öchte ich nur, daß, soweit ich informiert bin, der Vorwurf, “ Vertrauensmann im Falle Krämer gemacht sein soll, sich darauf bezog, daß er Moniten gezogen hat, die nicht seines Amtes waren, die sich auf die Feststellung des Gedinges bezogen. Meine Herren, das ist ein Punkt, in dem ich den Ausführungen des Herrn Marx nicht ganz folgen kann. Ich kann es verstehen, wenn die Arbeiter den Wunsch haben, aus sich selbst heraus durch einen Mann ihres Vertrauens die Baue zu sehen und zu befahren, in denen sie arbeiten müssen, und in denen sie eventuell durch schlechte Einrichtungen Leben und Gesundheit einbüßen können. Aber die Feststellung des Gedinges kann unmöglich durch Ver⸗ mittlung des Vertrauensmannes erfolgen. Es ist also richtig, wenn in unseren Instruktionen für das Saarrevier diese Punkte aus⸗ geschlossen werden, und es ist richtig, wenn es den Vertrauens⸗ männern untersagt wird, diese Sachen in den Bereich ihrer Tätigkeit zu ziehen. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.)
Auf der andern Seite kann ich der Auffassung des Herrn Abg. Marx, daß unsere Bergleute an der Saar verschwiegen und ängstlich wären und es unterließen, aus Angst vor ihren Vorgesetzten ihre Wünsche und ihre Bemängelungen auszusprechen, zumal ihren An⸗ regungen von seiten der Vorgesetzten doch nicht Folge gegeben würde, nicht beitreten (Abg. Dr. Röchling: Sehr richtig!), und zwar auf Grund der Erfahrungen, die ich inzwischen selbst gemacht habe. Ich habe wiederholt mit Bergleuten gesprochen; ich habe mich speziell mit dem Vertrauensmann in Reden unterhalten und habe gefunden, daß der Saarbergmann ein intelligenter, ungewöhnlich intelligenter Berg⸗ mann ist, der die Dinge, die ihn angehen, sehr wohl zu beurteilen in
der Lage ist, und der auch seine Meinung frank und frei ausspricht
.Dr. Röchling: Sehr richtig!).
(he 1es ferner feststellen, daß speziell im Saarrevier eine Anzahl von Vertrauensmännern wiederholt in den Bereich ihres Ressorts fallende Moniten gezogen haben, daß diese Moniten mit ihnen besprochen sind, und daß sie sich im einen Fall überzeugt haben, daß sie unbegründet waren, während man im anderen Fall ihrem unsche entsprochen hat.
g K. uhhn zwei Fälle in Erinnerung. In einem Falle hatte der Vertrauensmann moniert, daß zu viele eiserne Stempel verwandt würden, und die Befürchtung ausgesprochen, daß dadurch zu viele Unglücksfälle entstehen könnten, weil der eiserne Stempel nicht so wie der hölzerne das Zusammenbrechen und den Bergdruck anzeige. Darauf ist dem Manne bewiesen worden, daß auch eiserne Stempel derartige Anzeichen geben; er ist im übrigen dahin belehrt worden, daß eiserne Stempel an Stellen mit besonders starkem Druck nicht verwendet werden sollen, und damit war der Fall ausgetragen.
In einem anderen Falle wünschte der Mann einen Quer⸗ schlag im Interesse einer besseren Kommunikation. Man hat mit den Leuten die Sache besehen, und sie sind überzeugt worden, daß ihr Wunsch auf dem Wege, den sie vorschlugen, nicht zu erreichen sei. Die Verwaltung hat aber auf einem anderen Wege ihrem Wunsch entsprochen, und die Sache ist zu allseitiger Zu⸗ friedenheit erledigt worden.
Ich habe eine große Anzahl von Protokollen aus den Vertrauenek⸗ männersitzungen in den letzten Jahren durchgelesen und habe gefunden, daß, nachdem die Bergleute sich gewöhnt haben, sich in den Grenzen zu halten, die ihnen durch die Instruktionen gezogen sind, sie sich nicht gescheut haben, ihre Wünsche vorzutragen. Die Wünsche sind dann in den Sitzungen, wie die Protokolle ergeben haben, in ruhiger Weise erörtert worden und haben meistens in absolutem Frieden zwischen der Verwaltung und dem Bergmann ihren Abschluß gefunden.
Nun wird vielleicht einer von den Herren sagen: ja, wenn Du das alles so wunderschön findest, dann muß ich mich doch wundern, daß Du das Institut nicht weiter ausbaust und nicht in Aussicht stellst, daß die Sache gesetzlich eingeführt wird. Meine Herren, ich habe ein Jahr Zeit gehabt, die Sache zu überlegen und durchzudenken und stehe noch auf dem Standpunkt, auf dem ich vor einem Jahr ge⸗ standen habe: es ist unzweckmäßig, ein solches Institut im Wege des Gesetzes und zwangsweise einzuführen. Das ganze Institut kann nur bei gegenseitigem Vertrauen funktionieren. Solange Verwaltung und Arbeiter sich verstehen, wird ein derartiges Institut funktionieren; sobald sich Verwaltung und Arbeiter nicht verstehen, wird es nicht funktionieren, und sobald das Institut zu politischer Agitation, zur Erörterung von Angelegenheiten, die mit dem Betriebe der Grube nichts zu tun haben, benutzt werden sollte, muß es schaden. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Ich bin der Ansicht, daß die Arbeiter sich dieses Recht der Beteiligung an der Beaufsichtigung der Baue, soweit es ihnen ihre Arbeitgeber nicht freiwillig geben, dadurch verdienen mögen, daß sie auch ihrerseits mit Vertrauen, mit Ruhe und mit Interesse für den Betrieb an ihre Arbeit herangehen und ihren Vorgesetzten gegenübertreten (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen); dann wird das, was die Herren wünschen, ganz von selbst kommen. Ich muß aber nach diesen Erfahrungen wiederholen: ich bin nicht in der Lage, nach dieser Richtung etwa einen gesetzlichen Zwang vorzu⸗ schlagen, und zwar auch noch aus folgenden Gründen.
