Ministerlum der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.
3 Koönigliche Akademie der Künste.
Bekanntmachung.
Bei dem stattgehabten Wettbewerbe um die Stipendien der Michael Beer'schen Stiftungen im Betrage von je 2250 ℳ zu einer einjährigen Studienreise nach Italien haben die berufenen Preisrichter
den Preis der ersten Stiftung GI
dem Maler Nikolaus Schattenstein in Wien,
denjenigen der zweiten Stiftung 1
dem Kupferstecher Ludwig Schaefer in Charlottenburg uerkannt. Berlin, den 13. März 1906. — Der Senat, Sektion für die bildenden Künste. Johannes Otzen. * 1161 E1 11“ Bekanntmachung.
Der für das Jahr 1906 eröffnete Wettbewerb um das
Stipendium der Dr. Paul Schultze⸗Stiftung im
Betrage von 3000 ℳ zu einer einjährigen Studienreise ist
wegen künstlerischer Unzulänglichkeit der Konkurrenzarbeiten
ergebnislos verlaufen. Berlin, den 14. März 1906. 1““
Der Senat, Sektion für die bildenden Künste.
Johannes Otzen.
Finanzministeriumu.
Das Katasteramt Kreuzburg O.⸗S. bezirk Oppeln ist zu besetzen.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen
und Forsten.
Dem Forstassessor Rosenhagen in Loitz ist bei seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst der Charakter als Ober⸗ förster verliehen worden.
Der Titel Hegemeister ist folgenden Förstern verliehen worden: b
Heisel in Göthelborn, Oberförsterei Fischbach, Regierungs⸗ bezirk Trier,
— Huth in Nonnweiler, Oberförsterei Hermeskeil, Re⸗ gierungsbezirk Trier, 186
Kunz in Mehren, Oberförsterei Daun, Regierungsbezirk Trier, Salize in Echternacher Fähre, Oberförsterei Trier, Re⸗ gierungsbezirk Trier, .“
Wistel in Marienbaum, Oberförsterei Tanten, Re⸗ gierungsbezirk Düsseldorf. 66
“
Personalveränderungen. .
XIII. (Königlich Württembergisches) Armeekorps. Offiziere, Fähnriche usw. Ernennungen, Beförde⸗ rungen und Versetzungen. Im aktiven Heexre, 12. März. Herzog Carl Alexander von Wü en Königliche Hoheit, zum Lt. im Inf. Regt. Alt⸗-Württemberg Nr. 121 ernannt. 6. März. Bendler, Portepeeunteroff., Oberprimaner der uptkadettenanstalt, als Fähnr. im Armeekorps, und zwar im Drag. begt. König Nr. 26 angestellt. Abschiedsbewilligungen. Im Beurlaubtenstande. 22. Februar. Schneider, Lt. der Res. des Inf. Regts. Friedrich, König von Preußen Nr. 125 (Stuttgart), der Abschied be⸗
willigt.
Pm Sanitätskorps. 26. Februar. Dr. Faißt, Ober⸗ stabs⸗ und Regts. Arzt im 3. Feldart. Regt. Nr. 49, in gleicher Eigenschaft in das 4. Feldart. Regt. Nr. 65 versetzt.
8. März. Dr. Schuon, Stabs⸗ und Bats. Arzt im Pion. Bat. Nr. 13, zum Oberstabsarzt, vorläufig ohne Patent, befördert und zum Regts. Arzt im 3. Feldart. Regt. Nr. 49 ernannt. Dr. Hochstetter, Stabs⸗ und Bate. Arzt im Inf. Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preußen Nr. 120, in gleicher Eigenschaft in das Pion. Bat. Nr. 13 versetzt. Dr. Sedlmair, überzähl. Stabsarzt im 9. Inf. Regt. Nr. 127, zum Bats. Arzt im Inf. Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preußen Nr. 120 ernannt.
Beamte der Militärverwaltung.
11. März. v. Herrlinger, Oberkriegsrat, vortragender Rat im Kriegsministerium, zum Wirklichen Geheimen Kriegsrat, Frhr. v. Seeger, Oberbaurat, vortragender Rat im Kriegsmintsterium, zum Geheimen Oberbaurat, — ernannt. Holch, Oberbaurat, Intend. und Baurat bei der Militärintend, der Charakter als Ge⸗ heimer Baurat, Geiß, Kriegsrat, Kriegszahlmstr., Uebelmesser, Schlatterer, Rechnungsräte, expedierende Sekretäre im Kriegs⸗ ministerium, der Charakter als Geheimer Rechnungsrat, Löffler, Kanzleirat. Registrator im Kriegsministerium, der Charakter als Ge⸗ heimer Kanzleirat, — verliehen.
Kaiserliche Schutztruppen. Schutztruppe für Südwestafrika.
Durch Verfügung des Reichskanzlers (Ober⸗ kommando der Schutztruppen). 24. Februar. Brucker, Unterpeterinär, kommandiert zur Dienstleistung bej der Pferdesammel⸗ stelle Munster, mit dem 24. Februar d. J. in die Schutztruppe über⸗ nommen und zum Oberveterinär befördert. 8 “
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 17. März.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sitzung.
8 Laut Meldung des „W. T. B.“ hat die von S. M. S. „Falke“ abgelöste Besatzung mit dem Dampfer „Syria“ am 14. März von Colon aus die Heimreise angetreten, ist vorgestern in Port Limon (Costarica) eingetroffen und gestern pon dort über Colon nach Cartagena in See gegangen.
. S. M. S. „Sperber“ ist auf der Reise nach Kapstadt am 14. März in Loanda eingetroffen und geht am 19. März von dort nach Swakopmund in Sce.
S. M. S. „Planet“ ist vorgestern in St. Helena ein⸗
getroffen und geht morgen von dort nach Kapstadt in See.
