1905 / 302 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Dec 1905 18:00:01 GMT) scan diff

den Geheimen

in Demmin,

88

Deutsches Reich.

Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht:

burg Grafen von Montgelas, dem Zweiten Sekretär bei

dem hon⸗ Sekretär bei der Botschaft in St. Peters⸗

der Gesandtschaft im Haag ( und dem Legationssekretär bei der Dr. Freiherrn Langwerth von als Legationsrat zu verleihen.

Grafen von Mirbach⸗Harff Gesandtschaft in Lissabon Simmern den Charakter

Seine Majestät der Kaiser haben im Namen des Reichs den bisherigen Generalkonsul in Barcelona von Hart⸗

mann zum Generalkonsul in Neapel zu ernennen geruht.

Seine Majestät der Kaiser haben Alle

dem Mitgliede des Kaiserlichen Patentamts, Regierungs⸗

rat, Professor Wehage

Charakter als Regierungsrat zu verleihen.

Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht:

eheimer

dem Zweiten Assistenten des Direktors des Kontors der

Reichshauptbank für Wertpapiere, bisherigen Tobye den Charakter als Geheimer Rechnungsrat,

den Ersten Vorstandsbeamten Nlenabur und Insterburg, bisherigen Bankrat Beltz

Rechnungsrat

der Reichsbankstellen in und

ankassessor Wilcken den Charakter als Bankdirektor mit dem

Range eines Rats vierter Klasse,

den in Bremen, der Reichsbankstellen in Darmstadt und schweig, bisherigen Bankassessoren König, und Vehrendt den Charakter als Kaiserlicher Bankrat,

Zweiten Vorstandsbeamten der Reichsbankhauptstelle raun⸗

Brandenburg

dem Oberbuchhalter bei der Reichshauptbank Joh. Typke,

dem Oberkalkulator bei der Reichshauptbank Heegner,

dem

Oberbuchhalter Stech bei der Reichsbankhauptstelle in Hannover und dem Bankkalkulator Schneidereit bei der Reichsbank⸗

hauptstelle in Cöln den Charakter als Rechnungsrat, Registratoren bei der Kramer, Pithe und zu verleihen. 5

8

Bei der Reichsbank sind ernannt: die Zweiten Vorstandsbeamten

eichshauptbank Näther den Charakter als Kanzleirat

der Reichsbankstellen,

bisherigen Bankrendanten Bante in Osnabrück, Fruth in

8 6 i. Pomm., Clemen in Allenstein, Berlin in Halberstadt, Horn in Kreuznach, Cesterreich in Brandenburg a. Rosenow in Augsburg, Lauster in Landsberg a. Haupt in Mülhausen i. Els. und Kern ankassessoren. 8 .““ Bekanntmachung, bpetreffend den Postanweisungsverkehr mit Hongkong und China.

Vom 1. Januar 1906 ab ongkong sowie nach Lanstalten g⸗Schow) und Liu Kung Island (Wei⸗hai⸗Wei) (

von den Absendern nicht mehr in britischer, deutscher Währung auszustellen.

8.

Lissa, Frentzel⸗Beyme in Müller in Würzburg,

4 22

in Oppeln zu

sind Postanweisungen nach den britischen Postanstalten in Hoihomw

E. hin a) sondern in Die bisherige Vermittlung

über London kommt für diese Postanweisungen in Wegfall;

ie eh erfolgt deshalb ohne Gebührenabzug nach dem e

in Hongkong beim Eingang geltenden Tageskurse. 1 Berlin, den 18. Dezember 1905. Der Staatssekretär des Reichspostamts. Im Auftrage: Gieseke.

der deutschen Ueberweisungsliste

Königreich Preußen. Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den etatsmäßigen Zivillehrer an der Vereinigten Artillerie⸗

und Ingenieurschule Dr. N 1 sönlichen Range der Räte vierter Klasse zu ernennen,

Naß zum Professor mit dem per⸗

den Intendantur⸗ und Bauräten Brook, Gabe und

Stegmüller ven

und IV. Armeekorps den Charakter als Geheimer Baurat,

den Intendanturen des VII. bezw. XI.

dem Professor an der Militärtechnischen Akademie Dr.

8 Cranz den Charakter als Geheimer Regierungsrat, 1 auptkadettenanstalt Dr. Rackwitz Professor mit dem

den Oberlehrern an der und Dr. Lehnert den Charakter als Range der Räte vierter Klasse,

dem im Militärkabinett beschäftigten Geheimen Registrator, Hofrat Meßbauer und dem ebendaselbst beschäftigten Geheimen

expedierenden Sekretär, Hofrat den Charakter als Geheimer Hofrat,

intze vom Kriegsministerium

dem Generalkriegszahlmeister und Rendanten der General⸗

militärkasse, Rechnungsrat Geheimer Rechnungsrat sowie

Schweigger den Gharakter als

den Buchhaltern Niekau, Pabst, Stenzel und Liewig

von der General zu verleihen.

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militärkasse den Charakter als Rechnungsrat

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen Gewerbeinspektor, Gewerberat Simon in Düsseldorf zum Regierungs⸗ und Gewerberat zu ernennen und den expedierenden Sekretären des Oberverwaltungsgerichts

Wallauer, Krupski, Rüdel, Kränz sowie

Herwig, Redlich und

den Kreissekretären Benkmann in Mohrungen, Krüger

in Friedeberg N.⸗M., Erdmann in Angermünde, Koep Freudenreich in Ohlau, Krause

Zabrze, Jüngling in Habelschwerdt, ulze in Northeim,

ke in

Timcke in Weener, euchert in Tecklenburg, Reupke

in Ahaus und Grohé in Merzig den Charakter als Rech⸗

nungsrat und

dem Polizeisekretär Seifart in Stettin den Charakter

als Kanzleirat zu verleihen 8

schulrat Heinrich Völcker aus Cöln zum Regierungs⸗ und

Professor Dr. fessor an derselben zu ernennen.

