Geheimen Legationsrat befördert.
Bekanntmachun
Nach Vorschrift des Besetzes vom 10. April 1872 (Gesetz
S. 357) sind bekannt genächt:
1) der Allerhöchste Erlaß vom 17. Januar 1906, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 an⸗ gehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf mehrere im Kreise Stendal belegene Chausseen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 10, S. 89, ausgegeben am 10. März 1906;
2) das am 24. Januar 1906 Allerhöchst vollzogene Statut für den Deichverband für die Ländereien in den Gemarkungen Habernis, Kalleby, Neukirchen, Gintoft und Steinberg durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Schleswig Nr. 9 S. 61, ausgegeben am 3. März 1906;
3) das am 7. Februar 1906 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft zur Regulierung der Packlitz von der Kupfermühle bis zur Schloßmühle in Meseritz zu Meseritz durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung iu Posen Nr. 11 S. 140, ausgegeben am 13. März 1906;
4) das am 14. Februar 1906 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungs⸗ und Drainagegenossenschaft Ober⸗Pomsdorf — Brucksteine im Kreise Münsterberg durch das Amtsblatt der Känig⸗ 69 Regierung zu Breslau Nr. 12 S. 116, ausgegeben am 24. März
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee. 1“ a114e4“ Durch Allerhöchstes Patent. 20. März. Müller, Hofrat, Geheimer Registrator im Kriegsministerium, beschäftigt im Militärkabinett, der Charakter als Geheimer Hofrat verliehen. Durch Allerhöchsten Abschied. 22. März. Stolter⸗ foth, Geheimer Baurat, Intend. und Baurat von der Intend. des “ auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. E“
Seine Exzellenz der Staatssekretär des Wirkliche Geheime Rat Freiherr von Stengel, mit kurzem Urlaub nach Süddeutschland.
Preußen. Berlin, 7. April.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im hiesigen Königlichen Schlosse den Vortrag des Chefs des Marinekabinetts, Admirals Freiherrn von Senden⸗Bibran.
5
Am 5. d. M. ist der frühere vortragende Rat im Aus⸗ wärtigen Amt, Wirkliche Geheime Legationsrat von Aich⸗ berger in Muͤnchen gestorben.
Franz von Aichberger war aus dem Königlich bayerischen Staatsdienst hervorgegangen. Er trat am 1. Januar 1872 in das Auswärtige Amt ein. 1879 wurde er zum Konsul in Amoy und 1885 zum Konsul in Galatz ernannt. Im Jähre 1888 als Wirklicher Legationsrat und vortragender
at in das Auswärtige Amt einberufen, wurde er 1891 zum Geheimen Legationsrat und 1900 zum Wirklichen Als ältester Rat der handels⸗ politischen Abteilung des Auswärtigen Amts war er gleich⸗ zeitig mit der teilweisen Wahrnehmung von Direktorial⸗ geschäften betraut. 1904 wurde er unter Verleihung der Königlichen Krone zum Roten Adlerorden zweiter Klasse mit dem Stern und Eichenlaub seines leidenden Gesundheits⸗ zustandes wegen in den erbetenen Ruhestand versetzt.
Der Dahingeschiedene hat sich in seinen verschiedenen ver⸗ antwortungsvollen Stellungen durch treue Pflichterfüllung wie selbstlose Hingabe an seinen Beruf ausgezeichnet. Sein An⸗ denken wird im Auswärtigen Amt dauernd in Ehren gehalten werden. nn8 IöGö I
Der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika Charlemagne Tower hat Berlin Henassen. Während seiner Abwesenheit führt der Erste Botschaftssekretär Henry Percival Dodge die Geschäfte der Botschaft.
Der Königlich niederländische Gesandte Baron Gevers ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der sandtschaft wieder übernommen. E1“
“ 5 Laut Meldung des „W. T. B.“ ist die heimkehrende letzte Staffel des ostafrikanischen Marineinfanterie⸗ detachements mit dem Dampfer „Prinzregent“ vorgestern in Marseille eingetroffen und hat heute die Reise nach Tanger
fortgesetzt “
schlossen worden. 18 In der Thronrede gedenkt der König, nach dem Bericht des
„W. T. B.“, des erfolgreichen Schaffens während der letzten Tdagung,
wenn es auch nicht gelungen sei, über alle Regierungsvorlagen und insbesondere über die wichtige Frage der Aenderung der Zusammen⸗
dem Sachsenlandes gerichtete Streben von dem göttliche sein möge. ““ 161 Deutsche Kolonien.
Deer Kaiserliche Gouverneur von e. west⸗ afrika hat unter dem 7. Februar eine Rundverfügung er⸗
15
besondere auch die an Zivilpersonen abgegebenen, gerecht
behandelt werden, und es wird als Warnung hinzugefügt, daß schlechte Behandlung eines Kriegsgefangenen für den
betreffenden Arbeitgeber außer den gesetzlichen Strafen die Entziehung dieser Arbeiter zur Folge 2e2 vwir1
freigesprochen.
Telegraphenagentur“
Lsun der Ersten Kammer eine Einigung zu erzielen, und schließt mit unsche, daß das gemeinsame, auf die Wohlfahrt des teueren n Segen begleitet während seines Aufenthalts in der nördlichen Mongolei, die an das
vexussische Reich grenzt, ihre Ehrfurcht bezeigen zu können.
8
Ein amtliches Telegramm aus Windhuk meldet, daß der Reiter Albrecht von Franken, geboren am 25. Oktober 1884 zu Ohligs, früher im Infanterieregiment Nr. 59, am 1. April
zu Aminuis an Blutvergiftung gestorben ist. 88 8 I1I1I
Oesterreich⸗Ungarn.
