wiener Bahn haben, wie dem „W. T. B.“ aus Warschau gemeldet wird, einhellig den Entschluß gefaßt, von heute ab die polnische Sprache als Dienstsprache zu benutzen und polnische Inschriften einzuführen. Wenn die Behörde sich der Aus⸗ führung dieses Beschlusses widersetze, so solle eventuell die Arbeit niedergelegt werden.

Spanien.

Der Ministerrat hat, wie dem „W. T. B.“ aus Madrid gemeldet wird, das Entlassungsgesuch des Finanzministers Urzaiz angenommen. Als Nachfolger wird Navarro Reverta genannt. Der frühere Ministerpräsident Villa⸗ verde ist heute früh in Madrid gestorben.

Nach einer Meldung des „Wiener Telegr.⸗Korr.⸗Bureaus“ aus Konstantinopel ist von ungefähr 1000 Redifs, die nach Jemen eingeschifft waren, der größte Teil im Hafen Mersina desertiert. b

Schweden und Norwegen. 161““

Nach dem Diner an Bord der Jacht „Hohenzollern“ begab sich, wie „W. T. B.“ berichtet“, der König an Bord der Jacht „Drott“, die unter dem Salut der deutschen Schiffe nach der Reede von Gefle abging. Die Stadt Gefle und der Hafen waren festlich beleuchtet. Gestern mittag 12 Uhr gab der König zu Ehren des Deutschen Kaisers ein Frühstück auf der Jacht „Drott“. Um 2 Uhr lichtete die Jacht die Anker, amm den König und den Kron⸗ prinzen nach Gefis' zu bbingen, von wo die Rückreise nach Stockholm angetreken wurde. .

Vorgestern sind die Ratifikationen des zwischen Schweden und Norwegen einerseits und der Schweiz andererseits am 17. September 1904 abgeschlossenen Uebereinkommens, be⸗ treffend ein obligatorisches Schiedsgericht, ausgewechselt

Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegr.⸗ Agentur“ telegraphierte der General Linewitsch unter dem

13. Juli:

ach einem vom 12. Juli datierten Bericht von dem General Liapunow hatte eine unserer Abteilungen in der Nacht vom 10. zum 11. Juli einen Bajonettkampf mit beträchtlichen feindlichen Streitkräften zwischen Velang und Wladimirowka auf Sachalin.

8 8

8—

Nr. 28 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 12. Juli 1905 hat folgesen Inhalt: Feloralnegrichene Gesundheitsstand und Gang der Volkskrank⸗

eiten. Zeitweilige Maßregeln segen Pest. Desgl. gegen Genick⸗ starre. Geburten und Sterbefälle in Preußen, 1903. Gesund⸗ heitswesen in Dresden, 1903. Sanitätsbericht der Bukowina 1901. bis 1903. Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich.) Infektiöses Material. (Preußen. Reg.⸗Bez. Gumbinnen.) Druse der vee (Reg.⸗Bez. Magdeburg.) Fleischbeschauer. (Württem 9) Wasserversorgung. (Baden.) Krankenversicherung. (Hessen. Apotheker. (Hamburg.) atürlicher e (Oesterreich.) Geheimmittel. (Salzburg.) Tuberkulose. (Steiermark.) Kretinismus. Assanierung von Ortschaften. (Bukowina.) Infektionskrankheiten. (Schweiz. Kant. Zürich.) Kliniken. (Kant. Tessin.) Azetylengas. (Kant. Waadt.) Milch. (Lrankreich.) Zucker. (Serbien.) Essigessenz. (Britisch⸗Südafrika. Kapkolonie.) Zucker. (Uruguay.) Vieh. (Argentinien.) Wein. (Chile.) Apotheker. (Australischer Bund.) Apperin. Tierseuchen im Deutschen Reich, 30. Juni. Desgl. in den Niederlanden, 1. Vierteljahr. eitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Preuß. Reg.⸗Bez. Gum⸗ innen.) Verhandlungen von (Frank⸗ reich.) Berufskrankheiten. Vermischtes. Sterblichkeit ꝛc. in Cöln, Frankfurt a. M., Wien, London 1904. (Deutsches 22g Genick⸗ fere (Preußen.) Desgl. 1904. (China.) Gesundheitsstand n Schanghat. (Mexiko.) Gelbfieber in Pucatan. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erehekunges in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Beilage: Gerichtliche Entscheidungen auf dem Gebiete der öffentlichen Gesund⸗ heitspflege (Heilmittel, Gifte). 11“““ 3

8 etatistik und Volkswirtschaft. 88

Deutschlands auswärtiger Handel 1904.

Von dem den Jahreshandel von 1904 darstellenden Bande 165 der Statistik des Deutschen Reichs ist nunmehr bn III, das den Verkehr mit ve mit Einschluß von 211 und Herzegowina sowie von Lichtenstein umfaßt, erschienen.

Die Einfuhr im Spezialhandel hat einschl. der Edelmetalle 731,7 Mill. Mark, ohne Frelmetalle 703 Mill. Mark betragen, die

8

meldet, heute vertagt worden.

Ausfuhr 584,4 bezw. 554,7 Mill. Mark.

