8
1u.“ “
“ 8 “ Die Nr. 2 der „Amtlichen
Nachrichten des
versicherungsamts“ vom 15. Februar 1906 enthält im
amtlichen Teil, Abschnitt & (Unfallversicherung) folgende Eaigceldener der Senate des Reichsversicherungsamts
In den Fällen, wo die Heilanstaltsbehandlung und die Versag ung der Rente wegen unberechtigter Berweigerung der Feilan altebehandlung (8 23 Abs. 2 des Gewerbeunfall versicherungsgesetzes) in zwei getrennten Bescheiden an⸗ geordnet werden, darf die Rente erst von demjenigen Zeit dunkt ab versagt werden, in welchem auch die Berufung gegen den die Versagung der Rente anordnenden Bescheid durch Verkündung des Schiedsgerichtsurteils ihre Erledigung gefunden hat (2130). *)
In den Fällen der anderweiten Rentenfeststellung. 8 88 des Gewerbeunfallversicherungsgesetzes) findet die Vor⸗ schrift des § 69 Abs. 3 des Gewerbeunfallversicherungs⸗ gesetzes wonach vor der Ablehnung der Bewilligung einer Entschädigung oder der Feststellung einer Teilrente der be⸗ handelnde Arzt zu hören ist, keine Anwendung (2131).
Eine gegen einen Vorbescheid der Berufsgenossenschaft 8 76 Abs. 1 des Unfallversicherungsgesetzes für Land⸗ und Jorstwirtschaft, § 70 Abs. 1 des Gewerbeunfallversicherungs⸗ gesetzes) vor Erlaß des endgültigen Bescheids abgegebene, an das Schiedsgericht gerichtete Widerspruchserklärung ist mnicht als rechtswirksame Berufung gegen den demnächst erlassenen berufungsfähigen Bescheid anzusehen (2132).
Eine Berufsgenossenschaft kann die Rente eines Ver⸗ sicherten um den Betrag, welcher letzterem auf Grund eines zwischen seinem Arbeitgeber und einer Privatversicherungs⸗ gesellschaft abgeschlossenen Versicherungsvertrags aus Anlaß des Unfalls gezahlt worden ist, jedenfalls dann nicht kürzen, wenn der Arbeitgeber dem Versicherten diesen Betrag nicht gemäß § 96 Abs. 1 Ziffer 1 des Gewerbeunfallversicherungs⸗ gesetzes als Vorschuß auf die Rente gezahlt hat. In einem olchen Falle sind die Instanzen der Unfallversicherung zur Entscheidung eines zwischen der Berufsgenossenschaft und den Verletzten über die Auszahlung der Rente entstehenden Rechts⸗ streits zuständig (2133).
Ferner enthält die Nummer einen Bescheid des Reichs⸗ versicherungsamts über die Unfallversicherung der bei Friedhofsarbeiten beschäftigten Personen.
Die Abteilung B (Invalidenvp
Rundschreiben des Reichsversicherungsamts ar
der Landesversicherungsanstalten und zugelassecnen Kassen⸗ einrichtungen vom 11. Dezember 1905, betreffend die Art der Anlegung des Anstalts⸗(Kafsen⸗) Vermögens nach dem Stande vom 31. Dezember 1904, und vom 1. Februar 1906, betreffend die Anlage des Vermögens zu Gunsten gemeinnütziger Zwecke (in beiden Fällen mit eingehenden tadellarischen Nachweisungen), ferner Uebersichten über den Erlös aus Beitragsmarken in den Monaten Dezember 1905 und Januar 1906, und Renten⸗ zahlungen und Beitragserstattungen der 31 Versicherungs⸗ anstalten im November und Dezember 1905, sowie über die Zahl der im Jahre 1905 bei den Versicherungsanstalten ge leisteten Wochenbeiträge.
Im nichtamtlichen Teil der Nummer werden mit⸗ geteilt eine Verfügung der Preußischen Minister des Innern und für Handel und Gewerbe vom 10. Dezember 1905 über die Kosten der Nebersendung der Mitgliedscheine der Berufsgenossenschaften an die unteren Vermaltungs⸗ behörden sowie eine Verfügung des Prrußischen Justizministere vom 28. November 1905, betreffend die Verpflichtung der Berufsgenossenschuften zur Entrichtung der im Offen⸗
e h. entstehenden Gerichtsvollz ieher bühren
Der Kaiserliche Gesandte in Tokio Graf von Aroco⸗ Valley hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub an Während dessen Dauer werden die Geschäfte der
ft von dem Ersten Sekretär, Legationarat von
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der ausreisende Ablösungstransport für S. M. S. „Condor“ mit dem Reichsnostdampfer „Scharnhorst“ vorgestern in Genun eingetroffen und setzt neute die Reise nach Neanel fort
S. M. S. „Diger“ ist am 3. Mäarz in Smatau ein getroffen
S. M. S. „Luchs“ ift geitern i Smutau eingenoffer und an demselnen Tage von dort nach Nagasatt i Ser gegangen ö er „Byorussiu“ mit dem Ablösungs⸗ transport für das Kiautschougebiet un Bord ist un 26 Fehrum m TDsingtar eingerrnffen
fl⸗ 48
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Seine Mojesrn der 1 G ürttembeng is zum Befuch Sciner Mogestür des Königs k m Dresder eingeryffen und unmn Mller⸗ nerx Königlicher Hobei dem Prinzen omi der Snizen der Milum und Zmil⸗ vehoörder emmfunger morhen. Derrich Knlnmier.
