0⁴ in Bernburg bestehenden Versicherungsunternehmens auf die Firma Schlachtviehversicherung von G. H. Koch u. Co. in Bernburg genehmigt (§ 14 a. a. O.); 8
B. ferner gemäß § 13 a. a. O. folgende Geschäftsplan⸗ änderungen genehmigt, und zwar:
1) der Norddeutschen Vieh⸗Versicherungs⸗Ge⸗ sellschaft auf Gegenseitigkeit zu Hamburg die Aus⸗ dehnung des Betriebs auf Preußen, Sachsen und Hessen durch Entscheidung vom 9. April 1908,. “
2) der Concordia, Cölnische Lebens⸗Versiche⸗ rungs⸗Gesellschaft in Cöln, die Ausdehnung des Be⸗ triebs auf Luxemburg durch Verfügung vom 2. Juni 1908;
3) der Gothaer Lebensversicherungsbank auf Gegenseitigkeit in Gotha die Ausdehnung des Betriebs auf Belgien durch Verfügung vom 5. Juni 1908;
4) der Deutschen Lebensversicherungs⸗Gesell⸗ schaft in Lübeck die Ausdehnung des Betriebs auf Argentinien durch Verfügung vom 6. Juni 1908; b
5) dem Deutschen Lloyd, Transport⸗Versiche⸗ rungs⸗Aktien⸗Gesellschaft in Berlin, die öe. des Betriebs der Glasversicherung auf Braunschweig dur Verfügung vom 11. Juni 1908. 8 .“
Berlin, den 24. Juni 190o93. b
Das Kaiserliche öö für Privatversicherung.
runer. 8
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 38 des Reichsgesetzblatts enthält unter Nr. 3500 den Internationalen Funkentelegraphenvertrag, vom 3. November 1906. Berlin W., den 30. Juni 1908. Kaiserliches Postzeitungsamt
ajestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen Regierungspräsidenten Dr. jur. Gramsch in Allenstein zum Mitgliede der Ansiedlungskommission für Westpreußen und Posen auf die Dauer von drei Jahren und um Vorsitzenden dieser Kommission mit der ö räsident und unter Verleihung des Charakters als Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat mit dem Range der Räte erster Klasse zu ernennen 8 5* “ 1“ Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Landrat Grafen Friedrich von Platen⸗Haller⸗ mund in Langensalza zum Regierungsrat und— den Regierungsassessor Grafen von Baudissin in Neu⸗ stadt (Westpr.) zum Landrat zu ernennen sowie dem Polizeiinspektor Wohlrabe in Cassel aus Nrlef eines Scheidens aus dem Amt den Charakter ..2 u verleihen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst ge. dem Regierungs⸗ und Baurat Sugg in Breslau bei. Uebertritt in den Ruhestand den Charakter als Geheime
b den Eisenbahnsekretären Bormann in Hannover und
Lindenau in Bad Oeynhausen, bisher in Breslau, sowie den Eisenhahnobergütervorstehern Seignette in Bocholt und Kettlitz in Altenplathow bei Genthin, bisher in Leipzig, bei dem Uebertritt in den Ruhestand den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.
1“ * G e s e . v1“ 1“ 8 betreffend Abänderung der Wegeordnung für die
Provinz Westpreußen vom 27. September 1905.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc., 1 verordnen, mit süstnmmung der beiden Häuser des Landtags der Monarchie, für die Provinz Westpreußen, was folgt: Einziger Artikel.
Der letzte Satz des 3 28 der Wegeordnung für die Preoi Westpreußen vom 27. September 1905 (Gesetzsamml. S. 357) wird, wie folgt, abgeändert:
Bei der Abschätzung des Hebungsrechts wird der der Abschätzung vorausgegangene, sechsjährige Zeitraum zu Grunde gelegt. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift beigedrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Neues Palais, den 8. Juni 1908. (L. S.) Wilhelm R. 8 Fürf von Bülow. von Bethmann Hollweg. von Tirpitz. Freiherr von Rheinbaben. von Einem.
Delbrück. Veseler. Breitenbach. von Arnim.
von Moltke. Holle. Sydowr.
v“ “ “ 11““
Auf Ihren Bericht vom 6. Juni d. J. will Ich der Stadtgemeinde Berlin behufs Erwerbung der zur Er⸗ breiterung des Flußlaufes am linken Spreeufer und zum Neubau der Inselbrücke erforderlichen Flächen des sogenannten Insel⸗ speichers, welche auf den anbei zurückfolgenden Plänen gelb angelegt sind, hiermit das Enteignungsrecht verleihen.
Neues Palais, den 17. Juni 1908.
8 Wilhelm R.
Breitenbach.
“
und
“
Finanzministerium.
Versetzt sind die Rentmeister bei Königlichen Kreiskassen: Müller von Striegau nach Görlitz, 11 Gitzen von Wittlich nach Glogau, Taubert von Wanzleben nach Obornik, Seifert von Goldap nach Jüterbog und Schmeiser von Geilenkirchen nach Siegburg.
Zu Rentmeistern bei Königlichen Kreiskassen sind ernannt: in Striegau der Steuersekretär Schiller aus Dt v1“ v“
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in Wittlich der Steuersekretär Zimmermann aus Bonn und 8 “
in Borken der Regierungshauptkassenbuchhalter Lickefett aus Düsseldorf.
