brau
zu leiten hat? Schon längere Zeit vorher werden die Oberämter und die Gemeinden von dem bevorstehenden Schießen benachrichtigt, und es wird ihnen das abzusperrende Gelände genau bekannt gegeben. Bei dem Wunsch der Gemeinde Büdingen, das Schießen an einem Markttage ausfallen zu lassen, hat die Militär⸗ verwaltung Entgegenkommen gezeigt. Wenn Leute auch auf dem abgesperrten Gelände rückständige Feldarbeiten gemacht haben, so kann doch die Militärverwaltung nicht mehr tun, als daß sie durch Be⸗ kanntmachungen darauf aufmerksam mach an jed⸗n, der das e⸗ lände betritt, sein Leben gefährdet. Die Muitarverwaltung kann nicht zur Verantwortung gezogen werden, wenn dann den Leuten etwas passiert. Die Bewohner eines Dorfes haben beim Abzug des Regi⸗ ments nach Vollendung des Schießens ein Transparent angemacht „Auf Wiedersehen“. 8. der Presse sind die Dinge vollkommen auf den Kopf gestellt worden, man kann d aber verlangen, daß die Kritik mit anständigen Mitteln arbeitet und nicht mit Ent⸗ stellungen. 8 kann darin nur den Versuch erblicken, einen Riß zwischen dem Militär und der Bevölk zu schaffen. Wenn man meint, daß bei denjenigen Korps, die über Uebungsplätze verfügen, gar nicht mehr im Gelände geschossen werden dürfe, so kann die Artillerie doch das Geländeschießen von Zeit zu Zeit gar nicht entbehren. Diese Geländeschießen sind aber in der Regel in zwei Stunden be⸗ endigt, und sie werden möglichst immer so gelegt, keine Haupt⸗ verkehrsstraßen gesperrt werden. Die großen Gefechtsschießen werden ausschließlich auf den Truppenübungsplätzen abgehalten. Die lange dauernden Probeschießen sind allerdings eine große Belästigung, aber sie können schon aus finanziellen Gründen nicht immer auf den Truppenübungsplätzen abgehalten werden wegen des Transportes der weit entfernten Truppen. Die Belästigungen werden selbstverständlich nach Möglichkeit auf ein Minimum reduziert. Wenn dem deutschen Soldaten die beste Waffe in die Hand gegeben werden soll, so muß man auch wünschen, daß die Soldaten so gut wie möglich in dieser Waffe geübt werden. Abg. Haußmann (d. Volksp.): Wenn gerügt worden ist, daß die H“ sich nicht genug gerührt habe, so wird dies sicherlich ein nreiz für diese Behörde sein, in Zukunft schärfer vorzugehen. Die Schießplätze scheinen nicht ganz ausreichend zu sein. Es liegt eine Petition von badischen und hohenzollernschen Landesteilen vor, dort im Süden einen neuen Uebungsplatz hinzulegen.
„Abg. Hildenbrand (Sorh. Die heutige Verhandlung wird gewiß dazu beitragen, daß die betreffenden wüttembergischen Ortschaften ihre deenh e wahrnehmen. Die Vorbereitungsschießen werden auf die Truppenübungsplätze verlegt werden müssen.
Bei den Ausgaben für Naturalverpflegung fragt der Abg. Möller (wirtsch. Vgg.), wie es mit der Einrichtung
von Feldscheuern stehe.
Generalmajor von Lochow erklärt, daß die Einrichtung von Feld⸗ scheuern im Gelände sich nicht empfehle, weil sie zu kostspielig seien, und der Militäretat jedenfalls nicht erleichert würde. Eine Feld⸗ scheuer würde 21 000 ℳ kosten.
Abg. Erzberger (Zentr.) weist darauf hin, daß hier ein wichtiges Interesse der Landwirtschaft, namentlich des direkten Einkaufs von der Landwirtschaft in Frage stehe. In diesem Sinne habe sich auch eine von seiner Fraktion beantragte Resolution bewegt.
Generalmajor von Lochow erwidert, daß die Verhandlungen über diese direkten Einkäufe von der Landwirtschaft noch schweben.
Bei den Ausgaben für die Bekleidung und Aus⸗ rüstung der Truppen sind die Mittel für die Einrichtung des Betriebes mit Zivilhandwerkern bei den Bekleidungs⸗ ämtern des 5. und 7. Armeekorps angefordert und von der
Kommission bewilligt worden.
Abg. Stücklen (Soz.) hält es auch in diesem Betriebe für not⸗ wendig, daß die Militärverwaltung mit den Arbeiterorganisationen über die Höhe der Löhne verhandele; seine Partei sehe aber von einer Resolution ab, nachdem die Militärverwaltung neulich erklärt habe, daß sie unter keinen Umständen mit den Arbeitern verhandeln wolle. Die Verwaltung ziehe das Elend der Hausindustrie und der Heim⸗ arbeit groß. Der Kriegsminister habe es abgelehnt, eine Arbeiter⸗ deputation zu empfangen, die wissen wollte, was die Heeres⸗ verwaltung unter dem ortsüblichen Tagelohn verstehe, der von den Unternehmern nach ihrer Meinung gezahlt werden solle. Auch eine schriftliche Auskunft sei darüber verweigert worden. An der Spitze der Betriebswerkstätten für Bekleidungsgegenstände ständen Offiziere, die gar nicht sachverständig seien, vom Zuschneiden nichts ver⸗ ständen. Die Offiziere sollten höchstens mit dem Verwaltungs⸗ dienst betraut werden. Jeder dieser Offiziere habe höchstens drei Stunden Tagesdienst, diese kurze Zeit sollten sie nicht dazu benutzen, um die Arbeiter zu schikanieren. Dies geschehe durch eine rbeitsordnung, die der Gefängnisordnung nachgebildet sei. Auch die Koalitionsfreiheit werde angetastet, denn es sei ein Arbeiter des Bekleidungsamtes Altona⸗Bahrenfeld aufgefordert worden, aus dem Schneiderverbande auszutreten. Es sei nun behauptet worden, zwei Leute hätten einen förmlichen Feldzug gegen das Bekleidungsamt entriert. Dies sei durchaus falsch. Die Arbeiter hätten für schwerere Arbeit höhere Löhne verlangt, und in einer Versammlung hätten einzelne den Streik verlangt. Der Arbeiterausschuß habe davon abgeraten, und es seien die Forderungen 1907 bewilligt worden. Die beiden Leiter der Versammlung seien entlassen worden. Wie könne da der Kriegsminister behaupten, es habe sich um eine sozialdemokratische Sehe 7v. Wenn die Militärverwaltung teurer produziere als die Privatindustrie, so liege dies an dem großen Heer der Offiziere und Militärbeamten in den Bekleidungsämtern. Besonders lästig seien die Leibesvisitationen, denen sich die Schneider unterwerfen müßten, damit sie nichts mitnehmen könnten, und daß sie die Rauchware und ihr Frühstück in die Werkstätte nicht mit⸗ nehmen dürfen. Wie wenig abstinent aber die Verwaltung sei, das zeige die Aufforderung, in der Kantine zu verkehren. Das Austreien soll möglichst vermieden werden. Ferner sei das Zusammenstehen und der Empfang von Besuchen ver⸗ boten. Gegen Offiziere dagegen sei man sehr nachsichtig. Ein Offizier nähme z. B. unbeanstandet Gelder als Versicherungsagent. Ferner hätten aktive Offiziere Flugblätter für den nationalliberalen Kandidaten in den Werkstätten verbreitet. Wie komme es, daß in Altona teurer produziert werde als in Breslau und Straßburg? Ein Lohn von 2000 ℳ, worauf der General v. Lochow hingewiesen habe, könne doch nur vereinzelt vorkommen. Die Arbeiter beklagten sich außerdem über die schlechte Behandlung von seiten eines Majors dieses Bekleidungsamtes.
