1905 / 240 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Oct 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Preußen. Berlin, 11. Oktober.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für ZJustiz⸗ wesen, für Handel und Verkehr und für das Seewesen hielten

heute eine Sitzung.

Vom 10. bis 11. Oktober Mittags ist im preußischen Staat keine choleraverdächtige Erkrankung und kein Todesfall an Cholera, sondern nur 1 Bazillenträger auf Rittergut Stolpe, Kreis Niederbarnim, neu gemeldet worden. Letzterer, ein ungarischer Feldarbeiter, stand bereits unter Beobachtung. Die vr der Cholerafälle beträgt bis jetzt 274, von denen 90 68s endigten.

Im Monat August d. J. sind auf deutschen Eisen⸗ bahnen ausschließlich der bayerischen und der Bahnen mit weniger als 50 km Betriebslänge 13 Entgleisungen auf freier Bahn (davon 9 bei Peeen) 13 Entgleisungen in Stationen (davon 6 bei Personenzügen), 4 Zusammen⸗ stöße auf freier Bahn (davon einer zwischen zwei Schnell⸗ zügen), 12 Zusammenstöße in Stationen (davon einer zwischen einem Personen⸗ und einem Gütreraagc) vorgekommen. Dabei wurden 10 Reisende und 6 Bahnbedienstete getötet, 20 Reisende d 10 Bahnbedienstete verletzt

““

Der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika Charlemagne Tower hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Erste Botschaftssekretär H. Percival Dodge die Geschäfte der Botschaft.

Der Königlich dänische Gesandte von Hegermann⸗ Lindencrone hat Berlin verlassen. Während seiner Ab⸗ wesenheit führt der Legationssekretär Graf von Brocken⸗ huus⸗Schack die Geschäfte der Gesandtschaft.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrat, Wirklicher Ge⸗ heimer Rat, Unterstaatssekretär im Ministerium für Elsaß⸗ Lothringen von Schraut, Königlich sächsischer Finanzminister Dr. Rüger, Königlich sächsischer Ministerialdirektor Dr. Schroeder, Königlich sächsischer Geheimer Finanzrat von Sichart, Königlich württembergischer Staatsminister der Finanzen Dr. von Zeyer, Großherzoglich badischer Präsident des Finanzministeriums Becker, Großherzoglich sächsischer Staatsminister Dr. Rothe, Großherzoglich mecklenburgischer Oberzolldirektor Lorentz, Herzoglich sachsen⸗meiningenscher Staatsminister von Ziller, Fürstlich schwarzburg⸗rudol⸗ städtischer Staatsminister Freiherr von der Recke und Fürst⸗ lich lippischer Staatsminister Gevekot sind von Berlin abgereist.

1“

Laut Meldung des „W. T. B.“ hat der Transport der vom Kreuzergeschwader abgelösten Offiziere und Mannschaften mit dem Reichspostdampfer „Bayern“ am 5. Oktober von Tsingtau aus die Heimreise angetreten, ist am 9. Oktober in Hongkong eingetroffen und setzt heute die Reise nach Singapur fort.

S. M. S. „Luchs“ ist gestern in Futschau eingetroffen und geht am 14. Oktober von dort nach Amoy in See.

dire Besatzung S. M. S. „Möwe“ wird nach der Außerdienststellung des Schiffs am 2. November Tsingtau verlassen und am 4. November auf dem Reichspostdampfer „Prinzeß Alice“ von Schanghai die Heimreise antreten. Die Ankunft in Hamburg ist am 19. Dezember zu erwarten.

8

5 Glücksburg, 11. Oktober. Gestern, am Vorabend der Vermählung Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs Karl Eduard von Sachsen⸗Coburg und otha mit Ihrer Hoheit der Prinzessin Viktoria Adelheid zu Schleswig⸗Holstein⸗Sonderburg⸗Glücks⸗ burg, fand im hiesigen Schlosse eine Abendgesellschaft statt, zu der die Kaiserlichen und Königlichen Majestäten und alle aus Anlaß der Vermählungsfeier in Glücksburg anwesenden Fürstlichkeiten mit Gefolge erschienen waren. Einladungen waren ferner an Mitglieder der Gesellschaft aus der Provinz, an das Offizierkorps des Regiments Königin in Flensburg⸗Sonderburg, an den Oberpräsidenten Freiherrn von Wilmowski und an die Spitzen der Behörden mit ihren Damen ergangen. Vorher fand ein Empfang von Abordnungen statt. Am Abend brachte, „W. T. B.“ zufolge, die Bürgerschaft von Glücksburg dem erlauchten Brautpaar und den Kaiser⸗ lichen Majestäten einen Fackelzug dar. Der Bürgermeister von Glücksburg Bunzen hielt eine Ansprache, in der er zunächst der Vermählung der ältesten Tochter „unserer Schloßherrschaft“ gedachte und den Dank der Stadt für das Erscheinen des Kaiserpaares aussprach; der Bürgermeister schloß mit einem Hoch auf die Kaiserlichen Majestäten und das hohe Brautpaar. Heute vormittag fand die standesamtliche Eheschließung Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs Karl Eduard von Sachsen⸗Coburg und Gotha und Ihrer Hoheit der Prinzessin Viktoria Adelheid zu Holstein⸗Glücksburg im Herzoglichen Schlosse statt. Sie wurde vollzogen von dem oldenburgischen Staats⸗ und Hausminister von Willich. Die Ehepakten hatte Minister von Willich gemeinsam mit dem coburgischen Staats⸗ minister Richter unter Hinzuziehung des coburgischen Ober⸗ hofmarschalls von Rüxleben festgestellt. Die „Hohenzollern“ und die anderen Kriegsschiffe hatten Flaggengala angelegt. Vom Strande nach dem Schlosse bildeten die Kriegervereine des Kreises Glücksburg mit ihren Fahnen Spalier. Ene große Menge Schaulustiger von Flensburg und Umgebung hatte sich --- ℳ. 8—1 Deutsche Kolonien.

