der „Köln. Ztg.“ mitgeteilt wird, Pof des Tempels, die zu den verschiedensten Zwecken verpachtet waren. Man findet in ihnen Gewerbebetriebe, Werkstätten und Läden, wie eine Töpferei, Schlosserei, Walkerei, auch eine Fischräucherei. Die meisten Häuser aber wurden als Wohnhäuser benutzt, und zwar ein nicht geringer Teil als Wirtshäuser oder Pandokeia, deren Inhaber dem Tempel Pacht zahlten. Freilich konnten bei den großen Festen längst nicht alle 7.8 ufnahme in den privaten Gasthäusern finden. Deshalb sorgte der Tempel dann selbst für die Fremden⸗ aufnahme in seinen Hestiakoria oder Speisehäusern, von denen es in Delos wenigstens drei gab, das eine für die Bewohner der Nachbar⸗ insel Keos. Ganz ähnlich waren die Gasthofsverhältnisse in Delphi, wo der Tempel ebenfalls seine Häuser an Private oder fremde Ge⸗ meinden verpachtete, wie die erhaltenen Abrechnungen zeigen. Ein Gasthaus ist dort besonders bemerkenswert, das Thebanerhaus, das die Stadt Theben sich als Absteigequartier für ihre Mitbürger gesichert hatte als Gegenleistung für die alte Gastfreundschaft, welche die Stadt Theben einer delphischen Familie seit Generationen ewährt hatte. Auch sonst hat in Griechenland das Gasthauswesen ch vorzugsweise im Anschluß an große vielbesuchte Heiligtümer ent⸗ wickelt. Stets gehörte es dort zu den Pflichten der das Fest leitenden Beamten, für die Aufnahme und Bewirtung der Festgäste nach ata. lichkeit Sorge zu tragen. Es war dies eine offizielle Form der gast⸗ lichen Aufnahme, der entweder durch besondere Speisehäuser und EE113“ oder durch außerordentliche Maßnahmen, wie das ufschlagen großer Zelte, die nur für die festlichen Tage galten, genügt wurde. Nach dem Vorbild solcher staatlichen Gast⸗ und Be⸗ wirtungshäuser wurden dann in der römischen Kaiserzeit die städtischen Penones oder Fremdenhäuser gegründet, deren Wirtshausschilder man bisweilen noch heute an Ort und Stelle lesen kann. Als dann später an Stätten, wo christliche Heilige gelebt hatten, wieder wie im Alter⸗ tum ein gewaltiges Zusammenströmen von Pilgerscharen stattfand, wurde dies wiederum der Anlaß zur Gründung von Pilgerherbergen, von denen auch noch griechische Inschriften berichten. Neben diesen Staatsgasthöfen lassen sich aber, wie in Delos und Delphi, auch an zahlreichen anderen Orten von Privatleuten gehaltene Hotels nach⸗ weisen. Auch die Papyri in Aegypten berichten von ihnen, und wir hören z. B., daß ein braver Provinziale, der zu dem Serapeum bei Memphis kommt, um Brot einzukaufen, abgestiegen ist in der Her⸗ berge (Ausspann) der Arsinoiten beim Aphroditetempel. Auch bei dem benachbarten Anubistempel gab es solche Wirtshäuser, nicht anders wie bei dem Serapistempel von Kanopos, der als Ausflugsort für die Großstädter aus Alexandria sehr beliebt war, weil dort unmittelbar am Kanal besonders nette Gasthäuser zahlreich vorhanden waren. Auch die Umgegend von Athen, besonders die Straße über den Parnes nach Oropos war schon im Altertum bekannt wegen ihrer zahlreichen
Gasthäuser, die auch in Kleinasien, besonders an den beliebtesten Reife⸗
routen, z. B. von Smyrna über Pergamon nach Kvyzikus nicht fehlten. Neben den Heiligtümern waren auch die Badeorte reich an Hotels. Noch weniger fehlte es in den belebten griechischen 1 dec an Wirtshäusern jeder Art, wie besonders die Wirtshausszenen in den Lustspielen des Plautus und Terenz zeigen, die ja so oft griechisches Straßen⸗ und Städteleben treu wiedergeben. Daß aber das italische Wirtshauswesen im engen Zusammenhang mit den griechischen ge⸗ standen hat, dafür hat Adolf Furtwängler jüngst in den Mölanges Nicoles ein urkundliches Zeugnis gebracht. Er veröffentlicht die Ab⸗ bildung eines messapischen Trinkbechers aus dem 4. vorchristlichen Jahr⸗ hundert, auf dem der Hof eines Gasthauses dargestellt ist. Es ist ein richtiger Ausspann, wo Karren ankommen, Pferde sich ausruhen und wieder angeschirrt werden. Die Szene ist gekennzeichnet durch die Inschrift Xenon in messapischer altertümlicher Schrift. Die Bedeutung dieses griechischen Fremdwortes bei den Messapiern kennzeichnet Furtwängler mit den Worten: „Zu dem italischen Bauer kam die Einrichtung des Gasthauses zugleich mit dem Worte dafür von den griechischen Kolonisten. Was französische Kultur lange für Deutschland war, war griechische für Italien; dem Worte in Deutschland ent⸗ spricht das Xenon auf der messapischen Vase.“ Ueber das Wirts⸗ hauswesen unter Kügustus unterrichtet uns am genauesten die Beschreibung einer Reise, die Horaz im Gefolge Mäcens von Rom nach Brindisi machte. v
Land⸗ und Forstwirtschaft. 8 1 Ein veredeltes Landschwein in England.
