1906 / 111 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 May 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Unser Sinn für „Heimatkunst“ ist gewachsen, das Fremde, Phantastische, an dem den Künstler nur der Beleuchtungseffekt reizte, läßt uns gleichgültig. Aus dem gleichen Grunde üben Künstler wie Buchholz d Bochmann eine so starke Wirkung aus. Beide erzählen von Dingen, in denen sie groß geworden sind, die sie in all ihrer ver⸗ borgenen Schönheit und tiefen Stimmungskraft kennen. Besonders Buchholz wird liebenswerter, je mehr wir ihn kennen lernen. Eine wahre Perle unter all den guten Bildern dieses Saales ist sein Dörfchen unter Gewitterhimmel mit dem in Sonnenlicht schimmerndem Kornfeld im Vordergrund. Das Auge fühlt sich immer wieder wunderbar getroffen von der Schönheit dieses einfachen Bildes.

Saal 43 enthät einige Bildnisse von Leibl und eine Skizze von Lenbach. Eine Enttäuschung bedeutet Gussow, der eine zeitlang zu den vielgenanntesten Namen gehörte. Seinen Bildnissen fehlt jene innere Beseelung, die über alle Zeit fortwirkt. Ein übertriebenes

Mienenspiel gibt ihnen heute etwas Maskenhaftes, und auch in der Farbe fehlen die zarteren Uebergänge, aus denen eine innere Harmonie entsteht. Von großer Schönheit ist das ganz einfache Porträt Gott⸗ fried Schadows von Steffeck. Es besitzt die schlichte Menschlichkeit, die immer so wohltut. Auch Plockhorst wirkt sehr sympathisch in einem Frauenbildnis. Scheurenberg ist mit einem prächtigen Bauernjungen, dessen blonder Kopf fein gegen den dunklen Hinter⸗ grund gesetzt ist, vertreten, und Souchay erinnert in seiner merk⸗ würdigen Technik an die Pointillisten, nur daß er mit dunklen, tiefen Farben arbeitet. 8 .

Von Landschaften fällt Scherres auf, über den sich das gleiche sagen läßt, wie über Douzette. Wieviel wahrer und echter wirken

diese frühen Arbeiten. Auch Eckenbrecher war früher doch frischer im Ton und reicher in der Farbe. Besonders interessant ist aber die Wandlung, die Paul Baum durchgemacht hat. Seine neoimpressionistischen Bilder sind bekannt und sind ja auch gegen⸗ wärtig in der Sezession zu sehen. Welch ein Unterschied zwischen diesen Arbeiten, die etwas kühl Verstandesmäßiges besitzen, und der lieblich innigen Frische jener alten. Man begreift nicht, daß es der gleiche Künstler ist, der sie schuf. Munthe, Stäbli, Par⸗ mentier, auch Fischer sind hier noch zu nennen.

Unter den anderen Künstlern tritt besonders glänzend Paul Meyerheim hervor, dessen Bilder von der anschaulichsten Frische sind und von überraschender Schönheit im Vortrag. Riefstahl schildert Gebirgsbauern, die sich zum Gottesdienst vor einer Kapelle versammeln. Wie die Gestalten sich gegen die gewaltigen Berge ringsum abheben, das ist mit feinster Beobachtung gegeben. Von S vIe. eine Schulstube durch die treffliche Art, in der die Lichtwirkung behandelt ist. Die helle, blasse Kühle im Zimmer, der Blick durch das Fenster in grüne Sträucher, die stark be⸗ leuchteten Gesichter, das ist alles sehr gut und fein im Ton. An diese Bllder schließt sich noch das „Begräbnis in Westfalen“ von Oehmichen an. Ein kleiner Kuhstall von Voltz und ein Pferdebild von Stef feck gehören gleichfalls zu den malerisch sehr feinen Arbeiten. Endlich muß noch ein ganz unbekannter Künstler, Michael, genannt werden. r ist mit einem koloristisch sehr interessanten Bilde, italienischem Volk, das auf den Stufen einer Kirche lagert, vertreten. Eine große Begabung für und doch harmonische Farbengebung zeichnet ihn aus. 8 E“ Verkehrsanstalten. 8

E11““ 1A1“ I ““ 8 1 Nächste Postverbindungen nach Swakopmund und 2übeSte, vsg Abgang des englischem Dampfers über Kap⸗ stadt (letzte Beförderung für diesen Dampfer am 11. Mai ab Cöln 61 Nachmittags, ab Oberhausen 7254 Nachmittags, ab Berlin Schle⸗ sischer Bahnhof 11,24 fersitefte 1) für Pakete mit Reichspost⸗ dampfer „Prinzessin“, ab Hamburg am 12. Mai Nachmittags, in Swakopmund am 5. Juni, in Lüderitzbucht am 8. Juni. Schluß in amburg am 12. Mai 11,0 Vormittags, letzte Beförderung ab Berlin hrter Bahnhof am 11. Mai 112 Abends. 2) für Brief⸗ sendungen mit Nachversand für Reichspostdampfer Fns (pgl. Nr. 1) über Antwerpen. Letzte Beförderung am 15. Mai ab Cöln 1042 Abends, ab Berlin Polsdamer Bahnhof 12,55 Mittags. Die nächste Post aus Swakopmund, Abgang am 17. April, ist zu erwarten am 16. Mai.

Der in Rom tagende Weltpostkongreß hielt gestern zwei Sitzungen ab. Der Text der Hauptkonvention wurde, „W. T. B.“ zufolge, in der von der ersten Kommission vorgelegten Fassung ge⸗ nehmigt. Es wurde festgesetzt, daß der Fhbeencn der Nachnahme auf Briefe in allen Vereinsländern tausend Francs betragen soll; den Absendern wird das Recht gegeben, solange die Sendung unterwegs ist, die Nachnahme ungültig zu machen oder zu verringern. Hhnfichälic der Haftbarkeit der Verwaltung im Falle mangelnder Erhebung der Nachnahme wurden neue Bestimmungen getroffen. Feloenden Gebieten wurde eine besondere Vertretung auf dem Kongresse zugestanden: der Gesamtheit der englischen Kolonien oder Schutzgebiete in Südafrika, der Kolonie Neuseeland, den deutschen Schutzgebieten in Afrika sowie jenen in Asien und Australien, der Ge⸗ samtheit der italienischen Kolonien, den portugiesischen Kolonien in Süd⸗ afrika und der Kolonie Algerien. Ferner wurde beschlossen, daß, um dem Absender einer Sendung die Frankierung der Antwort zu ermög⸗ lichen, besondere Antwortgutscheine zum Preise von 25 Centimes ver⸗ kauft werden sollen. Diese Gutscheine, die das internationale Bureau in Bern drucken läßt und an die Verwaltungen versendet, können dann in den Vereinsländern, die sich an dieser Einrichtung beteiligen, in Freimarken zu 25 Centimes umgetauscht werden.

Aönigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗

haus. 120. Abonnementsvorstellung. Der Waffen⸗ chmied. Komische Oper in 3 Akten von Albert rtzing. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister es eesssor Hellmesberger. Regie: Herr Oberregisseur oescher. (Georg: Herr Karl Waschmann, vom Kaiserjubiläums⸗Stadttheater in Wien, als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 127. Abonnementsvorstellung Gold⸗ sische. Lustspiel in 4 Aufzügen von Franz von Schönthan und Gustav Kadelburg. Regie: Herr Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 12 1. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Mignon. Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas. Text mit Benutzung des Wolfgang von Goetheschen Romans „Wilhelm Meisters Lehrfahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 128. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die Quitzows. Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 ½ Uhr.

Thilo von

288 Deutsches Theater. Sonnabend: Der Kauf⸗ mann von Venedig. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Der Kaufmann von Venedig. Mcontag: Kabale und Liebe.

Grobiane.

Sonnabend, Abends 8 Uhr:

Lessingtheater. Der Biberpelz.

Theater und Mufik.

Königlichen Opernhause wird morgen, Sonnabend, „Der Wassenschmied“, komische Oper in drei Akten von A. Lortzing, wiederholt. Als Georg gastiert Herr C. Waschmann vom Kaiser⸗ jubiläumstheater in Wien. Die Besetzung der übrigen Hauptrollen

ist bekannt. Schauspielhause geht morgen, Sonn⸗

Im Königlichen abend, das Lustspiel „Goldfische’ von Franz von Schoöͤnthan und Oberst von

Gustav Kadelburg in folgender Besetzung in Szene: Felsen: Herr Molenar; Erich, sein Sohn: Herr Staͤegemann; Winter: Herr Oberländer; Emmy, seine Tochter: Fräulein Eschborn; Fesehhmne von Pöchlaar: Fräulein von Mayburg; Wolf von Pöchlaar⸗Benzberg: Herr Vollmer; Mathilde von Koßwitz: Frau Butze; Hans Roland: Herr Hertzer; Stettendorf: Herr Kraußneck.

Direktor Brahm bereitet für das Lessingtheater einen Ibsen⸗ Zyklus vor, der die gesamten modernen Dichtungen Ibsens, vom „Bund der Jugend“ bis zu „Wenn wir Toten erwachen“ um⸗ fassen soll. Diese Werke, dreizehn an der Zahl, von denen fünf schon auf dem Spielplan des Lessingtheaters sich be⸗ finden, sollen im Laufe der nächsten zwei Jahre in neuen Einstudierungen vorgeführt werden, und zwar zunächst in freier, nicht historischer An⸗ ordnung, um dann von neuem als Zyklus nach der Folge ihrer Ent⸗ stehungszeit zusammengefaßt zu werden.

Die Erstaufführung von Offenbachs Operette „Orpheus in der Unterwelt“ im Neuen Theater ist von morgen auf Sonntag verschoben worden. ie für morgen, Sonnabend, gelösten Billette haben infolgedessen keine Gültigkeit und werden, soweit noch Billette für die Sonntagsvorstellung zur Verfügung stehen, an der Kasse des Neuen Theaters um etauscht, 81 Fnh wird auch der gezahlte Betrag zurückerstattet. Die Auf⸗ sa rung beginnt am Sonntag um 7 Uhr. Die beiden weiteren Auf⸗ ührungen finden am Montag und Dienstag statt.

Im Trianontheater findet morgen, Sonnabend, die 100. Auf⸗ führung des Schwanks „Loulou“ von Soulié und Gorsse, in der deutschen Bearbeitung Benno Jacobsons statt. Else von Ruttersheim und Hans Junkermann haben in sämtlichen Wiederholungen des Stücks ihre Rollen erfolgreich durchgeführt. ““

(der Konzertbericht befindet sich in der

Mannigfaltiges. Berlin, den 11. Mai 1906.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten fand zu⸗ nächst die felerli e Einführung der zu Stadtverordneten gewählten Herren Zimmerer, Fischer und Lindau statt. Der Vorsteher ver⸗ pflichtete sie in der üblichen Weise. Auf der See stand ein Antrag Antrick und Gen. (Soz.): „Die Versammlung wolle beschließen, den Magistrat zu ersuchen, die von den Antrag⸗ stellern ausgearbeiteten Bestimmungen über die Arbeits⸗ und bohnverbaltnfffe der städtischen Arbeiter Berlins in den städtischen Betrieben einzuführen. Der Entwurf umfaßt 26 Paragraphen und setzt u. a. eine achtstündige Arbeitszeit, Lohnzahlung an gesetzlichen Feiertagen, die in die Woche fallen, Aufschlag von 100 % für jede Arbeitsstunde, die an einem solchen Feiertage geleistet werden muß, usw. usw. fest. Hierzu lagen zwei Anträge auf Ueberweisung des Antrags an eine Deputation von 15 Mitgliedern vor. Der Stadtv. Reimann begründete folgenden von ihm und den Stadtvv. Dinse und Buchow unterzeichneten Antrag: „In Erwägung, daß der Antrag Antrick und Genossen in einem großen Teil seiner Para⸗ graphen Forderungen enthält, die bereits auf unseren Werken eingeführt sind, andererseits aber Forderungen, die voll⸗ ständig unausführbar erscheinen, beantragen die Unter⸗ zeichneten, die Versammlung wolle beschließen, zur Tagesordnung überzugehen.“ Nach kurzer Debatte beschloß die Versammlung mit 73 gegen 31 Stimmen den Uebergang zur motivierten Tages⸗ ordnung. Eine Vorlage, betreffend den Erlaß einer Erntbstenetorde ng nach dem gemeinen Wert und einer revidierten Umsatzsteuerordnung unter Einführung einer Wert⸗ zuwachssteuer, wurde vertagt. Mit der Annahme des zu Gunsten der städtischen Blindenanstalt bestimmten, etwa 53 000 betragenden Eugen Adersschen Nachlasses erklärte sich die Versammlung einver⸗ standen. Auf die öffentliche folgte eine geheime Sitzung.

