1907 / 52 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 Feb 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Nichlamtliches.

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Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 26. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König besuchten

heute morgen, „W. T. B.“ zufolge, den Reichskanzler Fürsten von Bülow und nahmen im hiesigen Königlichen die Vorträge des Chefs des Millitärkabinetts, leutnants Grafen von Hülsen⸗Haeseler, und des Chefs des

Admiralstabes der Marine, Admirals Büchsel entgegen.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Handel und Verkehr, fuͤr das Seewesen und für Rechnungswesen hielten gestern eine Sitzung.

Die Nr. 1 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗ versicherungsamts“ vom 15. Januar 1907 enthält im Abschnitt A (Unfallversicherung) die Nachweisung über die gesamten peeeei se der Berufsgenossenschaften ꝛc. für das Jahr 1905. Die Abteilung B (Invalidenversicherung) enthält die Nachweisung der Geschäͤfts⸗ und Rechnungsergebnisse der auf Grund des Invalidenversicherungsgesetzes errichteten Versicherungsanstalten und zugelassenen öbee für das Jahr 1905, ferner Nachweisungen über den Erlös aus Beitragsmarken für Dezember 1906 sowie über Rentenzahlungen und Beitragserstattungen der 31 Versicherungsanstalten im November 1906. Den Schluß macht eine Entscheidung aus § 110 Abs. 1 Ziffer 3 des Invalidenversicherungsgesetzes, nach der eine auf Grund des württembergischen See. betreffend die Fürsorge von Beamten infolge von Betriebsunfällen, vom 23. Mai 1890 fef esetzte Pension als Unfallrente im Sinne der §8§ 15 bg 2 Satz 2, 113 Abs. 2 des Invalidenversicherungsgesetzes gilt. Die Nr. 2 vom 15. Februar 1907 veröffentlicht im Ab⸗ schnitt A (Allgemeines) einen Nachruf des Reichsversiche⸗ rungsamts für seinen am 4. Februar verstorbenen ersten Präsidenten Dr. Bödiker, und ein Rundschreiben des Reichs⸗ versicherungsamts, betreffend die Monatsblätter für Arbeiterversicherung, ferner in Abschnitt B (Unfallversicherung) ein Rundschreiben, betreffend Mängel in den auf Grund des § 112 Abs. 1 Ziffer 1 des Gewerbeunfallversicherungsgesetzes erlassenen Strafbescheiden. 1 Die Abteilung C (Invalidenversicherung) enthält ein Rundschreiben, betreffend die Art der Anlegung des Anstalts⸗ (Kassen⸗) Vermögens nach dem Stande vom 31. Januar 1905, vom 12. Januar 1907; ferner Nachweisungen über den Erlös aus Beitragsmarken für den Januar 1907 sowie über Renten⸗ zahlungen und Beitragserstattungen der 31 Versicherungs⸗ anstalten im Dezember 1906.

Der Kaiserliche Sehsöscsen in Tokio Freichers Mumm von Schwarzenstein ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen. v“

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Bremen“ am 23. Februar in Savannah (Georgia) eingetroffen und geht übermorgen von dort nach Newport News (Virginia) in See, um Reparaturen auszuführen.

. M. S. „Luchs“ ist am 23. Februar in Wuhu angtse) eingetroffen und gestern von dort nach Tatung angtse (abgegangen.

Der Dampfer „Roon“ mit dem Ablösungstransport für das Kiautschougebiet an Bord ist am 21. Februar

in Tsingtau eingetroffen.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhause befragte gestern der Konservative welche Reserven außer den 14 Linienschiffen der Kanal⸗ flotte mit Ruͤcksicht auf die demnächst von Deutschland erreichte Stärke seiner aktiven Schlachtflotte von 16 oder 18 Linien⸗ schiffen zur sofortigen Verstärkung der Flotte in den heimischen Gewässern im Bedarfsfalle bereit ge⸗ halten würden.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Admiralitäts⸗ sekretär Robertson in Beantwortung der Anfrage, daß er es zu⸗ nächst nicht billigen könne, wenn eine bestimmte fremde Macht als mutmaßlicher Gegner Großbritanniens hingestellt werde, daß er in der Sache selbst aber die Annahme, daß die Flotte in den heimischen Gewässern einem plötzlichen Angriff nicht gewachsen sei, als unrichtig bezeichnen müsse.

Darauf legte der Kriegsminister Haldane das Heeres⸗ budget vor und besprach in eingehender Weise seine Reor⸗ ganisationsvorschläge.

Der Minister betonte, daß das gegenwärtige System der militäri⸗ schen Organisation nicht auf rationeller Grundlage beruhe und daß bisher keine gründlich ausgebildete Streitmacht ins Feld gestellt werden könne, die viel stärker sei als drei Divisionen, da nach einstimmiger Meinung der militärischen Kreise Milliz, Peomany und Freiwilligenkorps nicht gegen europäische Truppen Verwendung finden könnten. Diese Lage sei aber sehr unbefriedigend und es müsse ein Mittel gefunden werden, um die gesamten militärischen Kräfte zu reorganisieren auf einer Grundlage, welche die jetzigen Mißstände beseitige. Sein Vorschlag geh⸗ dahin, die Streitkräfte in zwei Kategorien zu teilen, und zwar n eine Feld⸗ und eine Territorial⸗ oder Heimarmee. Die Feldarmee sei so zu organifieren, daß sie jederzeit mobilmachungsbereit sei. Die Territorialarmee sei zwar auch im Kriegsfalle zu mobilisieren, aber in erster Linie zum Zwecke einer kriegsmäßigen Ausbildung von sechs Monaten Dauer. Die Territorialtruppen seien daher nur Hilfs⸗ und Ver⸗ stärkungstruppen, die im Falle der Gefahr sofort zu formieren seien, aber voraussichtlich nicht vor Ablauf von sechs Monaten gebraucht werden. Haldane führte weiter aus, daß die Regierung hoffe, binnen kurzem eine Feldarmee von vier Kavalleriebrigaden und 6 Infanterie⸗ divisionen mobil machen und auf dem Kriegsfuß erhalten zu können. Eine Spezialtruppe soll aus den Klassen geschaffen werden, aus denen sich jetzt die Miliz und Volunteers rekrutieren. Sie solle hauptsächlich als Train, aber auch zur Auffüllung der durch Verluste im Kriege entstehenden Lücken in der Feldarmee Verwendung finden. Der Minister besprach dann die neue Organisation der Artillerie und erklärte, daß er die gesamten Hilfstruppen zu einem