S. „Seeadler“ ist gestern von Kapstadt nach ban i e gegangen. M. 8. 8. e” „ ist gestern in Kobe eingetroffen.
Die Verkehrseinnahmen deutscher Eisenbahnen
für Februar 1906 betrugen nach der im Reichseisen⸗ bahnamt aufgestellten Uebersicht:
b gegen das Vorjahr im 1 mehr, weniger) ganzen [1 kmsim ganzen auf 1 km ℳ ℳ ℳ ℳ Proz. für alle Bahnen im Monat Februar 1906: Personen⸗ 1 1 1 verkehr 795 £3 807 353 + 69 + 9,50
6 37 624 783 üter⸗ verkehr [114 226 839 1a-0 19187940 1 363 + 18,19 ür die Bahnen mit dem Rechnungsjahre G April Mar⸗, 8* der Zeit vom 1. April 1905 bis Ende Februar 1906:
Personen⸗ z9 verkehr . 494 952 540]/ 12 085 1““ + 632 + 5,52 üter⸗
verkehr [1155853357]27 569]183504599, + 1 525 + 5,86
für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre Januar — Dezember in der Zeit vom 1. Januar 1906 bis Ende Februar 1906:
10 104 388 1 678 + 882 320 + 183 ¼ 8,61
Personen⸗ Güter⸗ 24 608 07.
verkehr
verkehr. 3 985 +2 602 822 + 386 + 10,73
Die Gesamtlänge der Bahnen betrug 48 585,53 km, gegen das Vorjahr + 800,12 kmn.
Stettin, 17. März. Der 33. Provinziallandtag von Pommern hat gestern seine Beratungen mit der Fest⸗ stellung des Etats beendigt. Von den Beschlüssen seien folgende erwähnt:
Zu den Kosten der Erhaltungsarbeiten an der Schloßruine zu Daber wurden 1600 ℳ, zur Wiederherstellung der Außenfronten an dem sogenannten Buddenhause in Kammin bis zu 875 ℳ und zur Erneuerung des Aeußeren der Kirche zu Pansin, Kreis Saatzig, an die Kirchengemeinde Pansin 1000 ℳ bewilligt. Das Projekt zum Bau eines Blindenheims wurde genehmiät und ein mit 3 ½ % ver⸗ zinsliches Darlehn in Höhe der durch den Bau desselben entstehbenden Kosten an das Kuratorium der Blindenanstalten aus den Mirteln des Hauptverwaltungsfonds gewährt. Ferner wurden das Projekt zum Neubau eines Wirtschafts⸗ und Schulgebäudes und zu verscyiedenen Umbauten auf dem Grundstück der Provinzialblinden⸗ anstalten zu Stettin⸗Neutorney, die Erbauung eines Wirtschafts⸗ gebäudes auf dem Vorwerk der Provinzialkorrektions⸗ und Landarmen⸗ anstalt in Neustettin und die Gleichstellung der Provinzial⸗ beamten bezüglich der Höhe ihres Wohnungsgeldzuschusses mit den Staatsbeamten der entsprechenden assen genehmigt. An Stelle des Beschlusses vom 8. März 1900, betreffend die Ge⸗ währung von Tilgunzsdarlehen an in Benieb besiadlich⸗Kleinbabnen, beschloß der Landtag ju setzen: 1) Der Provinztalausschuß wird er⸗ mächtigt, aus den Mitteln des Kleinbahnfonds an bereits im Betriebe befindliche Kleinbahnen zur Tilgung von Schulden, Erweiterungen des Unternehmens und in geeigneten Fällen auch zur Abstoßung von Vorzugsattien, Tilgungsdarlehen bis zur Höhe von t des zum Bau und zur Ausrüstung der Kleinbahnen verwendeten Kapitals zu gewähren, wenn der betreffende Kreiskommunalverband für die Verzinsung und Tilgung des Darlehns selbstschuld⸗ nerische Bürgschaft übernimmt oder das Darlehen in das Bahngrundbuch eingetragen wird. Im letzteren Falle ist die Sicher⸗ heit nur dann als ausreichend anzusehen, wenn die betreffende Klein⸗ bahnzgesellschaft in jedem der letzten zwei, vor der Darlehnshergabe abgeschlossenen Betriebsjahre aus dem Betriebe der zu verpfändenden Bahn wenigstens einen derartigen Ueberschuß erzielt hat, daß daraus ein Darlehen von der doppelten Höhe des zu gewährenden und der eiwa voreingetragenen Darlehne mit der für diese festgesetzten oder festzusetzenden Zins⸗ und Tilgungeraten hätten verzinst und getilgt werden können, und wenn aus sonstigen in betracht zu ziehenden Umständen zu schließen ist, daß die Entwicklung des Kleinbahnunternehmens dauernd eine günstige bleiben werde. 2) Die Höbe des vom Provinzialausschuß festzusetzenden Zins⸗ und Tilgungssatzes muß denjenigen Sätzen entsprechen, welche der Provinzialverband für seine Anleihen zu geben hat. (Der wesentliche Unterschied ist der, daß in dem neuen Beschlusse hinter dem Worte „Bahngrundbuch“ die Worte „zur ersten Stelle“ ausgelassen sind.) Es wurde ferner beschlossen: Die vom Provinzialausschuß ent⸗ worfenen Bestimmungen für die Verwaltung der Wilhelm⸗ Auguste Viktoria⸗Steftung zur Fürsorge für verkrüppelte Kinder in der Provinz Pammern zu genedmigen; der Universität Greifewald zur Feier ihres 450 jährigen Bestehens einen Beitrag von 10 000 ℳ zu gewähren und die durch Beschluß vom 13. März 1902 zu den Kosten der Wiederherstellung der Marienkirche zu Stargard i. Pomm. bewilligte Beihilfe von 25 000 ℳ auf 30 000 ℳ zu erhöhen.
Der Königliche Landtagskommissar, Oberpräsident Dr. bS von Maltzahn sprach dem Provinziallandtage den
ank der Staatsregierung für seine erfolgreichen Beratungen aus und erklärte im Allerhöchsten Auftrage den XXXIII. Pro⸗ vinziallandtag von Pommern für geschlossen. Nach einem Hochruf auf Seine Majestät den Kaiser und König ging die Versammlung auseinander. “
Oesterreich⸗Ungarn.
