Eisenbahnverkehrsordnung.
Auf Vorschlag des Reichseisenbahnamts hat der Bundesrat die §§ 30 und 39 der Eisenbahnverkehrsordnung geändert. Die früheren Vorschriften im § 30, wonach auch kauf⸗ männisch verpackte Kisten, Tonnen, Fahrzeuge und andere nicht zum Reisebedarf zu rechnende Gegenstände sowie kleine Tiere in Kisten, Säcken oder dgl., wenn sie sich zur Be⸗ 1. ves. mit Personenzügen eigneten, ausnahmsweise als eisegepäck zugelassen werden konnten, haben vielfach zu Unzuträg⸗ lichkeiten Anlaß gegeben. Da sich die am 1. Mai v. J. eingeführten Gepäcksätze — namentlich für größere Entfernungen — billiger ce-e. als die Sätze für reß⸗ und Eilgut wurden neuer⸗ Wings haufig Güter jeder Art (Maschinen, Eisenteile, Möbel u. dgl.) in so großen Mengen zu den Personen⸗, Schnell⸗ und Eilzuͤgen als Reisegepäck aufgeliefert, daß die Pünktlichkeit des ugverkehrs ernstlich gefährdet war. Die am 1. d. M. auf ntrag der Interessenten gewährten neuen Erleichterungen des Gepäckverkehrs ließen eine weitere Steigerung der Güter⸗ gee. in den Personenzügen befürchten. Im Interesse der Regelmäßigkeit und Sicherheit der Züge war es deshalb notwendig, den § 30 so zu ändern, daß nur solche Gegenstände als Reisegepäck angenommen werden müssen, die der Reisende zu seiner Reise bedarf, während der Tarif zu bestimmen hat, ob und unter welchen Be⸗ dingungen etwa noch andere Gegenstände als Gepäck befördert werden. Durch die Aenderung tritt gegenüber dem bisherigen Rechtszustande keine Verschiebung zu Ungunsten des Publikums ein; es soll nur der mißbräuchlichen Inanspruchnahme des Ge⸗ päcktarifs vorgebeugt werden. Unter anderem werden Waren⸗ proben (Muster), die Geschäftsreisende mit sich führen und die nach ihrer Verpackungsart als Proben erkennbar sind, nach wie vor als Reisegepäck zugelafsen. Für den § 39 ist ebenfalls eine kürzere und klarere Fassung worden.
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Dem bisherigen Dirigenten der Kirchen⸗ und Schul⸗ abteilung bei der Königlichen Regierung in Marienwerder, Oberregierungsrat von Steinau⸗Steinrück ist die Stelle des Oberregierungsrats bei dem Regierungspräsidenten daselbst übertragen worden.
Der Regierungsassessor Steinmann aus Koblenz ist der Königlichen Regierung in Breslau zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.
1““
Großbritannien und Irland.
8 Im Unterhause stellte gestern der Abg. Lee (kons.) die Anfrage, welche Maßnahmen eegeiffen würden, um die drei in der jüngsten Zeit verlorenen Schiffe „Gladiator“, „Tiger“ und „Gala“ zu ersetzen. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erwiderte der Erste Lord der Admiralität Me Kenna, daß das englische Schiffbauprogramm nicht in o engem Rahmen gehalten sei, um ein sofortiges Handeln zur ebieterischen Notwendigkeit zu machen. Mit Rücksicht auf den Um⸗
geboten habe, den Ersatz zu höchst vorteithaften Bedingungen vorzu⸗
erwäge jetzt la zun Höcht diese Frage aar Sceeee setzte sodann die zweite Lesung des Schank⸗
stättengesetzes fort und nahm es mit 397 gegen 147 Stimmen an. 3 “ C1““
Rufzland. Die Dauer des verstärkten Schutzes in den Gouverne⸗ ments Jekaterinoslaw und Cherson ist, „W. T. B.“ zufolge, bis 31. Oktober bezw. 2. November 1908 verlängert worden. Für die Stadt Tscherdyn im Gouvernement Perm wurde für
ein Jahr der verstärkte Schutz erklärt.
1 In der Pairs⸗ und Deputiertenkammer gedachte man gestern der während der letzten Unterbrechung der parla⸗ mentarischen Tätigkeit verstorbenen Mitglieder. In der Deputiertenkammer erinnerte der Republikaner Costa, „W. T. B.“ zufolge, unter allgemeinem Beifall an die Reden Hintze Ribeiros, aus denen man Lehren für die Zukunft ziehen müsse. 18 3 Türkische Blätter melden, daß 2. türkischen Truppen und einer bulgarischen Bande unter dem Chef Velko in Skantschentepe im Verwaltungsbezirk Köprülü ein Zusammenstoß stattgefunden habe, wobei der Bandenchef und drei Komitatschis getötet worden seien.
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8 Das Deutsche Kaiserpaar hat vorgestern abend nach mehrwöchigem Aufenthalt die Insel Korfu verlassen und ist, „W. T. B.* zufolge, gestern früh an Bord der Jacht „Hohenzollern“ zu kurzem Aufenthalt in Santa Maura ein⸗ getroffen. Dänemark.
