1907 / 291 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Dec 1907 18:00:01 GMT) scan diff

In der Dritten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ ist eine Bekanntmachung, der Stadt Schöneberg,

betreffend eine Anleihe

veröffentlicht.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Berlin, 7. Dezember.

Die vereinigten Ausschüsse des Bandesrats für 3 und Steuerwesen und für Justizwesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und fuͤr H der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

Preußen.

andel und Verkehr sowie

8 1“ usreisende

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist det S. „Planet“

Ablösungstransport für S. M. dem Reichspostdampfer „Yorck“ vorgestern in Hongkong ein⸗ getroffen und hat mit dem Reichspostdampfer mund“ gestern die Reise nach Manila fortgesetz

S. M. S. „Bremen“ ist vorgestern in Ilha Grände ngetroffen und geht übermorgen

„Prinz Sigis⸗

(Provinz Rio de Janeiro) ei von dort nach Montevideo in See.

S. M. S. „Sperber“ ist vorgestern in Lome (Togo) eingetroffen und geht am 13. Dezember nach Sekondi (Aschanti)

KH8N12 S. Füͤrst Bismarck“ eingetroffen.

S. M. S. „Leipzig“ ist vorgestern in Yokohama ein⸗ getroffen und geht am 14. Dezember von dort nach Kobe

S. M. S. „Arcona“

S. M. S. „Jaguar“ ist gestern in Kiukiang (Yangtse) eingetroffen und geht übermorgen von dort nach Hankau ab.

ist gestern in Hongkong

„Niobe“ ist vorgestern in Swatau einge⸗

ist gestern in Schanghai einge⸗

Oesterreich⸗Ungarn.

Im österreichischen Abgeordnetenhaus gestern nach längerer Debatte, in der sämtliche Redner für eine umfassende Herabsetzung der Zuckersteuer eintraten, ein Dringlichkeitsantrag Choc angenommen und mit überwie Mehrheit sämtliche auf Herabsetzung der e an den Budgetausschuß mit einer acht⸗ ie Berichterstattung überwiesen. begann sodann die Beratung des Dringlichkeitsantrages Chiari, betreffend den österreich⸗un

Nach dem Bericht des „W. es sei die Pflicht des Parlaments, den Ausgleich entweder anzunehmen oder abzulehnen, eine Verschleppung wäre des Parlaments unwürdig, sie könnte die Regierung eventuell zu absolutistischen Notbehelfen drängen und den Bestand des Parlamentarismus überhaupt gefährden. Der Abg. Malik erklärte, die Alldeutschen seien aus politischen und wirtschaftlichen Rücksichten gegen jedweden Ausgleich und für Trennung.

Darauf wurden die Verhandlungen auf Montag vertagt.

Frankreich.

ster hat der Senatskommission

für das Heereswesen nach einer Meldung des „W. T. B.“ folgende Vorschläge für die Uebungszeiten der Reserve Die erste Reserveübung soll . hrübung 7 Tage sationen sollen nicht mehr ge⸗

ehrh uckersteuer bezüglichen Anträ tägigen Frist für

chen Ausgleich. erklärte der Abg. Chiari,

Der Kriegsmini

der Landwehr gemacht. 21 Tage, die zweite 15 Tage und die Landwe dauern. Aufschub und Dispen stattet werden. Für die Militärpersonen, die ein Jahr bei der Fahne gedient haben, ist fuͤr das Jahr 1908 vorläufig eine 28tägige Uebung vorgesehen.

In der Deputiertenkammer wurde gestern die Generaldebatte über das Finanzbudget fortgesetzt.

Der Finanzminister Caillaux erklärte nach dem Bericht des daß die Lage des Budgets für 1908 so günstig wie wäre und das Budget für 1909 endgültig zu balanzieren ge⸗ stattete. Im ganzen sei die Finanzlage vollständig befriedigend sowohl im Hinblick auf den Staatsschatz wie auf den öffentlichen Reichtum verschiedenen Rednern durch die

W. T. B.“,

Goldreserve. Nachtragsetats frankreich und diejenigen der äußeren Politik notwendig geworden. Der Abg. Gérald (Demokrat) tadelte das Konsortium der großen Banken, das die französischen Ersparnisse in Höhe von drei Milliarden zurückhielte und die ausländische Industrie begünstigte. Der Redner lobte es, daß der Finanzminister Caillaux es abgelehnt hätte, die dänischen Werte an der Pariser Börse zuzulassen. (Republikaner) billigte die meisten durch den Finanzminister Caillanx aber er kritisierte gewisse Mitt A. der Prämien an marine. Dejeante (Soz.) bemerkte, das Budget bestätige, daß die Arbeiterschaft ausgebeutet werde. In Beantwortung der Ausführungen des Abg. Gérald erklärte der Finanzminister, daß Frankreich berechtigt wäre, ein entsprechendes Entgegenkommen vom Auslande zu verlangen, wenn es in Frankreich Geld aufnähme. stritt dem Abg Deieante gegenüber, daß das Volk den Reichen geopfert würde. W1——

Die Generaldiskussion wurde damit geschlossen.

In der Nachmittagssitzung erörterte das Haus das Finanzgesetz und die Vorlage, betreffend die Einverleibung einer Bestimmung in dieses Gesetz über eine neue Schätzung des Einkommens aus dem Grundeigentum, die von der Regierung und der Kommission vorgeschlagen wurde.

Der Abg. Jules Roche bekämpfte den Entwurf, weil die Re⸗ gierung erklärte, er sei die Einleitung zum Einkommensteuergesetz. Der Finanzminister Caillaux erklärte, die Regierung stimme der

Der Abg. Ribot

getroffenen Maßnahmen,

Vertagung der Auszahlung

Der Minister be⸗

geordneten in Szene gesetzten Ausstande betroffen worden

waren, haben gestern, wie das „W. T. B.“

Arbeit wieder aufgenommen.

Italien.

