1905 / 238 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 09 Oct 1905 18:00:01 GMT) scan diff

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im Rechnungsjahre 1904 für die Landesverwaltung sgegebenen und nach der Einlösung von der Landes⸗ uldenverwaltung in Verwahrung genommenen und ittels Durchlochung entwerteten Schatzanweisungen.

Ausgegeben sind Schatzanweisungen im einzelnen im ganzen

500 000 1 000 000 500 000 1 000 000 500 000 1 500 000 Summe. 3 500 000.

8

. Nachweisung der im Rechnungsjahre 1904 für die Staatsdepositen⸗ verwaltung ausgegebenen und nach der Einlösung von der Landesschuldenverwaltung in Verwahrung ge⸗ nommenen undmittels Durchlochung entwerteten Schatz⸗ anweisungen.

Ausgegeben sind 8 Schatzanweisungen über im einzelnen im ganzen

100 000 500 000 500 000 500 000 400 000 400 000 500 000 500 000

1 000 000 400 000 1 600 000 500 000 500 000

1 000 000 400 000 300 000 500 000 500 000 400 000 200 000 100 000 200 000 600 000 1 200 000 1 200 000 1 350 000 1 000 000 16 250 000.

Eumms .

ssenn 8 8 betreffend Genehmigung zur Ausgabe von Schuld⸗ verschreibungen auf den Inhaber durch die Aktien⸗ gesellschaft Illkircher Muͤhlenwerke vormals Bau⸗

mann frères zu Straßburg i. E.

1 Der Aktiengesellschaft Illkircher Mühlenwerke vor⸗ mals Baumann fröres mit Sitz in Straßburg ist auf Grund des § 795 des Bürgerlichen Gesetzbuchs die Ge⸗ nehmigung zur Ausgabe von Schuldverschreibungen auf den Inhaber für eine Hypothekaranleihe von 3 Millionen Mark erteilt worden. Die Schuldverschreibungen sind verzinslich zu 4 ½ vom Hundert und eingeteilt in 1500 Stück zu je 1000 und 3000 Stück zu je 500 Die Rückzahlung erfolgt vom 1. Oktober 1911 ab innerhalb 20 Jahren durch Verlosung, jedoch mit dem Vorbehalte, daß vom 1. Oktober 1911 ab die Anleihe jederzeit mit sechsmonatiger Frist durch öffentliches Ausschreiben von der schuldnerischen Gesellschaft zur Rückzahlung gekündigt werden kann. 8

Straßburg, den 6. Oktober 1905. Ministerium für Elsaß⸗Lothringen. Abteilung für Finanzen, Gewerbe und Domänen. Der Unterstaatssekretär. Im Auftrage: Keetman.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

dem Regierungs⸗ und Baurat, Geheimen Baurat Werner in Berlin, dem Bauinspektor, Baurat Hacker daselbst, dem Kreisbauinspektor, Baurat Mannsdorf in Stettin und dem Wasserbauinspektor, Baurat Keller in Cassel die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienst, den letztgenannten drei Beamten unter Beilegung des Charakters als Geheimer Baurat, zu erteilen. 1

8

8 Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem bisherigen Kurator der Universität zu Marburg, Geheimen Oberregierungsrat Dr. Heinrich Steinmetz den Charakter als Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat mit dem Range der Räte erster Klasse zu verleihen und der Wahl des Oberlehrers an der 6. Realschule in Berlin, Professors Dr. Leopold Bahlsen zum Direktor des Real⸗ eee in Stralsund die Allerhöchste Bestätigung zu

““ 1“

Auf Ihren Bericht vom 19. September d. J. will Ich ge⸗ nehmigen, daß die dem Chausseegeldtarif vom 29. Februar 1840 (Gesetzsammlung S. 94 ff.) angehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf die im Kreise Teltow, Regierungsbezirks Potsdam, belegenen Chausseen 1) von der Klein⸗Machnoid⸗ Stahnsvorf Bütlrgoz Sehanlen dorfer Kreischaussee bei Gütergotz nach der Trebbin —Drewitzer Kreischaussee Sektion II Station XVII, 4 bei Philippsthal, 2) von der Trebbin Drewitzer Kreischaussee Sektion III Station VII, 7 bei Drewitz über Jagdschloß Stern bis zur Gabelung der Teltow Potsdamer Kreischaussee und der Sese. eeenet Provinzialchaussee, 3) von der

groß Beeren —Dahlewitz —Groß⸗Kienitzer Kreischaussee in Groß⸗ Kienitz bis zur Mittenwalde —Klein⸗Ziethener Kreischaussee bei

11“ ““ 8

Rotzis zur Anwendung kommen, solange diese Straßen chaussee⸗

mäßig unterhalten werden. Die eingereichte Karte folgt anbei

uruͤck.

Jagdhaus Rominten, den 28. September 1905. 8

Wilhelm R. 8 von Budde.

An den Minister der öffentlichen Arbeiten.

8

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.

Dem Privatdozenten in der philosophischen Fakultät der Friedrich Wilhelms⸗Universität zu Berlin Dr. Edmund Landau ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Königliche Akademie der Künste.

Bekanntmachung.

