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Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Sperber“ ) vorgestern in Swakopmund eingetroffen und an demselben betreffend das
Tage von dort nach Lüderitzbucht in
Hannover, 28. Februar. Der 40. Hannoversche
— Im Unterhause standen gestern zwei Interpellationen, Handelsabkommen zwischen England und Deutschland und die Zusammensetzung des Ober⸗ hauses in Transvaal, auf der Tagesordnung.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ fragte Bridgeman (kons.) die Regierung, wann das Handelsabkommen zwischen England und Deutschland, das England die Meistbegünstigung gewähre, ab⸗
See gegangen.
Provinziallandtag ist gestern durch den Königlichen Kom⸗ laufe, und welche Schritte zu dessen Erneuerung geschehen
missar, Oberpräsidenten Dr. Wentzel, mit folgender Rede
geschlossen worden:
Hochgeehrte Herren! Wenn ich am Schlusse der 40. Tagung des Provinziallandtags einen Rückblick auf die Verhandlungen werfe, so hervorheben, wie die Beratungen Ihres Haushalts⸗ etats, der in der diesjährigen Tagung mit den Haupt⸗
moöchte ich
“ Ihrer Beratungen bilde
regierung wegen Abänderung des Geleges, der Provinz Hannover, gibt die Gewähr, da
der Wichtigkeit und Bedeutung des Gegenstands entsprechenden, ein⸗
ehenden Beratung unterzogen werden wird
haben, welch' wichtige und mannigfaltige Aufgaben unseres staat⸗ lichen und wirtschaftlichen Lebens der Fürsorge der provinziellen Selbstverwaltung überwiesen sind, und andererseits, daß diese Auf⸗ gaben in der Provinz Hannober mit Verständnis und Opferwilligkeit erfüllt werden. Ihre Beschlußfassung über die Vorlage der Staats⸗
würden. Sir dward Grey erwiderte, er nehme an, daß das Abkommen so lange in Kraft bleibe, als England seiner⸗ seits Deutschland das Meistbegünstigungsrecht einräume, und daß des⸗ halb weitere Schritte überhaupt nicht erforderlich seien. Die Anfrage, betreffend die Zusammensetzung des Oberhauses in Transvaal, gegen die Het Volk und die Transvaalnationalisten Einspruch erhoben haben, beantwortete der Untersekretär des Kolonialamts Churchill dahin, daß der Kolonialsekretär Earl of Elgin vollkommen damit einverstanden sei, daß die Ernennungen in angemessener Weise die verschiedenen Richtungen der politischen Meinungen widerspiegelten und daß der Oberkommissar für Südafrika Earl of Selbourne telegraphiert habe, er sei überzeugt, daß die Zweite Kammer ihre Aufgabe gerecht und unparteiisch erfüllen werde und daß von einer Revision der Er⸗ nenungen, für welche die Regierung volle Verantwortung übernehme, keine Rede sein könne.
Zur Annahme gelangte sodann ein Beschlu „nach dem die
te, einerseits dargetan
betreffend das Höferecht in ß dieser Gesetzentwurf einer
. Indem Sie dem Antrage
hres Provinzialausschusses über die Anwendung des bisherigen Regle. Effektivstärke der regulären Armee nach dem Vorschlag
ments für die Verteilung der durch das Gesetz vom 2. Juni 1902 über⸗ wiesenen Dotationsrente auf weitere 10 Jahre Ihre — gegeben haben, ist auch auf diesem Gebiete der provinzie erwaltung die zur ersprießlichen Verwendung der Beihilfen erforder⸗ liche Stetigkeit geschaffen worden. Mit den wärmsten, aufrichtigsten Wünschen für eine weitere erfreuliche Entwicklung der Provinz Hannover
erkläre ich im Allerhöchsten Auftrage den 40. Hannoverschen Provinzial⸗ Pichon die Bedingungen mit, unter denen Oe
gandtag für geschlossen.
Nach dem Schlusse dieser Ansprache brachte der Vorsitzende
es Provinziallandtags Fürst zu Inn⸗ und Knyphausen ein dreimaliges Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König aus, in welches die versammelten Mitglieder leb⸗
haft einstimmten.
Hessen.
Die Zweite Kammer, die vorgestern zusammengetreten ist, hat gestern die Beratung des Staatsbudgets für
1907 begonnen.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Finanzminister 2 Dr. Gnauth, daß das Budget zum ersten Male seit 6 Jahren nicht sowie des Geldschranks der e mit einem Defizit abschließe und daß noch Mittel zur Verfügung
ständen, dringende Bedürfnisse, die Mehrausg Der Staatsminister Ewald erwiderte auf
Schiffahrtsabgaben, daß die Stellung der hessischen Regierung zu dieser Frage sich nicht geändert habe. Welche Stellung die Regierung
eventuell zur wirtschaftlichen Seite der
könne heute noch nicht gesagt werden. Man müßte dazu erst wissen, was an Stelle des Artikels 54 der Reichsverfassung etwa gesetzt
werden solle. Weiter erklärte der
der Reform des Landtagswahlrechts, daß er mit der
Mehrheit der Ersten Kammer wied
Er müsse jedoch zu seinem Bedauern sagen, daß er mit
seinen Vorschlägen kein besonderes Entgeg Man scheine in der Ersten Kammer nicht g Zweiten Kammer zu folgen, sodaß eine Ae
erschienen sei. Der Redner hoffte, im Laufe des Frühjahrs, vielleicht schon in den nächsten Wochen, dem Hause einen Vorschlag zugehen
laffen zu können, auf Grund dessen sich eine lassen werde.
Hamburg. Ihre Königlichen Hoheiten
„nzessin Heinrich von Preußen begaben sich estern, T. B.“ zufolge, mit den Prinzen . und smund an Bord des im Hafen liegenden Dampfers 3; ECitel⸗Friedrich“, woselbst Höchstdieselben von dem aldirektor Wiegand empfangen wurden. Nachdem Ihre
Königliche Hoheit die Prinzessi
Prinzen Sigismund an Land zurückgekehrt war, ging der Dampfer „Prinz Eitel⸗Friedrich“ in See.