In gleicher Weise, wie in Deutschland, wenn auch nicht an⸗ nähernd in gleichem Umfange, macht 8 gegenwärtig in England eine Reaktion gegen die ausschließliche Edelzucht in der Schweinezucht geltend, die davon ausgeht, daß sich die hochgezüchteten Tiere für
einfachere erhältnisse nicht überall eignen und daß neben den hoch⸗ ezüchteten Schlägen ein Schlag 1ö“ hat, der sich be⸗ fonders für Betriebe mit härterer, einfacherer Haltung und weniger reichlicher Ernährung eignet. Ein solches Schwein haben die ö in dem großen schwarzen Schwein (Large Black Pig) gefunden.
Die Anfänge dieser Zucht lassen sich 30 bis 50 Jahre zurück verfolgen; aber erst neuerdings ist dieses Schwein über seine Heimat hinaus bekannt geworden, seitdem nämlich die Züchter sich zu einer Herdbuchgesellschaft fusommengesclafen haben. Die Geschäftsstelle der Gesellschaft befindet sich zur Zeit in Ipswich; erst seit der Ein⸗ führung des Herdbuchs wurde ein gemeinsames Zuchtziel ins Auge gefaßt und auf einen Ausgleich in Form und Nutzungseigenschaften hingearbeitet. Der erste Band des Herdhuchs ist nun neuerdings veröffentlicht und gibt interessante Aufschlüsse über diese sich aus⸗ breitende Zucht.
Ueber die Körperformen und Eigenschaften, denen hauptsächlich Bedeutung beigemessen wird, gibt die dem Herdbuch beigefügte Füeietierftals Aufschluß. Danach wird am meisten auf die Aus⸗ ildung und Entwicklung des Rumpfes Wert gelegt, in erster Linie auf einen langestreckten, ebenmäßigen Rücken, verbunden mit entsprechen⸗ der Rumpftiefe. Eine leichte Aufwärtswölbung der Rückenlinie wird nicht beanstandet, vielfach sogar gern gesehen, besonders bei Sauen, mit Rück⸗ sicht auf die Tragezeit. Besondere Aufmerksamkeit soll der Schinken⸗ bildung und der guten Entwicklung der Hinterviertel überhaupt zu⸗ gewandt werden, auch wird auf schräge Schulter mit schmalem Blatt, ut gewölbte Rippen, breite Lende und gehörige Brustbreite und
rusttiefe hingearbeitet. Charakteristisch für den Schlag sind die langen, dünnen, meist über die Augen herabhängenden Schlappohren, wie sie keine andere englische Nass⸗ zeigt; dicke, grobe oder aufrecht⸗ stehende Ohren gelten als fehlerhaft. Als ausschließendes Merkmal gilt es, wenn andersfarbige, also namentlich weiße Haare und Ab⸗ zeichen auftreten, da dies auf frühere Kreuzungen schließen läßt.
Die Züchter rühmen neben der großen Genügsamkeit des Tieres sein ruhiges Temperament. Man findet nie bösartige oder aufgeregte Eber. Ein besonderer Vorteil dieses Landschweins soll, ebenso wie dies für deutsche Landschweine in Anspruch genommen wird, seine Seuchenfestigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Verwandt⸗ schaftszucht sein. Doch berichtet der deutsche landwirtschaft⸗ liche Sachverständige für Großbritannien, dessen in den „Mit⸗ teilungen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft enthaltenem Bericht diese Angaben entnommen sind, daß sich dies Lob nicht durch⸗ weg aufrecht erhalten läßt. Die Zuchten sind im letzten Jahrzehnt auf allen großen englischen Schauen hervorgetreten. Auch hat bereits eine lebhafte Ausfuhr, wenn auch nicht nach Deutschland, statt⸗ gefunden. Für Deutschland wird dieses Schwein überhaupt weniger ü19 Betracht kommen, da wir für alle Wirtschaftsbedingungen eben⸗ bürtiges Material im Inland finden können.
