S. M. S. „Falke“ ist am 6. Oktober in Coronel (Chile) eingetroffen und geht heute von dort nach Talkahuano Chile) in See. (Chil ig SE. „Luchs“ ist am 6. Oktober in Nanking eingetroffen und vorgestern von dort nach Kiukiang abgegangen.
S. M. S. „Tiger“ ist vorgestern in Nagasaki eingetroffen und geht am 12. Oktober von dort nach Kobe in See.
S. M. S. „Bussard“ ist gestern von Kilwa nach Mikindani in See gegangen. v“
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird eine Zusammenstellung der Berichte von deutschen Fruchtmärkten für den Monat September 1906 veröffentlicht. 8
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Marienburg, 9. Oktober. Seine Majestät der Kaiser traf „W. T. B.“ zufolge gestern nachmittag von Cadinen hier ein und wurde an der Haltestelle der Nogatbrücke von dem Landrat Freiherrn Senfft von Pilsach und dem Kommandeur des Deutsch Ordens⸗Infanterieregiments Nr. 152, Obersten Freiherrn von Normann, empfangen. Nach Be⸗ sichtigung des Schlosses unter Führung des Geheimen Baurats Dr. Steinbrecht fuhr Seine Majestät nach Langfuhr weiter, wo Allerhöchstderselbe gegen abend eintraf und im Kasino des 1. Leibhusarenregiments Nr. 1 das Souper einnahm. Gegen 10 ½ Uhr erfolgte die Abfahrt nach Werbellinsee. 8
Deutsche Kolonien. ““
Aus Deutsch⸗Südwestafrika wird „W. T. B.“ zu⸗
olge amtlich berichtet:
gDi 8 den Karasbergen geflüchteten Hottentottenbanden er⸗ hielten Verstärkung durch Zuzug der nach dem Oranje zurückgewichenen Teile sowie durch Anschluß ehemaliger Morengaleute. Sie versuchten wiederholt, durch Angriffe auf Viehwachen und Transportbedeckungen sich in Besitz von Lebensmitteln und Munition zu setzen. Sie griffen an: am 24. September bei Kiriis (West) an der Pad Keetmanshoop⸗ Hasuur, am 25. September bei Kalkfontein nordöstlich von Warmbad, am 30. September bei Hanapan südlich von Hasuur, am 1. Oktober bei Dassiefontein am Westrand der großen Karasberge und am 4. Oktober nördlich von Keetmanshoop. Nur wenige Tiere fielen in Feindeshand, die Angriffe wurden überall abgeschlagen und die Verfolgung aufgenommen. Als besonders rühmlich erwähnt der Oberst Deimling die Verteidigung eines Karrentransports bei Dassie⸗ fontein durch 20 Mann der Bedeckung gegen einen weit überlegenen Gegner. Es fielen in diesen Gefechten im ganzen 13 Reiter, 1 Farmer und 4 Buren. 9 Reiter wurden schwer, 2 leicht verwundet.
Bei der allgemeinen Streife gegen die noch immer im Damara⸗ lande vereinzelt umberziehenden, gelegentlich Vieh stehlenden Herero⸗ trupps fand ein Zusammenstoß einer Patrouille bei Hatsamas mit einer stärkeren Bande stott, die 20 Tote zurückließ. 1
Der Oberst von Deimling ist mit seinem Stabe wieder in Keetmanshoop eingetroffen.
Ein weiteres Telegramm aus Windhuk meldet:
Reiter Heinrich Schmöller, geboren am 3. 10. 1881 zu Erlau⸗ zwiesel, früber im Königlich bayerischen 2. Infanterieregiment, ist am 26. September bei Rolechab — große Karasberge — gefallen (Herzschuß), Gefreiter Karl Matscholl, geboren am 28. 1. 1881 zu Marienwerder, früher im Füsilierregiment Nr. 34, am 29. September beim Baden im Oranjefluß bei Violsdrift ertrunken.
Ueber eine in den Monaten Mai und Juni 1906 nach dem Norden des Schutzgebiets Deutsch⸗Südwest⸗ afrika unternommene Dienstreise berichtet der Kaiserliche Gouverneur in Windhuk, wie wir dem „Deutschen Kolonial⸗ blatt“ entnehmen, folgendes:
Am 21. Mai d. J. habe ich eine mehrwöchige Dienstreise nach dem Norden des Schutzgebiets angetreten, um mich persönlich zu
überzeugen, inwieweit die Ruhe in den nördlichen Gebieten wiederhergestellt ist, und um mir an Ort und Stelle ein enaues Urteil über die Besiedlungsfähigkeit des Landes, die vor⸗ handenen Wasserstellen und die Möglichkeit, weitere Wasserstellen zu erschließen, bilden zu können. Zu diesem Zweck begleiteten mich unter anderen der landwirtschaftliche Referent Amtsrichter Dr. Hintrager, der Landrat von Uslar und der Hauptmann Franke sowie der Ober⸗ landmesser Görgens während der ganzen Reise oder auf einzelnen Ab⸗ schnitten derselben. 1 Das erste Ziel der Reise war die neuerdings ins Leben gerufene leinsiedlung Osona. Auf der Eisenbahnfahrt dorthin wurde an ver⸗ chiedensten Punkten Halt gemacht und in unmittelbarster Nähe der ahn von Landrat von Uslar Wasser an den Bahnstationen Brakwater, Otzjihavera, Teufelsbach und zwischen Teufelsbach und Osona in einer iefe von durchschnittlich 20 bis 25 m festgestellt. Wie bei verschiedenen tellen in der nächsten Umgebung von Windhuk, war auch an dem letzt⸗ enannten Platze früher eine Bohrung bis zu großer Tiefe vorgenommen, hne auf Wasser zu stoßen, während die von Herrn vonnslar festgestellte Wasserader in unmittelbarer Nähe des Bohrloches läuft. Wie an nderen Stellen, machte ich auch hier die Bemerkung, daß die Ver⸗ nlassung zur Senkung des Bohrlochs charakteristische sogenannte Wassersträuche — hier eine Reihe in der Richtung der Ader sich hinziehende Büsche von „wildem Spargel“ — gewesen waren. rregeleitet war der Wassersucher dadurch, daß er offenbar in un⸗ ittelbarer Nähe des Standortes dieser Büsche die Mitte der der vermutet hatte, während solche Bäume und Büsche, eren Vorhandensein auf Wasser schließen läßt, meistens am Rande oder außerhalb in unmittelbarer Nähe solcher Wasseradern tehen. Nach der von Herrn von Uslar vertretenen Meinung wird sogar die Mitte des Laufes einer Wasserader sehr häufig durch abge⸗ storbene kahle Bäume bezeichnet, die, sobald die Wurzeln die Wasser⸗ ähe erreichen, eingehen. Verschiedene Beobachtungen im Gelände assen auf die Richtigkeit dieser Theorie schließen. Auch auf den wischen den genannten Bahnstationen gelegenen Farmen bezeichnete err von Uslar verschiedene Stellen, wo Wasser zu erschließen sei.
