1905 / 279 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Nov 1905 18:00:01 GMT) scan diff

bot der Sängerin die Einlage im zweiten Akt, die Glöckchen⸗ Arie aus der Oper „Lakmé“ von Delibes; der Vortrag dieses im Rahmen der Oper übrigens recht fremdartig anmutenden Gesangsstückes war von besonders starken Beifallskundgebungen begleitet. Was dem Gaste besonders zugute zu balten ist, war seine glückliche Einfügung in das Ensemble eine Tatsache, die umsomehr gewürdigt werden mußte, als die Sängerin genötigt war, sich ihrer Aufgabe in drei Sprachen zu entledigen: der Dialog wurde von ihr deutsch gesprochen, die Gesänge der Oper wurden italienisch und die Einlage französisch wiedergegeben. Das Ensemble tat gleichfalls sein Mögl chstes, um den guten Eindruck zu vervollständigen, und der Kapellmeister Bertrand Saenger leitete das Ganze mit gewohnter

Umsicht.

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Dienstag,

die 100. Wiederholung von „La Travlata“ statt. Fräulein Farrar gt die Violetta, Herr Naval den Alfred, Herr Hoffmann den er. In kleineren Rollen sind die Damen Parbs, Weitz, die Herren Alma, Krasa, Wittekopf und Frank beschäftigt. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß. —. Die erste Aufführung des Werkes am Königlichen Opernhause fand am 13. Dezember 1860 gelegentlich des Gastspiels der italienischen Gesellschaft des Herrn Meretti statt, die drei Hauptrollen waren von Italienern besetzt; die an sich nicht große Rolle des Gaston hatte Signora Trebelli, die später berühmt gewordene Primadonna, übernommen, diese indessen durch eine Einlage von Mevyerbeer, im dritten Akt gesungen, erweitert.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen, Dienstag, „Der Froschkönig“ von Eckart wiederholt.

Das Deutsche Theater bringt in allernächster Zeit die folgenden Novitäten heraus: „Die Herzöge von Genua“ von Leo Greiner, einem jungen deutschen Dichter, der mit diesem Drama zum ersten Male als Dramatiker eingeführt wird; Hugo von Hofmannsthals neues fünfaktiges Werk „Oedipus und die Sphinxz“, das der Dichter soeben vollendet und der Direktion des Deutschen Theaters vorgelesen hat, und ferner die dreiaktige Legende eines noch unbekannten jungen irischen Dichters, J. M. Signe, „Der beilige Brunnen“. Mit diesem Werk, das die

nächste Novität des Deutschen Theaters ist wird ein Drama aus dem Nachlaß von Oskar Wilde gespielt werden.

„Der Weg zur Hölle“ betitelt sich der neue dreiaktige Schwank von Gustav Kadelburg, der zu Weihnachten im Lustspielhause zum ersten Male aufgeführt werden wird.

Die Direktion des Kleinen Theaters hat soeben mit Maxim Gorki einen Vertrag abgeschlossen, der ihr das Recht der Urauffüh⸗ rung seiner jüngsten Werke in deutscher Sprache sichert. Es bandelt

um das am dramatischen Theater in St. Petersburg mit Erfolg aufgeführte Schauspiel „Kinder der Sonne“ und um ein zweites Schauspiel „Die Barbaren“, das Gorki erst vor kurzer Zeit vollendet hat. Die „Kinder der Sonne“ sollen die erste Novität des Kleinen

Theaters im neuen Jahre sein. 8 88 88

Jagd. 8 8. 8

Die nächste Königliche Parforcejagd findet morgen, Mittags

Dienstag, den 28. d. M., statt. Stelldichein:

12 ³¼ Uhr an der Schafdammbrücke.

Offizieller Streckenrapport

der am Sonnabend, den 25. November 1905, Göhrde abgehaltenen Hofjagd. Inh einem Hauptjagen auf Rotwild in den Kellerbergen und einer Suche mit der Findermeute auf Sauen im Waschkabel kamen 59 Hirsche, 124 Stück Rotwild, 246 grobe und 88 geringe Sauen

r Strecke.

g Hiervon entfallen auf die Sonderstrecken Seiner Majestät des Kaisers und Königs 12 Hirsche, 4 Stück Wild und 29 grobe Sauen, Seiner Königlichen Hohbeit des Prinzen Eitel⸗Friedrich von Preußen 4 Hirsche, 4 Stück Wild und 29 Sauen, Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Adalbert von Preußen 7 Hirsche, 3 Stück Wild und 24 Sauen, Seiner König⸗ lichen Hoheit des Prinzen August Wilhelm von Preußen 3 Hirsche, 2 Stück Wild und 13 Sauen, Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Leopold von Bavyvern 10 Hirsche, 8 Stück Wild und 30 Sauen, Seiner Durchlaucht des Fürsten zu Schaumburg⸗ Lippe 5 Hirsche, 1 Stück Wild und 18 Sauen. 8

Die Witterung war der Jagd günstig, etwas trübe zwar, aber ohne Niederschläge und windstill.

in der

Mannigfaltiges. Berlin, den 27. November 1905.

Am Königlichen Aeronautischen Observatorium, das seit dem 1. April dieses Jahres von seinem früheren Platze bei Reinickendorf nach Lindenberg bei Beeskow, 65 km südöstlich von Berlin, verlegt worden ist, wurde am 25. November d. J. der höchste aller bisherigen Drachenaufstiege ausgeführt, der eine Höhe von 6430 m erreichte. Bisher galt ein von Teisserenc de Boit mit Hilfe eines dänischen Kanonenbootes zustande gebrachter Aufstieg auf 6100 m als der höchste, der nunmehr um 330 m über⸗ troffen worden ist. Bei einer Windgeschwindigkeit von 25 m in der Sekunde trugen sechs Drachen von zusammen 27 qm Fläche und 14 500 m Stahldraht den Registrierapparat zu dieser beträchtlichen Höhe, in welcher eine Lufttemperatur von 25,0 ° aufgezeichnet wurde.

