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treffend wichtige Gesetz Ihrer
Mit großer Freude ist in der Provinz die Kunde ebur eines Se. graße Freud Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, des ersten Enkels Seiner Majestät des Kaisers und Königs, und die Verlobung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Au gust Wilhelm von Preußen begrüßt worden. Das Hinscheiden Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen, durch welches im ver⸗
angenen Jahre unser Herrscherhaus in Trauer versetzt wurde, 18 in der Provinz Hannover, in der sich der Verewigte in langjähriger militärischer Wirksamkeit warme Sympathien erworben hatte, herzlich betrauert worden. Wenn in diesem Jahre Seine Majestät der Kaiser und König aus Anlaß der Kaiser⸗ manöver, wie wir hoffen, einen längeren Außenthalt in der Provinz Hannover nehmen wird, so wird diese erneute Gnadenerweisung unseres Herrschers in der 2 mit aufrichtiger Dankbarkeit empfunden werden. An der Trauerkundgebung anläßlich des Hin⸗ scheidens Ihrer Majestät der Königin Marie von Hannover, deren Güte und Wohltun ihr ein gesegnetes Andenken sichern, hat sich auch die Prose ha verenakʒumg beteiligt, indem sie der Anteilnahme der Provinz durch Entsendung einer Deputation Ausdruck gegeben hat.
Seit Ihrer letzten Tagung, hochgeehrte Herren, sind zwei Mit⸗ glieder durch Tod, ein Mitglied durch Mesentan ederlegung aus⸗ eschieden. In einem Falle hat die Ersatzwahl bereits stattgefunden.
ie Wahlverhandlungen werden Ihnen vorgelegt werden. Seitens der Staatsregierung wird Ihnen der Entwurf eines Gesetzes, be⸗ das Höferecht in der Provinz Hannover, gutachtlichen Aeußerung vorgelegt. Ich empfehle dieses sachverständigen Prüfung. Der Ihnen zur Beratung und Feststellung vorliegende Haushalts⸗ etat der Provinzialverwaltung zeugt auf allen Gebieten, die ihrer Verwaltung zugewiesen sind, von eifriger Arbeit an der Lösung der gestellten Aufgaben. In Ausführung des Gesetzentwurfs über Herstellung des Rhein⸗Weser⸗Kanals, dem Sie in Ihrer letzten Tagung Ihre Zustimmung gegeben haben, ist inzwischen dur 1 den Provinzialausschuß die Wahl der Mitglieder des Finanzbeirats bewirkt worden; die Kanalbaudirektion für die zwischen Ems und Weser herzustellende Wasserstraße hat ihren Sitz in der Löö er⸗ halten. Mit Befriedigung kann die Landwirtscha t treibende Bevölkerung der Provinz auf die Hauptvereinsausstellung in Hildesheim zurückblicken. Das günstige Ergebnis der Ausstellung hat von neuem den Beweis erbracht, daß die hannoversche Landwirtschaft den Ver⸗ gleich mit keinem Landesteil unseres Vaterlandes zu scheuen braucht. Im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers und Königs erkläre ich den 40. Hannoverschen Provinziallandtag für eröffnet. Nach dem Schluß dieser Ansprache brachte der bisherige Vorsitzende des Provinziallandtags Fürst zu Inn⸗ und Knyphausen ein dreimaliges Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König aus, in das die versammelten Mitglieder lebhaft einstimmten.
“ Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. 1 Gestern hat die feierliche Beisetzung der Leiche Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Clementine von Sachsen⸗Coburg und Gotha in der Gruft der katholischen Kirche St. Augustin zu Coburg neben ihrem im Jahre 1881 verstorbenen Gemahl, Seiner Hoheit dem Prinzen August, in Gegenwart der hohen nächsten Anverwandten und bn;n Fürstlichkeiten stattgefunden.
zur
S˖esterreich⸗Ungarn.
Der un arische Unterrichtsminister Graf Apponyi hat F im Abgeordnetenhause einen Gesetzentwurf über
ie Volksschulen eingebracht. 1
Der Entwurf setzt, wie das „W. T. B.“ berichtet, für die Lehrer ein Mindestgehalt von 1000 Kronen fest. Die Volksschulen mit nichtungarischer Unterrichtssprache sollen weiter bestehen bleiben, aber verpflichtet sein, die ungarische Landessprache als Lehrgegenstand einzuführen; auch soll diesen Schulen eine staatliche Unterstützung nur dann gewährt werden, wenn sie den staatlichen Lehrplan annehmen.
Das Haus hat in seiner gestrigen Sitzung den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die obligatorische Kranken⸗ und Unfallversicherung, angenommen.
— Der volkswirtschaftliche Ausschuß des ungarischen Abgeordnetenhauses hat gestern die Beratung des ungarischen autonomen Zolltarifs begonnen.
Der Handelsminister Kossuth erklärte, obiger Quelle zufolge,
die parlamentarische Erledigung des Zolltarifs notwendig ser weil dies die Vorbedingung für die parlamentarische Erledigung der internationalen Handelsverträge bilde, die bisher bloß auf Grund von Verordnungen Gesetzeskraft haben. Die ungarische Regierung werde die Ausgleichsverhandlungen, die nun zwischen den Ministern und nicht durch Fachreferenten geführt werden würden, am 28. Februar aufnehmen. Es sei die Absicht der Regierung, bis Ostern entweder eine Verständigung herbeizuführen oder die Unmöglichkeit einbarung festzustellen.
Großbritannien und Irland.
Im Oberhause brachte gestern Lord Newton einen Gesetzentwurf, betreffend die Keform des Oberhauses, ein. In der Absicht, den übermäßigen Einfluß des erblichen Elements zu beseitigen, sieht der Entwurf, laut Meldung des „W. T. B.“, vor, daß kein erblicher Pair im Ober⸗ hause sitzen soll, außer wenn er ein hohes Amt be⸗ kleidet hat, oder wenn er zweimal ins Unterhaus gewählt worden ist, ehe er Pair wurde, oder wenn er als Wahlpair representative peer) gewählt worden ist. Die erblichen Pairs ollen Vollmacht erhalten, ein Viertteil aus ihrer Zahl zu gewaͤhlten airs zu wählen. Die Krone soll Vollmacht haben, hundert Pairs auf Lebenszeit zu ernennen, um eine Vertretung aller Interessen zu sichern; die Zahl der Bischöfe im Oberhause soll herabgesetzt werden. — In der gestrigen Sitzung des Unterhauses standen mehrere Interpellationen zur Verhandlung.
