Man hatte eben in blindem Vertrauen auf die Leistungsfähigkeit des Riuges und in dem Wahne, daß derselbe, nachdem er die Hemschelt über den Markt errungen hatte, auch die Preise und Aufnahmefähig⸗ keit bestimmen könne, die Produktion in maßloser Weise ausgedehnt und 8 dann wieder sich einer Beschränkung gefügt, als man ein⸗ zuseben anfing, daß dieses Vertrauen zu der Macht des Ringes durch die Tatsachen nicht gerechtfertigt worden war.
muß meine Ausführungen dahin zusammenfassen: Der Spiritus⸗ ring ist nicht ein Produkt der objektiven Verhältnisse, unter denen er entstanden ist, sondern ein solches der subjektiven Willensentschließungen derjenigen Spritfabrikanten und Brenner, die die führende Rolle in dieser Bewegung spielten.
Die östlichen Spritfabrikanten hatten schon mehrere Jahre vor Gründung des Spiritusringes ein auf die östlichen be⸗ schränktes Kartell gebildet, mit dem sie für sich gute Erfolge erzielten, und versuchten nun, sich auf breiterer Grundlage in gleicher Weise zu betätigen.
zuf der anderen Seite hatten die landwirtschaftlichen Brenner oder doch wenigstens ein g Teil derselben, von der agrarischen Lehre von der Ueberflüssigkeit und Schädlichkeit des Zwischenhandels und der Börse eleitet, sich die Meinung aufdrängen lassen, daß, wenn erst Börse und Zwischenhandel zerstört seien, man dem Konsum die Preise dikrieren und beliebig große Mengen bei ihm absetzen könne.
So war, nachdem Kartellbestrebungen der Brenner bereits in den Jahren 1887 und 1888 stattgefunden, aber zu keinem Ergehnis ge⸗ führt hatten, nunmehr der Boden für neue diesbezügliche Versuche besser vorbereitet. 8
Nicht die Gemeinsamkeit der Interessen, wie es in der Denkschrift heißt, führte die Spritfabrikanten und Brenner zusammen, sondern
Verschiedenheit dieser Interessen die gemeinsame Hoffnung auf
e Gewinne. In einer Beziehung unterschieden sich allerdings die
doffnungen der beiden Parteien. Diejenigen der Svpritfadrikanten waren auf ziffermäßiges Material gegründet und somit wußten die⸗ selben, was sie taten, als sie den Pakt eingingen. Die Brenner ader wußten nicht, was sie taten, als sie das unberechendare Risiko des ganzen Unternehmens auf sich nahmen, urd Ueßen sich in bezug auf den Ausgang derselben Hoffnungen suzgerieren, denen nur allzudald die Enttäuschungen folgen sollten. 8 1—
Auf die Einzeldeiten des sachlich informatorischen Teiles der Denkschrift im Zusamwenbange einzugehen, dersage ich mir; ich werde, insoweit eine Besprechung erforderlich, dazu noch an zerstreuten Stellen Geegenhest haben. Im übrigen glande ich der mir gestellten Auf⸗ gabe am besten zu genüger, wenn ich nachstebend die Wirkungen der
nunmehr 6 jäbrigen Tältgkeit der Zentrale für Spiritusverwertung
feststelle.
Um in dieser Beziehung zu einem Urteil zu gelangen, wird man unter'cheiden müssen zwischen: ) Sprirfadrikanter
Brennerv,
Zwischendandel (Händler, Agenten und Maller), Destihateuren, Verbrauch an Trinkbranntwein, Verbrauch an denaturiertem Branntwein,
1) Spritindustrie.
Die geschäftlichen Resultate, welche die in Privathänden befind-
Üden Spritfahriken in der Ringära erzielt haben, entzieden sich natur⸗ gemäß der öffentlichen Kenntnis. Man wird indessen berechtigt sein, aus den deröffentlichten Bilanzen der Aktiengesellschaften dieser In⸗ dustrie kongruente Rückschlüsse auf die Prosperität der gesamten Industrie zu ziehen, wobei allerdinge zu derücksichtigen ist, daß die großen Etabltsements —2 Lagereinrichtungen erbeblich besser als die
Als Akrengesellschaften, deren Betried ausschließlich oder über⸗
ingend der Spritfabrikaton gewidmet ist, sind zu erwähnen:
1) Die Bank für Sprit⸗ und Produktenhandel, Berltn,
2) die Norddeutschen Spritwerke in Ham
3) die Posener Sprit⸗Aktien⸗Gefellschaft,
4) die Gesellschaft für Brauerei⸗, Spiritus⸗ und Preßhefen⸗Fabri⸗-
kation, vorm. G. Sinner, Grünminkel, 5) die Breslauer Spritfabrik, Aktien⸗Gesellschaft, 6) die Nordhäufer Spritfabrtk, vorm. Leißner & Co. Von diesen scheiben für die vorliegenden Erörterungen die Bank für Sprit⸗ und Produktenhandel und die Norddeutschen Sprit⸗ werte aus. Die erstere hat in der Zwischenzeit ihre Fabdrik trans⸗ Ioziert, ihre in der Stadt gelegenen Terrains verkauft und das Akrienkapital verringert sodaß die verteilten Diwidenden keinen Anbalt für einen Vergleich der Rentabilität vor und während der Ringära bienen. Von den Norddeutschen Spritwerken ist soviel bekannt, daß sie vor der Ringärg mit großen Verlusten gearbeitet haben, während sic, zugleich mit der Gründung des Ringes saniert, jetzt befriedigende Refultate erzielen. Ihre Dividenden betragen: per 1899/1900 8 5 1900/1901 1902/1903 8 % 1903/1904 10 % „ 1901/1905 10 % Die Poiener Sprit⸗Akrien⸗Gesellschaft verteilte folgende Dwidenden por der Ringära: per 1891/92 189304 1894 95 1895/[96 7 1895/97 189798 7 1888/95 10 — ver 1899/1900 12 %¼ 1900/1901 12 % 1901 1902 1902/1903 1 1903/1904 18 8 8 „ 1904/1905 / Es standen zu Buch in der letzten Bilanz vor der Ningär (per 1898/99]: Fabrikgrundstücke Posen und Magdeburg mit . . . 602 977,25 ℳ Reservoire, Maschinen und Apparate mit e1e.* Eisenbahnanschluß in Posen und Magdeburg mit 72 113,97 zusammen mit Ig der Bilanz per 1904/05 standen die vor⸗ erwähnten 3 Posten zu Buch mit. . . . . . mithin sind in der Ringära auf obige Odjekte ab⸗ geschrieben. “X“ In der letzten Bilanz vor der Meferorfondod mit. ..... 1 Spezialreservefonds mit 30 000,— „ Beamten ⸗ und Arbeiterhilfsfonds mit 36 000,— „ In der Bianz per 1904/,05 hingegen Reservefonds . mit 570 000, — außerocdenelicher Reservefonde „ 485 000,— „ Reservefonds für Wohlfahrts⸗ einrichtungen 8 96 066,85
10 % Ostveutsches Kartell.