1 Das Landsthing hat in der gestrigen Sitzung die Zoll⸗ reformvorlage mit 32 gegen 22 Stimmen angenommen. 8 Nach dem Bericht des „W. T. B.“ soll das neue Zollgesetz mit Ausnahme der Zollerhöhungen für Tabak und Spirituosen, die sofort in Kraft treten, vom 1. Januar 1909 ab Gültigkeit haben. Das Gesetz sieht zahlreiche Zollbefreiungen bezw. Zollerleichterungen vor. Ins⸗ eesondere werden vom Zoll befreit Petroleum, rohes Steinsalz, gesalzene Heringe, Talg, roh und geschmolzen, Oleomargarine, Wachs, Tran, ferner Eisenbahnschienen, gerade gezogene Rohre über 6,5 mm. Stärke, Platten, roh ausgewalzter Draht, Schiffe und Boote, Mühlen⸗ und Schleifsteine. Zollermäßigungen treten unter anderem ein für Kaffee, Zichorien und gebrannte Kaffeesurrogate, für Reis und Reis⸗ mehl, Zucker, Chemikalien, Kautschuk und Guttaperchaartikel, Farben und Farbwaren, Bauholz, Margarine und Stearin, Garne, Zwirn und Tauwerk aus Pflanzenstoffen und für Flaschen. Der Zoll für Stein⸗ kohlen wird von 9 Oere für 100 kg 83 3 Oere, für grobe Eisenwaren (Schrauben, Ketten, Anker, Nägel ꝛc) von 12 ½ bezw. 6 ¼ Oere auf 3 Oere herabgesetzt. Elektrische Maschinen (Dynamos und Elektro⸗ motore) haben 7,5 % vom Werte, andere Maschinen 5 % vom Werte, gegen bisher 6 ¼ Oere für das Kilo zu bezahlen. Der Zoll für Papier und Papierwaren wird durchgehend um zirka 20 % 55 Zoll⸗ erhöhungen erfahren Tabak und Spirituosen. Die finanzielle Wirkung der Veränderung der Zollsätze und der inländischen Spirituosen⸗ abgaben wird wie folgt veranschlagt: Die Heibbsctungen betragen 12 Millionen Kronen, die Erhöhungen im Zollgesetz 5 Millionen Kronen, sodaß si also ein Rückgang im Zollgesetz von Millionen Kronen ergibt. Die Erhöhung der inländischen Abgaben auf Spirituosen wird nach Schätzung eine Mehreinnahme von
ttand aber, daß sich ganz von selbst eine gußerordentliche Gelegenheit 1 4
2 ½ Millionen Kronen bringen und eine gleichzeitig vorgenommene Erhöhung der Erbschaftssteuer 2 Millionen Kronen ergeben, sodaß anzunehmen ist, daß ein ungedeckter Rückgang in den Staatseinnahmen von 2 ½ Millionen Kronen verbleiben wird.
— Das Folkething hat gestern in einer Abendsitzung den vom Landsting angenommenen Sol esetzentwurf mit 73 Stimmen bei 20 Stimmenthaltungen ebenfalls angenommen.
Amerika.
Die Streitigkeiten zwischen Peru und Columbien wegen des strittigen Geländes am Rio Portomay dauern, nach einer Meldung des „W. T. B.“, fort. Nach den letzten amtlichen Nachrichten aus Manao hat dort ein Kampf statt⸗ gefunden, in dem 50 Mann gefallen sind. “
Asien.
Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ aus Urmia überfallen die Kurden bei Nacht die in der Nähe der Stadt gelegenen Dörfer und Mühlen und haben bis jetzt in neun Dö gewaltsam Abgaben eingetrieben.
— Die Lage an der indischen Grenze ist, wie „Reuters Bureaus von maßgebender Stelle erfährt, nicht be⸗ unruhigend. Es heißt, daß die afghanischen Banden dieselben wilden, undisziplinierten Banden seien, die zu Anfang des Streits mit den Zakkakhels auftraten, und daß sie zu⸗ sammen nicht mehr als 9000 Mann ausmachen. Es besteht weder Cen . der Annahme, daß sie im Einverständnis mit dem Emir handeln, noch dazu, die augenblickliche Lage in irgend einer Weise mit den Ansichten des Emirs über das englisch⸗ rufstsche Abkommen in Verbindung zu bringen. Man hält es nicht für wahrscheinlich, daß die Operationen eine größere Ausdehnung nehmen werden. Wie Depesche des „W. T. B.* meldet, hat der General Wilcocks gestern früh die Afghanen auf den Hügeln westlich von Landi Khotal angegriffen, wobei er nur auf geringen Widerstand stieß, da der feindliche Führer gleich zu Beginn des Gefechts 8 ohen war. Die Afghanen wurden sämtlich über die
renze geworfen. Auf englischer Seite wurden ein Offizier und zwei Gemeine verwundet. Von verschiedenen indischen Maharadschas sind der Regierung Truppen angeboten worden.
— Der „Evening Standard“ meldet aus Kalkutta, daß die Behörden einer revolutionären Verschwörung gegen⸗ überstehen. Beschlagnahmte Dokumente enthüllten unter anderem einen Anschlag gegen das Leben Lord Kitcheners und anderer hoher Beamten. . 16
eine
Weiteren Nachrichten des „Reuterschen Bureaus“ zufolge gehe die Mörder des stellvertretenden Inspektors der Blaue kilprovinz Scott Moncrieff zu den fanatischen Derwischen, die von Abd el Kader angeführt werden, der sich selbst zum Propheten ausrufen ließ. 10 Mann von der Phneischen Truppenabteilung wurden in dem Gefecht mit den Derwischen P Die Derwische haben ihre Stellungen verlassen, wo ann die Leichen Scott Moncrieffs und eines mohammedanischen mit Moncrieff getötet
Richters Namens Hamour, der zugleich 1u““
wurde, aufgefundes Vuzfn sin.
3 4
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tags befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage 8
— Zu Beginn der heutigen 150: Sitzung des Reichs⸗ tags, welcher der Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. von Bethmann Hollweg, der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieberding, der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dernburg und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Schoen beiwohnten, erbat und erhielt der Präsident Graf Udo zu Stolberg⸗Wernige⸗ rode die Ermächtigung, Seiner Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheit dem Kronprinzen zu dessen Geburtstag am 6. Mai die Glückwünsche des Hauses darzubringen.
Der Abg. Schwabach (nl., Memel⸗Heydekrug) hat das Mandat niedergelegt.
