1906 / 24 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Jan 1906 18:00:01 GMT) scan diff

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zum Marinegeneralarzt: b der Marinegeneraloberarzt Dr. Grotrian, mit der Vertr⸗tung des beurlaubten Inspekrionsarztes der Inspektion des Bildungswesens der Marine beauftragt; 1 zum Marinegeneraloberarzt: der Marineoberstabsarzt Dr. Ruge vom Sanitätsamt in Kiel;

zum Marineoberstabsarzt: 1 der Marinestabsarzt Dr. Scholtz von der Marineschule, zugleich

Marineakademie; 8 zum Marinestabsarzt:

der Marineoberassistenzarzt Dr. Arndt vom Stabe S. M. Kanonenboots „Tiger“.

Im Beurlaubtenstande.

Es sind befördert: zum Kapitänleutnant der Reserve des Seeoffizierkorps: der Oberleutnant zur See der Reserve Blankenburg im Land⸗ wehrbezirk Stralsund; zum Oberleutnant zur See der Seewehr I. Aufgebots des Seeoffizierkorps: der Leutnant zur See der Seewehr 1. Aufgebots Reuß im Landwehrbezirk 11 Hamburg; u Oberleutnants zur der Reserve des Seeoffizier⸗ orps: die Leutnants zur See der Reserve Franck im Landwehrbezirk II. Hamburg und Hertwig im Landwehrbezirk I Bremen; zu Leutnants zur See der Reserve des See offizierkorps: die Vizesteuerleute der Reserve Friedel im Landwehrbezirk II Hamburg und von Flottwell im Landwehrbezirk II Hamburg; zum Leutnant der Reserve der Matrosenartillerie: der Vizefeuerwerker der Reserve Ulrich im Landwehrbezirk 1

Berlin; 8 zu Marineassistenzärzten der Reserve:

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die Marineunterärzte der Reserve Dr. Schön im Landwehrbez Göttingen, Dr. Patzschke im Landwehrbezirk I. Bochum, Ohnacker m Landwehrbezirk Gotha, Dr. Haubold im Landwehrbezirk Weimar und Dr. Fehsenfeld im Landwehrbezirk Göttingen.

Der Abschied ist bewilligt:

dem Leutnant der Seewehr J. Aufgebots der Matrosenartillerie

Bock im Landwehrbezirk IV Berlin.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

8 Preußen. Berlin, 27. Januar. 8 Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute morgen anläßlich Allerhöchstihres Geburtstages die Glückwünsche der Kaiserlichen Familie entgegen, empfingen dann die Gratulationen der Damen und Herren des engeren Hofes und darauf die der hier eingetroffenen Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses sowie der Aller⸗ höchsten und Höchsten Gäste. Nach einem feierlichen Gottes⸗ dienst in der Kapelle des Königlichen Schlosses fand im Weißen Saale Gratulationscour statt, worauf Seine Majestät die Glückwünsche des Staatsministeriums entgegennahmen.

Theater.

Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern⸗ haus. 26. Abonnementsvorstellung. Mozart⸗Zyklus. Zur Erinnerung an den 150. Geburtstag W. A. Mozarts. Fünfter Abend: Die Zauberflöte. (1791.) Oper in 2 Aufzügen von Wolfgang Amadeus Mozart. Dichtung nach Karl Ludwig Giesecke, von Emanuel Schikaneder. Musikalische Leitung: Herr Kapell⸗ meister Dr. Muck. Regie: Herr Regisseur Braun⸗ schweig. Anfang 7 ½ Uhr. 1

Schauspielhaus. 28. Abonnementsvorstellung. Der Schwur der Treue. Lustspiel in 3 Aufzügen von Oskar Blumenthal. Regie: Herr Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr. - 1

Neues Operntheater. 6. Billettreservesatz. Torquato Ernst. Tasso. Schauspiel in 5 Aufzügen von Wolfgang von Goethe. Regie: Herr Regisseur Adler. Anfang 7 ½ Uhr. 8 1

Montag: Opernhaus. 27. Abonnementsvorstellung. Der Lange Kerl. Ein lustig Spiel in 2 Aufzügen. Dichtung und Musik von Viktor von Woikowskv⸗ Biedau. Musskalische Leitung: Herr Kapellmeister Professor F. Hellmesberger. Regie: Herr Ober⸗ regisseur Droescher. Slavische Brautwerbung. Tanzbild von Emil Graeb. Musik komponiert und arrangiert von P. Hertel. (Mit Einlagen von J. Brahms.) Musikalische Leitung: Herr Kapell⸗ meister Professor F Hellmesberger. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus 29. Abonnementsvorstellung. Die Journalisten. Lustspiel in 4 Aufzügen von Gustav Freytag. Regie: Herr Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr.

Opernhaus. Dienstag: Der Ning des Nibelungen. Vorabend: Das Rheingold. Mittwoch: Erster Tag: Die Walküre. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Der lange Kerl. Wiener Walzer. Freitag: Die Heirat wider Willen. Sonnabend: Der

Sphinx.

Garten.

Montag: Gast.)

Anfang 7 Uhr. Sonntag: Figaros Hochzeit. Schauspielbaus. Dienstag: Julius Caesar. Mittwoch: Wilhelm Tell.

Donnerstag: De Sonnabend, Die Dienstboten. Sonnabend: Macbeth. Sonn⸗ tag: Götz von Berlichingen. Anfang 7 Uhr.

