1905 / 276 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Nov 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Preußen. Berlin, 23. November.

Seine Majestät der Kaiser und König find, „W. T. B.“ zufolge, vorgestern abend aus Kiel wieder in Potsdam eingetroffen. Gestern vormittag besuchten Seine Majestät den Gottesdienst in der dortigen Garnisonkirche.

Der Ausschuß des Bundesrats für Rechnungswesen,

die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für

as Landheer und die Festungen und die vereit igten Ausschüsse

für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.

6“

Im Monat Oktober d. J. haben 3220 Schiffe (gegen 3107 Schiffe im Oktober 1904) mit einem Nettoraumgehalt von 630 964 Registertons (1904: 530 917 ö“ den Kaiser Wilhelm⸗Kanal benutzt und, nach 1u es auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblotsgeldes, an Gebühren 311 628 (1904: 275 719 ℳ) entrichtet.

Die Nr. 11 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗ versicherungsamts“ vom 15. November 1905 enthält in Abschnitt A (Allgemeines) eine Bekanntmachung, betreffend die Errichtung eines Schiedsgerichts für Arbeiterversicherung in Allenstein, vom 31. Oktober 1905, und in Abschnitt B (Unfallversicherung) folgende Entscheidungen der Senate des Reichsversicherungsamts:

Die Anordnung der Berufsgenossenschaft, das die Heilung der Unfallverletzung hintanhaltende Tragen eines Finger⸗ lings zu unterlassen, darf nicht in der Form eines berufungsfähigen Bescheids ergehen ö

Behufs Durchführung der Vorschrift im § 75 Absatz 3 des Unfallversicherungsgesetzes für Land⸗ und Forstwirtschaft 69 Absatz 3 des Gewerbeunfalloersicherungsgesetzes) hat die Berufsgenossenschaft den behandelnden Arzt nach erfolg⸗ loser Aufforderung zur Abgabe einer Aeußerung nötigen⸗ falls gerichtlich als Sachverständigen vernehmen zu lassen (2123).

Zurückverweisung einer Sache an die Berufsgenossen⸗ schaft wegen mangelhafter Aufklärung des Sachverhalts im Interesse der Kostenersparnis (2124).

Durch § 28 Abs. 4 des Gewerbeunfallversicherungsgesetzes 33 Abs. 3 des Unfallversicherungsgesetzes für Land⸗ und Forstwirtschaft) vom 30. Juni 1900 sind die in der Recht⸗ sprechung des Reichsversicherungsamts aufgestellten Grund⸗

sätze über die berufsgenossenschaftliche Zugehörig⸗ keit von Holzfällungs⸗ und Holzabfuhrarbeiten, wie sie im Handbuche der Unfallversicherung, 2. Auflage,

4 ff. zu § 1 des landwirtschaftlichen Unfall⸗ sgesetzes vom 5. Mai 1886 zusammengefaßt sind, nicht aufgehoben, soweit die bezeichneten Arbeiten von Arbeitern eines der gesetzlichen Unfallversicherung sonst nicht unterstehenden Betriebs ausgeführt werden (2125). G In der Frage der Abzugsfähigkeit der Pacht bei Berechnung des Jahreseinkommens landwirtschaft⸗ licher Betriebsunternehmer, welche die statutarische Zwangsversicherung für sich in Anspruch nehmen, hat der erweiterte Senat des Reichsversicherungsamts in einer Ent⸗ scheidung vom 17. Juni 1905 den in der Rekursentscheidung 2063, „Amtliche Nachrichten des Reichsversicherungsamts“ 19. Seite 541, ausgesprochenen Grundsatz aufrechterhalten, daß die Pacht nicht abzugsfähig ist (2126).

Bei Berechnung des für die Zwangsversicherung landwirtschaftlicher Unternehmer maßgebenden Jahreseinkommens ist eine Rentengutsrente, die auf einem gemäß § 3 ff. des Gesetzes, betreffend die Beförderung deutscher Ansiedelungen in den Provinzen Westpreußen und Posen, vom 26. April 1886 errichteten Rentengute lastet, nicht abzuziehen (2127). 8 1

Ist für die Rentenberechnung selbstversicherter landwirt⸗ schaftlicher Unternehmer nach dem Statut die staatliche Einkommensteuer maßgebend, so können, falls das Statut nicht Entgegenstehendes enthält, die Instanzen dem in der be⸗ treffenden Spalte der Steuerliste als Ertrag der Land⸗ wirtschaft bezeichneten Einkommen Einkommensbeträge aus anderen Quellen llandwirtschaftliche Nebenbetriebe) hinzu⸗ rechnen (2128).

Die Abteilung C (Invalidenversicherung) bringt eine Be⸗ kanntmachung des Reichsversicherungsamts vom 10. Oktober 1905, betreffend die vom Bundesrat beschlossene Ausdehnung der Bestimmungen des § 6 Abs. 1 des Invalidenversicherungs⸗

esetzes auf diejenigen Personen, welchen auf Grund früherer Rnstellung bei den Kirchengemeinden, Instituten oder Ver⸗ bänden der evangelischen Landeskirchen Preußens Pensionen im Mindestbetrage der Invalidenrente bewilligt worden sind. In den dann folgenden Revisionsentscheidungen wird der Grundsatz ausgesprochen, daß Beiträge, die von der unteren Verwaltungsbehörde innerhalb ihrer I erhoben worden sind auch außerhalb des Einzugsverfahrens —, mit der Ablieferung eines entsprechenden Betrags von Beitragsmarken oder eines entsprechenden Geldbetrags an die untere Verwaltungsbehörde als entrichtet gelten (Nr. 1234); ferner wird erörtert, wie sich die Warte⸗ zeit eines bis 1893 als Handlungsgehilfe und von 1900 an als Angestellter versicherten Altersrenten⸗ bewerbers bestimmt, und ausgesprochen, daß für die vier⸗ hundert Beitragswochen des § 192 des Invalidenversicherungs⸗ g setzes Beiträge, die vor den vorgesetzlichen drei Jahren ent⸗ richtet worden sind, nicht mit rechnen, wohl aber auch frei⸗ willige Beiträge aus den drei Jahren (Nr. 1235); weiter wird die ee; der Ar wartschaftsfristen für einen Seemann erörtert (Nr. 1236). Es folgt eine Revisionsentscheidung, in der die Weigerung einer versicherten Ehefrau, sich der zur Be⸗ urteilung ihrer Erwerbsfähigkeit erforderlichen Beobachtung im Krankenhause zu unterziehen, nach Lage der Sache für unbegründet erklärt wird (Nr. 1237) und schließlich eine Revisionsentscheidung, die ausspricht, daß nach Zurückweisung