Nauch einer Meldung des „W. T. B.“ veftätigt der Oberf Dame durch ein Telegramm uus Rumanspei vnm . Mürzk die Unterwerfung des Hmmenmeriunüns Crrneline m Deutsch⸗Südwestofrike Dueser Fübrer der Bethunier Har⸗
f am 2. März in Heitkons 18 n surnnestirchh vm emmer 75 Männern, 36 Franen und Einmnern genell um darunter 4 mnberne HSmermnner, vhngegeben Wir der Oberst Dame hernamhün, mn der Erfolg der energllirer Verfolgung durch die Wurelung vdes Huupmanns Volkmann sowie der unausgesetter Hepjagt zu vervankter dire alle verellegten Truppen in den legier Monuwmen unter Der schwerster Unstrengungen in dem schluchtenreichen Felsgelunde beranstaten daver 1
Aus Wincout wire verichtet:
Reiter Ioham Milinsti von der 6. Batteriec, fricher Leim Be⸗ zurtklommanoe 111 Detli (Arreste Landwirt Johann Milinsei, M. Kommors Kreis Schaat Westoreagen), ist am 1. Murz im Pelbd⸗ Iazaset XiIV za Bethaneer Kergbs gestorben. Der verwundeie Haupimann bor Leiton⸗Loriwet ist am 2. Februar von Behmr
De neben den einzelse batetnnngen stehenden dinge⸗
““ Oester Ungarn, . .““ 8 1 Die deutsche Volkspartei hat, „W. T. Z.“ zufolge, die im Wahlreformentwwurf vorgesehene Wahlkreis⸗ einteilung für unannehmbar bezeichnet und wird in der Ausschußberatung auf Beseitigung der Mängel dringen. Der
Polenklub hat gestern eine Resolution angenommen, die belagt, der Klub erkenne die Notwendigkeit einer Wahlreform im Sinne
des allgemeinen, direkten und geheimen Wahlrechts an. Der Regierungsentwurf sei jedoch unannehmbar, weil die für Galizien vorgesehene Zahl der Mandate zu gering sei, und weil die Vorlage die Autonomie der einzelnen Länder nicht erweitere.
Nach einer Melbung des „Ungarischen Telegraphen⸗ Korrespondenzbureaus“ hat Baron Banffy in ein n Kossuth gerichteten Schreiben seinen Austrit: Koalition und dem leitenden Komitee begründet diesen Schritt damit, daß die Koa nicht für das allgemeine Stimmrecht erklärt habe einen wesentlichen Punkt in dem Programm Banffys auch könne er nicht länger die Koalition 2 es nach den letzten Aeußerungen Kossuths das Koalition sei, unter Aufhebung des Duaglismus di union mit Oesterreich zu begründen. Nach den Ansch Banffys sei aber die Personalunion auf friedliche
„
nicht Suee.8 auch würde die Personalunian den Unter⸗
roßmachtstellung der Monarchie dedeuten
Großbritannien und Irland. Im Unterhaus verlas gestern, wie das „W. der Staatssekretär für Indien, Morley, ein des Vizekönigt von Indien, welches mitteilt, daß er, der Vizekönig, als der Feldmarschall Lord Kitchener f mühen werden, die erfolgreiche Wirksamkeit des von Morler aufgestellten abgeänderten Planes für die Verwaltung des indischen Heeretz zun sichern. Hierdurch gilt der Streit übe: die Heeresorgaänisation, der zum Rücktritt des Vizekönige Lord Curzon geführt hat, als endgültig erledigt. Im weiteren Verkause der Sitzung erklärte der Premierminister Campbell⸗Bannerman, in dieser Woche würden weder Balfour
gang der
noch Chamberlain den Sitzungen beiwohnen konnen, dader sohe die
Erörterung der Zollreformfrage noch weiter vertagt werden. Frankrerch.
Der sozialistische Deputierre Déjeante regte „W. T⸗ zufolge eine an den Minister des Innern zu richtende Interpellation an, weil dieser angesichts der durch die Inventaraufnahme, desonders im Departement Hante⸗Loire, hervorgerufenen Ruhestbrungen den Prä⸗ fekten Weisung ertrilte, daß die Finanzinspektoren in v, Gemeinden, wo se dei der Durchführung ihrer Amtshandlungen mit besonderen Schwierigkeiten und Gefahren zu bämpfen hätten, sich mit den von den Kirchen⸗ beamten geführten Listen begnügen sollten. Die rvadikalen und sozialistischen Kreise erblicken in dieser Maßnahme ein Zuruͤck⸗ weichen der Regierung.
Anläßlich der Aufnahme des Inventare in der Kirche von (Dep. Haute⸗Loire) ist es gestern zu schweren
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Ausschreitungen der dortigen Bevölkerungen gebommen. Als der mit der Indentkriterung beauftragte Beamte dort in
Begleitung von 30 Gendarmen und einer Kompagnie I⸗ erte tintraf, wurden von der Bevölkerung auf ihn und seine Be⸗ gleitung cine Anzahl Gewehrschise adgegeden, die von den Begleitmannschaften aber nicht erwidert wurden. Auch iit Steinen wurde geworfen; der Beamte wurde durch mehrere Steinwürfe im Gesicht derletzt und zog sich nach der benachbarten Ortschaft Monastier Furuck. Wie daes „W. T. B.“ ferner meldet, verurteilte das Zuchtpolizeigericht in Le Puy den Pfarrer Plantier, Bilar in Bossteres, der auf die
Gendarmen, die den Finanzinspektor beschützen sollten, mit
Glos⸗ und Flaschenscherhen gemorfen hdatte, zu 2 Monaten Gefängnis. Als der Bräsident des Gerichtse das Gedände verließ murde er von der Menge beschimpft und mißhandelt.
Rufnand.
