1906 / 182 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Aug 1906 18:00:01 GMT) scan diff

vielfältigung der Ficus elastica zum Gegenstand, eines Kautschuk⸗ lieferers, der für die sämtlichen tropischen Kolonien Deutschlands von Bedeutung ist und jetzt besonders in Neu⸗Guinea angebaut wird. Der zweite, von Dr. Rud. Endlich in Mexiko verfaßte Aufsatz behandelt einen neuen Kautschukbaum Euphorbia elastica —, der eine nur lokale Bedeutung für einige Staaten Mexikos hat. Es handelt sich hier um einen Baum, dessen Milchsaft nur 20 % Kautschuk neben 40 % Harz enthält. Von Bedeutung für die Kautschukversorgung der Welt kann dieser in Mexiko „Palo amarillo“ genannte Baum nicht sein, da er in seinem Verbreitungsgebiet nur dünn gesät ist: auf 4—5 ha kommt nur 1 „Palo amarilloo vor. Auch müßte sich erst die Angabe be⸗ wahrheiten, daß die Erträge des Baumes genügend hoch sind, um seine Ausbeutung zu lohnen, und daß sein Kautschuk dem der Castilloa elastica ebenbürtig oder gar überlegen ist. Dr. L. Strunk, früherer Leiter der Landesversuchsanstalt in Victoria in Kamerun, hat einen Beitrag über Kakaodüngungsversuche geliefert. Die von ihm im Botanischen Garten zu Victoria angestellten Versuche ergaben, daß der Kakaobaum sich bei gegebenen Verhältnissen für Düngung sehr dankbar erweisen kann. Jede größere Pflanzung müßte solche Versuche im kleinen unternehmen, um praktisch fest⸗ zustellen, welche Düngemittel von Fall zu Fall in Frage kommen. Th. F. Koschny in San Carlos (Costarika) regt in einem „Frucht⸗ bananen und Mehlbananen oder Planten“ überschriebenen Aufsatz die Anlegung von Bananenpflanzungen in Kamerun zur Erzeugung von Fruchtbananen und zur Versorgung der Märkte von London, Paris und Hamburg mit dieser Frucht an. Die ständigen Rubriken „Koloniale Gesellschaften“, „Aus deutschen Kolonien“, „Aus fremden Produktionsgebieten“, „Vermischtes“, „Auszüge und Mitteilungen“, „Neue Literatur“ und „Marktbericht“ enthalten auch in dieser Nummer eine Fülle lesenswerten Stoffes.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Aus dem 26. Jahresbericht des Vereins für Kinder⸗ heilstätten an den deutschen Seeküsten.

Im Seehospiz „Kaiserin Friedrich“ in Norderney wurden im Jahre 1905 insgesamt 1192 Kinder, einschließlich von 41 Pensionärinnen und 1 Pensionär, verpflegt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines Pfleglings betrug 55,82 Tage im Hospiz und 51,07 Tage im Pensionat. Zur Beurteilung des Kurerfolgs kamen 1188 Kinder in Frage; von diesen wurden 822 bis zu 6 Wochen und 366 über diese Zeit hinaus behandelt und von den ersteren als geheilt 214 = 33,33 % (von den letzteren 165 = 45,08 %), als gebessert 368 = 44,78 % (104 = 28,41 %), als ungeheilt 112 = 13,62 % (27 = 7,41 %) entlassen. Es litten an Anämie im ganzen 585, an Anämie mit Nervosität 34, an Tuber⸗ kulose der Lungen, Gelenke, Knochen, Drüsen 64, an Skrofulose und Rachitis 279, an Erkrankungen der Atmungsorgane 194 Kinder. Am Schlusse des Jahres 1905 befanden sich 133 Pfleglinge in Bestand.

Während ihres Aufenthalts in der Anstalt wurden einige Pfleg⸗ linge von Scharlach, Masern oder Diphtheritis befallen. Todesfälle waren 5 zu verzeichnen, und zwar je 1 an Skrofulose, Gelenk⸗ tuberkulose, Knochentuberkulose und 2 an Lungentuberkulose. Ge⸗ wichtszunahmen wurden bei 509 Knaben bis zu 8,0 kg, bei 446 Mädchen bis zu 8,5 kg und bei 36 e. bis zu 6,5 kg festgestellt, ein Mädchen nahm 10,8 kg an Gewicht zu; das Körper⸗ gewicht blieb gleich bei 2 Knaben und 5 Mädchen und nahm ab bei 26 Knaben und 20 Mädchen. An Bädern wurden 14 608 warme und 4467 kalte verabfolgt.

