Fahrbeamten Deutschlands in Berlin zum Geschäfts⸗
des Fürstlich Bulgarischen Militärverdienstordens sechster Klasse: 1
dem Feldwebel und Stabshoboisten Mäurer, 1] 8 dem Sergeanten und Regimentsschreiber Bräutigam,
beide im 6. Thüringischen Infanterieregiment Nr. 95.
8
Deutsches Reich.
Bei der Reichsbank sind ernannt: die bisherigen Bankvorstände Horn in Kreuznach, Oesterreich in Brandenburg (Havel), Rosenow in Augs⸗ burg, Lauster in Landsberg (Warthe), sowie der Ober⸗ buchhalter Kern in Oppeln zu Bankrendanten und Zweiten Vorstandsbeamten; 8 b die bisherigen interimistischen Bankvorstände Buhrow in Sangerhausen, Häberlin in Beuthen (Oberschl.), W eber in Schwiebus, Schwarz in Heide, Lungershause in Olpe, Nichter in Hohenlimburg und Schröter in Arnstadt (Thuͤr.) zu Bankvorständen; “ 1 die bisherigen Bankbuchhalter Donle in Mülhausen (Els.), Kubnick in Mülheim (Ruhr) sowie die Buchhalterei⸗ assistenten Nieschling in Erfurt, Zinsly in Dresden, Rother in Tilsit und Lentz in München zu Bankkassieren; die bisherigen Buchhaltereiassistenten Schmitz in Cöln (Rhein), Sandhop in Göttingen, Husmann in Homberg (Rhein), Duwe in Berlin, Schwager und Neumann in zleiwitz, Bußmann in Gladbeck (Westf.), Grumm in Frank⸗ urt (Oder), Johnen in Essen (Ruhr), Anstock in Magde⸗ 2* Schefold in Karlsruhe, Baumgarten in Dortmund und Evertsbusch in Straßburg (Els.) zu Bankbuchhaltern; die bisherigen Kalkulaturassistenten Bratz und Spiesecke in Berlin sowie der Kanzlist Schellhase in Düsseldorf zu Bankkalkulatoren; 8 88 “ der bisherige Geheime Registraturassistent Hausigk in Berlin zum Bankregistrator; 8 der bisherige Kanzlist Weyßer in Stuttgart zum Kanzlei⸗ sekretär.
—
Bekanntmachung.
b Das Kaiserliche Aufsichtsamt hat die Erlaubniserteilungen ausgesprochen: 1 8
I. durch Entscheidung vom 6. September 1905 gegenüber dem Wohlfahrts⸗Uebereinkommen der Eisenbahn⸗
nachbezeichneten
betrieb im Deutschen Reiche unter Anerkennung als kleinerer Verein und unter Genehmigung der in der Generalversamm⸗ 22. Mai 1905 beschlossenen Satzung (§ 4 des Ver⸗ gsaufsichtsgesetzes): 8* 8 d 9 Entscheidungen September 1905 egenüber: 3 8. 1) der Allgemeinen Fluß⸗Versicherungs⸗Gesell⸗ Iüaft zu Riesa zur Ausdehnung des Geschäftsbetriebs auf die preußischen Provinzen Sachsen, Brandenburg, Hannover, Pommern, Posen und Schlesien sowie auf Anhalt unter Ge⸗ nehmigung der in der Generalversammlung vom 4. März 1905 beschlossenen Satzung (§ 96 Satz 2 a. a. O.), 1 2) dem Assekuranz⸗Vereine von Küstenfahrern in Schulau zum Geschäftsbetrieb in den Provinzen Schleswig⸗ olstein und Hannover sowie in Bremen und Hamburg unter E als kleinerer Verein und unter Genehmigung der in der Generalversammlung vom 6. Januar 1905 be⸗
—
chlossenen Satzung (§ 96 Satz 1 a. a. O., 5 3) dem 8 vpko tschußverbande deutscher Braue⸗ reien, Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit zu Berlin, zum Geschäftsbetrieb im Deutschen Reiche unter Genehmigung der in der konstituierenden Versammlung vom 15. Juli 1905 beschlossenen Satzung (§ 4 a. a. O.).
Berlin, den 29. September 1ö
Das Kaiserliche Aufsichtsamt für Privatversicherung.
85 Gruner.
vom 7.
Königreich Preußen.
S Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
dem Direktor bei der Oberrechnungskammer, Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat von Nostitz den Charakter als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat „Exzellenz“ zu
ihre einzelne Beantwortung nicht in Aussicht gesiellt werden.
württembergischer Staatsminister der Finanzen Dr
1 . 88 “ Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten. Der Provinzialschulrat Dr. Cauer ist dem Provinzial⸗ schulkollegium in Münster überwiesen worden. Dem Oberlehrer an der Prinzenschule in er. Friedrich Wappenhans ist das Prädikat „Professor“ eigelegt worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Die Oberförsterstelle Greiben im Regierungsbezirk Königsberg i. Pr. ist zum 1. November 1905 zu besetzen.
— Abgereist: Seine Exzellenz der Präsident des Reichsbankdirektoriums, Wirkliche Geheime Rat Dr. Koch, in Dienstangelegenheiten 8
Nichtamtliches
Deut sches Reich. Preußen. Berlin, 4. Oktober.
Seine Makjestät der Kaiser und König nahmen heute im Jagdschloß Rominten die Vorträge des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Reichsmarineamts, Admirals von Tirpitz und des Chefs des Marinekabinetts, Admirals Freiherrn von Senden⸗Bibran entgegen. “ 1
8 Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Rechl
wesen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen, die ver⸗
einigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Handel und
Verkehr sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuer⸗
wesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen hielten
heute Sitzungen. 1 ““
Aus Anlaß der bevorstehenden Volkszählung laufen im Königlich preußischen Statistischen Landesamt nicht nur täglich zahlreiche Anfragen und Gesuche wegen Be⸗ schäftigung sowie Empfehlungen solcher Gesuche ein, sondern es werden Beamte der Behörde auch mündlich, sowohl wäãhrend der Dienststunden wie selbst in ihrer Häuslichkeit oder bei anderen Gelegenheiten fortgesetzt in oft dringender. Weise dafür in Anspruch genommen. Es wird daher mitgeteilt, daß durch die vorhandenen Meldungen der Bedarf der ge⸗ dachten Behörde an Hilfskräften bereits überreich gedeckt ist. Mit Rücksicht hierauf wird zugleich gebeten, von Meldungen und Empfehlungen der bezeichneten Art Abstand zu nehmen. Sollten sie sich trotzdem weiter häufen, so kann
*
Vom 3. bis 4. Oktober Mittags sind keine cholera⸗ verdächtigen Erkrankungen oder Todesfälle an Cholera im preußischen Staat neu gemeldet worden. Die Gesamtzahl der
Cholerafälle beträgt bis jetzt 261, von denen 89 tödlich endigten.