In Osona, wo zunächst 33 Heimstätten zu 8 bis 10 ha vermessen worden sind, und ein Weidegebiet von 30 000 ha mit verschiedenen offenen Wasserstellen für die Kleinsiedler reserviert worden ist, fand ich
ie dortigen Ansiedler, deren Zahl mittlerweile auf 11 gewachsen ist, eißig an der Arbeit beim Brunnenmachen, beim Bau von Stein⸗ haͤusern und bei Urbarmachung und Vorbereitung des Landes für die kommende Saatzeit. Das Wasser, welches unterirdisch in dem zur Zeit trockenen Flußbette des das Gebiet durchschneidenden Swakop⸗ und Okahandjaflusses fließt, ist auf 2 bis 4 m reichlich vorhanden und wird durch eingesetzte Saug⸗ und Druckpumpen oder durch Bagger⸗ umpen mit Göpelwerk gehoben. Es ist eine eigenartige Er⸗ scheinung, daß sich in Osona bisher fast durchweg Deutsche nieder⸗ elassen haben, welche schon früher mehr oder weniger lange in Britisch⸗Südafrika ansässig gewesen sind. Das unbedingte Vertrauen, welches sie dem Kleinsiedlungsunternehmen entgegenbringen, ist für mich der beste Beweis dafür, daß dasselbe durchaus nicht als so aussichtlos ngesehen werden kann, wie die Gegner der Kleinsiedlung be⸗ haupten. Diese führen unter anderm an, daß es nach einer Reihe abnorm schlechter Regenjahre vorkommen könnte, daß das Flußwasser versiegt und daß damit den Ansiedlern dann die Möglichkeit ge⸗ nommen wäre, ihr Land zu bewässern. Um diesen Behauptungen zu begegnen und die Existenz der Kleinsiedlung auch unabhängig von dem lußwasser sicherzustellen, hat Landrat von Uslar den von Ansiedlern besetzten Teil des Osonagebiets auf Quellwasser untersucht und solches an secben Stellen in anscheinend reichlicher Menge festgestellt. An⸗ führ öchte ich noch, daß einer der Ansiedler, ein Deutscher, d
früher schon im Schutzgebiete gewesen war, dann mehrere Jahre in der Kapkolonie und später in Argentinien wohnhaft gewesen war, eine Rückkehr hierher auf meine Frage damit begründete, daß er die Ueber⸗ zeugung gewonnen habe, daß die Bedingungen zum Fortkommen hier am besten seien und er nun hier dauernd zu bleiben gedenke. Mit der Kleinsiedlung wird eine Forststation verbunden, welche den doppelten Zweck hat, den schönen dichten Waldbestand zwischen Okahandja und Osona zu erhalten und regelrecht zu durch⸗ forsten sowie Gebiete, die sich für Kleinsiedlung weniger eignen, mit deutschen und australischen Holzarten aufzuforsten. Aus dem Forst⸗ arten und der mit demselben verbundenen Obstbaumschule sollen den nsiedlern zu billigen Preisen junge Bäume abgegeben werden. Außer Obst beabsichtigen die Ansiedler alle Arten der heimischen Gemüse, Kartoffeln, Mais und Luzerne anzubauen und Wein zu pflanzen, wofür die Bedingungen sehr günstige sind. Die Meinung, daß sie für ihre Produkte nicht den nötigen Absatz finden, wie von ängstlichen Leuten befürchtet wird, scheint mir nicht begründet zu sein, sobald nur die Regierung mit Ernst daran geht, ihre Angestellten, die Truppe und die in ihrem Dienst befindlichen Einge⸗ borenen nach Möglichkeit aus Landesprodukten zu verpflegen. Bisher war dies in größerem Umfange nicht möglich, weil sich fast alle nur auf die Viehzucht legten, und weil die mangelhaften Verkehrsmittel einem Absatz außer in der unmittelbarsten Nachbarschaft der An⸗ siedlungen entgegenstanden. Es kann nur als eine Anomalie bezeichnet werden, daß wir für Tausende von Weißen und Eingeborenen die esamte Verpflegung über See einführen, während ein nicht geringer Prozentsatz im Lande beschafft werden kann. Auch im Interesse der Hebung der Verteidigungsfähigkeit des Landes muß eine vermehrte Anpflanzung von Korn, Mais, Gemüsen und Früchten unbedingt angestrebt werden. Für die Auffassung, welche aus Südafrika ein⸗ gewanderte Ansiedler über den Wert von Osona haben, spricht auch noch ein in den „Windhuker Nachrichten“ vom 12. Juli d. J. ab⸗ gedruckter Brief eines Deutschen aus der sogenannten Kapplakte, welcher sich als erster in Osona niedergelassen hat und mir schon seit Jahren aus meiner Kapstädter Zeit als ein besonders tüchtiger und zuverlässiger deutscher Pionier bekannt ist.
Nachdem auf der Weiterfahrt der Landrat von Uslar auf einer an der Bahn gelegenen Farm Wasser bezeichnet hatte, wurde der musterhaft gehaltene Pferdeposten der Schutztruppe in Okawayo, auf dem gerade mehrere hundert ostpreußische Pferde angekommen waren, und das Bakteriologische Institut in Friedrichsfelde einer Besichtigung unter⸗ zogen. Auf letzterem Platze waren zwei Regierungstierärzte mit der Lungenseucheimpfung der vom Gouvernement zwecks Abgabe an Farmer eingeführten Kühe und Färsen beschäftigt. Um das sehr gute Weidegebiet besser ausnutzen zu können, wird zur Zeit sowohl in Okawayo wie in Friedrichsfelde an den vom Landrat von Uslar be⸗ zeichneten Stellen auf Wasser gebohrt. In Karibib waren gerade die vom Hauptmann Franke in meinem Auftrage bei der 88 Mal⸗ komeß in Eastlondon bestellten amerikanischen Freifallbohrer nebst Windmotoren, begleitet von zwei ausgebildeten Bohrmeistern, ein⸗ getroffen. Da der Ort Karibib, der als Zentrale für die Bohrungen im Norden in Aussicht genommen ist, unter Wassermangel litt, ordnete ich an, daß die Bohrmaschinen sofort an zwei von Herrn Landrat von Uslar bezeichneten Stellen in Tätigkeit traten. Die dort vorgenommenen Bohrungen haben inzwischen die Uslarschen Angaben in glänzendster Weise bestätigt. Der eine Brunnen, über welchem ein Windmotor zur Aufstellung gelangt ist, zeigt bei 28 m Tiefe einen Wasserstand von 16 m und gibt stündlich 2 ¼ chm Wasser, ohne daß eine Ab⸗ nahme bemerkbar ist. Der andere Brunnen hat bei einer Tiefe von 23 m einen Wasserstand von 9 m und gibt bisher stündlich etwa 500 1 Wasser, soll aber noch vertieft und ergiebiger gemacht werden. Da außerdem die Bahn ihre eigenen Brunnen mit reichlichem Wasser hat, ist die Wasserfrage für Karibib als gelöst zu betrachten. Der baldigen Wiederaufnahme des Schulunter⸗ richts daselbst, der infolge der Kriegswirren hatte eingestellt werden müssen, wird in Karibib mit Ungeduld entgegengesehen. Die erforder⸗ lichen Anordnungen sind getroffen worden.