In den Verhandlungen zwischen dem ungarischen Ministerpräsidenten Freiherrn von Fter beg und den Fuhr der Koalition ist nach einer Depesche des „Wiener Telegraphen⸗Korrespondenzbureaus“ in allen Punkten volle Einigung erzielt worden. Gestern empfing der Kaiser den Grafen Andrassy und Franz Kossuth als Vertreter des leitenden Ausschusses der Koalition in dreiviertelstündiger Audienz, worauf sich diese zu einer Konferenz mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Baron Fejervary in das Palais des ungarischen Ministeriums begaben. Da die Grundprinzipien der neu zu bildenden Regierung vorher mit Fejervary festgestellt und von der Krone angenommen worden waren und die Krone den Vorschlag, daß Dr. Wekerle auf der Grundlage dieses Programms mit dessen Durchführung betraut werden solle, genehmigt hat, erscheint die Ernennung des neuen Ministerpräsidenten sowie die gleichzeitige Ausschreibung der Neuwahlen gesichert. Der designierte Ministerpräsident Dr. Wekerle, der mit den führenden Männern der Koalition über die Grundlagen der Vereinbarungen sowie über die Phasen der Verhandlungen in ununterbrochener Fühlung ge⸗ standen hat, wird heute vom Kaiser in Audienz empfangen werden. Wie die „Neue Freie Presse“ meldet, hat das Kabinett Fejervary bereits seine Demission gegeben, die angenommen worden ist.
Großbritannien und Irland.
Im Oberhause gab gestern der Unterstaatssekretär des Auswärtigen Amts Lord Fitzmaurice in Beantwortung einer Anfrage bezüglich der Konferenz in Algeciras nach dem Bericht des „W. T. B.“ folgende Erklärung ab:
„Ich 5 meine Worte sehr sorgfältig abwägen, weil der formelle Abschluß der Konferenz noch nicht stattgefunden hat. Nichts⸗ destoweniger besteht kein Grund, weshalb ich irgend einen Zweifel auf die günstigen Voraussetzungen der Presse werfen sollte, wonach die Unterzeichnung des endgültigen Protokolls, wenn nicht morgen, so doch in kürzester Frist stattfinden soll. Wenn die Schriftstücke über die Ange⸗ legenheit vorgelegt werden, wird das Haus übereinstimmend der Meinung sein, daß der Ausspruch, der häufig gebraucht worden ist, daß es näm⸗ lich bei dieser Konferenz weder Sieger noch Besiegte gegeben hat, die Lage richtig kennzeichnet.“ „Das Haus wird finden“, fuhr der Unter⸗ staatssekretär fort, „daß das Protokoll der Konferenz dartun wird, daß die Konferenz eine weitere Garantie der Aufrechterhaltung eines harmonischen Vorgehens zwischen den Mächten und einen wertvollen Schritt in dem langdauernden Prozeß gebildet hat, die südlichen Ge⸗ stade des Mittelmeers der Zivilisation und Ordnung zurück.⸗ zugeben. Was das Vorgehen Englands angeht, so wünschte die Regierung die Kontinuität der Politik aufrechtzuerhalten, indem 8 streng an dem Buchstaben und dem Geiste des englisch⸗ ranzösischen Abkommens festhielt. Ich glaube, daß das Zusammen⸗ wirken in Algeciras die guten Beziehungen zwischen He und England noch weiter gestärkt haben wird. Der Fürst von Bülow hat einmal im Reichstag gesagt, daß Europa ein Haus sei, in dem jeder von uns je nach Zeit und Stelle mehr odex weniger bequem wohne, daß wie jedoch alle das gemeinsame Interesse hätten, unseren zu festigen und das Gebäude, das uns allen Schatz bietet, zu tärken. Indem ich den Namen des Fürsten Bülow erwähne, kann ich nicht unterlassen, die tiefe Sympathie auszusprechen, die wir alle mit diesem glänzenden Staatsmann und mit der deutschen Nation bei der plötzlichen Krankheit, die ihn befallen hat, empfinden.“ „Eines der bemerkenswertesten Ereignisse in den Annalen des Oberhauses“, fuhr Lord Fitzmaurice fort, „war die plötzliche Erkrankung des Lord Chatham am Schlusse seiner Feshe Rede über die Kolonial⸗ politik, als er inmitten seiner Kollegen ohnmächtig hinsank. Das Herz der deutschen Nation wandte sich damals in Sympathie England und dem großen Minister zu, der so eng mit der Politik Friedrichs des Großen verbunden war. Nach einem Zeitraum von 128 Jahren wird sich unter so merkwürdig ähnlichen Umständen das Herz der englischen Nation dem deutschen Kanzler und dem deutschen Volk zuwenden.“
Der Unterstaatssekretär erinnerte sodann daran, daß auf der Kon⸗ ferenz in Algeciras die glänzende Gestalt des Marquis Visconti⸗ Venosta zugegen gewesen sei, und zollte den Diensten des englischen Vertreters Sir A. Nicolson, dem England und Europa großen Dank schuldig sei, warme Anerkennung. Nicolson stehe im Begriff, Spanien zu verlassen, um einen höheren Posten anzutreten; an 5— Ufern der Newa werde er den in Algeciras verdienten Lorbeer nden.
Das Haus vertagte sich darauf bis zum 30. April.
Frankreich.
Im Senat begann gestern die allgemeine Beratung des Budgets.
Im Laufe der Debatte wies der Finanzminister Poincaré die Kritiken verschiedenet Redner zurück und versicherte, „W. T. B.“ zu⸗ folge, daß die Lage des Budgets nicht beunruhigend sei. Die Ein⸗ nahmen blieben allerdings 1906 hinter den Ausgaben um 92 Millionen zurück, aber die aufsteigende Bewegung der Ausgaben sei allen Ländern gemein, und glücklicherweise hätten auch die Einnahmen seit 1880 ohne neue Steuern zugenommen. Die Republik habe stets die nationale Wohlfahrt gefördert. Der Senat beschloß, die Rede Poincarés all⸗
gemein anschlagen zu lassen.
Die Generaldebatte wurde hierauf geschlossen und Artikel eins des Budgets des Finanzministeriums angenommen.
