Ministerium für Lan wir schaf und Forsten.
Es sind versetzt worden: der Kreistierarzt Krexa von Grottkau nach Gersfeld, der Kreistierarzt Hirsch von Gers⸗ feld nach Grottkau und der Kreistierarzt Schmidt von Norden nach Seelow. 8 1 8
Bekanntmachung. „Dem Markscheider Friedrich Knobloch aus Borsig⸗ geee S. Reg. 8 heute 15 ee 2 Verrichtung on arkscheiderarbeiten für den Staats erteilt worden. 1“ Clausthal, den 3. Februar 1906. “ Königliches Oberbergamt. von Detten.
S. 11“
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 6. Februar.
Seine Majestät der Kaiser und König konferierten heute vormittag mit dem Reichskanzler Fürsten von Bülow und hörten sodann die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generalleutnants Grafen von Hülsen⸗Haeseler, des Chefs des Admiralstabs der Marine, Admirals Büchsel und des Chefs des Marinekabinetts, Admirals Freiherrn von Senden⸗Bibran.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für das Landheer und die Festungen, für das Seewesen und für Rechnungswesen hielten heute eine Sitzung.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Stosch“ am 3. Februar von Cartagena nach Cagliari in See ge⸗ gangen.
S. M. S. „Falke“ ist am 2. Februar in Corinto (Nicaragua) eingetrossen und geht am 9. Februar von dort nach Punta Arenas (Costarica) in See. b
S. M. S. „Bussard“ ist am 3. Februar in Kilwa⸗ Kiwindje eingetroffen.
S.M. Flußkanonenboot „Vaterland“ ist am 3.
in Wuhu eingetroffen und gestern von dort nach abgegangen.
februar ukiang
g cns Bayern. Der Infant Don Carlos von Spanien, der als Ver⸗ treter des Königs Alfons dem Prinz⸗Regenten einen Ehrensäbel überbringt, ist gestern in München eingetroffen und vom Prinz⸗Regenten, Mitgliedern der Königlichen Familie, dem spanischen Botschafter in Berlin und Vertretern der Be⸗ hörden empfangen worden.
In der Kammer der Reichsräte wurde gestern der von der Abgeordnetenkammer angenommene Wahlgesetz⸗ ean beraten.
lach dem Bericht des „W. T. B.“ führte Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig in einer Rede aus: jeder dee lich, an dem Entwurfe einiges auszusetzen haben, beispielsweise wäre ihm lieber gewesen, wenn als Grundlage des neuen Wahlgesetzes die jeweilige letzte Volkszählung genommen worden wäre, und wenn lauter einmännige Wahlkreise gebildet wären. Allein dann hätte die Wahlkreiseinteilung der Regierung überlassen werden müssen, denn es wäre unmöglich, nach jeder neuen Volkszählung eine neue gesetzliche Wahlkreiseinteilung zu machen. Alle Abänderungsanträge, die man jetzt einbringen würde, würden mit einer Ablehnung des Ent⸗ wurfes gleichbedeutend sein. Seine Königliche Hoheit gab sodann einen Ueberblick über die ganze Wahlreformbewegung in Bavern und hob dabei hervor, daß der Ausfall der letzten Wahlen und die kürzlich erfolgte einstimmige Annahme des Wahlgesetzentwurfs in der Abgeordnetenkammer gezeigt hätten, daß das Land ein neues Wahlgesetz wolle. Alle Abänderungswünsche müßten jetzt zurücktreten vor dem Gedanken, daß, wenn der Reichsrat jetzt seine Zustimmung gäbe, ein Gesetz zustande komme, mit dem die große Mehrheit des Landes var —- g8 G z „Der Reichsrat Freiherr von Würtzburg trat für die Re⸗ ein, der Reichsrat von Auer heantragte, die relative kajorität des Entwurfes durch absolute Mehrheit für den ersten Wahlgan Antrag a
üas 85 88 8 1 hüeüits
zu ersetzen. Der Minister Graf Feilitzsch bat, diesen
zulehnen; der Entwurf sei von “ nicht —⸗
Tendenzen getragen. Der Reichsrat Graf Törring befürwortete
den Antrag Auer, der Reichsrat Freiherr von Hertling verteidigte
nachdrücklich die Beschlüsse der Abgeordnetenkammer. Der Reichsrat
“ Leene 18gel der Abgeordnetenkammer
u wollen. In demselben Si
i Sinne sprach sich der Reichsrat Die Kammer nahm hierauf einstimmig den V1
1 ganzen
Wahlgesetzentwurf an, nachdem der Antrag Auer abgelehnt worden war. 8 “
.“ v114“ 8
Deutsche Kolonien.
Um die Bili⸗Bili⸗Leute in Deutsch⸗-Neuguinea wegen ihrer Teilnahme an dem Ueberfall 199 Friebrich⸗Wilhelnte⸗ am 26. Juli 1904 zu bestrafen, hatte der Polizeimeister eeyer im Oktober 1904 zwei Streifzüge in die Dörfer Melamo, Menessee, Signor und Kul unternommen. Hierbei wurden 3 Bili⸗Bili⸗Leute getötet, 7 gefangen genommen und mehrere Hütten und Kanoes zerstört. Der Kaiserliche Bezirksamtmann, Re⸗ gierungsrat Stuckhardt in Friedrich⸗Wilhelmshafen, der schon am 19. Juni 1905 gegen die Bili⸗Bili⸗Leute vorgegangen war, berichtet nunmehr, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mitteilt,
über weitere Maßregeln gegen die Bili⸗Bili⸗Leute folgendes: Nachdem ich bei der Anwesenheit des „Seestern“ im Juli 1905 den Schlupfwinkel der Bili⸗Bili Tamols an der Ravyküste auf⸗ gesucht, jedoch niemanden iu Gesicht bekommen hatte, befahl ich den dortigen Eingeborenen, den Bilt⸗Bili⸗Leuten keine Unterkunft zu gewähren. Sie sind diesem Befehle nachgekommen, und die Bili⸗Bili⸗Leute haben sich daraufhin an der Südseite der Gogolmündung niedergelassen. Ich knüpfte mit ihnen Unterhand⸗
Arbeit in Herbertshöhe. und bedrängten in, der Zwischenzeit der ihrer Niederlässung benachbarten Dörfer, Klagen an mich gerichtet wurden. Endlich bequemten si zu schicken. da seine
Erklärung, ich würde demnächst die Feindseligkeiten fortsetzen.