chlosse

General⸗

homogenen Korps zu vereinigen gedenke. Er hoffe, aus den bestehenden Hilfstruppen eine wohl organisierte Territorialarmee von 14 JInfanterie⸗ divisionen und 14 Kavalleriebrigaden, in Stärke von zusammen 300 000. Offizieren und Mannschaften bilden zu können. Die Stärke der Territorial⸗ armee werde von dem guten Willen und dem Patriotismus der Nation selbst abhängen. Die nach seinem Plane organisierte reguläre Feld⸗ armee werde 160 000 Mann stark sein. Haldane besprach dann im einzelnen verschiedene Maßnahmen zur Sicherstellung der Wirksamkeit der Territorialarmee, welche die Festungen besetzen und etwaige Einfälle zurückschlagen solle, falls die Feldarmee im Auslande in Anspruch genommen sei. Nach der von der Regierung vorgesehenen sechsmonatlichen Aus⸗ bildung würden die Territorialtruppen nicht nur viel leistungsfähiger sein als die bestehenden Volunteerskorps, sondern sie würden auch bereit sein, zum Kriegsschauplatz abzugehen. Zum Schluß seiner Rede, die drei Stunden in Anspruch nahm, sagte Haldane, die reguläre Feldarmee werde eine vollständige, in sich gefestigte Organisation bilden, die unabhängig von der Miliz sei, während die Territorialarmee soleistungs⸗ fähig sein werde, daß das Volk keine Besorgnis vor Einfällen in das Land zu hegen brauche. Eine Vermehrung oder Reduzierung werde sich leicht dere lassen, und wenn die anderen Nationen allgemein sich auf eine Einschränkung der militärischen Rüstungen einigen sollten, so könne auch England das tun, ohne die Organisation als Ganzes zu gefährden. Die Kosten der Unterhaltung schätze er für die 300 000 Mann Territorialtruppen auf 2 886 000 Pfd. Sterl., während die Ausgaben für die jetzigen Hilfstruppen in Stärke von 300 000 bis 400 000 Mann sich auf 4 400 000 Pfd. Sterl. beliefen.

Frankreich. end ültige Bildung der Gesellschaft der marok⸗ kanischen Staatsbank ist, wie „W. T. B.“ meldet, in der

estrigen Generalversammlung in Paris erfolgt. Die Ver⸗ fanmele des Verwaltungsrats und der Aktionäre werden

8 8

in Paris stattfinden.

Die

Riußland.

Nach Meldungen der „St. Petersburger Telegraphen⸗ Agentur“ sind, den bis gestern abend festgestellten Ergebnissen zufolge, 462 Abgeordnete zur Duma gewählt, darunter 89 den monarchistischen Parteien angehörend (31 Monarchisten und 58 Mitglieder der Rechten), 43 Gemäßigte (darunter 29 Oktobristen); 285 gehören der Linken an 29 Pro⸗ gressisten, 74 Kadetten, 30 Mitglieder der Arbeiterpartei und 90 Mitglieder der übrigen Parteien der Linken).

Italien.

Die „Agenzia Stefani“ meldet, im Vatikan gebe man der Ansicht Ausdruck, daß der moralisch unüber⸗ brückbare Abbruch der Verhandlungen über den Kirchenkontrakt in Frankreich das Ziel darstelle, das die französische Regierung habe unbedingt erreichen wollen. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Cle⸗ menceau und Briand seien nur scheinbare. Clemenceau habe, als er den Vorschlag der Bischöfe „mit dem Fuße zurückstieß“, durch diese ihm eigene Redewendung die Meinung aller seiner Kollegen ausgedrückt. Als Beweis hierfür sehe man im Vatikan die in letzter Stunde als Erfordernis einer Fortführung der Verhandlungen gestellten Bedin⸗ gungen an, da diese offenbar ganz unannehmbar seien. Briand selbst habe die Unsinnigkeit der Bestimmung, nach der die Geistlichen, obwohl sie nichts als ein Nutzungsrecht, und das auch nur auf 18 Jahre, er⸗ hielten, gleichwohl aber für die Kosten aller großen und kleinen Ausbesserungen der Kirchengebäude aufzukommen hätten, dar⸗ getan, als er am 20. Februar in der Deputiertenkammer er⸗ klärte, daß diese Forderung auch bezüglich derjenigen Kirchen⸗ gebäude bestehe, die uneingeschränktes Eigentum der Kirche eien. Mithin nehme man der Kirche das Eigentum, räume hr nichts als ein widerrufliches Recht auf Benutzung ein, lege ihr jedoch alle Verpflichtungen eines Eigentümers auf. Was den Ausschluß der fremden Priester anbetreffe, so betrachte man das im Vatikan als eine absurde Bestimmung und man erinnere daran, daß Briand im Mai 1905 diesen Ausschluß für gewisse Kultusvereinigungen, und zwar für protestantische Pfarrer und für Rabbiner, nicht wollte, während er ihn des mit Clemenceau in den allein den katholischen Geistlichen abverlangten Kontrakt auf⸗ nähme. Der Ausschluß der französischen Kongreganisten werde im Vatikan als eine nicht zu rechtfertigende Forderung angesehen, besonders in Verbindung mit der Trennung, umso⸗ mehr als die Kongreganisten in Frankreich, da sie nicht in ihrer Brüderschaft leben könnten, von der Regierung gezwungen würden, Weltgeistliche zu sein, denen man indessen ein elemen⸗ tares Recht des Weltgeistlichen nehmen wolle.