Beamten, und zwar dem Geheimen expedierenden und Kalkulator, Rechnungsrat heimer Rechnungsrat,

Charakter als Geheimer Kanzleirat und

Herrmann den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.

Erlaß vom 13. d. M. zu genehmigen geruht, daß die Bestim⸗ mungen der Kabinettsorder vom 22. April 1864, wonach die für Verdienst vor dem Feinde verliehenen Orden mit Schwertern an einem bezw. gestreiften, von Militäroberbeamten an einem weißen, schwarz diejenigen truppen, der ostasiatischen Eeedongstruxpen und Auslandsdienst

finden, wel

auf alle vorangegangenen gleichartigen Fäͤlle der Dekorierun beigelegt worden, dergestalt, daß die betreffenden Offiziere un Beamten berechtigt sein sollen, das schwar weiße bezw. weiß⸗ schwarze Band der Ordensauszeichnung sich

anzulegen. in jed

hilfsarbeiter, Kanzleidirektor ernannt worden.

in Wiesbaden überwiesen worden. Seminarlehrer Pade aus Rawitsch und

lehrer 3

licher Seminarlehrer angestellt worden.

Adamcezyk in Pr.⸗ Conradt in Finsterwalde, Giesemann in Stolzenau, H meyer in Merzig, Massing in Grumbach, Gütersloh, S Seydel in . Verden und der Katastersekretär Neumann in Berlin.

Düsseldorf ist zu besetzen. 88

und Hofferbert in Niederwildungen sind zu Königlichen Oberlandmessern ernannt worden.

lichen Technischen Hochschule in Danzig ist für die Abteilungen für Architektur, für Bauingenieurwesen und für Maschinen⸗ ingenieurwesen und Elektrotechnik der Weichselstrombaudirektor, Oberbaurat Gersdorff daselbst als ständiger Kommissar des Ministers der öffentlichen Arbeiten bestellt worden. 38

dorf bei der Regierun zeitig ist er zum

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen Kreisschulinspektor im Nebenamte, Stadt⸗

chulrat und den Dozenten an der Technischen Hochschule zu Aachen, Otto Blumenthal zum etatsmäßigen Pro⸗

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den im Ministerium der öffentlichen Arbeiten angestellten

ekretär Tod den Charakter als Ge⸗

Heinisch den

dem Geheimen expedierenden Sekretär und Kalkulator

dem Geheimen Registrator, Kanzleirat

8 8

Seine Majestät der König haben durch Allerhöchsten

schwarzen, weiß eingefaßten

eingefaßten Bande zu tragen sind, fortan auch auf Offiziere und Beamten der Schutz⸗

onstiger im verwendeten Truppenverbände Anwendung e anderen deutschen Bundesstaaten angehören.

Zugleich ist diesem Allerhöchsten Erlaß rückwirkende Kraft

zu GGefeg und Es ist ihrerseits aber der Generalordenskommission em einzelnen Falle hiervon Anzeige zu erstatten.

6“

18 Staatsministerium ist der bisherige Landgerichtssekreter Mehl zum

Bureau⸗

Bei dem . Geheimen

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.

Der Regierungs⸗ und Schulrat Völcker ist der Regierung

Am Schullehrerseminar in Rogasen ist der bisherige

am Schullehrerseminar in Waldau der bisherige Seminar⸗ immermann aus Karalene als Seminaroberlehrer, am Schullehrerseminar in Karalene der bisherige Zweite räparandenlehrer Papendick aus Insterburg als ordent⸗ 11“

Finanzministerium.

Zu Steuerinspektoren sind ernannt: die Katasterkontrolleure Holland, Albath in Strasburg W.⸗Pr., rommholz in Ueckermünde, illert in Beeskow, Kriete⸗, Propping in

neider in Baumholder, Schäfer in Soldin, tolp, Weimer in Bitburg, Zachariae in

Das Katasteramt Elberfeld im Regierungsbezirk

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Die bisherigen Landmesser Ammenhäuser in Marburg

Ministerium der öffentlichen Arbeiten. 8

Zur Teilnahme an den Diplomprüfungen bei der König⸗

8

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Dem Regierungs⸗ und Gewerberat Simon in Düssel⸗ ist die etatsmäßige Stelle eines gewerbetechnischen Rats in Düsseldorf verliehen worden. Gleich⸗ ufsichtsbeamten im Sinne des § 139 b der Gewerbeordnung für den Bezirk dieser Regierung bestellt worh. C.. b

Preußen. Berlin, 23. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Staatsministers, Staatssekretärs des Reichsmarineamts, Admirals von Tirpitz und des Chefs des Marinekabinetts, Admirals Freiherrn von Senden⸗Bibran. 111“

8 8

In der Zeit vom 1. April 1905 bis zum Schlu des Monats November 1905 sind nach dem „Zentralblatt für

