1906 / 98 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Apr 1906 18:00:01 GMT) scan diff

6 Stellvertreter

ordentlicher Professor an der ordentlicher Professor

Dr. Eduard Meyer, Universität, D. Dr. Graf von Baudissin, n der Universität.

8) Sammlung der vorderasiatischen Altertümer Mitglieder: 6

Dr. Delitzsch, Professor, Direktor,

Dr. Sachau, Geheimer Regierungsrat, ordentlicher Pro⸗ fessor an der Universität, Direktor des Seminars für orientalische Sprachen, Mitglied der Akademie der Wissenschaften,

Dr. Eduard Meyer, ordentlicher Professor an der Universität. 8 Stttellvertreter:

Dr. Puchstein, Professor, Generalsekretar des Deutsche Archäologischen Instituts, 8 Dr. Sarre, Professor. 8

E““

9) Ethnologische Abteilung des Museums für Völkerkunde. ““ a. für die asiatischen Sammlungen. 18 Mitglieder: Dr. Grünwedel, Professor, Direktor, Dr. Lissauer, Professor, Sanitätsrat, r. P. Traeger, Literaturhistoriker, Gustav Jacoby, Rentner. Stellvertreter: Dr. Louis Lewin, Professor, Universität, Paul von Mendelssohn⸗Bartholdy, Bankier dänischer Generalkonsul; 1

b. für die amerikanischen Sammlungen. Mitglieder: Dr. von den Steinen, Professor, Direktor, Dr. Seler, Professor, Direktor, Dr. P. Ehrenreich, ereecgen. an der Universität, L. M. Goldberger, Geheimer Kommerzienrat, Plock, Regierungsbaumeister, Eisenbahndirektor a. D.

Stellvertreter:

Hof 1 Baeßler, Professor, Königlich sächsischer Geheimer Hofrat,

Dr. Hellmann, Professor, Geheimer Regierungsrat, Abteilungsvorsteher im Königlichen Meteorologischen Institut; c. für die afrikanisch⸗ozeanischen Sammlungen.

Dr. von Luschan, Professor, Direktor, 1.“ Str auch, Konteradmiral z. D., Dr. Baeßler, Professor, Königlich sächsischer Geheimer

Penck, ordentlicher Professor an der Universität und Direktor des Instituts für Meereskunde. 8 Stellvertreter: Dr. P. Traeger, Literarhistoriker, Rose, Geheimer Legationsrat und vortragend er Rat im Auswärtigen Amt. 8

10) Vorgeschichtliche Abteilung des Museums für Völkerkunde. ] 8 Mitglieder: Voß, Geheimer Regierungsrat, Direktor, Lissauer, Professor, Sanitätsrat, Dr. Kossinna, außerordentlicher Professor an der Uni⸗ versität, H. Sökeland, Fabrikant. Stellvertreter:

Dr. Weinitz, Professor, Privatgelehrter, Ddr. Weeren, Geheimer Regierungsrat, Professor an der Technischen Hochschule,

Dr. P. Traeger, Literarhistoriker,

H. Ludwig, Zeichenlehrer an der Friedrich⸗Werderschen

1 Oberrealschule in Berlin. ““

n

Privatdozent an der

und

8 In der Königlichen Turnlehrerbildungsanstalt hierselbst wird zu Anfang Oktober d. J. wiederum ein ö Kursus zur Ausbildung von Turnlehrern er⸗ öffnet werden. Es wird beabsichtigt, 20 Bewerber mehr als in den letzten Jahren einzuberufen; die Königliche Regierung

das Königliche Provinzialschulkollegium wolle daher die Mel⸗ dnnge. vwv vpe. tunlichst fördern.

ür den Eintritt in die Anstalt sind die Bestimm

vom 15. Mai 1894 maßgebend. T“

18 Die Königliche Regierung

Das Konigliche Provinzialschulkollegium ich, rem

diese Anordnung in Verwaltungsbezirke in geeigneter

Weise bekannt zu machen und besonders auch auf die in Aus⸗ sicht genommene Vermehrung der Zahl der Kursusteilnehmer S. Ueber die dort eingehenden Meldungen ist vor blauf des Juli d. J. unter kurzer, möglichst bestimmter gut⸗ achtlicher Aeußerung zu den einzelnen Bewerbungen zu

wei n u

veranlasse

üch wenn Aufnahmegesuche dort nicht eingehen sollten, er⸗ v i 8 h

UMnter Bezugnahme auf meine Rundverfügung vom 25. April 1887 U III B. 5992 erinnere fügung von daran, daß jedem Bewerber ein Exemplar der Bestimmungen vom 15. Mai 1894 mitzuteilen ist und daß die anmeldende Behörde sich von der genügenden Turnfertigkeit des Anzu⸗ meldenden Ueberzeugung zu verschaffen hat, damit nicht etwa aufgenommene Bewerber wegen nicht genügender Turnfertigkeit wieder entlassen werden müssen.

Indem ich noch besonders auf den § 6 der Bestim⸗ mungen vom 15. Mai 1894 verweise, veranlasse ich die Königliche Regierung 8 R88 das Königliche Provinzialschulkollegium“ die Unterstützungs⸗ bedürftigkeit der Bewerber auf Grund amtlicher Unterlagen sorgfältig zu prüfen, sodaß die bezüglichen Angaben in der durch meinen Erlaß vom 20. März 1877 U III. 7340 vorgeschriebenen Nachweisung als unbedingt zuverlässig bei Bewilligung und Bemessung der Unter⸗ ftäfungen zu Grunde gelegt werden können. Naf der Nach⸗ weisung ist auch anzugeben, ob der betreffende Bewerber ledig

11““

Zugleich sind die Bewerber ausdrücklich darauf aufmerksam

8 machen, daß die persönlichen Reisekosten nach und von

erlin von ihnen mit in Rechnung gezogen werden müssen,

und daß 120 bei den gesteigerten Wohnungs⸗ und

Nahrungsmittelpreisen auch bei großer Sparsamkeit kaum mehr für einen Monat ausreichen.