— Das Kriegsgericht zu Nantes und Nancy hat die Offiziere, die sich auf eine Requisition der Zivilbehörde ge⸗ weigert hatten, bei einer Kircheninventaraufnahme mitzuwirken,
Der Kaäiser Nikolaus hat, wie die „St. Petersburger - meldet, an den Dalai Lama folgendes
Telegramm gerichtet: Eine große Anzahl meiner Untertanen, die dem buddhistischen Glauben angehört, hatte das Glück, ihrem großen Oberpriester,
Da ich
mich freue, daß meine Untertanen den heilsamen geistigen Einfluß
Eurer Heiligkeit haben genießen können, bitte ich Sie, den Ausdruck
meiner aufrichtigen Dankbarkeit und meiner Achlung vor Ihnen ent⸗
lassen, die auf eine milde Behandlung der Eingeborenen “
hinzielt. Die nachgeordneten Dienststellen werden aufgefordert, darüber zu wachen, daß die gefangenen Eingeborenen, ins⸗
— Der von der russischen Regierung den Mächten unter⸗ breitete Programmentwurf fü hr nebe- nferenz ist nach einer Mͤeldung des „W. T. B.* olgender:
1) Verbesserungen, die an den Bestimmungen des Abkommens, betreffend die friedliche Regelung der internationalen Konflikte, be⸗
üglich des Schiedsgerichtshofes und der internationalen Untersuchungs⸗ kommissionen anzubringen sind. ö111111““
im Feldlazarett
ür die zweite Haager
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2) Ergänzungsbestimmungen, die den Bestimmungen des Ah⸗ kommens von 1899, betreffend die Gesetze und Gebräuche des Land⸗ krieges, hinzuzufügen sind, und zwar unter anderem bezüglich der Eröffnung der Feindseligkeiten, der Rechte der Neutralen usw., Er⸗ klärungen von 1899; da eine unter ihnen verzährt ist, Frage der Erneuerung derselben.
3) Ausarbeitung eines Abkommens, betreffend die Gesetze und Gebräuche des Seekrieges, soweit sie angehen: die besonderen Operationen des Seekrieges, wie die Beschießung von Häfen Städten und Dörfern durch eine Streitmacht zur See, die Legung von Minen usw, die Umwandlung von Handelsschiffen in Kriegsschiffe, das Privateigentum der Kriegführenden zur See, die den Handelsschiffen zu gewährende Vergünstigungsfrist zum Ver⸗ lassen der neutralen Häfen oder der Häfen des Feindes nach der Eröffnung der Feindseligkeiten, die Rechte und Pflichten der Neutralen zur See, unter anderem die Frage der Konterhande, die Bestimmungen, nach denen die Schiffe der Kriegführenden sich in neutralen Häfen zu richten haben; Zerstörung von als Prisen weg⸗ genommenen neutralen Handelsschiffen durch höhere Gewalt. In das genannte auszuarbeitende Abkommen wären die Bestimmungen über die Kriegführung zu Lande aufzunehmen, die in gleicher Weise bei der Kriegführung zur See Anwendung finden sollten.
4) Zusatzbestimmungen zu dem Abkommen von 1899, wonach die Grundsätze der Genfer Konvention von 1864 auf den Seekrieg An⸗ wendung finden sollen.
— Nach den im Ministerium des Innern eingegangenen beruhigenden Nachrichten sind die angeblich zu Ostern ge⸗ planten Judenunruhen nicht zu erwarten. Festgestellt ist nur eine mündliche Agitation in Jaroslaw und eine Agitation durch die Presse in Rjäsan. Der Minister des Innern hat die Gouverneure aufgefordert, diese Agitation mit allen gesetzlichen Mitteln zu unterdrücken.
— Un den teilweise auch in die Se gelangten Ge⸗ rüchten von der Möglichkeit eines allgemeinen Aus⸗ stands der Eisenbahner auf den Grund zu gehen, wandte sich die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ an die Verwaltungsbehörde und erhielt dort die Aus⸗ kunft, daß nach Berichten der Leiter aller Eisenbahn⸗ linien in Rußland ein solcher Ausstand gegenwärtig unmöglich sei, und zwar erstens wegen der von der Regierung für den Fall einer Erregung getroffenen energi⸗ schen Maßnahmen, ferner aber auch, weil die Angestellten selbst einem Ausstande abgeneigt seien. Die Regierung könne in nachdrücklichster Weise erklären, daß auch der geringste Versuch eines Ausstandes unmöglich sei. Aus einem kürzlich in St. Petersburger Blättern veröffentlichten Interview mit hervorragenden Persönlichkeiten des kehrswege geht dasselbe hervor. 2
Italien. 8 v11111“ 86
In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer er⸗ klärte sich der Ministerpräsident Sonnino bei der Beratung des Budgets des Innern gegen eine Tagesordnung Turati, die die Einrichtung einer parlamentarischen Kontrolle über die geheimen Fonds anstrebt.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ sagte der Ministerpräsident, es handle sich um das Vertrauen gegenüber den Ministern und der ehrenhaften Gesinnung der Regierung, die nicht der Möglichkeit beraubt werden dürfe, über gewisse Fonds, die für den Staat eine wirkliche Notwendigkeit darstellen, frei zu verfügen. Worauf es ankomme, sei, daß diese Fonds in durchaus einwandfreier Weise und einzig im öffentlichen Interesse verwendet würden. Sonnino versicherte, daß die Politik der Re⸗ gierung geleitet sei von dem Grundsatz der sozialen Gleichheit, Lauter⸗ keit der Verwaltung und der strengen Beachtung der Gesetze und der öffentlichen Freiheiten. Da Turati auf seiner Tagesordnung be⸗ stand, schritt man zur namentlichen Abstimmung.
Die Tagesordnung Turati wurde mit 224 gegen 78 Stimmen abgelehnt. 8 “
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Nachdem das Storthing gestern, „W. T. B.“ zufolge, den Antrag des Sozialdemokraten Eriksen, den König Haakon um Aus⸗ setzung der Krönung zu ersuchen, mit 91 gegen 24 Stimmen abgelehnt hatte, wurden die von der Regierung geforderten 100 000 Kronen für die Krönung mit 66 gegen 47 Stimmen bemilligt.
Dänemark. Die Reichstagssession ist gestern geschlossen worden. Wie das „W. T. B.“ meldet, sind in der abgeschlossenen Session 83 SePhe sowie der Beschluß über den Wiederaufbau des Schlosses Christiansborg angenommen worden, während 35 Gesetzentwürfe nicht zur Durchführun Von den angenommenen Gesetzen waren 88 3 Initiativentwürfe.
ekommen sind. egierungs⸗ und
Amerika. “
Zwischen dem Präsidenten Roosevelt und dem Kriegs⸗ sekretär Taft haben, „W. T. B.“ zufolge, Besprechungen über die Befestigung des Panamakanals stattgefunden. Angesichts der Wichtigkeit des Gegenstands ist beschlossen worden, daß das betreffende Projekt dem Kongresse zur Aeußerung und Beschlußfassung unterbreitet werden soll.
