Grundsatz, daß Frankreich nicht das Recht zustehe, das Konkordat einseitig zu kündigen. Der Ministerpräsident Rouvier erwiderte, auf Grund eines Gesetzes könne die Kündigung des Konkordats erfolgen, denn dieses habe in Frankreich auch durch ein Gesetz Gültigkeit erlangt, und verlangte dann die Annahme der Vorlage, deren Ablehnung den Rücktritt des Kabinetts zur Folge haben würde. Der Antrag Chamaillard wurde darauf mit 183 gegen 30 Stimmen abgelehnt. Der Admiral de Cuverville begründete einen Antrag, die Be⸗ ratung bis nach einer Befragung der Stadtvertretungen zu vertagen. Der Präsident der Kommission Vallé bemerkte darauf, daß die Kommission nicht den geringsten Grund für ein Hinausschieben der Annahme dieses Gesetzes anerkennen könne. Der Kultus⸗ minister Bienvenu⸗Martin führte aus, daß die Kammer, die die Vertretung des Landes sei, sich für die Annahme des Gesetzes mit einer Mehrheit von über 100 Stimmen ausgesprochen habe. Darauf wurde der Antrag Cuverville mit 205 gegen 49 Stimmen abgelehnt. Dem Senator de Lamarzelle, der die Vertagung der Beratung bis nach den Wahlen im Jahre 1906 verlangte, entgegnete der Vorsitzende der Kommission Vallé, es sei unnütz, das Land zu befragen, da es für die Trennung sei. Gourju sprach sich für den Antrag Lamar⸗ zelle aus, der mit 174 gegen 101 Stimmen abgelehnt wurde. Ein weiterer Antrag, der ebenfalls die Vertagung verlangte, wurde mit 190 gegen 50 Stimmen abgelehnt. Hierauf wurde die Beratung auf heute vertagt.
Die Deputiertenkammer setzte gestern die General⸗ diskussion des Budgets fort. Der Finanzminister Merlou erklärte der genannten Quelle zufolge, daß das Budget vom Jahre 1906 nur die unumgänglich notwendigen Ausgaben enthalte; die Kammer möge Reformen nur nach und nach einführen und dabei auf die Leistungsfähigkeit der Steuerpflichtigen Rücksicht nehmen. Baudin als Berichterstatter führte aus, daß das Budget für 1966 nicht besser und nicht schlechter sei als die früheren Budgets; es balanciere, es sei sogar ein kleiner Ueberschuß an Einnahmen vorhanden. Hierauf wurde die Generaldiskussion geschlossen. 8 8
Rußland.
Laut Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ sind der Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch an Stelle des Großfürsten Wladimir zum Chefkommandanten der Kaiserlichen Gardetruppen und der Truppen des Militärbezirks St. Petersburg, der bisherige Ab⸗ teilungschef des Schatzamts Schipow zum Finanzminister, die bisherigen Gehilfen des Finanzministers Kutler zum Minister für Ackerbau und Timirjasew zum Minister für Handel, der Direktor der Südwestbahnen Nemeschäff zum Minister für Verkehrswege und Filossofow zum Reichskontrolleur ernannt worden. Derselben Quelle zufolge ist der General Trepow seiner Stellung als General⸗
gouverneur, Chef der St. Petersburger Garnison, Gehilfe des Ministers des Innern, Polizeichef und Gendarmeriechef enthoben und zum Palaiskommandanten ernannt worden. Nach telegraphischen Nachrichten aus Kronstadt hat dort in der vorgestrigen Nacht ein heftiger Kampf stattgefunden. Die Infanterie soll, laut „W. T. B.