9 Die neben den einzelnen Entscheidungen stehenden einge⸗ klammerten Zahlen geben die Ziffer an, unter der diese in den „Amtlichen Nachrichten“ veröffentlicht sind. b

nommen.

nach Woosung in See.

eines von der Partei bestellten Bevollmächtigten § 10 Abs. 2 der Kaiserlichen Verordnung, betreffend das Verfahren vor den Schiedsgerichten für Arbeiterversicherung, vom 22. November 1900 der Partei Gelegenheit zu geben ist, in einem anzuberaumenden neuen Termin entweder selbst zu er⸗ scheinen oder sich durch einen anderweiten Bevollmächtigten vertreten zu lassen (Nr. 1238).

„Es folgt eine S. aus § 155 des Invaliden⸗ versicherungsgesetzes, in der die Versicherungspflicht eines Seminarökonomen verneint wird (Nr. 1239) und Bescheide über die Frage, von wem die Kosten zu tragen sind, die durch die Vornahme der Wahl der Ausschußmitglieder der Versicherungsanstalten entstehen §§ 76 und 77 Abs. 1 des Invalidenversicherungsgesetzes (Nr. 1240) sowie über die Anwendbarkeit der Bestimmung im § 120 des Invalidenversicherungsgesetzes für Anträge auf Wieder⸗ gewährung einer gemäß § 47 a. a. O. entzogenen Rente (Nr. 1241). Den Schluß bilden eine Uebersicht über den Erlös aus Beitragsmarken bei den 31 Versicherungsanstalten für Oktober 1905 und eine Zusammenstellung über Renten⸗ zahlungen und Beitragserstattungen der 31. Versicherungs⸗ anstalten im September 1905. 1 8

8

Stelle des Wirklichen Geheimen Oberregierungsrats Dr. Lindig ist der Geheime Regierungsrat und vortragende Rat im Ministerium des Innern von Schwerin zum Mit⸗ gliede des Disziplinarhofs für die nichtrichterlichen Beamten ernannt worden.

Der Regierungsassessor von Breitenbauch in Bersen⸗ brück ist der Königlichen Regierung in Liegnitz, der Regierungs⸗ assessor Dr. Lach. in Hörde der Königlichen Regierung in Arnsberg zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen und der Regierungsassessor von Wedel in Soest dem Landrat des Kreises Hörde zur Hilfeleistung in den landrätlichen Ge⸗ schäften zugeteilt worden.

Der Kaiserlich und Königlich österreichisch⸗ ungarische Botschafter von Szögyény⸗Marich ist nach Berlin zurück⸗ gekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder über⸗

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Hansa“ vorgestern in Nagasaki eingetroffen und geht heute von dort

1

Die Kammer der Abgeordneten nahm vorgestern, „W. T. B.“ zufolge, in zweiter Beratung einstimmig den Wahl⸗ gesetzantrag des Zentrums an, nachdem vorhber der liberale Antrag auf Einführung der absoluten Mehrheit bei den Wahlen an Stelle der relativen Mehrheit gegen die Stimmen der Liberalen, Sozialdemokraten und der Freien Vereinigung abgelehnt worden war. Ferner wurde nach längerer Beratung der Antrag des Abg. Lerno (Zentr.) angenommen, die Regierung zu ersuchen, im Bundesrat dahin zu wirken, daß dim Reichstag baldigst ein Gesetzentwurf vor⸗ gelegt werde, wodurch den Geschworenen und Schöffen außer der Entschädigung für die Reisekosten auch eine Vergütung für die Zeitversäumnis aus den Mitteln der Bundesstaaten gewährt werden soll. Ein Antrag Müller⸗Meiningen, dies durch eine Maßnahme von seiten Baperns sofort zu gewähren, wurde mit 78. gegen 47 Stimmen abgelehnt.

Deutsche Kolonien.

Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch⸗Ostafrika Graf von Götzen berichtet dem „W. T. B.“ aus Daressalam unterm 21. d. M.:

Aus Songea wird von Mitte November gemeldet, daß der Wangonihäuptling Schabruma östlich von Songea auf der An⸗ marschstraße des Majors Johannes steht. Der Sekretär Schulz kehrte von Songea nach Wiedhafen zurück, wobei er mehrere erfolg⸗ reiche Gefechte hatte. Er erhielt dabei einen Sgeerstich in den Unterarm, 1 Bur und 5 Farbige fielen. Der Feind verlor 40 Tote. Die Bezirke Langenburg, Uhehe, Tabora und Muansa sind ruhig. Die Sultane des Bezirks Bukoba haben 200 Mann Hilfstruppen gestellt, die der Station Muansa überwiesen wurden. Der Bezirk Lindi ist nahezu vollständig berubigt. Im Nordosten von Kilwa wurde der Haupt⸗ anführer Hassan Buschir von seinen Leuten verlassen und von einem Akida gefangen genommen. Viele Aufständische unterwarfen sich infolgedessen. Am 14. November erfolgte in den Matumbibergen bei Kibatta, während die Oberleutnants von Grawert und Schön auf einem Streifzug waren, ein sehr heftiger, aber erfolg⸗ loser Angriff großer Haufen Aufständischer auf das befestigte Lager der Schutztruppe und Marineinfanterie unter Stabsarzt Akrodzki. Der Feind verlor 55 Tote. Man nimmt an, daß in den Matumbi⸗ bergen noch eine Zeitlang Widerstand geleistet werden wird, da der Feind dort schwer zu fassen ist. Der Gesundheitszustand der Marine⸗ infanterie ist befriedigend.

I

Oesterreich⸗Ungarn.