Am 12. September 1905 bot sich hierzu Gelegenheit. Nach meiner Rückkehr aus den Bergen ließ ich den Polizeimeister Frommund mit der inzwischen auf 20 Mann verstärkten Polizeitruppe zurück, während ich mit meiner Begleitung am Strande nach Friedrich⸗Wil⸗ helmshafen zurückging. Frommund erhielt den Auftrag, einen Strafzug gegen die Bili⸗Bili⸗Niederlassung zu unternehmen. Es gelang ihm, diese zu überraschen. Bei dem sich entspinnenden Gefecht wurden 9 Bili⸗Bili⸗Leute erschossen. Ich habe nun wiederum den Friedens⸗ schluß bei Stellung von 15 Leuten anbieten lassen, Antwort ist noch nicht eingetroffen. Die Maraga⸗Tamols sind vor Aufnahme der S,H; gewarnt. Letztere sollen sich jetzt in Banup bei Jelso
Der 89 Vizegouverneur Berg in Ponape berichtet, dem „Deutschen Kolonialblatt“ zufolge, über die Lage der am 20. April 1905 durch den Taifun betroffenen Ostkarolinen: . „ Eine eigentliche Hungersnot hat unter den Eingebornen selbst in den schlimmsten Tagen, der Zeit von Mitte Juli bis Mitte September 1905, nicht bestanden. Die Beschaffung von Nahrungs⸗ mitteln macht täglich weitere Fortschritte; trotzdem bieten sich fort⸗ während Leute zur Arbeit an. Mit Hilfe der vermehrten Arbeits⸗ kräfte ist es gelungen, das Sekretärhaus in Ponape fertig⸗ zustellen, die beiden steineren Molen auszubessern und zu er⸗ höhen sowie den Schuppen auf dem Kopfe der Hauptmole zu voll⸗ enden. Sehr zustatten kommt auch die teilweise Vernichtung des dichten Urmaldes durch den Taifun und die darauf zurückzuführende Abnahme der Regenmenge. Der Motorschuner „Diana“ hat den Eingeborenen der verwüsteten Inseln durch Verabfolgung von Reis 783 von Aexten und Buschmessern zum Kanubau Hilfe gewähren „— Inzwischen hat sich auch der Verbleib des vermißten Missionars Snelling und der gleichzeitig vermißten Personen aufgeklärt. Snelling verließ in einem Boote, in welchem sich außer ihm noch acht Er⸗ wachsene und ein Kind befanden, am 23. März 1905 Piherar. Das Boot trieb bei Truk vorüber, ohne daß Land gesichtet wurde. Der Versuch, nach Piherar zurückzukehren, mißlang, das Boot trieb 90 oder 93 Tage auf hoher See umher, ohne Land zu erblicken, bis es endlich Anrepik in den Westkarolinen erreichte. Von dort fuhr es mit Westwind nach Oleai zurück. Hier h den furchtbaren Entbehrungen und Anstrengungen, 29c. in Seeg. 3*1 e 1g den dort ansässigen 1 gepflegt worden war. ei andere Bootsinsassen und
Kind waren wahrend der Fahrt gestorben. b
Ueber den Fortgang der Entwaffnung der Ponape⸗ Insulaner berichtet der geschäftsführende N
Seehh
i meinen letzten Berichten über die friedliche und allmäbliche Entwaffnung in Ponape hatte ich darauf hingewiesen, daß diese ih⸗ Mitte Juli mehr und mehr stocke, nicht allein wegen der verringerten Vorräte, sondern auch als Folge verschiedener Gerüchte, für deren Richtigkeit dem üstsgelschen Teile der Eingeborenen die An⸗ kunft eines Kriegsschiffes zu einem so ungewöhnlichen Zeit⸗ punkte, wie Mitte Juli, als deutlicher Beweis erscheinen konnte. Nachdem vom 14. bis 31. Mai 51 Gewehre und 146 Patronen, im Juni 178 Gewabre⸗und 132 7 Pornonen und vom 1. bis 15. Juli 56 Gewehre und 2¼ er rt waren, kamen nur e vom
ortronk abg 16. bis 31. Juli 25 ewehre und 139 Patronen, im August 28 Gewehre und 149 Patronen und vom 1. bis 24. September 7 Gewehre und 61 Patronen, Für den 25. September hatte ich nach dem ruhigen Zuwarten, das den mißtrauischen Elementen gegenüber erforderlich war, die Ober⸗ häuptlinge zu einer Versammlung mit anschließender Bewirtung einberufen, in welcher 19 insbesondere das Gerücht, die Regierung beabsichtige, erst die Waffen abzunehmen und dann über die Ponape⸗ Leute herzufallen, in jeder möglichen Art zu entkräften hatte, unter wiederholter Betonung daß ich mit keiner meiner Beweisführungen einschüchtern, sondern nur über die Sinnlosigkeit des Geredes auf⸗ klären wolle. Ueber die Zahl der noch in ihren Landschaften vor⸗ handenen Gewehre befragt, 5FFb die Oberhäuptlinge mit Be⸗ stimmtheit, daß der größte Tei und nur noch verhältnis⸗ mäß wenige Waffen zurückgeblieben wären, auf deren Abgabe sie hinwirken würden. Die gewünschte Folge trat in erfreulicher Weise ein. Es wurden gehracht: vom 25. bis 30. September 19 Gewehre und 190 Patronen, im Oktober 50 Gewehre und 681 Patronen und vom 1. bis 14. November 9 Gewehre und 106 Patronen. Die Gesamtzahl beträgt bisher 423 Gewehre und 3119 Patronen Sie stellt sich bereits als eine außerordentlich hohe dar, denn es kommt nahezu auf jeden siebenten Kopf der eingeborenen Gesamtbevölkerung ein . 8
er Ponape⸗Mann hat Freude an seiner Waffe und ihrer Hand⸗ — So kommt es auch, daß viele Leute vor Unde bren H der Gewehre, gewissermaßen zum Abschied, noch eine größere Zahl Patronen daraus verschossen haben. Noch vor einem Jahre, vor der Truk⸗Entwaffnung, wäre von dem selbstbewußten Eingeborenen das Ansinnen, seine Waffen herzugeben, nicht viel anders als ein Scherz aufgenommen worden. Der Rest der Gewehre scheint recht gering zu sein; ich lasse sie ohne bveeee e herausholen. Für die Land⸗ Senn Bawr. zc 1 Fe'⸗ g vn auf Reisen befindlichen
uptling Henry Nanpei aufgespart. ie Entwaffnung wird i 3 Monaten als beendet anzusehen sein. vsns echge. a
Oesterreich⸗Ungarn.