Von Omaruru, welches in drei Stunden mit der Otavibahn von Karibib aus erreicht wurde, habe ich den besten Eindruck gewonnen. Der Ort, welcher mir von früher her als Sitz des mächtigen Häupt⸗ lings Manasse, als eine Hochburg der Hereros bekannt war, hatte gänzlich den Anstrich eines deutschen 888 gewonnen, indem sich seit Fertigstellung der Bahn eine größere Anzahl Kaufleute, Handwerker und Gartenbauer niedergelassen haben. Der soeben fertiggestellte roßzügige Bebauungsplan unterstützt die weitere Niederlassung von
eißen. Es ist von mir angeordnet worden, daß an beiden Ufern des Flusses, der noch in breiterer Rinne Wasser führte, eine größere Anzahl von GEartengrundstücken abgemessen und flußaufwärts nach Osten in der gleichen Weise wie in Osona Heimstätten in der Größe von etwa 10 ha abgeteilt werden. Außerdem ist ein Teil des zum Acker⸗ und Gartenbau geeigneten Landes im Einverständnis mit dem dortigen Missionar für die Eingeborenen des Platzes reserviert. Die Versuche, welche mit dem Anbau von Gemüsen, Kartoffeln und Tabak in Omaruru und in den zwischen Omaruru und Omburu gelegenen Farmen gemacht worden sind, sind als durchaus geglückt zu bezeichnen. Die e einer etwa 6 km von Omaruru entfernt liegenden Farm (äzwei frühere Angehörige der Schutztruppe) haben allein in diesem Jahre 600 Zentner Kartoffeln geerntet, welche sie für den Durchschnittspreis von 25 ℳ für den Zentner absetzten. Es ist hier unter allerdings günstigen äußeren Bedingungen der erfreuliche Versuch im größeren Stil von Farmern gemacht, sich nicht lediglich auf Viehzucht zu beschränken, wofür sonst noch die Farm Harris südlich Windhuk ein Beispiel bietet. Auch den Omarurufluß abwärts nach dem von Bergdamaras bewohnten Gebiet von Okombahe zu findet sich an verschiedenen Stellen für Kleinsiedlung geeignetes Garten⸗ und Ackerland. Das zu Okombahe ehörige Garten⸗ und Weideland habe ich den Eingebornen als Be⸗ ohnung für ihre während des Aufstandes bewiesene Treue in dem ganzen seinerzeit der Regierung von den Hereros zur Verfügung ge⸗ stellten Umfange bestätigt. Das Land bleibt wie bisher Eigentum der Regierung, wird aber den Bergdamaras zur Nutznießung über⸗ lassen. — Eine Besichtigung der Hererosammelstelle Omburu ergab, daß sich auch damals Hereros in größerer Anzahl gestellt hatten. Inzwischen dürfte die dortige Sammelarbeit so gut als beendet zu betrachten sein. Ich habe indes bestimmt, daß der Platz Omburu nebst einem größeren Areal nicht verkauft, sondern für eine etwaige spätere Ansiedelung von Hereros vorbehalten bleibt. 3
Die Bahn von Omaruru bis Otavi führt in ihrer ganzen Länge durch das früher zu der Kapitänschaft Omaruru gehörige Gebiet. Dasselbe ist von 30 km nördlich Omaruru ab als erstklassiges Weide⸗ land zu bezeichnen; es ist fast durchweg mit besonders nahrhaften Grasarten, vor allem mit dem sogenannten Büffelgras bestanden. Ich beabsichtige, dieses ganze Gebiet zu beiden Seiten der Bahn systematisch in Farmen in der Größe von etwa 5000 ha aufteilen zu lassen, nach⸗ dem die Wasserverhältnisse einer eingehenden Untersuchung unterzogen sind. Für einen etwaigen Zukauf von angrenzendem Land für den Fall des Nachweises, daß die Farm für die Größe des auf derselben befindlichen Viehbestandes nicht mehr genügendes Weideland bietet, wird Sorge getragen werden. Mit dieser e. sind seinerzeit der Landrat von Uslar, Hauptmann Franke und Oberlandmesser Görgens beschäftigt. In Otjivarongo, wo sich die Zufahrtswege von Outjo und Waterberg zur Otavibahn treffen, war es der Firma Koppel bisher nicht gelungen, Wasser zu erschließen. Eine etwa 25 m tiefe Bohrung in der Nähe der Bahn war erfolglos gewesen. Bei meiner Anwesenheit wurde von Landrat von Uslar an nicht weniger als acht Stellen Wasser fest⸗ gestellt, darunter an einer für die Wasserversorgung der Bahn
anz besondeis günstig gelegenen. Zur Zeit sind Regierung und rn⸗ Arthur Koppel an drei von Herrn von Uslar bezeichneten Stellen mit Bohrungen beschäftigt. Falls dieselben den gleichen Erfolg wie in Karibib zeitigen, so wird der Entstehung eines Platzes, der sicherlich in Zukunft eine größere Bedeutung erlangen wird, nichts im
Wege stehen. Otjivarongo ist der gegebene Ausgangspunkt für der⸗ malei stige Zweigbahnen nach dem für Kleinsiedl
erhetgunge.
8— 1u“ 11“ vollem Waterberggebiet und nach Outjo. eignetste 1 i den Norden des Schutzgebietes sein und dort auch zweckmäßig das
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Es dürfte auch der ge⸗
für die nördlichen Bezirke in Aussicht genom mene Vermessungsamt
stationiert werden. Die Bahn von Omaruru bis Otavi ist nach dem Gutachten unparteiischer Sachverständiger sehr gut gelegt. Die Arbeiten sind anerkennenswerter Weise von der Firma Arthur Koppel gefördert worden. 1 1
Von Otjivarongo aus brachte mich ein Ritt nach dem 70 km entfernten Outjo in Berührung mit einem größeren Teil der Farmer dieses Bezirks. . 2 Grootfontein am wenigsten von dem Aufstande heimgesucht worden sind und daß ich infolgedessen dort eine ungleich frohere mutigere Stimmung fand als in den übrigen Bezirken, welche so sehr durch die Kriegswirren gelitten hatten und wo die Leute namentlich nach den letzten Reichstagsbeschlüssen sehr nieder⸗ gedrückt sind. vf durchweg wurde in diesen Bezirken der Ueber⸗ zeugung Ausdruck gegeben, daß, falls das Reich mit den Ent⸗ schädigungsgeldern nicht karge, in nicht allzulanger Zeit der Farmbetrieb in dem vollen früheren Umfange wieder aufgenommen werden könne. Auch im Bezirk Outjo konnte ich feststellen, daß die Farmer sich in größerem Umfange als früher auf den Mais, Kartoffeln und Gemüsen mit Erfolg gelegt haben. Auf dem
Platze Outjo hatte sich außer den Farmern auch eine Deputation der Zwartbooi⸗Hottentotten aus Franzfontein eingefunden, um mich zu
degrüßen. Als ich dieselben unter Führung ihres Missionars empfing,
fand ich, daß dieselben über die bevorstehende Einziehung des Landes
völlig orientiert waren und nichts dagegen einzuwenden hatten, wie
sowohl die Eingeborenen als auch der Missionar bei privater Rück⸗ sprache versicherten. Sie empfinden dieselbe als eine gerechte Strafe Ihre Bitte ging nun dahin, daß ihnen nicht alles Vieh genommen und ihnen auch künftig erlaubt würde, wenigstens zum Teil auf Regierungsland bei Franzfontein zu wohnen. Nachdem ich festgestellt hatte, daß das Groß⸗ und Kleinvieh, welches in ihrem Besitz ist, nicht Stammesvermögen, sondern Einzelvermögen der be⸗
für ihren Abfall.