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer erstattete die Petitionskommission ihren Bericht über die Petitionen mehrerer Frauen, den Frauen das politische Stimmrecht zu gewähren.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Ministerpräsident Giolitti im Laufe der Verhandlung über den Bericht, daß man bei gewissen großen Reformen nur schrittweise vorgehen könne, er könne deshalb bezüglich der Frage des Frauenstimmrechts zur Zeit eine bindende Erklärung nicht abgeben, sondern nur versprechen, daß er die Frage studieren wolle.

Auf Antrag des Deputierten Lucifero und mit Zustim⸗ mung des Ministerpräsidenten wurden die Petitionen dem Minister des Innern überwiesen.

Spanien. Die spanische Regierung hat sich, dem „Heraldo“ zufolge, mit Frankreich wegen der Organisation der Polizei in Tanger, Casablanca und anderen Häfen Marokkos geeinigt.

Serbien.

Die Skupschtina hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, den französisch⸗serbischen Handelsvertrag angenommen.

Amerika.

Der Senat der Vereinigten Staaten von Amerika hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, den Vertrag mit der Dominikanischen Republik, betreffend die Erhebung der Steuern durch die Vereinigten Staaten, genehmigt.

Nach einer Pe. des genannten Bureaus aus Managua haben die Truppen der Republik Nicaragua die Stadt San Marcos eingenommen. Die Ver⸗ teidigung von Honduras wird von dem Kriegsminister bo geleittt. 1u“ v“ 8 Laut Meldung der „Agence Havas“ werden folgend Einzelheiten bekannt über die Befugnisse, die Zusammen⸗ etzung und den Geschäftskreis der aus Ver⸗ tretern europäischer Staaten und Marokkanern zu bildenden Kommissionen, welche die Art und Weise

zu studieren haben, wie die Beschlüsse der Algeciras⸗

konferenz zur Ausführung zu bringen sind. Die zweite Kom⸗ mission hat sich mit der Steuer auf städtische Bauten E1 von der ein Teil für die Erfordernisse der Wegebauten und der Unterhaltung der Städte bestimmt ist Die Steuer Eigentümer wird durch Kommission

wird

die marokkanischen und europäischen treffen.

Die Veranlagung zu dieser Steuer eine Verordnung geregelt werden. Diese setzt sich aus den Gesandten Oesterreich⸗ Ungarns und Englands, dem italienischen Geschäfts⸗ träger und den marokkanischen Delegierten zusammen. Die dritte Kommission hat sich mit den Submissionen und Enteignungen zu beschäftigen und hat die Verordnung zu studieren, die durch die Artikel 66, 107, 114, 117 und 118 der Algecirasnote vorgesehen ist. Die Kommission ist gebildet aus den Gesandten Prankreichs, Deutschlands und denselben .“.“ Delegierten, die der zweiten Kommission an⸗ gehören.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Re chs⸗ tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.

Der heutigen (4.) Sitzung des Reichstags wohnten der Staatssekretär des Innern Dr. Graf von Posadowsky⸗ Wehner, der Staatssekretär des Reichsmarineamts, Admiral von Tirpitz, der Finanzminister Freiherr von Rhein⸗ baben, der Kriegsminister, Generalleutnant von Einen, der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieberding, der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke und der Staats⸗ sekretär des Auswärtigen Amts von Tschirschky und Bögendorff bei.

Eingegangen ist eine Interpellation der Sozial⸗ demokraten Albrecht u. Gen,, betreffend die von ver⸗ chiedenen Reichsämtern ausgeübte ungesetzliche Wahlbeein⸗

ussung. Der Reichskanzler wird gefragt, ob ihm diese Vor⸗ gänge bekannt sind und was er gegen diese ungesetzlichen Wahlbeeinflussungen zu tun gedenkt.

Präsident Graf Udo zu Stolberg⸗Wernigerode: Wie mir gestern nach der Sitzung mitgeteilt worden ist, haben einzelne Mitglieder des Hauses in der gestrigen Sitzung ihrem Beifall nicht nur durch Bravorufe, sondern auch durch Hände⸗ klatschen Ausdruck gegeben. Bei den sehr starken Bravorufen in dem vollbesetzten Hause war von hier aus das nicht zu hören und ich will deshalb heute daran erinnern, daß Händeklatschen hier im Hause nicht zulässig ist. Bei dieser Gelegenheit will ich auch daran erinnern, daß nach § 63 der Geschäftsordnung von den Tribünen aus Zeichen des Beifalls oder des Mißfallens überhaupt nicht gegeben werden dürfen.

Das Haus setzte die erste Beratung des Reichshaus⸗ haltsetats für 1907 fort.