Die beiden am 26. September 1906 in Bern zwischen dem Deutschen Reiche und verschiedenen anderen Staaten unterzeichneten Internationalen Abkommen a. über das Verbot der Nachtarbeit der gewerblichen Arbeiterinnen, b. über das Verbot der Verwendung von weißem (gelbem) Phosphor zur Anfertigung von Zündhölzern wurden in zweiter Lesung im einzelnen K. Debatte unverändert angenommen.
In dritter Beratung gelangten die Vereinbarung . dem Reich und der Schweiz üg der Ver⸗
egung der deutsch⸗schweizerischen renze bei Leopoldshöhe und der zugehörige Gesetzentwurf 28 Dis⸗ kussion endgültig zur ö
Es folgte die erste und eventuell zweite Beratung der drei am 17. Juli 1905 im Haag unterzeichneten Abkommen über das internationale Privatrecht, und zwar: a. be⸗ treffend den Geltungsbereich der Gesetze in Ansehung der Wirkungen der Ehe auf die Rechte und Pflichten der Ehe⸗ gatten in ihren persönlichen Beziehungen und auf das Vermögen der Ehegatten, b. über die Entmündigung und gleichartige Fürsorgemaßregeln, c. über den Zivilp 8—49 endlich d. eines Gesetzentwurfs zur Ausführung des Abkommens über den Fleilvreze⸗
Hierzu ergriff der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Schoen das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut mitgeteilt werden wird. 88 8
Dem Reichstage ist das Weißbuch über Marokko ugegangen, das die Vorgänge vom September 1906 bis zum April 1908 behandelt.
Statistik und Volkswirtschaft.
Handelsverträge und Außenhandel.
Interessante Angaben über die Entwicklung des deutschen Außen⸗ handels seit dem Inkrafttreten der neuen Handelsverträge bietet die soeben veröffentlichte amtliche Handelsstatistik für 1907. Nach den Ziffern des Kaiserlichen Statistischen Amts betrug unsere Gesamt⸗ aus fuhr (ohne Edelmetalle): “
iim Jahre 1905. 42 Millionen Mark,
4 1907. 6851 „
Die Zunahme hat also seit 1905 über 1100 Millionen Mark und
sogar von 1906 zu 1907 noch rund 500 Millionen Mark betragen,
trotz der zweifellos sehr erheblichen Voreinfuhr, die in den beiden ersten Monaten des Jahres 1906 wegen der mit dem 1. März 1906 eingetretenen Zollerhöhungen nach vielen Auslandsstaaten statt⸗ gefunden hat.
Will man die unmittelbare Wirkung der Handels. verträge beurteilen, so bedarf es der gesonderten Betrachtun zunächst derjenigen Gruppe von Staaten, mit denen wir Tarff⸗ verträge abgeschlossen haben, auf dem Fuße der Meistbegünstigung leben, und endlich der⸗ jenigen Staaten, die zu uns überhaupt nicht in einem Vertragsverhältnisse stehen. Zu den Tarifvertragsstaaten gehören u. a. Oesterreich⸗Ungarn, Rußland, die Schmweiz, Belgien, ien, Schweden, Rumänien, Serbien, — zu den Meistbegünstigungsstaaten die Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich, die Rieberlande Dänemark, Argentinien, Britisch⸗Indien, Japan, im vorliegenden Sinne auch Großbritannien, — zu den Staaten ohne Handels⸗ verträge mit Deutschland u. a. Brasilien, China, Portugal, auch Canada. Es betrug der Wert der deutschen Ausfuhr
1905 1906 1907 Millionen Mark nach den Tarifvertragsstaaten.. 2031 2343 2604, nach den Meistbegünstigungsstaaten. 3426 3723 3914, nach den Staaten ohne Handelsverträge 275 293 333. Somit ist von 1905 auf 1907 die deutsche Ausfuhr gewachsen: nach den Tarifvertragsstaaten um 573 nach den Meistbegünstigungsstaaten um 488 „ EC36585 nach den vertragslosen Staaten um 58 „ uX“
Um einzelne Länder noch besonders hervorzuheben, so hat Deutsch⸗ lands Ausfuhr nach Oesterreich⸗Ungarn seit 1905 sich von 580 Millionen auf 717 Millionen Mark und vicerege nach Rußland von 346 Millionen auf 438 Millionen Mark gehoben; die Ausfuhr nach der Schweiz ist von 359 auf 446 Millionen, diejenige nach Italien von 164 auf 303 Millionen, die Ausfuhr nach Rumänien von 44 auf 69 Millionen, diejenige nach Serbien von 6 auf 14 Millionen Mark gestiegen.
Die 1906 und früher in WI ausgegebenen Jagd⸗ eine.