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer wurden von den Abgg. Turati, Libertini und Cameroni Interpellationen über den Ausstand der Eisenbahn⸗ angestellten begründet. In Beantwortung der Inter⸗ pellationen Go der Minister der öffentlichen Arbeiten, laut Bericht des „W. T. B.“, aus:

Bei den öffentlichen Dienstzweigen und besonders bei der Eisen⸗ bahn könnten Ausstände unter keinen Umständen geduldet werden, weil eine Einstellung der öffentlichen Dienste das Aufhören jeder anderen Tätigkeit zur Folge haben würde. Der Gesetzgeber müsse deshalb einerseits die Angestellten der öffentlichen Dienste für das ihnen fehlende Recht des Auslandes schadlos halten, andererseits aber für An⸗ solcher Dienste, die ihren Arbeitsvertrag verletzten, Strafen estsetzen, die ihre Begründung in der Schädigung des öffentlichen Interesses fänden. Für Ausstände von An⸗ gestellten öffentlicher Dienste dürfe auch nicht das Prinzip des obligatorischen Schiedsgerichts zugelassen werden, denn solche Zulassung würde in Widerspruch stehen mit dem absoluten Verbot des Aus⸗ standes für Angestellte öffentlicher Dienste. Der beste Schutz gegen Ausstände in öffentlichen Diensten würde eine energische, entschlossene Stellungnahme der öffentlichen Meinung gegen solche Ausstände sein. Da die Regierung es sich ernstlichst angelegen sein lasse, den Eisenbahn⸗ angestellten ein entsprechendes Diensteinkemmen zu sichern, verlange sie andererseits von diesen Angestellten Pflichttreue und Hingabe an die über allen stehenden Interessen der Allgemeinheit.

Portugal. 8 Die Partei der Reformprogressisten, deren Führer Alpoin ist, hat, wie das „W. T. B.“ berichtet, ein langes Memorandum an die Parteiführer der Regeneradores und Progressisten gesandt, in dem sie ankündigte, daß sie dem Oppositionsblock nicht mehr angehöre, da ihre Grundsätze radikaler seiin. X“X“

Die Pforte h t gestern, nach einer Meldung des „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureaus“, an ihre Botschafter ein drittes Zirkular wegen der Missetaten bulgarischer Banden gegen Mohammedaner üͤbersandt.

8 GBulgarien.

Der Fürst Ferdinand hat sich, „W. T. B.“ zufolge, gestern auf Schloß Serrahn in Mecklenbur Schwerin mit der Prinzessin Eleonore J. L. Reuß vereokt

In der Sobranje machte gestern der Ministerpräsident Petkow Mitteilung von der Verlobung des Fürsten Ferdinand, die, „W. T. B.“ zufolge, von den Abgeordneten mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde. Das Haus be⸗ auftragte den Präsidenten, dem Fürsten die Glückwuͤnsche der Sobranje zu übermitteln.

Schweden.

Ueber das Befinden des Königs Oscar sind gestern, „W. T. B.“ zufolge, nachstehende Bulletins ausgegeben worden: „Der König verbrachte eine etwas ruhigere Nacht bei mehr⸗ stündigem Schlaf. Die Kräfte haben etwas zugenommen. Puls 78, weniger gespannt, die Krankheitserscheinungen der Blase sind milder. m Laufe des Tages war der Zustand des Königs im wesent⸗ lichen unverändert, die Krafte jedoch weiter im Abnehmen begriffen. Die Abendtemperatur betrug 37,7, der Puls 80, etwas gespannt und andauernd unregelmäßig.

Amerika.

Der chilenische Finanzminister hat sich gestern in einer Unterredung über die Lage des nationalen Schatzes geäußert und, „W. T. B.“ zufolge, erklärt, daß sie gut sei. Die Einnahmen aus den Zöllen würden 115

illionen Piaster übersteigen gegenüber einem Betrage von 101 Millionen im Jahre 1906. Auch die übrigen Staatsein⸗ nahmen wiesen eine Steigerung auf. Der Rückgang des Wechsel⸗ kurses habe keinen Zusammenhang mit der finanziellen Lage des Staates; man schreibe ihn der Rückwanderung gewisser indu⸗ strieller Kapitalien nach Europa zu und den bedeutenden Käufen von Waren, die bestimmt sind, den bei dem Erdbeben verursachten Verlust zu ersetzen, ferner dem Verlangen nach Kapital, das zur Neueinrichtung industrieller Betriebe dienen soll. Diese Um⸗ stände hätten die Geldverhältnisse gestört, aber sie hätten nicht die Einnahmen des Staates beeinträchtigt, der entsprechend Vorsorge getroffen habe. Die Hilfsmittel des Staates in Chile und Europa seien mehr als genügend, um allen Ver⸗ pflichtungen, welche die Verwaltung erfordert, zu genügen. Die Ein⸗ und Ausfuhrzölle werden in Gold oder in Wechseln auf London bezahlt. .

Asien.

„Ddie gestrigen Nachrichten des „W. T. B.“ aus Täbris über ernste Unruhen in Urmia werden von dem Has. Telegraphen⸗Korrespondenzbureau“ für unbegründet erklärt. Die Arbeiten der türkisch⸗persischen Grenzkommission haben noch nicht begonnen, weil der erste persische Delegierte noch in Täbris weilt. Die türkischen Delegierten verlangen, daß sich die Kommission in Baschkala auf türkischem Territorsum versammle.

Afrika. Nach einem von der „Agence Havas“ veröffentlichten Telegramm des Admirals Philibert haben sich die Stämme in der Umgegend von Marrakesch gegen Mulay Hafid erhoben, sodaß dieser sich genötigt sch⸗ von seinen geplanten Operationen abzusehen. Sibu Arakia, der Vertreter des Machsen in Udschda, ist unter Bedeckung nach Oran geschickt worden, da man „W. T. B.“ zufolge Beweise besitzt, daß er eine rührige franzosenfeindliche Tätigkeit entwickelt hat.

wenn es allzu lange Debatten

Einverleibung zu, aber sie würde Ee brauche

hervorrufen würde, ein anderes Verfahren vorschlagen. eine Schätzung des nicht bebauten Grundeigentums, die für eine Reform des Steuerg setzes un⸗ umgänglich notwendig set, der Ansicht, daß die Einverleibung in keiner Weise der Abstimmung über das Einkommensteuergesetz vorgreifen und die Schätzung nur einen Wert haben würde nach der Art und Weise, wie man sie aus. führe, und daß man ferner der Landbevölkerung zeigen müsse, daß es sich darum handle, das Land von seinen Lasten zu befreien.

Die Kammer nahm das Gesetz mit 506 gegen 48 Stimmen an.

um eine neue

reichliche Mittel,

vorzunehmen. Der Abg. Ribot ist

verfaßt

Rußland. Alle Fabriken in St. Petersburg, die von dem vor⸗

rigen infolge des Prozesses gegen die sozialistischen Ab⸗ siedlungsfonds für Deutsch⸗Osta

Koloniales.

