sind leistungsfähig, die Pensionskassen müssen dagegen auf möglichst 88 eiter Basis errichtet werden, weil sie a lange Zeit dimög 9
Unterstützungen zu sichern haben. Das scheint mir das Ziel des Gesetzes
zu seia, große Pensionskassenverbände zu ermöglichen unter Aufsaugung
der kleinen. Der Entwurf schlägt Rückversicherungsverbände vor nach dem Muster der Reichsversicherung, aber es kann darunter nicht dasselbe gemeint sein, was man in der Lebensversicherung unter Rückversicherung
versteht, es kann darunter vielmehr nur Zusammenlegung verstanden sein.
Es soll die Leistungsfähigkeit der Knappschaftskassen in jedem Falle
festgestelt werden. Man kann doch nicht daran denken,
8 Knappschaftskassen zu Lebensversicherungsanstalten zu machen. versicherungstechnisch sind ziemlich alle Knappschaftskassen bankerott, aber es wird doch möglich sein, sie allmählich unter entsprechender Be⸗
messung der Beiträge als leistungsfähige Institute zu erhalten, zwar nicht mit Hilfe des Prämiensystems der Lebensversicherungsanstalten, aber
vielleicht durch ein modifiziertes Umlegungsverfahren. Der Reservefonds hat eigentlich hier keinen Zweck, denn er geht über das hinaus, was im höchsten Falle geleistet werden muß. Für die Bemessung der Leistungs⸗ fähigkeit sind aber die Oberbergämter absolut nicht geeignet; das können nur besonders vorgebildete Behörden oder Beamke tun. Des⸗ wegen sollte die dauernde Ueberwachung der Knappschaftskassen dem Ministerium selbst übertragen werden. Die Festsetzung der Höhe der Pension kann der einzelnen Kasse überlassen bleiben, aber die Verteilung uf die hetreffenden Werke sollte durch eine Zentralabrechnungsstelle vorgenommen werden. Die Oberbergämter sollen die Tätigkeit der Knappschaftsvereine ständig überwachen und die Befolgung der
Gesetze oder der Satzungen unter Androhung von Slrafen erzwingen können, es ist aber gar nicht gesagt, wie hoch die Ordnungsstrafen gegen die Vorstandemitglieder sein dürfen, oder ob nicht vielleicht die Prügelstrafe sogar zulässig ist. Die eheime Wahl wollen wir dort, wo sie bereits besteht, keineswegs us der Welt schaffen, aber wir halten es anderseits für überflüssig, an dieser Stelle dieses Allheilmittel für alle Schäden der Welt einzuführen. Dazu haben wir absolut keinen Grund. Wir meinen, daß diejenigen Kassen, die für ihre Verhältnisse die öffentliche Wahl für zweckmäßig halten, sie beibehalten können, und daß diejenigen, welche die geheime Wahl haben wollen, das mit
sich selbst ausmachen können. Beneficia non obtruduntur ist ein erprobter Grundsatz. Wer die geheime Wahl nicht will, dem soll
an sie auch nicht aufdrängen. Die oberschlesischen Knappschafts⸗ ereine sehnen sich durchaus nicht nach der geheimen Wahl. (Wider⸗ pruch des Abg. Korfanty.) Nein, denn in Oberschlesien würde die eheime Wahl nur der polnischen Bewegung nützen, und diesen Zu⸗ stand wollen wir durch unsere Mitwirkung nicht herbeiführen. Ich bitte, das Gesetz einer Kommission von 21 Mitgliedern zu überweisen. Abg. Goldschmidt (fr. Volksp.): Wir bedauern, daß diese
VCorlage so spät kommt. Meine Partei hat schon seit langer Zeit
zuf die Notwendigkeit dieser Reform hingewiesen. Ich erkenne dankbar
daß der neue Handelsminister sich schon so eingehend mit dieser wichtigen Materie vertraut gemacht hat. Es haben sich schon die
Konservativen, Freikonservativen und Nationalliberalen gegen die ge⸗
heime und direkte Wahl ausgesprochen und vorgeschlagen, die Re⸗ gelung des Wahlmodus den Statuten zu überlassen. Wir wünschen ber, daß schon das Gesetz die geheime, direkte Wahl einführt.
Die Arbeiter müssen in der Lage sein, durch ihre Wahl die⸗ jenigen Männer, die sie für die richtigen halten, an die richtige Stelle zu setzen; dann werden sie sicher sein, daß ihre Wünsche
auch genügend berücksichtigt werden. Bis jetzt haben von 72 Knappschaftsvereinen nur 12 die Wahl durch Stimmzettel ein⸗ geführt, drei weitere lassen durch Stimmzettel wählen, wenn gegen die Wahl durch Akklamation Widerspruch erhoben wird. Alle uübrigen 57 Knappschaftsvereine haben es bei der öffentlichen Stimmabgabe belassen. Soll hierin eine Aenderung geschaffen werden, und nach meiner Auffassung ist es unbedingt nötig, so muß man die geheime Wahl obligatorisch einfüͤhren. Der Abg. Hilbck hat gesagt, Beschlüsse können gar nicht zustande kommen; der Abg. Hilbck möge hier an der Hand bestimmter Tatsachen hierfür doch einmal den Beweis er⸗ bringen. Dieser Fall ist nur einmal vorgekommen, und da sollten die
Knappschaftsältesten den Etat in Bausch und Bogen annehmen.