Im Hospital in Wyk auf Föhr wurden im Jahre 1905 481 Kinder behandelt, und zwar 393 während 6 Wochen und 88 über diese Zeit hinaus. Von den ersteren wurden als geheilt bezw. wesent⸗ lich gebessert 189 = 48,1 % (von den letzteren 51 = 57,9 %), als gebessert 150 = 32,2 % (33 = 37,5 %), als wenig gebessert oder unverändert 54 = 13,7 % (4 = 4,5 %) entlassen. An Anämie litten 145, an Anämie und Rachitis, Nervosität oder Skrofulose 80, an Skrofulose und Rachitis 175, an Tuberkulose der Lungen, Haut, Knochen, Ge⸗ lenke 8, an Erkrankungen der Atmungsorgane 41, an Magenkatarrh 1. Eine Gewichtszunahme bis zu 7,5 kg wurde bei 457 Kindern fest⸗ estellt. Das Gewicht blieb gleich bei 8. und nahm ab bei 14 Pfleg⸗ ingen. Es wurde 6192 mal warm und 1146 mal kalt gebadet; außerdem wurden 89 Dampfbäder und 8202 Luftbäder verabfolgt.

Das Friedrich Franz⸗Hospiz in Groß⸗Müritz verpflegte während des Jahres 1905 362 Kinder. Auf jedes Kind kamen durch⸗ schnittlich 42 Verpflegungstage, und es wurden 307 Pfleglinge = 84,8 % als geheilt bezw. wesentlich gebessert, 49 = 13,5 % als gebessert, 3 = 0,83 % als ungeheilt entlassen. 4 Kinder waren als für die Hospizbehandlung ungeeignet kurze Zeit nach der Aufnahme wieder entlassen worden. An Krankheiten wurden behandelt u. a.: Anämie 143 mal, Skrofulose und Rachitis 114 mal, Atrophie und allgemeine Schwäche 45 mal, Krankheiten der Atmungsorgane 36 mal. Gewichtszunahmen bis zu 7 kg wurden bei 353 Kindern festgestellt, während eine Gewichtsabnahme nur 5 mal eintrat. Es wurden 2250 warme und 3400 kalte Bäder verabfolgt. Der Anstaltsbetrieb dauerte vom 16. Mai bis 29. September.

Im Hospit in Zoppot bei Danzig erhielten 274 Kinder ärztliche . Die Zahl der Verpflegungstage betrug 10 313, die durchschnittliche Aufenthalsdauer eines Kindes 37,6 Tage. Der längste Aufenthalt eines Pfleglings währte 112 L und der kürzeste 3 Tage. Von den Kindern litten u. a. 30 an allgemeiner Körperschwäche, 106 an Blutarmut, 53 an Skrofulose, 19 an tuberkulösen Knochen, und Gelenkentzündungen, 5 an Bronchialkatarrh. Als geheilt wurden 205 = 76 %, als bedeutend gebessert 39 = 14,4 %, als leicht gebessert 19 = 7 %, als nicht gebessert 7 = 2,6 % entlassen. Die Gewichtszunahme betrug bei 268 Kindern bis zu 7,0 kg; das Körpergewicht blieb gleich bei 3 und nahm ab bei ebenfalls 3 Pfleg⸗ lingen. Die Zahl der verabfolgten warmen Bäder betrug 1063 und die der kalten 6195. Bei 2 Pfleglingen kam Scharlach zum Aus⸗ bruch; die kranken Kinder wurden in das Stadtlazarett in Danzig übergeführt und von dort nach der Genesung in ihre Heimat entlassen.

Aegypten.

Der internationale Gesundheitsrat in Alexandrien hat die für Herkünfte aus den australischen Häfen von Perth, Fremantle und Geraldton angeordneten Quarantänemaßregeln wieder aufgehoben. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 17. März d. J. Nr. 66.)

Thegtetst.

Lessingtheater. Gastspiel des Neuen Operetten⸗ theaters aus Hamburg. Sonnabend und folgende Lage: Die lustige Witwe. Anfang 8 Uhr.

Afrikauerin.

Garten.

