Michtamtliches. 8 Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 5. September.
Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten wohnten heute vormittag auf dem Tempelhofer Felde der erbstparade des Gardekorps bei. Nach dem Abreiten der ronten fand ein zweimaliger Vorbeimarsch statt. Seine Majestät der Kaiser und König hielten danach Kritik ab und kehrten an der Spitze der Feldzeichen nach dem Königlichen Schlosse zurück; hier empfingen Seine Majestät, wie „W. T. B.“ meldet, die Mitglieder des amerikanischen Parlaments, die der interparlamentarischen Konferenz in Brüssel beigewohnt hatten und nach Berlin gekommen waren. Nach der Frühstückstafel nahmen Seine Majestät den Vortrag des Chefs des Militär⸗ kabinetts, Generalleutnants Grafen von Hülsen⸗Haeseler ent⸗
8
3 Wie „W. T. B.“ meldet, begab si Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen in seiner Eigen⸗ schaft als Stationschef heute morgen nach Flensburg, um mit dem englischen Admiral Winsloe Besuche auszutauschen.
“ 11 Seine Königliche
Vom 4. bis 5. September Mittags sind im preußischen Staat 11 Erkrankungen und 1 Todesfall an Cholera amtlich gemeldet worden. Die Gesamtzahl erhöht sich dadurch auf 77 Erkrankungen und 24 Todesfälle. Von den neuen Er⸗ krankungen sind je eine in Paaris und Warnikeim, Kreis Rastenburg, 1 im Kreise Czarnikau, 7 in der Straf⸗ anstalt in Gnesen, 1 im Kreise Kolmar vorgekommen.
Der Landtag ist, wie „W. T. B.“ mitteilt, 28. September einberufen. b
Rußland.
Der Schah von Persien empfing, dem „W. 8 zufolge, gestern mittag im Winterpalast bei St. Petersburg das diplomatische Korps und eine Deputation der Stadt⸗ verwaltung und kehrte dann nach zurück. 6 Vorgestern fand, wie dasselbe Bureau meldet, in
der Wohnung des Semstwomitglieds Bajenoff in
Moskau eine Ausschußsitzung der Vertreter der städtischen Semstwos statt. Als die Sitzung be⸗
hatte, traten Polizisten mit dem Befehl des Generalgouverneurs von Moskau ein, die Versammlung zu schließen. Als die Versammelten sich weigerten, diesem Befehl Folge zu leisten, trotzdem die Polizisten mit der
Anwendung von Gewaltmaßregeln drohten, wurde zum Schluß
die Erlaubnis zur Fortsetzung der Versammlung unter der Bedingung erteilt, daß die Polizei ihr beiwohnen könne. Als am Sonnabendabend in Libau zu den Waffen
einberufene Reservisten zum Bahnhof marschierten, stürzte sich eine große Volksmenge auf die Mannschaften, die die Reservisten geleiteten, und forderte die Reservisten auf, sich der Beförderung zu widersetzen. Als Kosaken gegen die
Menge vorgingen und sie auseinandertrieben, wurde ein Dragoneroffizier durch einen Steinwurf verletzt, und aus einem nahen Hause wurden Schüsse gegen die Truppen ab⸗ gegeben. Die Kosaken erwiderten das Feuer und stürmten chließlich das Haus. Acht Personen wurden verwundet, eine
davon ist inzwischen gestorben; ein Polizeibeamter wurde
getötet und ein Soldat verwundet. 122 Personen wurden verhaftet. Die Ordnung ist in der Stadt wiederhergestellt, die Fabriken sind in Taͤtigkeit. Gestern kam es aus Anlaß der Beerdigung einer Jüdin in Kischinew zu Unruhen. Die Polizei griff mit blanker
Waffe ein. Zahlreiche Personen wurden durch Stock⸗ und Säbelhiebe sowie Schußwaffen verwundet; fünfzig Personen wurden verhaftet. Das jüdische Krankenhaus wurde umzingelt.
Gegen Abend legte sich die Aufregung in der Stadt.
Nach offiziellen Berichten begannen am 2. d. M. gegen 5 Uhr I’ in Baku streikende armenische
Straßenbahnangestellte Ruhestörungen, indem sie auf
die Soldaten schossen, die sie auf den Straßenbahnwagen ersetzen.
Darauf begann das Feuer auf die Truppen aus den Fenstern und von den Daͤchern der Häuser, das von den Soldaten erwidert wurde.
Am folgenden Morgen waren die Ruhestörungen eingestellt.
Bis 1 Uhr Nachmittags wurden verzeichnet an Toten: acht Mohammedaner, ein Russe, drei Armenier; an Verwundeten:
ein Polizeikommissar, elf Armenier, zwei Russen, sieben
Mohammedaner. Am Abend des 3. begann von neuem ein
heftiges Feuern, doch fügten die Angriffe den Truppen keinen Schaden zu.
3 Am 2. d. M. wurde vier Werst von Gori der Leichnam des Geschäftsführers des Fürsten Erisow gefunden. — Am 3. wurde in Gori der Polizeikommissar durch fünf
Schüsse getötet. “
Spanien.
Nach den letzten Zeitungsmeldungen sind durch die vor⸗ gestern in Barcelona geschleuderte Bombe mehr als 60 Personen verwundet worden, von denen die meisten schwer verletzt sind. Zwei Frauen wurden getötet. Nach den von der Polizei vorgenommenen Ermittelungen war die Höllenmaschine in einem Gipswürfel eingeschlossen. Die Nach⸗
forschungen sind bisher ohne Ergebnis geblieben.
Schweden und Norwegen.
