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näher einzugehen brauche. Eine wüste Spekulation setzte ein, an der sich besonders deutsche Exporteure und amerikanische Händler beteiligten. Die Bewegung zerreichte während des russisch- japanischen Krieges ihren Höhepunkt, Fuselöl. ging sprungweise von circa 50 ℳ auf 90 ℳ Ende 1903 und er⸗ reichte Ende 1904 den ungeheuren Stand von eirca 160 ℳ per 100 kg. Im vorigen Jahre hat allmählich eine vernünftige Abschwächung stattgefunden, sodaß im Herbst 1905 Fuselöl zu 60 bis 70 ℳ erhältlich war.
Aus diesen flüchtigen Angaben ersehen Sie, daß bei dem Artikel Fuselöl im Laufe weniger Jahre Schwankungen von vielen Hunderten Prozenten vorgekommen sind, segen welche die Spiritusdifferenzen also verschwindend klein sind. Aller⸗ dings handelt es sich nicht um den nach vielen Millionen zählenden Umsatz von Spiritus, wohl aber um eine Spezial⸗ industrie, die gerade in Deutschland hervorragende Vertretung gefunden hat. In keinem anderen europäischen Lande werden annähernd so große Mengen Amylprodukte zu Lacken usw. verarbeitet. Wir können aber beanspruchen, daß uns ein so wichtiges Rohmaterial nicht aus willkürlichen, egoistischen Motiven künstlich verteuert wird und unsere Betriebe einer un⸗ gesunden Spekulation ausgeliefert werden. Gerade jetzt droht diese Gefahr. Obwohl Rußland wieder Fuselöl auf den Markt bringt und angeblich auch Amerika seit vorigem Jahre für technische Zwecke Spiritus produziert, zu denen man früher dort nur Holzgeist benutzen durfte — obwohl also größere Mengen Fuselöl zur Verfügung stehen — haben die Produzenten und Händler sich seit Monaten bestrebt, wieder eine Hausse zu inszenieren. Erneute Nachfrage aus Amerika kam ihnen zu Hilfe.
g. 22a die im internationalen Verkehr nach Angebot und Nachfrage regulierte Preisbestimmung will ich natürlich nicht protestieren. Wohl aber ist die Absicht der einseitigen Schädigung unserer deutschen Lackindustrie scharf zu verurteilen. Nach den mir zu Teil gewordenen Informationen hat sich vor einigen Wochen eine Vereinigung deutscher Fuselölproduzenten gebildet, und zwar unter Aegide der Zentrale fůr Spiritus⸗ verwertung oder doch ihrer hauptsächlichen Teilhaber. Ich erbitte von den heute anwesenden Herren über diesen Punkt Auskunft. Sollte eine solche Monopolbestrebung wirklich zur Tatsache geworden sein, so erscheint es mir dringendes Be⸗ dürfnis, ausländisches Fuselöl zollfrei nach Deutschland herein⸗ zubekommen, um nicht unsere blühende Industrie zu Gunsten einer kleinen Interessentengruppe aufs schwerste zu schädigen. Vom moralischen Standpunkt aus ist es besonders tadelnswert, daß die ihren Hauptartikel durch die Zentrale monopolisierende Spiritusbranche aus einem an sich wertlosen und lästigen Ab⸗ fallprodukt rücksichtslos Kapital schlagen will, und zwar gerade auf Kosten derjenigen Industrie, welche die Verwertung dieses Fuselöls überhaupt erst ermöglicht hat. Natürlich werden auch die Abnehmer unserer Fabrikate, besonders die Metall⸗ warenbranche, durch die Verteurung empfindlich betroffen, doch muß wegen der starken Konkurrenz auf diesem Gebiete fast die ganze Differenz von den Lackfabriken selbst getragen werden. Der allzu hohe Preisstand würde zweifellos bei längerer Dauer die Absatzfähigkeit der betreffenden Lacke unterbinden und in G gleichem Maße den Absatz des Fuselöls beschränken. Auch zu Surrogaten und künstlicher Herstellung von Amylverbindungen müßten die übertriebenen Forderungen führen. Ich erinnere nur an den Vortrag des Herrn Ir. Ehrlich auf der letzten Jahresversammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Meran über die Gewinnung von Fuselöl mittelst Melasse.