Die Handelsvertragsverhandlungen mit den schweizerischen Delegierten in Wien haben, wie „W. T. B.“ berichtet, bisher in den maßgebenden Punkten nicht zu einer Einigung geführt. Es ergab sich daher für die beiderseitigen Delegierten die Notwendigkeit, ihre Regierungen über die bisherigen Ergebnisse zu unterrichten und weitere Weisungen einzuholen. Die schweizerischen Dele⸗ gierten haben sich deshalb nach Bern begeben. Die Bestim⸗ mung des Zeitpunktes der Wiederaufnahme der unterbrochenen Beratungen bleibt den Entschließungen beider Regierungen vorbehalten.

Der niederösterreichische Landtag nahm nach der oben genannten Quelle vorgestern einen Dringlichkeitsantrag des Abgeordneten Freudenthal an, die Regierung aufzufordern, die Durchfuhr russischer Schweine über österreichisches Gebiet nach Deutschland unter keiner Bedingung zu gestatten. Im Antrage wird darauf hingewiesen, daß die deutsche Regierung das für die Einfuhr aus Rußland kontingentierte Quantum russischer Schweine um 300 Schweine in der Woche erhöhen wolle und daß diese Einfuhr über vdas österreichische Gebiet erfolgen solle, womit eine große Ge⸗ fährdung des heimischen Schweinebestandes verbunden sei.

Der mährische Landtag nahm vorgestern in zweiter und dritter Lesung den Gesetzentwurf über die Regelung des Gebrauchs beider Landessprachen bei den autonomen Behörden an. Der Entwurf bezweckt, die gänzliche Gleichwertigkeit und Gleich⸗ der Sprachen beider Nationalitäten Mährens herbei⸗ zuführen.

Der schlesische Landtag nahm in seiner vorgestrigen Schluß⸗ ung nach längerer Debatte die Landtagswahlreform durch fügung der allgemeinen Wählerklasse gegen die Stimmen der die Vermehrung der Landgemeinde⸗ er allgemeinen Wählerklasse und eine Wahl Der Landtag beschloß ferner die gegen die

slavischen Abgeordneten, mandate, sowie jener d nach nationalen Kurien verlangten, an. gegen die St Germanisierungsbestreb gegen diejenigen slavis Erlasse verweigerten, im L

immen der slavischen Abgeordneten, ungen der Majorität Widerspruch erhoben, chen Gemeinden, die die Annahme deutscher andesausschusse vorzugehen.

In der vorgestrigen Sitzung des galizisch beantwortete der Regierungsvertreter, Statthaltereivizepräsident Graf Los die Anfrage des Rektors und der Professoren in Lemberg der Anwendung der Waffengewalt seitens der Demonstrationsversuchen

chlossen sei.

es mißbilligten, ihren Empfindungen Bemerkungen hierüber überflüssig. ß ein feindseliges Vorgehen gegenüber Vertretern iger Staaten die ganze Bevoͤlkerung cheinen lassen würde, sollte die Jugend von einem zumal in allen zivitisierten Ländern die Unverletz⸗ lichkeit ausländischer Beamter geachter zu Falle dürften derartige Landtag des

en Landtages

Sicherheitsorgane Hochschüler dahin, daß die Untersuchung noch nicht abges Interpellanten

die Hochschuljugend Ausdruck gebe, so Der Gedanke,

erschienen weitere in einem ungünstigen

Vorgehen abhalten, 2 werden pflege. In keinem Ausschreitungen geduldet werden. Herzogtums Krain nahm vorgestern einen Dringlichkeitsantrag an, demzufolge die Landtagsprotokolle scher Sprache abzufassen und zu Der Großgrundbesitz erhob gegen Vergewaltigung des Deutschtums Einspruch.

Großbritannien und Irland 8

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ minister Arnold⸗Forster an den Chef des Generalstabes, General Lyttelton einen Erlaß gerichtet, worin er die denen die Neubildung des oll der General⸗

ausschließlich in sloveni

verlesen sind. diese ungesetzliche

hat der Kriegs⸗

Grundsätze darlegt, nach Generalstabes erfolgen soll. Hiernach s besonderes Korps b nach Befähigung unabhängig von ihrem militärischen Rang ausgesucht werden. mandierung soll sich auf vier Jahre erstrecken un Ablauf dieser Zeit erneuert werden. Die erste den Generalstab bestimmten Offiziere soll der Genehmigung unterliegen; später sind alle Offiziere für dem Chef des Generalstabes vorzu⸗ . Tüchtigkeit örderung belohnt werden. es künftigen Wechsels Heereszweige in Aus⸗

stab kein den Generalsta

Die Kom⸗ id kann nach Liste der für

des Heeresrats den Generalstab von schlagen, dem der ganze Stab allein untersteht. soll durch beschleunigte Bef Kriegsminister stellt die Möglichkeit ein der Offiziere innerhalb der verschiedenen sicht und bezeichnet in seinem Erlaß als Ziel, das bei der Bildung des Generalstabes im Auge zu behalten sei, das Zu⸗ sammenbringen der fähigsten Leute der ganzen Armee.

Frankreich.

Der König von Portugal ist nach einer Meldung des W. T. B.“ gestern nachmittag in Paris eingetroffen und Bahnhofe vom Präsidenten Loubet empfangen und nach dem Ministerium des Auswärtigen, wo der König Wohnung nahm, begleitet worden. Später stattete der König Carlos dem ubet einen Besuch im Elysée ab, empfing Abends che Korps und begab sich darauf wieder nach ttfand, bei dem der König

Präsidenten Lo das diplomatis dem Elysée, und der Präsi Senat setzte Beratung des Gesetzentwurfs, Staat und Kirche, fort un

wo ein Festmahl sta dent Louübet Trinksprüche wechselten. FEZIäB.