Königliche Generallotteriedirektion
Bekanntmachung. Die Ziehung der 1. Klasse 219. Königlich preußischer Klassenlotterie wird nach planmäßiger Be⸗ stimmung am 7. Juli 1908, früh 8 Uhr, ihren Anfang nehmen. Das Einzählen der sämtlichen 288 000 Losnummern nebst den 8000 Gewinnzetteln gedachter 1. Klasse wird schon am 6. Juli 1908, Nachmittags 11½2 Uhr, durch die Königlichen Ziehungskommissarien im Beisein der Königlichen Lotterie⸗ einnehmer Herren Haseloff, Gerold, Freiherr v. d. Bottlenberg, Schwabe von hier öffentlich im Ziehungssaal des Lotterie⸗ gebäudes stattfinden. 8 Berlin, den 30. Juni 1908. v“ Königliche Generallotteriedirektion. Pceus. Iich.
8
Ministerium des Inner
Dem Landrat Grafen von Baudissin ist das Landrats⸗ amt im Kreise Neustadt (Westpr.) übertragen worden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.
Bekanntmachung.
Die Turn⸗ und Schwimmlehrerinnenprüfung, die im Herbst 1908 in Berlin abzuhalten ist, wird Ende November 1908 an einem noch Tage beginnen.
Unter Bezugnahme auf meinen Erlaß vom 1. November 1906 — UIII A 3209 ꝛc. — weise i9 ausdrücklich darauf hin, daß zu dieser Prüfung nur in der Provinz Brandenburg oder in einer solchen Provinz wohnende Bewerberinnen zuge⸗ lassen werden, in welcher eine Pruͤfungskommission für Turn⸗ lehrerinnen noch nicht besteht. Ausnahmen von dieser Be⸗ stimmung sind nur zulässig, wenn die r. Anträge durch besondere Verhäͤltnisse z. B. durch den Ort der Ausbildung für die Prüfung, begründet sind.
Meldungen der in einem Lehramt stehenden Bewerbe⸗ rinnen sind bei der vorgesetzten Dienstbehörde spätestens bis zum 15. September 1908, Meldungen anderer Bewerbe⸗ rinnen bei derjenigen Königlichen Regierung, in deren Bezirk die Betreffende wohnt — in Berlin bei dem Herrn Polizei⸗ präsidenten —, ebenfalls bis zu diesem Tage anzubringen.
Ist der Aufenthaltsort der Bewerberin zur Zeit ihrer Mel⸗ dung nicht ihr eigentlicher Wohnsitz, so ist auch der letztere anzugeben. 18 8
Die Meldungen können nur dann finden, wenn sie genau der Prüfungsordnung vom 15. Mai 1894 entsprechen und mit den im 8§ 4 derselben vorgeschriebenen
88 unngsmäßig versehen sind. In dem Gesuche
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gen sedes Gefuchs stld zu einem Serlin, den 19. Juni 19 3. Unterrichts⸗ und Medizina Im Auftrage: von Bremen.
— 8 11¼.
8. 8
Am Lehrerseminar in Schwerin n. W. ist der bisherige kommissarische Lehrer Munzel vom Seminarnebenkursus in Wongrowitz als ordentlicher Seminarlehrer und 3 an der Luisenstiftung in Posen der bisherige kommissarische Lehrer Dr. Kösters als ordentlicher Seminarlehrer endgültig angestellt worden. 8 11“
Hauptverwaltung der Staatsschulden.
1 Bei der Hauptverwaltung der Staatsschulden ist der Diätar Stahlberg zum Kassensekretär ernannt worden.
8
Evangelischer Oberkirchenrat.
Zum Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde in erraz im Staate Rio Grande do Sul (Brasilien) ist der astor Wilhelm Osterkamp in Candelaria (Brasilien)
berufen worden.
8 8 Ddie von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 29 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter
Nr. 10 905 das Gesetz, vetreffend die Ergänzung und Ahb⸗ änderung der Generalkonzession für die von der Gemeinschaft der evangelischen Landeskirche sich getrennt haltenden Lutheraner vom 23. Juli 1845 (Gesetzsamml. S. 516), vom 23. Mai 1908, unter
Nr. 10 906 das Gesetz, betreffend Abänderung der Wege⸗ ordnung für die Provinz Sachsen vom 11. Juli 1891, vom 8. Juni 1908, unter 1
Nr. 10 907 die Verordnung, betreffend das Inkrafttreten des Gesetzes vom 2. Januar 1905, vom 21. Juni 1908, unter
Nr. 10 908 die Bekanntmachung, betreffend die gegen⸗ seitige Freilassung der Angehörigen des preußischen Staats einerseits und der Angehörigen Dänemarks und der dänischen Kolonien anderseits von der Erhebung von Kirchensteuern, vom 17. Juni 1908, und unter
Nr. 10 909 die Verfügung des Justizministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Teil der Bezirke der
unkel, vom 26. Juni 1908. Berlin W., den 1. Juli 1908.
Königliches Gesetzsammlungsamt. Krüer.
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Wilmersdorf, 8
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vertsgerüeh Dillenburg, St. Goarshausen, Hadamar, Herborn
Abgereist:
Seine Erxzellenz der Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe Delbrück, in dienstlichen Angelegenheiten;
Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der öffentlichen Arbeiten Breitenbach, mit Urlaub nach der
1“ 8
Schweiz.