Von den Wahlen zur Zweiten Kammer des schwedischen Reichstags haben, wie „W. T. B.“ meldet, bisher 29 stattgefunden; von ihnen waren 21. Wiederwahlen. Die Neuwahlen brachten der Rechten und damit der pro⸗ portionalen Wahlmethode einen Verlust, der auf 3 bis 5 Sitze
geschätzt wird. Die Sozialdemokraten gewannen einen Sitz in
Helsingborg. Unter den Wiedergewählten befindet sich der neue Landwirtschaftsminister Peterson. Die Wahlbeteiligung
in Deutschland
Fün der verschiedensen Ursachen zurückzuführende „Fleischteuerung“ esteht,
wird unter Hinweis uf die Ergebnisse der amtlichen Bie hzählungen
Der Generalmajor Björnstjerna, früher Minister der
Alter von 86 Jahren gestorben. Vorgestern abend ist der Dozent für Völkerrecht Dr.
der norwegischen Delegation eingetroffen. Die norwegischen
jedoch nicht angelangt.
Amerika.
Nuach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Portsmouth soll die Unterzeichnung des Friedens⸗ vertrags heute nachmittag um 3 Uhr erfolgen. Der Vertrag besteht aus 17 Artikeln und einer kurzen Einleitung. Ein Auszug aus dem Friedensvertrage wird telegraphisch nach St. Petersburg und Tokio übermittelt, während der tatsächliche Wortlaut den Regierußgen in den beiden Hauptstädten erst nach Rückkehr der Friedensunterhändler bekannt werden wird. Die Ratifikationen müssen innerhalb eines Zeitraums von 50 Tagen 2188o werden.
2 1I1“1“ Asien. 8 Laut Mitteilung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ Agentur“ telegraphierte der General Linewitsch unter dem 3. d. M. an den Kaiser: Am Vormittag des 1. September warf unsere Abteilung in Korea mehrere energische Angriffe von sechs japanischen Bataillonen mit zwölf Geschützen zurück. Gleichzeitig er⸗ griffen die Japaner die Offensive gegen unsere Abteilungen bei Kiankeregui am Passe von Petschugulien. Ein Telegramm aus dem Haag meldet, dem „W. T. B.“ zufolge, amtlich: . Fünf der sechs Fürsten von Boni (Süd⸗Celebes) haben sih unterworfen. Die Bevölkerung verhält sich ruhig. 1315 Gewehre siad ausgeliefert worden. 8
Afrika. .
Wie der „Kölnischen Zeitung“ aus Tanger gemeldet wird, ist der vorgestrige Markttag dank den Maßnahmen der Regierung ruhig verlaufen, gestern jedoch trat eine weitere Zuspitzung des Verhältnisses zwischen den Leuten vom Angerastamm und den Leuten Raisulis ein, da erstere das geraubte Vieh nicht zurückgeben wollten und letztere Vergel⸗ tung dafür übten. Als der Vertreter der „Times“ Harris trotz dieser Sachlage gestern nach seinem eine Stunde ent⸗ fernten Hause ritt, wurde von Angeraleuten zweimal auf ihn geschossen, ohne daß er sedoch getroffen wurde. Nach einer Meldung der „Agence Havas⸗ brach gestern morgen auf dem Markte von Tanger unter den Leuten vom Stamme Beni Mesmad eine Schlägerei aus. Ein Mann wurde dabei getäütet. In der Stadt herrschte starke Panik, alle Läden wurden geschlossen. Die Leute Raisulis benutzten die Unruhen, um eine Anzahl Leute vom Angerastamm zu verhaften. Wie das „Reutersche Bureau“ berichtet, nahmen die Leute Raisulis gestern Esel und Maultiere fort, die von Leuten aus dem Angerabezirk zu Markte getrieben wurden, um so für die gegen sie verübten Ausschreitungen Wiedervergeltung zu üben. Die Geschäftsträger der fremden Mächte lenkten die Aufmerksam⸗ keit der marokkanischen Rigierung auf diese Ereignisse und die im Staate herrschende Unsicherheit. Eine starke Truppen⸗ macht ist zur Verstärkung der Garnison von Tanger heran⸗ gezogen worden. 1
“ 8 E.
Statistik und Volkswirtschaft.
Deutschlands Vich⸗ und Fleischeinfuhr im Juli 1 905.
Die Einfuhr von lebendem Vieh ist im Monat Juli un⸗ gefähr gleich groß gevesen, wie im Juli des vergangenen Jahres. Dagegen hat sie gegen den Juni d. J. um über 4000 Stück abgenommen. Eine Verschiebung hat insofern stattgefunden, als die Zufuhr von Ochseir und Kälbern aus Oesterreich abermals sehr stark nachgelassen het und es nur durch eine vermehrte Einfuhr dänischen Viehes bewirkt worden ist, daß der Rückgang nicht noch größer erscheint. Sehr auffallend ist ferner, daß die Einfuhr von Schweinen im Juli um 1257. Stück gegen das Vorjahr zurück⸗ gegangen ist. Es sind aus Rußland bedeutend weniger Schweine eingefihrt worden, als das zulässige Kon⸗ tingent beträgt. Im einzelnen stellen sich die Einfuhrzahlen an lebendem Vieh folgendermaßen: Jul 1905 Kühe 7 90. Stück Stiere.