betreffend die Trennung d lehnte zahlreiche Abänderungs⸗ anträge zu Artikel 2 ab, durch den das Kultusbudget gestrichen wird. estrigen Sitzung der Deputiertenkammer Budgetse der öffentlichen Arbeiten Dormoy (unabhängiger Radikaler) betoate die Not⸗ Verbindungsbahn nach dem Simplon herzustellen und die Bahn durch den Col de la Faucille zu nicht 150, und daß 104 Handels⸗ Faucille ausgesprochen ser Linie hn, deren Strecke von Paris Zum Schluß forderte er den Minister auf, Janet k(radik. assende Vorteile ie Regierung auf, ein Der Minister Zeit in der Kammer eine Vor⸗ der Frage eine tlare ntragte hierauf die einfache Tages⸗ mung angenommen wurde. 1

Vormittagssitzung setzte die Kammer Arbeiterversorgungsvorlage f ministers Trouillot wurde ein en Deputierten Gauthier de Dienstboten aus⸗

vorgestern,

In der vorg wurde die Beratung des

wendigkeit, eine führte aus, daß der Plan, führen, 115 Millionen kosten würde, kammern sich für die Strecke durch den Col de la Er wies dann auf die Vorteile die hauptsächlichster daß sie die nach Mailand sein würde. die Verhandlungen mit der Schweiz zu beschleunigen. Republ.) glaubte nicht, daß das Faucellep biete, wie man behauptet habe, und forderte d Projekt mit allen notwendige antwortete, daß er in nicht zu langer lage einbringen werde, Lösung zu geben. Die Regierung bea ordnung, die ohne Abstim

In der gestrigen die Beratung über die Gegen den Einspruch des Handels Abänderungsantrag des nationalistisch Clagny angenommen, der das Gesetz auch auf die gedehnt wissen will.

Der in Paris 3 beschloß, nach einer Depesche Marineminister eine Reihe von u. a. betreffend Vermehrung der und deren Hinterbliebenen sowie

Rußland.

Nach einer Meldung der agentur“ gingen dem Ministerpräside den Gemeinderäten in Kasan und insk und Samara Te ften erklären, eine auf das Manifest vom dete Regierung unterstützen zu berichtet, protestieren einige wie „Ruß“ r der Leiter der Ar⸗ den Mißerfolg des Anklang gefunden eidende Wort nicht einer jedenfalls aber

rojekt so umf n Unterlagen vorzulegen.

die ihm erlauben werde,

ß der Arsenalarbeiter des „W. T. B.“, heute dem Forderungen zu unterbreiten, Ruhegehälter von Arbeitern Abschaffung der Stückarbeit.

abgehaltene Kongre

St. Petersburger Telegraphen⸗ nten Grafen Witte von Astrachan sowie den Börsen in Ryb legramme zu, in denen diese Körperscha 30. Oktober gegrün wollen. Wie ferner „W. T. B.“ der in St. Petersburg erf und „Slowo“, gegen die Diktatu beiterbewegung. Streiks fest, habe, und betonen, daß das entsch Klasse der Bevölkerung, der Mehrheit. Auch aus den Terrorismus des V

cheinenden Zeitungen,

der in der Provinz keinen

sondern allen zustehe, der Provinz kommen Einsprüche gegen erbandes der Verbände.

Der in Moskau tagende Kongreß der Semstwos Städte setzte vorgestern die Beratung ü Ministerium Witte Haltung fort.

beobachtende berichtet die

und Lednitzky führten ter der Bedingung, Elementarschalen der e Sprache in den

gegenüber Ueber den Verlauf der Sitzung „St. Petersburger Telegraphenagentur“:

Die politischen Redner Oborotworskv aus, sie seien zu einer Verständigung bereit un Polen aufgehoben, in den

der Kriegszustand in lassen und dies

Unterricht in polnischer Sprache zuge administrativen und öffentlichen Einrichtungen wieder Lednitzky protestierte entschieden daran denke, sich von Rußland loszutrennen. nomie, weil die realen Verhältnisse sie erf

gegen die Behauptung, Polen verlan orderten; in jedem

aber die Zentralgewalt für die Lostrennungsfrage nicht zuständig, diese werde vielmehr vom russischen Volke und der konstituierenden Nationalversammlung entschieden werden. Die Polen hätten Ver⸗ trauen zu den Russen und beteiligten sich an der russischen Freiheits⸗ bewegung. Das beweise ihre, der Vertreter, Anwesenheit. Er wolle

zie Regierung unterstützen unter den Bedingungen, die Roberti

zargelegt habe. Stakhowitsch, Vertreter der Stadt Jelatz, beantragte, die Regierung zu unterstützen, vorausgesetzt, daß die Vahlen zur Duma, die er nicht eine konstituierende, sondern eine repräsentative Versammlung zu nennen bitte, auf der Grundlage des allgemeinen Stimmrechts erfolgen, und ferner vorausgesetzt, daß die Todesstrafe abgeschafft werde. Fürst Wolkonsky aus Rjäsan warnte die Versammlung vor übertriebenen Forderungen. Falls die Majorität sich gegen die ÜUnterstützung der Regierung ausspreche, werde er beantragen, daß die Minorität zu einer Gruppe zusammentrete und sich dem Ministerium Witte zur Seite stelle. Klimow aus Rjäsan sagte, das Volk werde immer für den Kaiser sein, und eine Konstituante sei nur für die Sozialdemokraten nötig. Adelsmarschall Stachowitsch wies. auf das Beispiel der Finnländer hin, die, nachdem sie von der Regierung das Versprechen einer Abgeordneten⸗ kammer erhalten hätten, sofort mit der Revolution aufgehört hätten. Der Kongreß wolle den Fehler der Bureaukratie wiederholen, die immer an der Aufrichtigkeit der Semstwos und der Stadtverwaltungen gezweifelt habe. Die Versammlung möge doch die auf Grundlage der Kundgebung vom 30. Oktober gegründete Verfassung abwarten. Fürst Paul Dolgoruky beantragte, das Ministerium Witte zu unterstützen; denn dieses könne, man möge dessen sicher sein, jetzt keine Schritte nach rückwärts machen Alle weiteren Redner entwickelten denselben Gedanken; nur Stschepkin erklärte, da das Ministerium Witte es während dreier Woͤchen nicht verstanden habe, dem Lande die durch den Monarchen gewährten Freiheiten zu geben, so müsse es fortgefegt oder gezwungen werden, diese Freiheiten in drei Tagen zu geben. 8