Theater und Musik.
Theater des Westens.
Auf der Charlottenburger Opernbühne stellte sich die Tanz⸗ künstlerin Irene Sanden am Sonntagmittag einem zahlreichen Publikum vor, das gekommen war, um ihre Tanzphantasien kennen zu lernen. Die junge Dame, die den Barfußtanz nach Art der Isadora Duncan pflegt, hat seit ihrem vor geraumer Zeit im Lustspielhause unternommenen ersten Versuch in dieser Kunst erheb⸗ liche Fortschritte gemacht. Ihre Nlafätsche Körperrhythmik erschien bei manchen Kompositionen von Weber, Chopin u. a. recht reizvoll, wenn auch gleichartige Momente sich gar zu häufig wiederholten und die Nachahmung ihres Vorbildes Isadora Duncan zuweilen zu augen⸗ fällig war. Gerade die Phantasie schien bei diesen Tanzphantasien etwas zu kurz gekommen zu sein. Zwischen den Tänzen sang der eng⸗ lische Baritonist Robert Maitland einige Lieder und Arien mit gut gebildeter Stimme, deutlicher Textaussprache und verständigem Ausdruck. Hugo Wolfs „Biterolf“ hat er freilich gänzlich verkannt. Er sang das Lied, durch das ein Hauch von Heimatssehnsucht und wehmütiger Entsagung weht, wie einen heldischen Schlachtgesang.
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Mittwoch, die Erstaufführung des Dramas „Salome“ von Wilde, Musik von R. Strauß, unter der persönlichen Leitung des Komponisten statt. (Anfang 8 Uhr.) Die Besetzung lautet: Salome: Fräulein Destinn; Herodes: Herr Kraus; Herodias: Frau Plaichinger; Jochanaan: Herr Hoff⸗ mann; Narraboth: Herr Kirchhoff. In wichtigeren Neben⸗ rollen sind Frau Goetze, die Herren Bachmann, Alma,
DOortmund „ 3. Dezember. bohrung auf der Zeche Herbern schlugen Feuersäulen
Griswold, Krasa, Lieban, Mödlinger, Philipp, Somme Wittekopf beschäftigt. Szenisch⸗dekorativ ist das Werk von inspektor Brandt für die Bühne eingerichtet, die Kostüme se Entwürfen der Herren Raupp und Heil angefertigt, die Dee von den Gebrüdern Kautsky gemalt.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Shat⸗ . mit Herrn Matkowsky in der Titelrolle in Ssen⸗ übrige Besetzung ist folgende: König: Herr Pohl, Königin:g Lindner, Polonius: Herr Vollmer, Ophelia: Fräulein P. Laörtes: Herr Staegemann.
Am Freitag, den 7. Dezember, Abends 7 ½ Uhr, finte IV. Symphonieabend der Königlichen Kapelle unte Weingartners Leitung im Königlichen Opern hauf Die Matinee beginnt um 12 Uhr.
8
(Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilne
Mannigfaltiges.
Berlin, den 4. Dezember 1906.