Besonders ist darauf zu achten, daß bezüglich der Be⸗

für die Stellvertretung keinerlei Zweifel bestehen bleiben. Die betreffenden Lehrer sind ausdrücklich auf

die mißlichen Folgen ungenauer Angaben hin⸗ zuweisen.

Die Lebensläufe, Zeugnisse ꝛc. sind von jedem Bewerber zu einem besonderen Hefte vereinigt vorzulegen.

In Spalte „Bemerkungen“ auf frühere Nachweisungen, Berichte, den Begleitbericht und der Meldung beiliegende Zeugnisse ꝛc. z verweisen, ist unzulässig. Die genannte Spalte

ist der Uebersicht entsprechend kurz und bestimmt auszufüllen.

(Unterschrift.) An sämtliche Königliche Regierungen und das Königliche Provinzialschulkollegium hier.

Abschrift erhält das Königliche Provinzialschulkollegium zur Nachricht und gleichmäßigen weiteren Veranlassung be⸗ züglich der zu Seinem Geschäftskreise gehörigen Unterrichts⸗ anstalten.

Wiederholt bemerke ich, daß es Maße erwünscht ist, eine größere Zahl wissenschaftlicher Lehrer, welche für die Erteilung des Turnunterrichts geeignet sind, durch Teilnahme an dem Kursus dafür ordnungsmäßig zu befähigen. Im Hinblick auf die besonderen Aufgaben des Turnunterrichts in den Lehrerseminaren ist Fürsorge zu treffen, daß in diesen An⸗ stalten das Turnen tunlichst nur s olchen Lehrern anvertraut wird, welche hierfür ordnungsmäßig vorgebildet sind. Wo dies bisher noch nicht erreicht werden konnte, kommt die nachträgliche Ausbildung der betreffenden Lehrer in Frage. Falles sind Lehrer, welche zur Zeit noch nicht mit Turnunter⸗ richt betraut sind, aber zur Ausbildung als Turnlehrer ge⸗ eignet erscheinen, zur Teilnahme am Kursus anzuregen und nach Beendigung desselben als Ersatz für nicht vorschriftsmäßig vorgebildete Turnlehrer zu verwenden.

Spollte seitens des Königlichen Provinzialschulkollegiums ein Seminarlehrer für die Teilnahme an dem Kursus nicht vorgeschlagen werden, so ist dies besonders zu begründen..

Berlin, den 20. April 1906.

8 Der Minister 1

der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten Preische. An sämtliche Königliche Provinzialschulkollegien.

E“ v

Der Privatdozent, Professor Dr. Heinrich Pflüger zu Bonn ist zum außerordentlichen Honorarprofessor in der eis veg⸗ akuntat doselh 18

er wissenschaftliche Hilfsarbeiter am Astrophysikalischen Observatorium bei Potsdam Dr. Gustav Eroptpfita be. ständigen Mitarbeiter ernannt worden. „Der Regierungs⸗ und Medizinalrat Dr. Flatten ist der Königlichen Regierung in Oppeln überwiesen worden.

Dem Seminardirektor Habermgs ist das Direktorat des Schullehrerseminars in Gummersbach verliehen worden. Der Kreisarzt Dr. Schultz⸗Schultzenstein aus Belzig ist der Königlichen Regierung in Oppeln als ständiger Hilss⸗ arbeiter überwiesen worden.

Bei der am 2. März d. J. für Kursisten der Königlichen

fung haben das Zeugnis der Lehrbefähigung an Taubstummen⸗

anstalten erlangt: I Jehnichen aus Berlin,

Zerwig Reich aus eißensee, Georg Strutz aus chlochau.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Der Kreistierarzt Ohlmann zu Schildberg in Posen ist in die Kreistierarztstelle zu —— dn.nn Versetzt sind: 1 Krreistierarzt Anders von Bütow nach Trebnitz, Kreistierarzt Dammann von Gr⸗Strehlitz nach Lalr a. S., Kreistierarzt Fröhner von Halle a. S. nach Gr.⸗ Strehlitz und Kreistierarzt Dr. Knauff von Trebnitz nach Bütow.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 26. April. A

Seine Majestät der Kaiser und König hatten vorgestern und gestern im Königlichen Schlosse zu Homburg eine Besprechung mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Tschirschky und Bögendorsffef.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. Flßkbt. „Tsingtau“ am 23. April in Canton eingetroffen und vor⸗ gestern von dort nach dem Nordfluß gegangen.

S. M. Kbt. „Jaguar“ ist vorgestern in Hongkong ein⸗

In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ werden im Kaiserlichen Statistischen Amt esennnensseseh Nachrichten uͤber den Saaten⸗ stand im Deutschen Reiche um die Mitte des Monats

905 veröffentlicht. Wiesbaden, 26. April. Ihre Majestäten der

oder verheiratet ist.

Kaiser und die Kaiserin trafen gestern, „W. T. B.“ zu⸗ folge, von Homburg kommend, kurz nach 7 Uhr hier ein und

Taubstummenanstalt in Berlin abgehaltenen besonderen Prü⸗

urlaubungs⸗ und Stellvertretungsverhältnisse sowie der Kosten

88 8

begaben Sich direkt nach den Königlichen Schauspielen, 1

V Rüsführun Frh. ahnne 5 I

Nach der Vorstellung kehrten die Majestäten na bura Bremen.