Schillertheater. o. (Wallnertheater.) Morwitz⸗Oper. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Rattenfänger von Hameln. Große romantische Oper in 4 Akten von Viktor *

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Zar und Zimmermann. Abends 8 Uhr: Gast⸗ spiel von Heinrich Bötel. Der Postillion von Longjumeau.

Montag, Abends 8 Uhr: Populäre Vorstellung bei halben Preisen: Der Wildschütz.

N. (Friedrich Wilhelmstädtisches Theater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Zapfenstreich. Drama in 4 Aufzügen von Franz Adam Beverlein.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Letzte Schauspiel- Sonntag vorstellung vor den Ferien. Zapfenstreich. Unsere Käte.

(Sommervpreise.)

zeit.

Abends 8 Uhr: Gastspiel der Morwitz⸗Oper. Die Im Garten täglich: Großes Militärkonzert.

Theater des Westens. (Station: Zoologischer Kantstraße 12.)

und Montag: Gastspiel des ersten italienischen Kinderopernensembles. 29.

8— 14 Jahren unter persönlicher Leitung des Herrn Professors Guerra.) Der Barbier von Sevilla. Oper in 2 Akten von G. Rossini. Anfang 8 Uhr.

Komische Oper. Sonnabend: Figaros Hoch⸗ Sonntag: Die Bohéème.

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Sonn⸗ abend, Abends 8 Uhr: Unsere Käte. Sommer⸗ preise: Parkettfauteuil 3,20 und folgende Tage,

88

5 4₰ Der internationale Gesundheitsrat in Alexandrien hat für Her⸗ künfte aus dem Hafen von Veraval (Ostindien) das Pest reglement in den ägyptischen Häfen in Kraft gesetzt.

8

Verdingungen im Auslande.

Oesterreich⸗Ungarn.

16. August 1906, 12 Uhr. Direktion der priv. ö. u. Staats⸗ Eisenbahngesellschaft in Wien: Lieferung von Leinenwaren für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 1907. nannten Direktion und beim „Reichsanzeiger“.

Aegypten.

Administration des Chemins de Fer et Télégraphes de T'Etat: 310 000 Metertonnen Welsch Kohle. 5. Oktober 1906. Lastenheft beim „Reichsanzeiger“.

8 Berkehrsanstalten.

Bau eines Verbindungskanals zwischen Marseille und der Rhone.

Es ist jetzt mit dem Bau eines Kanals begonnen worden, der Marseille mit Arles an der unteren Rhone und damit jenen großen Mittelmeerhafen mit dem Flußnetz der Provence und ganz Frank⸗ reichs verbinden wird. Von Marseille aus folgt der Kanal, dem „Globus“ zufolge, der Küste bis zur Pointe de la Lave, er durch⸗ bricht in einem 7 km langen Tunnel (Tunnel von Rove) das Hügel⸗ massiv der Nerthe, geht nach Marignane, begleitet das Südufer des Ltang de Berre über Martigues und mündet bei Port⸗de⸗Bouc in den von dort bereits nach Arles führenden Kanal, der entsprechend vertieft werden soll. Die Gesamtlänge wird 81 km, die Tiefe 3 m und die Boden⸗ breite 30 m betragen und der Kanal sich auf dem Meeresniveau halten. Von besonderem Interesse ist das Kanalstück von Marseille bis zur Pointe de la Lave. Man hat sich nämlich mit Rücksicht auf die hohen Kosten, die der Durchstich und der Grunderwerb bean⸗ spruchen würden, dazu entschlossen, den Kanal durch das Meer in einem Abstande von 150 bis 200 m von der Küste zu führen, und zwar im Schutze eines Deiches. An vier Stellen wird dieser unter⸗ brochen sein, damit ein Zugang zu den kleinen Häfen der Küste er⸗ möglicht wird. Die Durchstiche von Mourrepiane und von L'Estaque sollen 3 m tief sein und kleineren Fahrzeugen und Dampfern dienen, der von Saumaty ist 7 m und der von Pointe de la Lave 6 m tief geplant, um Seeschiffen Eingang zu gewähren. Die Länge des Dammes ist auf 6415 m berechnet worden. Der Kanalbau wird auch Hafenerweiterungen in Marseille nach sich ziehen.

Näheres bei der ge⸗ 1“ 111““

Theater und Mufik.

Theater des Westens.