Abg. Bebel (Soz.): Bevor ich auf das eigentliche Thema eingehe, bin ich 8.e auf die gestrige Auseinandersetzung des Reichskanzlers und des Abg. Bassermann gegen uns und das Zentrum zurückzugreifen. Als das größte Verbrechen erscheint es diesen beiden Herren, wenn ein Mann von den bürgerlichen Parteien einen Soztaldemokraten wählt, und besonders das Zentrum hat sich dieses Verbrechens schuldig gemacht, indem es in einigen Wahlkreisen die Sozialdemokraten bei der Stichwahl unterstützt hat. Als in Frankfurt der Sozial⸗ demokrat Sabor in Stichwahl stand, erging auf Anfrage der Nationalliberalen ein Telegramm, welches lautete: Fürst Bisgarck wünscht Sabor. Das scheint heute unmöglich (Zuruf rechsn. Ich werde Ihnen das später beweisen; ich werde heute keinen Satz aussprechen, den ich nicht beweisen kann. Wenn heute der Reichskanzler auf die Sozialdemokratie zu sprechen kommt, wird er in höchstem Grade nervös; er hat bis jetzt noch nicht einen objektiven Gedanken gegen die Sosjtal⸗ demokratie ausgesprochen. Ein Staatsmann muß doch wenigstens den Schein wahren, daß er über steht. Er ist aber vom Tage der Auflösung ab als Parteimann gegen uns auf⸗ getreten; darüber uns näher auszusprechen, wird bei Gelegenheit der Besprechung unserer Interpellation, die heute mitgeteilt wurde, Zeit sein. Wir haben überhaupt den Wunsch, daß der letzte Wahlkampf in voller Breite mit allen seinen Begleiterscheinungen hier besprochen wird. Mit sittlicher Entrüstung hat auch der Abg. Bassermann sich vernehmen lassen. Wenn ich einen Nationalliberalen höre, der sittlich entrüstet ist, kommt mir immer ein Lächeln an Weiß denn der Abg. Bassermann nichts von dem Abkommen der badischen Nationalliberalen mit den badischen Sozialdemokraten, wo die beiden Parteien sich gegenseitig bei den Landtagswahlen unterstützten? ie Nationalliberalen haben 5 Kreise durch die Unterstützung meiner Partei gewonnen. Das muß dem Abg. Basser⸗ mann bekannt gewesen sein. In der Wahl damals haben Lehrer, Pfarrer, hohe Staatsbeamte, Reserveoffiziere ohne Ausnahme für die Sozialdemokraten gestimmt. Selbstverständlich hat ihrerseits die Sozialdemokratie eine Reihe von Nationalliberalen gewählt, womit verhindert wurde, daß das Zentrum die Mehrheit im badischen Land⸗ tage erhielt. v“

(Schluß des Blattes

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (20.) Sitzung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Delbrück beiwohnte, die zweite Beratung des Staatshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1907 bei dem Etat der Berg⸗, Hütten⸗ und Salinen⸗ verwaltung fort.

Die Einnahme aus Bergwerksprodukten ist auf 191 728 630 ℳ, d. s. 12 785 380 mehr als im Vorjahre, angesetzt.

In Verbindung hiermit wurden die „Nachrichten von dem Betriebe der unter der preußischen Berg⸗, Hütten⸗ und Saline⸗ verwaltung stehenden Staatswerke für 1905“ besprochen.

Berichterstatter Abg. Stengel referierte über die Kommissions⸗ verhandlungen. Im ganzen ergäben die Kohlengruben in diesem Et einen geringeren Ueberschuß, weil die Ausgaben, namentlich tafolge n der Löhne, um 16 ½ Milllonen gestiegen seien. Die Nach⸗ richten über die Betriebsergebnisse für 1905 beantrage die Kommi sion durch Kenntnisnahme für erledigt zu erklären. 11“

Abg. Macco (nl.): Die Ueberschüsse aus den Einnahmen in diesem Etat sind allerdings geringer, aber doch wohl nicht so ungünstig, wie es der Finanzminister dargestellt hat. Man muß bedenken, daß unter den neuen Anlagen solche sind, deren Kosten als werbendes Kapital zu be⸗ trachten sind. Diese Ausgaben gehören eigentlich ins Extraordinarium. Zieht man dies in Betracht, so kann man wohl auf einen Ueberschuß von etwa 25 ½ Millionen rechnen. Die Ueberschüsse werden größer, wenn Staatsbetriebe so intensiv betrieben werden, wie die Privatbetriebe. Es findet ein zu häufiger Wechsel der Beamten statt, auch ist ihre Besoldung, namentlich die der unteren und mittleren Beamten, zu ger Wenn wir die wirtschaftlichen Verhältnisse in den andern Ländern trachten, so finden wir, daß Amerika und England einen größeren Kohlen⸗ verbrauch pro Kopf haben als wir, daß dagegen unstre Nachbarländer Frankreich, Oesterreich, Rußland weniger verbrauchen. Dies eröffnet * eine Perspektive für die Möglichkeit der Erweiterung unseres Bergbaus 8g unseres Kohlenhandels nach den Nachbarländern. Wir müssen desha unsern deutschen Bergbau in normaler Weise entwickeln. Der Redner

ve medizinischen Wissenschaft Rechnung tragen.

sfürwortet ferner eine Fer asleegn der geologischen Landes⸗ mstalt und bemängelt die Verhältnisse an der Bergakademie, m deren Spitze jetzt ein Direktor stehe, der schon über ein zahr nur kommissarisch angestellt sei. Zur Untersuchung der ergbaulichen Verhältnisse habe eine Kommission getagt, deren Ver⸗ landlungen er selbst beigewohnt habe; dagegen sei die Spezialkommission, se sich mit den Wünschen und Ansichten der Arbeiter beschäftigen sollte, vom Minister nie berufen worden. Dies sei eine bedauerliche Rück⸗ schtslosigkeit. Der Redner wünscht ferner eine Verlängerung des Fiudiums an der Bergakademie auf vier Jahre. Die Ausbildung inserer Bergbeamten müsse so sein, daß unsere Industrie konkurrenz⸗ itig erhalten werden könne.