Der Herr Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medi⸗ zinalangelegenheiten hat den Amtsnachfolger des am 30. Sep⸗ tember 1905 aus dem Staatsdienste ausgeschiedenen Ersten Ständigen Sekretärs der Akademie der Künste, Geheimen Regierungsrats, Professors Dr. Wolfgang von Oettingen,

den Kunstgelehrten, Professor Dr. Ludwig Justi aus Frankfurt a. Main für die Dauer seines Amtes zum Mitgliede des Senats der Akademie der Künste berufen. Berlin, den 4. Oktober 1905. Der Präsident. Johannes Otzen.

Ministerium für Landwirtschaft, und Forsten.

Die Leitung der tierhygienischen Abteilung der landwirt⸗ schaftlichen Versuchs⸗ und —— in Bromberg ist dem bisherigen wissenschaftlichen Hilfsarbeiter an der Tier⸗ ärztlichen Hochschule in Berlin, Tierarzt Dr. H. Mießner übertragen worden. 1

Der bisherige Landmesser Paul Heckhausen in Düren ist unter Versetzung nach Eitorf zum Königlichen Oberlandmesser ernannt worden.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Versetzt sind:

ddie Regierungs⸗ und Bauräte Endell von Düsseldorf nach Berlin und Kreide von Gumbinnen nach Allenstein, der Wasserbauinspektor, Baurat Rimek von Wilhelmshaven nach Nakel, die Landbauinspektoren, Bauräte Saring von Königs⸗ berg i. Pr. und Bergmann von Gumbinnen, beide nach Allenstein,

der Kreisbauinspektor, Baurat Heise von Tilsit nach Hannover,

die Wasserbauinspektoren, Bauräte Iken von Nakel nach

Erfurt und Witte von Hannover nach Cassel, g. der Wasserbauinspektor Kauffmann von Koblenz nach Celle, gadt der Kreisbauinspektor Groth von Hannover nach Halber⸗ tadt,

die Wasserbauinspektoren Schaffrath von Wittenberge nach Hannover, Preiß von Münster i. W. nach Essen, Roeßler von Graudenz nach Magdeburg, Stüwert von Danzig nachg miherhagen a. O. und Kozlowski von Fürsten⸗ walde nach Seüunbenz, der Landbauinspektor Preller von Beeskow nach Posen und der Wasserbauinspektor Niehren⸗ heim von Stettin nach Schwedt a. O.

Dem Regierungs⸗ und Baurat Fürstenau in Berlin ist die Stelle des Vorstehers des technischen Bureaus der Hochbau⸗ abteilung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, dem Regierungs⸗ und Baurat Endell eine Mitgliedstelle bei der Königlichen Ministerialbaukommission in Berlin und dem Bau⸗ inspektor, Baurat Wachsmann eine Lokalbaubeamtenstelle im Bereiche des Königlichen Polizeipräsidiums in Berlin ver⸗ liehen worden.

Die Regierungsbaumeister Quedefeld in Breslau und Theuerkauf in Neustadt O.⸗Schl. sind zu Wasserbau⸗ inspektoren ernannt worden.

Der Amtssitz der Wasserbauinspektion Zölp ist von dort nach Osterode, der Kreisbauinspektion Rössel von dort nach Bischofsburg und des Baukreises von Kaukehmen nach Heinrichswalde verlegt worden.

In den Ruhestand sind 12 8

die Kreisbauinspektoren, Bauräte Beckershaus in Greifenberg i. P. und Büttner in Bartenstein sowie der Wasserbauinspektor, Baurat Mehlhorn in Münster i. W.

Dem Wasserbauinspektor, Baurat Frentzen ist die nach⸗ gesuchte Entlassung aus dem Staatsdienst erteilt worden.

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß . . Femnerptommen der Königsberg⸗Cranzer

isenbahngesellscha für das Rechnungsjahr 1904 118 000 benägt, Königsberg i. Pr., den 4. Oktober 1905. 1 Der Königliche Eisenbahnkommissar. Goepel. 11““

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 9. Oktober. 8

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben der Rentiere Sidonie Scharfe in Zehlendorf das silberne Frauenverdienstkreuz am weißen Bande Allergnädigst zu ver⸗ leihen geruht.

Vom 7. bis 8. Oktober Mittags ist im preußischen Staate eine choleraverdächtige Erkrankung neu gemeldet worden. Sie betrifft eine ungarische Feldarbeiterin vom Rittergute 8 8 b 1“

Stolpe, Kreis Niederbarnim, welche sich bereits im Barackenlazarett in Oranienburg 1en gre

Vom 8. bis 9. Oktober Mittags sind keine cholere verdächtige Erkrankungen oder Todesfälle an Cholera gemelba worden. Die Gesamtzahl der Cholerafälle beträgt daher te jetzt 265, von denen 89 tödlich verliefen. G

D er Präsident des Oberlandeskulturgerichts, Wirki⸗ geehe Oberregierungsrat Rintelen ist vom Urlaub zurüt, gekehrt.

Der Großherzoglich badische Gesandte Graf von Berc⸗ heim ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrat, Fürstlich schwars⸗ burg⸗sondershausenscher Staatsminister Petersen und Fuͤrstlic schwarzburg⸗rudolstädtischer Staatsminister Freiherr von der Recke sind in Berlin angekommen.

