1908 / 47 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 24 Feb 1908 18:00:01 GMT) scan diff

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16,20 17,00 17,00 15,50 16,50 14,33 15,60 15,50 16,50 15,75

18 60 20,56 18,40 15 60 16 30 16,50 18,00 17,80 18 07 18,44 18 00 19,00 18,50

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14,50 15,30 15,60 17,50 18,00 16,80 17,00 15,50 16 20 16,40 14,50 15,20 14,40 16 20 14,60

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16,50 15,60 15,80 15,60 16,20 16,20 15 33 16,10 15,80 15,80 15,20 16,40 18 00 17,20 16,00 17,00 14,67 16 00 16,50 17,50 16 00 16,20 20,00 21,02 18,80 16,20 16,60 17,00 16,80 18,40 18,20 18,60 18,40 18,70 18,80 19,75 19,00 15,70 15,50 16,70 15,80 17,20

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14,33 15,80 15,67

15,80 15,57 19,49 20,11 18,18

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15,65 14,90

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15,80 16,26

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16.98 18,03 17,82 18,64 18,15 18,39 18,10 19,88

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15. 2.

Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

18

8

Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die

Berlin, den 24. Februar 1908.

Bedeutung,

daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender

Bericht fehlt.

1“

Preuszischer Landtag.

Haus der Abgeordneten. 36. Sitzung vom 22. Februar 1908, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Ueber den Beginn der Sitzung ist in der vorgestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden. Das Haus setzt die Beratung des Etats des Mi⸗ nisteriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medi⸗ inalangelegenheiten in dem Kapitel „Kunst und

Bissenschaft⸗ fort.

den Ausgaben zum Ankauf von Kunst⸗ werken für die Nationalgalerie bringt Abg. Henning (kons.) zur Sprache, daß in der Nationalgalerie Versuche mit kalkweißen Wänden angestellt werden sollten; er halte 8s nicht für würdig, die Nationalgalerie als Versuchsobjekt zu benutzen, die alten schönen Bilder verlören dadurch an Wirkung; von alters her ei es Grundsatz, daß der Hintergrund etwas dunkler als Luft und Haut ei. Der Redner fragt weiter nach dem Verbleib der alten Wagnerschen und Raczynskischen Seeeehe die beide der Nationalgalerie ge⸗ schenkt worden seien. Er bittet, die Nationalgalerie wieder so herzustellen, wie sie von ihren Königlichen Stiftern seiner Zeit gedacht worden sei. Befremden verursache vor allem die Annahme von Geschenken französischer, spanischer und anderer ausländischer Meister, deren Qualität zudem zu wünschen übrig lasse und die in eine deutsche Nationalgalerie nicht hineingehörten. Der Leitung sei für die ausgezeichneten Leistungen der Menzel⸗ und der Jahrhundertausstellung zu danken; noch dankbarer aber würde man sein, wenn die Nationalgalerie als ein Denkmal deutscher Bau⸗ kunst des neunzehnten Jahrhunderts geschlossen erhalten bliebe.

Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ angelegenheiten Dr. Holle:

Meine Herren! Der zur Beratung stehende Fonds des Tit. 33 ist lediglich um Ankauf von Bildern deutscher Künstler bestimmt und zindet seine Verwendung nur mit Zustimmung der Landeskunst⸗ kommission. Schon deshalb glaube ich mich eines näheren Eingehens auf die Darlegungen des Herrn Vorredners bei diesem Titel enthalten zu dürfen. Wenn der geehrte Herr Vorredner darauf hingewiesen hat, daß neuerdings in die Nationalgalerie mehrere Bilder französischer Künstler gekommen sind, so muß ich ihm darin zustimmen, daß die Nationalgalerie für die Pflege der deutschen Kunst bestimmt ist. Die Aufnahme ausländischer namentlich solcher typischen Charakters Bilder ist nicht grundsätzlich ausgeschlossen Ihre Zahl wird jedoch stets in beschränkten Grenzen zu halten sein. Dafür ist im wesent⸗ lichen schon dadurch gesorgt, daß staatliche Mittel zu ihrem Ankauf überhaupt nicht zur Verfügung stehen. Wenn es dem jetzigen Direktor der Nationalgalerie gelungen ist, Donatoren zu finden, die ihm die Mittel gegeben haben, um eine Anzahl Werke französischen Ur⸗ sprungs zu kaufen, so wird auch hierdurch ein Verlassen des obigen Grundsatzes nicht bedingt. Im übrigen ist das Verhältnis der aus⸗ ländischen Bilder zu denjenigen einheimischen Ursprungs ein günstigeres als früher; denn es betraͤgt jetzt nur 15 %, während es früher bei Er⸗ öffnung der Nationalgalerie und in der für diese grundlegenden Wagenerschen Sammlung sogar 18 % betragen hat.