Unter keinen Umständen darf unsere Industrie bei dem Preise des Rohstoffes ungünstiger als das Ausland gestellt
8 8 1 Pres h28 werden. Ich möchte daher die maßgebenden Kreise der Re
gierung bitten, schleunigst dahin zu wirken, daß der jetzt noch bestehende Einfuhrzoll von 20 ℳ auf Fuselöl aufgehoben wird. Ich erbitte mir eine Antwort seitens der Zentrale wegen
der vorhin an sie gerichteten Frage. Geschäftsführer
hobenen Klagen bin ich so ruhig gewesen wie bei den Aus
ührungen des Herrn Vorredners, obwohl es eigentlich eine twas starke Dosis war, die hier zur Anwendung kam, wenn
ruhige Kalkulation fehlte,
gesagt wurde: jede vernünftige - übergeden
— auf Gnade oder Ungnade der Jentrale — — exorbitante Preise — nun, das (Heiterkeit), . abgelehnt. — — diktatorisches Verhalten der Willkür usw. Ich habe sehr bedauert, daß Herr
hat, nicht daß 8 präpariert wäre, sondern ich hätte dann schen Reihe von Listen zur Verteilung bringen
unter diesen U erst jetzt in diesem
Herren wären in der Lag Fen, auf meine gleich zu antworten. Das Verfahren mwäre
Zunächst möchte ich
der Zentrale für Spiritusverwertung Untucht⸗Berlin: Meine Herren, bei keiner der hier er⸗
usw., will ich gelten lassen
wenn es heißt: jedes Entgegenkommen wurde
Mann uns nicht ungefähr die Richtung seiner Anklage vorher mitgeteilt ich nicht auf eine solche Anklage der Lackfadrikanten früher eine — was ich
mit
Erlaubnis des Herrn Präsidenten tun kann —, und die
9
Auf diesen Brief haben wir nichts gehört. Aeußerung des Verbandes ist nicht in unseren 2 Ich glaube, auf ein höfliches Schreiben gehört, auch wenn man nicht weiter reagieren will, doch immer eide
tember 1904 bei uns angefragt — also 3 ½ Jahre später —, ob wir nicht s de - dieselben Benifizien einzuräumen wie der Essigindustrie. Herren, das haben wir 1 kurz: bei der Essigindustrie veranlassen uns, wie das schon zur Sprache n
Lasten, wie sie der Essigrabatt für nehmen. a auch den Lackfabriken zu gewähren, lag keine Veranlassung vor. Wir haben deshalb den, kurzen Briefe, T Vereins zu unserm Bedauern ablehnen müssen.
so finden Sie ten Liste standspreise von Spiritus für die Lackfabrikation in land seit 1887/88 bis
und Großbritannien für die letzten Jahre. so berechnet, wie sich das Material das heißt netto unter Berücksichtigung der Vergütungen an Maischraumsteuer und eventuell Brennsteuer. steuer setzt für die Lackfabriken erst in dem 1902 Ich habe die Preise vor 1899/1900 genommen, wie sie sich ergeben aus dem viritr an der Berliner Börse, zuzüglich 3 ℳ als Nutzen der Sprit⸗ fabriken, für Lieferung von Alkohol an die das wird wohl als billig anerkannt werden ich die Maischraumsteuer abgesetzt, steuer. eitraꝛ 1887/88 bis 1898/99 beträgt 25,20 ℳ netto, für die Jahre
für die drei letzten Jahre vor 29,70 ℳ
genommen, habe ebenfalls die Maischraumsteuer abgezogen und
1 0.
in solchen Fällen uns unter Angabe der betreffenden Firmen den Sachverhalt freundlichst unterbreiten zu
wollen. Irgend eine
Akten zu finden.
Antwort. — Dann hat der Verband der Lackfabrikanten am 29. Sep⸗
in der Lage sein würden, der Lackfabrikation Meine abgelehnt. Die Erklärung ist ganz
gekommen ist, ganz schwerwiegende Momente, uns bedeutet, auf uns zu Nur weil es hier geschehen, einen gleichen Rabatt übrigens auch nur in einem ohne weitere Begründung gestellten Antrag des
Preisstellung für die Lackfabrikation anbelangt, auf der einen der verteilten Listen die Ein⸗ Deutsch⸗ heute, sowie in Oesterreich, Frankreich Die Preise sind für die Lackfabriken stellte,
Was die