“, von der Schußwaffe Gebrauch gemacht haben, und Maschinengewehre sollen in Tätigkeit getreten sein. Der Marineklub und mehrere Magazine wurden verwüstet und in Brand gesetzt. Eine Schar von Meuterern und Matrosen durchzog, schießend und plündernd, die Straßen und terrorisierte die Bevölkerung, die aus der Stadt flieht. Nach den letzten Nachrichten haben sich ie Unruhen nicht erneuert. Die Meuterer teilten sich in Parteien, von denen die Friedenspartei die Oberhand ewann. Die Matrosen verbreiteten hierauf Aufrufe mit der Aufforderung, Ruhe zu halten. Gestern abend durchzogen Tausende von Matrosen mit einer weißen Flagge die Straßen, in denen an einigen Stellen Maschinen⸗ ewehre aufgestellt sind. Aus Odessa wird gemeldet, daß eine Deputation der Stadtverwaltung gestern dem General⸗ gouverneur Baron Kaulbars mitteilte, es seien Gerüchte im Umlauf, daß neue Metzeleien für heute vorbereitet würden. Eine Panik herrsche in der Stadt. Baron Kaulbars versprach, un⸗ verzüglich strengste Maßnahmen zu treffen; er werde die v unterdrücken, von welcher Seite sie auch kommen
mögen. Den Truppen sei befohlen, jeden niederzuschießen, der auf ein Haus oder einen Laden einen Angriff machen sollte. In verschiedenen Städten Südrußlands haben Metzeleien unter den Juden stattgefunden. Aus den übrigen Teilen des Landes laufen in der Hauptstadt beruhigende Nachrichten ein. Der Gouverneur von Moskau hat einen Aufruf an die Bevölkerung ge⸗ richtet, in dem er zur Ruhe ermahnt und erklärt, er könne scch das Recht nicht lassen, Verschwörer zu bestrafen, und sei entschlossen, die Ordnung aufrecht zu erhalten. In Kelzy ist der Eisenbahnverkehr wieder hergestellt. In Wolsk ist eine Kommission gewählt worden, die eine Untersuchung wegen der Vorgänge der letzten Tage anstellen soll. In Irkutsk und Theodosia sind die Schulen und Läden wieder geöffnet. Der Gouverneur von Kiew veröffentlichte gestern eine Erklärung, wonach er mehrere Mitteilungen erhalten hat, die bestätigen, daß von Polizeibeamten während der letzten Unruhen Uebergriffe und Verbrechen begangen worden sind. Der Gouverneur fordert diejenigen Personen, die Beugen solcher Vorgänge gewesen sind, auf, ihm ihre Mitteilungen darüber einzusenden. Auch aus den Städten Finnlands kommen Feh über Wiederherstellung der Ruhe. In Helsingfors, Abo, Mariehamm, Niustadt ist das Manifest des Kaisers mit großer Freude aufgenommen worden; der Aus⸗ stand ist beendigt und der Verkehr wieder hergestellt. In Helsingfors hat der Senat mit Zustimmung des General⸗ gouverneurs 160 000 ℳ zur Bezahlung der Nationalgarden und der Arbeiter bewilligt, die während des Ausstandes Polizei⸗ dienst in der Stadt geleistet haben.
Spanien. Nach einer Zusammenkunft zwischen Montero Rios und
dem italienischen Gesandten Silvestrelli ist, „W. T. B.“
zufolge, das spanisch⸗italienische Handelsabkommen auf 6 Monate verlängert worden. 8
Der Minister des Innern Garcia Prieto kündigt, nach obiger Quelle, an, daß ein die Auswanderung regelndes Dekret nach der Rückkehr des Königs veröffentlicht werden wird.
In der gestrigen Sitzung des Senats führte, wie „W. T. B.“ ferner meldet, der Ministerpräsident Montero Rios aus, daß das englisch⸗französische Abkommen alle Rechte Spaniens an⸗ erkenne und ihm Bewegungefreiheit in Marokko gewähre. Die Kon⸗ ferenz in Algeciras trete zusammen, um den Mächten Gelegenheit zu geben, ihre Ansichten über die notwendigen Reformen in Marokko aus⸗ zutauschen.
Belgien.