8— würde auch bei uns kein Beschluß zustande kommen. Zu begrüßen ist es, daß zu den Verwaltungsorganen auch die Generalversammlung hinzutritt. Nun sollte man aber auch dazu übergehen, die Befugnisse der Generalversammlung mehr, als in der Vorlage vorgesehen ist, zu erweitern, insbesondere müßte sie über den Etat mitbestimmen. Die Gründe, die die Regierung dagegen angibt, kann ich nicht gelien
lassen. Die Aenderung, daß die Bergwerksbesitzer die gleichen Bei⸗ träge wie die Arbeiter zahlen sollen, ist hier nicht bemängelt worden. Der Abg. Hilbck hat aber darauf hingewiesen, daß hierdurch den Bergwerksbesitzern sehr große Lasten auferlegt würden. Für seinen Bezirk allein beziffert er die Summe auf 2 Millionen. Neiner An⸗ sicht nach werden den gesamten Bergwerksbesitzern Kosten von etwa 5 Millionen entstehen. Der gegenwärtige Gesetzentwurf überläßt noch viel zu viel Dinge den Statuten; insbesondere bleiben die großen Verschiedenheiten der Beiträge und Leistungen der Kassen bestehen, unter denen besonders jene Arbeiter zu leiden haben, die ihren Arbeitsort wechseln. Es wird Auf⸗ gabe der Kommission sein, hier einen Weg zu finden, der einen bessern Ausgleich herbeiführt, als die Vorlage. § 172a hält die Be⸗ stimmung aufrecht, daß die Unterstützung nicht gezahlt wird, wenn die Arbeitsunfähigkeit oder der Tod durch eigenes grobes Verschulden verursacht worden ist. Gegenüber dem alten Gesetz hat das neue hier eine sehr bedenkliche Verschlimmerung vorgenommen. Im alten Gesetz traf diese Bestimmung nur den Schuldigen selbst, jetzt aber werden auch seine Witwe und seine Kinder unversorgt zurück⸗ gelassen. Dies ist eine ungeheure Verschlimmerung, die ganz unberechtigt ist. Vor allem aber darf über die Schuldfrage nicht in letzter Instanz das Schiedsgericht entscheiden. Ich möchte von vornherein den Grundsatz aufgestellt sehen, daß zum Vor⸗ sitzenden eines solchen Gerichts weder ein Arbeitgeber noch ein Albeitnehmer berufen werde. Die Vorsitzenden müssen voll⸗ kommen unvoreingenommen sein, um objektiv urteilen zu können.
Meine Freunde wünschen von ganzem Herzen, daß es der Kom⸗
mission gelingen möge — denn auch wir sind für eine Kommission
von 21 Mitgliedern —, das Gesetz möglichst vollkommen zu gestalten, und daß sich auch von ihr das Wort bewahrheite: Was lange währt wird gut. “
Darauf wird die Debatte geschlossen.
Abg. Korfanty (Pole) verwahrt sich dem Abg. Dr. Wagner gegenüber, daß er die wirischaftliche Einrichtung der Knappschaftskassen ErAtttscen 8 für neahse Bewegung benutzen wolle.
ege seinen Freunden vollkommen fern, eine politische He hn =. .““ 6 5. veranstalten. 8 isc bi
9g. Franken (nl.) bestreitet die Richtigkeit der Behauptun des Abg. Brust, daß die technischen Grubenbeamten des schauptung
Bochumer Knappschaftsvereins mehr bezögen, als ihnen nach dem
Verhältnis ihrer Beiträge und der Arbeiterbeiträge zustehe. Wegen
Schlusses der Debatte könne er dies nicht mehr richtig stellen. Der
Abg. Hilbck habe die Ausführungen über eine Pensions⸗ und Relikten⸗
kasse, wie sie für die technischen Grubenbeamten anzustreben sei, ihm
überlassen, und er werde darüber in der zweiten Lesung sprechen.
Abg. Stackmann k(kons.) erklärt, daß seine Freunde mit der Einsetzung einer Kommission von 21 Mitgliedern einverstanden seien.
Abg. Brust (Zentr.) zieht seinen Vorschlag zu Gunsten dieses
Abg. Dr. Wagner (fr. kons.) bemerkt, daß nur der Zwische des Abg. Korfanty seine Antwort veranlaßt habe; er P s jener “ keine politische Absicht bei dieser Sache verfolge. ie Vorlage wird darauf an eine Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen. 8 Schluß 3 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag 11 Uhr. Kleinere Etats, Etat der landwirtschaftlichen Verwaltung.)
3
8
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Geschäfts⸗ und Rechnungsergebnisse der Berufs⸗ genossenschaften usw. für das Jahr 1904.
Die vom Reichsversicherungsamt nach § 111 des Gewerbeunfall⸗ versicherungsgesetzes vom 30. Juni 1 900 und den entsprechenden Be⸗ timmungen der anderen Unfallversicherungsgesetze aufgestellte, dem Reichstage vorgelegte Nachweisung der gesamten Rechnungsergeb⸗ nisse der Berufsgenossenschaften usw. für 1904 bezieht sich auf die zwanzigste Rechnungsperiode seit dem Bestehen der reichsgesetzlichen Unfallversicherung. Die Nachweisung erstreckt sich auf 114 Berufs⸗ genossenschaften E gewerbliche und 48 landwirtschaftliche), auf 503 Ausführungsbehörden (199 staatliche und 304 Provinzial⸗ und Kommunalausführungsbehörden) und auf 14 Versicherungsanstalten, von welchen 12 den Baugewerksberufsgenossenschaften, 1 der Tiefbau⸗ berufsgenossenschaft und 1 der Seeberufsgenossenschaft angegliedert sind
Von diesen Versicherungsträgern bestehen —
a. auf Grund des Gewerbeunfallversicherungsgesetzes:
64 Berufsgenossenschaften mit 602 039 Betrieben, durchschnittlich Versicherten oder 6 674 390 Voll⸗ arbeitern,
62 staatliche Ausführungsbehörden mit 468 735 durchschnittlich Versicherten oder 473 543 Vollarbeitern; 8 8
b. auf Grund des Unfallversicherungsgesetzes für Land⸗ und Forst⸗
wirtschaft: 48 Berufsgenossenschaften mit 4 658 892 Betrieben und 11 189 071 durchschnittlich Versicherten, 52 staatliche Ausführungsbehörden mit 234 391 durchschnittlich Versicherten oder 69 978 Vollarbeitern; c. auf Grund des Bau⸗Unfallversicherungsgesetzes: 1 Berufsgenossenschaft mit 15 759 Betrieben und 231 550 durchschnittlich Versicherten oder 131 886 Vollarbeitern,
73 staatliche Ausführungsbehörden mit 46 587 durchschnittlich Versicherten oder 30 589 Vollarbeitern,
304 kommunale Ausführungsbehörden mit 87 450 durchschnittlich
Versicherten oder 53 313 Vollarbeitern, 13 Versicherungsanstalten mit 77 718 Vollarbeitern; d. auf Grund des Seeunfallversicherungsgesetzes:
1 Berufsgenossenschaft mit 1651 Betrieben und 68 425 durch⸗
schnittlich Versicherten oder 62 220 Vollarbeitern, 12 staatliche Ausführungsbehörden mit 671 durchschnittlich Ver⸗ siicherten oder 597 Vollarbeitern,
,1 Versicherungsanstalt.