Die Her tane den dent che nolgnjalgelelllchast nahmen gestern mit einer Vorstandssitzung ihren Fortgang. Mitgeteilt wurde, daß zwei populäre Eisenbahnrenkschriften erschienen sind, die eine, von dem Regierungsrat im Reichskolonialamt Br. Zöpfl verfaßte unter dem Titel „Wirtschaftliche Kolonialpolitik“, die zweite unter dem Titel „Wie machen wir unsere Kolonien rentabel?“, von Dr.⸗Ing. Blum, Professor in Hannover, und Dr. Giese. Für die Kolonialschule in Wi enhausen wurde die übliche namhafte Unterstützung aus den itteln der Ge⸗ sellschaft bewilligt. Ferner wurde ein Antrag auf Uebernahme einer Garantie in Höhe von 1200 für die Einrichtung kolonialer Ferien⸗ kurse in Jena einstimmig angenommen. Zur Erhöhung des An⸗

Frita wurden 10 000 bewilligt. Im

nicht Not und Elend zu fürchten haben.

weiteren Verlauf der Sitzung wurde der Etat für 1908 genehmigt der in Einnahmen und Ausgaben mit 305 700 abschließt. Den Schluß der Tagung und der Feier des 25 jährigen Bestehens der Kolonialgesellschaft bildete eine Festvorstellung im Opernhause.

Parlamentarische Nachrichten. 8

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tags befindet seh in der Ersten Beilage. gung 8

In der heutigen 68. Sitzung des Reichstags wurde die Beratung des Antrags der Abgg. Graf von Hompesch u. Gen. (Zentr.), betreffkend Erhaltung und Förderung des Handwerkerstandes und des kaufmännischen Mittelstandes, fortgesetzt.

Abg. Hoffmeister (fr. Vag.): Auf das weite Gebiet der Mittelstandsfrage gehe ich theoretisch nicht ein. Mittelstand ist ein Schlagwort geworden. Bezüglich des Antrags selbst halte auch ich eine Abgrenzung zwischen Fabrik und Handwerk für wün chenswert, so schwer die Unterscheidung auch ist. Vielfach geht Handwerks. betrieb in Fabrikbetrieb über, und ein Betrieb kann heute Fabrik, morgen Handwerk sein. In der Tischlerei z. B. wird kaum ein Stück aus einer Hand gearbeitet, sondern jedes Stück geht fabrikmäßig von Hand zu Hand. Die Unternehmer selbst werden das Richtige treffen können durch ihre eigene Einschätzung, ob sie einen Fabrikbetrieb oder Handwerkebetrieb haben. Allerd ngs wird es wünschenswert sein, daß für diese Selbsteinschätzung gewisse Kenn⸗ zeichen aufgestellt werden. Mit dem Grundgedanken des An⸗ trags, die zu den Kosten für die Ausbildung der Handwerker heranzuziehen, sind wir einverstanden. Es könnten aber danach Fabriken, die handwerksmäßig ausgebildete Gesellen und Lehrlinge beschäftigen, fortgesetzt zu Kosten der Fortbildungs⸗ chulen herangezogen werden, die gar nicht an dem Orte des Betriebs estehen, sodaß die Handwerker der Fabrik selbst niemals Gelegenheit haben, von diesen Fortbildungseinrichtungen Gebrauch zu machen. Deshalb dürften nur diejenigen Fabriken zu den Kosten herangezogen werden, die auch in der Loge sind, ihre Gesellen und Lehrlinge in die Fortbildungsschulen zu schicken. Wenn das Fatöfses Gesellen und Lehrlinge ausbildet und dann die Großindustrie davon den Vorteil hat, so ist es richtig, daß die Großindustrie mu solchen Kosten beiträgt. Aber andererseits gibt es auch viele Fabrikbetriebe, die eine große Zahl von Lehr⸗ lingen und Arbeitern ausbilden. In dieser Beziehung könnten die Staatsbetriebe vorbildlich wirken, namentllch könnten die Eisenbahn⸗ betriebswerkstätten Lehrlinge ausbilden. Ferner sind wir durchaus damit einverstanden, daß die Möglichkeit der freiwilligen Versicherung der Handwerksmeister erweitert wird, da auch diese mit vielen schweren Sorgen zu kämpfen haben. Aber es muß darauf geachtet werden, daß die Lasten, die den Versicherungsanstalten da⸗ durch erwachsen, sich nicht so gestalten, daß die zwangsver⸗ sicherten Arbeiter geschädigt werden. Die Berufsgenossenschaften haben schon aus diesem Grunde Bedenken gegen die freiwillige Ver⸗ sicherung. Auch mit der Forderung, daß bei öffentlichen Submissionen die Handwerker möglichst bevorzugt werden sollen, kann man sich im allgemeinen einverstanden erklären, nur meine ich, daß der Meistertitel nicht allein entscheidend sein darf für die Vergebung. Der Meister⸗ titel allein macht es doch nicht. Von der Herausgabe eines Hand⸗ werkerblattes nach dem Vorbilde des Reichsarbeitsblattes ver⸗ sprechen wir uns sehr wenig, denn zur Lektüre eines solchen Blattes hat der Handwerker wenig Zeit. In der Frage der Ein⸗ führung kaufmännischer Handeleinspektoren sind meine Freunde ge⸗ teilter Meinung. In der Provinz und namentlich auf dem Lande siht es allerdings bei den kleinen Kaufleuten Mißstände, die eine Auf⸗ cht erheischen könnten, nur müßte diese Aufsicht in schonender Weise geübt werden. Fraglich erscheint es aber, ob es notwendig ist, für diesen Zweck besondere Aufsichtsbehörden zu schaffen. Die Gewerbe⸗ inspektoren würden dazu genügen. Mit dem Antrage auf Erhebungen über die Lage des kaufmännischen Mittelstandes köͤnnen wir uns unter der Bedingung einverstanden erklären, daß dazu auch die Verbände der Handlungsgehilfen herangezogen werden. Alle die vorgeschlagenen gesetzlichen Schutzmaßregeln sollten aber den Gewerbe⸗ und Kaufmannsstand nicht zur Sorglosigkeit verführen. Handwerker und Kaufleute sollten vor allen Dingen an eine bessere Ausbildung und Vorbildung denken. Der Staat sollte in diesem Sinne das Fortbildungswesen möglichst fördern.

