“
Professor Laitinen (Helsingfors) hielt einen fesselnden Vortrag über den Einfluß des Alkohols auf die Widerstandsfähig⸗ keit des menschlichen Organismus in bezug auf die Ver⸗ erbung und gelangte, wie andere Forscher, zu dem Schluß, daß geistesschwache, kränkliche, degenerierte Kinder den schädlichen influß des Alkoholgenusses der Eltern auf die Nachkommenschaft nur zu oft beweisen. Professor Dr. Weygandt (Würzburg). Dr. Ernst Deutsch (Budapest), Dr. Wlassak (Wien), Professor Forel (Chigny) sprachen in demselben Sinne. 8
Professor Kassowitz (Wien) bewies in seinem interessanten Referat, daß nicht diejenigen Stoffe als Nahrungsstoffe anzusehen sind, welche im Koͤrper verbrennen, wie Glyzerin, Milchsäure u. a., sondern nur diejenigen, welche vom Protoplasma zum Aufbau und Ersatz des Organismus verwendet werden. Folglich kann das nar⸗ kotische Gift Alkohol ebensowenig zugleich Gift und Nabrung sein, wie die anderen narkotischen Gifte Aether, Chloroform, Chloral, die, wie der Alkohol, im Körper verbrennen.
Professor Forel sprach über Alkohol und Geschlechtsleben und zeigte, wie der Alkobol vergiftend auf die Keimzellen wirkt und dadurch Entartung der Rassen berbeiführt. Der Bestand der arischen Rasse sei dadurch gefährdet gegenüber den nüchternen Mongolen und Ismaeliten. Daber sei Verbreitung der Abstinenz von Alkohol im Interesse der arischen Rasse durchaus notwendig. 1
Ueber Alkohol und Strafgesetz referierte Professor Bleuler aus Zürich. Im Sinne der jetzigen Gesetzgebungen sei das im Rausch begangene Verbrechen als ein fahrlässiges anzusehen. Die richtige Behandlung der Rauschverbrecher bestehe darin, daß man sie zur Abstinenz zwinge. Wenn man den Alkohol aus dem Reiche der Genußmittel streichen würde, wären mit einem Schlage alle Alkohol⸗ verbrechen beseitigt. Dr. Rustem Vambery (Budapest) hob die wichtigsten Gesichtspunkte dieser schwierigen Frage hewor, indem er als Grundbedingung für den strafrechtlichen Kampf gegen den Alkohol die Strafbarkeit der Trunkenheit als einer unsittlichen und sozialgefährlichen Handlung hinstellte. Bei einem im Ge⸗ legenbeitsrausch begangenen Verbrechen sa das normale Straf⸗ maß festzusetzen. Sei die Zurechnungsfähigkeit nicht ausgeschlossen gewesen, dann habe die Trunkenheit als Straferhöhungsgrund zu gelten. Eine strafrechtliche Behandlung der Trunkenheit stebe sowohl mit den ethischen Werturteilen als auch mit den Schutzinteressen der Gesellschaft in richtigem Verhältnis. Auch Pfarrer Gonser gab dem Wunsche Ausdruck, daß die Gerichte den Rausch nicht als Milderungs⸗ grund, sondern als erschwerenden Umstand beurteilen möͤchten.
Pastor Gustav Müller (Groppendorf) sprach über den ver⸗ derblichen Einfluß des Spirituosenhandels auf die Ein⸗ geborenen Afrikas und bewies, daß der Svpirituvosenhandel für die europäischen Niederlassungen durchaus verderblich sei und der Ent⸗ wicklung der Kolonien hindernd im Wege stehe. Seitdem die Eisen⸗ bahnen den Traneport der Spirituosen ins Innere erleichtern, sei eine wesentliche Verschlechterung der Verbältnisse eingetreten. De Handel gedeihe nicht, nur wenige Produkte würden für den Export eliefert, da die Zahl der eingeborenen Arbeiter für die europäischen Niederlassungen zurückgegangen sei. Die Sittlichkeit der dem Spirituosenhandel unterworfenen Völker sinke von Stufe zu Stufe, sie würden phvysisch, wirtschaftlich und moralisch ruiniert.