8

1“ 8 6 1 11“ 1““ Die hauptsächlichsten Einfuhr aren: Bau⸗ und Nutzholz (73,4), Braunkohlen (53,7), Ochsen (49,2), Eier von Geflügel, Eigelb 8260,8te (32,4), Gold, gemünzt (25,2), Malz aus Gerste (20,8), ühe (19,1).

Als bedeutendste Ausfuhrwaren sind zu nennen: Steinkohlen (64,1), Bücher, Karten, Musikalien usw. (39,8), Gold (27,6), Baumwolle, rohe 85 Maschinen und Maschinenteile, außer Lokomotiven, Loko⸗ mobilen usw. (20,7), gekämmte Wolle (18,3), lackiertes, gefärbtes Leder, Handschuhleder, Korduan usw. (12,6), feine Eisenwaren (12,1).

Das Kaiserliche Statistische Amt hat als zehntes Heft des den Jahreshandel von 1904 darstellenden Bandes 165: Frankreich mit Korsika, sowie mit Einschluß von Andorra und Monako herausgegeben.

Ein⸗ und Ausfuhr haben gegen das Vorjahr zugenommen, jene um 25 und 11, diese um 1 v. H. Es betrug die Einfuhr im Spezial⸗ handel mit Edelmetallen 423,6, ohne Edelmetalle 365,4 Mill. Mk., die Ausfuhr 274,3 bezw. 273,9 Mill. Mk. Die hauptsächlichsten Ein⸗ fuhrwaren sind: Gold (56,9), gekämmte Wolle (42,7), Wein und Most in Fässern (15,5), rohe Schafwolle, auch gekrempelte oder gebleichte (13,0), Klee⸗, Esparsette⸗, Luzerne⸗ usw. Saat (10,9), Häute und Felle zur Pelzwerkbereitung, von Pelztieren, auch Vogelbälge (10,1).

Die wichtigsten Waren, die nach Frankreich zur Ausfuhr ge⸗ langen, sind: Koks (24,9), Steinkohlen (16,0), Häute und Felle zur Pelzwerkbereitung, von Pelztieren, auch Vogelbälge (13,9), Maschinen und Maschinenteile, außer Lokomotiven, Lokomobilen, Dampf⸗ kesseln usw. (13,4), feine Eisenwaren (8,4), halbseidene Zeuge, Tücher, Schale (7,1).

Zur Arbeiterbewegung. .

Die Fliesenleger Berlins und der Umgegend, die den bestehenden Lohntarif, der am 1. September d. J. abläuft, gekündigt haben, hielten, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, am Mittwochabend eine zahlreich besuchte Versammlung ab, um einen neuen Tarif endgültig aufzustellen. Hauptpunkte des neuen Tarifs, der den Unternehmern zur Annahme unterbreitet werden soll, sind: 8 stündige tägliche Arbeitszeit (bisher 9 Stunden); 85 Stundenlohn vom 1. September d. J. bis dahin 1906; 90 Stundenlohn vom 1. September 1907; Ueberstunden 25 v. H. 28 schlag; Sonntags⸗ und Nachtarbeit den doppelten Stundenlohn; nänzliche Abschaffung der Akkordarbeit. 1

Aus Stettin wird der „Frkf. Ztg.“ telegraphiert, daß 4000 Arbeiter der Werft „Vulkan in einer Versammlung eine Resolution faßten, in der eine Lohnerhöhung und Arbeitsregelung gefordert wird. 1b b

Sämtliche 200 Arbeiter der Lokomotivfabrik Hagans in Erfurt legten, wie der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ gemeldet wird, die Arbeit wegen Maßregelung ihrer Kollegen und Aklkordabzüge nieder.

Nach einem Telegramm der -F f. Ztg.“ aus München ist dort eine Verständigung zwischen Arbeitgebern und Arbeit⸗ nehmern des Baugewerbes im Gange.

Der internationale Textilarbeiterkongreß, der vor einigen Tagen in Mailand tagte, hat einen für die internationale Organisation bedeutsamen Beschluß gefaßt. Es wurde, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, ein ständiges internationales Komitee eingesetzt, das zu bestimmten Zeiten zusammentreten und die Anregung für Maßnahmen der 8“ der einzelnen Länder geben soll. Die der Arbeitszeit in den Textil⸗ fabriken, die augenblicklich auch von den Arbeitgebervereinigungen leb⸗ haft erörtert wird, fand den Kongreß insofern nicht einig, als die deutschen Delegierten jetzt noch nicht für den Achtstundentag sich erklären zu können glaubten. Man will zunächst für die allgemeine Durchführung der zehnstündigen Arbeitszeit wirken. Die Freigabe des hat der Kongreß für dringend notwendig erklärt, ferner wurde das gesetzliche Verbot jeder Ueberzeitarbeit gefordert. Wie auf den früheren Kon⸗

ressen erklärte man sich für die Abschaffung des Stücklohnes. Die Eirführung der einheitlichen metrischen Garnnumerierung wurde von allen Delegierten, mit Ausnahme derjenigen Englands, gutgeheißen.

Literatur.

F. Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte. Neue Folge der „Märkischen Forschangen, des Vereins für Geschichte der ark Brandenburg. i Verbindung mit Fr.

oltze und G. Schmoller herausgegeben von Otto Hintze.

iebzehnter Band, zweite Hälfte. Leipzig, Verlag von Duncker und Humblot, 1904. 319 und 21 Seiten. Von den 5 Aufsätzen des vorliegenden Halbbandes behandelt der erste, von Archivar Dr. Kretzschmar in Hannover, die Allianzverhandlungen Gustav Adolfs mit Kurbrandenburg im Mai und Juni 1631. Bei⸗ träge zur Geschichte der er vee von Ost⸗ und Westpreußen gibt Dr. Hans Plehn, z. Z. in London. Der erste Teil behandelt die Besiedlung Preußens durch den deutschen Orden, die sich in drei Stufen vollzog, indem zuerst eine Stadt gegründet, dann Güter ausgetan und erst zum Schluß mit der Ansetzung deutscher Bauern begonnen wurde. Städte wie Thorn und Kulm wurden bereits 1231 und 1232 ge⸗ ründet, also unmittelbar nachdem die ersten Ritter ins Land ge⸗ ommen waren, während die erste starke Einwanderung deutscher Bauern in die Zeit nach dem letzten preußischen Aufstand, in die Jahre 1280 1300 fällt. Die Gründung von Dörfern, mit der die eigentliche deutsche Besiedelung erst beginnt, wird durch die gesamte preußische Ordensgeschichte hindurch verfolgt. Ferner werden die Fragen nach der Herkunft der Einwanderer und ihren Beweggründen, nach der Behandlung der Eingeborenen und der Polonisierung in den letzten Jahrhunderten beantwortet. Der zweite Teil schildert Grund⸗ herrschaft und Gutswirtschaft im Mittelalter, der dritte Leibeigen⸗ schaft und Untertänigkeit. Der Schluß soll im nächsten Heft folgen. An dritter Stelle stehen Untersuchungen zur Geschichte der Staats⸗ verträge Friedrichs des Großen, von Archivar Dr. Klinkenborg, Berlin, und zwar: I. die nicht ratifizierte Postkonvention zwischen Preußen und vom 22. April 1767. II. Verhandlungen mit Spanien wegen Abschlusses eines Handelsvertrags. In der ersten Untersuchung wird die Behauptung Stephans in seiner Geschichte der preußischen Post, der Vertrag sei gültig geworden und auch für pätere Zeiten wirksam geblieben, als irrtümlich zurückgewiesen. Mit Sachsen habe 19 * erst viel später 1815 neue Postverhandlungen geführt. In dem zweiten Fall handelt es sich um Erleichterungen für die Einfuhr schlesischer Leinwand in Spanien. Der vierte Aufsat heißt: Die Stettiner Sonntagszeitung. Ein preußisches Patrioten⸗ blatt aus der Franzosenzeit. Von Professor Dr. Steig (Friedenau bei Berlin). Die Stettiner Sonntagszeitung vom Jahre 1808, ein Organ der pommerschen Patrioten, galt lange Zeit als verschollen und ist von K Steig im Jahre 1903 in Königsberg lücklich wieder ermittelt worden. Aus dem reichen Inhalt dieser trefflich redigierten Zeitung sind be⸗ sonders einige Gedichte auf die allgemein verehrte Königin Luise be⸗ merkenswert. Der vs Aufsatz von Bibliothekar Dr. Thimme (Hannover) stellt die Mission Knesebecks nach St. Petersburg (1812) in neuem Lichte dar. Knesebeck sagt in seinen Memoiren, er habe bei seiner Anwesenheit in St. Petersburg in den ersten Monaten des Jabres 1812 dem Zaren für den Fall eines Krieges ein konsequent durch⸗ geführtes Rückzugssystem empfohlen, und gegen die Kritik, die sich an diese Aeußerung knüpfte, wird Knesebeck in cuß enommen. Un. 4 den Kleinen Mitteilungen seien erwähnt: Die stamente Friedrich Wilhelms I. von Dr. Stolze. Ein Programm Bismarcks mf Gründung einer konservativen Zeitung von Dr. von Petersdorf und General von Prittwitz und der 18./19. März 1848 von Dr. Thimme. Den Schluß bilden die üblichen Besprechungen neuer Erscheinungen. b

Deutsche Alpen. Erster Teil: Sayerische⸗ Hochland, Algäu, Vorarlberg; Tirol: Brennerbahn, Oetztaler⸗, Stubaier⸗ * Ortlergruppe, Bozen, Schlern und Rosengarten, Meran, Brente und Adamellogruppe; Bergamaskeralpen, Gardasee. Neunte Auflass Mit 26 Karten, 5 Plänen und 15 Panoramen. (Meyers Rei

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Döllingers hervo rgehoben seien.

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1 müden. Der Tolle und die schöne Isabell. Novellen von Lotte

21. Jahrg. Heft 10. 1 Preis des Jahrgangs 12 Stuttgart, Deutsche Per

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8 Rußland 3 Die Arbezterversicherung 1,20 Berlin⸗Grunewald, Verlag der Arbeite

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Rechnen. Von Dröll. II1. Leil. 0,80 Leipzig, B. G. Teubner.