Abg. Raab (wirtsch. Vgg.): Auf Einzelheiten der Anträge will ich nicht eingehen, sondern mich auf einige allgemeine Bemerkungen und Repliken beschränken. In der Frage der Konsumvereine bin ich mit dem Abg. Trimborn nicht ganz einverstanden. Man muß zwischen Produzenten⸗ und Konsumentengenossenschaften genauer unterscheiden. Ich komme später einmal darauf zurück. Es freut uns, daß schon zwei Tage der Besprechung der Mittelstandsfrage gewidmet werden.

rüher war es nicht so, da nahm man gegenüber Mittel⸗ tandsfragen eine ablehnende Stellung ein, man hörte nicht gern da⸗ von. Das ist anders geworden, nachdem der Mittelstand sich zu⸗ sammengeschlossen und seine Wünsche bekannt gegeben hat. Dadurch wird die Verteidigungskraft dieses Standes ausgebaut, und man wird nicht über seine Wünsche zur Tagesordnung übergehen. Auch bei den Regierungen scheinen sich neuerdings erfreuliche Wandlungen zu voll⸗ ziehen. Es lst uns eine Vorlage angekündigt worden über eine ander⸗ weite Regelung der Bestimmungen über den unlauteren Wettbewerb, möge sie recht bald kommen, damit die hier vorhandenen Mißstände beseitigt werden Andererseits möchte ich die Beschwerde unterstützen, die der Abg. Trimborn in der Frage der Handelsinspektoren an den Bundesrat gerichtet hat. Hoffentlich erbalten wir recht bald eine Instanz zur Beaufsichtigung der Schutzgesetze für die kaufmännischen Angestellten. Heute ist es für die Angestellten sehr mißlich, selber Anzeige zu erstatten über vorhandene Mißstände. Die Handelsinspegtoren müßten aus dem Handelsstande selbst hervorgehen, also Sachverständige ein. Die Ausdehnung der Alters⸗ und Invalidenversicherung auf die kleinen selbständigen Handwerker ist dringend notwendig. Allerdings sind auch in Handwerkerkreisen Strömungen gegen diese Forderung vorhanden, aber in der Hauptsache nur von denen, die die soziale Frage in dem Sinne gelöst haben, daß sie für das Alter Es muß aber auch für die große Zahl der Minderbemittelten gesorgt werden, die so zu sagen nur von der Hand in den Mund leben. Die kleinen und mittleren Unter⸗ nehmer sind ebensowenig wie die Handlungsgehilfen in der Lage, für das Alter zu sorgen. In Mittelstandskreisen ist man erfreut, daß im nationalliberalen Lager das Wohlwollen für den Mittelstand in der letzten Zeit an Umfang gewonnen hat. Die letzten Redner in dieser —2 haben unsere uneingeschränkte Anerkennung, ich möchte aber wünschen, daß den Rednern auf der Tribüne bei den Ak⸗ stimmungen auch die Herren auf den Bänken folgen möchten. Bei der neulichen Rede des Abg. Fuhrmann war das nur in ganz be⸗ scheidenem -8 der Fall. Den mittelstandsfreundlichen National⸗ liberalen spreche ich Dank aus, die anderen aber bitte ich, sich von ihren mittelstandsfreundlichen Fraktionsmitgliedern beraten zu lassen. Ich wünschte, daß, was der Abg. Findel gestern ausführte, die Meinung seiner Partei sein möge, und daß, wenn man mit bestimmten Gesetzentwürfen kommt, die nationalliberale Partei zu⸗ Zwar warnte der Abg. Findel, wohl aus taktischen Gründen, einen 8eSea gegenüber vor zu vielen Gesetzen mit schlimmen Fußangeln Gesetze, die die Fretheit einengen, sind keinem Menschen sympathisch aber bde geg⸗ es auf diesen Gebieten nicht ohne Ein⸗ Peifen des Gesetzgebers. enn die anständigen Elemente in einzelnen Berusen nicht mehr Einfluß genug haben, müssen wir nach dem Gesetzgeber rufen. Daß dann Leute, die sich in den Gesetzen fangen, nachher über Fußangeln schimpfen, das können wir nscht verhindern. Wir Heutschen würden mit viel weniger Gesetzen auskommen,

wenn sich nicht in unser Geschäftsleben Personen eingedrängt hätten,

die mit deutscher Auffassung, mit Treue und Ehre herzlich wenig

Anhänger figürlicher Form, meist Amulette. wechseln häufig Perlen aus farbigen Steinen oder Glas ab. In der Kaiserzeit wurden Schmucksachen mit eingesetzten Granaten und blauen Ermalleinlagen beliebt.

zuheben; bizarren Formen, unter diesen

genannten mmehren, soda Eremitage, keinem Museum nachsteht. erwerbung ist eine Krone aus einem breiten, dreiteiligen Bande. Dier

seiner ganten Ausdehnung mit Goldblech überzogen ist. sitzen in Faeig viereckiger, dreieckiger und e