Ochsen
Jungvieh. Kälber
Rindvieh.. Schweine. Auch Juli eine
gegen Juli 1904 Januar/ Juli 1905 + 1302 Stück 69 725 Stück + 232 6 236 — 2611 49 696 1297 65 793 2. 10 757 8
24 70 Stück 202 207 Stück
4938 25 40 689
die Einfohr von Fleisch und Fleischwaren hat im Abnahm gegen den Juni d. J. zu verzeichnen, und zwar um rund 12 000 dz beim Fleisch und um rund 10 000 dz bei Schmalz. Gegenüber dem gleichen Monat im Vorjahre ist aller⸗ dings auch die Fläscheinfuhr wieder sehr erheblich gestiegen, und zwar erstreckt sich diese Steigerung auf alle Fleisch⸗ gattungen. Daß trtz der hohen Fleischpreise in Deutsch⸗ land nicht eine Vermehrung der Vieh⸗ und Fleischeinfuhr, sondern eine Abnahne gegen den Juni stattgefunden hat, dürfte der beste Beweis dafür sen, daß es weder an den Zöllen noch an den Bestimmungen des Fleischbeschaugesetzes liegt, daß das Ausland nicht mer Fleisch nach Deutschland liefert, sondern daß das Ausland tatsächlio so viel, als es ausführen kann, abgegeben hat und daselbst nicht meir vorhanden ist. Die Einfuhrzahlen für Fleisch stellen sich im einzelnm folgendermaßen:
Juli 1905
—. 10 810 dz 4 852 132 2 903 3 196 802 10 257 32 952 dz 65 867 „
gegen Juli 1904 834 dz
Januar / Juli 1905 93 082 dz 30 161 832 29 052
Rindfleisch frisch. Schweinefleisch frisch. Hammelfleisch frisch.. Rindfleisch einfach zub . Schweinefleisch einf. züb. Schweineschinken Schweinespeck EEEE“ Schweineschmalz.
7 966 42 578 223 791 09 512
5 dz
¶fr
Stakstisches zur „Fleischnot“. In der Presse un in Volksversammlungen wird der Streit, ob eine ‚„Fleischnot“ oder eine auf das Zusammen⸗ weiter gefihrt. Von
landwirtschaftlicher Seite
war bhisher sehr lebhaft. 8 8
behauptet,
auswärtigen Angelegenheiten, ist vorgestern in Stockholm im
Gjelsvik aus Christiania in Karlstadt als Sachverständiger
Offiziere, deren Ankunft ebenfalls erwartet wurde, sind dort
20 120 1
Spiele von mehr als 36 Blättern (1903: 224 140).
daß auf Grund der Zunahme der Viehbestände, in⸗
“
sonderheit der Schweinebestände, Rede sein könne. Auf Grund der Ergebnisse der neu geschaffenen Statistik der Schlachtungen wird weiter der Nachweis erbracht, daß die Fleischproduktion in Deutschland bis in die neueste Zeit — bis zum 30. Juni 1905 — so groß gewesen ist, wie man sie bisber niemals angenommen hatte, und daß es daher nicht nur unbegründet ist, von einem das Volkswohl gefährdenden Rückgang erbrauchs zu sprechen, sondern daß vielmehr jetzt weie mehr Fleisch als rüher — 54,2 kg auf den Kopf der Bevölkerung im letzten Jahre, also etwa ebensoviel, wie in dem in Deutschland oft als Muster hingestellten England — tatsächlich in Deutschland verzehrt worden ist. Demgegenüber wird von seiten der Fleischer und der sonstigen eine weitere Oeffnung der Grenzen fordernden Kreise die Behauptung aufgestellt, diese statistische Berechnung werde durch die im laufenden Jahre unwiderlegbar erwiesene Tatsache, daß die deutsche Viehzucht nicht imstande sei, genügend Schlachtvieh zu liefern, Lügen gestraft; die bedeutende
Steigerung der Fleischpreise sei lediglich auf den zur Deckung des
Bedarfs völlig ungenügenden Auftrieb von Schlachtvieh zurückzuführen. Zum Beweise für die Richtigkeit dieser Behauptung sind unkontrollierbare Statistiken aufgestellt worden, namentlich eine Statistik über den angeblichen Mangel an Schweinen, die für achtzehn deutsche Großstädte an fünf Markttagen im Juli und August einen Minderauftrieb von 56 121 Schweinen (1905 161 572 Stück, 1904 217 693 Stück) herausrechnet. Bezeichnend für die Art und den Wert dieser „Statistik“ ist 3. B., daß für Hamburg für 1905 nur ein Auftrieb von 5709 Schweinen aufgeführt wird, während für die entsprechende Zeit des Vor⸗ jahres 32 484 Schweine angegeben werden; es wird dadurch der Anschein erweckt, als ob der Auftrieb an Schweinen in Hamburg um 26 775 Stück abgenommen hätte, während in Wirklichkeit in den Monaten Juli und Augu zusammen nur rund 9400 Schweine weniger als im Vorjahre während dieser beiden Monate auf dem Hamburger Markte aufgetrieben worden sind.