Im Verein zur Förderung der Kunst sprach am Freitag im Bürgersaale des Rathauses der um die Verallgemeinerung des Ver⸗ ständnisses Wagnerscher Kunst sehr verdiente Professor Dr. Golther aus Rostock über die Entstehungsgeschichte von „Tristan und Isolde“. Zurückgreifend auf die ersten Formen der Tristansage, zeigte der Redner in formvollendeten, klaren Ausführungen ihre Ausgestaltung durch Thomas, Gottfried von Straßburg usw., wies darauf hin, wie die Motive sich vertieften und verinnerlichten, bis Wagner, unter Auße acht⸗ lassung aller novellenhaften Ausschmückungen, die Handlung ganz nach innen verlegte und, wie er selber sagt, die Geschehnisse ganz so vorführte, wie sie in der Seele vorgebildet waren. Von besonderer Bedeutung war die Darlegung des Verhältnisses von Wagners eigener innerer Persönlichkeit zu seinem Werke. Seine eigenen künstlerischen und seelischen Erlebnisse sind es, die die Grundstimmung hergaben: sein einzigartiges, durch das Leben eingeengtes, aber darum zu abstrakten, fast übersinnlichen Glücksvorstellungen getriebenes Empfinden für Mathilde Wesendonk, jene feinsinnige Frau, deren großer Einfluß auf den Künstler erst jetzt, nach Veröffentlichung ihres Briefwechsels, so recht erkannt wird. Mit einem Hinweis auf die aus ähnlicher Re⸗ signation entstandene Figur des Hans Sachs schloß der Redner seinen ausgezeichneten Vortrag, dessen Bedeutung ein weitergehendes Interesse hiesiger Kunstkreise verdient hätte.

Im Verein für Deutsches Kunstgewerbe spricht am Mittwoch, Abends 8 ½ Uhr, der Hilfsarbeiter im Kultusministerium, Professor Dr Ludwig Pallat über „Kunst und Schule in Amerika“. Die auf persönliche Eindrücke gegründeten Ausführungen des Vor⸗ tragenden werden von einer Ausstellung von Schülerarbeiten aus amerikanischen und deutschen Schulen begleitet sein, die schon von 8 Uhr ab besichtigt werden können. Ausstellung und Vortrag finden im großen Festsaale des Künstlerhauses, Bellevuestraße 3, statt.

Das Königliche Bad Bertrich, das, reizvoll in einem Neben⸗ tal der Mosel gelegen, mit seinen glaubersalzhaltigen Thermen in den letzten Jahren einem stetig wachsenden Kreise bekannt geworden ist, wies im letzten Sommer gegen das Vorjahr wiederum 200 Kur⸗ gäste mehr auf. Es ist in den letzten Jahren für die Entwicklung des Bades sowohl seitens der Badeverwaltung wie seitens der Ge⸗ meinde viel getan worden, doch harrt noch eine für das Bad sehr wichtige Frage, nämlich der Neubau eines Badehauses der Lösung.

Kiel, 27. November. (W. T. B.) Gestern nachmittag strandete in der Nähe von Friedrichsort ein großer Dampfer namens „Jaffa“. Seine Nationalität war bisber nicht festzustellen, da er trotz Aufforderung dazu die Flagge nicht zeigt. Vermutlich handelt es sich um den in Hull beheimateten Dampfer „Jaffa“. 8

Flensburg, 26. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: Gestern abend 8 Uhr 25 Minuten entgleiste in km 58,5 der Strecke Sörup Mohrkirch Osterholz der Personen⸗ zug 963. Personen wurden nicht verletzt. Der Material⸗ schaden ist nicht erheblich. Der Verkehr wird vorläufig durch Um⸗ aufrecht erhalten. Eine Untersuchung über den Unfall ist ein⸗ geleitet.

Bochum, 26. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Heute morgen gegen 5 Uhr wurde auf der Strecke Ueberruhr Kupferdreh an dem Personenzuge 620 Steele Nord —Kupfer⸗ dreh durch eine offenste hende Tür des kreuzenden Güterzugs 9305 der Packwagen und ein Wagen vierter Klasse gestreift und hierbei die Seitenwand des Wagens vierter Klasse zum

BI11u66“ 8 6“

Teil eingedrückt. Von den in dem Wagen befindlichen Reisenden wurden 4 Personen verletzt. Ein Knabe von 15 Jabren, dem die Schulter ausgerenkt war, wurde dem Krankenhause in Kupferdreh zugeführt, die übrigen 3 Personen, die nur unerheblich Schaden ge⸗ nommen hatten, konnten ihre Wohnungen aufsuchen. Betriebsstörungen treten nicht ein.

Metz, 25. November. (W. T. B.) Aus Anlaß des 100 jährige

Bestehens des Hannoverschen Dragonerregiments Nr. 9 fand heute abend ein Festmahl statt. Der Statthalter Fürst zu Hohenlohe⸗Langenburg brachte ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, der kommandierende General Stoetzer ein Hoch auf das Regiment, der ZZZ Oberstleutnant Jochmus ein Hoch auf Seine Majestät den König von Rumänien, den Chef des Regiments, aus. Seine Majestät der Kaiser sprach dem Regiment zum Jubiläumstage telegraphisch seine Glück⸗ wünsche aus.

London, 25. November. (W. T. B.) Heute morgen wurde in Manchester und Salford ein heftiger Erdstoß der sich auf ein Gebiet von ungefähr sieben Meilen im Umkre 5 Einige Schornsteine stürzten ein, sonst wurde kein Schaden angerichtet.

Rom, 26. November. (W. T. B.) Aus Foggia, Avellino, Benevento und Neapel wird gemeldet, daß dort heute vormittag um 7 ¾ Uhr Erderschütterungen vorgekommen sind, die indessen keinen Schaden angerichtet haben. n der Ortschaft Apiee (Provinz Benevento) wurden durch einen Erdstoß mehrere Häuser, darunter die Carabinierkaserne, beschädigt, sodaß sie geräumt werden mußten. In Ariano (Provinz Avellino) wurden mehrere Kirchen, darunter die Kathedrale, und in Grottaminarda (Prodinz Avellino) ebenfalls einige Häuser durch den Erdstoß beschädigt. Ver⸗ luste an Menschenleben sind nicht zu beklagen.

Kopenhagen, 26. November. (W. T. B.) Nach einer brief⸗ lichen Meldung aus Oefjord auf Island wurden dort am 15. d. M., Nachts, mehrere ziemlich starke Erderschütterungen⸗ wahrgenommen.