„Die italienische Kinderoper, die vom 2. August ab im Theater des Westens unter Leitung des Professors Guerra gastiert, besteht aus Kindern der ärmeren Klassen. Sie werden unterrichtet, erzogen und versorgt unter der väterlichen Leitung des Professors Cavaliere E. Guerra, der ihnen auch den musikalischen Unterricht erteilt. Diese Kinder haben ein monatliches Einkommen von L. 60,— bis zu L. 300,—, je nach ihren künstlerischen Leistungen. Sie haben das Recht, die Hälfte ihrer Einkünfte ihren Familien zu schicken, der Rest wird in Sparkassenbüchern angelegt. Sie erhalten auch instrumentalen Unterricht, damit, wenn sie aus Altersgründen der Gesellschaft nicht mehr angehören können, sie sich ihren Unterhalt auf ehrliche Weise verschaffen können.“

Mit diesen Worten waren die gestern eröffneten Gastvorstellungen auf der Charlottenburger Opernbühne angekündigt worden. Trotz alledem kann man aber dieses Unternehmen weder vom künstlerischen noch vom rein menschlichen Standpunkt gutheißen. Ja, wenn die Kinder ihren Kräften entsprechende Aufgaben zu lösen hätten, möchte das noch angehen. Wie rührend klingt z. B. der Knabenchor in Kinzls „Evangelimann“! Wenn aber, wie hier, Knaben von⸗ 10 bis 12 Jahren zugemutet wird, die schwierigen und umfangreichen Partien im „Barbier von Sevilla“ durchzuführen, so wukt das auf die Dauer peinigend, und jeder wahre Kinderfreund wendet sich da schaudernd ab, zumal von irgend einer Schönheit des Gesanges nicht die Rede ist und man nur hört, wie die zarten Stimmen überanstrengt und zu Grunde gerichtet werden. Die einzige Ausnahme bildete gestern die Vertreterin der Rosine, ein Mädchen von 15 (2) Jahren, deren bereits gefestete Stimme Glanz und Wohllaut entfaltete und eine noch ent⸗ wicklungsfähige Kehlfertigkeit zeigte. Musikalische Sicherheit und jenes stark mimische Talent, das der romanischen Rasse angeboren ist, konnte man auch bei den Vertretern der anderen Rollen bewundern. Das ist das einzige, was sich zu Gunsten der Aufführung sagen läßt, die Professor Guerra vom Klavier aus mit Unterstützung einiger weniger Streich⸗ und Blasinstrumente leitete. An aufmunterndem Beifall ließen es die Zuhörer nicht fehlen.

Mannigfaltiges. 16 Berlin, den 3. August 1906.

forzheimer Gold⸗ und Silberindustrie ist auf der 3. Deutschen Kunstgewerbeausstellung zu Dresden in einer Sonderausstellung sehr reichhaltig vertreten. Einige Angaben im „Journal der Goldschmiedekunst“ geben gleichzeitig über die Bedeutung der Pforzheimer Industrie Auskunft. Sie verdankt ihre Entstehung dem badischen Fürstenhause. Die Mark⸗ räfin Karoline von Baden, die hochsinnige Gemahlin des päteren Großherzogs Karl Friedrich, berief ausländische Lehr⸗ meister zur Anleitung der Kinder des Landeswaisenhauses nach Im Jahre 1747 wurde ein Genfer Uhrmacher, namens utran, mit der Gründung der ersten Fabrik betraut. unächst sollten Uhren hergestellt werden, bald wurden auch muck⸗ gegenstände in Stahl, als Ketten, Berlocken und anderes, hinzu⸗ genommen. Autran leistete indes nicht Genügendes. An seine Stelle trat später Ador. Er war der erste Fabrikant, der Pforz⸗ eimer Schmuckwaren durch Händler auf die deutschen essen rachte, 2 sogar nach Frankreich und Rußland verkaufte. ehn Jahre später bestanden schon sieben sogenannte Bijouterie⸗ abinette von einheimischen Eigentümern. In der Folge hat die Pforzheimer Industrie wechselvolle Schicksale zu bestehen gehabt.