1*
926 043,88 ℳ 300 907,67
6 .8885 196,189 Ringperiode standen zu Buch 471 916,70 ℳ
en zhv v 1 1 071 066 85
somit Erhöhung.
jahre abgeschrieben sind .
Demnach hat die Posener Sprit⸗Akrien⸗Gesell- schaft während der sechtjührigen Ningära außer der Verteilung oben erwähnter Dididenden idre Nef v85a*²“] und auf die vorstebenden Objekte abgescheieben. die innere Postlion der Gesellschaft hat sich also ge⸗
530 150,15 ℳ 635 136,19 „„
. 8
preis und
Außer den Abschreibungen auf obige Objekte sind dann noch die normalen Abschreibungen auf die anderen Positionen erfolgt. Das Aktienkapital der Gesellschaft beträgt 1 350 000 ℳ
Gesellschaft für Brauerei ꝛc. vorm. G. Sinner.
Bezüglich dieser Gesellschaft ist zu berücksichtigen, daß sie nicht nur in der Spritbranche arbeitet, sondern auch noch Brauerei, Müllerei, Rohspiritusproduktion’ und Preßhefebetrieb hat und eine staatliche, jährliche Subvention in Form eines Kontingents genießt, das, soweit mir bekannt, mehr als jährlich 400 000 ℳ beträgt. Ihre Resultate
lassen daher einen unbedingten Rückschluß auf E“ V
Spritindustrie nicht zu. Immerhin ist es von nisse festzustellen. Die Gesellschaft verteilte
1902 12 % „ 1903 15 % 8 Föää Die letzte Bilanz vor der Ringäta ergab für Etnrichtungen, Gerätschaften, Fuhrwesen und andere Transportmittel Grünwinkel.. .24 ℳ Durmersbeim. Käferthal Peitin... Neufahrwasser ... — esammen 3 631 459,92 Die Bilanz pro 1904 weist für obige Postenauf 1 854 737,46 ℳ. sodaß auf vorstehende Objekte während der 5 Ring⸗ .⸗ *“ Nach der letzten Bilanz vor der Ringpertode betrug der Reserwvefonds . . . . . . . . .. Speztalref Iö6“” :6” Delkrederekonto .. zusammen Die Bilanz per 1904 weist für die gleichen Obzekte auf
2 351 367,83 ℳ 600 000,— „ 50 137,54 „ 142 854 63 3 144 360,— ℳ 4 091 2227,13 8☛ —
Die innere Posttion der Gesellschaft hat sich also während 5 Nmginhre um. . . . . . .1778 228 und 946 867,13 „ zusammen um 2 723 589,59 ℳ Das, Akrienkapital betrug bis 19804 5 000 000,— ℳ Die Breslauer Spritfabrik A.⸗G. verteilte während der Ringära die folgenden Dididenden: 1901/1902 12 % 1902/1903 14 % 1903/1904 15 % 1904/1905 15 %
Die Bilanzen dieser Gesellschaft stehen mir nur von 1901/1902 an zur Verfügung. Nach der Bilanz von 1901/1902 betru Reserdefonds T .. . 420 000 ℳu
- 166“ 1 020 000 „ Delkrederekonto. 110 000 „ Erneuerungskonto. .. 45000 . Beamten ꝛc. Unterstützungskonto 20 000 Beamtenpensionsfonds
60 000 „ 1 675 000 “ Bach der Bilanz für 1904/1905 ergeben die vorstehende Konten folgende Ziffern: Reservefonds I . . . .4220 000 ℳ 8 I L Delkrederekonto . . . 250 000 Erneuerungskonto. . . .. 60 000 30 000
Beamten ꝛc. Unterstützungskonto ““ Beamtenpensionsfonds . 200 000 2 250 000 ℳ
Die vorerwähnten Fonds sind also im Zeitraum von 3 Jahren um 575 000 ℳ gewachsen. Außerdem sind die normalen Abschrei⸗ bungen erfolgt. Das Kapital der Breslauer Spritfabrik setzt sich zusammen aus 1 200 000 ℳ 4 ½ % Vorzugsaktien und 3 000 600 ℳ
tammaktien. 1
Nordhäuser Sprktfabrik vorm. Deißuer u. Co. “
Diese Gesellschaft gab in den letzten Jahren vor der Ringöra überbaupt keine Dividende, während der Ringära hingegen verteilte sie folgende Dividenden:
1899/1900 10 %
1900/1901 12 % 1901/1802 15 % 1902/1903 15 % 1903/1904 15 % „ 1904/1905 15 % Die Bilanzen dieser 4 Gesellschaften sprechen eine jo beredte Sprache, daß jeder weltere Kommentar überflüssig erscheint.
2) Landwirtschaftliche Brennereien.
Die Berliner Lokopreise stellten sich in dem der Ringära voran⸗ gebenden Dezennium, wie folgt:
Jahresdurchschnitt der Kampagne 8 1889/90 1 1890/91
1891/92
1892/93
1893/94
1894/95
1895/96
1896/97
1897/98
1898/99
Demnach stellt sich der
gebessert.
