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Der Staat faßt es jetzt in dankenswerte W is- auch als seine Auf⸗ gabe auf, für eine gute Mädchenbildung zu sorgen. Ich bin dankbar, daß hier der Grund gelegt wird für eine allgemeine Bildung unserer heranwachsenden weiblichen Jugend in gesunden Bahnen, ohne daß sie sich wie bisher die höchste Bildung gewissermassen in einer Prese mit Preisgabe ihrer körperlichen Gesundheit erkaufen mußten. Nicht zu Salonfräuleins, zu einem Spielzeug, müssen wir die Mädchen erziehen, sondern zu wirklichen Mithelfern. An dem Oberlyzeum sollen aber nicht nur diejenigen Mädchen teilnehmen, die zum Uni⸗ versitätsstudium übergehen wollen, sondern auch diejenigen, die ihren eigentlichen Beruf in der Ehe sehen. Mögen sich diejenigen Männer freuen, die dann eine Frau haben, die durch das Oberlyzeum
gegangen ist.
Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ angelegenheiten Dr. Studt:
Meine Herren! In den Ausführungen der Herren Vorredner sind Anregungen gegeben und Fragen aufgeworfen worden, die ich zum Gegenstand einer umfassenden Erwiderung zu machen mir gestatte.
Zunächst möchte ich auf die Frage des Lehrermangels, die hier schon oft berührt worden ist, noch einmal kurz eingehen. Es ist be⸗ kannt, daß der Lehrermangel im wesentlichen auf zwei Ursachen zurück⸗ zuführen ist. Die eine Ursache war die Verlängerung der Militär⸗ dienstzeit der Lehrer von 10 Wochen auf 1 Jahr; die andere die Nichtberücksichtigung der starken Bevölkerungsvermehrung und Fluktuation im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts. Man hat nicht dafür gesorgt, daß die Seminare und Präparandenanstalten, welche zur Deckung des aus beiden Gründen erforderlichen Mehr⸗ bedarfs an Lehramtsbewerbern und Bewerberinnen erforderlich waren, zur rechten Zeit fertiggestellt wurden. Die sehr üblen Folgen, die ich namentlich schmerzlich zu empfinden habe, zeigen sich seit ungefähr sechs Jahren. Ich habe sofort bei Uebernahme meines Amtes die Gefahr erkannt und die entsprechenden Anträge bei den zuständigen Stellen gestellt. Es ist aber nicht möglich, gewesen, die zur Deckung der Fehlbeträge aus der Vergangenheit erforderlichen Vorbildungsanstalten sofort zu beschaffen und dem gleich⸗ zeitig fortschreitenden — und zwar sehr stark fortschreitenden — Be⸗ dürfnis entsprechend die Lehrerbildungseinrichtungen zu vermehren; dadurch ist im Laufe der vergangenen 6 Jahre der Lehrermangel allmählich immer stärker hervorgetreten. Es wird Sie aber inter⸗ essieren, zu hören, daß wir, jetzt, nachdem Sie bereitwilligst alle Vor⸗ schläge der Königlichen Staatsregierung hinsichtlich der Beschaffung neuer Lehrer⸗ und Lehrerinnenbildungsanstalten genehmigt haben, doch bereits den Anfang einer Besserung feststellen können. Ich muß zunächst hervorheben, daß zu unterscheiden ist zwischen dem gewöhnlichen Bedürfnis, das alle Jahre hervortritt und her⸗ vorgerufen wird durch den Abgang oder den Tod der Lehrer, und dem Bedürfnis nach Errichtung neuer Lehrerstellen, das mit der erheblichen Bevölkerungszunahme verbunden ist. Hinsichtlich der Errichtung neuer Lehrerstellen kommt noch ein weiteres Moment hinzu, nämlich der Umstand, daß es in vielen Fällen gelungen ist und auch notwendig war, die überfüllten Schulklassen zu teilen, ganz unabhängig von der Vermehrung der Bevölkerungszahl, um die dringenden Uebelstände, die auf diesem Gebiete zweifellos vorhanden waren, zu beseitigen.
Sowohl zur Besetzung der durch Pensionierung und Tod ꝛc. erledigten Stellen, als auch für die Besetzung neu errichteter Stellen ist ein immer steigender Bedarf zu verzeichnen gewesen, während die Vermehrung der Zahl der Lehramtsbewerber⸗ und Bewerberinnen naturgemäß nur eine allmähliche sein konnte. So ist es denn im Laufe der Zeit gekommen, daß die Zahl der vakanten Schulstellen sich in geradezu unheimlicher Weise vermehrt hat. Jetzt ist endlich die Bahn eröffnet, um diesem Uebelstande abzuhelfen, und ich kann einige Zahlen anführen, die Ihnen vielleicht die Ueberzeugung liefern werden,
daß in nicht allzu ferner Zeit Remedur eintreten wird. Ich bin
dabei nicht in der Lage — das möchte ich namentlich einem der Herren Vorredner gegenüber besonders erklären — schon zu behaupten, daß das Jahr 1908 diesen Uebelstand mit einem Male beseitigen werde. Ich glaube, es wird noch längere Zeit vergehen, namentlich nachdem die neueren Erfahrungen bestätigen, daß die An⸗ zahl der neu zu errichtenden Lehrerstellen eine unerwartet große ist infolge der raschen Bevölkerungszunahme, besonders im Westen. Trotzdem sind Aussichten zu einer Besserung in absehbarer Zeit vor⸗ handen, wenn die Anstrengungen der Unterrichtsverwaltung weiter fortgesetzt werden. Zum Beweise hierfür mögen folgende Zahlen dienen.
In den beiden letztvergangenen Etatsjahren (1903 und 1904) waren zur Besetzung erledigter Stellen 3995 (1903) und 5672 (1904), zur Besetzung neuerrichtetrr Stellen 1854 (1903) und 2623 (1904), zu⸗ sammen 5849 (1903) und 8295 (1904) Lehrkräfte nötig.
Demgegenüber betrug die Zahl der zur Teckung vorhandenen Lehramtsbewerber und Bewerberinnen 1903: 4850, 1904 aber 7508, sodaß die Differenz zwischen Bedarf und Deckung 1903 sich auf 999, 1904 auf 787 stellte.