Afhley (Kons.) fragte an, ob die Mächte schon das Pro⸗ gramm für die S Konferenz festgestellt hätten und ob die Frage der Abrüstung der Konferenz unterbreitet werde. Der Kanzler der Schatzkammer Asquith erwiderte, obiger Quelle zufolge, an Stelle des abwesenden Premierministers Campbell⸗ Bannerman, es sei noch keine endgültige Vereinbarung hinsichtlich der Beratungsgegenstände getroffen worden. Der Staatssekretär des Auswärtigen Sir Edward Grey eiklärte in Beantwortung einer Anfrage, es seien keine Eisenbahnkonzessionen in Marokko vergeben worden. Der Unterrichtsminister MeKenna kündigte an, daß die Regierung einen Gesetzentwurf einbringen werde zur Abhilfe gegen die Beschwerden der Nonkonformisten über Bestimmungen des gegenwärtigen Erziehungs⸗
esetzes. Frankreich.
Der Präfekt des Seine⸗Departements hat gestern dem Minister Briand den Entwurf eines vom Erzbischof von Paris ausgearbeiteten Vertrages, betreffend die Verpachtung der Kirchen, überreicht. Briand erklärte, „W. T. B.“ zufolge, der Entwurf sei für ihn unannehmbar, weil er seine am Dienstag in der Deputiertenkammer ab⸗
1 gegebenen Erklärungen nicht berücksichtige. Er sei aber gerne
ereit, einen Vertragsentwurf zu pr berücksichtige.
en, der seine Erklärungen 8 “
— Die Deputiertenkammer hat gestern einen Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Ueberwachung und Kontrolle sämtlicher französischen und ausländischen Spar⸗ kassenunternehmungen, 1111161A1““
Rußland.
gestern nachmittag eingelaufenen Telegrammen „St. Petersburger Telegraphenagentur“, Reichsduma gewählt, darunter 28 Gemäßigte; 221 von
Nach den sind, laut Meldung der 355 Abgeordnete zur 1 62 von der Monarchistenpartei, der Linken und 44 Nationalisten. der Rechten sind 27 Monarchisten und 18 denen der Linken 59 Kadetten, 27 Angehörige der Arbeiter⸗ partei, 36 Sozialdemokraten und 7 Sozialrevolutionäre. Die Gesamtzahl der Abgeordneten für die Reichsduma beträgt 524.
Türkei. Schutzmächte
Oktobristen, unter
Kretas den
Nachdem die neuen Verfassungs⸗
Nationalversammlung ausgearbeiteten entwurf gebilligt 8. berief der Oberkommissar die Nationalversammlung auf den 21. Februar ein, um ihr dies mitzuteilen und den Verfassungs⸗ eid abzulegen. Die gegenwärtige Regierung wird hierauf, wie das „Wiener Telegraphen⸗Korresponden‚burrau⸗ meldet, sofort demissionieren und bis zur Wahl der neuen Kammer durch ein Ueber angsministerium ersetzt werden, da die neue Regierung aus der jeweiligen Kammer⸗ mehrheit hervorzugehen hat. Die neue Kammer tritt am 14. Juli zusammen. Die Wahlen sollen im Mai stattfinden.
Serbien.
Die Skupschtina verhandelte gestern über die Handels⸗ verträge mit Bulgarien, Italien, Frankreich und Rumänien.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ besprach der Finanzminister Dr. Patschu die durch die neue Agrarschutzpolltik Deutschlands ge⸗ schaffene handelspolitische hr Europas und legte die Gründe dar, aus denen der Handelsvertrag mit Oesterreich⸗Ungarn bisher nicht zustande gekommen sei. Serbien werde selbstverständlich schwer auf die vorteilhaften Konzessionen verzichten, die der österreichisch⸗ ungarische Vertrag bieten würde. Oesterreich⸗Ungarn habe jedoch durch die Forderung der Einräumung besonderer Priorität für die öster⸗ reichischꝛungarische Industrie Serbien gezwungen, neue Absatz⸗ märkte aufzusuchen. Der Versuch des Exportes lebender Ochsen könne als geglückt bezeichnet werden, obwohl her nicht allen gehegten Erwartungen entspreche. Der Minister hofft, daß Oesterreich⸗Ungarn, das wiederholt erklärt habe, daß es die selbständige Entwicklung der Balkanstaaten wünsche, mit Serbien in Verhandlung treten werde. Der Minister erklärte chließlich, die Hebung der Viehzucht sei notwendig, damit der Export erbischen Viehes nach der Schweiz ermöglicht werde. Die neuen Handelsverträge sicherten den Export Serbiens auch ohne den öͤsterr⸗ reichisch⸗ungarischen Markt.
Nach kurzer Debatte wurde der serbisch⸗bulgarische Handelsvertrag mit 95 gegen 4 Stimmen angenommen.
Amerika.
Dem Staatsdepartement der Vereinigten Staaten von Amerika ist, den „Times“ zufolge, aus Tokio mitgeteilt worden, daß die japanische Regierung der Ausschließung von Kulis aus den Vereinigten Staaten zustimmt. Dies ebnet den Weg für die Vertragsverhandlungen, die g8. sächlich von dem amerikanischen Gesandten in Tokio geführt werden. 8
Asien.
Nach einer amtlichen Meldung haben die Regierungs⸗ truppen am 19. Februar bei Radjany (Celebes) eine Berg⸗ festung genommen. Sie hatten dabei vier Verwundete, der Feind acht Tote, unter diesen drei Häuptlinge.
Afrika.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ sind der Trans⸗ vaalbur Ferreira und seine Genossen, die Anfang November vorigen Jahres in den Nordwesten der Kapkolonie eingedrungen waren, Polizeistationen überfallen und einen Aufstand ins Werk zu setzen versucht hatten, vorgestern in Küumberley zum Tode verurteilt worden. Potgieter und
Retif wurden zur Begnadigung empfohlen.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (17.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, e der Minister des Innern Dr. von Bethmann⸗Hollweg beiwohnte, n auf Wunsch des Vorsitzenden der Budgetkommission, einer Anregung des Finanzministers gemäß, der Titel zum Neubau eines Dienstgebäudes für ein in Essen zu er⸗ richtendes Hauptsteueramt im Extraordinarium des Etats der indirekten Steuern, den die Kommission bereits genehmigt hat, an die Kommission zurückverwiesen und sodann die zweite Beratung des Staatshaushaltsetats für das Rech⸗ nungsjahr 1907 im Etat des Ministeriums des Innern bei dem Kapitel „Landgendarmerie“ fortgesetzt.