Der leitende Ausschuß der Koalition hat den authentischen Wortlaut der Verhandlungen veröffentlicht, die mit dem König im Namen der Koalition von dem Grafen Andrassy Pfühx worden sind. Aus diesen Mitteilungen geht, „W. T. B.“ zufolge, hervor, daß die Krone die Koalition aufgefordert hat, da sie über die Mehrheit verfügte, die NFge zu übernehmen, wobei in militärischen Fragen das Programm des Neuner⸗ komitees der liberalen Partei als Grundlage dienen sollte. Das gemeinsame Wappen für die Armee würde vom König festgesetzt und das gemeinsame Ministerium ebenfalls vom König ernannt werden. Die Handelsver⸗ träge sollten vom Reichstag angenommen werden. Aus der Antwort, die der leitende Ausschuß auf diese Auf⸗ forderung erteilt hat, ist noch hervorzuheben, daß die Koalition mit Oesterreich kein Zollbündnis, sondern auf Grund freien Verkehrs einen Handelsvertrag bis 1917 ab⸗ schließen wollte. Was die nationalen Armeeforderungen beträfe, so würde es Aufgabe des Koalitionsministeriums ge⸗ wesen sein, die Entscheidung der Nation in Neuwahlen auf Grund eines neuen Wahlgesetzes anzurufen. Auch würde die neue Regierung sich bemüht haben, den König für eine nationale Armeeform zu gewinnen. Schließlich erklärt der leitende Ausschuß, die Koalition habe zur Lösung der Krise alles auf⸗
lungen an und forderte die Stellung von 15 Mann für dreijährige
Sie zogen die Verhandlungen hin wiederum die Bewohner sodaß vielfache — e sich dazu, mir 4 Leute anzubieten und diese auch nach Friedrich⸗Wilhelmshafen Ich habe selbstverständlich dieses Anerbieten abgelehnt, Annahme, nach hiesigen Eingeborenenanschauungen, Friedens⸗ schluß bedeutet hätte. Die 4 Leute habe ich zurückgeschickt mit der
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Nation geriet, geschehen konnte. Namentlich habe sie 1
Durchfährung nur für ihr wirtschaftliches I sofartr inneren Reformen gefordert und hinsichtlich dieses wirtschaft⸗ lichen Programms der Neugestaltung der international Wirtschaftspolitik Rechnung getragen, das militärische Pra gramm hingegen sei auf spätere Zeit vertagt worden. Programm zur Kabinettsbildung habe der König jedoch zu tiefsten Bedauern der Koalition zurückgewiesen und die ver handlungen abgebrochen. —
Frrrankreich. Die Inventaraufnahme in den Kirchen der D tements wurde gestern fortgesetzt. Feindliche Kundgebungen werden aus Besançon, Auch, Montpellier und anderen Orten gemeldet. Nach einer Depesche des „W. T. B.“ wurden von den Personen, die wegen der Ruhestörungen anläßlich der Inventaraufnahme verhaftet worden waren, mehrere zu Gefängnisstrafen von 8 Tagen bis 6 Monaten verurteilt.
Rußland. . „Die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet bei den Sparkassen die Einlagen sstetig hne . In duh Woche bis zum 4. d. M. sind 8 ¾¼ Millionen Rubel mehr ein⸗ gezahlt als ausgezahlt worden; der Ueberschuß der Einlagen uͤber die Auszahlungen in den ersten drei Wochen des laufen Jahres stellt sich auf 14,6 Millionen Rubel.
Ein an den Grafen Witte gesandtes Telegramm aus Omsk meldet, daß die Ruhe dort völlig wiederhergestellt sei. Die energischen Maßnahmen des Chefs der transsibirischen Bahn und die Entfernung gewisser Angestellten der Bahn aus dem Dienste habe den besonnenen Elementen, welche die überWiehende Mehrheit der Beamten und Arbeiter bildeten das Gefühl der Sicherheit wiedergegeben. Die Verwaltung des Landes sei durch Einteilung in Sektionen organisiert worden, die auf Zeit gewählten Generalgouverneuren unter⸗
stehen. Spanien.
Die Deputiertenkammer erörterte gestern die cata⸗ lanische Frage.
Der Minister des Innern erklärte nach dem Bericht d „W. T. B.“ auf mehrere Anfragen, über die in bezug auf Fatalonken beschlossenen Maßnahmen werde erst Bericht erstattet werden, wenn in Barcelona in jeder Beziehung wieder Ruhe hergestellt sei.
Bulgarien. Die Sobranje hat gestern die
. , Handelsverträ e mit Italien und Frankreich ohne Debatte da nommen.
„Wie das „Wiener Telegr.⸗Korrespondenzbureau“ meldet, weisen die Handelsverträge hinsichtlich der serbisch⸗bulgarischen Zolk⸗ union die ausdrückliche Bestimmung auf, daß die Meistbegünstigung weder auf die zollverbündeten Länder, noch auf sonstige Zu⸗ 7r im Fremdenverkehr Anwendung findet. Der ranzösische Vertrag enthält günstige Einfuhrbedingungungen für französische Weine, Liköre und Medikamente und gesteht der bulgarischen Regierung das Recht der Monopolisierung von Pulver, Tabak, Alkohol, Salz, Petroleum, ündhölzern, Zigarettenpapier und Spielkarten zu. Er sieht den Abschluß eines Auslieferungsvertrages innerhalb dreier Jahre vor. Der italienische Vertrag begreift ein Konsularabkommen in sich, wonach sich Italien der Kapitulationsrechte begibt, sobald die übrigen Mächte das Gleiche tun.