Aus Windhuk in Deutsch⸗Südwestafrika wird dem „W. T. B.“ zufolge gemeldet, daß am 5. Oktober auf Pa⸗ trouille bei Pers sp der Reiter Franz Jäger, geboren am 23. Juli 1881 zu Memel, früher im Grenadierregiment Nr. 1, gefallen ist (Bein⸗ und Bauchschuß). 8

Ein Telegramm aus Daressalam in Deutsch⸗Ostafrika berichtet, daß am 8. Oktober im Gefecht bei Kibata der Sergeant Josef Schober, gehoren am 20. Dezember 1875 zu Leibelbach, früher im Königlich bayerischen Infanterieleibregi⸗ ment gefallen ist.

S8S8.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der böhmische gasdte gestern in Prag wieder er⸗ öffnet. Nach Erledigung der Tagesordnung wurde die Sitzung ohne jeden een geschlossen. Vor Beginn der Sitzung veranstalteten, „W. .“ zufolge, die Sozialdemokraten eine Kundgebung für das allgemeine und gleiche Wahlrecht, an der sich etwa 50 000 Arbeiter beteiligten. Die meisten Fabriken feierten. Die Manifestanten begaben sich in langem Zuge zum Oberst⸗ e⸗ sowie zum Statthalter, denen eine Abordnung den Einspruch gegen die beabsichtigee Wahlordnung für den böhmischen Landtag und das riensystem überreichte. Die beiden Beamten erwiderten, einer so wichtigen Frage volle Aufmerksamkeit geschenkt werde, und daß die Bestrebungen zur Er⸗ weiterung des Wahlrechts mit dem gebotenen Interesse verfolgt würden. Hierauf löste sich der Zug in voller Ruhe auf; der Verkehr, der unterbrochen worden war, wurde wieder aufgenommen, und die Läden, die geschlossen hatten, wurden wieder geöffnet.

Der gestrigen Sitzung des ungarischen Abgeordnetenhauses wohnte, wie „W. T. B.“ aus Budapest gemeldet wird, kein Mitglied des Kabinetts bei. Beim Beginn der Sitzung verlas der Präsident Justh das bereits gestern inhaltlich mitgeteilte Königliche Hand⸗ schreiben, in dem die Vertagung des Hauses ausgesprochen wird. Unter lauter Unruhe nahm dann der Abg. Graf Andrassy das Wort: „Ich will, erklärte er, zuerst das seltsame Vorgehen der Minister geißeln, die gegen das Herkommen nicht im Abgeordnetenhause erschienen sind. (Zwischenruf: Weil sie Feiglinge sind.) Es ist nicht aus Feigheit, sie besitzen viel mehr Mut, als gut ist; ich beneide sie aller⸗ dings um diesen Mut nicht. Die Regierung hat dem Abgeordneten⸗ hause gegenüber Geringschätzung an den Tag gelegt, die Regierung hat nunmehr vollständig die Basis des Gesetzes verlassen, uns bleibt nichts übrig, als zu protestieren. Wir werden uns zu keiner Gewalttätigkeit hinreißen lassen; wenn die Regierung darauf gerechnet hat, daß die erhi Gefühle sich in Luft machen werden, so sie e⸗ täuscht. Wer Recht und Gesetz auf seiner Seite hat, der nicht nötig, sich in lärmenden Kundgebungen zu ergehen. Der Protest gegen die Vertagung ist notwendig, weil niemand weiß, was der morgige Tag bringt. Vielleicht wird der letzte Aufzug dieser Tragi⸗ komödie die Auflösung des Abgeordnetenhauses sein. Man wird das Volk befragen; jedoch wenn es sein Urteil abgegeben hat, wird man seine Stimme mißachten, wie bisher.“ Graf Andrassy verlas hierauf einen umfangreichen Protest, in dem darauf hingewiesen wird, daß der Programmpunkt, die nationale Idee in der Armee zur Geltung zu bringen, bei den Wahlen den Sieg errungen habe; nach dem errungenen Siege sei es unmöglich gewesen, diesem

rogramm untreu zu werden. Man habe die persönliche An⸗ icht des Königs dem Willen der Nation gegenübergestellt; eine riesige Verantwortung belaste diejenigen, die diese Politik vollstrecken; dadurch sei die Kabinettskrise zur Verfassungskrise eworden. Die Lage werde dadurch charakterisiert, daß einer⸗ seits die Mehrheit unter den vorgeschriebenen Bedingungen die Regierung nicht übernehmen könne, anderseits die Regierung es nicht wage, an die Nation zu appellieren. Nach dem Grafen Andrassy, dessen Ausführungen mit großem Beifall aufgenommen wurden, ergriff der Abg. Graf Tisza das Wort und führte aus, er könne an der Diskussion nicht teilghmen, da nach seiner Auffassung nach der Verlesung Verkagungsorder keine Debatte zulässig sei. Man könne sich auf den Protest Franz Deaks aus dem 82 1866 als Präzedenzfall nicht berufen, esetzgebung geändert worden sei. Seit 1867 befolge das Abgeordnetenhaus die von ihm (Redner) befürwortete Praxis. Graf Tisza und seine Anhänger verließen darauf unter höhnischen Zurufen der übrigen Abgeordneten den Saal. Der Sozialist Mezöfi bean⸗ tragte, das Königliche Handschreiben nicht zur Kenntnis zu nehmen und die Beratung fortzusetzen. Der Abg. Graf Apponyi bekämpfte die Ausführungen des Grafen Tisza. Man würde an der Vertagung mitschuldig sein, falls man das Königliche Handschreiben stillschweigend ohne Protest zur Kenntnis nähme. Hierauf wurde der Beschlußantrag Andrassy fast einstimmig angenommen.