Ihn einer gestern abgehaltenen Sitzung der öster⸗ reichisch⸗ungarischen und der serbischen Delegierten u den Handelsvertragsverhandlungen erklärten die lezteren, „W. T. B.“ zufolge, daß ihre Regierung die öster⸗ reichisch⸗ungarischen Vorschläge für Schaffung eines modus vivendi bis zum Zustandekommen eines endgültigen Vertrags annehme. Danach sollen die beiderseitigen Provenienzen volle Meistbegünstigung genießen und von serbischer Seite alle Re⸗ pressivmaßregeln außer Kraft gesetzt werden, wogegen Oester⸗ reich⸗Ungarn die Ein⸗ und Durchfuhr von Geflügel und frisch geschlachtetem Fleisch gestattet und fuͤr Vieh zu Schlachtzwecken von Fall zu Fall Einfuhrbewilligungen erteilt. . — Im österreichischen Abgeordnetenhause wurde gestern die erste Lesung der Wahlreformvorlage fort⸗ esetzt. 86 Im Laufe der Verhandlurgen gab, wie „W. T. B.“ berichtet, der Graf von Trauttmannsdorf seinem Erstaunen über das Vorgehen der Regierung gegenüber dem verfassungstreuen Großgrund⸗
besitz Ausdruck, der sich stets ausschließlich vom Standpunkte d Elet⸗wohles leiten lasse. Der Redner glaubte nicht, F eine Aenderung des Wahlrechts eine Besserung mentarischen Verhältnisse berbeiführen werde. Der
präsident hätte vielmehr die Wahlreform mit der stellun des nationalen Friedenz und mit einer Verfassungsrevision überhaupt verbinden sollen, um das Verhältnis zu Ungarn dauernd und besser zu gestalten. Der Redner erkannte die Notwendigkeit einer Wahlreform an, bezeichnete sich aber als Gegner dieser Wahlreforn. Er fei zwar für ein allgemeines, nicht aber für gleiches Wahlrecht. Der Abg. Stransky erklärte, daß die Regierung mit Einbringung der Waßireform nur eine Pflicht erfüllt habe, bezeichnete diese Vor⸗ lage aber als eine Demütigung der Tschechen und verlangte eine Er⸗ höhung der Tschechenmandate in Mähren.
— Nach einer Depesche des „W. T. B.“ aus Budapest hat der Ministerrat das leitende Komitee der koalierten Parteien des letzten Reichstags aufgelöst und dessen weitere Tätigkeit verboten, weil dieses Komitee sich Rechte angemaßt hatte, die nur der Exekutivgewalt zustehen, und weil das Komitee in Beschlüssen, Erklärungen und Aufrufen zum offenen Widerstande gegen gesetzliche Verfügungen aufge⸗ 1“ 8
Frankreich.
In dem gestern im Elysée abgehaltenen Ministerrate machte der Ministerpräsident Sarrien, „W. T. B.“ zufolge, Mitteilungen über den Stand der gerichtlichen Untersuchung, die eingeleitet worden ist, um festzustellen, wen die Verantwortung für die Katastrophe von Courridres treffe. Der Minister
es Innern Clémenccau teilte mit, daß die Direktoren der Bergwerksgesellschaften dem Vorschlage, heute im Ministerium der öffentlichen Arbeiten zu einer Beratung mit Delegierten der Bergarbeiter zusammenzutreten, zugestimmt haben, dc aber von den Bergarbeitern eine Antwort auf diesen Vorschlag noch nicht eingegangen sei, diese aber sicher bejahend lauten werde. Clémenceau teilte ferner mit, daß der Geistliche von Sain Etienne⸗de⸗Mer⸗Morte (Departement Loire Inférieure) mi einigen Einwohnern in das Schulgebäude des Ortes ein⸗ gedrungen und daß das Gebäude ausgeplündert worden sei; die Untersuchung wegen dieses Vorfalles sei angeordnet worden.
— Der Minister des Innern Clémenceau hat die Präfekten angewiesen, mit der Aufnahme der Inventare der Kirchen fortzufahren, dabei aber mit größter Vorsicht zu Werke zu gehen und alle nötigen Maßregeln in solchen Orten
zu treffen, wo Ruhestörungen zu befürchten sein.
— In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkamme wurde die Beratung des Marinebudgets fortgesetzt und dessen letzte Kapitel angenommen.
Im Laufe der Beratung brachte der Deputierte Reville, wi „W. T. B.“ berichtet, die Frage der Motorboote zur Diskussion un machte der Marineverwaltung Vorwürfe, ein Motorboot im Ausland ekauft zu haben, das jetzt zwischen Dinard Malo Dienst tue. Reville fügte hinzu: wenn in dem letzten Salonautomobile das Motorboot das er suchte, so geschah es, weil er verabsäumt hatte die französische Industrie zu benachrichtigen, daß er Käufen solcher Motorboote sein würde. Der Marineminister Thomson erwiderte, daß die Regierung sich immer zuerst an die fran zösische Industrie wende, und ihr den Vorzug gebe. Das gekauft Aufklärungsboot erfüllte anscheinend alle gestellten Bedingungen unß schien auch einem Franzosen zu gehören. Wir haben einen Wett bewerb ausgeschrieben und sind überzeugt, daß die französische Industri uns das liefern wird, dessen wir bedürfen.
Rußland. Die extremen Parteien in Moskau haben, nas
und Saint der Ministen nicht fand
einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ beschlossen, ihre Taktik zu ändern, von aufrührerischen Be strebungen abzusehen und an dem parlamentarischen Kamp teilzunehmen.
— Der See von Wilna hat, d er die Tätigkeit der von dem Bischof Baron Ropp gegründet konstitutionellen Katholikenpartei für unvereinbar mit de Regierungspolitik erachtete, deren Versammlungen verboten.
Italien.