Der Senat hat, „W. T. B.“ zufolge, bei der Bürger⸗ chaft die Bewilligung von 7 213 000 als weitere Fer⸗

1” für die Hafenerweiterung in Bremerhaven beantragt

Großbritannien und Irland.

Das Unterhaus hat gestern nach einer Meldung des „W. T. B.“ den von der Regierung eingebrachten Geset⸗

Erforderlichen Beunruhigung geltend.

entwurf, betreffend die Abänderung der jetzigen Gesetzvor⸗ schriften in bezug auf die ööö“ nd . stände, in zweiter Lesung angenommen. Nach Erörterung der Frage der Zwangsimpfung brachte Keir Hardic einen Antrag zu Gunsten des Frauenstimmrechts ein, bei dessen Beratung von Frauen, die sich auf der Tribüne befanden, stürmische Demonstrationen veranstaltet wurden, sodaß die

Sitzung unterbrochen und die Tribünen geräumt werden

mußten. Die Debatte wurde schließlich auf unbestimmte Zeit vertagt.

Frankreich.

Der Präsident Fallières empfing gestern nachmittag di Vertreter der Großindustrien, die sich über die Sa ee Lage beklagten, die ihnen durch die Umtriebe des Arbeiter⸗ syndikats bereitet werde.

In der Pariser Bevölkerung, besonders in den wohl⸗

habenden Kreisen, macht sich, „W. T. B.“ zufolge, angesichts

der täglich mehr um sich greifenden Streikbewegung große . g In verschiedenen Stadtvierteln haben die Geschäftsleute beschlosset⸗ am 1. Mai ihre Läden nicht zu öffnen. Bäcker, Fleischer usw. gaben, wie die Blätter melden, ihren Kunden den Rat, sich bereits am 30. April mit Vorräten und Lebensmitteln zu versorgen, da am 1. Mai selbst die Arbeitswilligen es kaum wagen dürften, den Ausständi en Widerstand zu leisten. Die Regierung hat umfangreiche Vorkehrungen getroffen, um am 1. Mai die Ruhe aufrecht zu erhalten. Dem „Figaro“ zufolge wird die 15 000 Mann starke Pariser Garnison um 6000 Mann Kavallerie und 20 000 Mann Infanterie im Hinblick auf die Maikund⸗ gebung verstärkt. Der Ausschuß des allgemeinen Arbeiter⸗ verbandes hat in der vergangenen Nacht Aufrufe anschlagen lassen, in denen es heißt, daß die bloße Propaganda für den Achtstundentag nunmehr beendet sei, und daß es Sache der in dem Syndikat vereinigten Arbeiter sein werde, diese Forderung auch zu verwirklichen und zu diesem Zwecke vanüiece Fur einen

Gesamtausstand zu veranstalten.

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agentur“ forderten Deputationen des Hilfskomitees der Arbeitslosen und der Arbeitslosen selbst, deren Zahl nach ihrer eigenen Schätzung fast 20 000 beträgt, gestern die St. Petersburger Stadtverwaltung auf, ihnen Arbeits⸗ gelegenhets zu verschaffen. Es wurde ihnen eine Bei⸗ ilfe versprochen, und obgleich far das laufende Jahr keine städtischen Arbeiten vorgesehen waren, werden die wirklich arbeitswilligen Arbeiter, deren Zahl, obiger Quelle zu⸗ folge, sehr übertrieben wird, volle Beschäftigung erhalten. Die Stadtverwaltung hat zwei bis drei Millionen Rubel für städtische Arbeiten bewilligt, wovon 500 000 Rubel den Arbeiter⸗ vehen atnge überwiesen werden sollen. Es soll eine Kom⸗ mission unter Mitwirkung der Arbeitslosen und verschiedener öffentlicher Organisationen eingesetzt werden.

Die Wähler der Arbeiterklasse in Moskau haben beschlossen, ihren Kandidaten für die Reichsduma volle Bewegungsfreiheit zuzugestehen, in der Duma die Interessen der Arbeiler zu verteidigen. Sie lehnten aber rundweg das sozialdemokratische Programm als gänzlich undurch⸗ ö“ 1114“

.“

Der Ministerrat befaßte sich gestern mit den von Spanien auf der Konferenz von Algeciras eingegangenen Verpflichtungen. Der Minister des Aeußern, Herzog von Almodövar warf zunächst einen Rückblick auf die Arbeiten der Konferenz, worauf die Minister die Art der Durchführung der Konferenzbeschlüsse berieten. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ sprachen sie sich für sofortige Durchführung der Beschlüsse aus; die weniger dringlichen sollen einstweilen vor⸗

bracht 8 8

Wie das „Wien nzbureau“ meldet, haben der russische und der englische Botschafter gestern als Vertreter der „puissances médiatrices“ bei der Pforte bezüglich des türkisch⸗persischen Grenzstreites gemein⸗ schaftlich interveniert und sodann mit dem persischen Botschafter konferiert. In einer Besprechung zwischen dem Großvezier, dem Minister des Aeußern und dem persischen Botschafter wies der letztere auf die Folgen hin, die daraus entstehen würden, wenn die Pforte nicht nachgäbe, und machte zwei Vorschläge, deren Ausführung er jedoch davon ab⸗ hängig machte, daß die türkischen Truppen vorher Passovah räumen. Der erste Vorschlag geht dahin, die Differenzen durch türkische und persische Delegierte prüfen zu iihre und die⸗ jenigen Punkte, über die eine Einigung unmöglich ist, dem Schiedsspruch der „puissances médiatrices“ zu unterbreiten. Nach dem zweiten Vorschlage sollen alle Grenzstreitigkeite sofort diesem Schiedsspruche unterworfen werden. Auf Er⸗ suchen des Botschafters sind beide Vorschläge dem Sultan unterbreitet worden. Bemerkenswert ist, daß der Botschafter zum ersten Male auf eine eventuelle kriegerische Austragung hingewiesen hat.