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bücher.) In Leinwand gebunden 5 % Verlag des Bibliograpl Instituts in Leipzig und Wien. Von der Mexerschen Reiseführer⸗ serie Alpen I—III ist in neunter Auflage der Band I erschienen, der das Gebiet des Bayerischen Oberlands, des Zentralstocks der Tiroler Alpen bis zur Brennerbahn einschließlich Schlern und Rosengarten einerseits und bis zur Schweizer Grenze andererseits umfaßt. Die von Fachleuten mit Unterstützung der alpinen Vereine durch⸗ geführle Bearbeitung sorgt dafür, daß das Werk stets auf der Höhe der Zeit steht, sodaß jeder Alpentourist sich auf diese Führung verlassen kann. Auch der Freund des Winter⸗ sports, der Skiläufer und Rodelschlittenfahrer, der von Jahr zu Jahr mehr die tiefbeschneiten Alpentäler zum Ausgangspunkt seiner Touren macht und immer mehr das Entgegenkommen der Wirte und Ge⸗ meinden in Eröffnung guter Schneebahnen findet, kommt in dem Buch auf seine Rechnung. Der hübsche Kartenapparat, begleitet von übersichtlich zusammengestellten Panoramen, der nicht nur zum Schmuck des Buches beiträgt, sondern auch für das Verständnis der geschauten Bergwelt instruktiv ist, hat wieder eine Bereicherung durch eine neue Karte von Münchens Umgebung mit dem Starnberger See, einen neuen Plan und eine neue Karte von Innsbruck sowie ein Panorama von der Mendel erfahren.

Die Eheschließung im internationalen Serleir Herausgegeben von J. Schmitz, Standesbeamter und Herausge der Zeitschrift „Das Standesamt“ und A. Wichmann, Kanzleirat im Königlich preußischen Justizministerium. Das vorliegende Werk (Selbstverlag, Meiderich a. Niederrhein) bildet Futllerer hen die 3. Auflage des im Jahre 1900 in 2. Auflage erschienenen Buches des erstgenannten Mitherausgebers: „Die Eheerfordernisse der Ausländer in Preußen“. Es besteht aus zwei Teilen, von denen der 1. Band im wefssentlichen nur eine zweck⸗ mäßige Umgestaltung und Vervollständigung der ursprüng⸗ lichen Schmitzschen Bearbeitung des 9-n Stoffes unter dem Titel: „Die Eheerfordernisse der Ausländer im Deutschen Reiche, insbesondere in Preußen“ bildet. Sie will dem Standesbeamten ein praktisches Handbuch mit Muster⸗ beispielen und Nachweisen schaffen, aus dem er sich in den oft recht verwickelten Fällen stets zuverlässigen Rat holen kann. Diesem Erfordernis entspricht der genannte Band in gleichem Maße wie sein Vorgänger, und er übertrifft diesen noch an knapper, übersichtlicher und praktischer Anordnung. Der 2. Teil enthält „Das inter⸗ nationale Eheschließungsrecht und die Rechte, be⸗ treffenddie Legitimationunehelicher Kinder“. Er behandelt die einschlägigen Verhältnisse fast sämtlicher Kulturstaaten der Erde und stützt sich vielfach auf amtliches Material, so u. a. auf das Protokoll des bezüglichen Haager Staatenabkommens vom 12. Juni 1902. Außerdem sind die praktischen Erfahrungen der letzten Jahre sowie das bisher erschienene in Betracht kommende Material und die erreichbar gewesene Literatur des In⸗ und Auslandes, dem Vorwort zufolge, bei der Bearbeitung in sachgemäßer Weise benutzt worden. Auf quellenmäßige Darstellung und Uebersichtlichkeit ist ferner besonderer Wert gelegt. Das schnelle Zurecht⸗ finden wird durch Inhaltsverzeichnis und sowie durch eine tabellarische Uebersicht über die Form der Eheschließung, das Volljährigkeitsalter, die materiellen E ee;. die Ehe⸗ scheidung und ⸗Trennung und die Legitimationen 22 rleistet. Es dient somit der zweite Band mehr Studienzwecken und denen der Orientierung und ist mehr für Bibliotheken, Behörden, Konsulate ꝛc. bestimmt, als für den alltäglichen praktischen Gebrauch, dem der erste Band vornehmlich und ausgiebig gewidmet ist. Beide Teile sind so eingerichtet, daß jeder für sich ein Ganzes bildet und einzeln bezogen werden kann. (Preis 3 bezw. 6 ℳ)

Das achte Heft des laufenden Jahrgangs der Kunstzeitschrift „Die Kunst unserer Zeit“ (Verlag von Franz Hanfstängl in

Lieferung 4 ℳ, im Abonnement 3 ℳ) ist dem Andenken Lenbachs gewidmet, dessen Künstlerpersönlichkeit Spier in einem vllderi. Der Bilderschmuck des Hefts ist überaus reich und

wir die Wiedergabe Lenbachscher Porträts des Prinz⸗Regenten Luitpold von Bayern, des Prinzen Ludwig von Bayern, Bismarcks, Moltkes, Mommsens, Liszts und Rudolph von Seitz. Außerdem enthält die öb Textbilder, unter denen die Porträts von Schopen⸗ hauer, Böcklin, Werner von Siemens, von Helmholtz, Virchows und

