1906 / 71 p. 25 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 Mar 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Herrn Stern besprochen worden ist und von der wir hoffen, daß die Neuregelung der Verhältnisse bessernd einwirkt. Wir haben uns dieses Versprechen gemerkt. .

Gegenüber dem Vorwurf, der vorher hier erhoben worden ist, daß aus unseren Reihen eine heftige Tonart, die weit absticht von der, die wir heute und gestern geführt haben, gegen die Zentrale geführt worden ist, möchte ich aber sagen⸗ daß davon meiner Ansicht nach nie die Rede gewesen ist. Wir haben sogar die Herren werden sich vielleicht ent⸗ sinnen noch im Oktober v. J. in durchaus sachlicher Form sowohl an die Geschäftsstelle der Zentrale, wie auch an den Brennerverband uns gewendet und um Remedur gewisser Miß⸗ stände gebeten. Die Antwort, die wir darauf bekamen, war leider nicht in demselben sachlichen Ton gehalten.

Herr Stern hat gestern Abend unsere Aufstellung be⸗ mängelt, die die Zunahme des Verbrauchs an denaturiertem Spiritus betrifft. Herr Stern hat aber übersehen, daß die Zahlen offiziell vorliegen. Die Zahlen sind sogar aus der Denkschrift, aus dem Zahlenmaterial der Zentrale selbst ent⸗ nommen, und es kann allerdings für die Sache unerheblich sein, ob Herr Stern die Meinung hat, wie er sich ausdrückte, ob nicht die schließlich unter der Herrschaft der Zentrale er⸗ zielte Steigerung größer gewesen ist, als sie ohne die Zentrale möglich gewesen wäre. Meine Herren, wir haben es gestern und heute abgelehnt, mit Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten zu rechnen, wir haben uns ausschließlich auf positive Tatsachen und Zahlen gestützt und würden es für erfreulich halten, wenn die Herren Vertreter der Zentrale uns auch nur auf Grund einwandfreien Materials gleichfalls mit nackten Zahlen dienten.

Herr Stern hat auch die Aufstellung bemängelt, die wir bezüglich der Zunahme des Konsums bei billigen Preisen und der Abnahme bei höheren Preisen gemacht haben und der Ansicht Ausdruck gegeben, daß es sich hier um rein statistische Künste handelt. Nun, meine Herren, die Tabelle reicht ge⸗ nügend weit zurück, um wohl derartige Zufälligkeiten ziemlich auszuschließen. Wenn aber gesagt wird, die Tabelle gebe die wahren Verhältnisse schon deshalb nicht wieder, weil der Destillateur in günstigen Jahren sich einzudecken pflegt und in schweren Jahren also trotz alledem prosperiere, so könnte ich hier, trotzdem der Punkt eigentlich hier nicht zur Debatte steht, nur einwenden: das ist ja gerade eine der wesentlichsten Beschwerden, die von uns gegen die Zentrale direkt erhoben werden: früher war es in der Tat den Abnehmern möglich, sich unter zusagenden Preisen rechtzeitig einzudecken, selbst einzu⸗ lagern und so den Schädigungen schwerer Jahre begegnen zu können. Es ist erst durch die Geschäftspolitik der Zentrale anders geworden. Ein Eindecken ist heute nicht mehr möglich. Mir ist von Firmen in den verschiedensten Städten versichert worden, die einen Versuch gemacht haben, größere Warenposten von der Zentrale zu erhalten, daß sie als Antwort erhielten,

die Zentrale könne eine derartige Spekulation, wie sie sich ausgedrückt hat, nicht unterstützen, sondern es würde ihnen nur nach dem Durchschnitt des bekannten monatlichen Ver⸗ brauchs Ware geliefert werden. Meine Herren, also das, was Herr Stern gestern direkt zur Entlastung des Drucks durch die höheren Preise anführte, hat wohl früher Geltung gehabt unter der Herrschaft des freien Marktes, das ist aber heute unter der Zentrale nicht mehr möglich. Weil vorhin von den Paritätspreisen gesprochen worden

ist, einem Thema, das, glaube ich, augenblicklich ebenfalls nicht zur Verhandluug steht, so möchte ich doch auf einen besonders markanten Fall aufmerksam machen. Es ist von einer Gruppe von Abnehmern uns folgendes mitgeteilt worden: Als Lieferant ist ihnen seitens der Zentrale eine Spritfobeit aufgegeben worden: Winkelhausen in Preußisch⸗Stargard. Die Abnehmer hatten allen Grund, mit der Lieferung seitens dieser Fabrik unzufrieden zu sein, erstens weil ihnen für ihr besseres Produkt es handelt sich um Herstellung von Kognak die Qualität der Ware nicht zusagte und zweitens, weil die betreffende Spritfabrik Konkurrent ihrer eigenen Abnehmer war, die Kunden der Abnehmer durch eigene Reisende be⸗ suchen ließ und ferner diese Kunden zur Abnahme von Kognak ꝛc. dadurch zu veranlassen gesucht haben soll, daß ihnen gesagt wurde: wenn ihr Sprit haben wollt, müßt ihr von uns auch Kognak ꝛc. nehmen. Die Abnehmer haben sich an die Zentrale gewandt und ersucht, ihnen nicht mehr von Preußisch⸗Stargard, sondern von Sinner⸗Neufahrwasser liefern zu lassen. Nun, meine Herren, darauf ist dann nach verschiedenem Hin⸗ und Herschreiben die Antwort gekommen, daß das nicht wohl angängig sei, weil die Zentrale die Produktion der Sinnerschen Fabrik sehr dringend nötig habe zur Wasserverfrachtung ich glaube, dieses Produkt geht zum Teil sogar nach dem Rhein und es wurde den Abnehmern empfohlen, sich weiter von Pr.⸗Stargard mit Ware zu versorgen oder aber ein gewisses Aufgeld zu zahlen, das bei der Lieferuug von Neufahrwasser durch die Fracht bedingt wäre. Wenn man nun berücksichtigt, daß die Entfernung Elbing Preußisch⸗Stargard 71 km und Elbing Neufahrwasser 86 km beträgt, so würde der Frachtunterschied für einen Doppelwaggon nur 9 ausmachen. Diese Ver⸗ teuerung von 9 auf den Doppelwaggon würden die Inter⸗ essenten zweifellos getragen haben. Soviel mir aber berichtet ist, ist von der Zentrale eine höhere Rate für den Bezug von Neufahrwasser gefordert, dergestalt, daß die Interessenten uns gegenüber erklärten, sie könnten den Bezug von Neufahrwasser unter den von der Zentrale offerierten Umständen nicht an⸗ nehmen, weil sie sonst in ihrer Konkurrenzfähigkeit geschädigt ürden. g Meine Herren, es ist doch überhaupt ein Unding, und