Durch Kaiserlüchen Akus sind die Wahlen zur Reichsduma in 28 Gounernements des inneren Landes auf den 8. Anril, für 17 andere Gnuvernements im Innern und im Dongebiet auf den N. April und für zwei andere Ginunernements auf den 2. Mai festgesetzt morden
— Dos Verkehrsministerium hat, nach riner Meldung der „Si. Petersbhurger Telegranhenagentur“, eine Kommisston ernanm mit dem Auftrage, Vorschlage für die Vermehrung umd Verbesserung der Transportmitrel der haupt⸗ üchlichsten Linien des Stantsrisenbahnnetzes auszu⸗ arbeiten. Ferner hat das genannte Ministertum dem Mi⸗ nisterrar einen Gesezzentwurf norgelegt, nach dem Lokalbureaus genilder merden solten die unter Mitmirkung non Vertretern der Landmirtschaf, des Handels und der Industrir den Dransporr won Getreide anuf den Eisenbahnen zu regem naven
— In der Gesetzsammlung werden Bestimmungen ver⸗ üffentlium, durch die das Verhältnis der Regirrung zur rhmischkorhplischen Religion abgeändert wird; syo mird u u namentlich das Recht der Generalgnuverneure in den Gegennen des Nordens Südens und Westens avgeschafft, aus eigener Machwolltommenheit Klöster zu schließen ferner wird die Erlaubnis zur Abhaltung von Prozessionen gewührt und die Mienfthvefugnisse der Priester werden bedeutend uusgedehm
Spanier.
In der gestrigen Komiteesitzung der Marokto⸗Konferenz smand naͤch dem vom „W. T. B.“ überminelten offiziellen Eymmunigue zuers die Polizeifrage zur Beratung. Der zwene russische Deiegierie von Baäacheracht brachte eine Aus⸗
arveuung zur Verlesang, in der zunochst auf den Zustand der
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Unficherhei hingewiesen wurde, in dem sich Leven und Eigen⸗
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um der Fremben in Maroklo befünden, sowie auf das ge⸗ meimsame Interesse, das für alle Machte vamit verknüpft sei, daß die Ordnung besonders i den Küstenstänten, wo sich Fremdenkolonien besinden, wiederhergestellt werde. Sovann wurden die prattischeisen Munel besprochen, die dazu ienen konnen, bieses Ziel schnell zu erreichen Die Eventualitän der Schaffung einer injernationalen Polige ins Auge fassend, se er, von Bacheracht, zu dem Schlusse gekommen, daß eine gemeinsame Allon der Maͤchte unweleksam sein werbe, was offenkundig daburch bewiesen werde, da burch das miernationale Organ, das seit mehreren Jahren schon unter den Namen Gesundheilerat in Tanger wüng se af gat keine Ergeb⸗ nisse erzielt worden seien. Andererseits jei & nicht möglich, von marottanischer Seite selbii emne gensgene Drganisation zu erwarten. Aus diesen Gründen jei er ber Meinung, eine
einer dem Sultar Spanien zu leihenden Unterstützung gesucht werden, und zwar in Anbetracht der Erfahrung, die Frankreich infolge jührigen Berührung mit den algerischen Mohammedanern zu Gebote stände und der Leichtigkeit, mit der es Offtziere stellen könne, die mit der Sprache und vertraut seien, ferner in Anbetracht der Kompetenz, die Spanien die Institution seiner Riff Möglichkeit, um die Aufgabe zu erfüllen e marokkanischen Elemente der en, eine regelmäßige Zahlung ie Disziplin aufrechtzuhalten.
Sicherheit, die allon Fremden in reichen in diesem Lande bestehenden Handelsinteressen zuqun
schmell gewährleistet werden
Der deutsche Bevollmächtigte von Radowitz hob hervor schaftlichen Freiheit dann praktische Anmwendung finden könne, wenn Nuhe und gef Organisation einer genügenden Polizeitrunpe durch den Sultan sei daher notwendig und, da retenen Mächte aufgefordert seien en, so müßten sie auch berufen
sche Losung Institut für Meereskunde und das Geographische
Dies sei die einzige
die darin hestehe BSolizei zu unterweisen und der Löhnung zu sichern diese Weise
Grundsatz in Marokfe
—2 mnn — 4 7155 Ordnung gesichert seien
die auf der Konferenz v ihm in dieser Hinsicht zu helf werden, sich daran zu beteiligen.
reter Revoil schloß sich den Aus drungen des russischen Bevollmächtigten rankreich sei semerseits bereit, dem von Bacheracht wickelten Gedanken zuzustimmen den acht Haupthäfen Marokkos eine Polizeitrunpe in von etwa 2000 marokkanischen Soldaten
Seiner Ansicht nach müsse
organisiert der Bedeutung eurxopäischen Volizeitruppe müsse don und zwar nicht mehr als 16, befehligt werden hätten in jedem Hafen vier
Die Offiziere müßten scherifische Beamte seif vom Sultan als
einer Anzahl von
Den Offizieren Tuteroffiziere zur
und ihre Wahl dem Souderän stätigt werden.
Der englische Bevollmächtigte stimmte der Flärungen Nevoils zu, in denen er das einzige Mittel sehe, in wirksamer Weise de Ruhe in den Häfen herzustellen portugiesische Sinne aus.
Vertreter zweite spani
5. sche Bevollmächtigte Caballere v Ferrver verias eine Erklärung
praktischen Organisation der Polizei keine solche Einheit des Handelns zulassen würde mwirksam zu machen
die geeignet sei, ihre Das Zusammenwirken Frankreichs und Spaniens als der angrenzenden und daher an der Wieder herstellung und Aufrvechterhaltung meisten interessterten Staaten, Kehe nicht im Widerspruch mi der Gleichberechrigung der Mächte und gefährde nicht der Grundsatz der wirtschaftlichen Freiheit.
Eine Adschrift dieser Erklärungen wird den Delegierten am Donnerstag in einer die Bankfrage behandeln und in einer Komitee⸗ Ftzung den Gedankenaustausch über die Organisation der Polthei fortsetzen.
geordneter Zustände an
Die Konferenz Wenarfitzm:
Wie der „Daily Telegraph“ ams Tokio meldet, habe ihrer Regierung Vor⸗ stellungen wegen der drohenden Lage gemacht und Infolgedessen ist beschlessen worden entsenden. die Kaiserin⸗Witwe von
den Kriegsminister unter Androhung Krenger Bestrafung an⸗ Maßnahmen Missionare zu weffen.