Der Kaiserliche Botschafter in London Graf Wolff⸗ Mekternich ist von dem ihm Allerhöchft bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.
Der Präsident des Kaiserlichen Geheime Oberregierungsrat Hauß getreten.
Die Bevollmächtigten zum Bundesrat, Königlich bayerischer Staatsminister der Finanzen Ritter von Pfaff und Königlich
Patentamts, Wirkliche hat einen Urlaub an⸗
2 8
sind in Berlin angekommen. 8
8
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Condor“ am 24. September in Apia eingetroffen und geht am 27. Ok⸗ tober von dort nach Suva (Fidschi⸗Inseln) in See.
S. M. S. „Falke“ ist am 2. Oktober in San Francisco
verleihen,
den d 5 hen Gr gymnasiums in Düsseldorf, Professor Dr. Paul Cauer zum Provinzialschulrat zu ernennen sowie
dem Bistumssyndikus a. D. Dominikus Laws in Frauenburg den Charakter als Justizrat,
dem Polizeidistriktskommissar Pallaske in Kobylagora aus Anlaß seines Scheidens aus dem Amt den Charakter als Polizeirat und “
dem Regierungssekretär Krönke in Lüneburg aus Anlaß seines Uebertritts in den Ruhestand den Charakter als Kanzleirat zu verleihen. 8 b
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: die Wiederwahl des Kammerherrn, Mitgliedes des
errenhauses Freiherrn Tscham Osten —5 zum Generallandschaftsdirektor der Schlesischen Landschaft für den verfassungsmäßigen sechsjährigen Zeitraum vom 1. Oktober 1905 bis dahin 1911 zu bestätigen.
1“
Auf Ihren Bericht vom 15. September d. J. genehmige Ich,
daß die dem Chausseegeldtarif vom 29. Februar 1840 (Gesetz⸗ sammlung S. 94 ff.) angehängten Bestimmungen wegen
im Kreise Jer ich ow II, Regierungsbezirks Magdeburg, belegene Chaussee von Nitzahn über Möthlitz nach Bahnitz zur Anwendung kommen,
der Chausseepolizeivergehen auf die
solange diese Straße chausseemäßig unterhalten wird. Die eingereichte Karte erfolgt anbei zuruͤck. 8 8 Neues Palais, den 21. September 1905.
Wilhelm R.
. von Bu An den Minister der öffentlichen Arbeiten.
Direktor des Städtischen Gymnasiums und Real⸗ (Kamerun) eingetroffen.
V tember in Tschenglin eingetroffen und geht am 7. O ktober von dort nach Hankau ab. 1
V
Iiin der Karte nicht verzeichnete Untiefe aufgestoßenen b 8
von Tschammer und Osten auf
eingetroffen. S. M. S.
„Sperber“ ist am 2. Oktober in Duala
S. M. Flußkanonenboot „Vaterland“ ist am 30. Sep⸗
S. M. Flußkanonenboot „Vorwärts” ist am 2. Oktober in Tsingtau eingetroffen. S. M. S. „Iltis“ ist gestern in Schanghai eingetroffen
und geht heute von dort nach Tsingtau in See. Die Beschädigungen des an der westafrikanischen Küste auf eine und vor einigen Tagen in Las Palmas eingetroffenen Schulschiffes „Stosch“ am Ruder und an der Schraube haben sich, wie „W. T. B.“ aus Las Palmas meldet, mit Bordmitteln nur teilweise beseitigen lassen. Da in Las Palmas kein genügend großes Dock zur Verfügung steht, wird S. M. S. „Stosch“ voraussichtlich noch in dem ersten Drittel dieses Monats nach Cadiz zur gründlichen Reparatur abgehen und zur Schonung von Schraube und Ruder vorsichtshalber die Reise unter Assistenz eines Seeschleppers machen. Die Reise bis zu dem genannten spanischen Hafenplatz wird vermutlich nicht mehr als 5 bis 6 Tage erfordern. “
vorgelegte Entwurf en Bahnen vom 1.