es ist vielleicht eins der wichtigsten Momente, durch das sich

die Abnehmer bedrückt fühlen, daß ihnen die Abnahme nun auch nicht mehr von einer ihnen zusagenden Spritfabrik frei⸗

steht, sondern daß sie gezwungen sind, von einer Fabrik zu

nehmen, die der Zentrale paßt.

Es ist überhaupt an und für sich beklagenswert, daß Abnehmern auch in anderer Weise äußerst Da die schlesischen Verhältnisse von Herrn Stern zuletzt berührt wurden, müssen wir auf diese

die Zentrale ihren wenig entgegenkommt.

Verhältnisse auch einmal eingehen. wird vor allen Dingen zu rügen sein ihre Kunden gleichmäßig zu behandeln. scheint das Prinzip haben und daran heute noch festzuhalten,

geschmackvoll ausdrückte —, der individuellen Behandlung der

E11““ 14“

Es ist nicht und das ein Prinzip der Zentrale, Im Gegenteil, sie des divide et impera übernommen zu der ungleichmäßigen oder wie die Zentrale sich einmal äußerst diplomatisch und

Kunden. Meine Herren, damit ist den Kunden nicht gedient. Bei den heutigen außerordentlich verschärften Konkurrenz⸗ verhältnissen ist vor allen Dingen erste und wichtigste Forderung: Gleichmäßigekit in der Behandlung seitens der Lieferanten. Von diesem Prinzip ist aber die Zentrale z. B. in Schlesien sehr weit abgewichen. Sie hat in Schlesien im Oktober v. J. für Rohspiritus von den Breslauer Destillateuren 62,20 gefordert, während sie zur selben Zeit in Oberschlesien mit 49,50 angeboten hat. (Hört, hört!) Meine Herren, es muß das um so mehr auffallen, als es sich dabei nur um ganz k.Lze Frachten handelt, die im schlimmsten Falle 1,50 ℳ. Wieweit derartige Differenzen zu erklären sind, ist an un für sich vielleicht teilweise Geschäftsgeheimnis der Zentrale. Auf der anderen Seite ist es aber interessant, denn es ist der Zentrale sehr wohl bekannt sie deutet in ihrer Denkschrift ja auch darauf hin —, daß in Oberschlesien noch eine ver⸗ hältnismäßig große Anzahl ringfreier Brenner ist, und um diese ringfreie Konkurrenz aus der Welt zu schaffen, deshalb bietet die Zentrale den oberschlesischen Abnehmern billigere Preise als sie sie den Breslauern bietet, die sich nicht so schnell und angenehm mit ringfreier Ware versorgen können. Wir werden auf die Verhältnisse der einzelnen Branchen nachher ausführlich zu sprechen kommen. Wir würden nur jetzt wünschen, daß die zahlenmäßigen Angaben, die Herr Stern gemacht hat, uns noch nachträglich zugehen, damit wir sie nachprüfen können. Wir würden es eventuell sehr gern in die Hand nehmen, auch unsererseits auf diese Gesichtspunkte, die wir hier nachzuprüfen und zu besprechen gar nicht in der Lage sind, noch einmal ausführlich schriftlich zurückzukommen. Beifall. 88 8 8 fh7,n der Ostdeutschen Spritfabrik Wilhelm Kantorowicz⸗Berlin: Meine Herren, ich hatte mich ursprünglich zum Worte gemeldet, um auf einige Aeußerungen, die Herr Direktor Stern gestern Abend getan hat, zu er⸗ widern. Inzwischen sind doch aber so viel weitere Aus⸗ führungen gemacht worden, daß ich mich veranlaßt sehe, wenn auch unter möglichster Beschränkung und möglichster Kürze auch auf einzelne dieser Aeußerungen zurückzukommen. Ich möchte zunächst Herrn Geheimrat Andrä erwidern. Er meint, ich hätte die Behauptung aufgestellt oder die Auffassung vertreten, daß die Zentrale stets einen großen Vorrat von Spiritus halten müsse, damit in knappen Jahren, in Jahren schlechter Kartoffelernte, auf diesen Vorrat zurück⸗ gegriffen werden könne. Meine Herren, diese Behauptung hat einen wahren Kern. Aber in der Form, wie sie seitens des Herrn Geheimrat Andrä aufgestellt ist, ist sie nicht zu⸗ treffend. Ich würde mich