—, Von der bereits angezeigten illustrierten Volks⸗ ausgabe von Schillers Werken, die bei der Deutschen Verlags⸗ Anstalt in Stuttgart erscheint, sind soeben weitere 6 Lieferungen (7 12) ausgegeben worden. Sie enthalten den Schluß von Professor Dr. H. Kraegers Schiller⸗Biographie, die letzten Akte des „Fiesco“, „Kabale und Liebe“, die Gedichte der ersten und zweiten Periode und „Die Zerstörung von Troja“. Unter den zahlreichen Illustrationen sind besonders bemerkenswert die Bilder Heinrich Lossows zu „Kabale und Liebe“ und die den „Fiesco“ begleitenden gestaltenreichen Kom⸗ positionen C. Schraudolphs. 8

Von dem im Verlag der Deutschen Verlagsanstalt in Stutt⸗ gart erscheinenden Lieferungswerk „Unsere 2 ustiere“, unter Mit⸗ wirkung hervorragender Fachmänner und Tierfreunde herausgegeben von Professor Dr. Richard Klett (20 Lieferungen zu je 60 ₰) sind die Lieferungen 2—5 ausgegeben. Sie beschäftigen sich mit Hund Katze und Pferd. Das Werk ist dadurch von besonderem Wert, da die zahlreichen Abbildungen nach Photographien nach dem 8

Kurze Anzeigen neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt.

Entscheidungen des Reichsmilitärgerichts. 7. Bd. 4 Berlin W. 8. Franz Vahlen.

Gesammelte Schriften von Marie von Ebner⸗Eschen⸗ bach. 9. Bd.: Erzählungen V. Berlin W. 35. .en.

Rußlands Dichter und Schriftsteller. Von G. S. Petrow. 2 Halle a. S., Buchhandlung des Waisenhauses.

Die Herrin auf Bronkow. Roman von Annemarie von Br. 3 ℳ, gebd. 4 Berlin W. 10. Richard

Taendlers Verlag. Die Stiefkinder der Alma mater. Roman von Walter 3 Dresden, Gustav Herrlich. Deva⸗Romansammlung. Band 56 bis 60. Wilhelm Hegeler, Dietrich der Herzensbrecher; und Die Lebens⸗ Novellen. Georg Wasner, Leutnant von Warnow.

Gubalke. Erzählungen von A. Kuprin. Aus den Tiefen.

Novellen und Skizzen von Stefan Zeromski. Jeder Band geh.

0,50 ℳ, gebdn. 0,75 Stuttgart, Deutsche Verlags⸗Anstalt. Ueber Land und Meer. Oktavausgabe „Der Monat“.

lags⸗Anstalt. Die Arbeiterversicherung im Auslande. bHeenehhe Heft IXa. Die v s; ün in a and

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Sammlung von Aufgaben für das kaufmännische.

Rechenbuch für Mädchen⸗Fortbildungsschulen. Her⸗ Cusgeg. i. Sche fe Fiebig. Gebdn. 1,60 Leipzig, B. G. eubner.

Musterbriefe und Aufgaben für den Unterricht in der andelskorrespondenz. Von Dr. Voigt.

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Wie beginnen Geisteskrankheiten? Von Oberarzt Dr. Joh. Bresler. 1 Halle a. S., Carl Marhold.

Die Entstehung der Preußischen Landeskirche unter der Regierung König Friedrich Wilhelms des Dritten nach den Quellen erzählt von Eri Peerken I Bd. Geh. 7,60 ℳ; gebdn. 9 Tübingen, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). .

Deutsches Privatrecht. Von Otto Gierke. II. Band: GbI11“ 23 Leipzig, Duncker u. Humblot.

„Das Bürgerliche Gesetzbuch nebst Einführungsgesetz mit Rechtsprechung des Reichsgerichts. Von O. Riese⸗ bieter. Gebdn. 7 Oldenburg, Gerhard Stalling.

Die Rechtsprechung des Reichsgerschts zum Bürger⸗ lichen Gesetzbuch. Von O. Riesebieter. Gebdn. 3,60 Olden⸗ burg, Gerhard Stalling.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Eine öffentliche Geflügelschlachtstelle hat der Tier⸗ und Pflanzenschutzverein in Jena auf dem dortigen Wochenmarkte zu errichten beschlossen. Es wird eine, nur 52 kostende, zu⸗ sammenlegbare Bude aufgestellt und darin durch einen früheren Fleischbeschauer die Tötung des Geflügels mittels Fallbeiles rasch und schmerzlos, nicht vor den Augen des Publikums, und dabei unentgeltlich vorgenommen. Der Geflügeltöter erhält vom Verein für den Wochenmarktstag 2 als Entschädi⸗ gung; er soll ferner die Art der Aufbewahrung des lebenden Geflügels und dessen Feilbietung auf dem Markt kontrollieren, um, wo nötig, die Polizei verständigen zu können. Nach dieser, der „Jenaischen Zeitung“ entnommenen Mitteilung geht Jena allen deutschen Städten mit der öffentlichen schmerzlosen Schlachtung des auf dem Wochenmarkt voran. Es erfüllt auf wohlfeile Art eine oft erhobene Forderung der Tierschutzfreunde, den Greueln der vielfach quälerischen Hausschlachtungen des Geflügels durch Er⸗ richtung öffentlicher Schlachtstellen ein Ende zu bereiten. Möge dieses Beispiel überall Nachahmung finden.