Hierauf nahm der Minister für Handel und Gewerbe delbrück das Wort.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirtschast.

Ein⸗ und Ausfuhr einiger wichtiger Waren in der Zeit vom 11. bis 20. Februar 1907.

Einfuhr q—Ausfuhr im Spezialhandel

dz = 100 kg

239 027 21 039 47 597 2 004 16 156 3 596 31 335 6 68 355 404 40 491 187

526 709 976 071

3 364 941 5 075 615

2 580 878 4 080

409 538 354 250 848 1 209 35 238 27 622

achs, gebrochen, geschwungen usw. ganf, te und Jutewerg .. Ferinowolle im Schweiß. sreuzzuchtwolle im Schweiß. b111“ .““ braunkohlen 1.“ Fodöl, gereinigt.... 4 stilefalpeter vI“ ͤ1111114“] Berlin, den 25. Februar 1907. Kaiserliches Statistisches Amt. bbbee“

8

6 20. Februar 1907. Einfuhr im

Spezial⸗ handel

und A

handel dz rein

berbrauchszucker elfintexte; und dem raffi⸗ nierten gleichgestellter Zucker) (176 a/1) .. Kohrzucker (176 a) 196 Davon Veredelungsverkehr . . . . . . .. 25 Rübenzucker: Kristallzucker (granulierter) (176 b) 10 Kübenzucker: Platten⸗, Stangen⸗ und Würfel⸗ 64* Rübenzucker: gemahlener Melis (176 d) . . enazger: Stücken⸗ und Krümelzucker 1XX“ Kübenzucker: Fnhbenge Raffinade (176 f) Kübenzucker: Brotzucker (176 g)) H Kübenzucker: sen 1“ (17610)öööö bbeeö“ Kohrzucker, roher, fester und flüssiger (176 k). Kübenzucker, roher, fester und flüssiger (1761) ünderer fester und flüssiger Zucker (flüssige Raffinade einschließlich des Invertzucker⸗ v““ Füllmassen und Zuckerabläufe (Sirup, Me⸗ lafse), Melassekraftfutter; Rübensaft, Ahorn⸗ saft (176 n) zuckerhaltige Lufsicht: *“ Menge des darin enthaltenen Zuckers Berlin, den 26. Februar 1907. 8 Kaiserliches Statistisches Amt. van der Borght. 8

311 61 261

43 731

5 982 2 096

3 312 1 603 1 724 2 327 486 67 406

67 307

Waren unter steueramtlicher b

Todesursachen der in Preußen in den Jahren 1903 bis 1905 Gestorbenen.

Im Heft 199 des amtlichen Quellenwerks der „Preußischen Statistik“

ind die Todesursachenstatistik für das Jahr 1905 veröffentlicht. Das kereichnis der Todesursachen, das seit dem Jahre 1875 im Gebrauch war, it seit 1903 einige Abänderungen erfahren, welche den Fortschritten Unter Bezugnahme ir die bereits im November v. J. mitgeteilten Nachrichten über die eeerblichkeit der Gesamtbevölkerung des preußischen Staats im Jahre nh heben wir heute noch folgende wichtige Todesursachen der in er Jahren 1903 bis 1905 Gestor enen hervor. Ihre Gesamtzahl stief sich im Jahre 1905 auf 728 679, 1904 auf 702 147 und 10z auf 707 950 Personen. Es starben im Jahre 1905 und in den beiden Vorjahren von 2000 Einwohnern in der Reihenfolge nach der Höhe der Sterbe⸗ hien an Krankheiten der Verdauungsorgane 27,61, 24,68 und 24,08, Altersschwäche 20,36, 20,32 und 20,92, an Tuberkulose 19,13, bel und 19,64, an Lungenentzündung 15,45, 15,19 und 15,25, an unkheiten der Kreislauforgane 13,04, 12,56 und 11,32, an an⸗ er Lebensschwäche und an Bildungsfehlern 12,40, 12,51 und 805, an Gehirnschlag und anderen Krankheiten des Nervensystems

, 12,18 und 12,21, an Krankheiten der Atmungsorgane 10,70,

Ull und 10,08, an Krebs und anderen Neubildungen 6,99, 6,94, 8 6,59, durch Verunglückung oder andere gewaltsame Einwirkung 20, 3,70 und 3,75, an Keuchhusten 3,62, 3,34 und 3,28, an votherie und Krupp 3,27, 3,92 und 4,19,

dades 2,07, 2,02 und 2,10, an Scharlach 2,03, 2,83 und 3,49, an biuenza 1,74, 1,05 und 1,73, an Masern und Roͤteln 1,71, 2,04 en 273, an der Rose und anderen Wundinsektionskrankbeiten 0,92, ³ und 0,86, an Typhus 0,74, 0,79 und 0,81, durch Mord und asschlag 0,18, 0,20 und 0,19, an übertragbaren Tierkrankbeiten 0,01, 1 0,1, an anderen benannten Todesursachen 27,45, 27,89 und 13, an nicht angegebenen und unbekannten Todesursachen 7,25, und 8,03. nn Seht man die Krankbeiten Ee8s Personen 184 163 = 25,34 v. H. diesen Krankbeiten erlegen end Die größte Anzahl der Todesfälle ist durch die Tuberkulose bücgefährt, nämlich 70 323 = 9 68 v. H.; dann folgen die Krank. Sungenentzündung mit 56 820 8 = 1,83 v. H., Diphtherie mit 12 005 2146 = 1,02 v. H., Masern mit 6292 2730 = 0,38 v. H. Gestorbenen.

