Ich möchte noch einen Fall hinzufügen. Der Beirat ist in einer Frage, die nicht die Preise betraf⸗ ausnahmsweise einmal zugezogen worden. Da handelte es sich darum, beim Eisenbahnrate oder der Eisenbahnbehörde vorstellig zu werden wegen einer Frachtvergütung für Sprit nach Hamburg. Diese Vergütung ist, wenn ich nicht irre, nicht gewährt worden. Es besteht aber eine Spezialtarifierung für Sprit von Posen nach Hamburg. Dadurch ist die Zentrale in der Lage, zu außer⸗ ordentlich günstigen Frachtsätzen nach Hamburg zu exportieren. Die Ostdeutsche Spritfabrik, die in Berlin ihren Sitz hat, hat diese Frachtvergünstigung nicht. Wir haben uns damals ganz rezeptiv verhalten, weil die Tarifierung und die Frachtsätze unserer Meinung nach nicht direkt in die Tätigkeit des Beirats hinein gehörten, weil wir auch über die einschlägigen Ver⸗ hältnisse nicht hinreichend orientiert waren, um Stellung nehmen zu können.
Geschäftsführer der Zentrale für Spiritusverwertung Untucht⸗Berlin: Meine Herren, ich muß die von Herrn Schütte berührte Angelegenheit bei der Bedeutung, die sie hier gefunden hat, klarstellen, selbst auf die Gefahr hin, daß es etwas Zeit kostet. — Es wurde die Statistik für den April am 13. oder 14. Mai bekannt. Nach Erscheinen der Sta⸗ tistik traten wir in der Geschäftsführung zusammen, um zu der Situation Stellung zu nehmen. Wir referierten darüber am 15. Mai in unserem Aufsichtsrat und in dem Brenner⸗ ausschuß getrennt. Am 16. Mai trat der Gesamtausschuß zusammen, und es wurde vorbehaltlich der noch einzuholenden Aeußerung des Beirates der Beschluß gefaßt, die Preise herunter zu setzen. Der Beirat wurde darauf sofort tele⸗ graphisch eingeladen und gehört. Er hatte nichts einzuwenden und die Reduktion der Preise wurde alsdann bekannt gemacht. Also, meine Herren, von der Reduktion der Preise haben wir drei Geschäftsleiter des Syndikats am 12. Mai überhaupt noch nichts gewußt. Ich glaube, das illustriert am besten, daß der Agent Haßforth, um den es sich handelt, von uns eine Instruktion in der hier angedeuteten Richtung nicht bekommen haben kann. Soviel über den einzelnen Fall.
Unsere Agenten haben — ich kann das den Herren Ver⸗ tretern der Regierung auf Verlangen nachweisen — die In⸗ struktion, keinem Kunden zu einem Abschluß zuzuraten oder den Kunden vom Schluß abzuraten. Bei der Stellung, die wir in der Industrie einnehmen, müssen wir uns jeglichen Einflusses bei Abschlüssen enthalten. Hier in diesem Falle liegt es folgendermaßen. Die Firma Mühlenz kaufte von der Firma Kahlbaum in Berlin. Die Firmen Kahlbaum, Eisen⸗ mann und die Spritbank haben den selbständigen Verkauf ihrer Produkte über ganz Deutschland, sie stellen ihre Agenten selbst an und setzen sie selbst ab. In diesem Falle hat die Firma Kahlbaum den gleichen Agenten wie die Zentrale, nämlich den Herrn Haßforth. Der ganze Geschäftsverkehr mit der Firma Mühlenz wickelt sich direkt zwischen ihr und der Firma Kahlbaum ab, ohne jede Mitwirkung der Zentrale. Alles, was in diesem Geschäftsverkehr vorgeht, entzieht sich vollständig der Kenntnis der Zentrale. Wenn es wahr ist, daß der Agent Haßforth der Firma Mühlenz gesagt hat: Wenn Sie nicht abschließen, dann riskieren Sie, keine Ware u bekommen, — — dann müßte, sofern es die Firma Mühlenz verlangt, dieser Agent entlassen werden, und zwar nicht nur seitens der Zentrale, sondern auch seitens der Firma Kahlbaum; denn er hat instruktionswidrig gehandelt. Ich habe hier zufällig ein Zirkular vom Januar 1904 zur Hand — das war also ein Jahr vorher —, worin es ganz genau heißt, das wir für alle unsere ständigen Abnehmer stets die Ware in Reserve halten. Keiner unserer ständigen Abnehmer hat zu riskieren, daß er die benötigte Ware nicht erhält.
Parfümeriefabrikant Kommerzienrat Oskar Lohse⸗Berlin: Meine Herren, ich wollte mich nur gegen diese Aeußerung des Herrn Direktors Stern verwahren, „ich hätte nochmals die Sache wegen der Preise vorgebracht“. Meine Herren, ich mußte doch bezüglich meiner Branche auf die Preise eingehen, denn ich habe als Vorsitzender des Verbandes Deutscher Parfümeriefabrikanten den Auftrag von allen Mitgliedern, dies zu tun.
Dann meinte Herr Stern, wir könnten doch die Preise unserer Erzeugnisse erhöhen, da die Parfümeriebranche eine Luxusbranche wäre. Mißverständnis.) Meine Herren, einen und denselben Preis haben, teuer oder billig ist.