Almerika.

Der Präsident Roosevelt hat eine Botschaft an den Kongreß gerichtet, in der er, „W. T. B.“ zufolge, die Bewilligung von 300 000 Doll. für die Staatswerft auf Mare⸗Jsland bei San Francisco empfiehlt, um für Arbeitslose Gelegenheit zur Arbeit zu schaffen. Gleichzeitig wird in der Botschaft die Bewilligung von Mitteln zur Neubeschaffung von

Armeevorräten für San Francisco nachgesucht.

Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗

bereitet, jedoch ebenfalls in kurzer Frist zur Ausführung ge⸗

reisen betrachten? Man nimmt wohl Fahrkarten auch außerhalb des Wohnorts der Agitation Tür und Tor

patriotischer Vereine.

Die Verhandlungen Rußlands mit China sind, wie der „Daily Telegraph“ meldet, zum Stillstand gekommen und auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Die japanische Regierung beabsichtigt, den Marquis Ito an die Spitze der Verwaltung von Korea und der Halbinsel Kwantung sowie des Japan gehörigen Teiles der mandschurischen Eisenbahn zu stellen. 89

Afrika. Nach einer Meldung der „Agence Havas“ ist die Lage wegen der Akabafrage sehr gespannt. Auch in der Provinz macht sich eine gewisse 8e bemerkbar.

Dem ‚Reuterschen Bureau“ wird aus Kairo gemeldet, der Sultan habe auf die Vorstellungen des Khedive wegen der Tabah⸗Frage eine ungünstige Antwort gesandt. Die weitere Erörterung der Angelegenheit werde nun zwischen der englischen Regierung und der Pforte erfolgen.

. Parlamentarische Nachrichten. 1 8 Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reich 8⸗

ags befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (88.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatsminister, Staatssekretär des Innern Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner und der Staats⸗ sekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Stengel bei⸗ wohnten, stand zunächst der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung der Artikel 28 und 32 der Reichs⸗ verfassung, in Verbindung mit dem Gesetzentwurf, betreffend die Gewährung einer Entschädigung an die Mit⸗ glieder des Reichstags zur Beratung.

Abg. Singer (Soz.): Die Vorlage hat im ganzen Lande peinliche Ueberraschung bereitet. Man hätte es kaum für möglich gehalten, daß die Regierung dem Reichstage zumutet, eine solche Vorlage anzunehmen. In weiten Kreisen der Bevölkerung wird die Vorlage geradezu als ein Schlag empfunden, der dem Reichstage versetzt wird. Die Geringschätzung des Parlaments, die in der Vor⸗ lage in die Erscheinung tritt, wird in der Bevölkerung als eine Vechöhnung des Parlaments angesehen. Die Vorlage ist eine Frucht des Bureaukratismus, wie wir ihn nur in Preußen⸗Deutschland er⸗ warten können. Die Verkoppelung der Diäten mit einer Beschrän⸗ kung der Beschlußfähigkeitsziffer kann nur die Wirkung haben und in der Absicht gegeben sein, die parlamentarische Opposition wehrlos zu machen und die Kritik zu beschränken. Die Minderheit soll die Regierung gibt das in der Begründung offen zu verhindert werden, eine gründliche Beratung zu erzwingen, die unter verständigen Menschen eigentlich von keiner Seite in Frage gestellt werden sollte. Die parlamentarische Verhandlung soll unter dem Druck der Antreiber⸗ peitsche vor sich gehen. Wenn die Regierung dem deutschen Parlament eine solche Zumutung macht, und das Parlament das annimmt, so würde sich der Reichstag damit außerhalb der Reihe der Parlamente der Kulturstaaten stellen. Die Minderheit soll der Majorität ausgeliefert werden. Nicht einmal bei den Zolltarifdebatten hat die Majorität es gewagt, eine solche Aenderung der Geschäftsordnung vorzunehmen. Es ist traurig, daß die Regierung einen Preis für die Diäten in der Verminderung der Rechte des Parlaments aussetzt. Die Vorlage wider⸗ spricht sich selbst, sie gewährt die Diäten, um ein beschlußfähiges Haus zu ermöglichen, und verzichtet andererseits auf eine Beschluß⸗ fähigkeit. Einen Ueberfluß an Logik besitzt also der Verfasser dieses Entwurfs nicht. Die Aenderung des Artikels 28 der Ver⸗ fassung wegen Herabsetzung der Beschlußfähigkeitsziffer bei Geschäfts⸗ ordnungsfragen steht auch in direktem Widerspruch mit dem Artikel 27 der Verfassung, der dem Reichstage das Recht vorbehält, seinen Ge⸗ schäftsgang selbst zu regeln. Es ist ein gesetzgeberischer Nonsens, dem Reichstage dieses Recht vorzubehalten und dann hier den Artikel 28 so zu ändern, daß dieses Recht des Reichstags wieder aufgehoben wird. So sinnlos haben die Verfasser der Verfassung nicht handeln wollen. Die Regierung hat sich in diese Geschäftsordnungsfrage des Reichstags nicht einzumischen, und deshalb darf sie auch keinen Einfluß darauf durch eine Vorlage ausüben, die das Recht des Reichstags über seine Geschäftsordnung einschränkt. Das ist ein außerhalb der Verfassung iegender Eingriff der Regierung. Dann müßte wenigstens die Verfassung sinngemäß und auch der Art. 27 entsprechend ge⸗ ndert werden. Wenn die Mehrheit des Reichstags sich bereit findet, sich in den Rechten des Reichstags zu dexgradieren, muß erst Art. 27 geändert werden. Der Reichstag muß aber darauf bestehen, seine verfassungsmäßige privilegierte Stellung nicht angetastet wird. Die Regierung hätte dem Reichstage die peinliche Situation