einer großen Torheit schuldig ge⸗ macht haben, wenn ich der Zentrale derartige Ratschläge gegeben hätte. Das richtige ist das: Ich habe aus der außerordentlichen Warenknappheit im vorigen Jahre und der exorbitanten Preissteigerung, die infolgedessen stattfand, den Schluß hergeleitet, daß die Zentrale es an der nöͤtigen Voraus⸗ sicht hatte fehlen lassen. Ich habe ja gesagt, daß Jahre mit großer Ueberproduktion vorangegangen sind. Damals hat sie den Sprit so verkauft, daß sie ihn ebenso gut in die Elbe oder Ostsee hätte gießen können; das Resultat wäre dasselbe ge⸗ wesen. Der freie Markt hat andere Prinzipien zu verfolgen. Er hat in Jahren des Ueberflusses Vorsorge zu treffen, daß ein gewisses Maß von Beständen nicht ein übermäßiges übrig bleibt. Er hat mit der Erfahrung zu rechnen, daß auf gute Jahre schlechte zu folgen pflegen und daß man dann, wenn nicht ein gewisser Bestand vorhanden ist, in solche Ver⸗ hältnisse hineinkommt, wie wir sie als diejenigen des vorigen Jahres gekennzeichnet haben, und in dieser Begrenzung halte ich das, was ich früher gesagt habe, vollständig aufrecht. Dann, meine Herren, möchte ich Herrn von Graß noch einiges erwidern. Nachdem ich gestern festgestellt habe, daß die Differenz zwischen Winter⸗ und Sommerpreisen, wenn man also die durchschnittlichen Kampagnepreise annimmt von Oktober bis Mai und andererseits von Oktober bis September nach den inzwischen von mir angestellten Ermittelungen sich auf 40 beläuft, ist Herr von Graß wieder hartnäckig auf die hohen Sommerpreise zurückgekommen, als ob man diese der Landwirtschaft entzogen und ihr kolossale Vorteile auf diese Weise aus der Hand genommen hätte. Im übrigen, meine Herren, möchte ich darauf hinweisen, daß es ein Irrtum ist, wenn man annimmt, daß Oekonomen im Sommer gar nicht liefern. Ich weiß, daß Oekonomen auch jetzt noch in früheren Jahren war das in viel höherem Grade der Fall bis in den Juni hinein liefern. In früheren Jahren, wo wir noch nicht die restringierende Brennsteuer hatten, hat es Brenner gegeben, die bis in den Juni und Juli geliefert haben. Es hat sogar Brenner ge⸗ geben, die fast das ganze Jahr geliefert haben (Widerspruch) mit einer Unterbrechung von etwa vierzehn Tagen oder vier Wochen, fragen Sie Herrn Kennemann. Meine Herren, ganz allgemein wurde am 1. September die Saison eröffnet. Also die Oekonomen haben an den hohen Sommerpreisen, abgesehen davon, daß sie auch zu festen Preisen verkaufen konnten, teil⸗ ommen. g war⸗ von Graß hat dann auf Herrn Eulenburg und Herrn Sinner hingewiesen und diese als Eideszeugen an⸗ gerufen für die Schlechtigkeit der Berliner Börsenverhältnisse. Herr Eulenburg hat, wie ich gesehen habe, sich bereits zum Worte gemeldet. Also ich denke, er wird sich direkt mit Herrn von Graß auseinandersetzen. Was die Autorität von Herrn Sinner anbelangt, so muß ich gestehen, nachdem ich gestern zum ersten Mal den Vorzug gehabt habe, den Herrn üͤber Börsenverhältnisse reden zu hören, daß für mich sein Ruf als

erzählt, be, 88 Aufgaben nicht rechtzeitig eingefordert vielleicht war das eine Nachlässigkeit von ihm oder von dem Makler, oder vielleicht war es überhaupt keine Nachlässigkeit wäre er plötzlich aus einem Saulus ein Paulus geworden und möchte nun die ganze Spiritusbörse zerschlagen, dann, meine Herren, fragt man sich, was man zu derartigen merkwürdig naiven Auffassungen sagen soll.

ein Hefering gebildet, a der unvermeidliche Herr Sinner steht. 1 ube nicht, daß Herr Sinner behaupten wird, daß die Berliner

Z“

weil er einen jungen Mann gehabt habe, der ein

ö

(Heiterkeit und Sehr richtig!)