1 Verbrauchssteuern sowie andere Einnahmen des Deutschen Reichs zur Anschreibung gelangt: ölle 387 847 735 (gegen das Vorjahr + 44 438 042 ℳ), Tabaksteuer 7 681 059 (+ 993 713 ℳ), Zuckersteuer 88 088 485 (— 2 851 911 ℳ), Salzsteuer 35 580 042 + 1 645 181 ℳ), Maischbottichsteuer 1 097 483 + 1 740 604 ℳ), Branntweinverbrauchsabgabe und Zuschlag 83 483 891 (— 4581 490 ℳ), Brennsteuer 770 617 88 619 911 ℳ), Schaumweinsteuer 3 729 544 8 321 689 ℳ), rausteuer 21 475 561 (+ 738 327 ℳ), Ue eee abe von Bier 2 360 926 (+ 1834 ℳ), Summe 574 10996 (+ 43 065 900 ℳ). Stempelsteuer für: a. Wertpapiere 20 509 575 (+ 7535 338 ℳ), Kauf⸗ und sonstige An⸗ schaffungsgeschäfte 14 595 248 4 301 696 ℳ), c. Lose fu⸗ Privatlotterien 3 163 245 (— 191 612 ℳ), Staats⸗ otterien 16 745 775 (— 2 259 274 ℳ), d. Schiffsfracht⸗ urkunden 641 781 (+ 47 024 ℳ), Spielkartenstempel 1 102 614 (+ 64 820 ℳ), Wechselstempelsteuer 9 586 512 1 005 60+ ℳ), Post⸗ und Telegraphenverwaltung 340 229 231 (+ 24 631 871 ℳ), Reichseisenbahnverwaltung 72 873 000 (+ 4 817 000 ℳ). b Die zur Reichskasse gelangte Isteinnahme, abzüglich der Ausfuhrvergütungen usw. und der Verwaltungskosten, be⸗ trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen: Zölle 332. 932 358 + 26 364 159 ℳ), Tabaksteuer 8 098 984 (+ 146 493 ℳ), uckersteuer 72 255 146 (— 9 427 071 ℳ), Salzsteuer 32 165 771 (+ 82 024 ℳ), 11. 1 505 447 (+ 1014 338 ℳ), Branntweinver rauchsabgabe und Zuschlag 70 717 291 (— 8 040 163 ℳ), Brennsteuer 770 617 + 619 911 ℳ), Schaumweinsteuer 2 993 07 + 166 173 ℳ), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 20 251 809 (+ 628 132 ℳ), Summe 540 149 256 (+ 11 553 996 ℳ). Sgpielkartenstempel 1 016 349 (+ 26 288 ℳ)

Der Kaiserliche Gesandte in Bern, Wirkliche Geheime Rat von Bülow ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Kaiserliche Gesandte in Stockholm von Müller hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit werden die Geschäfte der Kaiserlichen Gesandtschaft von dem Legationssekretär von Beneckendorff und von Hindenburg geführt.

Der hiesige französische Botschafter Bihourd ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfter der Botschaft wieder übernommen.

aut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Sperber“ vorgestern in Duala (Kamerun) eingetroffen.

S. M. Kbt. „Iltis“ ist vorgestern in Hankau (am Nangtse) eingetroffen

bAAAZZZ31InX““ Die Zweite Kammer der Landstä bis zum 15. Januar nächsten Jahres.

Deutsche Kolonien.

Aus Deutsch⸗Südwestafrika wird, „W. T. B.“ zufolge, amtlich gemeldet: .““

In derselben Gegend, östlich von Aminuis, in der am 1. und 5. Dezember Gefechte gegen Manasse Noroseb und Simon Kopper stattgefunden hatten, griff Major von der Heyde am 17. Dezember mit Mannschaften der 4. und 9. Kompagnie des Feldregiments Nr. 1 und der 4. Batterie eine aus Leuten Manasses und Simon Koppers zusammengesetzte Bande an und schlug sie bei Toasis nach zweistündigem Kampfe in die Flucht. Der Feind ließ 2 Tote zurück. Auf deutscher Seite fielen Hauptmann Kliefoth und 2 Mann, 2 Mann wurden verwundet.

Nach dem Gefecht stellten sich 250 Hottentotten, doch steht die Zahl der darunter befindlichen Männer noch nicht fest. In Gibeon haben sich bisher insgesamt 595 Hottentotten, darunter 245 Männer und 350 Weiber und Kinder, gestellt. Doch sind bis jetzt erst 90 Ge⸗ wehre abgeliefert worden.

Rußlandd. 1.

In einem gestern unter dem Vorsitz des Kaisers abgehaltenen Ministerrat, der 8 Stunden dauerte, wurde der Entwurf des Wahlgesetzes angenommen. Die Ver⸗ öffentlichung des Gesetzes wird „W. T. B.“ zufolge für das russische Weihnachtsfest erwartet; die Wahlen sollen Ende Januar und die Einberufung der Reichsduma soll im Februar russischen Stils erfolgen.