Hiernach machte sich im Etatsjahre 1904 die Wirkung der im Jahre 1901 eingerichteten außerordentlichen Seminarkurse und der in diesem Jahre eingerichteten 3 neuen Seminare schon bemerkbar, in⸗ dem trotz der sehr gestiegenen Zahl der erledigten Stellen und der neu errichteten Stellen die Zahl der zur Verfügung stehenden Lehr⸗ amtsbewerber und ⸗Bewerberinnen derart zunahm, daß die Differenz zwischen Bedarf und Deckung, die 1903 999 betrug, auf 787 zu⸗ rückging.
Ich wollte nur das eine Beispiel anführen, um daran die weitere Bemerkung zu knüpfen, daß diese Tatsacke in Ver⸗ bindung mit dem bereits in der Kommission dargelegten stetigen
der Zahl der vorhandenen Seminaristen und Präpa⸗
zu der Hoffnung berechtigt, daß bei Fortsetzung der in dem letzten Jahren getroffenen Maßnahmen der Lehrermangel allmählich überwunden werden wird. Vielleicht interessiert es Sie uch, die Zahlen der Zunahme der an Volksschulen angestellten Lehr⸗ räfte in Preußen zu erfahren. Die Gesamtzahl der vorhandenen Lehrkräfte ist von 88 702 am Schlusse des Etatsjahrs 1901 auf 96 879 am Schlusse des Etatsjahrs 1904 gewachsen. Im laufenden Jahre 1906 wird die Zahl der vorhandenen Lehrkräfte vorauessichtlich 100 000 übersteigen. Sie sehen, welcher Aufgabe die Unterrichts⸗ verwaltung gegenübersteht, um all den Ansprüchen gerecht zu werden, die in dieser Beziehung, wie ich allerdings anerkennen muß, mit vollem Recht, an uns gestellt werden.
Nun, meine Herren, möchte ich auf die Frage der Pensions⸗ fähigmachung der Zulagen für die Leiter und Lehrpersonen der Lehrer⸗
Lehrerinnenbildu gsanstalten übergehen. Ich erkenne die treue
rer und Lehrerinnen der Seminare jahrein in der schwierigen Aufgabe sondern auch in pädagogischer ulichkelten heranzuziehen, die die sie in verhältnis⸗ llem Maße materiellen Lage dieser Lehr⸗ ltung stets bemüht,
Arbeit an, welche die Leiter, Leh und Präparandenanstalten jahraus leisten, nicht bloß in unterrichtlicher, ehramtsbewerber zu Pers der überaus verantwortungsvollen mäßig jungen Jahren trifft, Hebung der personen hat sich die Unterrichtsverwa
Hinsicht die L.
stellung erreicht ist, so sind damit
Ich glaube, es wird richtig sein, bzuwarten, welche mit dem gegen⸗ bunden sind. Sollte die Notwendig⸗ g eintreten zu lassen, so wird ihrige thun, um dieses Ziel zu er⸗ Versicherung vorlieb zu
Jahre die Möglichkeit einer Besser große Schwierigkeiten überwunden. zunächst einmal die Erfahrungen
wärtigen verbesserten Zustande ver keit hervortreten, darin eine Ae die Unterrichtsverwaltung das reichen; einstweilen bitte ich, mit dieser
ich auf die hier geäußerten budget⸗ sichtlich der Frage, ob die bezügliche durch Streichung des Wortes budgetrechtlichen Bedenken sind ja von ch von verschiedenen Vertretern der Parteien darüber kein Wort weiter ser Hinsicht bei dem be⸗
Auf der anderen Seite darf rechtlichen Bedenken hinweisen hin Etatsposition die beantragte Ae⸗ „nicht“ erfahren kann. verschiedenen Seiten und au hier so geäußert worden, daß ich glaube, verlieren zu dürfen. Ich bitte es also in die stehenden Zustande zu belassen.
Was den Antrag des Herrn Abg. so hat die Königliche Staat dazu entschließen können, in besoldung den Betrag von 2 R Die Königliche Staatsregierung is dadurch wieder neue wird; sie hat aber geglaubt, vorigen Jahre mit überwiegender zur Tagesordnung übergeher sache entsprechen zu sollen. das größte Gewicht darauf, eingestellten 2 ¾ Millionen wird. Sie schlägt daher vor, den 5 Bemerkungen in der Etatsbegründung — daß mit Hilfe dieser Mittel das Grunde allein stehenden Lehrer auf mindestens 1100 auf mindestens 1000 ℳ, das der und der Mindestsatz der Alterszulagen auf 120, für 100 ℳ erhöht werde; zur Beseitigung sonstiger Härten un heiten dürfen diese Mittel nicht verwendet werden.
Meine Herren, die von der Königlichen Staatsre e Aktion verursacht einen Kostenaufwand von rund 4 Millionen davon werden 2 750 000 + 200 000 ℳ (im Etat für Staatsmitteln bereitgestellt; 1 Million werden die Schulverbände wohl ohn
Freiherrn von Zedlitz betrifft, chweren Bedenken sich den diesjährigen Etat für Zwecke der Lehrer⸗ Millionen aufzunehmen. (Hört! hört! rechts.) t nicht im Zweifel darüber, daß beteiligten Kreise getragen werden über den von dem hohen Hause im Mehrheit gefaßten Beschluß nicht en, vielmehr ihm in der Haupt⸗ Die Königliche Staatsregierung legt aber daß für die Verwendung der in den Etat Mark ihr ein fester Anhaltspunkt gegeben zerwendungszweck — entsprechend den ausdrücklich dahin festzulegen, gehalt der Ersten und der ℳ, das der anderen Lehrer Lehrerinnen auf mindestens
sregierung erst nach s
Unruhe in die
Lehrerinnen auf
gierung Ihnen vor⸗
(hört, hört!); 1905 vorgesehen) aus den Rest von
e Bedruck aufbringen
der Erhöhung des Grundgehalts auf 1100 ℳ werden über von der Erhöhung des Grund⸗ en also 24 300 Lehrer Vorteil
Alterszulage ebenso werden bei der Erhöhung der hrerinnen Berücksichtigung erfahren. richtig, daß bei der Durchführung ten Vorteil haben werde. Auch eine n westlichen Provinzen wird aufgebessert 7500 Erste und allein der Erhöhung des
22 000 Erste und allein stehende Lehrer, gehalts auf 1000 ℳ noch 2300, 3
17 520 Lehrern zugute kommen; Alterszulage auf 100 ℳ 1852 Meine Herren, es ist nicht dieses Vorgehens le große Zahl von Stellen in de werden. Zum Beispiel werden nicht weniger als rund stehende Lehrer in den westlichen Provinzen bei auf 1100 ℳ berücksichtigt werden. der Drucksachen gestellten von Zedlitz anlangt, so laufen beide Mindestsatzes der Alters⸗
diglich der Of
Grundgehalts
Was nun die auf den Nrn. 125 und 139 Anträge Keruth u. Gen. und darauf hinaus, daß behufs Erhöhung des zulagen der Titel 34 für 1907 um weitere 2 Millionen verstärkt werden soll.