Die Verbandlungen über Erziehung und Schule im Kampf gegen den Alkobholismus waren äußerst lebhaft und bewiesen die große Wichtigkeit, die von den Alkobolgegnern aller Richtungen diesem Gegenstand zuerkannt wird. Eliot Yorke teilte u. a. mit, daß von den 28 000 englischen Aerzten über 14 000 eine Petition an das eng⸗ lische Unterrichtsministerium gesandt hätten mit der Bitte, obli⸗ gatorischen Temperenzunterricht einzuführen. Franziskus Häbnel (Bremen) referierte über die Bedeutung einer alkoholfreien Jugend⸗ erziehung in Schule und Haus und bewies durch schlagende Beispiele aus dem Lebensgange früherer Schüler, daß der Alkobolgenuß der Jugend aller Volkskreise die Erziehung in augenfälliger Weise hindere. Professor Scalkay zeigte, wie notwendig die Initiative der einzelnen sei, um mit diesen Forderungen durchzu⸗ dringen und alle Kreise auch dafür zu gewinnen, daß dieser Unterricht in allen Lehrerbildungsanstalten eingeführt wird. Unter
den 24 Diskussionsrednern sind zu nennen Charles Wakely, Lriter der englischen bands of hope, in denen 3 Millionen Kinder in „England unterrichtet werden, Fräulein Ottilie Hoffmann (Bremen), die auf die großen Erfolge hinwies, die in den nordamerikanischen Staaten durch den obligatorischen bygienischen Unterricht einschließlich der Belehrung über die schädliche Wirkung des Alkohols auf Geist und Körper erzielt worden sind. Fräulein Julie Kassowitz be⸗ richtete über die Bestrebungen des Bundes österreichischer abstinenter . in dieser Hinsicht. Frau Alli Trygg (Helenius) teilte ihre
rfolge in Finnland mit und ermahnte zur Tat, worauf sie gebeten wurde, eine Probelektion, verbunden mit einem Vortrag für Lehrer und Lehrerinnen, zu geben. Nach dem Schlusse des Kongresses gelangte dies unte; großer Beteiligung der Lehrerschaft von Budapest ig vor⸗ bildlicher Weise zur Ausführung.
Ueber die Reform des Schankwesens, Alkoholkapital
und Gegenkapital referierte Dr. jur. Eggers (Bremen) und hob
8 1“ 88 “ ““ die Vorzüge des Gothenburger Systems hervor. Seine Ausführungen gipfelten in dem Satze: Das große Alkoholkapital müsse durch ein noch größeres, gemeinnütziges Gegenkapital überwunden werden. Dr. Legrain (Paris) bewies in seinen Ausführungen, daß das reformierte Wirtshaus alkoholfrei sein müsse. Die Zukunft gehöre der Korporation überzeugter Abstinenten viel mehr als den gleichgültigen Kapitalisten. Dr. Matti 75 betonte, daß in den beiden Ländern in Europa, wo bleibende
eesultate gegen den Alkoholismus erzielt worden sind, in Norwegen und Finnland, die gesc ebungen zwei Grundsätze durchgeführt haben: 1) Monopolaktiengesellschaftssystem im Kleinhandel und Ausschank und 2) das Recht der Gemeinden, den Kleinhandel und Ausschank zu verbieten (Lokaloption). Dem Volke müsse das Recht zuerkannt werden, den Alkoholhandel zu verbieten, sobald es zu solcher An⸗ schauung durchgedrungen sei.
Ueber die Organisation der Antialkoholbewegung sprachen Dr. Wlassak und Dr. Philipp Stein. Die kulturellen Bestrebungen der Arbeiter fanden in Professor Forel und Dr. Fröhlich ihre Vertreter.
Ir der Versammlung abstinenter Studenten khatte Professor Weygandt den Hauptvortrag. Dr. Stein sprach in populärer Weise im Uraniatheater uͤber den Alkohol und seine Wirkungen.
Die Irrenärzte hielten eine Versammlung im ungarischen Aerzte⸗ verein ab, in der Direktor Dr. Delbrück, Dr. Waldschmidt, Madame Legrain, Dr. Bezzola, Dr. Juliusburger und Dozent Donath referierten und Charles Wakely einen Bericht über das Temperenz⸗ hospital in London erstattete.
Am Nachmittag vor der Eröffnung hatte der Landesverband ungarischer Frauenvereine unter dem Vorsitz von Fräulein Auguste Rosenberg eine vr veranstaltet, die zahlreich besucht war und sehr anregend verlief. Nach Fräulein Rosen⸗ berg sprachen Miß Charlotte Gray (London), Ottilie Hoffmann (Bremen), Pastor Gonser (Berlin), Frau Professor Kassowitz (Wien), Präsidentin des österreichischen Veweins abstinenter Frauen, und Frau Helene Wessely. Eine Frucht dieser Versammlung ist der neugegrün⸗ dete Bund ungarischer abstinenter Frauen.