Im Etatsjahre 1906 sind in Preußen nach den „Antlichen Mitteilungen aus der Abteilung für Forsten des Königlich preußischen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten’ 159 130 Jahres⸗, 24 530 Tages⸗ und 15 056 unentgeltliche, zusammen 198 716 Jagdscheine ausgegeben worden. Unter den Jahresscheinen waren 400 und unter den Tagesscheinen 1065 Ausländerscheine, für die je 40 bezw. 6 ℳ zu entrichten sind, während die gewöhnlichen Gebuüͤhren 15 bezw. 3 ℳ für den Schein betragen. Da außerdem noch für 1322 Doppelausfertigungen je 1 ℳ zu zahlen war, so gingen insgesamt 2 475 057 ℳ ein. In den einzelnen Provinzen wurden
ausgegeben: Jagdscheine überhaupt Ausländer⸗
Provinz unent⸗ zu⸗ Jagdscheine Jahres. Tages⸗ geltliche sammen Jahres⸗Tages⸗ Ostpreußen . 10 719 1 209 5 17
1 316 13 244
Westpreußen . 7 015 822 1 140 8 977 4 6
Brandenburg. 18 404 2237 2221 22 862 12 15 ommern 9 368 1 469
11 885 9 26 9 128 11 368 26 97 lesien 15 982
20 169 34 151
Sachsen 17 910 8 23 424 4 21 Schleswig⸗ 1
Holstein 11 728 297 13 218 20 42
annober 3 . 18 410 1 113 22 791 34 86
estfalen: 2 13 954 716 16 979 13 42 Hessen⸗Nassaun 7 415 10 0b5 11 46 Rheinland 18 739 1 23 278 228 516 Hohenzollern. 358 62 466 —
Die Zahl der jährlich ausgegebenen Jagdscheine hat seit 1896 um 17 v. H. zugenommen, die Bevölkerung um ebensoviel. Sowohl 1896 wie 1906 entfielen auf je 100 000 Personen 533 Jagdscheine. Nimmt man an, daß die Jagdbeute des einzelnen Jägers in diesem
eitraume nicht zurückgegangen sei, so muß der Wildabschuß sich ꝛdeutend gesteigert haben. Es fehlt zwar an Nachrichten darüber, wie der Wildbestand sich der häufigeren Ausübung der Jagd gegenüber verhält; die Steigerung der für Jagdpachten gezahlten Preise läßt je⸗ doch vermuten, daß die weitere Verbreitung waidmännischen Verständ⸗ nisses, vermehrter Wildschutz, Winterfütterungen usw. trotz des größeren Abschusses den Wildbestand zunehmen lassen. Ueber die Zahl der in den einzelnen Jahren seit 1896 ausgegebenen Jagdscheine gibt nachstehende
Zusammenstellung Auskunft. Te S. Unentgeliche
Etatsjahr Jahres.
1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 . 1906
Tages⸗ Zusammen 169 781 169 224 171 392 173 832 172 381 174 957 176 239 181 943 190 623 191 926 198 716.
Von der Aussperrung infolge der Maifeier sind, „Voss. Ztg.“ zufolge, in Berlin rund 5500 Arbeiter betroffen worden. avon entfallen die meisten auf die Holzindustrie, wo in 334 Betrieben 3749 Mann zum Teil für sechs Tage, zum Teil dauernd entlassen worden sind. Weiterhin sind von den Metallarbeitern gegen 700 und von den Bauarbeitern gegen 500 ausgesperrt worden. Geringer ist die Aussperrung in den anderen Berufen, weil dort die Arbeiter zum Teil mit Erlaubnis der Be⸗ triebsinhaber gefeiert haben, zum Teil auch von der Maifeier Abstand genommen hatten. Das Einigungsamt des Berliner Gewerbegerichts sollte von den Arbeitern wegen der Entlassung der Maifeieinden an⸗ gerufen werden. Dagegen haben aber z. B. die Unternehmer in der Holzindustrie Widerspruch erhoben. Somit dürfte die Angelegenheit hier nicht zur Sprache kommen. Morgen, Mittwoch, wird ein Teil der Arbeiter wieder eingestellt. Die übrigen sind dauernd von der Arbeit ausgeschlossen worden. Ausstände, wie sie früher im Gefolge der Maifeier zu verzeichnen waren, sind diesmal nicht zu erwarten. — Wie der Deutsche Arbeitgeberbund für das Bau⸗
ewerbe mitteilt, ist zu dem im Schiedsspruch vorgesehenen
ermine (vgl. Nr. 105 d. Bl.) die Zustimmung der beteiligten Arbeitnehmerorganisationen auf dem Gewerbegericht zu Berlin ein⸗ gelaufen, sodaß nunmehr der Schiedsspruch in Wirksamkeit tritt und damit die Einigung über die Arbeitsverhält⸗ nisse im deutschen Baugewerbe vollzogen ist. eser wichtige Vorgang habe auch eine große grundsätzliche Bedeutung, inso⸗ weit als im Baugewerbe hier zum ersten Male die Tarifvertragsfrage zum Gegenstand des Vergleichs zwischen den Zentralverbänden der Parteien geworden sei. Diese Tatsache dürfte nicht ohne Berechtigung 5. zum Reichstarifvertrag im deutschen Baugewerbe an⸗ zusehen sein.
In zwei stark besuchten Versammlungen der Straßenbahner der Stadt Cöln wurde, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, beschlossen, am 25. Mai in den Ausstand zu treten, wenn bis zum 23. Mai die Straßenbahnverwaltung auf die eingereichten Forderungen keine be⸗ friedigende Erklärung gibt, durch die eine Verbesserung der Lohn⸗ und Arbeitsbedingungen, vom 1. April rückwirkend, gewährleistet wird.
ferner der Länder, mit denen wir nur †
„Streikaufhebung Stellung.
a gefabt,,. als eine Fortsetzung des Verrats an der Solinger Arbeiter⸗
Mill. Mark = 28 v. H.,
folgende
woorden, und die zur
voollkommnet, sodaß sie für alle weiteren hydrographischen Forschungen auf der Erde maßgebend sein werden. In den biiologischen
kein Zweifel darüber herrschen, daß diese fäangreichste und planmäßigste, die bisher ausgeführt worden, von
Am 25. Mai ist ein außergewöhnlich reger Straßenbahnverkehr zu
erwarten, weil an diesem Tage die großen Pferderennen stattfinden und das Kronprinzenpaar in Cöln weilen wird. In Solingen, wo, wie mitgeteilt wurde, der Metall⸗
arbeiterverband vor einigen Tagen bedingungslos den Streik bei
der Firma Gottl. Hammesfahr aufgegeben, den er vor 13 Mo⸗
naten über die Firma verhängt hatte, nahm, der „Rh.⸗Westf. Ztg.“
zufolge, die Generalversammlung des Industriearbeiterver⸗ bandes, dem die früheren Fachvereine jetzt angehören, zu dieser Eine Entschließung, die einstimmig
bezeichnet das Verhalten des Metallarbeiter⸗
wurde,
schaft und führt dann weiter aus, daß über die ammesfahr von allen Zweigen des Solinger Industriearbeiterverbandes der
Generalstreik verhängt wird. Alle Steinbildhauer Breslaus sind, wie die „Köln. Ztg.“
wmeldet, wegen Lohntarifstreitigkeiten in den Ausstand getreten.
