1906 / 38 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 13 Feb 1906 18:00:01 GMT) scan diff

in 5 Aufzügen von FText

Gedicht in 5 Aufzügen von Gotthold Ephralm

1“

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Othello“ in Szene gehen, und zwar mit Herrn deusenme als Othello, Herrn Poebg 88s ago, Fräulein Wachner als Desdemona und Frau Butze als Emilie.

Morgen, Mittwoch, Abends 7 ¼ Uhr, veranstaltet der Königliche Mufikdirekton Bernhard Irrgang, in der St. Marienkirche das nächste Orgelkonzert. Mitwirkende deß Fräulein Henriette Gottlieb (Sopran), das Terzett der Damen Wilhelmine Evers, Hilda Ellger und Eva Barth, sowie Herr Kurt E. Wieck (Violine). Vor⸗ etragen werden u. a. das Frauenterzett „Veni, Domine“ von Menbelssohn⸗ eine Ciacona von Fr. Vo und ein Phantasiestück

von Franz Wagner. Der Eintritt ist frei.

Das im Bau begriffene „Neue Schauspielbaus“ am Nollendorfplatz wird, wie Hermann Knauer, der Chef der das Theater errichtenden Baufirma Boswau u. Knauer, in einem jetzt im Druck erschienenen Vortrag ausführte, 1200 Besuchern Raum bieten; die amphitheatralische Form des Zuschauerhauses ohne Ränge verbot sich aus verschiedenen Gründen, jedoch sind die Vorteile des Systems derart gewahrt, daß die Ränge ebenfalls amphitheatralisch stark auf⸗ steigen. Bei der Einrichtung der Bühne werden die neuesten technischen Erfahrungen berücksichtigt werden; eine stationäre Drehbühne wird die schwierigsten rasch erledigen lassen. Der Spielplan des neuen Theaters soll gewählt und ab⸗ wechslungsvoll sein; die heitere wie die ernste Muse werden zu Wort kommen, und die Werke der großen heimischen wie der ausländischen Klassiker sollen hier eine dauernde Stätte finden. Die Hauptfassade des Theaters, die eine wirksame architektonische Gliederung aufweisen oll, wird einen von zwei monumentalen Turmaufbauten flankierten

ittelbau zeigen. Säulen, Loggien und Pergolen sowie Balkons, Erker usw. sind diskret an der ganzen Front verteilt. Neben dem Theater wird auch der Musik eine würdige Heimstätte be⸗ reitet werden durch Schaffung eines 1600 Plätze enthaltenden Konzertsaales, der seine Front der Motzstraße zukehrt. An diesen Saal schließt sich, gesondert in verschiedenen Abteilungen, das Restau⸗ rationsgebäude mit größeren und kleineren Festsälen und einem Konzert⸗ garten, der eine gefällige dekorative Ausgestaltung erhalten soll. Der größte Wert wird im Theaterhause überall auf zweckentsprechende Heizung und Lüftung nach den neuesten hygienischen Forderungen gelegt, ebenso auf die Beleuchtung, für die insgesamt 5000 Glühlampen, 500 Nernstlampen und 70 Bogenlampen vorgesehen sind und vor allem auf größtmögliche Sicherung gegen Feuersgefahr. Treten nicht unvorhergesehene Hindernisse ein, s sollen die umfangreichen Bauten innerhalb neun Monaten vollendet sein.

Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.)

Mannigfaltiges.

Berlin, den 13. Februar 1906.

Der unter dem Protektorat Seiner Majestät des Kaisers und Königs stehende Verein zur Besserung der Strafgefangenen hielt am gestrigen Montagabend im Sitzungssaale des Königlichen Landgerichts I seine Monatssitzung ab, die der Präsident, General⸗ staatsanwalt Dr. Wachler zntt gehs hlich Mitteilungen cröffnete. Sodann stellte der Präsident der Versammlung den Nachfolger des ver⸗ storbenen Leiters des Arbeitsnachweisebureaus in der Person des G E. Neckes vor, der mit dem 1. März d. J. seine Stellung antreten wird.

n der Zeit vom 16. Januar bis 12. Februar haben sich im Arbeits⸗ nachweisebureau 451 Personen gemeldet, von denen 373 um Arbeit gebeten und 261 solche nachgewiesen erhalten haben. Seit dem 1. Ja⸗ nuar wurde 517 Strafentlassenen Arbeit verschafft. Der Fürsorge⸗ aufsicht des Vereins unterstehen einschließlich von 6 Neugemeldeten 111 Polizeiobservaten. Nach Erledigung einiger Unterstützungs⸗ gesuche erstattete Frau Landgerichtsrat Langerhans den Bericht über die Tätigkeit der Aöfsiaug für Familienfürsorge, die im ganzen eine recht ersprießliche gewesen ist. Es ist ge⸗ lungen, in vielen Fällen Linderung zu schaffen, Verzweifelnde zu trösten und den ärgsten Hunger zu stillen. Zahlreiche Dankschreiben, sowohl von den unterstützten Frauen, als auch von deren Männern, die, nach⸗ dem sie aus dem Gefängnis entlassen waren und hoffen durften, ein