bindung zu haben scheinen, wenn sich nicht, namentlich in das lische Gewerbe, so viele Juden eingedrängt hätten. Die jüdischen Gewerbetreibenden sind die produktivsten Er⸗ finder und Entdecker des unlauteren Wettbewerbs. Da solche Elemente in das Erwerbsleben eingedrungen sind, müssen die anderen, wenn sie nicht über den Haufen geworfen werden wollen, es jenen mehr oder minder nachmachen. 88 hat die Sache einen Stich ins moralische Gebiet. Wie das Juden⸗ tum im Mittelstand einwierkt, zeigt uns eine Kriminalstatistik, die in der „Zeitung des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus“ von einem anscheinend jüdischen Gelehrten, Professor Nathan, mitgeteilt wird. Nach dieser Statistik wurden in den elf Jahren unter 1740 Fällen von betrügerischem Bankerott 191 Juden bestraft, während sich nach der Bevölkerungskopfzahl 20 Juden darunter hätten befinden können, bei einfachem Bankerott hätten 69 Juden nach der Kopfzahl bestraft werden können, es wurden aber 1116 bestraft. Wir werden mit dem 1“ nicht weit kommen, wenn wir nicht mit der Anlage jüdischer Elemente, möglichst geschickt jedes Gesetz zu umgehen, rechnen. Ohne ein klares Erkennen der Judenfrage werden wir nur an der Oberfläche der Mittelstandsfrage herumlaborieren. Es ist falsch, nur in der Stellung zur Arbeiterfrage den Maßstab der sozialen Gesinnung eines Menschen zu sehen; wie wir dem Arbeiterstand und Bauernstand geholfen baben, so möchten wir auch dem Mittelstand beistehen. Mit unserer Mittel⸗ standsfreundlichkeit darf man nicht unsere Arbeiterfreundlichkeit ver⸗ dächtigen. Wir sehen in einer kräftigen Mittelstandspolitik 50 zu sagen den besten Teil der Sozialpolitik für unsern Arbeiterstand. Mit Erhöhung der Arbeiterlöhne und Verkürzung der Arbeitszeit geben wir dem Arbeiter niemals die Zufriedenheit, die er hat, wenn er ein kleiner selbständiger, aber gesicherter Unternehmer oder Handwerker geworden ist. Die Erkämpfang der wirtschaftlichen Freiheit ist der beste Trieb im deutschen Arbeiter. Sozialdemokraten haben, sobald selbständig wurden, die sozialdemokratischen Ideen an den Nagel gehängt; durch die ökonomische Selb⸗ ständigkeit und Freiheit sind sie eben anderen Sinnes geworden und haben eine freiere und edlere Auffassung der Dinge gewonnen. Mittelstandspolitik ist die beste Sozialpolitik, indem sie möglichst viele Leute aus der Lohnsklaverei befreit. Wir freuen uns, gestern auch von sozialdemokratischer Seite eine recht mittelstandsfreundliche Rede ehört zu haben. Ich bin dem Kollegen Schmidt außerordentlich dankbar für seine gestrigen Ausführungen. Wir wollen nur hoffen, daß die Sozialdemo⸗ kraten, wie er es in Aussicht stellte, überall, wo es die Mittelstands⸗ interessen gilt, mittun werden. Auf die Taten kommt es an. Aber wenn der Mittelstand in der Landwirtschaft immer mehr zunimmt, wenn auch der gewerbliche Mittelstand sich behauptet, dann würde das nichts anderes heißen, als adieu Zukunftsstaat! Dafür sind Sie (zu den Sozialdemokraten) eben nicht zu haben. Wir werden Sie beim Worte nehmen, wenn es sich um bestimmte Gesetzesvorlagen handelt.

(Schluß des Blattes.)

Nr. 51 des „Eisenbahnverordnungsblatts“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, von: 5. d. M., hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung des Reichskanzlers, betr. die dem internationalen Uebereinkommen über den Eisenhahnfrachtverkehr beigefügte Liste. Vom 12. November 1907. (R.⸗G.⸗Bl. S. 754.) Nachrichten.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Crefeld meldet „W. T. B.“, daß der Arbeitgeber⸗ verband der rheinischen Seidenindustrie in seiner gestrigen Sitzung infolge der Arbeitsniederlegung der Weber und Weberinnen in vier dortigen Krawattenstoffabriken (pgl. Nr. 287 d. Bl.) beschloß, heute früh sämtliche in der mechanischen Seidenstoff⸗ industrie tätigen Weber und Weberinnen auszusperren.

Bei der EEA“” E. Gundlach in Bielefeld waren die Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen sowie die Steindruckmaschinenmeister (vgl. Nr. 277 d. Bl.) in den Ausstand getreten. Erstere verlangten die Wiedereinstellung eines wegen Unbotmäßigkeit entlassenen Maschinenmeisters, der Vertrauensmann des Hilfsarbeiterverbandes war, und die Maschinenmeister weigerten sich, mit neuem Hilfspersonal zu arbeiten. Auf Grund der Gewerbeordnung hatte, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, die Firma sämtlichen Aus⸗ ständigen am letzten Lohntage 15 und 10,20 das ist der ortsübliche Tagelohn für eine Woche als Entschädigung für die kündigungslose Aufgabe der Arbeit abgezogen. Hiergegen hatten sämt⸗ liche Ausständige Klage bei dem Gewerbegericht erhoben. Der Gerichtsbof kam auf Grund der Zeugenaussagen zu der Entscheidung, daß sämtliche Klagen abzuweisen seien.

In Wien sind, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, die Kohlen⸗ lader und ⸗fahrer auf dem Nordbahnhof ausständig, weil ihnen die verlangte Lohnaufbesserung und Verkürzung der Arbeitszeit verweigert wird.

Kunst und Wissenschaft.

Von den amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunstsamm⸗ lungen ist das Dezemberheft erschienen, das wieder über eine Anzahl wichtiger Neuerwerbungen der Königlichen Kunstsamm⸗ lungen berichtet und die wichtigsten in wohlgelungenen Abbildungen vorführt. Durch die Erwerbung einer ganzen Privatsammlung aus Südruß land von Werken der Kleinkunst aus antiker, Völkerwander ungs⸗ und iflamitischer Zeit haben mehrere Abteilungen einen bedeutenden Zuwachs erhalten. Im Anti⸗ quarium war die reiche griechische und griechisch⸗römische Kultur, die in den Küstenstädten des Pontos Euxeinos geblüht hat, und die an jene anknüpfende halb barbarische Kultur des umliegenden Landes fast nicht vertreten. Diese Lücke konnte jetzt mit einem Male ausgefüllt werden. Einen bedeutenden Teil der neuerworbenen Sammlung machten die Schmucksachen aus edlem Metall, besonders Gold, aus. Neben Fingerringen, Anhängern, Ohrgehängen, Armbändern sind be⸗ sonders zahlreiche Halsketten verschiedener Zeit und verschiedener Art der Herstellung hervorzuheben. .v. sind aus feinem Drahte geflochten, andere aus zierlichen Ringgliedern zusammen⸗

efügt, wieder andere x—— aus runden oder zylindrischen Per en, die oft feine Verzierungen in Granulier⸗ und Filigran⸗ arbeit zeigen. Beliebt waren auch zierliche Bommeln und Mit den Goldgliedern

Neben echtem Schmuck finden sich zahlreiche billige Ersatzstücke mit Glasperlen, Bernstein oder Fayence. Ferner sind in der Sammlung Gra beigaben aus Glas und Holz hervor⸗ unter jenen sehr schöngefärbte Gläser von oft höchst edrehte Schmuckdosen, flache Sarg⸗ reliefß mit Ornamenten und Figuren aus buntbemaltem Stuck. Auch die Vorgeschichtliche Abteilung konnte ihre Bestände aus der

Sammlung namentlich durch ostgotische Stücke ver⸗ 8 sie darin jetzt, vielleicht mit alleiniger Ausnahme der Die hervorragendste Neu⸗