Hierzu lag der Antrag der Abgg. Baensch⸗Schmidt⸗ lein (freikons.) und Genossen vor,
„die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, das Höchst⸗ gebalt der Gendarmen von 1900 auf 2100 ℳ zu erhöhen und ch damft einverstanden zu erklären, daß der dafür erforderl che etrag schon in dem vorliegenden Etat verfügbar gemacht wird“. Berichterstatter Abg von Pappenbeim teitt mit, daß der vor⸗
liegende Etat die Gehälter der Gendarmen auf 1400 bis 1900 ℳ (bisher 1200 bis 1600 ℳ), alle drei Jahre steigend um je 100 ℳ, und die Gehälter der Oberwachtmeister auf 1700 2400 ℳ (bisher 1500 bis 2000 ℳ), nach je drei Jahren steigend um zweimal je 200 ℳ und zweimal je 150 ℳ erhöhe;
wurde zunächst
die Durchschnittsgehälter erhöhten sich also für die Gendarmen um
erner würden die
250 ℳ, für die Oberwachtmeister um 300 ℳ 2 ienstprämten von
etatsmäßigen Stellen um 62 vermehrt, und die s 1000 ℳ würden schon vor dem Ausscheiden aus der Gendarmerie Auszahlung gelangen .
Abg. Baensch⸗Schmidtlein ffreikons.): Ich darf dem Minister
Unter den Mitgliedern
d 2 4,8e die Mannschaften,
st henden Pachtvertrags, der hier in seinen wesentlicheren Zügen
ana ysiert werden soll.
1 v
bis
unseren Dank dafür aussprechen, daß er in diesem Etat an eine Ge⸗
haltserhöhung der Gendarmen gedacht hat. Wir freuen uns uch über seine Erklärung, daß Erwägungen angestellt werden sollen, um vielleicht in der großen Vorlage über die Gehaltsaufbesserung für die mittleren und unteren Beamten eine Aufhesserung der Ge⸗ hälter der Gendarmen eintreten zu lassen. Sie wissen, daß mein An⸗ tvag der Budgetkommission überwie en werden soll; ich will dee halb
nicht näher auf ihn eingehen. Ich nöchte nur darauf hinweisen daß der Antrag von mir und meinen politischen Freunden deshalb
V v
noch
wachtmeisters warten muß.
gestellt worden ist, weil der Unterschied in den Besoldungen zu ungunsten der Oberwachtmeister aus dem gegenwärtigen Etat bhe können. Gendarmeriekorps ist und ble
sehr wenige auserwählt werden können. meister ein einziger Oberwachtmeister, und so kann es kommen, daß ein so tüchtiger Wachtmeister vergeblich
verschoben hat, wie Sie Das Mißlichste für das bt, daß sehr viele berufen vn aber
Es kommt auf 12 Wacht⸗
auf die Stelle des Ober⸗ Leider sind verhältnismäßig wenig Ober⸗
ge Gendarmen es vorziehen, um andere
wachtmeisterstellen vescha een worden; infolgedessen ist es selbstver⸗
ständlich, daß tü
Stellungen zu bemühen. Auf diese Weise Leute der Gendarmerie entzogen. Pade die tüchtigsten Elemente dauernd der Gendarmerie zu erhalten. ie können Verordnungen schaffen, nichts, wenn die Organe fehlen, Die Tüchtigkeit nicht hoch genug alle der Gendarmerie wachtmeister werden können, von der Gehaltserhöhung, den alten
sollen. dings nicht
Peüent haben,
ch bedaure, daß der wichtigen Kapitel nicht hier ist, um die berechtigten Wünsche
ordentli
des Hauses entgegenzunehmen. schiedene Wünsche, u. a. b zulage für die Gendarmerieschreiber, und blttet Antrag in der Budgetkommission wohlwollend und
Abg. Graf von Wartensleben (kons.): Die Aussichten der Gendarmen ist ein alter, des Hauses. Ich kann mich deshalb den Ausführungen des
Wunsch
Vorredners nur anschließen.
werden leider die tüchtigsten Es tut aber außerordentlich not,
so viel Sie wollen, sie nützen die sie zur Ausführung unseres Gendarmeriekorps kann aller. geschätzt werden. Wenn nun auch angehörenden Mannschaften Ober⸗ so möchte ich doch, abgesehen Wunsch wiederholen, pflichtgetreu als
bringen
welche 21 Jahre
den Charakter als Oberwachtmeister
Chef des Gendarmeriekorps bei diesem außer⸗ Der Redner äußert dann noch ver
auch den der Gewährung einer Funktions⸗ schließlich, seine
sorgsam zu prüfen. erbesserung der von allen Seiten geäußerter
Die Notwendigkeit eines ausreichenden
und gut besoldeten Gendarmeriekorps zeigt sich namentlich bei solchen
Kalamitäten wie Streiks usw. Abg. Dr. Röchling (nl.):
beim Manoͤver.
und auch Ausdruck der Wertschätzung
Dem
der Gendarmen kann ich mich namens meiner politischen Freunde nur
anschließen. Auch wir sind mit dem Antrage
Baensch durchaus ein⸗
verstanden und können die Forderung nur in vollem Umfange als be
rechtigt anerkennen.
sie sich wohl fühlen können.
Die Gendarmen müssen so dotiert werden, . Soweit sie keine Dienstwohnungen
haben, sollte ihr Wohnungsgeldzuschuß erhöht werden.
Abg. Hammer (kons.): Großstädten haben eine mindestens so
Die Gendarmen in den Vororten von schwierige und verantwortungs⸗
volle Aufgabe wie diejenigen in den Industriezentren; ich brauche wohl
nur an Rixdorf zu erinnern.
Ich würde mich sehr freuen, wenn dieser
Teil der Gendarmen durchweg die Stellenzulage erhielte oder behielte.