eordnetes Familienleben zu beginnen, zeugen von dem ge⸗ tifteten Segen dieser Tätigkeit. Für die Familienfürsorge wurden 1496 aufgewendet und damit 150 Familien gegen 112 im Vor⸗ jahre unterstützt, 20 von den unterstützten Familien wohnten in den Vororten. Mehrfach hatte die Abteilung auch Gelegenheit, einen dauernden Lebensunterhalt zu verschaffen. Frau angerhans wies namentlich auf die und die ein⸗ schlägigen Vereine hin, mit Hilfe deren erst durchgreifend geholfen werden könne. Die Fürsorgeerziehung zu antragen, ist im Berichtsjahre nicht notwendig gewesen. Zu Weihnachten konnten 88 Familien mit Lebensmitteln, Kleidungsstücken sowie auch mit barem Geld bedacht werden. Recherchen wurden 157 ausgeführt und die meisten Gesuche für berechtigt gehalten. Eine weitere Aufgabe der Abteilung besteht in dem vom General⸗ staatsanwalt erlaubten, einmal wöchentlichen Besuche einer Dame, der Frau Regenhardt, in dem Weibergefängnis. Diese Besuche haben den Zweck, Auskunft über die Kinder der inhaftierten rauen zu erhalten, um diese während der Abwesenheit der Nutter vor Not und Verwahrlosung zu schützen. Ferner

sollen bei diesen Besuchen die Unverheirateten arbeitswillig zu stimmen

versucht werden. Es ist auch wiederholt gelungen, derartige Mädchen in Stellungen zu bringen. Nach Besprechung einer Eingabe der Zentralstelle für Gefangenenfürsorge und der vom Minister erteilten diesbezüglichen Antwort wegen der vorläufigen Entlassung Gefangener wurde beschlossen, zum Andenken an den ver⸗ storbenen Leiter des Arbeitsnachweisebureaus,

Stiftung in Höhe von 10 000 zu begründen.

machte der Generalstaatsanwalt Dr. Wachler die Mitteilung, daß Herr Neckes als Nachfolger des verstorbenen Herrn Bischof, ferner der Direktor Dr. Finkelnburg und in Anerkennung ihrer Verdienste um die Familienfürsorge Frau Landgerichtsrat Langerhanz in das Direktorium berufen worden seien. Es ist dies das erste Mal, daß 8 der 78 Jahre eine Dame dem Direktorium des Vereins an⸗ gehört.

Der Berliner Asylverein für Obdachlose hat jetzt seinen

37. Jahresbericht im Druck erscheinen lassen, dem folgende An⸗ gaben entnommen seien. Durch die nunmehr in Angriff genommene Niederlegung des sogenannten Scheunenviertels ist der Verein in die Notwendigkeit versetzt worden, demnächst sein seit dem 13. Dezember 1870 in der Füsilierstraße befindliches ge8aeesoh aufzugeben und ihm ein neues Heim zu schaffen. Das neue Gebäude, das auf dem zwischen dem Männerasyl und der Panke belegenen Hinterlande errichtet wird, soll noch vor Ablauf dieses Jahres dem Betriebe übergeben werden. Es wird für eine Fassungskraft von 400 Betten erbaut, seine innere Einrichtung aber zunächst nur für eine Belegung mit 250 Betten vorgesehen werden. Um für das Frauenasyl den unbedingt erforder⸗ lichen besonderen Zugang zu schaffen, hat der Verein das Haus Kolberger Straße 30 zum Preise von 135 000 erwerben müssen, von welcher Summe 37 000 Anzahlung geleistet und 98 000 als Hypothek stehen geblieben sind. Dagegen hat der Verein ein Haus in der Büschingstraße verkaufen können, freilich nicht ohne einen Verlust von rund 30 000 Die Frequenz ist im abgelaufenen Jahre im Männerasyle um ein geringes höher, im Frauenasyle um ein geringes niedriger als im Vorjahre gewesen. Es nächtigten im Jabre 1905 in seinen Anstalten 253 641 Männer (1904: 252 047), 55 453 Frauen (1904: 55 987), 265 Szuglinge (1904: 752), zu⸗ sammen 309 359 Personen gegen 308 786 i. J. 1904. Zählt man hierzu die in den Jahren 1869—1904 beherbergten Personen, so ergibt sich, daß der Verein in den 37 Jahren seines Bestehens 5 630 021 obdachlosen Personen Unterkunft, Abend⸗ und Morgenmahlzeit, Bäder usw. gewährt hat. Dem Alter nach verteilen sich die Afyplisten in folgender Weise: im Alter bis zu 20 Jahren: 20 931 Männer, 2123 Frauen; von 20 30 Jahren: 74 341 Männer, 5504 Frauen; von 30 —- 40 Jahren: 65 608 Männer, 12 531 Frauen; von 40— 50 Jahren: 59 673 Männer, 16 292 Frauen; von 50—60 Jahren: 27 353 Männer, 15 083 Frauen; von 60 Jahren und darüber: 5735 Männer, 3920 Frauen. Ein Vergleich mit den früheren Aufstellungen zeigt die immer gleich bleibende Tatsache, daß beim männlichen Geschlecht gerade die kräftigsten Altersstuften von 20—40 Jahren, bei den Frauen die Altersstufen von 40—60 Jahren die höchsten FeFee e aufzuweisen baben. Eine recht bedauerliche rscheinung ist es, daß auch 777 Greisinnen im Alter zwischen 70