— Bei den Wahlen zur halbschichtigen Erneue⸗ rung der Bürgerschaft, die gestern mit den Notabeln⸗
wahlen ihren Abschluß fanden, verlor 15 Sitze, von denen 9 die neue F Liberalen und 6 die Sozialdemokraten
der Regierung auf 160 000 Mann festgesetzt wird. Be⸗ merkenswert ist, daß bei der Diskussion die Vorschläge des Kriegsministers keinerlei abfällige Kritik erfuhren. 8
Frankreich. 16 8 Im gestrigen Ministerrat teilte der Miägüse des Aeußern erreich⸗Ungarn das Archiv der ehemaligen Nuntiatur in Besitz ge⸗ nommen hätte. Pichon sprach, „W. T. B.“ zufolge, dann über die Lage in Marokko und erklärte, uͤber die Einrichtung einer gemischten Polizei in Tanger und Casa⸗ blanca wäre mit Spanien ein vollständiges Einvernehmen er⸗ zielt worden. Der Ministerrat faßte über die Grundzüge eines Entwurfs eines Beamtengesetzes Beschluß; der Entwurf räumt den Beamten das Koalitionsrecht ein 8 Verteidigun
en Finanz⸗
ihrer Interessen, verbietet ihnen aber in aller Form den Streik⸗ — In der österreichisch⸗ungarischen Botschaft hat gestern die Uebergabe des in 26 Kisten untergebrachten Ar chivs
Hemaligen päpst⸗ lichen Nuntiatur an den Advokaten Boyer de Bouillane, den Vertreter des Msgr. Montagnini, und an den Grafen Olivier de Beauregard, den Vertrauensmann des Heiligen Stuhles, stattgefunden.
— Dem „Eclair“ zufolge haben fast fantliche 5500 Priester und Seminaristen, die infolge des zwischen dem Vatikan und der französischen Regierung ausgebrochenen Konflikts im Januar zu militärischen Dienstleistungen einberufen worden sind, gegen diese Maßnahme bei dem Staatsrat Be⸗ schwerde erhoben.
— Die Deputiertenkammer hat in der gestrigen Sitzung eine Resolution angenommen, durch die der 2 inister des Aeußern aufgefordert wird, mit verschiedenen Staaten in Unterhandlung zu treten, um eine erhebliche Herabsetzung der prohibitiv wirkenden Zölle auf französische Weine zu erreichen. Der Deputierte Henr Coch in (liberal) richtete sodann an den Ministerpräsidenten 82 lemenceau eine Anfrage über die ungenügenden Sicherheitszustände im Departement Nord, wo die Gendarmerie zur Bekämpfung der Banden von Uebeltätern nicht ausreiche.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ forderte der Redner die Regierung zu Verhandlungen mit Belgien auf, um eine polizeiliche Grenzzone zu schaffen. Der Abbé Lemire (christlicher Demokrat), gleich dem Vorredner Deputierter aus dem Departement Nord, schloß sich dessen Ausführungen an. Mehrere andere Redner berichteten über Verbrechen in verschiedenen Gegenden, die ungesühnt geblieben seien. Der Ministerpräsident Clemenceau teilte mit, daß bereits Ver⸗ besserungen in der Polizeiverwaltung vorgenommen worden seien, und kündigte eine Vorlage, betreffend die Re organisation der Polizei, an, in der die Bewilligung entsprechender Mittel ge⸗ fordert werden solle. Die Regierung werde sich mit Belgien über die Ausübung der Polizei an der Grenze verständigen.
Das Haus nahm darauf durch Handaufheben die ein⸗ fache Tagesordnung an. 18
aben erforderten, zu erfüllen. eine Anfrage bezüglich der
Frage einnehmen werde,
Staatsminister bezüglich
erholt verhandelt habe.
enkommen F habe. Be
eneigt, den schlüssen der nderung der Vorlage nötig
Verständigung ermöglichen
der Prinz und die
n Heinrich mit dem
en die alten Fraktionen raktion der vereinigten gewannen.
q1111X1X“X“;
Großbritannien und
Der Marineetat für das Jahr 1907 sieht, nach
einer Meldung des „W. T. B.“, eine schaftsstärke um 1000 Mann und eine gaben um 1 427 091 Pfd. Sterl. vor.
Die Voranschläge für Flottenbauten belaufen sich auf
8 100 000 Pfd. Sterl. gegen 9 235 000 Vorgesehen ist der Bau von zwei od auf der Hager Konferenz nicht zu
langen sollten, von drei verbesserten und noch etwas größeren
Schiffen der Dreadnought⸗Klasse, fer schützter Kreuzer, fünf Hochsee⸗Tor
Torpedoboote und zwölf Unterseeboote. Des weiteren ist vorgesehen eine beträchtliche Vermehrung der Stanefesahuneee ehen
in der ersten Gefechtslinie stehend ständige Bemannung der aus sechs Panzerkreuzern bestehenden Geschwader,
heimischen Gewässern bleiben. Zwölf Schiffe, 48 Torpedoboots⸗
zerstörer mit voller Besatzung, drei erforderlichen Hilfsschiffe werden in der
werden und zur sofortigen Verwendung bereit sein. Außerdem werden zur Heimatsflotte gehören vter Linienschiffe und acht Kreuzer erster Klasse in Portsmouth sowie drei Linienschiffe, acht Kreuzer erster Klasse und ein kleiner Kreuzer in Devonport.
Eine Denkschrift des Ersten Lords Twoedmouth, behandelt stellung des
Bauten kein so schnelles
„Dreadnought“ bis zur Indienststellung in 14 Monaten, betont aber, daß bei den weiteren Tempo zur
Nach Meldungen der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ sind bis gestern abend im ganzen 485 Abgeordnete zur Duma gewählt, darunter 304 Angehörige der Linken und 48 Nationalisten. “ 8
EKlürkei. L“ Nach einer Meldung des „W. T. B.“ ist vorgestern in Konstantinopel beim Freiherrn von Marschall eine Borschafterkonferenz abgehalten worden, in der die Ueberreichung zweier Kollektivnoten an die Pforte beschlossen worden ist. Die eine Note tritt für die Wahrung der reglementsmäßigen Befugnis der mazedonischen Finanzkommission bezüglich der Kontrolle der Zivilverwaltung und der Rektifikation der mit den Gesetzen und den wirtschaft⸗ lichen Bedürfnissen des Landes nicht übereinstimmenden Aus⸗ gaben ein. Die andere Note empfiehlt Berücksichtigung der von De Giorgis Pascha gestellten Forderungen, betreffend das Verhältnis der Landesbehörden zur Gendarmerie.
Irland.