35,16 ℳ 49,23 43,43 34,74 31,58 33,91 39,82 46,84 “ OE* 10 = 39,01 zehnjährige Durchschnitts.. “ “ — 11u. der Durchichnittspreis der der Ringära voran-.— Drheunben Lepten 3 Zuüßhre..... auf 42,86 ℳ Um diese Durchschnittspreise mit demjenigen der Ringära ver⸗
gleichen zu können, muß der Betrag der Brennsteuer berücksichtigt werden, welche 1895 eingeführt und im Jahre 1902 einer wesentlichen
ruhte
netto für den Prodnzenten . ..
1
unterzogen wurde, während sie im Jahre 1901 gänzlich
Diese Brennsteuer kalkulterte sich in der Zeit von 1895—1901 auf etma 60 ₰ per Hektoltter r. A., in der Zeit von 1902 — 1905
auf eiwa 2,60 ℳ per Hektoltter r. A. für eine Brennerei, die an. 100 000 1 jährlich pruduziert. Die Rechnung stellt sich nun folgendermaßen
Das vorermähnte Dezennium ist belastet mit 4 Brennsteuer⸗ jahren, d. b. also mit einer Brennsteuer von 4 X¼ 60 ₰ = 2,40 ℳ = 24 ₰ für ein Brennjahr und einen Hektoliter r. A. Demnach stellt sich der zehnjährige Durchschnitt vvn . . . . .39,04 ℳ nach Abzug von . . eea“ — 24 „ ö“ Die letzten drei Jahre des Dezenniums sind dauernd mit einer
Brennsteuer von 60 —₰ belastet, und demnach stellt sich der Durch⸗
schnittépreis dieses Trienniums auf 8 42,66 ℳ wie oben minue —60 .
Die fünf Jahre
der fünfjährie
also während der
Ringära ergaben nach der Denkschribn
für 1899/1900 „ 1900/1901 1901/1902 1902/1903 1903/1904
41,50 ℳ
39,—
31,67
40,50 199 21: “
1“
und demnach einen Durchschnittspreis don 39,81 ℳ ist, wie folgt, mit Brennstener belastet: 8
2 Jahre à 60 ₰ = 1,20. ℳ 1 3282“
2
—
also im Jahresdurchschnitt mit 1,28 ℳ
Demnach stellte sich für den Produzenten der Durchschnittspreis Ringperiode. . . .. auf 89,84 ℳ w. o.
8 8 abzüglich 1.
8 also auf 88,58 ℳ Die Brenner haben somit in den ersten 5 Jahren der Ringära für ihren Spiritus
24 ₰ unter dem vorerwähnten zehnjährigen Durchschnittspreis 3,50 ℳ „ 8 8 11I“”¹ 5 der Berliner Börse erhalten.
Bei dieser Aufstellung ist der inzwischen für das sechste Ringjahr deröffentlichte Preis von 56,05 ℳ geflissentlich nicht berücksichtigt. Da in die ersten fünf Jahre der Ringära der bereits sehr hohe Preis von 46,54 ℳ fällt, so wäre es irrationell zur Ermittlung einer sechs⸗ jäbrigen Durchschnittsperiode einen zweiten, allen Ersahrungen wider⸗ eecend exorbitant hohen Preis zur Durchschnittsberechnung heran⸗ zuziehen. Man wird den diesjährigen Preis von 56,05 ℳ dielmehr erst bei der Durchschnittsberechnung der gesamten Ringperiode zu berücksichtigen haben.
Soll indessen auch dieser Preis von 56,05 ℳ zur Ermittlung des Durchschnittspreises der ersten 6 Jahre herangezogen werden, so würde sich das Resultat unter Berücksichtigung der hierbei in Betracht kommenden Brennsteuer folgendermaßen stellen:
1904,05 56,05 ℳ dgö1ö11“
Die ersten 5 Jahre ergaben
5 X△ 88 56 (w. o.) 192,80 „
246,2d:6 ℳ,
53,45 ℳ
also sechsjähriger Durchschnitt 41,04 ℳ
In solchem Falle würden die Brenner gegenüder der vorerwähnten zehnjährigen Börsenperiode einen Neder⸗ gegenüber dem dorerwähnten Triennium einen Unterpreis von 1,02 „ erzielt haben.
Für die Beurteilung dieser Ziffern ist ferner in Betracht zu ieben, daß die Zentrale für Spiritusverwertung für Frachten einen
beug macht, der den Brennern einen auf etwa 60 ₰ zu schätzenden Vorteil per Hektoliter r. A. gewährt gegenüder den Vergütungen, die sie vor der Ringperiode ihren Abnehmern gewähren mußten.