Lincoln (Massachusetts), 27. November. (W. T. B.) Der nach Montreal fahrende Schnellzug der Boston and Maine Railroad stieß in der Nähe des hiesigen Ortes mit dem Ende eines Lokalzuges zusammen. Fünfzehn Personen wurden getötet, dreißig verletzt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. 8

Wladiwostok, 27. November. (Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“.) Unter den aus Japan zurückgekehrten Soldaten macht sich zu⸗ nehmende Gärung bemerkbar. Sie sind unzufried weil sich bei der großen Menge ihr Rücktransport in d Heimat verzögert; es treffen immer neue Transporte von Kriegsgefangenen aus Japan ein. Gestern weigerte sich ein Soldat aus Port Arthur, einen Offizier zu grüßen und überschüttete ihn mit Schimpfreden. Der Offizier stach hierauf den Soldaten nieder. Um ihren Kameraden su rächen, versuchten die Soldaten, das Offiziers⸗ asino anzuzünden, in dem sich vier Offiziere be⸗ fanden, die von ihren Revolvern Gebrauch machten. Drei Offiziere wurden getötet, einer verwundet. Die Zahzll der verletzten Soldaten ist nicht bekannt. Kosaken stellten die Ruhe wieder her. Von den aufrührerischen Soldaten wurden 47 Mann verhaftet; unter ihnen sieben Rädelsführer.

Konstantinopel, 26. November. (W. T. B.) Das heute in Mytilene angekommene internationale Ge⸗ 18 hat das Zollamt und das Telegraphenamt esetzt.

(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten Zweiten und Dritten Beilage.)

Theater.

Ksönigliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 255 Abonnementsvorstellung. Zum 100. Male: La Traviatn. (Violetta.) Oper in 4 Akten von Giuseppe Verdi. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister von Strauß. Regie: Herr Ober⸗ regisseur Droescher. Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 179 Abonnementsvorstellung. Der Froschkönig. Romantische Komödie in 3 Aufzügen von Dietrich Eckart. Regie: Herr Oberregisseur Grube. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. Mittags 12 Uhr: Sym⸗ phoniematinee. Abends 7 ½ Uhr: Symphonie⸗ konzert der Königlichen Kapelle. Dirigent: Herr Kapellmeister Felix Weingartner.

Schauspielhaus. 180. Abonnementsvorstellung. Die Journalisten. Lustspiel in 4 Aufzügen von Gustav Freytag. Anfang 7 ½ Uhr.

Neues Operntheater. Sonntag: 51. Vorstellung. Der schwarze Domino. Komische Oper in 3 Akten. Text von Eugoͤne Scribe, deutsche Uebersetzung von

eiherr von Lichtenstein. Musik von D. F. E. Auber.

nfang 7 ½ Uhr. Der Billettvorverkauf hierzu findet von Donnerstag ab an der Tageskasse des Königlichen Opernhauses gegen Zahlung eines Auf⸗ geldes von 50 für jeden Sitzvlatz statt.

Die Ausgabe der Abonnementsbillette für den Monat Dezember d. J. zu 26 Opern⸗ und 29 Schau⸗ spielvorstellungen findet am Dienstag, dem 28. No⸗

Grillparzer.

Garten.

Donnerstag,

Sonnabend,

Theaterhauptkasse im Königlichen Schauspielhause, Eingang Jägerstraße, statt.

Deutsches Theater, Dienstag: Der Kauf⸗

Pasquale.

. Der Kaufmann von Venedig. nnabend: Der Kaufmann von Venedig.

Berliner Theater. Dienstag: Anne⸗Marie.

Vorher: Der Geigenmacher von Cremona.

Mittwoch, Nachmittags 3 Uhr: Die Jungfrau von Orleaus. Abends 7 ½ Uhr: Hamlet.

Donnerstag: Anne⸗Marie. Vorher: Der Geigenmacher von Cremona.

Frettag⸗ Maria Stuart,

onnabend, Nachmittags 3 Uhr: Uriel Acosta.

Abends 7 ½ Uhr: Vorher: Der

Lessingtheater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Zwischenspiel.

Mittwoch, Abends 8 Uhr: Elga.

Donnerstag, Abends 8 Uhr: Zwischenspiel.

Schillertheater. o. Dienstag. Abends 8 Uhr: Der Veilchenfresser. Lustspiel in 4 Aufzügen von Gustav von Moser.

Mittwoch, Abends 8 Uhr: Zapfenstreich.

Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der Veilchenfresser.

N. (Friedrich Wilhelmstädtisches Theater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Der Traum ein Leben. Dramatisches Märchen in 4 Aufzügen von Franz

Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der Vellchenfresser. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Ein Wintermärchen.

Theater des Westens. (Station Zoologischer Kantstraße 12.) im Dienstagsabonnement): Zweites Gastspiel von Pvonne de Tréville.

Mittwoch: Der Waffenschmied. 1 Nachmittags 3 Uhr: Preisen: Der Sohn der Wildnis. Abends 7 ½ Uhr: Drittes Gastspiel von Pvonne de Trébille. Der Barbier von Sevilla.

Freitag (11. Vorstellung im Freitagsabonnement): Zum ersten Male: vember d. J., von 10—1 Uhr in der Köͤniglichen teisen: 28 . 7 ½ Ubr:

vrfis Gastspiel von Alessandro Bonci. Don

Komische Oper. Dienstag: unserer lieben Frau. 1 Mittwoch Hoffmanns Erzählungen. Donnerstag: Hoffmanns Erzählungen. Freitag: Der Gaukler unserer lieben Frau. Sonnabend: Hoffmanns Erzählungen. Sonntag: Hoffmanns Erzählungen.

Neues Theater. Dienstag: Ein Sommer⸗ Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch und folgende Tage: nachtstraum.

Tnstspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Diens⸗ tag: Der Familientag.

Mittwoch: Der Familientag.

Donnerstag: Zum ersten Male: Nemeftog.

nachtstraum.

Freitag: Der Familientag.

Dienstag, Abends 8 Uhr:

(Wallnertheater.) Chancel.

Sonntag, Nachmittags wagenkontrolleur.