8
Herabsetzung der Mann⸗ 8 2 Verminderung der Aus⸗
Pfd. Sterl. im Voijahre. er, wenn die Seemächte einer Verständigung ge⸗
ner ein schneller unge⸗ pedobootszerstörer, zwölf
en Schiffe und die voll⸗ Linienschiffen und sechs welche ständig in den
kleine Kreuzer und die Rumänien.
Themsemündung stationiert Die ordentliche Session des Parlaments istt, „W. T. B.“ zufolge, bis zum 15. März vertagt worden.
Afrika.
Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Sansibar hatte der Stamm Bimal an der Somaliküste, der den Italienern stets feindlich gesinnt geblieben war, eine drohende Haltung angenommen und andere Stämme zur Erhebung aufzuwiegeln gesucht. Nachdem der Kommandant Cerrina
Lords der Admiralität, die schnelle Fertig⸗
Anwendung
kommen würde, wenn es nicht dringende Umstände er⸗ eine Abteilung eingeborener Truppen zur Unterdrückung der
heischten. Die Erprobung des Schiffes
Resultate ergeben. Das Stamm
gebe eine größere Leistungsfähigkeit der Schiffe und
mache weniger Reparaturen notw
der wegen Reparaturen nicht verwendungsfähigen Schiffe
*
stelle sich bei den Linienschiffen
habe ausgezeichnete Bewegung gegen den Bimalstamm entsandt hatte, griffen die
besatzungssystem er⸗ wurden aber mit erheblichen Verlusten zurückgeschlagen. Die
— hiffe un endig. Das Verhäaltnis wundete⸗ Die Rebellen wollen sich nunmehr unterwerfen.
auf 16 Proz. gegen
Proz. im Jahre 1904, bei den Panzerkreuzern auf — gs HA.;
25 gegen 32, bei den ungeschützten Kreuzern auf 22 gegen 52,
bei den Torpedobootszerstörern auf
von der größeren Leistungsfähigkeit würden also große Summen an Reparaturkosten erspart. Die Verwendung von Turbinen⸗ maschinen habe sich durchaus bewährt und solle auch bei 1883 zu D een Neubauten berücksichtigt werden. 2
ferner
JeebbII1II1.X*“
Aus Windhuk in Deutsch⸗Südwestafrika wird, „W. T. B.“ zufolge, berichtet, daß Reiter Laurenzius Boyon, geboren am 26. 1.
19 gegen 56. Abgesehen 8
orsweiler, früber im Feldartillerieregiment Nr. 69, am Februar im Lazarett zu Keetmanshoop an Typhus und Gefreiter
8 —— — ——
Rebellen dieses Korps in der Nacht des 10. Februar an, wurden handele. Es habe sich schon oft herausgestellt, daß die Genehmigung italienischen Truppen hatten nur einen Toten und 24 Ver⸗
wirtschaftlichen Betꝛ iebe erheblich geschädigt worden seien. in Gerichteurteilen averkannt worden. Deshalb müßten landwirtschaft⸗ liche Sachverständige zur Begutachtung bei der Genehmigung gewerb⸗ licher Anlagen neben den anderen Sa verständigen zugezogen werden. Der Redner führt einige in Prozessen besprochene Fälle an und zieht daraus den S hing, daß durch landwirtschaftliche Sachverständige von
Karl Truschinski, geboren am 20. 9. 1883 zu Zoppot, früher im
Telegraphenbataillon Nr. 2 am 26. Februar in der Krankensammel⸗ stelle zu Aus an Herzschwäche nach Typhus gestorben ist.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Stzungen des Reichs tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— Der Reichstag setzte in seiner heutigen (7.) Sitzung, welcher der Staatssekretär des Innern Dr. Braß von Posadowsky⸗ Wehner, der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke, der Staatssekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Stengel, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Tschirschky und Bögendorff und der stellvertretende Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts Dernburg bei⸗ wohnten, die Generaldiskussion des Reichshaushaltsetats für 1907 fort.
Bundesratsbevollmächtigter, Konteradmiral Capelle: Durch die Presse ist die Nachricht gegangen, daß während der Wahlkampagne Kanzleidiener und Ordonnanzen aus dem Reichsmarineamt und dem Admiralstabe in den Bureaus des Flottenvereins tätig gewesen wären. Der Abg. Gröber hat in seiner gestrigen Rede die Frage gestellt, ob das zuträfe und wer diese Leute dorthin beordert hätte. Sowohl die Nachrichten der Presse, wie die Fragestellung des Abg. Gröber mußten den Eindruck erwecken, als ob Ordonnanzen, Seesoldaten und Kanzleidiener vom Reichsmarineamt dorthin kommandiert worden wären, oder als ob ihre Beschäftigung wenigstens mit Zustimmung des Reichs⸗ marineamts erfolgt wäre. Das ist nicht zutreffend. Auch das Reichsmarineamt hat von dieser veeh be erst durch die Presse erfahren. Der Staatssekretär des eichsmarineamts hat darauf eine Untersuchung veranlaßt, ob und was an dieser Angelegenheit Wahres wäre, und es hat sich dann folgendes herausgestellt: Der Sekretär des Flottenvereins, ein früherer “ des Admiralstabes, hat sich an einen ihm bekannten Kanzleidiener aus dem Reichs⸗ marineamt gewandt und ihn gefragt, ob er nicht Abends in seiner freien Zeit noch ein Stück Geld verdienen wolle, um dem Flotten⸗ verein, wo augenblicklich sehr viel zu tun wäre, behilflich zu sein; er möchte doch noch einige andere Kanzleidiener und Ordonnanzen, die auch Geld verdienen wollten, mitbringen. Die betreffenden Leute sind darauf hingegangen und haben nach ihrer Aussage etwa 5 bis 6 Abende dort geholfen, Drucksachen zu verpacken und Postpakete abzuschicken. Nachdem der Sachverhalt dem Staatssekretär bekannt geworden ist, . er den Seesoldaten verboten, sich an dieser Beschäftigung zu be⸗ eiligen.