Im Abgeordnetenhaus richtete, einem Bericht des „W. T. B.“ zufolge, gestern bei der Erörterung über die Ant⸗ werpener Kreditvorlage der Abg. Bertrand (Soz.) heftige Angriffe gegen die Person des Königs, dem er wiederholt vorwarf, in der Frage der Antwerpener Hafen⸗ und Festungsbauten aus seiner konstitutionellen Rolle herausgetreten zu sein, indem er persönlich die Annahme der Vorlage empfohlen habe. Der Präsident erklärte unter Hinweis auf die ungehörige Sprache Bertrands, es stehe diesem nicht zu, dem Könige Vorhaltungen zu machen. Helleputte (Rechte) empfahl darauf Verweisung der Vorlage an einen besonderen Ausschuß.
Bulgarien. Die Sobranje fuhr in der gestrigen Sitzung, wie „W. T. B.“
berichtet, in der Adreßdebatte fort. Der Ministerpräsident Petrow
führte aus, es stehe fest, daß die Türkei gegen alles Bulgarische eine feindselige Haltung einnehme. Darum habe sich die Lage in Mazedonien seit dem vorigen Jahre gar nicht geändert. Bulgarien habe stets für die mazedonische Frage Interesse gezeigt, könne sich jedoch niemals durch türkische Provokationen verleiten lassen, sich in irgend ein Aben⸗ teuer zu stürzen. Die Bildung einer starken Armee diene dem Zwecke, auf alle Möglichkeiten gefaßt zu sein und durch Hebung des mili⸗ tärischen Ansehens Europa im Sinne einer rascheren Lösung der mazedonischen Frage zu beeinflussen. Die Beziehungen zu Serbien seien herzlich, und die Regierung bemühe sich, sie noch freundlicher zu gestalten. Es sei bereits eine günstige Rückwirkung des Abschlusses des serbisch⸗bulgarischen Handelsvertrags zu bemerken.
Schweden 1
Der König von Schweden hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, beschlossen, daß Schweden in offizielle Ver⸗ indung mit Norwegen trete. 8
Norwegen.
einer Meldung des „W. T. B.“ hat die hollän⸗
ische egierung orwegen als selbständischen
taat an erkannt. “ b Amerika.
Zu den jüngst stattgehabten Bürgermeisterwahlen in New York berichtet das „W. T. B.“, daß der Rechtsbeistand des gegen Mc. Clellan unterlegenen Kandidaten Hearst einen Befehl des Obersten Gerichtshofes an die Polizeibehörde erwirkt habe, in dem der Kommissar Mc. Adoo angewiesen wird, sämtliche Wahlurnen in der Stadt zum Zwecke nochmaliger Zählung nach dem Wahlbureau senden zu lassen.
8 Parlamentarische Nachrichten.
Bei der Ersatzwahl eines Mitglieds des Reichstags, die am 7. d. M. im Wahlkreise Eisenach⸗Dermbach statt⸗ gefunden hat, wurden, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Eisenach, für Leber (Soz.) 6886 Stimmen, für Schack (Antis.) 4045, für Flex (Natlib.) 2780, für Kühner (freis. Volksp.) 2698 und für Müller⸗Fulda (Zentr.) 1041 abgegeben. Es ist daher Stichwahl zwischen Leber und Schack notwendig.
Nr. 45 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 8. November 1905 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Sterbefälle im September. — Zeitweilige Maßregeln gegen ansteckende Krank⸗ heiten. — Desgl. gegen Pest. — Desgl. gegen Cholera. — Gesetzgebung usw. (Preußen. Reg.⸗Bez. Liegnitz). — Volksbäder. — Arzneimittel ꝛc. — Genickstarre. — (Lippe.) Apotheken. — (Ausland. Apothekenwesen. Geheimmittel. — (Schweiz. Kant. Basel⸗Stadt.) Arbeiterinnen. — Tierseuchen. Deutsche Viehquarantäneanstalten, 1. Vierteljahr. — Tierseuchen im Deutschen Reiche, 31. Oktober. — Vermischtes. Sterblichkeit in deutschen Orten ꝛc., 1904 (nach Monaten). — (Großbritannien) Gesundheitszustand in Birmingham, 1904 — (Zanzibar.) Schiffspest, 2. Vierteljahr. — (Vereinigte Staaten von Amerika.) Vieh⸗ und Fleischbeschau, 1903/04. — Lebensmittel⸗ untersuchung, 1903/04. — (Deutsches Reich.) Erkrankungen an Cholera. — Geschenkliste. — Monatstabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, September. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Wochentabelle über die Sterbe⸗ fälle in deutschen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung. — Beilage: Gerichtliche Entscheidungen auf dem Gebiet der öffentlichen Gesundheitspflege (Gewerbehygiene).