In der gestrigen Sitzung des ungarischen Magnatenhauses wurde nach mehrstündiger Debatte ein von dem Baron Pronays eingebrachter Beschlußantrag, durch den gegen die wiederholte Vertagung des Reichstags energisch Einspruch erhoben wird, mit 50 gegen 42 Stimmen abgelehnt und ein milderer Antrag Beoethys einstimmig angenommen, in dem über die wiederholte Ver⸗ tagung das Bedauern ausgedrückt und die Hoffnung auf eine friedliche Lösung der Krise ausgesprochen wird.

11“ Frankreich. er armeefeindlichen T Leiter der Arbeitsbörse beauftragte, „W. T. B.“ zufolge, der Seinepräfekt eine Kommission mit der Untersuchung der Zustände an der Arbeitsbörse. Es heißt, daß diese Kom⸗ mission den Antrag gestellt habe, den Allgemeinen Arbeiter⸗ verband, der im Mittelpunkt der antimilitaristischen Agitation steht, sofort von der Arbeitsbörse auszuschließen und auch die Redaktion des armeefeindlichen Blattes „Voix du Peuple“ aus den Räumen der Arbeitsbörse zu entfernen. Der Ministerrat werde einen darauf bezüglichen Beschluß fassen.

Wie die „St. Petersburger Telegraphen⸗Ag Moskau meldet, waren gestern abend in den meisten Werk⸗ stätten und Fabriken die Arbeiter ausständig. Die Beamten der elektrischen Straßenbahnen verharren im Aus⸗ stand, der auch die zweite Straßenbahngesellschaft zu bedrohen scheint. Die Arbeiter im Stadtviertel jenseits der Moskwa sind unter sich über den Ausstand uneinig, den die einen wollen, die andern nicht. Die Ausständigen kamen in Menge, um sie zu zwingen, die Arbeit niederzulegen. Die Polizei zerstreute sie. Die Ingenieure der Stadtverwaltung aßten eine neue Erklärung ab, in der sie verlangen, daß eine ofortige Untersuchung der Forderungen der Arbeiter und eren rasche Erledigung vorgenommen, sowie daß keine Ver⸗ gewaltigung ausgeübt werde, noch daß Arbeiter wegen des

usstandes entlassen würden.

Schweden und Norwegen.

Beide Kammern des schwedischen Reichstages hielten gestern etrennte Sitzungen ab. Der Artillerieoberst Munthe hielt in iden Kammern einen Vortrag über die Bedeutung der neutralen

Zone und die Schleifung der FSrr er. 1

Der norwegische Staatsminister Michelsen schloß gestern

z I Vollmacht, die durch Beschluß des Storthings vom 7. Juni der Regierung erteilt ist, die Storthingssession. Der . Egede Nissen stellte, wie „W. T. B.“ aus Christiania meldet, die Anfrage, ob der Staatsminister sich an das dänische Königshaus gewandt habe. Der Storthingspräsident bemerkte, daß der Staats⸗ minister msahe nicht als Chef der Regierung einen solchen Schritt getan habe, und führte dann aus, daß das Storthing in der zu Ende gehenden Tagung bedeutungsvolle, weitreichende Beschlüsse zur

da 1867 die

Wahrung des vollen Rechts Norwegens als souveränen Reiches g2- e müssen. Die neue Session des Storthings be⸗ ginnt heute.

Dänemark.

Bei der gest Budgetberatung im Folkething führte der

. Anders Nielsen aus, der deutsche und der englische Flottenbesuch im vergangenen Sommer dürfe nicht übersehen werden; er habe für Dänemark die Notwendigkeit einer Politik nach außen dargelegt, die unabweislich auf Neutralität ründet sei; er habe ferner gezeigt, daß Deutschland und England auf Freundschaft mit Dänemark großen Wert legen. evor aber ein Freundschaftsverhältnis zwischen Dänemark und Deutschland in rechter Weise sich ausbilden könne, müsse eine Aenderung in der Politik in 45 erfolgen und die Optantenfrage gelöst werden. Im dänischen Volke würde es mit Freude begrüßt werden, wenn es sich zeigte, daß die wachsende Freundschaft zwischen Däne⸗ mark und Deutschland Aussicht auf eine zufriedenstellende Lösung dieser Fragen böte. Der Minister des Auswärtigen Graf Raben⸗Levetzau erklärte, in den Dänemark an⸗ grenienden Ländern hätten sich in diesem Jahre Ereignisse von großer politischer Tragweite abgespielt und hätten auch der dänischen Regierung Anlaß zu ernsten Erwägungen gegeben. Das Bestreben der Regierung sei immer darauf ausgegangen, an den guten Be⸗ ziehungen zu anderen Staaten festzuhalten; er wolle hoffen, daß dies gelungen sei, und er glaube im besonderen aussprechen zu können, daß das Verhältnis Dänemarks zu seinem südlichen Nachbarn sich gebessert habe; er hoffe und wünsche, daß dieses gute Verhältnis bald gute Früchte tragen werde.