Entsprechend ihrem Wesen als Luxusindustrie ging es in bald kürzeren, bald längeren Zwischenpausen bald aufwärts, bald abwärts, im großen und ganzen aber vorwärts. Im Jahre 1848 betrug die Zahl der Arbeiter 1000. Im Revolutionsjahr 1848, während des italienischen Krieges 1859 und während des deutschen Krieges standen die Geschäfte monatelang still, und viele Arbeiter aus den umliegenden ländlichen Ortschaften mußten wieder zu landwirtschaftlicher Beschäftigung zurückkehren. Aber immer wieder erholte sich die Pforzheimer Industrie. Im Jahre 1858 beschäftigte sie 4000, im Jahre 1869 6000 Arbeiter. Einen mächtigen Aufschwung nahm die Pforzheimer Industrie infolge des deutsch⸗französischen Krieges. Mit wuchtigen Tatsachen wurde

Wohl eines Volkes auf das innigste mit der politischen Macht ver⸗ knüpft ist. Bis zum Jahre 1870 war Paris der unbestrittene Mittelpunkt der Bijouteriefabrikation und des Bijouteriehandels. Es versorgte einen großen Teil Europas und der überseeischen Länder mit Schmuckwaren. Da brach pötzlich der Krieg aus. In Pforzheim herrschte, trotz der festen Zuversicht auf endlichen Sie doch bei der Nähe der damaligen Grenze großer Schrecken. Alle Fabriken wurden alsbald geschlossen und dadurch die Arbeiter in schwere Sorge und Aufregung gebracht. Die bangen Tage gingen indessen rasch vorüber. Mit der Belagerung von Paris wurde die Hauptbezugsquelle der Welt für Bijouterieartikel auf Monate hinaus verstopft. Da wandten sich die fremden Einkäufer nach forzheim und wurden hier mit Staunen gewahr, daß sie schon früher forzheimer Waren in Paris von Pariser Kommissionären zu be⸗ deutend höheren Preisen 1e-. hatten; sie hatten eine billige Bezugs⸗ uelle entdeckt. Der Uebergabe von Paris folgte der Kommuneauf⸗ stund⸗ durch den der Pariser Schmuckindustrie neue schwere Schläge versetzt wurden und Pforzheim erst recht in die Höhe kam. Nach dem siegreichen Krieg kamen einige Jahre der höchsten Blüte. Mit der Gewinnung Nordamerikas hHatie die Pforzheimer Industrie ihren auptschritt zur Eroberung des Weltmarktes getan. Die Arbeiterzahl tieg auf über 7000 in 425 Betrieben. Diese Zahl ist seitdem noch bedeutend gewachsen. Heute beschäftigt die Pforzheimer Gold⸗ und Silberwarenindustrie in mehr als 1000 Betrieben etwa 25 000 Arbeiter mit einem jährlichen Umsatz von mehr als 125 Millionen Mark. An Löhnen wurden 1905 etwa 21 Millionen Mark ausgezahlt. Etwa 15 000 Arbeiter kommen Morgens meist mit der Bahn zur Arbeit nach Pforzheim und 885 Abends wieder heim. Mehr als 50 badische und 70 württem⸗ ergische Städte und Dörfer hängen mit ihrem Erwerb mit der Stadt Pforzheim ee Die Stadt selbst zählt 60 000 Einwohner. An der Dresdner Ausstellung sind 38 der hervorragendsten Pforzheimer Firmen beteiligt. Man erhält dadurch ein gutes Bild von Pforzheims Leistungs⸗ fähigkeit. 19 Firmen haben Gegenstände in Gold, 8 solche in Silber und Stahl, 11 solche in Doublé ausgestellt, und zwar nicht besondere Ausstellungsstücke, sondern die Ware, die foftgesett angefertigt wird. Man sieht also nicht, was die Industrie leisten könnte, sondern was sie tatsächlich leistet. Die Ware bildet den Kern der Ausstellung, doch sieht man auch Juwelenschmuck vornehmer Art und Stücke nach modernen Künstlerentwürfen. Die Seele der Aus⸗ stellung ist der Pforzheimer Kunstgewerbeverein, der 1877 gegründet wurde, der jetzt 2000 Mitglieder zählt und sich um die heimische In⸗ dustrie die größten Verdienste erworben hat.