Direktion: Kren und Schönfeld.

8 7 Dienstag (9. Vorstellung Fünfe!

Lucia von Lammermoor.

Bei kleinen Bentraltheater.

freier deutse Herblay.

Bei kleinen Goldtraut. Freitag,

(Schulz.

Abends 7 ½ Uhr: Braun.)

Der Gaukler

und Pierre Veber.

badour.

Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Prinzeßchen. Abends 8 Uhr: Nemesis.

Residenztheater. (Direktion: Richard Alexander.)

Der Prinzgemahl.

Lustspiel in 3 Akten von Leon PXanrof und Jules

Deutsch von Wilhelm Thal.

Mittwoch und folgende Tage: Der Prinzgemahl. 5 Uhr: Schlaf

Thaliatheater. (Dresdener Straße Dienstag, Abends 8 Uhr: Bis früh um Fünfe! Gesang in 3 Akten von Jean Kren und Arthur Lippschitz. Musik von Paul Lincke.

Mittwoch und folgende Tage:

Mittwoch, Nachmittags 4 Uhr: Frau Holle. Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Charleys Tante.

Dienstag, Abends 8 Uhr: Musette. Operette in 3 Akten von Ferrier. cher Bearbeitung von Benno Jakobsohn. Gesangstexte von Hans Brennert. Mussk (Mia Werber. von Kürvy.)

Mittwoch und Donnerstag: Musette. Mittwoch, Nachmittags 4 ½ Uhr: Prinzeßchen

Die Fledermaus.

Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Wilhelm Tell. Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: baron. Abends 7 ½ Uhr: Musette.

Trianonthenter. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstraße.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Der letzte Troubadour. Lustspiel in 3 Akten von Fred Grésac Deutsch von Alfred Halm. Mittwoch und folgende Tage: Der letzte Trou⸗

Sonntag, Nachmittags: Das Ende der Liebe.

Saal Bechstein. Dienstag, Abends 7 ½ Uhr: Trioabend der Herren Mark, Jan und Boris Hambourg.

Königliche Hochschule für Musik, Theater⸗ saal. Dienstag, Abends 8 Uhr: Liedernbend von Sophie Molenaar.

Birkus Albert Schumann. Dienstag, Abends präzise 7 ½ Uhr: Die größte Sensation der Gegen⸗ wart: Autobolide. La belle Mlle. Mauricia de Thiers. Ferner: Vier indische Fakire. Sechs Los Queirolos. Miß Texas Hattie. Willie Hale mit dem Wunderglobus. Säntt⸗ liche Spezialitäten, Direktor Albert Schu⸗ manns neueste Monstredressuren und die Sport⸗ pantomime: Der Tag des Englischen Derby.

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl Anna von Schenck mit Hrn. Haupt⸗ mann Fritz Frhrn. von Braun (Potsdam).

Verehelicht: Hr. Hauptmann Ludwig von Hohn⸗

In horst mit Frl. Elisabeth von dem Knesebec

(Lüdersburg, Bez. Lüneburg). Hr. Dr. Graf von Matuschka mit Frl. Charlotte von Ahle⸗ feld (Hamburg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Ernst Joseph von Radowitz (Köslin). Hrn. Attaché im Auswärtigen Amt Dietrich von Bethmann⸗ Hollweg (Berlin). Eine Tochter: Hrn Ober⸗ leutnant Wilhelm Frhrn von Richthofen (Berlin). Hrn. Privatdozenten Dr. Georg von dem Borne (Krichern bei Breslau).

Gestorben: Hr. Dr. jur Friedrich Graf Luxburg (Würzburg). Hr. Eeneralmajor Frhr. von Wagner (Dresden). Hr. Sanitätsrat Dr.

Das böse

72/73.) Schwank mit

Bis früh um

von Henri

Der Zigeuner⸗

geb. von Henning Eeipusg). Verw. Fr. Kanz⸗ leirat Bertha Meyer, geb. Straßmann (Berlin).

82

Theodor Walter (Liegnitz). Fr. Marie Rassom,

Verantwortlicher Redakteur: Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Ein Sommer⸗

Philharmonie, Abends 8 Uhr: (Violine).

Konzerte.

Oberlichtsaal.

Konzert von A. Spalding Mitwirkung: Ernest v

Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Dienstag, Zehn Beilagen

Dyck.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗

Nichtamtliches.

Deutsche Kolonien.

8 Hauptmann Glauning, Leiter der Station Bamenda im Schutzgebiet Kamerun, berichtet über seine Expedition nach Bali, Bameta und dem Südbezirk

dem „Deutschen Kolonialblatt“ zufolge:

Die Aufgaben der Expedition waren: die Unterstellung der früher zu Bali gehörigen Landschaften unter die Oberhoheit des Balihäuptlings, die Bestrafung Bametas und die Aus⸗ breitung des Einflusses der Station auf den Südbezirk. Die beabsichtigte Informationsreise nach dem Nordbezirk und an die englische Grenze wurde mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Regenzeit verschoben. Am 14. Juni brach ich mit Leutnant von Putlitz, Oberarzt Dr. Handl, Unteroffizier Schriefer,“ 50 Soldaten und etwa 100 Trägern nebst einem Maschinengewehr nach Bali auf. Am 15. Juni fand die feierliche Einsetzung des Fonjonge als Ober⸗ häuptling von 31 Landschaften statt. Aus Anlaß dieser Einsetzung hatte Fonjonge große Festlichkeiten veranstaltet. Die Häuptlinge der Vasallendörfer sowie eine große Anzahl der mit Bali be⸗ freundeten Häuptlinge hatten sich dazu eingefunden Der große Platz vor dem Häuptlingsgehöft war dicht mit Eingeborenen in den verschiedenartigsten Trachten besetzt. Nachdem ich verkündet hatte, daß Fonjonge zum Dank für die von ihm und seinem Vorgänger der deutschen Regierung jederzeit bewiesene Treue als Oberhäuptling des größten Teils des alten Balireichs wieder eingesetzt sei, hielt er selbst von dem bekannten heiligen Stein aus eine große Rede, in der er die Unterhäuptlinge zum Gehorsam ermahnte, damit er in der Lage sei, den Anforderungen der Station nach⸗ zukommen. Dann ließ er an die Häuptlinge eine große Anzahl Stoffe verteilen. Den Beschluß der Feier bildeten Kriegstänze, bei denen viel Pulver verschossen wurde, Tänze der Weiber und die im Gras⸗ land nie fehlende Palmweinzecherei. Bei dieser Gelegenheit möchte ich besonders hervorheben, 82 die hiesigen Missionare einen sehr günstigen Einfluß auf den Balihäuptling ausüben, wesentlich zur Beruhigung des Bezirks beigetragen haben und die Station jederzeit in der entgegenkommendsten Weise unterstützen.