8 * 9 E

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Iltiz⸗ n 6. Oktober in Tsingtau eingetroffen und S. M. 8 „Luchs“ an demselben Tage von Tsingtau nach Futschau in See gegangen.s 1“ 8

Königsberg i. Pr., den 8. Oktober. Ihre Kaiser⸗ lichen und Königlichen Majestäten trafen gestern nach⸗ mittag gegen 12 ½ Uhr hier ein. Seine Majestät besichtigten die am Königlichen Schlosse und nahmen das Frühstück bei dem Offizierkorps des Grenadierregiments König Friedrich Wilhelm I. Nr. 3 ein, während Ihre Majestät den Moskowitersaal des Schlosses, die Schloßkirche und das Krongut Luisenwahl besuchten. Später begaben Sich die Kaiserlichen Majestäten an Bord der im Innenhafen von Pillau liegenden Kaiserlichen Jacht „Hohenzollern“, die heute nachmittag gegen 2 Uhr nach Glücksburg in See ging.

Deutsche Kolonien.

Zu einem von den „Windhuker Nachrichten“ gemeldeten Burenkomplott, mit dem sich auch die Presse in Deutsch⸗ land befchäftigt hat, berichtet, dem „W. T. B.“ zufolge, das

8.

afrika, daß die von den „Windhuker Nachrichten“ gegebene Dar⸗ stellung stark übertrieben sei. Ein junger Bur habe der Polizei die Mitteilung gemacht, daß einige beim Militärfuhrwesen an⸗ gestellte Ausländer aus der Kapkolonie sich verabredet hätten, Frachtwagen und Proviantkolonnen zu überfallen, Vieh zu stehlen und sodann mit dem Ertrage ihrer Räubereien in der Nähe von Gobabis über die englische Grenze zu gehen. Vier Rädelsführer seien in gerichtliche Untersuchungs⸗ haft genommen worden. Für die Annahme, daß eine Auf⸗ wiegelung der Eingeborenen oder gar ein Handstreich auf Windhuk geplant gewesen sei, seien dem Gouvernement bisher Anhaltspunkte nicht bekannt geworden.

Im oberen Tsaob⸗Revier ist der Wachtmeister Julius Göbelsmann, geboren am 26. Mai 1874 zu Haßlinghausen, früher im Ulanenregiment Nr. 5, leicht verwundet worden (Fleischschuß in rechte Schulter).

8

8

Oesterreich⸗Ungarn. 5

In Olmütz und Prag befürchtete man für deutschfeindliche Kundgebungen. Sie sind, wie „W. T. B.“ meldet, verhältnismäßig ruhig verlaufen. In Prag wurde ein Umzug der Tschechen nach dem Graben durch die Absperrungsmaßregeln der Polizei verhindert, die fünf Verhaftungen vornahm. Ein Couleurstudent wurde von Tschechen gemißhandelt. In Olmütz erwiderten die Deutschen eine Demonstrationsversammlung der Tschechen mit einem großen Umzug, doch wurden auch hier größere Zusammenstöße urch rechtzeitiges Einschreiten des Militärs verhütet. Bei 285 kleineren Zusammenstößen wurden mehrere Personen verletzt.

gestern

Frankreich.

Auf Anordnung des Polizeipräfekten sind in der Nacht auf Sonntag in Paris mehrere antimilitärische Plakate entfernt worden. Fünf Personen, die solche angeschlagen hatten, wurden, „W. T. B.“ zufolge, verhaftet, ebenso zwei Personen, die bei der Abfahrt der Rekruten vom Nordbahnhofe Schmährufe auf die Armee ausbrachten. Gegen mehrere Unterzeichner eines antimilitärischen Aufrufs ist die strafrecht⸗ liche Untersuchung wegen Aufreizung zu Mord un nation eingeleitet worden.

Rußland.

Ddie Leiche des Generals Kondraten in St. Petersburg ein.

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ko traf gestern Auf dem Bahnhofe waren, wie „W. T. B.“ meldet, die Großfürsten Wladimir, Peter Nikolajewilsch, Nikolaus Nikolajewitsch, Sergius Nikola⸗ jewitsch und andere Mitglieder der Kaiserlichen A65 ferner die Witwe des Verstorbenen, General Trepomw, eine Anzahl von Offizieren, die in Port Arthur mit⸗ gekämpft haben, hohe Offiziere der Armee und Marine und Vertreter der Zivil⸗ und Militärbehörden von St. Petersburg anwesend. Nachdem Kränze auf den Sarg niedergelegt waren, wurde eine kurze religiöse Trauerfeier abgehalten und darauf der Sarg auf die Lafette einer Kanone gesetzt. Dann setzte sich der Zug nach dem Alexander Newsky⸗Kloster in Be⸗ wegung, geleitet von Gendarmen zu Pferde und Abordnungen der in St. Petersburg garnisonierenden Regimenter und der Militärschulen. Im Kloster wurde die Leiche von dem Metropoliten Antonius und der Geistlichkeit empfangen, die einen feierlichen Gottesdienst abhielten. Nach der Bestattung pries der Metropolit in einer kurzen Ansprache die Verdienste des Toten. Auf dem ganzen Wege, den der Zug nahm, war eine bedeutende Menschenmenge versammelt.