Im Dienste der 114 Berufsgenossenschaften und ihrer Sektionen (933) waren nach dem Stande am Schlusse des Jahres 1904 1143 Mitglieder der Genossenschaftsvorstände, 5895 Mitglieder der Sektionsvorstände, 27 133 Vertrauensmänner, 3571 Verwaltungs⸗ beamte und 263 technische Aufsichtsbeamte tätig.
Die Zahl der durchschnittlich versicherten Personen stellt sich bei den Berufsgenossenschaften ben auf 19 038 191. Hierzu treten für die 503 Ausführungsbehörden 837 834 Versicherte, sodaß im Jahre 1904 bei den Berufegenossenschaften und Ausführungsbehörden zusammen 19 876 025 Personen gegen die Folgen von Betriebsunfällen versichert gewesen sind. In der letzterwähnten Zahl dürften an 1 ½ Millionen Personen doppelt erscheinen, die gleichzeitig in gewerb⸗ 9 und in landwirtschaftlichen Betrieben beschäftigt und versichert waren. Fardhegs
An Entschädigungsbeträgen sind von den Berufsgenossen⸗ schaften gezahlt worden 114 664 445,84 ℳ (gegen 106 013 330,36 ℳ im Vorjahre), von den Ausführungsbehörden 10 212 935,05 ℳ (gegen 9 574 716,68 ℳ im Vorjahre), von den Versicherungsanstalten der Baugewerksberufsgenossenschaften, der Tiefbau⸗ und der Seeberufs⸗ genossenschaft 1 764 359,57 ℳ (gegen 1 658 453,00 ℳ im Vorjahre), zusammen 126 641 740,46 ℳ (gegen 117 246 500,04 % im Vorjahre). Davon wurden 30 740,00 ℳ den Verletzten und ihren Angehörigen für die Zeit nach dem Ablaufe der gesetzlichen Wartezeit von den Berufsgenossenschaften usw. freiwillig gewährt.
Von der Bestimmung, nach welcher Verletzte mit einer Erwerbs⸗ unfähigkeit von 15 % und weniger anf ihren Antrag durch Kapital⸗ zahlungen abgefunden werden können, haben die Genossenschaften usw. in 2945 Fällen Gebrauch gemacht. Der hierfür aufgewendete Betrag stellt sich auf 1 041 243,96 ℳ 767 Verletzte (gegen 555 im Vor⸗ jahre) haben im Rechnungsjahre wegen Hilflosigkeit eine höhere Rente 9. 66 ¾ % ihres Jahresarbeitsverdienstes (die gesetzliche Vollrente) ezogen.
Die Gesamtsumme der Entschädigungsbeträge (Renten usw.)
belief sich
im Jahre 1904 auf 126 641 740,46 ℳ, 1903 117 246 500,04 „ 1902 107 443 326,27 1901 98 555 868,57 1900 86 649 946,18 1899 78 680 632 52 1898 71 108 729,04 1897 63 973 547,77 1896 57 154 397,53 1895 50 125 782,22 1894 44 281 735,71 1893 38 163 770,35 1892 32 340 177,99 1891 26 426 377,00 1890 20 315 319,55 1889 14 464 303,15 1888 9 681 447,07 1887 5 932 930,08 . 1886 „ 1 915 366,24 „.
Rechnet man zu dem Betrage von 126 641 740,46 ℳ die als Kosten der Fürsorge innerhalb der gesetzlichen Wartezeit gezahlten 667 225,37 ℳ hinzu, so entfallen auf jeden Tag im Jahre 1904 rund 348 800 ℳ, welche den Verletzten oder ihren Hinterbliebenen zugute cer ten ne 8 vnf
ie Anzahl der neuen Unfälle, für welche im Jahre 1904 zum ersten Male Entschädigungen gezahlt wurden, belie sich auf 137 673. Hiervon hatten 8752 den Tod und 1604 eine mutmaßlich dauernde völlige Erwerbsunfähigkeit der Verletzten zur Folge. An 19 100 Hinterbliebene Getöteter wurde im Rechnungsjahre zum ersten Male eine Rente gezahlt. Darunter befinden sich 6151 Witwen nere, 28i1e e sEriah) lend 336 Verwandte der auf⸗ eigenden Linie. e Anzahl sämtlicher zur Anme lachh “ 886 8⸗ 3 ldung gelangten
Für die Beurteilung der Unfallhäufigkeit sind die Zahlen der entschädigten Unfälle allein brauchbar. Die Zahl dieser 8” ist im Jahre 1904 höher als in den Vorjahren. Im wesentlichen sind es wieder die Entschädigungen für leichtere Unfälle (mit dauernder teil⸗ betser und vorübergehender Erwerbsunfähigkeit), welche zugenommen aben.
Die Summe der der Beitragsberechnun u Grunde gelegten Löhne, die sich, was besonders keryoegesübe wird, mit den wirklich verdienten Löhnen nicht deckt, stellt sich bei den gewerb⸗ lichen Berufsgenossenschaften auf 6 538 304 011 ℳ bei einer Zahl . 382 120 durchschnittlich versicherten Personen oder 6 868 496 Voll⸗ arbeitern.
Für die landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften sind, wie au früher, wegen des abweichenden T Bmse auch welche für die Beitragsberechnung zu Grunde gelegt werden, in die Nachweisung nicht aufgenommen worden. Die Zahl der in den Be⸗ trieben der land⸗ und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften durch⸗ schnittlich versicherten Personen ist, wie sie für das Jahr 1896 unter Benutzung der Ergebnisse der Berufs⸗ und Gewerbezählung vom heee⸗ 85 b- asc den e nc “ stehenden eigenen
Naterials ermittelt wurde, in die Rechnungsergebnisse für 19 wieder eingestellt, sie beträgt 11 189 071. CEX“
Einen Vergleich der Unfallgefahren in den einzelnen Gewerbegruppen ermöglicht eine in der Nachweisung des Reichs⸗ versicherungsamts den Tabellen vorangestellte Uebersicht über „verletzte
C111114A4X““ I1ö14141““
äöüäe“ ——
schnungsjahre zum ersten Male eine Entschädigung gezahlt wurde.