Auf der anderen Seite ist zu berücksichtigen, daß infolge des Rück⸗ ganges des Konsums an Trinkbranntwein, auf den ich späterhin noch zu sprechen komme, in diesem Jahre durch Bundesratsbeschluß eine etwa 7 8 % betragende Kontingentsverminderung stattgefunden hat, die dei einem Kontingent von 236 Mill. Ltr. eine Menge von ca. 18 Mill. Ltr., d. h. à 20 ℳ per Hektoliter 3,6 Mill. Mark oder etwa 0,90 ℳ für den Hektoliter auf die gesamte deutsche Produktion beträgt. Dieser Verlust wird zunächst für die Kampagne 1805/06 Tatsache. Wie sich die Verhältnisse in den späteren Kampagnen in dieser Beziehung ge⸗ stalten, muß abgewartet werden. 18
— ist bei Beurteilung der vorerwähnten Betriebsergebnifse der Verlust für die Brenner in Anschlag zu bringen, den sie dadurch erleiden, daß sie im Gegensatz zu früher sich seit 8 Jadren einer Be⸗ schränkung der Produktion unterworfen haben, die ihnen nicht bloß in bezug auf die Verwertung der Kartoffeln, sondern auch dadurch wesentliche Schädigungen zufügt, daß sie nach seuchten Sommern einen viel höberen Prozentiatz der Kartoffeln durch Fäulnis verlteren als früher, wo sie die kranken Kartoffeln schnell zu Spiritus ver⸗ brannten. Das Berliner Jahrbuch der Aeltesten der Kaufmannschaft für 1903 äußert sich hierüber auf Seite 61 in eingehender Weise wie folgt:
Sreber galt es in Brennerkreisen rationell nach naffen Sommern, wenn die Qualität der Kartoffelernte zu wünschen übrig
ließ, den Brennereibetrieb in den ersten Monaten mit allen Kräften
zu forcieren, um auf diese Weise die erkrankteen Kartoffeln zur schnellen Verwendung in der Brennerei zu bringen und ihrer Ein⸗ mietung zu entgehen. Bedauerlicherwelse hat man im der vergangenen Kampagne mit diesem System gebrochen. Man fürchtete, bei einem derartig forcierten Betriebe das durch die Produklionsbindung ein⸗ geschränkte Quantum zu schnell abzubrennen und dann den Betrieb vorzeitig einstellen müssen. So kam es, daß der Oktober 1902 statt der im Oktober 1901 gebrannten 25,1 Millbonen Liter nur 13,6 Millionen Liter, der November statt 53,1 Milliomen Liter nur 38,3 Millionen Liter Produktion ergaben, während die folgenden Monate ebenfalls eine starke, wenn auch allerdings nicht mehr so dedeutende Abschwächung zeigten. Als man dann im Frühjahr 190 zu der Er⸗ kenntnis von der völlig veränderten Marktlage kam umd gern den Betrieb erweitern wollte, waren die Kartoffeln für eine Mehr⸗ produktion nicht mehr vorhanden, ja ein großer Teil der Brennereien konnte nicht einmal das durch die Produktionsbindung ebngeschränkte Quantum abbrennen, da sich herausgestellt batie, daß ein umgewöhnlich hober Prozentsatz der eingemieteten Kartoffeln durch Füulnis zu Grunde gegangen und somit weder für die Brennerei moch andere Zwecke verwendbar war. So vollzog sich denn im Frighjahr ein eradezu rapider Rüͤckgang der Produktion. Während dieselbe im
ärz noch 44, 9 Mill. Liter ergab, betrug sie im April nur noch 35,3, im Mai nur noch 22,9 und sank im Juni mit 7,8 Mill. auf einen Tiefstand, der bisber, soweit die Statistik reicht (bis 1887 — 1888), noch nie erreicht worden war.
Die Gesundung der Marktlage ist demnach mit sehr schweren Ovfern erkauft worden, und die Brenner werden von dem (Frlös für den Spiritus der Kampagne 1902—1903 nicht übersehen —— den Betrag in —ꝙ im bringen, der durch Faulen der Kartoffeln perloren
en ist
A dieie Erscheinung beweist, wie gerechtfertigt die edenken sind, die wir in unserem vergangenen Jahresbericht gechen die schablonenhafte Organisation einer Produktionseinschränkung baben.“
3) Zwischenhandel (Händler, Agenten und Makler).
Durch die Zerstörung der Berliner Spiritusbörse wurden die an derselben tätigen Makler vollständig Protlos.
Von der großen Anzahl der in allen Teilen Deutschlande Spritagenten kam der größte Teil um seinen Erwerb, von den die in die Dienste der Zentrale und der ringfreien Spritfabrilen ist ein Teil ebenfalls in seinem Erwerb schwer geschädigt w während einzelne, denen bie Zentrale einen größeren Wirkungslireis zuwies, sich besser stehen als früher
Von den Rohsptritusbändlern bat 2 1 zurückgezogen, während diejenigen Hündler, die sich ver Zentral schlossen, in ihrer wirtschaftlichen Stellung pöllig veuradiert wo sind. Die Tätigkeit dieser Handler beschrünkt sich jetzt im wesentli darauf, die Verladungsorders der Zentrale aubzuführen. Die ih zugebilligte Entlobnung ist eine üußernt geringfügige (20 bis 40 ₰ Hektoltter), und der größte Teil der Dändler würde auf die Tätigkeit für die Zentrale verzichten, wenn er nicht im Interesse Erhaltung der anderen Beziehungen zu den Produzenten genötigt wa auch das Spirtusgeschäft weiter zu betrelben.
“ 8 1
gpäußert
sich ein Teil von der Brfunche
Diejenigen Händler, welche eigene Lagerräume (Bassins) besitzen, stehen sich besser, da sie außer der vorerwähnten Provision eine — schädigung für F ete und Reports erhalten. Dahingegen müssen sie große Kapitalien aufwenden, um die bei ihnen eingelagerte Waxe zu bevorschussen und zwar zu dem vollen Abschlagspreise, den die Zentrale den Brennern gewährt und auf dessen Normierung der Händler keinerlei Einfluß auszuüben vermag. Der Fall, daß der Geldnehmer dem Geldgeber den Preis vorschrelbt, zu dem er die Ware zu S, hat, dürfte ein Unikum auf dem gesamten Gebiete des
Erwerbslebens sein. 4) Destillateure.
Dieser Geschäftszweig ist durch die Ringbildung am schwersten betroffen worden. Schon durch das Branntweinsteuergesetz vom Jahre 1887 hat das früher blühende Gewerbe einen schweren Schlag erlitten. Während die Brenner für die großen Lasten, welche dem ganzen Branntweingewerbe durch die Verbrauchsabgabe aufgebürdet wurden, in Form der Kontingentierung eine Entschädigung erhielten, mußte die Destillateurbranche die durch den gewaltigen Ruͤckgang des Konsums auferlegten Opfer ohne jede Entschädigung auf sich nehmen. Seitdem sind die Erwerbsverhältnisse in dieser 85 immer un⸗ günstiger geworden, und als sich ihr infolge des Anwachsens des Ge⸗ brauchs an lechnischem Spiritus die Aussicht auf eine kleine Auf⸗ besserung eröffnete, entstand der Spiritusring, welcher den Handel mit denaturiertem Spiritus zum Teil an sich riß, zum Teil nur unter sehr erschwerenden und demuüͤtigenden Bedingungen der Blcnnr untsre sehr überließ und andererseits durch die Beherrf ung des Marktes die Spritpreise nach seinem Belieben vorschreiben konnte.