Ueber die Entdeckung eines Polarvolks auf dem Albertland durch Kapitän Klinkenberg, Führer eines A fangschiffs, wird aus Britisch⸗Columbia berichtet. Kling dessen Fahrzeug anscheinend zu der Walfischfangflotte auf Francisco gehört, die im vorigen Herbst an der Rückkehr an Eismeer verhindert wurde und bei der Herschelinsel üben mußte, war auf seiner Fangreise bis zum Prinz Albertlam gedrungen. Als sein Schiff hier im Eise festlag, unternahn Begleitung einiger an der Küste wohnender Eskimos einen ausflug in nordwestlicher Richtung, wobei er schließlich auf eime Eskimos stieß, die mit Messern, Pfeil und Bogen bewaffnet sich aber freundschaftlich verhielten. Klinkenberg erfuhr, daß Eingeborenen noch nie mit Weißen in Berührung gekommen Er besuchte dann deren Niederlassung, wo er über 600 M. vorfand, die von Jagd und Fischerei lebten. Ihre Geräte sehr einfach und bestanden aus Knochen oder einhein Kupfer. Die Trachten glichen den in Grönland gebräutt Ihre Hütten waren aus Torferde gebaut und innen mit Fäl kleidet. Das Prinz Albertland, das im südlichen Teil des alß Archipels in Nordamerika liegt, ist noch so gut wie unerforscht. Nordostküste wurde erst von Amundsens Expedition gelegentlich Schlittenreise festgestellt. Auch die letztere Expedition traf bein Williamland mit verschiedenen Eskimostämmen zusammen, me sich einige befanden, die nie einen Weißen gesehen hatten. stätigen sich die Angaben des Kapitäns Klinkenberg, so zeig Entdeckung in Verbindung mit Amundsens Erfahrungen, d Eskimos auf den südlichen Landmassen des nordamerika arktischen Archipels recht verbreitet sind. Die von Klinkenbe einem Punkt angetroffene große Eskimomenge läßt gleichzeint sehr reiche Fanggebiete schließen, denn die Eskimos pflegen n kleineren, zerstreut voneinander liegenden Ansiedelungen zu
(W. T. B.) Bei der Koh
der Erde. Neun Arbeiter erlitten schwere Brandwu — Der Dortmunder Magistrat bewilligte in seiner heuk gehaltenen Sitzung für die Geschädigten in Annen 10 000
Witten, 3. Dezember. (W. T. B.) Gestern sind nich irrtümlich gemeldet wurde, 23 Opfer der Explosion der W. Roburitfabrik auf dem evangelischen und 11 auf dem kathch Feiss boss sondern im ganzen 23 Verunglückte bee worden.
Hamburg, 4. Dezember. (W. T. B.) In der Nordse auf der Elbe wütet neuerdings ein Weststurm. Die Batte Süistang geben wegen des steigenden Wasserstandes War
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des Nichtamtlichen in der Ersten und
(Fortsetzung 1““
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iger und Königlich Preußischen Staat
Berlin, Dienstag, den 4
.Dezember
Zusammengestellt im Kaiserlichen Statistischen Amt
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17,20
16,50 17,60 17,80 17,60 18,00 18,00 19,00
19,20 22,00 18,80 20,20
14,50
15,10 15,50 15,50 15,60 15,40 16,30 19,20 18,20
14,50 15,80 13,10 16,60 16,80 15,65 17,00 16,00 19,00 19.00 18,00
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15,00 15,00 15,20 14,20 14,60 16,00
16,50 16,60 17,40
16,50 18,00 17,80 17,60 18,00 18,00 19,00
19,20 22,00 18,80 20,20
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16,00 17,00
17,51 18,46
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15,13 15,83 19,05 17,87
14,00 15,26
16,00
15,50 18,90 18,74 17,72
1 905 13 984 9 994
1 152 687
1 776
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1 807 1 460 1 088 2 859 3 592
14,34 16,22 17,00 16,14 16,63
1 197 17,10
15,47 17,00
17,51 18,68
22,49 18,64 19,47
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15,00
15,20 15,81 18,64 19,25
13,57 15,50
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15,50 18,98 19,06 17,92
13,80 14,92
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20. 11. 30. 11.
30. 11.
26. 11.
1. 12. 26. 11. 26. 11.
20. 11. 30. 11.
30. 11.
26. 11. 26. 11. 26. 11. 26. 11.
20. 11. 30. 11.
30. 11.
26. 11.
1.12. 26. 11. 26. 11. 26. 11. 26. 11.
8*ℳ
Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Durchschnittspreis wird aus den Feegesden Zahlen berechnet. Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.
Theater.
Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ haus. 30. Billettreservesatz. Das Abonnement, die permanenten Reservate sowie die Dienst⸗ und Frei⸗ plätze sind aufgehoben. Zum ersten Male: Salome. Drama in 1 Aufzuge, nach Oskar Wildes gleich⸗ namiger Dichtung in deutscher Uebersetzung von Hedwig Lachmann. Musik von Richard Strauß. heter persönlicher Leitung des Komponisten. Anfang
r.
Schauspielhaus. 267. Abonnementsvorstellung. Hamlet, Prinz von Dänemark. Trauerspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare. Uebersetzt von A. W. von Schlegel. Regie: Herr Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr.
Donnerstag: Opernhaus. 253. Abonnements⸗ vorstellung. Der Freischütz. Romantische Oper in 3 Abteilungen (zum Teil nach dem Volksmärchen „Der Freischütz“) von F. Kind. Musik von Karl Maria von Weber. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 268. Abonnementsvorstellung. Das Glashaus. Lustspiel in 3 Aufzügen von Oskar Blumenthal. Anfang 7 ½ Uhr.