Die Gendarmen
müssen ein
Dienstzimmer vorhalten; in Vor.
orten von Berlin können sie unmöglich eine Wohnung unter 600 ℳ
bekommen. Der Wohnungsgeldzuschu steht dazu in keinem richtigen
Remedur eintreten. reicht nicht aus.
der II. und gar der der III 8 erhältnis; hier müßte ebenfalls Was im Etat für diese Zwecke ausgeworfen ist,
Abg. Schmidt⸗Warburg (Zentr.) trägt eine Beschwerde über
eine von der Regierung in
Minden erlassene Verfügung vor, durch
welche die Schließung von Brunnen in einer Ortschaft dieses Bezirks angeordnet und deren übler Eindruck auf die Bevölkerung durch das
Verhalten der Gendarmen noch gesteigert worden sei. Der Redner bittet den
Abg. Werner Antragstellers an.
Wünsche der Landgendarmerie vertreten,
bei der Durchführung dieser Verfü ung Minister um Abhilfe. (d. Resp.) schließt sich den Ausführungen des Alljährlich hätten die Vertreter aller Parteieon die und der Etat erkenne ja deren
Berechttgung teilweise an. An die Gendarmen träͤten hohe Anforderungen eran; aber er habe immer die Erfahrung gemacht, daß die Gendarmen
hätten Gendarm könne
seien vielfach die
müsse ein besonderes
daß da, wo keine
ei der Ueberwachung von Versammlungen sich sehr gut bewährt und in gewesen
be die Gesetze nachschlagen, Wohnungsverhältnisse der Gendarmen.
seien, alles zu verstehen. Der solchen Gelegenheiten nicht immer erst sondern müsse sie genau kennen. Traurig Der Gendarn Bureauzimmer haben; es wäre daher angebracht,
geeigneten Mietswohnungen vorhanden find, von
Staats wegen für freundliche Dienstwohnungen gesorgt werde, zumal
es wünschenswert sei, daß
(Zentr.) wünscht als Vertreter eines Grenzkreises eine Vermehrung von Gendarmen,
abhängig würden.
Abgn. Stull (Neisse Grottkau) Zigeunerplage dort
müsse die Möglichkeit ges schiedener Kreise durch telep erufen werde, um die
die Gendarmen nicht von den Vermietern
da sich die allmählich zu einer Hunnenplage ausbilde. Es affen werden, daß die Gendarmerie ver⸗ onischen Anruf in kurzer Zeit zusammen⸗
Zigeunerbanden über die Grenze zu bringen.
m übrigen schließt der Redner sich den Ausführungen zu Gunsten
der Gendarmen an.
Abg. Funck (frs. Volksp.) verweist kurz auf die Ausführungen,
die früber von seiner Partei und erklärt, daß auch seine Freunde für den Antrag Baensch⸗
seien,
emacht
zu Gunsten der Gendarmen
Schmidtlein einträten. Die Besoldungen für die Landgendarmerie werden be⸗
willigt. überwiesen.
(Schluß des Blattes.)
Dem Reichstage treffend die Vornahme zählung im Jahre 1907,
Der Antrag Baensch⸗Schmidt
ein wird der Kommission
einer Berufs⸗ und Betriebs⸗ zugegangen.
Sttatistik und Volkswirtschaft. 1“ Gewinnbeteiligung der Arbeiter im Altertum.
Kürzlich ist die überraschende Tatsache enthüllt worden,
Gewinnbeteiligung Afrika bekannt
war. er Handel und Gewerbe Henry Boucher t 4. Kunde gegeben, den er im „Museum für Sozialpolitik“ seine Reise nach Tunis hielt.
daß die der Arbeiter schon im Altertum im 15mischen frühere französische Minister für bat hiervon in einem Vortrag in Paris über Es handelt sich um die sogenannte
„Inschrift von Henchir⸗Meltich“ im Bardo⸗Museum, wo die betreffende
„Stele“, d. h. obeliskartiger Grabstein, aufbewahrt wird. Mitteilungen Bouchers bildet die Inschrift dieser Stele Charta der Gewinnbeteiligung“, Halbpachtvertrag mit Gewinn zum Studium der Näheres
Bouchers
trage ihrer
Im Laufe französischen
schon im Dezember vorgelegt worden war,
Akademie
Nach den „die antike denn sie enthält einen „amtlichen eteiligungsklauseln“. Die „Gesellschaft suchte nach dem Vor⸗ egenstand zu erfahren. Bemühungen stellte sich heraus, 9 der
für Inschriften und Schönwissenschaften 1896 der Text der „Inschrift von Henchtr⸗Mettich und daß über diese bereits von drei Gelehrten
Gewinnbeteiligung“ über den
Abhandlungen geschrieben worden sind, unter denen die Arbeit von
Professor J Toutain*) die vier
graphien aller
bedeutendste ist; sie enthält auch Photo⸗
Seiten des rechteckigen Grabsteins. Der
Toutamschen Schrift verdanken wir die genaue Kenntnis des in Rede
Der Vertrag
Jahre 117 starb, und betrifft ein in Grundstück (fundus), namens
in der Gegend der
*) Vergl.:
Regierungszeilt Trajans, der im der Nähe von Karthago gelegenes „Fundus villae magnae Variani Siga, bestehend aus bebautem Boden
stammt aus der
Mappalia
Linscription d'Henchir-Mettich. Un nouveau
document sur la propriété agricole dans l'Afrique romaine,
ar J. Toutain, (Enthalten in den
professeur. Paris, Imprimerie Nationale. Veröffentlichungen der oben genannten Akademte.)
ist der Entwurf eines Gesetzes, be⸗
schen Obrigkeit bezügli
us Gebäuden. Das Reglement enthält die der Verwaltung eines Befehl unseres erhabenen Herrn, limus Germanicus Parthicus und der
Vorschriften der Privatbesitzes: des Kaisers Trajan Aug. ganzen göttlichen Familie!
lement nach dem Muster der lex manciana, erlassen von Licinius
2 g'
gens
fade schon seit langer Z neren Bauern unterdrückt,
gste zu
imus und dem Freigelassenen Felicior,
Ueber die Ursache, aus der die
eitige Verhältnis von Kapital und Arbeit durch eine stellt Toutain zwei Alternativhypothesen auf:
beide Prokuratoren.“ Prokuratoren des Cäsars das Art Gesetz 18 1) Der Be⸗ eit bestehenden Grundstücks hatte die
ihnen übermäßige Abgaben und Fron⸗ auferlegt, worüber sie sich beim Kaiser in Rom beschwerten, ihrem Schutz jenen „Vertrag“ undsstück war eine Neuschöpfung,
festsetzen ließ.