In der Deputiertenkammer stand gestern die Be ratung der Vorlage, betreffend Maßnahmen für die Eisenbahnen, auf der Tagesordnung.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Schatzminist Luzzatti im Laufe der Verhandlungen, man müsse zufrieden sei daß das Budget jetzt die Möglichkeit biete, alle für die Regelung de Eisenbahnfrage norwendigen Ausgaben leisten zu können. Die Ei nahmen hätten bis Ende Februar einen Ueberschuß von 58 Millione ergeben, und dieser Ueberschuß würde am Schlusse des Etatsjahr mindesiens 60 Millionen betragen. Die Finanzlage sei eine solch daß man die Verwaltung der Eisenbahnen werde so gestalten könne wie es die wirtschaftlichen Bedürfnisse des Landes erfonrderten.
Serbien.
In der gestrigen Sitzung der Skupschtina gab d Handelsminister nach einer Meldung des „W. T. B. folgende Erklärung betreffs der Handelsvertragsverhan lungen mit Oesterreich⸗Ungarn ab:
Die Regierung habe das von Oesterreich⸗Ungarn angebote Provisorium bisher nicht angenommen, weil seine Bedingung für Serbien nicht günstig seien. Indessen gäbe die 8 gierung noch nicht alle Hoffnung auf ein günstiges P. visorium, ja selbst auf einen günstigen Verlauf der Hand vertragsverhandlungen mit Oesterreich⸗Ungarn auf, fe kein Provisorium abgeschlossen werden sollte, da die serbise Delegierten die Zuversicht aussprächen, daß die Verbandlungen einigen Monaten beendigt werden kösnten; auch sei nicht zu fürchten, das Oesterreich⸗Ungarn Serbien kein Schiedsgericht ökonomische Streitfragen einräumen würde.
chtina nahm darauf den Vorschlag der 2 ssion bis zum 22. April zu vertagen, an.
I t 18 Asien.
Das japanische WE“ hat geste „W. T. B.“ zufolge, nach lebhafter Debatte die Eisenbah verstaatlichungsvorlage mit 243 gegen 109 Stimn unverändert angenommen.
Die Kosten der Bahnverstaatlichang in Japan selbst werden etwa 500 Millionen Yen geschätzt. Die Abstimmung über die L lase, betreffend die Verstaatlichung der Bahnlinie von Söul 1 Fusan (Korea), steht noch aus. Der Finanzminister sprach Zuversicht aus, daß der Ankauf der Bahnen ohne Störung des G marktes sich in 5 Jahren werde durchführen lassen.
Afrika. Amtlicher Meldung zufolge soll der Mahdi von Sok⸗ getötet worden sein. Die Unterdrückung des Aufstands m. EI1AAA“”
Parlamentarische Nachrichten.
1 über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden siich in der Ersten und Zweiten Beilage.
29 — Der heutigen (68.) Sitzung des Reichstags wohnten der Staatssekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Stengel und der stellvertretende Direktor der Kolonialabteilung des ee Amts Erbprinz zu Hohenlohe⸗Langen⸗ burg bei.
Der Abg. Krolik (b. k. F.) hat sein Mandat niedergelegt. 8 Zur zweiten Beratung stand der Gesetzentwurf, betreffend die Feststellung des Haushaltsetats für die Schutzgebiete auf
das Rechnungsjahr 1906. Die Vorlage war mit allen Spezial⸗ eetats für die einzelnen Schutzgebiete der Budgetkommission überwiesen, welche die Etats für Togo, Neuguinea, die
Karolinen, Palau, Marianen⸗ und Marschallinseln un⸗
verändert, die für Deutsch⸗Ostafrika, Kamerun, Südwestafrika,
Sazmoa und Kiautschou mit einigen Abstrichen zur Annahme empfiehlt. 8 8
Ddie Erörterung begann mit dem Etat für das ost⸗
afrikanische Schutzgebiet. Referent ist der Abg.
Dr. Paasche (nl.). .
. Zu dem ersten Titel des Ordinariums der Ausgaben
„Gouverneur 18 000 ℳ und Kolonialdienstzulage“ erhält das
Wort der
Abg. Bebel (Soz.): Der Abg. Arendt hat gestern behauptet, daß meine Angriffe gegen den Dr. Prlern⸗ sich bei der Disziplinar⸗ verhandlung gegen diesen als unrichtig herausgestellt hätten. Als unrichtig bat sich lediglich der eine Punkt, der den Tucker⸗ brief betrifft, herausgestellt. Ich habe das auch am 27. April
1897, ein Jahr nach der ersten Verbandlung, zugegeben.
Die übrigen Anklogepunkte gegen Peters haben sich als richtig erwiesen
und der Reichtdisziplinarhof hat die Entlassung des Dr. Peters
aus dem Amt beschlossen. Der Tuckerbrief hat allerdings den da⸗ maligen Kolonialdirektor Dr. Kayser veranlaßt, ein Disziplinar⸗ verfahren gegen Dr. Peters einzuleiten, nachdem ein früheres resultatlos verlaufen war. Es ist eine ganz irrige Baee hans⸗ wenn man be⸗ hauptet, daß nur ich den Anlaß dazu gegeben habe. Die Verhand⸗ lungen haben hier drei Tage gedauert; es war eine hochgradige Auf⸗ regung vorhanden, nicht nur hier, sondern in ganz Deutschland. Der
Abg. Dr. Hammacher, dem gewiß niemand Voreingenommenheit gegen
Peters vorwerfen kann, warf dem Auswärtigen Amt vor, daß
es nicht eingeschritten sei, obwohl Peters eine Negerin,
mit der er geschlechtlichen Verkehr gehabt hatte, zum
Tode durch den Strang verurteilt atte, nachdem sie
desertiert war. Noch viel schärfer sprach sich in derselben
Sitzung der Abg. Lenzmann aus; er warf Peters vor, jene
Negerin wegen hochverräterischer Unternehmungen gehängt zu haben,
obwohl ez doch feststand, daß er sie zur Befriedigung seiner Luͤste en
hatte. Er sagte u. a., entweder ist der Mann verrückt oder ein Scheusal.