Wenn weiter der Herr Vorredner darauf hingewiesen hat, daß manche Bilder nicht so hängen, wie er es wünschen möchte, so glaube ich, daß bei dem Besuch eines Museums ein jeder Besucher in der Beziehung eigene Ansichten hegen wird. Bei der großen Fülle der Bilder und der außerordentlichen Beschränktheit des Raumes ergibt sich von selbst, daß nicht jedes Bild so hängen kann, wie es vielleicht der Direktor selbst wünschen möchte. Auch die Verschiedenheit der Auf⸗ fassung über den Wert der einzelnen Gemälde dürfte doch wohl in Betracht kommen. Ich will aber hierauf nicht näher eingehen, zumal die Art der Aufhängung bei dem Raummangel einem gewissen Wechsel unterworfen ist.

Auf die gestellte Anfrage möchte ich noch bemerken, daß die Raczynskische Galerie nach Posen in das dortige Kaiser Friedrich⸗ Museum gekommen ist.

Abg. Dr. Hauptmann (Zentr.) wünscht, daß der Staat mehr Mittel für die Denkmalpflege in der Rheinprovinz auswerfe. Bei der großen Fülle der rheinischen Naturdenkmäler müsse der Staat mit seinen Mitteln helfen.

Wirklicher Geheimer ee. e Sr von Bremen weist auf die Mittel hin, die für diesen fü. ereits im Etat enthalten sind.

Bei dem Fonds zur Unterhaltung der Erdbeben⸗ stationen in Königsberg, Breslau, Göttingen, Aachen sowie der Erdbebennebenstationen in Clausthal und auf Helgoland

weist

Abg. Dr. Wagner (freikons.) darauf hin, daß der Leiter der Erd⸗ bebenstation bei Breslau Dr. von dem Borne nicht mehr in der Lage sei, den Betrieb weiter zu leiten, wenn er nicht einen Zuschuß von etwa 2000 erhalte; er habe bisher aus eigenen Mitteln 50 000 für die Station verwendet, man könne aber niemand zumuten, für

staatliche Zwecke dauernd solche Aufwendungen zu machen. „Zu dem Zuschuß an die für staats⸗ nislenschaftliche ortbildung zur Abhaltung von staats⸗ wi enschaftlichen Kursen, 34 000 (4000 mehr als im Vorjahre), bemerkt Abg. Schiffer (nl.): Ich habe wiederholt auf die Bedeutung dieser Institution für die staatswissenschaftliche Fortbildung hinge⸗ wiesen und möchte heute anregen, ob nicht Garankien für den Fort⸗ bestand derselben gegeben werden könnten, da die freiwillige Tätigkeit auch einmal erlahmen könnte. Wenn man auch nicht direkt an eine Verstaatlichung zu denken braucht, so kann doch wenigstens eine An⸗ lehnung an staatliche Institutionen in Erwägung gezogen werden. Jedenfalls ist eine organisatorische Maßnahme gerechtfertigt, um auf die Dauer den Bestand der staatswissenschaftlichen Fortbildungskurse ju gewährleisten. Ich begrüße deshalb mit Freude, daß der Fonds in diesem Jahre erhöht worden ist. Das Publikum in den Kursen setzt sich aus allen Berufen zusammen. Die Vereinigung w. auf alle Fälle in erbindung mit dem Kultusministerium bleiben, sie darf sich nicht als ein freier. Verein loslösen, denn das Ministerium hat bei der ründung und hei der Erhaltung dieser Institution immer mitgewirkt. Ich wünsche, daß das Verhältnis der Vereinigung zu dem Ministerium nicht nur erhalten bleibt, sondern sich immer mehr verstärkt, denn es besteht ein staatliches Interesse daran, diese für einen großen Teil der eamten so nüclich Einrichtung zu erhalten. Abg. Dr. Arendt (fr. kons.): Ich habe auch wiederholt meine Be⸗