Dann habe ich mich darüber unzufrieden erklärt, daß der Spiritus 5 ℳ billiger geworden ist. Ich habe den Ausdruck rigoros gebraucht, der aus der Korrespondenz der anderen Herren stammt; ich bitte um Entschuldigung, wenn er etwas zu hart ist. b
Vor allen Dingen moöͤchte ich mich dagegen verwahren, daß die Parfümeriebranche als Luxusbranche hingestellt wird. Sie ist eine Bedarfsbranche. Es werden teurere und billigere Ware gemacht, und wir haben von Frankreich große Kon⸗ kurrenz. Es wird Ihnen doch bekannt sein, daß Frankreich in Deutschland fadriziert, also Frankreich kann zu denselben Preisen verkaufen, zu denen wir verkaufen können, und ch herrscht doch immer noch ein leises Vorurteil für Frankreich; selbst bei der besten Fabrikation wird die deutsche Industrie immer noch etwas bekrittelt. Aber daß Frankreich in Deutsch⸗ land fabriziert, steht fest. Ich kann ja die Firmen angeden.
Die Lieferung an das Dresdener chemische Lahoratorium habe ich mir deshalb erlaubt zu erwähnen, weil Herr Lingner es gewünscht hat, daß diese Sache hier zur Sprache kommt, damit die Preise auch dem Inlande zu gute kommen, wie er sie nach dem Auslande bezahlt hat.
Schütte, Direktor der Firma Ferdinand Mühlens Cöln a. Rh.: Ich möchte Sie nicht weiter aufhalten, muß aber doch noch kurz auf die Antmort des Herrn Direktors Stern eingehen. — Ich habe nur den Fall Haßford zu erledigen, worüber Herr Direktor Untucht eben gesprochen hat. Ich habe gesagt, Herr Haßford hat mich von den Berichten, die die Firma Kahlbaum gegeben hatte, in Kenntnis gesetzt. Herr
das sind Markenartikel, die gleichviel, ob der Spiritus
(Direktor J. Stern⸗Berlin: Das ist ein
Sprit in Bassinwagen, in
Haßford hat überhaupt keine Aeußerung getan, die mich hätte veranlassen können, abzuschließen; er hat nur gesagt: ich bin gar nicht orientiert, wir wissen gar nicht, wie die Sache kommen wird. Nun können Sie sich denken: wenn ein Agent zu mir kommt, so verhandle ich mit ihm, ich bespreche alles. Da ist zur Sprache gekommen, daß die Möglichkeit vorliegt, daß keine Ware auf Lager sein würde, weil doch eine Preis⸗ erhöhung seitens der Zentrale beim Terminabschluß vorgesehen war. Herr Direktor Untucht fragte mich nach dem Namen des Agenten. Ich habe ihn genannt und dabei ausdrücklich gebeten, dem Manne keine Unannehmlichkeiten dieserhalb zu machen, denn er hat mich, wie ich offen gestehen muß, nicht weiter beeinflußt. Denn, meine Herren, meine Entschlüsse sind doch immer frei; ich lasse mich nicht beeinflussen. Nun hat Herr Direktor Stern eben gesagt: der Mann wird ent⸗ lassen. Meine Herren, ich habe mich hier offen geäußert, ich habe Geschäftsgeheimnisse zur Sprache gebracht, und ich weiß ja noch nicht, ob sie veröffentlicht werden sollen; darüber werde ich mich noch entschließen. Aber wenn der Agent des⸗ wegen zur Verantwortung gezogen wird, so ist das meines Erachtens nicht recht, und ich muß unbedingt verlangen, daß die Herren von der Zentrale mir die Versicherung geben, daß der Mann nicht weiter zur Rechenschaft darüber gezogen wird. Es wäre nicht in der Ordnung, denn eine Schuld trifft ihn weiter nicht. Jeder Agent äußert seine Meinung dem be⸗ treffenden Kunden gegenüber; das ist doch wohl immer so.
Vorsitzender: Meine Herren, wir haben hier nur die sachliche Seite zu erörtern; soweit in Ihren Mitteilungen sich Geschäftsgeheimnisse befunden haben, werden Sie bei Durch⸗ sicht des Protokolls in die Lage gesetzt werden, sie eventuell als nicht zu veröffentlichen zu bezeichnen.
Was die Mitteilung des Herrn Direktors Untucht an⸗ langt, so habe ich sie nur dahin aufgefaßt, daß der Mann, falls er so vorgegangen sein sollte, entlassen werden müsse. Ob Sie ihm persönlich den Namen sagen oder nicht, ist eine Sache, die uns nicht nnmittelbar interessiert. Ich glaube also, die Frage, ob der Mann gemaßregelt werden soll oder nicht, können wir aus unserer Debatte ausscheiden. Das ist eine innere Angelegenheit der Zentrale, in die wir uns nicht ein⸗ zumischen haben.
Prokurist der Firma C. A. F. Kahlbaum Kaul⸗Berlin: Ich möchte nun zur Klarstellung bemerken, daß Herr Direktor Untucht nicht berechtigt war, zu fordern, daß die Firma Kahlbaum den Vertreter entläßt, wenn die Zentrale ihn ihrer⸗ seits entläßt. Die Firma C. A. F. Kahlbaum hat das Recht, ihre Vertreter selbständig anzustellen und zu halten; wenn sie finden würde, daß der Vertreter Haßford ihren Interessen und Absichten zuwider gehandelt hat, wird sie selbständig darüber entscheiden, ob sie ihn entläßt oder nicht. Die Geschäfts⸗ leitung der Zentrale hat nicht das Recht, der Firma C. A. F. Kahlbaum ohne weiteres vorzuschreiben, sie hätte ihn zu entlassen. (Bravo!)