Meine Herren, die Königliche trägen widersprechen, weil es nicht au der künftigen Neuregelung der Lehrerbesoldu vorgegriffen werden würde Jahres hier in diesem ho die Unterricht abschiedung des des Lehrerbesoldungs dringend, mit Rücksicht iner weiteren umfangrei naturgemäß immer neue rufen würde, zu drängen.
Meine Herren, dasselbe gilt der Herr Abg. Hackenberg beute ge der Stellvertreter der Lehrer, hinsi Lehrkräfte und der Lehrerinnen an den Seminaren. nete ist außerdem noch gekommen auf ein Uebermaß von Aufsicht, das bei der Volksschule i Meine Herren, ich habe vorhin schon erwähnt, Lehrkräfte an den Volksschulen haben. Daß namentlich über die jüngeren Kräfte, alle Parteien einverstanden; es kommt nur
und ich glaube nicht, daß ein
Unterrichtsverwaltung geübt wird; tentionen durchaus nicht entsprechen. fahrungen des Herrn Hackenberg beziehen sich, glaube ich, auf einen Bezirk, wo verhältnismäßig viele Aufsichtskräfte zur Verfügung Im Osten der Monarchie ist es sehr häufig vorgekommen, daß geklagt wird über die mangelhafte dem noch in Betracht zu ziehen die vie anerkenne, dankenswerten Anregungen,
Staatsregierung muß diesen An⸗ sgeschlessen erscheint, daß dadurch ng in unzulässiger Weise ich am 11. Dezember vorigen hen Hause zu erklären die Ehre hatte, hat sicht genommen, alsbald nach Ver⸗ Schulunterhaltungsgesetzes die Frage einer Revision gesetzs in Erwägung zu nehmen. Ich bitte bierauf die Unterrichtsverwaltung nicht zu hen interimistischen Besoldungsregelung, die Unruhe in den beteiligten Kreisen hervor⸗
rwaltung in Aus
in bezug auf die Anregungen, die geben hat hinsichtlich der Besoldung chtlich der Besoldung der weiblichen
Der Herr Ab m Laufe der Zeit Platz gegriffen habe. daß wir beinahe 100 000 eine Aufsicht geübt werden muß darin sind ja im Prinzip darauf an, wie die Aufsicht erfolgt, Uebermaß von Aufsicht seitens der das würde meinen
Aufsicht, und ich bitte außer⸗ lfachen, wie ich ohne weiteres die auch durch die Tagespresse werden, die notwendig zu berücksichtigen sind, wenn nicht sich dem Vorwurf Förderung des Unterrichtswesens Daraus bitte tsverwaltung doch genötigt ist, in tunlichst dieselbe hin und wieder ja nach dem Satze: „errare ist, so wird selbst⸗ llen auf diesbezügliche Be⸗
Königliche Staatsregierung daß in bezug auf die genügendes klären, daß die Unterrich weitem Umfange eine Aufsicht zu üben; sollte zu Belästigungen führen, wie das humanum est“
durchaus nicht ausgeschlossen verständlich auch in entsprechenden Einzelfa
schwerden Remedur eintreten. Ich kann im übrigen nur die Ver⸗ sicherung geben, daß die allgemeinen Weisungen, die hinsichtlich der Ausübung dieser Aufsicht gegeben worden sind — auch in neuerer Zeit noch gegeben worden sind — wie ich glaube, ganz geeignet erscheinen, etwaige Unzuträglichkeiten zu verhüten.
Nun, meine Herren, ich bitte, nicht nur hinsichtlich des Umfangs, sondern auch in bezug auf dasz innere Wesen, der außerordentlich schwierigen Aufgabe, die die Unterrichtsverwaltung auf dem Gebiete des Volksschulwesens zu lösen hat, doch auf der andern Seite ihr die Anerkennung nicht zu versagen, daß in den letzten 6 bis 7 Jahren sehr viel, namentlich für die materielle Hebung des gesamten Volksschul⸗ wesens geschehen ist, und nicht in letzter Reihe auch für die Förderung der materiellen Interessen des Lehrerstandes. Ich kann in der Beziehung wirklich behaupten: Nullus annus sine linea. Ich bitte aus den bisherigen Etatsentwürfen zu entnehmen, welche großen Summen von der Finanzverwaltung zur Verfügung gestellt worden sind, und gleich⸗ zeitig aus den Etatsverhandlungen die Ueberzeugung zu schöpfen, daß auch auf dem inneren Gebiete der Schulverwaltung, namentlich durch eine umfassende Neuregelung der Aufgaben der Seminare usw., sehr viel Förderndes geschehen ist. Ich will mich nicht dem Vorwurf der Ruhmredigkeit aussetzen, aber gegenüber dem Umstande, daß vielfach gerade die letzten Jahre der Tätigkeit der Unterrichtkverwaltung in einen gewissen Mißkredit geraten sind, — aus welchen Gründen will ich hier nicht näher erörtern — gegenüber diesem Umstande halte ich es für meine Pflicht, meine treuen und aufopferungsfreudigen Mit⸗ arbeiter auf diesem Gebiete in Schutz zu nehmen gegenüber Vor⸗ würfen, die vielfach erhoben worden sind, ohne daß sie eine aus⸗ reichende tatsächliche Grundlage haben.