Außer den Kongeeßverhandlungen gaben auch die verschiedenen Festlichkenten und der Empfang beim Unterrichtsminister von Lukacz den Kongreßteilnehmern Gelegenheit zu anregendem Gedankenaustausch und zu gegenseitiger Ermutigung in der Bekämpfung des Alkoholismus. Der Unterrichtsminister von Lukacz hat zur Bekämpfung des Alkoho⸗ lismus an sämtliche Oberdirektoren, Schulinspektoren usw. eine Ver⸗ ordnung gerichtet.
Die Delegierten der ungarischen Gemeindeverwaltungen beschlossen, die Ergebnisse der Kongreßberatungen in einer Denkschrift zusammenzufassen und diese den Gemeinden einzu⸗ senden. Der Kongreß einigte sich über folgende Grund⸗ prinzipien: Das Gothenburger System ist mittels Gesetzes, entsprechend modifiziert, einzuführen. Die Schanklizenzen sind stufenweise einzuziehen und in Zukunft nur an gemeinnäützige Gesell⸗ schaften zu verleihen. Die Sonntagseruhe der Gasthäuser und Schanklokale soll eingeführt werden. Der Wochenlohn der Arbeiter soll nicht am Samstag, sondern am Montag ausgezahlt werden. In allen Schulen sollen alkohol⸗ gegnerische Vorträge angeordnet werden. Jeder Pädagog, der ein offenkundiger Trinker ist, soll von der Schule entfernt werden. Der Verkauf von geistigen Getränken an Personen jugendlichen Alters soll als ein mit Freiheitsstrafe zu ahnendes Vergehen qualifiziert werden. Die Gemeindeverwaltungen sollen eine Statistik über alkoholische Krankheiten und Todesfälle führen. 18 “
8
Die Verbandsversammlung und Arbeitsnachweis⸗ konferenz des Verbandes deutscher Arbeitsnachweise findet in der Zeit vom 9. bis 11. November d. J. in Wiesbaden statt. Das Hauptthema bildet die Frage des gewerbsmäßigen Arbeits⸗ nachweises. Die Teilnahme an der Verbandsversammlung ist allen Interessenten gestattet. Anfragen sind an das Bureau des Verbandes in Berlin S0., Am Köllnischen Park Nr. 8, zu richten.
Der Verein fü e
an dieser Stelle
emdenverkehr in Göttingen hat dem
erwähnten Büchlein „Göttingen Schrift folgen lassen: Der auf die Vorzüge schöne land⸗
4 bereits rkennend als Pensionopolis“ eine weitere werbende „Göttingen als Winteruniversität“. Göttingens als Universitätsstadt und auf dessen schaftliche Umgebung hinweisende Text stammt aus der Feder von A. Kerrl, dem Verfasser des günstig beurteilten Epos „Hermann von Siebeneichen“, die bübschen Illustrationen sind von der Göttinger Malerin Fräulein Anna Fehler ausgeführt. Als Ergänzung zu dem Büchlein erscheinen noch die einzelne Fakultäten und Lehrfächer behandelnden Schriften, von denen zwei: „Göttingen als Hochschule für Pharmazeuten“ und „Göttingen als Hochschule für Chemiker“, vorliegen. Sämtliche Schriften werden von dem genannten Verein unentgeltlich abgegeben. 86
“ v13“ 8 Münchener Kalender für 1906. Druck und Verlag e Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz, Buch⸗ und Kunstdruckerei, ꝛe Ges., München⸗Regensburg. Preis 1 ℳ — In Jahre 1895 bat ge Muͤnchener Kalender begonnen, die in Farben dargestellten Whn deutscher Staaten sowie die Stammwappen der Fürsten⸗ und Grae geschlechter, von Otto Hupp * t, mit Erläuterungen von 8 Geheimen Kanzleirat Gustav A. Seyler⸗Berlin, zu bringen; er hat sf somit zu einem einzigartigen Wappenwerk umgestaltet zwölften Wappenfolge, die der eben erschienene Jahrgang A- dieses Kalenders enthält, bereits 10 Wappen deutscher Staaten m 148 Stammwappen deutscher Fürsten⸗ und Grafengeschlechter umfaßt Die am 1. Januar 1806 stattgehabte Erhebung des Kurfürstentaag Pfah Havern jum Königreiche geb Veranlassung, das bapen ch Majestätswappen auf den Ehrenplatz (auf zwei Volseiten) dirs 1 An das Staatswappen schließen f dann die Entwürfe zu Wappen der acht Kreise des Königrech Bavern an, zu denen der Reichsherold Gottfried Ritter von Boehm za erklärenden Text verfaßt hat. Ferner ziert den neuen Jahrg das Wappen des derzeitigen Papstes Pius X. und als Fortsetzung za Stammwappen der Fürsten⸗ und jene der Collorehn Herwarth und Reichenbach, mit erklärendem Texte von Selm leichzeitig hat die genannte Verlagkanstalt den nicht minder beliebte und sich weiter Verbreitung erfreuenden „Kleinen Münchene Kalender“ (Preis 50 ₰) erscheinen lassen, für den wieder, me seit einer Reihe von Jahren, Ernst von Destouches Monatssprch gedichtet hat. 8 .