1000 durchschnittlich versicherte (300 000 Personen Arbeitstage) Unfälle
Hiernach kommen auf
bei der Gewerbe⸗, Bau⸗ und See⸗ Unfallversicherung — jedoch ohne die Versicherungsanstalten der Bau⸗ gewerks⸗Berufsgenossenschaften, der Tiefbau- und der See⸗Berufs⸗ genossenschaft — 5 in der Gruppe
I. Bergbau 1 15,46
II. Steii6 14,83
III. Glas, Töpferei, Ziegelei .. 6 56
IV. Eisen und Stahl .. . . 11,25
V. Metall, Feinmechanik, Musik⸗
F“ 6,36 VI. Chemie 5* 8,65 VII. Gas⸗ und Wasserwerke... 6,78 VIII. Textilindustrie... 1 3,00
IX. Papier, Buchdruck... 4,57
X. Leder, Bekleidung .. . .. 3,93
2.9 F8Z1“ 12,68
XII. Nahrungsmittel, Fleischerei, Tabak 5,07 XIII. Müllerei, Zucker, Molkerei, Brennerei, Stärkeindustrie, Brauerei und Mälzerei.. 12,39 XIV. Bauwesen (Privatbetriebe). 11,70 XV. Private Bahnbetriebe ... 6,69 XVI. Lagerei, Fuhrwesen 14,31 XVII. Binnenschiffahrt .. . .. 15,02 XVIII. Seeschiffahrt (Privatbetriebe) 6,72 XIX. Marine und Heeresverwaltung 2 5,35 XX. Oeffentliche Baubetriebe (Staatliche, Provinzial⸗ 8 Wund Kommunal⸗ Bau⸗ 8 verwaltungen) . . .. XXI. Staatseisenbahnen, Post und b““ 7,35 XXII. Staatsbetriebe für Schiffahrt, Baggerei, Flößerei usw. 12,60 .12,56.
Als Gesamtausgabe werden von den gewerblichen Berufsgenossen⸗ schaften 116 579 253,08 ℳ“ (gegen 107 961 825,11 ℳ im Vorjahre) und von den landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften 34 736 861,27 ℳ (gegen 32 295 075,52 ℳ im Vorjahre), zusammen 151 316 114,35 ℳ nachgewiesen.
Hiervon entfallen, wie schon bemerkt, 114 664 445,84 ℳ auf Ent⸗ schädigungsbeträge. Als Kosten der Fürsorge innerhalb der gesetzlichen Wartezeit, für die Unfalluntersuchungen und Feststellung der Ent⸗ schädigungen für den Rechtsgang (Schiedsgerichte usw) und für die Unfallverhütung wurden zusammen 7 424 168,25 ℳ gezahlt. In die vö sind für das Jahr 1904 16 943 504,88 ℳ eingelegt worden.
Als Verwaltungskosten einschließlich der sonstigen Ausgaben werden insgesamt 12 283 995,38 ℳ nachgewiesen.
Die laufenden Verwaltungskosten betragen bei den gewerblichen Berufsgenossenschaften 8 188 387,84 ℳ (gegen 7 874 296,48 ℳ im Vorjahre), bei den landwirtschaftlichen Berufs⸗ genossenschaften 2 987 150,65 ℳ (gegen 2 870 691,37 ℳ im Vorjahre).
Davon entfallen auf
8 je 1000 ℳ 1
Versicherten 8 Püderten Betrieb gerseldgen ℳ ℳ ℳ ℳ bei den gewerblichen Berufsgenossenschaften 1,04 1,26 13,22 1903 1 05 1,30 12,93 ei den landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften 1904 0 27 8321 sc⸗ st 1903 0,26 * 0,62 Die Höhe der laufenden Verwaltungskosten ist bei den einzelnen
7,19
20,85 22,11,
20,42 21,57.
Berufsgenossenschaften sehr verschieden; sie hängt ab von der Zahl der
versicherungspflichtigen Personen, der Zahl, Art und Lage der Betriebe der größeren oder geringeren Unfallgefahr usw. Zu Vergleichen über die Angemessenheit der Aufwendungen der Berufsgenossenschaften unter einander können die Rechnungsergebnisse der einzelnen Berufsgenossen⸗ schaften nicht ohne weiteres dienen.
Die Gesamtausgaben der 503 Ausführungsbehörden haben sich auf 10 489 414,17 ℳ, die der 14 Versicherungsanstalten der Bau⸗ gewerksberufsgenossenschaften, der Tiefbauberufsgenossenschaft und der Seeberufsgenossenschaft auf 2 327 357,54 ℳ belaufen.
Die Bestände der bis zum Schlusse des Rechnungsjahres an⸗ esammelten Reservefonds der Berufsgenossenschaften betrugen zu ammen 197 071 473,01 ℳ zu denen noch 4 530 856,86 ℳ rückständige Einlagen kommen. Die Versicherungsanstalten haben als Reserve fonds 1 220 986,67 ℳ zurückgelegt.
„An sonstigem Vermögen einschließlich der noch ausstehenden Bei⸗ träge ufw. werden für die Berufsgenossenschaften 31 679 063,01 ℳ für die Versicherungsanstalten 9 428 490,98 ℳ nachgewiesen.
Zur Arbeiterbewegung. 8 8
In Hamburg haben, wie die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ erfährt, die Werftarbeiter gestern sämtlich die Arbeit wieder aufgenommen. Die Wiedereinstellung der ausgesperrten Arbeiter vollzog sich in aller Ruhe. Das Leben und Treiben in der Stadt und im Hafen sowie die Tätigkeit der Werften bieten wieder das altgewohnte Bild.
Ein Teil der Arbeiter der Eisenfabrik Nandorhegy im Komitat Krasso⸗Szoereny ist, wie dem „W. T. B.“ aus Buda⸗ pest telegraphiert wird, ausständig. Die Streikenden griffen die zur Aufrechterhaltung der Ordnung anwesenden zehn Gendarmen an; diese gaben eine Salve ab, durch die neun Arbeiter ge⸗ tötet und viele verwundet wurden. Die Gendarmerie war zum Schutze von Arbeitswilligen ausgerückt, die von den Streikenden bedroht wurden. Der Führer der Ausständigen wurde verhaftet. Die Arbeiter versuchten ihn zu befreien, und es kam so zu dem erwähnten Zusammenstoß.
„ Aus Paris wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß die Zu⸗ 12 der großen Konfektionshäuser in Lille, oubaix und Armentidres heute einen Ausstand beginnen wollen⸗
8 Verkehrsanstalten.
„Nächste Postverbindung nach Swakopmund und Lüderitzbucht für Briefsendungen mit englischem Dampfer über Kapstadt, ab Southampton am 27. Januar, in Kapstadt am 13. Februar, von da weiter mit nächster Gelegenheit. Letzte Beförde⸗ rungen am 26 Januar ab Cöln 6,4 Nachmittags, ab Oberhausen 7244 Nachmittags, ab Berlin Schlesischer Bahnhof 11,24 Vormittags. Die nächste Post aus Swakopmund, Abgang am 4. Januar, ist zu erwarten am 28. Januar.
e und Unfallfolgen“, welche die Unfälle umfaßt, für die in e
deutschen Reichsan
Dritte Beilage
zeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
1906.