Neues Operntheater. Sonntag: 36. Billettreserve⸗ 83 Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Wie ie Alten sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Erdgeist.
Karl Niemann.
Deutsches Theater.
Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Der Kaufmann von Venedig. reitag und folgende Tage: Das Wintermärchen. Kammerspiele: Mittwoch: Gespenster. Anfang 8 Uhr. Donnerstag: Zum ersten Male: Mensch und Uebermensch.
Lessingtheater. Mittwoch, Zum 400. Male: Die Weber.
Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der heimliche König.
Freitag, Abends 8 Uhr: Das Blumenboot.
Abends 8 Uhr:
Neues Schauspielhaus am Nollendorfplatz. Mittwoch, Nachmittags 3 Uhr: Aschenbrödel. — Abends 8 Uhr: Die Hochzeitsfackel.
Donnerstag: Die Hochzeitsfackel. Anfang 8 Uhr.
Schillertheater. 0. (Wallnertheater.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male:
Doppelselbstmord. Bauernposse in 4 Akten von Ludwig Anzengruber. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Doppelselbstmord. Freitag, Abends 8 Uhr: Der Hochtourist.
N. (Friedrich Wilhelmstädtisches Theater.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Mathias Gollinger. Lustspiel in 4 Aufzügen von Oskar Blumenthal und Max Bernstein.
Donnerstag, Abends 8 Uhr: Mathias Gollinger.
Freitag, Abends 8 Uhr: Die rote Robe.
Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Mittwoch, Nachmittags 3 ½ Uhr: Kindervorstellung zu kleinen Preisen: Zum ersten Male: Kindestreue und Weihnachtssegen. — Abends 7 ½ Uhr: Der Schmetterling. (Fritz Werner, als Gast.)
Donnerstag: Der Schmetterling. (Fritz Werner, d. Ft) Bnfaene 7 ½ 2 EGris 1 8
reitag: Der metterling. (Fr erner, a Gast.) Anfang 7 ½ Uhr. 8
Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Kindervorstellung zu kleinen Preisen: Kindestreue und Weihnachts⸗ segen. — Abends 7 ½ Uhr: Der Schmetterling. (Fritz Werner, als Gast.)
onntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Martha. — Abends 7 ½ Uhr: Der Schmetterling. (Fritz Werner, als Gast.)
Komische Oper. Mittwoch: Hoffmanns Crzählacagen. 8 onnerstag: Die Boheème. — Carmen. onnabend: Lakmé.
8
Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Husarenfieber.
Donnerstag und Freitag: Husarensieber.
Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Gäuseliesel. — Abends 8 Uhr: Husarensieber.
Residenztheater. (Direktion: RichardAlexander.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Triplepatte. Schwank in 5 Akten von Tristan Bernard und André Podfernauf. (Vicomte Robert de Houdan: Richard Alexander.)
Donnerstag: Triplepatte.
Freitag: Zum ersten Male: Patapon.
Sonnabend und folgende Tage: Patapon.
Florette u. Florette u.
Lortzingtheater. (Bellealliancestraße Nr. /8.) Direktion Max Garrison. Mittwoch, Nachmittags 3 Uhr: Bei sehr kleinen Preisen: Kindermärchen⸗ vorstellung: Peter und Paul reisen ins SF(erehse g. — Abends 7 ½ Uhr: Die Fleder⸗ maus.
Donnerstag: Die Regimentstochter.
Freitag: Der Waffenschmied.
Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Bei sehr kleinen Preisen: Kindermärchenvorstellung: Peter und Paul reisen ins Schlaraffenland. — Abends 7 ½ Uhr: Die Fledermaus. 1“
Thaliatheater. (Dresdener Straße 72/73. Di⸗ rektion: Kren und Schönfeld.) Mittwoch, Nach⸗ mittags 4 Uhr: Hänsel und Gretel. — Abends 8 Uhr: Eine lustige Doppelehe. Schwank mit Gesang in 3 Akten von Kurt Kraatz. Gesangstexte
von Alfred Schönfeld. Musik von Paul Lincke. Donnerstag und Freitag: Eine lustige Doppel⸗
ehe. Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Rotkäppchen. — Abends 8 Uhr: Eine lustige Doppelehe. Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Charleys Tante.
Bentraltheater. Mittwoch, Nachmittags 3 ½ Uhr:
Bei halben Preisen: Schneewittchen und die sieben Zwerge. — Abends 8 Uhr: Die Geisha. Operette in 3 Akten.
Donnerstag: Tausend und eine Nacht. reitag: Tausend und eine Nacht. onnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Schnee⸗
wittchen. — Abends 8 Uhr: Der Vogelhändler.
„Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Vogel⸗
— Abends 7 ¼ Uhr: Tausend und eine acht.
Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstraße.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der Hausfreund.
Donnerstag: Der Hausfreund.
Freitag: Zum ersten Male: Wo ist der Papa? Vorher: Herr Hups.
Baal Bechstein. Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr:
Liederabend von Lili Menar.
Beethoven-Sual. Mittwoch, Abends”
II. Abonnementskonzert des Böhm Streichquartetts.
Mozart-⸗Snal. Mittwoch, Abends 8
Orchesterkoͤnzert von Walter Meyrowit dem Mozart⸗Saal⸗Orchester.
Birkus Schumann. Mittwoch, Abenden 7 ½ Uhr: Grande Soirée équestre. 0 programm und Will. H. Hill, genannt Phänomen. Ferner: Zum ersten Male in En Moki⸗Indianertruppe. U. a.: Der Alc⸗ Schlangentänze ꝛc. Außerdem: Die großan neuen Spezialitäten. Um 10 Uhr: Zum 50. 2 “ Ein Tag in N.
rarlo.
Faäamiliennachrichten.
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann von Bredow (Hildburghausen). — Eine Tol Hrn. Obereutnant Joachim von Oertzen (B. — Hrn. Leutnant Georg von Bülow (Brth
Hrn. Kammerherrn Grafen von Bern Bernstorff (Bernstorff). .
Gestorben: Hr. Reichsgerichtsrat Goecke (L: — Hr. Geheimer Hofrat, Professor Dr. (Heidelberg). Hr. Masor a. D. 9 8 Seydel (Görlitz). — Fr. Klotilde von Meyff geb von Blumenstein (Karlsruhe i. B.). — Generalmajor z. D. Benno von Studnitz 1 (Breslau).
Verantwortlicher Redakteur: Dr. Tyrol in Charlottenburg.
Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich) in Beh
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Ve Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 2
Neun Beilagen
(einschließlich Börsen⸗Beilage), sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des 1 lichen Anzeigers (einschließlich der 1. Nr. 2 veröffentlichten Bekanntmachun betreffend Kommanditgesellschaften auf 2 und Aktiengesellschaften, für die Woche 26. November bis 1. Dezember 190
SEK.
Deutscher Reichstag.
132. Sitzung vom 3. Dezember 1906, Nachmittags 1 Uhr.
(Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Tagesordnung: Fortsetzung der ersten Beratung der Ge⸗ setzentwürfe, betreffend die Föhtstellung weier Nachträge zum Reichshaushaltsetat und zum Haushaltsetat für die Schutzgebiete auf das Rechnungsjahr 1906.
Stellvertretender Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts, Wirklicher Geheimer Rat Dernburg: Ich habe folgende Er⸗ klärung abzugeben: Der Abg. Bebel hat in der Sitzung vom Sonnabend unter Berufung auf eine angebliche Aeußerung des verstorbenen Staats⸗ sekretärs Freiherrn von Richthofen behauptet, daß der Wirkliche Geheime Legationsrat Hellwig wegen der Feindschaft, die er sich als Staatsanwalt im Disziplinarverfahren gegen Dr. Peters zugezogen habe, aus dem Reichs⸗ dienst hätte scheiden müssen. Ich stelle fest, daß die Pensionierung des Wirklichen Geheimen Legationsrats Hellwig mit dem Falle Peters in keinerlei Zusammenhang steht; sie ist lediglich deshalb erfolgt, weil Herr Hellwig selbst sich den steigenden Anforderungen seines Amtes nicht mehr vollständig gewachsen fühlte und deshalb um so mehr neben dem schon damals als noetwendig erkannten Wechsel im System auch ein Personenwechsel in der wichtigen Dirigentenstelle der Kolonialabteilung angemessen erschien. Es ist hiernach nicht glaubhaft, daß der verstorbene Staatssekretär Freiherr von Richthofen, entgegen dem wirklichen Sachverhalt, die Pensionierung des Wirklichen Geheimen Legationsrats Hellwig mit einer Gegnerschaft der parlamentarischen Freunde des Dr. Peters begründet haben sollte. Der Abg. Ablaß hat in der letzten Sitzung des Reichstags er⸗ klärt, daß dasjenige, was der Herr Reichskanzler über den Fall