Das Bureau des Kongresses der Semstwo⸗ und

Städtevertreter unterbreitete dem Kongreß folgende Re⸗ olution:

„In der Erwägung, daß die Kundgebung vom 30. Oktober alle seit den ersten Tagen aufgestellten Forderungen bewilligt, erklärt der Kongreß in der Erkenntnis daß die durch die Kundgebung bewilligten Frei⸗ heiten für die Beruhigung des Landes unentbehrlich sind, seine völlige Solidarität mit dieser konstitutionellen Grundlage. Die Verwirk⸗ lichung dieses Programms liegt der Verantwortlichkeit des Ministeriums ob. Der Kongreß drückt die Ueberzeugung aus, daß das Ministerium auf die Unterstützung der großen Mehrheit der Semstwos und Städte rechnen kann, solange es in der Richtung auf die Verwirklichung der Freiheiten der Kundgeburng vorgeht. Jede Abweichung von dieser Richtung wird entschiedenen Widerstand antreffen. Als einziges Mittel, die Autorität der Regierung und die Unter⸗ stützung der Vertreter des Landes zu sichern, betrachtet der Kongreß den unverzöglichen Erlaß einer Anordnung, die das allgemeine Wahl⸗ recht für die Duma ankündigt, sowie die Uebertragung konstituierender Befugnisse auf die erste Duma, um mit Genehmigung des Kaisers eine Verfassung für das russische Reich auszuarbeiten, und schließlich die Organisation der Territorialreform nebst anderen Maßregeln. Aber sofort müssen Maßnahmen beschlossen werden, um die Freiheiten der Kundgebung zu verwirklichen.“

In der Debatte über diese Resolution, der die gestrige Abendsitzung des Kongresses gewidmet war, brachten 27 Redner Abänderungsvorschläge ein. Das Bureau nahm hierauf die Resolution zurück, um sie heute in neuer Fassung zur Ab⸗ stimmung vorzulegen.

Dem Kongreß sind von verschiedenen Vereinigungen, Semstwoverwaltungen und anderen Körperschaften in den Provinzen Telegramme zugegangen, die es für unerläßlich erklären, die Regierung zu unterstützen und sich gegen eine konstituierende Versammlung aussprechen.

Die in St. Petersburg weilenden polnischen Abge⸗ sandten veröffentlichen, „W. T. B.“ zufolge, eine Erklärung, in der der Standpunkt der polnischen Parteien auseinander⸗ gesetzt wird. Nach dieser wünschen sie, daß Polen ein auto⸗ nomer Teil des Reiches sei, denken aber nicht an eine Losreißung Polens vom russischen Reiche. Sie wünschen ihren eigenen Landtag in Warschau zu haben, aber auch in der Reichsduma vertreten zu sein. Wie ferner die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet, richteten vierzig Professoren der Warschauer Universität und des Polytechnikums, die Mitglieder des Warschauer Zweigvereins des allrussischen akademischen Verbandes sind, an den Semstwokongreß in Moskau und an die russische Presse eine energische Protesterklä⸗ rung gegen die Verhängung des keriegszustandes über Polen. Sie behaupten, daß der Erlaß, der die Ver⸗ hängung des Kriegszustandes über Polen begründet, eine Herausforderung Polens darstelle. In Polen seien viel weniger Ausschreitungen vorgekommen als in Rußland. Die Polen verlangten daher mit Recht die Autonomie. Nach derselben Quelle ist der Zustand des verstärkten Schutzes in den Gouvernements Tschernigow, Tambow, Pensa und Kursk, sowie in den Bezirken Balaschow, Serdobsk, Petrowsk, Atkarsk und Saratow, des Gouvernements Saratow und auch in der Stadt Saratow, verkündet worden. Der am 9. November erlassene Kasserliche Ukas, betreffend die Verlängerung der Frist des Wechselprotestrechts, ist jetzt auch auf die Weichsel⸗ gouvernements ausgedehnt worden.

Spanien.

Der König Alfons ist, laut Meldung des „W. T. B.“, gestern nachmittag aus Paris wieder in Madrid eingetroffen.

Aus zahlreichen Gegenden Spaniens wird, „W. ZBö zufolge, eine Erneuerung der wirtschaftlichen Krise ge⸗ meldet, da die Arbeit für die Tausende von Arbeitern nicht ausreichend ist. Menschen und Tiere sind durch die Hungers⸗ not mitgenommen, die Preise für Nahrungsmistel und Vieh⸗ futter sind unerschwinglich. Die Stadtvertretungen und Privatleute verteilen Hilfsmittel, doch erweisen sich diese der herrschenden Not gegenüber als unzulänglich.

Belgien. .—

Das feierliche Leichenbegängnis für den ver⸗ storbenen Grafen von Flandern hat „W. T. B.“ zu⸗ folge gestern in Brüssel stattgefunden. Nach einem in der St. Gudulakirche vom Bischof von Mecheln abgehaltenen rauergottesdienst ging der Leichenzug nach Laeken, wo der

arg in der Königsgruft beige etzt wurde.

Luxemburg. 18 e Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat gestern im Schloss Hohenburg die Eidesleistung des Großherzogs 8 ilhelm von Luxemburg auf die Verfassung in Gegen⸗ art des Ministers Eyschen, des Finanzministers Montgenast,

einer Abordnung der Kammer und des Hofstaats stattgefunden.

5 der Eidesleistung verlas der Großherzog eine Adresse, er er in seinem und seiner Mutter Namen für die zahl⸗

reichen Beileidskundgebungen aus dem Luxemburger Lande

dankte und das Land aufs neue seiner Treue und Zuneigung versicherte.

Am Nachmittag des gestrigen Tages erfolgte unter dem Geläut der Glocken sämtlicher Kirchen die feierliche Bei⸗

setzung des verstorbenen Großherzogs von Luxem⸗

burg in der Familiengruft im Schlosse Hohenburg.