Die ausständigen Leipziger Schuhmachergehilfen nahmen in einer Versammlung den Bericht der. Streikleitung entgegen. Hiernach sind, der „Lpzg. Ztg.“ zufolge, gegenwärtig über 250 Ge⸗ hilfen im Ausstande. Eine längere Aussprache entspann sich darüber, ob der Streik auch auf die von den Arbeitgebern eingerichteten Reparaturwerkstätten ausgedehnt werden solle. Die . beschloß aus taktischen Gründen, vorläufig davon abzusehen. Gestern abend sollten die Schuh macherinnung und die Vereinig ung selbständiger Schuhmacher in gemeinsamer Sitzung zum Streik und zu den zu ergreifenden Maßregeln Stellung nehmen.
Karlsruhe wurde, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, der Kutscherstreik (vgl. Nr. 105 d. Bl) durch Eingreifen des Ministers des Innern und des Oberbürgermeisters gütlich beigelegt. 1
In Pforzheim haben, nach demselben Blatte, da die Streitig⸗
keiten nicht beigelegt worden sind, die Fabrikanten 550 organisierte Etuiarbeiter ausgesperrt. (Vgl. Nr. 101 d. Bl.).
Die . Zeitung“ meldet aus Montreal, daß 12 000 Textilarbeiter in der Provinz Quebec in den Ausstand getreten sind. Es drohe eine Brachlegung der gesamten Textilindustrie der Provinz Die Arbeiter verweigerten die Annahme einer! Lohn⸗
minderung.
““ Wohlfahrtspflege. 1 8 b
Wie die „Kölnische Volkszeitung“ meldet, hat die in Neuß ver⸗ storbene Witwe Dr. Clemens Sels, geb. Hoffstadt, der Stadt Neuß 250 000 ℳ für den Bau eines Museums, außerdem sehr wertvolle Kunstsammlungen vermacht. Das Waisenhaus in Neuß erhält 20 000 ℳ, der Vaterländische Frauenverein 20 0D00 ℳ, der Wöchnerinnenverein 20 000 ℳ, Gymnasium und Oberrealschule 20 000 ℳ als Studienstiftung und die Väter vom hl. Geist, Abtei Knechtsteden, ebenfalls 20 000 ℳ.
Kunst und Wissenschaft.
Im Jahre 1902 begann eine internationale Meeres⸗ gserschung, an der das Deutsche Reich, Dänemark, Schweden, Norwegen, Holland, Belgien, England, Rußland und Finnland beteiligt sind, ihre Tätigkeit. Es sollten dabei die wissenschaftlichen Grund⸗ lagen für eine rationelle Seefischerei erforscht und festgelegt werden. Es wurden von den verschiedenen beteiligten Staaten wissenschaft⸗ liche Expeditionen ausgerüstet und Körperschaften begründet, denen vier-· Hauptaufgaben zufielen: Hydrographische
i denen u. a. die Lebensbedingungen der
Arbeiten, 4 ermittelt werden sollen; Forschungen über
nutzbaren Seetiere
die kleinen tierischen und pflanzlichen Organismen (Plankton⸗
forschungen), die als Hauptnahrungsquelle der Meeres⸗ bewohner eine wichtige Rolle spielen, ferner das Studium der Nutz⸗ fische vom Ei bis zur vollentwickelten Form, und endlich Fischerei⸗ statistik. Die deutsche wissenschaftliche Kommission für diese internationale Forschung hat nun kürzlich in den Mitteilungen des deutschen Seefischereivereins eine Zusammenstellung über die bis⸗ herigen Ergebnisse dieser Forschungen und über deren weitere Ziele veröffentlicht. Folgende Angaben dürften von allgemeinem Interesse sein: Die Wasserverhältnisse unserer Meere sind durch die Fahrten der bx in ihren Grundzügen völlig geklärt
nwendung gekommenen Methoden wurden ver⸗
allgemeinen haben die deutschen Methoden und Anschauungen immer mehr Eingang in den übrigen Ländern gefunden. Bei dem Studium der urgeschichte der Nutzfische be⸗ schaftigte man sich vor allem mit der Scholle und dem Kabliau im Nordseegebiet. Auch hat man dadurch, daß lebende Schollen und Flundern mit Marken versehen und wieder ausgesetzt wurden, u. a. Aufschlüsse über die Wanderungen dieser Fischarten erhalten. Ein
Fragen
8 sehr wichtiges Ergebnis lieferte ferner das Studium der Fortpflanzung
des Aaleg. 1 Allantischen Ozean zu uns kommt, hat man den praktisch bedeutungs⸗
voollen
Da sich zeigte, daß die Aalbrut zum größten Teil aus dem
ersuch gemacht, junge Aale aus den Gewässern des westlichen England in großen Mengen nach Deutschland und Dänemark zum Besetzen der süßen Gewässer einzuführen. Hiervon verspricht man sich eine Vermehrung der Fischereierträge in Deutschland. Die Marktstatistik wird jetzt auf Grund des internationalen Programms
in einer Weise Bgefübet daß 88. die Exgiehigtet der Fischgründe
gut erkennen läßt und auch heit über Veränderungen, die in den Fangergebnissen infolge der zunehmenden Fischerei eintreten, gewonnen wird. Die begonnene Fischereistatistik wird zum ersten
ale Aufschlüsse über die Beteiligung der einzelnen Nationen an der Ausbeutung des Meeres und der einzelnen Meeresteile bringen. Bei der bisherigen Meeresforschung zeigte sich, wie nützlich und un⸗ entbehrlich die Forschungsdampfer sind, die von den verschiedenen Ländern für diesen Zweck angeschaft wurden. Deutschland besitzt hierfür den Dampfer „Poseidon“. Die Terminfahrten, die seit Be⸗ ginn der Forschungen im Februar, Mai, August und November jeden Jahres ausgeführt werden, erwiesen sich aber als nicht aus⸗ reichend. Es soll daher eine ständige Ueberwachung des Meeres an⸗ gestrebt werden, um sofort über ungewöhnliche Veränderungen im Meer unterrichtet zu sein. Dies ist um so wichtiger, als ungewöhnliche Zustände der Wasserverhältnisse wahrscheinlich auch Schwankungen im Auf⸗ treten des Planktons und in letzter Linie Schwankungen der Fischerei⸗ erträge im Gefolge haben. Vor allem ist ohne gründliche hydro⸗ graphische Untersuchungen keine Klarheit über Ursachen, Richtung und Stärke der Fischwanderungen, die für die Fischerei von größter Bedeutung sind, zu erlangen. Die bisherigen Forschungen haben hierzu nicht genügt, zumal die Zeit zum großen Teil durch Vor⸗ arbeiten in Anspruch genommen wurde. Ferner ist es erforderlich, daß die biologischen Untersuchungen, die sich bisher wesentlich auf Scholle und Kabliau erstreckten, sorigesett, d. h. auch auf die übrigen Nutztiere des Meeres ausgedehnt werden. Inwieweit aber diese Pläne zur Durchführung kommen können, wird davon abhängen, wie sich die einzelnen, an der internationalen E“ beteiligten Staaten zu einer Fortsetzung der Arbeiten stellen. inige Länder haben bereits ihre Bereitwilligkeit zu erkennen gegeben, und es kann auch eeresforschung, die um⸗ srasten Nutzen für die Seefischerei in den nordeuropäischen Meeren 8 ein wird.