Im Monat April d. J. wurden die Hilfsstellen des Ver⸗ bandes für erste Snnbe. zu dem der größte Teil der Berliner Sanitätswachen, die Berliner Unfallstationen vom Roten Kreuz und die Berliner Rettungsgesellschaft zusammengetreten siad, in 6456 Fällen ia Anspruch genommen. Darunter befanden sich 5666 chirurgische Fälle, 754 innere Erkrankungen und 34 geburtshilfliche

älle. Innerhalb der einzelnen Hilfsstellen wurde 6063, außerhalb

91 Personen erste Hilfe geleistet.

Der unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehende Berliner Krippenverein hielt gestern, Donners⸗ tag, im Pestalozzi⸗Fröbelhaus 62) seine diesjährige Generalversammlung ab, der u. a. auch Frau Staatsminister Studt beiwohnte. Der Vorsitzende, Geheime Oberregierungsrat Dr. Krohne entwarf zunächst ein Bild über die nunmehr 28 jährige segensreiche Tätigkeit des Vereins. Er führte dabei aus, daß nun ein langgehegter Wunsch, die Gründung eines eigenen Heims, durch hoch⸗ herzige Spenden der Verwirklichung nahegerückt sei. In diesem Heim

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die versunkene Glocke. Abends 8 Uhr: Kater Lampe. Montag, Abends 8 Uhr: Und Pippa tanzt.

Schillertheater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Millitärstaat. Lustspiel in 4 Iedcaes von Gustav von Moser und

rotha.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Macht der Finsternis. Abends 8 Uhr: Weh dem, der

lügt! Montag, Abends 8 Uhr: Weh dem, der lügt!

N. (Friedrich Wilhelmstädtisches Theater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Das Glück im Winkel. 8 in 3 Akten von Hermann Sudermann.

onntag, Nachmittags 3 Uhr: Abends 8 Uhr: Das Glück im 8

Montag, Abends 8 Uhr: Das Glück im Winkel.

Theater des Westens. (Station Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) 6. 2 stellung als Freitagsabonnement): Bei volkstümlichen Preisen: Die Fledermaus. b

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Undine. Abends 8 Uhr: Preisen: Schützenliesel. (Joseph König, als Gast.)

Montag: Bei volkstümlichen Preisen: Die vier Anfang 8 Uhr.

Komische Oper. Sonnabend: Hoffmanns Erzählungen.

Neues Thenter. Sonntag: Zum ersten Male: Orpheus in der Unterwelt. Anfang 7 Uhr.

sattel.

0. (Wallnertheater.)

Thaliatheater.

8 Uhr: Hochparterre links. in 3 Akten von J. apfenstreich.

inkel. Paul xe.

Fünfe! Sonnabend (26. Vor⸗ Anfang 8 Uhr.

Bei volkstümlichen Baron it Oskar

Die Puppe.

Sonntag ne defüttagg

ustspiel in 3 de Gorsse.

werden.

abgeblendeten B Werft.

konnte. wüsten räumt neen

die mittels e bordmannschafts

Leiche

Dilz aus

sie

der Stadt Kiel,

werden wohl no

In, ew

C

i der ein

Schleppkahn

Preußen traf

einem hiesigen

den Stryga in

eingetroffen. Wetter Athen

teilnahmen, an der griechischen

Griechenland, Wilhelm

direktor und se treffliche neue

einheimischen p auf dem Geb Smyrna

(Fortsetzung

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Sonn⸗

abend, Abends 8 Uhr: Die von Hochsattel. Sonntag und folgende Tage: Die von Hoch⸗

Residenztheater. (Direktion: Richard Alexander.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Liebeskunst. Komödie in 3 Akten von Leon Xanrof und Michel Carré.

Sonntag und folgende Tage: Liebeskunst.

(Dresdener Straße 72/73.)

Direktion: Kren und Schönfeld. Sonnabend, Abends

Schwank mit Gesang

Kren und Arthur Lippschitz,

Feegete⸗ von Alfred Schönfeld. Musik von n

Sonntag und folgende Tage: Hochparterre links. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bis früh um

ZBentraltheater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die Glocken von Corneville. 3 Akten. (Mit Mia Werber und Oskar Braun.)

3 Uhr: Der Zigeuner⸗ raun.) Abends 8 Uhr: (Mit Mia Werber und Karl Schulz.) Montag: Bruder Straubinger.

Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof

Ferebricsftraßg. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Loulon.

kten von Maurice Soulié und Henri

Deutsch von Benno Jacobsohn. Sonntag und folgende Tage: Loulou

Man mußte erst d noch mit Wasser gefüllte Innere sehen zu können. an be Stellen angebohrt, damit das Wasser abfliefen

ann Durcheinander andere Inventarien herum.

kräftiger Hammerschläge bedurfte, um sie ihr fand man die erste, und wie sich später herausstellte, die einzige im geborgenen Schackstedt Ertrunkene beim Eintritt der Katastrophe nicht mehr so viel Zeit gefunden, ) damals jedenfalls. - Volle 2 ½ Stunden wurde die Untersuchung geführt, aber allen Suchen war vergebens, Angaben von Geretteten hegen durfte, daß 7 Leichen im Wracktel lägen, ging nicht in Erfüllung. Der Oberwerftdirektor, Konteradmiral von Usedom, wohnte der Untersuchung bei. Am jenseitigen Ufer, in

und besichtigte aus der Ferne das wenig gelitten, und es dürfte, wenn das Achterschiff von „S 126“ ge⸗ hoben wird, mit ihm wieder vereint werden können. Hoffentlich geit die Bergung gut von statten. Im Achterschiff, speziell im Heizraun,

b 10. Mai. tters, das heute nachmittag über die Stadt niederging, wurde dliche Stadtteil von einem Wirbelsturm heimgesucht,

1 Neubau wurde umgeworfen.

Langfuhr, 10. Mai. (W.

sowie die Anlagen in Wei ½ F. an einem ihm zu Ehren gegebenen Festmahle im Offizierz Sasino des Leibhusarenregiments Nr. 1 teil und reiste danach

von hier wieder ab.