Grundlage bildet dünnes Bronzeblech, das auf der einen Seite in Auf letzterem rote Steine von unregel⸗

flache iptischer Form. Der mittlere

aufgelöteten Zellen

Teil wird von einem Gebilde überragt, in dem man einen doppelten Adlerschnabel mit einem gemeinsamen Kopf seben kann; Auge und Nasenlöcher sind durch grüne Einlagen ange⸗ deutet. Das eigenartige Stück, als dessen Fundort Kertsch ange⸗ geben ist, steht 8ag und stilistisch in naher Verwandtschaft mit dem Diadem von Tiligul und den Fragmenten von Höckricht in Schlesien. Ein anderes Stück ersten Ranges ist der Goldbelag einer Schwertscheide, ebenfalls von Kertsch. Die Mittellinie und die Ränder durch schwachgetriebene Streifen hervorgehoben. Der obere Rand chließt mit einem einfachen Band roter Steine in Goldfassung ab, ein Motiv, das sich in reicherer Ausgestaltung an den älteren Prachtschwertern des Merowingergebiets wiederfindet, so z. B. an den Exemplaren aus dem Childerichgrab von Flonheim, von Joche, von Pouan, von Arcy⸗St⸗Restitue und St. Brixius. ährend sich hier Beziehungen zu westeuropäischen Funden be⸗ merkbar machen, gehört die Ausstattung eines andern Prachtschwertes von Kertsch dem östlichen Formenkreis an. Die eiserne Klinge, von der größere Fragmente erhalten sind, ist die eines zweischneidigen, geraden Schwertes. Von der Scheide sind Teile des dünnen, stark zerknitterten Goldbelags vorhanden. Am Oberteil der Scheide ist ein breites Goldband befestigt, das in eine über den Rand seitlich hervorstehende P⸗förmige Figur übergeht; aufgelötete Goldkügelchen und in Zellen aufgesetzte bunte Pasten bilden den Schmuck. Das erwähnte P⸗Motiv ist für osteuropäische Schwerter verschiedener Zeiten und verschiedener Herkunft charak⸗ teristisch. Unter den massiv goldenen Schmucksachen hen sich prächtige Schnallen und Beschlagstücke mit Steinbesatz sowie ein goldenes Armband mit einem gose⸗ Karneol auf einer Platte, die mit Scharnieren in den Reif eingefügt ist. Die bekannten gotischen Fibeltypen sind in Bronze und Silber in großer Reichhaltigkeit ver⸗ treten; unter ihnen befinden sich ein Paar goldene, mit Steinen be⸗ setzte Zikadenfibeln. Ebenso reichhaltig ist die Sammlung von Schnallen aus Silber und Bronze. Zur Vervollständigung des Bildes der ostgotischen Kultur in Südrußland tragen zahlreiche Fragmente von Eisenwaffen und Ueberreste aus organischen Substanzen bei. Allerdings erfordert ihr schlechter Erhaltungszustand sorgfältige konservierende Behandlung. Es handelt sich dabei um Reste von Holzkämmen, Holzgefäßen, Lederschuhen, einer Filzmütze mit Goldbeschlägen u. a. m.

Technisch wie künstlerisch hochinteressant ist eine Reihe von Er⸗ zeugnissen des mittelalterlichen Orients in Glasgefäßen, die mit Gold⸗ und Emailfarben bemalt sind. Sie wurden dem Kaiser Friedrich⸗Museum überwiesen. Geräte von Edelmetall waren im Kultgebrauch des Islam verpönt, und aus dem Bestreben, einen Ersatz für sie zu schaffen, erwuchs eine kaum je wieder erreichte Blüte der Glasfabrikation und Glasmalerei. Von Mesopotamien und Syvrien, wo diese Industrie ihre Heimat hat, bezog im XIII. und XIV. Jahrhundert der ganze Mohammedanismus die prachtvollen gläsernen Ampeln, die zur Be⸗ leuchtung der Moscheen dienten, und reich verzierte Glasgefäße wurden ausgeführt bis nach China und gelangten einzeln 99 nach dem Abendlande. Ende des XIV. Jahrhunderts wurden die geschicktesten Glasarbeiter von Timur nach seiner Residenz Samarkand verpflanzt, und in Sprien verfällt allmählich die Glasfabrikation, bis dann Venedig, dessen Erzeugnisse zunächst Nachahmungen des Orients sind, auf diesem Gebiete so weit erstarkt ist, daf es die führende Rolle übernimmt. Die jetzt ins Kaiser Friedrich⸗Museum gelangten Glasbecher stammen aus Tatarengräbern des XIV. Jahrhunderts, die im nord⸗ westlichen Kaukasusgebiet aufgefunden worden sind. Die Zeichnung und Darstellung auf ihnen ist sehr mannigfach; meist konzentriert sich der Hauptschmuck auf eine breite Zone in der Mitte, die von Borten eingefaßt wird. So sehen wir z. B. auf einem der Trinkgefäße in der ttelzone zwei durch Pflanzen getrennte orientalische Figuren, die, sich zutrinkend, die Becher emporhalten. Ein anderes Exemplar ist mit einer Borte verziert, die einen reichen, in bunten Emailfarben und Gold gemalten Bogenfries wiedergibt, während die Mitte durch ein Schriftband ausgefüllt wird. Die mit roten Rändern versehene Goldschrift enthält arabische Wunschformeln, die Glück und Gesundheit für den Besitzer des Bechers erflehen. Ein dritter Becher trägt unter einem gleichen Bogenfriese eine breite Zone, die ein aus hellblauen und weißen Emailperlen zusammengesetztes Zickzackmuster enthält, wie auf dem sogenannten Becher Karls des Großen im Museum von Chartres, ebenfalls syrischer Herkunft, in ganz gleicher Form vorkommt. eber den weiteren wertvollen Zumachs, den das Kaifer Friedrich⸗ Museum durch 64 Porzellanfiguren und ⸗gruppen erhalten hat, die durch das Vermächtnis des im Frühjahr d. J. verstorbenen Herrn Sigismund Samuel in den Besitz der Königlichen Museen bberfsagen. ist an dieser Stelle bereits berichtet worden (s. Nr. 289 des Bl.

Das Königliche Institut für Meereskunde Pels straße 34 36) veranstaltet in der kommenden Woche, Abends 8 ÜUhr, folgende öffentliche, Herren und Damen zugängliche Vorträge: Am Freitag spricht der Professor Schott⸗Hamburg über „Die Ent⸗ deckungsgeschichte des Atlantischen Ozeans“ am Sonnabend über „Die Erforschungsgeschichte des Atlantischen Ozeans“. rrten von 12 bis 2 Uhr Mittags und an den Vortragsabenden selbst von 6 nen ab zum Preise von 25 in der Geschäftsstelle des Instituts zu haben.