Meine Herren, im übrigen hat in der Zwischenzeit sich an dessen Spitze natürlich wieder Ich glaube wenigstens

Börsenverhältnisse die Ursache waren, daß der Hefering ge⸗ bildet wurde. Also Sie sehen, meine Herren, nach Bedarf stehen Herrn Sinner alle möglichen Gründe zur Verfügung, und wenn ich meine Ansicht sagen darf, so sage ich: Herr Sinner hat sich an dem Spiritusring nicht deshalb beteiligt, weil die Berliner Börsenverhältnisse schlecht waren die ihm sehr gleichgültig waren —, sondern weil er damit schönes Geld zu verdienen hoffte, und in dieser Beziehung hat er sich als ein tüchtiger, weitblickender Geschäftsmann erwiesen (Heiterkeit), denn er hat sehr schönes Geld verdient. Nun sagt Herr von Graß: laßt doch das arme Brenner⸗ gewerbe in Ruhe, wir sind ja so friedliche Leute und wir sind auch so verständige Leute wie könnt ihr uns unter Kuratel stellen wollen; wir wissen ja allein, was wir zu tun haben, ihr Lieben Leute, macht euch doch keine Sorge um das Brennereigewerbe. Nun, meine Herren, ich kann Herrn von Graß auf das bestimmteste versichern, wenn nur die Sorge um das Brennerei⸗ gewerbe in Frage käme, würden die Destillateure und die ganzen Abnehmer sich sicher nicht den Mund wund reden. (Heiterkeit.) Nicht um die Sorge um das Brennereigewerbe handelt es sich, sondern darum, daß bei der Entwickelung, die unsere ganzen Verhältnisse genommen haben, eben die Folge eintrat, daß den anderen, den Verbrauchern schwere Sorgen entstanden sind. Nun, meine Herren, muß ich sagen ich habe ja gestern schon Gelegenheit gehabt, meine Auffassung über Kartelle hier zu formulieren —, für mich fängt das Kartell an, wo die Konkurrenz aufhört. Solange eine Konkurrenz da ist, gibt es kein Kartell. Wo eine Konkurrenz vorhanden ist (Glocke des Vorsitzenden.) Vorsitzender (einfallend): Ich glaube, Herr Kantorowicz, das haben Sie uns schon ein paar Mal auseinandergesetzt. Heiterkeit.) SieeeA Wilhelm Kantorowicz⸗Berlin: Ich bitte um Entschuldigung, ich habe es nur einmal gesagt und ich bin dabei ebenso unterbrochen worden wie heute. 88 1 Vorsitzender: Dazu darf ich bemerken: es ist gar nicht unsere Aufgabe, die Ansichten der Herren darüber kennen zu lernen, was ein Kartell ist, sondern es ist unsere Aufgabe, die Verhältnisse des Kartells zu klären, das uns hier de⸗ schäftigt. Die Darlegungen über den Kartellbegriff führen uns nur vom Ziele ab. Direktor Wilhelm Kantorowicz⸗Berlin: Ich will eben die Verhältnisse klarstellen. 8 Vorsitzender: Ich möchte gern, daß Sie zur Sache kommen, aber nicht den Kartellbegriff erörtern. Direktor Wilhelm Kantorowicz⸗Berlin: Nein, ich bin eben dabei, klarzustellen, daß ich unter Umständen kein Recht und keine Veranlassung habe, das Kartell anzufeinden, wenn es mir meine Eristenzberechtigung nicht raubt, daß ich aber das Kartell bekämpfen muß, wenn es mir meine Existenz nimmt, und ein solches Kartell ist das Branntweinkartell, das ier in Frage kommt b Beefihender: Dann weisen Sie doch das nach. D dreht es sich. 1 Wilhelm Kantorowicz⸗Berlin: Ja, das will ich ja. Es handelt sich also eben gerade darum: die Brenner nehmen für sich das Recht in Anspruch, sich nach ihrem Belieben zu organisieren, über die Ware zu disponieren. Den Verbrauchern aber, meine Herren, ist dieses Recht kraf Gesetzes entzogen. Der Verbraucher kann Sptritus nicht importieren. Er ist auch nicht einmal in der Lage, sich im Inlande durch Gründung neuer Brennereien die Ware zu verschaffen, weil eben unsere ganze innere steuerliche Geset⸗ gebung, das Branntweinsteuergesetz derart ist, daß das Acf⸗ kommen neuer Brennereien auf gewerblicher Grundlage ein⸗ fach unmöglich ist. Meine Herren, folglich ist die Konstellatior eine solche: die Brenner nehmen für sich das Recht in An⸗ spruch, mit ihrem Produkt zu schalten und zu walten wie füe wollen, die Verbraucher aber, meine Herren, werden mit ge⸗ bundenen Händen den Brennern zur Ausbeutung überwiesen⸗ und das will ich rügen. (Zustimmung.) 15 Meine Herren, nun komme ich zu dem, weswegen i mich eigentlich ge. 2 neea habe, zu einzelnen Aeußerungen des Herrn Stern von gestern 8 1 8 885 . die Rede des Herrn Stern, da ich augen⸗ blicklich auf meine Gesundheitsverhältnisse einige Rücksicht zu nehmen habe, nicht bis zu Ende anhören können. Aber ne was ich gehört habe, gibt mir doch Veranlassung, mit einigen Worten darauf zu erwidern. Herr Stern hat sich Herrn Staatssekretär des

Durchaus nicht.

hier mit meinem Bericht an den Innern befaßt und die ganze g der Berechnung, die ich aufgestellt habe, bemängelt. E meinte, wenn man den Durchschnittspreis für Spiritus⸗ ermitteln wolle, so müsse man das nicht so machen, wie i es gemacht habe. Nun, meine Herren, solange ich d 8 kann, hat man immer, wenn man den Jahres⸗ oder veee durchschnittspreis von Spiritus angegeben hat, es so wie ich es gemacht habe. Die Preise wurden an der g. oder sonst offiziell notiert, und diese Preise führte man als Durchschnittspreise an. Das gebe ich Herrn Stern zu⸗ man es auch in anderer Weise machen kann, und der Weise, wie es seitens der Zentrale geschehen ist.