Das Ansuchen des finnländischen Senats um Ein⸗ berufung einer außerordentlichen Landtagssession im Jahre 1905 ist dem „Ritzauschen Bureau“ zufolge vom Kaiser abschlägig beschieden worden. Der Kaiser hat aber dem Ansuchen des Senats seine Zustimmung gegeben, daß die in den Jahren 1906 und 1907 notwendig werdenden Mittel für das Stempelbureau, die Branntweinkon⸗

trolle, das Volksschulwesen, die Amortisation der Staatsschuld und den Kommunikationsfonds im Betrage von 3 366 670

Kaiserliche Gouvernement zu Windhuk in Deutsch⸗Suüdwest⸗

Schiedsgericht zu unterbreiten.

für beide Jahre vorschußweise der Staatskasse entnommen werden und daß der Senat im nächsten Jahre einen Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Rückerstattung des Vorschusses, vorlegt.

Die russische Sprachenverordnung für Finnland

vom Jahre 1900 ist von der russischen Regierung dahin ab:

geändert worden, daß alle Schreiben des Oekonomiedeparte⸗ ments des Senats an Private und Kommunen in finnischer Sprache abgefaßt werden und daß die Schreiben an die amt⸗ lichen Bureaus, die die russische Sprache nicht anwenden, Finnisch oder Schwedisch abgefaßt werden dürfen.

Im Judenviertel zu Warschau kam es am Sonn⸗ abend zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Arbeitern und einer Bande, die die Ermordung eines der Spionage verdächtigen Genossen rächen wollte. Drei Personen wurden getötet, vier schwer verwundet und acht leicht verletzt.

In der Nacht zum Sonntag wurde auf dem Twerskoi⸗ Boulevard in Moskau eine EEö abgehalten. Die Truppen feuerten, wie „W. T. B.“ meldet, blinde Schüsse ab, worauf die Menge mit RNevolver⸗ schüssen antwortete. Den ganzen Tag über zogen Arbeiter durch die Hauptstraßen, doch kam es nur bei einer Bäckerei in der Bäcker warfen vom Dach aus Ziegelsteine auf die Kosaken; diese feuerten. Nachdem die Twerska abgesperrt worden war, wurden 200 Personen verhaftet. Ueber diese Unruhen be⸗ richtet die Zeitung „Russ“ des weiteren: Bei dem Zu⸗ sammenstoß zwischen Bäckern und Kosaken wurden acht Bäcker getötet und zwei verwundet, außerdem wurden ein Schutzmann, ein Revieraufseher und ein Kosak getötet. Viele Polizisten und Privatpersonen sind mehr oder weniger schwer verletzt. Ein vorübergehender Professor namens Chorulski wurde durch einen Nagaikahieb verletzt. Die Haupt⸗ straßen und ⸗Plätze sind durch Polizisten, zwei Regimenter Grenadiere, eine Schwadron Dragoner und acht Sotnien Kosaken besetzt.

In Tiflis wurden gestern nachmittag mehrere Bomben⸗ anschläge gegen Kosaken verübt. Es wurden sofort

Angreifer eröffneten. Allgemeine Panik entstand, zahl⸗

reeiche Personen wurden getötet oder verwundet.

Türkei.

Nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegr.⸗Korr.⸗ Bureaus“ sind am Freitag in Konstantinopel im vornehmsten Klub, dem Cercle d'Orient, bei armenischen Dienern zwei Dynamitbomben gefunden worden. Die Diener wurden verhaftet. In den letzten Tagen sind auch bei einigen armenischen Kaufleuten Haussuchungen vorgenommen, die jedoch scheinbar erfolglos waren. Die Verhaftungen dauern fort. Der österreichisch⸗ ungarische Botschafter Freiherr von Calice überreichte am Sonnabend dem Minister des Aeußern eine von fünf Botschaften und dem französischen Ge⸗ schäftsträger unterzeichnete gemeinsame Note, in der unter

inweis auf die Beschlüsse der Regierungen die Schluß⸗ der letzten Note aufrecht erhalten werden und mitgeteilt wird, daß die Finanzvertreter Befehl erhalten haben, sich sogleich nach Uesküb zu begeben, um dort mit den die in der Note vom 8. Mai vorgesehenen rbeiten zu beginnen.

Schweden und Norwegen.

Debatte eröffnete der Präsident des Sonderausschusses Prebensen, der, wie „W. T. B.“ meldet, ausführte, daß man gewiß in mancher Hinsicht einen anderen Ausgang hätte wünschen können, daß man aber sicher den wahren Interessen des Vaterlandes diene, wenn man das

Twerskaja zu Unruhen. Die

andere Truppenteile aufgeboten, die ein Gewehrfeuer auf die Aegypten ausgedehnt werden.

nicht zusammenführte und wieder lebenswarm machte.

Das norwegische Storthing begann am Sonnabendvormittag punkt der Handlung steht Jakob Binder. Er hat wegen Totschlags

die Beratung über das Karlstader Uebereinkommen. Die

Die Hannoversche vorm. Egestorff hat, wie „W. T. B.“ meldet, heute morgen

ihren Betrieb vollständig eingestellt. Es feiern jetzt rund 2000 Arbeiter (pgl. Nr. 235 d. Bl.). 3

In Bielefeld sind, wie die ⸗Köln. Ztg.“ erfährt, die Möbel⸗ polierer der Bielefelder Maschinenfabrik Dürkopp in den Ausstand getreten, weil eine von ihnen geforderte Lohnerhöhung ab⸗ gelehnt worden ist. u 3

In der Dunlop⸗Pneumatikreifenfabrik in Hanau ist, nach demselben Blatte, ein Ausstand ausgebrochen, weil angeblich Arbeiter gemaßregelt wurden.