treffenden Inhaber ist, erklärte ich ihnen, daß von ihrem Vieh nichts zur Einziehung gelangen würde, daß ihnen künftighin erlaubt werden würde, 500 Stück Kleinvieh auf Regierungs⸗ land zu halten und einen Teil des Gartenlandes in Franz⸗ fontein zu bebauen. Insoweit sie zur Zeit mehr als die vorbezeichnete Zahl Vieh besäßen, würde dasselbe durch eine Kommission, in der sie selbst vertreten wären, abgeschätzt und von der Regierung zum Ab⸗ schätzungspreise übernommen werden. Ueber diese Regelung zeigten sie sich in hohem Maße erfreut und befriedigt und gaben dieser Stimmung noch vor meiner Abreise zu meiner Ueberraschung durch
ein Schreiben Ausdruck, welches von der Deputation unterzeichnet
war und in welchem mir der Dank für die milde Bestrafung aus⸗ gesprochen war.
In Otavifontein, welches von der etwa 5 km westlich liegenden Bahnrrace nicht berührt wird, und das ebenso wie das zwischen Otavi und Grootfontein liegende Rietfontein eine sehr starke Quelle hat, die ihr Wasser bachartig mehrere Kilometer weit in die Ebene entsendet, hat
die Otavigesellschaft 10 ha mit Weizen besät und war damit be⸗ schäftigt, weitere 10 ha urbar zu machen. Zu meiner Freude be⸗ absichtigt sie mit Unterstützung des Kolonialwirtschaftlichen Komitees Versuche im Baumwollbau anzustellen. Ich halte es für sehr wohl möglich, daß dieser Versuch nicht nur in Otavi und Rietfontein, sondern auch noch an verschiedenen anderen Stellen des Schutzgebiets, ganz abgesehen vom Ovamboland und dem Okavangogebiet, gelingen
wird. Es wäre in hohem Grade erwünscht, wenn die Gesellschaft,
falls sie Otavi und Rietfontein in eigener Wirtschaft behalten will, sich dem Baumwollbau oder einem d — anbau zuwendet und nicht, wie vielfach befürchtet wird, durch Selbstanbau von Getreide, Mais, Tabak oder Gemüse den Farmern und Kleinsiedlern die Absatzmöglichkeit ihrer Produkte an die Tsumebkupfermine, worauf dieselben auf das be⸗ stimmteste gerechnet haben, nimmt. Sehr 98. würde es mir erscheinen, wenn die Gesellschaft für ihre Betriebe in Otavi und Rietfontein einen oder mehrere Dampfpflüge anschaffte, die nach den mir von Farmern des Bezirks Grootfontein gemachten Mitteilungen von diesen auch gern gemietet werden würden, insoweit sie nicht von der Gesellschaft selbst voll ausgenutzt werden. Ich habe dieselben in
Rhodesia mit gutem Erfolge arbeiten sehen und bin überzeugt, daß sie in gleicher Weise im Norden des Schußgebiets Verwendung fineen
können. Die von einem früheren Angehörigen der Schutztruppe für die South⸗West⸗African⸗Company verwaltete und zurzeit hauptsächlich mit Weizen bepflanzte Farm Rietfontein kann als eine Art Muster⸗ betrieb bezeichnet werden.
Die Zukunft dieses schönen Landstrichs ist durch den Bau der Otavibahn natürlich noch ungleich aussichtsreicher geworden. Es wird 8 die Besiedlung desselben in großem Maßstabe sehr erleichtert. Der Bau dieser Bahn wird sehr bald handgreiflich beweisen, ein wie großer Segen Eisenbahnen für die schnelle wirtschaftliche Entwicklung des Schutzgebietes sind. Ich zweifle nicht, daß nach Regelung der Besitzverhältnisse ohne Schwierigkeit erreicht werden wird, daß die Bewohner des Bezirks Grootfontein einschließlich der in demselben stationierten Truppen und der im Dienste der Regierung und Privaten stehenden Eingeborenen aus demselben ohne Zufuhr von der Küste verpflegt werden. Obwohl das verflossene Jahr für die Maisernte besonders ungünstig war, sind erhebliche Quantitäten geerntet und auch von der Regierung zu Verpflegungszwecken angekauft worden. Besonderen Erfolg verfpricht nach den bisherigen Erfahrungen der Tabak⸗ und Weinbau. Ein dorthin aus der Kapkolonie eingewanderter Bur beabsichtigt außerdem sich der Straußenzucht in größerem Maß⸗ stabe zuzuwenden. Er hatte bereits mit Erlaubnis des Bezirksamts junge Strauße von Buschleuten einfangen lassen und auch die für Straußenzucht unentbehrliche Luzerne angepflanzt. Hätte ihn nicht die Unklarheit der Besitzverhältnisse des der Eesellschaft gehörigen Platzes gebindert, erheblichere Kapitalien in den Bau eines massiven und in die Errichtung eines Drahtzaunes um den für die Straußenzucht in Aussicht genommenen Teil der Farm hineinzustecken, so würde er zweifellos von Worten bereits zu Taten übergegangen sein. Ohne eine ziemlich bohe Kosten erfordernde Umzäunung ist aber Straußenzucht ausgeschlossen. Hierbei möchte ich bemerken, daß sich zur Straußenzucht nicht nur der Norden, sondern auch große Gebiete des mittleren und südlichen Teiles des Schutzgebietes eignen. Da die Straußenzucht den Farmer von dem inländischen Markt un⸗ abhängig macht, so sollte der größte Wert darauf gelegt werden, daß diesem Produktionszweige mehr Beachtung als bisher geschenkt wird.