oeplau neulich mitgeteilt hätte, in wesentlichen Punkten unrichtig ei. Er hat den Beweis zu führen versucht, daß gegen Poeplau lediglich deshalb vorgegangen sei, weil er andere Beamte denunziert und Aktenmaterial an Reichstagsabgeordnete ausgeliefert hätte. Mit bezug lauf diese Ausführung habe ich folgende Erklärung abzugeben, die sich in tatsächlicher Beziehung, da die betreffenden Akten sich zur Zeit bei dem Landgericht I zu Berlin befinden, auf einen früher ge⸗ Fäßtigten Auszug aus den Personalakten Poeplaus stützt. Es ist un⸗ richtig, daß gegen Poeplau lediglich aus den von dem g. Ablaß angeführten Gründen vorgegangen sei. Poeplau hatte sich schon vor dem Jahre 1903 eine Reihe von Dienstverfehlungen zu Schulden kommen lassen und war dreimal darauf mit erheblichen disziplinarischen Geldstrafen — von 150 ℳ, 100 ℳ und 200 ℳ — bestraft worden. Da das Verhalten des Poeplau zu Zweifeln an seiner Zurechnungsfähigkeit Veranlassung gab, wurde ungeachtet seiner schweren dienstlichen Verfehlungen von der Einleitung eines förm⸗ lichen Disziplinarverfabrens abgesehen und im Februar 1903 auf
ärztlichen Gutachten nicht beitraten, führte dieses Verfahren nicht zur Pensionierung. Es ist hiernach keineswegs scharf gegen Pafrleas vor⸗ gegangen worden, sondern im Gegenteil ist ihm eine äußerst milde Behandlung zuteil geworden, indem bei den bezüglich seines Geistes⸗ zustandes bestehenden Fweilein nicht zum Disziplinarverfahren, sondern zum Zwangspensionierungsverfahren geschritten wurde, bei dessen Durchführung Poeplau eine Pension erhalten haben würde. Erst als dieses Verfahren nicht zum iele ge⸗ führt hatte und Poeplau dann in gröblichster erletzung der ihm obliegenden Amtspflichten amtliche Schriftstücke zur Kenntnis dritter Personen brachte, blieb nichts anderes übrig, als gegen ihn das förmliche Disziplinarverfahren einzuleiten. Wie das Erkenntnis des Disziplinarhofes ausspricht, hat sich Poeplau „als ein Mann gezeigt, der jeder Belehrung unzugänglich ist und dem es nicht bloß an Selbstbeherrschung und Takt fehlt, sondern der auch, was von ausschlaggebender Bedeutung ist, kein Pflicht⸗ gefühl besitzt“. Was die Klage Poeplaus über Nichtbeantwortung seiner an den Herrn Reichskanzler gerichteten Eingaben betrifft, so hat ein Beamter, der seiner vorgesetzten Dienstbehörde An⸗ zeigen über nach seiner Ansicht vorhandene Mißstände oder über Verfehlungen anderer Beamten erstattet, also über An⸗ gelegenheiten, die ihn persönlich nicht betreffen, Seef lich keinen Anspruch auf Bescheid und es gibt gegen das Ausbleiben eines solchen Bescheides keinen Instanzenzug. Gegen die Verfügun eines Stellvertreters des Herrn Reichskanzlers besteht kein Recht au persönliche Nachprüfung und Bescheidung durch den Herrn Reichs⸗ kanzler selbst. Der Herr L“ des Auswärtigen Amtes war für Poeplau die oberste Reichsbehörde, gegen deren Entscheidung ihm keinerlei Beschwerderecht zustand. Der Herr Reichskanzler ist zwar in der Lage, jederzeit eine Disziplinarsache an sich zu ziehen, kann jedoch aus tatsächlichen Gründen unmöglich in jedem einzelnen Falle persönlich in die Verfügung der zuständigen Ressorts eingreifen. Im Falle des Poeplau lag dazu um so weniger eine Veranlassung vor, als die Aussagen dieses mehrfach disziplinarisch vorbestraften Beamten, über dessen Zurechnungsfähigkeit zudem erhebliche Zweifel bestanden, wie bereits in der Rede des Herrn Reichskanzlers vom 28. November d. J. ausgeführt ist, nicht von vornherein Anspruch auf Beachtung oder gar auf volle Glaubwürdigkeit hatten. (Lärmende Zurufe links.) Seien Sie doch so höflich und lassen Sie mich reden. Danach ist die Behauptung des Herrn Abg. Ablaß, daß der Herr Reichskanzler eine in wesentlichen Punkten unrichtige Darstellung des Falles Poeplau gegeben habe, vollkommen widerlegt.