Geschäftsführer der Zentrale für Spiritusverwertung Untucht⸗Berlin: Ich habe das, was Herr Kaul eben sagte, auch vorhin ausgeführt, nämlich daß die Firma Kahlbaum ihre Vertreter selbst anstellt und selbst entläßt. Wir gehen ganz konform. Ich habe bezüglich des Vertreters Haßford gesagt, daß, wenn sich die Richtigkeit des vorhin Mitgeteilten herausstellt, die Konsequenz die sein wird — nicht, daß wir es von der Firma Kahlbaum verlangen —, den Vertreter zu entlassen. Die Firma Kahlbaum wird dann selbst die Konsequenz ziehen müssen, den Vertreter zu entlassen, sofern die Firma Mühlens es verlangt. Das Urteil in dieser Beziehung liegt in den Händen der Firma Mühlens. Ich glaube, gerechter kann ich diesen Fall nicht behandeln.
Vorsitzender: Ich betrachte diesen Fall als erledigt; das ist eine interne Angelegenheit, darüber müssen sich die Herren untereinander verständigen. (Bravo!) Zu der An⸗ gelegenheit der Parfümerieindustrie wird das Wort nicht weiter verlangt. — Wir können sie deshalb verlassen und gehen über zur chemischen Industrie im allgemeinen. Das Wart hat zunächst Herr Dr. Antrick.*) (Dr. Antrick⸗ Berlin ist nicht anwesend.)
Dann erteile ich das Wort Herrn Breuning.
Direktor der Vereinigten Köln⸗Rottweiler Pulverfabriken Breuning⸗Rottweil: Meine Herren, ich bin hier als Ver⸗ treter einer Firma, die der chemischen Industrie angehört und die alljährlich ein beträchtliches Quantum Feinsprit verbraucht, das sie von der Zeit bezieht. Ich hatte die Absicht, verschiedene Punkte in bezug auf die Prcispolitik der Zentrale, die Höhe der Preise, die starken Schwankungen der Preise usm. zu erörtern; ich glaube aber, ich darf darauf im Interesse der Zeitersparnis ohne weiteres verzichten, denn ich könnte ja nur bereits Gesagtes wiederholen, und ich möchte meinerseits Ihre Zeit nicht länger als absolut notwendig in Anspruch nehmen.
Ich möchte mir deshalb gestatten, nur einen Spezialfall zur Sprache zu bringen, der dahin geht, daß eine uns be freundete Fabrik, die nach meiner Schätzung ungefähr den⸗
beßw. Offerte bekommen hat, einen Preis hat zahlen sollen,
der um 2 Mark höher war als der Preis, den wir bezahlt
haben. Ich hätte ja nun für meine Person oder für meine Firma eigentlich keine Veranlassung, das zu erörtern, wenn ich nicht extra von unseren Freunden darum gebeten worden
zu bringen. Nach meiner Auffassung liegt die Sache so, daß für die Zentrale Frachtunterschiede nicht in Betracht kommen. Es besteht nur der Unterschied, daß in dem einen Falle der dem anderen in Fässern bezogen wird. Ich taxriere den Unterschied, der darin liegt, auf 50 8.
und es mürde dann noch eine Differenz non 1,50 ℳ bleiben,
schlechter daran ist Fehler. Es
in bezug auf welche die befreundete Firma
*) Dr. Antrick hat seine
Ausführungen nachträglich schriftlich
Zentrale für Spiritusverwertung seit längerer mit Material versehen.
Zuständen durch das Eintreten der Zentrale entschieden eine
keiner Weise Vorwürfe machen. machen mußte, wurden jedenfalls schnell erfüllt. Wir wollen
Preisänderungen während der Saison eingehen⸗ nachdem eben ein mutmaßlicher Preis festgesetzt wurde, inner⸗ halb der eigentlichen Kampagne eine Erhöhung oder eine Er⸗ niedrigung eintrat. Die chemische Industrie sieht ein, daß bei
selben Bedarf hat und fast zur selben Zeit wie wir gekauft einem Artikel, der so von
mwäre, diese Gelegenheit zu benützen, um den Fall zur Sprache sich ohne weiteres entschlossen hat⸗
als wir, und ich kann dem Wunsche, gegen eine derartige ungleichmäßige Behandlung derselben Branchen, derselben Industriezweige von seiten der Zentrale zu protestieren, wie ich dies hiermit tue, um so mehr entsprechen, weil ich mir sagen muß, daß man das, was man heute unseren Freunden tut, das nächste Mal uns selber tun kann, und wenn wir heute besser daran sind als unsere Freunde, so sind wir das nächste Mal vielleicht schlechter daran.