Berliner Theater. Sonntag, Die Jungfrau von Orleauns. Abends: Der Widerspenstigen Zähmung. 2 Montag: Der Widerspenstigen Zähmung.

reitag:

Deutsches Theater. Sonntag: Der Kauf⸗ zählungen.

mann von Venedig. 1 W1 Montag: Das Käthchen von Heilbronn. Dienstag: Der Kaufmann von Veuedig. Mittwoch: Der Kaufmann von Venedig. Donnerstag: Eine florentinische Tragödie.

Der heilige Brunnen. Der Herr Kommissär.

Freitag: Zum ersten Male: Anfang 7 Uhr. 8 Sonnabend: Der Kaufmann von Venedig.

Lessingtheater. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Traumulus. Abends 8 Uhr: Und Pippa tanzt.

Montag, Abends 8 Ubr: Elga.

Dienstag, Abends 8 Uhr: Und Pippa tanzt.

Schillertheater. o0. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Nora. in 3 Aufzügen von Henrik Ibsen. Deutsch von Wilhelm Lange. Abends 8 Uhr: Flachsmann als Erzieher.

Montag, Abends 8 Ubr: Cyprienne. Dienstag, Abends 8 Uhr: Königsglaube.

N. (Friedrich Wilhelmstädtisches Theater.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Crainquebille. Die Bäuerin. Abschied vom Regiment. Abends 8 Uhr: Ueber unsere Kraft. ( Schauspiel in 4 Akten von Björnstjerne Björnson.

Montag, Abends 8 Uhr: Zapfenstreich.

Dienstag, Abends 8 Uhr: Wanjuschins Kinder.

Theater des Westens. (Station Zoologischer Kantstraße 12.) 3 Uhr: Bei halben mann. Abends 7 ½ Uhr: Schützenliesel. Werner, als Gast.) Schützenliesel. Anfang 7 ½ Uhr. Dienstag (bei aufgehobenem Abonnement): spiel von Isadora Duncan. Anfang 8 Uhr. Mittwoch: eereee 8. Ar, 0 8 enliesel. Ring des Nibelungen. Zweiter Tag: Siegfried. Gen eege veis Freitag (bei aufgehobenem Abonnement): Schützeu⸗ —₰ liesel. (Fritz 8 Nachmittags 3 Schwur der Treue. Freitag: Der Damenkrieg. Preisen: Der Sohn ber Wildnis. Abends 7 ½ Uhr: Schützenliesel. (Fritz Werner, als Gaft.)

8 Komische Oper. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr:

Nachmittags: Der Corregidor. Abends 8 Uhr: Hoffmanns Montag: Hoffmanns Erzählungen. Dienstag: Die BohOme. 1 Mittwoch: Hoffmanns Erzählungen. Donnerstag: Der Corregidor.

Zum 50. Male: Hoffmanns Er⸗

Sonnabend: Der Corregidor.

Neues Theater. Sonntag: Ein Sommer⸗ nachtstraum.

s Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs sind außer den bereits gestern genannten Fürstlichkeiten, „W. T. B.“ zufolge, hier eingetroffen: Seine Majestät der König von Württemberg, Ihre Königlichen Heh. die Großherzoge von Hessen, Mecklenburg⸗Schwerin, achsen⸗Weimar, Mecklenburg⸗Strelitz und Oldenburg, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, Ihre Hoheiten der Landgraf und die Landgräfin von Hessen⸗ Philippsthal⸗Barchfeld, Ihre Hoheiten die Erbprinzessin Leopold und die Prinzessin Antoinette Anna von Anhalt, Seine Durchlaucht der Fürst zu Waldeck, Seine Durchlaucht der Fürst zu Schaumburg⸗Lippe, Seine Durchlaucht der Fürst und Ihre Hoheit die Fuͤrstin zur Lippe, Ihre Durchlauchten der Erbprinz und die Erbprinzessin von Reuß j. L., Seine Durchlaucht der Prinz und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Adolf zu Schaumburg⸗Lipee.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben Allergnädigst geruht, den nachbenannten Damen das silberne Frauenverdienstkreuz am weißen Bande zu verleihen:

der Frau Polizeipräsident von Glasenapp in Rixdorf,

der Frau Bertha von Braunschweig in Berlin, dem Fe Katharine Weitzel von Mudersbach in Magdeburg, 8 der Königlichen Kammersängerin Frau Emilie Welti, geb. Herzog, in Berlin und 1 k“ Marie Freiin von der Goltz in Berlin.

Königlich schwedische Gesandte Graf Taube ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Führung der Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen. v11X“X“

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Bremen“ am 24. Januar in New Orleans eingetroffen und geht am 8. Februar von dort nach Cienfuegos (Cuba) in See.

S. M. S. „Thetis“ ist am 20. Januar in Kilwa

eingetroff

Die Kammer der Abgeordneten setzte gestern die Be⸗ ratung der Verfassungsrevision, speziell der Frage der Schaffung eines Ersatzes für die ausscheidenden Privile⸗ gierten fort.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ lehnte die Kammer die An⸗ träge Gröber und Kraut auf Wahl von berufsständischen Vertretern ab, ebenso einen Antrag auf Wiederherstellung des Regierungsentwurfs, der auf einen Ersatz für die Privilegierten verzichtet. Dagegen wurde mit 52 gegen 34 Stimmen der Kommissionsantrag auf Zuwahl von 17 Abgeordneten durch Landesproporz angenommen. Der Minister⸗ präsident hatte im Laufe der Sitzung erklärt, daß die Regierung prinzipiell und generell nicht gegen den Landes proporz sei, daß sie aber 75 Abgeordnete für genügend erachte.

Baden.