Oder 2) das ein Ergebnis der
Freigebigkeit
gjans; der Vertrag bildete die Grundungsurkunde oder die Konzessions⸗
angungen und e Arbeiter. Die zweit zrscheinlichere.
Hinsichtlich des Betriebs rieb durch den Eigentüm sler, 3) durch lich eine feste Summe
endiarii. Die coloni beba
regelte die Rechte des G
Pächter (conductores),
sonen werden noch andere, „ verschiedenen Gattungen
rundherrn und der ein⸗ e Hypothese hält der Forscher für die
sind drei Arten vorgesehen: 1) der er selbst, 2) durch dessen Ver⸗
die dem Gutsbesitzer (merces) zahlen. Außer büesen ihnen gegenüberstehende genannt, von Arbeitern: coloni, inquilini, uen den Boden innerhalb des Grund⸗
th oder auf den Nachbarfeldern (subcessio) und sind nicht ge⸗
ungen, auf der Scholle zu bleiben, genießen vielmehr
hürften dies Eingeborene se
Freizügigkeft.
in, deren Vorfahren die Mappalia
g bewohnt und den gesamten Boden der Gegend besessen haben
zu Trajans
stellum) bildeten. Die in
Zeiten eine ländliche Ansammlung (pagus, vicus,
quilini sind freie landwirtschaftliche
sokräfte, nomadisierende Tagelöhner, die für Rechnung der coloni
leten, während man unter
ütige Nachbarn zu verstehen hat,
nielheiten mitteilt. Die En 8us“ (Nutznießung),
nem Teil des Ertrages).
der den Lohn Hierin liegt eine
v„stipendiarii“ mutmaßlich abgaben⸗ über welche die Inschrift keine tlohnung der coloni besteht teils aus vertritt, teils aus „fructus“- regelrechte Gewinn⸗
rlligung; denn die Inschrift läßt darauf schließen, daß die coloni
jer ihrem kräftigen Arm nichts
undherrn oder dessen Vertr Naturalertrags ausfolgen,
geil des Kapitals (Eigentümer,
mis, er beträgt bei Korn, Bohnen ein Fünftel bis ein r 0,5 1) für den Bienenstock.
genpflanzungen brauchen die coloni nichts an die Unternehmung abzugeben.
Hauf dem Gute geboren w
Abgabe entrichten; dagegen bleibt ihnen die
feng von Milch, olle, Bestimmung, daß der durch
mitbringen. Sie müssen dem eter (Verwalter, Pächter) einen Teil während der Rest ihnen gehört. Der Pächter) wechselt mit dem Er⸗ Gerste, Wein und Oel ein Drittel, Viertel, bei Honig ein Sester (etwas Von neuangelegten Wein⸗, Oel⸗ und fünf oder zehn Jahre lang Von jedem Stück Vieh, müssen die coloni dem Besitzer vollständige Nutz⸗ Lämmern usw. Streng erscheint Diebstahl oder Plünderung verursachte
ird,
heden ausschließlich den coloni zur Last fällt, ohne den dem Eigen⸗
ter gebührenden Anteil zu verringern. Was die
ichte der coloni betrifft, so rundstücks wohnen, ihre
ichten, am Ertrage ein. Da
dessen Vertreter Abgaben leisten, jedo
Arbeit ebenfalls
Hilfsarbeiter und falls sie innerhalb des einen Anteil an den gegen müssen, auch sie dem Gutsherrn in Gestalt von Fron⸗
bringt ihnen,
astten, deren Zahl auf je zwei für jede Gaͤttung landwirtschaftlicher
hit (Ackern, Mähen usw.) festgesetzt
ndert werden.
ist; mehr darf von ihnen nicht
Es ist interessant, aus den Inschriften von Henchir ⸗Mettich zu
nören, daß die alten Römer,
wenn sie die eingeborenen Landbesitzer
kafrikas schon ihres Bodens beraubt hatten, wenigstens so viel ianen Sinn oder doch kluges Selbstinteresse an den Tag legten,
Beraubten neben einer 1des Ertrages (fructus) iligung zu gewähren.
Zur Arbe
Die Lohnbewegung der Berliner Herrenmaßs
u einem ernsten Kamp neralversammlung des
zufolge,
hten Tarifvorschlage. mitzuteilen, daß
er für notwendig,
festen Entschädigung
Verbandes der der Berliner Herrenmaßschneiderei gestern Stellung - wurde beschlossen, ie ar seien und abgelehnt werden zder Berliner Tarifverhältnisse eine solche
(usus) einen großen
als eine Art primitiver Gewinn⸗
iterbewegung.
chneider
Eine außerordentliche selbständiger Gewerbe⸗ nahm, der „Voss. dem vom Gehilfenverbande dem Gehilfen⸗ aufgestellten Forderungen un⸗ müssen. Eine einheitliche hielten auch die Arbeit⸗ Regelung könne aber nur von
f zu führen.
zu
bern und Arbeitnehmern gemeinsam vorgenommen werden,
keinesfalls könnten die Grundlage dafür bilden.
tin dem Schreiben ersucht, sie nach dem alten Tarif
weiterarbeiten. Dann
fänng der Tarifverhältnisse gedacht werden,
Tarifentwürfe des Gehilfenverbandes
Die Leitung des Gehilfenverbandes auf ihre Mitglieder dahin zu bis zum Hochsommer dieses erst könnte an eine gemeinsame Wenn der Gehilfen⸗
tend auf diesen Vorschlag bis zum Dienstag, 26. d. M., keinen
nenden Bescheid erteile, sen werden. Die
in einer Versammlung
nächsten
Für sämtlicher
1 mlung hnicht zum ten, die bei einem ablehnend
Mittwoch Arbeitgeber Arbeitgeberverband
so würden sämtliche Betriebe Gehilfen werden am kommenden zu diesem Beschluß Stellung ist bereits eine große des Gewerbes auch gehörenden einberufen en Bescheide der Gehilfen bereits für
enerstag die Aussperrung Aeen. soll. In der gestrigen Arbeit⸗
twersammlung wurde von allen 9
angend welche Lohnerhöhunge he Verteuerung der Ware aiderei überhaupt unlohnend
v Düsseldorf sind, wie die
ednern betont, daß es unmöglich n zu gewähren, da sonst eine so er⸗ eintreten müßte, sodaß die Maß⸗ würde.