Berlin, Dienstag, den 23. Januar
Verkehrsanstalten
Von jetzt ab können alljährlich in der Zeit vom 15. Oktober bis 1. März Postpakete ohne Wertangabe nach Bolivien, Chile und Peru zur Beförderung über Argentinien und die Anden aufgeliefert werden. Die Pakete erreichen auf diesem Wege ihren Bestimmungsort durchschnittlich 3 Wochen früher als auf dem bisher allein benutzbaren Wege durch die Magellan⸗ straße. In der übrigen Zeit des Jahres kann wegen Un⸗ gangbarkeit des Andenweges die Annahme von Paketen zur Beförderung auf diesem Wege nicht stattfinden. Die Taxen für die Beförderung der Pakete über die Anden sind bei Sendungen nach Bolivien und Chile dieselben, für Pakete bis 1 kg Gewicht sogar noch niedriger als auf dem bisher billigsten Wege. Für Pakete nach Peru tritt auf dem Andenwege eine geringe Erhöhung der Taxen ein. Nähere Auskunft erteilen die Postanstalten.
8 Handel und Gewerbe.
(Aus den im Reichsamt des Innern zusammengestellten
„Nachrichten für Handel und Industrie“.)
Verkausstermine für den Antwerpener Elfenbeinmarkt im Jahre 1906.
Nach einem Bericht der Antwerpener Firma H. G. Willaert sind die vierteljährlichen Verkaufstermine des Jahres 1906 für den
Antwerpener Elsenbeinmarkt auf den 6. Februar, 1. Mai, 31. Juli und 30. Oktober festgesetzt worden. (Bericht des Kaiserlichen General⸗ konsulats in Antwerpen vom 30. Dezember v. J.)
Ausschreibungen. —
Spanien. Für Hafenbauten in San Esteban de Pravia (Provinz Oviedo), wie Bau einer Mole an der Mündung des Flusses Nalôn, Verbesserung des Flußbettes und des Binnenhafens, sind durch Königliches Dekret 8 404 571,69 Pesetas bewilligt worden. (Gaceta de Madrid.)
Niederlande. Der Bau eines Gaswerks in Lisse Provinz Südholland) ist von der dortigen Gemeindeverwaltung eschlossen worden. Nähere Auskunft erteilt Het Gemeentebestuur von Lisse. (Commercial Intelligence.)
Hafen⸗ und Eisenbahnbauten in Montenegro. Der britische Ministerresident in Cetinje berichtet, daß ein italienisches Syndikat, welches hauptsächlich von Signor Volpié, dem Direktor der Tabakregie in Montenegro, gefördert wird, von der montenegrinischen Regierung die Konzession erhalten hat, einen Wellenbrecher und einen Kai in Antivari sowie eine Eisenbahn von dort nach Vir⸗Bazaar, am Scutarisee, zu bauen. Die Konzessionsbedingungen seien noch nicht bekannt gemacht. Das Syndikat solle über ein Kapital von 4 Millionen Fr. verfügen. Die Kosten für die Hafenbauten seien auf 1 Million Fr. veranschlagt.
Zur Ausnutzung von Wasserkraft in Merxiko ist dort unter der Firma La Compafiia Explotadora de las Hidro- Electriceas del Rio Angulo eine neue Elektrizitätsgesellschaft ge⸗ gründet worden. Sie hat ihren Sitz in Trapuato und wird von E. Brunel geleitet. Die Gesellschaft hat die Konzession erhalten, die Wasserfälle des Flusses Angulo, in Michoacan, zur Erzeugung elektrischer Kraft zu benutzen, und beabsichtigt, eine Anzahl von Städten im Staate Guanajuato mit Elektrizität zu versorgen.
(Commercial Intelligence.)
Beleuchtungsanlage in Rosario (Argentinien). Nach einer vom „Board of Trade Journal“ wiedergegebenen Mitteilung der „Review of the River Plate“ nimmt die Stadtverwaltung von Rosario Angebote für die zur Beleuchtung der Stadt erforderlichen Anlagen bis zum 16. April 1906 entgegen.
Lieferung eines Müllverbrennungsapparats nach Pretoria (Transvaal) und Aufstellung desselben. Angebote werden bis zum 15. März 1906 von der Stadtverwaltung in Pretoria entgegengenommen. Der Apparat muß täglich 60 t verarbeiten können. Näheres durch Mosenthal, Sons & Co., 72, Basinghall Street, London, E. C. (The Board of Trade Journal.)