Die Bestrafung der an Bali angrenzenden Landschaft Bameta, deren aufsässiges Verhalten schon den früheren Stationschef, Ober⸗ leutnant Hirtler, zu einem Strafzug veranlaßt hatte, war aus folgenden Gründen nötig geworden: Das selbständige Bameta ist eine aus zahlreichen zusammenhängenden Dörfern bestehende Landschaft unter den 10 Häuptlingen Fomenjem, Fomenjam, Fomeki, Babit, Fonjam, Fongu, Njokum, Fombu, Fomekong und Adanga. Nur der Oberhäuptling Fomenjem, der keinen Einfluß auf seine Unterhäuptlinge hatte, sowie Fomenjam und Adanga waren der Station freundlich gesinnt. Die anderen Häuptlinge hatten sich stets feindselig verhalten und weder Träger gestellt noch Lebensmittel geliefert. Als Unteroffizier Schriefer mit einer schwachen Patrouille den Häuptling Njokum wegen fortgesetzter Räubereien verhaften sollte, wurde er von den durch die Kriegs⸗ trommel herbeigerufenen feindlichen Dörfern überfallen und mußte

wegen Munitions mangels zurückziehen. Auch der seit langem Bali Uhterstellte Bametahäuptling Fongu hatte sich an dem Kampfe be⸗ teiligt. Der Aufforderung der Station, Strafe zu zahlen, leisteten die aufsässigen Häuptlinge keine Folge, sondern erklärten, daß sie zum Krieg bereit seien. Auch die mit den Verhältnissen gut ver⸗

trauten Missionare waren der Ansicht, daß eine Bestrafung der

Bameta erfolgen müsse. Der Strafzug wurde von Bali aus unter⸗ nommen. Die Bestrafung Fongus, der zu Bali gehört, wurde dem Balihäuptling übertragen. Fongu selbst war bereits in Bali ge⸗ fangen gesetzt; trotzdem wollten sich seine Leute freiwillig nicht unter⸗ werfen. Während die Bestrafung Fongus durch Fonjonges Leute erfolgte, brach die Expedition selbst am 16. Juni 4 Uhr 30 Minuten Morgens in zwei Kolonnen auf. Die eine unter Haupt⸗ mann Glauning ging westwärts gegen Fomeki und Fonjam, die andere unter Leutnant von Putlitz ostwärts gegen Njokum, Fombu und Fomekong vor. Oberarzt Handl folgte mit der Trägerkolonne. Das Lager sollte in Babit bezogen werden. Der Widerstand war wider Erwarten äußerst gering. Auf feindlicher Seite fielen am 16. und 17. Juni 15 Mann, gefangen wurden 2 Mann; auf unserer Seite wurden 2 Soldaten verwundet. Nach Ausfagen der freundlich gesinnten Häuptlinge waren die Bameta in die Berglandschaften Bamessé und Baminje (letzteres angeblich von Menschenfressern be⸗ wohnt) geflohen.

Handl mit der Trägerkolonne folgte. unter dem farbigen Unteroffizier Makolli 12 Uhr Nachts über Baminje nach worden. Nach siebenstündigem anstrengenden Marsch grasbestandenes Gebirgsland wurde das erste große zu Bamessé gehörige Dorf fast ohne Kampf erreicht, am 20. Juni der Hauptort selbst genommen. Auf unserer Seite wurde ein Träger ver⸗ wundet. Patrouille Makolli war in Baminje auf heftigen Wider⸗

war Bamessé

stand gestoßen, hatte viele Baminje⸗Leute und Bameta getötet und

einen Soldatenboy verloren (Speerstich).

Am 21. Juni marschierte die Expedition, durch Seitenpatrouillen gedeckt, durch wasserreiches Hügelland in 7 ½ Stunden nach dem in einem tiefen Tal landschaftlich schön gelegenen Baminje. Der Ort selbst war verlassen; die Eingeborenen hielten in Scharen die an⸗ liegenden Höhen besetzt und wagten es sogar, bis auf 600 m an das auf einem Hügel errichtete Lager heranzukommen. Sie wurden durch das Maschinengewehr vertrieben. Die nach allen Seiten entsandten Patrouillen brachten dem Feind starke Verluste bei. Schon am Nach⸗ mittag ließ sich weit und breit kein Eingeborener mehr sehen. Am 23. Juni wurde daher der Rückmarsch nach Bameta angetreten und nach achtstündigem Marsch über das Gebirge das auf einem weithin beherrschenden Hügel gelegene Dorf Fonjam erreicht. Hier wurde am nächsten Tag ein Posten eingerichtet und mit Unteroffizier Schriefer und 12 Mann besetzt. Der Posten sollte bis zur end⸗ gültigen Unterwerfung der Bameta⸗Leute bier verbleiben. Der Häuptling Fonjam hatte bereits am Tage der Rück⸗ kehr der Expedition seine Unterwerfung angeboten. Als Friedens⸗

dingungen für sämtliche Häuptlinge, die dem Fomenjem unterstellt wurden, waren die Bezahlung von 100 Lasten Feldfrüchten, Stellung von 100 Arbeitern für die Station auf ½ Jahr und Bau eines Wegs von Bameta nach Bandeéng festgesetzt worden. Schon am 8. Juli waren alle Forderungen der Station erfüllt. Am 12. Juli wurde daher der Posten in Fonjam aufgehoben. Als letzter unterwarf sich am 5. August der Häuptling Fomeki. Die reiche und bevölkerte Land⸗ schaft Bameta kann somit als endgültig unterworfen gelten, was umsomehr ins Gewicht fällt, als sie nur einen Tagemarsch von der Station entfernt ist Die Leute von Bamessé und Baminje haben sich noch nicht unterworfen. .