Der Ausstand des Personals der Schiffahrtsgesellschaft „La Veloce“ in Genua ist, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, beendet, nachdem die Wünsche der Streikenden erfüllt worden sind (vgl. Nr. 237 d. Bl.).

Verkehrsanstalten.

Vom 15. Oktober d. J. ab sind im Verkehr mit den Post⸗ anstalten Anecho und Lome (Schutzgebiet Togo) Briefe und Kästchen mit Wertangabe bis jum Betrage von 8000 zu⸗ gelassen. Die Wertbriefe unterliegen dem Porto und der festen Gebühr für Einschreibbriefe von gleichem Gewichte, die Wertkästchen einer Gebühr von 1 60 ₰; außerdem wird für beide Gattungen von Sendungen eine Versicherungsgebühr von 16 für je 240 der Wertangabe erhoben. 88

Vom gleichen Zeitpunkt ab ist auch bei Postpaketen bis 5 kg und bei Postfrachtstücken von mehr als 5 bis 10 kg im Ver⸗ kehr mit Togo Wertangabe bis zum Betrage von 8000 zu⸗ gelassen. Außer dem bisherigen Porto wird für Postpakete eine Ver⸗ sicherungsgebühr von 16 für je 240 ℳ, für Postfrachtstücke neben der inneren deutschen Versicherungsgebühr eine solche von 12 für je 240 der Wertangabe erhoben.

Sämtliche Wertsendungen können mit Nachnahme bis zum Be⸗ trage von 800 belastet werden.

Ueber die näheren Versendungsbedingungen erteilen die Post⸗ anstalten Auskunft.

Der zur Zeit zwischen Constantza, Konstantinopel, Smyrna und Piräus bestehende Dienst der rumänischen Schnellpostdampfer wird von Oktober nächsten Jahres ab bis . Die neue Linie, deren Passagier⸗ dienst unter Mitwirkung des Norddeutschen Lloyd in Bremen eingerichtet werden wird, wird, wie „W. T. B.“ meldet, die Verbindung zwischen Berlin und Aegypten auf 4 ½ Tage abkürzen und gleichzeitig eine neue schnelle Anschluß⸗ verbindung zwischen Zentraleuropa und den Reichspostdampfer⸗ linien des Norddeutschen Lloyd nach Ostasien und Australien über Port Said herstellen. Der Norddeutsche Lloyd übernimmt die ge⸗ samte Vertretung der rumänischen Postdampferlinie außerhalb Rumäniens. Die Verhandlungen zwischen der rumänischen Regierung und dem Norddeutschen Lloyd sind bereits abgeschlossen

Lessingtheater.

Hermann Sudermann ist am Sonnabend nach zweijähriger Pause an der Stätte seiner ersten Triumphe mit einem neuen vier⸗

aktigen Schauspiel vor das Publikum getreten. Er hat es „Stein

unter Steinen“ genannt: die Herzen der beiden Hauptpersonen drohen unter dem Druck eines harten Geschickes zu Stein zu er⸗ starren, zu hartem Stein, wie er sie täglich auf dem Steinmetz⸗ hof umgibt, wo sie ihr Leben führen, wenn die Liebe sie Im Mittel⸗

im Zuchthaus gesessen; bei dem gutmütigen Steinmetzmeister hat er Aufnahme und Arbeit gefunden, und bereits beginnen sich ihm seine Mitarbeiter, die ihm anfangs argwöhnisch aus dem Wege gegangen sind, zu nähern. Da kommt durch die Ungeschicklichkeit eines Kriminal⸗

bramten Biegers Vorleben an den Tag alle Kameraden ziehen sich

vorgeschlagene Uebereinkommen annehme. Der Wortführer der Minderheit

Konow verteidigte deren Standpunkt; er sagte: „Würden die Be⸗ festigungen niedergelegt werden, so könnte Schweden seine Armee zur Entwickelung bringen, ts unt, n Wir hofften, daß wir unsere volle Selbständigkeit erreichen würden. Durch das Uebereinkommen ist diese aber so beschnitten, daß wir

während wir nichts unternehmen könnten. 1 Lore ist im Elend.

lieber die Union behalten, als auf diese Bedingungen eingehen.“ Der

Staatsminister Michelsen führte aus, daß er Konow nicht so ausführlich antworten könne, wie er wünsche. Der Lorbeer der schwedischen Chauvinisten habe die norwegischen Chauvinisten nicht schlafen lassen. Die norwegische Politik sei darauf ausgegangen, diesen Chauvinismus niederzuschlagen. Ganz Norwegen sei den schwedischen Liberalen dankbar, weil sie den Chauvinismus in diesem Lande be⸗ kämpften. „Alle Mächte,“ fuhr der Staatsminister fort, „rieten uns, Urteil

die Regierung hin. Ein ungarteiisches

von dem Unglücklichen zurück, nur Lore, die Tochter des Kantinen⸗ wirts, ergreift für ihn Partei. Schon will der Verfemte die endlich gefundene Arbeitsstätte verlassen und wieder hinaus in das Elend ziehen, als sich die Herzen beider begegnen, denn auch Vor der Brutalität ihrer Verführer findet sie bei Binder Schutz, und nachdem dieser einem Mordanschlag seines Rivalen glücklich entgangen ist, kommt für die beiden Vielgeprüften alles zu gutem Ende. Sudermann hat, mehr als in seinen früheren

Dramen, bversucht, diesen etwas sentimentalen Stoff zu verinnerlichen.