Afrika.

Wie die „Kölnische Zeitung“ aus Tanger meldet, fährt Raisuli mit Unterstützung von Truppen des Sultans fort, Ordnung in der Umgegend von Tanger zu schaffen und Uebeltäter der Strafe zuzuführen. Man hoffe, daß dieses energische Vorgehen die besten Folgen haben werd

Nr. 40 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 4. Oktober 1905 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und h. der Volkskrankheiten. Sterbefälle im August. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Cholera. Gesetzgebung usw. (Preußen.) Wasserversorgung. Aerztliche Praktikanten. Assistenten für Universitätsinstitute. Impfanstalten. Pockenerkrankungen. Cholera. (Reg.⸗Bez. Posen) Mineralwasser. (Bayern.) Tuberkulose. (Hamburg.)

runnenordnung. (Schweiz.) Samstagsarbeit. Fabriken. (Niederlande.) olz. (Dänemark.) Künstliche Süßstoffe. (Rußland.) Agglutometer (Bulgarien.) Oeffentliche Gesundheits⸗ pflege. (Schluß.) Tierseuchen im Deutschen Reiche, 1904. Desgl. in Bosnien und der 3ö— 2. Vierteljahr. Zeitweilige Maß⸗ regeln gegen Tierseuchen. (Preuß. Reg.⸗Bezirke Potsdam, Oppeln.) Vermischtes. (Preußen.) nickstarre. (Bayern.) Desgl. (Ver⸗ einigte Staaten von Amerika.) Nahrungsmittelverfälschung. (Connecticut.) Nahrungsmitteluntersuchung, 1903/704. (Deutsches Reich) Erkrarkungen ꝛc. an Cholera. Geschenkliste. Monats⸗ tabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, August. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Grundwasserstand und Bodenwärme in Berlin und München, August. Beilage: Gerichtliche Entscheidungen, betr. den Verkehr mit Nahrungs⸗ mitteln ꝛc. (Milch.)

Nr. 80 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 4. Oktober, hat folgenden Inhalt: Das neue Dienstgebäude für das Kaiserliche

atentamt in Berlin. (Schluß.) Der zehnte internationale Schiff⸗ ahrtskongreß in Mailand. I. Vermischtes: Wettbewerb um Ent⸗ würfe zu einem Rathaus für Wahren bei 1 Wettbewerb um Vorschläge zur Anlage eines Rosengartens in Worms. Patente

ie Ergebnisse der Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau bei chlachtungen im preußischen Staate für das Jahr 1904.

Nach Erlaß des Gesetzes vom 3. Juni 1900, betreffend die Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau, erschien es angezeigt, die infolgedessen erwachsenden reichhaltigen Ausweise statistisch aufzubereiten, um sie in sanitäts⸗ und veterinärpolizeilicher Hinsicht entsprechend zu verwerten. Zu diesem Zwecke beschloß der Bundesrat, die in den Tagebüchern der Beschauer enthaltenen Angaben in doppelter Weise auszunutzen. Zunächst waren, wie schon früher mitgeteilt worden ist, im Deutschen Reiche vom 1. Juli v. J. ab über alle der Schlachtvieh⸗ und Fleisch⸗ beschau unterstellt gewesenen Tiere regelmäßig vierteljährliche Nachweise unter Verwendung eines Postkartenformulars auszufertigen und nach Durchsicht seitens der Kreistierärzte einer Zentralstelle in Preußen dem Königlichen Statistischen Landesamt einzureichen. Letzteres stellt seit Anfang Oktober v. J. die Karten zusammen, übersendet die Ergebnisse dem Kaiserlichen Statistischen Amt und ver⸗ öffentlicht sie jedesmal in der „Statistischen Korrespondenz“.

Außerdem verfügte aber der Bundesrat noch die Lieferung sehr umfangreicher Jahreszusammenstellungen, die sich auf die Zahl der Schlachttiere, an denen die Beschau vorgenommen wurde, auf die Beanstandungen wegen näher bezeichneter Infektions⸗ und Invasions⸗ krankheiten sowie anderer Erkrankungen und Mängel, auf die unschädlich zu beseitigenden einzelnen Körperteile der verschiedenen Gattungen von Schlachttieren sowie auf die gegen die Entscheidungen eingelegten Be⸗ schwerden beziehen. Diese Uebersichten sind getrennt anzufertigen auf Grund zweier von einander etwas abweichender Formulare, von denen das eine (A) zum Gebrauch für die tierärztlichen Beschauer und für Beschauämter, an denen neben Tierärzten auch andere Personen als Beschauer wirken, das zweite (B) zur Benutzung für die nicht als Tierärzte approbierten Beschauer bestimmt ist. In Preußen haben die Beschauer die ausgefüllten Formulare dem zuständigen Kreistierarzt einzusenden, der die Beseitigung etwaiger Mängel in ihnen ver⸗ anlassen soll und sie dann nebst den seinigen an das Königliche Statistische Landesamt weiterreicht. Dieses, mit der Aufbereitung der Ergebnisse für 1904 beauftragt, unterzog alle einzelnen ihm zu⸗ gegangenen Nachweisungen einer sorgfältigen Prüfung, mittels welcher nicht nur die noch immer vorhandenen zahlreichen Fehler und Lücken beseitigt, sondern namentlich auch eine gleichmäßige, zutreffende Auf⸗ fassung verschiedener mißverstandener oder nicht beachteter gesetzlicher Bestimmungen und sonstiger Vorschriften durchgeführt wurde. Es war dies eine höchst mühsame, überaus schwierige Aufgabe, die nicht selten nur vermöge mehrfach wiederholter Rückfragen und Erinnerungen bewältigt werden konnte. Nachdem auf diese Weise die Unterlagen vervollständigt und berichtigt worden waren, wurden die Listen A und B für jeden Kreis getrennt aufbereitet und darauf dem Kaiser⸗ lichen Gesundheitsamte übersandt. Aus ihnen wurden dann die Er⸗ gebnisse für die Regierungsbezirke, die Provinzen und den Staat gewonnen. Endlich wurde für letzteren durch Vereinigung der Ein⸗ träge beider Formulare ein Gesamtergebnis erzielt, das nunmehr vom Königlichen Statistischen Landesamt in umfangreichen Tabellen der „Stat. Korr.“ veröffentlicht worden ist. Die wichtigsten Gesamt⸗ jahlen für den preußischen Staat teilen wir daraus in den folgenden Uebersichten mit; bezüglich der Beanstandungen wegen der verschiedenen