Am 25. Juni trat die Expedition den Marsch nach Bafut an. In dem wasserreichen Gelände stieß sie unerwartet auf eine Herde von etwa 15 Elefanten. Der Musamfluß wurde auf einer Hänge⸗ brücke überschritten. Die Pferde mußten mittels eines Taus durch den reißenden Fluß gezogen werden. Bafut beginnt sich, wie der reiche Anbau beweist, von den schweren Schlägen der letzten Jahre all⸗

Die Expedition brach daher am 18. Juni 2 Uhr Nachmittags in der Richtung auf Bamessé auf, während Oberarzt Eine Patrouille von 10 Mann schon um entsandt

durch L gebaute, starkbevölkerte Landschaft. dem Tusse und Lambu Nau⸗Berg (etwa 1000 m rel. Höhe). In

Berlin, Montag, den 27. November

mählich zu erholen. Dem Häuptling Bumbi, der lange Zeit der gefürchtetste Herrscher im Graslandgebiet war, scheint 88 mit seiner Unterwerfung Ernst zu sein. Trotz seines noch immer vorhandenen Mißtrauens gegenüber dem Europäer und den Soldaten hat er schon verschiedene Beweise seiner friedlichen Gesinnung gegeben. Er hat freiwillig Arbeiter für die Plantagen in Victoria gestellt und baut jetzt einen Weg nach Bafnen zur Verbindung mit der Station. Von Bafut aus kehrte der größte Teil der Expedition unter Leutnant von Putlitz und Oberarzt Handl zur Station zurück, während ich selbst mit 27 Soldaten eine Informationsreise durch den Südbezirk antrat. Ueber Bambui erreichte ich am 27. Juni Babanki⸗ Tungo, das im Talkessel malerisch gelegen ist und sich an drei schroffe, bis 150 m hohe Felssäulen anlehnt, die gewissermaßen die Ausgangs⸗ pforten nach der Niederung des Nun bilden. Babanki⸗Tungo ist be⸗ rühmt durch seine Holz⸗ und E3— Das nächste Ziel der Expedition war Bakembat, das, auf einem isolierten, etwa 150 m hohen Felsrücken mit schroffen Abhängen und nur drei beschwerlichen Zugängen gelegen, einer uneinnehmbaren Felsen⸗ festung gleicht. Der Häuptling von Bamum hat diese Feste mit einem großen Heer vergebens berannt und mußte unverrichteter Dinge wieder abziehen. Unsere Aufnahme war eine sehr freund⸗ liche, wenn auch der Häuptling, wie stets bei Annäherung eines Europäers, in den Busch geslohen war. Bakembat ist, was Bauart der Häuser, Trachten der Männer usw. betrifft, das getreue Abbild seiner mächtigeren Schwesterstadt Bali. Auch der nach oben gabelförmig auslaufende Pfahl, der bei religiösen Festen ganz mit Perlen verkleidet wird, fehlt nicht. Ueber schroffe, glatte Granitfelsen stiegen wir am anderen Morgen in das nebelumwallte Tal, aus dem nur in der Ferne die hohen Bergkuppen von Bamum auftauchten. Nach einem Nachtlager im Farmdorf Bamukong, wo schöne Ton⸗ pfeifenköpfe angefertigt werden, erreichten wir nach Ueberschreiten des Mifi die Landschaft Bagam, die eine wichtige Etappe auf dem viel⸗ begangenen Wege von der Küste über Bali⸗Bafadschu nach Bamum bildet. Der Häuptling von Bagam versteht es, in einer Nacht aus Messingdraht oder leeren Patronenhülsen Metallpfeifenköpfe zu gießen. Ob er hierzu auch im Lande selbst gewonnenes Kupfererz verwendet, ist eine von ihm selbst bestrittene, noch nicht gelöste Ene Von Bagam an beginnt ein fruchtbares Land mit fast ununterbrochenem Anbau und zahlreichen, stark bevölkerten, häufig eng zusammenhängenden Ortschaften. Bei Bafnunda passierten wir den Mia (einen Nebenfluß des Mifi) auf einer eingestürzten Hängebrücke und lagerten in Bandeng, dessen Häuptling Dale wegen seines ungeheuren Leibesumfanges weit und breit bekannt ist. Ueber Balüng, das etwa 2000 Hütten zählt und reich angebaut ist, Bafusab, das viele Rinder und Schweine besitzt, ge⸗ langten wirnach Banjun, der größten, reichsten und bevölkertsten Landschaft des Südbezirks (weit über 10 000 He Der stattliche Häuptling empfing uns im Baligewand und nannte sich einen Freund Fonjonges. Daß der Balihäuptling seinen Einfluß sogar auf diese völlig unab⸗ hängigen Reiche ausdehnen konnte, verdankt er einerseits dem Ansehen, das er als traditioneller Freund der Deutschen genießt, dann aber auch seiner klugen, maßvollen Politik und seiner fast sprichwörtlich ge⸗ wordenen Freigebigkeit. Für uns bedeutet dieser Einfluß Balis zu Lebzeiten Fonjonges eine Gewähr für den Frieden und eine Stärkung unseres Ansehens, wenn auch nicht bestritten werden soll, daß er uns auch einmal unter einem weniger europäerfreundlich gesinnten Bali⸗ herrs gefährlich werden kann.

im 6. Juli erreichte die Expedition die kleine, selbständige Land⸗ schaft Bangang, Fokam, am nächsten Tag Bangangte. Der klug aus⸗ sehende, freundliche Häuptling dieser großen, aber anscheinend schwach bevölkerten Landschaft brachte einen großen Elfenbeinzahn als Geschenk. Der Nun war zweimal sichtbar, vom Banjunfarmdorf Ngangfonji und vom Nordrand der Landschaft Bangangte aus. Von Bangangte aus wurde Bangwa besucht, dessen Häuptling schon vor Monaten um Hilfe gegen das benachbarte Bamenom gebeten hatte, das ihm einen

für die Station bestimmten großen Elfenbeinzahn geraubt und zahl⸗

reiche Leute getötet hatte. Der Empfang in Bangwa war be⸗ sonders großartig. Trotz meines Abredens ließ der Häuptling sofort 2. Ochsen schlachten und brachte 20 Ziegen, viel Planten, Palmwein und einen großen Elfenbeinzahn.