— Der Einwanderungsausschuß des Reprä⸗ sentantenhauses hat einen Gesetzentwurf fertiggestelle der bezweckt, die Einwanderung von Ausländern noch mehr zu beschränken. Der Entwurf sieht, nach der zitierten Quelle, vor, daß jeder erwachsene Mann 25 Dollars, jede er⸗ wachsene Frau 15 Dollars besitzen muß. Familien sollen zugelassen werden, jedoch muß das Familienoberhaupt 50 Dollars besitzen. Mehr als 16 Jahre zählende Einwanderer müssen in irgend einer Sprache lesen können. Geistig minderwertige Personen oder körperlich schwache Arbeiter sollen von der Einwanderung ausgeschlossen sein.
8 Asien.
Laut amtlicher Meldung ist die befestigte Stellung der Eingeborenen bei Kautu afeeleces nach hartnäckigem Widerstande von den holländischen Truppen genommen worden. Der Feind ließ 39 Tote auf dem Platze. Der Wider⸗ lens der Landbevölkerung von Eurekang auf Celebes ist ge⸗ rochen.
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der Ersatzwahl eines Mitglieds des Ha Abgeordneten im 4. Wahlbezirk — Stadt⸗ und Landkreis Hagen und Kreis Schwelm — des Regierungsbezirks Arns⸗ berg erhielt, wie „W. T. B.“ berichtet, nach amtlicher Fest⸗ stellung von den 653 abgegebenen Stimmen der Anwalt des Allgemeinen Verbandes der deutschen Erwerbs⸗ und Wirt⸗ schaftsgenossenschaften Dr. Crüger⸗Charlottenburg (freis. Volksp.) 460, der Professor Moldenhauer⸗Cöln (nl.) 193 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt.
Ministeriums der Ver⸗
ses der
Nr. 21 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 4. d. M., hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 15. März 1906, betr. Vereinbarung mit der Groß⸗ herzoglich hessischen Regierung wegen der gegenseitigen staatlichen Gleichstellung und Anerkennung der vor den beiderseitigen Technischen Prüfungsämtern bestandenen Vorprüfung und ersten Hauptprüfung im gesamten Baufache; vom 26. März 1906, betr. Unfallversicherung; vom 29. März 1906, betr. Zuständigkeit der Eisenbahnbehörden bei Vergebung von Leistungen und Lieferungen; vom 31. März 1906, betr. Ausnahmetarif für Saatgut. — Nachrichten.
SStntistik und Volkswirtschaft.
Renta lität deutscher Staats⸗ und Privateisenbahnen im Rechnungsjahre 1904.
Nach der im Reichseisenbahnamt bearbeiteten Statistik der im Betriebe befindlichen Eisenbahnen Deutschlands, Band XXV, betrug der Ueberschuß der Betriebseinnahmen aller Staats⸗ und voll⸗ spurigen Privateisenbahnen des Deutschen Reichs über die Betriebsausgaben, bei Ausscheidung der Ausgaben für erhebliche Ergänzungen und der Vergütung für gepachtete Bahnstrecken, im Rechnungsjahre 1904 857,07 Millionen Mark (gegen 830,1, 734,49, 682,49, 763,1 und 777,07 Millionen Mark in den 5 Vorjahren 1903 bis 1899 zurück, 562,74 Mill. Mark i. J. 1894), wovon 832,76 Millionen Mark auf die Staatseisenbahnen — 644,5 Mill. Mark auf die vereinigten preußischen und hessischen, 52,24 Mill. Mark auf die bayerischen, 47,4 Mill. Mark auf die sächsischen Staatseisenbahnen, 30,63 Mill.. Mark auf die Reichseisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen nebst den ge⸗ pachteten Wilhelm⸗Luxemburg⸗Bahnen, 27,63 Mill. Mark auf die badischen, 21,4 Millionen auf die württembergischen Staatseisenbahnen, 4,91 Mill. Mark auf die mecklenburgische Friedrich Franz⸗Eisenbahn, 407 Mill. Mark auf die oldenburgischen Staatseisenbahnen — und 24,313 Mill. Mark auf die vollspurigen Privateisen⸗ hahnen entfallen.
Als Rente des auf die betriebenen Strecken der deutschen Staats⸗ und vollspurigen Privateisenbahnen verwendeten Anlagekapitals be⸗ trachtet, ergab der Betriebsüberschuß im Rechnungsjahre 1904 6,11 % (gegen 6,08 % i. J. 1903, 5,50 % i. J. 1902, 5,35 % i. J. 1901, 6,10 % i. J. 1900, 6,68 % i J. 1899, 6,23 % i. J. 1898, 5,07 % i. J. 1894) und zwar bei den Staatseisenbahnen 6,21 % (gegen 6,14 % im Rechnungsjahre 1903), bei den vollspurigen Privat⸗ eisenbahnen 4,72 % (gegen 4,53 % im Vorjahre).