sriedigung über das Zustandekommen und die Entwicklung der Staats⸗ e

wissenschaftlichen Vereinigung ausgesprochen. Bei den heutigen wirtschaftlichen und sozialen Aufgaben müssen unsere Verwaltungs⸗ d mten auch abseits der UniverFtät eine Stätte haben, wo sie in vorgerücktem Alter ihre Kenntnisse von der sozialen Geseg dung und * wirtschaftlichen aben vervollständigen können. Die Lösung, die Frage gefunden hat, richtig, und wir müssen dem Kultusministerium rdie Art der Lösung danken. Ich habe die ernstesten Bedenken, und e werden von meinen Freunden geteilt, daß die Vereinigung, wenn nehbtf ch nicht in den Händen des Kultusministeriums befindet, 881 denselben Segen bieten konnte wie bisher. Insbesondere Erchte ich davor warnen, eine Art freie Vereinigung an die

jetzigen Organisation zu setzen; sie muß vielmehr

immer organischer dem Kultusministerium angefügt werden. Auch äͤußerlich muß dokumentiert werden, daß die Staatswissenschaftliche Vereinigung unter der Leitung des Kultusministeriums steht, denn nur dann sind wir sicher, daß sie nicht auf politische oder sozialpolitische Abwege gerät. Wir können zum Ministerium das Vertrauen haben, daß der Wissenschaft freie Bahn gegeben wird, aber in keiner Weise den Absichten, die zu Tage treten, entgegengekommen wird. Deshalb wünsche ich, daß auch in Zukunft die Vereinigung in engster Be⸗ ziehung zum Kultusministerium bleibt, und daß dieses die Ver⸗ antwortung dafür übernimmt, aber anderseits volle freie Verfügung vorbehalten wird. Dann werden diese Mittel sehr gut angebracht sein, weil es sich um wichtige staatliche Aufgaben handelt.

Abg. Dr. Krüger⸗Marienburg (kons.) erklärt, A auch seine Partei es für geboten halte, daß die Staatswissenschaftliche Vereinigung unter der Leitung und der Verantwortung des Kultusministeriums bestehen bleibe.

Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ angelegenheiten Dr. Holle:

Meine Herren! Ich kann den drei Herren Vorrednern nur meinen Dank aussprechen für das freundliche Interesse, das sie der Vereini⸗ gung für staatswissenschaftliche Fortbildung in ihren Ausführungen bekundet haben. Ich stehe mit ihnen im wesentlichen auf demselben Standpunkt und habe ebenso wie mein Herr Vorgänger den lebhaften Wunsch, diese Vereinigung mit Rücksicht auf ihre bisherige vortreff⸗ liche Entwicklung zu fördern und ihr noch zu weiteren Erfolgen zu verhelfen.

Da die Vereinigung vom Kultusministerium ins Leben gerufen ist, auch in ihren finanziellen Verhältnissen lediglich durch die seitens des Staats im Kultusetat verfügbaren Mittel getragen wird, da end⸗ lich die bisherige Organisation zu diesen ausgezeichneten Ergebnissen geführt hat, sehe ich keinen Anlaß, an dieser Organisation etwas zu ändern, und hoffe auch, daß bei der staatswissenschaftlichen Vereinigung darauf gerichtete Bestrebungen im Ernst nicht bestehen werden. (Bravo!)