Amerika.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington hat der Handelssekretär Metcalf dem Bericht eines Uhncbn ausschusses zugestimmt, der eine vollständige Umgestaltung der bestehenden Bestimmungen über die Einwanderung von Chinesen nach den Vereinigten Staaten und ihren Auf⸗ enthalt daselbst vorschlägt. Die Vorschläge der Kommission gehen dahin, daß die Einwanderung der Chinesen ohne Verzug ge⸗ stattet werden und daß die Anwendung des Bertillonschen Systems unterbleiben solle, ferner, daß den Chinesen, die das Land verlassen, die für eine etwaige Wiedereinwanderung in Betracht kommenden Bestimmungen bekannt gegeben werden. 24 Artikel der bestehenden Bestimmungen sollen dem Vorschlag zufolge abgeändert oder außer Kraft gesetzt werden.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Heeeö“ sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— Auf der Tagesordnung der heutigen (36.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatsminister, Staatssekretär des Innern Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner bei⸗ wohnte, stand zunächst die Interpellation der sozial⸗ demokratischen Abgg. Albrecht und Genossen:
Ist dem Herrn Reichekanzler bekannt, daß am 10. Juli 1905 auf der Kohlenzeche „Borussia“ bei Dortmund infolge eines Schacht⸗ brandes 39 Arbeiter getötet worden 88 2 Ist dem Herrn Reichs⸗ kanzler bekannt, weshalb die Ursachen des furchtbaren Unglücks noch immer nicht amtlich bekannt gemacht und die schuldigen Personen zur Verantwortung gezogen worden sind? Ist dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß die Borussiakatastropbe durch Außerachtlassung der allernotwendigsten Arbeiterschutzbestim⸗ mungen herbeigeführt wurde, und was gedenkt der Herr Reichs⸗ kan zu tun, damit ähnlichen Grubenunglücken vorgebeugt wird?
88 8Sn 2. deen- e Grafen von Ballestrem, n der Reichskanzler bereit sei, die Interpellation zu en; erwiderte der b Irte h Staatssekretär des Innern Dr. Graf von Posadowsky: Der Herr Reichskanzler lehnt die Beantwortung 8 Zlsbenn. ab, weil es sich hier nur um eine Frage der preußischen Berg⸗ gesetzgebung und preußischer Ausführungsbestimmungen handelt. Abg. Singer (Soz.) zur Geschäftsordnung: Nach unserer Ge⸗ schäftsordnung hat der Reichstag das Recht, auch bei Ablehnung der Beantwortung seitens der verbündeten Regierungen in die Besprechung der Interpellation einzutreten; ich beantrage die Besprechung. „ Präsident Graf von Ballestrem: Dieser Antrag bedarf der Unterstützung von 50 Mitgliedern. (Für die Besprechung erheben sich 24 venhac. 8 pess 52 die Freisinnigen, die Sozial⸗ und die Polen.) Die Unterstü ũ ’1 9 lassen diesen Gegenstand. nterstützung genügt nicht, wir ver
Darauf wurde die zweite Beratung des Etats für 1906 fortgesetzt und die allgemeine Ferheenns die d an den Spezialetat des Reichsamts des Innern (Gehalt des Staatssekretärs) knüpft, wieder aufgenommen.
Abg. Graf von Kanitz (dkons.): Ich kann mich hinsichtlich des
geboten, was ohne Verleugnung ihrer Grundsätze und ohne daß sie in Widerspruch mit dem kundgegebenen Willen b
8
Tempos der Fortführung der Sozialreform nicht S ganz auf den Stand⸗ punkt des 8 Tri aüis stellen. Ich meine, es kommt hierbei auf
par⸗
j der Leistungsfähigkeit und der Steuerfähigkeit des Landes die Vrshes sind jetzt in der Lage, für die Bedürfnisse des Reichs ue Steuern im Betrage von mehreren hundert Millionen zu er⸗ mitteln. Die Herren hier, in Berlin, haben nach meiner Meinung keine nchte Vorstellung davon, wie die sozialpolitischen Lasten auf das zand wirken. Die Regierungsvertreter machen sich die Sache leicht, sie appellieren einfach an die Opferwilligkeit der Bevölkerung. Der Fratssetretär dürfte für seinen eigenen Haushalt zu diesen Lasten nur eine Bagatelle beitragen; ganz anders drückt eine solche Last auf den kleinen und mittleren landwirtschaft⸗ lichen Betrieb, der vielfach ein Mehrfaches des Grundsteuerbetrags dafür aufzubringen hat. Bei uns in Ostpreußen absorbieren die öffentlichen Lasten in manchen Jahren mehr als die Hälfte des ganzen Reinertrags; wie man solchen Verhältnissen gegenüber von einem Mangel an Opferwilligkeit reden kann, ist mir nicht anz verständlich. Die Landwirtschaft ist nicht in der Lage, diese osten wie die Industrie, der die jetzige Kartellbildung das ganz außerordentlich erleichtert, auf die Konsumenten abzuwälzen. Das Kodlensyndikat half sich seinerzeit mit einer Erhöhung des Koblenpreises, welche dem Deutschen Reiche jährlich 53 Millionen Mark auferlegte. Kommen einmal schwere Zeiten, so wird die Industrie diese Belastung noch viel schwerer empfinden als in den heutigen Zeiten des Aufschwunges. Jetzt stellt der Graf von Posadowsky Unter⸗ suchungen darüber an, wie es komme, daß ein Staat wie Deutschland, der so viel für die Arbeiter tue, 3 Millionen sozialdemokratische Stimmen aufweise, und kommt zu der Meinung, es liege das an der mangelnden Opferwilligkeit und dem wachsenden Materialismus der besitzenden Klassen. Den letzteren Vorwurf hat bereits der Graf Stolberg zurückgewiesen. Die Landwirtschaft ist garnicht in der Lage, sich einem wachsenden Materialismus hinzugeben. Zu den Millionen, die von den Segnungen des wirtschaftlichen Aufschwungs nichts verspürt haben, zählen auch die Landwirte; diese Segnungen haben allein die Großindustrie und die Hautefinance davongetragen. Ich habe an die versöhnende Wirkung der sozialpolitischen Maß⸗ nahmen nie geglaubt und bedauere, daß auch der Graf von Posadowsky von dieser Täuschung nicht ganz frei ist; ich fürchte, daß lediglich
die Ansprüche der Sozialdemokratie dadurch gesteigert werden.
(Schluß des Blattes.)