Dresden, 29. September. (W. T. B.) In Gegenwart Seim Majestät des Königs von Sachsen, Ibrer Königlichen Hoheiten da Prinzen Johann Georg und der Prinzessin Mathilde, des dirls matischen Korps, der Staatsminister, der Spitzen der Behärde von Vertretern der Städte Leipzig und Chemnitz und eim Reihe geladener Gäste fand heute mittag die feierlch Grundsteinlegung des neuen Rathauses in Dresden statt. Der Oberbürgermeister Dr. Beutler bielt eine Ansprache, 9 der er kundgab, daß der Staatsminister von Metzsch zum Ehren⸗ bürger der Stadt Dresden ernannt worden sei. Zum Schlatz verlas der Redner die Grundsteinsurkunde. Nach Einmauerung da Urkunde ben u. -g. Hammerschläge ab der König, 8 Johann Georg und Prinzessin Mathilde. Der König begleitete da Hammerschlag mit dem Weihespruch: „Die Inschrift, die unser altehr würdiges Rathaus trägt, sei das erste Weihewort an diesem Grurd⸗ stein: Soli deo gloria!“
das mit
neuen Jahrganges zu stellen.
Halifax, 29. September. (W. T. B.) Eine Untersuchung d. Lloyddampfers „Bremen“ (vgl. Nr. 223 d. Bl.) im Trockendot ergab, daß die Steuerbordschraube nur leicht beschädigt war. Die Flügel der Backbordschraube werden abgenommen, und n Steuerbordschraube soll wieder gerichtet werden. Der Dampfer fähn Sonnabend früh ab, der gebrochene Schaft bleibt im Schiff.
Neapel, 28. September. (W. T. B) Die Blätter melda über die Verwüstungen, die der Wirbelsturm in der Provirnz Caserta (val. Nr. 229 d. Bl.) angerichtet hat, folgende Einpes⸗ heiten: Bäume wurden entwurzelt, von den Landhäusern wurder die Dächer fortgeweht, durch die enorme Menge Regen wurder die Felder und Wiesen in Seen verwandelt; der Ort Grazzanist ist schrecklich mitzenommen worden, die Mauern der Häuser erhielter Risse. Großer Schaden wurde auch in Pignataro und Brezir angerchtet; ein Bauernhaus wurde in der Mitte auseinandergerissen Eine Person wurde getötet, eine große Anzahl verletzt. Die tele⸗ graphischen Verbindungen mit Süditalien sind wieder her⸗ gestellt. Die Eisenbahn, von der drei Kilometer zerstört ware ist wieder betriebsfähig.
Port Said, 28. September. (W. T. B.) Die Sprengung des den Verkehr hemmenden Dampfers „Chatham“ (vgl. Nr. 211 d. Bl.) fand heute vormittag um 9 Uhr 50 Minuten statt; sie wa mit einer sehr heftigen Detonation verbunden. Man hofft, daß de ganze gefährliche Ladung vernichtet ist. Die Wegräumung de Frümmer ist im Gange. Das Ostufer des Suezkanals ist auf eim Strecke von 600 Fuß beschädigt. Sonst hat aber der Kanal nickt ernstlich gelitten; der Süß wafferkanal ist intakt geblieben.
“
der Ersten Beilage.)
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Weber. 188 Sonntag und folgende Tage:
Löwen.