leute nichts von den Weißen wissen wollten und als

räuberisch bekannt waren, erschien ihre Bestrafung im Interesse des

Ansehens der Station geboten und wurde am 9. und 10. Juli durch⸗ geführt. Die Bamenomleute hatten Wachen ausgestellt und leisteten zähen Widerstand. Bei ihrer minderwertigen Bewaffnung gegenüber den weittragenden Gewehren der Soldaten erlitten sie sehr starke Ver⸗ luste. Auf unserer Seite wurden von den als Hilfstruppen dienenden Bangwas 14 getötet. Erbeutet wurde zahl⸗ reiches Kleinvieh, von dem ein großer Teil als Ent⸗ schädigung an die Bangwas abgegeben wurde. In der Nacht zum 10. Juli hatten die Bamenoms das Häuptlings⸗ dorf, in dem ein Teil der Expedition lagerte, in Brand gesteckt. Doch wurde das Feuer noch rechtzeitig bemerkt. Bamenom ist eine gut an⸗ Im Westen wird sie begrenzt von

Bangu wurde die Expedition freundlich aufgenommen. Der Häupt⸗ ling schenkte einen großen Elfenbeinzahn. Zahlreiche Abgesandte aus unbekannten Gegenden erschienen, um „Commander’ wirklich da sei, und mit dem Versprechen, Geschenke von ihren Häuptlingen zu bringen, wieder fortzugehen. Leider konnte ihre Rückkehr aus Mangel an Zeit nicht abgewartet werden.

Als die Expedition am 12. Juli nach einem Aufstieg von etwa 200 m in die Landschaft Baham einrückte, fand sie den Marktplatz dicht beim Häuptlingsdorf von einer bewaffneten, schreienden Menge besetzt, die den Weg nach dem Häuptlingsdorf zu sperren ver⸗ suchte. Dicht aufgeschlossen marschierte die Kolonne ruhig weiter und machte erst auf einem Platz Allmählich gelang es, die aufgeregt Speeren, Gewehren und den aus der Scheide breiten Schwertern bewaffnet, den Platz umdrängte, mit Hilfe einiger verständiger, älterer Bahamleute zu beruhigen. Abends brachten ein paar alte Leute sogar Planten, 4 Schafe, 1 Kalb und einen kleinen Elfenbeinzahn. Obwohl der Friede vorläufig hergestellt war, erschien es ratsam, zum Schutz des in Bangu zuruͤckgelassenen Elfenbeins und Kleinviehs, das der Dolmetscher Bigman nachbringen sollte, eine stärkere Patrouille zurückzuschicken. Am Morgen unseres Abmarsches war das Lager wieder von bewaffneten Ein⸗ geborenen umstellt. Während die Kolonne, kaum 10 Minuten vom Lager entfernt, mühsam auf den schlüpfrigen, von hohen Zäunen eingefaßten Wegen sich vorwärts bewegte, wurde sie von Haufen heulender Eingeborener umringt, die bereits be⸗ gannen, auf die Träger einzudringen und ihnen die Lasten wegzureißen. Da die Lage der Expedition in den engen Wegedefilees eine sehr ge⸗ fährliche war, um so mehr als sie nur über 17 Soldaten verfügte, so ließ ich den Rückweg nach dem Moeeadah antreten und von dort aus

Menge,

nach allen Seiten ausschwärmen. Die Bahamleute wurden nach kurzem Schnellfeuer in die Flucht geschlagen und durch Patrouillen verfolgt.

Das alte Lager wurde wieder bezogen und zur Verteidigung ein⸗ gerichtet. Während die Patrouillen noch im Vorgelände kämpften, machten die Bahams einen Angriff auf das Lager, wurden aber zurück⸗ geschlagen und ließen mehrere Tote zurück. Auch von den Patrouillen wurden zahlreiche Eingeborene getötet, viele ertranken auf der Flucht

in einem tiefen Fluß. Gefangen wurden 12 Weiber und 1 nn.

Da die Bamenom⸗

sich zu überzeugen, ob der

im Häuptlingsdorf Halt. die, mit gezogenen

Wir selbst hatten keine Verluste. Am nächsten Tag marschierte die Expedition ohne weitere Belästigung nach Bauwam. Sowohl die Bamenom⸗ als die Baham⸗Leute haben wenige Tage später durch Ver⸗ mittlung von Banjun um Frieden bitten lassen. Als Friedens⸗ bedingung wurde für jeden Stamm die Zahlung von 2 Elfenbein⸗ zähnen, 2 Kühen, 20 Ziegen festgesetzt.

„In den nächsten Tagen passierte die Expedition die fruchtbaren, schön gelegenen Landschaften Bamenjo, Bameka, Bamunguni und er⸗ reichte am 17. Juli die zweitgrößte Landschaft des Südbezirks, Banssa. Ueberall wurde die Expedition freundlich aufgenommen. Der Häupt⸗

ling von Banssa erhielt, wie auch früher der von Banjun, Schutzbrief

und Flagge. Die Bamunduleute, die erst kürzlich wegen fort⸗ gesetzter äubereien in Balefing und Bafufondong von Leut⸗ nant Rausch im Einverständnis mit der Station bestraft worden waren, brachten uns zwar reichliche Verpflegung und sogar einen Ochsen, verschwanden dann aber so schnell, daß sie nicht einmal Bezahlung erhalten konnten. Die Station wird Mühe haben, das Zutrauen dieser scheuen Eingeborenen zu gewinnen. Zwischen Bamundu und Balessing passiert man den vom Mia, einem Nebenfluß des Mifi, durchflossenen Nidengsumpf. Die Orte Balessing, Bangang, Batscham, Babete, Bamendjinda, Bamessinge, Babadju

sind jetzt völlig friedlich. Beide Landschaften scheinen schwach be⸗ 8

völkert zu sein; ‚der Anbau ist auffallend gering. Babadju, dessen Häuptling ein 5 jähriger Knabe ist, gehört, wie auch Bamessinge und alle später berührten Orte (außer Bagangu), zum Balireich. Von Babadju aus überschritt die Expedition die Mangwaberge und er⸗ reichte am 24. Juli das in einem Talkessel malerisch ge⸗ legene Bapinjen (auf den Karten: Bapini), dessen Höhe 1840 m über dem Meere beträgt, am nächsten Tage Bafadschu (1675 m über dem Meer). Zwischen Bapinjen und Bafadschu zieht sich ein mit dichtem Hochwald bestandener Berg⸗ rücken entlang, der den Namen Mambe führt. In dem erwähnten Wald soll es sehr viel Kolabäume geben. 20 Kolanüsse wurden mit zur Station gebracht und dort angepflanzt. Ueber die kleinen Orte Baba-— Bafomessang Bagangu traf die Expedition am 27. Juli wieder auf der Station ein.