Börsenautorität dahin ist. (Heiterkeit.) Wenn jemand uns

Unterschiede, die dabei hervortraten, sind nur scheinbar

Meine Herren, es ist zu berücksichtigen, daß, wenn man in der Weise, wie es seitens der Zentrale geschehen ist, diejenigen Quantitäten, die in den Wintermonaten geliefert werden, also in den Monaten, in denen stärker produziert wird, zu den Winterpreisen, die durch den Report von den späteren Monaten sich unterscheiden, einsetzt, man ja allerdings zu einem etwas anderen Resultat kommt. Aber, meine Herren, ich bitte Sie doch zu berücksichtigen: solange wir noch keine Produktionsbindung hatten, und namentlich in früherer Zeit waren die Brennereibesitzer bemüht, im Winter möglichst viel zu brennen, während jetzt, wo die Produktionsbindung besteht und die Brenner ein Interesse daran haben, aus Rücksichten der Fütterung, mit dem Brennen möglichst lange in das Frühjahr hineinzukommen, die Produktion sich gleichmäßiger über die ganze Kampagne verteilt. Die Folge davon ist die, daß sie bei dem neuen System eine weit geringere Anzahl von Kartoffeln als früher unter dem alten System direkt vom Felde in die Brennerei gelangen lassen können. Sie müssen also eine wesentlich größere Zahl von den eingemieteten Kartoffeln zur Brennerei verwenden als früher. Man hat also früher, insoweit man die Kartoffeln direkt vom Felde in

die Brennerei gehen ließ, erheblich gespart, erstens an Kosten

der Einmietung, zweitens an erspartem Verlust durch Fäulnis, drittens an Verlust des Stärkegehalts, und wenn alle diese Verluste in Rechnung gezogen werden, so werden selbst so gewiegte Rechenkünstler wie Herr Stern kaum zu einem Resultat kommen können, das sich von dem von mir auf⸗ gestellten in nennenswerter Weise unterscheidet.

Dann ist der Unterschied zwischen den Berechnungen der

Zentrale und meinen Berechnungen darauf zurückzuführen, daß ch den zehnjährigen Durchschnitt vor der Ringära genommen habe, die Zentrale den zwölfjährigen. Nun, meine Herren, ch habe den zehnjährigen Durchschnitt in aller Unschuld ge⸗ nommen. Man will eine Anzahl von Jahren nehmen, um zu einem richtigen Durchschnitt zu gelangen, und da zehn eine runde Zahl ist, habe ich zehn genommen. (Heiterkeit.) Die

Zentrale hat aber aus Gründen, die vielleicht nicht so harm⸗ loser Natur sind, den zwölfjährigen Durchschnitt genommen. Zwölf ist auch eine runde Zahl, wie ich zugeben muß. (Heiterkeit.) Die Sache hat aber einen Haken: mit den

zwölf Jahren kommt man nämlich in die ersten beiden Jahre

nach dem Brennsteuergesetz, 1887/88 und 1888/89, hinein, und Sie wissen, wie die Verhältnisse damals lagen. Der

Spiritus war mit einer Nachsteuer von 30 belastet,

während die normale gesetzliche Steuer 70 betrug. Man

verdiente also damals 30 bis 40 am Spiritus, wenn man aus der alten in die neue Periode hineinkam. Die

Folge davon war eine so kolossale Produktion im Jahre

1886/87, wie wir sie überhaupt noch nicht gehabt haben.

Die weitere Folge war eine kolossale Ansammlung von Be⸗

ständen, sichtbaren und unsichtbaren, denn nach dem Gesetz

durfte auch das für den Haus⸗ und Familiengebrauch be⸗ stimmte Quantum frei bleiben, und daß man den Begriff etwas weit auffaßte, ist wohl auch anzunehmen.

Kurz und gut, wir hatten unmittelbar nach Erlaß des Branntweinsteuergesetzes mit so kolossalen Beständen im Innern zu rechnen, daß man wahrscheinlich, wenn man längere Zeit gar nicht gebrannt hätte, auch noch gereicht hätte. Infolge⸗ dessen waren natürlich die ersten Jahre nach dem neuen Branntweinsteuergesetz sehr niedrig im Preise, und so begreift man das Interesse, das die Zentrale hat, diese beiden Jahre auch noch zur Durchschnittsberechnung heranzuziehen.