Die Höhle des
insteniert vom Direktor Albert Schumann, ei⸗
8— Abends 8 Uhr: Benignens Erlebunis. — Hanneles
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 200. Abonnementsvorstellung. Neueinstudiert: Der Ring des Nibelungen. Bühnenfestspiel von Richard Wagner. Vorabend: Das Rheingold. Musikalische Letung: Herr Kapellmeister Dr. Muck. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 123. Abonnementsvorstellung. Der Schwur der Treue. Lustspiel in 3 Aufzügen von Oskar Blumenthal. Regie: Herr Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Opernhaus. Nachmittaags 2 ½ Uhr: 9. Billettreservesatz. Häusel und Gretel. Märchen⸗ spiel in 3 Bildern von Engelbert Humvperdinck. Tert von Adelheid Wette. — Die Puppenfee. Pantomimisches Ballettdivertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von Joseph Baver. (Ermäßigt Preise) Die ständigen Reservate, Dienst⸗ und
reiplätze sind aufgehoben. — Abends 7 ½ Uhr: 201. Abonnementsvorstellung. Mignon. Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas. Text mit Benutzung des Wolfgang von Goetheschen Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert.
Schauspielhaus. 124. Abonnementsvorstellung. Der Schwur der Treue. Lustspiel in 3 Aufzügen von Oskar Blumenthal. Anfang 7 ½ Uhr.
Neues Operntheater. 42. Vorstellung. Faust von Wolfgang von Goethe. Der Tragödie erster
Teil. Die zur Handlung gehörende usik von Anton Fürsten Radziwill und Peter Joseph von Lindpaintner. Anfang 7 Uhr. — Der Billett⸗ vorverkauf hierczu findet an der Tageskasse des König⸗
lichen Schauspielbauses gegen Zahlung eines Au
Berliner Theater. Donnerstag, den 5. Ok⸗ tober: Eröffaungsvorstellung. Andalossia. Dra⸗ matisches Gedicht in 5 Akten von Florian Endli. Vorverkauf täglich von 10 bis 2 Uhr.
fessingtheater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: TDie Erziehung zur Ehe. — Die sittliche For⸗ 8 6 88 8u 8
Himmelfahrt. Montag, Abends 8 Uhr: Die Erziehung zur Ehe. — Die sittliche Forderung.
Schillertheater. o. (Wallnertheater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Nora. (Ein Puppenheim.) Schauspiel in 3 Aufzügen von Henrik Ibsen. Deutsch von Wilhelm Lange.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Traum ein Lrben. — Abends 8 Uhr: Ein Wintermärchen.
Montag, Abends 8 Uhr: Der G’'wissenswurm.
N. (Friedrich Wilbelmstädtisches Theater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der G'wissenswurm. Bauernkomödie mit Gesang in 4 Aufzügen von Ludwig Anzengruber.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fuhrmann Heuschel. — Abends 8 Uhr: Hofgunst.
Montag, Abends 8 Uhr: Nora. (Ein Puppenheim.)
Theater des Westens. (Station Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Bei kleinen Preisen: Minna von Barn⸗ helm. — Abends 7 ½ Uhr: Der Opernball.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: 8e Freischütz. — Abends 7 ½ Uhr: Der Opern⸗
all.
Montag: Die neugierigen Frauen.
Dienstag (bei aufgehobenem Abonnement): Der Opernball.
Neues Thenater. Sonnabend: Ein Sommer⸗
nachtstraum. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag und folgende Tage: nachtstraum.
Lnstspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Sonn⸗ abend: Jahrmarkt in Pulsnitz.
Ein Sommer⸗
Residenztheater. (Direktion: Richard Alexander.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die Höhle des Löwen. Schwank in 3 Akten von M. Hennequin und
8 8 1“ “ 8
8
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Herkulespillen.
Thaliatheater. (Dresdener Direktion: Kren und Schönfeld. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Bis früh um Fünfe! Schwank mit Gesang in 3 Akten von Jean Kren und Arthur Lippschitz. Musik von Paul Lincke.
Bis früh um
Sonntag und folgende Tage: Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Maria Stuart.
Straße 72/73.)
Fünfe!
Bentraltheater. Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Eröffnung der Operettensaison 1905/06. Zum ersten Male: Zur indischen Witwe. Operette in 3 Akten von J. Schnitzer und Siegmund Schlesinger. Musik von Oskar Straus.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Geisha. — Abends 7 ½ Uhr: Zur indischen Witwe.
Montag und folgende Tage: Zur indischen Witwe.
Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstraße.) Sonnabend: Madame Torera. (Madame L'ordonnance.) Schwank in 3 Akten von Jules Chancel. Deutsch von Max Schönau. Anfang 8 Uhr.