Präsident Graf von Ballestrem: Es reißt wirklich die schlechte Gewohnheit ein, wenn ein Mitglied des Bundesrats hier auf eine Beschwerde, die in einer früberen Sitzung vorgebracht worden ist, eine Antwort gibt, dieses mit Lärm zu unterbrechen und ihm die Antwort beinahe unmöglich zu machen. Ich bitte, das künftig zu
unterlassen. Abg. Roeren (Zentr.): Ueber den Fall Hellwig spreche ich
Grund eines ärztlichen Gutachtens das Zwangspensionierungsverfahren gegen Poeplau eingeleitet. Da andere Sachverständige dem amts⸗ 2
nicht; wer recht hat, Bebel oder Arendt, ist zweifelhaft, möge jeder selbst entscheiden. Der einzige kompetente Zeuge, Staats⸗
sekretär v. Richthofen, lebt nicht mehr. Uebrigens wird auch der Abg. Bebel das Notwendige auf die Erklärung des Kolonialdirektors ent⸗ gegnen. Den Fall Poeplau muß ich dem Abg. 4 überlassen, der ja der Anwalt Poeplaus in allen Instanzen gewesen ist. Ich möchte nur, abgesehen von den wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnissen, auf verschiedene Mißstände am machen, bei deren Fortdauer eine gesunde Entwicklung unserer Kolonien unmöglich sein würde. Ich hoffe, der Kolonialdirektor wird mir dafür dankbar sein. Wenn ihm auch die bestehenden Zustände nicht zur Last gelegt werden können so trägt er doch für deren Fortdauer die Verantwortung. Zunächst jedoch ein Wort über Wistuba, weil der Abg. Ablaß meinen Namen in dieser Angelegenheit genannt hat. Der Abg. Ablaß verlas einen Erlaß des Kolonialdirektors vom 19. v. M., wonach Wistuba keine Eingaben mehr an die Kolonialabteilung richten solle, weil seine Anschuldigungen sich nach dem Gutachten des Oberrichters Dr. Meyer als unzuverlef ie erwiesen hätten. Es schwebt nun aber auch ein Verfahren gegen den Oberrichter Meyer. Der erwähnte Erlaß ist nicht von dem neuen Kolonialdirektor verfaßt, sondern von einem Mitgliede der ominösen Untersuchungskommission und zwar, wie der ganze Ton beyweist, von dem Staatsanwalt. Die Disziplinarsache Wistuba berühre ich nicht, weil sie noch schwebt. ch erörtere nur, wie ich überhaupt mit der Angelegenheit betraut bin. Den Aus⸗ gangspunkt für das Verfahren gegen Wistuba bildet die Ver⸗ haftungsgeschichte der Missionare in Togo. Als Wistuba, der Bureau⸗ vorstand in Lome war, vor 2 Jahren auf Urlaub herkam, wurde ihm bei seiner Meldung im Kolonialamt sofort von dem da⸗ maligen, jetzt zum Glück der Kolonien beseitigten Per⸗ sonaldezernenten, Geheimen Legationsrat von König ein be⸗ reits fertiggestelltes Protokoll zur Unterschrift vorgelegt, das von Anschuldigungen wimmelte und wozu die an der Verhaftungs⸗ affäre beteiligten Beamten das Material gesammelt hatten. Bald darauf wurde mir von angesehener Seite — nicht etwa von den Missionen, sondern von einem Laien aus der Kolonie — geschrieben, daß ich mich des jungen Mannes annehmen möchte, da er es durch⸗ aus verdient. Wistuba sei fast der einaige Beamte, der sich seit Jahren den Angriffen und der Feindseligkeit gegen die Missionen fernhalte; deshalb sei ihm ein großer Teil der übrigen Beamten in Togo feindselig gesinnt und habe ihn geradezu bopkottiert. Wistuba stehe in freundlichem Verkehr mit den Missionen und deshalb gingen die dortigen Beamten spystematisch gegen ihn vor, um seine Abberufung aus Togo zu erwirken. Dieses Schreiben stammt von einem angesehenen Mann, dessen Glaubhaftig⸗ keit niemand bezweifeln kann. Dann ersuchte mich Wistuba selbst, daß ich mich seiner Sache annehme, aber nicht durch Besprechung im Reichstag, sondern durch peivate Vorstellung in der Kolonial⸗ abteilung, weil er überzeugt war, daß durch eine ruhige und ob⸗ jektive Darlegung alles wieder gut gemacht werden könne. Ich gin
zur Kolonialabteilung, hatte aber nicht damit gerechnet, daß i
dort auch dem damaligen Personalreferenten von König begegnete. Aus den Verhandlungen mit ihm und dem damaligen Kolonialdirektor ent⸗ nahm ich, daß die Andeutungen in jenem Schrei über die Kom⸗
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