Ein Regierungscommuniqué fordert die Bevölkerung der Residenz auf, sich durch die Ankündigung des allgemeinen Ausstandes nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Alle Vorsichtsmaßnahmen seien getroffen, 1 vorzubeugen, etwa entstehende würden im Keime erstickt werden. Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ verhinderte die Polizei gestern alle Versamm⸗ lungen. Das Bureau der Vereinigung des Arbeiter⸗ deputiertenrats wurde zweimal auseinandergetrieben. Am Abend wurde der Rat des Verbandes der An⸗ gestellten ebenfalls gesprengt. Gestern mittag fanden zahl⸗ reiche Verhaftungen statt. Polizei und Militär umzingelten im Stadtteil Wassiljewski⸗Ostrow ein Haus, in dem sie die Abhaltung einer Sitzung des Exekutivkomitees vermuteten. Fast alle Bewohner des Hauses wurden verhaftet und na dem Polizeibureau geschafft. Heute sind 8200 Arbeiter, die den Fabrikinspektionen unterstehen, im Ausstande; die sind zwei Drittel der Arbeiter dieser Kategorie.

in Moskau wenden die Ausständigen Gewaltmaßregeln

an, um die Schließung der Läden zu erzwingen. Vorgestern

fand eine von 10 000 Personen besuchte ersammlung 8

Aquarium statt, das von Truppen aller Waffengattunger

umstellt wurde. Als eine sests Anzahl Teilnehmer an⸗ e -

Versammlung versuchte sich durch den Hauptausgang zu ent⸗ wurden sie von Soldaten mit Kolbenschlägen empfangee Der größte Teil der Menge zertrümmerte nun das des zum Aquarium gehörigen Gartens und gelangte in den 8 einer benachbarten Schule, wo Barrikaden errichtet wur v Gegen Morgen zerstreute sich die Menge. 70 Personen ess 28 verhaftet, nach Feststellung ihrer Personalien, und nachden

das Deutsche Reich“ folgende Einn ahmen (ein chließlich der gestundeten Beträge) an Zöllen und en Keschasttichen

ihnen die Revolver abgenommen waren, a eder in Fre

8

Entlassungsgesuch des

um ernsten Unruhen

.

eit gesetzt. Gestern fanden auf mehreren Plätzen An⸗ ammlungen um rote Fahnen statt, wobei Reden gehalten wurden. Kosaken und Dragoner zerstreuten die Menge. Auf einem Platze kam es zu einem Handgemenge. Die Polizei verhaftete 42 Personen, unter ihnen Studenten und Studen⸗ tinnen. Als diese nach dem Polizeibureau geschafft wurden, griff die Menge den Zug an und gab mehrere Revolverschüsse ab; ein Polizist wurde verletzt. Am Abend wurde eine Ab⸗ teilung Dragoner auf dem Strastnoiplatze durch Schüsse der Arbeiterwehr gezwungen, eine Salve abzugeben. Acht Arbeiter und zwei Dragoner wurden verwundet. Bald darauf errichteten Arbeiter auf diesem und dem alten Triumphplatze Drahthindernisse und sperrten den Bürgersteig mit Ladenschildern ab. Kavallerie und Infanterie sprengten die Menge auseinander, indem sie dlinde Schüsse abgaben. Gegen 11 Uhr stürmten die Truppen auf dem Twerskoi⸗Boulevard eine in drei Reihen aus Draht, Eisentüren, Brettern usw. erbaute Barrikade. Um Mitternacht war die Straße wieder frei. Im Kampfe wurden 11 Arbeiter verwundet. b

Im ganzen Königreich Polen ist der Kriegszustand wiederhergestellt. Den Gouverneuren solcher Gouvernements, die sich nicht im 7 befinden, ist gestattet worden, aus eigener Machtvoll ommenheit Gesuchen von Großgrund⸗ besitzern, auf eigene Kosten eine Polizeiwache bilden zu dürfen, Folge zu geben.

Wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ aus Reval meldet, feiern dort alle Fabriken und Werkstätten. Einige Gemeinden des Bezirks setzen Beschlüsse des Dorpater Kongresses in Kraft und ernennen neue Bürgermeister, er⸗ kennen weder die Polizeigewalt noch die Kommissare an und verweigern die Pachtzahlungen. Bei der Station Taps wurde ein mit Waffen für die Landgendarmerie beladener Eisenbahnwagen angegriffen. Soldaten schlugen den Angriff zurück. Eine Versammlung von Eisenbahnbeamten beschloß gestern, den Zugverkehr einzustellen.

Ueber die Vorgänge in Jelissawetpol und Tiflis berichtet ein dem Kaiser übersandtes Telegramm des Grafen Woronzow Daschkow vom 17. d. M.:

Vollständig unerwartet brach am 30. November in Jelissawet⸗ pol ein Gemetzel zwischen Armeniern und Tataren aus, das einen noch heftigeren Charakter annahm, als Banden beider Nationalitäten aus den umliegenden Weilern in der Stadt erschienen. General Malama, der nach Jelissawetpol entsandt wurde, gelang es, dem Gemetzel Einhalt zu tun. Unter dem Eindruck der Ereignisse in Felissawetpol entstand in Tiflis eine unter der armenischen Bevölkerung, die sich mit Waffen versah und einen Verteidigungs⸗ dienst einrichtete. In den Straßen erschienen etwa 6500 bewaffnete hersonen. deren Entwaffnung unmöglich war, da die Polizei im Aus⸗ tand ist. Es mußten Truppen herangezogen werden, um die Stadt gegen die tatarischen Banden zu verteidigen. In der Nacht zum 5. Dezember begann in dem asiatischen Teile der Stadt ein heftiges Gewehrfeuer zwischen Armeniern und Tataren, von denen namentlich die letzteren Verluste erlitten. Angesichts dieser Vorgänge ordnete ich an, 500 Gewehre unter die Arbeiterpartei zu ver⸗ teilen, die sich anbot, die Regierung gegen die Armenier und Tataren zu unterstützen. Die weiteren Ereignisse taten die Wirksamkeit dieser Maßnahmen dar. Während der beiden folgenden Tage war das Gewehrfeuer zwischen Armeniern und Tataren eingestellt. Aber am dritten Tage stürzten sich die Tataren auf die bewaffneten Arbeiter. Die Arbeiter wichen zurück, sie hatten mehrere Tote und Verwundete; Militär ersetzte sie. Am folgenden Morgen wurde das asiatische Viertel in Brand gesteckt, mehrere Häuser wurden vernichtet. Die Untersuchung ergab, daß das Blutbad von den S angestiftet war. Jetzt herrscht in Tiflis verhältnismäßig

uhe.