8 Verkehrsanstalten.
Auf der Eisenbahnlinie Illowo — Mlawa — Warschau ist der Be trieb, zunächst mit einem täͤglichen Zuge, der um 1,43 Nachmittags im Anschluß an die Abendpost aus Berlin von Illowo abgeht, wieder eröffnet. Die Linie wird an Stelle der aufgehobenen Land⸗ verbindung zur Briefbeförderung nach Warschau und anderen Orten von Russisch⸗-Polen benutzt. Die Morgenpost aus Berlin nach Warschau erhält bis auf weiteres auf dem Eisenbahnwege über Prostken — Grajewo— Bialystok Beförderung.
8
8 8
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Künigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Traum ein Leben. — Abends 8 Uhr: Nora. Lincke. Montag, Abends 8 Uhr: Hofgunst.
Jean Kren und Arthur Lippschitz.
Sonntag und folgende Tage: Fünfe!
gesehenen Vor⸗ und Rückwärtssaltomortale mit dem Zweirad. Neu: Mr. Willie Hale, Globuskünstler. Die ausgezeichnete Wally⸗ Hoste Truppe. Miß Francis. Alberto und
Musik von Paul Bis früh um
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1
266.
Berlin, Freitag, den 10. November
Statistik und Volkswirtschaft.
sanzeiger.
haus. 239. Abonnementsvorstellung. Der schwarze Domino. Komische Oper in 3 Akten. Text von Eugêne Seribe, deutsche Uebersetzung von Freiherr von Lichtenstein. Musik von D. F. E. Auber. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Strauß. Regie: Oberregisseur Droescher. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 163. Abonnementsvorstellung. Wie die Alten sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Niemann. Regie: Herr Regisseur Hertzer. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Overnhaus. 240. Abonnementsvorstellung. Die Zauberflöte. Oper in 2 Aufzügen von Wolfgang Amadeus Mozart. Dichtung nach Karl Ludwig Giesecke, von Emanuel Schikaneder. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 164. Abonnementsvorstellung. Der Schwur der Treue. Lustspiel in 3 Aufzügen von Oskar Blumenthal. Anfang 7 ½ Uhr.
Neues Operntheater. 48. Vorstellung. Nathan der Weise. Dramatisches Gedicht in 5 Aufzügen von Gotthold Ephraim Lessing. Anfang 7 ½ Uhr. — Der Billettvorverkauf hierzu findet an der Tages⸗ kasse des Königlichen Schauspielhauses gegen Zahlung eines Aufgeldes von 50 ₰ für jeden Sitzplatz statt.
Deuntsches Theater. Sonnabend: Der Kauf⸗ mann von Venedig. .“
Berliner Theater. S
8 Lessingtheater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Stein unter Steinen. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Weber. —
Abends 7 ½ Uhr: Die Wildente. Montag, Abends 8 Uhr: Stein unter Steinen.
Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Wilhelm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller. — Abends 8 Uhr: Der Veilchenfresser. Lustspiel in 4 Aufzügen von Gustav von Moser.
N. (Friedrich Wilhelmstädtisches Theater.) Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Maria Stuart. Ein Trauerspiel in 5 Akten von Friedrich von Schiller. — Abends 8 Uhr: Gyges und sein Ring. Eine Tragödie in 5 Aufzügen von Friedrich Hebbel.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fuhrmann Henschel. — Abends 8 Uhr: Der Veilchenfresser.