Von den Staatseisenbahnen brachten die höchste Ver⸗ zinsung des Anlagekapitals, nämlich 7,27 % (gegen 7,24 % im Vor⸗ jahre), die vgersee a. preußischen und hessischen Staatseisenbahnen; dann folgen die oldenburgischen mit 6,76 (im Vorjahre 7,06) %, die mecklenburgische Friedrich Franz⸗Eisenbahn mit 5,40 Laa %, die sächsischen Staatseisenbahnen mit 4,83 (4,61) %, die Reichseisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen nebst den gepachteten Wilhelm⸗Luxemburg⸗Bahnen mit 4,34 (4,62) %, die badischen Staatseisenbahnen mit 4,28 (3,82) %, die württembergischen mit 3,43 (3,37) % und an letzter Stelle die bayerischen Staatsbahnen mit 3,41 (3,47) %. 1
Von den vollspurigen Privateisenbahnen erzielten im Rechnungsjahre 1904 die höchsten Renten, über 6 %: die Ludwigs⸗ Eisenbahn (Nürnberg —-Fürth) 19,85 (im Vorjahre 15,54) %, die Wittenberge⸗Perleberger 21e. 17,57 (18,62) %, die Schaftlach⸗ Gmund⸗Tegernseer Eisenbahn 12,99 (13,46) %, die Zschipkau⸗Finster⸗ walder Eisenbahn 11,73 (11,39) %, die Haltingen⸗Kanderner Eisen⸗ bahn 10,80 (10,54) %, die Stendal⸗Tangermünder Eisenbahn 8,97 (8,38) %, die Rappoltsweiler Straßenbahn 8,96 %, die Eisern⸗ Siegener Eisenbahn 8,78 (i. Vorj. 14,68) %, die Crefelder Eisenbahn 7,69 %, die Filderbahn 7,60 %, die Birkenfelder Eisenbahn (unter preußischer taatsverwaltung) 7,18 %, die Altona⸗Kaltenkirchener Eisenbahn 6,99 %, die Bentheimer Kreisbahn 6,70 %, die Farge⸗ Vegesacker Eisenbahn (unter preußischer Staatsverwaltung) 6,53 %, die Kahlgrund⸗Eisenbahn 6,05 %. Von den größeren voll⸗ spurigen Privateisenbahnen mit geringerer Rentabilität brachten die Pfälzischen Eisenbahnen 5,54 % die Lübeck⸗Büchener Eisenbahn 5,83 %, die Westfälische Landeseisenbahn 4,53 %, die bayerischen Bahnen der Lokalbahn⸗Aktiengesellschaft in München 4,39 %, die Braunschweigische Landeseisenbahn 4,76 %, die Halberstadt⸗Blanken⸗ burger Eisenbahn 5,23 %, die Liegnitz⸗Rawitscher Eisenbahn 3,57 %, die Bahnen im Betriebe der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft in Darmstadt 4,36 %, die Lausitzer Eisenbahnen 4,75 %, die Eutin⸗ Lübecker Eisenbahn 4,93 %, die Rinteln⸗Stadthagener Eisenbahn 5,28 %, die Prignitzer Eisenbahn 5,24 %, die Reinickendorf — Lieben⸗ walde —Groß⸗Schönebecker Eisenbahn 4,98 %.
Alkohol und Verbrechen.
Einen schlagenden Beweis für den überhaupt kaum mehr ange⸗ zweifelten Satz, daß die Erleichterung des Alkoholgenusses in rechnungsmäßigem Verhältnis zu der Zunahme von Roheits⸗ verbrechen steht, findet man in folgender, in der Münchener „Allge⸗ meinen Zeitung’ wiedergegebener Mitteilung der amerikanischen Wochen⸗ schrift „The Nation;': Die Stadt Chicago hat neuerdings für jede Lizenz, eine Bar zu eröffnen, an der geistige Getränke zum Ausschank kommen, die Gebühr von 1000 Doll. (4200 ℳ) festgesetzt und hat damit das Beispiel anderer Städte der nordamerikanischen Republik, die nicht gerade in Temperenzstaͤaten liegen — in diesen ist der Ausschank von Spiri⸗ tuosen überhaupt verboten —, befolgt. Die Stadt Chicago konnte darin selbständig vorgehen, ohne an eine Staatengesetzgebung gebunden zu sein. Die dadurch vergrößerte städtische Einnahme wird zur Ver⸗ mehrung des Polizeipersonals verwandt werden, und dieser Grund hat in der langdauernden Agitation für den Aufschlag in den Lizenzen hauptsächlich Einfluß geübt. Während Chicago sonst in seiner städtischen Politik durchaus selbständig vorgeht und sich von den Bei⸗ spielen anderer Städte sehr wenig beeinflussen läßt, mußte hier die Statistik, namentlich die New Yorks, die Entscheidung geben. New Vork hat nämlich auf 400 Einwohner einen Spirituosenausschank, Chicago schon einen auf 243 Einwohner. Im entsprechenden Verhältnis sind für die verflossenn Monate Januar und Februar 1906 die Verbrechen zu konstatieren: Das an Ein⸗ wohnern viel weniger reiche Chicago kann 22 Mordtaten, 840 ; und 216 Raubanfälle aufweisen, denen das mindestens anderthalbmal so bevölkerte New York nur (1) 18 Mord⸗ taten, 400 Einbrüche und 20 Raubanfälle für diese zwei Monate ent⸗ gegenzustellen hat. Chicago hofft, durch die Erhöhung der Lizenz ein günstigeres Ergebnis seiner Kriminalstatistik zu erhalten und außerdem durch Vergrößerung seines Aufsichtspersonals zu wirken. Denn New York hat einen Polizisten auf 500, Chicago erst auf 703 Einwohner.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Landschaftsgärtner Berlins (vgl. Nr. 73 d. Bl.) waren Donnerstag versammelt, um das Ergebnis der in der letzten Versammlung beschlossenen Taktik festzustellen: „In den einzelnen
ärtnereien vorzugehen und auf gütlichem Wege ihre Lohnforde⸗ rungen durchzusetzen, wonach kein Landschaftsgärtner innerhalb der nächsten 14 Tage Arbeiten unter 50 ₰ Stnundenlohn über⸗ nehme, die Gartenarbeiter nicht unter 45 Pf.“ Bis jetzt aben, der „Voss. Ztg.“ zufolge, etwa 60 v. H. der Gärtner eine Erhöhung ihrer Stundenlöhne Wum 5 ₰ erreicht, zum Teil um 7 ½ ₰ und 10 ₰. Etwa Zweidrittel der Gehilfen arbeiten zu einem Stundenlohn von 50 ₰, während die Garten⸗ arbeiter bisher zum großen Teil mit 35 ₰ und nur wenige mit 40 ₰ entlohnt wurden, jetzt aber einen Stundenlohn erzielt haben, der sich zwischen 40 und 45 ₰ bewegt. Es wurde hervorgehoben, daß dieser Erfolg ohne Kosten und ohne Ausstand erreicht ist,
und weiter beschlossen, dafür Sorge zu tragen, daß auch in denjenigen Betrieben, wo die Lohnsätze die gewünschte Höhe noch nicht erreicht haben, solche noch in diesem Frühjahr eingeführt werden. Die Frage der Verkürzung der Arbeitszeit auf 9 ½ Stunden soll im Frühjahr 1907 gelöst werden. — Im Bauschlosser⸗ gewerbe Berlins (vgl. Nr. 83 d. Bl.) ist gestern, Freitag, in allen größeren Betrieben Berlins und der Umgegend die Arbeit von den Gesellen eingestellt worden. Der Arbeitgeberverband macht bekannt, daß, falls nicht die Forderungen zurückgezogen werden und die Arbeit wieder aufgenommen ist, am heutigen Sonnabend⸗ abend in allen zum Verbande der Arbeitgeber gehörenden Betrieben die Arbeiter ausgesperrt werden. In Betracht kommen 3000 Schlosser. — Ein Verband der Vereinigungen Berliner Bäcker⸗ Gesellen hat sich, wie hiesige Blätter melden konstitutert und zwar mit weit über 1000 Gesellen. Beteiligt sind hierbei die Gesellenvereine im Stadtbezirk Südwest, Nordwest, Friedrich⸗ stadt, Westen, Zentrum, sodann sämtlichechristlichen Gesellenvereine, ebenso auch der Nationale Gesellenverein. Dieser Verband ist gegründet worden im Gegensatz zu dem sozialdemokratisch gesinnten Verband, der, wie bekannt ist, vor einem Ausstand stebt. Der neugegründete Verband hält zu den Meistern. Zum Kampfe im Berliner Bäcker⸗ gewerbe (vgl. Nr. 75 d. Bl.) erfährt im übrigen die „Post“, daß die entscheidende Abstimmung der Meister über die den beiden Berliner Innungeneingereichfen Forderungen der Gesellen am Montag, den 9. April, in einer großen Versammlung erfolgen soll. Eine am letzten Dienstag abgehaltene gemeinsame Konferenz der Innungsvorstände hat sich dahin schlüssig gemacht, das letzte Wort in der Sache der Versammlung zu überlassen. Bekanntlich verlangen die Gesellen bis zum Dienstag, dem 10. April, bindende Erklärung über Annahme oder Ablehnung der Forderungen. Im letzteren Falle wird dann der Streik verkündet.