Es ist nicht nur eine Frage des Vertrauens, ob man den Arbeitern eine derartige Beteiligung an der Ordnung des Betriebes gibt, sondern es ist das auch eine Frage der Entwicklung des geistigen und ethischen Niveaus der Bergarbeiter (sehr richtig! bei den National⸗ liberalen), und das ist, wie ich mich inzwischen überzeugt habe, in den verschiedenen Teilen des deutschen Vaterlandes verschieden. 1 Was ich dem Harz⸗ und dem Saarbergmann ohne weiteres geben würde, kann ich an anderen Stellen dem Bergmann nicht geben. Ein weiteres Moment! Es ist, wie ich glaube, gestern von dem Herrn Abgeordneten Goldschmidt betont worden, man möge den Arbeitern doch ein gewisses Maß von Selbstverwaltung einräumen. Ja, meine Herren, ein gewisses Maß von Selbstverwaltung mag man ihnen geben unter den Voraussetzungen, die ich eben anführte, und mit der Beschränkung, daß man ihnen nicht einen Einfluß auf die Gestaltung und vor allen Dingen nicht auf die finanzielle Verwaltung des Betriebes gibt, die für diesen selbst gefährlich werden kann. Dann gibt es noch eine dritte Schranke. Jede Selbstverwaltung erfordert ein großes Maß
von Selbstzucht und von Intelligenz. In dem Maße, wie die Selbst⸗ zucht und das Verständnis für den Betrieb und die Intelligenz für die Beurteilung der Betriebsverhältnisse sich auf seiten der Arbeiter vermehrt, werden auch — dessen bin ich gewiß — unsere Arbeitgeber nicht zögern, den Wünschen der Arbeiter weiter und welter entgegen⸗
esetzliche Regelung der Arbeiterkontrolleure, wie sie von seiten der dec h gne gewünscht wird, nicht in Aussicht stellen. Es ist dann von dem Herrn Abg. Marx noch eine ganze Reihe von Spezialfragen erörtert worden, ob man vielleicht eine andere Einteilung der Schichten eintreten lassen, ob man statt am Montag des Morgens schon am Sonntag des Abends einfahren lassen sollte usw. Ich glaube, auf diese Einzelheiten hier nicht näher eingehen zu sollen. Ich kann versichern, es wird alles eingehend und sorgsam geprüft werden, und ich werde im übrigen dem Herrn Abg. Marx besonders dankbar sein, wenn er mir die Zeugen benennt, die eine weitere Ausklärung über die Vorgänge in Reden geben können. Ich werde nicht verabsäumen, sie sofort vernehmen zu lassen, und kann versichern, daß ich, wenn wider Erwarten durch diese Zeugen das Verschulden irgend eines Beamten nachgewiesen werden sollte, nicht zögern werde, mit der ganzen Strenge des Gesetzes gegen ihn vor⸗ zugehen. Ich kann aber diese Versicherung nicht geben, ohne nochmals zu betonen, daß die Beamten, soweit ich die Sache übersehen kann, in Reden ihre Pflicht getan haben. (Bravo! bei den National⸗ liberalen.) Es ist mir von dem zuständigen Revierbeamten versichert worden, daß die Grube ordnungsmäßig und gut betrieben war, und ich kann zum Teil aus eigener Erfahrung bestätigen, daß, wenn die Arbeiter mit Todesverachtung heruntergegangen sind, um ihre Kame⸗ raden zu retten und die Leichen zu bergen, von seiten der Beamten mit einem Heldenmut und einer Unermüdlichkeit gekämpft worden ist, die mich mit hoher Befriedigung erfüllt hat. (Bravo!) Ich selbst bin in der Lage gewesen, am letzten Tage einen Bergassessor nach Hause zu schicken und ihm zu sagen: Jetzt legen Sie sich ins Bett,
önnen nicht mehr. 8 g 5 vrage an die Frage übrig, in welcher Weise die Prüfung, die ich soeben dem Herrn Abg. Marx in Aussicht gestellt habe, statt⸗ finden soll, und ich bin mir dahin schlüssig geworden, daß ich die sämtlichen staatlichen Gruben des Saarreviers durch eine besondere Kommission werde befahren lassen, um etwaige Mißstände abstellen und etwaige Verbesserungen anordnen zu können. Ich bemerke dazu ausdrücklich, daß ich zu dieser Befahrung die Vertrauensmänner der betreffenden Steigerabteilungen stets werde zuziehen lassen. Ich komme nunmehr zu dem dritten Punkt der Interpellation. In diesem Punkt befinde ich mich, was die Ziele betrifft, in völliger Uebereinstimmung mit dem, was der Herr Abg. Marx vorhin aus⸗
ü at.
defshen⸗ ich auf die Einzelheiten eingehe, möchte ich folgendes voraus⸗ schicken. Es sind verunglückt in Reden 149 Mann, es ist nachträglich noch ein Bergmann an den Folgen einer Kohlenoxydvergiftung im Lazarett gestorben. Diese 150 Mann haben hinterlassen 61 Witwen, von denen 57 in Preußen angesessen sind, die übrigen werden vermut⸗ lich in der benachbarten bayerischen Pfalz zu Hause sein. Das Un⸗ glück hat 2 Familien ihres Vaters beraubt, die vorher schon die Mutter verloren hatten, und es sind aus diesen Familien im ganzen 5 Vollwaisen zu zählen. Es ist dann, soweit es hat festgestellt werden können, ein Aszendent durch das Unglück seines einzigen Ernährers be⸗ raubt worden, und es sind im übrigen, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, 151 Halbwaisen vorhanden. Für diese Leute hat zunächst einzutreten die. Berufsgenossenschaft, und zwar werden gezahlt 12 000 ℳ Sterbegelder, und es sind an laufenden Renten zu zahlen 43 000 ℳ (Hört, hört!) Die Renten belaufen sich für eine Witwe mit mehr als 2 Kindern auf annähernd 900 ℳ; sie steigt allerdings nicht in entsprechendem Maße, wenn die Anzahl der Kinder sehr viel größer ist, und ist selbstverständlich sehr viel geringer, sobald es sich um Aszendenten handelt. Immerhin wird man sich sagen müssen, daß die Leistungen der Berufsgenossen⸗ schaft nicht karg bemessen sind. Trotzdem werden aber die Beteiligten unter Umständen in eine ganze Reihe großer ökono⸗ mischer Schwierigkeiten geraten. Es werden erstengmal die Witwen, die mit einer großen Anzahl von Kindern zurückgeblieben sind, doch im merhin ihre Mühe haben, mit der Rente auszukommen, und es werden besondere Aufwendungen zu machen sein für kränkliche oder verkrüppelte Kinder, die des Ernährers beraubt sind. Es wird zu sorgen sein für Söhne, die in die Lehre gehen wollen, es wird zu sorgen sein für die Konfirmanden aus Anlaß ihrer Konfirmation. Es wird ferner darauf Bedacht genommen werden müssen, daß die Hinter⸗ bliebenen der Bergleute durch den Tod ihres Ernährers nicht in sonstige wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Es gehört zu den Lebenswünschen des Saarbergmanns der Erwerb eines eigenen Hauses und eines eigenen Grundstücks. Sie fangen verhältnismäßig früh an, sich ein derartiges Anwesen zu beschaffen, und suchen es dann im Laufe ihrer Dienstzeit abzuzahlen. Es wird danach meiner Ansicht nach die Pflicht der Verwaltung sein, dafür zu sorgen, daß derartige von den Vätern erworbenen Grundstücke den Hinterbliebenen erhalten bleiben. (Sehr gut!)