Vorgeschichtliches aus Württemberg. Der Prähistoriker Dr. Schliz in Heilbronn hatte, wie der „Globus“ mifkteilt, Ende 1906 wenige Kilometer westlich von der Stadt Weinsberg ein turm⸗
bäude nachgewiesen, an das sich ein ausgedehntes und gut ausgestattetes römisches Badegebäude anschließt. Da keine Spur eines römischen Dorfes dabei vorhanden, so erscheinen Turm und Bad hier rätselhaft. Es gelang Dr. Schliz nun nachzuweisen, ß an der Stelle schon in vorröͤmischer eit ein notenpunkt Handels⸗ Ueberland⸗
uralten und
verkehrs vorhanden war, der durch den Salzhandel des salzreichen württembergischen Frankenlandes belebt wurde. Nicht wen als drei Salzstraßen, von drei Hauptquellen ausgehend, ver⸗ eini sich hier in vorrömischer Zeit, Straßen aus der Hallstatt⸗ und der La Toönezeit. Die Römer waren es, die dann diese alten ne ausbauten, sie verbesserten und die verkehrsreiche Stelle zur Errichtung eines Straßenbades benutzten. Damit gber schlossen sie sich nur den älteren, vor ihnen vorhandenen Verkehrsverhältnissen an. Sie kamen, wie Schliz jeigt, nicht in eine Wüste, sondern fanden schon alte Kulturverhältnifse vor. Uhlands Briefwechsel ist mit dem gesamten handschriftlichen Nachlaß des Dichters Fefertengs im Schillermuseum in Marbach eborgen. Der Schwäbische Schillerverein beabsichtigt, den voll⸗ ändigen Briefwechsel zu veröffentlichen, und zwar durch den Heraus⸗ geher von Uhlands „Tagbuch“ und Mitherausgeber der kritischen Aus⸗ gabe von Uhlands Gedichten, Julius Hartmann. Besitzer von Originalbriefen Uhlands werden daher gebeten, kurze Angaben über Ort, Zeit und Adressaten sowie derzeitige Eigentümer der Briefe an
das Schillermuseum einzusenden. “
“
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Uebersicht über die Getreide⸗Ein⸗ und Ausfuhr in den Niederlanden und insbesondere in Nett in den ersten drei Monaten
]
(Nach einem Bericht des Kaiserlichen Konsuls in Rotterdam.) Eingeführt wurden:
1908
„in den ersten drei Monaten
1000 kg
1907
März
in den ersten drei Monaten
1000 kg
März
1000 kg 1000 kg
55 445 144 753 4 193
2 539
8 725 82 885 298 540 148 114
18 822 128 039 2 301 44 873 100 658 60 230 354 923 225 062
8 926 56 598 2 519 7⁰⁰
3 661. 76 615
149 019 89 402
11“ 2 908 Deutschland. 2 996 Rumänien.. .. 863 Rußland.. 11 535 Anderen Ländern 1 488
zusammen.. 19 790
davon in Rotterdam. 14 797
Gerste: aus Belgien. 5 560 Deutschland. 4 562 Oesterreich⸗Ungarn. 318 Rumänien.. .. 5 249 EAEETTbön11“”“; 14 331 Anderen Ländern . 8 111
zusammen. . 38 131 davon in Rotterdam. 31 872
Mais: aus Verein. St. v. A.. 40 461 a1111“” 11 684 Rio de la Plata . 950 Rumänien. b 1 302 Rußland.. 14 504 Anderen Ländern 1 499
zusammen.. 70 400 davon in Rotterdam. 57 717
Hafer: aus d Belgien. 19 882 26 730 Deutschland.. 7 902 19 577 Rumänien .. 305 736 Rußland. 6 949 11 259 Anderen Ländern 26 451 27 509
zusammen... 61 489 85 811 davon in Rotterdam. 38 863 52 616
Ausgeführt wurden:
——
1908
in den ersten drei Monaten
1000 kg
6 093 52 844 1 119 15 844 46 468 59 784 182 152 128 327
Verein. St. v. A.. Ww“ Deutschland Rumänien. Rußland. Anderen Ländern
zusammen.. davon in Rotterdam.