„Köln. Ztg.“ meldet, die Deko⸗
onsmaler und Anstreicher in eine Lohnbewegung eingetreten.
neunstündiger z für Gehilfen Ahilfen über dieses Alter d
Kunst und
Ston vor 40 Jahren wurde von ieristische Erweiterung gewisser num der Sonnenflecken beobach nder Gegenstand der Arbeiten verschiedener Forscher.
Rind sie auf dem Mount Wi
Arbeitszeit verlangen sie bis zu 20 Jahren sowie
einen Stundenlohn von einen solchen von 58 ₰
inaus.
Wissenschaft.
Sir Norman Lockyer eine Frauenhoferscher Linien im tet. Derlei Beobachtungen In neuester lson⸗Observatorium, das besonders der
agtung der Vorgänge auf der Sonne dient, in großem Umfang
dn in Angriff mafleckenspektren, in und in
die großer
nate (Eisen, Chrom, Ma
z hingegen geschwächt wurden, Das Auftreten der verstärkten Linien Sonnenspektrums beschränkt.
eine verhältnismäßig d, und zwar in a das Rot hin. Aus 8 Sternwarte vorge nn Bogenspektren der ebergange von höherer z verstärkt, andere
4
ütten Linten zum größten T wen. Auch wurde bei den de von einer Verschiebun
genommen daselbst Zahl
lich erkennen, doß in diesen Spektren bestimmte
der
worden. Photographien mit ausgezeichneten aufgenommen wurden, ließen Linien einzelner ngan, Titan, Vanadium) verstärkt, während der Rest unverändert blieb auf den sichtbaren Zugleich zeigte sich in diesen große Stärke des kontinuierlichen weniger brechbaren Region gedehnte Versuche, die in der nommen wurden, zeigten, daß oben aufgefuͤhrten Elemente u niedrigerer Temperatur bestimmte
von
Hilfs⸗
ere geschwächt wurden und daß die so veränderten mit den im Spektrum der Sonnenflecken verstärkten, bezw. se.
eile (zu mehr als 90 v. H.) übereln⸗ n Bogenspektren die Abnahme der g des Maximums des kontinuier⸗
Spektrums gegen das Rot hin begleitet. Diese Uebereinstimmung,
die Veränderungen des
Sonnenspektrums in den Sonnen⸗
en mit den Veränderungen zeigen, oratorium beim Uebergange von höberer zu niedrigerer Temperatur aufweisen, machen es sehr wahrscheinlich, daß die Metalldämpfe, welche die Spektra der Sonnenflecken liefern, von einer bedeutend niedrigeren Temperatur sind als die Dämpfe auf dem übrigen Teile der Sonnenoberfläche. Da auch einzelne Fixsterne (zum Beispiel a. Orionis und Arcturus) ein Spektrum zeigen, das mit jenem der Sonnenflecken übereinstimmt, so liegt die Vermutung nahe,
Sterne kühler als di Sonne sind. 6
“
1 Arabische Pa zurkunden aus Aegypten hat C. Becker im letzten Heft der „Zetscheift für Assyriologie“ veröffent⸗ licht. Sie stammen, wie die. oss. Ztg.“ mitteilt, aus Kom Esqaw, dem alten Aphrodito, einem kleinen Grt in Oberägypten, wo man bis vor kurzem noch keine Altertümer gesucht hatte. Bei einer Brunnen⸗ grabung stießen die Leute auf eine über einen Meter dicke Schicht von Papyrus, und da sie den Stoff und seinen Wert nicht kannten, so ging der Fund verloren. Später wiederholte sich der Vorgang, aber nun wußte man schon mehr; Händler kauften auf, was sie erlangen konnten. Die Preise für ganze Blätter stiegen bald von einem Piaster auf ein türkisches Pfund, und nicht lange darauf zeigten sich auf dem Papyrusmarkt in Kairo die neuen Stücke. Hier wurden sie denn von verschiedenen Kennern aufgekauft, das meiste für das Britische Mufeum in London, anderes kam nach eidelberg und Straßburg, ein Rest verblieb im Museum von Kairo⸗ ie Papyri stammen aus der Zeit zwischen 600 und 700 n. Chr. und sind dadurch ungemein wertvoll, daß sie zeigen, wieviel in der ersten Zeit der arabischen Herrschaft noch von griechischem Wesen in der Landesregierung verblieb. Es ist der Briefwechsel zwischen dem Kreishauptmann Oorra ibn Sarik und den Untergebenen, besonders dem Vorsteher von Aphrodito, Basilios. Der Araber schrieb seinen Unterbeamten in arabischer Sprache; an die Gemeinden wird unter dem arabischen Text eine griechische Ueber⸗ setzung beigefü t, an Basilios aber sind auch öfter reingriechische Schreiben gerichtet. Der Inhalt betrifft die Steuererhebung, die Instandsetzung und Ausrüstung der Schiffe und ähnliches. Dabei wird auch manches verständlich, was aus den byzantinischen Urkunden Aegyptens bisher noch unerklärt war. Nachdem nun von Becker erst ein kleiner Teil der Stücke veröffentlicht ist, wird man ein weit leb⸗ hafteres Bild aus dem Leben des entlegenen Ortes erhalten, wenn erst die umfangreichen Londoner Texte bekannt werden. Ihre Ausgabe wird vom Britischen Museum mit Eifer vorbereitet.
Theater und Musik.]
Komische Oper.