In allen solchen und ähnlichen Fällen wird nach meiner Ansicht
genoössenschaftlichen Leistungen hinaus und ohne Rücksicht auf das, was die Privatwohltätigkeit etwa geleistet hat. (Sehr gut!) Es fragt sich nur, in welcher Weise das geschehen soll. Nun bin ich der An⸗ sicht, daß der Zweck unvollkommen erreicht werden würde, wenn man heute eine große Summe zur Verfügung stellte und verteilte, sondern ich würde es für richtiger halten, wenn die Bergverwaltung die Sache in der Hand behält und in der Form von Renten einmalige oder wiederholte Unterstützungen im Einzelfall so lange aushilft, als sich die Notwendigkeit dafür ergibt. Dann handelt es sich nicht um ein⸗ malige, sondern um Ausgaben, die unseren Etat auf Jahre hindurch belasten werden und in ihrer Höhe heute nicht übersehen werden können. Diese Ausgaben können geleistet werden aus den Titeln zur
und ich habe mich mit dem Herrn Finanzminister dahin geeinigt, daß
ich eben ausgeführt habe, zu bemessenden Unterstützungen aus diesen
Etatstiteln eventuell unter werden. Wir geben uns der Hoffnung hin,
daß eine gewisse Härte
bliebenen erwogen
die Staatsregierung einzutreten haben über das Maß der berufs⸗
Unterstützung der Arbeiter, die bereits im Bergetat vorhanden sind, es das Zweckmäßigste sein wird, wenn die auf diesen Grundlagen, die
Ueberschreitung des Etats gezahlt daß das hohe 3 tig!) Es us die Ueberschreitungen genehmigen wird. (Sehr rich
1 späterhin zu prüfen sein, ob diese Leistungen dahin führen werden, die betreffenden Etatstitel dauernd zu erhöhen. Zu dieser Erwägung führt mich noch das folgende. Der Herr Abg. Marx hat sehr richtig bemerkt — es ist das ein “ . . as rage der Unterstützung der Hinter⸗
bewegt hat, als wir die Frag b
rechtigkeit darin liegt, daß bei derartigen Massenverunglückungen,
leid erregen, die Hinterbliebenen überreich unterstützt werden, während sich um die Witwe und die Kinder eines einzelnen Berxg⸗ manns, der im Berufe seinen Tod gefunden hat, kein Mensch be⸗ kümmert; sie bekommen ihre Unfallrente, und damit ist die Sache erledigt. Ich bin der Meinung, daß dieser Redener Fall Anlaß geben soll, alle ähnlichen Fälle, auch diejenigen, wo nur ein einzelner Berg⸗ mann oder ein paar Bergleute verunglückt sind und die nicht die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ebenso zu regeln wie die Fälle, die ich angeführt habe (lebhafter Beifall), daß also auch in Zukunft in allen Fällen, ohne daß es einer besonderen Vorlage bedarf, eine ähnliche Unterstützung eintritt, wie ich sie eben für die Redener Hinterbliebenen charakterisiert habe. Das wird bei der Gestaltung unserer Etats in späteren Jahren zum Ausdruck kommen; ich nehme nach den Aeußerungen der Zustimmung, die ich eben gehört habe, an, daß das hohe Haus mit einer derartigen Behandlung dieser Angelegenheit einverstanden sein wird. (Bravo!) Es hat der Abg. Marx dann auch noch eine Frage gestreift, die uns auch beschäftigt und die, soweit ich unterrichtet bin, auch die Bergleute im Saarrevier sehr lebhaft beschäftigt, das ist nämlich der Umstand, daß die aus privaten Spenden des In⸗ und Anslandes zusammengekommenen Summen so groß sind, daß sie eigentlich ver⸗ ständigerweise unter die Hinterbliebenen der Opfer dieses einzelnen Unfalles nicht verteilt werden können. Es hat sich infolgedessen im Saarrevier der Wunsch entwickelt, eventuell nach vorherigem Ein⸗ vernehmen mit den Hauptspendern dieser Zuwendungen eine Ein⸗ richtung dahin zu treffen, daß ein Teil dieses Fonds als ein ständiger Unterstützungsfonds für verunglückte Saarbergleute und deren Hinterbliebene etabliert wird. Ich teile das hier nur nachrichtlich mit; es ist nicht meine Sache und nicht Sache des Staates, diese Einrichtung zu treffen; das ist Sache des Privat⸗ komitees. Da aber der Herr Abg. Marx die Sache hier angeregt hat, habe ich es für zweckmäßig gehalten, das hier zu bemerken. Es erübrigt sich daher die Hinterlegung einer besonderen Unterstützungs⸗ summe seitens des Fiskus, wie sie der Herr Abg. Marx vor⸗
eschlagen hat. 8. bin damit am Ende. Ich habe zuletzt gesprochen von den
reichen Spenden, die aus In⸗ und Ausland für die Hinterbliebenen der verunglückten Redener Bergleute zusammengeflossen sind, und ch möchte nicht schließen, ohne an dieser Stelle allen den Spendern im In⸗ und Auslande im Namen der Bergverwaltung und im Namen unseres Vaterlandes für diese werktätige Teilnahme hier noch einmal herzlich zu danken. (Lebhafter Beifall auf allen Seiten.)