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen 18.) Sitzung, welcher der Minister des Innern Dr. von Helhmabee h lneg beiwohnte, die zweite Beratung des Staagtshaushaltsetats für das Etatsjahr 1906 im Etat des Ministeriums des Innern bei dem Titel der Ausgaben „Gehalt des Ministers“ fort.
Abg. Hansen (Däne) hringt die Regelung der Optantenfrage in S Wie es heiße, seien neue Verhandlungen zwischen der deutschen und der dänischen Regierung angebahnt worden, und es sei dringend zu wünschen, daß diese Angelegenheit im Interesse beider Nationen geregelt werde: eine Hoffnung und ein Wunsch, der auch in der deutschen Presse allseitigen Widerhall gefunden habe. Es müsse zugegeben werden, daß die Verhältnisse sich in der letzten Zeit gebessert haben. Ausweisungen in größerem Um⸗ fange hätten in den letzten Jahren nicht mehr stattgefunden. Der Redner geht auf einzelne Fälle ein und bittet schließlich den Minister, unter Hinweis auf eine Anweisung des vorigen Ministers vom Jahre 1902, diese Angelegenheit von neuem in die Hand zu nehmen.
Abg. Goldschmidt (fr. Volksp.): Als gestern der Abg. Strosser seine Rede begann, rief ich ihm das eine Wörtchen „Ach!“ zu, um meine Verwunderung darüber auszudrücken, daß Herr Strosser kein Wort der Erwiderung auf die eindrucksvolle Rede des Abg. Broemel äußerte, sondern sofort seine Automobilschmerzen vorbrachte. Die Konservativen haben für die gerechte Aenderung unseres Wahl⸗ rechts nichts übrig, und doch macht sich unser Vaterland mit diesem Wahlrecht vor der ganzen Welt lächerlich. Ich kann den Minister nur bitten, bei der Wahlrechtsreform seinen Liberalismus vor dem Lande zu beweisen. Wir werden nicht zurückstehen, wenn er nlit wirklich liberalen Vorschlägen kommt. Herr von Zedli erhob den Einwand, daß man gerade jetzt mit dieser Reform nicht vorgehen
„ dürfe, weil die Sozialdemokraten, die sich seit Jahrzehnten nicht darum gekümmert haben, jetzt auf diese Reform drängen, und man ihnen damit also einen Triumph gönnen würde. Wir verlangen eine Reform nach der Art des Reichstagswahlrechts nicht um der Partei willen, sondern um der sittlichen und sozialen Ge⸗ rechtigkeit willen. Auch in der Gewährung der Diäten sieht Herr von Zedlitz einen Hinderungsgrund, weil durch sie der sozialdemo⸗ kratischen Fraktion ¼ Million zufallen würde. Schon ehe es im Reichstag Sozialdemokraten gab, bei der Beratung der Reichsverfassung wurden Diäten verlangt. etzt werden den Sozialdemokraten aus der Parteikasse freiwillig Diäten gezahlt, und die sozialistischen Ab⸗ geordneten sind daher vom Parteivorstand abhängig, während sie bei Gewährung der Diäten durch das Reich unabhängiger daständen. Seitdem man überall empfindet, daß es der Sozialdemokratie nütze, ist die Sozialdemokratie wirklich ein Hindernis für alle
eformen. Auf diesen Einwand dürfen wir nichts geben. Wir sind durchaus dafür, daß die Beiträge für die Krankenversicherung in gleicher Weise auf die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer gelegt werden, und daß 8; auch beide zu gleichen Teilen im Kassen⸗ vorstand vertreten sind; aber die Reform der Krankenkassengesetz⸗ ebung darf nicht von diesem Gesichtspunkt allein diktiert werden, 18e2 muß von allgemeinen sozialpolitischen Gesichtspunkten aus⸗ gehen. Dann wird es der Sozialdemokratie nicht mehr möglich sein, die Krankenkassen durch Besetzung der Vorstandsämter parteipolitisch auszunutzen. Eine zwangsweise Eingemeindung der Vororte in Berlin verlangen wir von dem Minister nicht, aber wir wünschen, daß er einer freiwilligen Eingemeindung durch Vereinbarung zwischen beiden Teilen kein Hindernis in den Weg legt. Sämtliche Vororte in Berlin einzugemeinden, hat überhaupt für lange Zeit keine Aus⸗ cht. Die Kosten einer Ausgleichssteuer würde lediglich die Stadt erlin zu tragen haben; da wäre doch die Bildung von Zweckverbänden besser, die für Berlin und die Vororte mancherlei Vorteile bringen würde. Aber wir wollen auch den Minister nicht auffordern, die Gemeinden zur Bildung von Zweckverbänden zu zwingen; diese ist vielmehr schon von den Gemeinden selbst angeregt worden. Der Regierungs⸗ präsident in Oppeln hat in einer Verfügung vom 1. Oktober 1904 an⸗ Fen daß im oberschlesischen Industriebezirk an Lohntagen die Schank⸗ tätten schon um 4 Uhr Nachmittags zu schließen sind. Die Verordnung soll der Trunksucht an diesen Tagen entgegentreten. Dieser Zweck ist absolut nicht erreicht worden; im Gegenteil, es sind viel schlimmere zustände entstanden, denn die Leute holen sich nun schon vorher den ranntwein ins Haus. Eine Petition aus Oberschlesien behauptet, daß dadurch die Trunksucht in die Familie getragen worden sei. Der Schnapsverbrauch hat infolgedessen in Oberschlesien zugenommen, denn in den sogenannten Dreiviertel⸗ Schenkstätten und Winkelkneipen finden viel schlimmere Trink⸗ gelage statt, als in den öffentlichen Schenklokalen möglich wären. Mit Poltzeimaßregeln kann man überhaupt gegen die Trunksucht nicht vorgehen. Will man da helfen, so muß man dafür sorgen, daß die Bevölkerung sich autreichend ernahrt, aber gerade während der Fleischnot wuchs in Oberschlesien der Alrobolgenus. Der freie Mann, auch der Arbeiter, wird aus eigenem Antriebe vom Trunke fernhalten. Einzelne Städte, wie Gleiwitz, haben 5 diese Beleidigung der oberschlesischen Arbeiter Protest erhoben. er Minister versprach sich ja selbst von solchen Verordnungen nicht viel, und es ist zu hoffen, daß er den Regierungs⸗ präsidenten veranlassen wird, diese Verordnung wieder aufzuheben. Der Trunksucht kann man nur durch Erziehung, durch Schule, Fort⸗ bildungsschule, Lesehallen und Arbeiterberufsvereine wirksam entgegentreten. Als ich vor 10 Jahren in einer Versammlung von 500 Personen einen Vortrag hielt, tranken fast alle Schnaps. Nach 10 Jahren hielt ich wieder in derselben Stadt einen Vortrag, und
Bürger
8 “
umdrehen, ohne in eine Polizeischlinge zu fallen. der Verwaltung des neuen Ministers der Polizeiweg verlassen werden. Präsident von Kröcher: Der Abg. Goldschmidt hat nach dem Stenogramm gesagt: „Ich muß auch sagen, ohne einen härteren Aus⸗ druck zu gebrauchen, unser Vaterland macht sich durch sein Wahlrecht vor der ganzen Welt lächerlich.“ Damit ist er über die Grenze dessen hinausgegangen, was hier gesagt werden kann. Herr Abg. Gold⸗ schmidt, ich rufe Sie zur Ordnung.