Die Komische Oper hat sich mit der Erstaufsührung von „Romeo und Julia auf dem Dorfe“, Idyll in einem Vorspiel und fünf Bildern nach Gottfried Kellers gleichnamiger Er⸗ zählung von Frederik Delius, eine ungemein schwierige und wenig dankbare Aufgabe gestellt. Trotz der musikalischen Schönheiten dieser Arbeit eines ernst zu nehmenden und fähigen Tondichters, trotz der vortrefflichen Besetzung und eines geradezu wundervollen szenischen Gewandes dürfte sich das Werk schwerlich auf längere Zeit im Spielplan halten können. Einerseits liegt das an der Wahl des Stoffes. Die Hauptmomente der Kellerschen Erzählung, deren Reize doch weniger in der schlichten und wenig bewegten Handlung als in der dichterischen Schilderung der Charaktere und ihrer Umgebung liegen, sind hier in sechs, locker zusammengefügte, allzu gleichartig gestimmte Bühnenbilder gebracht, die nur wenig innere eilnahme erwecken. Unter demselben Fehler leidet aber auch die Musik, die bei aller Vornehmheit ihres Klanges in immer gleich⸗ artigem Fluß, ohne Höhe⸗ und Ruhepunkte und ohne klar hervortretende, dem Ohre sich einschmeichelnde Weisen dahinrauscht. So kommt es, daß diese Musik, der man zuerst willig und mit der Erwartung lauscht, daß sie sich wirksam steigern werde, zuletzt ermüdet, ja sogar fast langweilt. Schade um die große Mühe und das tüchtige Können, die an die Aufführung verschwendet worden sind. Anerkennung gebührt in erster Linie den Sängern, die sich ihren undankbaren Aufgaben weit besser gewachsen zeigten als das Orchester unter der Leitung des Kapellmeisters Cagsirer, vor allen Fräulein Artot de Padilla und Herr Willy Merkel in den Rollen des im Mittelpunkte der Handlung stehenden bäuerlichen Liebespaares, das ein Opfer des Hasses der Väter wird. Ihre Be⸗ gegnung am Brunnen und auf dem Felde, ihre poetische Darstellung der Liebesnacht, in der sie sich träumend in der Kirche vor dem Altar wähnen musikalisch übrigens die schönste Stelle des Werks — und ihr Zwiegesang an dem mond⸗ beglänzten Gewässer, wo sie gemeinsam in den Tod gehen, seien be⸗ sonders hervorgehoben. Nur Künstler, die musikalisch so sattelfest sind wie diese beiden und über so viel gesangliches Können verfügen, dürften überhaupt imstande sein, Anforderungen, wie sie hier gestellt sind, zu erfüllen. Als dritter im Bunde sei noch Herr Zador genannt, der die groteske Gestalt des schwarzen Geigers, um dessen Erbe der Streit zwischen den Bauern entbrennt, charakteristisch spielte und sang. In den anderen Rollen zeichneten sich die Herren Proͤll und Fleischer, die Damen Urban, Lorenz, Pickert, Bruntsch u. A. aus. In den !.
Beifall mischte sich auch ziemlich vernehmbarer Widerspruch.
Im Königlichen Opernhause geht morgen, Sonnabend, Leo Blechs Dorfidylle im 1. Aufzuge, nach J. Hutt von R. Barka, „Das war ich', neueinstudiert und in teilweise neuer Besetzung der Hauptrollen, unter der musikalischen Leitung des Komponisten in Szene. Die Besetzung lautet: Pächter: Herr Hoffmann: Pächterin: Fräulein Rothauser; Peter: Herr Jörn; Roͤschen: Fraͤulein Dietrich; die Nachbarin: Frau von Scheele⸗Müller. — Den Beschluß des Abends bildet der „Postillon von Longjumeau“ in der neubergestellten Fassung (2 Akte) und der bekannten Besetzung der Hauptrollen.
Im Koniglichen Schauspielhause wird morgen Oskar Blumenthals Lustspiel „Das Glashaus“⸗, mit den Herren Boettcher,
laten, Keßler, Eggeling, Sommerstorff, Patry, Vallentin und den amen von Mayburg, Schramm, Arnstädt, Butze in den Hauptrollen,
wiederholt. 8
Infolge plötzlicher Erkrankung des Fräuleins Hanig muß die Erst⸗ auffüͤhrung der Operette „Schwerenoöͤter von Anno Tobak' im Theater des Westens bis auf weiteres verschoben werden. Heute abend geht dafür „Der Bettelstudent“ in Szene. Im Neuen Theater beginnt die morgen auf Allerhöchsten Befehl stattfindende Vorstellung von Racines „‚Phèdre“, mit Suzanne Després als Gast, um 8 Uhr.
(Der Konzer ericht befindet sich in der Zweiten Beilage.)
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Mannigfaltiges. 1 Berlin Februar 1907.
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten erstattete zunächst der Stadiv. Rosenow Bericht uͤber die Vorlage, betreffend die anderweite Festsetzung der Besoldungsverhältnisse des Lehrpersonals in den Gemeindeschulen, die einem Ausschuß zu abermaliger Vor⸗ beratung überwiesen worden war. Dem Ausschusse ist es gelungen, einen Weg zu finden, der zur allseitig gewünschten Beendi ung des langen Streites über diese Angelegenbeit zu füͤhren und eine Verständigung mit dem Magistrat herbetzuführen geeignet erscheint. Der Antrag, den der Ausschuß zur Beschlußfassung unterbreitete, will es dei dem Grund⸗ gehalt und der Mietsentschädigung belassen, die die Magistratsvorlage vom 30. November v. J. vorsah, dagegen die Alterézulagen, deren ehn vorgesehen sind, in zwei Punkten ändern. Die erste nach steden Diensäledeen soll um 50 ℳ, d. hd. von 150 ℳ auf 00 ℳ erbödt. dagegen die Alterszulage nach dem 11. Diensttahre von ”0 um 50 ℳ ermäßigt werden. Nachdem die Vertreter der verschiedenen
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die die Bogenspektra im La⸗!
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Fraktionen namens dieser ihre Zustimmung zu diesem Antrage erklärt hatten, wurde er von der Versammlung einstimmig ange⸗ nommen. Wie der Oberbürgermeister Kirschner ausdrücklich bestätigte, werden die jetzt bewilligten Gehaltserhöhungen vom 1. Npril 1906 ab nachgezahlt. — Sodann wurden die Anträge des Magistrats auf Einstellung erhöhter und neuer Zuwendungen an Vereine, Gesell⸗ schaften ze. in den Etat für 1907 erledigt. Der Ausschuß hatte nur wenige Veränderungen gegenüber der Magistratsvorlage vorgenommen, die von der Versammlung f — Von besonders großem Berliner Verkehrs war die Vorlage des Magistrats, nach der zunächst mit dem Bau der beiden nördlichen städtischen Straßen⸗ bahnlinien vorgegangen werden solle. Eine Reihe von Anlagen zu dieser Vorlage zeigte die Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, ehe das von den städtischen Behörden s. Z. beschlossene Projekt der Anlage von vier städtischen Straßenbahnlinien sich bis zu dem greifbaren Ergebnis dieser Vorlage entwickeln konnte. Die Vorlage wurde unverändert angenommen — Es folgte die Berichterstattung üͤber den Antrag des Stadtv Kyllmann auf Beschaffung von zwei Kraftwagen für Zwecke der städtischen Verwaltung. Der Ausschuß empfeyle diesen Antrag zur Annahme, ebenso einen Antrag der Stadtov Dr. Arons und Genossen, wonach Mittel bereitgestellt werden sollen, um für die Mitglieder der beiden städtischen Behörden Fahrkarten auf den Straßenbahnen anschaffen zu können. Die Ver⸗ sammlung war der Ansicht, daß, um einen Versuch zu machen, vor⸗ läufig die Anschaffung eines Kraftwagens genüge, und beschloß dem⸗ gemäß. Der Antrag auf Gewährung von Fahrkarten fand fast ebensoviel Fürsprecher als Widersacher. Er wurde aber ebenfalls an⸗ genommen.