über den
Der dem Landta Januar 1909
Erwerb der pfälzis
vor; das ist der Betrag, über den im August 1904 ein Ein⸗
verständnis zwischen der Regierung und den pfälzischen Bahnen
erzielt worden ist. —
ab sieht „W. T. B.“ zufolge als Kaufpreis 237 864 917 ℳ
8
Oesterreich⸗Ungarn. 1 Der Kaiser empfing gestern vormittag, wie „W. T. B.“ aus Wien meldet, den ungarischen Ministerpräsidenten Baren Fejervary und den ungarischen Minister des Innern Kristoffy in 2 ½ stündiger Audienz. Der „Neuen Freien Presse“ zufolgs, hat es sich bei der Besprechung um die Kabinettsbildung und die ungarische Wahlreform ehandelt; der Minister des Innermn habe dem Kaiser einen ahlrechtsentwurf vorgelegt. Am Nachmittag wurde der ungarische Justizminister Lanyi vom Kaiser empfangen. Im österreichischen Abgeordnetenhause wollte gestern der Abg. Morsey das Wort in der Debatte über die Regis⸗ rungserklärung nehmen. Kaum hatte Morsey zu sprechen gonnen, als die Tschechisch⸗Radikalen gegen die Ministerbank vordrängten undmit stürmischen Zurufen die Beantwortung der Inter⸗ pellation wegen der Brünner Vorgänge durch den Minister des Innern verlangten. Der Präsident versuchte ver eblich, die Ruhe herzustellen, und appellierte an das Haus, die Geschäfts ordnung zu wahren und Ordnung zu halten. Da die Tschechisch⸗Radikalen un⸗ unterbrochen auf Beantwortung der Interpellation drängten, unter⸗ hrach der Präsident die Sitzung. Nach ihrer Wieder⸗ aufnahme brachten die Jungtschechen ihre Interpellation, betreffend die jüngsten orfälle in Brünn, ein. Interpellanten verwiesen auf den angeblichen Terrorismus der Deutschen, kritisierten aufs schärfste das Vorgehen der Brünner Gemeindepolizei gegenüber den Tschechen und verlangten die Verstaat⸗ lichung der Sicherheitspolizei in Brünn. In einer weiteren Inter⸗ pellation verwiesen die Abgg. Hybes und Choc auf die Ermordung einer Person durch eine Militärpatrouille anläßlich der Straßen⸗ tumulte in Brünn und ersuchten um Aufflärung über diesen Vorfal. Während einer neuen Lärmszene behaupteten die Tschechisch⸗Radikalen, in Brünn hätten gestern erneute große Unruhen stattgefunden, bei denen ein Tscheche von einem Deutschen erschossen worden sei, und verlangten Vertagung der Beratung. Nach halbstündiger Unter⸗ brechung wurde die Sitzung wieder aufgenommen. Der Vizepräsident teilte zur Beruhigung mit, der Minister des Innern werde im Laufe der Debatte das Wort ergreifen. Hierauf setzte der Abgeordnete Morsey seine Rede fort. Nachdem er sie beendet hat, erklärte der telephonischen Mitteilung aus Brünn, daß dort gestern kein Schuß gefallen sei und daß die umlaufenden Gerüchte, daß ein Deutscher einen Tschechen erschossen habe, darauf
zurückzuführen seien, daß ein Student einen Revolver gezeigt und ihn an einen neben ihm stehenden Studenten weitergegeben hat. Der Mirister schloß, er werde dem Hause weitere Aufklärungen geben, sobald er neue Mit⸗ teilungen erhalte. Hierauf sprachen die Abgeordneten Choc und Delvert. Der Abg. Choc warf Mäbrens Germanisierungstendenzen vor. Der Abg. Delvert schilderte die Vorfälle in Brünn; er machte der Regierung Mangel an Voraussicht und Pflichterfüllung zum Vorwurf und kritisierte ab⸗ fällig das Regierungsprogramm, das eine schroffe Sprache namentlich gegen die Deutschen Mährens enthalte. Der Redner bedauerte die Vor⸗ fälle in Brünn, begrüßte jedoch den deutschen Volkstag als Beweis der Einigkeit der Deutschen Oesterreichs, die nie verloren gehen dürfe. Die Rede Delverts wurde wiederholt durch stürmische Protestrufe der Tschechen unterbrochen. Der Abg. Stranskv, vor dessen Rede die Deutsche demonstrativ den Saal verließen, machte die deutsche Agitatio sowie den hartnäckigen Widerstand der Deutschen gegen tulturellen Forderungen der Tschechen für die Brünner Er eignisse verantwortlich. Der Redner trat für das gleiche Wahlrecht ein und verlangte die sofortige Auflösung des Hauses. Der Ministe
egen die Vorwürfe Delverts falls eine Reorganisation des Brünner Sicherheitsdienstes zu. Am Schlusse der Sitzung brachten die Sozialdemokraten einen Dringlichkeitsantrag ein, in dem die Regierung aufgefordert vdird, eine Gesetzesvorlage, betreffend die Einführung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts spätestens im Laufe des No⸗ vember vorzulegen. Außerdem beantragte der Jungtscheche Koudela gegen den Deutschen Albrecht die Einsetzung eines Mißbilligungsausschusses wegen des Zuruses: Feiger Auskneifer. Nach der Sitzung wurde Mißbilligungausschuß gewählt, wobei die Deutschen nicht anwesend waren
Zu den Ausschreitungen in Brünn wird „W. T. B.“ gemeldet, daß die Polizeibeamten gestern ahend wiederholt genötigt waren, von ihren Revolvern Ge⸗ brauch zu machen. Im israelitischen Tempel wurden mehrere Fensterscheiben eingeschlagen; zwölf Personen wurden verhaftet, acht Personen erlitten Verletzungen, darunter eine Person schwere. Im Café Thonethof wurden die Spiegel⸗ scheiben zertrümmert und in das Lokal schwere Eisenstuͤcke geschleudert; in der Hofbuchhandlung von Winkler wurden die Schaufenster eingeschlagen und die Bücher auf die Straße geworfen; der Sohn des Buchhändlers wurde durch Stock⸗ hiebe verletzt. In der Vorstadt Kroena gab ein von einem Haufen verfolgter Polizeibeamter 6 Revolverschüsse ab; es wurde niemand verletzt. Die Plätze, wo die Ausschreitungen stattgefunden hatten, sind militärisch besetzt worden; um 10 ½ Uhr herrschte Rubhe.
Ferner meldet die „Neue Freie Presse“ von gestern abend aus Brünn: Die tschechischen Exzesse haben sich heute abend erneuert. Tausende von Tschechen hatten sich vor dem Besedni
dum (Flavisches Vereinshaus) angesammelt und überfielen auf dem großen Platze davor mit Stöcken und Steinwürfen die Deutschen, die dort Korso hielten. Polizei und Gendarmerie er⸗ wiesen sich als machtlos. Es mußte Militär herbeigerufen werden. Die Soldaten wurden mit Steinwürfen empfangen. zerstreuten aber durch einen Angriff mit dem Bajonett die Tschechen. Diese flüchteten in die Renngasse und plünderten und zerstörten dort zahlreiche Läden. Bei der Jakobskirche wurde eine Gendarmeriepatrouille mit Ziegelsteinen geworfen. Die Patrouille gab Feuer; ein Tscheche wurde schwer verletzt. Die deutsche Bevölkerung ersuchte die Regierung durch ihre “ um Maßregeln zu ihrem und ihres Eigentums Schutz.