Wollen Sie mir dann noch gestatten, aus dem Ihnen vor⸗ liegenden Staatshaushaltsetat die besonderen Positionen zu erwähnen, welche sich gerade auf das Volksschulwesen beziehen. Es sind in diesem Jahre an Mehr vorgesehen: zur Errichtung von 7 neuen Schullehrerseminaren, zur Umwandlung von 17 Lehrerinnenstellen an Seminaren in Oberlehrerinnenstellen — ein Thema, über das wir uns ja auch noch zu unterhalten haben werden —, zur Gründung von 3 neuen Seminarlehrerinnenstellen, zur Gründung von 6 neuen staatlichen Präparandenanstalten, zur Gewährung echöhter Unterstützungen an Seminarpräparanden⸗ und zur Unterhaltung von 5 neuen Seminarpräparandenanstalten, zur Vergrößerung der Zahl der alljährlich auszubildenden Turnlehrer, zur Errichtung von 5 neuen hauptamtlichen Kreisschulinspektorstellen, zur Erhöhung der Remuneration für nebenamtliche Kreisschulinspektoren, zur Erhöhung der Fonds zu Beihilfen für nichtstaatliche Lehrerinnen⸗ bildungsanstalten, zur Erhöhung der Fonds zu Beihilfen zu den Kosten des Religionsunterrichts konfessioneller Minderheiten, zur Erleichterung der Lasten der Schulverbände in Ostpreußen, zu Beihilfen an leistungs⸗ schwache Schulverbände behufs Erhöhung des Mindestgrundgehalts — das sind die vorhin erwähnten 2 ¾8 Millionen Mark —, zur Erhöhung des Fonds zur Unterstützung von Witwen und Waisen von Volks⸗ schullehrern, die vor dem 1. April 1900 verstorben sind; im ganzen 6 ½ Millionen Mark. Also diese große Summe weist allein der dies⸗ jährige Etatsentwurf auf. 1
Nun, meine Herren, ist der Herr Abg. Kopsch auf Lehrerversamm⸗ lungen und auf die Frage der Simultanschulen gekommen. Ich will auf diese Fragen heute nicht näher eingehen; sie werden sich ja noch ausgiebig erörtern lassen bei Gelegenheit der zweiten Beratung des Volksschulunterhaltungsgesetzes. Ich glaube, daß diese Bemerkung auch der Absicht dieses hohen Hauses durchaus entspricht. Ich hoffe, daß in diesem hohen Hause bei Gelegenheit des von mir erwähnten Gesetzentwurfs eine Verständigung erzielt wird, die wohl Segen stiften und auch zur Beseitigung der etwa vorhandenen Unruhe wesentlich beitragen wird.
Der Herr Abg. Kopsch ist dann auf den Fall Pötter gekommen, und diesen muß ich hier noch näher berühren, um Ihnen doch ein klein wenig anderes Bild von diesem Fall zu geben, als Sie sich vielleicht aus den Ausführungen des Herrn. Abg. Kopsch zu gestalten in der Lage waren. Meine Herren, der Lehrer Wockenfuß ist in erster Instanz durch die Königliche Regierung in Köslin zur Dienstentlassung verurteilt worden. Ich trete dem Herrn nicht zu nahe — und es ist ja auch in der Presse ausreichend bekannt geworden —, wenn ich hier erwähne, daß derselbe zahlreiche disziplinarische und gerichtliche Vorstrafen erlitten hat, und daß er durch seine eigenen Berufsgenossen zweimal aus Vereinen ausgeschlossen ist. (Hört, hört! rechts.) Meine Herren, der an sich sehr bedauerliche lange Verlauf der Disziplinaruntersuchung ist verursacht durch ein gerichtliches Verfahren, das zwischen Herrn Röhl und dem Ortsschulinspektor Herrn Pötter sich abgespielt hat. Die zweite Instanz, das Königliche Staatsministerium, mußte not⸗ wendig den Gang dieses gerichtlichen Verfahrens abwarten, um daraus für die Schuldfrage auf beiden Seiten sich ein richtiges und einwandsfreies Urteil bilden zu können. Und dieses letztere Urteil, meine Herren, ist, wie ich glaube, sehr gemäßigt ausgefallen; denn die in der ersten Instanz gegen Wockenfuß verhängte Strafe der Dienstentlassung ist verwandelt worden in eine Geldstrafe von 100 ℳ Im übrigen ist allseitig die Unhaltbarkeit des gegenwärtigen Zustandes anerkannt worden. Herr Wockenfuß — das entspricht auch seinen eigenen Wünschen — wird in kurzer Frist versetzt werden.
Was den Schulinspektor Pötter betrifft, da beantworte ich eine Anfrage, die von anderer Seite an mich gerichtet worden ist, so habe ich denselben von der Lokalschulinspektion enthoben. (Bravo! links.)
Nun hat der Herr Abg. Kopsch dabei darauf hingewiesen, daß er in der Lage sei, mehr als ein Dutzend typischer Fälle geltend zu machen. Ich erwarte die Darlegung des angeblich dutzendweisen Vorkommens typischer Fälle. Soweit der Unterrichtsverwaltung Unregelmäßigkeiten bekannt werden, können Sie versichert sein, daß entsprechende Remedur eintritt. Ich betrachte aber den Fall Wocken⸗ fuß durchaus nicht als typisch; Gott sei Dank, ist er es nicht. Es ist ein Ausnahmefall und bleibt hoffentlich auch eine seltene Ausnahme. Im übrigen können Sie aus dem Verlaufe der Untersuchung ersehen, daß das Königliche Staatsministerium und die Unterrichtsverwaltung dabei in völlig unbefangener und einwandfreier Form ihres Amtes ge⸗ waltet haben.
Was den Fall Nickel betrifft, so hat der Herr Abgeordnete auf Grund eines Zeitungsberichts eine Frage an mich gerichtet, die ich dahin beantworten kann, daß die dortige Behauptung, namentlich, soweit sie angebliche Eingaben und Beschwerden an das Kultus⸗
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ministerium angeht, durchaus nicht der Sachlage entspricht, sondern (Hört, hört! und Heiterkeit rechts.)