Ein wissenschaftlicher Kursus zum Studium des Alkoholismus, veranstaltet vom Zentralverband zur Bekämpfung des Alkoholismus (Berlin), findet wiederum in der Osterwoche, vom 2. bis 6. April 1907, in der Universität Berlin statt. Die wissen⸗ schaftliche Leitung hat Geheimer Medizinalrat, Professor Dr. Ruhner⸗ Berlin übernommen. Die Vorlesungen finden Vormittags von 10 — 12 und Abends von 8— 10 Uhr statt. Die Nachmittage werden ausgefüllt mit Besichtigungen soztalhygienischer Einrichtungen Groß⸗ Berlins unter sachkundiger Führung. Der Besuch der Vorlesungen und die Teilnahme an den Besichtigungen ist unentgeltlich Bitten um Programme, Anfragen oder Anmeldungen sind zu richten an Frau Liska Gerken⸗Leitgebel in Friedenau bei Berlin, Cranachstr. 63, oder
ie Geschäftsstelle Berlin W. 15, Emserstr. 23. —
„„Erdbeben in Deutsch⸗Neuauinea. In australischen Zeitungen waren im Oktober v. J. Nachrichten über äußerst schwere Erdbeben verbreitet, die sich am 15. September v. J. um 2 Uhr Morgens in Kaiser Wilhelmsland ereignet und großen Schaden an⸗ gerichtet haben sollten. Nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten erweisen sich diese Meldungen zum Glück als wesentlich über⸗ trieben. In der Umgebung von Friedrich⸗Wilbelmshafen und in der Astrolabe⸗Bai
9 hat die Naturerscheinung keinen Schaden angerichtet. Dagegen rutschte das Lagerhaus der Neuguineakompagnie auf
der Insel Madang im Finschhafen von seinen Holzpfeilern herab und bdlieb daneben unversehrt steben. Der die Insel Madang mit dem Festland verbindende Steindamm warde durch die mit dem Erdbeben verbundene Flutwelle zerst Kanus wurden fortgerissen, konnten aber wieder auf Der im Hafen liegende Dampfer „Siar“ wurde du hin⸗ und hergeschüttelt, blieb aber unbeschädigt. 29 am Huongolf wirkenden Neuendettelsauer Mission! beben allerdings nicht unerheblichen Schaden angerichtet. Es w gegen 200 Stöße im September gezählt. In Pola wurde 8 Missionshaus stark beschädigt, auch hat dort eine hohe Flutwelle piel
chaden angerichtet. Auf der Station auf dem Sattelberg ist das
große Wohnhaus eingefallen, ohne daß indessen von dem Misstons⸗ personal jemand zu Schaden gekommen wäare. Weiter landeinwärts sollen nach den Angaben der Eingeborenen große Bergrutsche statt⸗ gefunden haben, wesche die Flüsse in ihrem Laufe aafhielten und ganze Dörfer unter sich begruben.
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Der Vulkan in Savaii (Samoa). Am 1. oder 2. 2 1905 brach nach Vorhergang eines Erdbebenschwarmes 12 des Hafenplatzes Matautu in Savati ein Vulkan aus, satz ju dem im Jahre 1902 bei Aopo erschienenen Kra Austritt der Gase und etwas Lava wieder erlosch, sondern in der Zeit den Itu o tane genannten Distrikt Nordsadatis von Saf bis Lealatele zu zerstören drohte. Die zuerst entstandene ur lag an einem alten, seit Jahrhunderten erloschenen Krater in ei Tale. Die ausgeworfenen Steine und die austreten sich allmählich etwa 200 m hoch auf. Im Angust dis Nopemder erreichten die Lavaflüsse die Küste nicht, sondern schufen, vom Krater nach Nordosten bis Nordwesten ausgehend, ein etwa 39 akm großes Lavafeld mitten im Urwald, wodei Eingeborenendtanzun de⸗ Dörfer Safotnu, Paia, Matautnu, Saleanla aguft bas Oktober), Salago, Safai, Satoalepat. Fagamaloc, Adag. Saleic.
Samaunga (Novemder) dernichtet wurden. Anfang Dexmder trat insofern eine neue Epoche der ischen Tätig ein, als die Lava jetzt bis zur Grenze Ladafeldes in unterirdischen Kanälen läuft und dadurch Abkühlung geschä wird, sodaß sie imstande ist, nach Austritt deesen Kanälcn einige Kilometer zurückzulegen. S a Salich, d
6. Dezembder an der Küste bei To 1 sowie die Brücke über den T. Im Laufe der nächsten Mona dörfer Malaeola, Salago, jetzt eine 10 km lange liegt. Emige Ansedler erlitte teils noch unbestelltem Lande. Vulkan dis jum Meere hinad, wo 18 fleßt. Langsam vordringend, füllt sie die die Küstenlinie wurde noch einige b. hinaus vorgeschoben. Einige Wochen
die Lava innerhalb des Riffes der vordringen. Sie erreichte
Matautu entsfernt. Am Ende des Berichegta
daß sich in der jetzt 200 m im q2 ein kochender Badaser gehildet bat, don 1 Zeit parasitäre Krater dilden. Ein 8
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Neubaus am Neunweg, 8. den Hoöden des Rennsteigs tod seit sturm, wie man idn seit langer Zeit gewalteen Schneeweden st der Ferke drochen. Die Fahrposten dlieden im S. spätu don J des 4 Stunden ane Dach im Schnee. Dea durzer Jeit wieder ungewedt.