Paris, 10. Mai. (W. T. B.) Die Polizei hat die Spuren des russischen Anarchisten Stryga ermittelt, der i

von Below⸗Saleske, ferner der Roth, der aener des deutschen Klubs Beckmann und Vertrete

ete des weiter; an

Jeu.“

Operette in

soll eine Tag⸗ und Nachtkrippe errichtet werden, während die bereits be stehenden sechs Krippen nur für Tagespflege eingerichtet sind. Mit de neuen Krippe soll auch die Ausbildung ischulter P

Hierauf erstattete der Bankier Gräbenitz den Kass wonach die Einnahmen von 45 341 auf 37 046 zurück die Ausgaben dagegen von 40 016 auf 40 953 gestiegen 89 In den sechs Krippen wurden 786 Kinder verpflegt, die Verpflegungstage betrug 50 655. für den Vorstand vorgenommen.

Ueber die Untersuchung des gehobenen Vorderschiffg des Torpedoboots „S 126“ (vgl. Nr. 106 d. „Rh.⸗Westf. Ztg.“ aus Kiel folgendes berichtet: Der vom R sporn des Kreuzers „Undine“ glatt abgeschnittene Schiffsteil lag mit

flegerinnen verbunden enbericht

gegan en,

ahl de

Zum Schluß wurden die Wahlen

Bl.) wird der

amm.

ullaugen (Fenstern) auf der Mole der Kai 5 Bullaugen aufhauen, um in dhene Der Rumpf wurze

man in das Innere vor.

Hängematten, Kleiderkisten und Hier mußte erst gründlich aufge, So kam man a

drang lagen

damit man weiter dringen konnte.

nes Hebels verschlossene Schottür zum vorderen Bag

Auch daß &.

ch U

raum. sie war so festgeklemmt c2 e

sie zu öffnen. G

Schiffsteil,

den Torpedomatrosen Fr. bei Bernburg. Frm

Anscheinend hat der

Tür erreichte.

Zu öffnen Tote wurde us

er die gleich eingesargt.

daß Der

die

die Hoffnung, man nach de

underten zählende Menschenmenge

stand eine nach rackstück. Letzteres hat im Waseer

ch manche Leichen liegen. Vermißt werden jetzt noch N.

(W. T. B.) Während eines heftigen

Auf dem Rhein wurde en umgeschlagen.

T. B.) Prinz Heinrich von heute hier ein und besichtigte die Kaiserliche Werft chselmünde. Am Abend nahm Prim

Hotel abgestiegen und daraus am Tage desß

Explosion im Bois de Vincennes (vgl. Nr. 107 d. Bl.) ver schwunden war. Er hatte sich dort unter dem Namen Haatz, 21 Jah alt, Student, aus Minsk gebürtig, eingetragen. Zimmer Cvyankali, Knallquecksilber und den Ladestock des Revolvert

Man fand in seinen

der Tasche trug. Ein Kellner aus dem Hotel ha

Stryga in dem Leichenschauhaus wiedererkannt.

Athen, 10. Mai. (W. T. B.) Der Dampfer „Therapia des Norddeutschen Lloyd ist auf der Eröffnungsfahrtder neue deutschen Mittelmeer⸗Levante⸗Linie heute früh im Die Fahrgäste besichtigten Vormittags beim schönst

iräu

und die Akropolis. Am Nachmittag fand an Bord ei

Festmahl statt, an dem Vertreter der hiesigen deutschen Kolons

der deutsche Geschäftsträger, Legationen

ihrer Spitze :8. Generalkonsul Lüders, der Konst

egierung und der Handelswelt. Der Direktor de

Norddeutschen Lloyd von Helmoldt brachte einen Trinkspruch al die Gäste aus, in dem er die Zuversicht äußerte, die neue Linie wen

besonders Athen, zahlreiche Touristen zuführen. Da

deutsche 8“ brachte ein Hoch auf den Kahch un Papamichalopulos toastete in deutscher Sprache

der Devputiech auf den Loxn

ine Gemahlin und sprach seine Freude über die vor⸗ Dampferverbindung aus. Der Generalkonsul D

den König Georg aus,

Irmer widmete sein Glas den Damen Athens. Zwei Vertreter de

resse feierten die deutsche Nation und ihr Voranschreit andels. Am Abend fährt die „Therapia“ nae ord ist alles wohl.

8

des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Käthe Sattler mit Hrn. Amtmam Karl Bartling (Kohlo bei Jeßnitz).

Verehelicht: Hr. Pfarrer Hermann Priebe Frl. Irmgard von Versen (Kolonie Grunewald.⸗ 56 Hr. Fabricius mit Fij

eertrud Nethe (Festenberg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Gecl Grafen von Pfesl und Klein⸗Ellguth (Beeskon Hrn. Leutnant Rahn (Marienwerder, 1. Wohlau). Hrn. Alfred Frhrn. von Kanics München). Hrn. Oberleutnant Fried 888 von Türckheim zu Altdorf (Potsdam.— Hrn. Geheimen Feeee Löhlein (Berlin). brn. Direktor Oskar Lübbeke (Berlin).

eutnant Alexander Beyer (Grimma). Ei Tochter: Hrn. Eberhard Kracker von Schwo 5 feldt Hrn. Hauptmann Frhrn. Wangenheim (Glogau). 4

Gestorben: Hr. Generalleutnant z. D. Iulh von Stern (Wiesbaden). Hr. Präsident . Maginot (Strttgn Hr. Pastor en⸗ Johannes Baltzer (Eberswalde). Lhal⸗ Freifr. Löw von und zu Steinfurth, geb. Schine (Wiesbaden). Elise Baronesse von Offen (Illien, Kurl.).