Nach Meldungen der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ sind in Wilna auf dem litauischen Eisenbahnne die Linien Wilna— Baranowitschi und Baranowitschi— Bielosto im Betrieb, während die Strecken Luninez —Rowno und Luninez Pinsk ausständig sind. In Rostow am Don wurde gestern auf sämtlichen Eisenbahnen der Betrieb eingestellt; heute wurde die Arbeit bei den Straßenbahnen, in den Buch⸗ druckereien, mehreren Fabriken und Werkstätten niedergelegt. In Saratow feiern die Eisenbahnwerkstätten der Strecke Riazan —Ural, und in Kiew schloß sich heute das gesamte Netz der Südost⸗Eisenbahn den Ausständigen an. 8

Der König hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern das h Ministeriums angenommen und den Ministerpräsidenten Fortis mit der Neubildung des

Kabinetts betraut

11““ Schweiz.

Der Nationalrat genehmigte gestern, „W. T. B.“ zufolge, das mit Oesterreich⸗Ungarn abgeschlossene Handels⸗ provisorium, ermächtigte den Bundesrat zur Verlängerung des Handelsprovisorkums mit Spanien bis zum 1. Juli 1906 und genehmigte den Handelsvertrag mit Portugal. Die vom Nationalrat genehmigten Vorlagen wurden Nachmittags auch vom Ständerat angenommen. Ferner genehmigten beide eid⸗ genössische Räte das provisorische Handelsabkommen mit Frankreich. 4 86 8

Der Kaiserliche deutsche Botschafter Freiherr Marschall von Bieberstein wohnte dem gestrigen Selamlik bei und wurde darauf, wie „W. T. B.“ meldet, vom Sultan in Audienz empfangen. .

Die Pforte lehnt der „Frankfurter Zeitung“ zufolge die Forderung Belgiens ab, den wegen des ttentatsversuches gegen den Sultan zum Tode verurteilten Belgier Joris auszuliefern. Die zum Tode verurteilten Armenier werden hingerichtet; Joris selbst wird dagegen nach einem Vilaje im Innern Keeinasiens lebenslänglich verbannt werden.

b Serbien. 8

Die Skupschtina setzte in ihrer gestrigen Sitzung die

eratung des Budgets fort.

Im Verlaufe der Debatte beantragte, nach dem Bericht des „W. T. B.“, der Nationalist Stojkowitsch die Herabsetzung der Zivilliste des Königs von 1 200 000 Dinars auf 800 000 Dinars und sorderte die Löfung der Verschwörerfrage, welche die Armee in zwei Lager gespalten habe. Der Altradikale Petrowits ch hob hervor, daß die Regierungspartei 1 vor einigen Monaten gegen ein höheres Staatsbudget und gegen jedwede Anleihe ge⸗ wesen sei, jetzt unterbreite die Regierung ein um drei Millionen höheres Budget als das vorjährige und einen Anleihevertrag, der für das Königreich Serbien eine Schmach sei. Der ltradikale Jankowitsch erklärte, daß Serbien nur schwer eine bessere Anleihe ekommen könne, da die innere Lage wegen der ungelösten Ver⸗ chwörerfrage zu unklar sei. Während früher einer normalen Ent⸗ wickelung des Landes die Könige im Wege standen, seien es jetzt so⸗ senannte unverantwortliche Faktoren, die das Land nicht zur Ruhe ommen ließen

Asien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Tokio über⸗ reichten der Ministerpräsident Katsura sowie die übrigen Minister gestern dem Kaiser ihre Entlassungsgesuche, die aber, bevor Komura aus Peking zurückgekehrt sei, nicht an⸗ wurden. Der Marquis Ito ist zum Generalresi⸗ denten von Korea und der Marschall Namagata zum Prä⸗ sidenten des Geheimen Staatsrats ernannt worden.

Der chinesisch⸗japanische Vertrag ist gestern von Komura und Uchida für Japan und von den Prinzen Ching und Juanschikai für China unterzeichnet worden. Dem Staatsdepartement in Washington sind dem „Reuterschen Bureau“ zufolge Einzelheiten über den Vertrag mitgeteilt worden. Danach willigt China in die Verpachtung der Liaotung⸗Halbinsel an Japan und gesteht Japan die Kontrolle der Eisenbahn auf der Halbinsel bis Tschangtschun zu, welcher Ort wahrscheinlich den Scheide⸗ punkt zwischen dem japanischen und dem russischen Kontroll⸗ bereich bilden wird. Ferner gewährt die chinesische Regierung der japanischen das Recht, eine Bahnlinie von Antung am Jalu bis Mukden zu bauen, was wahrscheinlich längs der alten Heerstraße der Karawanenstraße geschehen wird. Dabei ist vorgesehen, daß China nach Ablauf einer gewissen Frist die Bahn zurückkaufen kann. China erklärt sich bereit, dem Handel der Welt sechzehn der haupt⸗ sächlichen Haͤfen und Städte in der Mandschurei zu öffnen; unter letzteren ist auch Charbin.