Generalmasor von Lochow: Der Kriegsminister hat schon in der Kommission erklärt, daß er, wenn er dagewesen wäre, die Arbeiter empfangen hätte. Wir haben unseren Lieferanten die Bedingung auferlegt, daß sie ihren Arbeitern die ortsüblichen Löhne geben, und diese erpflichtung ist zur Vorbedingung für die Lieferung gemacht worden. Das ist also eine sehr weitgehende Bedingung. Die ezahlten Löhne im einzelnen nachzuweisen, ist uns beim besten
illen nicht möglich bei dem kolossalen Apparat der Militär⸗ verwaltung. Wir können nur die Verantwortung übernehmen, daß unsere eigenen Arbeiter die Löhne erhalten. Aber, wie es sich bei allen Lieferanten im einzelnen verhält, können wir nicht kontrollieren, das müssen wir vielmehr den Gewerbeinspektoren überlassen. Daß wir diese Bedingung in die Lieferungsverträge aufgenommen haben, ist von der sozialdemokratischen Arbeiterschaft selbst als großer Fortschritt begrüßt worden. Wenn arbeiter zu eringeren Löhnen beschäftigt worden sein sollen, wie z. B. in Thorn, so würde ich dankbar sein, wenn mir die Fälle mitgeteilt würden. Die Bekleidungsämter sollen allerdings Musterwerkstätten sein, und das soztaldewokratische „Echo“ in Hamburg hat unsere Bekleidungs⸗ ämter ausdrücklich als vorbildlich hingestellt. Darüber, was zu einem Musterbetrieb notwendig ist, können allerdings die An⸗ sichten verschieden sein. Wir müssen in solchen Musterbetrieben ein tüchtiges Arbeitspersonal haben bei einem guten Lohn, dann chen wir aber mit Rücksicht auf den Zweck der Bekleidungs⸗ ämter für den Mobilmachungsfall — die Gründe dafür habe ich in
Kommission angedeutet — auch Offiziere, die den Betrieb leiten, und Handwerksmeister, und daraus ergibt sich die Zahl des Per⸗ sonals. Wir müssen von den Offizieren verlangen, daß sie die Arbeit nach allen Regeln überwachen. Denn diese Arbeiten müssen sehr piel mehr aushalten als irgend eine Schneiderarbeit in der Welt, denn sie sind für den Krieg bestimmt. Diese Kontrolle braucht den Arbeiter nicht zu belästigen, wenn Offiziere und Arbeiter sich mit dem nötigen Vertrauen entgegenkommen, und wenn die Be⸗ schwerden an die richtige Stelle gebracht werden, wie es auch tat⸗ Feasis geschieht. Ich kann nur empfehlen, die Beschwerden bei
sehr wohlwollenden I zur Sprache zu bringen. Allerdings ist alles Menschliche unvollkommen. Aber wenn auf beiden Seiten mit gutem Willen den Anforderungen entsprochen wird, und die Offiztere, wie es von ihnen verlangt wird, ein warmes
Herz haben, und anderseits die Arbeiter Vertrauen zu ihnen haben, so wird man über Kleinigkeiten, Reibereien und Fehler hinwegkommen. Ob das im Sinne der Sozialdemokraten liegt, weiß ich allerdings nicht. In der Uebergangsperiode vom blauen zum grauen Rock im letzten Sommer mußten allerdings einige Wochen vergehen, bis die Löhne der vF richtig bemessen werden konnten. Die Arbeiter haben bei allen Aemtern einen guten Lohn, und die Schwierigkeiten sind dank den Verhaadlungen mit den Arbeiterausschüssen und dem Entgegenkommen der Offiziere für die Wünsche der Arbeiter ohne das Eingreifen der Gewerkschaften überwunden worden. In Altona war in dem Amt nun außerordentlich scharf agitiert worden, in den Schneiderverband einzutreten. Diese Agitation wurde sehr energisch, sogar unter Androhung von Prügeln, getrieben. Darum ist den beiden Agitatoren gekündigt, und sie sind entlassen worden, denn wir können nur solche Leute gebrauchen, die sich solcher Agitation enthalten. Das Gericht hat nun dahin entschieden, daß der Arbeiter, der in der Kantine gesprochen hat, dazu berechtigt sei, und daß er seinen Lohn erhalten müßte. Ich will die Ent⸗ scheidung des Gerichts nicht anfechten, aber behalten konnten wir den Arbeiter auch nicht. Ein anderer hat Geld gesammelt, und der Vor⸗ stand hat ihn deshalb bestraft. Es ist so dargestellt worden, als ob die Leiter als Mitglieder des Arbeiterausschusses entlassen seien; ja, warum sind denn die anderen Mitglieder des Arbeiterausschusses nicht entlassen worden? Es bestand auch nicht die Absicht, die Koalitionsfreiheit einzuschränken, denn nachweisbar ist einer ganzen Anzahl von Arbeitern, die dem Verbande angehören, nicht ge⸗ kündigt worden. (Zwischenrufe bei den Sozialdemokraten.) Aus Furcht vor der Sozialdemokratie? Nein, da schätzen Sie uns furchtbar gering ein. Nun sind allerdings verschiedene Leute aus dem Verband ausgetreten. (Zwischenruf bei den Sozialdemokraten: Aus Furcht!) Nein, sondern weil sie keine Furcht mehr vor den Agitatoren hatten, weil sie wußten, daß man sie für die Zukunft decken würde. Außerdem ersparen sie 1,50 ℳ, die sie sonst für die Streikkasse jahlen müßten. An der Arbeitsordnung hat der Arbeiterausschuß in Altona mitgearbeitet; eine ganze Reihe von Ausstellungen des Arbeiterausschusses ist dabei anerkannt worden, u. a. auch die Be⸗ stimmung über das Austreten, und es ist sofort an Ort und Stelle Remedur eingetreten. Wir sind gar nicht so, daß wir nicht solchen Ausstellungen entsprechen würden. Daß wir Agitatoren nicht dulden können, die unseren Frieden stören, ist doch selbstverständlich. In einer Versammlurg in Altona wurde die Tätigkeit der Offiziere so dargestellt, als ob diese bloß mit den Händen auf dem Rücken spazieren gingen, als ob sie die Arbeiter über die Achseln ansehen und die Arbeiter für die Offiziere den Lohn verdienen müßten. Gegen solche Verhetzungen müssen wir uns schützen. Wie da gearbeitet wird, zeigt die Beschwerde darüber, daß das Mitbringen von Eßwaren und geistigen Getränken nicht erlaubt ist. Gewiß dürfen die Arbeiter das in die Anstalt mitbringen, nur nicht in die Arbeitsräume. Jeder Arbeiter hat einen Schrank, wo er die Dinge einschließen und in der Frühstückspause zum Verbrauch herausnehmen kann. Ich habe in der Kommission nicht gesagt, daß der größere Teil der Arbeiter 2000 ℳ verdient, sondern nur, daß sie bis zu 2000 ℳ steigen, und das sind die besten Arbeiter. Das 9. Korps hat einen Durchschnittslohn von 5,76 ℳ. Die Schneider in Altona haben durchschnittlich 4,16 ℳ; die Löhne anderer Kategorien sind natürlich verschieden.