Verantwortlicher Redakteur: Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (J. V.: 588n 8 98 4 Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Ver Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32 Neun Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin, Freitag, den 11. Mai

Deutsches Reich. Nachweisung

8 . 1X1“A“

der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen

Reiche für die Zeit vom 1. April 1906 bis zum Schlusse des Monats April 1906.

2., 3. 4.

Im Rechnungs⸗

Einnahme lahre 1906

in demselben Zeitraum des + mehr Vorjahres weniger.

Einnahme im Monat

Oberpostdirektions⸗ 1 April 1906

bezirke. 1

I. Im Reichspost⸗ gebiete:

1) Königsberg.

2) Gumbinnen.

3) Danzig

4) Berlin .

5) Potsdam. .

6) Frankfurt a. O. 7) Stettin. 8) Köslin

9) Posen... 10) Bromberg 11) Breslau . 12) Liegnitz 13) Oppeln. 14) Magdebur 9 e.ga. S... 16) Erfurt.

17) Kiel

18) Hannover

19) Münster.

20) Minden.

21) Dortmund

2h I. 23) a. M. 24) S 25) Aachen

26) Koblenz.

27) Düsseldorf

28) Trier.

29) Dresden.

30) Leipzig. 31) Chemnitz.

32) Karlsruhe

33) Konstanz.

34) Darmstadt... 35) Schwerin i. M. 89 Oldenburg.

14 501 7 201 14 731 183 338 6 473 9 646 15 262 3 747 12 214 7 238 27 083 12 680 15 196 20 174 11 525 18 756 19 273 16 150 7 279 12 976 30 333 14 848 38 496 30 469 12 015 13 301 92 772 3 982 30 23 216 40 173/90 26 193 36 490 11 346 ,30 19 116,10 3 701 40 10 017 70 11 564 20 25 243,10 138 440 90 23 938 90 4 604 70

1 045 720 —- ““ 103 107 30 97 01670 III. Württemberg. 29 055 90 29 663/ 20 607 30 Ueberhaupt [1230 980 90 172 395 90 58587 Berlin, im Mai 1906. 5 Hauptbuchhalterei des Reichsschatzamts. 8 Biester.

2 488 20 881 60

1 31170 31 390 40 1 270 20 344 50

3 174 70 136 60

1 129 ,30 621 40

2 088 80 2 888 80 273 80

1 176 90 1 066 50 680 60

1 886 60 2 056 30 3 650 50 942

6 552 10 2 075 80 4 495 80 1 250 60 3 782 40 2 613 10 9 345 30 445 50

1 693 90 5 446 50 1 655,10 2 639 80 365 90 2 394 60 818,40 41 80

1 475 90 3 097 60 23 965 2 597 50 1 908 10

53 097 70 6 090 60

151 948 20 7 743 50 9 991/ 10 12 088 20 3 884 20 13 344 20 7 859 40 29 172 60 15 568 90 14 922 50 21 351 50 12 591 90 19 436/ 90 21 160 50 18 206 60 10 930/ 10. 13 918 20 36 886— 16 924/70 42 992/40

29 218 9

. 8

8 232 80 15 915,— 102 117 30 4 427 80 24 910/10 45 620 9 27 848 80 39 130 20 11 712 20 21 51070 4 519 80

9 975/90 13 040/10 28 340/70 162 405 90 21 341 40 6 512 80

1 098 817 19

Braunschweig 38) Bremen.

39) Hamburg.. . 40) Straßburg i. E. 41) Mez

Summe I. II. Bayern

Aemmeeeeebbb;

Deutscher Reichstag. 8 m 10. Mai 1906, Nachmittags 1 Uhr (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

DSagesordnung: Fortsetzung der zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Ordnung des Reichs⸗ haushalts und die Tilgung der Reichsschuld, und zwar: „Besteuerung der Erbschaften“ und „Mantelgesetz“. Sctaatssekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Stengel: Mieine Herren! Ich glaube, es wird zur wünschenswerten Abkürzung der Beratungen zweiter Lesung über die Erbschaftssteuervorlage und speziell über diesen § 12 nur dienen können, wenn ich schon jetzt Ihnen namens der verbündeten Regierungen erkläre, daß sie sich zu dem vorliegenden Abänderungsantrage Albrecht und Genossen durchaus ablehnend verhalten. Das haben sie schon seiner Zeit bei der ersten Lesung zu erkennen gegeben und wiederholt bei der Kommissionsberatung. Es sind auch bei der ersten Beratung und dann in der Kom⸗ missionsberatung ganz ausführlich und zu wiederholten Malen insbesondere die Gründe dargelegt worden, weshalb die verbündeten Regierungen eine Reichserbschaftssteuer auf De⸗ szendenten und Ehegatten nicht für geeignet erachten und ibrerseits auf einen solchen Steuervorschlag nicht eingehen zu können glauben. Ich verzichte darauf, die Gründe, welche die verbündeten Regierungen sowohl bei der ersten Lesung als bei der Kommissions⸗ beratung in dieser Beziehung dargelegt haben, nun erneut auszuführen; man kann nicht immer fort und fort das wiederholen, was man bei früheren Gelegenheiten bereits erörtert hat. Ich weise nur noch hin auf die Ausführungen, die Sie gedruckt vorfinden in dem dem Plenum des Reichstags vorliegenden Kommissionsbericht. Ich habe danach meinerseits namens der verbündeten Regierungen nur zu bitten, daß Sie beschließen möchten, den Antrag Albrecht und Genossen ab⸗ zulehnen und die Kommissionsanträge zu § 12 anzunehmen. 8

Abg. von entr.): reche nicht im Namen mei politischen TISIe 2 Sehe. ne Eins aber glaube ich auch im Sinne meiner sämtlichen politischen Freunde sagen zu können, daß sie sich darin in Uebereinstimmung mit den Ausführungen des Staatssekretärs befinden, daß von einer hrn. der

Deszendenten und Ehegatten nicht weiter die Rede sein kann. Ich habe große Bedenken gegen die im § 12 vorgeschlagenen Steuersaͤtze.