Bei Besichtigung von vierzehn Farmen im Bezirk Grootfontein habe ich ein genaues Bild davon erhalten, wie viel mehr auf den Farmen gearbeitet worden ist, deren Besitzverhältnisse geordnet sind, als auf denen, wo dieselben in der Luft schweben. Die Besitzer der letzteren versicherten übereinstimmend, daß sie in ganz anderer Weise an die Waßfererschli⸗ ung und an die Bestellung des Landes heran⸗ gehen würden, sobald sie in dieser Beziehung Sicherheit hätten. Seitens des Bezirksamts ist in bezug auf Anlegung von Brunnen tüchtig gearbeitet worden, insbesondere auf dem Platze Grootfontein selbst, wo fünf Brunnen gebohrt und Pumpen eingesetzt worden sind. Es ist hierbei die Erfahrung gemacht, daß das Wasser überall in der geringen Tiefe von 4 bis 6 m gefunden wurde. Wie von den Farmern des Bezirks Outjo, so wurde auch von den Grootfonteinern allgemein der Wunsch geäußert, seitens der Regierung möchten „ heee g, n. in noch größerem Umfange als bisher, insbesondere auch auf den schon besiedelten Farmen, vorgenommen werden. Ich muß es daher als ein dringendes Bedürfnis bezeichnen, daß in Zukunft drei Bohrkolonnen im Lande tätig sind. Es müßte mithin neben den schon jetzt im Süden und im mittleren Teile arbeitenden Bohrkolonnen noch eine dritte für den Norden ausgerüftet werden, wozu zur Zeit leider staatliche Mittel nicht vorhanden sind. Die Buren legten großen Wert darauf, daß sie einen der holländischen Sprache mächtigen deutschen Lehrer in Groot⸗ fontein erhielten. Anderseits erklärten sie sich durchaus bereit, ihre Kinder für eine Reihe von Jahren in die Regierungsschule zu schicken, welche vor einiger Zeit einschließlich des Pensionats nach Entsendung
Platz für den Sitz des unbedingt notwendigen Gerichts für
Ich bemerke hierbei, daß die Bezirke Oufjo und
Anbau von
anderen Export⸗
eines verheirateten, der holländischen Sprache allerdings nicht mächtigen Lehrers nach Grootfontein dort wieder eröffnet ist.
Von Grootfontein ging die Reise durch das sich mehrere deutsche Meilen ausdehnende Palmengebiet, das ungemein anziehende und malerische Landschaftsbilder bietet, nach der wegen seiner beherrschenden Lage sehr wichtigen Militärstation Otjituo am großen Omuramba und von hier diesen aufwärts bis zur Höhe des Waterberggebirgs⸗ stockk. Es wird noch eine dankbare Aufgabe eines Fee ingenieurs sein, zu untersuchen, inwieweit die Ufer dieses in der Regen⸗ zeit große Wassermassen talwärts führenden, in der regenarmen Zeit trockenen Flusses durch Stauwerke für den Anbau von Feldfrüchten nutzbar gemacht werden können. Das Gras stand in denselben an vielen Stellen so hoch, daß die Pferde beim Durchreiten nur mit den Köpfen heraussahen. Vereinzelte deutlich als von Hereros her⸗ stammend erkennbare Fußspuren am Omuramba nordöstlich Water⸗ berg und am Wege zwischen Waterberg und Owikokorero erbrachten den Beweis dafür, wie wichtig die Einrichtung der soeben unter Pastor Olpp neueingerichteten Sammelstelle Waterberg war, auf der sich inzwischen 68 Männer und 86 Frauen mit 73 Kindern gestellt haben und 36 Gewehre abgegeben worden sind. Der Südost⸗ abhang des Waterberges wurde einer genauen Besichtigung auf seine Besiedlungsfähigkeit hin unterzogen. Auch hier sind meine Er⸗ wartungen übertroffen worden. Vom Omuramba kommend, führte uns der Weg bei der vielbegehrten Wasserstelle Otjahewita an den Waterberg heran. Für dieselbe liegt eine ganze Anzahl von An⸗ siedlungsgesuchen vor. Es wird aber vor Vergebung des Platzes zu untersuchen sein, ob nicht durch einen mit geringen Mitteln zu er⸗ hauenden Staudamm das aus drei Quellen zufließende Wasser erheb⸗ lich vermehrt werden kann. Etwa 10 km von Otjahewita entfernt, zeigt der Gebirgsstock einen tiefen Einschnitt, in welchem drei stärkere Duellen sich befinden und welcher nach der stärksten den Namen Skomiparuru führt. Das Land ist ebenso wie in Otjahewita für Acker⸗ und Gartenbau geeignet. In etwa 5 km Entfernung nach Süden zu zeigt der Gebirgszug einen ähnlichen „Ounjoka“ genannten Einschnitt, in welchem mit Hilfe von Eingeborenen nicht weniger als neun Quellen festgestellt wurden, welche sämtlich stark verwachsen waren. Vier derselben sind starkfließend und entsenden ihr Wasser eine größere Strecke talabwärts. Hier müssen die Hereros Gartenbau in für Eingeborene größerem Umfange betrieben haben, wofür deutliche Anzeichen vorhanden waren. Die tiefgründige schwarze Humuserde verspricht reichliche Ernten. Es scheint zweifellos, daß bei gehöriger Aufräumung und Oeffnung der Quellen in diesem Tale zehn oder mehr Kleinsiedler angesiedelt werden können. Noch stärker sind die Quellgebiete von Otjisongombe und von dem eigentlichen „Waterberg“ genannten Platz, dem Stammsitz des alten, vor dem Kriege gestorbenen Häuptlings Kambazembi. An beiden Stellen fließt das Quellwasser ähnlich wie in Otavi und Rietfontain mehrere Kilo⸗ meter in die Ebene hinein. Ich schätze, daß an jedem Platze 15 oder mehr weiße Familien angesiedelt werden können. Es dürften also voraussichtlich auf der Strecke zwischen den Plätzen Otjahewita und Waterberg, die 45 km von einandec entfernt liegen, mindestens 40 bis 50 Familien angesiedelt werden können. Die Zahl dürfte sich noch erheblich vermehren lassen, wenn man Röhrenleitungen anlegt und dadurch das Wasser vor Versickern und Verdunstung schützt. Gutes anbaufähiges Land ist in hinreichendem Umfange vorhanden. Es ist hierbei in Aussicht genommen, die Heimstätten gleich denen in Osona in der Größe von etwa 10 ha zu vermessen. Bevor mit einer Besiedlung des Waterberggebietes begonnen wird, soll jedoch eine genaue Untersuchung der Wasserverhältnisse durch Landrat von Uslar stattfinden, wobei ich es für leicht möglich halte, daß noch an ver⸗ schiedenen Stellen Wasser zutage gefördert wird. Auf Grund dieser Untersuchung soll dann vom Oberlandmesser ein einheitlicher Plan für die Besiedlung des Gebiets aufgestellt und ähnlich wie in Osona ein etwa 30 bis 40 000 ha großes Weidegebiet für die Kleinsiedler ab⸗ gesteckt werden, sodaß auch hier die Kleinsiedler neben dem Anbau von Feldfrüchten, Gemüsen und Obst Viehzucht betreiben können. Die guten Resultate, welche mit dem Wein⸗ und Obstbau — ins⸗ besondere auch mit Apfelsinen und Zitronen — in dem Missionsgarten in Waterberg gemacht worden sind, weisen die künftigen Ansiedler am Waterberge ganz besonders auf diese Produkte hin. Hierauf lege ich besonderen Wert. Denn solange keine Bahnverbindung nach dem 70 km von der Otavibahn entfernten Waterberg besteht, ist die Tat⸗ sache wichtig, daß dort Früchte gedeihen, welche einen längeren Transport aushalten Uebrigens hat die Firma Arthur Koppel die Anwesenheit ihrer Eisenbahningenieure im Norden des Schutzgebiets dazu benutzt, außer der Strecke Otjivarongo — Outjo auch Otjiva⸗ rongo — Waterberg aufmessen zu lassen und dabei angeblich keinerlei nennenswerte Geländeschwierigkeiten gefunden.