Abg. Göring (Zentr.) will ausführlich auf die Gehalts⸗ und Avancementsverhältnisse der Militärbeamten eingehen, wird aber von dem Vizepräsidenten Paasche wiederholt auf das zur Verhandlung stehende Kapitel „Bekleidung und Ausrüstung der Truppe“ zurück⸗ verwiesen. Er bittet schließlich die Militärverwaltung, die Innungen bei der Vergebung der Lieferungen für die Truppenbekleidung und »Ausrüstung kunlichst zu berücksichtigen.
Abg. Stücklen (Soz.): Der General von Lochow ist über die Vor⸗ gänge, die ich berührte, durchaus nicht richtig unterrichtet. Die Verbändler sind der Reihe nach ausgemerzt worden, unter Umständen, die von einer Maßregelung nicht unterschieden werden können. Von einer „Agitation“ für den Verband im Bekleidungsamt kann nicht die Rede sein. Anderseits wundere ich mich sehr, daß der General (von Lochow von der amtlichen Wahlagitation, die da getrieben wurde, kein Wort gesprochen hat. Von dem Charakter und den Zu⸗ ständen der Gewerkschaften scheint er auch nur eine sehr nebelhafte Ahnung zu haben. Der Arbeiterausschuß führt lediglich ein Schein⸗ dasein; er ist absolut außer stande, sich frei zu bewegen.
Generalmajor von Lochow: In bezug auf die Wahlagitation bin ich nicht orientiert. Daß die Offiziere bloß drei Stunden zu tun haben, ist sicher falsch; wenn die Arbeiter diesen Eindruck haben, so ist das ihre Sache. Die Offiziere haben reichlich, selbst des Abends, zu tun.
Bei den Manöverkosten bemerkte der Abg. von Gersdorff (dkons.): Bei den letzten Manövern in meiner engeren Heimat, der Provinz Posen, haben die Truppen eine so freundliche Aufnahme gefunden, daß ich hoffen darf, daß die Militärverwaltung bei nächster Gelegenheit meinen Wahlkreis mit einer Garnison bedenken wird. Mein Wahlkreis muß der erste sein, der eine kleine Garnison erhält, nicht bloß im nationalen Interesse, sondern weil im Südwesten von Posen auf weitere Aus⸗ dehnung hin keine Garnison vorhanden ist. Die Entschädigung für lurschäden wird zwar gezahlt, aber die Geschädigten müssen die lurschäbden mit Kigenen Mitteln wieder beseitigen. In manchen ällen ist die Ausführung dieser Aufgabe bei dem Mangel an
gve Kräften sehr schwierig, und die Betroffenen wünschen, aß die Militärverwaltung die betreffenden umfangreichen Erd⸗ arbeiten usw, die durch die Schützengräben usw. nötig geworden sind, selbst vornimmt oder eine höhere Entschädigung dafür zahlt.
Abg. Rupp (dkons.): Uebungen sind für unser großes und starkes
Heer eine Notwendigkeit. Diese Uebungen können auch nicht bloß auf dem Exerzierplatze, sondern müssen im freien Gelände stattfinden. Die Manöver wirken auch dadurch auf den nationalen Geist, indem sie den Geist der Verbrüderung bei den Reservisten, Landwehrleuten und Veteranen neu anfachen. Die Entschädigungen für die Flurschäden sind im großen und ganzen angemessen. Die Kommissionen zur Abschätzung tun auch in jeder Beziehung ihre pflicht Sehr wenig angenehm und in ihren Folgen manchmal äußerst nachteilig ist die vielfache Ver⸗ spätung der Abschätzung; in 14 Tagen müßte diese Arbeit durchweg vollendet sein. Man sollte die Zahl der Kommissionen vermehren. Der Gemeindevorstand kann ja eine vorläufige Abschätzung anordnen, aber das ist ein mißliches und undankbares Geschäft; jedenfalls ent⸗ schließt sich ein Gemeindevorstand zu dieser Anordnung nur sehr schwer, auch deswegen schon, weil er sie nur im Falle dringenden Notstandes anordnen darf. Nicht selten werden die Leute so indirekt gezwungen, auf ihren Anspruch überhaupt zu verzichten.
Generalmajor von Lochow: Wir sind vielfach den Wünschen der Landwirtschaft in dem von dem Abg. von Gersdorff angedeuteten Sinne nachgekommen; die Landwirte haben aber oft auch die Arbeiten mit ihren eigenen Arbeitern vorgenommen. Die Ausführungen des Abg. Rupp werden zu weiteren Ermittelungen Anlaß geben. Wenn eine Kommission nicht ausreicht, werden 195 8 eingesetzt werden. Eine für die Vorarbeiten kann ich allerdings nicht in Aussicht tellen.
Abg. Köhler (wirtsch. Vgg.) bringt Einzelfälle verspäteter Abschätzung und dadurch verursachter großer Schädigungen 1
Lesung der Abkommen, betreffend den nachher: Etat der Post⸗ und Telegraphenverwaltung.
Abg. von Gersdorff (dkons.): Ich möchte den General von Lochow doch darauf hinweisen, daß es bei dem jetzigen Arbeitermangel sehr er⸗ wünscht wäre, wenn die Militärverwaltung selbst die Arbeiten über⸗ nähme und die Landwirte nur die Aufsicht.