der Herr Abgeordnete auch darauf ge⸗ Lehrerschaft mir gegenüber in erheb⸗ Ich habe, wie ich Ihnen auch heute um mir dieses Vertrauen igung, wie das auch schon an der Feier aus Denkmals für meinen verewig Vertrauen gestört ist, was ich so trägt die Unter⸗ hl aber die aufreizende Sprache, d in einzelnen Fachorganen namentlich in sehr richtig! rechts), und die Agitation, die, d, im ganzen Lande von Memel bis daß die Zeit kommen wird, ses die Ueberzeugung gewinnen t allein das Beste gewollt,
frei erfunden ist. Meine Herren, endlich ist kommen, daß das Vertrauen der lichem Rückgange begriffen sei. nachgewiesen habe, zahlreiche Schritte getan, zu erwerben, nicht zuletzt durch meine Beteil von dem Herrn Abg. Ernst hervorgehoben wurde, Anlaß der Enthüllung des gänger Falk in Hamm. Wenn dieses im allgemeinen übrigens ni richtsverwaltung nicht die die in der Tagespresse un neuester Zeit geführt wird ( von einer Zentralstelle ausgehen Saarbrücken sich ausbreitet. in der die Mehrheit des hohen Hau wird, daß die Unterrichtsverwaltung nich sondern auch viel Gutes erreicht hat. (Bravo! rechts.) r Finanzrat Noelle: währt wird, pensionsfähigen Zula besserung liegen. Die
einer durchgreifenden immung des Hauses ein
cht anerkennen kann, Schuld, wo
Ich hoffe,
Es ist ein Unterschied, ob eine oder eine Besoldungsaufbesserung e würde eine vollständige Beamtengehälter sind von 1892 — 1899 unterzogen worden, und es ist da mit Kunstwerk aufgerichtet worden, daß em kunstvollen Bau einige Steine Stelle der Grundsatz sich sofort an anderen
Verbesserungen ittel dazu er⸗ deshalb nicht darauf ein⸗ ndelt es sich um fugt ist, gegen den Willen der Für den Be⸗ ine Erhöhung, aber wenn o erhöht sich die Ausgabe daß das Ab⸗ gegen den Willen der Regierung at nicht den Auf⸗ ern nur die Er⸗ Verwendungen zu machen; der nicht ein Anrecht auf Wenn der Antrag von Zedlitz für diesen o würde die Sache bei schwierig werden, denn die
persönliche Gehaltsauf
herauszunehmen.
Notwendigkeit, und es ist dann nicht abzusehen, Die Regierung kann sich Antrag des Ab eordnetenhaus einzelne Ausgabepositionen zu
ch allerdings formell ke ähig gemacht werden,
forderlich werden. lassen. Bei dem ersten von Zedlitz ha die Frage, ob das Abg Regierung soldungstitel ergibt 1 die Zulagen pensionsf bei dem Pensionsfonds. geordnetenhaus erhöhen kann.
Es ist bestimmte Praxis, Etatspositionen nicht Die Regierung erhält durch den Et die bewilligten Su innerhalb dieser Beträge he Beamte erhält durch den Etat selbst sein Gehalt. genommen würde, s dieses Jahres neuen Beamten nichtpensionsfähige
Abg. Dr. Miz daß das neue Schul ausgedehnt werden auf wiederholte Beschw erteilt worden sei: Bauern verlangten weigerte aber dar der Bauern gab der einem polnischen Kin
mmen zu verwenden, sond
Neuanstellungen im Laufe Regierung würde diesen ähren wollen, aber Antrag nicht geben. aus Anlaß des Umstandes Provinzen Posen und Westpreußen in denen den Schulvorständen keine Antwort chule gebaut werden;
pensionsfähige Zulagen nicht gew Zulagen dürfte sie nach d erski (Pole) bespricht esetz nicht auf die oll, mehrere Fälle, erden seitens des inem Falle sollte eine S eine katholische Schule; der Landrat ver⸗ Staatszuschuß, und auf eine Beschwerde Ein Ortsschulinspektor, de einmal mit einem polnischen später von dem Kreisschulinspektor
er einfach keine Antwort.
zu Hilfe gekommen sei, sei dafür gerügt worden.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Studt: Meine Herren, der Bitte des Herrn Abg. Dr. Mizerski, diejenigen Fälle zu untersuchen, die zu meiner Kenntnis kommen, werde ich selbst⸗ verständlich, wie es immer geschehen ist, gern entsprrchen. Aber gegen das System, wie es von den Herren Abgeordneten der polnischen Fraktion trotz der nicht bloß von mir, sondern auch von anderen Ressortchefs ausgesprochenen Bitte befolgt wird, muß ich wiederum Verwahrung einlegen. Der Herr Abgeordnete hat eine Reihe von äͤllen vorgebracht, die mir nicht bekannt sind, deren Zuverlässigkeit im Augenblick einer Prüfung nicht unterzogen werden kann, die instanzenmäßig noch gar nicht erledigt sind. Demgemäß bin ich nicht in der Lage, etwas anderes zu erklären, als daß diese Fälle, ie mir unbekannt sind, demnächst untersucht werden sollen; aber im übrigen kann ich nur gegen neuem aussprechen, weil es zu nichts führen kann als zu einer ganz unnötigen Aufregung der beteiligten Kreise. (Sehr richtig! rechts) Der Herr Abgeordnete hat seine Ausführungen begonnen mit erfügu g eines Kreisschulinspektors und hat sein Erstaunen darüber ausgesprochen, daß diese Verfügung mir nach den von mir dem Abg. Stvchel gegenüber abgegebenen Erklär sei. Ich habe damals ausdrücklich erklärt, daß erst Verfügung des Kreisschulinspektors zur K. t die nötigen Erkundigungen eingezogen seien. sich der Abg. Mizerski wohl zufrieden
das System mich wieder von
ungen nicht bekannt jetzt mir diese enntnis gelangt sei und daß Ich glaube, mit
Nun ist der Abg. Mizerski auf die unerlaubte Beeinflussung der Lehrer gekommen. einem Lehrer oder auf einen Lehrer ein Zwang zur Beseitigung der Csdille bei polnischen Namen geübt werde, ist mir nicht bekannt; ich bin bereit, diesen Fall zu untersuchen und unter Umständen diese Cdille zu retten.