übertragbaren allein in

0,87 v. H., Typhus

8 Die Zahl der im Kindbett gestorbenen Frauen belief sich 3963 = 0,55 v. H.; es sind darunter außer den an den unmittel⸗

an Krankheiten der ien⸗ und Geschlechtsorgane 3,03, 3,14 und 3,09, infolge Selbst⸗

schließen wird. Unter dem Namen „B

cht, so ergibt sich, daß von den im Jahre 1909 gestorbenen

7,82 v. H, Keuchhusten mit 1,65 v. H., Scharlach

baren Geburtsfolgen Verstorbenen auch vor allem die Opfer des Kind⸗ bettfiebers mitinbegriffen. Ihre Zahl übertrifft auch im Jahre 1905 die Sterblichkeit an Typhus ganz erheblich; es wird dies v -z.

ersichtlich, wenn man berechnet, wieviele von 10 000 am 1. Januar

1905 lebenden Frauen im Verlaufe des Jahres von beiden Todes⸗ ursachen dahingerafft wurden: es starben an Typhus 0,73, aber 2,13 im Kindbeit. Unter den tödlichen Erkrankungen im Wochenbett fordert aber das Kindbettfieber nach dem Urteil aller maßgebenden Beurteiler die meisten Opfer. 8

Von anderen Todesursachen ist erwähnenswert, daß die Ruhr im Berichtsjahre für 282, im Vorjahre für 275 Gestorbene zur Todesursache geworden ist; im Vergleiche mit dem Auftreten dieser Todesursache in den letzten Fahrzehnten des vorigen Jahrhunderts hat ihre Häufigkeit erheblich abgenommen. Die asiatische Cholera hat im Berichtsjahre 77 (54 m., 23 w.) Personen dahingerafft und zwar vorwiegend in den östlichen Regierungsbezirken. Die größte Anzahl der Gestorbenen, nämlich 50 (36 m., 14 w.) standen im Alter von 30 bis 60 Jahren, 12 (7 m., 5 w.) gehörten dem Kindesalter an, 10 (7 m., 3 w.) hatten ein Alter von 15 bis 30 Jahren erreicht, und 5 (4 m., 1 w.) Gestorbene waren über 60 Jahre alt geworden. Dank den behördlichen Anordnungen war eine größere Verbreitung der Krankheit verhindert worden. Die Pockenkrankheit tritt immer sältee als Todesursache auf; 10 (2 m., 8 w.) Personen sind dieser Krankheit erlegen, im Vorjahre belief sich diese Zahl auf 17. Fleckfieber und Aussatz sind für je 2 Gestorbene und Rückfallfieber für nur einen Gestorbenen als Todezursache standes⸗ II Erheblich ist dagegen das Auftreten der epidemischen Genickstarre gewesen, da nach den Angaben der Standesbeamten von dieser Krankheit 2521 (1349 m., 1172 w.) Personen dahingerafft sind; die größte Anzahl stellten die Kinder. Im Säuglingzalter starben 301 (186 m., 115 w.), im Alter von 1 bis 15 Jahren 1863 (964 m., 899 w.), während der Altereklasse von 15 bis 30 Jahren 245 (148 m., 97 w.), der von 30 bis 60 Jahren 103 (48 m., 55 w.) und dem höheren Alter 9 (3 m., 6 w.) Gestorbene ange⸗ hörten. Vorwiegend ist der Regierungsbezirk Oppeln von dieser Krank⸗ heit heimgesucht worden, da dort allein mehr als 2000 Personen gestorben sind, während im Vorjahre diese Zahl nur 17 von der Gesamtzahl 142 im Staate betragen hat. Wie aber im Jahre 1904 die Zahl der amtlich gemeldeten Todesfälle kac eingehender Unter⸗ suchung im Staate auf 79 festgestellt worden ist, so wird auch für das Jahr 1905 die Anzahl der Todesfälle an „epidemischer Genick⸗ starre“ kleiner sein, als sie nach den standesamtlichen Angaben an⸗ genommen ist.

Uebertragbare Tierkrankheiten traten für 30 Gestorbene als Todesursachen auf. An Tollwut sind 12 (9 m., 3 w.) Personen gestorben, als Ursache war 5 durch Biß tollwutkranker Hunde angegeben. Die Todesfälle betrafen 4 Knaben im Alter von 1 bis 15 Jahren, 2 männliche Personen im Alter von 15 bis 30 und je 3 männliche und weibliche Personen im Alter von 30 bis 60 Jahren. Hervorzuheben ist, daß in den Sterberegistern für Berlin 4 männliche Personen als an Tollwut gestorben eingetragen waren, die außerhalb Berlins von dieser Krankheit befallen und nach Berlin zur Heilung ihres Leidens gereist waren. Milzbrand ist für 18 (15 m., 3 w.) Gestorbene als Todesursache angegeben; 14 männliche Personen standen im Alter von 30 bis 60 Jahren, und eine war über 70 Jahre alt geworden, während von den weiblichen Personen je 1 denselben Altersklassen und dem Kindesalter angehört hatten. Sämtliche Todesfälle verteilen sich auf 14 Regierungsbezirke. Daß Todesfälle infolge der Trichinen krankheit im Berichtsjahre, wie in den beiden Vorjahren, nicht vorgekommen sind, ist besonders hervorzuheben, da in früheren Jahren, mit Ausnahme von 1900, die Trichinose regelmäßig Todesfälle veranlaßt hat; ihre höchste Zahl betrug 12 im Jahre 1891. (Stat. Korr.)