Vertreter Japans in China Schutzmaßregeln erbeten. den Kreuzer „Takotschio“ demselben Blatt
rkemmissar von Ober⸗Nigerio melde. einer Depesche des „Reuterschen Bureaus“ zufolge der unlängst die Truppen in der Nähe von Sokete ngegriFen ständischen eingeschlossen worden
Tagen erhalten würden
seien durch die Eingeborenentruppen aus Sokore weiterve Verstärkungen i Die Emire seien sämtlich Nach einer
at eine englüsche⸗
zende dei
g desselben Bureaus aus Durban uppenabteilung den Kraal des Häuptlings rpumule eingeschlossen men und, nachdem die Bewohner daraus verfaegt voen, den Kraal durch Artilleriefeuer zerstört
den Häuptling ge⸗
as Musecum für Meereskunde.
. EWVWI1“1”“
as Museum für Meereskund ich Wilhelms⸗Universtet straße 34—36) fecierlich eröffnet mit Blumen geschmuͤckt, Chargierte hatten auf der Treppe Spalier ge⸗ reben der von Seiner Mafestät dem Kater Seiner Majestät im Her .B.“ zufolge der Marine, treter zahlreicher Städte
Studenterschaft in Wichs
7 2† geschenkten
&2 2 b 9 — Hier hatten si
des Kultusministeriums, Finanzwelt versammelt. er Kaiser und König mit Seiner dem Fürsten von Monaco erschien mit einem wurde empfangen von den Minisern gelegenheiten Dr. Studt, dem Staatsminister eichsmarineamts, Admiral von Tirpitz urd der Universität, Professor Dr. Diels. — Der stellver⸗ or des Museums, Professor Dr. von Dry hielt eine Ansprache, in der er die Aufgaben und Mittel des Museums und des Jastituts für Mcereskunde darlegte, auf die öffentlichen Vorträge hinwies, die der breitesten Allgemeinben müzen würden, und ves um das Institut hoch verdienten ver⸗ storbenen Professors Ferbinand Freiherrn von Richthofen Es folgie bie Vorführung einer Reihe von Lichtbildern bie sich auf Meeresforschung bezogen, u. a. von der Südpol exgpebition Ler Eauß“ vber Nektor, Professor Diels brachte em mene breifaches Hoch auf Seine Majeste⸗ TLonn mochten Seine Majestät der Kaiser und König Dund Seine Larchlaucht ber Fürst von Monaco einen Rund gang burch die Sammlungen des Museums. TLes Museum ist in vier Abteilungen gegliedert und im Erogeschot and in vem ersten Stock bes Gebäudes (Georgen⸗ Den zweiten Stock nehmen das
der geistlichen 2c. An Staatssekrerär des
tretende Di
begeistert aufg⸗
) untergebracht,
Institut ein. Die vier Abteilungen des Museums sind: die Reichsmarine⸗Sammlung, die historisch⸗volkswirtschaftliche, die ozeanologische und Instrumenten⸗Sammlung sowie die biologische und Fischerei Sammlung. Ihr Inhalt und ihre Anordnung koͤnnen hier nur kurz skizziert werden. An erster Stelle sei die Reichsmarine⸗Sammlung genannt. Von der Eingangs⸗ balle betritt man zuerst den historischen Saal, dessen Wände mit 21 Bildern von Professor Petersen geschmückt sind, die Deutschlands Ruhmestage zur See verherrlichen und die Haupt⸗ abschnitte des deutschen Seekriegswesens, die Epoche der Hansa, die Zeit des Großen Kurfürsten und die der preußisch⸗deutschen Flotte darstellen. Schiffsmodelle aus diesen Zeitepochen in Glaskästen oder an der Decke hängend, lossen die damalige Fonstruktion und Ausrüstung der Kriegsschiffe erkennen. Dieser Saal bildet gleichzeitig eine würdige Gedenkhalle für unsere Kriegs⸗ marine durch das Vorhandensein von zahlreichen Erinnerungs⸗ stücken, die zumeist den historischen Sammlungen der Kaiserlichen Marine entstammen. An den historischen Saal schließt sich der Lichthof, der mit Flaggen, Standarten und Kommando⸗ zeichen der Kaiserlichen Marine geziert ist. Unter den Zeichen befinden sich u. a. die Königs⸗ und die Prinzenstandarte, die in dem Seegefecht bei Jasmund im Flaggenkasten der „Arcona“ zerschossen wurden. Der Lichthof ist angefüllt mit Modellen der modernen deutschen Kriegsschiffe, die in ⅛ der natürlichen Größe jede Schiffsklasse unserer Flotte in genauester Wieder⸗ gabe vor Augen führen. Die Mitte wird eingenommen durch einen 6 m sangen und 5 m breiten Glaskasten, der eine vinienschiffsdivision vor Anfer veranschaulicht
Vom Lichthof führt eine Treppe hinauf in den Waffen⸗ saal, in dessen Mitte eine 15 em Marineringkanone steht Im übrigen zeigen die Modelle des Sagals die gesamte rtilleristische Entwicklung unserer Marine sowie das Torpedo⸗ und Minenwesen. An den Waffensaal schließen sich zwei fleinere Räume au, in deren einem has Hebezeug der Schiffs⸗ geschütze und die Signolapparote der Marine vorgeführt werden, während der audere die Uniformen des Unterpersoyals der Marine in Wachssiguren, Rildern und Tafeln enthält; im letztigenannten Raume sinden sich auch Pläse, die die Eut⸗ wigkung der Marinewerften verauschaulichen
Mit Rücksicht auf die enge Zusammengehörigkeit von Schiffs⸗ und Maschinenbau der Kriegs⸗ und denen der Handelsssotte ist die historisch⸗volkswirtschaftliche Sammlung räumlich der Reichsmarinesammlung angegliebert. Unter den hier bis⸗ ber aufgestesten Mobdellen fällt besonders das Maschinen⸗ modell des Schyelldampfers Deutschland auf, das in 1210 der natürlichen Größe ausgeführt wurde Viele der ausgestellten Mobelle können esektrisch in Betriebh ge⸗ setzt werden Im schisssbautechnischen Teil wird der Heols⸗ und Eisenschiffsbau durch Huer⸗ und Längemodelle ver⸗ anschaulicht, unter denen das Längsschnittmodel S. M Linienschiffs „Braunschweig’ besonders hervorzuheben ist Auch der Seeverkehr der Gegenwart ist zum Teif in dem Lichthof veranschaulicht. Es sind zahlreiche Modelle vorhanden. Auf einer großen Weltkarte wird in einer Art Momentbild, täglich wechseind, die Verteilung der Flotte der „Hamburg⸗Amerika⸗ Linie“ auf den Straßen des Weltverkehrs mit Hilfe verschieb⸗ harer Modellschisschen dargestelt. An den Wänden zeigt eine Fülle von Bildern die innere Einrichtung der Prachtschiff⸗ bauten dieser Gesellschaft und des „Norddeutschen Lloyd“ neben mancherlei anderen bildlichen Darstellungen aus ihrer Ge⸗ schichte und ihrem heutigen Betriebe.