Die Führer sämtlicher deuts im Abgeordnetenhause eine . nterpellation über die Vorfälle in Brünn ein, in der betont wird, daß der deutsche Volkstag als eine würdige, ernste Kundgebung Deutsch⸗Oesterreichs gedacht gewesen sei, die durch bedauer⸗ liche Ruhestörungen, zu denen die Deutschen keinerlei Anlaß geboten hätten, gestört worden sci. — Die Interpellation schildert die Ausschreitungen des tschechischen Pöbels gegen die - die Angriffe auf die Polizei
en Parteien brachten
und das Militär.
lichen Si wäre, die für denselben Tag und dieselbe Stunde anberaumte Gegenkundgebung auf
9
einer Wiederholung solcher Fälle zu treffen gedenke.
Frankreich. Zur Durchführung der von
8
schlagenen Reformen ist, „W. T. B.“ zufolge,
“ 1““
Minister des Innern Graf Bvlandt⸗Rheydt auf Grund einer
dem Statrhalter Böhmens und
des Innern Graf Bylandt⸗ Rheydt nahm die Regierung 2 f in Schutz und sagte erforderlichen⸗
körperliche Sicherheit und das Eigentum usw., Die Inter⸗ pellanten vraßene ob es im Interesse des Schutzes der persön⸗
erheit und des Eigentums nicht geboten gewesen
einen anderen Tag zu verlegen. Die
Interpellanten werfen der Regierung Mangel an Voraussicht
vor und fragen, welche Vorkehrungen sie zur Verhinderung 8“
de Brazza vorge⸗ eine be⸗
sondere Kommission vom Kolonialminister ernannt worden. Vorsitzender der Kommission ist der ehemalige Generalgouverneur von; Indochina, Deputierter Lanessan. Vertreten sind ferner die Generalgouverneure von⸗ Madagaskar, Indochina und Westafrika. 1
Rußland.
Der Prinz Friedrich Leopold von Preußen ist, wie
„W. T. B.“ meldet, gestern in Irkutsk eingetroffen; am Donnerstag wird die Reise fortgesetzt. v11116“
8 89
Serbien. “ Dem „Amtsblatt“ zufolge hat die serbische Regierung der Einladung des Kaisers von Rußland zur Teilnahme an der zweiten Haager Konferenz zugestimmt und
ihre Beteiligung zugesagt.
Dänemark.
Die Regierung hat dem Reichgtage unter anderem einen Gesetzentwurf, betreffend die Einrichtung einer Staatshypothekenbank, 1 ferner den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die sewährung von Darlehen aus der Staatskasse zur Förderung der Zerlegung von roßen ländlichen Grundbesitzen, sodann Entwürfe, lareffend die Aenderung der Verfassung, um die Anzahl der Mitglieder des Folkethings auf 132 zu erhöhen, sowie ein Gesetz über die I Verantwortlichkeit der Minister und die Durchführung des allgemeinen kommunalen Wahlrechts.
Im Folkething legte der Finanzminister heute das Budget für 1906/07 vor, das in Einnahme mit 85 700 000, in Ausgabe mit 83 000 000, also mit einem Ueberschuß von 2 700 000 Kronen ab⸗ schließt. Unter den geforderten Krediten befindet sich ein Be⸗ trag zur Beteiligung an der Errichtung des Internationalen Landwirt⸗ schaftlichen Instituts in Rom. Die militärischen Ausgaben haben eine Aenderung nicht erfahren. Als Beitrag Dänemarks für den Betrieb eines Telegraphenkabels über die Shetlands⸗Inseln nach Faröber und Island sind 54 000 Kronen in das Budget eingestelt.
——
Statistik und Volkswirtschaft.
Außenhandel des deutschen Zollgebiets mit asiatischen Ländern im Jahre 1904.
Heft XVI des den auswärtigen Handel des deutschen Zollgebiets
im Jahre 1904 zur Darstellung bringenden 165. Bandes der „Statistik
des Deutschen Reichs“ behandelt den Verkehr mit den Ländern in Asien außer Britisch⸗Indien, China und Japan.
Die französischen Besitzungen in Vorder⸗ und Hinter⸗ indien führten im Jabre 1904 in das deutsche Zollgebiet Waren im Gesamtwerte von 1,6 Millionen Mark gegen 676 000 ℳ im Vorjahre ein und bezogen von da solche im Werte von 488 000 ℳ gegen 371 000 ℳ im Vorjahre im Spezialhandel. Die beträcht⸗ liche Steigerung der Einfuhr, die gegenüber dem Vorjahre 139,8 v H. beträgt. beruht darauf, daß im Jabre 1904 für 770 000 ℳ ungeschälter Reis eingeführt worden ist, und daß auch bei Erdnüssen eine Mehrein fuhr zum Betrage von 339 000 ℳ stattgefunden hat. Die um 31,5 v. H. ge enüber dem Vorjahre gestiegene Ausfuhr be⸗ stand hauptsächlich aus seinen Eisenwaren, Maschinen, Kleidern.