und 80 Jahren im Asyl Obdach suchen mußten. Von der Gesamtzahl

der aufgenommenen Asylisten entfielen durchschnittlich auf den ein Tag im Männerasyl 695 Personen, im Frauenasyl 125 Perselnen sodaß also beide Asyle fast stets voll belegt waren. Die finanziellen Verhältnisse des Vereins haben sich gegen das Vorjahr recht 8* günstig gestaltet, obwohl sich durch wirksame Agitation die jähr⸗ lichen Beitraͤge um 7976 erhöhten und 11 533,35 an ein⸗ maligen Beiträgen eingingen. Dagegen war ein Fesenalice⸗ Rückgan in den einmaligen Zuwendungen zu verzeichnen, und auch an Legaten und Stiftungen ging ein wesentlich niedrigerer Beitrag (12 200 gegenüber 33 142,96 i. J. 1904) ein. Die Rechnung schließt in diesem Jahre mit einem Fehlbetrage von 57 284,33 Der Jahresbericht enthält zum Schluß einen warmen Aufruf an alle Menschenfreunde, den Verein durch Werbung neuer Mit⸗ glieder zu unterstützen.

Niederdeutschem Humor, der die besten Vertreter dieses Gebi wie Wilhelm Raabe, Fritz Reuter, John Brinckmann, 88 Drever u. a., umschließt, ist der nächste Volkskunstabend der Stadt Charlottenburg am reen; den 25. d. M., in der Kaiser Friedrich⸗Schule gewidmet. Der Abend ist zugleich auch eint Gedächtnisfeier für den unlängst verstorbenen Julius Stinde Auch ein begabter jüngerer Autor des genannten Ge⸗ bietes, der Hamburger Fritz Stavenhagen, wird bei dieser Gelegenheit aus seinen eigenen Werken, Prosa und Drama, einiges vorlesen. Dem Humor in der Musik ist ebenfalls ein großer Raum in dem Programm eingeräumt. Karten zu 0,50 (numerierte Bläte 1 1 8 88 Ssen Eegelottenburger S en, im erein zur Förderung der Kun enthinerstraße 17) und im Kronenstra e 18) zu haben. 8

Hannover, 12. Februar. (W. T. B.) Aus Anla silbernen Hochjeit Ihrer Majestäten des e der Kaiserin bewilligten die städtischen Kollegien einen Betrag von 25 000 für die in Charlottenburg zu errichtende Musteranstalt zur Bekämpfung der Säauglingssterblich⸗ keit. Ferner sollen 15 000 aufgewendet werden für die Auz⸗

abe von Milch an arme Volksschüler und 3000 ollen der Armenverwaltung zur Verfügung gestellt werden zur Ausgabe von Säuglingsmilch an arme Familien. Endlich wurden die Kosten für eine Schrift „Ein Lebensbild des Kaisers⸗ bewilligt, die an die Schüler der Volksschulen verteilt werden soll.

Cöln, 13. Februar. (W. T. B.) Gestern abend nach 8 U. stieß auf dem Oberländer Ufer in einer Weiche ein .. drei Wagen bestedender Zug der Cöln⸗Bonner Ufer⸗ bahn mit einem Zuge der Cölner Straßenbahn in voller Fahrt jusammen. Bei dem Zusammenstoß wurden die Vorderflure der beiden aufeinanderfahrenden Trieb⸗ wagen zertrümmert. Wie die „Kölnische Zeitung“ mitteilt, wurden acht Personen schwer, mehrere leicht verletzt. Einer der beiden Wagenführer ist bereits gestorben. Die Ursache des Unglücks ist noch nicht festgestellt.

Nürnberg, 13. Februar. (W. T. B.) Aus Anlaß der silbernen Hochzeit Ihrer Majestäten des Cö“ der Kaiserin bewilligten die städtischen Kollegien einen an⸗ sehnlichen Betrag zur Stärkung der bereits bestehenden „Kaiser Wilhelm⸗Augusta⸗Goldene Hochzeitstiftung, die bezweckt, elternlofe hier beheimatete Kinder in Familien unterzubringen.

„London, 12. Februar. (W. T. B.) Gestern ging während eines Sturmes der Schleppnetzdampfer „Veronica“ aus Stavanger auf der Höhe von Lossiemouth mit der ganzen, zehn Mann starken Besatzung unter.

(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten,

1 geWeeiten und Dritten Beilage.)

Theater.

Kbnigliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ hhun. 43. Abonnementsvorstellung. Fra Diavolo. omische Oper in 3 Akten von Auber. Text von Anhene Scribe, bearbeitet von Karl Blum. Must⸗ kalische Leitung: Herr Kapellmeister von Strauß.