Infolge der Arbeitseinstellung in mehreren zur Weiterverarbeitung der rohen Gewebe dienenden Abteilungen, und da bisher keine Einigung erzielt werden konnte, schließt, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, die mechanische Weberei zu Linden bei Hannover heute abend ihren ganzen Betrieb. —
In Königsberg i. Pr. wurde, wie „W. T. B.“ meldet, gestern vor dem Einigungsamt mit der ersten und zweiten Lohnklaffe der Schneider und Schneiderinnen der Herren⸗ und Damen⸗ konfektion eine Einigung über den neuen Tarifvertrag erzielt. Infolgedessen sollten diese heute früh überall die Arbeit wieder auf⸗ nehmen. Mit den Arbeitern der dritten Lohnklasse, deren Zahl nicht bedeutend ist, steht für Montag eine Einigung in sicherer Aussicht. (Vgl. Nr. 69 d. Bl.). 1 -
Die seit Jahren zwischen den Arbeitern und Arbeitgebern der Aachener Textilindustrie streitige Einführung des Zweistuhl⸗ systems wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, vorgestern abend durch das Schiedsgericht für Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern nach dreitägiger Verhandlung entschieden. Die Arbeiterschaft verstaend sich zur Bedienung von zwei Stühlen unter folgenden Bedingungen: „Die Einführung des Doppelstuhles darf nur allmählich erfolgen; sie darf in den ersten 12 Monaten nur 5 % der Weber oder 10 % der Webstühle in den einzelnen Betrieben umfassen und darf keine Entlassung zur Folge haben. Komplizierte Waren dürfen auf den Doppelstuhl nicht gelegt werden. Für den Hauptstuhl wird der volle tarifmäßige Lohn, für den Nebenstuhl 50 % desselben gezahlt. Der Lohn muß für 14 55 mindestens 52 ℳ betragen. Der Vertrag soll mit dem 1. Juli in Kraft treten.“
Zum Ausstand im mitteldeutschen Braunkohlenrevier (vgl. Nr. 82 d. Bl.) wird dem „W. T. B.“ aus Weißenfels telegraphiert: Die Grubenbesitzer erklären gegenüber erhobenen Vorwürfen, daß sie stets bereit gewesen seien zu Verbandlungen sowohl vor dem Ausstand, wie nachher. Die Werkbesitzer hätten alles getan, den Frieden zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen. — Bei der Ankunft der Arbeitswilligen in Luckenau stürmten die Ausständigen auf das Gendarmeriekommando ein und suchten, wie das „Weißenfelser Tageblatt“ meldet, Arbeitswillige vom Arbeitsantritt abzuhalten. Als die Menge dem wiederholten Befehl auseinanderzugehen nicht Folge leistete, wurde sie von der Gendarmerie auseinandergesprengt. In vorgestern abgehaltenen Versammlungen der Ausständigen wurde beschlossen, im Streik auszuharren. — Gestern und heute machte sich indessen, wie dasselbe Blatt mitteilt, eine RKückwärts⸗ bewegung des Ausstandes bemerkbar; namentlich die Gewerk⸗ vereinsmitglieder haben an mehreren Orten die Arbeit wieder aufgenommen, da der Generalrat des Gewerkvereins der deutschen Fabrik⸗ und Handarbeiter öffentlich erklärt, daß die Unter⸗ stützungszahlungen an seine Mitglieder mit Ablauf dieser Woche aufhören, weil der Streik nur von der Sozialdemokratie ange⸗ zettelt sei, und weil die Grubenbesitzer, auch jetzt noch bereit seien, mit den Arbeitern ihrer Betriebe zu verhandeln, die Ver⸗ handlungen mit der Fünferkommission aber ablehnten. Der Generalrat fordert die Gewerkvereinsmitglieder zur sofortigen Aufnahme der Arbeit auf, da die ö“ des Streiks nur ein wirtschaftlicher Nachteil für die Arbeiter sein würde. Nach einer Statistik des Weißenfelser Bergwerksvereins beträgt die Sa der Streikenden im dortigen Revier zur Zeit noch 1605. Im Meuselwitzer Revier sind viele Ausständige wieder angefahren. 1d
In den Süddeutschen Metallwerken Mannheim⸗ Neckarau ist, der „Frk. Ztg.“ zufolge, gestern früh ein Ausstand ausgebrochen. 8
In Weimar treten, wie dem „Berl. Tagebl.“ gemeldet wird, sämtliche Schuhmachergehilfen voraussichtlich Montag in den Ausstand. Sie verlangen 31 bis 32 ₰ Stundenlohn statt 27 ₰. Die Meister haben die Forderung rundweg abgelehnt.