Deutsches Reich. d
Breußen. Berlin, 1. Juli. Im Monat Mai 1908 haben 3334 Schiffe 71
3366 Schiffe im Mai 1907) mit einem Nettoraumgehalt von 547 797 Registertons (1907: 525 792 Registertons) den Kaiser Wilhelm⸗Kanal benutzt und, nach Ab ug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblotsgeldes,
an Gebühren 261 362 ℳ (1907: 252 091 ℳ) entrichtet.
Der siamesische Gesandte Phya Sridhamasasana hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Legationssekretär Luang Bhinich Virafkich die Geschäfte der Gesandtschaft. “
“
Laut, Meldung des „W. T. B.“ find S. M. Ss. „Arcona“ und „Niobe“ gestern in Tsuruga eingetroffen.
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Die Abgeordnetenkammer verhandelte gestern über eine Interpellation Casselmann (lib.) und Genossen, ob die Regierung die Verfassungsbestimmung über die Freiheit der Meinung dahin auslege, daß gegen Beamte oder Volks⸗ schullehrer, die in zweifellos berechtigter Vertretung von Standesinteressen auch scharfe Worte gebrauchten, mit Die⸗ ziplinaruntersuchung vorgegangen werden solle.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ begründete der Abg. Dr. Casselmann (lib.) die Interpellation besonders mit dem Hinweis auf die Disziplinaruntersuchung gegen den Lehrer Beyhl⸗Würzburg wegen Auslassungen in der von diesem berausgegebenen „Freien Schulzeitung“ und wegen Aeußerungen dieses Lehrers in Versamm⸗ lungen. Er warf dem Kultusminister vor, dieser habe in früheren Reden dem Parlamente unwahre Angaben gemacht. — Der Minister⸗ präsident Srtass von Podewils erklärte, daß das Recht der freien Meinungsäußerung für die Beamten kein unumschränktes sei. Wer sich in den öffentlichen Dienst begebe, dürfe auch bei Vertretung der Standesinteressen die Grenzen nicht überschreiten, die durch die Pflicht jum Gehorsam und zur Treue gezogen würden. Die Einleitung des Disziplinarverfahrens gegen den Lehrer Beyhl sei geboten gewesen. sc Es wurde sodann die Besprechung der Interpellation be⸗
lossen. Der Abg. Segitz (Soz.) warf der Regierung Verletzung der ssung vor, weil die Bestimmungen über die Disziplinarunter⸗ nicht auf Lehrer anwendbar seien. — Der Kultusminister hner erklärte, letzteres sei unrichtig, und betonte, das Vor⸗ bn Beyhl sei im Einverständnis mit dem isterrat
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mescn. Der Abg. Dr. Günther (liberal) bemerkte, mit sccgkeiten sollte sich das Gesamtministerium nicht abgeben, ‚ z Fregeln verfehlten ihren Zweck. — Der Abg. Pichler kbetonte, daß die Interpellation den Zweck der Einkreisung uusministers verfehlt, vielmehr dessen Stellung befestigt habe. es der Regierung nicht gelinge, den Radikalismus in der scchaft zu beseitigen, müsse sie das Staatsschulmonopol aufgeben freie Schule gewähren.
Nach weiterer Debatte wurde ein Antrag auf Schluß der Diskussion angenommen. Im ferneren Verlauf der Sitzung nahm die Kammer die Vorlagen, betreffend die Einführung des Postscheckverkehrs und betreffend die elektrische Bahn von Berchtesgaden nach dem Königssee, an.
Hamburg.
Seine Hoheit der Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg ist, „W. T. B.“ zufolge, heute vormittag an Bord des Dampfers „Eleonore Woermann“ von seiner Afrika⸗ reise in Hamburg wieder eingetroffen.
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Oesterreich⸗Ungarn.
DasöͤsterreichischeAbgeordnetenhaus . Hfolge⸗ in seiner gestrigen Sitzung den Dringli
hat, „W. T. B.“ chkeitsantrag reiter, betreffend die Reform des militärehrenrätlichen
Verfahrens 9 nachdem der Landesverteidigungs⸗
minister von Georgi konstatiert hatte, daß das ehrenrätliche Verfahren nach strengen Grundsätzen, unbeeinflußt von der Zentralverwaltung, gehandhabt werde. Sodann verhandelte das Haus den Dringlichkeitsantrag Malik, betreffend die Vor⸗ fälle an der Grazer und der Innsbrucker Universität.
— Das ungarische Abgeordnetenhaus hat gestern das internationale Uebereinkommen, betreffend die Funken⸗ telegraphie, das am 3. Dezember 1906 in Berlin ge⸗ schlossen worden ist, angenommen.
— Der Mörder des Statthalters Potocki, der Student Siczynski, ist, obiger Quelle zufolge, von dem Lemberger Geschworenengericht zum Tode durch den Strang verurteilt worden.
Großbritannien und Irland.
Im Oberhause besprach gestern Lord Curzon die Lage in Indien, insbesondere die vaße an der Grenze, Englands Beziehungen zum Emir von Afghanistan und die inneren Unruhen.