Ferner sind einzelne Mißhan
Namenschreibung und auf Der Fall, daß von
dlungsfälle zur Sprache gebracht worden, die mir nicht bekannt sind und die anscheinend noch nicht ihre funden haben. Ich kann nur wiederholen, was ich dem Abg. von Jazdzewski gegenüber betont habe, weisen, daß im Jahr fügung von mir erlassen ist, gemacht wird, sich be den polnischen Kindern gegenüber, nicht ausreichend der deutschen Sp sicht und Zurückhaltung zu befleißigen. können, daß diese Verfügung, dank d 3 t ausgeführt wird. Die Klagen wegen ch verringert und vor allen Dingen die ge⸗ wie ich zu meiner Freude konstatieren kann. so ist an einer zweiklassigen stellt trotz der über⸗ holischen Kinder zu dem Zweck, um für Religionsunterricht zu erteilen, und sondern auch in der chbarte Schulkinder in Maslowo in der eine Einrichtung, die in einer zwar nicht nur in gemischt⸗ ganzen Monarchie Platz greift. in eine Verfügung der Posener sich angeblich auf die in neuerer Zeit
Erledigung ge und nochmals darauf hin⸗ e 1902 und ebenso im vorigen Jahre eine Ver⸗ worin den Lehrern zur strengsten Pflicht i Ausübung ihres Züchtigungsrechts namentlich die, besonders auf der Unterstufe, rache mächtig sind, der größten Vor⸗ Ich glaube auch annehmen zu er Pflichttreue der Lehrer, ge⸗ der vermeintlichen Mizßhandlungen haben si richtlichen Bestrafungen, . Was den Fall in Maslowo betrifft, Schule ein evangelischer Lehrer allerdings ange wiegend großen Zahl der kat die evangelische Minderheit den — bloß in diesen beiden Klassen, Nachbarschaft bezw. um bena evangelischen Religion zu unterrichten, großen Zahl von derartigen Fällen, sprachigen Gebieten, sondern in der Der Herr Abgeordnete hat dan Regierung noch besonders erwähnt, welche polnischen Lehrer bezieht. Die Verf
ügung ist nicht
getroffen, sie stammt aus dem Jahre 1900 und nimmt ausdrücklich Bezug auf eine Verfügung vom Jahre 1886. Diese Verfügung ist in der Presse gerade in der Hauptsache entstellt wiedergegeben. Selbstverständlich wird an keiner Stelle der Schulverwaltung daran gedacht, Lehrer in der Provinz Posen lediglich deshalb von Hauptlehrer⸗ und Rektorenstellen auszuschließen, weil sie der polnischen Sprache mächtig sind. (Abg. Dr. Miterski: Doch!) Davon ist gar nicht die Rede, sondern es ist nur hervorgehoben, daß diejenigen Lehrer sich zu solchen Vertrauensstellungen nicht eignen, welche nicht die hinreichende Gewähr für eine zuverlässige nationale Gesinnung bieten (Zuruf des Abg. Dr. Mizerski: auch die deutschen Lehrer!), ein Grundsatz, der seitens des hohen Hauses wiederholt als durchaus berechtigt anerkannt worden ist.
Was nun endlich den Religionsunterricht anbetrifft, so hat der Herr Abgeordnete nicht näher dargelegt, ob es sich in dem Fall, der in der Instanz des Herrn Oberpräsidenten zur Entscheidung gelangt und dort auch beschieden worden ist, um eine national gemischte Schule handelt oder um eine Schule, die lediglich aus Schulkindern polnischer Abstammung besteht. (Zuruf des Abg. Dr. Mizerski: rein polnisch!) Ich kann den Fall hier jetzt nicht im Wege der Replik, Duplik usw. in seinen Einzelheiten erörtern; das ist nicht möglich, das werden die Herren wohl auch allseitig anerkennen. Daß aber der Herr Ober⸗ präsident dabei betont hat, daß in den bestehenden Grundsätzen eine Aenderung nicht stattfinden könne, das findet meine volle Billigung. Denn diese Aenderung kann im Sinne der Wünsche der preußischen Untertanen polnischer Abstammung namentlich in gegenwärtiger Zeit nicht stattfinden, solange die nationalpolnische Bewegung sich in einer immer herausfordernderen Sprache geltend macht. (Bravo!)
Abg. von Hagen (Zentr.) fragt an, ob dem Seminar in Osnabruck nicht die Berechtigung zur Erteilung des Einjährig⸗Freiwilligen⸗ zeugnisses ewährt werden könne. Er weist darauf hin, daß das nicht⸗ staatliche Seminar in Ninsky und das jüdische Seminar in Berlin das Recht dazu hätten.
Geheimer Oberregierungsrat Schöppa erwidert, daß man dabei sei, das Seminar in Osnabrück umzuarbeiten; solange das nicht ge⸗ schehen sei, könne dem geäußerten Wunsche nicht entsprochen werden.
Abg. Metger (nl.) bringt den all eines Lehrers seines Wahlkreises zur Sprache, der um Zulassung zum Hören von Universitätsvorlesungen eingekommen, aber abschlägig beschieden worden sei. In der Antwort sei eine Verfügung von 1879 beran⸗
ezogen worden. Wie vertrage sich damit der Umstand, daß in der Feit von 1879 bis 1900 den Lehrern dieses Recht ohne weiteres zugestanden gewesen sei?
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Studt: Ich bin im Augenblick nicht in der Lage, auf die Anfrage des
Herrn Abgeordneten umfassende Auskunft zu geben. Ich bitte, diese letztere nachholen zu dürfen bei den Universitäten.
Darauf wird die allgemeine Debatte über das Elementar⸗ unterrichtswesen geschlossen.
Bei dem speziellen Titel der n. ichtpensionsfähigen Zulagen der Seminardirektoren ec. befürwortet
Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons.) seinen oben mitgeteilten Antrag, diese Zulagen pensionsfähig zu machen. Gegenüber den Ausführungen des Regierungskommissar⸗ be merkt er, daß Anträge, welche darauf abzielen, eine Aenderung oder Erhöhung der Ausgaben zu veranlassen, gegen den Willen der Regierung schon angenommen worden seien. In den meisten Fällen habe sich auch die Regierung bereit ge⸗ funden, nachträglich den geäußerten Wünschen nachzukommen. Er hoffe, daß die Regifrung ein Einsehen haben und ihren Widerstand aufgeben werde. ie Zulage für die dienstältere Hälfte dieser Lehrerkategorie sei eingeführt worden, weil man den Seminaren diese Lehrkräfte erhalten wollte. Der Einwand, daß durch die Pensions⸗ fähigkeit dieser Zulagen eigentlich eine Gehaltserhöhung herbeigeführt und dadurch eine verschiedene Gruppierung der Gehälter derselben Kategorie eintreten würde, wäre doch ein recht künstlicher. Die Pensionsfähigkeit der Zulage sei durchaus angemessen. Der Redner bittet zum Schluß, wenigstens der Resolution zuzustimmen, wodurch dann im nächsten Jahre das Ziel des Antrages erreicht werde.
Abg. von Strombeck (Zentr.) stellt sich auf den Standpunkt, daß das Abgeordnetenhaus wohl befugt sei, den Etat nach den Anträgen von Zedlitz zu ändern, daß aber daraus nur eine Ermächtigung, nicht eine Verpflichtung der Regierung zu folgern sei, die Zulagen pensions⸗ fähig zu machen. Die Beamten hätten zwar ein klagbares Recht auf ihr Gebalt, aber dieses Recht erwachse nicht aus dem Etat. Die Seminardirektoren würden also ein klagbares Recht auf pensions⸗ fähige Zulagen nicht gewinnen. Der Antrag von Zedlitz erreiche also seinen Zweck nicht, dieser Zweck würde vielmehr nur durch ein Gesetz zu erreichen sein. Deshalb werde das Zentrum den Antrag für diesen Etat ablehnen.