Die Einfuhr aus Korea in das Zollgebiet ist geringfügig (13 000 ℳ), die Ausfuhr dahin aus dem Zollgebiet stieg von 135 000 ℳ auf 286 000 ℳ
Die Einfuhr aus Niederländisch⸗Indien ist um 7,6 v. H. auf 99,3 Millionen Mark und die Ausfuhr um 25,2 v. H. auf 27,3 Millionen Mark gestiegen. Die wichtigsten Einfuhrwaren sind: unbearbeitete Tabakblätter (45,9 Millionen Mark), Kaffee (16,9 Mil⸗ lionen Mark), Bankazinn (14.2 Millionen Mark); unter den Aus⸗ fuhrwaren ragen hervor Maschinen, Eisenbahnschienen, Eisenwaren und
ler nachgewiesene Handelsverkehr mit Persien ist gering (Ein⸗
fuhr 1 Million Mark, Ausfuhr 1,3 Million Mark). 32 Wirklich⸗ keit dürfte der Verkehr größer sein, da er sich zum Teil über Britisch⸗ Indien .. ] vollzieht. 5
Der Verkehr mit Portugiesisch⸗Indien ist für die Einfuhr mit 4000 ℳ, für die Ausfuhr mit 8000 ℳ bewertet. 9
Za Siam steht Deutschland in keinem Handelsvertragsverhältnis. Die Einfuhr ist gegenüber dem Vorjahre um 212,8 v. H. auf 3,7 Millionen Mark und die Ausfuhr um 49,6 v. 8 auf 4,4 Millionen Mark gestiegen. Die Steigerung der Einfuhr erklärt sic aus der Zunahme der Reiseinfuhr gegenüber dem Vorjahre. Diese at aber noch nicht die Höhe der Jahre 1902 und 1901 erreicht. Der Einfuhrwert des Reis betrug im Jahre 1904 2,959 Millionen Mark oder 79,4 v. H. des Gesamteinfuhrwertes. Die wichtigsten Ausfuhr⸗ waren sind baumwollene Gewebe, Eisenwaren und Maschinen.
Für den Handel mit den Philippinen nebst Suluinseln und Guam kommen bei der Einfuhr (2,258 Millionen Mark) haupt⸗ sächlich Manilahanf und Harze, bei der Ausfuhr (4,7 Millionen Mark) baumwollene Strumpfwaren, Waren aus edlen Metallen, Eisenwaren und halbseidene Zeuge in Betracht.
8„ Der Handelsverkehr mit Afghanistan, Arabien und Maskat (Oman), der unter der Beieichnung „übriges Asien“ zusammen auf⸗ geführt wird, beziffert sich in der Einfuhr auf 26 000 ℳ, in der Aus⸗ fuhr auf 100 000 ℳ “
Zur Arbeiterbewegung. 8 1 Der Lohnkampf in der Berliner Elektrizitätsindustrie (vgl. Nr. 233 d. Bl.) hat eine weitere Verschärfung erfahren. Außer den Maschinisten und Heizern der Berliner Elektrizitätswerke sind, ve hiesige Blätter melden, gestern noch die Arbeiter und enettt der Glühlampenwerke der Allgemeinen Aektrizitäts esellschaft und der Siemens u. Halske A.⸗G. in den „Sympathiestreik“ getreten. In zwei stark besuchten Versammlungen wurde einstimmig folgende Erklärung angenommen: „Die versammelten Arbeiter und Arbeiterinnen erklären, daß, nachdem sie Kenntnis von den Ursachen der Streiks und dem derzeitigen Stand der Aussperrung ee haben, sie es für ihre Pflicht erachten, ihre von den lektrizitätsfirmen ausgesperrten Arbeitsgenossen zu unterstützen. Die wirksamste Art der Unterstützung erblicken die Versammelten darin, daß sie die Arbeit niederlegen. Heute herrscht in den sämtlichen Werken 5 Allgemeinen Elektrizitäts⸗Gesellschaft, der Siemens u. Halske „G. und der Firma Siemens⸗Squckert fast völlige Arbeitsruhe, da e fast alle Elektromonteure dieser Werke die Arbeit nieder⸗ gelegt haben. Am morgigen Donnerstag sollen zahlreiche Volks⸗ boammlungen abgehalten werden, die sich mit dem Ausstande be⸗ chäftigen sollen. Am Straßenbilde hat sich wenig geändert. Zur Arbeiterbewegung im Berliner Gips⸗ und Zementbau⸗ ewerbe (vgl. Nr. 233 d. Bl.) wird derVess. Ztg. geschrieben: Per Beschluß der Arbeitnehmerversammlung am letzten Sonntag, die 88p niederzulegen in allen Rabitzgeschäften, die nicht den von den 1 2o ern vorgelegten Tarif bewilligen, hat zu einem Ausstand von rund scheide rbeitern geführt. Die Zementarbeiter haben noch die Ent⸗ Fbeinaeh über die Führung des Lohnkampfes einstweilen verschoben. Die bne⸗ *8 die im Berliner Betonverein organisiert sind, haben c⸗ ee. beschlossen, das Angebot des Bundes der Baugeschäfte oiließ men, das dahin geht, Verhandlungen wegen Ab⸗ bö5 ung eines Tarifs zwischen Arbeitgebern und Arbeit⸗ e der Gips⸗ und Zemeatbranche in die Wege zu leiten. Es beschlossen, einstweilen neue Arbeiter nicht einzustellen, v. g nicht innerhalb acht Tagen zu einem Vertrage kommen Di . Zementbaugewerbe beschäftigten Arbeiter auszusperren. ohnforderungen der Arbeiter im Gips⸗ und Zement erbe nn folgende: a. Luginowandputzer und Putzer auf schal⸗ 95 ₰ die Stunde, b. Rabitzkoksaschenwand⸗ und
“ 1 8 “
V
8
und beim Transport von Beton 55 ₰4, i. arbeiter in der
Zementputzer sowie Plattensetzer 99 ₰, e. Spanner 75 ₰, d. Zementieret und Flechter 72 ½ ₰, e. Einschaler 62 ½ ₰, f. Putzerträger für Lugino⸗ und Einschalwände 75 ₰, g., alle übrigen Putzerträger 72 ½ ₰, h. Hilfsarbeiter, bei der Zubereitung für alle übrigen Hilfs⸗ 1 Zementbranche 50 ₰. Die Mehrforderungen gehen bis zu 10 v. H. Es ist zu beachten, daß nicht nur die Hilfsarbeiter, sondern auch die unter den anderen Namen gehenden Arbeiter viel⸗ fach ungelernt sind.
Zum Ausstand der lokalorganisierten Fachvereine bei der Firma Hammesfahr in Solingen, der nun schon 17 Wochen anhält, die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ mit, daß der Inhaber der Firma bei Gelegenheit eines Einigungsversuchs erklärte, er lehne es nach wie vor ab, mit den Fachvereinen zu verhandeln. Der Messer⸗ schleiferverein beschloß am Montag, den Streik so lange fortzu⸗ setzen, bis Hammesfahr genötigt sei, doch mit den Fachvereinen zu verhandeln. Auch die übrigen am Streik beteiligten Fachvereine werden den Streik fortsetzen.