In bezug auf die Sache selbst möchte ich nur das eine noch sagen. Es ist schon mehrfach gestern und vorgestern ausgesprochen worden, daß bis zu einem gewissen Grade die Zentrale ein Monopol darstellt. Ein Monopol ist allmächtig oder jedenfalls sehr mächtig, und es sollte nach unserer Auf⸗ fassung nicht vorkommen, daß ein Monopol einem Abnehmer seiner Ware es zu gewissen Zeiten unmöglich macht, sich zu decken, sei es, weil er Meinung für den betreffenden Artikel hat, sei es, daß er sich decken will, weil er einen Lieferungs⸗ auftrag übernommen hat, den er unter allen Umständen er⸗ ledigen muß. Es ist aber häufig vorgekommen, daß es nicht möglich war, von der Zentrale auf Termin zu kaufen oder auch nur Offerte zu bekommen, und das ist ein Punkt, der auch ganz wesentlich mit eine Beunruhigung des Geschäfts zur Folge hat. Ich hatte von der Auffassung gesprochen, die man in bezug auf eine derartige Macht, wie die Zentrale es ist, haben muß, und da sollte man es für ganz selbstverständ⸗ lich erachten, daß man in die von mir erwähnte Notlage nicht versetzt wird.
Dann hätte ich nur noch in bezug auf die Preise zu be⸗ merken, daß man es als nicht richtig empfindet, daß die Preise, wie ich eingangs erwähnt habe, so verschieden sind infolge der Maßnahmen der Zentrale, weil man sich ja da⸗ durch sagen muß: man ist genötigt, zu handeln, zu feilschen, wenn man einen Abschluß machen will, während ein Monopol — und das ist doch mehr oder weniger die Zentrale — doch ganz einfach sagen sollte: das kostet die Ware; wenn man den und den Bezug macht, wenn man das und das Quantum kauft, dann hat man den Preis zu bezahlen, und wenn man weniger kauft, muß man etwas mehr bezahlen. (Einwurf: Rabatte.)
Die Rabatte hatte ich gar nicht erwähnt, weil die nach meiner Ansicht gar keine Rolle spielen. Die Rabatte werden gegeben, wenn jemand ein gewisses Quantum bezieht ; ob das aber so und soviel Hunderttausend oder wieviel sonst ist, spielt auch keine Rolle. Ich persönlich meine, wenn die Zentrale Rabatte gibt, wird die Rabattfrage nur in der Weise be⸗ handelt, den Abnehmer sich zum mindesten für zwei Jahre zu sichern. (Sehr richtig)) Ob der Abnehmer nun Nettapreise ohne Rabatte oder Rabatte gewährt bekommt, sei es für ein Jahr, sei es für zwei Jahre, so wird er in dem, was er zu bezahlen hat, einen nennenswerten Unterschied sich nicht heraus⸗ rechnen können.
Dr. Bannow (chemische Fabrik C. A. F. Kahlbaum) Berlin: Der Vorstand des Vereins zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie, Herr Direktor Holz, hat mich gebeten, die Auffassung, die dieser Verein von der Wirksamkeit der Zentrale hat, hier kurz darzulegen. Das ist schon im ßen und ganzen geschehen in dem schriftlichen Material, das zur Verfügung steht, und ich möchte mir nun erlauden, dem noch einige Worte hinzuzufügen.
Ich möchte bemerken, daß die chemische Industrie betreffs ihres Spirituskonsums vielfach in einer anderen Lage ist als andere Industrien, die meist ihren Bedarf gleichmäßiger be⸗ ziehen und verarbeiten können. Die chemische Industrie muß sehr häufig mit großen Aufträgen rechnen, die plötzlich an sie herantreten, vielfach für den Export, aber auch für die innere Industrie, die es jedoch nicht gestatten, das Material sich lange vorher zu beschaffen. Es ist also der Bedarf ein durch⸗ aus sprungweiser und schwankender bei dem gleichen Jahres⸗ umsatz. Dieser Umstand war eine große Kalamität, solange die Zentrale nicht existierte; denn wenn man einen solchen Bedarf hatte, konnte man ihn natürlich bei der ungleichen Zufuhr des Spiritus an der Börse nicht immer gleich decken, ohne den Markt zu beunruhigen, und es war auch gewöhnlich die Folge, daß bei solchen Aufträgen die Preise unnötig
stiegen, um sofort, nachdem der Bedarf gedeckt war, wieder zu
fallen. Ebenso wenig war es der chemischen Industrie möglich, von etwaigen niedrigen Preisen großen Nutzen zu ziehen, weil dann eben gerade keine Aufträge vorlagen, und bei den schwankenden Spirituspreisen konnte man sich nicht im voraus Ich muß nun gestehen, daß in diesen
Besserung erfolgt ist. In bezug auf die schnelle und prompte Lieferung zu annehmbaren Preisen kann man der Zentrale in Die Ansprüche, die man da
auch hier nicht auf die mehrfach gerügten und überaus lästigen darauf, daß,
don der Gunst oder Ungunst des Wetters abhängig ist, solche Aenderungen sich nicht ganz vermeiden
lassen. Aber in einem anderen Punkte hat die chemische Industrie
doch große Beschwerden gegen die Zentrale zu erheben, darüber nümlich, daß in den Zeiten, wo zuviel Spiritus da war, sie
diesen Spiritus ins Aus⸗ land zu exportieren, anstatt sich mit den Spiritus verarbeitenden Epportbetrieben der chemischen Industrien in setzen und mindestens diesen Betrieben den Spiritus zu gleichem Preise anzubieten. (Sehr richtig!)
vielfach haben nehmen können. Dadurch, daß sie das nicht
getan hat, hat die Zentrale das Ausland ganz unnötig gestärkt, und wir halten das für einen volkswirtschaftlich sehr schweren nur dahin gekommen, daß
ist infolgedessen nicht das Ausland sich dieser Industrien hat annehmen können, daß
“
Verbindung zu
Die Industrie würde ihn
sie sich dort haben entwickeln können, sondern die Spiritus⸗ uns von Herrn Bieler sogar zum Vormw rf
8
3 — 8 3 industrie selbst ist ja indirekt dadurch auch geschädigt, denn
das Ausland hat sich von uns mehr oder weniger unabhängig gemacht. Es wäre also sehr zu wünschen, daß diese Sachen in Zukunft nicht mehr vorkämen.