Roggen: aus Halgi
10 318 8 688 3 897 15 570 32 798
20 340 5 306 36 495 2 121 14 60
45 364 25 325 85 402 29 336/ 21 176 70 328
2 739 1 696
9 513 6 536
16 208 7 425 8491 3 242 1 826 308
17 188 3 495
34 445 7708
13 432 1 395
T2S5Z
73 887 15 316
28 422 10 265 4 576 26 509 33 405 7 479
110 656 78 850
64 691 55 008 30 268 16 586 15 996
4 474
187023 111 539
66 308] 42 695 36 501 18 180 5 427 350 23 995 1 645 32 865 6 001 :2 232 2 731 167 328 71 602 124 101 45 021
17 726 16 228 8 288 2 595 7 729 52 566 32 544
30 326 31 183 20 668
4 752
7 765 94 694 62 046
1907
in den ersten drei Monaten
1000 kg
28 270 297 g-
März März 1000 kg
5 889 108 gx-
1000 kg
Weizen: nach “; Deutschland. Anderen Ländern
usammen.. r Rotterdam n
nach elgien 3
Deutschland. Anderen Ländern
zusammen... davon über Rotterdam
Gerste: nach “ 5 066
Deutschland. 24 926 15 735 2
6e“ — 40 95
Anderen Ländern. — — 17
zusammen.. 29 992 24 414
davon über Rotterdam 21 194 12 865
Mais: nach Belgien 2 992 571
Deutschland.. 19 036 20 815
Anderen Ländern. 45 35
zusammen.. 22 073 21 421
davon über Rotterdam 10 436 5 717 afer: na
5 fsxgans 8 ZG1u“ 203 721
Deutschland. 50 650 49 774
England . .. 171 172 Anderen Ländern. 113 261
esexnen 1 51 137 53 928 davon über Rotterdam
17 303 219 599 7
9
238 907 111 972
15 286 137 8.
114 293
davon ü 63 455
72 357 224 730 5328 28 794 15 346 56 695 1703 1224 — — — 8 bb
5047 21 416 12 525 47 644
19 233 86 080
15 826 8 639
29 648
Ausstellungswesen. 8
Zur Einführung eines neuen e[chentnden Een 1““ in Deutschland im Interesse des koloniglen Baumwoll-ä. baues hat das Kolonial-wirtschaftliche Komitee mit Unterstützung des. Reichsamts des Innern eine Ausstellung amerikanis und englischer Baumwollerntebereitungsmaschinen in der Maschinenhalle des Instituts für . pge in Berlin, See⸗ straße 4 a, veranstaltet, die vom 5. Mai bis 3. Juni vormittag 10 Uhr bis hr.; 5 Uhr bei freiem Eintritt für jedermann geöffnet ist. Zum ersten Male werden in Deutschland Baumwoll⸗ entkörnungsmaschinen (Walzen⸗ und Sägensystem), Ballenpressen und Baumwollsämaschinen im Betrieb vorgeführt. Die Rohbaumwolle stammt aus Togo und Deutsch⸗Ostafrika. Die Vorführungen im Betrieb finden Mittwoch, den 6. Mai, 13. Mai, 20 Mai, 27. Mai und 3. Juni, Vormittags 10 bis 12 Uhr, statt.
In den deutschen Kolonien sind bereits Baumwollerntebereitungs⸗ maschinen im Werte von etwa ¼ Million Mark im Betrieb; bei dem fortgesetzt zunehmenden Baumwollanbau in den Kolonien — durch die Eisenbahnen in Togo und Deutsch⸗Ostafrika werden weite Gebiete für die Baumwollplantagenkaltur und insbesondere für die ½ezumwoll⸗ eingeborenenkultur erschlossen werden — wäre es daher zum Nutzen unserer heimischen Maschinenindustrie wünschenswert, wenn der fort⸗
esetzt wachsende Bedarf an diesen Maschinen in Zukunft im Mutter⸗ ande gedeckt werden könnte.
Neben den 25 Maschinen wird eine Sammlung von Halb⸗ und Ganzfabrikaten aus deutsch kolonialer Baumwolle, wie Garne und Gewebe, Hemden, Hosen, Jacken und Strümpfe, in der Ausstellung vorgeführt. Die Fabrikate sind von der Chemnitzer Aktien⸗Spinnerei und anderen sächsischen Fabriken sowie von der Mech. Trikotweberei Hechingen Liebmann u. Levi zur Verfügung ge⸗ stellt und zeigen, in welch mannigfacher Weise die deutsch⸗koloniale Baumwolle bereits Verwendung findet; einige dieser Artikel haben sich schon im Auslande einen guten Namen erworben. — Ferner hat das Kalisyndikat in Leopoldshall⸗Staßfurt die Ausstellung durch eine Sammklung instruktiven Materials be⸗ reichert, das die Vorteile der Düngung bei der Baumwollkultur vor Augen führen soll. Gepreßte Baumwollballen verschiedener Größe zeigen anschaulich das Verhältnis der Erträge auf gedüngtem und un⸗ gedüngtem Boden, und mehrere Tafeln und Diagramme zeigen die Erfolge der künstlichen Düngung bei der Baumwollkultur, andere den Kaliverbrauch der Landwirtschaft in den wichtigsten Ländern, den Weltgeschäftsverkehr des Syndikats u. a. m. Eine Sammlung von HSe eine Baumwollstaude mit reifen Kapseln vervollständigen
as Bild.
Der Besuch der interessanten Ausstellung dürfte nicht nur für Industrielle und Arbeiter einen Anziehungspunkt bilden, sondern jedermann, insbesondere allen Kolonialinteressenten, wie Beamten, Pflanzern und Kaufleuten, zu empfehlen sein.
8
Literatur.