Eine Statistik der deutschen Gewerbevereine

für das Jahr 1904, erhoben und bearbeitet vom Vorstand des Ver⸗

bandes der deutschen Gewerbevereine, gibt Aufschluß über die Zahl und

Größe dieser Vereine, über die von ihnen auf dem Gebiete des Unter⸗ richtswesens entfaltete segensreiche Tätigkeit und gewährt Tr. Ein⸗ 9% der

blicke in das Lehrlingswesen. Sie erstreckt sich auf bestehenden Gewerbevereine und umfaßt 1185 Verbands⸗Fewerbe⸗ vereine nebst 58 außenstehenden Gewerbevereinen mit insgesamt 114 994 Mitgliedern, von denen 84 438 Handwerker waren. 29 261 Handwerker hielten 41 318 Lehrlinge (darunter 3730 Innungsmeister mit 5666 Lehrlingen). Weitaus die meisten Lehrlinge, nämlich 20 930, wohnten beim Meister und wurden von ihm beköstigt. 378 waren nur in Wohnung, 904 nur in Kost. Von den Lehrlingen besuchten 87,7 % eine Fortbildungs⸗ oder Fachschule. Einer Gesellenprüfung Fe sich 29,8 %, und zwar nur etwas mehr als 1 % ohne rfolg.

An Gesamteinnahmen hatten die Gewerbevereine im Jahre 1904 2 523 440 ℳ, an Ausgaben 2 405 362 aufzuweisen. Ihr Gesamt⸗ vermögen betrug nach Abzug der Schulden 3 656 113 ℳ, wovon mehr als ein Drittel in Grundeigentum angelegt war. Von den Gesamt⸗ ausgaben entfielen auf Schulzwecke 560 376 ℳ, auf Lehrergehälter 533 449 ℳ, auf Bibliotheken und Lesezimmer 42 610 ℳ, auf Meister⸗ kurse und Vorträge 31 602 ℳ, auf Ausstellungen 19 840 Von

den Gewerbevereinen wurden 326 Schulen unterhalten, die an Zu-

schüssen seitens des Staats, der Gemeinden usw. 481 503 erhielten.

Zur Arbeiterbewegung.

Zu dem Aussperrungsbeschluß der Arbeitgeber des Tapezierer⸗ gewerbes in Berlin hat der Zentralverband der Tapezierer am Sonntag in einer von etwa 2000 Mitgliedern besuchten Versammlung Stellung genommen. Auf Antrag des Vorstands und der Vertrauens⸗ männer wurde, der „Voss. Ztg.“ zufolge, beschlossen, den einzelnen Arbeit⸗ gebern einen Arbeitsvertrag zur Unterschrift vorzulegen, der u. a. folgende Forderungen enthält: Die Arbeitszeit beträgt 50 Stun wöchentlich (Montag und Sonnabend 8 Stunden, die übrigen T 8 ½ Stunden). Der Durchschnittslohn beträgt 70 die Stunde nach der Maßgabe, daß jeder Gehilfe zu seinem bisherigen Lo einen Zuschlag von 5 die Stunde erhält. Ueberstunden (von Feierabend bis 10 Uhr Abends) werden nach Moöglichkeit vermieden; wenn dies nicht angängig ist, erfolgt ein Zuschlag don 20 die Stunde. Nachtarbeit (von 10 Uhr Abends dis 7 Uhr früh) Zuschlag die Stunde 70 ₰. Sonntagsarbeit Zuschlag 40 die Stunde. Die Großbetriebe, die Polsterer und Dekorateure beschäftigen, haben sich unterschriftlich verpflichtet, für den Fall, daß in einem Betriede die Gehilfenforderungen vor. gelegt werden, zunächst 1000 Gehilfen auszusperren. Die Taktik der übrigen Beru sgruppen soll noch in einer Sitzung der Vorstände sämtlicher Arbeitgebervereintgungen des Gewerbes end⸗ gültig festgelegt werden. Es ist edoch leicht möglich. daß die außerordentliche Generalversammlung der Tapeziererinnung am Donnerstag die Aussperrung sämtlicher Tapezierergedilfen de⸗ erliner Handelshilfs. arbeitervereinigung' bildete sich, nach demselben Blatte, eine aaf dem Boden der deutschen Gewerkvereine stehende Organtsation für die Berufe der im Handelsgewerhe tätigen Hil'sarbeiter und⸗Ardeiterinnen. Der Verein, der sich im strengsten Gegensatz zu den sozialdemokratischen Wer⸗ bänden dieses Berufes stellt, hofft eine ersprießlichere Wirhamkeit ent⸗ falten zu können, ohne durch das sich in den letzten Jadren wieder⸗ holende, den vorgenannten Verbänden eihene 1“ der Ver⸗ schmelzung und Wiederabbröckelung gehindert zu werden. 8 und Arbeitsnachweis der neuen Vereinigung deüünden sich Koch⸗ straße 25.

Aus Burgstädt wird der „Lpz. Ztg.⸗“ gemeldet, daß die Lohn⸗ veneea der Nadelmacher in der dortigen, der Chemnttzer und Hohensteiner Pflege durch Entgegenkommen der Faheikamten beendet worden ist. Die letzteren dadben eine Nufhesserung der Löhne anerkannt, nämlich 10 % Lohnerhöhung, 25 e Zuchl für Ueberstunden sowie eine Ardeitszeit von woöchentlich

über 60 Stunden bewilligt. Auch sollen keine Maßregelungen stattfinden. In einer Versammlung der Vertrauensmänner wurden die von den Fabrikanten gemachten Vorschläge angenommen und die von den Arbeitern gestellten höheren Forderungen fallen gelassen. Ebenso hat man von der Einführung einheitlicher Lohntarife ab⸗ Fsese. Wie seitens des Metallarbeiterverbands festgestellt worden st, ist durch die Lohnbewegung der Durchschnittslohn der Nadelmacher von 19 auf 21 die Woche gestiegen.