Meine politischen Freunde hatten überhaupt wesentliche prin⸗ zipielle Bedenken dagegen, an eine Reichserbschaftssteuer heranzutreten, und eine Anzahl ist über diese Bedenken noch nicht hinweg⸗ ekommen. Ein Teil von ihnen hält jedenfalls die Steuersätze für zu weitgehend. Dies gilt besonders von der Be⸗ messung des Steuersatzes für die Geschwister. Ueberhaupt dürfen die Steuersätze nicht den Charakter annehmen, der sich mit dem Be⸗ griff der Vermögenseinziehung und Konfiskation deckt. Ein Teil der Steuersätze erreicht schon eine solche Vermögenseinziehung, indem er einen Steuersatz von 25 pCt. des hinterlassenen Erbteils vorsieht. Das bedeutet einen erheblichen Teil des Vermögens. Es wird dem Erben bei aller Sparsamkeit und Betriebsamkeit nicht möglich sein, diesen Verlust auf die Dauer auszugleichen, während dies bei der Bemessung des Steuersatzes innerhalb des Begriffes „Abgabe“ wohl denkbar ist. Vielleicht läßt sich zwischen der zweiten und dritten Lesung eine Einigung über die Ermäßigung dieses Satzes herbeiführen. Meine politischen Freunde halten prinzi⸗ piell dafür, daß das Vermögen der Familie als etwas Ein⸗ heitliches anzusehen ist. Der Rückfall des Erbteils der Kinder an die Eltern muß steuerfrei bleiben. Dem trägt § 12 nicht volle Rechnung, indem er einen Steuersatz von 4 p„Ct. vorschlägt. Bei den Geschwistern sollte der Beginn der Steuer nicht mit 4, sondern mit 2 pCt. einsetzen. Der zweite Punkt, der mir zu Be⸗ denken Anlaß gibt, ist, daß im Gegensatz zu der Vorlage der ver⸗ bündeten Regierungen die Steigerung der Steuer nach dem Kom⸗ missionsvorschlage 1 bei 20 000 beginnen soll und nicht erst bei 50 000 In der Kommission wollte man das Prinzip der Leistungsfähigkeit zu Grunde legen. Dann ist aber zu bedenken, daß ein Vermögen von 20 000 heutzutage, wenn man seine Rentabilität berücksichtigt, nur als ein sehr unbedeutendes Vermögen betrachtet werden kann. Sollten diese meine Bedenken Widerhall finden, so könnte man vielleicht noch im Laufe der zweiten Lesung einen ent⸗ sprechenden Antrag stellen. Was die Besteuerung der großen Ver⸗ mögen anbetrifft, so würde ich vorschlagen, statt bis 25 nur bis 20 % zu gehen. Vielleicht empfiehlt es sich, die Beschlußfassung über diesen Paragraphen so lange auszusetzen, bis es möglich ist, eine Einigung über eine einheitliche Gestaltung des Paragraphen zu finden. Sollte dies nicht möglich sein, so würde es mir und einem Teile meiner Freunde nicht möglich sein, dem Paragraphen zuzustimmen.

Abg. Westermann (nl.): Der Abg. Bernstein hat sich gestern darüber aufgehalten, daß sowohl der Regierungsvertreter wie ein Teil der Kommissionsmitglieder sich seiner Auffassung über den Charakter der Erbschaftssteuer nicht anschließen wollten. Ich meine, der Streit darüber, ob diese Steuer eine direkte oder eine in⸗ direkte sei, ist durchaus müßig. Wir haben nicht die Fasabe dieses Problem zu lösen. ie weit das Haus die weiteren Konsequenzen dieses Gesetzes im Sinne des Abg. Bernstein ziehen wird, kann er ruhig der Zet n überlassen. Man ist über diese srage ebenso geteilter Meinung wie darüber, ob die Erbschafts⸗ steuer eine populäre sei oder nicht. Daß sie in weiten Teilen der Bevölkerung nicht als populär angesehen wird, geht schon aus Petitionen hervor, die uns aus den Kreisen der ländlichen Bevölkerung und namentlich von Bauernvereinen zugegangen sind. So viel steht fest, daß der Widerstand gegen diese Steuer in den Kreisen des ländlichen Besitzes nicht von den Reichen ausgeht, sondern von den Leuten, die dem mittleren und kleineren Besitz angehören. Es ist das sehr leicht daraus erklärlich, daß diese Leute keine Ge⸗ legenheit haben, ihr Vermögen zu vermehren, sondern sich stets nur um die Erhaltung des Familienbesitzes bemühen müssen. Die von dem Abg. von e. gemachten Einwendungen können nach dieser Richtung hin durchaus berechtigt erscheinen. Wir dürfen ihnen aber doch keine Folge geben, denn es handelt sich um die Sanierung der Reichs⸗ finanzen, und die Notwendigkeit, die Vorlage anzunehmen und möglichst noch etwas mehr herauszuschlagen, liegt vor. Nach meiner Meinung wird durch die Kommissionsbeschlüsse erreicht, daß die Steuer gleichzeitig erträglicher für die davon betroffenen Kreise gestaltet wird; denn trotz der hohen Sätze, die der Abg. von Savigny angreift, ist allen berechtigten Wünschen derjenigen, die hier als Steuerobjekte angesehen werden müssen, Rechnung getragen. Die hohen Sätze treten doch erst ein, wenn Erbschaften von 1 Million und darüber in Frage kommen und gleichzeitig nur eine ganz entfernte Verwandtschaft vorliegt. Die Kommission hat sich schließlich entschlossen, die erste Gruppe mit 4 % zu besteuern und bis 150 000 keine Steigerung eintreten zu lassen. Der Antrag Albrecht will die Kinder und Gatten in die Steuerpflicht hineinziehen. Der Abg. Bernstein und seine Freunde be⸗ urteilen diese Dinge immer mit der Brille des Großstädters, sie beachten nicht den Unterschied zwischen Stadt und Land, zwischen immobilem und mobilem Besitz. Der letztere kann jeden Augenblick beliebig veräußert werden; das ist beim Grundbesitz nicht möglich. Sie beachten auch nicht den Unterschied in der Besteuerung; viele ländliche Bezirke erheben Kommunalsteuerzuschläge von 200, 300 und noch mehr Prozent. Der Hinweis auf England berücksichtigt nicht die historisch gewordenen Unterschiede. England hat außerordentlich großen alterworbenen Kapitalbesitz; Deutschland kann sich damit nicht vergleichen. Der Abg. Bernstein meinte auch, die neuere Zeit und Ent⸗ wicklung habe den Familienverband gelockert; die Vettern kennten sich schon bald gar nicht mehr. Das mag für manche städtischen Bevölkerungs⸗ kreise zutreffen, aber auf das Land trifft es nicht zu. Es wäre das, wenn der Abg. Bernstein recht hätte, ein Schaden, den die Gesetzgebung nicht zu vertiefen, sondern zu heilen hätte. In der Kommission war übrigens der sozialdemokratische Vorschlag viel radikaler ausgefallen, als er jetzt dem Plenum vorliegt. Die großen Vermögen sind ja tatsächlich im letzten Jahrhundert stark angewachsen, und es können dadurch auch Absonderlichkeiten und Nachteile entstehen. Ich verurteile die Aus⸗ wüchse des Millionärluxus ebenso wie er; aber wo entstehen diese großen Vermögen? Doch in der Hauptsache in den großen Städten. Da sollte der Abg. Bernstein mit uns darauf Bedacht nehmen, ein Gegengewicht zu schaffen, indem man die ländliche Bevölkerung zu er⸗ halten sucht, die ländlichen Gewerbe entsprechend zu stützen und zu halten sich bemüht. Ich weise den Kollegen Bernstein auf den Schriftsteller Bernstein hin, der in den Voraussetzungen des Sozialismus ausführt, daß auch die mittleren Vermögen in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen haben. Jedenfalls sei nicht von einer Verminderung dieser Schicht die Rede; es sei schlechtweg ein Mehr zu konstatieren. Die Verhältnisse liegen also doch nicht so schlimm, wie er sie geschildert hat; zur Zeit ist seine Besorgnis über die böse Nachwirkung der Ansammlungen von Riesenvermögen in wenigen Händen unbegründet. Der sozial⸗ demokratische Antrag ist ein untaugliches Mittel; wir lehnen ihn ab, weil er die ungeheuren Erträge gar nicht bringen würde, wohl aber dem Nationalvermögen großen Schaden zufügen müßte. Mit den Aenderungen der Kommission an der ursprünglichen Vorlage erklären wir uns einverstanden; ich kann nur empfehlen, die Kommissions⸗ vorschläge anzunehmen.