In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer stand eine seae Interpellation, betreffend die Fleischteuerung, auf der Tagesordnung: 1 8 Der Minister des Innern Dr. Schenkel erklärte, „W. T. B.“ zufolge, in Beantwortung der Interpellation, daß nach den veranstalteten Erhebungen die Fleischpreise, insbesondere die Preise für Schweine⸗

Oedipus und die 2 Dienstag: Liebesleute.

Sonnabend: Salome.

tag, Nachmittags 3 Uhr: (Wallnertheater.) 8 Uhr: Der Weg zur Hölle.

Schauspiel

Komödie in 3 Aufzügen von Otto

Chancel.

(I. Teil) Thaliatheater.

Direktion: Kren und Schönfeld. mittags 3 ½ Uhr:

Paul Lincke. Montag und folgende Tage: Fünfe!

Sonntag, Nachmittags Preisen: Zar und Zimmer⸗ (Fritz (Fritz Werner, Gast⸗ Zigeunerbaron. Strauß. (Barinkay: O 7 ½ Uhr: Das süße Mädel.

Anfang 7 ½ Uhr. foegei von Reinhardt.

(Fritz Werner, als

binger. Dienstag: Die Puppe. Karl Schulz.)

Bei kleinen

Uhr: Mädel. Werber.)

Karl Schulz)

Mia Werber.)

1““

8 4

Anfang 7 ¼ Uhr.

Montag: Ein Sommernachtstraum. (Amants.) Mittwoch: Ein Sommernachtstraum. Donnerstag: Ein Sommernachtstraum. allen Plätzen ohne Ausnahme ein Kind frei. Freitag: Ein Sommernachtstraum. 1

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Jugend.

Montag bis Sonnabend: Der Weg zur Hölle.

Residenztheater. Direktion: Richard Alerander.) Sonntag. Nachmittags 3 Uhr: Herkulespillen. Abends 8 Uhr: Der Prinzgemahl. Schwank in 3 Akten von Leon Panrof und Jules Deutsch von Wilhelm Thal. gr Montag und folgende Tage: Der Prinzgemahl. Frauenreich.

(Dresdener

Charleys Tante. Thielscher in der Titelrolle.) Abends 8 Uhr: Bis früh um Fünfe! Schwank mit Gesang in 3 Akten von Jean Kren und Arthur Lippschitz.

als Bentraltheater. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen (in erster Besetzung); Der Operette in 3 Akten von Johann Oskar Braun.) Operette in 3 Akten⸗ (Mit Mia Werber.)

Montag: Bei halben Preisen: Bruder Strau⸗ (Mit Mia Werber und Karl Schulz.) (Mit Mia Werber und

Mittwoch: Bei halben Preisen: (Mit Mia Werber und Karl Schulz.) Donnerstag: Der Vogelhändler. (Mit Mia

Freitag: Orpheus in der Unterwelt. (Drpheus:

5 Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Kindervorstellung. Bei halben Preisen: Schneeweißchen und Rosen⸗ rot. Abends 8 Uhr: Das füße Mädel. (Mit

Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof 8 Friedrichstraße.) Sonntag Nachmittags: Die herbe Frucht. Abends 8 Uhr: Die Wetterfahne.

Montag: Die Wetterfahne. 2 1 Dienstag: Zum ersten Male: Loulou. der Schlesischen Mittwoch bis Sonnabend: Loulou. 38

fleisch, im ganzen Lande, namentlich aber in den Städten, eine un⸗ gewöhnliche Höhe erreicht haben. Die Erwartung, daß die Erscheinung vorübergehend sein werde, hat sich bis jetzt nicht erfüllt. Die Re⸗ gierung ist in Erhebungen darüber eingetreten, was zu einer Ver⸗ billigung der Fleischpreise und tunlichsten Verhütung künftiger, ungewöhn⸗ licher Preissteigerungen führen könne. Einer befriedigenden Lösung stehen aber umso größere Schwierigkeiten entgegen, als die gleichen Verhältnisse nicht nur in allen anderen Bundesstaaten, sondern auch teilweise im Auslande eingetreten sind. Die Regierung wird nun⸗ mehr unverzüglich die Durchführung von Maßnahmen, die haupt⸗ sächlich die Hebung der Viehzucht sowie die Anbahnung näherer Beziehungen zwischen den Produzenten und den Konsumenten und die Beseitigung der Auswüchse des Zwischenhandels betreffen, einer Prüfung unterziehen und nach deren Ergebnis ihre weiteren An⸗ ordnungen treffen. Elsaß⸗Lothringen.

Der Landesausschuß ist gestern durch den Statt⸗ halter Fürsten zu Hohenlohe⸗Langenburg mit einer Ansprache eröffnet worden.

Der Rechnungsabschluß des Jahres 1904 war günstiger, als ver⸗ anschlagt war, und, nach dem Bericht des „W. T. B.“, dürfte auch für das laufende Rechnungsjahr ein ähnliches Ergebnis erwartet werden. In dem Großschiffahrtsbetrieb auf dem Rhein bis Straß⸗ burg ist eine ganz bedeutende Zunahme zu verzeichnen. Da in der Rheinregulierungsfrage die Verhand lungen zu einer völligen Ver⸗ ständigung geführt haben, ist die Ratifikation des Vertrages von 1901 durch Elsaß⸗Lothringen, Bayern und Baden in allernächster Zeit zu erwarten. 1 8

Seitens des Alterspräsidenten wurde des verstorbenen Unterstaatssekretärs Dr. von Schraut in warmen Worten

unter dem Beifall des Hauses gedacht.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tags befindet sich in der Ersten Beilage.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

1b Depeschen. .