Bei den Ausgaben fuür das Medizinalwesen be⸗ mängelt der
bg. Neuner (nl.) die ungenügenden Gehaltsverhältnisse der Militärapotheker. Die Korpzapotheker hätten nach ihrer Vorbildung einen Anspruch auf ein höheres Gehalt; sie müßten in eine höhere Gebarenege versest enee n,p) befürvortet eine Rangerhöhung d
bg. Sommer (fr. Volksp. ürwortet eine Rangerhöhung der Militärapotheker. 8
Generalleutnant Sixt von Armin: Ueber die Dienststellung der Militärapotheker kann ich jetzt eine Erklärung nicht abgeben, die Sache wird aber im Auge behalten werden. 1
Unter den Ausgaben für Pferdebeschaffung ist das Pferde⸗ geld um 324 613 ℳ auf 2 282 323 ℳ erhöht worden. Die Erhöhung wird genehmigt, ebenso die von der Kommission vorgeschlagene Aenderung im Dispositiv.
Bei den Ausgaben zum Ankauf der Remontepferde
erinnert der
Abg. L. von Bieberstein (dkons.) daran, daß das Haus im vorigen 8 re eine Resolution wegen Erhöhung der Remontepreise an⸗ genommen habe. Aber seit dem vorigen Jahre sei der Durchschnitts⸗ preis von 950 nur auf 980, also sage und schreibe um 30 ℳ erhöht worden! Tatsächlich hätte aber nach den früheren Durchschnittspreisen 1000 oder 1100 ℳ bezahlt werden müssen, und es sei zu erwarten, daß der Etatsansatz überschritten werden würde. Es ist nicht un⸗ bescheiden, wenn der Remontepreis die Produktionskosten plus einen kleinen Verdienst darstelle. Im Jateresse der kleinen Besitzer des Ostens müsse auch verlangt werden, daß die Remonten früher ab⸗ genommen werden.
Abg. Wachhorst de Wente (nl.) schließt sich dem Wunsche des Vorredners an, ist aber dem Minister auch schon für die Erhöhung um 30 ℳ dankbar, denn besser etwas als gar nichts. In den letzten Jahren seien schon 976 ℳ bezahlt worden. Das genüge aber bei den hohen Kosten der Pferdeaufzucht nicht. Es sei dringend zu wünschen, daß im nächsten Jahre wieder eine Preiserhöhung stattfinde. In den Marschdistrikten Hannovers sollten einige Remontemärkte neu eingerichtet werden.
Abg. Dr. Varenhorst (Rp.) weist auf die große Bedeutung der hannoverschen Pferdezucht für die Versorgung der Armee mit schweren edlen Kavallerie⸗ und Artilleriepferden hin. Die gezahlten Remonte⸗ preise seien aber viel zu niedrig; hier dürfe nicht geknausert werden. Die paar Mark, die der Etat in diesem Jahre mehr aussetze, seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Auf den mittleren und kleinen hannoverschen Höfen nehme der Bauern⸗ sohn die Liebe zum Pferde schon mit der Muttermilch auf. Darum nehmen sich diese Bauernsöhne ihrer Pferde mit besonderer Liebe an. Pflege man die Pferdezucht, so werde es auch an einem Nachwuchs für die Kavallerie nicht fehlen. Die Hannoveraner seien stolz darauf, daß sie das springende Pferd im Wappen führen. handle sich um eine nationale Frage, und es müsse dafür gesorgt werden, daß durch eine mangelhafte Remontierung das Vaterland nicht Schaden leide.
Abg. Böhle (Soz.) bemängelt, daß trotz einer Verfügung des Generalkommandos in Straßburg nach wie vor die Krümperfuhrwerke zu Zwecken mißbraucht werden, die mit dem Millitärdienst nichts zu tun haben. So sei ein Fuhrwerk mit zwei Malermeistern von Wirt⸗ schaft zu Wirtschaft gefahren und habe jedesmal so lange gewartet, bis diese Insassen ihre Bedürfnisse befriedigt hätten.
Abg. Dr. Hahn (dkons.): Die Remontepreise entsprechen immer noch nicht den Gestehungskosten. Es kann gar nicht genug darauf hingewiesen werden, welche Ausfälle die Pferdezüchter bei der Aufzucht haben. Ich würde mich freuen, wenn die Verwaltung mehr die Geestbezirke berücksichtigen wollte. Was der Abg. Varenhorst über aeree. gesagt hat, kann ich nur Wort für Wort unterschreiben.
uftballons und Automobile können niemals eine gute Kavallerie ersetzen, und deshalb kann ich die Militärverwaltung nur aufs wärmste bitten, die Wünsche des Abg. Varenhorst zu berücksichtigen.
Generalleutnant Sixt von Armin: Die Remontepreise haben im Laufe dieses Jahres schon 980 ℳ überstiegen, und ebenso steht zu er⸗ warten, daß auch im nächsten Jahre eine Erhöhung eintreten wird. Daß die “ für die Remontezucht ein lebhaftes Inter⸗ esse und ein warmes Herz hat, ist selbstverständlich. Den Wünschen wegen der Termine für die Remontemärkte wird nach Möglichkeit entsprochen werden, wenn es nicht schwerwiegende Gründe unmöglich machen. Ueber die Krümperwagen sind sehr eingehende Bestimmungen gegeben, und wenn Verstöße dagegen vorkommen, so mögen sie an der zu⸗ ständigen Stelle zur Sprache gebracht werden, damit Remedur ein⸗ treten kann. Noch im vorigen Jahre hat der Kriegsminister einen Erlaß heraus Eee. wonach die strikte Befolgung dieser Bestim⸗ mungen zur Pf cht gemacht wird.
Bei den Ausgaben für die Remontedepots erklärt auf auf eine Anfrage des Abg. Görcke (nl.) der Generalleutnant Sixt von Armin, daß die Neuordnung für die Stabs⸗ und Oberveterinäre im Laufe des Jahres 1909 erfolgen wird.
Zu den Ausgaben für Reisegebührnisse, Umzugs⸗ kosten usw. hat die Kommission eine Resolution vorgeschlagen, wonach dieses Kapitel in Zukunft mehr spezialisiert werden sol⸗
Abg. Erzberger (Zentr.): In 16 Jahren haben sich die Reisekosten verdoppelt. Das muß geändert werden, denn in derselben Zeit hat sich die Armee doch nicht verdoppelt. In einer großen Menge anderer Ausgabetitel des MilitäretatsS, des Penfionsfonds und Reichs⸗ invalidenfonds sind auch noch Reisekosten und Tagegelder ausgeworfen. Hierüber verlangt die Resolution der Kommission ebenfalls für 1909 eine spezialisierte Nachweisung. Für Besichtigungen und namentlich für Repräsentationszwecke werden ganz gewaltige Summen für Reise⸗ kosten angewiesen. Bei den Kilometergeldern darf nicht mehr ent⸗ schädigt werden, als wirklich ausgegeben ist.
Generalmajor von Lochow: In dieser Beziehung ist nichts gegen früher geändert worden. Die Kilometergelder sind immer nur nach den wirklich zurückgelegten Strecken bezahlt worden.