8 Der Arbeitsmarkt in Deutschland im Jahre 1905.
„Das Wirtschafts jahr 1905 hat sich in Deutschland nach dem vom Koiserlichen Statistischen Amt herausgegebenen „Reichsarbeitsblatt“ sehr günstig gestaltet, es übertraf seinen Vorgänger in jeder Hinsicht. Der Anteil Deutschlands am Welthandel entwickelte sich weiter, Ausfuhr und Einfuhr stellten sich höher als im Jahre 1904. Die Roheisenproduktion stieg auf etwa 10,90 Millionen Tons gegen 10,06 im Vorjahr, desgleichen steigerte sich die Steinkohlen⸗ produktion trotz des Ausfalls im Beginn des Jahres durch den Streik im Ruhrkohlenbezirk. Die Einnahmen aus den Eisen⸗ bahnen haben sich im Jahre 1905 gehoben; Ende Dezember 1905 ergab sich nach der Statistik des Reichseisenbahnamts für die Bahnen mit dem Rechnungsjahr April — März bei einer Gesamteinnahme von 1373 Millionen Mark ein Mehr in Höhe von 80,08 Millionen Mark gegen das Vorjahr, und für die Bahnen mit dem Rechnungsjahr ab Januar bei einer Gesamteinnahme von 236 Millionen Mark ein Mehr von 9,29 Millionen Mark. Desgleichen gingen die Einnahmen aus der Wechselstempelsteuer in die Höhe. — 1
Trotz dieser anscheinend glänzenden Entwicklung fehlten indessen auch diesem Bild nicht die Schatten. Die gute Konjunktur in der Industrie war begleitet von einer Reihe großer und heftiger Arbeitskämpfe, in welchen die Organisationen der Arbeiter eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erzielen suchten. Das Jahr begann mit dem Ausstand im Ruhrrevier, es folgten der rheinisch⸗westfälische Bierboykott, der Streik in der bayerischen Metallindustrie und in der Berliner Elektrizitäts⸗ industrie, die Lohnbewegungen in der thüringischen Terxtilindustrie. Die Organisation der Arbeitgeber, die im verflossenen Jahre eine weitere Stärkung erfuhr, beantwortete die Arbeitseinstellungen mit der Einstellung der Betriebe in großem Umfang, und so hat das Jahr 1905 die zahlreichsten und die größten Aussperrungen gesehen, die bisher in Deutschland vorgekommen sind. 1
Die Bestrebungen der Arbeiter nach Erhöhung der Löhne wurden, abgesehen von der günstigen Konjunktur, in erster Linie begründet durch die stark steigenden Lebensmittelpreise. Insbesondere machte sich die Verteuerung des Preises der wichtigsten Fleischsorten empfindlich fühlbar. 8
Wie bereits erwähnt, schlossen sich die Arbeitgeber gegenüber den Organifationen der Arbeiter noch enger zusammen. Man schätzt, aß in den zusammengeschlossenen Betrieben und Verbänden zur Zeit 1 ½ bis 2 Heiclionen Arbeiter beschäftigt werden. Außerdem versuchten die Arbeitgeberorganisationen Einrichtungen zu schaffen, welche die einzelnen Mitglieder der Organisation gegen die Wirkungen der Streiks und des Beovykotts sccherstellen und durch die wirtschaftliche Stärkung, welche die Organi⸗ ation dem einzelnen Betriebe gewährt, den schwächeren Mitgliedern das solidarische Vorgehen erleichtern sollten. Es ist die Ausbildung
des Boykottschutzes und der Streikversicherung, die im verflossenen Jahr weitere Anregung und Entwicklung erfahren haben. Die günstige Konjunktur in der deutschen Industrie war im ver⸗ flossenen Jahre übrigens zum Teil auch auf verstärkte Tätigkeit für den Export vor Eintritt der neuen Zollverhältnisse am 1. März
d. J. zurückzuführen, und es wird daher die Befürchtung geltend
gemacht, daß die Lage des Arbeitsmarkts, die sich im Jahre 1905 sehr günstig gestaltete, nach Eintritt der neuen Zollverhältnisse einen Rück⸗ schlag erfahren wird. 8
Die günstige Entwicklung des Arbeitsmarkts kam an den ver⸗ schiedenen statislischen Maßstäben zum Ausdruck, welche das Kaiserliche Statistische Amt zur periodischen Beobachtung des Arbeitsmarkts an⸗ wendet. Die Kurve der Mitgliederzahlen der Krankenkassen zeigt, abgesehen von einem lunbedeutenden Rückgang im Monat Juni, sowohl für Männer wie für Frauen seit dem 1. Februar des Jahres eine fortgesetzte Steigerung. Auch der Rückgang, der sonst im Monat November mit dem Aufhören der Bautätigkeit im Freien regelmäßig einzusetzen pflegt, machte sich diesmal nur sehr abgeschwächt geltend, weil die sehr milde Witterung gestattete, ohne jede Unterbrechung die sehr lebhafte Bautätigkeit bis zum Jahres⸗ schluß fortzuführen. 8* “
Die Aufnahmen über die Arbeitslosigkeit in deutschen Fachverbänden ergaben dementsprechend ein sehr günstiges Bild. Die Arbeitslosigkeit berechnete sich am Schlusse der einzelnen Quartale von 1905 in Prozenten der Mitglieder und im Vergleich mit dem Vor⸗ jahr, wie folgt: Es waren arbeitslos am 31. März 1905 1,6 (am 31. März 1904 2) %, am 30. Juni 1,5 (1904 2,1) %, am 30. Sep⸗ tember 1,4 (1904 über 1,8) %, am 31. Dezember 1905 1,8 (zu der⸗ selben Zeit 1904 2,4) % der Mitglieder. Am 30. September erreichte die Arbeitslosenziffer in den beiden letzten Jahren, auf welche die Beobachtung sich nur erstreckt, den niedrigsten beobachteten Stand.
Die Vermittelungsergebnisse der Arbeitsnachweise stellten sich im Berichtsjahr günstig; charakteristischerweise ging dabei die Zahl der Arbeitsgesuche, welche an die Arbeitsnachweise herantraten, in der zweiten Hälste des Jahres zum Teil stark zurück.
Durch den russisch⸗japanischen Krieg wurde die Entwicklung des Arbeitsmarkts im Berichtsjahr im allgemeinen wenig berührt; erst mit den nach Abschluß des Krieges einsetzenden inneren Wirren trat eine wesentliche Verschlechterung der Ausfuhrmöglichkeit nach Rußland ein, die auch nicht ohne Rückwirkung auf den deutschen Arbeitsmarkt in den an dem Export nach Rußland beteiligten Industrien blieb.
Was die einzelnen Gewerbe anbetrifft, so hatte die Land⸗ wirtschaft im verflossenen Jahr im allgemeinen ein günstiges Jahr zu verzeichnen. Im Kohlenbergbau erhielt die erste Hälfte des Jahres ihr Gepräge durch den großen Ausstand im Ruhrbezirk, dem sich vor⸗ übergehend 200 000 Arbeiter angeschlossen hatten. Trotz des Förde⸗ rungsausfalls von 4 Millionen Tons durch den Streik im Ruhrbezirk ist im Vergleich mit dem Vorjahr, wie schon bemerkt, die Förderung im Jahre 1905 noch gestiegen, und zwar nicht nur an Steinkohlen, sondern ebenso an Braunkohlen, Briketts und an Koks. In der zweiten Hälfte des Jahres wurde die Förderung durch starken Wagen⸗ mangel behindert. 1
Die Steigerung der Koksproduktion weist besonders hin auf den günstigen Gang der Roheisenfabrikation und überhaupt der Eisen⸗ und Metallindustrie, sowie der Maschinenindustrie, in denen die Gunst der Marktlage sich ganz besonders geltend machte. Auf die Eisenindustrie wirkten in förderndem Sinne die An⸗ forderungen an Waffen und Kriegsmaterial, an Schiffsbaumaterial und an Eisenbahnmaterial, welche teils aus Anlaß des russisch⸗ japanischen Krieges, teils durch Ausbau des Eisenbahnnetzes im Ausland und in den deutschen Kolonien an die Eisen⸗ industrie herantraten. Zum Teil wird die günstige Lage der In⸗ dustrie auch in Verbindung mit der Tätigkeit des im Jahre 1904 ge⸗ gründeten Stahlwerksverbandes gebracht, der durch Hebung des Exports, durch Regelung der Produktion und der Preise die Speku⸗ lation einschränkte und dadurch in der Richtung einer Konsolidation der Verhältnisse wirkte. Die Arbeitslosenziffer in den Arbeiter⸗ verbänden der Metallindustrie war dementsprechend noch geringer als im Vorjahr, sie ging am 30. September 1905 herunter auf 1,0 % bei dem Deutschen Metallarbeiterverband, auf 0,6 % bei dem Gewerk⸗ verein deutscher Maschinenbauer und Metallarbeiter.