Die Brenn⸗ Jahre 1902 ein. Durchschnitt der Lokopreise für Rohspiritus Lackfabriken — —, ferner habe eventuell auch die Brenn⸗ Der Durchschnittspreis für diesen Zeitraum von 1893 bis 1899, also einen kürzeren Zeitraum, 25 ℳ, und Begründung der Zentrale Für die Zeit seit Gründung der Zentrale habe ich in gleicher Weise unsere Preise für Alkohol, Parität Berlin. eventuell die Brennsteuer. Dort komme ich auf einen Durch⸗ schnitt für die einzelnen Jahre von 32,75; 30,83; 23,—; 26,12; 37,—; 45,41; 32,52 % Wenn ich die Preise für den Zeitraum 1899 bis 1904, also unter Außerachtlassung des letzten Jahres mit den hohen Preisen, allein berücksichtige, so erhalte ich einen Durchschnitt von 29,94 % Wenn ich das hohe Jahr mit hineinziehe von 32,52 ℳ Die heutige Notierung — ich habe die Notiz vom 26. Januar 1906 genommen — ist 28,80 %ℳ Nun, meine Herren, vergleichen Sie ein⸗ mal diese Preise. Was ist da für ein Unterschied? Also wenn ich das letzte hohe Jahr herauslasse, habe ich 29,94 ℳ gegen 29,70 ℳ als Durchschnitt der letzten drei Jahre vor Begründung der Zentrale, also genau denselben Preis. Ich gebe ohne weiteres zu, daß die Preisstellun des Jahres 1904/05 infolge der Verhältnisse, die uns schon öfter hier beschäftigt haben, für die Lackfabriken eine sehr ungünstige war. Meine Herren, keiner hat mehr unter diesen Verhältnissen gelitten, als wir selbst. Wee Ausnahmen können vorkommen, damit muß jede Industrie rechnen. 1 Also Se werden zugeden müssen, daß ein Unterschied nach keiner Richtung hin besteht. Aber, meine Herren, die Rechnung stellt sich eigentlich noch günstiger. Vor Be⸗ gründung der Zentrale haben die Lackfabriken, soweit meine Kenntnis reicht, lediglich Alkohol bezogen und in ihren Etablissements seldst denaturiert. Ich glaube, die Denaturierung erfolgte in der Hauptsache mit Terpentinöl. s. mit allgemeinen Mitteln denaturiert, ist in Lackfabriken, meines Wissens, früher gar nicht verwendet worden, es lag dazu auch keine Veranlassung vor; eine Disfe⸗ renzierung im Preise, wie sie von der Zentrale vorgenommen wird, existierte damals mangels einer einheitlichen Leitung
22¹ 1
für die ich d
besonderen
im folgenden 43,93 ℳ im von 33,94 ℳ
würde zu weit tember 1904 37 ℳ. Der auch auf die
gleiche der klagen sich
In England
verwendet
Jahre 1897
Selbst wenn
nach dem haben zur
7
Joannar
1 99
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7
K
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1 5 55
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1903/04 stellte sich der Spirituspreis für die Lackfabriken auf 34 ℳ, 32 ℳ. Ich gebe zu, Verhältnisse, wie ich schon Differenz erheblich ist. es in Frankreich? Dort
Meine Herren, wie ich rechnerisch kommen bin, will ich g2 en von später noch ausführlich dar en, 1 2 den Akten geben; ich glaube, hier kann ich es fortlassen, es
führen, wovon bei der Methylierung 11 % Merkwürdig klingt zu den Klagen des Herrn Lackfabrikanten in England. ganz besonders darüber, daß sie in feineren Lacken absolut mit Deutschland nicht konkurrieren können — im eigenen Lande nicht — weil
Denaturierungssystem für die Lackfabriken habe als England.
turiert werden mit 11 % Methylalkohol, was für die Lackfabrikation sehr schlecht macht, sodaß in dessen feinere Lacke damit garnicht herzustellen sind. Solches ist im vorigen Jahre bei einer Konferenz in London scharf zum Ausdrucke gekommen.
Nun, meine Herren, wir müssen, wenn wir den Klagen der Lackindustrie auf den Grund gehen wollen, auch mal die Preisstellung — — ich will es nur ganz kurz streifen — — für die übri werden, Ihnen unterbreitete Liste für die
157,60 ℳ, mit stieg bis 452 ℳ und beträgt am 1. Januar 1906
Auslande,
Darauf brauche ich nicht Nun betrachten wir e 1899 notierte
49 ℳ Der Preis ist beträgt im Dezemder 1905 95 ℳ
vielmehr die “ Lacken deutscher und öster⸗ reichischer Provenienz
Lande in Betracht ziehen, sei es in Europa, an, nach der Schweiz, sei es übersee. haben Oesterreich⸗-Ungarn, ungefähr dieselbe uns in Deuts sehr viele Jahre zur 3 gesuchten Jahre, sondern ich habe die
ihrem Absatze nach einem dritten In die —. n dieser lehun⸗ Frankreich und Großbritannieg wie sie hier bei allerdings nicht es keine aus⸗ genommen, ie Notierungen erhalten konnte. Im Jahre in Oesterreich⸗Un im Jahre 05 auf daß in diesem Jahre infolge unserer erwähnt habe, die Das ist eine Ausnahme. Wie steht haben wir im Jahre 1900/01 27,13 ℳ, Jahre 26,38 ℳ, dann 39 ℳ, 37,84 und Jahre 1904/05 und gegenwärtig einen Preis
Preislage für Spiritus, chland besteht. Mir stehen Verfügung, doch sind
zu diesen Zahlen ge⸗ industrie gern eventuell als Material zu
führen.