Abg. Fürst von Hatzfeldt (Rp.): Als ich vor 29 Jahren in das alte Reichstagsgebäude eintrat, wurden große politische Fragen be⸗ handelt oder der Etat einer sachgemäßen Prüfung unterzogen, worin der verstorbene Abg. Windthorst voranging. Jetzt aber, wo ich weniger aus eigenem Antrieb als dem Rufe meiner Freunde folgend, in das neue Haus eingetreten bin, kann ich mich des Eindrucks nicht er⸗ wehren, daß in unseren Verhandlungen die Parteipolitik einen weiteren Raum eingenommen hat, als es notwendig ist. Darin verdient der Abg. Bassermann nicht allein Tadel; alle Parteien haben mehr oder weniger gesündigt. Das Zentrum hat gesündigt durch die Abstimmung vom 13. Dezember 1906; daß es sich damals, wie gestern der Abg. Gröber sagte, bei der Abstimmung doch nur um eine Lappalie gehandelt habe, kann nicht zugeben. Warum soll nicht auch der ö“ gesündigt haben, wie die in deutschen Blättern veröffentlichten Briefe von hervorragenden Mitgliedern des Flottenvereins bewiesen haben. Das hindert aber nicht, anzuerkennen, daß der Flottenverein seine großen Verdienste hat, daß es seine Aufgabe war, aufklärend zu wirken; daß wir eine starke Flotte nicht entbehren können, haben die Ereignisse im fernen Osten bewiesen. Wenn aber auch zur Wahlzeit gesündigt worden ist, so glaube ich doch nicht, daß das Volk ein großes Interesse daran hat, daß stundenlang hier im Reichstage Parteireden gehalten werden. Das deutsche Volk perlangt positive Arbeit. Je mehr der Reichstag positive Arbeit leistet, desto mehr wird sein Ansehen im Volke wachsen, desto mehr wird sich die Autorität der verbündeten Regierungen erhöhen Es hat mich gefreut, daß der Reichskanzler uns neulich zu positiver Arbeit aufgerufen und auf eine Reihe von Aufgaben hingewiesen hat, in denen wir positive Arbeit leisten können und, wie ich hinzufügen will, hoffentlich auch leisten werden. Er hat unter anderem die Notwendigkeit der Reform der Börsensteuer berührt. Die Börse ist ein notwendiger, nicht, zu entbehrender Faktor im wirt⸗ schaftlichen Leben. Wir müssen ie großen Plätzen wie London und Paris gegenüber lebensfähig erhalten. Aber dafür wird sich eine Majorität hier wohl nicht finden, wenn diese Reform darauf hinaus⸗ kommen sollte, den Terminhandel etwa wieder zuzulassen. Jedenfalls bleibt die Tatsache bestehen, daß, seitdem der Terminhandel auf⸗ gehoben ist, die Preise für unsere Körnerfrüchte weniger Schwankungen unterworfen gewesen sind. In der Frage der Anleihen bin ich anderer Ansicht wie mein Freund Gamp. Die ganze Blüte unseres Handels und unserer Industrie hängt zusammen mit unserem Export. Wenn dieser zunimmt, so haben auch die Arbeiter den Nutzen davon, aber so wie die Verhältnisse liegen, hängt unser Industricexport nach fremden Ländern im wesentlichen davon ab, ob die ausländischen Anleihen von einem Markte aufgenommen oder zu ihm zugelassen werden.
(Schluß des Blattes.)
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (23.) Sitzung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Delbrück beiwohnte, die zweite Beratung des Staats⸗ haushaltsetats für das Rechnungsjahr 1907 im Etat der Handels⸗ und Gewerbeverwaltung bei den dauernden Ausgaben fort.
Zunächst wurde der dazu gestellte Antrag der Abgg. Graf von Spee (Zentr.) und von Fappeseic (kons.) erörtert,
die Königliche Staatsregierung zu ersuchen,
1) die Anweisung zur Ausführung der Reichsgewerbeordnung dahin zu erweitern, daß bei der Prüfung der Vorlagen zu gewerb⸗ lichen Anlagen nach § 16 der Reichsgewerbeordnung außer den Bau⸗, Gewerbeaufsichts, und Medizinalbeamten in gleicher Weise durch die Landwirtschaftskammern zu bezeichnende landwirt⸗ schaftliche Sachverständige beteiligt werden, sofern landwirt⸗ oeühe Interessen durch die Genehmigung der Anlage berührt werden;
2) einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den dem § 113 Satz 2 88 Zuständigkeitsgesetzes vom 1. August 1883 folgende Fassung ge⸗ geben wird:
„Sofern landwirtschaftliche Interessen in Betracht kommen, entscheidet der Minister für Handel und Gewerbe in Gemeinschaft mit dem Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.“
Abg. Graf von Spee (Zentr.) betont zur Begründung seines Antrages, daß es sich um die Abstellung eines großen Mißstandes
der Errichtung gewerblicher Anlagen eigentlich hätte unmöglich sein sollen, weil mit diesen Anlagen eine solche Rauchentwicklung und ardere Schädigungen verbunden gewesen, daß die umliegenden land⸗ ies sei auch
vornherein bei solchen industriellen Anlagen festgestellt werden müsse, welche Entschädigung die benachteiligten Landwirte erhalten müssen.
Vielleicht könne auch eine schiedsgerichtliche Entscheidung darüber zu⸗
elassen werden; keinesfall
als solche, sondern er verlange lediglich, daß die Industrie auch die gebührende Rücksicht auf die Landwirtschaft nehme Die ganze land⸗ wirtschaftliche Vertretung von Rheinland und Westfalen stehe in dieser Frage einstimmig hinter ihm.