Dann beschwert sich noch die Holzgeistindustrie über das Vorgehen der Zentrale in betreff des amerikanischen Holz⸗
istes. Der amerikanische Holzgeist war bis vor kurzem nur ganz beschränkt auf dem deutschen Markte. Die deutsche Holz⸗ geistindustrie, die sehr großes Interesse daran hat, hat es immer verstanden, das Eindringen des amerikanischen Holz⸗ geistes in den deutschen Markt mit Erfolg zu verhindern. Den Anfang, diesen Zustand zu brechen, hat allerdings, wie ich nicht verhehle, die unglückliche Trebertrocknungsgesellschaft gemacht, aber fortgesetzt — behauptet die Industrie — tat es mit Erfolg die Zentrale, die es veranlaßt hat, daß ein ganz erheblicher Import von Denaturierungsholzgeist oder Holzgeist überhaupt in Deutschland hat stattfinden können und statt⸗ findet. Dadurch ist zwar die Zentrale in der Lage gewesen, sich ihren Denaturierungsholzgeist um etwas billiger zu ver⸗ schaffen, sie hat aber nicht nur den ganzen deutschen Holzgeist in demselben Maße entwertet, sondern — was noch viel schlimmer ist — sie hat den ganzen Rein⸗Methyl, der haupt⸗ sächlich in Deutschland erzeugt und verarbeitet wird, auch entwertet.
Eine weitere Beunruhigung der chemischen Industrie findet dadurch statt, daß die Zentrale, wie man allgemein annimmt — ich habe es nicht genau ermitteln können, die Herren von der Zentrale werden in der Lage sein, Auskunft zu geben —, damit umgeht, im Freihafengebiet in Hamburg selber eine Schwefelätherfabrik anzulegen. Es ist gestern erwähnt worden, daß der Hauptgegenstand, der in großen Mengen zum Export gebracht wird, der Schwefeläther ist. Wenn die Zentrale im Freihafengebiet von Hamburg selber als Schwefelätherfabrikant auftritt, schädigt sie die chemische Industrie des Inlandes ganz außerordentlich. Sie muß ja den Spiritus billiger abgeben, und die deutsche Industrie kann da nicht mitkommen.
Das sind im wesentlichen die Beschwerden, die die chemische Industrie vorzubringen hat.
Geschäftsführer der Zentrale für Spiritusverwertung Untucht⸗Berlin: Meine Herren, was die Klagen des Herrn Breuning anlangt bezüglich der unterschiedlichen Behandlung der Pulverfabrik in Rottweil und jener Firma in Cöln, so muß ich bemerken — eventuell ist es auf Wunsch des Herrn Breuning vertraulich zu behandeln —, daß der Bedarf der Pulverfabrik Rottweil 65 Kesselwagen Sprit groß ist, der jener Fabrik in Cöln hingegen nur 200 Gebinde Rohspiritus; das erstere entspricht einem Quantum von 750 000 Litern, das letztere einem solchen von 120 000 Litern. Ich gebe von vornherein die Möglichkeit zu, daß eine gewisse Preis⸗ differenz bei den Verkäufen, die an die beiden Etablissements gemacht sind, bestehen kann. Ueber die Höhe der Preis⸗ differenz bin ich im Augenblick nicht unterrichtet. Die Ursache liegt in den Mengen und in der Bezugsart. Der Bezug in Kesselwagen ist viel einfacher für uns; er ist mit weniger Kosten verbunden, infolgedessen ermäßigt sich der Preis von vornherein. Die Firma in Cöln bezieht in Gebinden, und zwar ab Lager in Cöln. Es ist ganz etwas anderes, wenn wir einen Wagen vom Produktionsort — sagen wir Posen oder Breslau — direkt nach Rottweil schicken können, oder wenn wir die Ware erst in Cöln über Lager nehmen. Auch besteht eine gewisse Differenz bezüglich des Mankos. Jeder wird wohl von vornherein zugeben müssen, daß die Spesen für das Syndikat in beiden Fällen verschieden sind. Nun kommt noch bei dem Geschäft der Firma in Cöln hinzu, daß diese Firma nicht direkt von der Zentrale bedient wird, sondern von unserem Generalvertreter Max Spiegelberg in Cöln. Diesem Herrn haben wir den Verkehr mit der Firma zugewiesen, jedoch steht uns das Recht zu, jederzeit den Verkehr direkt aufzunehmen. Uns liegt daran, daß ein solcher indirekter Verkehr durch unseren Generalvertreter nicht gemißbraucht wird; man wird es natürlich finden, ohne daß darin ein Mißtrauen gegenüber unserem Generalvertreter zu erblicken ist, daß wir hier eine gewisse Kontrolle obwalten lassen. Eine solche Kontrolle ist einige Zeit vor Abschluß jenes Geschäfts ausgeübt worden. Wir schickten einen Prokuristen nach Cöln, derselbe forderte jene Firma auf, sich darüber zu äußern, ob sie mit dem Verkehr durch den Generalvertreter zufrieden ist. Darauf ist in Gegenwart des Generalvertreters die Antwort gekommen: wir sind durchaus mit der Bedienung durch Herrn Spiegelberg zufrieden, wir wünschen in der Ab⸗ wicklung der Geschäfte keine Aenderung. Meine Herren, wenn wir eine solche Antwort von einer Firma erhalten, dann bleibt uns gar nichts anderes übrig, als alles beim alten zu lassen; denn sonst hat ja die Abnehmerin geradezu Ursache zur Klage, wenn sie nicht mit der Firma arbeiten kann, mit welcher sie zu arbeiten wünscht.