können, über eine Vorlage diskutieren zu müssen,

lche die Diäten mit einem Verzicht auf ein Recht des Reichstags erkaufen läßt. Es handelt sich hier um eine Frage der Würde und des Ansehens des Reichstags. Wir müssen sein Ansehen wahren und deshalb der Regierung ein energisches hands off zurufen! Der Reichstag darf das Erstgeburtsrecht seiner Selbständigkeit nicht um das Linsengericht der Diäten verkaufen. Die Forderung der

b Diäten muß an sich erfüllt werden, darf aber nicht zum Gegenstand

eines Kuhhandels gemacht werden. Die Abgeordneten, denen daran liegt, daß die hervorragende Stellung des Reichtags nicht verletzt wird, müssen den Verdacht abweisen, als ob sie um ihrer materiellen Interessen willen diese Vorlage annehmen, müssen sie vielmehr mit aller Energie als undiskutierbar abweisen. Bei der Bestimmung über die ahrkarten kommt die kleinliche Auffassung der verbündeten tegierungen besonders zum Ausdruck. Glaubt denn die Re⸗ ierung, daß diejenigen Abgeordneten, die ihre Fahrkarten dazu enutzen wollen, um durch Besichtigung der lokalen Ver⸗ hältnisse besser informiert zu sein, solche Reisen als Vergnügungs⸗ an, daß durch Freigabe der

geöffnet werden könne. Soweit es sich um Agikationen handelt, die der Regierung angenehm sind, ist sie sonst nicht so blöde. Ich er⸗ innere nur an die Begünstigung des Flottenvereins und anderer ie Regierung läßt hier jede große Auf⸗ sie glaubt, es könnte mit der voll⸗

fassung vermissen, wenn

Die Partei würde mir leid tun, deren Agitation auf Freikarten an⸗

de P Freigabe der Freikarten die Opposition verstärkt werden.

gewiefen ist. Nein, es ist das Bestreben, das leider von der schwarz⸗

weißen Färbung Preußens auf Deutschland herrührt, mit Nadelstichen der Opposition zu schaden zu suchen. Das ist keine Auffassung, die der Regierung, eines Parlaments würdig ist, sondern nur eine kleine schulmeisterliche Auffassung, welche die bösen Buben damit bestrafen will, daß man ihnen das Abendbrot entzieht. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie der Reichstag darauf angewiesen ist, die Auskünfte der Vertreter der verbündeten Regierungen zu ver⸗ folgen, mit denen wir z. B. auf dem Gebiete der Kolonialverwaltung so merkwürdige Erfahrungen gemacht haben, dann muß es klar sein, welche Bedeutung es hat, daß der Abgeordnete in der Lage ist, sich selbst die Verhältnisse anzusehen. Es wäre nicht nur ein Akt der Wohlanständigkeit gegenüber dem gleichberechtigten Faktor der Gesetz⸗ gebung, sondern auch der finanziellen Klugheit, wenn die Re⸗ Füee es den Abgeordneten ermöglichte, die Verhältnisse selbst n Augenschein zu nehmen. Deshalb müssen die Fahrkarten während der ganzen Legislaturperiode ihre Gültigkeit haben. Diese Regelung der Fahrkartenfrage ist . dem 14mal wiederholten Beschluß des Reichstags geradezu ein Hohn. Eine solche Behandlung ist eben nur in Deutschland möglich. Wenn ich nicht wüßte, daß das Wort, das mir auf der Zunge schwebt, mir ohne Zweifel einen Ordnungsruf des Präsidenten zuziehen würde, so würde ich

eine Behandlung, die sich ein⸗ ehelen vgene. d 88 der Diätenzahlung nach der Vorlage ein Akkordsystem mi ve d . fär rasche Arbeit. Je schneller die Session zu Ende geht, desto schneller erfolgt die Entschädigung, je schnellere Arbeit, desto höher der Lobn. Die Art der Diätenzahlung erscheint mir derartig, daß der Reichstag unmöglich darauf eingehen kann. Die Ratenzahlung, die da vorgesehen ist, trägt einen derartigen Charakter, daß man wirklich nicht davon sprechen kann, daß sie eine Ent⸗ schädigung für den Aufwand ist; es ist vielmehr eine Art der Bezahlung für ein wohlgefälliges und angenehmes Verhalten der Regierung gegenüber.

(Schluß des Blattes.)

noch deutlicher seim. Es ist fach ein anständiger Mensch

8

8

1 G .“

8 Bei der gestrigen Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise

Hessen 4 (Darmstadt⸗Groß⸗Gerau) erhielten „W. T. B.“ zu⸗

folge Stein (Natl) 10 320, Korell (freis.) 5828 und Berthold (Soz.) 13 855 Stimmen. Es findet mithin Stich⸗ wahl zwischen Stein und Berthold statt.

Bei der Erfs eines x& des Hauses der Abgeordneten, die am 25. d. M. im Stadt⸗ und Land⸗ kreise Harburg a. d. E., Regierungsbezirk Lüneburg, statt⸗ gefunden hat, wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, nach amtlicher der Direktor im Reichsamt des Innern Just⸗

erlin (nd) mit sämtlichen 280 abgegebenen Stimmen ge⸗ wählt. Ein Gegenkandidat war nicht aufgestellt.