Bei den Ausgaben für das Militärerziehungs⸗ und Bildungswesen, und zwar bei den Ausgaben für die Unteroffizierschulen erklärt 28 Anfrage des Abg. Eickhoff (fr. Volksp.) der Generalleutnant Sixt von Armin, daß bei der Neuregelung der Beamtengehälter auch die Zivillehrer an diesen Schulen in Betracht gezogen und noch vorhandene Härten ausgeglichen werden sollen.
Abg. Cuno (fr. Volksp.) befürwortet behufs größerer Pflege des Turnens im Hrere die Anknüpfung näherer Beziehungen zur deutschen Turnerschaft, wie sie früher zwischen dieser und der Militärturnanstalt schon bestanden hätten.
Generalleutnant Sixt von Armin: Ob und wie weit etwa eine Lockerung der Beziehungen zwischen der Militärturnanstalt und der deutschen Tarnerschaft eingetreten ist, “weiß ich nicht. Nach den vorliegenden Berichten besteht eine dauernde Fühlung zwischen beiden. Der Kriegsminister hält es nach wie vor für wünschenswert und notwendig, daß in die Armee eine körperlich kräftige Jugend eintritt, und zwar ausgebildet durch Turnen, Sport und Spiele. Viel nnacfttger erscheint uns zu diesem Zwecke eine Vorbildung in gewissen militärischen Organisationen, wie den Soldaten⸗ spielereien der Facgenbwehr⸗
Die Ausgaben für das Militärerziehungs⸗ und Bildun wesen werden bewilligt, ebenso ohne Debatte die Ausgaben das Militärgefängniswesen.
Um 6 ¾ Uhr wird die Fortsetzung der 21 des Militäretats auf Dienstag 1 Uhr Vorher: Dritte e
pargans in Deutsch⸗Oflafrika maht die
hr mit Zucker;
ö“
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußische 34.
Berlin, Sonnabend, den 8. Februar
uö6“ 1““
Staatsanzeiger.
Koloniales.
Nach Mitteilung des Kolonialwirtschaftlichen Komitees ist es nach langwierigen, von der Ackerbauschule in Nuatjä in Togo unternommenen Kreuzungsversuchen gelungen, aus der sogenannten Küstenbaumwolle eine Varietät zu erzeugen, die eine erheblich größere Ernte gibt als die früher gezogenen Sorten. Nach der ersten Ernte, die von dem Leiter der Ackerbauschule, John W. Robinson, auf etwa 900 kg unentkernte Baumwolle für das Hektar veranschlagt wird, werden die Baumwollstauden zurück⸗ eschnitten und tragen im nächsten Jahre eine zweite Ernte, die soobinson auf etwa 600 kg unentkernte Baumwolle für das Hektar schätzt. Die Gesamternte für das Hektar bei einmaliger Aussaat dürfte daher etwa zwei Normalballen zu 250 kg entkernte Baum⸗ wolle betragen. Auch mit der in letzter Zeit viel genannten Cara⸗ vonica⸗Baumwolle wurden Kulturversuche angestellt. Sie gedeiht dort ausgezeichnet. Drei Monate nach der Aussaat stehen die jungen Pflanzen 80 cm hoch. Die Sorten „Silk“ und „Alpaca“ ent⸗ wickelten sich schneller als die „Wool“. Robinson empfiehlt das An⸗ pflanzen von Caravonica als Zwischenkultur mit Mais und ist der Ansicht, daß Caravonica⸗Baumwolle sich besonders für den Süden von Togo eigene, während die oben beschriebene Küstenvarietät besser in den nördlichen Gebieten von Togo gedeiht.
Nach einem Bericht des Leiters der Baumwollschule Baumwoll⸗ ultur am Rufidji erfreuliche Fortschritte. Nicht nur die Ein⸗ geborenen in jenen Gebieten wenden sich mehr und mehr dem Anbau von Baumwolle zu, sondern in letzter Zeit haben auch europäische Irteressenten begonnen, sich dort für die Baumwollkultur zu inter⸗ essieren. So haben die Gebr. Pentzel zusammen mit der Firma
rm. Schubert in Zittau einen Komplex von etwa 2000 ha belegt und beabsichtigen, sobald die in kleinerem Maßstabe begonnenen Kulturversuche ein günstiges Ergebnis gezeitigt haben, einen größeren Pflanzungsbetrieb, voraussichtlich mit Dampfpflug, in Angriff zu nehmen.
Die Nachfrage nach Baumwollsaat ist in Deutsch⸗Ostafrika in der diesjährigen Pflanzzeit sehr beträchtlich gewesen. Das Kolonial⸗ wirtschaftliche Komitee hat aus Aegypten für rund 22 000 ℳ Baum⸗ wollsaat kommen lassen und diese an die bestehenden europäischen Pflanzungsbetriebe und an weiße Baumwollfarmer, teils an die Kommunen zur kostenlosen Verteilung unter die Eingeborenen ab⸗
gegeben.
Literatur.
um befestigte Feldstellungen von ritsch, Major und Militärlehrer an der Kriegsakademie zu Berlin.