Eine derartige „Statistik“ ist selbstverständlich völlig wertlos. Sie hat uns aber veranlaßt, an der der amtlichen Zahlen eine Aufstellung über die Auftriebe an acht der größten preußischen Schlachtviehmärkte für die ver⸗ flossenen acht Monate, Januar bis einschließlich August, zu machen und zum Vergleich die Auftriebszahlen für den gleichen Zeitraum der Jahre 1903 und 1904 heranzuziehen. Der behauptete “ Viehmangel erhält dann folgendes Aus⸗ ehen:
Auftriebe: Januar / August Januar /August Januar / August 8 ö-902 1905
1903 Rinder 144 083 159 547 Kälber 131 146 142 238 Schafe 396 626 395 718 Schweine 683 730 792 886 0 792 8 8322 8 619 8 862 8 823 18 577 17 956 45 454 50 426 2 233 2 384 8 159 8 451 3 222 2 378 21 837 22 546 30 527 32 860 36 191 37 912 19 299 18 863 90 682 96 503 8 370 9 023 12 565 12 562 5 563 10 084 52 2655 59 602 10 263 10 948 A 11 067 9 922 9 062 67989 55 119 40 593 40 151 Kälber 37 0u‚9 34 418 Schafe 17 60 è8 18 049 Schweine 118 682
Rinder 45 150 Keälber 51 137
Schafe 10.852 11 528 11 768
Schweine 98 953 119 639 115 323. An sechs von diesen acht Märkten ist im laufenden Jahre aller⸗
10 193 18 472 48 018, 2 571 9 634 3 472 21 843, 34 398 43 827 19 977 91 641, 10 540 13 691 10 353 63 965, 11 999 12 175 16 116 55 311, 39 923 37 858 16 983 135 784, 46 492 52 493
Schweine Magdeburg: Rinder Kälber Schafe Schweine Rinder Kälber Schafe Schweine Cöln a. Rh.: Rinder
Hannover:
Frankfurt
43 214 49 743
dings ein Rückgang des Schweineauftriebes zu verzeichnen; er beträgt aber im ganzen für alle sammen nur 21 849 Stück oder 1,78 v. H. triebes eine 144 063 Schweine zu verzeichnen. Hannover, weisen sogar auch im Jahre 1905 eine weitere Steigerung gegen das Vorjahr auf. halten, wenn man auch die Auftriebszahlen aus dem Jahre 1902 zum Vergleich heranziehen würde, doch wollen wir uns mit dem Hinweis darauf begnügen, daß in dem Fleischnotjahr“ 1902 der Berliner Markt in den ersten acht Monaten nur mit 584 258 Schweinen beschickt war, daß also im Jahre 1905 allein auf dem Berliner Markt 206534 Schweine mehr aufgetrieben worden sind.
acht Monate zu⸗ 1 des Auf⸗ von 1904, und gegenüber dem Jahre 1903 ist noch Steigerung des Auftriebes auch an diesen Märkten um Zwei Märkte, Magdeburg und
Ein noch ganz anderes Bild würde man er⸗
Bekanntlich sind nun aber auch die Preise für die anderen
Viehgattungen gestiegen, und da weist die obige Statistik nach, daß mit einziger Ausnahme des Cölner Marktes, der einen un⸗ Ex Rückgang auch im Rinder⸗ und Schafauftrieb aufzuweisen gattungen auch in diesem Jahre eine weitere Steigerung des Auftriebes stattgefunden hat. Minderauftriebes in Cöln haben wir an diesen acht Schlachtvieh⸗ märkten in der Zeit vom Januar bis einschließlich August d. J einen Mehrauftrieb zu verzeichnen vvoon ,
sonst an allen Marktplätzen und in allen Vieh⸗
Bei Berücksichtigung des
22 046 Kälbern, 8 20 864 Schafen. Die vorstehende, ausschließlich auf amtlichen Zahlen berubende
Statistik zeigt, daß die deutsche Landwirtschaft und deren angeblich ungenügende Viehproduktion nicht länger für
98 sogenannte Fleischnot verantwortlich gemacht werden önnen.
Spielkartenfabrikation und ⸗versteuerung im Deutschen
Reiche für das Rechnungsjahr 1904. Nach einer im III. „Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen
Reiches“, Jahrgang 1905, enthaltenen Uebersicht über die Spiel⸗ kartenfabrikation und versteuerung Rechnungsjahr 1904 wurden in 31 Spielkartenfabriken (1903 in 3 ) 5 993 316 (1903: 5 650 149) Spiele von 36 oder weniger Blättern und 1 210 592 Spiele von mehr als 36 Blättern (1903: 1 146 325) ergestellt; der Bestand an ungestempelten Karten in den Fabriken etrug am Anfange des Jahres 1 019 456 Spiele der ersteren (1903: 1 167 250) und 223 371 Spiele der zweiten Sorte (1903: 207 454).
im Deutschen Reiche für das
Versteuert wurden 5 299 941 Spiele von 36 oder weniger Blättern
(1903: 5 255 864) und 214 400 Spiele von mehr als 36 Blättern (1903: 204 176), ausgeführt dagegen 675 955 bezw. 975 123 solcher Spiele (1903: 540 831 bezw. 926 230). beiw. 20 417 vom Auslande eingegangener Spiele in den Verkehr gesetzt gegen 30 632 bezw. 19 954 im Vorjahre.
Außerdem wurden 23 071. freien
Es gelangten demnach überhaupt zur Versteuerung 5 323 012
Spiele von 36 oder weniger Blaͤttern (1903: 5 286 496) und 234 817
von einem Viehmangel keine
Aktiengesellschaften, deren Aktien Börsenkurs
en, nach Gewerbegruppen in Preußen 1902/03 und 1899/1900.
Unsere Mitteilungen über die Ergebnisse der Aktiengesellschafts⸗
statistik in Preußen für das Geschäftsjahr 1902/03 schließen wir mit
der Erörterung der Verhältnisse bei solchen Gesellschaften in den
8688 — “ “ einzelnen Gewerbegruppen, deren Aktien Ende 1902 an örse handelt wurden. Zum Vergleich zieben wir das Geschäftsjahr 1899/1900 heran. Die Zahl solcher Gesellschaften und deren Aktien⸗ kapital sowie die Zahl, das Aktienkapital und die Dividenden der dividendenzahlenden Gesellschaften unter ihnen sind aus der folgenden Tabelle ersichtlich.
der Börse ge⸗
Zahl solcher
Aktienkapital
Dividendenzablende Gesellschaften
Gesellschaften
nach dem Nennwerte
Aktienkapital Dividendensumme
v. H. aller in
Aktien⸗ Millionen ges. Mark
im ganzen v. im ganzen
Geschäftsjahr 1902/03 . 1899/1900
Kurswerte 8 8 8 8 vurewene
des ge⸗ samten
nach dem 2h. v. H. des be⸗ zugsberechtig⸗ ten Kapitals En. nach dem
- im ganzen in Hundertteilen 8 gamzen
Hundert⸗ Krssn in
teilen des
Kapital⸗ nenn⸗ wertes
Millionen ’ Mark Nenn⸗ Kurs⸗ 8 werte V werte
des V des I gesamten 8-n wertes dieser Ge⸗
sellschaften
28
Bergbau, Hütten und Salinen..