Abg. Goldschmidt (zur Geschäftsordnung): Wenn man nicht sagen darf, daßs.. Präsident von Kröcher (unterbrechend): Sie dürfen gegen den Ordnungsruf nichts sagen, die Geschäftsordnung schreibt vor, was Sie dazu tun können.
Abg. Goldschmidt: Dann habe ich nur zu sagen, daß das
Wahlrecht zum Weinen ist.
Abg. de Witt (Zentr.): Die ⸗Frankfurter Zeitung“ brachte unter der Ueberschrift „Eine neue Provinz in Sicht!“ einen Artikel, in dem darauf hingewiesen wurde, daß das rheinisch⸗west⸗ fälische Industriegebiet zu einer neuen Provinz zusammengefaßt werden solle; auch in Regierungskreisen werde der Gedanke er⸗ wogen. Dieser Artikel hat in weiten Kreisen großes Aufsehen er⸗ regt. Ich möchte den Minister fragen, ob die Regierung noch auf demselben Standpunkt steht, den der Justizminister im vorigen Jahre hier vertreten hat, und ihn bitten, eventuell jener Nachricht ein entschiedenes Dementi entgegenzusetzen. — Die Polizeibeamten in den Provinzen sind mindestens eben so gut wie die in Berlin. Trotzdem sind die Polizeikommissare in den Provinzen schlechter ge⸗ stellt als die Polizeileutnants in Berlin. Ich möchte den Minister bitten, seinen Einfluß bei dem Finanzminister dahin geltend zu machen, daß dieser Inkongruenz ein Ende gemacht werde.
Hierauf nimmt der Minister des Innern Dr. von Beth⸗ mann⸗Hollweg das Wort
(Schluß des Blattes.)
11“
Dem Reichstage ist die Fortsetzung der Denkschrift über den Verlauf des Aufstandes in Deutsch⸗Südwest⸗ afrika sowie der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Aenderung des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, zugegangen. .“
Nr. 3 des „Ministerialblatts für Medizinal⸗ und medizinische Unterrichtsangelegenheiten“, herausgegeben im Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten, vom 1. Februar 1906, hat folgenden Inhalt: I. Personalien. — II. Allgemeine Verwaltungssachen: Erlaß vom 12. Januar 1906, be⸗ treffend Anrechnung von Kriegsjahren aus Anlaß der Aufstände im südwestafrikanischen Ssgeden — III. Prüfungswesen: 1) Ueber⸗ sicht über die Ergebnisse der medizinischen und pharmazeutischen Hauptprüfungen in Preußen während der Jahre 1900 — 1904; 2) Uebersicht über die in den Prüfungsjahren 1899/1900 bis 1904/05 in den deutschen Bundesstaaten erteilten ärztlichen Approbationen. — IV. Verkehr mit Arzneimitteln: Bekanntmachung vom 10. Januar 1906, betreffend die Abgabe des Migränins in Apotheken. — V. Be⸗ kämpfung der Trunksucht: 1) Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 20. November 1905, betreffend Verbot des Genusses alkoholhaltiger Getränke während des Dienstes; 2) Erlaß vom 4. Januar 1906, betreffend die Bekämpfung des über⸗ mäßigen Alkoholgenusses. — VI. Seuchenbekämpfung: 1) Nachrichten über den Stand gemeingefährlicher Krankheiten; 2) Die Genickstarre in Preußen; 3) Nachweisung der in der Woche vom 1. bis 6. Ja⸗ nuar 1906 gemeldeten Fälle übertragbarer Krankheiten; 4) Nach⸗ weisung der in der Woche vom 7. bis 13. Januar 1906 gemeldeten Fälle übertragbarer Krankheiten. — VII. Schulhygiene: Erlaß vom 5. Januar 1906, betreffend Waldschulen. — VIII. Witterungs⸗ verhältnisse. — IX. Rechtsprechung: Entscheidungen des ärztlichen Ehreng ichtshofes.
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Kunst und Wissenschaft.