Gestern begingen die ausständigen Arbeiter in Mont⸗ Saint⸗Martin bei Longwy (vgl. Nr. 217 d. Bl.) mehrfach Ausschreitungen; sie warfen, wie „W. T. B.“ meldet, auf die Truppen mit Steinen, wodurch ein Hauptmann und etwa 20 Soldaten verletzt wurden, unter ihnen einer schwer.
Moskau sind, nach einer von „W. T. B. wiedergegebenen Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur“, die Mechaniker
und Arbeiter in den Reparaturwerkstaͤtten der elektrischen
Straßen bahn in den Ausstand getreten; sie weigern sich, die Straßen⸗ bahnwagen zu reinigen usw., sodaß die Wagen nach und nach für den Verkehr nicht mehr zu verwenden sind. Gestern früh ver⸗ suchten die Ausständigen die Ausfahrt der Wagen aus den Bahnhöfen zu verhindern. — Der Ausstand der Schriftsetzer dehnt sich immer weiter aus, zur Zeit ruht die Arbeit in sieben großen Druckereien.
In Gent ist, nach einem Telegramm der „Rh.⸗Westf. Ztg.“, der Ausstand in 18 Baumwollspinnereien (vgl. Nr. 229 d. Bl.) nach dreimonatiger Dauer nunmehr beendigt, da in dem Referendum am Sonntag fünfzehn Fabriken sich für eine wöchentliche Arbeitszeit von 64 ½, nur drei Fabriken dagegen für eine solche von 66 Stunden aussprachen. Die Arbeitgeber haben demnach 64 ½ Stunden, die alte Forderung der Arbeiter, bewilligt.
Kunst und Wissenschaft.
Die philosophischehistorische Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften hat den am 1. Oktober d. J. in den Ruhestand getretenen früheren Generalsekretär bei der Zentral⸗ direktion des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts, Professor Dr. Conze zum zwölften Mitgliede der Zentraldirektion gewählt.
„A. F. Allem Anschein nach gewinnt der „Luftschiffahrts⸗Svort“ immer mehr Freunde. Das Anwachsen der Mitgliederzahl des Berliner Vereins für Luftschiffahrt und die Gründung neuer Vereine in verschiedenen großen Städten Deutschlands geben den Beweis. Wer einen so begeisterten Anhänger dieses Sports hört, als welcher Herr Professor Dr. Pöschel⸗Meißen sich gestern in einer Erstaufführung im wissenschaftlichen Theater der „Urania“, Tauben⸗ straße, erwies, der empfängt eine Vorstellung von den Reizen der Ballonfahrt, und wird von manchen Vorurteilen dagegen nicht nur geheilt, sondern unmittelbar dafür gewonnen werden. Die Aufführung trug den Titel „Mit der Camera im Ballon⸗ und schilderte mit Hilfe einer großen Anzahl im Ballon aus Höhen bis zu 3000 m aufgenommener Landschaftsbilder eine Luftreise von Berlin nach dem Riesengebirge. Vor Antritt der Reise aber gab der Vortragende eine bei aller Gründlichkeit sehr unterhaltende, auch durch Lichtbilder erläuterte Belehrung über die heutige Ballon⸗ jechnik, einschließlich der Vorbereitungen und ersten Stadien einer Luftschiffahrt. Der Vortragende erklärte auch, weshalb die Insassen eines Ballons kein Schwindelgefühl kennen, nämlich, weil ihnen jede Schätzung der Höhe, wie sie bei Türmen und Felsen vorhanden sei, vollständig fehle. Aehnlich wurde mit anderen Vorurteilen aufgeräumt, vor allem mit der viel verbreiteten Annahme, daß die Luftschiffer durch den Wind und durch Schwankungen zu leiden haben. Ganz das Gegenteil sei der Fall, da ja der Ballon mit dem Winde und von ihm angetrieben segele. Es herrsche deshalb um den Ballon eine fast vollkommene Stille, in die nur aus großer Ferne die Erdgeräusche gedämpft hineintönen. Diese feierliche Stille, vereint mit dem weiten, die irdischen Dinge so klein zeigenden Blick, sei es im wesentlichen, die einer Ballonfahrt ihren hohen Reiz verleihe und der Seele eine Erhebung bringe, der nichts vergleichbar sei. — Nach dieser Einleitung, die gleich dem nach⸗ folgenden Vortrag durch humoristisches Beiwerk gewürzt war, ließ sich Professor Pöschel auf seiner siebenstündigen Fahrt nach den fernen Bergen durch die Zuhörerschaft begleiten. Schon über Berlin, das von der Charlottenburger Gasanstalt aus in füdöstlicher Richtung überflogen wurde, war die photograpbische Camera, regiert von einem sehr sachkundigen Begleiter, dem Hauptmann Härtel, in beständiger Tätigkeit. Die meist sehr scharfen, später in diskreter Weise kolorierten Lichtbilder geben von der Leistungsfähigkeit jener, aber auch von dem großen Geschick bei ihrer Bedienung Zeugnis. Das erste Bild zeigte gleich nach dem Kommando „Laßt los!“ aus mäßiger Höbe die Zurückbleibenden, dem Ballon nachblickend, wie er binnen kurzem bis auf 1000 m stieg, und aus dieser Höhe nunmehr den Lützowplatz, den Winterfeldtplatz, den alten botanischen Garten und den Anhalter Bahnhof. Oberhalb des Tempelhofer Feldes, auf dem Truppen übten, war die erreichte Höhe bereits 1300 m, und eine der nach rückwärts gerichteten Cameras brachte hier ein Bild von Charlottenburg aus der Ferne, der nordwestliche Horizont begrenzt durch die ausgedehnte Fläche des Tegeler Sees. Es folgten dann in reizvoller Abwechselung von Ortschaften, Wasserfläschen, Wald und Feld Königs⸗Wusterhausen, die blauen Spiegel des Pätzer Sees, Hammerforst, Wendisch⸗Buchbolz, der von Wolken etwas beschattete Spreewald zund Schloß Straupitz. Dreimal während der lange