Wie das „W. T. B.“ berichtet, beglückwünschte Curzon die Regie⸗ rung zu dem Erfolge ihrer Grenzpolitik und erklärte, er gebe zu, daß es besser sei, daß sich England so wenig als möglich in die Angelegen⸗ heiten Afghanistans einmische, doch ebenso wichtig sei es, daß zwischen England und dem Emir ein durchaus klares Einverständnis herrsche und die gegenseitigen Verpflichtungen treulich erfüllt würden. Bezüglich des englisch⸗russischen Vertrages sei vom Emir noch keine Antwort ein⸗ gegangen. Er hoffe bestimmt, daß im Interesse der Beziehungen zwischen Großbritannien und Rußland und der englischen Beziehungen zu dem Emir eine befriedigende Antwort erfolgen werde. Der Redner besprach sodann im einzelnen die innere Lage Indiens, die Gegenstand größter Besorgnis gewesen sei. Die jüngsten Ereignisse seien nicht
zurückzuführen auf vereinzelte Ursachen, sondern auf einen
as Disziplinarverfahren nicht einzuleiten, wäre inkorrekt
britische Herrschaft. Er hätte gehofft, daß die gefährlichen Symptome nachlassen würden; aber man müsse rechnen mit einer immer wieder⸗ kehrenden Erneuerung der Unruhen in Indien, weil die Ursachen nicht vorübergehend, sondern in gewisser Beziehung fast dauernde seien. Er wolle Morley nicht zu einer Politik des Schreckens oder der Unter⸗ drückung drängen, aber er wünsche dringend, Gesetz Ordnung aufrechterhalten werde. — Der Staatssekretär für Indien John Morley ging auf die jüngsten Grenzexpeditionen ein und er⸗ klärte, sie seien mit außerordentlichem militärischen Geschick und Wirk⸗ samkeit ausgeführt worden. Die Regierung Buldige durchaus keiner Politik der Annektion oder 1 1. gebiets, und dies sei das wahre Geheimnis des Erfolges der Expedi⸗ tion gewesen. Es sei richtig, daß afgbanische Banden bei diesen Expeditionen mit verwendet worden seien; aber der Emir ätte sein Bestes getan, hauptsächlich in
ohmandsexpedition, um in freundschaftliche m Geiste vorzugehen, und dies freundschaftliche Verhältnis zur Regierung sei während des Be⸗ suches des Emirs in Morlty fuhr fort, 4 1 der Zustimmung des Emirs zum englisch⸗rusfsischen Vertrage. Curzon habe keine Ueberlegung bezüglich der bheiklen Verhandlungen gezeigt, die nicht nur die Verhältnisseim Osten, auch eine Reihe von europäischen Dingen beträfen, die den indischen Unruhen im Zusammenhang ständen. Er, Redner, habe nicht genug den männlichen Mut bewundern können, mit dem der Vizekönig auf einer Reform bestanden habe. Die Re⸗ gierung habe keine Wahl, sie müsse auf demn Wege der Reform be⸗ harren. Niemand könne eine Krisis, durch die die Regierung jetzt ezwungen wäre, die Reformen hintanzustellen, ernster nehmen als er. Per Redner erklärte, die Regierung wolle die Resultate der Unter⸗ suchung abwarten und dann auf 2 die administrativen Reformen gründen, die allen Klassen der indischen Bevölkerung die Gelegenheit geben sollten, ihre eigenen Angelegenheiten is zu einem gewissen Grade selbst wahrzunehmen. 1
Nach weiterer Debatte, in der alle Redner der Haltung Morleys ihre Billgung aussprachen, wurde der Gegenstand verlassen.
— In der gestrigen Sitzung des Unterhauses wurde der Staatssekretär des Auswaäͤrtigen Amts über die Unruhen in Teheran interpelliert.
In Beantwortung der Anfrage berichtete Sir Edward Grey, daß einige Personen in der britischen Gesandtschaft Zuflucht gesucht hätten, und brachte damit die Tatsache zusammen, daß der Schah in der Nähe der Gesandtschaft Truppen aufgestellt habe, ein unpassendes Vorgehen, gegen das die britische Regierung Protest erhoben habe, und aus dem ein Briefwechsel mit der persischen Regierung hervor⸗ gegangen sei, da man die Flüchtlinge ohne bindende Garantien für ihr leiblices Wohl nicht sich selbst überlassen koͤnne. Aus den Provinzen lägen Nachrichten über Unruhen vor, jedoch stimmten alle darin überein, daß für die Fremden keine Gefahr bestebe. — Der Abg. Dillon fragte an, ob die Regierung das Wort des Schahs als Bürgschaft annehmen werde, worauf der Staatssekretär Grey Erwägungen darüber schweben, welche Garantien zu fordern seien. 1
überlegten Feldzugsplan gegen ie
Frankreich. 8 Im gestrigen Ministerrat ließ der Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten Barthou, „W. T. B.“ zufolge, den Entwurf eines Gesetzes unterzeichnen, durch das der Betrieb des Westhahnnetzes nach seiner Verstaatlichung geregelt und die durch die Verstaatlichung erforderlich gewordenen finanziellen Maßnahmen getroffen werden. 8 8
In der gestrigen nichtöffentlichen Abendsitzung verhandelte die Reichsduma über zwei Vorlagen des Kriegsministers, betreffend die Bewilligung von Mitteln zur Vervoll⸗ ständigung der Vorräte und Mat erialien und zum Bau der für diesen Zweck nötigen Gebäude und dann zur ö strategischer Wege im westlichen Grenz⸗ gebiete.