v. A Die Ausstellung von Bruno Liljefors’ genialen Jagd⸗ und Tierbildern ist bei Schulte durch die alljährlich wiederkehrende Jagd⸗ und Sportausstellung abgelöst worden. Die schnelle Aufeinanderfolge dieser Arbeiten, die ein gleiches Gebiet be⸗ handeln und doch so überaus verschieden sind, ist nicht günstig für die jetzige Ausstellung. Noch hängt im Fenster der gewaltige Adlerkampf von Liljefors, der in allen Einzelheiten die sichere, kühne Meisterhand und den großen, umfassenden Blick verrät, während die Arbeiten drinnen wohl hübsches Beobachtungstalent zeigen, manche nette Naturstimmung bringen und oft ein eingehendes Studium bekunden, aber all die unmittelbare Kraft, man moͤchte fast sagen Einfalt des Schweden ganz und gar vermissen lassen. Nun ist es gewiß nicht gerecht, einen solchen Ver⸗ gleich, und besonders in diesem Fall, überhaupt anzustellen, und doch kann er dazu dienen, auf einen wunden Punkt gerade in unseren Jagd⸗ bildern hinzuweisen. Das ist die außerordentlich starke Betonung des Anekdotischen. Den wenigsten unter den Malern liegt daran, das Wild in Wald und Feld in seinem ein⸗ famen Leben darzustellen, es soll immer etwas sein, was das Auge des Schützen, wohlgemerkt nicht des Jägers, erfreut, ebenso wie die Hundebilder immer eine niedliche, anekdotische Beigabe haben, etwa bei Stenglin, daß ein schwerer Bullterrier es sich auf einem Seidensessel behaglich macht oder bei Sperling, daß ein junger, drolliger Dachshund Jagd auf einen Käfer macht. Das Gewollte, ja, Zugestutzte draͤngt sich auf. Diese Maler malen für ein gewisses Publikum und schmiegen sich dessen Wünschen an, aber sie sind weit davon entfernt, in dem, was sie dar⸗ stellen, zu leben und zu atmen. Dieselben Künstler wie in den vorher⸗ gehenden Jahren stellen auch diesmal aus. Ernst Otto besitzt ein feines, landschaftliches Empfinden, das Wild ist ihm oft nur Staffage, das seine Bilder aber sehr glücklich belebt. Auch Karl Wagner und Karl Zimmermann sind am wirksamsten dort, wo sie eine wärmere Naturschilderung geben. Von Richard Friese ist ein kleines Pastell „Hirsch im Wald“ ausgestellt, das in der kraftvollen Auffassung und prächtigen Zeichnung zu den allerbesten Bildern hier gehört. Eine Bereicherung gegen das Vorjahr bedeuten die zahlreichen Kleinplastiken. „Die Treiber“ von Janensch in ihrer drolligen Uebertriebenheit muten so an, als seien sie dem bekannten Feßdbuch von Heider entnommen. Ferner sind noch Pleßner, Pallen⸗ berg und Pflug mit ihren Plastiken zu erwähnen.
In dem großen Lichtsaal ist eine Sammelausstellung von Raffael Schuster⸗Woldau veranstaltet. Es ist sehr inter⸗ essant, vom diesem eigentümlichen Künstler, der immer seine eigenen Wege gegangen ist, einmal eine größere Anzahl von Werken vereinigt Sein großes Können und außerordentlich ernstes Wollen erfordern die höchste Achtung. Er gehört zu den wenigen Künstlern, deren Stärke im Figurenbild liegt und die wirklich ausdrucksvolle und auch in der Linie schöne Kompositionen zu schaffen vermögen. Seine Arbeiten verraten dem ersten Blick, daß er sein Bestes den italienischen Meistern verdankt. Darin liegt seine Kraft und auch seine Schwäche. Arbeiten wie die Madonnengruppe, wie „Herbst“ und „Das Leben“ konnten nur unter diesem Einfluß entstehen. Aber sie sind nicht etwa Nachahmungen, haben nichts Schwächliches, Epigonen⸗
zu sehen.
da franken die meisten nur Bier. So günstig hatten die Be⸗
stimmungen der Organisationen gewirkt. Heute kann sich
ondern eS. ein durchaus selbständiges Gepräge. Nur die
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Möge unter
Art, wie er in „He
sichter modelliert, Florentiner. Das starke, füdliche Licht, das hell und dunkel scharf voneinander scheidet, liegt über diesen Bildern. Im „Leben“ dagegen umspielt den Körper der ruhenden Frau ein Duft, Schimmer und eine Weichheit, wie er nur den venezianischen Meistern eigen war. In der Vereinigung des unbestimmten Spiels von Licht und Luft um die doch ganz bestimmt gegebenen Linien und Formen liegt ein wunderbarer Reiz. Das Einzige, was ein restloses Behagen nicht aufkommen läßt, ist, daß Schuster⸗Woldau uns in so mannigfacher Gestalt gegenübertritt. Hier herb, dort weich, hier schwer und charaktervoll, dort füß und elegant, hier etwa in dem Bilde „Im Wehen des Windes“, wie auf einem anderen Stern lebend, dort in dem „Kind mit Wärterin“ mitten im realistischen Leben stehend. So bleibt auch vor den Bildern, die starkes Empfinden verraten, eine ängstliche Zu⸗ rückhaltung in uns und die Frage: „Ist das nicht nur eine Maske, die der Künstler beliebig zu wechseln vermag?“ Die Zeit muß erst lehren, ob er aus den mannigfachen Anregungen, die er so glücklich verwertet, sich eine eigene Art zu gewinnen vermag.
Wirklichkeit lebt und seia Auge dafür schärft, das Schöne in unserer Umgebung zu sehen. Ein vaar in der Zeichnung gar zu unbestimmt in den Farben aber zarte Stilleben treten zurück vor den beiden festen und charaktervollen Kinderbildnissen. Die stärkste Begabung verrät aber vielleicht die stimmungsvolle Havellandschaft im Morgendunst, der kühle Flußlauf, die herabhängenden, rötlich schimmernden Birken⸗ zweige. Ferner hat Rudolf Sieck eine Anzahl Gouachen ausgestellt, in denen er schlicht, aber mit viel Empfinden sommerliche Natur schildert. Alfred Sohn⸗Rethel ist mit einem Herrnbildnis von besonders guter Zeichnung vertreten. “ ““