Wladiwostok, 26. Januar. (Meldung der „öSt. Petersburger Telegraphenagentur“.) Matrosen drangen am 22. d. M. in das Waffendepot ein und bemächtigten sich der Gewehre und Munition; am folgenden Tage kamen sie zu einer Versammlung zusammen, wobei sie Waffen trugen. Nach der Versammlung zogen sie vor das Haus des Kommandanten, um die Freilassung von Gefangenen zu fordern; allein unterwegs wurden sie durch Maschinen⸗ gewehrfeuer auseinandergetrieben. Am folgenden Tage erfuhr der Kommandant, General Sejiwarow, daß eine Batterie von mit Gewehren bewaffneten Artilleristen ge⸗ nommen sei; er begab sich zur Batterie, sprach zu den Leuten, und es gelang ihm anscheinend, die Meuterer zu beruhigen; als er aber die Batterie vecließ, eröffneten die Meuterer ein Feuer gegen ihn und verwundeten ihn am Hals und an der Brust. Sein Zustand ist gefährlich. 6 Sotnien Kosaken wurden von Ni⸗Molsk nach Wladiwostok mit Maschinengewehren beordert, um die Ruhe wiederherzu⸗ stellen. Zum Kommandanten von Wladiwostok ist der Flügel⸗ adjutant, General Mischtschenko ernannt worden. 8

(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Zirkus Albert Schnmann. Sonntag, Nach⸗ nittags 3 ½ Uhr und Abends 7 ½ Uhr: Zwei große brillaute Galavorstellungen. 1 e

weitere Kind unter 10 Jahren halbe Preise (außer Galerie). In beiden Vorstellungen, Nachmittags und Abends: Novität: Miß Alice Mitchell und ihre 20 schwarzen Tennesser⸗Studenten. In beiden Vorstellungen: Die phänomenale Mirza Golem⸗Truppe. Die beliebte jugendliche Schul⸗ reiterin Fräulein Dora Schumann mit ihrem brillanten Reitakt L'écuyère lIumineuse. In beiden Vorstellungen: Die großartigen neuen Spezialitäten, sämtliche Clowus und Auguste sowie Direktor Albert Schumanns neue und moderne Dressuren. Nachmittags zum Schluß: Die Sportpantomime: Der Tag des Englischen Derby. Abends zum Schluß: Das diesjährige große Manegenschaustück: Femina, das neue

Sonn⸗ Abends

Satirischer

Galasportvorstellung. Miß Alice

Montag: 18

Mitchells 20 Tennessee⸗Studenten. Golem⸗Truppe. Femina.

EmMNmEEERmnmnÜnmnmnÜnÜmnmnnnn—— mmn 8 .

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Ada Schwarz mit Hrn. Pastor Hans von Hase (Breslau—Groß⸗Wandriß). Frl. Dorothea Krahmer mit Hrn.. Gerichts⸗ referendar Maximilian Wilke (Freienwalde a. O.).

Verehelicht: Hr. Karl Frbr. von Dalwigk zu Lichtenfels mit Eleonore Freiln von Dalwigk zu

Lichtenfels (Burg Lichtenfels in Waldeck Cöln

Abends a. Rh.). Hr. egattongrat Richard von Kueh

mann mit Frl. Marguerite von Stumm (Schl

Ram holz). 8 ben: Se. D. Fürst Bruno zu Vsenburg Gestorben Fürst MaFen

und Büdingen (Büdingen). Hr.

Julius von Hugo (Seelze i. Hann.). Luist Gräfin Schwerin, geb. Freiin von Nordeck zur Rabenau (Heidelberg⸗Neuenheim).

Straße 72/73.) Sonntag, Nach⸗ (Guido

Musik von Bis früh um

Das süße

VPerantwortlicher Redakteur:

* Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag⸗⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen 1 (einschließlich Börsen⸗Beilage, und ein Verzeichnis gekündigter, an Johaunis 1906 einzulösender Schlesischer Pfandb Generallandschaftsdirektion 5 Breslau. 3 8

1

utschen Reichsanzeige

Berlin, Sonnabend, den 27. Januar

r und Königlich Preuß 1 Staatsanzeiger.

6

8

1906.

1 Königlich Preußische Armee. Beamte der Militärverwaltung

Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 16. De⸗ zember. Dr. Schulz, Stabsveteriner im 2. Westfäl. Hus. S. Nr. 11, zum Masur. Feldart. Regt. Nr. 73, Pieczynski, Stabs⸗ veterinär im Feldart. Regt. von Holtzendorff (1. Rhein.) Nr. 8, zum Feldart. Regt. von Podbielski (1. Niederschles.) Nr. 5, Mohr, Stabsveterinär im Feldart. Regt, von Podbielski (I. Niederschles.) Nr. 5, zum 2. Westfäl. Hus. Regt. Nr. 11, Buchwald, Stabsveterinär im Masur. Feldart. Regt. Nr. 73, zum Feldart. Regt. von Holtzendorff (1. Rhein.) Nr. 8, Brilling, Oberveterinär im Westfäl. Ulan. Regt. Nr. 5, zum 2. Leibhus. Regt. Königin Victoria von Preußen Nr. 2, Pfefferkorn, Oberveterinär in Ulan. Regt. Prinz August von (Soseg 8 8 Pece g Oberveterinär im

ägerregiment zu eerde Nr. 2, gegense letztere drei mit Wirkung vom 1. April 1906 ab), versetzt. g (des

20. Dezember. Werkle, geprüfter Intend. Registratur⸗ 8 der Intend. des VIII. Armeekorps als Bueeaudiätar über⸗ wiesen.

30. Dezember. Lamann, Intend. Sekretär von der Intend. der 3. Div, Schmidt (Rudolf), Bureaudiätar von der Intend. des II. Armeekorps, gegenseitig, Mataré, Bureaudiätar von der Intend. des Gardekorps, zu der der 2. Gardediv., versetzt.