Verlag der Liebelschen Buchhandlung, Berlin.) Preis 4 ℳ% — Nach den Erfahrungen der letzten Kriege in Südafrika und Ostasien wird die ganze Kriegführung gegenwärtig von der Schwierigkeit des Frontalangriffs beherrscht. Daß einer der Gegner sich dies zunutze macht und wenigstens mit einem Teil seiner Truppen eine Stellung einnimmt und b” entsprechend verstärkt, ist in Zukunft daher mehr als wahrscheinlich. Selbst im Rahmen der an stärksten Kriegführung, der strategischen Offensive, kann es öfters der Kriegslage mehr entsprechen, sich zeit⸗ oder teilweise defensiv zu verhalten und sich gegebenenfalls für einen Teil der Streitkräfte Stellungen zu schaffen, die für den Gegner nicht vermeidbar, gewissermaßen für die andere Partei Schlacht⸗ felder mit gesteigerten Vorteilen schaffen. Der angreifende Führer wird dann seine Truppen gegen die Front und zur Flankenumfassung verteilen müssen, die Verteidigung hingegen wird versuchen, den frontal gegenüberstehenden Feind in der Flanke zu überraschen. Es soll daher, wie „Clausewitz“ bereits vor rund hundert Jahren schrieb, die Verschanzungskunst bei solchen befestigten Feldstellungen dem Verteidiger in letzter Instanz nicht dazu dienen, sich wie hinter einem Wall mit mehr Sicherheit zu wehren, sondern den Feind mit mehr Erfolg anzugreifen. Sie bildet infolgedessen, wie der Ver⸗ fasser ausführt, das erwünschte Ausgleichmittel, den b widerstandsfähiger zu machen gegen Ueberlegenheiten und zwar gleicher⸗ maßen für jeden Fall wohlverstandener Verteidigung, wie auch für den des Angriffs. Daß diese beiden Momente in künftigen Kriegen erheblich mitsprechen werden, ist, wie bereits angedeutet, mehr als wahrscheinlich und es ist daher auch ein besonderes Verdienst des vorliegenden Buches, dies sowohl theoretisch, wie angewandt in knapper und doch erschöpfender und lehrreicher Form erörtert zu haben. — Das deutsche Dorf. Von Robert Mielke. Mit
51 Abbildungen im Text. („Aus Natur und Geisteswelt.“ Samm⸗ lung wissenschaftlich⸗gemeinverständlicher Darstellungen aus allen Ge⸗ bieten des Wissens. 192. Bändchen.) Verlag von B. G. Teubner in Leipzig. Geh. 1 ℳ, geb. 1,25 ℳ — Es ist eine reizvolle Auf⸗ gabe, gerade heute, wo ein Jahrhundert hindurch wirtsckaftliche, politische und geistige Strömungen vorwiegend von der Stadt aus⸗ gegangen sind, und wo wir darum den Antell der städtischen Kultur an der Gestaltung unseres gesamten Volkslebens leicht zu überschätzen geneigt sind, hervorzuheben, wie stark auch heute noch die Kulturkräfte des Landes sind und wie im deutschen Dorfe trotz aller Industrialisierung unseres Vaterlandes eine wertvolle bodenständige Kultur vorhanden ist als das Ergebnis einer jahrhundertelangen Entwicklung, die von der Urzeit an in ununterbrochener Folge langsam Schicht auf Schicht hat wachsen lassen. Um diese Aufgabe zu lösen, geht der Verfasser von den Anfängen der Siedelungen in Deutschland aus und zeigt, wie sich mit dem Wechsel der Wohnsitze die Gestaltung des Dorfes inderte, wie mit neuen wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen das Bild immer reicher wurde, bis es im Anfange des 19. Jahrhunderts ein fast wunderbares Mosaik ländlicher Siedelungstypen darstellte. Die mit einer zusammenfassenden, über die Kultur des Dorfes schließende Darstellung läßt erkennen, daß die geographische Grundlage ein wich⸗
tiger Faktor in der Entwicklung des Dorfs, seiner Häuser, Gärten
und Straßen war und gelangt unter diesem Gesichtspunkte zu einer gleichmäßigen Würdigung der mit der wachsenden Bewegung für Heimatschutz immer mehr in den Vordergrund tretenden künstlerischen wie der wirtschaftsgeschichtlichen Momente. Dem Büchlein ist eine gooße Zahl von Abbildungen beigegeben, die dazu beitragen, die An⸗ scant kei argebotenen zu erhöhen. “ 8
V Kurze Anzeigen Sr
neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten 2
FöS sind nur an die Reda ktion, Wilhelmstraße 32, zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.
Kultur und Fortschritt: Heft 133. Der österreichisch⸗ ungarische Ausgleich. Von Friedrich Gaertner. 0,25 ℳ — st 134. Vereins⸗ und Versammlungsrecht. Von Dr. jur. lexander Elster (Jena) 0,25 ℳ — Heft 135. Das Frauen⸗ stimmrecht in den verschiedenen Ländern. Von Adelheid von Welczeck. 0,25 ℳ — 136/37. Die Berufstätigkeit des weiblichen Geschlechts und die Berufswahl der Mädchen. Mit Anhang: Wegweiser für die weibliche Jugend. Von Henriette Fürth. 0,50 ℳ — Heft 138/39. Soziales Sraf echt. Von Dr. jur. Siegfried Weinberg (Berlin). ℳ — Heft 140. Die Lage und die Entwicklung der
Der Kanß
Schwächeren
italienischen Industrie im Vergleiche zur deutschen. Von Dr. L. Paoletti. 0,25 ℳ — Heß 141. Die ohnungs⸗ aufsicht. Von W. von Kalckstein (Bremen). Gautzsch b. Leipzig, Felix Dietrich.
Pappritz, A.: Die Welt, von der man nicht spricht. (Aus den apieren einer Polizeibeamtin.) 3. Auflage. 0,60 ℳ Gautzsch b. Leipzig, Felix Dietrich. 8
Tierzucht und Tierkrankheiten in Deutsch⸗Südwest⸗ afrika. Von W. Rickmann. Gebdn. 9 ℳ Berlin SW. 48, Wilhelmstr. 10. Richard Schoetz.
Die städtische Bodenfrage. Eine Untersuchung; Ursachen und Abhilfe. Von Dr. K. von Mangoldt. 10 ℳ, geb. 11,20 ℳ Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht.
Gesundheitswesen, Tierkrantheiren und Absperrungs⸗ maßregeln. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 6 vom 5. Februar 1908.)
Britisch⸗Ostindien. Vom 22. bis 28. Dezember v. J. sind in ganz Indien 3725 Erkrankungen und 2741 Todesfälle an der Pest zur Anzeige gelangt. Von diesen Todesfällen kamen 832 auf die Präsidentschaft Bombay — davon 13 auf die Stadt Bombay, 20 auf das Stadt⸗ und Hafengebiet von Ka rachi, 185 auf Satara, 119 auf Belgaum, 192 auf die Landschaft Kolhapur mit dem südlichen Mahrattagebiet —, ferner 458 auf Bengalen, 363 auf den Staat Mysore, 327 auf die Vereinigten Provinzen, 259 auf das Punjab, 126 auf Burma, 128 auf Rajputana, 110 auf die Zentralprovinzen, 96 auf die Präsidentschaft Madras, 41 auf Hyderabad und 1 auf Kaschmir.
Hongkong. Vom 27. Oktober bis 30. November v. J. sind in der Kolonie 5 tötlich verlaufene Pestfälle bei Chinesen, davon 4 in der Stadt Viktoria, zur Anzeige gelangt.
China. Zufolge einer Mitteilung vom 21. Dezember v. J. ist in Tengtschaufu, nachdem daselbst etwa 250 Pesttodesfälle vor⸗ gekommen waren, die Seuche erloschen.
Mozjambique. Zufolge einer Meldung vom 4. Januar werden im Hafen von Lourengo Marques wieder reine Gesundheitspässe
erteilt.
Britisch⸗Südafrika. In der Kapkolonie sind auch im November und in den 3 ersten Dezemberwochen zwar keine Pestfälle bei Menschen beobachtet worden, wurden in King Williams
Town immer noch pestverdächtige Ratten und Mäuse gefunden. 6
Pest und Cholera.
Britisch⸗Ostindien. In Kalkutta starben vom 15. De⸗
jember 1907 bis 4. Januar 1908 46 Personen an der Pest und 104 an der Cholera. 1616“ Cholera. ö“
Rußland. Vom 15. bis 21. Januar sind zufolge amtlicher Bekanntmachung Cholerafälle nicht mehr vorgekommen; das Gouverne⸗ ment Jaroslaw ist für cholerafrei erklärt worden.