f den genügend gestützten Antrag des Abg. Dr. ditbees (Zenär.) 8ne eine Besprechung der Inter⸗
ellationen statt. . 8 . Abg. “ (kons.) ergreift zu einer kurzen Erklärung das Wort, die aber bei dem schwachen Organ des Redners und der im ause nach der Rede des Ministers eintretenden Unruhe für die Berichterstattertribüne fast gänzlich verloren geht. Er spricht dem Minister sowohl für sein umsichtiges und energisches Eingreifen, wie für seine heutigen Ausführungen seinen Dank aus und gibt der offnung Ausdruck, daß alles geschehen werde, um die Garantien für Lin und Sicherheit der Bergleute möglichst zu vervollkommnen. Abg. Brust (Zentr.): Ich bedauere mit den Vorrednern das so traurige Ereignis, welches sich an der Saar zugetragen hat, nament. lich deshalb, weil es meine früheren Kameraden betroffen hat. Ich halte mich deshalb für besonders verpflichtet, die Hand in eine Wunde zu legen, die der Heilung bedarf, und Einrichtungen zu besprechen, die überaus reformbedürftig sind. Man hat die Saargrube Reden viel⸗ fach als wetterfrei bezeichnet; auch der Minister tat dies, obwohl et in der Kommission zugegeben hat, es sei in einem Falle vom Ver⸗ trauensmann auf Schlagwettervorhandensein bingfreissen worden, da er entdeckt habe, daß mit elektrischen Lampen gearbeitet werde. Hier⸗ nach konnte von „wetterfrei“ keine Rede sein. Es kommt eben auf die Auffassung des Begriffs an. Für den Oberbergamtsbezirk Breslau ist vor⸗ ß, wenn schlagende Wetter durch die Sicherheitslampe nach
reerens jede selbständige Betriebsabteilung einer Grube, wenn
olche Abteilungen vorhanden sind, als Grube zu gelten hat. vegreg. 1ge. scheint si solche Vorschrift nicht zu bestehen. Es kann ja nicht alles schablonisiert werden, aber die Bestimmungen über die. Wetterführung und die Wetterkontrolle sollten 8 gleich sein. Leider fehlt es aber namentlich im Oberberg amtsbezi Bonn an einheitlichen Vorschriften; da überläßt man den ergwerks⸗ direktoren und Betriebsführern, welche Wettermengen den einzelnen Anlagen zuzuführen sind, wie der Querschnitt der einzelnen e. wege sein soll, und wie die Wetterführung kontrolliert werden 5 Wir finden im Saargebiet keine Wettersteiger, wie sie für den O 2 bergamtsbezirk Dortmund speziell durch Bergpolizeiverordnung 8 geschrieben sind; wenigstens sind mir solche Vorschriften von dor nicht bekannt und auch in der Sammlung der Bergpolizeiverordnungen nicht zu finden. Für den Bezirk Dortmund ist bestimmt, daß n6 Grube für den Mann und die Minute 3 Kubikmeter frische Luft zugeführ werden muß; für Breslau sind es 2 Kubikmeter; bei, Aufschließunge⸗ arbeiten sogar 5 Kubikmeter. Wie steht es damit im Se Nachdem einmal schlagende Wetter festgestellt waren, hatte die 1 treffende Abteilung ständig als Schlagwetterabteilung zu Feccen 6 mußte entsprechend vorsichtig behandelt werden. Die Arbeiter aben die Wetter auch bemerkt, aber es wird von ihnen berichtet, daß 5 Beamten die Sache etwas leicht genommen hätten, daß sie 8 Arbeitern sagten: ihr seht überall Wetter! Und daß dadurch 8 Arbeiter in falsche Vertrauensseligkeit gewiegt worden sind, liegt d- mich klar auf der Hand. Vielleicht sind auch durch das Vorgeh der Beamten die Wetterkontrolleure zur Gleichmütigkeit 22 worden, so daß es möglicherweise darauf zurückzuführen ist n am Tage des Unfalls die Wettermänner zu spät angefabren 1 2 In Arbeiterkreisen nimmt man an, daß dies aus Sarxsam ... schehen ist, weil man möglichst viel Kohlen fördern will; die 1 5 vermuten auch, daß die Grubenverwaltung damit einverstanden se⸗ 8 die Grube als wetterfrei bezeichnet wird, weil diese dann vehg Unfallberufsgenossenschaft 5 geringere Gefabzentrese 4e
eniger zu zahlen ist. ir vind ung nge sie eine Schlagwettergrube ersten Nange⸗ 6 und die Leute manchmal gar nicht anfahren könnten, weil . 8 meldet seien, nur in die Gefahrenklasse 2a eingeschã t seii sahren spare sie jährlich 60 000 ℳ, auch seien für höhere † klassen mehr Vorsichtsmaßregeln vorgeschrieben. Ich die Regierung sich hierzu äußern wird. Daß die 1. etwas gleichmütig sind, möchte ich auch daraus herleite ,nen ein Steiger der Abteilung XIV in einer Versammlung des Fan christlicher Bergarbeiter die Zustände dort für mustergültig Wäre dies wahr, so hätte das schreckliche Unglück nicht v . können. Der Minister erwähnte die nach seinem Dafürha neisen fallende Tatsache, daß der Kohlenstaub auf den Stempeln an 9 durla. Stellen keine Koksperle gebildet hätte. Ich führe das San; 82 daß die Gewalt der schlagenden Wetterexplosion den Fohlensta olte den zunächst zu berührenden Stempeln Fetseate. sodaß u, dh. Bildung nicht eintreten konnte. Der Minister gab ja usht sich früher auf der Grube Wetter gezeigt hätten, wenn aue 8 erheblichem Maße. Die Wetterführung ist nach meiner ses meh nicht in Ordnung gewesen. Der Minister vesate. g8 6 do Luft als erforderlich zugeführt worden. Ich weiß n. zalich nicht durch schärfere Anspannung des Ventilators m (Schlu
ck des ukommen. Ich kann aber zur Zeit, auch unter dem Eindru Redener Unglücks, das ich vielleicht noch mehr als Sie beklage, eine
die die allgemeine Aufmerlfamkeit und das allgemeine Mit⸗
der Zweiten Beilage.)
glich Preuf
Berlin, Montag, den 25. Februar
ischen Staatsanzeiger.
(Schluß aus der Ersten Beilage.)