Herr Breuning hat dann auf unsere Terminofferten hin⸗ gewiesen. Ich möchte dabei fragen, ob es nicht richtig ist, die 3 Punkte: die Terminofferten, den Rabatt und — wenn ich das Wort gebrauchen kann — den Borkott zusammen zu behandeln. Vielleicht daß wir unsere Stellung zu diesen 3 Fragen darlegen, sei es nun, bevor die Herren aus den Abnehmerkreisen sich darüber geäußert haben, sei es, nachdem dies geschehen ist.
Vorsitzender: Würde es nicht rationell sein, das nach⸗ her, wenn wir bei B, Trinkkonsum, stehen, zu besprechen?
Geschäftsführer der Zentrale für Spiritusverwertung Untucht⸗Berlin (fortfahrend): Dann will ich auf die Termin⸗ offerten jetzt nicht eingehen.
Was die Verhältnisse in Rottweil anlangt, so muß ich doch noch einmal wiederholen: wir sind kein Syndikat ohne Konkurrenz. Wir beherrschen nur 80 % der Ware, 20 % entzieht sich unserer Kontrolle vollkommen. Wenn wir also
ann und wann den Offerten unserer Konkurrenz — 7 ist wir
8
47 8 ihnen nicht gefolgt sind — Rechnung tragen, ist es, glaube ich, nur der natürliche der Dinge.
Likörfabrikant Ertheiler⸗Nürnberg: Meine Herren, wir hören soeben aus dem Munde des Herrn Vertreters der chemischen Industrie, daß die Zentrale für Spiritusverwertung längere Zeit hindurch ausländisches Denaturierungsmittel benutzt und — „ vorge; hat. Ich möchte dies ganz besonders betonen v2. dem b Schutze der einheimischen Kartoffeln. Außerdem werden diejenigen Herren, die mit dem Spiritushandel zu tun n, wissen, daß wir seit Jahren über trüben, geradezu schmutzigen Spiritus zu klagen haben, und zwar in einem solchen Maße, daß nicht nur unsere Händler, sondern auch das Publikum die schwersten
Klagen führen und uns Grossisten die Schuld gaben, uns
unreine Fässer, und dergleichen vorwarfen. Wir waren fast gezwungen, die Gründe dieser Klagen und unsere Rechtfertigung drucken zu lassen; unsere Reisenden und unsere Kontoristen hatten nicht mehr Zeit genug, auf alle diese Klagen näher einzugehen und zu be⸗ gründen, daß nur auf die Zentrale die Schuld zurückzuführen ist. Daß dann, wie der Herr aus dem Osten, Herr Patschke aus Danzig, ganz richtig angegeben hat, nicht die Sprit⸗ fabrikanten, sondern die Landwirte, die eigentlich an der Sache unschuldig waren, als die eigentlichen Hervorrufer des Ringes und Schuldige immer betrachtet werden, ist selbstverständlich, und wenn ich auch keine längeren Bemerkungen daran knüpfen möchte, so will ich doch nicht unterlassen, zu bemerken, daß, wenn dieses ausländische Denaturierungsmittel noch den Vor⸗ zug hat, daß es diese Unannehmlichkeiten, die wir bei dem Spiritusgeschäft mit in Kauf nehmen müssen, hervorgerufen hat, es wirklich an der Zeit wäre, einmal nach dieser Richtung hin das Augenmerk zu lenken.
Es wird außerdem darauf zu achten sein, daß der Vertrag, den die deutschen Mischanstalten seinerzeit mit der Zentrale abgeschlossen hatten, in § 5 bestimmte:
Soweit die Handlung allgemeines Denaturierungsmittel bezw. Denaturierungsholzgeist an andere, als die Zentrale und die in § 1 unter 1—3 aufgeführten Abnehmer abgibt, ist sie verpflichtet, nur zu einem Preise abzugeben, der sich wenigstens 3 ℳ per 100 Liter höher stellt, als sich der Preis für die Zentrale in Gemäßheit der Bestimmungen § 3a stellen würde. Die Zentrale hat also die bedeutende Abnahme und die Ab⸗ hängigkeit der Mischanstalten dazu benutzt, um denjenigen, die nicht der Zentrale angeschlossen sind, einen um 3 ℳ höheren Preis aufzuzwingen.