Herr Regisseur Braunschweig. Anfang

Uhr.

Schauspielhaus. 45. Abonnementsvorstellung. Othello, der Mohr von Venedig. Trauerspiel 1 illiam Shakespeare. Uebersetzt von Wolf Graf Baudissin (Schlegel⸗Tieck). Regie:

Herr Regisseur Hertzer. Anfang 7 ¼ Uhr. Donnerstaa: Opernhaus. 44. Abonnements⸗ vorstellung. Cavalleria rusticana. (Bauern⸗ ehre.) Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. nach dem gleichnamigen Volksstück von G. Verga. Der Lange Kerl. Ein lustig Spiel in 2 Aufzügen. Dichtung und Musik von Viktor

von Woikowsky⸗Biedau. Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 46. Abonnementsvorstellung. Lessings Nathan der Weise. Dramatisches

(I. Teil.)

Sonnabend,

Schützenliesel.

Todestag. KLessing. Anfang 7 ½ Uhr. liesel. MNeues Operntheater. Sonntag: 7. Billettreservesatz. Undine. Romantische Zauberoper in 4 Akten von Albert Lortzing. Text nach Fouqués Erzählung frei bearbeitet. Anfang 7 ½ Uhr. Der Blllett⸗

Tageskasse des Königichen Opernhauses gegen Zahlung eines Aufgeldes von 50 für jeden Sitzlatz statt.

Deutsches Theater. Mittwoch: Der Kauf⸗ *.¶oenment 4. 8. gnn. nerstag: e us un e . Freitag: Das Käthchen von Heübkane. I,gr

fang 8 Uhr.

bouroche.

Berliner Theater. Mittwoch: Hans in

g. 169,b wu⸗

Donnerstag: Der erspenstigen Zähmung. reitag: Die Jüdin ver Eeenfeagr. An 1 8

Sonntag: Die Jüdin von Toledo.

1 vorstellung. Die Weg zur Hölle.

Lessingtheater. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Und Pippa tauzt.

Donnerstag, Abends 7 ½ Ulr: Rosmersholm.

Freitag, Abends 8 Uhr: Und Pippa tanzt.

Schillertheuter. 0. (Wallnertheater.)

Miittwoch, Abends 8 Uhr: Königsglaube. Ein Fielisches⸗ rama in 5 Aufzügen von Hermann Stodte.

Mittwoch,

Donnerstag, Abends 8 Uhr: Cyprienne. Freitag, Abends 8 Uhr: Zapfenstreich.

N. (Friedrich Wilhelmstädtisches Theater.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Wanjuschins Kinder. Drama in 4 Akten von S. A. Naidjonow. Bearbeitung von Hans Kaufmann und

Donnerstag, Abends 8 Uhr: Ueber unsere Kraft.

Freitag, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Macht der Finsternis. 8 1 8 ——-—--— 8.

Theater des Westens. (Station Zoologischer Bei Garten. Kantstraße 12.) Mittwoch: Schützenliesel. (Fritz Werner, als Gast.) Anfang 7 ½ ÜUhr.

Donnerstag: Die Fledermaus. Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag (bei aufgehobenem Abonnement): Letztes und Oskar Braun.) Gastspiel von Isadora Duncan. Anfang 8 u Nachmittags Preisen: Der Königsleutnant. Abends 7 ½ Uhr: (Fritz Werner, als Gast.)

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Die Zauberflöte. Abends 7 ½ Uhr: Schützen⸗ (Fritz Werner, als Gast.)

Komische Oper. Mittwoch: Der Corregidor. 8 e; hierzu findet von Donnerstag ab an der Pelen; Bon Fecgunse,ne⸗ 8 3

onnabend: Hoffmanns Erzählungen.

Neues Theater. Mittwoch: Salome. An⸗

Donnerstag: Ein Sommernachtstraum. Anfang Freitag: Die Neuvermählten.

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Mittwoch,

Abends 8 Uhr: Der Weg zur Hölle. 1 d Donnerstag: Der Weg zur Hölle. nnabend: Haus in allen Gassen. FPetng; Der Weg zur Hölle. onnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Wohltätigkeits⸗ Juden. Abends 8 ÜUhr:

Residenztheater. (Direktion: Richard Alerander.) Abends 3 Uhr:

Satirischer Schwank in 3 Akt und Jules Chancel.

Donnerstag und folgende 5 2 8 folgende Tage: Der Prinz Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Denise.

Thaliatheater. (Dresdener

Deutsche Max Lie. Fünfe!

Bentraltheater. Mittwoch, halben Preisen: Operette in 3 Akten. Oskar Braun.) Donnerstag: Der Mikado.

und Karl Schulz.)

kleinen Sonnabend,

3 Uhr: Bei

Werber und Oskar Braun.)

9.

Direktion: Kren und Schönfeld. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Bis früh um Fünfe! Gesang in 3 Akten von Jean Kren und Arthur Lippschitz. Musik von Paul Lincke.