Was für die Metall⸗ und Maschinenindustrie angeführt wurde, gilt in gleicher Weise für die Elektrizitätsindustrie. Abgesehen von der Aussperrung in der Berliner Elektrizitätsindustrie, die trotz ihres großen Umfangs doch nur von lokaler Bedeutung blieb, hatte sich die Industrie während des ganzen Jahres einer sehr günstigen Konjunktur zu erfreuen. Die normale Arbeitszeit reichte vielfach nicht aus, um den Anforderungen, welche an die Industrie gestellt wurden, gerecht zu werden.
Die Textilindustrie wurde auch im Jahre 1905 durch fort⸗ gesetzte Schwankungen ihrer Rohstoffe beumnrnuhigt, ohne daß jedoch diese eine Rückwirkung auf die Beschäftigung der Arbeiter gehabt hätten. In Sachsen unb Thüringen gaben der zweiten Hälfte des Jahres Lohnbewegungen der Arbeiterschaft das Gepräge, zu welchen die stark gestiegenen Preise der Lebensmittel der verhältnismäßig gering gelohnten Atbeiterschaft dieser Bezirke Veranlassung gaben.
Die chemische Industrie entwickelte sich unter günstigen Bedingungen im verflossenen Jahre weiter, ohne durch Erschütterungen irgend welcher Art in ihrer Entwicklung gestört zu sein.
Besonders günstig lagen, wie schon gestreift, die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt für das Baugewerbe, und diese Tatsache machte sich auch in den mit dem Baugewerbe in näherer oder engerer Fühlung stehenden Gewerben im Sinne verstärkter Beschäftigung geltend.
Alles in allem, war das Wirtschaftsjahr 1905 ein Jahr gauter Beschäftigung und steigender Preise. Inwieweit die Lohn⸗ steigerungen, welche die Arbeiter mit Rücksicht auf die günstige Kon⸗ junktur und die steigenden Kosten der Lebenshaltung von der Industrie erlangen konnten, einen Ausgleich für die gestiegenen Preise der Lebensmittel bilden, inwieweit also eine Hebung des Reallohnes im Jahre 1905 eingetreten ist, läßt sich indes nicht ohne weiteres übersehen. So günstig das Jahr im allgemeinen geschlossen hat, so lassen sich gleich günstige Erwartungen für das Wirtschaftsjahr 1906 nicht ohne weiteres aussprechen, da die Neu⸗ regelung der Zollverhältnisse am 1. März 1906 nicht gestattet, sich zur Zeit berets ein Bild von der Gestaltung der Verhältnisse des
Arbeitsmarkts nach Inkrafttreten der neuen Handelsverträge zu machen. 8 — 8
Der Arbeitsmarkt im Monat Dezember 1905.
Der Monat Dezember hatte, wie das „Reichsarbeitsblatt“ be⸗ richtet, entsprechend der vorgerückten Jahreszeit, auch im verflossenen Jahre einen starken Rückgang der Arbeitsgelegenheit aufzuweisen, wenigstens in seiner zweiten Hälfte. Der Rückgang hängt alljährlich damit zusammen, daß einmal im Baugewerbe die Bauten im Dezember meistens beendigt und neue nicht in Angriff genommen werden, zum anderen Teil damit, daß nach Abwicklung des Weihnachtsgeschäfts ein starker Rückgang in der Beschäftigung in einer Reihe von Industrien einzutreten pflegt. Auf diesen Rückgang der Beschäftigungsgelegenheit blieb es ohne erheblichen Einfluß, daß die milde Witterung die Arbeiten im Freien bis zum Jahres⸗ schluß gestattete. Auf der anderen Seite wurde eine Reihe von Industrien durch Vorausfuhr vor Eintritt der neuen Handelsverträge
lebhaft in Anspruch genommen. Im Kohlenbergbau gestaltete sich der Abruf im Dezember sehr günstig und wurde nur beeinträchtigt durch den noch immer nicht gehobenen Wagenmangel. Ebenso hielt sich in der Eisen⸗ und Maschineninduftrie die Konjunktur auf der sehr be⸗ friedigenden Höhe der letzten Monate; desgleichen befriedigten die Arbeitsverhältnisse in der elektrischen, in der chemischen und in der Textilindustrie. Einen Rückgang der Beschäftigung brachte die zweite Hälfte des Monats, abgesehen von dem Baugewerbe, im Buchdruck⸗ gewerbe (Parlamentsferien), in der Konfektion, Wäschefabrikation, Hesttfemftne. Spielwarenindustrie und im Handelsgewerbe infolge der bwicklung des Weihnachtsgeschäfts. 1
Die Aufnahme über die Arbeitslosigkeit in deutschen Fachverbänden ergab am 31. Dezember 1905 eine Arbeitslosenziffer von 1,8 % der Es ist dies der günstigste Dezemberstand in den letzten
ahren.
„Der Bestand an versicherungspflichtigen Mitgliedern der an das Wö Statistische Amt monatlich berichtenden Krankenkassen ging — die Bestandziffer des 1. Februar = 100 gesetzt — vom 1. De⸗ zember auf den 1. Januar 1906 bei den männlichen Mitgliedern von 113 auf 108 zurück (im Vorjahre von 112 auf 108), bei den weib⸗ lichen Mitgliedern von 108 auf 106 (im Vorjahre von 108 auf 105).