Das durchzogene Land gehört dem vielgestaltigen Gebirgsplateau

an, das sich im Norden nach dem Benue, im Westen zum Croßfluß,

im Süden nach der Niederung der zahlreichen dem Kamerun⸗ Aestuarium zuströmenden Flüsse hinabsenkt und nach Osten in den Hochländern von Süd⸗Adamaua seine Fortsetzung findet. Auf engem Raum stoßen hier die Wasserscheiden drei gewaltiger Stromsysteme, des Benue, des Croß und des Nun⸗Sanaga aneinander. Die höchsten Erhebungen dürften 2500 bis 3000 m betragen. Landschaftlich sind diese Gebirgslaneschaften mit ihren teils schroffen, teils sanften den zahlreichen Bächen und Wasserfällen, dem Wechsel von

rasland, Busch und Wald von großer Schönheit. Der besondere Charakter des eigentlichen Südbezirks von Bagam bis Bangangte ist Hügelland mit Hügeln von 60 bis 100 m, seltener 150 bis 200 m relativer Höhe und sanften, flachen Hängen. Das Land ist wasserreich, wenn auch ghroße Flüsse fehlen. Der bedeutendste Wasserlauf ist der ifi, der in der Regenzeit eine ansehnliche Tiefe (über 2 m) erreicht. Das ganze Gebiet ist fruchtbar, daher auch stark bevölkert und vorzüglich angebaut. Dorf reiht sich an Dorf und Farm an Farm in fast ununterbrochener Folge. Die Felder sind sämtlich mit lebenden Hecken eingezäunt. Zwischen diesen ziehen sich die engen Wege entlang, die wenig Ausblick gewähren. Sie sind im allgemeinen gut, in der Regenzeit allerdings infolge ihrer lehmigen Beschaffenheit häufig schlüpfrig und tief eingerissen. Gebaut werden hauptsächlich Mais, Planten, Süßkartoffeln, Erdnüsse, etwas Baumwolle. In Bangang, Bamessinge Bapinjen, Bafadschu, Baba, Bafomessang, Bagangu werden au europäische Kartoffeln gebaut, die von Bali stammen und dort durch Zintgraff eingeführt wurden. Oelpalmen, jedoch nicht in so großer Menge, daß sie für eine spätere Ausfuhr in Betracht kommen, Phönixpalmen und Raphiapalmen sind häufig. Aus letzteren wird viel Palmwein gewonnen. Die Kolanuß scheint überall vorzukommen. Besonders häufig ist sie in Babadja und im Mambe⸗ wald zwischen Bapinjen und Bafadschu. Elefanten sind selten. In dem Gebiet östlich Bangangte sollen sie dagegen häufig sein. Das vorhandene Elfenbein stammt meist aus früherer Zeit oder wird in anderen Gegenden gekauft. Ziegen, Schafe, Schweine sind überall häufig, ebenso wie auch jast jedes Dorf Herden von 12 bis 100 Stück des sogenannten „Buschviehs“, einer kleinen, meist schwarz⸗weiß gefleckten Rasse ohne Höcker, besitzt. In Bafusab befand sich bei dieser Herde auch ein starker Haussabulle. Das Vorkommen von Glimmer in Babauki⸗Tungo ist bekannt. Die Hütten der Eingeborenen sind nach Baliart meist sehr sauber gebaut und in einzelnen Gehöften über die Farmen zerstreut. Die Häuptlings⸗ dörfer, die fasft immer an Berghängen gelegen sind, bilden dagegen dichte Komplexe von etwa 100 bis 150 Hütten. Von einem großen, freien Platze aus gelangt man gewöhnlich durch eine Art Empfangs⸗ haus, eine hohe, aus geraden Bambusstäben sehr regel⸗ mäßig gebaute, häufig mit geschnitzten Türpfosten ver⸗ zierte Halle von etwa 20 m Front, nach dem eigentlichen Häuptlingsgehöft. In der Nähe der Häuptlingsdörfer liegen die großen, schattigen Marktplätze, die auf einen bedeutenden Markt⸗ verkehr schließen lassen. Mehrere Hütten dienen zur Aufbewahrung der großen, häufig schön geschnitzten Holztrommeln. Die Ein⸗ geborenen sind intelligent und arbeitsam. Ihre Handfertigkeit er⸗ streckt sich besonders auf Holzschnitzerei (Türpfosten, Stühle, Götzen⸗ bilder, Tanzmasken, Trommeln, Betistellen); ferner auf Eisen⸗ arbeiten (Speere, Messer, Schwerter, Musikglocken), Perlenstickerei sowie auf Anfertigung grober Baumwollstoffe und Mützen. Die Be⸗ waffnung der Eingeborenen besteht aus Vorderladern, Speeren und kurzen, breiten Schwertern. Entsprechend seiner Fruchtbarkeit und zahlreichen Bevölkerung wird dieses Gebiet besonders für Eingeborenenkulturen und Stellung von Arbeitern in Betracht kommen. Bei dem scheuen und mißtrauischen Charakter der Eingeborenen kann die Heranziehung zur Arbeit jedoch nur mit äußerster Vorsicht und ganz allmählich unter Gewöhnung an den Weißen erfolgen.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Oesterreich. Die K. K. Seebehörde in Triest hat die unterm 12. August für Herkünfte aus dem Golf Adalia erlassenen

Quarantänebestimmungen aufgehoben. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 30. August d. J., Nr. 204 3

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