Türkei. 1 Die Antwort der Pforte in Sachen der maze⸗ donischen Finanzkontrolle ist gestern abend der öster⸗ reichisch⸗ungarischen Botschaft überreicht worden. Nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegr.⸗Korrespondenzbureaus“ ist sie in allen Punkten ablehnend unter Hinweis auf die ottomanische öffentliche Meinung, mit Ausnahme des Punktes, betreffend die en. Die Pforte willigt in die Verlängerung von deren Mandaten auf längstens zwei Jahre. Griechenland.

Wie „W. T. B.“ aus Athen meldet, sind die fremden Kriegsschiffe, die an der Kundgebung gegen die Türkei teilnehmen sollen, im Piräus eingetroffen und warten weitere Weisungen ab.

Kunst und Wissenschaft.

A. F. In der letzten Fachsitzung der Gesellschaft für Erd⸗ kunde sprach der Professor Dr. Galle⸗Potsdam über „neuere Arbeiten auf dem Gebiet der Erdmessung“. Seitdem der Beweis geführt ist, daß die Drehungsachse der Erde periodischen Schwankungen von geringem Belang unterworfen ist, wobei der Maximalausschlag des irdischen Drehpoles um seine mittlere Lage etwa ¼ Bogensekunde oder in linearem Maß 8 m beträgt, sind Beobachtungen gemacht worden, daß die hiervon bedingten geringen Aenderungen der geographischen Breiten nicht die alleinigen Aenderungen sind, welche die Breiten er⸗ fahren. Ein Teil der Breitenänderungen (bis etwa 0,06 Sekunden) mit einer jährlichen Periode ist vielmehr von jener Ursache unabhängig, wie der japanische Beobachter Kimura an den 6 für die Achsen⸗ schwankungen auf dem 39. nördlichen Breitengrade eingerichteten Kontrollstationen überzeugend dargetan hat. Welches die Ursachen dieser merkwürdigen Erscheinung sind, bedarf noch der Auf⸗ klärung. Es ist kaum angängig, an eine wirkliche periodische Verschiebung des Erdschwerpunkts zu glauben, die eine ge⸗ nügende Erklärung geben würde; denn Ansammlung oder Abschmelzung von Schnee⸗ und Eiswasser können Aenderungen streng periodischer Art von solchem Belang wahrscheinlich nicht hervor⸗ rufen. Aber auch bezüglich anderer vermuteter Ursachen wird sich eine Entscheidung nicht treffen lassen, bevor nicht Beobachtungen aus anderen als der genannten einen Breite der nördlichen Halbkugel vorliegen. Deshalb sind 2 Stationen in 30° südlicher Breite, bei Cordoba in Argentinien und bei Perth in Australien, aus⸗ gerüstet worden, die ihre Tätigkeit zu Beginn des neuen Jahres eröffnen werden. Welche Ergebnisse immer diese zu erwartenden Beobachtungen haben werden, die Frage nach der Möglichkeit einer Veränderlichkeit des Erdschwerpunkts ist durch die Komurasche Ent⸗ deckung einmal angeschnitten, und sie wird auch in anderer Weise noch untersucht werden. Es ist noch der Anregung des verstorbenen Professors Abbe zu verdanken, daß auf der Jenenser Universitätsstern⸗ warte eine Einrichtung getroffen wurde, bestehend aus einem im Erd⸗ boden festen Zenitfernrohr, das die Aenderung der Lotrichtung (als die Resultante der Schwerkraft und Schwungkraft und deshalb von einer etwaigen Verschiebung des Erdschwerpunkts abhängig) gegen eine durch die Sterne festgelegte Richtung angibt. Ergänzt wird diese Einrichtung durch einen Oelhorizont, bestimmt, die etwaige Aenderung der Lotrichtung gegen die Horizontalebene zu erkennen. Die Jenenser Sternwarte hat auch die Untersuchung der von glaubwürdigen Zeugen behaupteten Veränderungen des Horizonts auf einer Anzahl thüringer Aussichtspunkte übernommen. Es wird vermutet, daß sich diese Erscheinung durch Bodenhebungen und⸗senkungen erklärt. Oefters wlederholte photographische Fernaufnahmen sollen der Sache auf den Grund gehen. Dem gleichen Zweck der Prüfung, ob tatsächlich Hebungen und Senkungen der Erdscholle stattfinden, dient auch die seit längerer Zeit eingeführte fort⸗ laufende Untersuchung des Plateaus des Telegraphenberges bei F dam. Sie geschieht durch eine das Plateau in etwa 900 m Länge umschließende hydrostatische Nivellementsanlage und durch häufig aus⸗ geführte Feinnivellements. Daß dem Studium der Lotlinie und ihrer etwaigen Abweichungen besondere Aufmerksamke it zugewandt wird, ist erklärlich durch deren ausschlaggebende Wichtigkeit für die Bestimmung der Erdgestalt. Denn das „Geoid“, die aus der Kugelgestalt über das Rotationsellipsoid und das der Ab⸗ plattung unseres Planeten entsprechende Sphärold abgeleitete wahrscheinliche Gestalt der Erde, wird durch eine Fläche be⸗ grenzt, auf der alle Lote an ihrer Stelle senkrecht stehen. Daß sich das Geold nicht sehr von einem Rotationsellipsold unterscheidet, folgt ebenso aus theoretischen Gründen, als es sich auch praktisch für die Zwecke der Landesvecmessung als ausreichend erwiesen hat, an dieser Annahme festzuhalten. In der Schätzung der Dimensionen dieses Ellipsolds weichen Bessel und Clarke voneinander ab, letzterer namentlich durch Unterschätzung des Wertes der Abplattung (1: 304). Für Europa schmiegt sich das Besselsche Ellipsold am besten den durch die europäische Gradmessung ermittelten Verhältnissen

an, während man nach den Ergebnissen der in 2600 km.