Der Abg. von Gerlach (fr. Volksp.) beantragt, die Debatte über § 12 mit Herjeftgen des von ihm beantragten § 61 a za verbinden, der für Nachlässe im Werte von mehr als 10 000 eine Nachlaßsteuer einführen will. Das Haus ist damit einverstanden.

Abg. Dietrich (dekons.): Ueber diesen Teil der Kommissionsarbeit

ein vortrefflicher Bericht erstattet worden. Andere Berichte fanden

ist lhtemhan Kritik, am schärfsten bei dem Abg. Gothein, der es unternahm,

die Abwesenheit jeder Kopfarbeit zu behaupten. der Kommission hat er eine Zurückweisung erfahren, aber am stärksten war es, als er hier sagte, man möge seine Kritik abfällig beurteilen, aber sachlich habe man ihn nicht widerlegt. Er ist aber in der Frage der Besteuerung der Flußschiffahrts⸗ urkunden schlagend durch den Staatssekretär widerlegt worden. (Lachen des Abg. Gothein.) Ihre Heiterkeit, Herr Gothein, ist unbegründet, um so mehr, als sie ein unberechtigtes Mißtrauen in die Fähigkeit Ihrer Freunde von der Freisinnigen Volkspartei verrät. Es heißt doch einigermaßen klein von den Fähigkeiten dieser Herren denken, wenn der Abg. Gothein Unstimmigkeit in den Vorlagen darauf zurückführt, daß er während der betreffenden Kommissionsverhandlungen in Wiesbaden zur Kur war. Man kann wohl sagen, die Abwesenheit des Abg. Gothein habe das sachliche Resultat der Kommissionsarbeit nicht beeinträchtigt, dagegen bedauere ich, daß der Abg. von Savigny der Kommission nicht beigewohnt hat. Es hat mich überrascht, von ihm zu hören, daß eine große Zahl seiner Freunde prinzipielle Bedenken gegen eine Reichserbschaftssteuer habe. Mit unseren Anträgen in der Kommission auf Herabsetzung der Steuersätze für die Geschwister und Milderung der Skalen sind wir völlig veeesarnt eblieben. Keiner der Freunde des Abg. von Savigny at dafür das Wort genommen. Ein nicht unerheblicher Teil meiner Freunde teilt die Bedenken des Abg. von Savigny und stimmt deshalb der Erbs aftssteuer in dieser Form nicht zu. Die Höhe der Steuersätze hat schließlich den Charakter der Erbschafts⸗ steuer vollkommen verwischt und geht zur Vermögenseinziehung über. Dieser Entwurf stellt nicht nur gegenüber der Erbschaftssteuergesetz⸗ gebung der deutschen Einzelstaaten, sondern auch Frankreichs und Englands in den Höchstsätzen einen europäischen Rekord auf, nirgends geht die Steuer bis zum Höchstbetrage von 25 pCt. Frankreich erhebt erst bei einem Erbanfall von 50 Millionen Frank 20 ½ pCt. In England beträgt die Steuer beim Erbanfall von 55 000 Lstr., also 1,1 Million Mark, allerhöchstens 18 pCt. Von Parteien, die es für ihre Aufgabe halten, vom Standpunkt einer gesunden Staatsentwicklung die Interessen des landwirtschaftlichen Besitzes zu schützen, wird man es verstehen, wenn sie dieser Normierung widersprechen. Für den Grundbesitz ist eine hohe Erbschafts⸗ steuer verderblicher als eine Einkommensteuer. Die Steuer wirkt als direkte Steuer und ist zudem auf niemand abwälzbar. Es ist ein nationales Unglück, durch eine so hohe Erbschaftssteuer einen Teil des Grundvermögens in Anspruch zu nehmen, denn das Grundvermögen soll nicht mobilistert oder teilweise veräußert werden. Es widerspricht einer gesunden Besteuerung des Grundbesitzes, erhebliche Teile der Substang in Angriff zu nehmen. Eine wahre auri sacra fames will die Reichsbedürfnisse decken, und dabei sind die Erwägungen der Ressorts, die eigentlich mitzuwirken haben, au In Preußen erkennt man die Gefahr der fortschreitenden erschuldung des Grundbesitzes, ich verweise nur auf die neueste Statistik darüber; um so stärker ist der Gegensatz dieses Steuervor⸗ schlags, der auf ein Anwachsen der Verschuldung hinzielt. Es dient nicht dem gesunden Zusammenwirken mit den Einzelstaaten, wenn das Reich von den ihm überlassenen indirekten Steuern abweicht. Darum erhob der Staatssekretär einen flammenden Protest gegen die Auffassung, daß die Aufsichtsratssteuer eine direkte Steuer sei. Die verbündeten Re⸗ gierungen Eeeeh auf diesem Wege einhalten. In der Begründung des Mantelgesetzes war als Voraussetzung der Erbschaftssteuer an gesehen, daß die Matrikularbeiträge gebunden würden. Die Bindung der Matrikularbeiträge wird aber versagt werden, und doch wird die Regierung an