Montag, Abends 8 Uhr: Gyges und sein Ring.
Theater des Westens. (Station Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Bei kleinen Preisen: Der gehörnte Sieg⸗ fried. — Abends 7 ½ Uhr: 4. Gastspiel von Gemma Bellinciont. A Santa Lucia.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Der Troubadour. — Abends 7 ½ Uhr: Die Fledermaus.
Neues Theater. Sonnabend: Ein Sommer⸗ nachtstraum. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag und folgende Tage: Ein Sommer⸗ nachtstraum.
Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Sonn⸗ abend: Die heilige Sache.
Residenztheater. (Direktion: Richard Alerander.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Prinzgemahl. Lust⸗ spiel in 3 Akten von Leon Panrof und Jules Chancel. Deutsch von Wilhelm Thal.
Sonntag und folgende Tage: Der Prinzgemahl.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Schlafwagen⸗ kontroleur. 11“
Thaliatheater. (Dresdener Straße 72/73.) Direktion: Kren und Schönfeld. Sonnabend, Nach⸗ mittags 4 Uhr: Bei ganz kleinen Preisen; Hänsel und Gretel. (Jeder Erwachsene ein Kind unter 6 Jahren frei.) — Abends 8 Uhr: Bis früh um
Füufe!
Schwank mit Gesang in 3 Akten von:
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Kilometer⸗ fresser.
Zentraltheater. Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Gastspiel von Klara von Küry. Zum ersten Male: Musette. Operette in 3 Akten von Ferrier. In freier deutscher Bearbeitung von Benno Jakobsohn. Gesangstexte von Hans Brennert. Musik von Henri Herblay.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Geisha. — Abends 7 ½ Uhr: Musette.
Montag und folgende Tage: Musette.
Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstraße.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der letzte Troubadpur. Lustspiel in 3 Akten von Fred Grésac und Pierre Veber. Deutsch von Alfred
Halm. Sonntag und folgende Tage: Der letzte Trou⸗ badour.
Koponzerte.
Singakademie. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Liederabend von Alexander Heinemann.
Saal Bechstein. Sonnabend, Abends 8 Uhr:
I. Konzert zum Besten der Heinrich de Ahna⸗ Stiftung, gegeben von Professor Waldemar Meyer.
Beethoven⸗Saal. Sonnabend, Abends 8 Uhr: II. (letztes) Konzert von Adolf Rebner (Violine) mit dem Philharmonischen Orchester (Dirigent: August Scharrer).
Zirkus Albert Schumann. Sonnabend, Abends präzise 7 ½ Uhr: VIII. Grande Soirée High Life. Galaprogramm. U. a.: Nur noch kurze Zeit: Die phänomenalen Freères John und Louis Boller mit ihrem noch nie
Adolfo. Die beliebte jugendliche Schulreiterin Fräulein Dora Schumann. Das einen halben Saltomortale schlagende Pferd. Die vorzüg⸗ liche Javanertruppe. Miß Cashmore. Miß Alice. Mr. Craston. Direktor Albert Schu⸗ manns neueste Schul⸗ und Freiheitsdressuren. Die unverwüstlichen Clowns Adolf und Coco als Ching⸗Ling⸗Foo. Ferner: Sämtliche Spezia⸗ litäten ꝛc. Zum Schluß: Der Tag des Eng⸗ lischen Derby.
Sonntag: Zwei Vorstellungen: Nachmittags 3 ½ Uhr (ein Kind frei) und Abends 7 ½ Uhr. In beiden Vorstellungen: Das Sensationsprogramm und Der Tag des Englischen Derby.
Montag: Festvorstellung zum Besten des Vereins für Kaffeestuben und Erfrischungs⸗ karren zu Berlin.
Familiennachrichten.
Verlobt: Frl. Edith von Trotha mit Hrn. Leutnant Werner von Uechtritz und Steinkirch (Dankwitz bei Jordansmühle, Schlesien — Schweidnitz).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Wilhelm Grafen von Schlippenbach (Schönermark).