Donnerstag und folgende Tage:

Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Charleys Tante. (Guido Thielscher in der Titelrolle.) 8 1b

Bruder Straubinger. (Mit Mia Werber und

(Mit Mia Werber r. Freitag: Das süße Mädel. (Mit Mia Werber

Nachmittags 4 Uhr: Bei Preisen: Schneeweißchen und Nosenrot. Abends 8 Uhr: Die Glocken von Corneville. (Mit Mia

Sponntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei balben Preisen: Der Zigeunerbaron. Abends 7 ½ Uhr: Der Mitkado. (Mit Mia Werber und Oskar Braun.)

Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof

Friedrichstraße.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Loulou. Donnerstag bis Sonnabend: Loulou.

Tennessee⸗Studenten. Neue Gesänge und Tänze Galaprogramm, sämtliche Spezialitäten und Direktor Albert Schumanns anerkannt un⸗ erreicht dastehende Originalschul⸗ und Frei⸗ heitsdressuren. Zum Schluß: Das große Pracht⸗ Femina, das neue Frauen⸗ reich.

Straße 72/73.)

Schwank mit

Bis früh um

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*

Abends 8 Uhr: Familiennachrichten.

Verlobt: Magdalena von Wrangel mit Hrn. Ritt⸗ meister a. D. Max von der Groeben (Berlin). Frl. Dorothee Wabnschaffe mit Hrn. Regierungs⸗ ossessor Anton Wallroth (Rosenfelde, Kr. Deutsch⸗ Krone Landsberg a. W.).

Verehelicht: Hr. Oberförster und Oberleutnant i. Reit. Feldjägerkorps Richard Kayser mit Ftil. Johanna Landsberg (Berlin). .Leutnant Karl Becker mit Frl. Ella Wasmuth (Stettin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Major z. D. Eugen von Trossel (Bromberg). Hrn. Fritz Fehin. von der Borch (Löseck). Hrn. Friedrich von Ammon (Cunow bei Bobersberg). Eine Tochter: Hrn. Justizrat Dr. Krönig (Berlin).

8 Leqesem von Poten (Minden i. W.).

halben

n. Leutnant von Schmidt⸗Pauli (Potsdam). Hrn. von Somnitz (Charbrow).

Gestorben: Hr. Oberstleutnant a. D. Alexander von Bentheim (Radebeul). Hr. Ritterguts⸗ besitzer Oscar von Bonin⸗Mersinke (Landquart,

Konzerte.

Hierauf: Bou⸗

Ter

8 28

2 eibenreich. Der Prinzgemahl. aam⸗

Singakademie. Mittwoch, Abends 8 Uhr: II. Konzert (Schubert⸗Brahms⸗Abend) voen Else Schünemann.

geethoven-Saal. Mittwoch, Abends 8 Uhr: IIII. Klavierabend von Ferruceio Busoni.

Römischer Hof, Unter den Linden 39. Mitt⸗ woch, Abends 8 Uhr: Konzert von Margarete

Schweiz). Hr. Landgerichtsrat a. D. Hunold b von Ablefeld (Kiel). Hr. Hauptmann Paul Apel (Gnesen). Thekla Freifr. von Secken⸗ dorff, geb. von Beulwitz (Dresden). Fr. Pro⸗ bles Sophie Müller, geb. Roesener (Quedlin⸗ urg).

Saal Bechstein. Mittwoch, Abeads 7 ½ Uhr: Konzert von Emmy Wolfsthal (Visline).

Verantwortlicher Redakteur: Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Elf Beilagen

(einschließlich Börsen⸗Beilage), sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffeut⸗

Deutsch von Wilbelm Thal.

Birhus Albert Schumann. Mittwoch, Abends präzise 7 ½, Uhr: Galabenefiz eeeehac⸗ Auftreten) für die waͤhrend ihres hiesigen Aufent gewordenen Alice Mitchell und ihre 20 farbigen 1

lichen Anzeigers (einschließlich der

1r.. e- 29enagher debehcn es, dha e

alts so beliebt 6 efen, een,e⸗hen g2”

bis 10. Februar 1906

Erste Beilage

chen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

Berlin, Dienstag, den 13. Februar

——

1906.

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

gering

Y mittel gut Verkaufte

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

Menge

niedrigster

höchster

höchster niedrigster höchster

niedrigster

Doppelzentner

igen

Durchschnitts⸗ Am vori am Markttage

preis ööu (Spalte 1) für nach überschläglicher

1 Doppel⸗ Schätzung verkauft

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8 8 (Preis unbekannt)

Qualität Außerdem wurden

Verkaufs⸗

wert

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15,50 14,50

16,20

Breslau. Strehlen i. Schl.

Grünberg i. Schl. Löwenberg i. Schl. W1“ Aalen i. Wrttbg.. Giengen a. Brenz

Babenhausen. Illertissen.. Aalen i. Wrttbg.. Giengen a. Brenz Geislingen..

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Posen 11““ reslau. Breslau Strehlen i. Schl. Grünberg i. Schl. Löwenberg i. Schl. Aalen i. Wrttbg.. Giengen a. Brenz Riedlingen.

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Grünberg i. Schl.