Bei dem Zuschuß für die Kunst⸗ und Kunst⸗ gewerbeschule in Breslau polemisiert

Abg. Dr. Wagner (fr. kons.) gegen Angriffe, welche der Abg. Hammer bei der Beratung des Etats der Handels⸗ und Gewerbeverwaltung gegen dieses Institut und dessen Leiter gemacht hat. Der Abg. Hammer, der von ihm darüber verständigt sei, daß seine Ausführungen heute eine Erwiderung erfahren würden, der aber nicht anwesend zu sein scheine, habe damals den ganzen Winter seines Mißvergnügens über den Direktor der Kunstschule ausgebreitet. Herr Hammer habe zwar von dem Breslauer Kunstgewerbemuseum gesprochen, aber die Kunstschule gemeint. Diese habe eine Ausstellung veranstaltet, auf welche gewiß zahlreiche Kollegen durch das originelle Plakat aufmerksam gemacht worden seien; auf dieser Ausstellung sei auch ein vollständig ausgestattetes Amtszimmer ausgestellt gewesen, welches der Gegenstand der Ausstellungen des Kollegen Hammer geworden sei. Herr Hammer habe angebliche Aussprüche des Direktors zitiert, die von diesem nie⸗ mals getan seien; er habe ferner gegen die Anlegung von Werkstätten sich ausgesprochen. Die Anlegung dieser Werkstätten, ohne die eine Weiterentwicklung des Kunstgewerbes nicht möglich sei, sei vorher von den Vertretern des Kunstgewerbes in Breslau sehr lebhaft befür⸗ wortet worden; später hätten sich einige davon beschwert gefühlt, und deren Stimme sei durch Herrn Hammer hier zum Ausdruck gekommen. Mit Unrecht habe sich Herr Hammer gegen den angeblichen Dualismus der Anstalt gewendet; die Breslauer Anstalt sei in erster Linie Kunst⸗ schule, also künstlerische Anstalt, und erst in zweiter Linie für das Kunstgewerbe bestimmt. Jedenfalls wolle man in Breslau die Kunst⸗ schule behalten. Gegen eine vollständige Kunstakademie werde sich ja die Stadt gewiß nicht sträuben, denn ein Bedürfnis sei dazu vor⸗ handen, aber vorderhand sei man noch nicht so weit; die vorhandenen Malunterrichtskräfte seien sehr tüchtige und ausgezeichnete Männer. Ebenso solle dem Verlangen nach Ueberführung der Kunstschulen in das Ressort des Ministeriums für Handel und Gewerbe nicht statt⸗ egeben werden; Hammer solle vielmehr die auf Erhöhung des deetenstgewerte onds gerichteten Bestrebungen unterstützen.

Abg. Hammer (kons.), der hierauf das Wort erhäͤlt, ist nicht anwesend.

Die Ausgaben für die Kunstschule in Breslau werden be⸗ willigt, ebenso ohne Debatte die Ausgaben für die Akademie

der Wissenschaften. b 1

Damit ist das Ordinarium der Ausgaben für Kunst und Wissenschaft erledigt.

Im Extraordinarium befindet sich u. a. eine 6. Rate von 1 280 000 zum Neubau der Viehothet⸗ der Universitäts⸗ böbeircheh und der Akademie der Wissenschaften. Die Budget⸗ kommission beantragt, von diesem Posten den Betrag von 520 000 egee und unter besonderem Titel als erste Rate für den Ankauf und die bauliche Ausgestaltung der Villa Bonaporte in Rom zu bewilligen.

Der Referent teilt mit, daß es sich hier allerdings um ein etwas ungewöhnliches Verfahren gegenüber dem Etat handele; sübesen sei festgestellt worden, daß das in letzter Stunde erfolgte Angebot der Villa ein sehr günstiges sei und der Ankauf zwei dringenden Be⸗ dürfnissen abhelfen werde. Einmal könne der preußische Gesandte beim Päpstlichen Stuhl in Rom keine Wohnung bekommen, ander⸗ eits müsse man für eine bessere Unterbringung der Studien halber in

om weilenden deutschen Künstler sorgen; andere Nationen seien in dieser Hinsicht weit besser eingerichtet. An das Angebot sei der Offerent nur bis zum 1. April gebunden, es sei daher die Erledigung der Angelegenheit bis zu diesem Termin sehr wünschenswert.

Ohne Debatte beschließt das Haus nach den Anträgen der Kommission und bewilligt auch die übrigen Posten dieses Extraordinariums.

Zur Vorbereitung eines Neubaues eines hessischen Landesmuseums in Cassel werden 10 000 gefordert; die Gesamtkosten sind auf 000 veranschlagt.