Gestorben: Hr. Geheimer Regierungs⸗ und Schulrat a. D. Friedrich Sternkopf (Cassel). — Hr. Pastor prim. Pohl (Liegnitz). — Katharina Freifr. von Willisen, geb. von Sanden (Sglietz bei Birken⸗ hainchen).
Verantwortlicher Redakteur:
Dr. Tyrol in Charlottenbur Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Uebersicht über die Ergebnisse des Steinkohlenbergbaues in Preußen in den ersten 3 Vierteljahren 1905, verglichen mit den ersten 3 Vierteljahren 1904.
In den ersten 3 Vierteljahren 1905
In den ersten 3 Vierteljahren 1904
Mithin in den ersten 3 Vierteljahren 1905 mehr (+.), weniger (—).
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7 934 071 6 549 431 7 482 952
114 450 110 732
6 890 606 6 383 586 7 220 613 110 209
114 921 74 113 583 74 113 882 75
+ 1 043 465 165 845 327 814 262 339
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1 292 739 1 471 649
371 V 316 344 05
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163 244 3 649 162 583 3 694 176 233 3 736
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0,64 —
13,37 + 0,24 + 7,47 +
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546 488 1. 12 102 993 1 17 291 374 III. 2 18 354 493
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511 111 3 824
11 416 218 16 489 539 12 414 3898
502 060 3 693
15 948 846 270 051 15 335 699 268 385 15 956 887 268 256
532 537
16 946 551 16 166 170 16 945 669
263 259 269 913 265 798
13 951
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I. 25 3 629 748 II. 25 3493 824 A“ 3 788 766
45 320 146
50 058 390
3 421 327 3 233 416 3 543 313
266 323
62 399 62 604 63 357
8
47 241 432 268 897 3 299 565 59 981 3 146 504 60 355 3 471 179 61 064
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447 093 83 457 999 78 159 154 444 886
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26 008 + 9,17 2 40 936 + 17,42 +
10 881 22 502 25 694
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8 500 379 7 788 734 8 394 309
6 261 852 6 713 501
782 841
8 168 554 7 441 539 8 126 905
516 645 6 236 236 85 665
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Summe —
Zur Arbeiterbewegung.
Ne beiter in Königsberg i. Pr. befinden sich, wie „W. T. B.“ meldet, im Ausstande. Ihre Forderungen beziehen sich zuf Erhöhung des Stundenlohns und Regelung einer Anzahl technischer Fragen. Die Schiffe im Hafen laden bezw. löschen nach Möglichkeit Ih.Soe Mannschaft; soweit dies nicht angängig ist, ruht die Arbeit. 8
Aus Essen a. d. Ruhr wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Der Reichskanzler Fürst von Bülow hat der Siebener⸗ kommission der Bergarbeiter mitgeteilt, daß er ihre Eingabe
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an den Minister für Handel und Gewerbe weitergegeben habe.
(Vgl. Nr. 260 d. Bl.) 1
Die Arbeiter der städtischen Gas⸗ und Elektrizitäts⸗ werke in Solingen haben, der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge, eine Eingabe an die Direktion der Werke gerichtet, in der sie um Er⸗ höhung der Tagelöhne aller Arbeiter um 30 ₰ und um Einrichtung eines Arbeiterausschusses bitten.
In Fleurys, wo die landwirtschaftlichen Arbeiter zusständig sind, kam es, wie „W. T. B.“ meldet, zwischen diesen und den zur Aufrechterhaltung der Ordnung aufgebotenen Gendarmen und berittenen Jägern zu einem Zusammenstoß. Acht Ausständige wurden verhaftet.
Kunst und Wissenschaft.