Industrie der Steine und Erden..
0n do do n d05 00 0
90⸗ 1Sô5N 2.
☛̈.
Metallverarbeituug ..
Industrie der Maschinen, Apparate, II86“ 2
Chemische Industrie.. Industrie der Leuchtstoffe usw.
Tertllirchuftrtie. .
—
0 92 2 b0 — H
. . . eCCCCCCCCCCEEe]
0—Sg —2ö2
SSUSUSTeUogöISeSe
—
. 8 .
do cobe & S
Papierindustrie..
8
Lederinhustrie. . .. ..
Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe
Industrie der Nahrungs⸗ und Genuß⸗ mittel “
Bekleidungsgewerrbeeaea..
0.GB.C⸗ 680—
. 2 .
— [‧. do I2
dOgSS
Polygraphische Gewerbe. 349 1 995,72 1 819,45 62,32 33,83 393,94 305,7
Handelsgewerrbee..
CüvmmübdSSddg
U. 0 8SS
Versicherungsgewerbe. Verkehrsgewerbe ... Beherbergung und Erquickung. Sonstige Gesellschaften
Im Staate.
38,2 21,9 24,3 18,2 10,0
0,9
0,8 28,2
28,7
FUsrFrsss Rs Ss TRs Fs Ts Ss IC I Ie F I IC I I
719 701
1
Im Staate hat sich nach dieser Uebersicht die hier in Rede stehenden Gesellschaften im ganzen zwar vermehrt, im Verhältnis zu den übrigen aber ein wenig verringert. Dies trifft, in etwas höherem Maße, auch beim Börsenaktienkapital zu, dessen Kurswert sich Ende 1902 nach einem Rückgange um rund
8
Zahl der
10 Hundertteile seit Ende 1899 auf etwas mehr als das Eineinhalb⸗ fache des Nennwertes stellte. Die Folgen des wirtschaftlichen Nieder⸗ ganges seit Mitte 1900 zeigen sich auch bei denjenigen Gesellschaften, die Dividenden verteilen konnten, insofern, als ihre Zahl und das bezugsberechtigte Aktienkapital sich verminderte und der Kutswert, allerdings nicht bedeutend, zurückging. Die Dividendensumme ist im ganzen und im Verhältnisse zum apital nach dem Nennwerte wie auch nach dem Kurswerte gesunken. Nach letzterer Tatsache hat also ein Bestreben des Börsenbandels, durch weiteres Herabdrücken des Sin die gleiche Verzinsung wie 1899 zu erzielen, keinen Erfolg gehabt.
Die Einzelkurse betrugen bei Stamm⸗(a) bezw. Vorzugsaktien (b) unter 50 50 bis 75 75bis 100 100 bis 150 bis über 200
150 200 Hundertteile bei... Gesellschaften: Ende a b 15] a b a b a a b 1902 31 3 58 4 119 16 278 25 100 3 119 6 1899 19 1 41 4 88 7 20 295 7 127 8. Die Gesellschaften mit höheren Sätzen haben sich somit verringert, die mit niedrigeren dagegen vermehrt.
Bei einzelnen Gewerbegruppen zeigen sich die Unterschiede zwischen den beiden Berichtsjahren noch in verstärktem Maße. Wenn hier im Versicherungsgewerbe eine außerordentliche Zunahme des Börsenaktien⸗ kavitals und der Gesellschaften zu verzeichnen ist, so dürfte dies darauf beruhen, daß sich die Aktien gerade der besten Versicherungsgesellschaften in festen Händen befinden und nur im Notfalle an der Börse zum Verkaufe angeboten werden, daher also selten ein Kurs zur Auf zeichnung gelangt. Das erwähnte Jahr 1900 dürfte viele Besitzer von solchen Aktien zu ihrer Veräußerung gezwungen haben, weshalb denn auch für Ende 1902 weit zahlreichere Gesellschaften in dieser Statistik erscheinen. In den übrigen Gewerbegruppen, in denen sich die Zahl dieser Gesellschaften erhöht, beruht dies nicht auf ähnlichen Tatsachen.
Recht wenig günstig steht die Holzindustrie da, indem hier 1902/03 der Kurswert der Aktien unter den Nennwert herabsank und die Dividendensumme eine vechältnismäßig recht niedrige war. Bei den „sonstigen Gesellschaften“ war der Kurswert trotz erheblicher Steigerung nur wenig höher. Den bedeutendsten bemerken wir mit mehr als dem Vierfachen des Nennwertes im Versicherungsgewerbe, wo auch die Dividendensumme im Verhältnisse zum Kapital nach dem Nennwerte einen bedeutenden Betrag erreicht hat; im Vergleich zum Kurswert ist die Verzinsung allerdings keine besonders glänzende. Recht gut ist auch die wirischaftliche Lage der Lederindustrie, chemischen
ndustrie und der Bergb (Stat. Korr.) ök““
1“
Zur Arbeiterbewegung.