In ähnlicher Weise sprach sich Eugen Richter aus. Er sagte, Peters ist
wie ein Räuber aufgetreien und hat Grausamkeiten jeder Art verübt.
Der Prozeß fand noch im Laufe desselben Herbstes vor dem Reichs⸗
disziplinarhof statt. Der Disziplinarhof hob die Vorentscheidung auf,
erkannte den Angeklagten für schuldig und verurteilte ihn zur Dienst⸗ entlassung und aller Kosten. (Der Redner verliest den
Wortlaut des Erkenntnisses.) Der Gerichtshof sah als erwiesen an,
daß der Angeklagte seinen 14jährigen Diener Mahruck hat
hinrichten lassen, weil er ihn im Verdacht hatte, daß er mit seinen Weibern sexuellen Verkehr gepflogen habe. Der Dr. Peters hatte eine Hinrichtung wider Recht und Gesetz vornehmen lassen, also einen Mord begangen. Nach dem Erkenninis war es eine Unwahr⸗ beit, daß der Dr. Peters in seinem Bericht, den er darüber erstalttete, erklärte, alle Beamten seien mit der Hinrichtung einverstanden gewesen; der Gerichtshof hielt dafür, daß diese Bericht⸗ erstattung selbst bewiesen habe, daß Dr. Peters fühlte, daß er einen Mord begangen hätte. Er habe sich eines Amtsvergehens schuldig gemacht, das die Dienstentlassung nach ziehen müßte. Alle meine Behauptungen sind durch das Gerichtsurteil als erwiesen erachtet worden; u den Ausführungen des Abg.
Dr. Arendt von gestern und vorgestern sfert allerdings ein
Mut, den ich nicht für möglich gehalten hätte. Die Kolonialver⸗
waltung hatte die Pflicht, selbst gegen diese Angriffe des Abg.
Arendt aufzutreten, denn sie enthielten schwere Beleidigungen
gegen den damaligen Gerichtshof. Alle Angriffe des Abg.
Dr. Arendt beruhen auf Unwahrheiten. Was bis jetzt noch
nicht eingetreten ist, ist, daß Peters wegen dieser doppelten Hin⸗
richtung vor Gericht gestellt wurde. Er hätte mindestens zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt werden müssen; und da das noch immer nicht erfolgt ist, fordere ich hier die Kolonialverwaltung auf, ihn noch jetzt vor den Staatsanwalt zu stellen, damit er wegen seiner schweren Verbrechen, wegen dieses Doppelmordes bestraft wird. er Abg. Dr. Arendt hat sich hier als Verteidiger eines Mörders hingestellt. Jeder andere deutsche Beamte wäre nicht so davon⸗ gekommen; gäbe es Recht und Gerechtigkeit, so wäre dem Dr. Arendt der Mund schon vor 8 Jahren gründlih gestopft worden.
(Schluß des Blattes.)
v“ Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen
(46.) Sitzung, welcher der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten Dr. Studt und der Minister des Innern Dr. von Bethmann⸗Hollweg beiwohnten, die dritte Beratung des Staatshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1906 bei dem Etat des Ministeriums des Innern fort.
Abg. Dr. Mizerski (Pole) beschwert sich darüber, daß die Polizeibehörden im Osten die polnischen Geschäftsleute zwaͤngen, auf ihre Firmenschilder deutsche Vornamen statt der polnischen zu setzen. Das Oberlandesgericht und das Kammergericht hätten sich in dieser Hinsicht auf einen verschiedenen Standpunkt gestellt; das letztere abe sich gegen diesen Zwang ausgesprochen. Ferner wünscht de Reoner die Aufhebung der Verfügung des früheren Mtnisters, dumh welche die Bevutzung der Endung ska bei weiblichen polnischen Namn beeinträchtigt worden ist; endlich spricht er sich gegen die Er⸗ sebung polnischer Ortsnamen durch deutsche aus, die vielfach mit ganz unzwecknäßigen und unhistorischen Namen erfolge, und bemängelt, daß verschedenen Orten derselbe Name beigelegt werde. Der Redner
chließt mh emer allgemeinen Verurteilung des Hakatismus und der stmarkenpoltik.
Hierauf nimmt der Minister des Innern Dr. von Bethmann⸗Hollweg das Wort. (Schluß des Blattes.)
““ Arkeiterbewegung.