In Braunschweig beschloß, laut Meldung des „W. T. B.“, eine Versammlung derbraunschweigischen Metallindustriellen einstimmig, wegen der in einzelnen Werken ausgebrochenen Ausstände sämtliche Betriebestillzulegen, und zwar diejenigen, die ohne Kündigungsfrist arbeiten lassen, vom 11. April ab, die übrigen je nach Maßgabe der Kündigungsfrist. Betroffen werden ev. 6000 Arbeiter. Der Versammlung wohnten auch Vertreter der Metallindustrie⸗ verbände aus Hamburg, Magdeburg, Hannover und Halle bei (vgl. Nr. 83 d. Bl.) .
Die Lage des Ausstandes der Seeleute in Hamburg (vgl. Nr. 83 d. Bl.) ist seit gestern unverändert. Die Zahl der Ausständigen nimmt, wie „W. T. B.“ berichtet, infolge der täglichen Abmusterungen zu. In der Zeit von Donnerstagmittag bis heute morgen gingen 12 Dampfer, 1 Segelschiff und 1 Seeschleppzug von der Stadt in See.
In Metz haben, wie der „Feni Ztg.“ telegraphiert wird, nach⸗ dem Verhandlungen wegen Lohnerhöhungen gescheitert sind, am 4. d. M. die Bauhandwerker die Arbeit niedergelegt. Die Arbeiten an der Stadterweiterung werden notdürftig aufrechterhalten. Gleichzeitig sind etwa 150 Schneider ausständig, weil die Inhaber der Konfektionsgeschäfte den Stücklohn heruntersetzen wollen.
Aus Colmari. E. wird demselben Blatte gemeldet, daß sämt⸗ liche dortige Arbeiter, darunter auch die städtischen, für dieses Frühjahr einen allgemeinen Ausstand beschlossen haben.
Der Ausstand der französischen Bergarbeiter (vgl. Nr. 82 d. Bl.) ist, dem „W. T. B.“ zufolge, in allen Gruben vollständig durchgeführt, ausgenommen in den Gruben von Bruay, wo die Arbeit fortgesetzt wird. — Der gestern morgen unter dem Vorsitz Baslys zusammengetretene Kongreß der Delegierten der Bergarbeiter der Kohlenbecken von Anzin, Nord und Pas⸗de⸗Calais hat beschlossen, an den Forderungen der Bergarbeiter festzuhalten. — Im Anschluß an diese Mitteilungen wird gemeldet, daß gestern abend eine Eisenbahnbrücke des die Ortschaft Bruay mit der Nordbahn verbindenden Industriegleises durch eine Dynamitexplosion teilweise zerstört worden ist. In Douai hielten außerdem 200 Ausständige einen Zug mit arbeitswilligen Bergleuten an. 30 der letzteren wurden von den Ausständigen festgenommen und nach Douai gebracht.
Die Entlader der Kohlendampfer in Rouen (vol. Nr. 82 d. Bl.) haben, laut Meldung desselben Bureaus, die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem ihre Forderungen bewilligt worden sind.
Das Syndikat der Eisenbahnbediensteten von Corsica beschloß, wie dem „W. T. B.“ aus Ajaccio telegraphiert wird, in einer gestern abend abgehaltenen Versammlung den Gesamtausstand.
In St. Gallen droht, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, ein Aus⸗ stand der Bauarbeiter auszubrechen, weil die Unt dlungen zwischen Unternehmern und Arbeitern gescheitert sind.
“ Kunst und Wissenschaft.
In der Aprilsitzung der Archäologischen Gesellschaft wies der Professor Puchstein zunächst auf den Abschnitt über ÜUrgeschichte und Technik von Ausgrabungen hin, den F. von Luschan in der 3. Auflage von G. von Neumayers Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen (Hannover 1905) verfaßt hat und worin die Archäologen ermahnt werden, bei ihren Ausgrabungen auch für die Konservierung der Skelett⸗ und Schädelfunde gebührende Sorge zu tragen, und referierte dann über M. von Grootes Studie über die Entstehung des ionischen Kapitells und seine Bedeutung für die grie⸗ chische Baukunst (Straßburg 1905): der Verfasser habe mit Recht betont, daß man bei der Erklärung des Volutenstückes am ionischen Kapitell das Sattelholz aus dem Spiele lassen und die eigentlich ionische aus der sog. äolischen Form des Volutenkapitells ableiten müsse und als archaischen Typus des ionischen ö“ den attischen bez. ephesischen betrachten dürfe, aber es sei ihm nicht gelungen, Wesen und Geschichte des Eierstabes in überzeugender Weise aufzuklären, wenn er darin auch richtig ein besonderes, aus den vorgriechischen oder orientalischen Kunststilen abzuleitendes Element gesucht habe. Sodann trug der Professor Max C. P. Schmidt über das antike Leierspiel vor. Es stoßen dem Forscher angesichts des Leierspiels zwei Fragen auf: 1) Wie ist die Leier gespielt worden, ehe man das 1*νb zu Hilfe nahm? 2) Wie heißen die Saiten, ehe Pythagoras (580 — 508) seine Namen (örärx, n⁶&, viry 2c.) erfand. Ursprünglich zählte man die Saiten. en höchsten Ton ab die erste, den tiefsten Ton die siebente Saite. Das behielt ythagoras an einer Stelle bei, als er zu 7 Saiten die 8. fügs. und die Namen ändern mußte. Er nannte die Saite des dritthöchsten Tones rpüäry. Daneben gab es gewiß Ausdrücke der Kinderstube, des Elementarunterrichts. Ein Berliner Elementarlehrer sprach von den Müllerjungen und Schornsteinfegern des Klaviers. Dergleichen hat sicher auch bei den Griechen existiert. Auch das übernahm ythagoras an einer Stelle, indem er die Saite des drittiefsten ones eav6s (Lecksaite) nannte. Nun heißt aber 1x2s eigentlich Leckfinger. Aristides Quintilianus sagt ausdrücklich, die Saite sei so wie der sie schlagende Finger benannt worden. Lucian aber spricht von einem, der die Schüsseln mit dem Finger ausleckt. Das kann nur