In Großbritannien war der Spirituspreis für die Lack⸗ fabrikanten in der Zeit vom 1. Oktober 1903 bis 1.
Se p⸗
40 ℳ, in der Zeit vom 1. September 1904
bis 31. Dezember 1905 38,50 ℳ, seit dem 1. Januar 1906
Preisrückgang in der letzten Zeit ist zum Teil billigeren Preise für Wood Naphtha zurückzu⸗ zugesetzt werden. Mann die Die Herren dort be⸗
ich glaube
84
Deutschland ein viel feineres
muß der Spiritus für die Lackfabriken dena⸗ den Alkohol sen
gen Produkte, welche in der Lackfabrikation untersuchen. Sehen Sie sich einmal die
notierte man am 1. Januar für Schellack
Beginn der Zentrale zum 1. Januar 1900 Dieser Preis sank auf 119,25 ℳ, er
man bei dem Lack nur einen Tei
nimmt und vier Teile Alkohol — ich kenne
nicht ganz genau; nach Ihren Angaben scheint es 1 Berechnung noch günstiger zu sein —, haben einer Steigerung von üder 300 ℳ a rechnen, wogegen auf die vier zunahme I 8 Zeit vorher Also Sie den Sch sdäͤdigt. Wieweit das nun wirkt auf Ihr Geschäft in Lacken . entziedt sich meiner Beurteilung. Wir
den einen Teile Alkohol keine Prei
zu der Schellack ge⸗
der Zentrale im
angegeden.
8 100 kg.
weiter ei
Produkt, das sie haben, vorweg verkaufen.
zu einem Preise verkauft,
ir hier mit 8
ständig gestiegen dis auf 96 ℳ und
konnten — vielleicht existierten sie auch in einzelnen Fällen. — (Zuruf: Sie existierten!) — ich glaube auch, daß sie existierten —, sodaß sie als unorganisierte Verkäufer sich einer zum Teil organisierten Käufer⸗Gesellschaft gegenüber befanden. Diese Verhältnisse wurden sehr fühlbar, als die Ware, die niemals weggegossen worden ist, wie der Herr Vorredner gesagt hat, sondern die immer verkauft worden ist, im vorigen Jahre einen kolossalen Preissturz erfuhr. Die Preise fielen von 160 ℳ im vorigen Jahre auf 50 ℳ, und zwar ist dieser Preissturz zum Teil zurückzuführen, wie ich positiv weiß, auf Baisseunternehmungen von England und von deutschen Händlern, die ein Interesse daran hatten, sich diese unorganisierten Ver⸗ käufer einzeln vorzunehmen und auf diese Weise die Ware billig zu kaufen. Die Vereinigung existiert erst seit einigen Wochen. Sie ist am 27. Dezember ins Leben getreten. Herr Dr. Hermann hat eine sehr wohlvorbereitete Anklage hier verlesen. Ich weiß nicht, ob die starken Ausdrücke, die in dieser Anklage enthalten waren, auch schon niedergeschrieben waren, — denn Herr Dr. Hermann hat ja das verlesen, was er hier gesagt hat —; es befand sich sogar der Vorwurf der Unmoralität darin. Ich nehme an, daß er nicht in der Niederschrift steht und daß Herr Dr. Hermann ihn gewählt hat, um im Tone dieser Versammlung zu bleiben. Ich hätte gewünscht, daß er die Unmoralität etwas näher erläutert hätte.
Als die Spritfabrikanten sich zusammentaten, um gemeinsam zu verkaufen, war das erste, was sie taten, daß sie sich mit den „chemischen Fabriken, die hier im Lande Interesse an dem Artikel haben, in Verbindung setzten und diesen Firmen erklärten: die Vereinigung will ihnen das Die chemischen Fabriken waren sehr zurückhaltend. Inzwischen wurde ein bedeutendes Quantum nach dem Auslande verkauft, und zwar der so hoch ist wie der Maximal⸗
wert, den wir den chemischen Fabriken boten; denn wir haben den chemischen Fabriken garantiert, für die Zeit bis 1908 einen gewissen Maximalpreis nicht zu überschreiten. Inzwischen stieg der Auslandspreis; er ist erheblich höher gegangen als dieser Maximalpreis ist, und trotzdem haben wir erklärt, daß wir den chemischen Fabriken im Inlande für den vorher geforderten Preis die Ware geben wollen, obwohl wir in der Lage waren, erhebliche Mengen weiter ins Ausland zu höheren Preisen zu verkaufen. Ob wir dadurch das Interesse, das wir auf die inländische Produktion genommen haben, nicht gebührend zum Ausdruck gebracht haben, überlasse ich ruhig der objektiven Beurteilung dieser Versammlung. Dann hat Herr Dr. Hermann aber gesagt, daß diese Vereinigung hervorgerufen sei durch eine wilde Hausse⸗Speku⸗ lation der — wie ich es eben dargetan habe, nichtorganisierten Verkäufer, eine wilde Spekulation, die die Spritfabriken emeinfam betrieben hätten mit ausländischen Interessenten. ch fordere Herrn Dr. Hermann auf, den Beweis dafür zu führen. Er kann ihn nicht führen, denn es hat keine Ver⸗ einigung bestanden und die Spritfabrikanten waren immer nur Verkäufer, nicht Käufer von Fuselöl. Spekulationen, die getrieben worden sind, sind von Händlern unternommen worden, die den Spritfabriken einzeln Ware abgekauft haben, so billig sie konnten, — von Händlern, die zum Teil mit dem Auslande Geschäfte gemacht haben. Sie waren ja als Kauf⸗ leute berechtigt, die Ware so teuer zu verkaufen, wie sie konnten. Jedenfalls sind diese Spekulationen nicht von den deutschen Spritfabrikanten unternommen worden.