Aus Schanghai sind keine weiteren Mitteilungen über Ausschreitungen der chinesischen Bevölkerung eingetroffen. Die von den Kriegsschiffen der Mächte detachierten Wachen ver⸗ bleiben zum Schutze von Leben und Eigentum der Fremden an Land. Da Schanghai übrigens Hafenstadt ist, so kann eine Katastrophe als ausgeschlossen gelten, umsomehr, als zur Zeit dort außer drei deutschen noch drei englische, ein japanisches, drei amerikanische, ein österreichisches und ein italienisches Kriegsschiff liegen, während ein französisches und ein englisches noch erwartet werden. Wie das „W. T. B.“ meldet, wies der Generalgouverneur Tschoufu gestern gleich 8” seiner Ankunft den Taotai an, das gemischte Gericht wieder zu eröffnen.

““ 8 8

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 14. Dezember unter dem Vorsitz ihres Sekretars, Herrn Vahlen eine Gesamtsitzung, in der Herr Dilthey die Fortsetzung der Darstellung der Jugendgeschichte Hegels vorlegte. Sie reicht bis zu der Uebersiedelung Hegels nach Jena, mit der dann die Lehrwirksamkeit Hegels und sein schriftstellerisches Auftreten beginnt. Sie behandelt besonders die Handschriften in der hiesigen König⸗ üühes Bibliothek, welche der letzten Berner und der Frankfurter Zeit angehören.

Die Akademie hat ihrem auswärtigen Mitglied Eduard Pflüger in Bonn zu seinem fünfzigjährigen Doktorjubiläum eine Adresse überreicht.

Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: Heft 22 des akademischen Unternehmens „Das Hherzenreich, enthaltend die Primulaceae von F. Pax und R. Knuth. Leipzig 1905; Th. Mommsen, Gesammelte Schriften. Bd. 2. Berlin 1905; A. von Baeyer, Gesammelte Werke. Bd. 1, 2. Braunschweig 1905; Fasc. 11 des von der Akademie unterstützten Werkes O. Schmiedekn echt, Opuscula Ichneumonologica. Blanken⸗ burg i. Thür. 1905. 1

Der Kunstsalon von Paul Cassirer, Viktoriastraße 35, ist am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertage geschlossen.

BVerkehrsanstalten. 8

Nächste Postverbindungen nach Swakopmund und Lüderitzbucht nach Abgang des Nachversandes für den Reichspost⸗ dampfer „Präsident“ (letzte für diesen Dampfer am 26. Dezember ab Cöln 10,42 Abends, ab Berlin Potsdamer Bahnhof 12,55 Mittags): 1) für Briefsendungen und für Pakete mit Extra⸗ dampfer „Asta“ ab Hamburg am 27. Dezember Vormittags, in Swakop⸗ mund etwa am 26. Januar. Schluß in Hamburg am 27. Dezember für Briefe 9,0 Vormittags, für Pefe 7,0 Vormittags. Letzte Beförde⸗ rung ab Berlin Lehrter Bahnhof am 26. Dezember für Briefe 11,2½ Abends, für Pakete 1,27 Nachmittags. 2) für Brief⸗ sendungen mit englischem Dampfer über Kapstadt ab Southampton am 30. Dezember, in Kapstadt am 16. Januar, von da weiter mit nächster Gelegenheit. Letzte Beförderungen am 29. Dezember ab Cöln 6,1 Nachmittags, ab Oberhausen 7,24 Nach⸗ mittags, ab Berlin Schlesischer Bahnhof 11,24 Vormittags. 3) für Briefsendungen und für Pakete mit Woermanndampfer „Ernst Woermann“, ab Cuxhaven am 2. Januar Mittags, in Swa⸗ kopmund etwa am 29. Januar. Schluß in Hamburg am 2. Januar für Briefe 6,0 Morgens, für 2 4,2 Morgens. Letzte Beförde⸗ rung ab Berlin Lehrter Bahnhof am 1. Januar für Briefe 11,23 Abends, für Pakete 1,27 Nachmittags.

Die nächste Post aus Swakopmund, Abgang am 4. De⸗ zember, ist zu erwarten am 28. Dezember.

Nach einer amtlichen Meldung ist der Personenverkehr auf sämtlichen Linien der russischen Südostbahnen unbehindert. Der Güterverkehr auf der Strecke Filonowo Zarizyn ist

gesperrt.

8

8 Lessingtheater.

Max Burckhards neuestes Bühnenwerk „Rat Schrimpf“ fand gestern bei seiner Erstaufführung nur ein geringes Entgegenkommen von seiten des Publikums. Das Stüͤck besaß den schlimmen Fehler, zu langweilen, und dem gegenüber versanken alle Vorzüge, die dem Werke und der Darstellung sonst eigen sein mochten. Der Verfasser reiht seine Dichtung nicht irgend einer bekannten Bühnengattung ein, sondern fügt dem Titel nur die Erklärung „fünf Szenen aus einem Beamtenleben“ bei. Von diesen fünf Auftritten bildet der erste den Auftakt zu der kommenden Dichtung; er zeigt die Hauptperson, den Rat Schrimpf, nur mittelbar in der Zeichnung, die seine kluge und liebenswürdige Gattin von ihm entwirft. In den folgenden vier Szenen ist der Rat der feste Punkt, um den sich, ewig wechselnd, eine Reihe immer neu auftauchender Personen dreht. Von welcher vorübergehenden Bedeutung für das Stück diese Personen sind, geht schon aus ihrer Benennung hervor. Eines eigenen Namens kann nur Rat Schrimpf rühmen; alle übrigen, von der Gattin angefangen, führen auf dem Theaterzettel nur ihren Titel; und wenn mehrere derselben Rangordnung vorhanden sind, werden sie nach äußeren Merkmalen unterschieden, wie der „Hofrat mit polnischem Akzent“, der „Hofrat mit treuen blauen Augen“ und ein solcher „mit harter Aussprache“. Auch eine gesuchte Art, geistreich zu sein. Von den vier Aufzügen, die den Hofrat Schrimpf persönlich als Mittelpunkt der flüchtigen Geschehnisse auf die Bühne stellen, erzielten die ersten beiden zuweilen eine heitere, lustspielartige Wirkung, während die beiden letzten vollständig versagten. Am glücklichsten ausgestaltet war die Szene, die den Rat, das Muster eines tüchtigen, zuverlässigen