„Die Vorderasigtische Gesellschaft eröffnete am Mittwoch ihr Wintersemester durch Mitteilungen des Dr. Bagrat Chalabrians über Märchen, die er in seiner armenischen Heimat gesammelt hat. Das Merkwürdige an ihnen ist, daß sich alle an die Person Alexanders des Großen knüpfen, daß einige unter ihnen jedoch ersichtlich Wieder⸗ holungen rähnlicher Erzählungen sind, die an anderen Stellen mit Semiramis, Salomo und anderen asiatischen Herrschern in Ver⸗ bindung gebracht werden. Eines der vorgetragenen Märchen ist fraglos die Midas⸗Sage in etwas vergröberter Gestalt. In der sich an den Vortrag anschließenden Diskussion wurde ausgeführt, daß diese Märchenstoffe uralt sind und daß sie, von Mund zu Mund fortgepflanzt, fast immer auf überragende Persönlichkeiten bezogen wurden. Einen Wandel in dieser psycho⸗ logisch leicht erklärlichen Gewohnheit brachte später erst die schriftliche ufzeichuung. Und zwar wechselten in der Zeit der mündlichen Ueber⸗ agun erfahrungsmäßig diese Persönlichkeiten, je nachdem die eine ältere in der Erinnerung der Lebenden verblaßte und dafür ein neuer Stern aufstieg, der mit dem von ihm ausgehenden Glanz die Geister blendete. Es ist daher keineswegs sicher, daß z. B. die an
iramis und Salomo geknüpften Erzählungen ursprünglich und
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daß sie nicht schon vorher von älteren hervorragenden Herrschern er⸗ zählt worden sind. Daß die armenischen Märchen sich gerade mit Alexander beschäftigen, hat seinen Grund sowohl in der Machtfülle dieses Eroberers, dessen Ruhm ganz Vorderasien erfüllte und sich dem Ge⸗ dächtnis der Völker einprägte, als auch darin, daß Alexander an der Schwelle der Zeit stand, in der allmählich die von Mund zu Mund übertragene Tradition der Festlegung der Ereignisse durch das ge⸗ schriebene Wort Platz machte. So war Alexander für die Völker Vorderasiens gewissermaßen der letzte, dem die Sage ihre durch viele Jahrhunderte gesammelten Stoffe aufpacken konnte, und es darf nicht wundernehmen, daß die widersinnigsten Dinge von dem einen Mann erzählt werden. — Von Professor Dr. Martin Hartmann wurden hierauf folgende Mitteilungen gemacht: Als er im März 1903 von einer längeren Reise in Zentralasien zurückkehrte, wurde ihm ge⸗ stattet, in der zu Ehren des Generals von Kauffmann angelegten und nach ihm benannten Bibliothek die Photographie eines arabischen In⸗ schriftensteines zu nehmen, der in oder bei Taschkent gefunden worden sein sollte. An dem Stein interessierte den Vortragenden nach der ersten flüchtigen Untersuchung hauptsächlich die Jahreszahl 230, die sich ersichtlich auf islamitische Zeitrechnung bezog, als Jahr der Hedschra also ungefähr mit 820 der christlichen Zeitrechnung über⸗ einstimmte. Ueberraschend war es, arabischen Einfluß jenseits der trennenden hohen Gebirge Mittelasiens schon damals so maßgebend entwickelt zu finden, daß Inschriftensteine mit ara⸗ bischen Texten gesetzt wurden. Die genaue Untersuchung und die, soweit der Zustand der Inschrift es gestattete, glücklich erfolgte Ent⸗ lilermng dieser wobei Graf Max von Berchem in München freund⸗ liche Beihilfe leistete, hat denn auch gezeigt, daß der Nachweis des in so früher Zeit schon in Turkestan vorhandenen arabischen Einflusses, vielleicht arabischer Vorherrschaft, das besonders Interessante an dem Stein ist. Die Inschrift rührt von dem Scheich und IJmam Abu Sakarinja Ebn her und besagt, daß der Stein gesetzt sei an den „Kopf des Drichos“ im Tal des großen Flusses, — und hier ist der Fluß genannt, an dem auch Samarkand liegt, was zu be⸗ weisen scheint, daß