Eine öffentliche Versammlung der Herrenmaßschneider Berlins und der Umgegend, die außerordentlich gut Fsche war, fand am Donnerstag statt, um den Bericht über die gegenwärtige Lage im Beruf entgegenzunehmen. Wie der Hauptredner, der „Voss. Ztg.“ zufolge, ausführte, sind in diesem Fruüͤhjahr 49 Berliner Firmen, die zusammen etwas über 1000 Maß⸗ schneider beschäftigen, Forderungen unterbreitet worden. Durch Vermittelung der Ortsverwaltung sind in einer ganzen
Lohn⸗ und Arbeitsverhältnisse neugeregelt
und Lohnerhöhungen von 10 v. H. und darüber erzielt worden, ohne
daß es zu größeren Lohnkämpfen gekommen wäre Während bei etwa 30 Firmen die Verhandlungen zu Vereinbarungen führten, kam es am Donnerstag in einem Betriebe — da die Verhandlungen als 5 abgebrochen werden mußten — zum Ausstand; von etwa 50 dort beschäftigten Maßschneidern legten 40 die Arbeit nieder. In Rixdorf sind die Forderungen 8 Firmen unterbreitet worden; die Verhandlungen haben jedoch bisher noch zu keinem Ergebnis geführt. Schluß führte der Redner aus, eine Tarifgemeinschaft für ganz Berlin zu schaffen, sei das Ziel, das sich die Organisation gestellt habe. — Mit der Erneuerung des Tarifvertrags der Bauklempner Berlins und der Umgegend beschäftigte sich, wie dasselbe Blatt mitteilt, gestern nochmals das Einigungsamt des Berliner Gewerbegerichts. Nach mehrstündigen Beratungen wurde ein Schiedsspruch gefällt, dessen hauptsächlichste . sind: tägliche Arbeitszeit von 9 Stunden, der Mindeststunden⸗ ohn für Bauklempner vom 1. April 1906 bis 1. April 1907 70 ₰, vom 1. April 1907 bis 1. April 1909 72 ½ ₰. Für junge Gehilfen im ersten Jahre nach beendeter Lehrzeit 60 ₰, im zweiten Jahre 62 ½. ₰. Ueberstunden mit einem Aufschlage von 25 v. H., nach 10 Uhr Abends und Sonntags mit einem solchen von 50 v. H. — Zur Lohnbewegung im Malergewerbe Berlins (vgl. Nr. 59 d. Bl) teilt der Verband der Malereigeschäfte von Berlin und den Vororten folgendes mit: Im hiesigen Malergewerbe wurde im Jahre 1902 ein Tarif abgeschlossen, der bis zum 1. April 1906 Gültigkeit hat und für Malergehilfen einen Mindestlohn von 55 ₰, für Aastreicher und junge Gehilfen, die noch nicht zwei Jahre ausgelernt haben, 50 ₰ Stundenlohn festsetzt. In Wirklichkeit sind aber schon seit Jahren häufig höhere Löhne gezahlt worden. Von der Organisation der Gehilfenschaft werden nun 70 ₰ Stunden⸗ lohn für den schwächsten Gehilfen verlangt bei einjähriger Tarifdauer. Der Verband der Malereigeschäfte von Berlin und den Vororten hat sich bereit erklärt, eine etwa 20 prozentige Lohnerhöhung für Maler⸗ ehilfen und 10 prozentige Lohnerhöhung für Anstreicher (ungelernte rbeiter) bei einer dreijahrigen Tarifdauer zu bewilligen, außer⸗ dem Ueberstunden mit 33 ¼ v. H., Nachtarbeit mit 75 v. H. und Sonntagsarbeit mit 100 v. H. Zuschlag zu bezahlen. Für Arbeiten auf Rüstungen werden wie bisher 5 ₰ für die Stunde Zuschlag und das Fahrgeld nach allen Vororten gezahlt. Das Angebot der Maler⸗ meister ist von der organisierten Gehilfenschaft vorläufig abgelehnt worden; wenn diese auf auf ihren Forderungen verharrt, ist ein Streik unvermeidlich.
Eine Versammlung der Zwangsinnung für Maler, Tüncher und Stukkateure fur den Stadt⸗ und Landkreis Wiesbaden nebst Umgegend, der etwa 280 Meister angehören, hat, wie die „Frkf. Ztg.“ berichtet, einstimmig beschlossen, die Forderungen der Gesellen “ Diese werden daher am nächsten Montag den Ausstand
eginnen.
Bei der Glashüttenfirma Reppert in Friedrichs⸗ thal sind, wie der „Post“ aus St. Johann telegraphiert wird, 102 Arbeiter wegen Lohnzwistigkeiten in den Ausstand getreten.
Die Nacht zum Freitag verlief im Kohlenbecken von Pas de Calais (vgl. Nr. 65 d. Bl) sehr erregt. Die Ausständigen zogen auf den Wegen umher, um die Arbeiter anzuhalten. Gestern morgen war die Stillegung der Zechen in Dourges, Drocourt, Carvin und Ostricourt vollständig durchgeführt. Die Zabhl der gegenwärtig im Ausstande befindlichen Arbeiter beträgt 26 000. — Die Versammlung der Bergwerks⸗ direktoren und der Vertreter der Arbeiter ist auf Antrag der letzteren auf später vertagt worden, weil die Syndikate der Ansicht sind, daß es nötig sei, heute in Lens zu einem Kongreß zusammenzutrteten, der den Delegierten ein festes Mandat überträgt. Die Versamm⸗ lung des entrearn sche es der Kohlenbergwerke und der Vertreter der Arbeiter wird deshalb erst am Sonntag in Paris abgehalten werden. Der Kongreß wird wahrscheinlich ein viel bestimmteres Programm der Focherungen der Arbeiter ausarbeiten als das bisher beschlossene ist. 88 8.*
v. A. Der Russe Alexander Borissoff hat im Kunstsalon von Keller u. Reiner eine Sonderausstellung eröffnet. Das Unternehmen ist nicht nur zeitgemäß, da augenblicklich alles, was von Rußland herüberkommt, einer besonderen Beachtung bei uns sicher sein darf, es ist auch dankenswert, da es uns mit einer starken künstlerischen Persönlichkeit bekannt macht. Allein das Stoffgebiet, dem er sich zugewandt hat, sichert Borissoff schon eine über das gewöhnliche Maß hinausgehende Beachtung. Er hat der Kunst ein neues Gebiet gewonnen, in das ihm freilich nicht viele folgen dürften. Als erster ist er, mit Malgerät ausgestattet, in die Polar⸗ gegeaden hinaufgedrungen und hat hier unter unaussprechlichen Ent⸗ behrungen Studie um Studie geschaffen, in denen er versuchte, den fremdartig phantastischen Zauber jener Welt des Eises und der Nachi festzuhalten. Daß es wirklich künstlerische Beweggründe gewesen sind, die ihn zu dem kühnen Unternehmen veranlaßten, beweisen seine Arbeiten zur Genüge.