Meine Herren, dann habe ich den dreijährigen Durch⸗ schnitt vor der Ringära verglichen mit den Preisen nach der Ringära. Die Zentrale hat einen sechsjährigen Durchschnitt herangezogen. Man kann sich auch damit aussöhnen. Ich habe mir folgendes gesagt: wenn ich den zehnjährigen Durch⸗ schnitt ziehe, so wird man mir vielleicht einwenden können, daß das doch in unserer schnelllebigen Zeit eine verhältnis⸗ mäßig lange Periode sei, man hätte doch das Interesse, ein⸗ mal zu sehen: wie waren die Jahre unmittelbar vor Errichtung der Zentrale, denn diese Jahre hatten ja gerade den angeb⸗ lichen Notstand im Branntweingewerbe erzeugt. Also, meine Herren, Sie werden begreifen, daß ich, von dieser Auffassung ausgehend, dazu kam, die letzten drei Jahre zur Preis⸗ berechnung heranzuziehen. Die Zentrale aber will es anders, und ich muß mich dabei bescheiden. Nun läßt aber die Zentrale bei ihrer sehr geistreichen Rechnung doch einiges außer acht, worauf ich doch hier besonders hinweisen muß. Sie bringt zum Beispiel gar nicht die Schäden in Anschlag, die durch die Produktionsbeschränkung eingetreten sind. Meine Herren, Sie werden mir zugestehen, daß es ein gewaltiger Unterschied ist, ob ich so viel brennen kann, wie ich Lust habe, oder ob ich mich einer Produktionsbeschränkung unter⸗ werfe. Ich muß sagen, wenn ich Brenner wäre, und es würde mir die Zumutung gestellt werden, daß ich die Freiheit, soviel zu produzieren, als ich will, mit der durch die Pro⸗ duktionsbeschränkung auferlegten Last vertauschen soll, und man würde mir dann 2 oder 3 mehr anbieten, so würde ich glauben, daß ich mein Erstgeburtsrecht für ein Linsen⸗ gericht hergebe, wenn ich darauf einginge. So hoch veran⸗ chlage ich meine Freiheit, zu produzieren, und ich glaube, wenn Sie eine ganz mittelmäßige Kraft an die Spitze der Zentrale setzen und ihr anheimgeben, die Produktion nach Belieben zu beschränken, so wird es auch dieser mittelmäßigen Kraft nicht schwer fallen, den Preis auf 150 zu bringen; ja es gibt schlechterdings keine Grenze, bis zu der man den Preis treiben könnte. Also wenn es wirklich so wäre, daß die Zentrale 2 bis 3 mehr herausarbeitet, als es früher auf dem freien Markte möglich war, unter den Bedingungen, die ich erwähnt habe, so brauchen die Herren nicht besonders stolz darauf zu sein.

Dann haben die Herren auf die Kontingentsminderung nicht hingewiesen. Diese Kontingentsminderung beträgt

7 ½ %, und ich habe berechnet, daß das für die laufende rennperiode 90 auf den gesamten produzierten Branntwein

namentlich weisen möchte dem spiritusverarbeitenden Gewerbe für die Trinkbranntweine nicht möglich war, einen Ausgleich in den Verkaufspreisen zu schaffen, wie ihn die Höhe der Spiritus⸗ preise eigentlich vorschrieb, sodaß also doppelte Lasten und doppelte Schädigungen für den Spiritusverbraucher entstanden.

Brennern und neben den Verbrauchern Herr Sinner gestern gesagt hat, es möge ihm doch nur ein Weg gezeigt werden,

9 8

27

werden wird, einstweilen aber darin Koepke anschließen rechnen müssen.

den Ergebnissen,

schied besteht. resp. wird sie kaum vorhanden sein, wenn man alle deren ich Erwähnung tat, so berücksichtigt wie sich