zch entnehme aber einer Mitteilung des „Bergmannsfreunds“ eine Be⸗ süüigung für meine Ansicht, daß bei der Wetterführung überhaupt ales stimmte. Im allgemeinen soll jede Grubenabteilung einen Petterstrom haben, der nach Durchstreichen der Abteilung hinaus⸗ wüführen ist, ohne noch weitere Betriebspunkte berührt zu haben. Rach jener Mitteilung hat die Abteilung XIV keinen besonderen Petterstrom für sich, sondern dieser wird nach Bestreichung der Ab⸗ eilung XIvV auch noch in die Abteilung XV hineingeführt. Darauf eht es vielleicht zurück, daß durch die Nachschwaden die Arbeiter der zurch die Cäxlosion eigentlich nicht betroffenen Abteilung XV doch nit verunglückt sind. Es wird ferner angegeben, daß in jeder Abteilung Mann beschäftigt worden sind. Für den Bezirk Dortmund ist eine Höchstzahl von 60 vorgeschrieben; im Saarrevier hat man also ent⸗ weder eine solche Bestimmung nicht, oder man hat sie überschritten. die Wetterwege sollen in Ordnung gewesen sein. Das mag auf die zufuhr zutreffen; nicht aber trifft es zu auf jeden Abzug. Nach mir gemachten Mitteilungen sind die oberen Wetterstrecken zum Teil so sammengedrückt, daß die Rettungsmannschaften mit den Apparaten zuf dem Rücken kaum hindurchkriechen konnten, und daß Tote, die nan fand, nicht anders als an Stricken hinaufgeschleift werden onnten. Liegt die Sache wirklich so, so kann von einem udnungsmäßigen Querschnitt keine Rede sein. Dann ist ja uch nicht ausgeschlossen, daß man, bevor jetzt die Untersuchung erfolgt ist, vielleicht den höchsten Steinhaufen fefsitigt und dadurch die Aufsichtsbehörden getäuscht hat. Ich will damit niemandem persönlich zu nahe treten, sondern nur auf ds mir mangelhaft erscheinende System im Saarrevier aufmerksam nachen und die Bergbehörde veranlassen, in eine Prüfung dieser Ver⸗ kiltnisse einzutreten? Es hat auf Grube Reden nicht allein eine Schlagwetterexplosion stattgefunden, s 1 taubexplosion angeschlossen. Wie konnte sich dort so viel Kohlen⸗ taub ansammeln. Die Berieselung war von den Ortsältesten nur uf eine Entfernung von 20 m vorzunehmen, die übrigen Strecken aber waren von eigens dazu angestellten Arbeitern zu hrieseln. Man hat aber vorher nicht berieselt, dadurch ist zweifellos ns Unglück um so größer geworden. Nach Angaben des Vertrauens⸗ mannes, den auch der Minister hat zu sich kommen lassen, sollen die Wetterkontrolleure zuverlässige Leute gewesen sein. Der Ver⸗ mauensmann hat nichts in sein Buch eingetragen, und daher släubt man, daß alles in Ordnung gewesen sei. Es ist aber shon von den Interpellanten darauf hingewiesen worden, daß die Ver⸗ nauensmänner außerordentlich ängstlich mit ihren Eintragungen sind. Bie zuverlässig aber einzelne dieser Leute sind, geht daraus hervor, aß zwei Wettermänner am Tage des Unfalls zu spät eingefahren ind. Ferner wurde ein Wettermann in der Grube schlafend ge⸗ funden, und über einen Vorfahrer Bickelmann in Dittweiler wird wir mitgeteilt, daß er am Tage der Stichwahl den ganzen Tag über in Dienste der nationalliberalen Partei tätig gewesen ist. Daß der Wettermann schlafend vorgefunden wurde, ist bestritten, aber nein Gewährsmann teilt mir mit, daß die dortigen Zeitungen sich shon damit beschäftigt haben. Jedenfalls war dieser Mann nach mnem mir vorliegenden Brief acht Tage nach dem Vorfall noch in liner Stellung, und die Bergwerksdirektion hat sich diesem Fall genüber völlig passiv verhalten. Derartiges kommt vor 19 Tage nch dem gräßlichen Unglück auf Grube Reden. Die Bergverwaltung itte Ursache gehabt, sich zu äußern, um eine beiter fern zu halten. Eine Aeußerun des Handels⸗ ninisters in der Budgetkommission hat dne etwas peinlich krührt, da aus ihr durchschien, als ob er die Schuldigen wesentlich uter den Arbeitern suchte. Er meinte, vielleicht wurde eine Lampe zu soch aufgehängt, und die Grubengase konnten so an sie herankommen. Nan sollte mehr Wert auf die Frage legen, wie konnten so viele better sich dort ansammeln, und warum wurden die Arbeiter in die better hineingeführt? Allerdings ist es auch notwendig, daß man Arbeiter ständig zur Vorsicht mahnt, und derartige Unglücksfälle ihren schon von selbst zur Vorsicht, weil es die Arbeiter ihr eigenes ehen kostet. Hinsichtlich der Wetterkontrolleure ist doch festgestellt, c der eine viel zu spät angefahren ist, und daß er deshal nicht enötige Zeit gehabt hat, die seiner Aufsicht unterstellten Gruben zu utersuchen. Es ist aber auffallend, daß die Steiger nicht angefahren d. Ich halte es für zweckmäßig, 8 man, wie es in dem Ober⸗ agamtsbezirk Dortmund geschieht, dahin 8 eindestens mit dem letzten Korb der Seilfahrt anfahren. renigstens alle Vorsichtsmaßnahmen geschehen, und das Vertrauen zu er Bergverwaltung wird gesteigert, wenn die Arbeiter wissen, daß fanentlich auch die Steiger zur Hand sind und nötigenfalls Anordnungen ir Bekämpfung der Gefahr treffen können. Die Purchführung einer nügenden Markenkontrolle, sagt der Minister, sei Privatsache. Ich imme dem durchaus nicht zu, in Dortmund und Breslau sind An⸗ znungen durch die Polizeibehörden erlassen, daß eine genügende Kon⸗ tale durch die Grubenbesitzer zu üben ist, durch die jederzeit fest⸗ ellt werden kann, welche Leute eingefahren sind. Man hat am age des Unglücks noch nicht genau gewußt, wie viele überhaupt an⸗ fahren waren, und wie viele noch in der Grube seien. Eine mtrolle aber läßt sich sehr leicht ermöglichen, weil jeder Bergmann e Nummer an seiner Wetterlampe hat. Mir ist nicht bewußt, daß, ne der Minister eben ausführte, die Bergleute der Einführung einer auen Markenkontrolle abgeneigt wären. Im Gegenteil haben die scheiter alles Interesse daran, daß möglichst genau kontrolliert werden un, und daß nach Verunglückungen die einzelnen sofort rekognosziert erden können. Hinsichtlich der Wetterführung sind bis jetzt noch he Untersuchungen darüber angestellt, ob am Tage vor dem Un⸗ ic die Luftzuführung ausreichend gewesen ist. Es hat bekanntlich am ematag die Kaiser⸗Geburtstagsfeier stattgefunden, und es ist sehr er⸗ nulich, daß die Saarbergleute so viel Patriotismus besitzen n so zahlreich daran teilgenommen haben. Aber es ist w auch nicht ausgeschlossen, daß alle Beamten und alle ischinenarbeiter an der Feier beteiligt gewesen sind, und daß saib die Ventilatoren nicht so scharf gearbeitet haben wie sonst. in hat man aus dem Ruhrgebiet zu Rettungsarbeiten seine Hilfe eboten. Sie ist aber abgelehnt worden. Das hat bei manchem sagmann das Gefühl hervorgerufen, als wolle man keine fremden gen in der Grube Reden haben, die vielleicht für die Berg⸗ valtung unangenehme Entdeckungen hätten machen können. In 5 kreich hat man unsere Rettungsmannschaften zugelassen, man ite es auch im Saarrevier tun müssen. Allerdings hat der hister in der Budgetkommission erklärt, es seien ausreichende tungsapparate auf der Grube vorhanden gewesen. Mein währsmann teilt mir aber mit, daß sie erst von anderen üben herbeigeschafft sind. Noch Nachmittags um 2 ½ Uhr 1 auf dem St. Johanner Bahnhof Rettungsapparate nach Reden schict, nachdem sich um 7 Uhr früh der Unfall ereignet hatte. fdie Frage, was die Regierung zu tun gedenkt, um derartigen Un⸗ en vorzubeugen, hat der Minister uns Auskunft gegeben. Die An⸗ nungen, die er zu treffen Hecbsehtigt sind jedenfalls zu begrüßen, * ich wünschte, daß die Bergbehörde hier noch ein Weiteres täte. 8 ist wirklich etwas zu sparsam gewesen. Es ist mir aufgefallen, eme in diesem Etat für Reden bedeutende Neuanlagen vor⸗ hen sind, während dies im vorigen Jahre unterblieben ist. Zur