Die anderen Gruppen der historisch⸗volkswirtschaftlichen Sawmlung sind in dem Mittelraum und dem westlichen Saal des oberen Stocwerks untergebracht, zu denen der Weg durch das Treppenhaus hinaufführt. Vor dem Eingange zu dem Mittelsaal und dann in diesem selbst sind einige wertvolle Modelle von Segelschiffen aufgestellt, die aus den Sammlungen der Deuischen Seewarte in Hamburg stammen. Es sind die bergebrachten wichtigsten Tupen der Segelfahrzeuge, die auch heufe noch ihren Plaotz neben den Dampferrfesen des Ozeans behaupten, während die modernsten Schiffe durch ein Fünfmast⸗ vollschiff vertreten sind. Ferner enthält diese Abteilung Modelle von Geräten zur Rettung aus Seegefahr und Harstellungen aus dem Hafen⸗ und Küstenwesen. Den Mittelpunkt dieser Gruppe soll ein noch in Arbeit hefindliches Modell (1:100) bilden, das den Hafenbetrieb des Hamburger Kaiser Withelm⸗Hafens vorführt Ein großes Relief von Walger zeigt Hafen und Molen von Swinemuünde. Ferner sind dorgestellt: Leuchttürme, die Be⸗ feuerung der Fahrstraßen, die Leuchtfeuertechnif, die Betonnung der Fahrstraßen und das Seezeichen⸗ sowie das Seekabelwesen.
Die ozeanologische Sammlung und das Instru⸗ mentorium, in der westlichen Galerie untergebracht, enthalten eine reiche und wertvolle Sammlung nautischer und ozeano⸗ logischer Instrumente. In den folgenden Zimmern werden einige Ergebnisse der morphologischen, physikalischen und che⸗ mischen Erforschung des Meeres dargestellt. Neben den Glas⸗ und Reliefkarten der Helgoländer und Kieler Bucht und der Bucht und des Hafens von Tsingtau seien die Marmorkörper her⸗ vorgehoben, die das Volumen⸗ und Gewichtsverhältnis pvon Land und Meer und die chemische Zusammensetzung des See wassers zeigen; ferner das Modell eines die gesamte Salz⸗ menge des Meeres enthaltenden idealen Salzlagers, bei dem das Bild des Königlichen Schlosses zu Berlin gewandt ist, um das Dickenausmaß eines solchen Meeressalzlagers zu veranschaulichen, das die ganze vom Meer bedeckte Erdfläche überziehen würde. Aus der ozeanologischen Abteilung gelangt man in den Saal, der biologische Gruppen von Meerestieren enthält; zunächst die Fauna der Schwammgründe des Aegäischen Meeres: Handelsschwämme, Bade⸗, Zimokka⸗ und Pferdeschwämme; alle in Alkohol konservier und gegenüber fertig für den Handel präpariert. Weitere Sammlungen zeigen die Vertreter der Fauna des Südpolargebiets, die sich um ein Bild der „Gauß“ im antarktischen Winterlager gruppieren. Den Hauptteil des Saales nimmt ein Korallen⸗ riff ein, zu dem die Stücke auf einer vom Institut besonders veranlaßten Studienreise gesammelt sind. Sie stammen von der Sinaiküste des Roten Meexes. Dementsprechend ist im Hintergrunde der Gruppe ein Bild mit der Ansicht von Tor ind den dahinter liegenden Sinagibergen zu sehen. Den Vordergrund bildet die erhöhte, steil nach dem tiefen Wasser abfallende Riffkante in der Brandungszone mit besonders reichem Tierleben; dahinter liegt die flachere und von Tieren weniger dicht bepölkerte Zone, die allmäh⸗ lich im Hintergrunde in den Stvandkanal übergeht. Um die riffbewohnenden Tiere, vor allem aber die Lehensgemeinschaften der Kleintierwelt des Meeres darzustellen, sind an den Fenster⸗ seiten des Saales wiederum einé große Anzahl vdn Alkoho⸗ larien aufgestellt. Alle hier untergebrachten Liere, guch die
Korallen, sind in ihrer natürlichen Form und Farbe er⸗
halten. Die geologische Bedeutung der rifsbauenden Korallen⸗
1u“
tiere ist dagegen in zwei besonderen Schränken erläutert, in denen die Skelette der Korallen in den Erscheinungen ihres Wachstums, Absterbens und Verfallens zu sehen sind. Die hintere Schmalseite des Saals wird von einer großen Vitrine ein⸗ genommen, in der die wichtigsten Nutztiere der Nordsee nebst einzelnen anderen Tieren und Pflanzen, die mit ihnen zu⸗ sammen vorkommen, untergebracht sind. In der linken Ecke der Vitrine ist der rote, unter Wasser befindliche Felsen von Helgoland plastisch mit seiner Tierwelt und seinem Gürtel von Braunalgen dargestellt. Daran schließt sich Sand⸗ grund mit Bodenfischen und in der rechten Ecke eine Austernbank. Gegenüber dieser Vitrine steht die Nach⸗ bildung eines Teils der Lummenwand von der Nord⸗ westseite Helgolands. Am Fenster stehen ein Alkoholar mit der Fauna des Wattenmeeres