Abg. . (fr. Volksp.): Der Antrag des Grafen Spee steht im Widerspruch mit den Grundlagen des § 16 der Reichs⸗ gewerbeordnung, der nach den Motiven ausdruͤcklich und aus⸗ schließlich den Zweck hat, Nachteile, Schädigungen und Be⸗ lästigungen des Publikums und des öffentlichen Verkehrs ab⸗ zuwenden. Einwände lediglich wirtschaftlicher Natur sind nicht zu berücksichtigen. Die bestehende Ausführungsanweisung genügt vollständig. Im übrigen kann pon jeder interessierten Partei noch die Zuziehung weiterer Sachverständiger veranlaßt werden; so ist wiederholt schon ein veterinärpolizeilicher Sachverständiger bei der⸗ artigen Konzessionierungen zugezogen worden. Wie kommt man dazu, wirtschaftlichen Interessenvertretungen hier eine Mitwirkung einzu⸗ räumen? Vielleicht melden sich dann auch bald die Handels⸗ kammern. Berlin hat bei seinen Bemühungen um die Er⸗ richtung einer Abdeckerei in der weiteren Umgebung der Haupt⸗ stadt die Erfahrung gemacht, daß die Behörden die landwirt⸗ schaftlichen Interessen mit einem Eifer wahrnebmen, wie ihn auch die eifrigste Landwirtschaftskammer nicht energischer entfalten könnte. Grundsätzlich besteht doch die Gewerbefreiheit im wirtschaftlichen Sinne, eingeschränkt durch die Bestimmungen der Gewerbeordnung. Deshalb bin ich auch dagegen, daß in letzter Linie in solchen Konzessionsfragen mit dem Handelsminister auch der Landwirtschaftsminister das letzte Wort haben soll. Da es sich hierbei um Bau⸗ und Gesundheitspolizei handelt, könnte ja dann auch der Eisenbahn⸗ und der Kultusminister ein Entscheidungsrecht in oberfter Instanz für sich in Anspruch nehmen. Im Einzelfalle wird immer danach entschieden werden müssen, welche Interessen präponderieren; einmal wird die Landwirtschaft, ein anderes Mal die Industrie zurücktreten müssen. Die bestehenden Bestimmungen bieten einen gerechten Ausgleich. 3
Abg. Vorster (freikons.): Ich kann die Bedürfnisfrage bezüglich des Antrags nicht anerkennen, weil die jetzigen Ein⸗ richtungen die Landwirtschaft schon vol äadin schüzem Im
Kreisausschuß und im Bezirksausschuß ist die Landwirtschaft stark vertreten; diese Behörden haben das Recht, jederzeit landwirtschaftliche Sachverständige zuzuziehen, und machen davon ausgiebigen Gebrauch. Durch inzuziehung derselben auch für die weiteren Instanzen würde eine erhebliche Verzögerung in der Erledigung von Anträgen für gewerbliche Anlagen erfolgen.
Besonders die chemische Industrie, die ebenso der Konzession be⸗ darf, wie sie auf die rasche hesüctan neuer Erfindungen an⸗
ewiesen ist, könnte dann bäufig den geeigneten Zeitpunkt verpassen.
Dies wäre gegenüber dem Auslande, in denen solche Beschränkungen nicht bestehen, recht bedauerlich. Auch der Hinweis auf die Ver⸗ unreinigung der Flüsse dürfte nicht entscheidend sein. Wenn z. B. die Wupper nicht mehr als Abflußkanal für die Industrie des Wupper⸗ tales benutzt werden darf, so wäre dies gleichbedeutend mit einem vollständigen Aufhören der dortigen Industrie. Dies stände doch für den Staat nicht im Vergleich damit, daß jetzt dort einige tote Fische herumschwimmen.
Abg. Dr. von Böttinger (nl) bemerkt, daß seine Freunde
rteils aus materiellen, teils aus formellen Gründen den Antrag ab⸗
lehnen würden, da sie von der Hinzuziehung landwirtschaftlicher Sach⸗
vperständigen besonders eine Verlangsamung des Verfahrens befürchteten. Der Redner beantragt, den Antrag der Kommission für Handel und Gewerbe zu üherweisen.
8 Abg von Pappenheim (kons.): In der Auffassung des Antrags des Grafen Spee, den ich mit unterschrieben habe, scheint mir ein Miß⸗ verständnis obzuwalten. Wir wollen nur eine gerechte Abwägung der Interessen zwischen Landwirtschaft und Industrie, die Vermeidung einer Konkurrenz dieser Interessen. Wir haben uns die Notlage, die hier vorliegt, nicht etwa aus den Fingern gesogen. Ich könnte die Beispiele, die Graf
führt hat, ins Unendliche vermehren; aus allen Landesteilen könnte ich Zeugen dafür anführen, daß die landwirtschaftlichen Interessenten sich beeinträchtigt fühlen, weil in dem Vorverfahren ihre Interessen keine Berücksichtiaung fanden. Es ist auch nicht jeder, der einmal einen Bauern hat pflügen seben, ein landwirtschaftlicher Sach⸗ verständiger; auch nicht jeder Bau⸗ oder Medizinalbeamte kann genau abwägen, was landwirtschaftliches Interesse oder was im landwirtschaft⸗ ichen Interesse besonders zu berücksichtigen ist; vielleicht bilden sich auch die Gewerbeaufsichtsbeamten ein, daß sie durchweg etwas von der Landwirtschaft verstehen. Eine Verzögerung des Verfahrens wird dadurch nicht entstehen, vielmehr wird das Verfahren sich viel schneller und glatter erledigen. Auch die Mitentscheidung des Landwirtschafts⸗ ministers, wie sie für die Stauanlagen schon vorgeschrieben ist, wird as Verfahren nicht verzögern. Daß berechtigte Klagen vor⸗ iegen und diese daraus entstehen, daß bei der Prüfung nicht die nötige Rücksicht auf die landwirtschaftlichen Interessen ge⸗ nommen wird, beweisen die Klagen, welche die Anlieger der Innerste über die dortigen Staatsbergwerksanlagen erheben. Es handelt sich da nicht bloß um einzelne Landwirte, sondern um 20 bis 30 Gemeinden; die Klagen sind amtlich geprüft, und die veeee ihrer Angaben unterliegt keinem Zweifel. Die dortigen alniederungen waren früher sehr fruchtbar, sind aber durch das Aus⸗ schwemmen des Steinsandes völlig unbrauchbar geworden; das Rittergut Ringelbeim allein hat zahlreichen Viehbestand dadurch eingebüßt; große Terrains von Hunderten von Hektaren sind dadurch vollständig entwertet worden, sodaß nicht einmal mehr Hackfrüchte darauf gebaut werden können. Wäre hier zu rechter Zeit ein landwirtschaftlicher Sachverständiger zu⸗ gezogen, das Unglück hätte gar nicht eintreten oder doch nicht so groß werden können. Die Furcht vor Verschleppungen ist tatsächlich nicht begründet. Nun bemängelt man, daß die Sachverständigen von den Landwirtschaftskammern gewählt werden sollen; aber der von einem Vorredner angeführte Fall der Abdeckerei, in dem sich die betreffende Landwirtschaftskammer allerdings sehr verhauen hat, ist ein ver⸗ einzeltes Vorkommnis, das man nicht verallgemeinern darf. Prüfen Sie diese Anträge vorurteilslos. Ist die Anlage erst geschaffen, vielleicht mit sehr hohen Kosten, so ist es sehr schwer, den Schaden wieder abzustellen.
serruf nimmt der Minister für Handel und Gewerbe Delbrück das Wort.