Löwenberg i. Schl. Oppeln. EEE1111“ . Aalen i. Wrttbg.. 8 Giengen a. Brenz ... Riedlingen . . . . . 1

Bemerkungen.

2 2 2 ( a2 n

15,90

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentn

Weizen. 16,40 16,50 15,75 17,00 16 50 17,40

16,80 17,70 17,70

16,70 16,40 16,40

19,80 Kernen (enthülster Spelz, Dinkel, Fesen 18,60 18,60 18,60 18,60 19,80 20,20 20,20 18,40 18,40 19,20 19,40 19,80

Roggen. 14,80 15,20

15,10 15,05 15,60 15,40 15,60 15,30 15,60 15,20 15,40 15,10 16,10

16.00

17,30 17,00

17,40

16,00 15,75 16,50 16.80 16,70 19,80

18,50 18,50

19,80 19,20

14.60 14,90 15,05 15,40 15,30 15,20 15,10

15,80 15,60 15,60 15,60 15,40 16,10 16,00

15,20 15,50 en 16,80

Gerste.

15,60 14,10 15,40 15,10 15,50 18 00 17,60 17,40

Hafer. 14,90

15,80 14,40 14,70 15,20 18,00 15,80

16,80

16,00 14,50 15,40 15,10 15,50 18,090 17,60 17,80

15,50 14,00 14,45 14,30 15,10 17,20 17,00

15,00 13,60 14 45 14,30 15,10 17,20 17,40 17,00

15,40

15,80 14,40 14,70 15.20 18,00 15,80

14,80

15,40 14,10 14,55 14,70 17,42

14,40

15.40 14,10 14,55 14,70 16,90

16,80 17,00

er und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

16,00

.

4 820 17,21 33 16,40

3 360 17,22 18,40

2 418 18,40

19,88 18,46 18,82

18,60

19,92 18,j40 19,52

14,63 15,00

15,20 15,61 16,33 16,40

14/,61 15,00

15,20 15,63 15,50 16,80

14,11

14,50

18,02 17,69 16,96

17,74 17,57 17,00

14,50

14,55 15,00 17,41

16 95

14,50 14,55 15,00 17,08

9 5

Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

1 Deutscher Reichstag.

41. Sitzung vom 12. Februar 1906, Nachmittags 1 Uhr 1“ Minuten. 8

(Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

The de. dritte Beratung des Entwurfs eines Ge⸗ setzes, betreffend Aenderung des Gesetzes über die Angelegen⸗ heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, und Föriseßin der zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffen die Feststellung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1906, Spezialetat: Reichsamt des Innern.

Nach endgültiger Annahme des Gesetzentwurfs über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit wird, wie in der gestrigen Nummer des Blattes berichtet worden ist, die des zweiten Punktes der Tagesordnung mit dem Kap. 7 Tit. 1 der fortdauernden Ausgaben: Besoldungen Staatssekretär ꝛc. fortgesetzt.

Abg. Stadthagen (So.) fortfahrend: Es ist Tatsache, daß die Vorstandsmitglieder 1” gearbeitet haben und die Kasse vorzüglich geleitet ist. Der Abg. Eickhoff hat einen Fall hier präludiert, aber in einer Weise, die sich würdig der Haltung der Freien Deutschen Presse anreiht. In Remscheid hatte die Kasse, seit 1899 ein Streik der damaligen Aerzte stattgefunden hatte, das System der freien Arztwahl verabschiedet und war zu dem System der festangestellten Aerzte übergegangen. Der Leipziger Freie Aerzte⸗ verband versuchte seine Machenschaften dagegen, suchte die Aerzte ver⸗

eblich zum Kontraktbru zu bewegen, bis es im vorigen ahre gelang, zwei Aerzte zum Streiken zu bewegen. Wenn Aerzte ein Gehalt von 7, bis 8000 ℳ, das sie lediglich durch Arbeiter beziehen, als ein kaum eben auskömmliches Gehalt be⸗ süichnen, so vergessen sie, daß nach der preußischen Einkommensteuer⸗ tatistik noch nicht ganz 1 ½ % der Bevölkerung mehr als 6000 Einkommen haben. Der Redner geht auf die Einzelheiten des Vorganges in Remscheid näher ein. Die Behörde hatte hinter den Aerzten ge⸗ standen und freie Arztwahl eingeführt mit dem Pauschale von 6,50 pro Kassenmitglied; vom 1. Oktober ab aber sind die Machinationen weitergegangen und haben schließlich zu der Verfügung des Ober⸗. bürgermeisters vom 1. Februar geführt, die weder formell noch sachlich gerechtfertigt ist, sondern bloß ein parteipolitisches Manöver gegen die Arbeiter darstellt. Es ist darin davon die Rede, daß durch das System der angestellten Fnemaesh die Aerzte in eine unerträgliche Abhängigkeit von dem Kassenvorstand geraten seien. Wie ist es möglich, daß der Oberbürgermeister wegen eines Zustandes, der schon am 15. Oktober ein Ende genommen hatte, im Februar porging? Die Aufsichtsbehörde hat kein Recht, von dem Kassenvorstande zu verlangen, die Krankenjournale von den Aerzten zur Einsicht ein⸗ zufordern. Aber auch abgesehen davon, ist denn der Oberbürgermeister blind gewesen, daß er jahrelang eine angebliche Verschleierung duldete? Ich kann mir nicht denken, daß er im guten Glauben gehandelt hat. Es ist unwahr, daß der Vorstand jemals einen Arzt Dr. Clemens kommandiert hat, die Unwahrheit zu beschein ge⸗ Ein solches Vorgehen gegen die PE11“ der Kasse ist unerhört. Der Staatssekretär konnte sagen, es gebe noch ein Verwaltungs⸗ treitverfahren. Ehe aber dieses Verfahren beendet ist, kann der Oberbürgermeister sehr viel Unheil anrichten, dessen Kosten die armen Arbeiter zu bezahlen haben. Es scheint so, als ob ein Mitglied der