Längenausdehnung erfolgten nordamerikanischen Gradmessung dort die Clarkeschen Dimensionen bevorzugt. Es geht schon aus dieser Verschiedenheit der Ergebnisse tatsächlicher und genauester Messungen hervor, daß sich die verschiedenen Meridiane der Erde in bezug auf ihre Krümmung verschieden verhalten. Diese praktisch unerheblichen, theoretisch aber aus vielen Gründen sehr interessanten Abweichungen des Geocids von dem Ellipsold sind auch neuerdings wieder bei Aus⸗ messung eines Meridianbogens in Svpitzbergen ( 1898 1902) festgestellt

worden, und zur Zeit sind wieder eintge großartige Unternehmen im ss Fidus vertreten. Am besten wirkt er da, wo er das rein Dekorative anstrebt, Buchschmuck gibt oder im Plakatstil schafft. In seine großen Kohlekartons ist er im ganzen recht wenig glücklich. tordamerika und die bereits vollendete Längengradmessung in 39°%n B. Der Vortragende verbreitete sich, an diese Unternehmungen anknüpfend, ausführlich über die Schwierigkeiten, die sich den Messungen aus vielen Ursachen, Klima, Unverstand der Eingeborenen, Bodengestalt ꝛc. entgegenstellen, wie in . ) Domino“ statt. Die Erstaufführung erfolgte am 16. Juni 1838.

Gange, die weitere Aufschlüsse, versprechen: die Messung des 30. Meridians durch ganz Afrika, ausgeführt von Gill bis zur Verbindung mit der russischen Fortsezung des gleichen Meridians, die Messung des 98. Meridians in2

Amerika sich die Triangulation auf Dreiecke von einer Seitenlänge

9

bis zu 300 km zu stützen habe, während es in den ebenen und be⸗- waldeten Gegenden Ost⸗ und Westpreußens nur durch Konstruktion von; hölzernen Signaltürmen bis zu 51 m Leucht⸗ und 37 m Beobachtungs⸗

höhe gelang, Dreiecke mit 40 50 km Seltenlänge zu erhalten. Ein bemerkenswerter Fortschritt ist durch Einführung von Draht⸗

messungen geschehen, seitdem ein aus 36 % Nickel und 64 % Stahl

zusammengesetzter Draht zur Verfügung steht, der fast unabhängig von der Temperatur und dessen anderweite Längenveränderlichkeit sicher kontrollierbar ist. Von großer Wichtigkeit ist der Fortschritt in genauer Bestimmung der Schwerkraft sowohl auf dem Lande als auf dem Meere. Letzteres war bis vor kurzem nicht möglich; bis 1901 war keine einzige Schwerkraftsbestimmung auf dem Wasser gelungen, trotz der sinnreichen Methode v. Sternecks, beruhend auf dem invariabeln Halbsekundenpendel in luftdicht verschlossener Haube. In den letzten Jahren aber ist von Professor Mohn in Christiania eine fruchtbringende Anregung ausgegangen. die Schwerkraft mit einiger Genauizkeit durch Vergleichung von Quecksilberbarometer und Siedethermometer auch auf dem Meere zu bestimmen. Das Siede⸗

thermometer gibt den wahren Luftdruck an, beim Quecksilberbarome er

wird dagegen dem Luftdruck durch eine Quecksilbersäule das Gleich⸗ gewicht gehalten, deren Gewicht ja von der Größe der Schwerkraft abhängig ist, sodaß bei sonst unveränderten Umständen sich im Meereshorizont am Aeqguator und an den Polen Differenzen von 4 mm ergaben. Diese Methode für Beobachtung der Schwerkraft auf der See ist inzwischen durch Professor Hutter praktisch ausgestaltet und auf mehreren großen Seereisen mit Erfolg erprobt worden. Es ist begreiflich, daß sie auch bei den Geologen das größte Interesse erregt als ein Mittel, unsere Kenntnis von der Massenverteilung in der Erde zu fördern. Zur Zeit liegen nur die Ergebnisse der Beobachtungen einer Reise von Hamburg über Lissabon nach Bahiag und Rio de Janeiro und zurück vor. Es teigte sich, daß die Intensität der Schwerkraft auf dem Atlantischen Ozean nahezu normal ist, was eine Bestätigung der Prattschen Hypothese von der gleichmäßig verteilten Lagerung der Massen der Erdkruste bilden würde. ““

v. A. Gurlitt eröffnet seine zweite Ausstellung mit Werken von Karl Haider und Adolf Oberländer, zur Erinnerung an den sechzigsten Geburtstag, den beide Künstler in diesem Jahre feiern. Von Oberländer sind verhältnismäßig nur wenige Arbeiten ausgestellt, die gleichsam nur einen Hinweis auf sein reiches Lebens⸗ werk bilden. Aber jedes einzelne zeigt das Wesentliche des Künstlers, seinen kindlich liebenswürdigen Humor, seine reiche Phantasie, die einen Zug zum Drollig⸗Märchenhaften besitzt, die leicht⸗ Hand, die so sicher, mit weanig Mitteln zu charakterisieren versteht, und auch eine feine, malerische Technik. Oberländers eient⸗ liche Bedeutung liegt ja auf dem Gebiet der Illustration; seine Zeichnungen für die „Fliegenden Blätter“ haben seinen Namen zuerst bekannt gemacht, die Aufmerksamkeit auf einen Känstler hingelenkt,

der, wie wenige, in seiner Kunst ein typisch deutsches Gepräge besitzt.

Das zeigt sich vor allem in dieser Lust am Komischen, die doch nie in das ätzend Scharfe verfällt, in dem Hang, mit dem Stift zu fabulieren und zu dichten aus bloßer Freude an allem Lustigen und Drolligen. Oberländers Bilder sind im ganzen weniger bekannt; von ihnen zeigt Gurlitt eine kleine Sammlung Es sind kleine Phantasiestücke; wir sehen einen fröhlichen Amor auf einem Löwen durch eine blumige Wiese reiten, einen Faun am Quell schlafen, einen Zwerg, der aus einem Baumversteck den Schlaf zweier ungeschlachter Riesen beobachtet, eine Schar kleiner, nackter Kinder, die sich um einen geduldigen Löwen herumbalgen. Nirgends steckt etwas Konventionelles in diesen Arbeiten, alles ist von wesenhaftem Leben erfüllt, mit kraftvollem Humor von innen herausgestaltet. Das gibt ihnen eine unvergängliche Frische, sodaß man sie mit immer neuer Freude betrachten kann.