Der Weg von Waterberg nach Owikokorero führte durchweg durch sehr gutes Weidefeld. Ich hatte mir diesen Teil der sogenannten Omaheke nicht so gras⸗ und wasserreich vorgestellt. Für Kleinsiedlung kommt das Gebiet von Waterberg bis Oviumbo nicht in Frage, dagegen wird sich Farm an Farm reihen lassen, zumal wenn auch diese Gegend von der Bohrkolonne besucht worden ist, da es nicht an Anzeichen fehlt, die auf das Vorhandensein von noch unerschlossenem Wasser hindeuten. Auf dem Gefechtsfelde von Owikokorero befanden sich die Gräber der dort gefallenen Offiziere und Unteroffiziere in sehr gutem Zustande, sämtlich mit Grabtafeln geschmückt. Ergreifend ist das denselben in der Mitte des Gefechtsfeldes von der 8. Kompagnie gesetzte Denkmal, in das die vom Seebataillon übersandte Erztafel deeicser ist, aus behauenen Quadersteinen einfach und würdig wie ein Mahnruf für spätere deutsche Geschlechter, das nicht aufzugeben, wofür unsere geblutet! Das Gefechtsfeld von Oviumbo, das der Swakop⸗ fluß in seinem Oberlauf durchschneidet, gehört nebst Okatumba und dem Gelände flußabwärts bis nach Otjosasu zu denjenigen Gebieten, welche für spätere Kleinsiedlung reserviert bleiben und nicht als E verkauft werden sollen. Es liegt dort an den Ufern des
wakop viel zu Garten⸗ und Ackerbau geeignetes Land, sodaß man darauf rechnen darf, daß dies im letzten Kriege heiß umstrittene Gebiet dermaleist einer größeren Anzahl deutscher Familien eine zweite F bieten wird. Sollte sich die Hoffnung, die vielfach auf die
rschließung der nahen Otjizongati⸗Kupferminen gesetzt wird, erfüllen, so dürfte die kandwirtschastliche Erschließung dieses Landstriches nicht mehr fern sein.
„Wenn ich nun das von mir durchreiste Gebiet mit den Land⸗ strichen des mir fast in seinem ganzen Umfange bekannten Britisch⸗ Südafrika vergleiche, so komme ich zu dem Endergebnis, daß ich bessere Weidegebiete von annähernd dem gleichen Flächeninhalt in Südafrika nicht gesehen habe; ja, es darf ohne weiteres behauptet werden, daß das beschriebene Gelände den weitaus größten Teil von Südafrika als Weideland übertrifft. Wenn dieses Gebiet im großen und ganzen auch nur für größere Farmen in Frage kommt, mithin ein Land für Vieh⸗ zucht ist, so ist doch eine ganze Anzahl von Plätzen vorhanden, wo, wie ich darzutun versucht habe, Gartenbau und Ackerwirtschaft be⸗ trieben werden, wo mithin eine dichtere Besiedlung Platz greifen kann. Was die öffentliche Sicherheit anbetrifft, so kann der mittlere und nördliche Teil des Schutzgebietes als beruhigt angesehen werden. Kriegerische Unternehmungen irgendwelcher Art werden von den Hereros nicht mehr ausgeführt werden, dagegen ist es nicht aus⸗ geschlossen, daß einzelne Eingeborene, die sich noch im Felde aufhalten, vom Hunger getrieben, den Versuch machen, Vieh zu stehlen. Dies ist aber auch vor dem Kriege vorgekommen. Immerhin ist besondere Wachsamkeit am Platze und es ist daher angeordnet, daß nunmehr, nachdem die Sammelarbeit auf den beiden im Herzen des Landes gelegenen Sammelstellen Omburo und Otjihaönena als beendet angesehen werden kann, ein häufiges Patrouillen⸗ reiten der Schutztruppe Platz greift, um den Farmern das Gefühl der Sicherheit zu geben und den Eingeborenen die Lust zu benehmen, bewohnte Farmen in diebischer Absicht zu besuchen. Diese Möglichkeit gelegentlicher Viehdiebstähle, die auch im tiefsten Frieden nicht ganz ausgeschlossen sein werden, braucht kein Hindernis fur die Wiederaufnahme des Farmbetriebes und die Niederlassung neu anziehender Ansiedler zu sein. Tatsächlich sind seit ängerer Zeit irgendwelche ernstere Belästigungen der Farmer und
Ansiedler, die ihren Betrieb wieder aufgenommen haben, nicht vor⸗
gekommen. Sowohl am weißen Nosob wischen Windhuk und Gobabis, wie auch nördlich Omaruru ist eine Anzahl Farmen mit 5 Weideland abgesteckt und steht zur Aufnahme von Farmern ereit
“ Rußland. 8 11““
Ein Kaiserlicher Ukas ordnet an, daß in der Stadt und dem Distrikt Cherson der Kriegszustand durch den Zu⸗ stand des verstärkten Schutzes ersetzt werde.
— Der Generalgouverneur von Finnland hat den Senat, „W. T. B.“ zufolge, aufgefordert, über den Zweck und die Tätigkeit der geheimen Organisation „Woima“ (zu deutsch: Kraft) eine Untersuchung anzustellen. Falls die Bestrebungen der „Woima“ ungesetzlich seien, müsse sie wie die „Rote Garde“ aufgelöst werden.
— Auf dem Kongreß der Kadettenpartei ist es estern zu heftigen Erörterungen über den Resolutionsentwurf ge⸗ ommen, durch den der Kongreß den Wiborger Aufruf gutheißt, den gegenwärtigen Augenblick aber zur Durch⸗ führung des passiven Widerstandes als nicht geeignet bezeichnet. Bei der Erörterung traten, nach dem Be⸗ richt des „W. T. B.“, zwei entgegengesetzte Richtungen hervor. Der einen Richtung, welche fus die Resolution ein⸗ tritt, gehören an der Zentralausschuß und die Hauptführer der Partei Miljukow, Dolgorukow, Hessen, Struwe und Roditschew während die andere, die Resolution bekämpfende Richtung sich hauptsächlich aus Provinzdelegierten zusammensetzt. Die Ab⸗ lehnung der Resolution müßte den Rücktritt des gesamten Zentralausschusses zur Folge haben. 3
— In Sebastopol und Kasan ist gestern ein Bomben⸗ attentat verübt worden. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ wurde auf den Chef der Sebastopoler Garnison, General⸗ major Dum badse, eine Bombe geschleudert, als er in seiner Equipage nach der Kaserne des Brest⸗Regiments fuhr. Der General wurde leicht verwundet und schoß auf den davoneilenden Täter. Zwischen diesem und den in der Nähe der Kaserne stehenden Soldaten entspann sich eine Schlägerei, doch gelang es ihm, zu entkommen. Das an die Kaserne angrenzende Gelände wurde von Truppen umstellt; es finden Haussuchungen statt, da man annimmt, daß mehrere Personen an dem Anschlag beteiligt G sind. Der Kutscher und zwei den General begleitende Soldaten wurden schwer verwundet. In Kasan wurden auf den Vize⸗ gouverneur Kobeko von einem Unbekannten zwei Bomben S deren eine den Vizegouverneur leicht verwundete.
er Täter ist entkommen.