8

Kiel, 2. August. (W. T. B.) Auf der hiesigen Germania⸗ Werft wurde heute früh das für die Kaiserliche Marine erbaute Unterseeboot zu Wasser gebracht. Der weitere Ausbau des Bootes erfordert etwa 5 Wochen, sodaß Mitte September mit den Probefohrten begonnen werden kann. Portgeseht laufen aus allen Teilen der Provinz Schleswig⸗Holstein Meldungen über Blitz⸗ und Hagelschäden während der gestrigen schweren Gewitter ein. Im Kreise Apenrade wurden zahlreiche Gebäude eingeäschert; desgleichen in der Umgebung von Segeberg, wo auch mehrere Personen vom Blitz erschlagen wurden. In Flensburg wurden ein Bauunternehmer und sein Gehilfe vom Blitz getroffen und getötet.

Grenoble, 2. August. (W. T. B.) Zwei deutsche Studenten namens Stezemen und Ulrich, gingen gestern abend von hier fort, um den Casque de 6ron zu ersteigen. Stezemen kehrte heute allein zurück und kann über den Verbleib seines Kameraden nichts angeben. Da man annimmt, daß IöIö ist, sind drei Hilfszüge aufgebrochen, um ihn aufzusuchen.

Mailand, 3. August. (W. T. B.) Heute früh kurz vor 4 Uhr brach in der Ausstellung, wie es scheint, in der EA ev Sektion der Abteilung für dekorative Kunst, Feuer aus, das schnell auf die anderen im Park gelegenen Sektionen dieser Abteilung übergriff. Die englische, schweizerische, japanische und niederländische Sektion sowie die deutschen das Post⸗ museum und die Fischereiausstellung sind unversehrt geblieben. Die Anstrengungen der Feuerwehr richteten sich darauf, zu verhindern, daß das Feuer auf die Abteilung für Gold⸗ schmiedekunst und auf die Ausstellung für schöne Künste übergriff, welch letztere schwer bedroht war. Der Brand konnte lokalisiert und auch einiges aus der ungarischen Sektion gerettet werden. Carabinieri und Polizisten hatten in der Befürchtung, die Feuersbrunst könnte auf die Ausstellung für schöne

geschleppt. Einige Feuerwehrleute wurden leicht verletzt.

Fer n, 2. August. (W. T. B.) Ein heftiges Unwetter,

verbunden mit Gewitter, ist gestern nachmittag und während der ver⸗ gangenen Nacht über den größten Teil von Dänemark nieder⸗ gegangen. Das Unwetter hat bedeutende Verheerungen angerichtet. Acht Menschen wurden vom Blitz getötet und 80 Bauern⸗ höfe und Häuser durch Blitzschlag eingeäschert.

Nanon. Operette in 3 Akten.

Sonnabend, Sonntag

Kinder i (Kinder im Alter von Anfang 8 Uhe.

Bentraltheuter. Sonnabend, Abends 8 Uhr;

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Der Zigeunerbaron. Abends 8 Uhr: Nanon.

Trianonth euter (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstraße). Sonnabend: Die herbe Frucht.

Sonntag und folgende Tage: Die herbe Frucht.

Geboren: Ein Sohn: rn. Wilhelm vo Bandemer (Weitenhagen). 2 8.

Gestorben: Hr. Generalleutnant z. D. Reinier von Ende (München). Hugo Graf von Wengersky Frbr. von Ungerschütz (Sebes bei Eperjes in

9. Hr. Amtsrat Richard von Schweinichen Hirschberg). Hr. Conrad von Kunowski Charlottenburg). Kammerherrn, Dr. phil. oachim Grafen v. Pfeil und Klein⸗Ellguth Sohn Toni (Schloß Friedersdorf am Queis).

1.“

Dehli mit (Breslau).

a. d. Saale). F

Abends 8 Uhr:

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Hedwig Felber mit Hrn. Eberhard

von Richter (Bentschen und Weißenfels —Rittergut rl. Maria von Sauerma rn. Regierungsrat Lazar Eugen von Lippa

Verehelicht: Hr. Leutnant Ernst Graf Strachwitz von Groß⸗Zauche und Camminetz mit Alexandra Gräfin von Francken⸗Sierstorpff (Endersdorf).

Verantwortlicher Redakteur: Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

hier die alte Lehre bewahrheitet, daß das materielle und kulturelle

August

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

Zusammengestellt im Kalserlichen Statistischen Amt.

gering

gut

mittel b Verkaufte

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

Menge

niedrigster

höchster

niedrigster

niedrigster höchster

Doppelzentner 6

Verkaufs⸗

preis

für 1 Doppel⸗ zentner

Durchschnitts⸗

Am vorigen Markttage

Durch⸗ schnitts⸗ preis

dem

Außerdem wurden am Markttage . nach überschläglicher Schätzung verkauft Doppelzentne (Preis unbekannt)

Künste überspringen, die darin ausgestellten Gemälde in die Alleen

Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich) in Berlin.