Der Ausstand der Maurer in Zittau und Umgegend ist, wie der „Frkf. Ztg.“ gemeldet wird, nach einer Dauer von fünfzehn Wochen nunmehr beendet, nachdem die Bauunternehmer den Stundenlohn von 33 ₰ bewilligt haben.
In der Buntweberei von Cohn Gebrüder in Reichen⸗ bach in Schlesien sind, nach einem Telegramm der „Köln. Ztg.“ drei Viertel der Arkeiterschaft von 500 Mann jetzt im Ausstand. (Vgl. Nr. 207 d. Bl.)
In Velbert ist nach der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ der Ausstand der Former (vgl. Nr. 206 d. Bl.) nach einer Tauer von fast vier Monaten am 1. September zu Ende gegangen, indem die Former bedingungslos die Arbeit wieder aufnahmen.
In Pont⸗à⸗Mousson, wo die Arbeiter der Hochöfen streiken, hat, wie „W. T. B.“ meldet, ein Zusam men stoß zwischen Ausständigen und Truppen stattgefunden; ein Leutnant, ein Feld⸗
174 3 189,9 122,4 183,] 143,2 172,9 147,1 159,2 220,1 233 8 122,5 133,7 114,3 113,5 136,7 148,8 229,0 222,7
82,9 112,2 172,3 159,6 107,0 127,1 114,8 122,2 139,4 149,1 434,8 380,1 127,9
187,7 194,7 137,6 186,1 164,1 180,1 162,0 166,1 220,1 237,4 133,6 150,9 140,0 128,9 151,4 148,8 232,7] 247,0
84,2 112,2] 175,4 165,2 1142 127,1 114,8 122,2 143,0 150,2 464,2 381,5 13³9,8 145,2 132,0 102.6
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Kunst und Wissenschaft.
Die Entdeckung einer ausgestorbenen Tiergattung wird aus Amerika gemeldet. Im Sommer des vorigen Jahres forschte Dr. Peterson vom Carnegie⸗Museum in einem Steinbruch am Niobrara⸗ fluß im Staate Nebraska und machte bald die Entdeckung, daß sich in dem dortigen Gestein überraschend viele Reste von aus⸗ gestorbenen Tieren, und zwar gerade von Säugetieren, fanden. Allerdings batte schon ein anderer Gelehrter vor 15 Jahren das Vorkommen von Knochen an jener Stelle gekannt, sie aber als Ueberbleibsel betrachtet, die von Begräbnis⸗ oder Lagerstätten der alten Indianerstämme herrührten. Dr. Peterson hat nun die Nachgrabung im Frühjahr und Sommer dieses Jabres fortgesetzt und einen reichen Erfolg erzielt. Aus dem Steinbruch wurde eine große Zahl von Knochenstücken zu Tage gefördert, die nach ihrer äußeren Beschaffenheit früher einmal im Wasser gelegen haben mußten und entweder von einem Fluß oder von den Wellen eines Sees mit⸗ gerissen waren und dadurch eine gewisse Abnutzung erfahren hatten. Das bedeutendste Ergebnis der bisherigen Arbeiten an dieser Stelle ist die Entdeckung einer zuvor pöllig unbekannt gewesenen Sänugetier⸗ gattung, die in der Wochenschrift „Science“ eine vorläufige Be⸗ schreibung erfährt. Es handelt sich um ein Tier, das zur Familie der Schweine gerechnet werden muß. Erhalten geblieben ist ein ziemlich großer Teil des Skeletts. Am ehesten ist das Tier, das auf den Namen Dinochoerus getauft worden ist, mit der Gattung Elotherium verwandt, die aus der Epoche des Tertiär, genauer aus der Oligocänformation stammt. Besonders auffallend ist die für eine Schweineart erhebliche Länge der Gliedmaßen, ferner die außerordent. liche, im Verhältnis riesenhaft zu nennende Größe des Tieres, auf die sich aus der Tatsache schließen läßt, daß der Schädel allein etwa 90 cm lang ist. Die Reste sind dem Carnegie⸗Museum zugeführt worden, nach dessen Leiter, Dr. Holland, die neue Tierart mit ihrem vollständigen Namen Dinochoerus Hollandi belegt worden ist
Literatur.