„Die Pestillateurbranche ist eine außerordentlich schwierige, nur mit
asericen Mühseligkeiten wird mit Hilfe derselben der Leehe in die letzten Konsumkanäle geleitet. Insbesondere hat der in der Provinz lebende Pestillateur, der seine Fabrikate an die Gastwirte ab⸗ setzt, große, langsichtige, in den seltensten Fällen gut fundierte Kredite zu gewähren, mit einer scharfen Konkurrenz und sonstigen großen Schwierigkeiten zu kämpfen und, soweit er nicht in der Lage ist, feh Reisende zu halten, persönlich sein halbes Leben auf dem Wagen zu verbringen. Wenn er nun auf der anderen Seite bei dem Einkauf diejenigen Preise und Bedingungen akzeptieren muß, die ihm der Spiritusring selbstherrlich vorschreibt und die, namentlich in den beiden letzten Jahren, derartig normiert wurden, daß von einem Gewinn überhaupt keine Rede mehr sein konnte, so wird man begreifen können, wenn sich fast aller Interessenten dieser Branche, die in ihrer über⸗ wiegenden Mehrzahl dem kleinen und kleinsten Mittelstande angehören, eine tiefgehende Erbitterung bemächtigt hat. Gesteigert wird dieselbe durch die sprungweisen Veränderungen der Presse, welche die Zentrale eintreten läßt. Dadurch wird die Branche in fortwährender Erregung gehalten, und die Gefahr, gegenüber minimalen Verdiensten von großen Verlusten betroffen zu werden, benimmt den Dispositionen die Ruhe und Kaltblütigkeit, welche die erste Voraussetzung einer fruchtbringenden gewerblichen Latigkeit sind. IFnsbesondere lastet das von der Zentrale eingeführte Rabatt⸗ system auf dieser Branche, und ich kann nicht anstehen, dieses als ein moralisch verwerfliches, guten Geschäftssitten Hohn sprechendes zu kennzeichnen. Auch die ringfreien Spritfabriken haben sich durch das Vorgeben der Zentrale genoͤtigt gesehen, die fruüͤher nicht üblich ge⸗ wesenen Rabatte zu gewähren, aber sie zahlen dieselben sofort durch Kürzung von der Rechnung aus. Die Zentrale dagegen befolgt das System, die Hälfte des Rabatts nach einem Jahre, die zweite Hälfte erst nach zwei Jahren und nur unter der Bedingung auszuzahlen, daß der Kunde in der ganzen Zwischenzeit seinen ganzen Bedarf ausschließlich bei der Zentrale gedeckt hat.
Da diese Rabatte, namentlich wenn sie längere Zeit anstehen, verhältnismäßig bedeutende Summen repräsentieren, so kann der Kunde, wenn er die letzteren nicht verlieren will, seine Beziehungen zur Zentrale nicht lösen, er ist also gewissermaßen mit eisernen Ketten an diese Geschäftsverbindung geschmiedet und muß es sich gefallen lassen, dle von der Zentrale festgesetzten sogen. offiztellen Preise dauernd zu be⸗ zahlen, auch wenn die Zentrale gleichzeitig wesentlich unter denselben in seine Konkurrenten verkauft, die, durch keine Rabatte gebunden, in der Wahl der Bezugsquelle unbeschränkt sind. Der Vorwurf kann allerdings der Destellateurkundschaft nicht erspart bleiben, daß sie, an⸗ statt das Dangergeschenk der Rabatte grundsätzlich zurückzuweisen, sich durch dasselbe ködern läßt und so ihre Freiheit des Handelns preisgibt.
iffernmäßig ist zu diesem Titel noch folgendes festzustellen:
r Durchschnittspreis der Zentrale für unversteuerten Primasprit auf prompte Lieferung in Berlin stellt sich für die Kampagne:
1899/1900 auf ℳ 49,75 8 1900/1901 47,68 39,85 48,32 59,998
11“
“ ℳ 313,99: 6 — Demnach beträgt für die bisherige 6jährige Ringperiode der Durchschnittspreis für Primasprit. . . . . . . ℳ 52,33
Vor der Ringperiode gab es einen einheitlichen Preis für Sprit nicht, da sich derselbe bei jeder Fabrik verschieden stellte. an kann nber annehmen, daß die Fabriken im Durchschnitt mit einer Reinigungs⸗ gebühr von ℳ 3,50 per Hektoliter r. A. arbeiteten. Schlägt man diese Rektifikationsprämie zu den vorstehend (unter dem Titel „Land⸗ virtschaftliche Brennereien“) festgestellten Rohspirituspreisen der Berliner Börse, so erhält man einen Preis, den man unbedenklich als den Berliner Durchschnittspreis für Pen wird ansehen dürfen. Auf dieser Grundlage ergibt sich vor der Ringära 8 8
für das Dezennium 1889/99 Berliner Lokopreis für Rohspiritus ℳ 39 Rektifikationsprämie. . 1 “ ein Spritpreis von ℳ 42,54 füfr das Triennium 1896/99 1 Berliner Lokopreis für Rohspiritus ℳ 42,66 Rektistkationaprimie. „3,50
8 ein Spritpreis von ℳ 46,16 Demnach hat sich für das Destillationsgewerbe unter der Ring⸗ berrschaft der Primasprit verteuert
im Vergleich zu der zehnjährigen Periode vor dem Ringe um
ℳ 9,79 für den Hektoliter r. A.
im Vergleich zu der dreijährigen Periode vor dem Ringe um ℳ 6,17 für den Hektoliter r. A.
Der Trinkverbrauch hat im Durchschnitt der Ringära 233 Millionen Liter für die Kampagne betragen, und somit hatte das Oestillations⸗ gewerbe für Sprit während der Ringperiode mehr zu zahlen im Vergleich zu dem zehnjährigen Zeitraum vor dem Ringe je 22 ¼ Millionen Mark für die Kampagne oder 135 8 „ insgesamt und im Vergleich zu der dreijährigen Periode vor dem Ringe je 14 ½ Millionen Mark für die Kampagne . oder 86 „ insgesamt. b Es darf als ausgeschlossen gelten, daß ein wesentlicher Teil dieser wngeheuren Mehrbelastung auf die Konsumenten abgewälzt werden donnte.
5) Verbrauch an Trinkbranntwein.