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Beamten, in seinem behaglichen Heim, mit seiner Gattin traulich plaudernd, schildert; auch der folgende Auftritt vermochte trotz seiner Länge noch zeitweife zu erheitern, wenn mit kecker Laune dargetan wurde, wie an dem unzerstörbaren Gerechtigkeitsgefühl des Rats die Angriffe einer ebenso niedlichen wie unbedeutenden Schauspielerin scheitern. Die bedenklichen letzten beiden Aufzüge bringen den widerstrebenden Rat unter den Einfluß seines Vorgesetzten und seiner Kollegen. Von einer wirklichen Handlung sollte nach dieser dramatischen Anlage absichtlich Abstand genommen werden, und das war dem Verfasser nur zu gut gelungen. Es blieb allein die Satire, für welche die Bureaukratie als Opfer ausersehen war; und an beißender Schärfe fehlte es da nirgends; keine der kleinen und größeren bureaukratischen Schwächen wurde geschont. Das Schlimme an dieser Satire war nur, daß für sie durchaus keine dramatisch wirksame Form gefunden war. Sie war mit zahllosen jaristischen Fragen und theoretischen Erörterungen durchsetzt, die kaum eine Menschenseele zu interessieren vermochten. Die Unruhe im Zuschauerraum wuchs daher im Laufe des Abends stetig an, und nur mit Mühe wurde im Schlußakt eine offene Auflehnung unterdrückt. Zugegeben soll werden, daß diese Buch⸗ weisheiten mit manchem treffenden Witz und geistvollem Einfall unter⸗ mischt waren; aber an der Gesamtwirkung änderte das nichts. Auch die ausgezeichnete Darstellung, zu der die besten Kräfte auf⸗ eboten waren, vermochte die Sachlage nicht zu bessern. Emanuel eicher als Rat Schrimpf bot eine Charakteristik voll blühenden Lebens in diesem arbeitsfreudigen, mutigen Beamten, der trotz äußerer Nüchternheit in idealer Selbstverleugnung das Gute anstrebt. Seine Gattin, die schon nach dem zweiten Aufzuge vom Schauplatz ver⸗ schwand, wurde von Else Lehmann mit rührender Schlichtheit und Treuherzigkeit gespielt. Albert Bassermann als Sektionschef versuchte durch sein, von Satire getränktes Spiel, Abwechslung in die Ein⸗ förmigkeit der langatmigen amtlichen Verhandlungen zu bringen; er gab der Gestalt, bei aller Feinheit, einen fast burlesken Anstrich, wobei er manchmal Gefahr lief, des Guten zu viel zu tun. Die flüchtige Rolle der aufdringlichen kleinen Schauspielerin führte Irene Triesch mit Humor durch. Auch die große Zahl der übrigen episodischen Figuren wurde vortrefflich gespielt. Nach dem zweiten und dritten Aufzuge war der Beifall, trotz der schüchtern einsetzenden Opposition, kräftig genug, um das Erscheinen des Verfassers vor dem Vorhange zu erwirken; um so kräftiger wuchs sich der Widerspruch nach dem letzten Akt zu deutlicher Ablehnung aus.