In den Vermittelungsergebnissen der Arbeitsnachweise trat im Dezember der übliche Rückgang ein, der sich besonders in Norddeutsch⸗ land und in Bayern geltend machte. “
Die Verkehrseinnahmen aus dem Güterverkehr der deutschen Eisenbahnen waren im Dezember 1905 um 8 198 086 ℳ höher al im Dezember 1904. Es bedeutet dies gegen das Vorjahr eine Mehr einnahme um 131 ℳ oder 5,75 % auf den Kilometer.
G Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 22. d. M. gestellt 21 657, nicht re
ct⸗ zeitig gestellt 120 Kokswagen. 8
Die Bureaus und Kassen der Reichsbank werden, nach einer den Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin seitens des Reichs bankdirektoriums zugegangenen Mitteilung, am 27. Januar 1906, dem Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Nachmittag geschlossen sein. 8
“ “ “ v.“
Die Lieferung von Packleinwand, Putzlappen, Putz⸗ leder und Piassavabesen wird, wie der Handelskammer bekannt gegeben ist, von der Königlichen Eisenbahndirektion Berlin am 8. Februar d. J. vergeben. Angebotsbogen und Liefe rungsbedingungen können von der genannten Verwaltung gegen Ein sendung von 50 ₰ bar bezogen oder im Verkehrsbureau der Handels⸗ kammer, Dorotheenstraße 7/8, eingesehen werden.
— Wie die „Kölnische Zeitung“ und die „Kölnische Volkszeitung“ aus Düsseldorf melden, hat die letzte außerordentliche Haupt versammlung der Düsseldorfer Bank das Angebot der Rheinisch⸗Westfälischen Diskontogesellschaft auf Ueber⸗ nahme der Düsseldorfer Bank mit der in letzter Zeit getroffenen Abänderung angenommen, nach der die Rheinisch⸗Westfälische Diskonto-. gesellschaft außer dem bereits bekannten Angebot 30 ℳ bar auf jede alte Tausendmarkaktie und für jede mit 25 % eingezahlte junge Aktie 50 ℳ bar vergütet. 8
— Die Bayerischen Staatsbahnen vereinnahmten im Dezember 1905 bei einer Betriebslänge von 6387 km (6305 km i. V.) 13 980 000 ℳ (+ 1 266 876 ℳ), bis ultimo Dezember 177 620 000 ℳ (+ 8712 029 ℳ).
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Die Preisnotierungen vom Berliner Produktenmarkt sowie die vom Königlichen Polizeipräsidium ermittelten Marktpreise in Berlin befinden sich in der Börsenbeilage.
Kursberichte von den auswärtigen Fondsmärkten.
Hamöneg⸗ 22. Januar. (W. T. B.) (Schluß.) Gold in Barren: das Kilogramm 2790 B., 2784 G., Silber in Barren: das Kilogramm 90,00 B., 89,50 G. 1
Wien, 23. Januar, Vorm. 10 Uhr 50 Min. (W. T. B.) Einh. 4 % Rente M.⸗N. p. Arr. 100,00, Oesterr. 4 % Rente in Kr.⸗W. per ult. 100,20, Ungar. 4 % Goldrente 114,45, Ungar. 4 % Rente in Kr.⸗W. 96,20, Türkische Lose per M. d. M. 150,50, Buschtierader Eisenb.⸗Aktien Lit. B —,—, Nordwestbahnaktien Lit. B per ult. —,—, Oesterr. Staatsbahn per ult. 666,00, Südbahn⸗ gesellschaft 120,25, Wiener Bankverein 564,00, Kreditanstalt, Oesterr. per ult. 674,25, Kreditbank, Ung. allg. 794,00, Länderbank 442,50, Brüxer Kohlenbergwerk —,—, Montangesellschaft, Oesterr. Alp. 527,75, Deutsche Reichsbanknoten per ult. 117,50. 8
London, 22. Januar. (W. T. B.) (Schluß.) 2 ½ % Englische Fenfeeg⸗ Platzdiskont 3 81, Silber 30 . — Bankeingang 5000
d. Sterl.
Paris, 22. Januar. (W. T. B.) (Schluß.) 3 % Franz. Rente 98,87, Suezkanalaktien 4295.
Madrid, 22. Januar. (W. T. B.) Wechsel auf Paris 22,95.
Lissabon, 22. Januar. (W. T. B.) Goldagio 4 ½.
New York, 22. Januar. (Schluß.) (W. T. B.) Die Tendenz der heutigen Börse war nicht einheitlich. Während sich anfangs unter dem Drucke von Realisierungen eine schwächere Haltung bemerkbar machte, trat später auf erneute Kurktreibereien der in Readingaktien engagierten Spekulantengruppe eine Er⸗ holung ein. Am Nachmittag verursachten weitere Positions⸗ lösungen von neuem einen Stimmungswechsel. Das Ge⸗ schäft des Privatpublikums war heute kleiner als an den Vortagen, da infolge von Stürmen die telegraphische Ver⸗ bindung mit dem Westen des Landes unterbrochen war. Die Makler der Hillgruppe kauften Harrimanwerte. Aus den Berichten der Betriebsdirektoren der westlichen Eisenbahnen geht hervor, daß der Wagenmangel nachgelassen hat. Für Rechnung Londons wurden im Ergebnis 20 000 Stück Aktien verkauft. Schluß unregelmäßig. Aktienumsatz 1 690 000 Stück. Geld auf 24 Stunden Durchschn..- Zinsrate 4, do. Zinsrate für letztes Darlehn des Tages 4, Wechsel auf ea K0 vage) e. Eedge Eraasfen, 4,87,85, Silber, Commercial Bars 65 ½. Tendenz für Geld: etig.
Rio de Janeiro, 22. Januar. (W. T. B.) Wechsel auf London 17 ¼.
Kursberichte von den auswärtigen Warenmärkten.
Essener Börse vom 22. Januar. (Amtlicher Kursbericht.) Kohlen, Koks und Briketts. (Preisnotierungen der Syndikate im Oberbergamtsbezirk Dortmund für die Tonne ab Werk.) I. Gas⸗ und Flammkohle: a. Gasförderkohle 11,50 — 13,50 ℳ, b. Gas⸗ flammförderkohle 9,75 — 10,75 ℳ, c. Flammförderkohle 9,25 bis 9,75 ℳ, d. Stückkohle 12,25 — 13,50 ℳ, e. Halbgesiebte 11,50 bis 12,50 ℳ, f. Nußkohle gew. Korn I und II 12,50 — 13,25 ℳ, do. do. III 11,50 — 12,25 ℳ, do. do. IV 10,25 — 11,00 ℳ, g. Nuß⸗