bei Sylt und ein Formalbehälter mit Quallen und Sandbodenbewohnern der Nordsee. In der öst⸗ lichen Galerie sind in Alkoholarien die Lebensgemeinschaften der Tierwelt der großen Fischerbank in der Nordsee dargestellt Hinter der Scheidewand der östlichen Galerie beginnt die Abteilung für die wirtschaftliche Verwertung der Meeresprodukte und für die Fischerei. Präparate, Gerätschaften und Bilder veranschaulichen die verschiedenen Methoden des Fischfangs und die Verwendung der gefangenen Tiere. In dem für die Darstellung der verschiedenen Fischfang⸗ arten ausschließlich bestimmten östlichen Vordersaal hat vor⸗ nehmlich die deutsche See⸗ und Küstenfischerei Ber ücksichtigung gefunden. An der rechten östlichen Wand zeigt eine große Mittelgruppe die in der Nordsee von Fischdampfern und Segelkuttern betriebene Grundschleppnetzfischerei. Zu beiden Seiten sieht man in mehreren Schränken die Entwicklung des jetzigen Typs unserer Hochseekutter in geschichtlicher Darstellung seit dem Ende des 18. Jahrhunderts
Die reichhaltigen Sammlungen des Museums dürften zu den Haupisehenswürdigkeiten der Reichshaupistadt gehören.
Parlamentagrische Machrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
Der heutigen (58.) Sitzung des Reichstags wohnten der Staats⸗ und Finanzminister Freiherr von baben, der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke und der Stgatssekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Stengel bei
Zur ersten Lesung stand der Gesetzentwurf wegen Aenderung einiger Vorschriften des Reichsstempelgesetzes
Hierzu ergriff das Wort der Staatssekretär des Reichs⸗ schatzamts Freiherr von Stengel, über dessen Rede morgen berichtet werden wird
Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (37.) Sitzung, welcher der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Studt beiwohnte, die zweite Beratung des Staatshaushaltsetats für das Etatsjahr 1906 im Etat des Ministeriums der geistlichen, Unter⸗ richts⸗ und Medizinalangelegenheiten bei dem Kapitel der Universitäten fort.
Nachdem der Referent der Budgetkommission Abg. Wallen⸗ born über die Verhandlungen der Kommission berichtet hat, findet bei dem ersten, die Universität Königsberg be⸗ treffenden Titel eine allgemeine Besprechung statt.
Die Abgg. Dr. Arendt (freikons.), von Böhlendorff (kons.), Kopsch (freis. Volksp)), Dr. Paasche (nl.) und Dr. Porsch (Zentr.) beantragen, die Regierung zu er⸗ suchen, ordentliche Professuren für Kolonialrecht zu⸗ nächst an der Universität Berlin und dann an den übrigen Universitäten zu errichten.
Abg. Dr. Arendt (freikons.): Die Furcht, daß eine solche Professur nicht die Tätigkest eines Mannes ausfüllen würde, ist un⸗ begründet. Das Kolonialrecht ist weit verzweigt, und die Bedeutung unserer Kolonien ist außerordenklich gewachsen, was schon aus der sroßen Zahl der Sitzungen hervorgeht, die wir dsesmal in der Budget⸗ vmmission des Reschetags dem Kosonfaletat gewidmet haben. In München ist bereits die Errichtung einer solchen Professur eingeleitet. „Preußen voran! sollte es hier heißen. Hoffentlich trägt die Regie⸗ rung schon im nächsten Etat unseren, von Mitgliedern aller Parkeien geteilten Wünschen Rechnung.
Abg. von Böhblendorff⸗Kölpin (konsf): Mit unserer Kolonialwissenschaft stehen wir noch vollkommen in den Kinder⸗ schuhen Aus dem Umstande, daß der Antrag von Mitgliedern aller Partelen unterschrieben ist, kann die Kultusverwaltung entnehmen, einen wie großen Wert wir darauf legen, daß recht bald ein solcher Lehrstuhl an mehreren Unsversitäten geschaffen wird Frankreich und England bereiten ihre Kolonialbeamten svstematisch vor, und auch Holland ist damit praktisch vorgegangen. Nachdem uns das Königreich Bavern damit vorangegangen ist, dürfen wir nicht zurückbleiben. Wir sprechen sehr viel von unseren Kolonien, bandeln aber sehr wenig zu ihrem Nutzen. Gerade die Vorbildung der höheren Beamten hat außerordentlich für die Aemter in den Kolonien versagt. Es ist dabei ein dringendes Bedürfnis, daß diesem Uebelstand abgeholfen wird. Der Antrag kommt also sehr gelegen und wird hoffent!lich bald seinen Zweck erfüllen.
Abg. Dr. Berndt (nl.) wünscht die Errichtung einer Professur für landwirtschaftliche Kulturtechnik in Königsberg, wie sie bereits in Breslau und Palle bestehe.