Ministerialdirektor Dr. Germar: Die Regierung hat sich vor zwei Jahren in Uebereinstimmung mit dem Hause entschlossen, die erforderlichen Kräfte für die Seminare heranzuziehen durch die Ge⸗ währung dieser Zulagen. Da dieser Ge dadurch erreicht worden ist, bitte ich nunmehr auch das Haus, ch mit dieser Maßregel be⸗ gnügen zu wollen und den Antrag abzulehnen.
Abg. Wallenborn (GZentr.) spricht sich ebenfalls gegen den Antrag aus.
Abg. Freiherr von Zedlitz, und Neukirch zieht seinen ersten Antrag zurück, da nach den Erklärungen der Regierung auf einen Erfolg nicht zu rechnen sei, hält aber an seinem Eventualantrage fest, um so mehr, als er nicht die Besorgnis teile, daß dadurch die ganze Frage der Beamtenbesoldungen wieder aufgerollt werde. Um das gute Material für die Leitung der Seminare zu erhalten, müsse die Zulage wenigstens vom nächsten Etat ab pensionsfähig gemacht werden.
In der Abstimmung wird, nachdem der Prinzipalantra des Abg. Freiherrn von Zedlitz zurückgezogen ist, der Eventual⸗ antrag abgelehnt. Der Titel der nicht pensionsfähigen Zu⸗ lagen der Seminardirektoren usw. wird unverändert bewilligt. Ueber die Anträge I und Keruth auf Erhöhung des Fonds für Beihilfen an chulverbände wird später bei dem Titel abgestimmt werden.
egen 4 ¼ Uhr vertagt das Haus die weitere Beratung auf Freitag 11 Uhr (außerdem Ertraordinarium des Etats der Bauverwaltung).
Technik.
àA. F. Die 254. Sitzung des Berliner Vereins für Luft⸗ schiffahrt fand unter Vorsitz des Geheimrats Professor Busley statt. Es wurden 21 neue Mitglieder aufgenommen. Den Vortrag des Abends hielt der Oberleutnant Horn der Funkentelegraphenabteilung über die „Verwendung von Ballons und DPrachen für Zwecke der Funkentelegraphie in Südwestafrika (auf Grund eigener Wahrnehmungen).“ Der Vortragende war am 24. Mai 1904 als Führer einer von drei Funkenstationen in Swakopmund ge⸗ landet, welche auf Grund der Kabinettsordre vom 20. April 1904 nach Südwestafrika entsandt worden waren. Die Landung erwies sich als ziemlich schwierig, sie gin jedof ohne Unfall vonstatten. Alles mit⸗ genommene Gerät und aterial, berechnet für einen dreimonatigen
Betrieb, zeigte sich unverletzt, alles, einschließlich der 120 schweren Gasflaschen, hat sich in der Folge auch bestens bewährt. Die Zei der Ueberfahrt von Hamburg nach Swakopmund war benutzt worden, die Mannschaft auf die Bedienung des Apparats und das Steigen⸗ lassen der Drachen gehörig einzuüben. Bereits am 6. Juni waren alle drei Funkenstationen nach —132— Eisenbahnfahrt in Oka⸗ handja angelangt und zum Weitermar ch bereit. Die Beförderun 8 Wagen sollte mit Eseln geschehen; d erwiesen sich Esel wie . tiere dafür schwach. So wurden die schweren 5 mit 20 Ochsen bespannt. Am 10. Juni eutnant von Kleist von Otjosasu mit seiner auf, um zur Abteilung des Majors von Norden zu stoßen; am 12. marschierten Oberleutnant Horn und Oberleutnant Haering mit der Hauptabteilung nach Owikekororo, nachdem Verabredungen getroffen waren, alsbald Versuche mit Fern⸗ telegraphie anzustellen. de Versuche hatten den erwarteten günstigen Erfolg. Das erste vom Oberleutnant von Kleist gesandte dienstliche Telegramm erreichte seine Bestimmung um vier Tage früher, als es sonst Pößlich gewesen wäre. Fortan fand die Verbindung der verschiedenen konzentrisch bepen den Waterberg vorgehenden Truppenabteilungen — von Kleist †Estorff, Horn bei Heyde, Haering bei Müller, bei durchschnittlicher Entfernung von 50 bis 70 km — fast ausschließlich funken⸗ telegraphisch statt. Während des ganzen Monats Juli wurden täglich Hmemns mit gutem Erfolge gewechselt. Der Vormarsch geschah zumeist des Nachts, von Sonnenuntergang bis 11, dann wurde zwei Stunden geruht und nachher wieder bis zum anbrechenden Morgen mar⸗ schiert. Kam es zum Gefecht, so wurde während desselben eifrig ge⸗ funkt. Am Tage des allgemeinen Angriffs auf den Waterberg — 11. August 1904 — hatten sich die drei Stationen wegen des inzwischen aus⸗ geführten konzentrischen Marsches einander genähert, doch betrugen die Entfernungen einer von der anderen noch immer etwa 20 — 30 km. Es darf bei solcher Entfernung der gegen den Waterberg operierenden Abteilungen behauptet werden, und es ist später von dem Ober⸗ kommandierenden ausdrücklich anerkannt worden, daß ohne das sichere Funktionieren der Funkentelegraphie das Vorgehen gegen die feind⸗ liche Stellung nicht mit solcher Gewißheit des Gelingens und schließ⸗ lichen Erfolges hätte geschehen können.