Der Referent Graf Bobrinsky (gemäßigte Rechte) teilte, laut Bericht des „W. T. B.“, mit, daß man bei der vereinigten Beratung der Budget⸗ und der Landesverteidigungskommission zu dem Beschlusse gekommen sei, daß die Bewilligung der geforderten Kredite dringend notwendig sei, und daß der vom Kriegsminister bezeichnete Termin für diese Ausgaben der äußer ste sei, wenn man nicht riskieren wolle, daß die russische Armee im Falle einer Mobilisatton ungenügend mit allem Notwendigen versehen sei. Der Referent teilte ferner mit, daß fast alles für die Armee Notwendige in Rußland ange⸗ fertigt werde und nur ein unbedeutender Teil im Auslande. Die Beratung habe sich nicht auf den Rahmen der konkreten Vorschläge des Kriegsministers beschrdänken können, sondern habe die ganze Zeit über die Gesamtheit der Maßregeln im Auge gehabt, die zur Wiederherstellung der militärischen Machtstellung des Reichs auf diejenige Höhe nötig sei, welche die gegen wärtige Kriegstechnik und Rußlands e als Großmacht erheischten. Die Aus⸗ gaben, die das Kr egsressort gegenwärtig machsuche, erschöpften nicht die materiellen Opfer, die Rußland zur vollkommenen Erfüllung seiner Pflicht dem Vaterlande gegemüber hin chtlich der Unantastbarkeit der Grenzen zu erfüllen habe. Zum S lusse sagte der Referent: ⸗Wir würden unsere Pflicht vor dem Kaiser und dem Vaterlande nicht erfüllen, wenn wir nicht die Hoffnung aussprächen, daß eine einheitliche Regierung dem Kaiser über die Schwierigkeiten berichten würde, die sich aus den Meinur gsverschiedenheiten im Kriegs⸗ ministerium ergäben.“ er Kriegsm inister erwiderte, daß die Ausgaben des Friegsressorts, sogar de außerordent⸗ lichen, die gegenwärtig nachgesucht würden, nicht übergroß erschienen im Vergleich zu den Ausgaben des Krieges, den Rußland zu führen gehabt habe. Die Ausgaben seien nichts im Vergleiche zu den materiellen und moralischen Verlusten, die Rußland infolge Un⸗ vorbereitetseins erlitten habe. Eine Verringerung der Armee sei zwar wünschenswert, jedoch erst mit der Zeit möglich. Man müsse für die Armee die notwendigen Lehrkörper schaffen und ein dauerndes Kon⸗ tingent von Unterofftzieren heranbilden, nur danm könne man an Ein⸗
schränkungen denken. Das Haus bewilligte für die erste Voxlage 92 Millionen Rubel und für die zweite Vorlage 48 000 Rubel. 1 Italien.
In der gestrigen Sitzung der Dep utiertenkammer wurde über den Gesetzentwurf, betrefferrd den jährlichen Rekrutierungsplan, beraten.
T. e, es
E1ö 8 8 5—
Der Ministerpräsident Giolitti hob, laut Bericht des „W. B.“, bervor, daß dieser Plan ein durchaus begrenztes Ziel verfol nämlich das, die Rekrutierung im laufenden Jahre gemäß den 8 stehenden Gesetzen durchzuführen. Ein Freund der Regierung köͤnne nicht darein willigen, daß man, wie die Minderheit der Kommission vorschlage, gelegentlich der Beratungen über die jährliche Rekrutierung die Frage der zweijährigen Dienstzeit für Freiwt lige berate, die eine tiefgreifende Umänderung in der ganzen Organisation der Armee mit sich bring. Der Ministerpräsident bemerkte bei diesem Anlaß, daß die Kommission, die vom Bureau zur Prüfung des vor⸗ liegenden Gesetzentwurfs ernannt worden sei, nicht die Aufgabe gehabt habe, sich mit dieser Frage zu beschäftigen. Die Kammer könne zur Zeit diese Frage nicht lösen, ohne zugleich ihr Mißtrauen gegen die Armeeuntersuchungskommission auszudrücken, die über diesen wichtigen Punkt noch nicht entschieden habe. Der Ministerpräsident schloß mit der Erklärung, daß er aus diesen Gründen formell den Vorantrag gegen die Vorschläge der Kommissionsminderheit stelle. 8
daß das Gesetz und die
der Kammer Marcora den Dank wobei er unter lehhaftem Beifall betonte, daß er gewiß des ganzen Hauses zu sprechen. —
einer dauernden Besetzung des Stamm⸗ sei als das der vergangenen. Er König.
der letzten Periode der
Indien im letzten JZahre befestigt worden. er mißbillige die Bemerk ungen Curzons bezüglich
sondern mit
Die Abgg. Badoloni, Pistoig und Guicciardini sprachen gegen den Vorantrag, der schließlich in namentlicher Abstimmung mit 160 gegen 67 Stimmen angenommen wurde. In geheimer Abstimmung nahm das Haus mit 165 gegen 41 Stimmen die Vorlage, betreffend deg jährlichen Rekru⸗ tierungsplan, an.