Goldapg.. Landsberg a.

Ostrowo i. P. Breslau.. Striegau 5 i. atibor . Göttingen

56 22424 247 2 2

Goldapg. .

Kottbus

Ostrowo i. P Wongrowitz. Breslau.. Striegau.

Ratibor.. Göttingen. Geldern. . öö. Döbeln .. Rastatt..

5562

Goldapg. .

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strowo i. P Wongrowitz. Breslau.

Striegau.. Ratibor . . Göttingen. Rastatt..

Z——

80

Goldap

ottbus. .

Breslau.. Striegau.

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Döbeln

Bemerkungen.

Frankfurt a. O

Hirschberg i. S

Schl.

Neubrandenbur Friedland Mecklbg. Chateau⸗Salins.

chl.

Landsberg a. W. . Frankfurt a. O

Landsberg a. W 85g a. O

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Neubrandenburg Chateau⸗Salins

Landsberg a. W. Fr. a. O.

Ostrowo i. P.

Chäteau⸗Salins 8 8 Die verkaufte Menge Ein liegender Strich (—) in den Spalten

alter Weizen neuer

8 . alter Roggen ivwimmg .

. . alter Roggen

neuer

3 Braugerste

*

15,00

17,10 16,50 15,50 16,80 16,80 17,

17,50 16 50

19,20

12,50

13,10 13,00 13,40 14,00 14,50

15,50

14 00

14,60 14,60 16,10 16,30 16,80 16,60

16,50

wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende

15,00

17,20 16,90 16,70 17,00 17,00 17,00

17,80 16,50

19,20

eizeu. 88 9 16,50 18s 16,40 16,00 17,50 17,50 17,20 18 00 18,40 18,00 17,50 18,10 18,10 17,30

16,40 16,00 17,60 18,30 17,60 18,20 18 50 18,00 17,50 18,30 18,10 17,65

17,40 17,40 17,10 17,80 17,60 17,60 17,20 18,10 17,10 16,80 17,00 18,40 18,80

Kernen (enthülster Spelz, Dinkel, Fesen). 20,50] 20,80 0 21,00 / 21,00 !

8—

17,30 17,00 16,80 17,40 17,50 17,60 17,20 17,80 17,10

13,50 14,20 14,50 14,70 13,50 13,60 14,00 14,80 15,30 13.80 16,60 16,10 16,30 15,70 15,50

16,50 14,40 1420

13,00 14,00

13,40 13,50 13,90 14,60 15,10

15,50 16,10 15,30 14,70 15,30 16 50 16,40

13,00 14,00

13,30 13,40 13,70 14,40 15,00

15,50 15 80 15,30 14,70 15,00 16,50 16,40

15,00 15,40

Gerste. 13,50 14,00 15,00 14,00 13,60

14,60 13,10 14,80

15,90

13,50

13,20 13,10 14,50 13,00 14,50 14,00 14 80 16,25 13,40 17,00

12,80 13,10 14,00 12,60 14,30 13,00 14,80 16,25 13,00 16,50

14,60

15,80 15,00 16,40 17.20 17,40 18,00 16,00 17,40 17,50 16,30 15,20

14,60

15,80 15,00 16,30 16,80 17,20 17,00 16,00 17,40 17,00 16,30 15,00

14,00

14.60 14,60 16,20 16,70 17,00 16,80

17,00

88 16,50 16,50

Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.)

k abgerundet mitgeteilt. Der Durchschnittspreis wir in den letzten sechs S

d aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. palten, daß entsprechender Bericht fehlt

FSPFOOandel und Gewerbe. ö Zum Außenhandel des deutschen Schutzgebiets Kamerun

(Küste) im Jahre 1905.

del des Schutzgebiets Kamerun (Küstengrenze) hat 8 folgendermaßen entwickelt: 8

Ausfuhr Gesamthandel 16 565 269

16 770 341 22 324 090.

Hiernach ist im Jahre 1905 eine sehr erfreuliche Zunahme ein

sich in den letzten

1“] 8*

9 425 813 9 167 673 13 281 322

111““”“

getreten, diese beträgt: bei der Einfuhr.