Abg. Eickhoff (fr. Volksp.): Das Kolontakrecht ist eine moderne und in der Entwicklung begriffene Wissnschaft. Bei den kolonialen Uebergriffen, die in der letzten Zeit vorgekommen sind, ist es erwünscht, daß unsere Kolontalbeamten im Kolonialrecht unterrichtet werden Darum möchte ich dringend empfehlen, eine solche Professur zunächst in Berlin zu errichten. Ich würde mich freuen, wenn im nächsten Jahre ein Extraordinariat für Kolontalrecht in Berlin im Etat ge⸗ fordert würde.
Abg. Schwarze (Zentr.) tritt ebenfalls für die Annahme des Antrags Arendt ein. 1b
(Schluß des Blattes.)
XX Zur Arbeiterbewegung.
Am Sonntag tagte eine Mitgliederversammluug der „Ver⸗ einigung der Maler und Anstreicher Berlins und der Vororte’, um zu den Bewilligungen der Arbeitgeber Stellung zu nehmen. Es handelt sich, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, jetzt noch in der Hauptsache um eine Vereinbarung über Stundenlöhne und Larifdauer, da über die anderen Forderungen (Zuschlag für Ueber⸗ stunden, Sonntags⸗ und Nachtarbeit, Fahrgel frage usw.) eine Finlgurg erzielt ist. Der „Verband der Malereigeschäfte Berlins und der Vokorte“ hat den Malergehilfen einen Stundenlohn von 6, dewilligt, den jungen Gehilfen innerhalb 2 Jahren nach be⸗ endeier Lehrzeit 60 ₰ und den Anstreichen ₰ unter der Be⸗
dingung, daß der Tarisvertrag auf 3 Jahre festgelegt werde. Schließ⸗
lich wurde eine Erklärung angenommen, in der der Vorstand beauf⸗ tragt wird, mit dem Verband der Malereigeschäfte Berlins und der Vororte in Verhandlung zu treten, die Angebote der Arkeit⸗ geber als nicht weitgehend genng erklärt werden, um auf deren Grund⸗ lage einen Tarifvertrag abschließen zu können. Hierzu gab der Vor⸗ sitzende noch eine Erklärung ab, die etwa folgendes besagt: Wird den eler cbicten ein Stundenlohn von 67 ½ ₰ bewilligt, so kommt auf ütlichem Wege ein Vertrag zu stande, kommt es jedoch zum Aus⸗ tande, wird auf die vursprüngliche Forderung von 70 ₰ zurückgegriffen werden
In Bochum beschlossen, nach demselben Blatte, die Schuh⸗ macher unter Teilnahme der christlichen und der freien Gewerk⸗ schaften, noch vor Ostern in eine Lohnbewegung einzutreten.
Da der Ausstand in Geringswalde fortdauert, wurden gestern, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, in der Gegend von Döbeln 3000 Stuhlbauer und Tischler ausgesperrt. (Vgl. Nr. 53 d. Bl.)
In Hamburg sind, wie der „Köln. Ztg.“ telegraphiert wird, die Ewerführer in eine Lohnbewegung eingetreten und haben den alten Tarif gekündigt.
Aus Lemberg wird dem „W. T. B“ gemeldet: Obwohl der Ausstand des Hilfspersonals der Druckereien noch andauert, sind die Zeitungen gestern nachmittag erschienen.
In dem französischen Grenzorte Joeuf (vgl. a. Nr. 48 d Bl.) beginnen, wie der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ aus Trier berichtet wird, die italieni⸗ schen Arbeiter derde Wendelschen Werke zu streiken. Joeuf ist mit 1500 Mann Jägern zu Pferde und Infanterie belegt. Die deutschen Grenzorte haben ihre Gendarmerieposten verstärkt. Die von Groß⸗ moyeuvre nach Grandfond führende Grubenbahn wird fortgesetzt bewacht, da mehrfache Versuche unternommen worden sind, die Bahn in die Luft zu sprengen. Es herrscht Unzufriedenheit unter den Arbeitern, weil sie angeblich das Sprengpulver zu hoch bezahlen müssen.
Kunst und Wissenschaft.
A. F. Die Märzsitzung der Gesellschaft für Erdkunde wurde vom Vorsitzenden, Geheimrat Professor Dr. Hellmann mit einem Nachruf auf den vor wenigen Tagen in Karlsruhe verstorbenen, als Forschungsreisender bekannten Dr. Futterer eröffnet.