Der Ministerpräsibdent Giolitti sprach sodann dem Präsidenten für seine Geschäftsführung aus, sei, im Namen Der Präsident Marcora hob in daß die Kammer in der abgelaufenen habe, das doppelt so groß mit einem Hoch auf den
seiner Erwiderung hervor, Legislaturperiode ein Arbeitspensum eilsdigt 0
Hierauf vertagte sich das Haus auf unbestimmte Zeit.
Schweiz. u“
Die Antwortnote Deutschlands auf die Note des
Bundesrats über das Schiedsgericht in der Frage der
Mehleinfuhr ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern in Bern ein⸗
getroffen und wird von der bundesrätlichen Delegation in
Uebereinstimmung mit Sachverständigen zur Festsetzung der Antwort geprüft werden.
— Norwegen. 8 1
Im Storthing interpellierte gestern der Rektor Gun⸗ desen den Staatsminister Knudsen wegen der Rede, die er s. an Bord des englischen Admiralschiffes „King Edward VII.“ bei dem von dem Admiral Beresson gegebenen Diner gehalten hat. Er habe darin ausgesprochen, daß Nor⸗ wegen sich im Falle von Verwicklungen auf das englische Volk verlassen würde.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ antwortete der Staats⸗ minister Knudsen, er habe damit nur ausdrücken wollen, wie Nor⸗ wegen sich bei einem möglichen zukünftigen Konflikt stellen werde. Wenn die Flotte eines der Staaten, die den Integritätstraktat unter⸗ jeichnet haben, Norwegen einen Besuch abstatte, und er für diesen Besuch danken solle, so sei es natürlich, daß er dabei ausspreche, daß Norwegen im Falle eines Konflikts sich auf das betreffende Land ver⸗ lasse. Er habe damit nicht sagen wollen, daß Norwegen sich mehr auf England verlassen wolle, als auf einen der übrigen Unter⸗ zeichner des Integritätstraktatz. Er würde in derselben Weise ge⸗ sprochen haben, wenn die deutsche oder. die russische oder die französische Flotte Norwegen besucht hätte. — Gundesen erklärte sich durch die Antwort des Staatsministers befriedigt und sprach die Hoffnung aus, daß der Vorgang zur Folge haben werde, daß kein norwegischer Staatsmann sich in Zukunft über die auswärtigen politischen Ver⸗ hältnisse Ausdrücke genau überlegt zu haben. 1 1114“
“ — J“ 8
Der argentinische Minister des Aeußern hat,
auslasse, ohne vorher seine
1 wie das „W. T. B.“ meldet, die argentinische Gesandtschaft in London um Auskunft über die angebliche Absicht Englands ersucht, die weiter als drei Seemeilen von der Küste entfernten Gewässer des Rio de la Plata zu einem mare liberum zu erklären.) 1I16““ 8
Asien. —
Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ aus Täbris haben die⸗ Türken das armenische Kloster Derik besetzt, das so gelegen ist, daß es die Stadt Salmas beherrscht. Seit vorgestern abend treffen Reiter des Khans Rachim ein. Da sie stellenweise auf Widerstand stießen, kam es zu Ausschreitungen, an denen sich auch der Pöbel be⸗ teiligte. Die Aufregung unter der Bevölkerung ist gewachsen. Die Gegner der Revolutionäre sind auf den von dem russi⸗ schen Konsul vorgeschlagenen Waffenstillstand nicht eingegangen. Die Basare und Karawansereien werden geplündert. In den gefährdeten Stadtteilen werden die Häuser “
Afrika. “
Wie das „W. T. B.“ meldet, ist in der Moschee zu Tetuan ein Brief Mulay Hafids verlesen worden, in dem er der Stadt für die Wahl zum Sultan seinen Dank ausspricht und die Entsendung einer Deputation nach Fes verlangt, die ein Geschenk von 500 000 Pesetas überbringen soll.
Nachrichten aus Tafilet besagen, daß sich in Tizimi, Ondagua und Tulal feindliche Haufen usammengeschart haben, die im Begriff sind, gegen die französischen Posten vor⸗ zurücken und die marokkanischen Grenzstämme an dem Handel mit den französischen Märkten zu hindern. Es sind Maßregeln getroffen, um Angriffen entgegenzutreten. ““
Parlamentarische Nachrichten.
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Kolmar — Czarnikau — Filehne sind, „W. T. B.“ zufolge, für Ritter sconf. 9594 Stimmen, für Lebinski Polez 6528, für Hoffmann (Refpt.) 3650, für Altmann (natlib.) 2456 und für Schulz (Soz.) 1003 Stimmen abgegeben worden. Zersplittert sind 17 und ungültig 11 Stimmen. Es ist mithin Stichwahl zwischen Ritter und Lebinski erforderlich.