Vorsitzender: Ich darf wohl annehmen, daß der Aus⸗ druck, es säße hier jemand auf der Anklagebank; nur bildlich gemeint ist.
Generalkonsul Eisenmann⸗Berlin: Meine Herren, ich habe aus den Klagen der Industrien doch entnommen, daß es sehr schwer ist, eine die Preise bestimmende Institution unbefangen zu würdigen. Früher war die Börse an allem schuld, jetzt ist es die Zentrale, und nun soll die Zentrale auch daran schuld sein, daß die Fuselölpreise so stark schwanken. Die Zentrale ist daran ganz unschuldig. Es hat weder bisher eine Koalition der der Zentrale angeschlossenen Spritfabri⸗ kanten bestanden, noch besteht sie heute. Es besteht aller⸗ dings, wie Herr Sultan schon zugegeben hat, eine Verständi⸗ gung zwischen bestimmten Spritfabrikanten, die teilweise der Zentrale angehören, teilweise aber auch ihr nicht an⸗ geschlossen sind.
Ich bin nun dadurch, daß ich der Zentrale angehöre, ferner in meiner Eigenschaft als Spritfabrikant und schließlich auch dadurch, daß ich gleichzeitig Fuselölpräparate verarbeite und herstelle, wohl in der Lage, die Verhältnisse genau zu kennen und zu beurteilen. Fuselöl hat wilde Schwankungen seit einigen Jahren erfahren, höchstwahrscheinlich weil der Lack⸗ industrie, die Fuselölpräparate brauchte, das Fuselöl schwach zugeführt wurde, da es teilweise, besonders in⸗ kleinen Be⸗ trieben, überhaupt nicht gewonnen, sondern de facto weg⸗ gegossen wurde. Mit der steigenden Nachfrage stiegen die Fuselölpreise ungefähr auf 40 ℳ Die Nachfrage steigerte ch weiter; sie gingen auf 70 ℳ, um dann wieder auf 40 zu sinken. Plötzlich trat eine wilde Steigerung ein. Alle lt war erstaunt, wo dieselbe herkam. Es hat kolossale Mühe gemacht, festzustellen, welches die Ursache war. Schließ⸗ lich stellte sich heraus, daß von amerikanischer Seite aus das Fuselöl in großen Posten gekauft wurde, und zwar zu speku⸗ iven Zwecken. Es sollen sich da zwei Gruppen der ameri⸗ kanischen Lackindustrie bekämpft haben, von denen die eine glaubte, die andere dadurch lahm legen zu können, daß sie Fuselöl aufstapelte und das auf dem Weltmarkt angebotene Fuselöl für sich reservierte. Die Kehrseite der Medaille trat bald ein: die Fabriken, die das Gegeninteresse hatten, schlossen fich zusammen und erklärten, von dem, der das Fuselöl auf⸗ gestapelt hatte, nicht kaufen zu wollen. Die Folge davon war, daß der Herr sich in einer großen Notlage befand, daß es ihm sehr schwer wurde, sein Fuselöl wieder abzustoßen, daß er sich gewisser Umwege bedienen mußte, um sein Fuselöl üderhaupt unterzubringen. Das hat eine ganze Weile ge
Fuselöl
8
dauert. Der Fuselölpreis ging allmählich zurück dann a im Laufe weniger Monate
nun ein Wiederaufleben dieser Spen
trat ein einzelner Händler an die Spritfabrikanten
doch diesen Fuselölverkauf durch seine Vermittlung zu monopo⸗ lisieren, da sie dann in der Lage wären, große Quantitäten an ausländische Käufer abzugeben. Dieser Anregung ist man gefolgt. Ich will hinzufügen, daß Fuselöl ein sehr chancöser Artikel war: wollte man we fen, so konnte man es nicht, wollte man es kaufen, so war nichts zu haben. Nicht nur der Verkäufer war in schwieriger Lage, den Artikel auf⸗ zutreiben, sondern auch der Käufer. Es hatten sich eine Menge Zwischenhändler gebildet, und diese hatten sich zu einem Trust