In der Kampagne 1898.—1899, der letzten vor der Ringära, be⸗ mrug der Konsum an Prinkbranntwein 241,4 Millionen Liter, in den rsten drei Jahren der Ringära hielt sich derselbe mit
237,9 Millionen Liter in 1899/1900 1900/1901
240,! 1 8 1901/19052
f annähernd gleicher Höhe, sank vann 1 1902/1903 auf 233,4 Millionen Liten 1903/1904 „ 233,2 1904/1905 „ 220,9
88*
— 85 —
Demnach hat sich der Konsum in der Zeit von 1898/1899 bis 1904/1905 um 20 ½ Millionen, d. h. also um etwa 81 2 % dee Bringt man den inzwischen erfolgten Zuwachs der Bevölkerung mit etwa 9 % in Anschlag, so ergibt sich eine Verringerung des Konsums auf den Kopf der Bevölkerung um etwa 17 bis 18 %. Unter ethischen Gesichtspunkten betrachtet, mag diese Verringerung vielleicht erfreulich sein (wenn man hoffen dürfte, daß sie den gesundheitsschädlichen Konsum beffh unter den rein geschaftsm ßigen der Branntweinbranche ist die Gefahr für das ganze Gewerbe, die sich hierin kundgibt, eine unverkennbar sehr ernste und zweifellos auf die gesamte Geschäfts⸗ führung der Ringleitung, sowie auf die enorm hohen Preise der beiden lechee. 6 “
enn in der Denkschrift der Zentrale auf Seite 13 gesagt ist, daß das Spndikat (Spiritusring) sich jeglichen Einflusses, der daf eine Förderung des Trinkverbrauchs hinzielen könnte, enthalten habe, weil es sich sonst mit den auf ethischem Gebiet liegenden Bestrebungen zur Minderung des Branntweinkonsums in Widerspruch hätte setzen müssen, so ist doch darauf hinzuweisen, daß die Ringleitung einen solchen Ein⸗ fluß auszuüben gar nicht in der Lage war, 1. ie an dem Prinzip festhielt, die durch Abgabe von denaturiertem und portspiritus unter Kurs entstehenden Verluste durch Gewinne am Trinkbranntwein wett zu machen. Die Ethik allein kann also als Beweggrund für das Ver⸗ halten der Ringleitung nicht herangezogen werden.
Fn den Verlusten, die dem gesamten Branntweingewerbe durch den ückgang des Trinkkonsums entstanden 9 tritt, wie schon oben erwähnt, für den roduzenten noch derjenige hinzu, der ihm durch Verringerung des Kontingents um 7 ¼½ % erwächst. Es ist ja anzu⸗ nehmen, daß der außergewöhnlich bedeutende Rückgang des Trink⸗ 6. in der letzten Kampagne zum Teil wieder ausgeglichen werden wird, nachdem die Preise inzwischen um etwa 15 ℳ heruntergesetzt sind. Immerhin dürfte die alte onsumziffer nicht sobald wieder er⸗ reicht werden, zumal anzunehmen ist, daß der Konsum der letzten Kampagne nicht einmal, wie die Statistik beziffert, 220,9 Millionen, sondern noch etwa 10 Millionen weniger betragen hat, die im Wege der Vorversteuerung der Kontrolle des Statistikers entzogen worden sind.
6) Denaturierung.
In der Kampagne 1887/88, der ersten der amtlichen Branntweinstatistik, betrug der Verbrauch an denaturiertem Spiritus... in der Kampagne 1898/99, der letzten vor der ͤͤ“ in der Kampagne 1904/05 . . . Demnach hat sich die Denaturierungsmenge in der Zeit vor der Ringära in 11 Jahren um d. h. also für ein Jahr um etwa . . . K
vergrößert. Um die Zunahme des Verbrquchs während der Ringära genau feststellen zu können, müßte man wissen, wie groß der Bestand an denaturiertem Spiritus war, der sich Ende der Kampagne 1904/05 in den Lägern der Zentrale befand, worüber aber nichts genaues zu erfahren ist. In der Denkschrift heißt es hierüber nur (auf Seite 15): „Das Jahr 1904/,05 brachte einen überaus scharfen Rückgang des Verbrauchs, den wieder einzuholen es umfassender Arbeiten und vielleicht eines längeren Zeitraums bedürfen wird”. Da die Kampagne 1903/104 nach der offiziellen Statistik einen Verbrauch von 139,4 Millionen Liter aufweist, so wird man aus vorstehender Be⸗ merkung den Schluß ziehen müssen, daß infolge der hohen Preise der Kampagne 1904 05 der Verbrauch um mindestens 10 Milliionen Liter, wahrscheinlich aber noch mehr, zurückgegangen ist. Nimmt man also an, daß die Verbrauchsziffer der Kampagne 1904/05 sich auf 130 Millionen beläuft, so. würde sich, gegenüber der Verbrauchsziffer der Kampagne 1898˙99 von 99,1 Millionen Liter, für die 6 Jahre der Ringära eine Steigerung um etwas über 30 Millionen ergeben, sodaß demnach trotz der Zunahme der Bevölkerung die jährliche Pro⸗ gression während der Ringära hinter derjenigen der Periode vor der Ringära zurückgeblieben wäre. 8 Dabei ist zu berücksichtigen, 8 % während der Ringära eine Frachtdetarifierung für denaturierten Spiritus stattgefunden hat, den man aus Klasse B in den Spezialtarif III versetzt hat. Hierdurch ergeben S. Frachtersparnisse, ie für weite Strecken ganz bedeutend sind. Beispielsweise ermäßigt sich der Frachtsatz Posen⸗Metz um ℳ 3 89 für den Hektoliter. Daß die Zentrale für Spiritusverwertung alle möglichen An⸗ strengungen gemacht hat, um den Verbrauch an Denaturiertem zu heben, soll nicht bestritten werden, aber es ist doch wohl anzunehmen,
nicht von dem Ueberflu
daß das von ihr befolgte System, durch welches sie eine große Anzahl
von Bescenb peräse die den Artikel in die tausendfachen Kanäle des Konsums leiteten, aus dem Geschäft hat, nicht das Richtige ist, wenn es ihr trotz der großen Begünstigung, die ihr be⸗ hördlicherseits zu teil wurde, und trotz des Frachtverkustes, den die Eisenbahnverwaltung durch die Detarifierung auf sich nahm, nicht gelungen ist, die Progression der Verbrauchssteigerung günstiger als vor der Ringära zu gestalten. Es ist . der Tat nicht einzusehen, warum es richtig sein soll, daß der Verkäufer von denaturiertem Spiritus, der in einer Fü s Straße von Berlin W. seine Ver⸗ kaufsstelle hat, sich mit demselben Verdienst an einer Flasche Brenn⸗ spiritus begnügen muß, wie der Verkäufer in Berlin O. oder in einer kleinen Provinzialstadt, der noch nicht den zwanzigsten Teil der Laden⸗ miete seines Berufsgenossen in Berlin W. Ige. hat. Eben⸗ sowenig berechtigt ist es, wenn — wie dies jetzt der Fall — die arme Bevölkerung der östlichen Provinzen den denaturierten Spiritus so teuer bezahlen muß, wie die so viel wohlhabendere der Rheinlande, obschon der marktgemäße Wert in letzteren mindestens 5 ℳ für den Hektoliter höher liegt als in den Produktionsgegenden des Ostens. Diese Art der Schablonisierung, die außerdem im Interesse der Kontrolle der Verkaufspreise mit einem System der Ueberwachung verknüpft ist, das sich ein in besseren wirtschaftlichen Verhältnissen befindlicher Kaufmann, der sich noch einen Grad von Selbstachtung bewahrt hat, kaum Fefällen lassen wird, führt natürlich dazu, daß eine gane Anzahl von Zwischenhändlern sich mit dem Artikel nicht mehr büfasen will, und darunter muß naturgemäß der Absatz Schaden eiden.