Weltgeschichte. Unter Mitarbeit von 36 Fachgelehrten heraus⸗ gegeben von Dr Hans F. Helmolt. Mit 51 Karten und 170 Tafeln in Holzschnitt, Aetzung und arbendruck. 9 Bände in Halbleder gebunden zu je 10 ℳ oder 18 broschierte Halbbände zu je 1 % Fünfter Band: Südost⸗ und Osteuropa. Ven Professor Dr. Rudolf von Scala, Dr. Heinrich Zimmerer, † Professor Dr. Karl Pauli, Dr. Hans F. Helmolt, Dr. Berthold Bretholz, Professor Dr. Wladimir Milkowicz und Dr. Heinrich von Wlislocki. Mit 5 Karten und 20 Tafeln in Holzschnitt, Aetzung und Farbendruck. Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien. (10 ℳ) — Der vorliegende Band dieses eigenartigen Geschichtswerks ist seinem Vorgänger erst nach einer langen Pause gefolgt. Das lag in erster Linie an dem Stoff, der zu verarbeiten war, der Geschichte Südost⸗ und Osteuropas, die von der deutschen Geschichtsschreibung bisher recht stiefmütterlich behandelt ist. Die Verzögerung aber hatte auch ihr Gutes; sie ermöglichte es dem Herausgeber, bei seiner Darstellung namentlich der Frühgeschichte, J. Marquarts 1903 erschienene „Osteuropäischen und ostasiatischen Streifzüge“ zu benützen und bei der Aufklärung der ver⸗ wirrten Geschichte der Moldau und Walachei die Aushängebogen der demnächst erscheinenden „Geschichte der Rumänen“ von Nic. Jorga zu Rate zu ziehen. 8 1
Die ethnographische Grundlage ist für die ganze Darstellung auch in diesem Bande beibehalten. Sie gliedert sich im übrigen in sieben mehr oder weniger umfangreiche Abschnitte Gegenstand der Behand⸗ lung ist das in der Einleitung zum VII. Bande von Westeuropa ab⸗ gegliederte Osteuropa im weitesten Sinne. Im ersten Abschnitt, überschrieben „Das Griechentum seit Alexander dem Großen“ werden im unmittelbaren Anschluß an das 5. Kapitel des 1V. Bandes der Hellenismus und die Weltstellung des Griechentums von Professor Scala behandelt. Die universelle Bedeutung des Byzantinischen Reichs tritt in der sorgfältig gefeilten Arbeit trotz der Fnappheit der Darstellung anschaulich zutkage. Es folgen zwei Ab⸗ schnitte, die die europäische Türkei mit Armenien und „die Albanesen“ behandeln; jener hat den Professor Zimmerer, dieser den Professor
webel und vier Gendarmen wurden durch Steinwürfe verletzt. Der Direktor der Werke hat sich entschlossen, sie zu schließen.
Pauli zum Verfasser. „Böhmen, Mähren, Schlesien bis zur Ver⸗ einigung mit Oesterreich im Jahre 1526“„ von Dr. Bretholz
8 sowie „Die Geschichte des slowenisch und serbokroatischen Stammes“, bearbeitet von Professor Milkowich, reihen sich in Einzel⸗ abschnitten, aber innerlich zusammenhängend an, während die im eigentlichen Osteuropa vereint gebliebene Masse der übrigen Slaven, der Russen, Polen ꝛc. von Professor Milkowicz im Schlußkapitel be⸗ handelt wird. Helmolts „Osteuropa“ ist die erste, alles Wichtige gleichmäßig umfassende Geschichte der politischen Richtungen und kulturellen Strömungen Rußlands und Polens sowie ihrer Be⸗ rührungen mit dem Westen. Bei dem nteresse, das heute das Slaventum, namentlich Rußland in seiner inneren Umgestaltung, all⸗ seitig verlangt, verdient das Werk besondere Beachtung. Vier prächtig Farbentafeln, 16 Tafeln in Holzschnitt und Aetzung und 5 Karten sämtlich in musterhafter Ausführung, zieren den inhaltreichen Band. — Von der im Verlage der Cottaschen Buchhandlung in Berlin und Stuttgart erscheinenden Jubiläumsausgabe der sämtlichen Werke Goethes liegt der 39. Band vor. Er enthält den ersten Teil der Schriften zur Naturwissenschaft und ist von Max Morris mit Einleitung und Anmerkungen versehen. Jeder Band, die Aus gabe umfaßt deren vierzig, kostet 1,20 ℳ 3 8
Neumanns Orts⸗ und Verkehrslexikon des Deutschen Reichs. Herausgegeben von Dr. Max Broesike und Direktor Wilbelm Keil. Vierte, neubearbeitete und vermehrte Auf⸗ lage. Mit 40 Städteplänen, einer politischen Uebersichtskarte und einer Verkehrskarte. 2 Bände in Leinen gebunden zu je 9 ℳ 50 ₰, oder 1 Band in Halbleder gebunden 18 ℳ 50 ₰. Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien. — Schneller, als es bei dem Umfang des Werkes erwartet werden konnte, ist der zweite Band von Neumanns Orts⸗ und Verkehrslexikon dem ersten gefolgt. Damit liegt ein Werk wieder vollständig vor, das sich durch die früheren Auflagen bereits gut eingeführt hatte und dessen 8 rauchbarkeit durch die Verbesserungen und Ergänzungen der Neuauflage noch erhöht wurde. Der Schlußband fügt sich dem ersten Teil ebenbürtig an. Das gilt besonders betreffs der Verkehrsangaben, auf die mit vollem Recht die größte Sorgfalt verwendet worden ist. Man ersieht dies vor allem aus dem mehr als einen Bogen um⸗ fassenden Nachtrag, in dem die Veränderungen im Post⸗ und Eisenbahnwesen bis auf die neueste Zeit berücksichtigt worden sind. So sind z. B. schon Eisenbahnstationen verjeichnet, die erst am 1. August dieses Jahres eröffnet wurden. Die beiden soliden Leinen⸗ bände sind äußerst handlich, der Druck, wenn auch klein, durchaus klar; jede nur irgendwie mißverständliche Abkürzung ist vermieden. Es sei auch nochmals auf die vorzüglichen Städtepläne hingewiesen, deren nun das ganze Werk 40 aufweist. Sie sind um so wertvoller, als den meisten ein Namenregister angefügt ist. Die große Verkehrskarte am Schluß des Bandes muß ebenfalls als eine dankenswerte Be⸗ reicherung des wertvollen Nachschlagebuchs bezeichnet wethe.