zusammengeschlossen, wie mir jetzt mitgeteilt worden ist. Ob das zutrifft, entzieht sich meiner Kenntnis; es soll auf Wahr⸗ heit beruhen. Ich habe meine Aufgabe darin gefunden, als ich von der Bildung dieses Zusammenschlusses von Spritfabri⸗ kanten zur Verwertung ihres Fuselöls hörte, die Herren darauf aufmerksam zu machen, daß es für sie von Wichtigkeit wäre, die inländische Industrie zu schützen, daß diese inländische In⸗ dustrie meiner Meinung nach die Henne wäre, die die goldenen Eier legt und die man nicht schlachten dürfe; daß es ein regelmäßiger Bedarf wäre, den die inländischen Lackfabriken an Fuselölpräparaten hätten, und daß man, wenn man die Preise über Gebühr steigern würde, dieses Geschäft gefährdete, was ein großes Unrecht wäre, und ich habe nach dieser Rich⸗ tung hin volles Verständnis bei den Herren gefunden; die Herren haben sich bereit erklärt, unter bestimmten Bedingungen der Industrie in dieser Weise entgegenzukommen.
Alle diese Sachen sind so neu, da diese Vereinigung erst ungefähr seit zwei Monaten — seit dem 27. Dezember — existiert, daß wir weder zu einem Abschluß noch zu einer Ver⸗ ständigung gekommen sind. Der Artikel ist nicht von der Bedeutung; die große Hausse, die eingesetzt hat, hat die Kon⸗ sumenten auch abgeschreckt. Ich glaube auch, daß die Export⸗ verhältnisse der Industrie durch die Lage in Rußland geschädigt sind. Kurz und gut, wir können etwas Abschließendes noch nicht sagen. Aber ich möchte von diesem Zusammenschluß be⸗ stätigen, daß er bemüht ist, die Sache nicht zu überspannen, und daß er bemüht ist, der inländischen Fuselölindustrie, so⸗ weit sie von ihm abhängig ist, entgegenzukommen. Ich hoffe auf die Möglichkeit, in dieser Richtung eine Verständigung zu⸗ stande zu bringen.
Fabrikbesitzer Dr. Paul Herrmann⸗Berlin: Ich kann nur meiner Freude Ausdruck geben, daß gerade gegen Schluß der Verhandlung eine allgemeine Uebereinstimmung in diesem Punkte zu herrschen scheint; denn der Zweck meines Vortrages, den ich natürlich vorbereitet hatte, war hauptsächlich, eine Ver⸗ ständigung herbeizuführen. Also, wenn Herr Sultan jetzt die Erklärung abgegeben hat, man sei bestrebt, die deutsche In⸗ dustrie nach Möglichkeit zu schützen, so genügt mir das voll⸗ ständig.
Lackfabrikant Mann⸗Berlin: der glücklichen Lage, alles das, was Herr Direktor Untucht vorgebracht hat, zu widerlegen, und zwar Punkt für Punkt. Ich kann nicht von Herrn Direktor Untucht verlangen, daß er in diesen Dingen so versiert ist, — in der Lackfabrikation, wie ich, der ich ihr seit 31 Jahren angehöre. Ich möchte ihm da in erster Reihe erwidern, daß das Terpentinöl vollkommen ausscheidet, denn, Herr Direktor, die Spiritus⸗Lackfabrikation hat mit Terpentinöl absolut nichts zu tun.
Zweitens erwähnten Sie die kolossale Preissteigerung bei Schellack. Ich habe Herrn Regierungsrat Albert bereits auf seine Frage erwidert, daß nur zu ganz bestimmten wenigen Lacken Schellack verwendet wird. Im großen und ganzen nimmt man nur Harze, die circa 20 ℳ pro 100 kg kosten und weiter Kopale; Schellack scheidet vollkommen aus.
Dann, Herr Direktor, sprechen Sie von merkwürdigen Klagen. Glauben Sie denn, daß ich als Vorsitzender meines Verbandes hier merkwürdige Klagen vorbringen würde, wenn sie nicht Wort für Wort gerechtfertigt wären?