Regierung mit dem Vorgehen des Oberbürgermeisters einverstanden war. roße Unruhe und Zwischenrufe.) Wenn mir entgegen⸗ gehalten wird (Präsident Graf von Ballestrem: Ich bitte Sie, auf Zwischenrufe nicht zu antworten, halten Sie Ihre Rede und damit basta!) Ich bedauere, auf solche Angriffe antworten zu müssen. Unwahr ist ferner, daß ein ungeeigneter Beamter angestellt wurde; die Revision hat das Gegenteil bewiesen. Unrichtig ist dann, daß zu viele Beamte angestellt worden seien, es sind nur 7. Beamte an cftellt worden, während Düsseldorf 21 angestellt hat. Auch bezüglich der Verwaltungskosten steht Remscheid auffällig günstig gegenüber anderen Kassen da. Auch die Crefelder Kasse hat weniger Kosten. Der Oberbürgermeister hat behauptet, daß Kassen⸗ beamte für sozialdemokratische Zwecke beurlaubt wurden. Das ist unwahr. Ein schlimmeres Vorgehen, einen gewalttätigeren Eingriff gegen die Selbstverwaltung kann man sich gar nicht denken, zumal nicht gegen eine Kasse, die für ihre Mitglieder so Hervor⸗ ragendes geleistet hat. Es 8 hier ein Amtsmißbrauch vor, der nach dem Strafgesetzbuch strafbar ist. Der Reichskanzler hat alle Veranlassung, zu verhindern, daß sich solche Fälle wieder⸗ holen. Es besteht hier gewissermaßen ein System, denn ich habe schon im vorigen Jahre ähnliche Fälle vorgetragen. Ich verweise auf Hannover und Hamburg. Die Abgg. Eickhoff und Mehen haben ja nicht den Grad der Bedeutung, den se sich beilegen. enn man über einen schmutzigen Fahrdamm geht und sich dabet beschmutzt, so kann man eben nichts dafür. Der Abg. Mugdan sagte, ich befände mich in einem krankhaften Zustande, und meinte, die rusfische Repolution hätte den Führern der Sozialdemokratie den Kopf vollständig verrückt emacht. Ich werde ihm auf dieses Niveau nicht folgen, mich über⸗ aupt mit seinen Ausführungen nicht weiter beschäftigen. Ich kann den Reichskanzler nur nochmals bitten, endlich auch auf dem Gebiete der Heimarbeiter von schönen Worten zu Taten überzugehen. Die Zahl der Unfälle in der Landwirtschaft nimmt von Jahr zu Jahr zu. Die Großgrundbesitzer haben trotz der Rede des Deutschen Kaisers vom Jahre 1890 zur Verhütung von Unfällen fast nichts getan. Die landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften geben für die Arbeiter⸗ versicherung pro Tag und Arbeiter nur 0,85 ₰, also noch nicht ein⸗ mal einen Pfennig aus, und da sprechen die Großgrundbesitzer von unerschwinglichen Lasten, und das nachdem ihnen durch die Zölle wiederum Millionen in den Schoß geworfen sind. Zu wahren Hungerlöhnen zieht die Landwirtschaft Arbeiter aus dem Ausland herbei, ja, es ist wiederholt der Vorschlag gemacht worden, die be⸗ dürfnislosen Kulis aus Ostasien als Sklaven nach Deutschland zu bringen. Die immer mehr steigende Unfallziffer würde wieder herabgedrückt werden können durch eine Regelung der Arbeitszeit und den Schutz des Koalitionsrechts und den Ausbau der Unfallversicherungsgesetzzebung. Aber ich habe wenig Hoff⸗ nung, daß die Regierung in dieser Hinsicht vorgehen wird, wenn e von der Arbeiterschaft nicht noch mehr gestoßen wird. Wie viele Menschen werden jetzt durch Fahrlässigkeit der Unternehmer um Ge⸗ sundheit und Leben gebracht! Aber die größten Verbrecher laufen un⸗ gestraft frei herum. Die deutsche und preußische Regierung scheint keine wirklichen Verbrechen mehr finden zu können. ie kommt es denn, daß wirkliche Verbrechen auf dem Gebiete des Pgettes cr es nicht verfolgt werden, während die Arbeitervertreter, die für die Rechte der Arbeiter eintreten, mit der größten Schnellig⸗ keit und Vehemenz verfolgt werden? Das liegt am System, da das Volk nicht gkeichberechitgt ist, sondern ewig Helot und Sklave

bleiben soll zu Gunsten der Wohlhabenden, die behaupten, notleidend zu sein, wahrend sie im Ueberfluß leben. Nach der preußischen Ver⸗