Nr. 17 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 25. April hat folgenden Inhalt: Personal⸗ nachrichten. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Geburten und Sterbefälle im vrers laen Staate, 1904. Gesundheitsverhältnisse in London, 1904.

esetzgebung usw. (Deutsches Reich.) Zusatzvertrag zum Handels⸗ vertrag mit Oesterreich Ungarn. Viehseuchenübereinkommen mit Oesterreich Ungarn. Fleisch. (Preußen.) Medizinisches Studium in Münster. (Bayern.) Viehseuchen. Fleisch. (Oldenburg.) Schweinefleisch. Tierseuchen im Deutschen Reiche, 15. April. Desgl. in Bulgarien, 4. Vtierteljahr 1905. Desgl. in Aegypten. Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Preuß. Reg.⸗Bezirke Königsberg, Düsseldorf, Sigmaringen.) Vermischtes. (Deutsches Reich.) Aussatz, 19059. (Preußen.) Gewaltsam herbeigeführte Todesfälle, 1904. (Niederlande. Amsterdam.) Bevölkerungs⸗ bewegung. 1903 und 1904. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefaͤlle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Ein⸗ wohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Er⸗ krankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung.

Statistik und Volkswirtschaft.

8 Zur Arbeiterbewegung.

Die Maifeier dürfte, der „Voss. Ztg.“ zufolge, in Berlin diesmal in einem Umfange begangen werden wie selten vorher. Darauf lassen die zahlreichen Gewerkschafteversammlungen schließen, in denen ausnahmslos vollkommene Arbeitsruhe als Form der Feier erklärt wurde. Auch die Droschkenkutscher wollen am 1. ai ihre Wagen stehen lassen. Die Droschkenbesitzer haben sich bereits dahin schlüssig gemacht, in diesem Falle selbst zu 5 Auf den Bauten wird voraussichtlich die Arbeit vollständig ruhen. seinen Mitgliedern aufgegeben, dort, wo wegen der Vorherrschaft der Sozialdemokraten ein Ausschluß von der Maifeier nicht möglich ist, ebenfalls die Arbeit ruhen zu lassen. Eine zahlreich be⸗ suchte 5,⸗5 der im Zentralverbande organisierten Packfaßböttcher erlins beschloß nach demselben Blatte, in eine Lohnbewegung einzutreten. Außer einem ausführ⸗ lichen erhöhten Akkordtarif (der letzte Tarif ist im Jahre 1901 abge⸗ schlossen) wird u. a. die neunstündige tägliche Arbeitszeit sowie ein Mindestwochenlohn von 32,50 bezw. ein Mindeststundenlohn von 65 gefordert. Das Bureau wird beauftragt, die Forderungen so fort den Arbeitgebern mit dem Bemerken zu unterbreiten, daß Ant⸗ wort binnen acht Tagen erwartet werde.

Die seit Montag vor Ostern ausständige Belegschaft der Tuchfabrik Meyer in Aachen (vgl. Nr. 93 d. Bl.) hat, wie „W. T. B.“ meldet, in einer gestern abgehaltenen Versammlung mit 209 gegen 3 Stimmen beschlossen, heute früh die Arbeit wieder auf⸗ zunehmen. Weiter wurde einstimmig beschlossen, die Arbeit am Sonnabend wieder niederzulegen, wenn die Forderungen der Arbeiter nicht in der Weise erfüllt werden, wie sie vom Arbeitgeber⸗ verband in Aussicht gestellt worden sind. Wie die „Kölnische Veitung. aus Aachen meldet, teilte der Arbeitgeberverband für Textilindustrie heute morgen allen seinen 2 itgliedern drahtlich mit, daß die allgemeine Aussperrung SIsebete⸗ sei, nach⸗ dem von der Firma F. u. M. Meyer die Nachricht eingelaufen sei, daß ihre Weber die Arbeit wieder aufgenommen haben.

Die Vereinigung selbständiger Schuhmacher in Leipzig und Umgebung nahm, der „Leipz. Ztg.“ zufolge, in einer von etwa 500 ee besuchten Versammlung Stellung zum gegen⸗ wärtigen Ausstand der Schuhmachergehilfen. (Vgl. Nr. 96 d. Bk) Die Versammlung erklärte sich im allgemeinen mit einer entsprechenden Erhöhung der Lohnsätze einverstanden. Sie verurteilte aber das Vorgehen der Gehilfen, die ohne weiteres die Verhand⸗ lungen abgebrochen und die Arbeit nieder elegt hätten. Das Er⸗ gebnis der Versammlung war der Beschluß, durch die Arbeitgeber⸗ kommission neue Verhandlungen mit den Gehilfen auf Grund eines K.„ Lohntarifs zu führen und gegebenen Falls Zugeständnisse zu machen.

In Karlsruhe sind, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, die Maler, etwa 200 an der Zahl, wegen Lohnforderungen in den Ausstand getreten. 6 In Braunschweig veranstalteten gestern, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, 2000 ausgesperrte Metallarbeiter (vgl. Nr. 83 d. Bl.) Mittags einen Protestumzug über die Promenade. Dem Zuge schlossen sich Frauen und Kinder an. Auf dem kleinen Exerzierplatz traten ihnen Polizisten entgegen und lösten den Zug auf.