mit Beweisen von der Gültigkeit, läßt sich das Rechenexempel nicht machen. Produkt einer so großen Fülle von Wirkung eines einzelnen Faktors nie mit Bestimmtheit nach⸗ weisen kann. Also, meine Herren, es wird eine gewisse Un⸗ bestimmtheit, eine gewisse Unsicherheit in der Kalkulation übrig bleiben, und derjenige, der sich die Frage vorlegt: welche Rechnung ist richtig, diese oder jene, wird im wesentlichen darauf angewiesen sein, sich die ganze Persönlichkeit des Rech⸗ nenden anzusehen, seine Erfahrungen, seine wirtschaftlichen Anschauungen, und wird dieser Persönlichkeit mit einem gewissen Vertrauen entgegenkommen müssen. Die Berechnungen der⸗ jenigen Persönlichkeit, zu der er das größere Vertrauen hat, werden für ihn maßgebender sein, als die Berechnungen einer Persönlichkeit, zu der er geringeres Vertrauen hat. (Heiterkeit.) Nun, meine Herren, gestatten Sie mir noch ein kurzes Schlußwort, das vielleicht geeignet sein dürfte, die folgenden Debatten abzukürzen. Ich bin der Ueberzeugung, daß ich mich mit der Zentrale über die Art, wie man ein Betriebsergebnis zu berechnen und mit früheren in Vergleich zu stellen hat, nicht werde ver⸗ ständigen können. Darum habe ich auch von vornherein darauf verzichtet. Ich habe aber geglaubt, daß vielleicht, nachdem die Landwirte diese Erfahrungen mit der Zentrale gemacht haben, nachdem sie sich überzeugt haben, daß alles das, was man ihnen damals über die Resultate, auch über die Höhe der Rektifikationsprämie vorausgesagt hat, alles das, was man früher als Lug und Trug bezeichnet hat, programm⸗ mäßig eingetroffen ist, daß vielleicht ein Umwandlungsprozeß mit den Herren vorgehen wird, und daß sie einer Belehrung und Information in der Weise, wie ich sie für richtig halte, zugänglich sein würden. Nun haben sämtliche Vertreter der Landwirte hier so gesprochen, daß ich auch diese Hoffnung begrabe. Ich sehe, hier ist nichts mehr zu machen, und ich muß gestehen, ich fühle mich nicht mehr legitimiert, als Man⸗ datar des Brennereigewerbes aufzutreten. Als ich seinerzeit verfolgt und mit Schmutz beworfen wurde, hat keiner der Herren einen Finger für mich gerührt, obgleich ich mit allen in ausgezeichneten Beziehungen stand, zehn bis zwanzig Jahre lang. Also, wie gesagt, ich bin quitt mit dem Brennereigewerbe, und wenn die Herren sich weiter mit der Zentrale amüsieren wollen (Heiterkeit) meinen Segen haben sie. Ich, meine Herren, habe nur noch für die Brenner zu sorgen, die der Ostdeutschen Spritfabrik angeschlossen sind. Dieser Sorge werde ich mich gern unterziehen, denn in diesen Kreisen genieße ich einiges Vertrauen; in diesen Kreisen ist man nicht gewohnt, meine Ratschläge in den Wind zu schlagen. (Beifall.) Hertzer, Vorsitzender der Vereinigung Nordhäuser Kornbranntweinfabrikanten, Nordhausen: Meine Herren, ich kann mich sehr kurz fassen, um so kürzer, als Herr Direktor Stern bezüglich des von mir beabsichtigten Hinweises auf die Staffelung der Rektifikationsprämie bereits einen Uebelstand konstatiert hat. Meine Herren, daß dieser Uebelstand schwere Schädigungen für die sämtlichen Spiritusverbraucher gebracht hat und leider für die nächsten drei Jahre auch noch fürchten läßt, möchte ich nicht unausgesprochen lassen. Wir haben vorhin seitens eines der Herren Vorredner,seitens des Herrn Oekonomierat Sueskind gehört, daß die Brenner⸗ kreise diese hohe Spannung beklagen, die zwischen dem Rohspirituspreis und dem Preis des rektifizierten Sprits besteht. Ich kann zu meiner Freude konstatieren, daß der Wunsch der Brenner sich in dieser Beziehung vollständig deckt mit dem Wunsche der Spiritusverbraucher. Meine Herren, so bedauerlich es an und für sich ist, wenn der Preis von Spiritus auf Grund von Mißernten oder sonstigen schwierigen Verhältnissen sich über die mittlere Höhe erhebt, so ist es doch recht verwerflich, wenn ein derartiger Notstand benutzt wird, um eine künstliche Ver⸗ teuerung der Ware im Interesse der Spritfabriken noch weiter hervorzurufen, die notgedrungenerweise in solchen Zeiten einen Rückgang des Konsums herbeiführen muß. Meine Herren, ich glaube annehmen zu sollen, daß sich die Spritrektifikations⸗ anstalten bei den sehr auskömmlichen Renten, von denen ja wiederholt die Rede war, wohl hätten bescheiden können, anstatt auf diese Weise noch einen Notstand zu vergrößern, denn im umgekehrten Verhältnisse, wie sich dieser Notstand zu Gunsten der Rektifikateure gestaltet, ist er für die Spritverbraucher in die Erscheinung getreten. Die notwendige Folge davon war, daß der Konsum weiter zurückging, daß die Produktion des Trinkbranntweingewerbes weiter wich und daß es infolgedessen ein Gesichtspunkt, worauf ich besonders hin⸗

Meine Herren, wenn als Dritter im Bunde neben den

beträgt. Das ist allerdings richtig, man kann nicht wissen,

8

auf dem es möglich wäre, diese

6 11“ 98 86

ob die Kontingentsminderung nicht vielleicht wieder aufgehoben muß ich mich Herrn

sind dies die Zahlen, mit denen wir

Also, meine Herren, alles in allem betrachtet, werden Sie

mir zugestehen, daß zwischen den Berechnungen der Zentrale, zu denen die Zentrale gelangt, und den von

mir aufgestellten Ergebnissen eigentlich ein nur formaler Unter⸗ Eine materielle Differenz ist kaum vorhanden Faktoren, as ört. Allerdings, meine Herren, mit mathematischen Chcateh üg zweimal zwei gleich vier, 1 Die Einzel⸗ erscheinungen des wirtschaftlichen Lebens sind ja alle das Faktoren, daß man die

Verbraucher des Sprits herabzumindern nun, meine Herren, dann darf ich auf diesen Weg hier hinzeigen. Man möge ihn nur beschreiten im Interesse aller Beteiligten.

Rittergutsbesitzer Kammerherr Gans Edler Herr zu Putlitz⸗Groß⸗Pankow: Meine Herren, nur wenige Worte. Es ist immer auf den Unterschied hingewiesen worden, wie der freie Markt die Preise geregelt hat, und wie die nötige Voraussicht bei einem derartigen Syndikat, wie es das unsrige ist, vollständig gefehlt hat.

Nun, meine Herren, wenn ich auf einen kleinen Schneefall sind die Preise für Getreide ge⸗ stiegen, oder auf eingetretenes Frostwetter sind die Preise gefallen, so drückt sich darin allerdings eine Voraussicht des Börsenhandels und des freien Marktes aus, die wir Land⸗ wirte nicht besitzen. Wir sind nicht imstande, nach derartigen Merkmalen, wenn Tauwetter oder Frostwetter eingetreten ist, unsere Saaten zu beurteilen. Das kann ganz allein der freie Markt. Nicht ein einziger Landwirt kann aus irgend solchen Zeichen schließen, ob deswegen die Saaten besser oder schlechter sein werden. Diese Weisheit besitzen wir nicht.

Aber, meine Herren, wenn wir im vergangenen Jahre den Abschlagspreis auf 57 gesetzt haben, so gingen wir mit dem Kartoffelmarkte vollkommen konform. Die Eß⸗ kartoffeln waren teuer. Die Stärkefabrikation versuchte genügend Kartoffeln zu bekommen; aber auch sie konnte es nicht erreichen, und infolgedessen stiegen die Preise für Stärke dauernd. Sie erreichten schließlich einen Stand von 28 ℳ, der dem Kartoffelpreise von 57 reichlich entspricht.