Bei der Gestalt des

Frage der Grenzbefestigungen ist schwierig, da diese Frage vor

ganz kurzer Zeit noch eine Parteifrage war. 1j ständigen hat sich nur der Generalstabschef für die Beibehaltung der

festigungen ausgesprochen, alle anderen waren der Meinung, daß ihre Beibehaltung nicht eine Frage vitaler Art bilde.“ Im weiteren Verlaufe der Debatte richtete Castberg sehr scharfe Angriffe gegen Staatsminister Michelsen. Er warf ihm vor, daß er sich zu nach⸗ Geschäftsstandpunkt aus ansehe. Der Generalkriegskommissar Bratlie

Festungswerke.

In der Nachmittagssitzung schlug der Pastor Eriksen

Sozialist r, die Frage der Berechtigung der schwedischen Be⸗- er verdanke (e be Sch Fe. Beassermann stürmisch vor die Rampe.

dingungen dem Haager Schiedzgerichtshof vorzulegen. Der Minister des Aeußern Lövland sprach gegen diesen Vorschlag. An der Debatte beteiligten sich ferner der Verteidigunsminister Olsson und der Staatsrat Arctander.

geschlossen und auf heute vormittag vertagt.

2 Asien. 14“ Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus

EE111114“

Unter den Sachver⸗ 1 ch wollten Eindruck und verfehlen

1.“ ee Walküre“, erster Tag des Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“,

und pivchologisch unklar und verworren bleibt. am Sonnabend

sichtig geteigt habe und daß er die nationale Ehre des Landes vom dieser in erster Linie auf Rechnung der

erst unser Verhältnis zu Schweden zu regeln, und darauf arbeitet und grob gezeichnet.

über die

ehemaligen Zuchthäuslers Binder ist ihm eine tiefer angelegte Charakteristik, namentlich in den ersten Akten, auch gelungen. Alle übrigen Figuren sind aber Typen mit einzelnen gut beobachteten Zügen, aber ohne individuelles Gepräge, geblieben. Dabei ist in dem Stück keine rechte Abtönung, alles ist aufdringlich Die Theatertechnik galt bisher als Suder⸗ manns Hauptstärke; in diesem Stück hat er ihre Beherrschung aber nicht gezeigt. Zwar fehlt es nicht an allerlei wirksamen Coups, an Effekten und sogenannten guten Aktschlüssen, aber sie machen einen ge⸗ so ihre tiefere Wirkung. Dazu kommt, daß die Exposition breit und schleppend, der Schluß mit seinem an Hintertreppenromane gemahnenden Endcoup dagegen übereilt ist Wenn das Stück lebhaften Beifall fand, so ist ausgezeichneten Wieder⸗ Emanuel Reicher,

einen recht

gabe zu setzen: Else Lehmann, Oskar Sauer,

bekämpfte die Ansicht der Minderheit, betreffend die Bedeutung der Rudolf Rittner und Albert Bassermann gaben ihr Bestes, und mit

einem solchen Ensemble läßt sich vieles retten. Das Publikum gab

auch in unzweideutiger Weise zu erkennen, wem es den Genuß des

Tokio ist der nach Nikolajewsk bestimmte deutsche Dampfer

„Carl“ beschlagnahmt worden. Afrika.

Der „Standard“ meldet aus Tanger unter dem gestrigen Datum: Der Sultan hat den Oberbefehlshaber seiner Truppen angewiesen, sich Raisuli zur Verfügung

u stellen, falls dieser Unterstützung in der Unterwerfung er Kabylen, die gegen ihn aufständig sind, brauchen sollte. Raisuli hat fünfzig Mann vom Stamme der Beni Msuar

fangen genommen und in Fesseln nach Fez geschickt.

Statistik und Volkswirtschaft. Zur Arbeiterbewegung.

christliche Textilarbeiterorganisation und der Textil⸗ arbeitgeberverband, die für die Aachener Textilindustrie

Abends zu verdanken glaubte. Es rief nicht Sudermann, sondern

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Dienstag, „Die Ge unternahm Seine Majestät 2. Ausstellung. Vom Krrystallpalast begab er sich gegen 1 Uhr nach dem neuen Rathaus.

Im Chor r des Festaus es en durch die prächtigen Haupttreppen in die festlich geschmückte Wandel⸗

von R. Wagner in der neuen Einstudierung zum ersten Male wieder⸗ holt. Die Herren Grüning, Bachmann, Mödlinger, die Damen Plaichinger, Hiedler, Goetze stnd Träger der Hauptrollen.

der Walküren sind die Damen Destinn, Herzog, von Scheele⸗Müller, Rothauser u. A. beschäftigt. (Anfang 7 Uhr.)

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen und am

Mittwoch „Der Schwur der Treue“ wiederholt. 8

Im Berliner Zweigverein der Deutschen Meteoro⸗ logischen Gesellschaft spricht morgen, Abends 7 ½ Uhr, im

Sitzungssaale des Königlichen Statistischen Bureaus (Lindenstraße 28)

4. Okrober seinen ersten

brennenden Fragen des Doppelstuhls und allgemeinen Lohntarifs einem

1““ 1“ u““

Dr. E. Leß über „die Vorausbestimmung des Regens“.