Zu beachten wird auch ferner sein, daß der Erfindungseifer in bezug auf die technische Entwicklung der Beleuchtungsapparate er⸗ 1* muß, wenn der Erfinder von vornherein weiß, daß das Roh⸗ material, dessen er zur Verwertung seiner Erfindung bedarf, sich in den Händen einer mit monopolartiger Machtfuͤlle ausgestatteten Ge⸗ sellschaft videige Er läuft unter solchen Umständen immer Gefahr, daß der Lohn seiner Arbeit nicht ihm, sondern dem Inhaber des Rohmaterials allein zu statten kommt, und diese Erwägung muß mindestens die Konkurrenz der Erfinder beschränken.
7) Export. Der Export betrug in den letzten 5 Jahren vor der Ringära 1894/95 9,7 Millionen Liter 1895/96 24,8 1 896/97 3,7 897/98 8 898/99 22
im Jahresdurchschnitt also 13,6.
In der Ringära betrug der Export
1899/1900 16,0 Millionen Liter 1900/1901 18, 7 . 1901/1902 21, 9 — 1902/1903 37,6 „ 1903/1901 74 — vW 1904/1905 0,4 8 „ ““
Für die Beurteilung dieser Verhältnisse ist es indessen wichtig, zu wissen, daß vor der Ringära ein Export nur erfolgte, wenn eine rechnerische Grundlage denselben ermöglichte. In der Ringära diente der Export ganz anderen Zwecken. Man exportierte nicht, um
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zu gewinnen, fondern um Geld zu verlieren; denn man verfolgte lediglich den Zweck, durch Fortschaffung der Ware die Inlandeprase für Trinkbranntwein möglichst in die gohe zu treiben. Insbesondere erfolgte der große Export in der Kampagne 1902/1903 zu Preisen, die kaum die Fabrikationskosten deckten und für die Kartoffeln so gut wie nichts übrig ließen. Als man sich infolge der mangelhaften Kar⸗ toffelernte 1903/1904 garäigt sah, mit diesem System zu brechen, ver⸗ siegte der Export vollständig, denn wie aus obigem ersichtlich, betrug er 1903/1904 nur 7,4 Millionen Liter, von denen allein 5,8 Millionen auf die Monate Oktober / Dezember 1903, also wie anzunehmen auf frühere Verschlüsse entfielen, während in der Kampagne 1gea,1900 überhaupt nur 0,4 Millionen, also so gut wie nichts exportiert wurde.
Die Denkschrift bequemt ch auch endlich zu dem Geständnis (Seite 80), daß die Zentrale kein Interesse daran hat, die Erweiterung ihres Absatzes auf dem Ausfuhrmarkt mit 17. n der Regel un⸗ lohnenden Preisen zu suchen, während sie bisher die ringfreien Sprit⸗ fabriken auf das heftigste befehdete, weil diese sich an dem unlohnenden oder verlustbringenden Jucfebrgeschaft nicht beteiligen wollten. Unter diesem Titel ist 4 auf die Schädigungen hinzuweisen, die der inländischen chemischen 4 5* dadurch erwuchsen, daß die Zentrale den Sprit wesentlich unter2 arktpreis nach dem Auslande abgab. durch wurde die ausländische Industrie 912 t, ihre Alkoholpräparate so billig abzugeben, daß unsere inländischen Fabriken auf dem Weltmarkte nicht mehr konkurrieren konnten.
Fasse ich meine Ausführungen zusammen, so ergibt sich folgendes Resultat:
„Für die Spritfabrikanten, insbesondere die größeren, war die Gründung des Fene außerordentlich segensreich. Die land⸗ wirtschaftlichen Brenner haben von derselben 894 meiner Ueberzeugung Schaden, jedenfalls keinen Nutzen gehabt. Der Zwischenhandel sieht seine Organisationen zerstört, ist teils gänzlich ausgestoßen, teils in seinem Gewerbe mehr oder weniger schwer geschädigt, in seiner wirtschaftlichen Stellung degradiert. Die Destillateure sind, soweit sie
1 8 der Vergangenheit leben, direkt ausgepovert worden.