Von geplanten Arbeiten an den Resten des alten Abusina, einer Römerburg, die man in Bayern der Saalburg an die Seite stellt, berichtet die „Köln. Ztg.“: Seit einiger Zeit macht sich die Absicht bemerkbar, das dem Fremdenverkehr bisher völlig entrückt gewesene weltentlegene Abusina durch umfassende Aus⸗ grabungen zu einer Sehenswürdigkeit ersten Ranges auszugestalten. Abusina liegt dort, wo der vom Rhein ausgehende Grenz⸗ wall des Limes an seinem östlichsten Ende die Donau er⸗ reicht, an deren gegenüberliegendem südlichen Ufer, ungefähr halb⸗ wegs zwischen Regensburg und Ingolstadt. Während man die aus der Peutingertafel und anderen antiken Geschichtsquellen bekannte Römerfeste früher fälschlich beim Dorfe Abensberg gesucht hatte, weiß man heute, daß sie in der Nähe des Dorfes Eining die einen spitzen Winkel bildende ragende Anhöhe zwischen der Donau und dem in sie einmündenden Abensbache einnimmt. Die Festung, die in den Jahren 99 bis 101 n. Chr. von dem damals selbst an⸗ wesenden Kaiser Trajan gegründet wurde, hat wegen ihrer Lage am Ostende des Limes und wegen der Deckung einer anscheinend viel benutzten Schiffbrücke über die Donau eine große militärische Bedeutung gehabt. Obwohl etwas kleiner als die Saalburg, soll das Kastell mit seinen 20 Türmen, darunter dem für die s⸗ Wurf⸗ maschinen bestimmten mächtigen Batterieturm, militärisch stärker gewesen sein. Im Verlauf des von 165 bis 180 dauernden Markomannenkrieges wurde Abusina von den Vorfahren der heutigen Bayern erobert und zerstört, aber 179 wieder aufgebaut, dann 260 abermals eingenommen und 279 zum zweiten und üer Male erneuert. Als zu Anfang des 5. Jahrhunderts die römischen Besatzungstruppen aus Bayern abmarschierten und der größte Teil der römischen Zivilbevölkerung ihnen bald nachher felgts dürfte auch Abusina verlassen worden sein. Bei welchem Wiederaufbau das eine Ecke der großen alten Festung einnehmende kleine Kastell errichtet wurde, ist bisher nicht bekannt. Da sich üher Abusina keine germanische Ansiedlung erhob, scheint die alte Feste bis zum Ausgan des Mittelalters, wenn nicht unversehrt, so doch bloß halb⸗ erstört dagestanden zu hahen. Obwohl sie damals als Stein⸗ bruch für Kirche, Pfarrhof und andere Gebäude des benachbharten Dorfes Eining ausgenutzt wurde, soll sie noch um 1750 ohne alle Ausgrabungen ein deutliches Bild der roͤmischen Bauart und Befestigungskunst dargeboten Nachdem Abusina diele Jahr⸗ zehnte lang ale nerschaäpstiche undstätte römischer Altertümer und Münzen gegolten hatte, wurden seit 1879 mit aäͤußerst bescheidenen

Geldmitteln Ausgrabungen veranstaltet, für die sich besonder

Einlaßkarten sind

und bis vor kurzem fast ausschließlich der jeweilige Pfarrer und der Schullehrer von Eining interessierten. Während sich an die Saal⸗ burg bloß eines der gewöhnlichen Lagerdörfer anschloß, ist Römerstädtchen bei Abusina mindestens dreimal so groß und augenscheinlich sehr viel reicher gewesen. Wurden doch dem Kloster Weltenburg die binnen einer kurzen Frist gesammelten Goldmünzen, die bloß einen kleinen Teil der Gesamtfunde darstellen, vom bayerischen Staat seinerzeit um 500 Gulden abgekauft. Auf den Aeckern kann man in trockenen Jahren am niedrigeren Wuchs des Getreides den Verlauf der in geringer Tiefe unter der Oberfläche sich hinziehenden Mauern deutlich erkennen. Von mehr als 70 Gebäuden konnten auf diese Weise sogar die Grundrisse festgestellt werden. Die Heiworrich⸗ tungen der wenigen innerhalb und außerhalb des Lagers bisher ausgegrabenen Gebäude, von denen einige heute noch benutzbar sind, gelten als die besterhaltenen, die Deutschland aus der Römerzeit be- sitt. Die Frage der angeblichen Badeanlagen dagegen, die von einigen enjenigen Pompejis an die Seite gestellt werden, während andere darin gewöhnliche Wohnhäuser erblicken, ist jedenfalls noch umstritten. Unter den Funden, von denen sich gegen 5000 Nummern in Landshut befinden, sind einige von geschichtlichem und künstlerischem und viele von kulturgeschichtlichem Intereffe. 8 8 *

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause geht morgen, Sonntag, als Vorstellung bei aufgehobenem Abonnement, „Alda“ in Nen Fräulein Destinn, Frau Goetze, die Herren Maclennan, Hoffmann, Knüpfer und Griswold sind Träger der Hauptrollen. Am Montag wird „Salome“ gegeben. (Anfang 8 Uhr.) Rose, Frau Plaichinger, Fräulein Ober, Herr Sommer, rr Hoffmann, Herr irchhoff und Herr Bachmann sind in den Hauptrollen beschäftigt.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Ernst von Wildenbruchs Schauspiel „Die Rabensteinerin“ in der bekannten Be⸗ setzung wiederholt. Am Montag Pht Shakespeares Lustspiel „Viel Lärm um Nichts“, mit den Herren Boettcher, Kraußneck, Geisendörfer, Staegemann, Patry, Eggeling, Vollmer, Vallentin und den Damen W Steinsieck, Romminger und Eschborn in den Hauptrollen, i Szene.