St. Petersburg, 15. Juli. Nach den Meldungen der Kor⸗ respondenten der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ über den Saatenstand im europäischen Rußland am 14. Juli sind die Ernteaussichten folgende: Winterweizen über mittel, Sommerweizen mittel, Roggen unter mittel, Hafer und Gerste über mittel. Die Verteilung der Ernteaussichten ist im allgemeinen dieselbe wie vor einer Woche. Einige Verschlechte⸗ rung ist infolge ungünstiger Witterung eingetreten beim Sommer⸗ weizen im Zentralgebiet, beim Roggen im zentralen und südöstlichen, beim Hafer im zentralen Gebiet und im mittleren Wolgagebiet, bei der G ste i ittleren Wolgagebiet.

Handel und Gewerbe.

Der Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft erläßt in der „Deutschen Kolonialzeitung“ ein Preisausschreiben für die Herstellung eines Mangrovenerxtrakts, der dem Leder eine möglichst helle Farbe gibt, die auch unter dem Einfluß des Lichts nur wenig nachdunkelt:

„Die Mangroverinde enthält bekanntlich viel Gerbstoff, allerdings bei den verschiedenen Arten in verschiedener Menge. Außer diesem Gerbstoff aber findet sich in ihr ein roter Farbstoff, der die Rinde und den aus ihr hergestellten Extrakt, verglichen mit anderen Gerb⸗ stoffen, für Gerbereizwecke minderwertig macht. Gelingt es, diesen Farb⸗ stoff auf rationelle Weise unschädlich zu machen, so würde die Rinde bezw. ihr Extrakt dadurch nicht nur erheblich wertvoller werden, sondern es würde auch ihre Verwendung in der Gerberei bedeutende Ausdehnung gewinnen. Auch heute schon wird Mangroverinde als Gerbmittel auf den Weltmarkt gebracht, aber ihr Verbrauch ist ver⸗ hältnismäßig gering, eben wegen ihres schädlichen roten Farbstoffs; dessen Unschädlichmachung ist die Vorbedingung für eine Verwendung der Mangroverinde in großem Maßstabe. Ohne diese Vorbedingung wird auch ihr Preis steis so niedrig bleiben, daß eine Ausfuhr der Rinde in großen Mengen nur bei ganz besonders günstigen Beschaffungs⸗ und Frachtkosten möglich ist. Bei den sehr stoßen. in unseren Kolonien vorhandenen Mangrovebeständen st also die Entfärbung der Mangroverinde eine Frage von weittragendster wirtschaftlicher Bedeutung für Ue Kolonien, eine Frage, deren Lösung Millionen einbringen kann. Selbstverständlich muß die Unschädlichmachung des roten Farbstoffes in solcher Weise geschehen, daß die Unkosten des angewandten Ver⸗ fahrens in einem entsprechenden Verhältnis zu der damit geschaffenen Wertsteigerung des Gerbstoffes stehen, und zugleich muß es praktisch leicht durchführbar sein. Für ein solches Verfahren werden der Kolonialgesellschaft seitens des Herrn E. A. Oldemeyer in Bremen 3000 als Preis zur Verfügung gestellt. Die Anmeldung eines olchen Verfahrens so bis zu dem Kalendertage des Jahres 1906 geschehen, der dem Tage des öffentlichen Ausschreibens im Jahre 1905 ent⸗ spricht, und ist an die „Deutsche Kolontalgesellschaft, Berlin W. 9, Schellingstraße 4 1“ zu richten. Die Preisbewerbungen sind mit einem Kennwort zu versehen, der Name und die Adresse des Bewerbers sind in besonderem, geschlossenem Umschlag beizufügen.

Das Verfahren muß seitens des Erfinders bei der Anmeldung zur Preisbewerbung genau beschrieben werden, eine Kostenberechnung beigefügt und 10 kg des nach diesem Verfahren herge⸗ stellten Extrakts zur Nachprüfung eingesandt werden.

Der dem Preisgericht eingereichte Extrakt muß aus Mangrove⸗ rinde, die aus unseren Kolonien stammt, hergestellt sein. Herr Clemens Denhardt in Stadtsulza i. Th. hat sich bereit erklärt, den E die erforderliche Mangroverinde zur Verfügung zu ellen.

Die Prüfung des Verfahrens wird von einem aus drei Sach⸗ verständigen bestehenden Ausschuß vorgenommen und der Preis auf deren Vorschlag durch den Präsidenten der Deutschen Kolonialgesell⸗ schaft zuerkannt. 2

(Weitere Nachrichten über „Handel und Gewerbe“ s. i Ersten Beilage.)

Verdingungen im Auslande.