örderung der Kunst veranstaltete am athausabend, „Die Faktoren des

Der Verein zur

Erich Schlaikjer über

und Handwerks hervorgegangen sei, wie dann die veränderte Anschauung 5 Gründerjahre die altväterische Moral und die künstlerische Gewissen⸗ aftigkeit verdrängte, nur nach Unterhaltung strebte und die Aus⸗

1““ 8 8 .“

Maschinenbau⸗Aktiengesellschaft

als Stätte und zum Schu t der Stadtverordnetenvorsteher Dr. Junck eine Ansprache, in der er im Namen der Stadt das schöne Haus begrüßte, das als Herz Leipzigs reines, frisches Blut in alle Adern der Stadt strömen lassen möge. an dem der Schriftsteller Berliner Theaterlebens“ sprach. Er wies zunächst darauf hin, wie die salte Berliner Posse mit ihrer Verherrlichung des Bürgertums aus dem Geist damaliger Zeit, aus dem beharrlichen Bürgerstolz der Berliner,

Wie die „Aachener Allgemeine Zeitung“ mitteilt, beschlossen die

aus dem noch naiven Zustand der Industrie und der Blüte des Mittelstands Wald der erste

Anblick einer herrlichen Winterlandschaft.

stattungsposse schuf. Auf die großen industriellen Unternehmungen sei dann eine Zeit der Rückschläge gefolgt; die Arbeiterbewegung griff um sich, die soziale Frage wurde brennend, und es kam eine Periode des Unbehagens und kritischer Tendenzen. mus geboren worden, der eine Weile die Bühne fast völlig beherrschte. Die dann plötzlich aufsprießende „Ueberbrettelei“ sei ein Beweis des Bedürfnisses nach Erweiterung der im Naturalismus eingeengten Kunstbetätigung gewesen, gleichzeitig der Ausdruck der Verzweiflung über das nicht erschienene große Drama, ein Versuch ferner, das Theater zu reorganisieren. Im unmittelbaren Anschluß an das „Ueberbrettl“ entstand in diesem letzteren Sinne die Reinhardtbühne. So seien es, folgerte der Redner, nicht einzelne Männer, die das Theater gestalten, vielmehr dieses folgte nur den Zeitläuften und nutzte die Konjunkturen aus. Dem Vortrag fügte Schlaikjer eine Vorlesung aus eigenen Dichtungen an, von denen besonders die Skizze „Mein Freund Niels“, als ergreifend in der Unmittelbarkeit der knappen, lebensvollen

Schilderung, hervorgehoben sei.

Die Reihe der vom Verein junger Kaufleute von Berlin veranstalteten wissenschaftlichen Vorträge eröffnet am 16. Oktober Dr. phil. Gustav Manz. Er spricht über das Thema: „Die Brüder Hauptmann“. (Unbekanntes und zum Teil Ungedrucktes von Gerhard und Karl Hauptmann.) Hieran reihen sich die Vor⸗ träge der Herren Geheimer Medizinalrat, Professor Dr. med. Martin Kirchner, Stadtrat, Professor Dr. phil. J. Jastrow, Medizinalrat Dr. med. A. Leppmann, Geheimer Justizrat Dr. Rießer, Chef⸗ redakteur Adolf Damaschke, Lic. Dr. phil. Paul Schubring, Dr. Leopold Hirschberg, Professor Dr. Adolf Harnack, Oberst a. D. Gädke, Professor Dr. Max Friedländer, Dr. Friedrich Nau⸗ mann, Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. Erich Schmidt, Rechtsanwalt Arthur Schindler, Bürgermeister Dr. Reicke, Marcell Salzer, Gerichtschemiker Dr. Paul Jeserich, Geheimer Hofrat, Generalkonsul Ernst von Hesse⸗Wartegg aus Luzern, Professor Dr. Schmid aus Aachen, sowie eine Sonder⸗Vereinsvorstellung im „Urania“⸗Theater. Der Verein, der nunmehr auf ein sechsundsechzig⸗ jähriges Bestehen zurückblickt, zählt über 5000 Mitglieder.

Cöln, 7. Oktober. (W. T. B.) Die „Kölnische Volkszeitung“ berichtet aus Gummersbach: Bei Ründeroth überfuhr ein Güterzug den Wohnungswagen einer Kunstreitergesell⸗ schaft. Der Wagen wurde zertrümmert, ein Kind durch den um⸗ stürzenden Ofen verbrannt, ein Mädchen schwer, die übrigen Insassen leichter verletzt. Außerdem wurden zwei Ponies getötet.

Aachen, 9. Oktober. (W. T. B.) Bei dem gestrigen Fest⸗ mahl aus Anlaß des goldenen Jubelfestes der katholischen Kongregation jüngerer Herren besserer Stände brachte der Erzbischof, Kardinal Fischer⸗Cöln einen Trinkspruch auf Seine Majestät den Kaiser aus. Er erinnerte an Karl den Großen, den Gründer des ersten deutschen Kaiserreichs, und führte dann aus, daß nach dem Untergang des alten deutschen Reichs der alte Barbarossa wieder in den Mitgliedern des erhabenen Hauses der Hohenzollern erwacht sei. Das neue Reich sei anders geartet als das alte, es sei ein der neuen Zeit entsprechendes Kaisertum, dem alle zujubelten, die ein Herz für Deutschlands Größe und Herrlichkeit hätten, auch die deutschen Katholiken. Er erinnerte dann an die bekannte Aachener Kaiserrede und nannte Kaiser Wilhelm II. einen wahrhaft herrlichen Kaiser, dem alle von Herzen

zujubelten.