— Die monarchischen Parteien in Moskau planen eine anti⸗englische Kundgebung anläßlich des Eintreffens einer englischen Deputation.
8
8 1 8 1 ie brasilianische Abgeordne enkammer hat, wie „W. T. B.“ meldet, die Vorlage, betreffend Schaffung einer Konversionskasse, in dritter Lesung endgültig aͤngenommen. Der Wechselkurs ist auf 15 Pence festgesetzt.
Asien.
Bei der vorgestern erfolgten Eröffnung des persischen Parlaments wurde vom Gouverneur von Teheran eine Thronrede verlesen, in der dem Berichte des „W. T. B.“ ufolge ausgeführt wurde, daß der Schah sich bereits acht Vahre mit dem Plan getragen habe, Persien eine Konstitution zu geben. Gegenwärtig halte er das Volk für reif für die Selbst⸗ verwaltung, und er sei von der Ueberzeugung durchdrungen, daß die Bevölkerung die ihr gewährte Freiheit nicht miß⸗ brauchen, und daß das Parlament die Negieruhg bei ihren auf den Fortschritt gerichteten Bestrebungen unterstützen werde. Die Thronrede wurde mit großem Beifall aufgenommen.
— Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ hat die chinesische Regierung bei dem Internationalen Tele⸗ graphenbureau in Bern Beschwerde darüber erhoben, daß Japan immer noch eine Kontrolle über den mandschurischen Telegraphenbetrieb ausübe.
Afrika. 1
In der Nähe von Buira (Algier) ist, nach einer De⸗ pesche des „W. T. B.“ vom gestrigen Tage, eine Patrouille von 10 Gendarmen unter Führung eines Leutnants von etwa 1000 Eingeborenen mit Gewehrschüssen und Steinwürfen empfangen worden. Die Gendarmen, von denen sechs verwundet wurden, antworteten mit Revolver⸗ schüssen. Der Generalgouverneur hat eine Untersuchung an⸗ geordnet und Gendarmerieverstärkung nach Buira entsandt.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebens⸗ 85
Futtermittel im Monat September 1906
betrugen in Preußen nach der „Stat. Korr.“ für 1000 kg: Weizen 171 ben August d J. 173, im September 1905 162) ℳ, Roggen 153 bezw. 144) ℳ, Gerste 152 (148 bezw. 144) ℳ, Hafer 152 (160 ezw. 139) ℳ, gelbe Erbsen zum Kochen 240 (240 bezw. 228) ℳ, weiße Speisebohnen 326 89 bezw. 322) ℳ, Linsen 554 (513 bezw. 417) ℳ, Eßkartoffeln 50,1 (53,1 bezw. 47) ℳ, Richtstroh 45,4 (44 bezw. 42,6) ℳ, Heu 48,1 (46,6 bezw. 55,6) ℳ, Rindfleisch im Großhandel 1296 (1282 bezw. 1248) ℳ; im Kleinhandel für 1 kg: Rindfleisch von der Keule 1,67 (1,64 bezw. 1,59) ℳ, vom Bauch 1,43 (1,40 bezw. 1,37) ℳ, Schweinefleisch 1,73 (1,70 bezw. 1,72) ℳ, Kalbfleisch 1,69 (1,65 bezw. 1,66) ℳ, Hammelfleisch 1,65 (1,64 bezw. 1,56) ℳ, inlän⸗ 85 geräucherten Speck 1,88 (im August d. J. und September v. J. 1,85) ℳ, Eßbutter 2,51 (2,46 bezw. 2,49) ℳ, inländisches Schweineschmalz 1,82 (1,79 bezw. 1,78) ℳ, Weizenmehl zur Speise⸗ bereitung 31 (31 bezw. 30) ₰, Roggenmehl 27 (27 bezw. 26) ₰; für 1 Schock Eier 4,21 (3,92 bezw. 4,10) ℳ Die Preise für Weizen und Hafer haben im Monat September noch weiter nachgegeben, während die Roggen⸗ und Gerstenpreise fast überall gestiegen sind. Die Preise der verschiedenen Fleischsorten sind gleichfalls meistens in der Aufwärtsbewegung verblieben. Eine Uebersicht der Preisbewegung ze igt hier, daß im Duvrchschnitte der 23 hierbei in Betracht kommenden Märkte 1 kg kostete in Pfennigen im Rindfleisch Schweine⸗ Kalb⸗ Hammel⸗ v. d. Keule v. Bauche fleisch fleisch fleisch September 1906 167 143 173 169 165 August “ 164 140 170 165 164 Juli “ 161 137 166 163 160 11““ 133 161 162 158 Iö“ 133 164 162 156 . B1 134 172 164 156 8 157 134 173 162 155 8 157 134 172 161 156
bee
v Rindfleisch Schweine⸗ Kalb⸗ Hammel⸗ 1u“ v. d. Keule v. Bauche fleisch fleisch fleis Januar PI1I““ 135 171 162 154 Kalenderjahr 1905 151 129 156 153 148
3 11 121 132 144 141 68 1682 121 139 143 140 1902 140 119 150 139 133 190 . 188 118 141 135 131.
Die neueste Entwicklung der englischen Gewerkvereine.
Von jeher haben die englischen Gewerkvereine der Hebung des “ wirtschaftlichen Standes ihrer Mitglieder die größte ufmerksamkeit gewidmet. Das Arbeitsamt im englischen Handels⸗ amt veröffentlichte vor einiger Zeit eine Uebersicht über ihre neueste Entwicklung. Diese Veröffentlichung betrifft die hundert be⸗ deutendsten Gewerkvereine, denen etwa 60 % der organisierten Arbeiter⸗ schaft angehören. Nachfolgende Tabelle gibt ein klares Bild ihrer Entwicklung.
Mit⸗ 1 Ausgaben in 2 für
Jahr glieder⸗ ,—,2, Arbeits⸗ Alters. Ver zahl Streiks lose pensionen waltung
““
1895 907 490 1896 957 010 1897 1 056 817 1898 1 031 297 1899 1 107 724 1900 1 1901 1
1
1
1
197 236 416 784 509 723 253 609 164 635 262 143 513 451 272 212 695 042 329 567 600 511 314 119 328 615 238 724 612 686 305 203 119 474 188 063 624 228 323 433 149 056 263 231 681 649 358 160 204 540 327 785 719 929 379 360 217 976 424 046 752 699 396 254 1903 172 417 509 673 792 452 431 043 1904 127 529] 2 126 446 647 772 850 973 417 204. Im Gegensatz zu den deutschen Gewerkschaften läßt diese Tabelle
1902
to tbo bdooEE6=eVeʒ
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ersehen, daß die englischen Gewerkvereine für reine Kampfeszwecke,
für Streiks, sehr wenig ausgeben. Die Ausgaben für Alterspensionen stehen an erster Stelle, sie betragen über das Sechsfache der Aus⸗ gaben für Streiks. An zweiter Stelle folgen die Ausgaben für arbeits⸗ lose Mitglieder. Angenehm muß auch berühren, daß die Verwaltungs⸗ ausgaben verhältnismäßig gering sind. Das Gesamtvermögen betrug 4 616 230 Pfd. Sterl.