Abg. Dr. Schroeder⸗Cassel (nl.): Ich habe schon seit einer Reihe von Jahren hier die Ansicht vertreten, daß die außerordentlich wertvollen Sammlungen in Cassel außerordentlich schlecht und un⸗ zureichend untergebracht sind. achdem diese Sammlungen in den Besitz des preußischen Staates übergegangen sind, hat dieser auch die Verpflichtung, für eine angemessene Unterbringung zu sorgen. Die Stadt Cassel hat nun den Bauplatz für dieses neue Museum zur Verfügung gestellt. Dieser hat einen Wert von 465 000 ℳ, das ist ungefähr die Hälfte dessen, was der Staat dafür aufwenden soll. Der preußische Staat kommt hierbei also sehr gut weg. Ich möchte bitten, daß das hessische Landesmuseum in einer. Weise gebaut würde, die der Bedeutung der Sammlungen entspricht. Der preußische Staat kommt damit nur seiner Verpflichtung nach.

Beim Kapitel des technischen Unterrichtswesens,

und 7 bei den Einnahmen, bemerkt

bg. Dr. Beumer (nl.): Ich habe in der Budgetkommission auf die Erwerbstätigkeit der Professoren an der Technischen Hoch⸗ schule in Charlottenburg hingewiesen. Der Minister hat mir darauf eine völlig korrekte und mich in hohem Grade erfreuende Antwort ge eben. Er hat zunächst mein Einverständnis dafür vorausgesetzt, die Professoren an den technischen Hochschulen mehr als andere Professoren auf den Zusammenhang mit der Praxis hingewiesen seien, und daß ihnen infolgedessen gestattet sein müsse, auch praktisch tätig zu sein; wo aber in einer übertriebenen Weise eine Erwerbstätigkeit der Professoren erfolge, da werde er Remedur schaffen. Ich war mit dieser Antwort völlig zufrieden. Dann aber erhob sich einer der Kommissare des Ministers, bezweifelte einige meiner Angaben und sprach von Uebertreibungen. Ich erwiderte sofort, daß ich die Angelegenheit