sondern es hat sich eine Kohlen⸗
Beunruhigung der
in wirkt, daß die Beamten Dann sind
ventilator werden in diesem Jahre 120 000 ℳ gefordert, im vorigen Jahre waren es nur 50 000 ℳ Dasselbe gilt für den Ausbau des Schachtes Itzenplitz. Wenn man derartige Neuanlagen einrichten muß, so soll man es rechtzeitig tun. Das Haus ist gern bereit und wäre auch im vorigen Jahre schon bereit gewesen, größere Summen zu diesem Zweck zu bewilligen. Wäre diese Forderung im vorigen Jahre gestellt, so wäre das Unglück vielleicht nicht geschehen. Auch die Oberbeamten sollten re tzeitig anfahren und ihre anderen Arbeiten lieber Nachmittags machen. Dann müssen tüchtige und zuverlässige Wetterkontrolleure angestellt werden, und zwar Vertrauens⸗ leute, die von den Arbeitern in geheimer Wahl gewählt sind. war können auch da menschliche Schwächen vorkommen, aber diese Ver⸗ trauensleute hätten ihren Wählern gegenüber eine größere Ver⸗ antwortung, als wenn sie von der Verwaltung bestellt sind. Sodann ncsn einheitliche Bergpolizeiverordnungen für alle berbergämter erlassen werden, in denen mwen verschiedene Anforderungen für die Beschaffenheit der Gruben, Wetterführung, Rettungsapparate usw. einheitlich geregelt werden könnten. Der Minister hält das Institut der Vertrauensleute noch nicht für geeignet zur gesetz⸗ lichen Einführung, sondern erst dann, wenn gegenseitiges Ver⸗ trauen zwischen den Grubenverwaltungen und den Arbeitern bestände. Wann soll denn dieses gegenseitige Vertrauen herbei⸗ geführt werden? Obwohl die Vertrauensleute im Saarrevier längst estehen, sind sie auf den privaten Gruben im Ruhrgebiet noch nicht eingeführt, obwohl dort die Arbeiter ebenso vertrauens⸗ würdig sind wie an der Saar. Wodurch das Vertrauen der Berg⸗ leute zum Ausdruck gebracht werden soll, hat man noch nie gesagt. Gewiß ist Selbstzucht Soh aber wenn man den Arbeitern miß⸗ traut, kann von richtiger Selbstzucht keine Rede sein. Daß der Minister durch eine besondere Kommission die Saargruben befahren und dazu auch Vertrauensmänner zuziehen lassen will, begrüßen meine mit großer Freude. In dem vorgestrigen Vortrage hier im ause habe ich etwas vermißt; man sucht in den Vorträgen fast immer die Schuld den Arbeitern beizulegen, indem man sagt, wenn die vielen Anordnungen eingehalten würden, kämen solche Unfälle nicht vor. Das ist eine einseitige Darstellung; die niedrigen Löhne lassen die Arbeiter die Schutzmaßnahmen nicht genügend berück⸗ sichtigen, weil sie Lohn verdienen müssen, denn Hunger tut weh. Möge die Regierung im Einvernehmen mit den privaten Gruben⸗ verwaltungen möglichst schnell Maßnahmen ausfindig machen, um die Gruben immer sicherer zu gestalten! Möge dieses große Unglück den Bergbeamten und nicht minder den Arbeitern das Gewissen schärfen, daß sie die Vorschriften beobachten und alles tun, damit solche Unglücksfälle vermieden werden.
Oberberghauptmann von Velsen: Herr Brust beruft sich in seinen Klagen wesentlich darauf: Man schreibt mir, man sagt, man behauptet. In Bonn bestehen die vermißten Polizeiverordnungen wohl, ich be⸗ dauere nur, daß sie dem Abg. Brust nicht bekannt sind. Die Be⸗ rieselung des Kohlenstaubes ist von der Saar ausgegangen, und die “ des Oberbergamts in Bonn über die Berieselung tammt schon von 1900. Vorwürfe sind also daraus nicht her⸗ In der Grube Reden befand sich an Luftquantum das Doppelte und mehr als das Doppelte des vorgeschriebenen Quantums. In beiden betroffenen Abteilungen waren 4 —4 ½ cbm Luft pro Kopf, während nur 3 chm erforderlich sind. Hinterher behaupten die Leute gewöhnlich allerlei, aber ich bin in der Grube selbst gewesen, und noch nach der Explosion waren die vor⸗ e chriebenen Querschnitte vorhanden. Das Flöz Thiele hat tatsäch⸗ ich sehr geringe Schlagwetter gehabt, es befindet sich nicht in der höchsten Gefahrenklasse. Das ist aber für uns gänzli gleichgültig, ob es in der höheren oder geringeren Gefahrenklasse ist, tatsächlich hat man nur die Reden⸗Grube für eine der minder gefährlichen gehalten. Daß sie in der niedrigeren Gefahrenklasse ist, könnte höchstens für den Direktor angenehm sein, weil dann geringere Beiträge des Fiskus für die Berufsgenossenschaft zu zahlen sind. Aus Sparsamkeit sollen nicht die erforderlichen Rettungsapparate dagewesen sein. Sie sind dagewesen, und wenn no Nachmittags 2 Uhr von anderen Gruben Rettungsapparate kamen, so ist das selbstverständlich. Wenn es in einem Dorfe brennt, das noch so viele gute Spritzen hat, so kommen doch die Spritzen aus der Nachbarschaft berbei. Gerade weil die Apparate vorhanden waren, hat man die Hilfe aus dem Ruhrrevier dankend abgelehnt. Es hätte keinen Zweck gehabt, nachdem schon alles geschehen war, daß noch aus Westfalen Rettungs⸗ mannschaften kamen. Wenn man sie nicht mehr braucht, dankt man eben dafür. Daß man andere Leute nicht in die Grube habe hinein⸗ sehen lassen wollen, ist eine so ungeheuerliche Unterstellung, daß Sie mir wohl erlassen, darauf einzugehen. Aus Spar⸗ samkeit sollen die Ventilatoren nicht ausgereicht haben, und die Sparsamkeit findet Herr Brust darin, daß im Etat 1906 nur ein geringer Betrag, 1907 dagegen ein größerer für Reden ausgeworfen sei. Wir gehen aber mit unferen Bestellungen immer erst vor, wenn eine erste Rate im Etat bewilligt ist. Ob der Betrag größer oder geringer ist, hat für die Schnelligkeit der Beschaffung keinerlet Bedeutung. — Die Steiger waren in diesem Falle allerdings um 7 Uhr noch nicht ein⸗ gefahren, die Belegschaft war um etwa ½7 Uhr eingefahren, nachdem um 6 Uhr die Einfahrt begonnen hatte. Die Einfahrt der Steiger war noch nicht nötig, weil die Leute noch gar nicht am Arbeitsort eingetroffen waren, sie waren aber gerade im Begriff ein⸗ zufahren, als die Explosion stattfand. Der Minister hat keineswegs die Arbeiter der Nachlässigkeit beschuldigt, er hat im Gegenteil in der Kommission schon gesagt: wir wissen nicht, wie es steht, ob jemand geraucht hat oder dergleichen. Irgend eine Beschuldigung hat
zuleiten.