Ausfuhr.

bbeim

Gesamthandel

Wie der Gesamthandel so

aller einzelnen Grenzbezirke weder b

nirgends eingetreten, einzelnen zeigt d

Dualabezirk. Victoriabezirk. Kribibezirk..

. 4 085 167 .2 453 660 . 2 628 846

bedeutend gehoben; ei der Einfuhr noch bei der Ausfuhr. Im Handel der Grenzbezirke folgendes Bild:

1) Einfuhr.

7 139 456 7 602 668 9 042 774

8 85

8

. 4 113 649 oder 45 v. H.

.1 440 106 . 5 553 755

1b 5 33

hat sich auch die Handelsbewegung

1905

1904

5 667 498 2 833 973 4 829 851

ein Rückgang ist

1905 mehr 1 532 331 380 313 2 201 005.

29) Ausfuhr. 1904

2 469 987

1905 1905 mehr 3 197 001

1 306 594 1 636 978

3 826 087 4 208 795

ür den Dualabezirk ergeben, daß die Störung, die im Sbn. Ze g6n 8 Handel des Bezirks eintrat, nur vorübergehender Natur war. In der Ausfuhr ist 1905 die Ziffer des Jahres 1903 (3 514 000 ℳ) allerdings noch nicht wieder erreicht worden; die Ein⸗ fuhr des Jahres 1905 dagegen übertrifft befenige des Jahres 19⁰³ (5014 000 ℳ) erheblich. Im Kribibezirk ist die Entwicklung im Jahre 1905 ungleichmäßig verlaufen. Während der ersten Quartale hatten sowohl Einfuhr als Ausfuhr außerordentlich zuge⸗ nommen; in der zweiten Hälfte des Jahres wurde dann aber der Fortschritt durch die unruhigen Verhältnisse im Bezirk gehemmt, 2⸗ es mit sich brachten, daß die Zufuhr von Landesprodukten nach der Küste, namentlich an Kautschuk, hinter der Zufuhr während der ersten Quartale zurückblieb. Wesentlich diesem Umstande ist es zuzuschreiben, daß der so sehr großen Steigerung der Einfuhr im Kribibezirk keine entsprechende Zunahme bei der Ausfuhr gegenübersteht.

Was den Verkehr mit den einzelnen Herkunfts⸗ und Bestimmungs⸗ ländern betrifft, so sind wesentliche Verschiebungen gegenüber dem Vorjahre nicht eingetreten. Bei der Einfuhr stellte sich in Pro⸗ zenten berechnet der Anteiilkl 1e. v

Dualabezirk. ““ Victoriabezirk. ö Kribibezirk ... ““

8x Deutschlands auf. . 73,43 1 Englands auf . . . 23,36 22,94

8

und bei der Ausfuhr der Anteil:

Deutschlands auf. Englands auf. Am Gesamthandel waren beteili

Deutschland mit... ..

England mit

die afrikanischen Nachbargebiete

Amerika..

die übrigen Länder Die Betrachtung der Statistik i gattungen zeigt ebenfalls 8 8 g Frafube 8 eil sehr erhebliche es namentlich, daß die Einfuh Geweben aller Art, Leibwäsche,

den erfreulichen F st fast bei allen Warenpositionen unahme zu verzeichnen. Von r bei Warengattungen, wie

Kleidern

es deutet dies auf eine vermehrte Kaufkraft de

inen für industrielle Betriebe, g Erdöl im Dualabezirk in Verbindung steht. ist für alle wichtigeren L. für Kautschuk, Elfenbein, auch für Palmkerne, währen dessen nur dem Werte, nicht

Kleinigkeit zurückgegangen ist.

andesprodukte ein Kakao, Bau⸗ un

der Menge nach (Deutsches Kolonialblatt )

90

83,45 16,36

gt im Jahre

17,55.

1905: IEöö’

1161“ 0,48.

n bezug auf die einzelnen Waren ortschritt des Schutzgebiets. eine zum Bedeutung ist Tabak, en ist on üeühc ie stark vermehrte Einfuhr von Metallwaren und Ma⸗ I die mit den Versuchen zur Ers fi⸗eahe r

usw. sehr stark gestie

Bei der e zu verzeichnen, d

utzholz, Kolanüsse und

d allein die Ausfuhr von Palmöl in⸗ weiter um eine