Infektions⸗ und Inyvasionskrankheiten sowie anderen Erkrankungen und Mängel müssen wir auf die Tabellen der „Stat. Korr.“ selbst *

weisen. 3 1

Die Wichtigkeit der vorerwähnten beiden Aufnahmen, von denen die eine die vorläufige, die andere in ihrem ersten Teile die endgültige Zahl der Schlachttiere beschafft, an denen die Beschau vorgenommen wurde, ist einleuchtend und schon vielfach anerkannt worden. Bilden sie doch nicht nur Prüfsteine dafür, ob und wie sich das Fleischbeschaugesetz bewährt hat; sie liefern auch zweifellos willkommene Beiträge zur Erforschung mancher wichtiger Fragen, besonders der Fleischversorgung und gewisser mit der öffentlichen Gesundheitspflege zusammenhäng Verhältnisse. Man wird bei der Voraussetzung nicht fehl gehen, daß mit seltenen Ausnahmen alle vom Tierarzte oder Fleischbeschaue untelfuchten Viehstücke wirklich geschlachtet worden sind. Zur Feststellung des gesamten Fleischverbrauchs wird es daher nur einer Zusammen⸗ rechnung der mit und ohne Vornahme einer Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau geschlachteten Tiere unter Berücksichtigung des aus dem

Ausland eingeführten frischen und zubereiteten Fleisches sowie Fettes bedürfen. Da diese Einfuhr bereits im Zusammenhang mit der amt⸗ lichen Beschau ermittelt wird und die ohne eine solche vorgekommenen Schlachtungen, die ausschließlich dem eigenen Haushalt des Vieh⸗ besitzers sowie seiner Angehörigen dienen, ; der Viehzählun vom 1. Dezember 1904 erboben wurden, sind für den beregten Zwe nunmehr die nötigen Unterlagen im wesentlichen vorhanden.

Wir ergreifen hierbei die Gelegenheit, um noch einen Einwand zu widerlegen. Es ist von einer Seite behauptet worden, daß man durch das Zusammenziehen der Zahlen der genannten drei Er⸗ hebungen einen zu großen Jahresverbrauch erhalke, indem alle auf Lager befindlichen Dauervorräte an Würsten, Schinken, Speck⸗ seiten usw. bei der Berechnung nicht ausgeschieden zu werden ver⸗ moͤchten. Dieses anscheinende Zuviel liegt jedoch in Wirklichkeit nicht vor, weil jene Vorräte, die sich kaum jemals werden erfassen lassen, schon beim Beginn des ersten Jahres bestehend, als ein eiserner Bestand von einem Jahre zum andern für gewöhnlich in gleichem

Umfange fortsetzen.

1) Zahl der Schlachttiere, an denen die Beschau vorgenommen wurde⸗

der Schlachtungen bezw Untersuchungen

Pferde

andere Bullen

Einhufer

8 ind ülber Kühe ** bis

3 Monate alt

Schweine Schafe Ziegen Hande

1) Ordnungsmäßige Schlachtungen 79 360 296 812 271 151 2) Schlachtungen. bei denen eine Beschau der Tiere im lebenden ustande nicht stattgefunden hat SJJco22* 4) Davon sind untersucht durch a. tierärztliche Beschauer und Beschauämter, an denen neben Tierärzten auch andere

onen als Beschauer tätig

b. nichttierärztliche Beschauer

5) Von den untersuchten a. Tieren sind wegen Un⸗ vor der zuständigkeit des nicht⸗ Schlach⸗

tierärztlichen Be⸗ tung

schauers nebenbezeich⸗ b. nete Tiere dem zu⸗ nach der ständigen tierärztlichen Schlach⸗

Beschauer überwiesen“ tung

1 952 81 312

2 238 299 050

258 238 218 016

1 336 1 041

¹) einschließlich von 1602 Schweinen, die lediglich dem Trichinenschauzwange unterlagen und bei der Untersuchung beanstandet wurden. 2) Beanstandungen wegen Krankheiten oder Mängel. *)

Untauglich der ganze Tierkörper II. Untauglich der ganze Tierkörper, ausgenommen Fett . . . III. Untauglich nur die veränderten Teile im übrigen nicht bean⸗ standeter Tiere 1).. IV. Bedingt tauglich ¹) 2) . . . V. Im Nahrungs⸗ und Genuß⸗ wert erheblich herabgesetzt ¹) ³)

488 21

94 218 65 771

2 95122%¾, 1 782 “*7% 21832 242. 2 823 ¼ 8 4162 197662*⁄42 45621 ¼

891 591 368 414 2179 050 8 806 410 1 520 027 157 428 1171

1 3 974 16 222 46 406 3 705 914 6 372 388 2 195 272 ¹)8 852816 1 523 732 158 340 1 177

111“¹“ 1m 8

27 854 9719 445

224 679 )5 826 244 1 255 391 147 709 3 026 572 268 341

8

18 303 2 900 1

Seen 1343⁄ 8896 284

368 203 48 146 24 357 796 854 6 425

1 302 4%2 1 054 17, 4 426 6011, 1 078 87 475 8,. 21213*09,. 75¼

480¹⁰ .