„Die Entwicklung des Segelsports in Deutsch⸗ land.“ Von Dr. Lübeck. Mit Abbildungen. Konrad Mecklenburg vormals Richterscher Verlag in Berlin W. 30. (Brosch. 1 ℳ, geb. 1,50 ℳ). — Das vorliegende Buch bildet den 5. Band der von Professor Dr. F. Bolte herausgegebenen „Nautischen Bibliothek“ und schildert in anschaulicher, durch viele Abbildungen sehr glücklich verdeutlichten Art die Kunst, ein Segelboot aufzutakeln und zu führen. Der ⸗Ge⸗ schichte des Segelsports und seinen modernen Betätigungsformen, unter besonderer Berücksichtigung der verschieden dafür in Betracht kommenden Schiffstypen, wird ein geziemender Raum in dem Buche angewiesen, der reichhaltige Inhalt, bei dem auch der
umor zu seinem Recht kommt, ist am As. aus folgenden Kapitelüber⸗ schriften zu ersehen: „Was schickt sich an Bord, was nicht?“ „Wie finden wir uns an Bord zurecht?“ „Weiteres von der Jacht“; „Das Auftakeln“; „Die Technik des Segelns“; „Wir stechen in See“; „Wem begegnet man unterwegs? „Die verschiedenen Arten der Boote und Jachten“; „Geschichtliches“; „Der Deutsche Seglerbund“; „Regatta⸗Segeln“; „Vermessung und Vergütung“; „Vermessung der Jachten“.
— Ernst Zahn veröffentlicht in dem soeben erschienenen Maiheft der „Deutschen Rundschau“ seine neue Novelle „Die Hexe“, die in ihrer holzschnittartigen Zeichnung und prägnanten Kürze einen neuen Beweis von dem großen Können des Dichters bietet. An große Tote mahnen zwei Aufsätze: seine Erinnerungen an den ihm nah be⸗ freundeten Jos. Joachim erzählt Julius Rodenberg, während Wil⸗ helm Langs Nachruf auf Eduard eine eingehende, verständnis⸗ volle Würdigung des großen Gelehrten bringt. Die vielumstrittene Frage nach dem endgültigen Wert der Werke älterer englischer Kunst, deren Ausstellung in Berlin vor kurzem so allgemeines Inter⸗ esse erregte, weiß Werner Weisbach durch Beobachtungen und historische Ausblicke in ein neues Licht zu rücken. Eine Erzählung von August Strindberg „Der Jarl“ führt in die Ver⸗
angenheit Schwedens. Einen kritischen Ueberblick über das Berliner
heater der letzten Spielzeit gibt Karl Frenzel, M. von Brandt spricht über die Völker Chinas im Anschluß an ein Werk Dr. A. Forkes. Die Beziehungen zwischen und Laube behandelt Ernst Elster auf Grund neuer Briefe Laubes, deren Veröffentlichung fortgesetzt wird. Professor Rich. M. Meyer endlich, bespricht das soeben er⸗ schienene Buch Bernoullis über Overbeck und Nietzsche.
— Aus Anlaß der Einweihung der Hohkönigsburg erscheint im Verlage der Architekturbuchhandlung Ernst Wasmuth, A.⸗G. Berlin, als erstes Supplementheft des Weihnachten . Jahres ab⸗ geschlossenen Werkes „Bodo Ebhardt, Deutsche Burgen“ „Die Hohkönigsburg“ von Bodo Ebhardt. Das Heft (Folioformat) enthält auf Grund authentischen urkundlichen Materials eine bau⸗ geschichtliche Untersuchung der Hohkönigsburg sowie die Geschichte ihrer Wiederherstellung mit etwa 100 Textillustrationen, Tafeln und Farbendrucken nach photographischen Originalaufnahmen und zeich⸗ nerischen Darstellungen vom ehemaligen und heutigen Zustand der Burg in ihren Gesamtansichten und Einzelheiten.
— Durch die Erforschung der Vererbung charakteristischer Eigen⸗ schaften von den Eltern auf ihre Nachkommenschaft ist auch die Er⸗ zeugung neuer Pflanzenformen in der Gärtnerei auf einen Stand ge⸗ bracht, der verheißungsvolle Ausblicke in die Zukunft eröffnet. Der Anstoß zu dem neuen Aufschwung dieser Frage liegt bereits vierzig Jahre zurück und ging von dem Abt Gregor Mendel aus. Er machte zahlreiche Beobachtungen über die Art und Weise, in der sich die Haupteigenschaftre der Eltern bei der Nachkommen⸗ schaft wiederfinden, und zog daraus scharfsinnige Schlüsse auf die Möglichkeit, durch willkürliche Kreuzung bestimmter Arten neue Formen zu erzielen. Aber seine v en. verstanden nur wg-g vn 1, genossen, und so gerieten die Ergebnisse seiner Forschungen in Ver.
essenheit. Erst in neuester Zeit erfolgte fast gleichzeitig durch drei otaniker, De Vries, Correns und Tschermak eine Neuentdeckung der Mendelschen Vererbungsregeln, und seitdem beschäftigen sich zahlreiche Botaniker, Zoologen Lad Phrescleven mit der weiteren Erforschung, da man eine Geltung der e: nicht nur für die Botanik, sondern auch für zahlreiche andere Lebewesen annimmt. Eine enaue Darlegung dieser interessanten Frage bietet der Biologe verungsrat Dr. Otto Appel von der Kaiserlichen Biologischen Anstalt Dahlem in dem Abschnitte „Der Mensch und die Pflanzen“ des Hans Kraemerschen Monumentalwerkes „Der Mensch und die Erde“ (Deu Verlagshaus Bong u. Co., Berlin W. 57, Lieferung 60 ₰), das sich auch in den neuerschienenen Heften wieder durch gediegene Textbehandlung und gute Bilder auszeichnet. Auch die Mendelschen e sind durch zahlreiche farbige und schwarze Abbildungen so gut veranschaulicht, daß das Eindringen in die interessante Materie dadurch sehr erleichtert wird.
Schulze, Direktor der Navigationsschule im