Harburg a. d. Elbe, 7. Oktober. (W. T. B.) Das Harburg⸗Wiener Gummiwarenfabrik ausgebrochene Feuer (vergl. 237 d. Bl.) kam um 6 Uhr früh zum Stillstand. Es war nicht, wie zuerst gemeldet, in der Ballabteilung, sondern in dem Trockenraum ausgebrochen. Das alte Hauptgebäude mit der Schuhabteilung ist vernichtet worden, ebenso die Pneumatik⸗ abteilung. Die Ballabteilung und die Abteilung für technische Artikel sind erhalten worden. Das Feuer ist, wie die Direktion mit⸗ teilt, vermutlich durch Kurzschluß entstanden. Etwa 1000 Arbeiter und Ar⸗ beiterinnen sind durch den Brand beschäftigungslos geworden, die Männer sollen jedoch möglichst bei den Aufräumungsarbeiten verwendet werden, während die weiblichen Arbeiter in anderen Werkstätten untergebracht werden sollen. Ueberdies hbofft die Leitung, die Fahrradreifenfabrik in einem Zeitraum von 6—8 Wochen wieder in vollem Umfange in Betrieb zu setzen. Die Fabrik für Gummischuhe wird aber in vollem Umfange nicht vor Anfang nächsten Jahres in Gang kommen können. Die Fabrikation sämtlicher anderer und chirurgischer Artikel sowiz von Bällen, Ballons und Gummischuhen erleidet keinerlei Störung. Durch das Eingreifen der Werke in Wien und Hannover wird die Fabrik in die Lage gesetzt, die Aufträge in Gummi⸗ schuhen und Fahrradreifen nach Möglichkeit zu erledigen. Der Schaden, der aber durch Versicherung gedeckt ist, dürfte etwa 2 Millionen Mark betragen.

Leipzig, 7. Oktober. (W. T. B.) Der feierlichen Ein⸗ weihung des neuen Rathauses ging heute vormittag die Schlüsselübergabe seitens des bauleitenden Architekten, Baurats Professors Licht, und die Eröffnung des Hauses mit einer An⸗ sprache des Oberbürgermeisters Dr. Tröndlin voraus. Von auswärtigen sächsischen Städten hatten Dresden, Chemnitz und Plauen ihre Oberbürgermeister und Stadtverordnetenvorsteher ent⸗ sandt, außerdem waren viele Vereine, Gewerke und Innungen vertreten. Der Kreishauptmann Dr. von Ehrenstein gab den Glückwünschen der sächsischen Staatsregierung beredten Ausdruck. Er feierte Leipzig als eine Stadt der Arbeit und von reichem geistigen Leben, gedachte der Fürsorge, die die sächsischen Fürsten von jeher der Stadt Leipzig gewidmet haben, und schloß mit einem Hoch auf Seine Majestät den König Friedrich August.

Mittags 12 Uhr traf Seine Majestät der König Friedrich August in Begleitung der Staatsminister von Metzsch, Dr. von Seydewitz und Dr. Otto und des Generals der Infanterie Freiherrn von Hausen auf dem Dresdener Bahnhofe ein, von wo sich Seine Majestät zunächst nach dem Krvystallpalast zur Besichtigung der Motorfahrzeugausstellung begab. Nach Bewillkommnung des Königs durch den Generalsekretär und Leiter der Ausstellung einen längeren Rundgang durch die

An dem Haupteingang wurde er vom Ober⸗ bürgermeister und den Mitgliedern des Festausschusses empfangen und

halle geleitet, wo ihn Fanfaren und ein dreifaches Hoch empfingen. Nach dem Gesange der Thomaner hielt der Ober⸗ bürgermeister Dr. Tröndlin die Festrede, in der er die Vor⸗ geschichte des Rathausneubaues schilderte. Das neue Rathaus, führte der Redner aus, sei auf dem Platze errichtet worden, auf dem 350 Jahre lang die alte Pleißenburg gestanden; diese und das alte Rat⸗ haus, fast gleichzeitig erbaut, seien die Hauptgebäude in Leipzig ge⸗

wesen; nun sei in dem neuen Rathause den verschwundenen 9

mächtigen Bau der Pleißenburg erstanden. „Möge das Haus“, so schloß der Redner, „Jahrhunderte hindurch dauern als Burg des Friedens, treuer gesegneter Arbeit.“ Sodann hielt

Nach Schluß des Weiheakts folgte die Besichtigung des Baues durch Seine Majestät den König und die Herren des Gefolges, an die sich unmittelbar das Festmahl anschloß.

Ruhla, 7. Oktober. (W. T. B.) Heute fiel im Thüringer Schnee. Der Inselsberg bot Mittags den Um 2 Uhr lag der Schnee am Dreiherrenberge noch 2 Zentimeter hoch. . 8

Aus ihr sei der Naturalis⸗ 8

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