Die deutsche Studienkommission hatte durch Aussprache mit den Führern der englischen Gewerkvereine Gelegenheit, zu erfahren, daß diese die Rechts fäß -
Vale⸗Prozeß, das den verklagten Gewerkverein zu einem Schadenersatz
von 400 000 ℳ verurteilte, hat dies zur Genüge gezeigt. Seitdem
dieses Urteil ergangen isi, agitieren die Gewerkvereine für die Her⸗ stellung des gesetzlichen Zustandes vor diesem Urteil. Zur Unter⸗ suchung der Frage wurde bereits im Jahre 1903 eine Kommission 85 “ eingesetzt, die diesem drei umfangreiche Berichte vor⸗ gelegt hat.
Vor einiger Zeit hat auch der Generalstaatsanwalt Lawson⸗ Walton den Entwurf eines Gesetzes eingebracht, durch das die be⸗ stehenden Gesetzesvorschriften über die Trade Unions und die Aus⸗ stände abgeändert werden sollen. Der Antragsteller erklärte in seiner
Begründungsrede, daß nach den Bestimmungen des Entwurfs Ersatz für Schäden, die durch gesetzwidrige Handlungen verursacht worden sind, nicht aus dem Vereinsvermögen beansprucht werden könnte, sobald diese Handlungen nicht durch das Exekutivkomitee der Trade
Unions genehmigt seien. ““ Die Einbringung des Gesetzentwurfs und seine schließliche Annahme im Unterhause sind eine Folge des von den Liberalen den Arbeitern während
der Wahlen gegebenen Versprechens. Das Oberhaus dürfte anderer Ansicht sein und es vielleicht auf einen Konflikt ankommen lassen. Die Konservativen und die irischen Nationalisten waren nicht für den
Gesetzentwurf und die Forderungen der Arbeiter zu gewinnen. Diese Forderungen laufen darauf hinaus, das Recht zu erlangen, in einen Ausstand einzutreten, ohne daß eine Haftbarkeit des Vermögens der Gewerkvereine, deren Leitung den Ausstand gebilligt hat, statuiert wird.
Zur Arbeiterbewegung.
Am Sonntag fand eine gut besuchte Versammlung der Berliner Werkzeugmacher statt, um zu einem neuen Lohntarif endgültig Stellung zu nehmen. Der Tarif fand die einstimmige Annahme der Versammelten. Er enthält, der „Voss. Ztg.“ zufolge, folgende —— Neunstündige Arbeitszeit; Stundenlöhne ür Werkzeugmacher 60 und 65 ₰; für Hilfsarbeiter 45 und 50 ₰; Ueberstunden 25 v. Zuschlag;
jedem Arbeitgeber den Tarif zur Annahme zu unterbreiten mit dem Hinzufügen, daß bis Mittwoch, den 10. d. M., Abends 6 Uhr, Ant⸗ wort erwartet werde. In allen Betrieben, wo bis dahin der Tarif nicht unterschriftlich anerkannt worden ist, soll am Donnerstag die Arbeit nicht wieder aufgenommen werden.
In Essen hat eine Unterkommission der Siebenerkommission der Bergleute eine Sitzung abgehalten, um, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, die Forderung einer 15 prozentigen Lohnerhöhung und ihre Begründung zu formulieren. In den nächsten Tagen sollen dann, teils durch die Verbände, teils durch die Arbeiterausschüsse die Forde⸗ rungen überreicht werden. Wie verlautet, wird bei den Forderungen der Wunsch ausgedrückt werden, daß die Zechenverwaltungen ihre Antwort den Arbeitnehmern bis zum 25. d. M. zukommen lassen möchten. (Vgl. Nr. 230 d. Bl.)
In Barmen haben, nach demselben Blatte, die Schuhmacher⸗ gesellen die Arbeit eingestellt, weil die Arbeitgeber den Tarif nicht anerkannt haben.
Bei der Firma Langhans und Jürgensen, die in Rehme, Vlotho, Bünde, Südlangern besitzt, h
„Köln. Ztg.“ zufolge, die Tabakarbeiter (vgl. Nr. 228 d Bl.) 8
die Arbeit wieder aufgenommen. Die Arbeiter erhalten 50 ₰ mehr auf alle Sorten. Bei besseren Sorten sind Lohnzulagen bis zu 1 ℳ gewährt worden.
Aus Mannhe im wird der „Frkf. Ztg.“ berichtet, daß, nachdem im Ausstand der Stückgutarbeiter und Kranenführer der Badischen Aktiengesellschaft für Rheinschiffahrts⸗ und Seetransport und der Mannheimer Lagerhausgesell⸗ schaft eine Einigung bis gestern .. erzielt wurde, sämt⸗ liche dortigen Schiffahrtsgesellschaften den Betrieb eingestellt und ihre Arbeiter entlassen haben. Die Zahl der Ausgesperrten und Streikenden ist noch nicht festgestellt. In der Lohnfrage sind die Gesellschaften
zum Entgegenkommen bereit, nicht in der Frage der Arbeitszeit.
(Val. Nr. 238 d. Bl.)
In Paris blieb, wie „W. T. B.“ meldet, gestern der größte Teil der Bäckereien infolge Anwendung des Gesetzes über den Paris und Niort (Departement Deux⸗Soͤvres) hielten die Post⸗ und Telegraphen⸗
wöchentlichen Ruhetag geschlossen. — In
beamten Versammlungen ab, in denen sie einen annahmen, in dem sie verlangen, daß auch ihnen, gleich den An⸗ gestellten der Privatinstitute, die Wohltat des wöchentlichen Ruhetages zu teil werde.
Aus London wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Es sind Aussichten vorhanden, daß der für den 31. Oktober angedrohte Aus⸗ stand der Bergleute in den
(Vgl. Nr. 235 d. Bl.)
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Ottawa (Canada) sind in dem benachbarten Buckingham die Arbeiter der Seben in den Ausstand getreten. Da die Ausständigen den Betrieb der Mühlen zu stören suchten, mußte die Polizei ein⸗ schreiten, die auf die Ausständigen feuerte, von denen drei getötet und elf verwundet wurden. Miliztrup sind mit einem
igkeit der Gewerkvereine als eine zweischneidige Waffe haben empfinden müssen. Das Urteil in dem bekannten Taff⸗
Nachtarbeit 50 v. H. Zuschlag. Eine Kommission wurde beauftragt,
ontypridd⸗ und Rhandda⸗ Kbhlengruben nicht zum Ausbruch kommen wird, da viele der nicht organisierten Bergleute in den Bergarbeiterverband eintreten.
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