Ferner nennen Sie die Preise von Oesterreich; ich weiß nicht, wer Ihnen diese Preise gegeben hat. Als klassischer Zeuge stehe ich vor Ihnen, der eine eigene Fabrik nicht allein in Oesterreich, sondern außerdem auch in Schweden hat. Wenn Sie hier sagen, Sie haben Durchschnittspreise 1903 und 1904 von 34 ℳ, so möchte ich Ihnen erwidern, daß sie die Bonifikation gar nicht berücksichtigt haben, denn ich habe im vorigen Jahre sowohl wie im vorvorigen Jahre bei großen Abschlüssen für meine Fabrik in Außig sie führt die Firma Vinzens Wagner — circa 25 ℳ per 100 kg be⸗ zahlt. Mit Abschlüssen, die ich gemacht habe, stehe ich gern zur Verfügung.
Nun, Herr Direktor, Sie sagten vorhin: hat von einer Gewalt gesprochen, Preisen usw. usw. gesprochen, bei denen eine ruhige Kalku⸗ lation gar nicht möglich ist. Bitte, Herr Direktor, erwidern Sie mir doch einmal auf folgendes. Wenn wir 1901/02 für Spiritus 23 ℳ gezahlt haben, im nächsten Jahre 26 ℳ, im folgenden Jahre 37 ℳ und im nächsten Jahre 45 ℳ, nennen Sie das eine ruhige Kalkulation? Wir, die wir uns auf dem Weltmarkt bewegen, können doch unmöglich auf dem Weltmarkt konkurrieren, wie Sie mir zugeben müssen, wenn Sie berechnen, daß z. B. in Oesterreich gegenwärtig der Spiritus eirca 25 ℳ kostet, während ich ihn hier mit 45 ℳ bezahlen mußte. Ich kann z. B. nach dem Orient, ich kann nach Belgien und Holland, auch nach Oesterreich absolut nicht kon⸗ kurrieren. Es wäre ein vollkommener Nonsens und es wäre eine Utopie meiner hiesigen Firma, wenn ich den österreichischen Firmen auf dem Weltmart entgegentreten wollte. Ich kann
es absolut nicht.
Dann, Herr Direktor, hatten Sie eine Anfrage an mich als den Vorsitzenden gerichtet, und ich hatte nicht erwidert. Jawohl, ich habe Ihnen darauf nicht erwidert; denn inzwischen habe ich in den letzten Jahren von den Mitgliedern
meines Verbandes so viele Klagen über die Zentrale gehört,
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und flaute
Meine Herren, ich bin in
Herr Mann er hat von den exorbitanten
einrennen und mit Ihnen darüber lange verhandeln; es nützt uns ja doch nichts. Ich habe ja gar nichts dagegen, Herr Direktor; nehmen Sie doch die Preise, wie sie wollen, aber nehmen Sie die Preise in ruhiger Weise höher, langsam, da⸗ mit wir konstante Preise haben. Meine Herren, wenn wir in Spirituslacken die Preise immer so erhöhen wollten, wie Sie Ihre Preise erhöhen, wohin sollen wir dann kommen? Glauben Sie, daß uns irgend ein Konsument die
bezahlt, die Sie von uns verlangen? Wir haben unsere Ab⸗ nehmer verloren, und ich versichere Sie, daß ein großer Teil der Lackfabriken Deutschlands, wenn das so weitergeht mit den Spirituspreisen, bald dahin kommen wird, ihre Fabriken zu schließen; denn die Leute können effektiv nichts verdienen, abgesehen davon, daß sie auch mit den anderen Fabriken nicht konkurrieren können.
Geschäftsführer der Zentrale für Spiritusverwertung Untucht⸗Berlin: Ich mußte auf jenen Brief Bezug nehmen, weil von Herrn Mann behauptet wurde, daß wir vernünftigen Gründen nicht zugänglich wären. Ich meine, wenn uns über⸗ haupt keine Gründe dargelegt werden, kann man doch solche Behauptungen nicht aufstellen.
Was die Preise in Oesterreich anlangt, so stammen meine Informationen von dem Kaiserlichen Rat Julius Kraus, der Ihnen wohl auch bekannt ist. (Direktor Mann⸗Berlin: Sie sprechen nicht von der Vergütung!) Wir können natürlich heute diese Frage nicht klären; Sie können das ja später als Material einreichen, und wir werden uns nach der Richtung hin informieren. Ich vermute, Sie bekommen bei den Lacken, die aus Oesterreich herausgehen, vielleicht eine Export⸗ bonifikation. Wenn also nein, dann werden wir die Frage später klären müssen.