8 8 22 227 2* 2 2 * 2 2 2

) In der Tabelle 2 (Beanstandungen) ist unter I, II, IV und V jedes Tier nur einmal gezählt, auch wenn ein Tier mit mehreren Krankheiten oder Mängeln behaftet war; dagegen ist unter III ein Tier, von dem nur veränderte Teile wegen verschiedener Mängel beanstandet sind, weil in den Tabellen des Statistischen Landesamts bei jedem der festgestellten Mängel nachgewiesen so viele Male gezählt, als Mängel vorgefunden worden waren. ¹) Unter III sind nur solche Tiere gezählt, bei denen lediglich veränderte Fleischteile als genußuntauglich

verworfen, die nicht veränderten Teile aber als genußtauglich (ohne Einschränkung) befunden waren.

Diejenigen Tiere dagegen, bei denen

einzelne Fleischteile genußuntauglich, die übrigen Teile aber bedingt tauglich oder im Nahrungs⸗ und Genußwert erheblich

herabgesetzt waren, sind unter IV und V gezählt.

²) Wurden von einem Tiere ein oder mehrere Fleischviertel für bedingt tauglich, die

übrigen Viertel dagegen für genußtauglich, aber im Nahrungs⸗ und Genußwert erbheblich herabgesetzt erklärt, so sind die bedingt tauglichen

3) Schlachttiere mit Ss S zu beseitigenden Körper⸗ eilen.

Von den in Tabelle 2 unter III, IV und V

aufgeführten Schlachttieren waren als er⸗

krankte oder mit Mängeln behaftete Körper⸗ teile unschädlich zu beseitigen bei

Pferden ꝛRindern,

Schweinen

ausgenommen 3 Monate 8 alt

145 5457 339 1235 50 29 4037 168 17 157 15 2836 402826 13596 509739 135511] 2152 1847/ 156710 6992 180454 84113 3039 170 50185 3530 61504 1058 126 590 85729 9555 88608 3885 394

100 29380 2741 36466 1164 118

.

ungen ungen

Lebern

Darme Z6“

sonstige einzelne Organe

sämtliche Bauch⸗ eingeweide. „außerdem:

Teile des Muskelfleisches V V (Kilogramm) 15820 148836 4757 62053 2166 214. „Gegen die Entscheidungen wurde in 1059 Fällen Beschwerde

eingelegt; hierbei wurde das angefochtene Gutachten in 836 Fällen

bestätigt, in 154 gemildert, in 68 Fällen verschärft.

Die Hopfenernte in Preußen 1905.

Seit 1899 wird alljährlich in sämtlichen deutschen Bundesstaaten eine Sondererhebung über die Hopfenernte vorgenommen. Nachdem bereits im Sommer durch die sich auf die hauptsächlichsten Fruchtarten erstreckende Anbauermittelung auch die Hopfenflächen festgestellt sind, wird im September deren Ertrag nach Menge und Güte in den Gemeinden und Gutsbezirken mit mindestens 5 ha Hopfenfläche (Hopfengemeinden) erhoben, in der Annahme, daß der unermittelt bleibende Rest nicht ins Gewicht falle und nach den gewonnenen ergänzt werden könne. In Preußen waren 1905 106 Hopfengemeinden mit 1736 ha vorhanden, deren Ertrag auf 12 969 Doppelzentner geschätzt

be. Hiervon kamen Doppel⸗ Ertr . oppel⸗ ag auf bi. E.nen zentner vom

im ganzen ar Köͤnigsberg 244 8

4,9 arienwerder.. 1-eeeeeö6“ 10

1, 7 EI1 .“ 5 1 7

Hopfenfläche

Hopfen⸗ Hektar

gemeinden

2

8 Nagdeburg... hF“ I1ön“ 6,9 Wiesbaden . . . .. 1 4 Koblenz. 5 7

Vervielfältigt man die Hektarerträge mit den gesamten Hopfenflächen der beteiligten Regierungsbezirke, so . 5— e. hg.

5 von überhaup e Ernte von

für den Regierrungsbeztrk gebauten Hektar Doppelzentnern

L11 121 593

10 8 12

vE

6 12, 8 4

¹¼) unter V gezählt. .

. überhaupt gebauten Hektar

55 ; 1 eine Ernte von für den Regierungsbezirk Doppelzentnern Plen.. 1 Magdeburg.

Lüneburg. Wiesbaden Koblenz Trier . 111200 8 Die Aufrechnung ergibt eine Fläche von 2143 ha und einen E von 15 781 Doppelzentnern, was einem Gewinne von durchschnittli 7,4 Doppelzentnern auf einem Hektar gleichkommt. Außer in den genannten 10 Regierungsbezirken mit Hopfengemeinden werden noch 13 ha Hopfen im Regierungsbezirke Gumbinnen, 6 ha in Potsdam, 5 ha in Stettin, 4 ha in Merseburg und je 1 ha in Bromberg, Breslau, Liegnitz und Schleswig, mithin also 32 ha in den Regierungs⸗ bezirken gebaut, in welchen keine Hopfengemeinden vorkommen. Nimmt man als Ertrag dieser 32 ha den oben berechneten Durch⸗ schnitt von 7,4 Doppelzentnern für das Hektar an, so stellen sich noch 237 Doppelzentner heraus, sodaß man also für den preußischen Staat mit insgesamt gebauten 2175 ha eine Ernte von 16 018 Doppel⸗ zentnern erhält.