Sonntag und folgende Tage: Madame Torera.
“ Konzerte.
Singakademie. Sonnabend, Abends 8 Ubr:
Konzert von Hermann Plücker (Tenor). Mit⸗ wirkung: C. V. Bos (Klavier).
Zirhus Albert Schumann. Sonnabend, Abends prälise 7 ½ Uhr: Zweite Grande Soirée HRigh Life. Galaprogramm. Zum Schluß: Zum ersten Male: Der Tag des Englischen Derby. Das Leben und Treiben nach dem Original
studiert vom Ballettmeister Signor Giovanni Pratest I. Bild: Im Rennstall des Lord Wheaterdon. II. Bild: 1) Der Favorit. 2) Das Rennen. 3) Huldigung des Siegers. III. Bild: Auf den Heimweg. Vorher: Sämtliche Spezialitäten. U. a.: Nur noch kurze Zeit: Nadina Slawianskas 40 Russen. Neu: Ishn und Louis Boller mit ihrem sensationellen Vor⸗ und Rückwärts⸗ Saltomortale mit dem Zweirad. Neu: Die hböchst originellen Damenluftringkämpfe: 12 Eag⸗ länderinnen und Amerikanerinnen. Ferner: Die besten Kunstkräfte und Direktor Albert Schu⸗ manns moderne Dressuren. 8
Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr (ein Kind ftieh und Abends 7 ½ Uhr: Zwei große brillante Vor⸗ stellungen. In beiden Vorstellungen: Die größ
Novität: Der Tag des Englischen Derby.
Faäamiliennachrichten.
Verlobt: Frl. Erika Berg mit Hrn. Leutnant Walther Schmaedicke (Erfurt — Neumünster). — Fer Eva Spangenberg mit Hrn. Oskar Gaertnen Berlin— Freienfelde⸗Letschin).
Verehelicht: Hr. Leutnant Joachim von Stülr⸗ nagel mit Frl. Irmgard von Kracht (Berlin).
Gestorben: Hr. Legationsrat Max Bejach (Berlinf — Hr. Bürgermeister von Borcke (Kempen. Pe — Verw. F. Oberamtmann Anna Toepffer, Stein⸗Jacobi (Liegnitz). 8 8—
“ —
Verantwortlicher Redakteur: 88 Ddr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
1 Sieben Beilagen hließlich Börsen⸗Beilage).
ichsanzeiger und Königlich P
Berlin, Freitag, den 29.
September
Berichte von deutschen Fruchtmärkten.
Qualität
gering
mittel gut Verkaufte
Gezahlter Preis für 1 Doppeltentner
Menge
niedrigster
höchster niedrigster höchster
niedrigster höchster (Doppelzentner ℳ ℳ
Verkaufs⸗
Außerdem wurden am Markttage (Spalte 1) nach überschläglicher Schätzung verkauft Doppelzentner (Preis unbekannt)
Am vorigen Markttage
Durch⸗ schnitts- preis
ℳ ℳ
wert demn
Landsberg a. W. Wongrowitz.. Breslau.. Striegau Hirschberg i. Schl.. v1“ Göttingen.. 111““ 1.“ 111“1“ neuer Weizen St. Wendel. .. Döbeln “ Langenau i. Wrttbg. httte.8. Chateau⸗Salins..
Kaufbeuren . . Langenau i. Wrttbg.
17,00
13 50
12,50 12,90 14,20 13,80
Landsberg a. W.. Kottbus . . Wongrowitz... Breslau.. Striegau. Hirschberg i. Schl. Ratibor. 1 Göttingen Geldern. Kaufbeuren. Döbeln. Rastatt.. Chateau⸗Salins
.* . 2*
14,20 14,00 15,00
13,00 12,00 12,30 14,30 13,20 12,80
13,00
Landsberg a. W. Wongrowitz. Breslau.. Striegau. . Hirschberg i. Schl. Ratibor. Göttingen. E“ J11.“]
Langenau i. Wrttbg. 16,00 tarit. . 15 50 Chateau⸗Salins. 8—
1
a a 2au a a 1a 2a 8u2a2 2
13,00
12,30 12,60 11,90 12,00 12,00 14,40
Landsberg a. W. Kottbus . Wongrowitz. Breslau.
alter Hafer neuer „
alter Hafer 3 8 neuer „ Göttingen. “
Geldern.. 1“ neuer Hafer alter —
14,80 12,00
15,00
Strisgau 115 Hirschberg i. Schl. Raltbor .. ..