5. Januar. Gützlaff (Guben), Ringwald (Offenburg), Stabsveterinäre der Landw. 2. Aufgebots, Schlägel (Kottbus), Tillmann (Coesfeld), Oberveterinäre der Landw. 2. Aufgebots, der Abschied bewilligt.

8. Januar. Tessmar, Zahlmstr. vom 2. Garderegt. z. F., zum Oberzahlmstr. befördert.

11. Januar. Rosenbaum, Intend. Sekretär von der Intend. des XIV. Armeekorps, scheidet mit dem 31. Januar 1906 aus und wird vom 1. Februar 1906 ab in die Schutztruppe für Südwestafrika

übernommen. 1 ö

12. Januar. Hinz, Miilitärbausekretär auf Probe beim Militärbauamt in Aachen, endgültig angestellt. Lottermoser, Oberveterinär im 2. Pomm. Feldart. Regt. Nr. 17, auf seinen An⸗ trag mit Pension in den Ruhestand versetzt.

13. Januar. Hozzel, Dr. Ronneburger, Kandidaten des höheren Schulamts, unter Ueberweisung an das Kadettenhaus in

Oranienstein bezw. Wahlstatt, zu Oberlehrern des Kadettenkorps ernannt.

NIII. (Königlich Württembergisches) Armeekorps.

Offiziere, Fähnriche usw. Ernennungen, Beförde⸗ rungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 19. Januar. Drechsel, Lt. im Gren. Regt. König Karl Nr. 123, zur Dienst⸗ leistung beim Kriegsministerium kommandiert. Preu (Kurt), Lt. im Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119, in das Inf. Regt. König Wil⸗ helm I. Nr. 124 versetzt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 19. Ja⸗ nuar. Tezerclas v. Tilly, Major z. D. und Bezirksoffizier beim Landw. Bezirk Stuttgart, auf sein Ansuchen mit seiner Pension und der Erlaubnis zum Tragen der Uniform des Gren. Regts. König Karl Nr. 123 der Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. 19. Januar. Schweizer, Lt. der Landw. Inf. 2. Aufgebots vom Landw. Bezirk Reutlingen, der Abschied bewilligt.

Beamte der Militärverwaltung.

18. Januar. Zoll, Garn. Verwalt. Insp. in Gmünd, seinem Ansuchen entsprechend mit der gesetzlichen Pension in den Ruhestand versetzt unter Verleihung des Titels Garnisonverwaltungsoberinspektor.

0. Januar. Albrecht, Lazarettoberinsp. bei dem Garn. Lazarett Ludwigsburg, unter Verleihung des Titels Rechnungsrat auf seinen Antrag mit der gesetzlichen Pension in den Ruhestand versetzt.

Nichtamtliches.

1 1 Desterreich⸗Ungarn. 8

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat die Audienz des Grafen Andrassy bei dem Monarchen bisher kein Ergebnis gehabt, doch ist die Hoffnung auf eine Ver⸗ ständigung noch nicht ganz ausgeschlossen.

Frankreich.

Die Deputiertenkammer setzte in ihrer gestrigen Sitzung die Beratung der Vorlage, betreffend die Handels⸗ marine, fort.

Wie „W. T. B.“ berichtet, wiederholte Caillaux seine Be⸗ denken gegen die Gewährung von Prämien und beantragte Zurück⸗ verweisung der Vorlage an die Kommission. Millerand trat für die Vorlage und gegen ihre Zurückverweisung ein. Diese letztere wurde mit 318 gegen 233 Stimmen abgelehnt. Das Haus beschloß sodann, in die Beratung der einzelnen Artikel einzutreten, und vertagte die Weiterberatung auf Freitag.

Spanien.

Die Deputiertenkammer verhandelte gestern die Frage betr. den Betrug bei der Abstempelung von Titres der äußeren Schuld.

Der Minister des Innern erklärte, „W. T. B.“ zufolge, im Laufe der Debatte, daß die Regierung energische Maßnahmen getroffen habe diese aber bis zum Augenblick ihrer Ausführung geheim

alten werde. 114X““

3 8 1““ Nach einem amtliche iqué teilte der fran⸗ zösische Botschafter in Bern dem Bundespräsidenten am 12. d. M. mündlich mit, daß der französische Minister der öffentlichen Arbeiten Gauthier wünsche, die Schweizer Re⸗ gierung möchte sich, nachdem die Verhältnisse sich seit der Uebereinkunft zwischen den Eisenbahngesellschaften Jura⸗ Simplon und Paris—Lyon-— Mittelmeer betreffend die Linie Frasne —Vallorbe mehrfach verändert hätten, mit ihm auf neue Studien über die Gesamtfrage der Zufahrtslinien zum Simplon einigen. Der Bundespräsident ant⸗ wortete hierauf vorgestern dem Botschafter im Namen des Bundesrats mündlich, daß dieser an dem 8 . halte seiner vorjährigen Mitteilungen an die französi ü8 Regierung festhalte. Es werde demnach der Eintritt in irgend⸗ welche da anglunge über andere Zufahrtslinien nicht eher erfolgen, als bis die Herstellung der Linie Frasne —Vallorbe definitiv gesichert sei. Der Bundesrat bedauere deshalb, die Anregung des Ministers der öffentlichen Arbeiten ablehnen zu müssen.

Serbien.