Der Beschaffenheit nach waren 1905 44 v. H. des gewonnenen sehr gut, 46 gut, 7 mittel, 1 unter mittel und 2 gering. on der Ernte in den einzelnen Neen sind Hundertteile

4 e r 2 2 8 in e- gut mittel viner gering

Eee 32 36 aeeexx wee— g8 PFFv292 ˙˙˙ 7734 1100

21

Die Erhebungsergebnisse für den Staat gestalteten sich seit 1899,

wie folgt: Es betrug 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 eohte. Fh . 198 119 111 1111 1665

gemeinden Fläche in ha 1778 1875 1835 1771 1690 1736 1736 der Gesamtbau in ha 2524 2425 2294 2238 2129 2191 2175 die Gesamternte i. 100 kg 14134 12003 8670 9742 9146 9160 16018 der Hektarertrag i. 100 kg 5,6 4,9 3,8 4,4 4,3 42 77.

sehr gut.. 3 11 4 182 44 EEEEP2 q717 45 46 53 55 31 7 unter mittel 2 4 22 14 9 2 1 gering.. 1 2 325 86 183 2

Hiernach ist nicht nur der Menge, sondern auch der Beschaffenheit nach die ür⸗ ernte weitem die beste, die bisher nach der jetzigen Erhebungsart festgestellt ist. (Stat. Korr.)

1 8 8

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Solingen meldet die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ einen neuen Aus.

stand des Metallarbeiterverbandes. Die dem Verbande an⸗ gehörenden Klempner und Installateure traten vor einiger Zeit in eine Lohnbewegung ein. Sie überreichten den Meistern einen neuen Lohn⸗ und Arbeitstarif, der eine Arbeitszeitverkürzung zugleich aber eine Lohnerhöhung vorsah. So sollte die Arbeitszeit an den Sonnabenden

um eine Stunde, an den Tagen vor den hohen Festtagen um zwei Stunden verkürzt werden unter Auszahlung des vollen Tage⸗ lohns. Für jugendliche Arbeiter, die die Lebr⸗ beendet, sollte der Stundenlohn 40 J, für ältere 48 und für erste Arbei 55 betragen. Die Meister lehnten diese Forderungen ab, erklärten sich aber bereit, durchweg die Hälfte der Mehrforderung und der verlangten Arbeitszeitverkürzung u bewilligen. Die Gesellen gaben sich damit aber nicht zufrieden, sr kündigten und haben nun⸗ mehr nach Ablauf der Kündigungsfrist die Arbeit eingestellt.

Die Lichtdrucker, Retoucheure und Photographen in Leipzig sind, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, gestern früh in den Ausstand getreten, nachdem Verhandlungen mit den Prinzipalen sich . 11 E

Aus Paris wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Da die Gießer der Münze, die seit r wveffgebis sind, die Wieder⸗ aufnahme der Arbeit verweigert waren gestern sämtliche Werkstätten der Münze geschlossen, doch erklärt eine amtliche Note, daß die Interessen des Staates durch den Ausstand vorläufig keine Einbuße erfahren, da gegenwärtig keine neuen Münzprägungen not⸗ wendig seien und auch keine dringenden Medaillenbestellungen seitens der Privatindustrie vorliegen.

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Kunst und Wissenschaft.

Im Hörsaal des Königlichen Kunstgewerbe⸗Museums (Prinz Albrechtstraße 7—8, Zugang vom Hof) werden im Herbst d. J. folgende öffentliche, durch Abbildungen und Lichtbilder er⸗ läuterte Vorträge gehalten werden: Der Direktor Dr. Peter Jessen wird an 8 Montagabenden von 8 ⅞6 bis 9 ½ Uhr über die Buchkunst der alten Meister (für Angehörige des Buchgewerbes) sprechen; der erste Vortrag findet am 30. d. M. statt. Dr. Wilhelm Behncke spricht an 8 Dienstagabenden von 8 ½ bis 9 ½ Uhr über das deutsche Haus der Renaissance. Die Vorträge beginnen am 31. d. M. Endlich wird Dr. Oskar Fischel 8 22,See⸗ über die bildende Kunst im Theater halten. Sie finden ebenfalls von 8 ½ bis 9 ½ Uhr und zwar an den Donnerstagabenden statt und beginnen am 2. November.

Aus Ochsenfurt wird der „Frankf. Ztg.“ geschrieben: In der „Zeitschrift für deutsche Philologie“ (Bd. 37 von 1905) bringt der Stadtkaplan Hefner eine genaue Beschreibung der Ochsenfurter Bruchstücke des Alexander⸗Liedes, die er im Früh⸗ jahr d. J. bei der Untersuchung einer Handschrift des hiesigen Stadtarchivs entdeckte. Als die zwei zusammen⸗ geklebten Pergamentblätter, die bisher den Einband der Hand⸗ schrift bildeten, abgelöst waren, fanden sich auf dem Rücken drei Bruchstücke eines mittelhochdeutschen Heldengedichts. Die zierlich kleine, sehr sorgfältige Schrift gehört dem ausgehenden 13. Jahr⸗ hundert an. Zwei Bruchstücke sind vorzüglich erhalten und gehören auch textlich zusammen, von zwei anderen können die Verse nur teil⸗ weise abgelesen werden. Die Bruchstücke stammen aus einer Pergamenthandschrift, deren Blätter etwa 19 21 em breit und 27 - 29 cm hoch waren. Jede Seite war zwei⸗ spaltig, in jeder Spalte standen 54 Verse. Die Zeilenbreite beträgt 5,5 cm, der Abstand einer Zeile von der anderen 3,5 mm. Die Verse der Ochsenfurter Bruchstücke stimmen überein mit Versen der Alexander⸗ Dichtung des Ulrich von Eschenbach nach der Ausgabe von W. Toischer. Sie behandeln reichausgeschmückte Szenen aus den Kriegszügen Alexanders des Großen. Die Handschrift scheint nur wenig oder gar nicht mit Zieranfangsbuchstaben und dergleichen verbrämt gewesen zu sein. Bei