(Schluß des Blattes.) 1]
Nr. 9 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 27. wSp. hat folgenden Inhalt: Personalnachrichten. — Gesundheitsstand und Gang der Volkskrank⸗ beiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen ansteckende Krankheiten. — Desgl. gegen Pest. — Gesetzgebung usw (Bavyern.) Aerztliche Prüfungen. — Krüppelhafte Kinder. — (Oesterreich.) Azetylen. — (Schweiz.) Traubentrester. — Weinspezialitäten. — Muskatwein ꝛc. Fean eich. Ausländische Aerzte zc. — Oeffentliche Gesundheit. — (Rumänten.) Ansteckende Krankheiten. — (Britisch. Ostindien.) Kalhziumkarbit. — (Transvaalkolonie.) Opium. —. (Oranjefluß⸗ kolonie). Drogen ꝛc. — (Vereinigte Staaten von Amerika.) Nahrungs⸗ mittel. — Tierseuchen im Deutschen Reiche, 15. Februar. — Desgl. in den Niederlanden, 4. Vierteljahr 1906. — Desgl. in Luxemburg. — Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. Niederlande, Luxemburg.) — Vermischtes. (Deutsches Reich.)
ter blichkeit in Orten ꝛc., 1906 (nach Monaten). — Prüfung von Seeleuten in der Gesundheitspflege, 1906 — (Preußen.) Ver⸗ waltungsbericht des Knappschaftsrereins zu Bochum, 1905. — (Ham⸗ burg) Wohnungspflege, 1905. — (Oesterreich.) Bleimerkblatt. — (Schweiz.) Weinstatistik, 1905. — (Frankreich) Bevölkerungs⸗ bewegung, 1905. — Vereinigte Staaten von Amerika. (Indiana.) Sterbefaͤlle zc. 1909. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung. 1 1“
ch e sich de An g geg n die n ustrie
Statistik und Voskswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Eine zahlreich besuchte Versammlung der Arbeitgeber des Berliner Tapezierergewerbes, die gestern abend stattfand, be⸗ schloß, der „Voss. Ztg.“ zufolge, da die Arbeitnehmer ihre Forde⸗ rungen nicht zurückgezogen haben, heute in ihren sämtlichen Betrieben in Berlin und Vororten die Gehilfen auszusperren, die im Verband oder Fachverein organistert sind. Alle Gehilfen, die nicht die schriftliche Erklärung abgeben, weder Verbands⸗ bezw. Fach⸗ vereinsmitglieder zu sein, noch sich an den Forderungen des Ver⸗ baben und des Fachvereins zu beteiligen, werden am heutigen Tage entlassen.
Ein Ausstand in der Lederfabrik Salomon Marx u. Söhne in Königstein ist, wie die „Köln. Ztg.“ aus Frankfurt a. M. erfährt, nach sechswöchiger Dauer abgebrochen worden, ohne daß die Arbeiter einen Erfolg errungen haben.
Eine Meldung aus Hamburg, daß die Reeder einen Beschluß, nur von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends arbeiten zu lassen, auf⸗ gehoben hätten, ist nach Ermittlungen des „W. T. B.“ von unter⸗ richteter Seite unzutreffend. Von seiten der Reeder ist kein Be⸗ schluß aufgehoben worden; sie halten nach wie vor an der Forderung der im Tarif — Nachtarbeit fest.
Aus Triest wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Aus Anlaß einer unter den Kohlenladern entstandenen Lohnbewegung hat die Genossenschaft der Facchini (Lastträger) die Verlade⸗ und Lösch⸗ arbeiten gestern nachmittag eingestellt, sodaß nun im Freihafengebiet jede ct ruht.
In Coruna wurde gestern, wie „W. T. B.“ meldet, der all⸗ gemeine Ausstand erklärt; die Arbeiten im Hafen erleiden eine Unterbrechung.
In his hivertobelt zu Belgrad ist, wie die „Köln. 8 meldet, ein Ausstand ausgebrochen. Die Streikenden gewaltsam die Zufuhr von Lebensmitteln an Streikbrecher und auch vAAAA“ 8 8
88 1“ Kunst und Wissenschaft.
Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 14. Februar unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Vahlen eine Gesamtsitzung, in der Herr Koser zur Charakteristik des preußischen Vereinigten Landtags von 1847 las. Eine Meinungsverschiedenheit zwischen H. von Sybel (Begründung des Deutschen Reichs 1, 119) und H. von Treitschke (Deutsche Geschichte 5, 618) über die Ziele der Land⸗ tagsopposition von 1847 gab Veranlassung, Taktik und Tendenzen der einzelnen provinziellen Gruppen der liberalen Minderheit zu er⸗ örtern und mit den Sätzen der konstitutionellen Doktrin, wie sie in Deutschland durch Rotteck zusammengefaßt und durch Welcker aus⸗ gebaut worden war, in Vergleich zu stellen. — Herr Hirschfeld üͤberreichte den Bericht über die Fortschritte der römisch⸗germani⸗ schen Forschung im Jahre 1905, Frankfurt a. M. 1906, er⸗ stattet von der Römisch⸗Germanischen Kommission des Kaiser⸗ lichen Archäologischen Instituts. — Weiter wurden vorgelegt Band 7 der von der Akademie unternommenen Ausgabe von Kants ge⸗ sammelten Schriften, Berlin 1907, und das mit akademischer Unterstützung bearbeitete Werk A. A. W. Hubrecht und F. Keibel, Kormentafeln zur Entwicklungsgeschichte des Koboldmaki (Tarsius spectrum) und des Plumplori (Nycticebus tardigradus). Jena 1907; ferner J. Vahlen, Opuscula academica. Pars I. Lipsiae 1907, G. V. Schiaparelli, Venusbeobachtungen und Berechnungen der Baby⸗ lonier. Berlin 1906, und H. Rosenbusch, Mikroskopische Physio⸗ graphie der Mineralien und Gesteine. 4. Auflage. Band 2. Hälfte 1. Stuttgart 1907.
Die Akademie hat das korrespondierende Mitglied der physikalisch⸗ mathematischen Klasse Dmitrij Mendelejew in St. Petersburg am 2. Februar durch den Tod verloren.