Ich habe hier die Abschrift eines Briefes aus Oesterreich zur Hand, der uns im März 1904 geschrieben ist. Das Schreiben lautet wörtlich:
Ddie Behauptungen der deutschen Lackfabriken be⸗ ruhen, soweit sie die österreichischen Verhältnisse be⸗ rühren, auf groben Unrichtigkeiten. Vor allem haben die Lacksabriken hier absolut nicht dieselbe Ausdehnung und große Bedeutung wie in Deutschland. Die be⸗ deutendsten Lackfabriken Oesterreichs sind Filialfabriken deutscher Werke, welche aus Zollersparnisrücksichten im österreichischen Grenzgebiet Fabriken gebaut haben und von da aus das österreichisch⸗ungarische Geschäft machen, und diese sind bestimmt nicht in der Lage, von hier aus an ein Erportgeschäft auch nur denken zu können. Diese Frage hinsichtlich Oesterreichs muß infolge der sich gegen⸗ über stehenden Darstellungen noch geklärt werden. Jedenfalls hat Herr Mann den Gegenbeweis nicht geliefert. Die Preise für Schellack und Terpentinöl, sowie die Frage der Vergütung in Oesterreich sind hier unerheblich; es kam in der Hauptsache darauf an, den Beweis zu erbringen, daß der Durchschnitts⸗ preis für Alkohol während des Geschäftes der Zentrale derselbe oder sogar ein billigerer gewesen ist, als in den Jahren vor Begründung der Zentrale, und diese meine Behauptung ist seitens des Herrn Mann nicht widerlegt.
Meine Herren! Wir find nicht allmächtig, sind nicht in der Lage, für jede Industrie so sorgen zu können, daß sie in aller Welt das Geschäft macht; das müssen wir ablehnen, sonst würden wir ja dahin kommen, daß der Trinkbranntwein noch viel stärker belastet wird. Dazu sind wir auch nicht da.
Ich habe mit Ihnen zu beklagen, daß die Preisstellung im vergangenen Jahre eine außergewöhnlich hohe für Sie ge⸗ wesen ist. Meine Herren, das kann aber überall eintreten, und ich habe Ihnen gezeigt, daß das bei dem Schellack noch viel mehr der Fall gewesen ist. Beim Schellack haben Sie sich — das weiß ich — in gewisser Beziehung frei gemacht. Es ist vorhin ganz richtig gesagt worden: Sie haben zu Surrogaten ihre Zuflucht genommen. Ja, meine Herren, da⸗ mit hat das alles doch nichts zu tun; das A und O der ganzen Sache ist: hat die Zentrale für Sie die Preislage verändert? und in der Beziehung habe ich Ihre Behauptung widerlegt.
Vertreter des Schutzverbandes der Lack⸗ und Farben⸗ industrie Hugo Baensch⸗Magdeburg: Ich möchte diesen Aus⸗ führungen gegenüber betonen, daß die Preislage von Spiritus für die Spirituslackfabrikation ganz bedeutend verändert ist. Wir haben vor Begründung der Zentrale für denaturierten Sprit — 94 % igen — 19 bis 20 ℳ bezahlt, als die Kartoffelernte eine große war; wir müssen heute unter gleichen Ernteverhältnissen circa 40 ℳ für dieselbe Ware anlegen. Ich meine, das illustriert die Sachlage. Die soeben vorgelegte Preisstatistik der Zentrale für Alkohol zur Lackfabrikation überrascht mich sehr. Die Preise sind nach unserer durch⸗ schnittlichen Berechnung bedeutend höher. Alkohol kostete am 26. Januar 1906 auch nicht 28,80 ℳ, sondern 39,60 ℳ! Trotzdem ist auch schon aus der Tabelle der Spiritus⸗Zentrale zu ersehen, welche Differenz in den Höchstpreisen vor und nach Begründung des Kartells existierte. Tabelle A. vor Begründung der Zentrale höchster Durchschnitt 36,23 ℳ 1890/91. Tabelle B. nach Begründung höchster Durchschnitt 45,416 ℳ 1904/05. Das ist doch ein ganz bedeutender Preisunterschied, der für uns eine wesentliche Rolle spielt. Wir haben seinerzeit die Gründung des Kartells mit einer ge⸗ wissen Freude begrüßt, weil wir auch den Börsenmanipulationen unbedingt abhold waren. Wir gaben uns der Hoffnung hin. daß die Zentrale eine Regulierung der Preise herbeiführen und solche auf ein mittleres Niveau bringen würde. große Preisschwankungen sind für unsere Kalkulationen sters Fürend gewesen und haben das Geschäft erschwert. Wir sied ader eines anderen belehrt worden. Es sind nicht nun die grogen Schwankungen nicht beseitigt, sondern die ese snd auch ganz bedeutend gestiegen, und was win vor allen Dingen tief beklagen müssen —: es sind Moßse Meungen Spiritus zu Spottpreisen nach dem Auglaude ongen. die uns unsere Exportverhältnisse bedeutend erschewerdn. Louis Mann Berlin verzichtet auf das Wort.)
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daß ich mir gesagt habe, ich werde mir doch nicht den Kopf