Fahrt erlebten die drei Luftscheffer ein plötzliches Fallen des Ballons aus verschiedenen Ursachen, u. a. durch die feuchten Dünste oberhalb eines ausgedehnten Forstes. Dann sah man, wohl in größerer Annäherung an die Erde, den eigenen Schatten des Ballons über die Fluren huschen und vermochte ihn zu photo⸗ graphieren. Das Fallen machte sich stets bemerklich durch ein Brausen in den Ohren, gleich dem eines entfernten Wehres oder Wasserfalls, auch flog zuweilen der ausgeworfene Sandballast um die Reisenden, wenn nämlich der Ballon schneller fiel als jener. In allen drei Fällen, mit Ausnahme des letzten, an den sich der selbst⸗ gewollte Abstieg anschloß, war man glücklich, als aus⸗ geworfene Papierschnitzel durch ihr Fallen bekundeten, daß der Ballon wieder am Steigen sei, um dann jedesmal größere Höhe zu erreichen als vorher. Zweitausend Meter über dem Spreewald nahmen die Luftschiffer ihr Frühstück ein und hielten diesen Moment durch mehrere photographische Aufnahmen fest, die, als eine weitere Abschwächung der verbreiteten gruseligen Vorstellungen über die Aufregungen einer Ballonfahrt, zwei der Insassen sehr vergnügt, mit den gefüllten Sektgläsern just anstoßend, zeigen. Der zweite Teil der Fahrt führte zunächst über Kottbus, von dem mehrere sehr gelungene Aufnahmen vorhanden sind, dann über die Muskauer Heide, wobei man durch plötzlichen Fall bis auf 180 m beinahe zur Landung genötigt worden wäre. Später wurde ein Waldbrand an der Kohlfurt⸗Görlitzer Bahn beobachtet und photographiert, Rothenburg und Lauban überflogen und beide auf die Platte gebracht, letzteres aus 3000 m. Bis hierhin war das Wetter sehr günstig und klar ge⸗ wesen. Oberhalb des Queistales aber geriet man in ein Wolkenmeer und verlor die Erde aus dem Gesicht, doch nur um gleich nachher oberhalb der Wolken den herrlichen Anblick dieses wogenden Gebildes, von der Sonne bestrahlt, zu genießen. Hier er⸗ freute man sich auch des nicht jedem Luftschiffer beschiedenen
Anblicks des Brockengespenstes, d. i. des Spiegelbildes des Ballons, umgeben von einem in glänzenden Regenbogenfarben
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strahlenden Kreise, der bekannten Aureole. Kurze Zeit nachher war der Himmel wieder wolkenlos, und nunmehr sah man sich gegenüber dem Zuge des Riesengebirges, das sich vom Tal aus gesehen indessen sser ausnimmt als vom Ballon aus, der z. Z. j erheblich höher als die Schneekoppe schwebte. Das piotorahische Bild des Kammes enttäuscht des halb, doch für nicht lange hält dies Wirkung vor, weil über Warmbrunn bei der Annäherung an das Gebirge der Ballon ins Fallen kam und bald erheblich tiefer als in Kammhöbe schwebte. Hier beschloß man zu landen. Eine Fuß wanderung auf die Schneekoppe beendete den gelungenen Ausflug.
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Literatur.
In Paris ist, wie „W. T. B.“ meldet, der D
de Heredia gestern gestorben. Heredia, der von kreolisch⸗französischen Eltern stammte, war 1842 in Fortuna⸗Cafevere (Cuba) geboren und wurde in Paris erzogen. Unter seinen Werken ist die Gedichtsamm⸗ lung „Les Trophées“ (1895) hervorzuheben, meist Sonette ent⸗ haltend, die große geschichtliche Momente in kräftiger Bildersprache behandeln. Im Mai 1895 wurde Heredia Mitglied der Akademie und 1901 Direktor der Arsenalbibliothek.
Die hellenische Kultur. Dargestellt von Fritz Baum⸗ garten, Franz Poland und Richard Wagner. Mit 7 farbigen Tafeln, 2 Karten und gegen 400 Abbildungen im Text und auf 2 Doppeltafeln. Leipzig und Berlin. Verlag von B. G. Teubner. (10 ℳ, geb. 12 ℳ) — Die Verfasser beklagen in der Einleitung zu ibrem Buche den offenbaren Rückgang des Interesses am klassischen Altertum, das, von den großen Dichtern und Denkern des 18. Jahr⸗ hunderts neu erweckt, seine befreiende Kraft oftmals am deutschen Volk bewährt habe. Sie sehen mit Recht die Hauptursache dieser Abkehr der Geister von der Antike in der kritischen Grundrichtung unserer Zeit, die auch vor dem klassischen Altertum nicht Halt gemacht hat, und in der Menge großer und neuer Eindrücke, die die geistigen und wirtschaftlichen Errungenschaften der Neuzeit dem heute schaffenden und heranwachsenden Geschlechte zu verarbeiten auf⸗ geben. Eine Ursache aufzuzählen haben sie aber vergessen, eine Ursache, die vielleicht für das Gros der Gebildeten nur von sekundärer Bedeutung war, die aber gerade bei der empfänglicheren Minder⸗ heit sicher zur Entfremdung gegenüber der Antike erheblich mitgewirkt hat: die verständnislose, jedes tiefere Interesse ertötende Behandlung die die alten Sprachen lange auf unseren Gymnasien fanden. Was bei der Schullektüre eines Cicero und Tenophon hingehen mag, ja im Interesse der wichtigen Bildung des logischen Denkens ge⸗ boten ist, wurde auch an Homer und Sophokles getrieben, und die Zeiten liegen erst in naher Vergangenheit, in denen man an ihren er⸗ habenen Versen die Künste der Syntax übte. Die Verfasser berühren, wie gesagt, diesen Mangel nicht, sie scheinen ihn aber gefühlt zu haben, denn ihr Buch will doch gerade die Gebildeten, d. h. zum großen Teil Leute, die das Gymnasium