Oesterreich⸗Ungarn. 2o. Juli 1905, Mittags. K. K. Generaldirektion der Tabakregie in Wien: Lieferung von Einrichtungsgegenständen für das neue Amtsgebäude der K. K. Generaldirektion der Tabakregie. Näheres bei der genannten Direktion und beim „Reichsanzeiger“.

Spanien. 8. August 1905. Lieferung von 10 Desinfizierungssurgons mit 10 Gespannen für den Sanitätsdienst der Plätze Valencia, Zara⸗ goza, Valladolid und Coruna: Offerte (auf spanischem Stempel⸗ papier) an die Inspeccion General de los Establecimientos de Instruccién 6 Industria Militar in Madrid.

Belgien.

Maison communale in Hompré Feeen. Trockenlegung der Terrains in den Tälern von La Grange, Grandru, Assenois, Hary, Clochimont, Laterre Nô, Chaumont und La Fosse. 58 776 Fr. Sicherheitsleistung 5500 Fr. Eingeschriebene Angebote zum 17. Juli.

Bis zum 24. Juli können im Höôtel de ville in Lüttich Ange⸗ bote auf den Kauf von 525, Laternen abgegeben werden.

25. Juli, 10 Uhr. Ecole de bienfaisance de l1*Etat in St. Hubert: Bau einer Remise. 14 000 Fr.

28. Juli, 10 Uhr. Gouvernement provincial in Brüssel: Ausbesserung der Straße nach Nil—St. Vincent. 67 805 Fr. Sicherheitsleistung 3300 Fr. 8 8

4. August, 10 Uhr. Ebenda: Bau von Schulgebäuden un eines Gemeindehauses in Grimberghen. 79 188 Fr. Sicherheits⸗ leistung 8000 Fr. Eingeschriebene Angebote zum 31. Juli.

M9. August, 11 Uhr. Société Nationale des chemins de fer vicinaux, 14, Rue de la Science in Brüssel: Bau der Teilstrecke von Diest nach -eegn 188 560 Fr. Sicherheitsleistung 19 000 Fr. Eingeschriebene Angebote zum 8. August.

Bis zum 1. Oktober können im Höôtel de ville in Braine⸗ le⸗Comte Angebote auf den Bau einer Wasserleitung abgegeben

werden. Demnächst. Maison communale in Ixelles bei Brüssel: Ausführung von Bauten nebst Abänderung der Heizungsanlagen an

der städtischen Badeeinrichtung.

Rumänien.

10. September 1905. Hepenweerznt den Stadt Turn Severin: Elektrische Beleuchtung der Stadt. .

Vereinigte Staaten von Amerika. General Purchasing Officer Ithmian Canal Commission (Panama- kanalkommission). Washington D. C.:

31. Juli 1905. Lieferung von Luftkompressoren, pneumatischen mmern, Bohrern (drills) und Bohrmaschinen, Schiffskesseln, ummischläuchen, Eisenblech, Stahlnieten usw.

5. August 1905. Lieferung von 4 000 000 Stück Fliesen (pavin

brick). Näheres beim „Reichsanzeiger.

Bolivien.

1. September 1905. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in La Paz, Bolivien: Herstellung einer Eisenbahn zwischen den Städten Uynni und Potosi. Bedingungen vom Consulat général de Bolivie in Paris, Faubourg St⸗-Honoré Nr. 122 zu ber den. v“

Verkehrsanstalten.