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mögenssteuerstatistik ist das Vermögen in 21 Jahren um rund 19 Milliarden gestiegen, und da erklären diese Wohlhabenden, sie leiden Not, und legen der sozialen Gesetzgebung einen Hemmschuh an! Und die Regierung hält die Hände in den Taschen und verteuert noch den Arbeitern die Lebensmittel. Bei einer solchen Struktur muß die Gesellschaft zusammenbrechen. Der Arbeiter, der dadurch nicht erbittert wird, muß außerordentlich tief stehen. Ich ersuche die Regierung dringend, die wenigen Reformen, die ich verlangt habe, noch in dieser Session vorzunehmen. Möge die Regierung zeigen, daß sie nicht nur für die Wohlhabenden und Reichen, nicht nur für die Rhinozerosse arbeiten will.

Abg. Dr. Beumer (nl.): Der Abg. Hue, der heute leider nicht hier ist, fragte mich neulich, ob ich jemals in einem Walzwerk oder einem andern Feuerbetriebe gearbeitet habe. Leider nein; aber auch der Abg. Hue gibt sich seit 1894 dieser Tätigkeit nicht mehr hin, sondern beschränkt sich auf geistige Arbeit am Redaktionstisch und auf der Rednertribüne. Wenn er aber andeuten wollte, als ob ich kein Mann des praktischen Lebens sei und niemals die Arbeit mit der Hand kennen gelernt hätte, so kann ich sagen, daß ich seit meinem 7. Lebensjahre schwer körperlich gearbeitet habe, daß ich als Knabe und Jüngling in der Landwirtschaft meine Zeit zwischen Gymnasialstudien und Handarbeit geteilt habe und häufig unter einer mehr als 14 stündigen Arbeitszeit nicht ausgekommen bin. In meiner Jugend war man noch nicht so empfindlich im Punkte der Ueberbürdung. Ich segne heute diese schwere Jugend, sie hat mich kennen gelehrt, wie schwer es ist, mit der Hand zu arbeiten, und hat mich den Wert der Arbeit schätzen gelehrt, aber auch mich überzeugt, daß man nicht durch Vorspiegelungen gewisser politischer Par⸗ teien, sondern durch eigene Arbeit glücklich wird. Es wird dem Abg. Hue nicht gelingen, mich bei den Arbeitern meines Wahlkreises als einen bequemlebenden Menschen hinzustellen, denn sie wissen, daß ich heute noch manchen 16 stündigen Arbeitstag in meinem schweren Amte habe. Er mag sich also andere Personen für solche Vergleiche aussuchen. Bei seinen sonstigen Ausführungen werden sich am meisten die Arbeiter gewundert haben, wenn sie lasen, in welchen unglaub⸗ lichen Verhältnissen sie in der Stahl⸗ und Eisenindustrie arbeiten. Wenn das alles so wäre, wie der Abg. Hue behauptet, dann ver⸗ dienten die sämtlichen Gewerbeaufsichtsbeamten ihres Amtes enthoben zu werden. Ich kann es den amtlichen Stellen überlassen, nach⸗ zuweisen, daß diese Beamten ihre Pllicht tun. Der Abg. Hue lobte die Meisterwerke der Industrie und Technik auf der Düsseldorfer Aus⸗ stellung von 1902. Wenn die rheinisch⸗westfälische Eisen⸗ und Stahl⸗ industrie ihre Arbeiter lahrelang so ausgemergelt hätte, wie der Abg. Hue behauptet, so hätten diese Leute solche Meisterwerke der Kunst nicht schaffen können. Ich habe mich gerade gefreut, zu sehen, wie die von den Werken nach Düsseldorf geschickten Arbeiter mit leuchtenden Augen das Werk ihrer Hände auf der Ausstellung besahen. Das waren keine ausgemergelten Gestalten, sondern kräftige sehnige Männer, denen man die Freude am Dasein aus den Augen absah. An diesem Erfolge der Eisen⸗ und Stahlindustrie Rheinlands und Westfalens sind die leitenden Persönlichkeiten der Werke und die In⸗ genieure beteiligt. Die Worte, die der Staatssekretär über die Mitbeteiligung der Arbeiter gesprochen hat, werden in Weise ausgeschlachtet. Es zeigt das, wie gefährlich es ist, in ein⸗ seitiger Weise einen Teil zu loben und den anderen nicht zu nennen. Es kommt nicht darauf an, was der Staatssekretär vor ein paar Jahren auf dem Deutschen Handelstag gesagt hat, sondern darauf, was er hier gesagt hat, und wenn er nun nachliest, wie eine gewisse Presse das ausschlachtet, so wird er zur

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