Bei dem sich an den Sieg am Waterberge anschließenden an⸗ strengenden der vereinigten Abteilungen Estorff und Heyde vom 12.— 25. August hatten die beiden unkenstationen von Kleist und Horn zu folgen. Auch hierbei wie bei allen die Monate August und September noch ausfüllenden Operationen gegen die in das Sandfeld geflohenen Hereros tat die Funkentelegraphie mit bestem Erfolge ihre Schuldigkeit — von Kleist bei Estorff, Horn bei Mühlenfels, von Klüber beim Oberkommando. — Häufiger mußte vor weiterem Vordringen Proviant abgewartet werden, da Menschen und Tiere erschöpft waren und die Entfernung von der letzten Bahnstation oft 25 bis 30 Tagemäͤrsche betrug. Endlich, am 28. Sep⸗ tember, war der Kessel geschlossen, der Feind zersprengt und der Feldzug gegen die Hereros beendet. Dagegen hatten inzwischen im Süden die Hottentotten den Kriegspfad beschritten, und die Funken⸗ stationen empfingen den Befehl, um später im Süden erfolgreich ver⸗ wendet werden zu können, in Baribib neue Mannschaßten und neues Material aufzunehmen. Beides war unbedingt notwendig; denn von dem Personal der Stationen (4 Offiziere, 4 Unteroffiziere, 27 Reiter) waren nur noch 2 Offiziere, 1 Unteroffizier und 4 Mann felddienstfähig, und das Material bedurfte mindestens einer Ergänzung, wenn sich auch herausstellte, daß Fahrzeuge wie Apparate sich trotz der enormen Inanspruchnahme und trotzdem sie nicht drei, wie vorausgesetzt, sondern fünf Monate gebraucht worden waren, aus⸗ gezeichnet bewährt hatten. — Oberleutnant Horn schloß an diese Schilderung der Ereignisse des bewegten Sommers bezw. Winters 1904 noch verschiedene interessante Einzelmitteilungen: Die Drachen hochzubringen, war manchmal sehr schwierig, weil in Südwestafrika häufig absolute Windstille herrscht oder der Wind innerhalb einer Stunde häufig wechselt, ja direkt umspringt und in verschiedenen, kaum 100 m dicken Schichten sehr verschieden stark weht. Letzterer Umstand ist auch für die Ballons lästig, die an und für viel schwerer hoch gehen und viel weniger tragen können, als bei uns, weil das Innere unserer Kolonie ein ochplateau von etwa 1600 m Meereshöhe (also Schneekoppen⸗Höhe) ist. Auch während des Tages wechselt der Wind häufig. Um Mittag hört er regelmäßig fast ganz auf, erhebt 88 dann um 3 Uhr wieder und ist am besten zwischen 5 und 6. Während der Regenzeit, die vom November bis Februar dauert, gibt es viel Gewitter mit jäh einsetzenden Wirbelstürmen, die mit dem Drachen zu arbeiten unmöglich machen und den Ballon kopfüber heruntergeworfen oder losgerissen haben. Ein solches schwer zu vermeidendes Ungefähr hatte dann regelascg den Verlust der Gasfüllung zur Folge, wenn es auch dem Geschick der Mann⸗ schaften gelang, die von den Dornen zerrissene Ballonhülle wieder leidlich zusammenzuflicken. Andererseits erschwerte die dichte Be⸗ wachsung des Geländes auch das Hochlassen der Drachen und Ballons sehr. Gegenüber allen diesen Mängeln von Drachen und Ballon ist die Frage aufgeworfen worden, ob es nicht anginge, Masten, wenn auch aus mehreren Stücken zusammenfügbar, zum Aufhängen der Drähte mitzuführen und neben dem Apparat jedesmal aufzurichten und nachher abzubrechen. Dieser Gedanke ist, abgesehen von den Schwierigkeiten des Transports, dem sehr erheblichen Zeitverlust bei Einrammung und Aufrichtung und dem großen unteren Raume, welchen Masten bedürfen, aber schon deshalb unausführbar, weil man ihre Höhe doch kaum über 30 m steigern könnte und diese Höhe zum wirksamen Telegraphieren zu gering ist, und die Masten der Zerstörung durch die Wirbelwinde ebenso preis egeben find, wie die Ballons und Drachen, und zwar je höher di Mlasten ind, desto mehr. Deshalb werden für fahrbare Stationen die der marschierenden Truppe folgen sollen, nur Ballons Drachen in Frage kommen, während man bei der eventuellen Errichtun fester Stationen stets Masten bevorzugen wird, weil man Zeit zum Aufrichten, Raum für die Ausdehnung des unteren Teils der Maste und die Möglichkeit hat, sie gut zu befestigen und zu verankern. Freilich ist die bisherige Notwendigkeit, das Wasserstoffgas unter großem Druck in den schweren stählernen Flaschen mitzuführen, eine der größten Schwierigkeiten des unkenbetriebes; auch ist es vor⸗ gekommen, daß F. sorgfältiger Regelung des Nachschubes von Gas⸗ flaschen mit jeder 2 roviantzufuhr solche zurückgeblieben waren, und es ist vorgekommen, daß eine Station sich 4 bis 5 Tage ohne Gas be⸗ fand. Bei dieser Sachlage entsteht die Frage, ob es kein Mittel der Abhilfe gibt: entweder, indem man das Gas schnell an Ort und Stelle bereitet, sodaß nur die erforderlichen Chemikalien mit⸗ zuführen wären, oder daß eine andere Art der Beförderung des Gases als in den schweren Flaschen erfunden würde. Die Schwierig⸗ keit der Gasnachfuhr und des Gasersatzes machen auch in erster Linie die Verwendung von Beobachtungsballons unmöglich. Bei der großen Klarheit und Durchsichtigkeit der Luft wäre es an sich möglich, schon auf große Entfernungen zu beobachten, zumal auch die Hereros in ihrer Hauptmasse mit Viehherden und Weibern und Kindern trotz der dichten Bewachsung des Geländes ein gutes Be⸗ obachtungsobjekt abgeben. Vor dem Waterberg und später im Sandfeld hätte ein Beobachtungsballon unschätzbare Dienste leisten können. Noch erwähnte der Vortragende die manrigfaltigen Erschwernisse, welche für die Aufbewahrung des Materials, besonders auch für mit Gas gefüllte Ballons, das wechselnde Klima bietet, das Temperaturmaxima von 35 — 40° C am Tage und „minima bis — 7o in der Nacht und in jedem Falle am Abend stets bedeutende Temperaturerniedrigungen bringt. Eine große Anzahl von Lichtbildern, zu beträchtlichem Teil von Oberleutnant von Klüber aufgenommen, die Redner seinem mit großem Beifall ge⸗ lohnten Vortrage folgen ließ, gab der Versammlung lebendige Anschauungen von dem Betrieb der. Funkentelegraphie, von dem Lagerleben und dem ganzen Milieu des südwestafrikanischen Feldanß. In der sich anschließenden Diskussion beantwortete Professor Dr. Marck⸗ wald die vom Vortragenden aufgeworfene Faße nach der Existenz eines Ersatzes für das in schweren eisernen Gasflaschen mitzuführenden Wasserstoffgas dahin, daß ein solches durch das Calciummetall und