Gegen das von der österreichisch⸗ ungarischen Regierun erlassene Verbot der Ein⸗ und Dur zuisch terschen Viehs hat die serbische Regierung, „W. T. B.“ zufolge, in Wien Einspruch erhoben.

Norwegen.

Der Kultusminister Knudsen hat gestern, dem Blatte „Aftenposten“ zufolge, seine Demission eingereicht, weil der Ministerrat beschlossen hatte, die endgültige Entscheidung übe die von dem Kultusminister vorgeschlagene sofortige Ernennung dreier Professoren der Theologie bis nach den Storthings⸗ wahlen zu vertagen.

Asien.

Die indische Regierung hat, wie das „Reutersche Bureau“ aus Kalkutta meldet, im General⸗Gouvernementsrat einen Gesetzentwurf, betreffend die Erhöhung des Zolles auf Spirituosen von 6 auf 7 Rupien für die Gallone, ein⸗ gebracht, ferner soll der Zoll auf Liköre und Parfüms von 6 bezw. 8 auf 10 bezw. 11 Rupien pro Gallone erhöht Die neuen Zollsätze sollen in Monatsfrist in Kraft reten.

Afrika.

Der italienische Zivilkommissar Martini hat, nach einer Meldung des „Agenzia Stefani“ aus Asmara (Erythräa), einen Brief des Königs Menelik erhalten, in dem dieser seine bevorstehende Reise nach Borumieda ankündigt und den Wunsch äußert, Martini möge, um aller Welt ihre freundschaftlichen Beziehungen zu beweisen, Rleh ele dorthin kommen, damit sie sich kennen lernten und sich aussprächen. Martini hat von der Regierung die Weisung erhalten, die Einladung Meneliks an⸗

Deutscher Reichstag.

29. Sitzung vom 26. Januar 1906, Nachmittags 1 Uhr 20 Minuten.

(Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Ta Se Beratung des neten Antrags Albrecht und Genossen wegen Einstellung der gegen den Abg. Schmidt (Frankfurt) bei dem Reichsgericht schwebenden Strafverfahren wegen Beleidigung auf die Dauer der gegen⸗ wärtigen Session, sodann erste Beratung der Gesetzentwuürfe, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung und mehrerer Reichstagswahlkreise, den Unterstützungs⸗ wohnsitz und die Hilfskassen.

Nach der vh des Antrags Albrecht und Genossen tritt das Haus, wie bereits gestern berichtet worden ist, in die Beratung des zweiten Punktes der Tagesordnung ein.

Abg. Malkewitz Peut fortfahrend: Man hat das nicht bedingungslos getan, sondern eine Reihe von Beschlüssen gefaßt, die dazu dienen sollen, das, was von den verbündeten Regierungen in Form des allgemeinen Befähigungsnachweises nicht gewährt wird, auf anderm Wege zu erreichen. Dazu gehört auch der Punkt, der uns heute beschäftigt. Ein weiterer Punkt betrifft die Ausbildung von Lehrlingen nur durch vorgeprüfte Meister. Wir werden diesen Punkt gelegentlich einer Petition noch zu erörtern haben. Diese Forderung trägt den Namen des „kleinen Befähigungs⸗ nachweises“. In der Kommission, der zweifellos diese Vorlage über⸗ wiesen werden wird, werden wir weiter darüber sprechen können. Die verbündeten Regierungen werden anerkennen müssen, daß der Cölner Beschluß ein gewisses Entgegenkommen gegen die Haltung zeigt, die sie durch den Grafen Posadowsky hier vertreten haben. Her Cölner Kongreß durfte daher erwarten, daß die verbündeten Regierungen bei denjenigen Entwürfen, die zur Verbesserung der Lage des Hand⸗ werks dienen sollen, ebenfalls ein Entgegenkommen zeigen würden. In dieser Beziehung hat nun allerdings der vorliegende Gesetz⸗ entwurf in weiten Kreisen des Handwerks und namentlich des Bau⸗ handwerks stark enttäuscht um so mehr, als die preußische Re⸗ gierung früher ein größeres Entgegenkommen gezeigt hatte. Wiederholt ist im Abgeordnetenhause von der Regierung, z. B. von dem Minister Brefeld, erklärt worden, daß grundsätzliche Bedenken gegen diese Regelung der Materie nicht beständen. Der Befähigungs⸗ nachweis im Baugewerbe wird besonders damit begründet, daß beim Bau⸗ gewerbe Leben und Gesundheit der Arbeiter und des Publikums leicht in Gefahr kämen. Die Baugewerbsberufsgenossenschaft hat nachgewiesen, daß 20 % aller Bauunfälle auf mangelnde praktische und theoretische Fähigkeit des Bauunternehmers zurückzuführen seien. Auch in der

echtsprechung wirkt das Verhältnis verschieden, indem die Ge⸗ richte den nicht ausgebildeten Bauunternehmer nicht so für Bauunfälle verantwortlich machen, während der geprüfte Meister für einen Schaden scharf verurteilt wird. Die Vorlage bringt nun weder den Befähigungsnachweis, noch die obligatorische Meisterprüfung für das Baugewerbe. Es handelt sich in der Vorlage mehr um eine sicherheitspolizeiliche Maßnahme, die zwar einen Vorteil gegen den jetzigen Zustand bedeutet, aber nicht so durchgreift, wie es das Baugewerbe verlangt. Diese Bestimmung verhütet nicht das leichtsinnige oder unzweck⸗ mäßige Bauen, beugt also Unfällen nicht vor, sondern sie will erst nach der ganzen Persönlichkeit des Bauunternehmers das Urteil zulassen, ob ihm die Ausführung von Bauten zu ge⸗ statten oder zu untersagen ist, sie will also den Brunnen erst zudecken, wenn das Kind hineingefallen ist. Es wird den unteren Ver⸗ waltungsbehörden sehr schwer fallen, diese Bestimmung in die Tat umzusetzen. Derselben Ueberzeugung ist der Bund der deutschen Bau⸗ ewerkmeister, der in einer Eingabe die leitenden Gesichtspunkte dieser