Ueber einen bedeutenden Münzfund in Ilanz in der Schweiz schreibt der Berner „Bund“: Im Oktober 1904 wurde beim Bau der Straße Ilanz —Raschein im Bündner Oberland unter der Ruine „Grüneck' ein höchst wertvoller Münzfund gemacht. Die Münzen sind vom Rätischen Museum in Chur erworben worden. In der letzten Sitzung der bündnerischen historisch⸗antiquarischen Gesellschaft hielt der Stadtarchivar F. Jecklin von Chur einen interessanten Vortrag über diesen Fund, in dem er u. a. folgendes ausführte: Ungefähr an der heutigen Fundstelle ist schon 1811 ein Münz⸗ fund gemacht worden, dessen Stücke in die Zeit von 850 — 900 ge⸗ hören. Unterhalb des Burghügels Grüneck führte einst die alte Reichsstraße vorbei, und von dieser zweigte ein Fußweg durch die Fereee des Hügels ab. Dieser Fußweg führt zunächst auf ein Rasenplätzchen, das senkrecht über der Fundstelle, etwa zehn Meter hoch liegt. Es ist nun anzunehmen, daß jemand beim Aufstieg zur Burg auf dem unterhalb dieser liegenden Rasen⸗ plätzchen die heutigen Fundgegenstände niederlegte oder vergrub und diese dann in der Folge in die Felsplatte hinunterrutschten, die durch die Sprengung geöffnet wurde. Die 115 Münzen sind zum Teil golden⸗silbern, zum Teil silbern. Etwa 30 sind geprägt vom Langobardenkönig Desiderius, 9 von Pipin, 32 von Karl dem Großen, 1 von Paladinen Karls, 2 von angelsächsischen Königen, 2 von arabischen Kalifen. Die Münzen Karls des Großen sind zum Teil in italienischen, zum Teil in fränkischen Städten ge⸗ prägt. (Eine in Chur.) Einzelne tragen die Jahreszahl 774. 773/,74 führte Karl der Große Krieg mit den Langobarden, deren Reich wurde vernichtet, die Städte geplündert und auch der langobardische Krrase bentet Die Beute wurde zum Teil, wie wir wissen, an die Krieger Karls verteilt. Aus dieser Zeit stammt ein Teil der gefundenen Münzen; viele tragen völlig frische Prägung. Es ist nun anzunehmen, daß der Fund den Sold oder die Beute eines fränkischen Kriegers bildete, der auf dem Heimweg aus Italien in Grüneck einkehrte. Diese Burg gehörte dem Kloster Disentis und es ist wahrscheinlich, daß sie für das Kloster die reisenden kaiser⸗ lichen Leute aufnehmen und bewirten und eventuell geleiten mußte; ähnliche Verpflichtungen des Klosters Reichenau und seiner Be⸗ sitzungen sind aus Urkunden bekannt. Es ist nun also möglich, daß ein heimkehrender Krieger Karls im Jahre 775 die Münzen auf dem erwähnten Rasenplatz zurückließ. Ein Gefäß des Fundes ist nicht nachzuweisen. Einzelne Münzen und Schmuckobjekte sind beschädigt. Die Analyse des Professors Nußberger hat ergeben, daß der Metallgehalt der Münzen mit dem anderer Münzen jener Zeit übereinstimmt. Die goldenen enthalten 33 bis 41 v. H. Gold, 55 bis 63 v. H. Silber, das übrige Kupfer. Der gefundene Goldschmuck besteht aus zwei kunstvollen großen Ohrringen (Körbchenform), zwei Ringen, einem Fibelfragment ꝛc.; die Arbeit ist langobardisch. An zwei Klümpchen geschmolzenen Goldes ist nichts weiter zu erkennen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
v11“ E111““” Im Jahre 1890 hat Berlin auf dem „Hippodrom“ eine „Erste allgemeine deutsche Pferdeausstellung“ gehabt, die eine systematische Vorstellung aller deuischen Zuchtgebiete bot und daher von Frohem Interesse war. Eine Wiederholung dieser Pferdeausstellung ist nicht erfolgt, weil seit dieser Zeit die Deutsche Landwirtschafts⸗ esellschaft ihre Pferdeabteilung so ausgestaltet hat, daß es ch erübrigte, besondere deutsche Pferdeausstellungen abzu⸗ halten. Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft folgte dann im Jahre 1894 mit der Zuchtpferdeausstellung innerhalb ihrer allgemeinen landwirtschaftlichen Wanderausstellung im Treptower Park. Seit dieser Zeit haben Ausstellungen von Zuchtpferden in Berlin nicht stattgefunden, während Berlin Preisbewerbe und Prüfungen von Reit⸗ und Wagenpferden alljährlich, allerdings mehr als sportliche Ver⸗ anstaltungen, hat und als Handelsplatz für Pserde eine bekannte und gewichtige Rolle spielt. Die diesjährige Ausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Berlin⸗Schöneberg, die in den Tagen vom 21.— 26. Juni stattfindet, ist daher in hippo⸗ logischer Beziehung ein Ereignis für den großen Kreis der Pferde⸗ sachverständigen, denn es gilt die Beantwortung der Frage: Ist das deutsche Zuchtpferdematerial tauglich, die Reit⸗ und Wagenpferde zu erzielen, die der deutsche Markt braucht, und die jetzt zu einem wesent⸗ lichen Teil aus dem Auslande bezogen werden? Es ist Aussicht vor⸗ handen, daß die Zuchtgebiete des edlen Wössn⸗ und Reitpferdes die Gelegenheit nicht versäumen werden, sich in einer gewissen Vollständig⸗ keit in Berlin zu zeigen. So wird das ostpreußische, das west⸗ preußische und das Posener Stutbuch an der Ausstellung sich beteiligen, ebenso die pommerschen und brandenburgischen Pferdezucht⸗ vereine sowie das Gestütbuch für edle Pferde im Großherzogtum Mecklenburg⸗Schwerin und der Verband der Pferdezüchter in den holsteinischen Marschen, der Verein der Hamburger Marschen und der Verband der Züchter des Oldenburger eleganten Kutschpferdes. Auch ist es wahrscheinlich, daß Hannover vertreten sein wird. So werden die Zuchtgebiete des edlen Wagen⸗ und Reitschlages vollständig ver⸗ treten sein, und es wird interessant sein, zu sehen, wie zur Zeit das Zucht⸗ material für das Reit⸗ und Wagen⸗ und das Militärpferd beschaffen ist. Deckhengste werden von den Landgestüten außer Preisbewerb vorgeführt werden. Ferner wird aber auch das kaltblütige Arbeitspferd ezeigt werden, und zwar von Mitgliedern des rheinischen Pferge⸗ tammbuchs, die bekanntlich in der Züchtung des belgischen Pferdes von Jahr zu Jahr größere Fortschritte gemacht haben, und von dem Verband Schleswiger Eö“ der die altbewährte dortige Zucht bringen wird. Außerdem sind noch Kaltblutzüchter auch aus anderen Provinzen zu erwarten, die die Einführung dieser Zucht f den Gebrauch in der Landwirtschaft als notwendig erachte
Die Viehzucht Großbritanniens im Jahre 1905. Die „Agricultural Returns“ für das Jahr 1905 enthalten die nachstehenden Zahlen über den Viehbestand Großbritanniens sowie der einzelnen Teile desselben im Jahre 1905 und in den vorher⸗
gehenden Jahren. 1
Neben ihm stellt Theodor Hummel aus, der ganz in der