Nr. 51 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus⸗ 27297 im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 27. Juni hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. — Nichtamtliches: Die Pfarrkirche von Rankweil in Vorarlberg. — Zum Brückenbau in Rußland. — Aufstellung einer eisernen Kanalbrücke durch Aus⸗ kragung. — Vermischtes: Karl Schäfers Bildnis. — Baukosten der Hochbauten in Preußen. — Wettbewerb für den Neubau von Wohn⸗ häusern für den Spar⸗ und Bauverein für Eisenbahnbedienstete in Stendal. — Zur Frage der Knickfestigkeit zusammengesetzter Stäbe. — Vermittlungsstelle zwischen Entwerfenden und Ausführenden im A“ ömp 8
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Eine Versammlung der Berliner Gemeindearbeiter nahm am Montag Stellung gegen die seitens des Magistrats erfolgte Ab⸗ lehnung der im April eingereichten neuen Lohnforderungen der städti⸗ schen Arbeiter. Einstimmig wurde, der „Voss. Ztg.“ zufolge, eine Erklärung angenommen, die den städtischen Körperschaften überreicht werden soll und in der ausgeführt wird, der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung haben die Berechtigung der Forderung dadurch anerkannt, daß sie den städtischen Beamten mit Rücksicht auf die immer schwieriger werdenden Existenzbedingungen Gehalts⸗ aufbesserungen zugebilligt haben. Diese Gründe träfen auch für die
* .“ “ 8 88
Nordwalde, Borghorst, Emsdetten,
Arbeiter zu. Weiter heißt es in der Erklärung: erheben ferner Einspruch gegen die Art, wie die Stadtverordneten⸗ versammlung die oben erwähnte Eingabe der Arbeiter abgetan hat, denn weder eine Nachprüfung der Anträge noch folgt. Sie erblicken darin eine schieden wehren.“
„Die Versammelten
waren, wie der „Köln. Ztg.“ aus streitigkeiten ausgebrochen; da sich ließ, haben, einem früher gefaßten glieder des Verbandes münsterländischer Textilindustrieller allen organisierten Arbeitern zum 11. Juli gekuͤndigt. sperrung erstreckt sich auf die Orte:
Münster gemeldet wird, Lohn⸗ eine Einigung nicht herbeiführen
gegen 3500, wird 1 Arbeitern gekündigt bei den beiden Firmen Sweering und
Beschlusse gemäß, sämtliche Mit⸗
2 Die Aus⸗ Warendorf, Sassenberg, tten, Mesum, Neuenkirchen, und Dülmen. Etwa die Hälfte aller Arbeiter, davon betroffen. In Emsdetten allein ist 1250 worden. In JIbbenbüren wurde Többen 200 Arbeitern gekündigt. Wie dem „W. T. B.“ aus Parma gemeldet Ernte unter behördlicher Bewachung schnell fort und ist zur Zeit fast vollendet. Infolge des Abfalls vieler zur Organisation ehörigen Bauern entschied die Arbeitskammer, daß alle freien dCedarleher die Arbeit wieder aufnehmen können. Infolgedessen glaubt man, daß die
Ibbenbüren,
, schreitet die
1 eine Antwort ist er⸗ 8 Nichtachtung, gegen die sie sich ent⸗ 8
Zwischen der Firma Brinkhaus zu Warendorf und ihren Arbeitern
Associazione agricole die Aussperrung für beendigt
wird. Der Streik, der am 1. Mai begann, ist tatsächlich zu Ende.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Saatenstand in Kurland. Der Kaiser liche Die Roggenfelder weisen bliebenen Pflanzen sich getreide stehen gut. Augenblicklich ist somit der Stand aller Saaten ein befriedigender. — Wenn nicht während der Heuzeit ungünstiges Wetter eintritt, dürfte auch eine genügende Futterernte zu erwarten sein.
Obgleich einige ausgiebige Niederschläge sehr willkommen.
12½
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
gut entwickelt. Weizen und Sommer⸗
Konsul in Libau berichtet unterm 25. Juni d. J.: zwar Fehlstellen auf, doch haben die ver⸗
Gewitterregen niedergegangen sind, wären weitere
In der zur Zeit in Dresden tagenden 49. Hauptversammlung 4
des Vereins Deutscher Ingenieure hielt
der Geheime Hofrat, Professor Dr. Hempel einen Vortrag über die .