rage dargelegt hat. Auch in dem vorgeschlagenen § 35a stellt die Vorlage die Theorie über die Praxis statt neben die Praxis, wie wir wünschen. Der Besuch der Baugewerkschule fördert die praktische Ausbildung nur wehi die theoretische Ausbildung kann aber für praktische Bauausführungen nicht genügen. Das Baugewerbe erblickt in dieser Bestimmung eine schwere Gefahr. Im gesamten Handwerk gehen die Meinungen über die Vorlage aus⸗ einander. Der organisierte Teil der Meister wünscht die Ablehnung der Vorlage, weil sie den Bedürfnissen des Handwerkes nicht enügend entgegenkomme; ein anderer Teil wünscht die Annahme der Vorlage mit einigen Aenderungen; der dritte Teil, und zwar der geringere, hat sich ohne weiteres mit der Vorlage einverstanden erklärt. Vor kurzem hat eine Konferenz der 81 en Handwerker⸗ kammern in Berlin beschlossen, daß der Entwurf in seiner gegen⸗ wärtigen Fassung unannehmbar sei, hat sich aber mit der eingehenden Beratung Fhlteesanben erklärt, damit er womöglich geändert werde. Der Ausschuß des deutschen Handwerks⸗ und Gewerbekammertages hat 11I1“ öb“

dieser Tage einen Beschluß gefaßt, wonach die Vorlage nicht als eine Lösung seiner früheren Beschlüsse angesehen, aber doch für eine wesentliche Verbesserung erklärt wird, unter der Voraussetzung, daß die Entscheidung über die Zuverlässigkeit der Baugewerbe⸗ treibenden Kollegialgerichten übertragen, die Bestimmungen über die Zeugnisse der Baugewerkfachschulen gestrichen und das Gesetz nicht auf Maurer und Zimmerer beschränkt, sondern auch auf die Stein⸗ metzen ausgedehnt wird. Auf dieser Grundlage wird sich eine ge⸗ deihliche Einzelberatung wohl ermöglichen und eine Verstänigung sich erreichen lassen. Vielleicht wäre der Entwurf noch sympathischer be⸗ grüßt worden, wenn die Regierung noch der Forderung der Ausbildung von Lehrlingen nur durch geprüfte Meister entsprochen hätte. Viel⸗ leicht kommen wir in der Kommission der Erfüllung dieser Forde⸗ rungen näher. Im großen und ganzen betrachtet, nimmt der Ent⸗ wurf immerhin einen Anlauf, die bestehenden schlechten Verhältnisse zu verbessern. Wir beantragen die Verweisung an eine Kommission von 21 Mitgliedern; hoffentlich wird die Arbeit der Kommission zum Besten des Bauhandwerks und zum Besten des gesamten deutschen Handwerks gereichen.

Abg. Frohme (Soz.): Die Kreise, in deren Namen der Vorredner hier das Wort führt, bilden von dem gesamten deutschen Handwerk nur einen ganz kleinen Teil, außerhalb dieser in Innungen usw. organi⸗ sierten Handwerker stehen alle sozialdemokratischen und zum mindesten ein großer Teil der freisinnigen und nationalliberalen Handwerker. In der Begründung führt die Regierung aus, daß die Gutachten der Handwerkerkammern sich zwar für die Einführung des Befähigungs⸗ nachweises ausgesprochen hätten, daß sie sich aber trotzdem von der Notwendigkeit dieser Maßregel nicht habe überzeugen koͤnnen, zumal ein diese Forderung rechtfertigender Rückgang der Leistungen des Bau⸗ gewerbes überhaupt nicht anzuerkennen sei. Mit dankenswerter Offenheit spricht sich die Regierung gegen extrem⸗zünftlerische Prä⸗ tensionen aus; das ist in heutiger Zeit doppelt wertvoll. Kein Wunder, daß nun das starre Zünftlertum nicht zufrieden ist, daß die Regierung sich auf ein so gewagtes Experiment nicht einlassen will. Man will nun, um den tatsächlich vorhandenen Mißständen entgegenzutreten, die Baugewerbetreibenden unter § 35 stellen und einige weitere Kautelen hinzufügen. Diese Art Schutz des Bau⸗ gewerbes, wie er hier beabsichtigt wird, läuft nun aber in Wirklich⸗ keit auf ein System behördlicher und polizeilicher Willkür hinaus. Daß solche Bestimmungen weit größeren Schaden als Nutzen stiften können, ist oft genug konstatiert worden. Man braucht sih nur vor⸗ zustellen, wie die Innungsmeister auf die unteren Verwaltungs⸗ behörden einwirken werden, um Nichtinnungsmitglieder zu verketzern und zu verdächtigen; man erinnere sich der hartnäckigen Bestrebungen, die Behörden zu zwingen, ihre Bauten nur an Innungsmeister zu vergeben. Die Berufung darauf, daß ein früheres Mitglied unserer Fraktion, Segitz, sich für den Baugewerbe⸗Befähigungsnachweis aus⸗ gesprochen habe, ist nicht zutreffend; jedenfalls hat er sich nur unter bestimmten Voraussetzungen, und ohne sich zu binden, für die Möglich⸗ keit der Einführung eines solchen Nachweises erklärt und ausdrücklich Pgen derartige Willkür der Polizeiorgane Stellung genommen.