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im Plenum zur Sprache bringen würde. Der Vorwurf der Uebertreibung ist für einen Abgeordneten einer der schwersten, den es geben kann. Ich habe mir einen solchen Vorwurf bisher in meiner Tätigkeit im Landtage und Reichstage niemals zugezogen. Ich hahe stets das Wort beherzigt: wo du nichts weißt, halte das Maul! Ich werde dem Kommissar beweisen, daß ich nicht übertrieben habe, daß dagegen seine Angaben unzutreffend sind. Ich tue das aus etatsrechtlichen Gründen im Interesse der Technischen Hochschule in Charlottenburg und ihrer akademischen Jugend und im Interesse der deutschen Industrie, insbesondere des deutschen Maschinenbaues. Es handelt sich hier um das System Riedler, das eine geradezu erschreckende Ab⸗ wanderung der Studierenden des Maschinenbaufachs von der Char⸗ lottenburger Hochschule zur Folge gehabt hat. Meine Informationen stammen durchaus nicht aus der Quelle eines einzelnen Professors, sondern aus den Kreisen zahlreicher Schüler der technischen Hoch⸗ schulen und aus zahlreichen Maschinenbauanstalten. 8. be⸗ Süfecbse selbstverständlich nicht, die Hochschule in Charlotten⸗ burg irgendwie zu schädigen, im Gegenteil, ich beabsichtige, ihr und der akademischen Jugend zu nützen, indem ich eine Besserung herbeizuführen wünsche da, wo sie not tut. Ich bin der letzte, der die große Bedeutung des Herrn Geh. Rats Prof. Riedler unterschätzt. Aber gerade deshalb bedauere ich doppelt, 8 der ge⸗ nannte Herr mehr und mehr den richtigen Maßstab für seine Be⸗ deutung im Verhältnis zu der Bedeutung anderer Männer der tech⸗ nischen Wissenschaft zu verlieren und eine Herrschaft anzustreben cheint, die nirgends weniger angebracht ist als auf dem Gebiete der echnik. Wenn irgendwo Unfehlbarkeit nicht anerkannt wird, so erade auf dem Gebiete der Technik. Professor Riedler bildet seine chüler in ganz einseitiger Weise oder hauptsächlich, will ich einmal sagen, in der konstruktiven Richtung aus, während auf anderen Feehesn gleichzeitig hoher Wert auf die für den Maschinen⸗ u nicht zu entbehrende wissenschaftliche Grundlage der Mathematik, Physik und Mechanik gelegt wird. Die Durchführung des Systems Riedler hat einen geradezu erschreckenden Abgang aus der Abt. III der Charlottenburger Hochschule zur Folge gehabt, sie ist von 2026 Studierenden im Jahre 1901/02 auf 789 im Jahre 1907/08 zurückgegangen. Es ist nicht richtig, daß ein Rückgang auf allen technischen Hochschulen eingetreten sei. Nach einer Tabelle, die ich dem Minister zur Ver⸗ fügung stelle, betrug die Verminderung in den letzten 10 Jahren in 11,2 %, in Braunschweig 22,5, in Stuttgart 10,7, in harlottenburg 38,6 % Dagegen hat die Ziffer zugenommen in Darmstadt um 9,2, in Dresden um 28,9, in München um 26,6, in Karlsruhe um 43 %. Das sind Zahlen, die ganze Bände sprechen. Die Studierenden des Maschineningenieurfaches wandern von Charlottenburg aus und gehen nach Karlsruhe usw. Das System Riedler hat Fiasko gemacht, weil die Industriellen die in einseitig konstruktiver Richtung ausgebildeten Ingenieure nicht mehr haben wollen. Der Leiter einer der größten Maschinen⸗ und Schiffs⸗ werftanstalten hat mir in einem ausführlichen Telegramm aus St. Petersburg darüber Mitteilung gemacht. Ich bringe dieses Telegramm nicht zur Verlesung, weil ich durch die öffentliche Mit⸗ teilung der herben Kritik dieser Zustände die Charlottenburger Hochschule nicht schädigen will, ich stelle aber das Original dem Minister zur Verfügung und konstatiere nur, daß diese große Maschinen⸗ bauanstalt und Schiffswerft seit Jahren Studierende des Maschinen⸗ ingenieurwesens der Charlottenburger Hochschule nicht mehr annimmt, sondern mit Vorliebe solche aus Karlsruhe, Hannover und Zürich. Geheimer Rat Riedler dreht nun den Spieß um und sagt, diese Nicht⸗ verwendung der akademisch gebildeten Maschineningenieure beruhe darauf, daß das deutsche Naseh mermesen mehr und mehr dazu über⸗ gehe, überhaupt nur noch wenige akademisch gebildete Ingenieure zu beschäftigen, daß es sich vielmehr mit Technikern behelfe. Das st durchaus unzutreffend. Dazu ist der deutsche Maschinenbau viel zu intelligent und aus dem ureigensten Interesse bestrebt, nicht nach einem so törichten Rezept zu arbeiten. Von den Labora⸗ torien in Charlottenburg sollen vier den Forschungen der Pro⸗ fessoren dienen. Ich möchte den Minister bitten, einmal ermitteln zu lassen, was