Borissoff wurde als Bauernsohn im hohen Norden geboren und lernte früh die unwirtliche und rauhe Natur lieben. Wie sehr es gerade die Natur war, die es ihm angetan hatte, beweisen die mit⸗ gebrachten Skizzen. Nur selten sieht er sich veranlaßt, den Kopf eines Samosjeden festzuhalten, die Menschen dort oben bei ihrer Arbeit, auf ihren Fahrten, in ihren engen Behausungen zu schildern. Seine ganze Aufmerksamkeit ist auf das gewaltige Schauspiel dieser großen, übermächtigen und furchtbaren Natur gerichtet, in deren Mitte das Leben der kleinen, ohnmächtigen Menschen so sonderbar und unwahrscheinlich ist. Aber er sieht weniger ihre Schrecken als ihre Schönheiten: jene Schönheiten der Luft, der Be⸗ leuchtung, für die in den letzten Jahrzehnten das Auge der Künstler sich so geschärft hat. Mit diesen modernen Errungenschaften tritt er vor die unerforschte Welt, und es gelingt ihm, den überzeugendsten Eindruck von ihr zu vermitteln. Was zunächst an den Studien auf⸗ fällt, ist die außerordentliche Frische und Klarheit der Farben, die Leucht⸗ kraft, die ihnen innewohnt, ohne daß sie grell wirken. Dazu kommt eine weiche, breite, flächige Behandlung, die immer den Gesamteindruck im Auge behält. Diese technischen Vorzüge sind umso bewunderns⸗ werter, wenn man sich die Schwierigkeiten, mit denen Borissoff zu kämpfen hatte, veranschaulicht. Noch während der Frühlingsmonate war die Kälte so groß, daß die Pinsel brachen, die Farben sich verdickten, das Terpentin sich kristallisierte und die vom Pelz bedeckten Hände des Künstlers erstarrten.
Die Ausstellung besteht fast ausschließlich aus Studien, denen sich nur wenige größere Gemälde, die er nach seiner Rückkehr nach seinem Skizzenmatersal arsführte, anschließen. Die malerisch wirkungsvollsten von diesen sind „Das Grab“, das verwitterte Boot, gebleichte Knochen, neben denen ein Eisfuchs liegt, und am Horizont öde, dunkle Berge, und die „Sichernden Hirsche“. In letzterem sind sowohl die Zeichzung, wie die gedämpften, weichen Farben vorzüglich. Unter den Studien einzelne besonders hervor⸗ zuheben, ist außerordentlich schwer. Die ganz fremdartigen Be⸗ leuchtungen, wie elwa die Sonnenfinsternis mit den seltsam grellen Streifen am Himmel, liegen uns am fernsten und wirken am wenigsten auf unser Empfinden. Die stärksten Wirkungen erzielt Borissoff in seinen einfachsten Schilderungen, wenn er den dunklen Schneehimmel vor nahendem Sturm malt, das undurchdringlche Nebelmeer, aus dem sich phantastisch nur ein⸗ zelne Schneeblöͤcke heben, die schwermütige Oede endloser Schnee⸗ 5 oder den festlich funkelnden, kalten Sonnenglanz auf den Eis⸗ dergen. Von großem Interesse sind auch die Skizzen nach den ver⸗ einzelten Ortschaften, arme Holzhäuser, eine von Holz erbaute Kirche und rings umher endlose, unfruchtbare Oede. Jedenfalls ist es ein glückliches Zngemmenüeeeng daß der kühne Mann, der diese Maler⸗ fahrt unternahm, zugleich ein wirklich berufener Künstler ist.
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en, Tierkrankheiten und Ab errungs⸗ s Aegypten.
Der internationale Gesundheitsrat in Alexandrien hat für Herkünfte aus den australischen r. von Perth, Fremantle und Geraldton das Pestreglement in den ägyptischen Häfen in Kraft gesetzt. 5.
BVBerkehrsanstalten.
ne Stadtbahn in der deutsch⸗ostafrikanischen Hafenstadt Tanga 8 ist vor kurzem seitens der „Westdeutschen Handels⸗ und Plan⸗ tagen⸗Gesellschaft“ dem Betrieb übergeben worden. Sie unter⸗ hält den Verkehr zwischen der Stadt und dem Zollamt und wird vorläufig nur Güter, später auch Personen befördern. Außerdem hat sie hauptsächlich den Zweck, die Verbindung zwischen der Stadt und der Usambaraeisenbahn aufrecht zju halten. Neverdings ist der Wunsch laut geworden, ein Anschlußgleis nach dem Hospital zu legen, und die „Usambarapost“ ist der Meinung, daß diese Strecke vielleicht nicht unrentabel sein wird. — In demselben Blatte wird mitgeteilt, daß die Firma Lenz u. Co. die Aufstellung eines Dampfkrans auf dem Pierkopfe bereits in die Wege geleitet hat. x
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Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
Im Königlichen Opernhause sang gestern der Kammersänger 88e aus Kopenhagen, der am Montag ein Gastspiel als Don Jos6 in „Carmen“ eröffnet hatte, die Rollen des Turiddu in „Gavalleria rusticana“ und des Canio in den „Bajazzi“. Während er sich neulich als Don José der französischen Sprache be⸗ diente, sang er gestern den Turiddu italienisch und den Canio dänisch. Am Montag wird er den Walter Stolzing deutsch singen. Seine Be⸗ gabung ist in dieser Husicht zu bewundern, wenn auch das Sprachen⸗ gemenge in einer deutschen Aufführung nicht gerade das Kunst⸗ genießen fördert. Vielleicht entschließt sich der Sänger dazu, wenn er später einmal wieder hier erscheint, die ge⸗ samten Partien deutsch einzustudieren, was ihm ja nicht schwer werden duͤrfte. Und man darf wünschen, daß Herr Herold wieder⸗ kehrt, denn man lernte in ihm einen geistig hochstehenden, fesselnden Künstler kennen. Seine Tenorstimme s zwar nicht groß, aber wohl⸗ klingend und gut ausgeglichen, und seine Auffassung zeugt von feinem Verständniz und Empfindung für die zu lösenden Aufgaben. Von den beiden Partien, die er gestern sang, gebührt dem Canio der Vorzug; wenn auch zuletzt sein Organ nicht völlig ausreichte, so gelang es ihm doch, das Tragische der Gestalt eindringlich hervorzukehren. Sein Turiddu war ja in der äußeren Erscheinung auch sehr charakteristisch, in der Wirkung aber erheblich matter. Dazu kam, daß er bei seiner Partnerin, Fräulein Frances Rose vom Stadttheater in Breslau, die als zweiter Gast die Santuzza sang⸗ zu wenig Unterstützung fand. Die Küäünstlerin, die unlängst als Valentine in den „Hugenotten“ einen recht günstigen Eindruck Binteries. schien ihrer gestrigen Aufgabe ebensowenig ge⸗ wachsen wie Fräulein Deetz als Lola. Vortrefflich war dagegen Herr
boffmann als Alfio und Tonio, und mit gutem Gelingen fand sich räulein Ekkeblad, die die Partie der Nedda für das erkrankte Fräulein estinn übernommen hatte, mit ihrer nicht leichten Aufgabe ab.