In der am 21. Februar unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Vahlen abgehaltenen Sitzung der philosophisch⸗historischen
Klasse las Herr Lenz über die Anfänge der Universität
Berlin. Nach einer Charakteristik der Staatsordnung und des öffentlichen Geistes in Prrvben vor 1806 wurden die ersten Pläne zu einer Universität in Berlin besprochen und ihr Zusammenhang mit den Reformbestrebungen jener Friedensjahre dargetan. Der Hauptträger dieser Reformen, C. Friedr. Beyme, war auch der Urheber der Idee einer Berliner Hochschule. Ein Irrtum war es, 2 Entwürfe von der Hand J. J. Engels anzunehmen und den einen bis in das Jahr 1799/1800 hinaufzurücken; es kann nur von einem die Rede sein, dem von Köpke gedruckten, aus dem März 1802. — Herr Müller las über neutestament⸗ liche Bruchstücke in soghdischer Sprache. Er teilte mit, daß es ihm gelungen sei, unter dem neuen, von A. von Lecoq aus Chinesisch⸗Turkistan mitgebrachten Handschriftenmaterial soghdische Bruchstücke in syrischer Schrift aufzufinden, die sich als wörtliche Uebersetzungen neutestamentlicher Abschnitte erwiesen. Dadurch sei der Schlüssel zu der untergegangenen Sprache der Soghdier gefunden, und es bestehe die begründete Hoffnung auf die Entzifferung der bisher noch rätselvollen Manuskripte in soghdischer Sprache und manichäischer Schrift. — Herr Harnack legte eine Mitteilung des Professors Dr. C. Schmidt in Berlin, der erste Clemensbrief in altkoptischer Uebersetzung, vor. Der Verfasser erörtert den sprachlichen und texrkritischen Wert dieser neuentdeckten Uebersetzung des Elemens⸗ briefes. Die Handschrift, die die Königliche Bibliothek zu Berlin im vorigen Jahr erworben hat, bildet ein Papyrusbuch und gehört dem 4. Jahrhundert an.
In der am 22. Februar unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Waldeyer abgehaltenen Sitzung der physikalisch⸗ mathematischen Kkasfe las Herr F. E. Schulze über die Lungen der Cetaceen. Die Üntersuchung erstreckte sich auf die Lunge des Tümmlers und zweier Bartenwale. An der Tümmlerlunge fällt die reiche Entwicklung des Knorpelgerüstes auf, das sich bis in das respiratorische Parenchym erstreckt. An jeder der beiden Seitenflächen der dicken Alveolensepten breitet sich ein besonderes respiratorisches Capillarnetz aus. Weniger weit dringen die Knorpel gegen das respirierende Parenchym vor bei den Bartenwalen, welche sich durch die Weite ihrer Alpeolen auszeichnen. Atrien im Sinne Millers wurden in keiner dieser Cetaceenlungen gefunden. — Herr Waldeyer leg'e eine Mit⸗ teilung des Dr. Otto Kalischer in Berlin vor: Zur Funktion des Schläfenlappens des Großhirns. Eine neue Hörprüfungsmethode bei Sen zugleich ein Beitrag zur LDkesar als physiologischer Unter⸗ uchungsmethode. Durch Dressur läßt sich bei Hunden erreichen, daß sie nur auf Anschlagen eines bestimmten Tones vorgelegte Fleich⸗ stückchen nehmen, selbst dann, wenn dieser Ton nicht allein angeschlagen wird, sondern in einem mehrgliedrigen Akkorde enthalten ist, dies aber nicht tun, wenn der angeschlagene Akkord den bestimmten Ton nicht ent⸗ hält. Diese Dressur läßt sich für eine Anzahl weiterer physiologischer Versuche verwenden. — Herr Orth legte eine Mitteilung des Prosesfors Dr. Adolf Bickel vor nach gemeinschaftlich mit dem Dr. L. Pincus⸗ sohn angestellten Versuchen: Ueber den Einfluß des Morphiums und Opiums auf die Magen⸗ und Pankreassaftsekretion. Während das Morphium nach den Beobachtungen von Riegel die Magensaftbildung zunächst lähmt und erst nachträglich eine Steigerung in ihr hervorruft, bewirkt das Opium, in dem neben verschiedenen anderen Substanzen auch Morphium enthalten ist, sofort eine Ver⸗ mehrung in der Magensaftsekretion. Auf die Saftbildung in der Bauchspeicheldrüse wirkt Morphium in gleichsinniger Weise wie auf die Magenschleimhaut. Opium dagegen führt eine Lähmung der Pankreas⸗ drüse herbei, und zwar ist der Stillstand der Sekretion, der nach der
Opiumgabe auftrigt, definitiv.
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. Aus dem Nachlaß Adolf von Menzele hat die National⸗ galerie dem Kupferstichkabinett folgende Arbeiten überwiesen: Denkwürdigkeiten aus der brandenburgisch⸗preußischen Geschichte, mit handschriftlichen Eintragungen des Künstlers; Album mit den Probe⸗ drucken der Holzschnitte zu den Werken Friedrichs des Großen; zwei Bände mit den Probedrucken der olzschnitte und den Photographien der Handzeichnungen zu Kleists Zerbrochenem Krug; Himmelskarte, früher Steindruck; Karte zum Dürerfest; Medaillonbild Dürers: 64 Probedrucke zu Steindrucken, Holzschnitten und Radlerungen, 7 Nachbildungen von Werken Menzels.
Bei Eduard Schulte wird am Sonntag eine neue Ausstellung eröffnet. Mit größeren Sammlungen werden auf ihr vertreten sein: der Amerikaner Frederick Carl Frieseke⸗Paris, Edmund Steppes⸗ München, Woldemar Graf von IETö“ Martin Brandenburg⸗Berlin, Max Burgmeier⸗Aarau, Johann eorg Drey⸗ dorff⸗St. Anna, Hermann Eißfeldt⸗München, Arthur Ferraris⸗Wien, K. Holleck⸗Weithmann⸗Berlin, eine Gruppe Larenscher Künstler, Hildegard Lehnert⸗Berlin, Louise Perman⸗Glasgow, Alice Plehn⸗ Paris, John Terris⸗Ivy Lodge, Paul Wolff⸗Zamzow⸗München, endlich mit 6 plastischen Werken: Pietro Canonica⸗-Turin, mit Vasen: M. Läuger⸗Karlsruhe und mit frühen Gläsern: Emile Gallé † und D. Christian Meisenthal. 8
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Die Senckenbergsche naturforschende Gesellschaft in E116“ estern den 200. Geburtstag ihres Stifters
einen Festakt, bei dem, wie „W. T. B.“ berichtet, der Wirk⸗ liche Geheime Rat, Professor Schmidt⸗Metzler als Vorsitzender der Verwaltung die Festrede hielt. Der Oberpräsident von Wind⸗ heim brachte die Glückwünsche der Staatsregierung, der Oberbürger⸗ meister Adickes die der Stadt Frankfurt a. M. zum Ausdruck.