Nun, meine Herren, konnten wir im vergangenen Jahre die genauen Ziffern des Rückganges des Konsums nicht voraussehen. Wir waren uns vollständig bewußt, daß der Konsum zurückgehen würde; wir konnten aber die Zahlen nicht genau feststellen.

Auf der anderen Seite konnten wir nicht wissen, in welchem Maße die Kartoffeln sich halten würden. Ich wirt⸗ schafte seit 27 Jahren, und ich habe es in diesen 27 Jahren nicht erlebt, daß die Kartoffeln sich in den Mieten annähernd so gut gehalten hätten, wie im vergangenen Jahre. Ich habe rückwärts in meinen Büchern nachgesehen. Kartoffeln anfangs Mai mit 16 % Stärkegehalt sind die besten gewesen, die in meiner ganzen Wirtschaftszeit vorgekommen sind, und im vergangenen Jahre zeigten die Kartoffeln Mitte Mai noch 21 % Stärke, wie ich sie eigentlich überhaupt in meiner Wirtschaft nur in ganz vereinzelten Jahren hatte. Meine Herren, diese Erscheinung war nicht vereinzelt. Die Masse der Kartoffeln, die sich in den Mieten gehalten hatten, war viel größer, als es mir aus irgend einem andere Jahre bekannt ist. Ich habe weit über 100 Brenner dar⸗ über befragt, und sie sind alle einstimmig meiner Ansicht ge⸗ wesen. Daß bei einer schlechten Ernte die Kartoffeln klein ausfallen und infolgedessen die Saat etwas weiter reicht, das haben wir in Rechnung gezogen; das konnten wir in Rechnung ziehen, denn das wußten wir von vornherein. Aber, daß die Kartoffeln sich so gut halten würden, wußten wir nicht. Als sich zeigte, daß sich die Kartoffeln so gut gehalten hatten, und daß entschieden mehr Spiritus produziert werden würde, waren wir von der Notwendigkeit des Herabsetzens des Preises überzeugt. Das heißt, meine Herren, in diesem Falle waren es die Herren der Zentrale, die uns darauf aufmerksam machten und auch darauf hinwiesen, daß dann 57 für die Brenner nicht herausgewirtschaftet werden könnte.

Die Ermäßigung des Preises im Mai um 5 war für uns ein sehr schwerer Schritt, denn wir mußten uns sagen, daß die Brenner wesentlich das Vertrauen verlieren würden, wenn der Abschlagspreis, der ihnen einmal gezahl war, nicht herausgewirtschaftet wurde und wir etwas zurück forderten.

Wir haben uns auf das energische Drängen der Herren von der Zentrale, der Spritfabrikanten, schließlich davon über⸗ zeugt, daß sie recht hatten; wir haben uns davon überzeugt daß es richtig war, den Preis herunterzusetzen, selbst auf die Gefahr hin, das Vertrauen der Brenner zu erschüttern. Dies ist der Grund gewesen, daß die Herabsetzung erst im Mai erfolgt ist, als man die Verhältnisse hatte übersehen können. Meine Herren, die Produktion des Jahres wies keine Zeichen dafür auf, daß sie so stark werden würde. Erst in den Frühjahrsmonaten setzte eine etwas stärkere Produktion ein, als wir erwartet hatten. Im Februar herrschte noch bei den Brennern überwiegend die Ansicht, wir würden eine er⸗ hebliche Minderproduktion haben. Wir haben uns aber damals an diese von den Brennern gehegte Anschauung nicht gekehrt, weil wir eine weitere Preiserhöhung für unmöglich ehielten und überzeugt waren, an diesem Preise festhalten zu müssen, zumal die Kartoffeln damals anfingen, etwas im Preise zu weichen. Wir haben ja voriges Jahr Kartoffeln vermittelt und versucht, dadurch den Brennereien Kartoffeln zuzuführen, um eine stärkere Produktion anzuregen. Diese Vermittlung hat aber nur vereinzelt zu Resultaten geführt. Es war nicht möglich, Kartoffeln zu einem Preise zu bekommen, zu dem man sie verbrennen konnte. Wenn einzelne Brennereibesitzer Kartoffeln his zum Preise von 2,50 gekauft haben, so lagen ganz spezielle Verhältnisse vor, aus denen sie glaubten, davon Vorteil haben zu können. Die tatsächliche Ausbeute deckte aber den Preis nicht.

Nun, meine Herren, möchte ich bei dieser Gelegenheit noch die Anschauungen etwas rektifizieren, die uns über die Verhältnisse im Brennereigewerbe hier vorgetragen worden sind, als ob die Brenner früher sozusagen das ganze Jahr durchgebrannt haben und nur 14 Tage aufgehört hätten, und als ob die Brennereibesitzer früher sehr erheblich zeitiger angefangen und in den Herbstmonaten stärker gebrannt hätten. Meine Herren, die Statistik weist es Ihnen ja nach. Sie zeigt Ihnen, daß vor der Zentrale im Sommer gerade so wenig gebrannt worden ist, wie unter der Zentrale. Ich habe mir eben den Oktober noch einmal herausgezogen. Ja,

in den Zeitungen lese:

Spannung zu Gunsten der

meine Herren vor der Zentrale sind gebrannt worden