Trinkwasserversorgung
der Städte vom chemischen Standpunkt. Er führte etwa
aus: Einer der auf uns tagtäglich wirkenden Faktoren ist das Wasser, das wir trinken. Die Erkenntnis von der Bedeutung einer guten Wasserversorgung für Stadt und Land ist seit Pettenkofer wieder von neuem ganz allgemein durchgedrungen; an Stelle von Tausenden von - verschmutzten Brunnen sind allerorten großartige asserleitungsanlagen getreten, infolgedessen sich die sanitären Verhältnisse an sehr vielen Orten in glücklichster Weise verbessert haben.é Bei der Wahl des Wassers, welches man für eine Stadt für das beste hält, ist augenblicklich in erster Linie der bakteriologische Befund entscheidend. Das Wasser, das die wenigsten Keime enthält, gilt als das beste. Wenn es die Verhältnisse zulassen, sucht man ein möglichst weiches Wasser zu erlangen, da dieses für den Betrieb der Dampfkessel die wenigsten Schwierigkeiten bereitet. Man vergißt ganz, daß den im Wasser enthaltenen Salzen eine große Bedeutung für die menschliche und tierische Er⸗ — jukommt. In der hygienischen und mediztnischen Wissenschaft bildet die Bakteriologie heute den Wegweiser, nach dem sich der Ideengang richtet. Eine Reihe von altberühmten Heilquellen, wie Karlsbad, Kissingen, Elster usw., werden noch heute in steigendem Maße von den Menschen besucht. Daran, daß dieselben chemischen Eigen⸗ schaften, die diese Heilquellen haben, allerdings in vermindertem Maße, auch andere Quellen besitzen, die an Tausenden von Orten fließen, denkt man nicht, man ist geneigt, in dem gewöhnlichen Wasser, das man im Hause benutzt, nur die Verbindung H,0 zu sehen und die anderen Bestandteile für ganz unwesentlich zu halten. Liebigs genialem Forscherblick verdanken wir die Er⸗ kenntnis, daß zum Gedeihen der Pflanzen die anorganischen Salze in erster Linie maßgebend sind. Die ganze mineralische Huͤn ung findet hierin ihre Begründung. Eingehendste Versuche vieler Forscher von denen sehr bedeutungsvolle seinerzeit von Nobbe in Tharandt ge⸗ macht worden sind, haben erwiesen, daß die Pflanzen nicht mehr ge⸗ deihen, wenn sie auch nur an einem Stoffe, den sie brauchen, Mangel leiden. Bei den Tieren und Menschen ist es natürlich genau ebenso. Diese Lehre Liebigs ist heute für die Pflanzen allgemein anerkannt. Bei der Ernährung der Menschen tröstet man sich hingegen mit dem Gedanken, daß ja die Nahrungsmittel, die enossen werden, an sich einen Ueberfluß an allen anorganischen Salzen aben, sodaß eine weitere Zufuhr nicht mehr nötig sei.
Ausgehend von diesen Ideen, ist der Redner auf den Gedanken gekommen, ob man nicht das Wachstum eines Knaben dadurch fördern könnte, daß man ihm viel kalk⸗ und salzreicheres Wasser zu trinken
ebe, als unsere Wasserleitung liefert. Zu diesem Zweck wurde das
asser des Artesischen Brunnens in Dresden als Grundlage ge⸗ nommen und diesem im Laboratorium der Technischen Hochschule die erforderlichen Salze zugesetzt. Der Erfolg hat die gehegten Erwartungen bei weitem übertroffen. Dr. med. C. Röse hat in⸗ zwischen eine Anzahl höchst interessanter Arbeiten veröffentlicht über den Zusammenhang von Wasserbeschaffenheit mit der Zahnverderbnis und Militärtauglichkeit. Röse zeigt an einem sehr großen Material, daß in Gegenden mit hartem Wasser der Prozentsatz der Militär⸗ tauglichen und der Menschen mit guten Zähnen größer ist als in Gegenden, wo weiches Wasser getrunken wird.
Wenn Röse den Schluß zieht, daß der Kalkgehalt die Ursache für die bessere Zahnbeschaffenheit der Menschen ist, so gibt es zu denken, daß er auch selbst angibt, daß in Gegenden mit reinem Gipswasser mitunter weniger gut entwickelte Zähne gefunden werden. Nach Eisels⸗ berg kommt der Kropf vorzugsweise in tiefeingeschnittenen Hoch⸗ gebirgstälern vor, die ihrer geologischen Formation nach nur weiches Wasser haben. Seit Römerzeiten liegt die Beobachtung vor, daß in vielen Hochgebirgstälern unverhältnismäßig viele Idioten getroffen werden. Man hat dies zum Teil von jeher mit der Beschaffenbeit des Wassers in ursächlichen Zusammenhan gebracht, was freilich wieder von anderer Seite bestritten worden nh.
„Im höchsten Grade merkwürdig ist, daß sich im menschlichen Körper an einigen Stellen Stoffe finden, deren Existenz man in den Nahrun smitteln durch die Analyse nicht hat nachweisen können. So findet sich in der Schilddrüse Jod, die Zähne und Knochen haben Fluor. Sieht man aber die Literatur durch, so wird man in den vorhandenen Lehrbüchern in den Angaben über Analpsen der Nahrungsmittel nirgends Jod finden; erst neuester
ist man imstande gewesen, das Fluor nachzuweisen.
eit 8. ist unzweifelhaft, daß der tierische Körper Stoffe konzentriert, die Tiere nur in ganz geringen Mengen vorhanden schließen, daß das Vorhandensein dieser außerordentlicher Wichtigkeit
in der Nahrung der sind. Man muß daraus Stoffe für die Gesundheit der Tiere von
ist. Verwendet man zum Trinken und Kochen für die Ernährung nur
Erdboden in Berührung war, entstehen, wie sie in tiefeingeschnittenen
Wasser, das ganz kurze Zeit mit dem so werden ähnliche Verhältnisse Hochgebirgstälern herrschen. Im Hochgebirge verdichtet sich an den kalten Bergspitzen, die zum Teil mit Eis und Schnee bedeckt sind, beständig Wasser, das dann in starkem Strom in wenigen Tagen oder Stunden in die Täler gelangt
und natürlich nicht Zeit gehabt hat, aus den Gesteinen Salle aufzu⸗ 4 8
nehmen. Die Wasser sind meist außerordentlich weich. Bel einer modernen Wasserleitung werden an den Stellen, wo die umpwerke stehen, häufig ganz ähnliche Verhältnisse erzeugt, wie im Hochgebirge. Das Wasser 8” Oberflächenwasser, was so schnell weggepumpt wird, daß es sich nicht mit Salzen saäͤttigen kann.
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