Eine Dialektkarte Rußlands wird von einer besonderen
ission bei der Abteilung für russische Sprache und Literatur der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Peters. burg bearbeitet. Diese Kommission besteht schon seit drei Jahren, und der Plan zur Sammlung und Verarbeitung des Materials wurde leich bei ihrer Begründung unter Vorsitz des Akademikers F. E. Korsch estgestellt. Es wurde dann ein eingehendes Programm zum Sammeln von Material ausgearbeitet und in alle Gegenden Rußlands gesandt. Wertvolle Materialien aus verschiedenen Gouvernements sind, wie der „Globus, Zeitschrift für Länder. und Völkerkunde“ mitteilt, inzwischen eingelaufen; sie werden beim Eingang aufgezeichnet und dann nach einem bestimmten System verarbeitet. Ueber die Bücher und Abhand⸗ lungen bezüglich der Dialektologie und Geschichte der russischen Sprache wird ein besonderer Zettelkatalog geführt, der später im ganzen Umfange veröffentlicht werden soll. Zur Ver⸗ vollständigung ihrer Sammlungen hat sich die Kommission mit den Akademien der Wissenschaften in Krakau und Prag, der Wissenschaftlichen Gesellschaft Schewtschenko, der galkiisch⸗ russischen Matiza (letztere beide in Lemberg) und anderen Organisationen in Verbindung gesetzt, wodurch sich namentlich die Bibliothek der Kommission bereichert hat. Als besonders nützlich haben sich die Reisen von Mitgliedern der Kommission zu dialekto⸗ logischen Zwecken ins Innere Rußlands erwiesen. So hat z. B. der Dozent der Moskauer Universität N. N. Durnowo wertvolles Material über die füdlichen großrussischen Dialekte zusammengebracht. Sie haben die Kommission zu dem Schlusse geführt, daß der südgroßrussische Dialekt in den zehn zentralen und Schwarzerd⸗ Gouvernements zu hören ist. Andere Mitglieder der Kommission haben die Grenzen der südgroßrussischen und weißrussischen Dialekte in den einzelnen Gouvernements untersucht, die Materialien über die Dialekte der einzelnen Kreise verschiedener Gouvernements aus⸗ earbeitet u. a. Auch die Frage einer Grammatik der Sprache uschkins wurde erhoben.
Land⸗ und Forftwirtschaft.
Stand der Saaten in Ungarn Mitte Februar.
Nach den beim Ackerbauministerium eingegangenen Daten
1 der Stand der Saaten und der Landwirtschaft am 15. Februar folgender: Reicher Schneefall und rauhes Welter charakterisieren die jün stverflossene Periode. Nachdem die Saaten ausnahmslos — stellenweise in geringerem, anderwärts in stärkerem Maße — mit Schnee bedeckt sind, wäre die Abgabe einer Ansicht über die Ueber⸗ winterung verfrüht; sicher ist nur, daß die Saaten in befriedigendem Zustande unter den Schnee kamen, obwohl stellenweise die Mäuse Schaden verursachten. Sporadisch zeigen sich auch jetzt Feldmäuse, deren Ausrottung nur mehr von der Schneeschmelze zu erwarten ist. In den Gebirgs⸗ und hügeligen Gegenden verursacht der übermäßig starke Schnee Besorgnisse, da die Landwirte Ueberschwemmungen be⸗ fürchten. Infolge des starken, langanhaltenden Winters ist in manchen Gegenden jenseits der Donau das Streustroh und hier und da auch das Futter im Schwinden, nachdem aber im größeren Teil des Landes nicht nur Stroh, sondern auch Heu in reichem Maße vorhanden ist, ist dem jenseits der Donau sich zeigenden Mangel leicht zu begegnen. Die Viehstand ist zumeist gut und hat auch gut überwintert. Die landwirtschaftlichen Arbeiten, ausgenommen die in den Wäͤldern, ruhen. Die Düngerausfuhr ist im Zuge. (Pester Lloyd.)
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Das „Deutsche Kolonialblatt“ berichtet: Daß in Muansa S“ zwei Todesfälle an Pest vorgekommen sind, wird nunmehr amtlich bestätigt. Auch ist nach einem am letzten Dienstag in Berlin eingetroffenen Bericht des Gouverneurs schon am 4. Fe⸗ bruar d. J. an Bord eines englischen Dampfers ein Pesttodesfall in Muansa vorgekommen. Die erforderlichen Vorsichtsmaßregeln sind von den lokalen Behörden getroffen worden. Es dürfte sich bei diesen Pesterkrankungen nicht um eine Neueinschleppung, sondern um ein Wiederaufflackern des alten jentralafrikanischen Pestherdes handeln. Zu irgend einer Beunruhigung ist kein Anlaß vorhanden. Wie es gelungen ist, die früheren, von diesem Seuchenherde ausgegangenen kleinen Epidemien zu beschränken, so dürfte auch dieser Ausbruch eine weite Ausbreitung nicht gewinnen.
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Verkehrsanstalten.
Laut amtlicher Meldung ist die Dampferverbindung Dage⸗ † büll — Wik — Amrum wieder planmäßig im Betrieb. 8
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Theater und Musik.
“ Lortzingtheater.
Aimé Maillarts musikalisch recht feine und geschmackvolle komische Oper „Das Glöckchen des Eremiten“ fand gestern im Lortzingtheater in einer im ganzen wohlgelungenen Aufführung, unter der temperamentvollen Leitung des als Gast dirigierenden Kapell⸗ meisters Moritz Grimm, das Gefallen der zahlreichen Zuhörer. Es war offenbar sehr fleißig geprobt worden; davon zeugten nicht nur die Leistungen der Einzeldarsteller, sondern auch die des Chors und vor allem des Orchesters, das schon mit der Ouvertüre wohlverdienten Beifall erzielte. Die zum Teil * schwierige Rolle der Ziegenhirtin Rose riquet hatte in Fräulein Johanna Martin eine muntere Vertreterin gefunden. Die Anzeichen einer beginnenden Heiserkeit, wegen deren Fräulein Martin um eine nachsichtige Beurteilung ihrer Leistung gebeten hatte, machten sich freilich hin und wieder in störender Weise bemerkbar. Ein schneidiger, gewandter Dragonerunteroffizter war Herr Theo Görger,