Türkei. Zufolge einer amtlichen Benachrichtigung vom 22. Ja⸗ nuar sollen die in Konstantinopel und Umgebung deai n Gesundheitspässe bis auf weiteres folgenden Vermerk erhalten: eit dem 1. Januar 1908 sind in der Stadt und ihren Vororten 9 Cholerafälle, darunter 8 tötlich verlaufene, festgestellt worden; der letzte von diesen streng abgesonderten Krankheitsfällen wurde am 20. Januar gemeldet.
Wie nachträglich bekannt wird, sind in den ersten Tagen des Januar in einer Kompagnie des in Hedije, einer Station der Hedjaz⸗ bahn *), arbeitenden Eisenbahnregiments 14 Todesfälle an Cholera festgestellt worden.
Hongkong. In der am 2. November abgelaufenen Woche wurden 7 angeblich aus Singapore eingeschleppte, tötlich verlaufene Cholerafälle bei Chinesen gemeldet.
Gelbfieber.
Es gelangten zur Anzeige in Para vom 1. bis 21. Dezember 39 Erkrankungen (und 24 Todesfälle), in Rio de Janeiro vom 23. Septembee bis 24. November 4 (1), ferner auf Cuba in Guines vom 23. bis 27. Dezember 1 (1), in Cienfuegos vom 29. Dezember bis 14. Januar 5 (3), in Palmira am 31. Dezember und Rodas vom 31. Dezember bis 6. Januar je 1 (1), in Santa Clara am 6. Januar und Santiago am 15. Januar je 1 (—), endlich auf Barbados in Bridgetown vom 4. bis 14. Dezember 1 1). Aus Manaos (Brasilien) wurden in der Zeit vom 24. November bis 14. Dezember 9 Todesfälle, aus Guayaquil in der ersten Dezemberwoche und aus Trinidad am 6. Januar je 1 Todesfall gemeldet. Auch in Maracaibo (Vene⸗ zuela) und in Managua (Nicaragua) soll anfangs November v. J. Gelbfieber aufgetreten sein.
Pocken. Deutsches Reich. In der Woche vom 26. Januar bis 1. Fe⸗ bruar ist je 1 Pockenerkrankung in Leszecze (Kr. Strelno, Reg.⸗Bez. Bromberg) und in Myslowitz (Ldkr. Kattowitz, Reg.⸗Bez. Oppeln)
festgestellt worden. Oesterreich. Vom 19. bis 25. Januar in Böhmen 3, in
Galizien 10 Erkrankungen. G Hongkong. In der Stadt Viktoria sind 2 Pockentodesfälle
bei Chinesen im November vorgekommen. Fleckfieber.
Oesterreich. In der Bukowina vom 5. bis 25. Januar 14, in
Galizien vom 19. bis 25. Januar 66 Erkrankungen. Genickstarre. 8
““ Preußen. In der Woche vom 19. bis 25. Januar sind 16 Er⸗
krankungen (und 10 Todesfälle) angezeigt worden in folgenden Re⸗ ierungsbezirken sund Kreisen]: Landespolizeibezirk Berlin 1 Verlin Reg.⸗Bez. Arnsberg 3 (2) [Bochum Stadt 1, Bochum Land, Hörde je 1 (1)], Cöln — (1) [Cöln Stadt)], Düsseldorf 7 [Düsseldorf 1, Duisburg, Mörs, Mülheim a. d. Ruhr Land je 2], Münster 1 (1) [Recklinghausen Stadt], Oppeln 1 (3) (Beuthen Land 1 (1), Oppeln Land, Ratibor Land je — (1)1, Potsdam 1 [Templin), Schleswig 1 (1) [Kiel Stadt]l, Stade — (1) [(Stade), Stettin 1 (1) [Randow)]. 8
Schweiz. Vom 5. bis 18. Januar in Zürich 2 Erkrankungen, vom 12. bis 18. Januar in den vom 19. bis 25. Januar im Kant. Freiburg 1 und im
Bern 3. 1b Verschiedene Krankheiten.
Pocken: Moskau 7, Odessa 1, St. Petersburg 2, Warschau 21,
Kalkutta (15. Dezember 1907 bis 4. Januar 1908) 13 Todesfälle; Odessa 5, 8285 9, St. Petersburg 12, Warschau (Krankenhäuser) u
20 Erkrankungen; Varizellen: Nürnberg 45, Budapest 38, New
*) Die Station Hedije ist etwa 1170 km von Damaskus und
etwa 40 km von dem jetzigen Endpunkte der in Betrieb stehenden
Beahnstrecke entfernt.
antonen Bern und Waadt je 1,
Aark 98, Wien 58 Erkrankungen; Fleckfieber: Moskau 2 Todes⸗ älle; Odessa 2 Erkrankungen; Rückfallfieber: St. Petersbu
4 Todesfälle, 100⸗Erkrankungen; Genickstarre: Belfast (19. bis 25. Januar) 4, Edinburg, Glasgow, London je 1, New York 8, Odessa 1 Todesfälle; Edinburg 2, New York 11 Erkrankungen; Tollwu
Moskau 1 Todesfall; Bißverletzungen durch tollverdächtige Tiere: Reg⸗Bezirke Breslau 4, Cöln 2, Merseburg 4, Posen 3 Er⸗ krankungen; Milzbrand: Reg.⸗Bez. Cassel 1 Todesfall, 2 Er⸗ krankungen; Influenza: je 4, Badapest, Kopenhagen je 2, London 25, Moskau 9, New York 60, Paris 9, St. Petersburg 15 Todesfälle; Nürn⸗ berg 80, Hamburg 33, Kopenhagen 1764, Stockholm 116 Er⸗ krankungen. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Scharlach (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1895 1904: 1,04 %2): in Beuthen, Bielefeld — Erkrankungen kamen
zur Anzeige in Berlin 59, in den Reg.⸗Bezirken Arnsberg 170, Düsseldorf 234, Magdeburg 106, Oppeln 138, in Nürnberg 37, Hamburg 40, Budapest 65, Edinburg 50, Kopenhagen 53, London (Krankenhäuser) 380, New York 478, Paris 259, St. Petersburg 60, Stockholm 35, Wien 79; desgl. an Masern und Roͤtel
(1895/1904: 1,10 %): in Fürth, Glasgow — Erkrankungen wurden
gemeldet in Nürnberg 44, Hamburg 95, Budapest 127, Kopenhagen 156, New York 581, Odessa 50, Paris 386, St. Petersburg 66, Prag 23, Wien 135; desgl. an Diphtherie und Krupp (1895/1904
1,62 %):; in Kaiserslauter — Erkrankungen wurden ange
zeigt im Landespolizeibezirk Berlin 110 (Stadt Berlin 91), in de