s muß immer und immer wieder beklagt werden, daß die Regierung auch diesmal nicht auf die Stellungnahme der organisierten bau⸗ gewerblichen Arbeiter die mindeste Rücksicht genommen hat. Hier war eine Fundgrube von Material für die Beurteilung der Frage durch die verbündeten Regierungen zu finden; leider hat sie, wie in so vielen anderen Fällen, keinen Gebrauch davon gemacht. Die Bau⸗ gewerkschaften haben aus ihrer genauen Kenntnis der Verhältnisse heraus die Ueberzeugung gewonnen, daß der von den Zünftlern ge⸗ forderte Befähigungsnachweis absolut nicht die ihm von diesen beigelegte praktische Bedeutung hat, daß man sich von ihm die Beseitigung auch nicht eines der vorhandenen Mißstände versprechen darf. Diese Mißstände erkennen sie in vollem Maße als vorhanden an, nament⸗ lich was die Mängel des Bauarbeiterschutzes anbelangt; aber sie suchen die Abhilfe ganz anderswo. Zunächst verlangen 8 einen wirksamen Schutz, eine ausreichende Versicherung gegen alle Betriebs⸗ gefahren im Wege der Reichsgesetzgebung. Die Zünftler behandeln diese Frage ganz tendenziös; die Arbeiter verlangen vor allem, daß sie selbst an der Kontrolle der Betriebsschutzmaßregeln beteiligt werden, und sie haben diese Forderung in imposanten Kon⸗ gressen mit immer wachsendem Nachdruck verfochten. Die Bau⸗ kontrolleure müssen auch aus dem’Arbeiterstande hervorgehen und von den Arbeitern frei gewählt werden, um gemeinsam mit den anderen die Kontrolle zu üben. Denselben Standpunkt nehmen auch die organisierten christlichen Bauarbeiter ein und haben ihn in einer Petition dem Reichstage darselegt. Die Arbeitgeber sträuben sich dagegen mit aller Macht, sie befürchten davon eine Schädigung ihrer Autorität, sie machen auch geltend, daß die Arbeit⸗ geber dadurch in eine unwürdige Stellung gegenüber den Arbeitern hinabgedrückt werden! Kann es etwas Tendenziöseres geben? Es sind doch nicht bloß die sogenannten sozialdemokratischen Hetzer, die die Arbeiterkontrolle verlangen. Die Ausrede, daß durch eine solche Teilnahme der sozialdemokratischen Arbeiter sozialdemo⸗ kratische Umtriebe, der sozialdemokratische Terrorismus gefördert werden könne, ist einfach eine lächerliche tendenziöse Uebertreibung. Der Befahigungsnachweis würde nichts helfen; denn unter den geprüften Innungsmeistern gibt es mindestens ebenso viele gewissen⸗ lose Patrone wie unter den sogenannten wilden Unternehmern. Not⸗ wendig ist eine gesetzliche Regelung des Submissionswesens, Beseiti⸗ gung der Akkordarbeit usw. Die Forderung des Befähigungsnachweises läuft auf nichts anderes hinaus, als auf eine Unterstützung von Sonderinteressen. Sollte der Befähigungsnachweis einen Zweck haben, so müßte er unabhängig gemacht werden von der Prüfung der Innungsmeister und vor staatlich eingesetzten Prüfungsbehörden er⸗ bracht werden. Eine Gewährleistung gewissenhafter und solider Bau⸗ ausführung wünschen auch wir und sind bereit, entsprechenden Maß⸗ regeln zuzustimmen. Der Befähigte muß die Verantwortlichkeit in vollem Sinne tragen. Wir sind weder für einen direkten, noch für einen indirekten Befähigungsnachweis zu haben. Gegen eine kom⸗ missarische Beratung haben wir nichts einzuwenden. Wir wollen die Mißstände im Bauhandwerk gewissenhaft prüfen, um ein Gesetz zustande zu bringen, das auch die Interessen der Arbeiter wahrnimmt.

Abg. Euler (Zentr.): Wir wissen länßft, daß die Sozialdemo⸗ kratie die Ordnung des Handwerks nicht will. Als 1869 im Nord⸗ deutschen Reichstage über die Einführung der Gewerbefreiheit be⸗ raten wurde, erklärte Dr. Schweitzer, daß er für die Gewerbefreiheit nicht deshalb stimme, weil er Glück und Segen für das Vaterland und die Gesellschaft daraus erwarte, sondern weil dadurch Tausende und aber Tausende selbständige Existenzen verloren gehen würden, die dann in die Reihen der Sozialdemokratie eintreten würden. Danach ist also die Sozialdemokratie nicht für die Ordnung im Handwerk, sondern für die Unordnung. Wir wollen die Ordnung wieder einführen und dem Handwerk die soziale Stellung geben, die ihm gebührt. Niemand denkt daran, sich wieder mit den alten Zöpfen des zünftlerischen Mittelalters zu zieren; aber durch den Befaͤhiaungsnachwmet⸗ würde wieder eine größere Sicherheit für das Handwerk hergestellt werden. Die akademisch ge⸗ bildeten Stände sind durch den Befähigunganacdeeie geschübt, und das Handwerk hat denselben Anspruch auf staatlichen Schutz. Gegen den Befähigungsnachweis hat sich früher aus den Kreisen der Hand⸗ werker auf den Handwerkertagen auch nicht der geringste Feeenan

ltend gemacht, bis durch das Handwerkskammergesetz von 18 Flernente in das Handwerk hineinkamen, die über die Bedürfnisse des 8 8 86— 8 8-

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