Den Vortrag des Abends hielt der Dr. E. Deckert über Arizona und Südkalifornien nach eigener Anschauung und Forschung. Beide in der südwestlihen Ecke der Vereinigten Staaten gelegenen Gebiete gebören dem Redner zufolge zu den heißesten Ländern der Erde. Schattentemperaturen von 50 —52 ° C. kommen vor, die mittleren Temperaturen des Juli wurden an drei mit meteorologischen Stationen versehenen Orten auf 37,4, 37,7 und 36,1° C. bestimmt. Das übersteigt die heißesten Gegenden Arabiens und der afrikanischen Küste des Roten Meeres, wo im gleichen Monat Temperaturdurchschnilte von 34 —35,3 0 ermittelt wurden. Erwägt man, daß über beiden vom 35.0 n. Br. etwa in der Mitte gekreuzten Gebieten fast unausgesetzt ein wolkenloser Himmel lacht, daß die jährlichen Regenhöhen nur die minimalen Beträge von 70 bie 170 mm erreichen, so wird zuzugeben sein, daß zumal Arizona, das vom Meer entfernter liegt, als der eigentliche Glutofen der Erde anzusehen ist. Aus den erwähnten geringen Niederschlags⸗ mengen folgt aber zugleich, daß das Land wüstenartigen Charakter tragen muß, denn jede Ueberschreitung des Minimalbetrages der Regenmenge von 250 wm für das Jahr drückt unabänderlich der betroftenen Gegend den Stempel der Wüste auf. Dennoch würde man fehlgeben, Arizona sich als der Wüste Saharg ähnlich vorzustellen. Diesen Frad der Verödung hat die reiche Gliederung des Landes, haben die es durch⸗ kreuzenden Bergzüge und die mit ihnen verbundenen ausgedehnten Waldoasen verhindert, in deren Nähe die ertreme Trockenheit gemildert erscheint. Vor allem aber nehmen die zahlreichen ober⸗ und unter⸗ irdischen WMasserläufe und die hiermit verbundene Gegenwart von Wasser, die allerdings weit davon entfernt ist, eine Allgegenwart zu sein, dem Lande bis zu einem gewissen Grade den Wüstencharakter und unter dem Einfluß häufiger Gewitter und Wolkenbrüche wird die geringe Regenmenge wenigstens örtlich und zeitlich ziemlich regelmäßig verteilt. Von Arizong und Sädkalifornien gilt die von Ferd. von Richthofen aufgestellte Kennzeichnung der Wüste als einer Region von sëolischer Abtragung und Aufhöhung. Mit solchem Ursprung und solcher Entwickelung ist Pflanzenwuchs keineswegs unvereinbar, wenn dessen Bedingungen nur nicht allzu spärlich gegeben sind. Deshalb ist das hesße und trockene Grenzland gegen Merico, das im Norden an Utah, im Nordosten und Osen an die Unionsstaaten Kolorabo und Neu⸗Mexico grenzt, auch nur an wenigen Stellen vollständig pflanzenlos, aber der geringe Anbau, der in Arizona nur - %, in Südkalifornien nur 4 ½ % des Areals umfaßt, heweist, daß es Pflanzen eigener Organisation sind, die sich trotz der Ungunst der klimatischen Verhältnisse auf diesem Boden ent⸗ wickeln, Pflanzen, die aus den geringen Niederschlagsmengen den größt⸗ möglichen Nutzen zu ziehen und sich andererseits gegen die starke Nerdunstung zu webhren verstehen. Auch die Tierwelt ist ent⸗ sprechend spärlich vertreten. Einst jagten die Eingeborenen wohl den Puma und den Bären, fetzt sind diese Tiere sehr selten geworden, und die Jagdbeute der Indianer beschränkt sich meistens auf Prariehunde und einzelne Nager. Der Ver⸗ tragende schloß an diese Allgemeinbeschreibung des merkwürdigen Landes, das zuch größeren Teil erst 1848 ven Mexico an die Ver⸗ einigten Staaten abgetreten worden ist, eine große Zahl trefflicher und ausführlich erklärter Lichtbilder, die wohl aflgemein den Eindruch gewährt haben mögen, daß im besonderen Artzona viel besser ist, als der von ihm ausgehende Ruf. Vor allem ist es ein Land von großer wenn auch grotesker londschaftlicher Schönbeit. Purchströmt von dem mächtigen, in den Kalifornischen Golf mündenden Kolorado der nicht im Staate Kolorado, dem er entströmt, sondern erst in Arizonga jene viel bemwunderten Cassons in den Fels eingeschnitten bat, zeigt es u. a. zablreiche Felspartien, die man für Riesenbastionen und Festungen zu halten geneigt ist Und einen ganz eigenartigten Rei gewährt die oben gedachte Pegetation, deren impesante Formen Aloes, Auccas mit ihrem hochaufgeschossenen Blütenstande, Opuntien und vor aslem Kaktus von Baumhöbe, Riesenkerzen⸗Kakteen und andere, in einer Wüste mächtiger Steintrümmer eingestreut — beinahe den Eindruck stilvoller Bepflanzung und Schmückung dieser Umgebung machen. Von hohem Interesse ist der geologische Unterbau des meist 1000 m über Meeres⸗ niveau aufsteigenden, aber auch an zwei Stellen Senkungen bis 80, ja 140 m unter Meeresspiegel zeigenden Hochlandes; denn es sind ziemlich alle Formationen vertreten, von der ältesten silu rischen und cambrischen bis zu den jüngsten vulkanischen, mit Gwaniten in den bis zu 3500 m hehen Gebirgen und Sandsteinen von ungeheurer Ausdehnung und Mächtigkeit. Die Casions vor allem zeigen diese vielgestaltige Gliederung; denn der Strom hat sich bis herunter auf den Granitsockel in den Fels gefressen. Der Gipfel des San Francisco in Arizona st igt bis 3900 m. Der praktische Sinn der Amerikaner hat längst erkannt, daß sein stellenweiser Wüstencharakter den Wert dieses Landes nicht herabsetzt, daß seine Fahheezaaren. denen nirgends in der Welt gleiches an die Seite zu steslen ist, einen immer größer werdenden Strom von Bewunderern berbeilocken müssen und daß die fossilen Schätze seines Bodens nicht gering sein können. Zwei große Eisenbahnlinten, die Atlantie und die Southern Pac⸗se kreuzen Arizona und Südkalifornien in ost-westlicher Richtung, mehrere Nord⸗Süd. Linien hverbinden beide im Herzen von Arizoga. Dere Hoffnung auf Bodenschätze aber hat sich glänzend erfällt. Los Angeles in Süd⸗ kalifornien ist nach der Zahl und Größe seiner Petrolenmbrunnen und Hebewerke heute bereits ein zweites Batn und der Reichtum der Arizona⸗Kupferminen scheint den don Michigan und Koloravo noch zu übertreffen. Auch Geld und Silder sind in mäzigen Mergen gefunden worden, ihre Gewinnung wird an mehreren Punkte n schon eifrig betrieben. Eine besondere Industrie hat sich an die in Menge sich vorfindenden versteinerten Baumstämme geknüpft; sie werden gleich Marmor bearbeitet und geglättet, zeigen aber die zierliche Maserung des Holzes. Bewässerung im großen wird, in Säd⸗
falifornien besenders, wo Obst⸗ und Weinbau treffliche Aussichten