Aus Triest wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Da die von den Bediensteten der Südbahn gestellten Forverungen bezüglich der Aufbesserung ihrer materiellen Lage nicht ange⸗ nommen worden sind, begannen die Bediensteten gestern nacht in dem ganzen Betriebe mit der passiven Resistenz. Der Leiter der Südbahninspektion in Triest hat sich nach Wien begeben, um die Entscheidungen der Zentalbdirektion nzuholen. Ein großer Teil der Arbeiter der Staatsbahnen hat gestern gleichfalls mit der passiven Resistenz begonnen.

In St. Eulalie (Dep. Landes) kam es zwischen ausständigen Pechsiedern und Gendarmen zu einem Zusammenstoß⸗ Offizier und vier Gendarmen wurden verwundet.

Land⸗ und Forstwirtschaft. Die Maisernte Rumäniens im Jahre 1906.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Bukarest berichtet unterm 16. d. M.: Die letzte rumänische Maisernte stellte sich als die größte Ernte an dieser Frucht dar, die Rumänien bisher erzielt hat. Es wurden von 2 081 906 ha Anbaufläche 46 123 638 hl, im Mittel also 22,2 hl vom Hektar, geerntet. An diesem Ergebnis nehmen die Donauniederungen mit 23 275 470 hl von 875 061 ha Anbaufläche (Mittelerträgnis vom Hektar 26,6 hl) und die Sereth⸗ und Prut⸗ niederungen mit 10 166 894 hl ron 497 692 ha Anbaufläche (Mittel⸗ erträgnis vom Hektar 20,4 hl) teil.

ie bisherige höchste Ernte an Mais war die vom Jahre 1901 mit 41 200 000 hl bei einem Durchschnittsbetrage von 19,6 hl vom Hektar; sodaß also diesmal nicht nur das Erträgnis selbst, sondern auch der durchschnittliche Gewinn vom Hektar größer ist. Setzt man den eigenen Jahresbedarf Rumäniens an Mais mit 18 Millionen an, so ergibt sich diesmal eine für die Ausfuhr zur Ver⸗ ügung stehende Menge von 238 Millionen Hektolitern.

Was die Beschaffenheit der letzten Maisernte anlangt, so wird diese in ] im allgemeinen als gut bezeichnet Nur in einzelnen Distrikten kam der Mais nicht zu genügender Reife, sodaß dort die Güte gelitten hat. Man hofft aber auch hier Verbesserung durch die Wintertrocknung in den „Maiskörben“. Damit die Mais⸗ frucht zu guter Trocken gelangt, wird sie nach der Ernte in die sogenannten Maiskörbe getan, das heißt schmal gebaute Magazine, die möglichst freien Luftdurchzug gestatten, deren Wände, besonders bei den Gutsbesitzern und Pächtern, aus Ruten oder in Abständen von 6—10 cm aufgenagelten Latten, bei den Bauern aus ebenso aufgenagelten Brettern bestehen. Für die Unterbringung der letzten Ernte waren solche Körbe nicht genug vorhanden, und wenn auch nach Kräften neue errichtet wurden, so konnte dies doch nicht in dem Maße geschehen, daß der ganze Bedarf gedeckt worden wäre. Es mußte daher Maisfrucht etwa 10 15 % des Ernteertrages in gewöhnlichen Magazinen eingelagert werden, die dadurch unbedingt gelitten hat und zu Speisezwecken nicht mehr für verwendbar erachtet wird. Nach Entleerung der vorhandenen Körbe von der darin enthaltenen Frucht muß nun dieser Teil der Ernte in jene Körbe umgelagert werden, um die Beschaffenheit des Mais zu verbessern

Für die gesamte Maisfrucht ist es erforderlich, daß der in die Körbe getriebene Schnee bald wegtaut und die Märzwinde die Frucht gut abtrocknen.

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Theater und

Neuss Schauspiell

Joseph Kainz begann gestern sein Gastspie Mit hochgespannten Erwartungen sah das ĩ führung entgegen, sowohl des berühmten Bastes wegen, der rolle in Berlin zum ersten Male gab, als auch desbalb, weil Aufführung in interessanten Vergleichen mit der licben führung desselben Stückes im Königlichen Schausfpielhause Anl bot. Dort hatte Herr Matkowsly den Tasso gesdiel im einzelnen höchst interessante, als Ganzes einwandfreie Charakteristik des Helden geboten. Und gef Kainz? Seine Darstellung enttäuschte in hohdem wenn Matkowskyovs Tasso, durchaus im Sinne einen zwar schillernden und 1 lichenen, aker dor gefühl weckenden Charakter zeigte, mit dem Tasso des Herrn Kainz konnte man keine Sympathien haben, denn er erschien ledüglich al2l krankhaft⸗launischer, mit allen hadernder Stimmungsmensch, stens aumnd allen gegenüber einförmig eraltiert und doch abne mem Wäürm Ans diesem kindischlannischen Egeisten sprach memess das Henz, und so schieden alle Züge seines Wesens I Tasso, wie ihn Grethe schuf, die deiden Lernoren gleich stark Dichter ziehen. bl selten sicd ereignen, daß in der graßen Szene zwischen

des Hörers sich f mannes stellten, wie g Dichters der Fall sem mußte. Ansicht des Rezensenten, weil in der Gesamtauffaffung des Charakt Einzelheiten noch stärker den do⸗ 1 verstimmte. Für diese groß . technik. mit der Herr Katnz Die übrigen Mitspieier doren amde . Fräulein Fehdmer gad der Pringefsin mmdver ümnennsnn ense. Neues Tdeater.

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