durchgemacht haben, und die Schüler der oderen Klassen dieser Anstalten selbst tiefer in das Verständnis des Altertums einführen und sie für die Schönheit und Harmonie der hellenischen Kunst begeistern; ein Zugeständnis, daß der Schulunterricht das auch heute nicht, oder den neu hinzugekommenen Hemmungen gegenüber nicht mehr vermag. Sicher ist eine Belebung dieses Interesses ein sehr verdienstliches Vorhaben. Es ist auch nicht zu leugnen, daß die Verfasser in der Hauptsache mit Geschick an ihre schwierige Arbeit gegangen sind; neben einer tüchtigen Fachbildung sind ihnen dabei ihre pädagogischen Erfahrungen zustatten gekommen. So kann es nur gebilligt werden, daß überall, wo die Darstellung es zwanglos zuließ, die Wechselbeziehungen zwischen Altertum und Jetzt⸗ zeit kräftig hervorgehoben wurden, daß der innere Zusammenhang der Einzelerscheinungen und die großen, ihr Werden beherrschenden Gesichtspunkte in den Vordergrund gerückt wurden. Auch das Bestreben, die Einzelheiten zurückzudrängen, ist erkennbar. Es hätte in dieser Hinsicht aber noch mehr geschehen sollen. In die Darstellung, die im übrigen geschickt, knapp und doch klar ist, wird oftmals — und zwar sowohl wo es sich um Historisches, als wo es sih um die Schilderung von Sitte und Kunst handelt — noch viel zu viel Detail hineingebracht, das, an sich geschickt gruppiert, sowohl dem Wissen wie der Dar⸗ stellungsgabe der Verfasser Ehre macht, für den gegebenen Zweck aber das Buch unnütz belastet. Einige Abschnitte gleichen so, zumal der überreiche Stoff eine möglichst gedrängte Darstellung zur Pflicht machte, einem vollständigen Extrakt gegenständlichen Wissens. Sehr angemessen hingegen und dankenswert ist, daß auf die Ergebnisse der neuesten Ausgrabungen, an denen ja deutsche Gelehrte in erster Linie beteiligt sind, ausführlicher ein⸗ egangen wurde. Die Dreizahl der Bearbeiter tritt nirgend störend hervor. Dr. Poland hat innerhalb der großen Zeitperioden die Er⸗ scheinungen im Staat, im öffentlichen Leben und in der Götter⸗ verehrung, Baumgarten die der bildenden Kunst, und Wagner die Er⸗ scheinungen der geistigen Entwickelung und im Schrifttum geschildert; dennoch ist das uch aus einem Guß. Die zahlreichen Abbildungen sind technisch meisterhaft wiedergegeben und reichlich und mit Ver⸗ ständnis ausgewählt. So bleibt als einziger Mangel dieses an sich recht wertvollen Buches, daß es für seinen Zweck noch immer zu „pbilologisch ist. Seine Vorzüge berechtigen aber doch zu der Hoffnung, daß sich der Wunsch seiner Verfasser, es möchte den Freunden des klassischen Altertums Genüge tun und ihm neue hinzuerwerben, nicht unerfüllt bleiben wird.
— Der „Kunstwart“, die bekannte, von Ferdinand Avenarius herausgegebene Halbmonatschau über Dichtung, Theater, Musik, bildende und angewandte Künste mit Bildern und Noten (Verlag von Georg W. Callwey in München; vierteljährlich 3,50 ℳ), beginnt mit dem eben ausgegebenen ersten Oktoberheft ihren 19. Jahr⸗ gang. Selten hat eine Kunstzeitschrift sich einen so großen Leserkreis zu verschaffen verstanden, wie der Kunstwart, und selten einen so fördernden und segensreichen Einfluß ausgeübt. Besonders erfreulich ist, daß die Zeitschrift in unserer überkritischen Zeit trotz ihrer oft strengen Kritik steis positiv gewirkt hat und ihre Hauptaufgabe nicht im Zersetzen, sondern im Aufbauen und Fördern gesehen hat und, indem sie stets die Beziehungen zwischen Kunst und Leben betonte, allezeit modern geblieben ist. So kann man der verdienstvollen Zeitschrift für ihre Weiterentwicklung aufrichtig alles Gute wünschen. Hoffentlich tritt die persönliche Polemik in dem „Kunstwart“ nicht in den Vorder⸗ grund; in dem Streit mit Lienhard war das leider allzusehr der Fall; auch wäre es im Interesse der günstigen känstlerischen Wirkungen, die die Zeitschrift unstreitig ausgeübt hat, zu wünschen, daß den charakter⸗ vollen Herausgeber eben seine Eigenart nicht zu einer Orthodoxie auf künstlerischem Gebiete verleitete, zu der sich Ansätze in den letzten Jahren bemerkbar machten. v“
Verkehrsanstalten.
Naächste Postverbindung nach Swakopmund und Lüde⸗ ritzbucht für Briefsendungen mit englischem Dampfer über Kapstadt, ab Southampton am 7. Oktober, in Kapstadt am 24. Ok⸗ tober, von da weiter mit nächster Gelegenheit te Beförderungen am 6. Oktober ab Cöln 6,1 Nachmittags, ab Oberhausen 7,24 Rach⸗ mittags, ab Berlin Schlesischer Bahnhof 11,24 Vormittags. — Die nächsten Posten aus Swakopmund, Abgang am 17., 19. und 24. September, sind zu erwarten am 15. und 16. Oktober.
aus der Schiffahrt heute und vor 90 Jahren.
Im neunten Bande des allen Bibliophilen wohlbekannten Werkes von Bertuch, Portefeuille des Enfants, das im Jahre 1816 in Weimar erschien und unter Beigabe überaus sorgfältig bandkolorierter Illustrationen Merkwürdigkeiten aus den ver⸗ schiedenen Reichen „der Natur, der Künste und Wissenschaften“ nebeneinander in deutscher und französischer Sprache schildert,
„Merkwürdigkeiten“
det sich unter anderem eine kurze Beschreibung des „D 1 ootes“, wie man es im Jahre 1816 kannte. Dieß ist “