— Hrockhaus Kleines Konversations⸗Lexikon soll in fünfter, völlig neubearbeiteter Auflage am 15. Oktober, an welchem Tage die Firma 100 Jahre besteht, in Heften zu erscheinen beginnen. — Das Septemberheft der „Deutschen Rundschau“, heraus⸗ gegeben von Richard Fleischer (Deutsche Verlagsanstalt in Leipzig und Stuttgart), zeichnet sich durch eine Reihe aktueller Artikel namhafter Autoren aus. Aus dem reichen Inhalt des Heftes seien hervorgehoben der Aufsatz des Generals der Infanterie z. D. von Lignitz ⸗Woran leidet Rußland?“; ein Aufsatz des vormaligen fran as Minister⸗ präsidenten Combes über das Thema „Die französische Republik und die Trennung von Kirche und Staat“. Friedrich von E march schreibt über die Entwicklung des Samariterwesens; Hermann Oncken macht weitere Mitteilungen aus den Briefen Rudolf von Bennigsens; das Mitglied des französischen Senats d'Estournelles de Constans er⸗ wägt die Frage, ob Frankreich sich mit Deutschland verständigen koͤnnte, und Sir Robert Reid, ein angesehener Führer der englischen Liberalen, steuert einen Aufsatz unter dem Titel „Der Wahnsinn eines Krieges zwischen Deutschland und England“ bei. Zum Jahresfest 1905 des Schweizer Alpenklubs, das in den vom 9. bis 11. September in Engelberg stattfindet, hat die * (München. Verlag von G. Lammers) FHest 11) interessante und reich illustrierte Belträge aus der Schweiz geliefert. Insbesondere sind die Schön⸗ heiten und Vorzüge des Festorts Engelberg für den Sommer⸗ frischler wie für den Wintersportsmann geschildert. Die vierfarbige Kunstbeilage „Panorama von der Schynigen Platte“ wird Anerkennung finden. Aus diesem Heft und den vorhergegangenen Heften seien noch folgende Beiträge erwähnt: Wanderungen durch Steier⸗ mark, Kärnten und Krain und Küstenland von G. A. Baumgärtner; Das Wildhorn von Dr. J. Simon; Aus der Palagruppe von Her⸗ mann Seyffert; Das Winzerfest in Vevey von H. A. Tanner; Auf Rügen von Thea Kaiser.
Tagen v . „Deutsche Alpenzeitun in ihrem 1. Septemberheft
Kurze Anzeige neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt.
Die Arbeiter⸗Versicherung im Auslande. Von Dr. Zacher. Heft Va. Die Arbeiter⸗Versicherung in Eng⸗ land (Großbritannien und Irland), bearbeitet “ W. Wolff. eo ge Grunewald⸗Berlin, Verlag der Arbeiter⸗Versorgung. A. Troschel.
Wie wir unsere Heimat sehen. Leipzig, II. Folge. Heraus⸗ gegeben vom Leipziger Zeichenlehrerverein. Mit 48 Federzeichnungen und 2 Originallithographien. Vorwort von Dr. Otto W. Beyer. Prei 2 ℳ, gebdn. 2,75 ℳ Leipzig, K. G. Th. Scheffer. 8 b
Pastor Th. Scheinpflug, Hinauf gen Jerusalem. Zehn Kinderpredigten. In Geschenkband geb. 1,80 ℳ Leipzig, K. G. Th.
dein Kind vor Erkrankung!
Scheffer. 8 Von Dr. Hugo Halle a. S., Carl Marhold.
Bewahre Goldman. 2 ℳ
Ueber Gallensteinkrankheit von Dr. Kittsteiner. 0,40 ℳ Halle a. S., Carl Marhold. 1
Der Amtliche Wegemesserplan — Ausgabe 1905 — 3 ℳ Berlin SW., Geographisches Institut und Landkartenverlag Jul. Straube, Neuenburger Straße 15. Der neue Wegemesser, im Maß⸗ stabe 1:23 000 (Format 80/96 cm), umfaßt den Landespolizei⸗ 3 bezirk Berlin und die zum Droschkenfahrbezirk gehörigen Vororte, die sämtlich auf einem großen Plan von Berlin und Umgebung dargestellt sind. Nach der neuen Droschkenordnung vom 16. Februar 1905 bezieht diese Grenze noch die Orte ein: im Norden EEvTb im Westen Gemeinde Grunewald⸗ Bestend, im Süden Tempelhof⸗Britz, im Osten Karlshorst und Friedrichsfelde. . 18
Volksbote. Gemeinnütziger Volks⸗Kalender für 1905. Mit en Notisral gnen P Zugabe; 69. Jahrg. 0,50 ℳ Oldenburg, Schulzesche Hofbuchh. Rudolf Schwartz. u““
„Fürs deutsche Haus“. Kalender des Evangelisch⸗Kirchlichen Hilfsvereins für 1906. VII. Jahrg. 0,30 ℳ Potsdam, Stiftungs⸗ verlag.
b Land⸗ und Forstwirtschaft.
Die Lage des argentinischen Grundeigentums. Ein von dem Direktor der Statistischen Abteilung des argen⸗ tinischen landwirtschaftlichen Ministeriums seinem Chef über die Lage des Grundeigentums erstatteter Bericht ist unter der Aufschrift „La Propriedad Rural — Ventas-Hipotecas — Colonizaciön — Lati- fundic“ als Flugschrift veröffenklicht worden. Dem Inhalt ent⸗ men wir folgendes: 1 1“ Von 295 Mill. Hektar sind in Argentinien nur 12 Mill.*) bebaut; aber trotz der verhältnismäßig geringen Bevölkerung, der auf den Quadratkilometer 1¾ Bewohner kommen, hat Ackerbau gerade in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte — macht, indem er entweder von jungfräulichem Boden Besitz ergriffe oder besonders in wertvolleren, den Verkehrslinien näher gelegern
*) Im Jahre 1872 waren 580 000, im Jahre 1888 ware
2 450 000, im Jahre 1890 waren 3 000 000 bebaut. 16