können, aber nicht die, die am besten sachverständig die Dinge be⸗ urteilen können. Bei dem Unfall hat sich die überaus starke Be⸗ legung der einzelnen Abteilungen als sehr verhängnisvoll erwiesen.
äre diese Zahl geringer gewesen, so hätten unmöglich so viel Leute verunglücken können. Das kann in Westfalen nicht mehr vor⸗ kommen. Wir haben dort eine Polizeiverordnung, wonach in
jeder Wetterabteilung höchstens 60 Mann beschäftigt werden können. 1 Nach meinen Erfahrungen auf der Grube Westfalia hängt die Ge⸗ fahr der schlagenden Wetter unmittelbar zusammen mit der Menge der geförderten Kohlen. Wäre die Belegung auf der Grube Reden weniger konzentriert gewesen, so wäre vnch die Gasmenge geringer gewesen. Ein Nachteil war auch, daß in diesem Betriebe der Wetter⸗ strom auch noch zum Abbaubetrieb verwendet wurde außer zu den Vorrichtungen des Betriebes. Das ist in Westfalen nach einer Polizeiverordnung nicht möglich. Ausnahmen bedürfen der Ge⸗ nehmigung der Bergbehörde, jedenfalls würde sie bei fetter Kohle nicht gestattet werden. Ich gebe der Staatsregierung anheim, die in Westfalen gültige Polizeiverordnung, die sich sehr gut bewährt hat, auch für Saarbrücken in vollem Umfange einzuführen. Der Saar⸗ brücker Bezirk ist sehr reich an Fettkohlen. Ich würde es nun für viel zweckmäßiger halten, wenn man den Abbau dieser Flöze nicht, wie bisher, von vorn nach der Grenze führte, sondern mit dem Abbau von hinten anfinge, dann würde die Gefahr der schlagenden Wetter viel geringer sein. Die Kosten würden nur im Anfange größer sein und nur etne Verzögerung von höchstens zwei Jahren eintreten, später aber würde sich die Sache sehr rentieren und der anfängliche Verlust sehr bald eingeholt sein. Auch bei diesem Unglück hat sich der kameradschaftliche Sinn der Bergarbeiter im reichsten Maße bewährt. Arbeiter und Beamte haben miteinander
ewetteifert, um ihre Kameraden zu retten. Ich habe gehört, daß
ch besonders zwei Bergleute ausgezeichnet haben. Sie sind um⸗ gekehrt und haben einen bewußtlos gewordenen Mann zu Tage gefördert, so daß er mit dem Leben davonkam. Ich hoffe, daß sich solche Züge der bergmännischen Kameradschaft wiederholen werden. Auch in Westfalen hat sich bei der Grube, bei der ich sehr häufig die Rettungsmannschaften kommandiert habe, überall ge⸗ zeigt, daß die Mannschaften ihr eigenes Leben in die Schanze schlugen, wenn es galt, Kameraden zu retten. Ich hoffe, daß das nicht mehr oft nötig sein wird, wenn aber einmal Not am
Mann sein sollte, dann wird hoffentlich dieser Sinn im Bergbau niemals fehlen. Ich möchte noch erwähnen, wie außerordentlich große Summen die Knappschaftsberufsgenossenschaft für die Hinter⸗ bliebenen der Verunglückten aufbringt. Alle diese Beträge werden allein von den Arbeitgebern aufgebracht; keiner der Bergleute hat dazu irgend einen Beitrag zu leisten. Wenn eine Witwe mit mehreren Kindern 900 ℳ Rente bezieht, so zeigt das auch, wie außerordentlich wohltätig unsere Versicherungsgesehgebung wirkt. Ein Weiterausbau der Versicherungsgesetzgebung im Reichstage kann nur nach jeder Richtung erwünscht sein, und ich versichere, daß wir die Witwen⸗ und Waisenversicherung der Arbeiter, soweit es an uns liegt, unterstützen werden.