Direktor der Vereinigten Cöln⸗Rottweiler Pulverfabriken Breuning⸗Rottweil: Auf die Ausführungen des Herrn Direktors Untucht möchte ich kurz bemerken, daß ich von der Fabrik, von der ich sprach, kein zahlenmäßiges Material schriftlich in die Hand bekommen habe; man hat mir nur gesagt: so liegt die Sache, der Bedarf wird derselbe sein, also zieht man die Konsequenz. Ich möchte das nur hervorheben, um auszudrücken, daß es mir fern gelegen hat, der Zentrale einen ungerechtfertigten Vorwurf machen zu wollen. Ueber das Quantum und die Unterschiede war ich nur insoweit in⸗ formiert, wie ich es zum Ausdruck gebracht habe. Wenn Herr Direktor Untucht mich an der Hand seiner Bücher eines bessern belehren kann, so nehme ich das ohne weiteres an.
Rentner Albrecht Guttmann⸗Charlottenburg: (Macht eine vertrauliche Mitteilung über die von Dr. Bannow er⸗ wähnte Anlage einer Schwefelätherfabrik im Freihafengebiet. Die Zentrale sei nicht dabei beteiligt).
Dr. Bannow (Chemische Fabrik C. A. F. Kahlbaum)⸗ Berlin: Ich habe noch zu erwähnen vergessen, daß für die Lieferung des Spiritus nach dem Auslande Vergünstigungen bewilligt werden, der chemischen Industrie, die das Produkt exportiert, jedoch nicht. Das erschwert die Sachlage für die chemische Industrie.
Dann möchte ich bemerken, daß ich ja auch gar nicht behauptet habe, daß die Zentrale selbst die Aetherfabrik in Hamburg bauen wolle; mir ist nur gesagt worden, daß hervor⸗ ragende Mitglieder der Zentrale sie bauen wollen, und wenn Mitglieder der Zentrale dabei sind, so werden die Interessen der Zentrale auch im Spiele sein. Das ist gar nicht zu ver⸗ meiden. Also ändert sich an der von mir behaupteten Sache gar nichts.
Direktor Dr. Bensinger⸗Mannheim⸗Neckarau: Meine Herren, ich habe es leider verabsäumt, zur richtigen Kategorie zu sprechen, und das ist die Zelluloidindustrie. Da nun aber die Zelluloidindustrie mit Recht unter die chemische Industrie rangiert, so möchte ich doch — und dazu glaube ich berechtigt zu sein — nachholen, was im allgemein chemischen Interesse liegt. Es handelt sich für mich um die Mengen Spiritus, die in guten Jahren angesammelt und nach dem Auslande geschickt werden.
Vorsitzender (unterbrechend): örtert worden.
Dr. Bensinger⸗Mannheim⸗Neckarau sfortfahrend): Pardon, davon wollte ich nicht sprechen, sondern von ihrer Wirkung auf die Industrie. — Diese Spiritusmengen bereiteten der deutschen chemischen Branche im Auslande eine Konkurrenz. Sie wurden dort umgearbeitet, und dann kam — das ist besonders bei Zelluloid der Fall — das Zelluloid aus dem Auslande herein. Zelluloid ist nahezu zollfrei, wenigstens in rohen Platten und Stäben. Es enthält aber auch in dieser Form Spiritus. Also wir sehen den ganz merkwürdigen Fall; das Ausland erhielt den deutschen Spiritus billiger fast um die Hälfte billiger als das Inland; dann kommt da Produkt, das noch inländischen Spiritus enthält, aus dem Auslande herein, und zwar nahezu zollfrei herein. Also in direkt wurde der Spiritus in einem Kreislauf 198 nach Deutschland hereingelassen. Ich kann mir wohl denken, daß wohl noch andere Industriegebiete ganz ähnlich betroffen sind, und da möchte ich doch der Regierung das Wort zurufen: videant consules! benn wir kämpfen doch sehr schwer in der Konkurrenz zum Auslande. (Bravol) 8 8
Das ist ja bereits er⸗
den ausländischen Holzgeist dem einheimischen
Heinrich Fett jr.⸗Mainz: Meine Herren, ich habe einige sehr berechtigte Beschwerden von Teerfarbenfabriken vorzu⸗ bringen, die heute ja noch gar nicht erwähnt worden sind. Es handelt sich da zunächst einmal um das sprungweise Hinauf⸗ und Herabsetzen der Preise, wodurch es einer Industrie wie der Teerfarbenindustrie sowie auch anderen chemischen In⸗ dustrien nahezu unmöglich gemacht wird, nach dem Auslande Offerten hinauszugeben, die auf einer bestimmten Basis un⸗ bedingt beruhen müssen.