12,00
St. Wendel 3
Kaufbeuren. 4
Langenau i. Wrttbg. 8 Rastatt. . 1 Chateau⸗Salins... Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird Ein liegender Strich (—) in den Spalten für
auf volle Doppelzentner Preise hat die Bedeutung,
Weizen. 16,50 16,40 16 00 16,70 17,230 16 00 16,50 17,20 16 80 18,00 16,50 17,80 18,10
16,50 16,60 16 80 16 90 17,30 16,10 16,50 17,50 16,80 18,00 16,50 17,80 18,10
16,20 15,90 16,30
16,00 17,20 15,80
16,30 17,60 18,00 17,60
(enthülster Spelz, Dinkel, Fesen).
18,00 18,40 18,40
Roggen. 14,20 14,70 13,30 14,40 15,00 15,50 14,80 15,10 14,90 14,80 17,00 15,60 16,50
14,20 14,70 13,50 15,00 15,20 15,50 14,90 15,10 15,20 14,80 17,00 15,80 16,50
14,60 13,10 14,30 14,80
14,80 14,90 13,80
15,40 15,50 14,20
Gerste. 14,50 14,50 15,30 15,00 15,00 13,70
14,50 15,00 15,50 15,50
15,00 14,00
16,40
13,00 14,40 15,00 14,90 14,50 14,00 13.70 15,50 — 16,20 16,40 16,00 16,15
16,15
14,50 —
Hafer. 14,00 14,30
14.00 12 90 12,80 12,50 13,00
15 10 13,00
14,00 14,30
14,40 13,40 13,00 12,60
13,00 15,10 13,50 13,00 14,00 14 60 15,78 13,60
15,25
14,00 13,50 13.90 12,80 12.60 12,40
14,10 13,00 13,00
12,50 — 14,00 — 14 20 15,00 15 78 12,90 13,00 14,20 — 15,25
bo bo 888
88
15,15
——6——— &᷑ Se bo C — 00 ½ œ
14,00
und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein
16 00
16,15 16,05 17,07 16,30 20,00
17,60
0 bo — B. 080
— bo r0 bO bo ;—. —N8S.
do bo S.
bo do 52.
— 90.
12,85
13,00 12,83 14,67 14,42 14,74
14,27 15,26 V
13,00
13,00 640 12,80
70 14,00 159 14,47 243 15,21
152 13 82 333 15,14
. . 2 *
Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten en ber Puakt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Ernteergebnisse und Getreidehandel in Serbien.
Der Kaiserliche Konsul in Belgrad berichtet unterm 20. d. M.: Die DenSeence; nunmehr in ganz Serbien beendet. Es bestätigt ich, daß das Ergebnis im allgemeinen befriedigend ist. Während des Ferichtsmonats hat es nur an wenigen Stellen geregnet. ‚Der Erd⸗ oden enthält daher nicht genügende Feuchtigkeit, sodaß die Winter⸗ stellung eine Verzögerung erfährt. Die Maisfelder haben infolge
großen anhaltenden Trockenheit, namentlich im Süden und Osten Serbiens, stark gelitten; sie zeigen beträchtlichen Ausfall bei der Ernte. wa noch eintretender Regen würde hieran nichts ändern. Der Früh⸗ mais hat sich auf gutem und tiefem Boden kräftig entwickelt und retigt befriedigenden Bruch, während die Spätmaissorten in trockenem belinde und auf leichtem Ackergrund sehr schwach stehen. Im all⸗ gmeinen wird beim Mais auf eine Mittelernte gerechnet. Mit dem Naisbrechen ist seit etwa vierzehn Tagen begonnen die Zauern bringen neue Ware in meist 8 Beschaffenheit auf den Narkt. Die in letzterer Zeit hier aufgetretene Befürchtung, daß Serdien von der diesjährigen Ernte keinen Mais für die Ausfuhr 8 ig haben werde, erweist sich jet „eeeaeng Bisher ist aller⸗
gs neuer Mais nicht zur Ausfuhr gekommen. b d. In den Wochen führte Serbien rund 120 000 d2 Zeiten nach Oesterreich⸗Ungarn und etwa 30 000 d⸗2 donauabwärts nach Sulina aus, wohin auch 7000 dz Roggen verfrachtet —v un Gerste gingen etwas über 40 000 dz zu Futter⸗ und Rollzwe en ach Budapest, während in Hafer eine Ausfuhr nicht stattfand.