der Stein von dem ursprünglich einge⸗ nommenen Platze weit entfernt worden ist. — Eine zweite arabische Inschrift an einer Stelle — Peking —, wo man eine solche nicht vermutet, ist Professor Hartmann vom italienischen Konsul in Tientsin in einem Abklatsch gesandt worden. Ihr Text besagt, wie sich die Gläubigen beim Fasten zu verhalten haben, enthält also eine religiöse Vorschrift, die an sich wenig Interesse bieten würde, zumal sie ganz jungen Datums (1847) ist, wenn sie nicht einmal die konservative Gesinnung in Kultussachen auch der 20 bis 30 Millionen Mohammedaner, die China beherbergt, zeigte, und zum andern, wenn nicht gleichzeitig fast die gleichlautende Inschrift von anderer Seite
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veröffentlicht wurde, im letzteren Falle nach einem Abklatsch, der von einer entlegenen Stelle Chinas stammt und die Jahreszahl 1732 trägt, somit einen ferneren Beweis für die Unveränderlichkeit des Islam im großen chinesischen Reiche abgibt. Die neuere Inschrift ist im wesentlichen von der älteren nur dadurch verschieden, daß sie neben dem arabischen auch noch einen persischen Text ganz gleichen Inhalts enthält. Beide hier besprochenen arabischen Inschriften erinnern an die Unzulänglichkeit unserer Kenntnis über die Völkerbewegungen Inner⸗ asiens in dem großen Zeitraum von Alexander dem Großen bis in die frühen Jahrhunderte des Mittelalters. Wie kommt beispielsweise eine Kunst von ausgesprochen griechischem Charakter an die Süd⸗ abhänge des Hindukusch in das nördliche Afghanistan. Und in welchem Verhältnis zum Westen stebt die Kultur, deren Resten Sven edin am Ostabhang des Tien Schan begegnet ist? Wie mag es ich erklären, daß es buddhistische Urkunden gibt, deren Blei oder Siegel Bilder der Minerva oder des Apollo tragen? Endlich, welches waren die Bewegungen, wodurch der Islam sich nach Osten so mächtig ausbreitete, daß er im chinesischen Reich zu der Ziffer seiner Bekenner anschwellen konnte, die er heute auf⸗ weist? Zur Lösung aller dieser Fragen werden z. Z. ja roße Anstrengungen gemacht, wie die erfolgreichen Expeditionen der ussen, Engländer und Deutschen nach Innerasien zeigen. Da darf es mit Befriedigung erfüllen, daß neuerdings auch die Franzosen sich diesen Forschungen anschließen und eine Expedition nach Zentralast ausrüsten, die von Paul Pelliot geführt sein wird. 8
v. A. Bei Keller u. Reiner ist eine Ausstellung eröffnet, der man zweifellos eine gewisse Originalität nachrühmen kann, nämlich eine Ausstellung von Stilleben. Das Interesse, das sie bietet, ist zwar ziemlich gering, und damit ist sie eigentlich eine Probe auf den modernen Grundsatz: das Was in der Malerem fei gleichgültig, auf das Wie komme es an. Der Unbefangene wird, trotz Manets Spargelbündel, das hier zwischen andern, zum Teil vorzüglichen Arbeiten hängt, bereitwillig zugeben, daß die Probe nicht zu Gunsten dieser Anschauung ausfällt. Der erleseuste Geschmack, die glänzendste Technik, die größte Wahrheit, mit der eine Schale mit Aepfeln, ein Blumentopf, eine Vase gemalt sind, sind kein Tesc sür den geistigen und seelischen Reichtum, den uns ein Künstler im Bildnis, in der Landschaft oder in einem aus seiner schaffenden Phantasie geborenen Bilde geben kann. Die Fülle dieser Stilleben ist unendlich beredt. Sie langweilen und be⸗ weisen damit unwiderleglich, daß wir im Grunde mehr von der Kunst verlangen, so sehr an sich ein gutes Stilleben schätzenswert ist. Die hier ausgestellten Stilleben sind in zwei deutlich voneinander ge⸗
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