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ö“ 3 “ “ Im Königlichen Opernhause geht morgen, neueinstudiert „Der Pfeifertag“, heitere Oper in drei Akten von Max Schillings, in Szene, in den Hauptrollen mit den Damen Ekeblad (Herzland), Dietrich (Alheit), den Herren Knüpfer (Rappoltstein), Grüning Velten), Hoffmann (Ruhmland), Jörn (Jockel), Nebe, Krasa und Alma besetzt. Dirigent ist der Kapellmeister Dr. Strauß, die Regie führt Herr Droescher. — Am Montag findet eine Wiederholung der „Meistersinger von Nürnberg“ in der bekannten Besetzung der auptrollen mit den Damen Destinn, von Scheele⸗Müller, den Herren Bachmann, Nebe, Lieban und Knüpfer statt. Als Walter Stolzing setzt Herr W. Herold vom Königlichen Theater in Kopenhagen sein Gastspiel fort. Als Kothner gastiert Herr J. Höpfl vom König⸗ lichen Hoftheater in Dresden. Dirigent ist Herr von Strauß. (Anfang 7 Uhr.)
Im Koniglichen Schauspielhause werden morgen „Die Journalisten“, mit Herrn Christians als Konrad Bolz, gegeben; außer⸗ dem sind die Herren Keßler, Müller, Vollmer und die Damen Arn⸗ städt und von Mayburg beschäftigt. — Am Montag wird „Romeo und Julia“ wiederholt.
Im Neuen Königlichen Operntheater geht morgen „Torquato Tasso“ mit den Herren Matkowsky, Kraußneck, Ludwig und den Damen Poppe und Lindner in den einzelnen Rollen in Szene.
Im Deutschen Theater wird morgen sowie am Dienstag und Sonnabend Hofmannsthals Tragödie „Oedipus und die Sphinx“* wiederholt; am Montag, Mittwoch, Freitag und nächsten Sonntag wird Shakespeares „Kaufmann von Venedig“, mit Agnes Sorma als Porzia und Rudolf Schildkraut als Shylock, gespielt. Donnerstag geht „Der Graf von Charolais“ in Szene.
Das Lessingtheater hat für nächste Woche folgenden Spiel⸗ plan aufgestellt: morgen abend sowie am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag: „Rosmersholm“; Montag und Freitag: „Und Pippa tanzt“. Am Sonnabend geht Emil Rosenows Schwank „Kater Lampe“ zum ersten Male in Szene und wird am nächstfolgenden Sonntagabend wiederholt. Als Nachmittagsvorstellung ist für morgen „Nora“, für nächstfolgenden Sonntag sind Otto Erich Hartlebens „Die Erziehung zur Ehe“ und „Die sittliche Forderung“ angesetzt.
Im Schillertheater O. (Wallnertheater) wird morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, sowie am Mittwochabend „Die Macht der Finsternis“ gegeben; morgen abend geht „Don Carlos“, Montag „Königsglaube“ in Szene. Dienstag und Sonnabend wird „Der Vogel im Käfig“, Donnerstag „Ueber unsere Kraft“ 888 Teil),
reitag „Ueber unsere Kraft“ (I. Teil), nächsten Sonntagabend „Die
hre“ gegeben. — Das Schillertheater N. (Friedrich Wilhelm⸗ städtisches Theater) bringt morgen nachmittag „Zapfenstreich“, Abends das Schauspiel „Der Vogel im Käfig“, das Montag und Freitag wiederholt wird. Dienstag, Mittwoch und nächsten Sonntag⸗ abend wird „Ueber unsere Kraft“ (II. Teil) aufgeführt. Donnerstag Eht „Die Macht der Finsternis“, Sonnabend „Königsglaube“ in
jene. Für nächsten Sonntagnachmittag ist „Romeo und Julia“ an⸗ gesetzt. — Im Bürgersaal des Rathauses wird morgen ein „Johann Strauß⸗Abend“ veranstaltet.
Im Theater des Westens wird die Uraufführung des musika⸗ lischen Lustspiels von Wolf⸗Ferrari „Die vier Grobiane“ am Mitt⸗ woch stattfinden. Dieselbe Oper wird am Freitag (im Abonnement) und Sonntag, den 25. d. M., wiederholt. „Schützenliesel⸗ wird morgen sowie am Montag, Dienstag (bei aufgehobenem Abonnement) und Sonnabend aufgeführt; Donnerstag geht „Undine“ in Szene. Morgen, Mittags 12 Uhr, findet eine Matinee der Tänzerin Irene Sanden statt; Nachmittags 3 Uhr wird „Die Zauberflöte“, nächsten Sonntagnachmittag „Der Freischütz“ gegeben. Am Sonnabend geht Nachmittags „Emilia Galotti“ als Schülervorstellung in Szene.
In der Komischen Oper werden in nächster Woche, mit Aus⸗ nahme von Dienstag und Donnerstag, an allen Abenden „Hoffmanns Erzählungen“ in Szene gehen; am Dienstag und Donnerstag wird „Don Pasquale“ aufgeführt. Mit Rücksicht auf andere musikalische Veranstaltungen ist die Erstaufführung von „Figaros Hochzeit“ auf Montag, den 26. d. M., verschoben wo den.
Im Neuen Theater wird am Montag Wedekinds „Erdgeist“ mit Gertrud Eysoldt als Lulu gegeben. Morgen sowie am Dienstag,