836 Belgrader Getreidemarktpreise waren im Berichts⸗ nonat folgende:
Weizen 12,00 — 13,00 Dinar für den Doppelzentner,
oggen. 9,50 “ Gerste. 9,80 — 10,20 8 fer 8 2* * 8.50 — 9,00 2 2
8 . . 15,00 — 16,00 b RN 8 8 8 *
flaumenernte ist sowohl der Menge, als au 3
2 nach recht befriedigend ausgefallen. Das Dörren der
aumen und das Muskochen ist in vollem Gange. Die Zufuhren
“ .“ 8
AS
an getrockneter Ware zeigen schöne und häufig großstückige Pflaumen. Der Handel in dieser Ware ist sehr lebhaft.
Die Weinberge stehen gut; die Weinlese hat ihren Anfang genommen.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗
maßregeln.
Frankreich. 14
Der ständige Ausschuß des Komitees für öffentliche Gefundheitspftegerin Frankreich hat folgenden Beschluß ge⸗ faßt: In Erwägung, daß alle Maßnahmen an der Grenze bestens ge⸗ troffen sind, um ein Uebergreifen der Cholera von Deutschland nach Frankreich zu verhindern, und in Erwägung der gegenwärtigen Jahreszeit, des langsamen Fortschreitens der Seuche, der mäßigen Zahl von Erkrankungen und Todesfällen, der von Deutschland getroffenen Maßnahmen und schließlich der weiten Entfernung des Seuchenherdes, crachtet der Ausschuß die Zeit nicht für gekommen, um den aus Deutschland eintreffenden Reisenden und Waren diejenigen Beschrän⸗ kungen aufzuerlegen, die mit sanitären Posten verbunden sind.
Norwegen. 1““
Laut Bekanntmachung des norwegischen Justizministers vom 27. d. M. sind auch die Provinzen Posen und Ostpreußen sowie Polen für choleraverseucht erklärt worden. (Vergl. „R.⸗A. vom 6. d. M., Nr. 210.)
Hinterindien. 1
Durch Verordnung der Kolonialregierung in Singapore vom 21. v. M. ist die für Herkünfte von Bangkok wegen Auftretens von Beulenpest verhängte Quarantäne wieder aufgehoben worden. (Vergl. „R⸗Anz.“ vom 22. April d. J., Nr. 96.)
Handel und Gewerbe. Spanien. . eine Königlich spanische Verordnung vom 6. April d. J. waren die spanischen Einfuhrzölle für Weizen
und Weizenmehl auf 4 bezw. 7 Peseten für 100 kg herab⸗ gesetzt worden. Diese Sätze sollten solange in Geltung bleiben, als der Durchschnittspreis für Weizen auf den Märkten Castiliens 28 Peseten für 100 kg übersteigt. Bei einem Weizenpreise von 28 Peseten und darunter bis 27 Peseten sollten dagegen die bisherigen, durch Gesetz vom 14. März 1904 eingeführten Zollsätze von 6 bezw. 10 Peseten wieder in Kraft treten (vgl. „Reichsanzeiger“ Nr. 97 vom 25. April d. J.).
Nachdem sich der Durchschnittspreis für Weizen auf den Märkten Castiliens während des Monats 888 auf 27,47 Peseten für 100 kg gestellt hat, setzt nunmehr ein in der „Gaceta de Madrid“ vom 13. September d. J. ver⸗ öffentlichtes Königliches Dekret vom 12. September d. J. den Einfuhrzoll für Weizen und Weizenmehl in Gemäßheit der Bestimmungen des Königlichen Dekrets vom 6. April d. J. auf 6 bezw. 10 Peseten füͤr 100 kg fest.
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Aus den im Reichsamt des Innern zusammengestellten — „Nachrichten für Handel und Industrie“.)
Oesterreich⸗Ungarn. 8
Befreiung der Muster der Handlungsreisenden von der Verpflichtung zur statistischen Anmeldung in Ungarn. Durch eine im „Pénzügyi Közlöny“ vom 20. Juni d. J., Z. 16, veröffentlichte Zirkularverordnung des ungarischen Finanzministeriums vom 25. Mal d. J., Z. 43 152, betreffend die Befreiung von Mustern der Handlungsreisenden von der Verpflichtung zur statistischen Anmeldung, sind für Ungarn gleichlautende Bestimmungen wie die durch den Erlaß der österreichischen Ministerien der Finanzen und des Handels vom 7. Juni 1905 getroffenen erlassen worden. (Oesterr. Wirtschaftspolitisches Archiv.)