Karl Haider ist neben Adolf Oberländer die ärmere Natur. Seine Bilder, in großer Zahl nebeneinander gehängt, tragen den Charakter des Eintönigen. Diese dunklen, lichtlosen Farben, die er dem Studium alter Meister verdankt, gestatten nur, bestimmte, düstere Stimmungen auszudrücken, deren stete Wiederholung er⸗ müdet. Zweifellos besitzt Haider aufrichtiges und starkes Natur⸗ empfinden, dem er oft sehr glücklich Autdruck leiht. Das beweisen „Charons Nachen“ und „Der heilige Hain“; aber er wiederholt sich, „und die ursprüngliche Kraft und Frische, die selbständiges Erleben und Ringen um neue Ausdrucks⸗ mittel geben, fehlen. In seiner „heiligen Familie“ erfreut die Anmut der Zeichnung und die glückliche innere Beziehung, in der die drei zu einander gesetzt sind. Joseph hält dem Kind, das von der Mutter ge⸗ halten wird, eine Blume hin, nach der es sich freudig wendet. Lieblich und kräftig wirkt auch das Bild „Hirtenmädchen“, die charaktervolle v das individuell gesehene Kind, das träumend vor sich insinnt.

Die stärksten malerischen Qualitäten besitzt ein dritter Künstler, von dem hier eine größere Sammlung von Arbeiten zur Ausstellung gelangt, der vor einigen Jahren verstorbene Pariser Maler Fautin Latour. Seine Farben sind weich und stumpf, es liegt wie ein leichter Nebel über den Gegenständen, aus dem die Umrisse sich nu⸗ matt herausheben. Aus all dieser Unbestimmtheit weiß der Künstler vor allem die Gesichter lebendig herauszumodellieren, fr dadurch etwas besonders Eindringliches erhalten. Am chönsten sind sein Selbstportrait und das Bildnis der beiden Schwestern. In den Blumenstücken sind die Linien kräftiger und di

arben klarer. An ältere Meister erinnert Fautin⸗Latours Technik i seinen kleinen Phantasiebildern, die, dünn und zart gemalt, voll süße Farbenreizes sind. Sehr groß ist die Sammlung seiner Lithographien. Sie haben einen romantisch phantastischen Charakter. Der Strich ist weich und lose, ihre Hauptwirkung basiert auf dem energischen Neben⸗ einander hellster Licht⸗ und dunkelster Schattenpartien.

Bei Wertheim ist nunmehr der neue Kunstsalon fertig und mit einer ersten Ausstellung eröffnet. Die Räume sind ell und hoch, die Wände licht gehalten, sodaß die Bilder überall zur besten Wirkung kommen. Die ersten Aussteller sind in der über wiegenden Mehrzahl Münchener Künstler. Im eisten Saal ist zu nächst Fritz Baer mit seinen großgeschauten, in kraftvollen, oft spröden Farben gegebenen Gebirgsbildern vertreten. Baer gehört zu den wenigen Künstlern, die das zugleich Feierliche und Gewaltige der Gebirgswelt zu gestalten wissen. Er sieht sehr selbständig, au was die Färbung anbetrifft. Nie wirkt er kleinlich oder weichlich; man merkt jedem Bilde an, daß es aus einem inneren Erlebnis heraus entstanden ist. Neben ihm ist sogleich Richard Kaiser zu nennen, der sichtlich fortschreitet, einen immer größeren Blick, einen immer kräftigeren Ausdruck findet. Vielleicht könnte man ihm den Vorwurf machen, daß er zu schön sähe. Die wunderbare Baumgruppe in der „Dorfkapelle“ hat etwas vom großen Stil an sich, ist nicht mehr ganz Natur. Einige werden dies als Mangel, andere als Vorzug empfinden. Daß er auch das Einfache zu empfinden und wieder⸗ zugeben vermag, zeigt sein „St Alban am Ammeecsee“; der weite Blick ist in seiner ruhigen Schlichtheit gegeben, in schönen tiefen Farben, in energischer, ruhiger Zeichnung. Auch Clauß aus München interessiert durch seine breiten, in Flächen nebeneinander gesetzten Farben und die blonden, lichten Töne. Der Böhme Alois Kalvoda ist ziemlich unruhig in seinen Arbeiten. Schaut man sich

in das Gewirr der Linien hinein, so empfindet man bald, wieviel Eigenes und Gutes in ihm steckt. Sein Naturempfinden ist fein

kultiviert. „Dorf im Birkenwald“ und „Böhmische Gegend⸗ beweisen es. Die hellen, heiteren Farben geben den Bildern etwas Fröhliches. Von Berliner Künstlern ist mit bemerkenswerten Arbeiten nur

. . Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Freitag, die 100. Wiederholung von Aubers komischer Oper „Der schwarze

Die Damen Löwe, Grünbaum, von Wrochem, die Herren Devrient, Bader, Mantius, Blume waren damals die Vertreter der heute von den Damen Farrar, Rothauser, von Scheele⸗Müller bezw. den Herren Nebe, Berger, Philipp und Knüpfer gespielten Rollen.

Im Königlichen Schauspielhause wird am Sonnabend zum ersten Male „Der Froschkönig“, romantische Komödie in drei Aufzügen von Dietrich Eckart, in nachfolgender Besetzung aufgeführt: Paul Borchertz, Kommerzienrat: Herr Keßler; Emilie, seine Frau: Frau Butze; Hedwig, Gerda, beider Töchter: die Damen von Mayburg und Esch⸗ born; Dr. Fernow: Herr Boettcher; Felix Borchertz: Herr Kraußneck; ein Herr: Herr Matkowsky; Forstassessor Franzius: Herr Hertzer; Polizeirat von Tilau: Herr Grube; Dr. Klemens: Herr E Aradt: ein Kriminalkommissar: Herr Winter. Das Stück, das vom Ober⸗ regisseur Gꝛube in Szene gesetzt ist, spielt im Hochsommer auf Paul Borchertz' Landsitz in der Nähe einer mitteldeutschen Residenz⸗ und Unive sitätsstadt.

Das Schillertheater wird in der nächsten Woche die Urauf⸗ führung des vieraktigen Dramas „Wanjuschins Kinder“ von S.

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