Reg.⸗Bezirken Düsseldorf 160, Hannover 107, Magdeburg 121, Merseburg 158, in Nürnberg 22, Hamburg 31, Budapest 21, Christiania 27, Kopenhagen 29, London (Krankenhäuser) 153, 8 York 308, Paris, St. Petersburg je 67, Stockholm 28, Wien 77; ferner gelangten Erkrankungen zur Anzeige an Keuchhusten in Kopenhagen 63, New York 25, Wien 34; desgl. an Typhus in Amsterdam (22. bis 28. Januar) 24, New York 37, Paris 41, St. Petersburg 105, Wien 24. 8
8
Im Monat Dezember 1907 (für die deutschen Orte) sind nachstehende Todesfälle — außer den in den fortlaufenden wöchentliche Mitteilungen verzeichneten Fällen von Cholera, Pest und Gelbfieber — gemeldet worden: Pocken: Buenos Aires 3, Rio de Janeiro 17; Fleckfieber: Kairo 25; Genickstarre: Indianapolis ¹) 2; Toll⸗- wut: Kairo 2; Milzbrand: Buenos Aires, Havanna je 1; In⸗ fluenza: Berlin 28, Magdeburg 3, Leipzig 4, ö1“ b Bukarest 11, Haag, Utrecht je 1, Buenos Aires 4, Havanna 1, New Orleans 4, Rio de Janeiro 29:; be; Buenos Aires 1, Havanna 3; Ankylosto miasis: Rio de Janeiro 3. 8
Im übrigen war in nachstehenden Orten die Sterblichkeit an einzelnen Krankheiten im Vergleich mit der Gesamtsterblich⸗ keit eine besonders große, nämlich höher als ein Zehntel: an Scharlach (1895/1904 erlagen diesem 1,04 von je 100 in sämtlichen deutschen Berichtsorten Gestorbenen): in Beuthen, Landkreis Beuthen ²), Biebrich, Bogutschütz, Hörde, Insterburg, Laurahütte, Neustadt O.⸗S., Roßberg, Siemianowitz; an Masern und Röteln (1895/1904: 1,10 % in allen deutschen Orten): in Schönebeck a. Elbe, Stolp, Kalserslautern, Pirna, Gießen, Wismar, Helmstedt, Hagenan, an Diphtherie und Krupp (1895/1904: 1,62 % in allen deutschen Orten): in Bunzlau, Eickel, Pirmasens, Rosenheim, Annaberg, Zittau, Weimar; an Keuchhusten: in Bogutschütz, Cleve, Lipine, Lissa; an Typhus eee 0,46 % in allen deutschen Orten): in Arnstadt. — Nehr als ein Fünftel aller Gestorbenen ist ferner nach⸗ stehenden Krankheiten erlegen: der Tuberkulose (1895/1904 starben an Lungenschwindsucht 10,84 % in allen deutschen Orten): in Tegel, Grünberg i. Schl., Iserlohn, Marburg, Neustadt O.⸗S., Ohligs, Wilhelmshaven, St. Ingbert, Landau, Zweibrücken, Gmünd, Göppingen, Delmenhorst, Linz, Zürich, Rio de Janeiro; den Krank⸗ 8 heiten der Atmungsorgane (1895/1904 starben an akuten Er⸗ krankungen der Atmungsorgane 12,73 % in allen deutschen Orten): in 86 deutschen Orten, darunter sogar mehr als ein Drittel in Catern- berg, Dudweiler, Lippstadt, Luckenwalde, Myslowitz, Osterfeld, Siegen, Sterkrade, Wilhelmsburg, Ingolstadt; ferner in Bukarest, Buenos Aires; dem Magen⸗ und Darmkatarrh, Brechdurchfall (1895/1904 starben an akuten Darmkrankheiten 13,19 % in allen deutschen Orten): in Altwasser, Burg, Homburg v. d. H., Landshut, Lechhausen, Rosenheim, Apolda, Kairo. 8
Von den 336 deutschen Orten hatte Tübingen mit 33,4 (auf je 1000 Einwohner und aufs Jahr berechnet) im Berichtsmonat die höchste Sterblichkeit. Im Vormonat betrug das Sterblichkeits. maximum 39,5 %, — Die Säuglingssterblichkeit war in 5 Orten eine beträchtliche, d. h. höher als ein Drittel aller Lebendgeborenen, in: Eisleben 340 % (Gesamtsterblichkeit 23,5), Gera 348 (19,0), Neuruppin 350 (32,8), Lissa 423 (19,9), Ingol⸗ stadt 444 (15,2).
Die Gesamtsterblichkeit war während des Berichtsmonats geringer als 15,0 (auf je 1000 Einwohner und aufs Jahr berechnet) in 115 Orten. Unter 10,0 betrug sie in: Friedenau 9,9 (1895/1904: 10,6), Dt.⸗Wilmersdorf 9,7 (1898/1902: 11,7), Landau 9,4 (1899/1903: 12,7), Grünberg i. Schl. 9,2 (1895/1904: 22,3), Schiltigheim 9,2, Wilhelmshaven 8,7 (1895/1904: 11,6), Homburg v. d. H. 7,0. — Die Säuglingssterblichkeit betrug in 52 Orten weniger als ein gehate⸗ der Lebendgeborenen. Unter einem Siebentel derselben blieb
außerdem in 100, unter einem Fünftel in 114 Orten.
Im ganzen scheint sich der Gesundheitszustand gegenüber dem Vormonat gebessert zu haben. Eine höhere Sterblichkeit als 35,0 % hatte keine Ortschaft gegen 2 Ortschaften im November, eine geringere als 15,0 %o hatten 115 gegen 103. Mehr Säuglinge als 333,3 auf je 1000 Lebendgeborene starben in 5 Orten gegen 12, weniger als 200,0 in 266 gegen 220 im Vormonat.
Telegr.⸗Korresp.⸗Bureaus“.) Die Sendungen, die von Konstantinopel abgehen, worden. 5
Sanitätsmaßregeln für sind dabeboren 8
Handel und Gewerb
(Aus den im Reichsamt des Innern zusammengestellten „Nachrichten für Handel und Industrie“.)
Rumänien.
Vertragsmäßiger Zollsatz für Pasten und Pulver. In dem Veltragstärfh A zur rumänisch⸗französischen Handels⸗ und Schiffahrtsübereinkunft vom 21. Februar/6. März 1907 sind nach einer zwischen den Bevollmächtigten der rumänischen und der franzö’. Ucen Regierung am 14. November (n. St.) 1907 ausgetauschten rklärung aus dem Artikel 828 des rumänischen Zolltarifs (nicht alkohol⸗ oder ätherhaltige Riechmittel, die im Zolle von 150 auf 120 Lei für 100 kg ermäßigt sind) Pasten und Pulver, wohlriechend oder nicht, versehentlich weggelassen. Die gedachten Pasten und Pulver haben hiernach ebenfalls Anspruch auf den Vertragszollsatz von 120 Lei. (Monitorul oflcial.)
8
—9) November 1907.
Berlin 26, Charlottenburg, Lübeck