1 Toheater des Westens.

„Schützenliesel“ ist die neue Operette betitelt, die gestern auf der Charlottenburger Bühne ihre Erstaufführung erlebte. Ihr musikalischer Urheber ist der, bereits durch seine reizvolle Operette „Bruder Straubinger“ bekannte Komponist Edmund Eysler. Als Textdichter sind Leo Stein und Karl Lindau genannt. Dem guten Ruf, der auch dieser Neuheit vom Karl⸗Theater in Wien her vorausging, dessen Spielplan sie schon seit Wochen beherrscht, hat sie auch hier Ehre gemacht. Die Herren Intendant Prasch, der sie äußerst geschickt in Szene gesetzt, und Hermann Büchel, der ihre musikalische Leitung mit großer Sorgfalt und feiner Charakterisierung durchführte, können mit dem erzielten Erfolge zufrieden sein. Die typische Wiener Operette hat schon viele Nachfolgerinnen, selten aber wohl eine gehabt, die nur ihre Lichtseiten in dem Maße besitzt, wie das neue Tonwerk. Musik und Text zeigen in ihrer herzgewinnenden Art eine Uebereinstimmung, wie sie nicht allzu oft zu finden sein dürfte. Wenn die Korpg tion sich auch nicht immer in neuen Bahnen bewegt und naturgemäß auch den charakte⸗ ristischen Wiener Tanzrhythmus bevorzugt, so besitzt sie doch einen so eigenartigen, einschmeichelnden Reiz, daß man von den ersten Tönen des Vorspiels bis zu den letzten Akkorden in ihrem bestrickenden Banne völlig gefangen ist. Jeder Akt überrascht durch neue Lieder, Duette, Terzette und Chorgesänge, deren Melodien so ins Ohr fallen, daß wohl jeder Anwesende eine oder die andere mit nach Hause genommen haben wird. Dabei ist auch der Text mit so viel harmlosem, neckischem Humor gewürzt, daß die heitere Stimmung in dem zahlreich erschienenen Publikum bis zum Schluß anhielt und sich wiederholt in wahrhaft stärm sen Applaus kundtat. Mehrer Gesangsnummern wurden daraufhin sogar zwei⸗ bis dreimal wieder holt, und sowohl Komponist, wie Textdichter, Theaterleiter und Kapell meister mußten wiederholt auf der Bühne erscheinen Di Handlung gruppiert sich um zwei Brautpaare, die durch die wunder liche „Geberlaune’ eines russisch⸗polnischen Onkels de lieben Geldes wegen auseinandergerissen werden, sich aber im letzten Akt durch die Hand des nämlichen gütigen Gebers wieder glücklich zusammenfinden. Im Vordergrunde steht die „Schützenliesel“, so genannt als „Hebe“ eines gleichnamigen bayerischen ländlichen Wirtshauses, und deren Schatz Blasius. Die Darsteller dieses Liebespaares, Fräulein Doninger und Herr Fritz Werner (als Gast), spielten mit übersprudelndem, liebenswürdigem Humor, größter Hingabe und lebensfrischer Gestaltungskunst. Ihre Partner, Fräulein Linda (Wilhelmine) und Herr Fournes (Förster), die Vertreter des zweiten Liebespaares, paßten sich ihnen vortrefflich an, sodaß diese vier ein Ensemble bildeten, das schon allein de Erfolg des Abends gewährleisten mußte. Auch die anderen Mit wirkenden, die Damen Recke und Gaston sowie die Herren Köni Pohl und Wellhof füllten ihren Platz vortrefflich aus; namentli war die frohe Laune der beiden letztgenannten ein mitbelebende Moment. Auch der Chor war gut einstudiert.

Das Königliche Opernhaus bleibt am Sonntag geschlossen Der Spielplan für die Feiertage lautet: Montag: „Die Zauber⸗ flöte“. Dienstagnachmittag: 2 ¾ Uhr „Hänsel und Gretel’, Die Puppenfee“, Abends 7 ½ Uhr „Der schwarze Domino“. Mittwoch, bei aufgehobenem Abonnement (Anfang 7 Uhr) „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“. 5

Zu der am 1. Januar 1906 auf Allerhöchsten Befehl im König⸗ lichen Opernhause stattfindenden Théätreiparé-Vorstellung („Der schwarze Domino“ werden die Billette für den I. Rang, das Parkett und die Prosceniumlogen des II. Ranges nur unter der ausdrücklichen Bedingung verkauft, daß die Besucher im Gesellschaftsanzug (Damen in ausgeschnittenen Kleidern, Herren in kleiner Uniform bezw. Frack und weißer Binde) erscheinen. Die Logen⸗ schließer sind strengstens angewiesen, Herrschaften in anderem Anzuge den Eintritt nicht zu gestatten.

Im Königlichen Schauspielhause wird am ersten Weih⸗ nachtsfeiertage „Götz von Berlichingen“ mit den Herren Kraußneck, Heine, Ludwig, Staegemann und den Damen Poppe, Wachner, von May⸗ burg und von Arnauld in den Hauptrollen aufgeführt. Am Dienstag folgt Blumenthals Lustspiel „Der Schwur der Treue“ mit den Damen Arnstädt, von Mayburg und den Herren ohl und Staegemann, der den Veit van Emden zum ersten Male spielt. Mittwoch, den 27., gelangt „Prinz Friedrich von Homburg“ in der bekannten Besetzung zur Aufführung.

Im Neuen Königlichen Operntheater geht am Montag „Das große Licht“ von Philippi in Szene. Hauptmitwirkende: die Herren Matkowsky, Boettcher, Pohl und die Damen Abich und Lindner. Dienstag wird „Othello“ aufgeführt. Othello: Herr Mat⸗ kowsky; Jago: Herr Grube; Desdemona: Fräulein Wachner; Emilia: Fräulein Lindner.

Im Deutschen Theater gelangt Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ an den beiden Feiertagen und am Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend sowie am Sylvesterabend und Neujahrstag zur Auf⸗ führung. Am Freitag und am Dienstag, den 2. Januar, wird Kleists Uüdäthchen von Heilbronn“ gespielt.

Das Lessingtheater hat in der nächsten Woche folgenden Fv5 plan: Am Sonntagbleibt das Theater geschlossen, am Montagabend: „Rat Schrimpf“, am Dienstagabend: „Zwischenspiel“, am Mittwoch: „Stein unter Steinen“, am Vonnerstag: „Rat Schrimpf', am Freitag: „Die Wildente“, am Sonnabend: „Elga“, am nächstfolgenden Sonntagabend „Die Erziehung zur Che“, „Die sittliche Forderung“, am Neujahrs⸗ abend: „Der Biberpelz“; Nachmittagsvorstellungen sind: am Montag: „Die Weber“, am Dienstag: „Rosenmontag, am nächstfolgenden Sonntag: „Die Weber“, am Neujahrstage: „Rosenmontag“.

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