Abgesehen aber davon ist es noch eine andere Frage, die gerade diese Industrien sehr betrifft; das ist die Detarifierungs⸗ frage. Herr zu Putlitz hatte heute morgen gesagt, der Brenner⸗ verband hätte einen Antrag gestellt auf die Detarifierung alles Spiritusses, der zur Denaturierung bestimmt sei, und es sei nicht die Schuld des Brennerverbandes, daß dieser Antrag in der Tarifkommission nicht durchgegangen sei. Ich muß mich leider im Gegensatz dazu stellen. Ich habe hier einen Brief der Königlichen Eisenbahndirektion Frankfurt vom 10. Juni 1903, worin es ausdrücklich heißt:
8 ,‚Die Schwierigkeiten, die sich dem Antrage von vornherein entgegengestellt hatten, glaubte die tändige Tarifkommission nach Zustimmung der Steuer⸗ ehörde zu der beabsichtigten Maßnahme mit den vorgeschlagenen Kontrollvorschriften überwunden zu haben. Bei dem vorliegenden Antrage sei der ur⸗ sprüngliche Antrag des Verwertungsverbandes deut⸗ scher Spiritusfabrikanten, der dahin ging, den Spiritus, er mit dem allgemeinen Denaturierungsmittel dena⸗ turiert werden sollte, zu detarifieren, auch auf den mit besonderen Mitteln zu denaturierenden Spiritus ausgedehnt worden. Nachdem die ständige Tarif⸗ kommission in der 75. Sitzung am 20./21. Sep⸗ tember d. J. diesen Beschluß gefaßt, habe die An⸗ gelegenheit plötzlich eine andere Wendung bekommen dadurch, daß der Verwertungsverband deutscher Spiritusfabrikanten seinen Antrag zurückgezogen habe.“
Also, meine Herren, es ist gerade das Gegenteil von dem, was Herr zu Putlitz hier behauptet hat.
Vorsitzender: Meine Herren, die Detarifierungsfrage, fürchte ich, entfesselt lange Debatten, und ich habe deshalb im Interesse derjenigen Herren, die noch zum Worte kommen möchten, den Wunsch, daß wir diesen speziellen Punkt am Schluß erörtern. (Zustimmung.) Die Möglichkeit der Be⸗ sprechung soll Ihnen durchaus nicht genommen werden; aber wir müssen damit rechnen, daß eine ganze Reihe von Herren wirklich recht schmerzlich darauf wartet, ihre Beschwerden zur Sprache zu bringen.
Wenn die Herren damit einverstanden sind, würde ich Ihnen zur Detarifierungsfrage noch besonders das Wort geben.
Darf ich bitten, fortzufahren.
Heinrich Fett jr.⸗Mainz (fortfahrend): Nun ist noch ein anderer Punkt angeschnitten worden, der die deutsche Holz⸗ verkohlungsindustrie betrifft. Von einem der größten In⸗ dustriellen ist mir sehr umfangreiches Material zur Verfügung gestellt worden, aus dem hervorgeht, daß die Zentrale für Spiritusverwertung die deutschen Holzverkohlungsfabriken voll⸗ ständig boykottiert.
Meine Herren, ich kann hier einen Vertrag vorlegen, den die Zentrale für Spiritusverwertung mit einer Tochtergesell⸗ schaft, der Trebertrocknungsgesellschaft in Cassel, abgeschlossen hat, und zwar mit der Holzverwertungs⸗Aktien⸗Gesellschaft zu Teslic, in Bosnien. Danach hat es die Zentrale darauf an⸗ gelegt, allen deutschen Holzgeist zu boykottieren und den zur Denaturierung nötigen Holzgeist vom Auslande zu beziehen. Ich weiß nicht, ob eine Institutivn wie die Zentrale, die sich immer als die Schützerin der deutschen Landwirtschaft hinstellt, es verantworten kann, nunmehr in solcher Weise gegen die deutsche Forstwirtschaft Stellung zu nehmen; denn das ist ja klar: wenn unsere deutschen Holzverkohlungsinteressenten und Fabriken boykottiert werden, wird damit in erster Linie die deutsche Forstwirtschaft getroffen, die dann nicht immer in der Lage ist, ihre Holzbestände an Verkohlungsgeschäfte abzusetzen.
Daß man die Fabriken angehalten hat, den Outsiders den Preis für das allgemeine Mittel um mindestens 3 ℳ zu erhöhen, ist bereits erwähnt worden, und es bedürfte eigentlich kaum mehr der Erwähnung. Ich habe es nur des⸗ halb gesagt, weil man immer die Outsiders als diejenigen hinstellt, die durch die Zentrale den größten Vorteil hätten. Hier zeigt sich, daß umgekehrt die Zentrale alles aufwendet, um die Outsiders zu schädigen.
Das Material, das mir hier zur Verfügung steht — die verschiedenen Verträge —, gestatte ich mir den Herren Re⸗ gierungsvertretern zu übermitteln. Es wird sich ja alles weitere daraus ergeben. (Anlage XIII.)
Bezüglich der Detarifierungsfrage behalte ich mir vor, später darauf zurückzukommen.
Geschäftsführer der Zentrale für Spiritusverwertung
Untucht⸗Berlin: fassen. Die Herren der Teerfarbenindustrie haben uns ihr
8
In einem Punkt kann ich mich hier kurz
Verhältnisse eingehend dargelegt. Wir haben zugeben müssen,
daß ein Teil der Klagen der Herren berechtigt ist. Wi haben in gemeinschaftlicher Konferenz mit den Herren Abhilf gefunden. Ich bin nicht in der Lage sächlich mit Rücksicht auf die Geschäftsinteressen jener Industri
darüber hier Auskunft zu geben, in welcher Weise die
Interessen jener Industrie von unserer Seite aus berücksichtig worden sind. Die Tatsache besteht, daß die Herren heute zu frieden gestellt worden sind, und ich bin bereit, auf Verlangen der Herren Vertreter der Regierung hierfür den Beweis zu erbringen.
Vorsitzender: Das Wort ist nicht weiter verlangt.
Wir können die chemische Industrie verlassen und übergehen
zu den Mischstellen.
Das Wort hat zunächst Herr Lippmann.
und zwar haupt
8 8 1