an Forschungen aus diesen vier Laboratorien veröffentlicht ist, und davon dem Hause Mitteilung zu machen. Das Haus hat 227 000 für das Laboratorium für Verbrennungs⸗ maschinen bewilligt, nachdem sich Geheimer Rat Riedler erboten hatte, diesem Laboratorium Maschinen im Werte von 138 500 zum Ge⸗ schenk zu machen. Ich habe in der Kommission nicht verstanden, was der Kommissar in bezug auf diese Maschinen mir erwidert hat. Die Antwort lautete etwa dahin, daß diefe Maschinen nicht rechtzeitig hätten fertig sein können. Ich frage jetzt ausdrücklich: enthält das be⸗ treffende Laboratorium Maschinen im Werte von 138 500 ℳ, und welche Maschinen sind das? Eine Antwort darauf liegt auch im Interesse der Steuerzahler. Bei der Schiffsmaschinenbauabteilung bestehen ebenfalls Klagen. Geheimer Rat Riedler möchte gern alles haben. Charakteristisch war die Aeußerung des Kommißars in der Kommission, eigentlich sei der Absturz im Maschinen⸗ ingenieurwesen von 2026 Studierenden auf 789 gar nicht so un⸗ willkommen, da 2026 Besucher für eine Abteilung zu viel seien. Ich erkenne das an, aber warum hat man nicht die Abetei⸗ lung rechtzeitig in zwei Abteilungen geteilt? In den Schiffbau⸗ eser sagt man, der Einfluß des Geheimen Rats Riedler habe dies verhindert. Ich übergehe die rage, ob nicht eine Verminderung der Studierenden des aschineningenieurwesens wünschenswert ist; aber solange so viele Besucher da waren, wäre eine zweite Abteilung nötig gewesen. Bezüglich der Schiffsmaschinen⸗ kunde bin ich zwar durch den Minister beruhigt; aber ich muß doch darauf aufmerksam machen, wie die Abteilung für Schiffsmaschinenbau in Charlottenburg bisher behandelt ist. Von den gesamten Mehr⸗ ausgaben von 1902 bis 1908 entfielen auf die Abteilung für Maschinenbauingenieure 36,55 %, für Schiffbauingenieure nur 1,47 %. Bei der zunehmenden Bedeutung unseres Schiffbaues bitte ich den Minister, nach dem Rechten zu sehen, damit diese ee nicht weiter geht. Ich hoffe, daß er nfolge seines früheren Amtes dieser Frage besonderes Interesse entgegenbringt. Zum Beweise, wie ich mich über die Sache in⸗ formiert habe, kann ich eine Erklärung von drei erstklassigen Maschinenbauanstalten und Schiffswerften vorlegen, worin sie erklären, daß nach ihrer Ansicht der Unterricht im Seiemcsctracen von dem Schiffbau organisch nicht zu trennen ist, und daß die auf Fortschritte im Schiffsmaschinenbau gerichteten Bestrebungen be⸗ rechtigt sind und Förderung von Staats wegen beanspruchen können. Ge⸗ heimer Rat Riedler hat dem deutschen Maschinenbau den unberechtigten Vorwurf gemacht, daß er nicht genügend akademisch gebildete Ingenieure beschäftige, sondern minderwertige Kräfte. In einem Vortrage hat er u. a. behauptet, daß die technischen Schulen ihre Aufnahmebedingungen heraufsetzten und bestrebt seien, Hilfskräfte für die Industrie heran⸗ zubilden, während ihnen lediglich die Berufsausbildung von Hand⸗ werkern und Werkmeistern zuzuerkennen sei. Die Fülle von Ungerechtig⸗ keit in diesem Vortrag ist von dem Verein der deutschen Maschinen⸗ bauanstalten in dessen Mitteilungen zum Gegenstand der Besprechung emacht, und ich verweise der Kürze halber auf diese Widerlegun für deren Ernst die hervorragenden Männer bürgen, die diesen Verein leiten. In diesen Publikationen hat der Verein der deutschen Maschinen⸗ bauanstalten festgestellt: Erstens die Industrie und Maschinen⸗ industrie braucht erheblich mehr Techniker als Ingenieure; zweitens eine Abneigung gegen die Anstellung von Ingenieuren besteht in der Industrie nicht und darf nicht bestehen, wenn nicht die Industrie sich selbst schädigen will; drittens die Gehaltsfrage ist ohne Einfluß auf das zahlenmäßige Verhältnis der Ingenieure in der Industrie. Be⸗ züglich des kechnischen Unterrichtswesens wünscht der Verein, daß außer den technischen Schulen besondere Schulen für die Ausbildung der Techniker und Werkmeister errichtet werden, sowie daß die mittleren technischen Schulen für Werkmeister nach einheitlichen Ge⸗ sichtspunkten einzurichten sind, und daß die Bestrebungen, den Arbeits⸗ plan der lechnischen Mittelschulen über das ihnen zuträgliche Maß auszudehnen und sie den technischen Hochschulen zu nähern, besonders zu bekämpfen sind. In dem letzteren Punkt ist auch der Handels⸗ minister mit mir einig, daß näͤmlich diese Schulen über ihr Lehrziel nicht hinausgehen dürfen, weil sie Unteroffiziere für die Industrie