Ueber die Zahl der Reisenden, die sich durchschnittlich an Bord eines Ozeandampfers befinden, machen die „Hamb. Beitr.“ einige bemerkenswerte Angaben: „Schwimmende Städte“ hat man nicht mit Unrecht unsere modernen Riesendampfer genannt. Mit ihrer zahlreichen Besatzung, ihrer großen Bedienungsmannschaft und der oft erstaunlich hohen Anzahl ihrer Reisenden geben sie an Größe der Bewohnerzahl vieler Kleinstädte nichts nach. Schiffe, wie die im Bau befindlichen Hamburger Dampfer „Amerika“ und „Kaiserin Auguste Viktoria“ bieten rund 4000 Menschen Raum an Bord, übertreffen also an Einwohnerzahl“ etwa 700 (d. s. mehr als 50 v. H. aller) Städte Preußens. Freilich, die Einwohnerzahl der ‚schwimmenden Städte“ ist größeren Schwankungen unterworfen als die der Städte auf dem Festlande; je nach der wechselnden Stärke des Verkehrs erreicht sie die Höchstgrenze oder bewegt sich unter ihr. Daß aber durchweg eine recht ansehnliche Anzahl Menschen an Bord der Ozeandampfer sich aufhält, läßt sich leicht durch Feststellung der durch⸗ schnittlich beförderten Reisenden feststellen. Greift man als geeignetstes Beispiel die Verhältnisse auf dem Hauptgebiete des Ozeanpassagier⸗ verkehrs auf den von Europa nach New York führenden Linien heraus, so ergibt sich nach den Angaben des Einwanderungsagenten auf Ellis Island folgendes Bild: es kamen in New York im Jahre 1904 967 Schiffe mit insgesamt 735 187 Reisenden an Bord an; die Durchschnittszahl der Reisenden stellte sich demnach für jedes Schiff auf 760. Gegenüber den der beiden vorhergegangenen Jahre 1903 und 1902 betrugen die Durch⸗ schnittszahlen 830 und 773 ist also ein Rückschritt eingetreten. Die Ergebnisse der weiter zurückliegenden Jahre sind übertroffen: 1901 wurden durchschnittlich 639, 1900 645 und im Jahre 1894, zehn Jahre früher, 323 Passagiere gezählt. Auf den verschiedenen in Betracht kommenden Linien schwankt die Zahl der durch⸗ Lv beförderten Personen natürlich außerordentlich. Mehr als 1000 Reisende für Schiff und Reise sind zum ersten Male im Jahre 1901 von einer einzigen Gesellschaft, dann 1902 von zwei, 1903 von sieben Gesellschaften befördert worden. Im vorigen Jahre haben sich die Durchschnittszahlen von nur drei Gesellschaften, unter ihnen erfreulicher Weise unsere beiden großen deutschen Reedereien, über 1000 erhoben. An der Spitze steht die Hamburg⸗ Amerikalinie mit 1256 Reisenden auf der Seee. .. Yorker Linie der Gesellschaft; die Mittelmeerlinie Fiume New York der englischen Cunard Line beförderte 1225 und der Norddeutsche Lloyd auß der Strecke Bremen New York 1201 Reisende im Mittel. Ueber die oben angegebene Durchschnittszahl von 760 Reisenden ragen weiter hinaus die Antwerpen New Yorker Strecke der Red Star Line mit 971, die Linie Liverpool New York der Cunard Line mit 906, die Linie Genua New York des Norddeutschen Lloyd mit 893, die Linie Liverpool New York der White Star Line mit 869, die Linie Havre New York der französischen Schiffahrtsgesellschaft Compagnie Générale Transatlantique mit 854 Passagieren u. a. m.

Essen, 14. Juli. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Heute nachmittag 6 Uhr entgleiste die Lokomotive, der Packwagen und 17 andere Wagen des 100 beladene Achsen starken Zuges Nr. 8867 auf der Güterzugstrecke Ueckendorf—-Wattenscheid —Wanne, bei Posten 9. Der Schaffner Lindecken aus Speldorf ist getötet, der Lokomotivführer und der Heizer sind leicht verletzt. Die Strecke ist auf etwa 2 Tage gesperrt. Der Güterverkehr wird durch Umleitung über Nachbarlinien aufrechterhalten.

München, 15. Juli. (W. T. B.) Der bayerische Eisen⸗ bahnrat hat die Reformpläne der Bayerischen Staats⸗ eisenbahnverwaltung bezüglich der Personen⸗ und Gepäck⸗ tarife ebeigt. Danach wird in Zukunft erhoben bei Personen⸗ zügen für den Kilometer erster Klasse 7 ₰, zweiter Klasse 4,5 dritter Klasse 2 und bei Eilzügen und auf Lokalbahnen für den Kilometer dritter Klasse 3 ₰. Für besonders beschleunigte Züge tritt zu diesen Sätzen ein Zuschlag, der je nach Entfernung und Klasse 11a4*“

Neues Königliches Operntheater.

Gestern wurde Bizets Oper „Carmen“⸗ mit Frau Théa Dorré als Gast in der Titelrolle aufgeführt. Die hier nicht un⸗ bekannte Künstlerin stellte die abenteuerlustige Zigeunerin zwar außer⸗ ordentlich anmutig dar und verstand es, deren schwankende, sinnliche Natur fesselnd zu zeichnen; dennoch vermißte man aber an dem Charakter jene zügellose Leidenschaftlichkeit, die ihn allein ganz glaub⸗ haft erscheinen lassen kann. Gesanglich wurde die Künstlerin bis auf einige Eigenmächtigkeiten in der musikalischen Phrasierung ihrer Aufgabe durchaus gerecht und erntete den stürmischen Beifall des vollbesetzten ese. Fhr Partner, Herr Jaeger (José), war ihr leider in keiner

eise ebenbürtig, ebensowenig wie Herr Leonhardt als Escamillo Beiden fehlte, von der gesanglichen Unvollkommenheit ihrer Leistunge abgesehen, alles Faszinierende, das doch allein für die Liebe eine Carmen ein muß. Dagegen bot Fräulein Tänzler Laaß (Micasla) in jeder Beziehung einwandfreie Leistungen. Auch de Vertreter des ffiziers, Herr Lohfing, verdient besondere Anerkennung, da er seine an und für sich kleine Partie mit vor trefflichem gesanglichen Können und gewandtem Spiel auszustatten ve te. Außer den anderen Vertretern der kleinen Rollen, die durchweg vortrefflich waren, ist der Chor lobend zu erwähnen, wie überhaupt die ganze sorgsame Einstudierung und das gut ineinander greifende Zusammenspiel. Ein wenig mehr Natürlichkeit in der An ordnung und Bewegung der Feeen wäre dabei freilich wünsch wert gewesen. Die musikalische Leitung des Kapellmeisters Dr. Kun wald barf als außerordentlich feinfühlig und verständnisvoll gerühmt werden.

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