Geheimer Oberbergrat Meißner: Wenn darauf hinge⸗ wiesen ist, daß die Saarbrücker Polizeiaufsicht von der Dortmunder abweicht, und daß eine Reihe von Vorschriften und neuen Polizei⸗ verordnungen in Dortmund gelten, die in Saarbrücken noch nicht ein⸗ geführt sind, so erinnere ich daran, daß die Oberbergämter durchaus selbständig sind in dem Erlaß von bergpolizeilichen Vorschriften. Selbstredend hat der Minister darüber zu wachen, daß in den ver⸗ schiedenen Bezirken die Verordnungen nicht in wesentlichen Punkten allzu sehr voneinander abweichen. Aber ich erinnere ausdrücklich daran, daß gelegentlich der Beratung der letzten Berggesetznovelle von seiten der nationalliberalen Partei ausdrücklich beklagt wurde, daß die Zentralinstanz allzu sehr in das Polizeirecht der Ober⸗ bergämter eingriffe. Die von Herrn Brust erwähnten Vorschriften waren für Dortmund auch dringlicher als für Bonn. Sie sind auch erst zum Teil in Dortmund erlassen und werden erst demnächst in praktische Geltung treten. Im übrigen legt gerade der Minister den größten Wert darauf und hat es auch außerlich dokumentiert, daß die Staatsbetriebe keineswegs schlechter dastehen als die Privat⸗ betriebe. Die Anregung des Abg. Hilbck, daß man auch in Saar⸗ brücken wie in Westfalen den Abbau solcher Flöze von hinten an⸗ fange, finde ich da, wo die Sache zu machen ist, sehr dankenswert. Der Minister hat schon ausgeführt, daß die Einführung der elek⸗ trischen Lampe an den Mehrkosten nicht gescheitert ist. Diese Lampe hat den großen Nachteil, daß sie die Schlagwetter nicht anzeigt. Wir können die alte Lampe dort nicht entbehren, wo ge⸗ schossen werden muß. Die elektrische Lampe kann nur an sicheren Orten benutzt werden. Wir benutzen sie übrigens jetzt schon bei ein⸗ zelnen Arbeiten, aber ihre allgemeine Einführung ist nicht möglich. Abg. Ißmer (freikons.): Namens der freikonservativen Fraktion möchte ich meinem Bedauern über das schreckliche Unglück Ausdruck geben und gleichzeitig der Anerkennung für den Opfermut, der bei den Rettungsarbeiten von den Beamten und Arbeitern an den Ta gelegt ist. Nach den eingehenden Ausführungen des Ministers kann ich mich kurz fassen. Zwei Momente sind es, die bei unseren Be⸗ trachtungen über das Unglück wesentlich in Frage kommen: die Wetterführung und die Lampen. Ich nehme an, daß die Wetter⸗ führung im allgemeinen ganz korrekt gewirkt hat. Die Lampen⸗ kontrolle hat sich unter den Sicherheitsmaßregeln, soweit mir bekannt, ausgesprochenermaßen sehr gut bewährt. Die Beobachtungen müssen allerdings mit der gehörigen Sorg⸗ falt vorgenommen werden, denn nur dann ist man in der Lage, die Entwicklung von Gasen rechtzeitig konstatieren iu
der Minister durchaus nicht ausgesprochen.
Abg. Hilbck (nl.): Der Abg. Goldschmidt hat gestern mit vollem Recht gesagt: es ist unsere allerheiligste Pflicht, jeder an seinem Teil dazu beizutragen, daß solche Unglücksfälle vermieden werden. Ich habe auf diesem Gebiete Erfahrungen gesammelt, und wenn ich mir erlaube, heute einige Vorschläge zu machen, die eine Besserung herbeiführen können, so bitte ich die Regierung, meine Be⸗ merkungen nur in jenem Sinne aufzufassen. Sollte ich mich irren, so würde ich für jede Belehrung aufrichtig dankbar sein. Was zu⸗ nächst die Frage der Wettermänner betrifft, so hat der Minister mitgeteilt, daß im Saarbrücker Bezirk die Wettermänner etwas andere Funktionen haben als in anderen Bezirken. Sie brauchen eigentlich nur die Strecke zu befahren. Bei uns in Westfalen ist das anders. Bei uns wird auf einer schwarzen Tafel mit weißer Kreide ein Vermerk gemacht, sodaß jeder einzelne auf der Belegschaft sich danach richten kann. Wenn z. B. steht: Wetter stark, Wetter frei, etwas Wetter, so wird der betreffende Bergarbeiter sich danach richten und vorsichtig sein. Ich weiß nicht, ob diese Einrichtung im Saarbrücker Revier besteht; wenn nicht, so würde ich vorschlagen, sie dort ein⸗ zuführen. Es ist immer eine unsichere Sache, genau zu kontrollieren, wann die Wettermänner eingefahren sind. Der Minister hat schon mitgeteilt, daß einer der Leute sich verschlafen hat. Wir haben in Wesffalen die Einrichtung getroffen, daß die Wettermänner ungefähr um 3 Uhr mit der Befahrung beginnen. Vorher werden die Wetter⸗ männer noch mit Reparaturarbeiten beschäftigt, damit sie unbedingt zur Stelle sind. Auch diese Einrichtung könnte im Saarbrücker Revier nachgeahmt werden. Diese Leute, wie es Kollege Marx vor⸗ schlägt, durch die Belegschaften in geheimer Wahl wählen zu lassen, halte sch nicht für zweckmäßig. Man wählt in solchen Fällen aus
können. Zu den Wettermännern werden in der Regel nur die zu. verlässigsten, besonnensten und erfahrensten Arbeiter gewählt. Ader wenn ein solcher Mann wochen⸗, monate. und jahrelang seine Beobachtungen zu machen hat, so bemächtigt sich natürlich seiner eine ewisse Si gerhett Die Vorfahrer und Häuer haben ebenfalls die Verpflichtung, ihre Lampen genau zu prüfen. Ob das nun im vor⸗ liegenden Falle geschehen ist, ist zweifelhdaft, zumal ihnen esagt wurde, daß alles in Ordnung sei. Es können sich aber auch Gase noch nach der Untersuchung durch die Wettermänner entwickelt haben. Jedenfalls wirkten auch dier wieder desondere Umstände mit. So ist es z. B. zweifellos, daß die gruppenweise Einfahrt die Zahl der Toten so erhöht hat. Viehlleicht gelingt es, automatische Warnungsapparate berzustellen, damtt man nicht mehr auf das menschliche Beobachten das Hauptgewicht legen draucht.
Abg. Korfanty (Pole): Namenz Fraktion und der ober⸗ schlesischen Bergleute gede ich unserer Trauer über das schwere Unglück und unserem Mitleid für die Hinterbliebenen der Getöteten Ausdruck. Nach der heutigen Dedatte wird wohl das allgemeine Urteil dahin gehen, daß man den Brunnen zugedeckt hat, nachdem das Kind dinein⸗- efallen ist. Auf die warnenden Stimmen der Bergleute, die auf das Vorhandensein der schlagenden Wetter hinwiesen, dat man n. —2 pollen; anderseits sind die Ardeiter dort so verschüchtert, daß sie keinen Mut finden, ihre Beschwerden dorzutragen oder nurt derartige Angaben zu machen. Bei uns in Oderschlesten die Dinge ebenso; auch bei uns schwingen sich die Arbeiter anonymen Briefen an die Revierbeamten auf. Daß der Me. auch heute ablehnt, Arbeiterkontrolleute zuzulassen, 1
ers
küstung des Bildstockschachtes mit Seilfahrt und Reserve⸗
politischen Rücksichten und meist diejenigen, die am besten reden
dauern. Unter den heutigen Verhältnissen kommt Inspektion nichts heraus. Wenn der Berggendar das sofort in jede Grube hinein gemeldet, und