der Zeigefinger der Rechten sein. Er schlug also die drittiefste Saite. Also bleiben die beiden kleinen Finger außer Gebrauch. Die rechte schlägt die 4 dem Körper ferneren, die linke aber die 4 dem Körper näheren Saiten. Hat die Leier? Saiten, so treffen auf der Mittelsaite der rechte Daumen und der linke Ringfinger zusammen. Endlich erfindet Pythagoras seine Namen. Die oͤnäry ist die „hinaufste“ (Komparation: 676, 5x6, Sraros, wie sub, super, supmus = summus). Das kann er nur von den ägyptischen Harfen haben, deren Saiten ebenfalls unten befestigt wurden, deren jede folgende aber, da sie verschiedener Länge sind, höher hinaufgezogen wird, bis die Saite des tiefsten Tones „am weitesten hinauf“ reicht. — Musiktheoretiker sprechen von 2 älteren Tetrachorden, aus denen die Leier zusammen⸗ gesetzt worden sei. Das ist Fiktion. Diese vermeintlichen „Tetrachorde“ sind jene beiden Gruppen der Leiersaiten, die die linke und die rechte Hand griff. Wie nannte man sie, ehe das „Tetrachord“ ausgetüftelt wurde? „Griffe“ oder 044a 5al. So kam es, daß Pythagoras die Quarte 2942254 nannte. — An einem alten Bilde wurde zuletzt die geringe Brauchbarkeit der Bilder erwiesen, wenn es gilt, die Technik des Leierspiels festzustellen. 88 Zum Schluß sprach der Direktorialassistent der Königlichen Museen Dr. Köster über den Südflügel der Propyläen zu Athen. Dieser ist des Peloponnesischen Krieges wegen nur in ver⸗ kürzter Gestalt zur ö gekommen, geplant war er von der⸗ selben Größe wie der gegenüberliegende Nordflügel. Gewisse archi⸗ tektonische Unregelmäßigkeiten scheinen darauf hinzudeuten, daß er ab⸗ weichend vom Rordflügel nach Westen mit einer Säulenstellung ab⸗ schließen sollte, was bislang allgemein angenommen wurde. Die Grabungen des letzten Sommers haben aber erwiesen, daß diese archi⸗ tektonischen Unregelmäßigkeiten erst Folge des reduzierten Planes sind und für die Rekonstruktion des nachträglichen Entwurfs nicht in Be⸗ tracht kommen. Aller Wahrscheinlichkeit nach war der Südflügel nicht als Säulenhalle geplant, sondern sollte wie der nördliche Flügel einen geschlossenen Raum mit einer Vorhalle bilden.
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Literatur. 8
Aus Bergen kommt die Nachricht, daß der norwegische Romandichter Alexander L. Kielland gestern dort infolge einer Herzlähmung gestorben ist. Kielland wurde am 18. Fe⸗ bruar 1849 in Stavanger geboren, studierte in Christiania die Rechte, lebte einige Zeit in Paris und wurde 1891 Bürger⸗ meister seiner Vaterstadt. Die bekanntesten seiner Romane, in denen er mit maßvollem Realismus die Charaktere folgerichtig entwickelte sind: „Schiffer Worse“, Gift“ und „Schnee“. Zuletzt hatte sich der Dichter historischen Studien zugewandt, die besonders dem Zeitalter Napoleons galten. Das Ergebnis dieser Studien ist das zweibändige Werk „Rund um Napoleon’“, das bereits in deutscher Uebersetzung vorliegt. Auch als Lustspieldichter hat er sich in seiner Heimat einen geschätzten Namen erworben. . “
1 ““ Theater und Musik.
Im Deutschen Theater findet am Donnerstag die 25. Auf⸗ führung von Hugo von Hofmannsthals Tragödie „Oedipus und die Sphinx“ statt. Am nächsten Montag wird „Kabale und Liebe’⸗ gespielt. Am ersten und zweiten Osterfeiertag sowie an den übrigen Abenden der vlisten Woche wird Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ aufgeführt.
Dos Lessingtheater hat für nächste Woche solgenden Spiel⸗ plan aufgestellt: morgen nachmittag: „Die versunkene Glocke“, Abends: „Kater Lampe“; Montau⸗ „Die Wildente“, Dienstag: „Kater Lampe“; Mittwoch: „Und Pippa tanzt“; Donnerstag: „Die Weber⸗“; Sonnabend: „Rosmersholm“. Am Karfreitag findet ein geist⸗ liches Konzert statt. Die Osterfeiertage bringen folgende Vor⸗ stellungen: Sonntagnachmittag: „Der Biberpelz“, Abends: „Rosmers⸗ holm“; Montagnachmittag: „Benignens Erlebnis“ und „Hanneles Himmelfahrt“, Abends: „Kater Lampe“.
Der Spielplan des Schillertheaters O. (Wallnertheater)
bringt morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, „Die Macht der Finsternis“, morgen abend sowie Dienstag und Mittwoch Shaws „Helden’. Montag wird „Der Vogel im Käfig“, Donners⸗ tag „Ueber unsere Kraft’“ (II. Teil) gegeben. Karfreitag bleibt das Theater geschlossen. Am Sonnabend wird „Königs⸗ laube“ wiederholt. Für nächsten Sonntagabend ist — auf viel) fachen Wunsch — nach längerer Pause Hebbels „Gyges und sein Ring. angesetzt. Montag (II. Feiertag) wird Nachmittags Ueber unsere Kraft“ (II. Teil), Abends „Heimat“ gespielt. — Im Schiller⸗ theater N. (Friedrich Wilhelmst. Theater) werden morgen nach⸗ mittag „Die Räuber“ gegeben, Abends wird „Zapfenstreich“, am Montag „Der Milisärstaat“ aufgeführt. Am Dienstag wird der Schwank „Zwei glückliche Tage“, Mittwoch „Ueber unsere Kraft“ II. Teil), Donnerstag „Die Macht der Finsternis“ gespielt. Für Sonnabend ist das Schauspiel „Wanjuschins Kinder“ angesetzt. Am ersten Ostertage wird Nachmittags „Der G'wissenswurm“, Abends „Das Glück im Winkel“, am Montag, Nachmittags, „Helden“, Abends „Zwei glückliche Tage“ gegeben.
Im Theater des Westens werden „Die vier Grobiane“ morgen sowie am Donnerstag, Sonnabend und am zweiten Ostertag