der Erbschaftssteuer festhalten. Man sieht, wie in Steuerfragen die Strömungen im Parlament stärker sind als die Macht der Regierung, denn es werden die Steuern angenommen, die von der Kommisflon vorgeschlagen sind. Die Entwicklung, daß das Reich sein gesetzgeberisches Wirken auf Gebiete ausdehnt, die den Einzelstaaten vorbehalten sind, erfüllt uns mit Sorge, und deshalb lehnen wir die Erbschaftssteuer ab. Einstimmig sind wir in der Verurteilung der Steuer für Deszendenten und Ehegattten. Ebenso einig sind wir gegen den Antrag Bernstein. Der Abg. Bernstein nennt die Vermehrung der Vermögen in Privathänden eine soziale Gefahr. Der Abg. Westermann hat bereits die Schriften des Abg. Bern⸗ stein gegen ihn selbst angeführt, und bei wissenschaftlichen Ausführungen pflegt es etwas ehrlicher zuzugehen als bei politischen Erörterungen, womit ich den klaffenden Widerspruch zwischen diesen beiden Autori⸗ täten, die ein und dieselbe Person sind, erkläre. Ich verkenne nicht die großen Gefahren des steigenden Luxus. Wir bedauern, daß selbst in den Ständen, in denen es bisher nicht üblich war, man vor dem Mammon Reverenz zu machen beginnt. Aber doch wird größtenteils Vermögen nicht durch zufälligen Zuwachs, sondern als Ergebnis der Arbeit auf vielen Gebieten des nationalen Lebens erworben. Zwar weniger in der Landwirtschaft, aber in Handel und Industrie sind steigende Kapitalien durch Intelligenz und Tatkraft geschaffen worden. In dem Buche des Abg. Bernstein ist die Statistik zitiert, wonach mit der Zunahme der größeren Vermögen auch die der mittleren und kleinen Vermögen gleichen Schritt gehalten hat. Nach der neuesten Statistik in Preußen ist die Zunahme der großen Ver⸗ mögen über 500 000 nicht nennenswert gewesen. 1905 betrug die Zahl dieser Steuerpflichtigen. nur 1,35 pCt. 1895 hatten ein Ver⸗ mögen von 20 32 000 203 835 Steuerpflichtige, 1905 239 922. Das ist eine Steigerung von 13 pCt. Von 50 100 000 hatten 1895 122 683, 1905 126 910, das ist eine Steigerung von 20 pCt. Herr Bernstein meint, an die Stelle der Personen mit großem Ver⸗ mögen treten mehr und mehr Aktiengesellschaften; daher mit einem Mal die intensive Liebe für die Aufsichtsratssteuer. Nach den Herren von der Richtung des Abg. Bernstein soll die Erbschafts⸗ steuer bis zu 50 pCt. gehen, nämlich nach dem Antrag Bernstein bis zu 48 und mit dem Antrag Gerlach zusammen bis zu 50 pCt. Das ist die Form der Enteignung, auf die uns der Abg. Bernstein gestern neugierig machte. Selbst die wissenschaftliche Be⸗ gründung der Erbschaftssteuer geht nicht so weit. Es ist nicht unverdienter Vermögenszuwachs, wenn Frauen und Kinder, die bisher mit von dem Vermögen lebten, weiter im Besitze desselben bleiben. In Frankreich und England gibt es viel mehr mittlere Kapi⸗ talisten, während bei uns das Einkommen in sehr viel höherem Prozentsatz aus wirllicher Arbeit des Familienoberhauptes fließt. Gerade im kleineren Grundbesitz, der der Linken ja so besonders Perpathisch ist, werden bei der Bewirtschaftung die Väter von den öhnen unterstützt. Da ist die Aufrechterhaltung der Landwirtschaft nur dadurch möglich, daß die Kinder mit den Eltern zusammen arbeiten. Die elsaß⸗lothringische Statistik zeigt, daß die Erbschafts⸗ steuer einschließlich der für Kinder und Ehegatten die kleineren und mittleren Vermögen mit 58 ½ pCt. belastet. Wären solche Details auch denen bekannt, die den Kommissionsberatungen ferngeblieben sind, dann würde man sich hier manche Widerlegung ersparen können. Der Abg. Bernstein sprach wieder einmal von der sozialen und wirtschaftlichen Schädlichkeit des Dank der Auf⸗ klärungsarbeit, die in den Kreisen des kleinen und mittleren Besitzes geleistet worden ist, weiß dieser, daß seine Interessen mit denen des Großgrundbesitzes identisch sind. Der Großgrundbesitz ist ihm vorbildlich für seine technische Entwicklung, und er ist auch in politischer Beziehung notwendig, wenn ich auch zugebe, daß sich im mittleren und kleineren Besic Herren genug finden, die politischer Arbeit gewachsen sind. Wir halten eine weitere Ausbildung von Steuern, die direkt das Vermögen angreifen, für gesunde Wirtschaftspolitik und für eine gesunde Pflege

Vom Vorsitzenden

keine der