Unter dem Gesichtspunkte seelischer Niederschläge hätte man fest⸗ zustellen, daß bei den Spritfabrikanten allgemeine Zufriedenheit, bei den größeren eitel Lust und Wonne herrscht. Die Landwirtschaft steht dem Ringe mit sehr gemischten Empfindungen gegenüber, Zwischen⸗ handel mit mehr oder weniger Ingrimm, die —— mit einer maßlosen Verbitterung. Immer mehr verliert in diesen Kreisen der Glaube an Boden, daß man mit Fleiß, Intelligenz und Sparsamkeit weiter kommen könne. Immer mehr bricht sich die Ueberzengung Bahn, daß die Anlehnung an starke, politische, Interessenpolitik treibende Parteien vorteilhafter sei, als die Betätiguug gewerblicher Tugenden.
2. dem Lande hat die demagogische Form, in der die Werbungen zu Gunsten des Ringes betrieben wurden, zur Folge gehabt, daß auch wirtschaftlich durchaus unabhängige Personen sich von dem Ringe nur selten sern zu halten wagen, weil sie der Meinung sind, daß sie sich in solchem Falle schweren materiellen Schädigungen, insbefondere bei Festsetzung der Kontingentsmenge, und gesellschaftlichen Bovkottierungen würden.
nwieweit solche Besorgnisse gerechtfertigt sind, mag dahingestellt bleiben; die Tatsache, daß sie bestehen, kann nicht bezweifelt werden.
Wie derartige Erscheinungen in ihrer politischen, sozialen und allgemein kulturellen Bedeutung zu bewerten sind, gebe ich der Be⸗ urteilung Ew. Excellenz ergebenst anheim.
Ich verharre in größterz Ehrerbietung Ew. Excellenz sehr ergebener 8 Wilbelm Kantorowicz.
Anlage IV.
für die kontradiktorischen Verhandlungen in der Kartell⸗Enquete vom 8. Februar 1906 (Spiritusindustrie).
— Zur Vorbereitung der kontradiktorischen Verhandlungen hat die Zentrale für Spiritusverwertung eine Denkschrift vorgelegt, welcher die grundlegenden Verträge, Lieferungsbedingungen usw. beigefügt worden sind. Um auch über den Standpunkt der Spiritusverbraucher bereits vor den Verhandlungen tunlichste Aufklärung herbeizuführen, ist den Abnehmern der Zentrale durch Befragung der Handelskammern und einiger besonderer Interessenvertretungen Gelegenheit gegeben, sich über die Wirkungen des Zusammenschlusses der Brenner und Sprit⸗ fabrikanten auf die Verhältnisse in der Spiritusindustrie zu äußern. Soweit diese Aeußerungen bisher vorliegen, soll ihr wesentlicher Inhalt hier kurz wiedergegeben werden, während die Mitteilung von Einzelheiten den mündlichen Verhandlungen vorbehalten bleiben muß. Zugleich sind einige weitere Materialien an der Hand des Frage⸗ bogens, der den Verhandlungen zu Grunde gelegt werden soll, in
folgendem zusammengestellt.
Zu Frage I. Die Organisation des Kartells ergibt sich aus der Denkschrift der Zentrale S. 2 fg. sowie aus den beigefügten Verträgen. Hervor⸗
zuheben ist, daß neuerdings auch der Verwerthungsverband der Spiritus⸗
fabrikanten eigene Rechtspersönlichkeit erlangt hat, nachdem ihm auf Grund des § 22 des Bürgerlichen Gesetzbuches die Rechte eines rechts⸗ fähigen Vereins übertragen worden sind.
Neben dem Verbande der Brenner und der Vereinigung Spritfabriken dürften als dritte Gruppe, die bei der Begründung Kartells in Betracht kam, die zwischen dem Brennereigewerbe und der Spiritusfabrikation stehenden Händler zu erwähnen sein. Dieser Zwischenhandel ist zum Teil ausgeschaltet worden, zum Teil sind die Händler ebenfalls in die Vereinigung hineingezogen worden. Soweit letzteres geschehen ist, bilden die Händler jedoch keine selbständige, neben dem Verwerthungsverbande und der Zentrale stehende Organi⸗ sation. Sie haben sich dielmehr einzeln auf Grund besonderer Ver⸗ träge angeschlossen. Ihre Mitwirkung beim Zusammenschlusse war erforderlich, weil sie einen großen Teil der zur Versendung und Lagerung des Spiritus erforderlichen Hilfsmittel (Fässer, Kesselwagen, Lagerraum und dergl.) in Besitz hatten und außerdem auf die Breuner einen weitgehenden Einfluß ausübten, der auf alten Geschäfts⸗ verbindungen, insbesondere aber auf den den Brennereien gewährten Vorschüssen beruhte. Innerhalb der gegenwärtigen Organisation haben sie die frühere Aufgabe der Vermittlung eea Brennern und Spritfabriken behalten. Die Entschädigung für ihre Tätigkeit besteht in einer fest vereinbarten Provision (Vermittler⸗, Besitzstande⸗ und
uus T.; 1 “ Mittel, durch welche der Zusammnschluß den ein-
der des
Als äußere zelnen Mitgliedern des Kartells gegenüber aufrecht erhalten und ge⸗ sichert wird, kommen die Vertragsstrafen und das durch Vertrags⸗ strafen gesicherte Konkurrenzverbot in Betracht. Handel in Roh. spiritus auf eigene oder fremde Rechnung ist sowohl den Brennern wie den Spritfabrikanten verboten. Ferner ist den Brennern die Beteiligung an nicht kartellierten Brennereien oder nicht zur Zentrale gehörigen Spritfabriken, den Gesellschaftern der Zentrale die Be. teiligung an nicht kartellierten Spritfabriken untersagt. Sowohl Brenner wie Spritfabriken sind verpflichtet, bei einer Veräußerung oder Verpachtung ihres Betriebs die aus den Kartellverträgen hervor⸗ gehenden Verpflichtungen auf den Uebernehmer zu übertragen. Die
hohe der für die einzelnen Uebertretungsfälle festgesetzten Vertrags⸗
rafen ergibt sich aus den Verträgen.
Von besonderem Interesse ist die Frage, welchem Organ die Aufgabe der Preisfeststellung zugewiesen ist. Nach S. 6 der Denk. schrift setzt die Preise der Gesamtausschuß sest, dem gemäß § 2 ½ des Hauptvertrages der Erlaß von Bestimmungen Üüber den Ankauk
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