In der Nacht zum Mittwoch wurde, wie „W. T. B.⸗ berichtet, von etwa dreihundert streikenden Seeleuten (vgl. Nr. 97 d. Bl.), die an einer Versammlung im Sternsaal zu Altona teil⸗ genommen hatten, auf der Grenze von Hamburg und Altona am Nobistor ein Tumult durch Johlen verübt; einer der Streikenden ging in einen benachbarten Neubau, nahm dort einige Mauersteine und forderte die Menge auf, dasselbe zu tun, offenbar in der Absicht, die Schutzleute anzugreifen. Der Aufreizer wurde verhaftet. Die Menge wurde schließlich von Ham⸗ burg⸗Altonaer Polizeimannschaften auseinander getrieben. Der Mai⸗ umzug ist auch in diesem Jahre von der Hamburger Polizeibehörde genehmigt worden. 1

Der Ausstand der Textilarbeiter in Königinhof in Böhmen ist, wie „W. T. B. erfährt, beendet. (Vgl. Nr. 97 d. Bl.)

In Paris sind, nach „W. T. B.“, etwa 600 Erdarbeiter der Untergrundbahn in den Ausstand getreten. Sie verlangen eine Erhöhung ihrer Löhne.

Die ausständigen Hüttenarbeiter in eee. ver⸗ hinderten, nach einem Telegramm des „W. T. B.“ aus Lorient, gestern die Ausladung eines Transportschiffes und veranstalteten so⸗ dann unter Absingung von revolutionären Liedern eine Kund⸗ gebung, an der auch viele Frauen teilnahmen. Die Hütteningenteure und ihre Familien verlassen die Gegend. (Vgl. Nr. 95 d. .

Der Verband christlicher Bauarbeiter hat in einem Beschluß

Kunst und Wissenschaft

Nach den amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunst⸗ sammlungen sind diese im letzten Viertel des Jahres 1906 u. a. durch folgende Neuerwerbungen und Geschenke vermehrt worden:

Die Gemäldegalerie erhielt als Geschenk eines Ungenannten ein kleines Küchenstück von Willem Kalf, eines jener geistreich be⸗ handelten Interieurs, von denen nur ein Dutzend etwa bekannt sind, und die den Maler von einer etwas anderen Seite zeigen als die ge⸗ wöhnlichen Stilleben. 8

Die Sammlung der Skulpturen und Gipsabgüsse erhielt für ihre Abteilung der christlichen Epoche eine Anzahl von Geschenken; darunter eine Bronzelampe in Form eines sandalenbekleideten Fußes; eine italienische Arbeit vom Anfang des XVI. Jahrhunderts; zwei italienische Plaketten; ein rundes Madonnenrelief in Perlmutter, deutsche Arbeit vom Ende des XV. Jahrhunderts; ein Madonnen⸗ relief in bemaltem Ton mit Resten mißglückter Glasierung von Luca Della Robbia usw.

Das Kupferstichkabinett wurde u. a. durch den Ankauf von Werken Daniel Chodowieckis, Bernard und Heinrich Rodes und Joachim Martin Falbes sowie durch eine große Anzahl von Werken neuerer Künstler bereichert. 18 1“

Dem Münzkabinett hat das Königlich baslc Ministerium des Innern zwei Exemplare der von Deoreese gear eiteten Medaille auf das 75 jährige Jubiläum des belgischen Staates geschenkt, das König⸗ liche Kultusministerium 3 Obligationen des Königreichs Westfalen mit 25 zugehörigen Zinscoupons überwiesen. Weitere Geschenke verdankte die Sammlung dem Königlichen Münzkabinett zu Stuttgart (Denar des XII. Jahrhunderts aus dem Funde von Hersberg im Oberamt Oehringen) und den Herren Bankdirektor Dr. Bahrfeldt (kontermar⸗ kierte schwedisch⸗vommersche Silbermünzen), Geheimer Regierungsrat Dr. Bode (Gußmedaille auf König Sigismund I. von Polen), Amts⸗ gerichtsrat Kirsch in Düsseldorf (74 kölnische Achthellerstücke des XVII. Jahrhunderts), Bildhauer Kowarzik in Frankfurt a. M. (Plakette auf Weigert, Plakette für das Jubiläum der Kontinental⸗ gaeaktiengesellschaft iu Dessau), Kube (Sovereign Maria der Katho⸗ lischen von England und 3 rheinische Turnosgroschen), Generalkonsul Dr. Mordtmann (Kupfermünzen von Dium und Cnidus), Direktor Perrot in Tanga (deutsch⸗ostafrikanische Münzen) und Wirklicher Ge⸗ zeimer Rat Dr. Schöne Erzellenz (Plakette von Weddig zur Er⸗ öffnung des Kaiser Friedrich⸗Museums in Posen). 8

Die Vermehrung umfaßt 12 griechische, 2 römische, 9 mittel⸗ alterliche, 121 neuzeitliche Münzen, 7 Medaillen und 28 Stück Papier⸗ geld, insgesamt 179 Stück.

Die Vorderasiatische Abteilung erhielt als Geschenk von dem Dr. Grote in Kairo einen Stein mit nabatärscher Inschrift aus dem Wadi Fsrän, und von dem Direktor Wiegand, Kon⸗ stantinopel, zwei altbabylonische Tontäfelchen. 8

Erworben wurden 129 sehr gut erhaltene altbabylonische Ton⸗ tafeln der Tellohgattung, darunter 28 Doppeltafeln; ferner 8 babylo⸗ nische, assyrische und persische Siegelzylinder mit sehr fein ausge⸗ führter Gravierung, 7 Tonplomben in Kegelform mit interessanten persischen Siegelabdrücken, 6 gut erhaltene palmyrenische Tontesseren, eine schwarze Steintafel, ein Amulett darstellend, mit babylonischer Beschwörungsinschrift und eingravierter Dämonendarstellung, endlich 2 babylonische Terrakotten jüngerer Zeit, ein Musikantenpaar und eine auf dem Ruhebett liegende Frau zeigend. B 4

Unter den zahlreichen Geschenken und Käufen des Museums für Völkerkunde seien nur folgende hervorgehoben:

Den afrikanisch⸗ozeanischen Sammlungen schenkte der Professor G. Schweinfurth eine Sammlung von etwa 750 eolithischen und paläolithischen Steinwerkzeugen aus Aegypten. 8

Für die westafrikanische Sammlung wurden eine geschnitzte Schale und eine große Rassel aus Kamerun und zwei kleine Samm⸗ lungen von zusammen 22 Nummern aus dem Congogebiet angekauft. Der ostafrikanischen Sammlung schenkte der Major Johannes in Moschi eine Sammlung von etwa 150 Nummern aus verschiedenen Landschaften Deutsch⸗Ostafrikas und der von Prittwitz und Gaffron in Kilimatinde eine Sammlung von 70 Stücken aus Ugogo, Turu und Ussandaui. .