Im Neuen Königlichen Operntheater wird morgen, Sonntag, Goethes „Egmont“, mit Herrn Matkowsky in der Titel⸗ rolle, aufgeführt. Im übrigen lautet die Besetzung: Margaretha: räulein von Arnauld; Oranien: Herr Patry; Alba: Herr Molenar; lärchen: Fräulein Wachner; Brackenburg: n Boettcher; Soest: Fer Oberländer; Jetter: Herr Müller; Ruysum: Herr Zeisler,

ansen: Herr Vallentin. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr. 1

Im Deutschen Theater findet am kommenden Sonnabend die Erstaufführung von Calderons Drama „Der Arzt seiner Ehre“ statt. „Was ihr wollt“ wird morgen sowie am Dienstag, Mittwoch, Freitag und nächsten Sonntag gegeben. Außerdem werden in nächster Woche „Prinz von Homburg“ am Montag und der „Sommernachtstraum“ am

onnerstag aufgeführt. In den Kammerspielen findet Montag die Erstaufführung von Vollmoellers Drama „Catharina, Gräfin von Armagnac“ statt; das Werk wird Mittwoch, Freitag und nächsten Sonntag wiederholt. Am morgigen Sonntag wird Frühlings Er⸗ wachen“, Dienstag „Eyges und sein Ring“ wiederholt. Hauptmanns Friedensfest“ wird nach längerer Pause am Donnerstag wieder aufgeführt, desgleichen Hugo von Hofmannsthals „Elektra“, mit Gertrud Eysoldt in der Titelrolle, am kommenden Sonn⸗ abend; diese Vorstellung wird mit Grillparzers Fragment „Esther“ eröffnet.

Das Lessingtheater hat für nächste Woche folgenden Spiel⸗ plan aufgestellt: worgen abend: „Die Stützen der Gesellschaft“’, Montag: „Die Weber“, Dienstag (zum 1. Male): „Die gelbe Nachtigall“, Komödie von Hermann Bahr, Donnerstag und nächst⸗ folgenden Sonntagabend: „Die gelbe Nachtigall“, Mittwoch: „Vom andern Ufer“, Freitag: (neu einstudiert): „Zwischenspiel“ Sonnabend: Nora. Als Nachmittagsvorstellung ist für morgen: „Die verfunkene Glocke“, für nächstfolgenden Sonntag: „Rosenmontag“ angesetzt. .

Im Neuen Schauspielhause geht das Drama „Zar Peter- morgen, Sonntagabend, sowie an allen Abenden der kommenden Woche in Szene, mit Ausnahme von Dienstag und Donnerstag, an welchen Tagen „Judith“ gegehen wird. „Zar Peter“ beginnt am Myontmg ausnahmsweise um 8 Uhr, sonst stets um 7 ½ Uhr. Am Mittmoch und Sonnabend, Nachmittags, wird das Weihnachtsmärchen „Frau Holle“ (zu ermäßigten Preifen) wiederholt. 1

Im Schillertheater 0. (Wallnertheater) wird morgen nach⸗ mittag „Traumulus“, Abends „Heimat“ gegeben. Am Mantag wird das Lustspiel „Gebildete Menschen“, Dienstag und Freitag „Das vierte Gebot“ aufgeführt. Für Mittwoch ist die erste Aufführung des „Revisors“ angesetzt. stas 2 und nächsten Sonntagabend wiederholt. Am nächsten Sonntag⸗ nachmittag wird „Der Kaiserjäger“ gegeben.

Das Schillertheater Charlottenburg bringt morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, den „Richter von Zalamea“ morgen abend „Ein üs ement“. Montag und Freitag wird „Maria Stuart’, Dienstag „Reiterattacke“ gegeben. Mittwoch und Sonnabend wird „Der Richter von Zalamea“, Donnerstag „Gebildete Menschen’“, nächsten Sonntagabend „Das vierte Gebot“ wiederholt. Im Bürgersaale des Berlinischen Rathauses wird am morgigen Sonntag ein „Björnson⸗Abend“ veranstaltet.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Schauspielhaufe findet die nächste Aufführung der gesamten Nibelungen⸗Trilogie von Hebbel am Mittwoch („Der gehörnte Stegfried“ und „Stegfrieds Tod“) und Donnerstag („Kriemhilds Rache“) statt. Außerdem ist eine Aufführung von Kriemhilds Rache“ („Nt 1* 3. Abteilung) für den morgigen Sonntag vorgesehen. Für Montag, Dienstag, Freitag, Sonnabend und nächsten Montag ist die Komödie „Jugend von heute“ von Otto Ernst angesetzt. Am Sonntag, den 15. d. M., wird Blumenthals und Kadelbungs dreiaktiges Lustspiel „Der blinde Passagier“ aufgeführt. Morgen und nächsten Sonntag wird als Nachmittagsvorstellung „Nathan der Weise“ gegeben. Am Mittwoch geht zum ersten Male, Nachmittags 3 85 das Weihnachtsmärchen „Lügenmäulchen und Wahrheits. mündchen“ von Görner bei besonders ermäßigten Preisen in Szene und wird am Sonnabendnachmittag zum ersten Male wiederholt.

Im Neuen Theater wird his auf weiteres das Schauspiel „Baccarat“ von Henry Bernstein allabendlich aufgefüh

Im Lustspielhause bleibt „Husarenfieber“ allabendlich auf dem Spielplan. Mittwoch und Sonnahend, Nachmittags 3 Uhr. wird das ihnachtsmärchen „Peter Gerneklein“ wlederholt, während an den Sonntagnachmittagen Schöller“ in Szene geht. Für die Märchenvorstellungen des „Peter Gerneklein“ sind die Preise derart festgesetzt, daß Erwachsene die Nachmittagspreise bezahlen, während Kinder nur die Hälfte dieses Preises zahlen.

Im Residenztheater bleibt der Schwank don Mars und Desvallibres „Ganz der Papa“ ununterbrochen auf dem Spielplan Als Nachmittagsvorstellung zu kleinen Preisen wird mo bg-. Pavillon“ und am 15. Dezember „Der emahl“ auf t.

Im Thaligtheater wird auch in der ntk „Die gelbe Gefahr“ jeden Abend gespielt, nachmittag wird „Kamerad Lehmann“ gegeben. Als Kindervorstellung geht Rat⸗ käppchen“ jeden Mittwochnachmittag und „Sneewittchen“ jeden Sonn. abendnachmittag in Szene.

Die Konzertdirektion Hermann Wolff kündigt

Woche folgende Konzerte usw. an: Gonntag; Saal (Mittags 12 Uhr): IV. bert⸗ von Rohert

ee Spoͤrrꝛ (Gesang), am Klavier: Dr. Rudolf Bade; Abends § U. Soirse

von Sden Scholander; Philharmonte 12 Uhh): ischer Fhor (Dirigent: Steg ange d.Nene anhe Venten 8.

Hauptprobe zur H⸗Moll⸗ sten: Frau

Gerhart

Dieses Stück wird Donnerstag, Sonnahend