Versanfängen sind hier und da große Anfangsbuchstaben ge⸗ braucht. Der Beginn eines Abschnitts ist durch einen gro Buchstaben in roter Farbe kenntlich gemacht. Auf die Ver⸗ mutung, daß die Ochsenfurter Bruchstücke des Alerander⸗Liedes aus der eigentlichen Handschrift, welche wahrscheinlich der Salz⸗ burger Erzbischof Friedrich von Walchen besaß, abzuleiten sind, kommt Hefner, indem er eine Vererbung oder Schenkung unseres Epos an einen der Herren von Eberstein für möglich hält, von denen eine Anzahl während des 14. und 15. Jahrhunderts in Würzburg als Domherren lebte. Die Stadt Ochsenfurt gehörte seit 1295 dem Würz⸗ burger Domkapitel, und die Domherren weilten oft besonders während des Sommers in Ochsenfurt. So mag das wertvolle Schriftstück auf uns gekommen sein.

Ein wichtiger Goldmünzenfund ist bei den Grabungen in Kalat⸗Schirgat (Assur) von Professor Andrae gemacht worden. In einer parthischen Grabungsschicht stießen die Arbeiter zufällig auf fünfzehn Goldstücke der römischen Kaiserzeit mit den Prägungen der Kaiser von Antoninus Pius bis Septimius Severus. Der Fund ist nicht nur durch die ausgezeichnete Erhaltung der Stücke sehr wertvoll, sondern auch zur Zeitbestimmung der Schichten, die auf dem merk⸗ w Burghügel in großer Zahl übereinander und nebeneinander

8 8* v1“ Technik. 1“ 1 v“ Einen interessanten Versuch über die Brauchbarkeit ver⸗ schiedener Lastautomobiltypen veranstaltet der Deutsche Automobilklub durch eine große Konkurrenzfahrt für schwere Last⸗ automobile. Die Fahrzeuge haben am Montag ihre Febrt von Reinickendorf aus begonnen. Die Probefahrt ist auf eine Dauer von sechs Tagen geplant. Der zurückzulegende Weg ist eine große Schleife, die in nordwestlicher Richtung von Berlin aus bis tief ins Mecklen⸗ burgische hinein und um den Müritzsee herumführt. An der Konkurrenz beteiligen sich, wie der „Lok.⸗Anz.“ berichtet, 13 Wagen, an⸗ gefangen beim schweren Omnibus für 28 Personen und aufgehört beim Trakteur der Verkehrstruppen, der zwei schwere Anhängewagen mit⸗ nimmt. Sämtliche Wagen enthalten eine künstliche Belastung durch Sandsäcke, Bleibarren usw., die der betriebsmäßigen Maximal⸗ last gleichkommt. Beispielsweise führt der Omnibus eine Last von 28 % 150 = 4200 Pfund in Sandsäcken mit. Zur Durch⸗ führung einer guten technischen Kontrolle begleiten Mitglieder der Automobiltechnischen Gesellschaft jeden Wagen und führen enau Buch über den Verbrauch von Brennstoff, Schmieröl und asser. Diese Kontrolleure buchen ferner jeden unfreiwilligen Auf⸗ enthalt und jede Reparatur. Sie werden ferner ein Urteil über die Einfachheit der Handhabung und die Betriebs⸗ sicherheit der Wagen sowie uüͤber den Geruch und Lärm der Führrenge abgeben. Nach alledem wird man dann ein gutes ild über den gegenwärtigen Standpunkt der Automobiltechnik, soweit sie das Lastautomobil angeht, gewinnen können. Ueber die Be⸗ deutung dieses Fahrzeuges herrschen heute keine Zweifel mehr. Ist doch beispielsweise das Militärautomobil mit zwei Anhängern im⸗ stande, 11 000 kg Nutzlast zu befördern, also den Tagesproviant für ungefähr zwei kriegsstarke Regimenter nachzubringen. Außer⸗ ordentlich aber sind auch die Schwierigkeiten, die sich dem Techniker bei ee solcher Vehikel in den We stellen. Laufen doch in dieser Konkurrenz wieder Luftreifen, Voll⸗ searn nhs und Eisenreifen nebeneinander. Ueber diese und andere

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agen wird die gegenwärtige Fahrt mancherlei Aufklärung bringe e wird für Wagen, Fahrer und Kontrolleure eine schwere Strahaze sein, aber die Technik wird aus ihr zweifellos Nutzen ziehen

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ 8 maßregel

8 Indien. 8 Nach einer Mitteilung der Regierung von Bengalen vom 1 tember d. J. ist die Quarantäne in den Häfen von Orif

Chittagong gegen die von Hongkong dort ankommenden ff aufgehoben worden. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 6. Juni d. J., Nr. 1 8 1““