Der südafrikanischen Abteilung schenkte Herr William Busch in Kimberley vier Steine mit außerordentlich schönen und wohl er⸗ haltenen Buschmannzeichnungen.

Angekauft wurden ferner große Sammlungen von Gegenständen aus Makalanga und Neuguinea.

Zahlreiche Geschenke wurden wiederum der vorgeschichtlichen und der Sammlung für deutsche Volkskunde über⸗ wiesen.

Für die Nationalgalerie wurden angekauft: die Gemälde „Des Künstlers Zimmer in der Zimmerstraße (1847) und „Familien⸗ bild“ von Ad. von Menzel, „Im Frühling“ (Gartenszene) von A. Feuerbach, „Salome mit dem Haupte des Johannes“ von O. Müller, „Blumenstilleben“ von K. Schuch, „Vorfrühling im Wiener Wald“ von F. Waldmüller, „Madonna“ von L. Schnorr von Carolsfeld, „Partenkirchen“ von J. J. Bidermann, „Herren⸗ chiemsee“ von J. G. Steffan, „Motiv aus Pommern“ von K Bennewitz von Löfen, „Motiv aus Ungarn“ von Eug. Jettel, „Aus der goldenen Aue“ von K. Buchholz, „Im Atelier Rud. Hirths“ von Th. Alt, „Besuch“ von P. Philippi, „Regenwetter“ (Michaeliskirche in Ham⸗ burg) von Fr. Kallmorgen, „Bauernhaus in Fersch am Schwielochsee“ von K. Schuch, „Bibliothek“ (Weimar) von Fr. Werner sowie „Ver⸗ kündigung“ von J. Schnorr von Carolsfeld, die Bildwerke „Statuette G. E. Lessings“ (Bronze) von R. Siemering, „Porträt⸗ büfte der Frau Marie von Hopfen“ (Marmor) von Begas, „Knieendes Mädchen“ von der Hand eines unbekannten Künstlers aus der Schadowschen Zeit, Pelikan bei der Toilette“, „Ruhender Pelikan“, „Kondor“ und „Giraffe“ (sämtlich Bronze) von W. Zügel und „Am Quell“ (Marmor) von A. Lewin⸗Furcke.

Der in Lissabon tagende internationale medizinische Kongreß (vgl. Nr. 93 d. Bl.) erkannte, wie „W. T. B. meldet, den vom Pariser Kongreß ausgesetzten Preis von 3000 dem Geheimen Medizinalrat, Professor Ehrlich in Frankfurt a. M. für seine Arbeiten über die Leukocytose zu. In der heutigen Sitzung soll die Zuerkennung des von der Moskauer Univerfitat aus⸗

esetzten Preises von 5000 Fr. an Dr. Lanceron⸗Paris für eine Arbeiten zur Aetiologie der Malaria verkündet werden.

Der Universität Melbourne ist, wie „W. T. B.“ meldet, zur Feier ihres fünfzigjäbrigen Bestehens folgendes Telegramm zugegangen: „Die Universität Berlin sendet der Melbourner Schwester wärmsten Glückwunsch zum Jubiläum. Rektor EI1“

Wohlfahrtspflege. W“ Die Zentralstelle für Jugendfürsorge in Berlin ver⸗ anstaltet am 15. und 16. Juni eine Konferenz über die Wirksamkeit des preußischen Fürsorgeerziehungsgesetzes. Auf der Tagesordnung stehen folgende Vorträge: Ist eine Aenderung des Fürsorgeerziehungs⸗ gesetzes und der Armengesetzgebung nötig, um der Verwahrlosung unserer Jugend wirksamer entgegentreten zu können, als es bis jetzt esschieht? Ref.: Landesrat Gerhardt, Berlin. Erscheint eine enderung des Verfahrens in Fürsorgeerziehungssachen geboten? Ref.: Amtsgerichtsrat Dr. Paul Köhne, Berlin. Welche Forderungen sind an die Anstaltkerziebung und welche an die Familienerziehung zu stellen? Ref.: Direktor Pastor Plaß, Zehlendorf. Wie ist eine wirksame Aufsicht über die Anstaltserziehung zu erzielen? Ref.: Geheimer Regierungsrat, Landesrat Dr. Osius, Cassel. Die Verhandlungen finden im Landeshause der Provinz Brandenburg, Berlin W., Matthäikirchstraße 20/21, statt. Eintrittskarten zu 2 (für sämt⸗ liche Verhandlungen), zu 1 (Tageskarten) und zu 0,75 (für die einzelne Verhandlung) sowie Gutscheine für den gedruckten Verhand⸗ lungsbericht nach dem Stenogramm zu 1 sind vom 15. Mai ab durch die Geschäftestelle Berlin, Französischer Dom am Gendarmen⸗ markt, oder während der Verhandlungstage am Eingange zum Sitzungssaal zu beziehen.